Eiskalte Blicke von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Duft ------------------------- Als Seto Kaiba mit dem Auto aus der Einfahrt fuhr und in Richtung der schwach beleuchteten Straßen lenkte, hatte er das eigenartige Gefühl des Tages noch nicht vollständig abschütteln können. Nicht, dass er Angst hatte, die ganze Sache käme ans Licht – nicht, dass er jemals wirkliche Angst empfunden hätte. Doch man konnte nicht sicher genug sein. Die Presse lauerte einem auf Schritt und Tritt und täten alles dafür, Schlechtes über den jungen Firmenchef zu berichten. Und käme heraus, dass der mächtige CEO in Gesellschaft einer Prostituierten verweilte, nähme es die gesamte Titelseite der morgigen Tageszeitung ein. Er kräuselte die Lippen, als er an sein Vorhaben dachte. In gewisser Weise widerte ihn die Vorstellung an, doch andererseits...er war eben ein Mann, der wenig für Gefühlsduseleien übrig hatte und schon gar nicht Zeit und Aufmerksamkeit in eine Beziehung investieren wollte. Dafür war er viel zu sehr mit seiner Firma beschäftigt, als dass er sich eine „Belastung“ (wie er es gerne nannte) zusätzlich aufhetzte. Fester umklammerte er das Lenkrad seines Wagens. Er hatte den unscheinbarsten seiner Autos gewählt, um damit zur Villa zu gelangen. Kaiba hatte vor Kurzem von ihr gehört und hatte dem Thema erst gar keine Beachtung geschenkt. Er hatte nur selten Etablissements dieser Art aufgesucht, da er nur schlecht die Vorstellung abwimmeln konnte, dass hundert andere Männer vor ihm dieselbe Frau gefickt hatten wie er. Diesen Störfaktor konnte er nur schwer beiseite schieben, dass er nie richtig abschalten konnte. Aber die Villa war anders als alle anderen Gebäude die er je gesehen hatte. Es war ein zurückgelegener Komplex, Wald umschloss ihn von allen Seiten. Zusätzlich waren hohe Mauern herum gebaut, dass absolute Immunität gewahrt wurde. Und darauf kam es den Reichen und Mächtigen – Männern wie Seto Kaiba – an. Auf den ersten Blick erkannte man nicht, was sich hinter den Mauern abspielte. Die Anlage war in einem angenehm hellen Farbton beleuchtet worden, dass einige Ecken in völliger Dunkelheit blieben und andere wiederum in warmes glänzendes Licht getaucht waren. Kaiba war positiv überrascht, als sich das Tor öffnete und die Villa im prächtigen Weiß vor ihm erstrahlte. Ein Bediensteter verbeugte sich vor ihm. Kaiba holte sein Portemonnaie aus dem Mantel und zeigte dem Angestellten seine Visitenkarte. Dieser hatte um seine Hüften ein Kartenlesegerät hängen. Mit einer flinken Handbewegung hatte er die Karte hindurchgezogen und mit einer weiteren Verbeugung sagte er: „Herzlich Willkommen in der Villa, Sir.“ Da stand er nun. Umgeben von anderen Millionären, die sich ihre freie Zeit teuer erkauft hatten und nun Ausschau nach den Damen und Herren – je nachdem, was diese Nacht bevorzugt wurde – hielten, die sich von der Oberschicht kaum unterschieden, außer dass ihre Blicke kontinuierlicher durch den Raum gingen, um ihre potenziellen Kunden im Auge zu behalten. Die Blicke einiger junger Frauen und Männer entgingen ihm nicht, doch er hatte noch niemanden getroffen, der seine Aufmerksamkeit hätte wecken können. Am Ende der riesigen Vorhalle ging es hinaus in den eigentlichen Garten, der wohl eher die Bezeichnung Park verdient hätte. Rosenbüsche umrankten die Balkontreppe, die direkt in den Garten führte. Der Geruch verschiedenster Blumen kroch ihm in die Nase, als er um ein Blumenbeet herumlief. Er lief auf die Wiese zu, auf der sich ein paar bezahlte Pärchen niedergelassen hatten und einander flüsternde Worte in die Ohren hauchten. Mit eisigem Blick lief Kaiba an ihnen vorbei. Derartige Vorspiele waren ihm zuwider und entsprachen nicht seiner Vorstellung von Entspannung. Er war froh, den falschen Turteleien entgangen zu sein. Für so eine Scharade bezahle ich doch kein Geld, dachte er sich und stoppte abrupt seinen schnellen Schritt, als er nur unweit einer hölzernen Schaukel stehen blieb, an dem sich eine junge Frau mit der linken Hand festhielt. Ihr Gesicht wurde von den Haaren, die selbst im Schatten noch hell wirkten, fast völlig bedeckt. Sie hatte gedankenverloren ins Nichts gestarrt, bis sich Kaiba in ihr Blickfeld gestellt hatte. Langsam sah sie zu dem jungen Firmenchef hoch. Ihre Blicke trafen sich. Ein Schauer durchfuhr ihn, als zwei eiskalte Augen in seine sahen. Er spürte einen Windstoß, der den Geruch einer fremdartigen Blume mit sich brachte (und dass es sich um eine Blume handelte, konnte er nur erraten). Sie verweilten in dieser Starre, bis sich Kaiba gedanklich zusammenriss und auf die zarte Gestalt zuging. Diese folgte wachsam seinen Bewegung. Vor ihren nackten Füßen blieb er stehen und sah zu ihr hinunter. Bisher hatte sie sich von ihrer unbequemen sitzenden Haltung nicht erhoben und sie machte nicht die Anstalten etwas daran zu ändern. Kaiba gefiel der große Raum, der sie voneinander trennte – sie war weit genug unter ihm. „Wie viel?“, fragte er schließlich, als ihn die Augen der Fremden erneut zu verschlingen drohten. Ich muss mich zusammenreißen, dachte er sich. Eine Weile verging, bis sich die Lippen der jungen Frau öffneten. „Eine Million Yen.“ „Einverstanden“ Jetzt erhob sich die grazile Gestalt, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und blickte zu dem CEO hinauf. Diesmal drehte er sich rechtzeitig von ihren Augen weg. „Dann lass uns gehen“, sagte er trocken, „ich will meine Zeit nicht mit unnützem Smalltalk vergeuden.“ Vor dem Schlafzimmerbereich erhielt Seto Kaiba eine Schlüsselkarte und wurde mit einer ausladenden Handbewegung auf sein Zimmer hingewiesen. Er steuerte geradewegs darauf zu, immer die Blicke der schönen Fremden im Rücken, die ihm still folgte und einen dezenten Abstand beibehielt. Ohne richtig hinzusehen, öffnete Kaiba mit der Schlüsselkarte die Zimmertür und trat hinein. Das Zimmer war schlicht eingerichtet: Ein Kleiderhaken neben der Tür, ein Kleiderschrank auf der rechten Seite, der mit verschiedenen Spielzeugen ausgestattet war, einer Kommode auf der gegenüberliegenden Seite, in der sich ausreichend Kondome befanden und natürlich einem Doppelbett mit schneeweißer Bettwäsche. Kaiba steckte die Schlüsselkarte in die Seitentasche seines Mantels, ehe er diesen an den Kleiderhaken hing. Mit einem Klack bemerkte er, dass die fremde Schönheit das Schloss der Zimmertür verriegelt hatte. Mit klarem Blick verfolgte sie seine Bewegungen. Ohne sich zu ihr umzudrehen sagte er: „Komm her.“ Ihre Schritte waren unter dem Teppich kaum wahrzunehmen, aber dieser neuartige Geruch von vorhin stieg ihm wieder in die Nase. Sie standen sich direkt gegenüber. Dünne Luft trennte sie nur noch voneinander. Wie gegensätzlich, dachte der junge CEO, als er zu ihrem himmelblauen Kleid hinuntersah, dass mit den blau-weißen Haaren perfekt harmonierte und ihre blasse Haut besonders zur Geltung brachte. Ganz anders Kaiba, der völlig in Schwarz gehüllt war, nachdem er sich des weißen Mantels entledigt hatte. Doch in einem Merkmal harmonierten sie... „Auf die Knie“, befahlt Kaiba tonlos. Sein Gegenüber verstand und folgte den Anweisungen still. Flink öffnete sie die Gürtelschlaufe und öffnete ihm die Hose. Mit einer Selbstverständlichkeit, die er still bewunderte und ihn zugleich verärgerte, hatte sie ihm auch die Boxershorts abgestreift. Er sah zu ihr hinab. Ein Blitzschlag traf ihn, als zwei stählerne blaue Augen in seine blickten. Er riss sich zusammen und sagte kühl: „Fang an.“ Mit kühlen Fingerspitzen berührte sie Kaibas Oberschenkel, ehe sie seiner bereits fortschreitenden Erregung die volle Aufmerksamkeit schenkte. Er fühlte, wie der Arbeitsstress der vergangenen Tage von ihm abblätterte und er sich ganz ihrer zart streichelnden Zunge widmen konnte, die sich von der Spitze bis zu seinen Hoden vorarbeitete. Dann, endlich, nahm sie ihn mit ihrem Mund auf. Sein Atem beschleunigte sich mit jeder verstrichenen Sekunde, in der sie ihn tiefer in sich aufnahm, den Mund dabei immer enger um ihn schließend. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde bis er kam und drückte mit der Hand ihren Kopf zwischen seine Beine. Dann kam die ersehnte Erleichterung. Die Kniende schluckte brav die Flüssigkeit herunter und zog ihren Mund langsam aus ihm heraus, um ja keinen Tropfen zu verschwenden. Nachdem er gekommen war, sah er wieder zu ihr herunter. Das Haar war leicht zerzaust von seiner groben Bewegung; er erinnerte sich wie weich sie sich in seiner Handfläche angefühlt hatten und ohrfeigte sich im selbigen Moment für derartige Gedanken. „Steh auf“, sagte er schließlich und befreite die junge Frau aus der ungemütlichen Position. Grazil erhob sie sich und wartete mit kühlen Augen auf weitere Anweisungen. Beide wussten, dass der Abend noch nicht beendet sein konnte. Als er ein weiteres Mal zu ihrem Kleid herabsah, drang in ihm das Bedürfnis, es gewaltsam von ihrem Leib zu zerren, dass ihr nichts anderes übrig blieb als aufzuschreien. „Keine Kratzer, Blutergüsse oder sonstige Male“, sagte sie, als läse sie seine Gedanken. Kaiba sah überrascht auf und kreuzte ungewollt ihren suchenden Blick. „Das ist meine einzige Bitte“, hauchte sie und zwang ihn dazu, den warmen Geruch ihrer Haut aufzunehmen. Er nickte kurz. „Und jetzt zieh dich aus.“ Sie vertraute auf sein Nicken und streifte die dünnen Träger ihres Kleides von den Schultern. Wie ein Vorhang viel dieses auf ihre Füße. Stil bewunderte er ihren zerbrechlich dünnen Körper, die feinen Rundungen ihrer Hüften und das bleiche Schimmern ihrer Haut. Mit einer Eleganz, die er nur aus dem Ballett kannte, zog sie sich die restlichen Kleider aus und stand wie eine Elfe vor ihm. Ihre Augen ruhten auf einem Punkt und er konnte nicht anders als kurz schief zu lächeln, da ihre Art eine Unschuld und Scham aufwies, die er von keiner seiner früheren Huren gewohnt war. Bei jeder anderen hätte dieses Schauspiel billig und lächerlich gewirkt, doch ihr kam es nur Zugute: machte die gesamte Erscheinung zu einem Bild der Vollkommenheit. Er wusste, dass sie darauf wartete, dass er etwas sagte und genoss die Vorstellung der quälenden Warterei, die ihn stimulierte. Schließlich setzte er sein gewohntes Pokerface auf und forderte die blasse Schönheit auf, sich auf den Boden zu legen. „Nicht so. Ich will, dass du dich auf den Bauch legst.“ Ihre Bewegungen waren fließend und makellos. Ihre Professionelle Art reizte ihn und Wut kochte in ihm auf. Er beugte sich zu ihr herunter. „Dein Blick bleibt die ganze Zeit auf den Boden. Sollte ich dich dabei erwischen, wie du meine Anweisung missachtest, kann ich für nichts garantieren.“ Ihr Schweigen reichte ihm. Einen Finger ließ er über ihre Wirbelsäule streichen, bis er die Wölbungen ihres Hinters erreichte und den Finger ohne Vorwarnung in sie hineinstieß. Ihr Körper zuckte bei der Bewegung, wobei sie jedoch nicht verkrampfte. Er leckte sich bei dem Anblick ihres Körpers und der bevorstehenden Freude die Lippen, bevor er den Finger aus sie herauszog und dafür umso schneller und mit einer Wucht seinen Schwanz hineinstieß, dass sie erregt aufschrie und er sich auf die Unterlippe biss, um das selbige zu vermeiden. Sie atmete schwer, als er sich langsam aus ihr herauszog, den Blick die ganze Zeit auf den Boden haltend. Von der Seite sah er, dass ihre Lider leicht geschlossen waren. Kaiba richtete sich auf und zog Hose und Boxershorts hoch, dann kniete er sich zu der zarten Person herunter. Das lange blau-weiße Haar kitzelte ihre Hüften und bedeckte einen Teil ihres wunden Hinterns. Sie hatte sich noch nicht geregt, seit sie mit einem leisen Keuchen zum Höhepunkt gekommen war. Er streifte ihr die Haare von der nassen Haut ab und drehte sie so, dass sie in seinen Armen lag. Mit einer Leichtigkeit, die ihn nicht überraschte, trug er sie ins Bett. Der weiche Bezug der Bettdecke erinnerte ihn daran, dass er seit Ewigkeiten nicht mehr richtig durchgeschlafen hatte. Behutsam legte er sie darauf und beobachtete ihre geschlossenen Augen. Er zog die Stirn kraus, hob eine Augenbraue und zwang sich schließlich zu einem verschmitzten Lächeln. Als er seine Mine wieder unter Kontrolle hatte, sagte er: „Du darfst deine Augen öffnen.“ Sofort blinzelten ihn die eiskalten Augen an, forderten seine zu einem Machtkampf auf, den er bei seinen bisherigen Gegnern immer haushoch gewonnen hatte. Er war niemand, der den Blicken anderer aus dem Weg ging, weil sie ihn einschüchterten oder gar Angst einjagten. Doch die junge Frau ließ ihn erbärmlich dastehen. Ihre Augen hatten die fesselnde Wirkung, wie er sie bei keinem zuvor erlebt hatte. Sie nahmen von ihm Besitz, erforschten mit der Tiefe des Blaus seine Seele... Diese Augen, dachte er, ich muss sie besitzen. Ganz für mich beanspruchen. Er küsste ihren Nacken und baute sich über ihr auf. Ganz für mich. Kapitel 2: Tag- und Nachtgedanken --------------------------------- Mit weit aufgerissen Augen starrte Kaiba in die Dunkelheit hinein. Er hatte einen Moment der Unachtsamkeit, den er bereute, als er merkte, dass die fremde Schönheit nicht mehr im Zimmer war. Sie hatte seinen Moment der Schwäche genutzt, um sich hinauszuschleichen. Verdammt. Kaiba setzte sich auf, rieb sich an die pochende Schläfe. Als er sich an die Dunkelheit gewöhnte und seine Wut abstumpfte, erhob er sich, schwang sich seinen weißen Mantel über und lief mit zügigen Schritten aus der Tür. Er hielt es nicht für nötig, sie zu schließen, sowie er sich nicht für den Angestellten interessierte, der ihm eine gute Heimfahrt wünschte. „Von wegen“, knurrte er und schlug die Wagentür seines Auto zu. Wie sollte es jetzt weitergehen? Der junge Firmenchef wusste, dass die Identitäten der Männer und Frauen in der Villa geheim gehalten wurden. Man achtete auf äußerste Immunität gegenüber den Kunden, sowie dem „Personal“. Um dieses Problem würde er sich später kümmern müssen. Er würde einen Weg finden, an den Namen der blau-weißhaarigen jungen Frau zu kommen. Bisher hatte er immer alles bekommen, was er wollte. Diese fremde Schönheit würde keine Ausnahme bilden, dessen war er sich sicher. Aber jetzt konnte sich Kaiba damit nicht befassen. Die Müdigkeit übermannte ihn, er drückte mit dem Fuß aufs Gaspedal, dabei nahm er alle Konzentration auf, sich auf die Straße zu konzentrieren, denn immer wieder tauchten die Bilder zweier stechender Augen auf, die ihn mit ihrem Blick um den Verstand bringen wollten. Verdammt, wieso war er eingeschlafen? Er fand doch sonst kaum Schlaf und ausgerechnet diese Nacht... Diese Frage stellte er sich noch am Morgen, als er am Küchentisch saß, einem starken Kaffee in der einen und die Tageszeitung mit dem Wirtschaftsteil in der anderen Hand. Er sah auf die Aktienkurse, ohne wirklich darauf zu achten. Er war viel mehr mit der Frage beschäftigt, wie er sich auf schnellstem Wege die nötigen Informationen beschaffen konnte, um an die Identität der jungen Frau zu gelangen. Es lief alles darauf hinaus, dass er der Villa einen weiteren Besuch abstatten musste. Natürlich könnte er sich auch in den Server des Unternehmens hacken, aber das nähme zu viel Zeit in Anspruch; Zeit die er nicht hatte und nicht aufbringen wollte, weil ihm jetzt schon die Warterei zusetzte. Es war nicht Sehnsucht, die ihn unruhig werden ließ. Er hatte die Kontrolle des Geschehens verloren. Nur für einen Augenblick, als er unachtsam war und sich der Leichtigkeit des Seins hingegeben hatte, was sich schließlich als schwerer Fehler entpuppt hatte. Dieser winzige Augenblick hatte ihm die Kontrolle des gesamten Spiels gekostet, dass er nun mit leeren Händen dasaß. Es gab nichts, was er mehr hasste als ein Spiel zu verlieren – und noch weniger, wenn es sein eigener Fehler war. Nie würde er ein derartiges Ende akzeptieren... „So ein Mist.“ Kaiba sah von seiner Zeitung auf und blickte zu seinem jüngeren Bruder herüber. „Mokuba, wie oft habe ich dir gesagt, dass das Esszimmer keine Spielhalle ist. Schaff´dieses Ding vom Tisch.“ „Ist gut, großer Bruder“, antwortete Mokuba, ohne seine gute Laune dabei zu verlieren. „Aber dieses neue Spiel ist einfach der Wahnsinn. Es macht richtig süchtig. Wir müssen es auf jeden Fall einmal zusammen spielen.“ „Aber nicht heute Abend“, erwiderte der Ältere trocken und widmete sich wieder seiner Zeitung. Mokuba seufzte leise – eine andere Reaktion hatte er von Seto, seinem älteren Bruder, der die meiste Zeit sowieso nur griesgrämig dreinblickte, auch nicht erwartet. „Die Firmenchefs von Domino-City versammeln sich heute Abend zu einer Benefizveranstaltung.“ „Seit wann gehst du denn zu solchen Veranstaltungen?“ Mokuba zog fragend eine Augenbraue hoch. Er besuchte äußerst ungern Bälle, Galas oder sonstige Veranstaltungen. Sie langweilten ihn. Es lief doch immer wieder darauf hinaus, dass einzig das Geld – Kaibas Geld – im Vordergrund stand. Geld, dass er sich hart erarbeitet hatte und niemandem in den Rachen werfen wollte. Aber ab und an musste er sich bei seinen Konkurrenten und Feinden sehen lassen, damit sie nicht auf dumme Ideen kamen. Eigentlich passte ihm der Tag überhaupt nicht. Nicht nur, weil sich die Dokumente auf seinem Schreibtisch stapelten, dass er für den Rest der Woche beschäftigt sein würde, er wollte auch so schnell wie möglich an jenen Ort zurückkehren, an dem das gestrige Spiel unterbrochen (er redete sich nun ein, dass es pausierte statt beendet war) wurde... Hallo?! Hörst du mir überhaupt zu?“ Der Angesprochene sah irritiert zu seinem kleinen Bruder. „Was ist denn, Mokuba?“ „Mann, Seto, kannst du nicht wenigstens zu Hause die Arbeit vergessen?“ Ja. Arbeit. Das war es, was er jetzt dringend brauchte, sonst würde er noch verrückt werden. Doch Arbeit half ihm nur schwer über den Tag hinweg. Er hatte Telefonkonferenzen, die ihn allesamt nervten, Gespräche mit lästigen Mitarbeitern, die ihren Job nicht verstanden. Noch dazu musste er sich anhören, dass sein neu entwickeltes Spiel erst fünf Wochen später herausgebracht werden konnte. Kaiba klappte den Laptop zu und starrte auf die graue Stahltür. Am liebsten wäre er hinausgerannt, mit dem Wagen zur Villa gefahren und hätte der Fremden eine Lektion erteilt, die sie ihr Lebtag nicht vergessen würde. Ihm war danach, seine Wut an dem zerbrechlichen Körper auszulassen, die die Gunst der Stunde genutzt und sich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Die Dreistigkeit ihres Handelns machte ihn rasend, dass er sich auf die Unterlippe biss und nicht merkte, wie ihm das Blut übers Kinn lief. „Mr. Kaiba?“ „Was ist!“, blaffte er in sein Headset. Für einige Sekunden herrschte absolute Stille auf der anderen Leitung. „Sir, ich soll Sie an ihr morgiges Meeting erinnern und Ihnen mitteilen, dass um zwanzig Uhr ein Wagen für sie bereitstehen wird.“ „War's das?“, entgegnete Kaiba mit beherrschter Stimme. „Ja, Sir.“ „Und dafür mussten Sie mich stören?“ Die Sekretärin stammelte eine Entschuldigung und Kaiba beendete das Gespräch. Gereizt riss er sich das Headset vom Kopf. Verdammt, dafür würde diese Hure noch bezahlen, dass sie ihn einfach aus der Fassung brachte. Selbst ohne die Präsenz ihrer stahlblauen Augen. Diese Augen, dachte er und schritt Punkt zwanzig Uhr aus seinem Büro, diese Augen waren so unberechenbar wie seine. Er sah in die schwarze Schaufensterscheibe des Rücksitzes. Seine eigenen blauen Augen blickten ihm entgegen, missbilligten sein Verhalten und verhöhnten ihn, weil er Schwäche zugelassen hatte. „Fahren Sie, Roland“, ordnete er seinen Chauffeur an, der sofort den Wagen anspringen ließ und in den Nachtverkehr einlenkte. Während der Fahrt überdachte Kaiba seine Reaktion, doch immer wenn ihm die eiskalten Augen vor seinen eigenen wie eine Fata Morgana erschienen, brodelte es in ihm. Er ballte die Fäuste, dass die Knöchel weiß wurden. Verdammt, das darf doch nicht wahr sein. Als der Wagen hielt, saß Kaiba noch eine Weile wie erstarrt. Mechanisch erhob er sich schließlich und betrat den Eingang der Oper, in dem die heutige Benefizveranstaltung stattfinden sollte. Er schüttelte die Hände von schmierigen alten Säcken, die voller Neid auf das Imperium des jungen Firmenchefs hinabsahen. Wie jedem begegnete er ihnen mit genügend Gleichgültigkeit, dass sie sich nur ungern länger mit ihm unterhalten wollten als unbedingt nötig. Natürlich gab es auch Ausnahmen, Geschäftsleute denen es nicht an Ausdauer fehlte und immer wieder den Versuch starteten, Kaiba aus der Fassung zu bringen. Nicht, dass sie jemals Erfolg hatten, aber allein die Tatsache, dass sie ihm seiner Nerven berauben konnten, gab ihnen Genugtuung. „Mr. Kaiba, was für eine Überraschung Sie hier zu sehen.“ Seto Kaiba hatte früh genug gelernt mit diesen Leuten fertig zu werden. „Ich kann auch nicht fassen, Sie hier anzutreffen, Stevenson, wo Ihre Firma doch kurz vor dem Bankrott steht.“ „Nur Gerüchte“, konterte sein Gegenüber, aber die Art seiner Haltung verriet Kaiba, dass seine Informationen richtig waren. Regel Nummer eins: lasse deine Feinde nie aus den Augen. Er war ihnen immer einen Schritt voraus, plante seine Züge, noch bevor sich die anderen von ihren fetten Ärschen erhoben. Nach dem gelungenen Einstieg ließ er sich ein Glas Whisky einschenken und verschaffte sich von der Bar aus einen Überblick. Alle großen Männer und Frauen (die Anzahl der weiblichen Gäste blieb überschaubar) der Stadt Domino-City hatten sich hier eingefunden. Ein paar mehr oder weniger Einflussreiche, aber alle hatten sie sich einen Namen gemacht. Er schwenkte sein Glas und legte es auf die Lippen. Der Geruch von Bourbon benetzte seine Nase und ein weiterer ebenso intensiver Duft folgte ihm. Kaibas Sinne waren geschärft. Dieser Geruch, dachte er und musste sofort an ebenmäßige Haut denken, die von nichts als blau-weißen Haaren bedeckt wurde. „Was für eine Freude es mir ist, sie endlich persönlich kennenzulernen, Mr. Kaiba“, drängte sich eine tiefe Männerstimme in seine Gedanken. Erst jetzt fiel ihm die breite Statur eines Mannes mittleren Alters auf, die sich direkt vor ihm gestellt hatte. „Ich bin Beko Kugeka, Geschäftsleiter von Alexis Industries.“ Er reichte dem jungen Firmenchef die Hand, die dieser mit einem Nicken entgegen nahm. „Alexis Industries. Ihre Firma gehört zu dem besten Marketingunternehmen der Welt“, sagte Kaiba. Es war das erste, was ihm durch den Kopf ging, denn er war noch immer von dem Duft abgelenkt, der ihn wie ein Rauschgift umnebelte. „Ich muss zugeben“, setzte der Chef von Alexis Industries an, „dass ich mich in den letzten Jahren so gut wie ganz aus dem Geschäft zurückgezogen habe. Die steigenden schwarzen Zahlen haben wir meiner Tochter zu verdanken. Sie kümmert sich um die Geschäfte, seit ich ihr die Leitung der Firma übertragen habe.“ Kaiba hörte nicht richtig hin, sondern nickte nur. Der Duft wurde immer stärker, seine Finger zuckten und hielten das Glas krampfhaft in der Hand, während er versuchte die Einbildung (für ihn konnte es nichts anderes sein) aus seinem Kopf zu bekommen. Das muss sofort aufhören, dachte er und schob sein Verhalten auf den Schlafmangel, den er eigentlich gar nicht hatte. Ganz im Gegenteil: Diese Nacht hatte er seit Langem wieder durchschlafen können. Aber worauf sollte er es sonst schieben – auf die Tatsache, dass er an nichts anderes mehr denken konnte seit er den Duft jener Haut gespürt hatte, ihn unter seiner dazu aufgefordert hatte, diesen Duft mit seinem zu vermischen? Konnte er sich tatsächlich eingestehen, dass ihn die Vorstellung beinahe den Verstand kostete? In seinem Inneren tobte ein Sturm, doch er ließ sich von Außen nichts anmerken. Für andere blieb er der mächtige, kontrollierte und eiskalte Seto Kaiba. „Entschuldigen Sie mich“, mit diesen Worten drehte sich der junge CEO von seinem Gegenüber weg. Noch ehe er einen Fuß in Gang setzen konnte, hielten ihn zwei tiefblaue Augen davon ab, sich von der Stelle zu rühren. Er hielt den Atem an. „Darf ich Ihnen meine Tochter Kaori vorstellen.“ Die junge Frau nickte, ohne den Blicken Kaibas auszuweichen. Dieser kämpfte gegen den Drang, sie am Arm zu packen, aus dem Raum zu ziehen und in der nächstgelegen Ecke zu ficken bis sie nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Einzig die eisblauen Augen und sein beherrschendes Wesen hielten ihn davon ab. Er wusste, dass er sich gedulden musste, um an sein Ziel zu kommen. „Ms. Kugeka, es freut mich Sie kennenzulernen.“ Die Worte schossen aus ihm wie Blitze. Geduldig wartete er ihre Antwort ab. „Die Freude ist ganz meinerseits, Mr. Kaiba. Wie ich meinen Vater kenne, hat er Ihnen von unserer Firma vorgeschwärmt. Sie müssen wissen, dass Alexis Industries sehr an einer Zusammenarbeit mit Kaiba Corporation interessiert ist.“ „Eine Zusammenarbeit scheint mir nicht abwegig“, stimmte er in das professionelle Gespräch ein. „Wir beide wollen doch nur das Beste für unsere Firmen“ Die selbstsichere Art, passte ihm ganz und gar nicht. Die bestimmten Worte der blassen Schönheit verärgerten ihn, denn sie klangen wie seine - kühl und abgeklärt. „Entschuldigen Sie mich bitte, aber ich habe noch ein wichtiges Gespräch mit einem der hier anwesenden Herren zu führen.“ Wie ein Geist schwebte sie leichtfüßig über das Parkett. Kaiba bemerkte den Rückenausschnitt ihres nachtblauen Abendkleides, das bis zum Ende der Wirbelsäule reichte. Gestern Abend hatte er tiefere Einblicke sehen können... Als die zarte Gestalt aus seinem Blickfeld verschwunden war, wollte er so schnell wie möglich nach Hause. Zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf. Er verstand es einfach nicht. Die Frau, die sich für Geld kaufen ließ (für viel Geld, aber die Summe spielte keine Rolle), zählte offensichtlich zu den Einflussreichsten der Stadt. Wie Kaiba hatte sie sich in eine Situation begeben, in der es immer gefährlich war, erkannt zu werden. Nur standen sie auf völlig verschiedenen Seiten. Egal, wie lange er darüber nachdachte, alles führte auf dasselbe hinaus: Er musste dafür sorgen, dass er sie für sich beanspruchen konnte. Ihren Körper hatte er sich einmal erkaufen können, er würde es wieder tun. Doch er wollte mehr. Viel mehr. Kapitel 3: Verträge ------------------- „Programm starten“, sprach Kaiba in sein Headset. Der Laptop auf seinem Schreibtisch leuchtete grell auf und eine mechanische Stimme sagte: „Programm gestartet. Warten auf Genehmigung des Systems.“ Mit flinken Finger hämmerte er auf die Tastatur, dass der Laptop augenblicklich seine Farbe änderte. „System bestätigt. Willkommen, Mr. Kaiba.“,begrüßte ihn die weibliche Stimme seines Betriebssystems. Kaiba verschränkte die Arme, lehnte sich in seinen Bürosessel zurück und sah entspannt auf den Bildschirm. „Zeig' mir die Angestelltenliste der Villa. Im Rechner befindet sich eine Disc mit den nötigen Kodes und Schlüsseln, die du für das Hacken des Systems benötigen wirst.“ „Lade Daten der Disc herunter.“ Nachdem er Zuhause angekommen war, hatte er sich ohne Umschweifen an seinen Computer gesetzt. Er wusste, dass man ihm nichts auf dem Silbertablett präsentieren würde und bereitete sich auf eine lange Nacht vor. „Daten erfolgreich hochgeladen. Liste der Angestellten wird kopiert.“ Also schön, dachte er und beugte sich zu seinem Rechner hervor, dann fangen wir mal an. „Leite das Bild auf den Hauptrechner meines Büros.“ Ein riesiger Bildschirm schaltete sich ein. Normalerweise wurde er nur von seinem jüngeren Bruder benutzt, der in seiner Freizeit zu Kaiba ins Büro kam, sich auf der beigefarbenen Ledercouch niederließ und fernsah. Die Gegenwart seines Bruder war die einzige, die ihm niemals auf die Nerven ging, auch wenn Mokuba gerne die Lautstärke auf maximale Stufe stellte, wenn er auf den Musiksender wechselte. „Gut, fangen wir mit der Arbeit an“, sprach er ins Headset, worauf die mechanische Stimme zu arbeiten begann: „Das Unternehmen der Villa beschäftigt hundert-fünfundsiebzig Angestellte, bestehend aus fünfundsechzig Prozent weiblichen und fünfunddreißig Prozent männlichen Mitarbeitern. Soll ich nach einem bestimmten Namen suchen?“ „Kaori Kugeka“, seine Augen weiteten sich und gespannt starrte er auf den Bildschirm. „Die Sucher ergab keinen Treffer.“ Das hatte er sich schon gedacht. „Kannst du mir die Profile der Mitarbeiterinnen zeigen?“ „Selbstverständlich.“ Er sah in die einzelnen Gesichter: Unterschiedliche Typen von Frauen, die direkt in die Kamera blickten oder den Kopf leicht zur Seite geneigt hatten. „Stopp“, rief er und die Suche hielt an. Die Kamera hatte nicht annähernd die Schönheit und Kühle der Augen einfangen können. Trotzdem kam Kaiba nicht umhin, wie gebannt auf das Profil zu starren, nicht fähig sich davon abzuwenden, denn er wusste, wie es sich anfühlte, den Blick auf seinem Gesicht, seiner Haut zu spüren. Kaori – nein, Rika Tanaka – war als offizielle Mitarbeiterin eingetragen. Diese Tatsache faszinierte Kaiba und ließ ihn noch mehr darüber nachgrübeln, wieso eine Frau ihres Standes, ihrer Machtposition und ihres Rufes alles aufs Spiel setzte. Ein Spiel. Ja, sie spielte ein Spiel, in dem es ihr gelungen war, ihn mit einzubeziehen. Nun wollte Kaiba die Leitung übernehmen. „Mr. Kaiba“, die piepsige Stimme seiner Sekretärin meldete sich aus den Lautsprechern der Sprechanlage. Genervt drehte er sich um und sendete Todesblicke an die Maschine. Vielleicht sollte er sich nach einer neuen Sekretärin umsehen, dessen Stimme er halbwegs ertragen konnte. „Ihr fünf Uhr Termin ist soeben eingetroffen. Soll ich sie hereinlassen?“ Seine Miene änderte sich schlagartig. Ein teuflisches Lächeln spielte sich um seine Lippen. Es konnte losgehen. „Lassen Sie sie rein.“ Damit drehte er sich zu seinem Laptop und forderte ihn auf sich abzuschalten. Sofort wurde der Bildschirm schwarz. Die Tür öffnete sich nach einem zaghaften Klopfen der Sekretärin. Sie stellte den Neuankömmling vor, der einen Schritt hinter ihr stand und die Blicke des Geschäftsführers der Kaiba Corporation entgegnete. „Mr, Kaiba, Ms. Kugeka von Alexis Industries.“ „Danke, Makoto, sie können gehen“, sagte er und erwies der Sekretärin den Gefallen, der kühlen Luft, die zwischen den beiden mächtigen Menschen im Raum stand, entfliehen zu dürfen. „Setz' dich doch“, wies er sie schließlich an, als sie nicht die Anstalten machte, sich von der Tür zu entfernen. Grazil bewegte sie sich auf seinen Schreibtisch zu, der weiße Aktenkoffer mit den Initialen AI schwang im Rhythmus ihres Ganges. Er passte perfekt zu ihrem Etuikleid, dessen Kragen ihren schönen langen Hals verbarg. Während sie sich setzte, schweifte ihr Blick kurz zu Boden, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Kaiba widmete. Er hatte Schwierigkeiten, dem durchsichtigen Bann ihrer Augen zu widerstehen. Sie waren ihm gerade weit genug, dass er sie nicht mit seinen Händen zudrücken konnte. „Vielen Dank für die Einladung, Mr. Kaiba.“ Ihre Stimme hatte ein wenig von der Selbstgefälligkeit des gestrigen Abends verloren, aber war noch keinesfalls auf dem Level, auf dem Kaiba sie haben wollte. „Ich halte nichts von Plaudereien, deshalb komme ich gleich auf den Punkt“, sagte er trocken und wartete, dass sich etwas in ihrem Gesicht veränderte. Doch sie blieb kühl und unberechenbar. „Davon konnte ich mir bereits ein Bild machen. Also sagen Sie mir, warum Sie sich mit mir verabredet haben.“ Ihr gespieltes Unwissen ließ ihn innerlich kochen. Wie konnte sie es wagen, so mit ihm zu reden? Aber er wollte sich beherrschen. Fürs Erste zumindest. „Kannst du dir das nicht denken“, begann er bewusst sie beim Vornamen zu nennen. Ihre Miene blieb unberührt, aber ihren Augen begannen hell aufzuleuchten. Er glaubte für einen Moment, dass sich das Blau wie Wellen bewegte - sanfte, gleichmäßige Wellen. „Ich habe vermutet, dass Sie sich mit mir über unsere erste Begegnung unterhalten wollen.“ „Aber sicher warst du dir nicht.“ „Es ist eine brisante Situation. Für uns beide.“ Kaiba nickte, stützte sein Kinn auf den Händen ab und konzentrierte sich auf die Stelle zwischen ihren Augen – vergeblich. „Wir sind beide in einer Position, in der wir durch ein einziges Wort vieles riskieren können.“ „So wie Sie, Mr. Kaiba, werde auch ich absolutes Stillschweigen bewahren. Ich möchte nicht, dass meine Angelegenheiten nach außen gelangen, geschweige denn der Presse ausgeliefert werden. „Gut. Dann sind wir in diesem Punkt einer Meinung“, antwortete er und ging für einen Bruchteil der Sekunde in sich, um sich seiner nächsten Worte bewusst zu werden, was sie bedeuten könnten. Für beide. Es war alles genau durchdacht. Ein Angebot, dass ihm auf beiden Seiten angemessen erschien. „Ich habe dich aber aus einem anderen Grund zu mir bestellt. Ich will dir ein Angebot machen, dass alle deine bisherigen „Angelegenheiten“ in den Schatten stellt.“ Er musste es endlich rauslassen, damit er ihre Reaktion beobachten konnte und, was noch viel wichtiger war, ihre Antwort. „Du sollst für mich arbeiten. Das heißt: nur für mich. Vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche wirst du springen, wenn ich es von dir verlange. Ich zahle dir zwei Million Yen täglich, egal ob ich deine Dienste in Anspruch nehme oder nicht. Im Gegenzug kündigst du deine Arbeit in der Villa und auch außerhalb wirst du mit keinem anderen Mann schlafen. Obwohl ich bezweifle, dass du noch die Zeit finden wirst, dich mit Anderen zu verabreden, denn während du in der Woche auf meinen Anruf wartest, wirst du die Sonnabende und Sonntage ausschließlich bei mir verbringen.“ Er pausierte. Insgeheim hatte er gehofft, einen Blick der Schwäche auf ihrem Gesicht zu erkennen; und wenn nicht, dann doch wenigstens Verwirrung, Angst oder... Erregung? Doch die blauen Augen fixierten Kaiba noch immer mit einer Unergründlichkeit, die ihm durch Mark und Bein ging. „Ich werde nicht ewig auf eine Antwort warten. Solltest du Bedenkzeit brauchen, werde ich sie dir jetzt geben.“ „Meine Antwort lautet ja“, hauche die blasse Schönheit. Trotz der Businesskleidung, dem Aktenkoffer und den zurückgekämmten Haaren, kehrte die fremde Schönheit mit dem eiskalten Blick zurück, dass Kaiba sich vor Augen halte musste, wo er sich befand und sich dementsprechend beherrschen musste, die junge Firmenchefin nicht auf der Stelle zu Boden zu zwingen. „Alle weiteren Einzelheiten werden wir später besprechen, wenn die Zeit gekommen ist. Fürs Erste war's das. Du kannst gehen. Ich werde dich über unser nächstes Treffen rechtzeitig informieren.“ Auf sein Wort erhob sie sich. „In Ordnung, Mr. Kaiba.“ „Kaiba reicht völlig“, entgegnete er trocken. Sie nickte und hob den Koffer vom Boden. „Eine Frage hätte ich noch“, auch Kaiba erhob sich von seinem Bürosessel. Wartend blickte sie ihn an. „Wieso tust du das? Ich meine die Erniedrigung. Das muss doch sehr entwürdigend sein.“ Ihre Antwort kam schnell: „Ich genieße den Verlust von Kontrolle, wenn ich sie am dringendsten bräuchte. Es ist schwer zu verstehen, aber es verschafft mir eine gewisse Genugtuung, wenn Männer die Entscheidungen an meiner Stelle treffen.“ „Selbst die Gefahr laufend, verraten zu werden?“ Ihr Gesicht wurde zu etwas angst erfüllend Scheuem. „Ich tue es, weil ich es tun muss. Und außerdem haben die meisten Kunden mehr Angst aufzufliegen als ich.“ Als sie das Wort Kunden über die Lippen brachte, verengten sich seine Augen zu gefährlichen Schlitzen. Nicht nur, dass er selbst zu diesen „Kunden“ gehörte und dieses Wort nur ungern mit seiner Person in Verbindung bringen wollte, störte ihn doch mehr die Vorstellung anderer Männer, die genau wie er den Duft ihrer Haut schmecken und das willenlose Hingeben ihres Körpers genießen konnten. Er hasste es, dass seine Vorstellungskraft erst hier seine Grenze fand. „Geh jetzt“, forderte er sie herrisch auf und die fremde Schönheit mit dem Namen Kaori oder Rika, ganz gleich, verschwand hinter der Tür. Noch Stunden später konnte er ihren Duft im Raum riechen, dass er nicht die Kraft hatte, konzentriert arbeiten zu können. Mit dem Duft in der Nase trommelte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Diese Angewohnheit hatte er in seiner Kindheit gehabt, als sein Stiefvater ihn bis zum Erbrechen gedrillt hatte und Seto die Nächte durch lernen musste. Wenn ihn die Müdigkeit übermannte, trommelte er auf den Tisch, um sich mit dem Geräusch zu wecken und gleichzeitig die eingeschlafene Hand in Bewegung zu versetzen. Als Kaiba sich seiner längst abgeworfenen Angewohnheit gewahr wurde, ballte er die Hand zur Faust und schlug auf die Mitte des Holztisches ein. Er betrachtete seine gerötete Hand und grinste. Ich werde mich noch eine Weile zurückhalten müssen. Schließlich brauche ich meine Energie für wichtigere Dinge. Kapitel 4: 2 Millionen Yen -------------------------- Einundzwanzig Uhr im Domino-City-Hostel. Zimmernummer siebzehn. Sei pünktlich. Mit einem selbstgefälligen Grinsen schickte er die Nachricht ab. Sein Blick schweifte ein weiteres Mal zu dem Bildschirm seines Laptops: Rika Tanaka war aus der Liste der Mitarbeiter verschwunden. Seine willige Schönheit hatte die Anweisungen umgehend in die Tat umgesetzt. Zufrieden, dass er langsam wieder die Kontrolle über das Spiel gewann, lächelte er. „Du scheinst heute echt gut drauf zu sein, großer Bruder“, bemerkte Mokuba, der sich von der Werbepause abgewandt hatte und Seto interessiert musterte. Mit einem wissenden Grinsen sagte er: „Bestimmt hast du gerade ein super Geschäft abgeschlossen. Habe ich Recht?“ „Du hast Recht, das habe ich tatsächlich. Nicht mehr lange und ich kann mich selbst davon überzeugen wie gut diese Entscheidung war, diesen Handel eingegangen zu sein.“ „Und das heißt?“ „Das heißt, dass es heute Abend spät werden wird.“ Er hatte alles genaustens durchdacht: die Wahl der Räumlichkeit war das erste, um das er sich gekümmert hatte. Auf gar keinen Fall wollte Kaiba in eines der teuren Hotels. Sein Name war viel zu bekannt, als das er sich unerkannt irgendwo ein Zimmer buchen konnte. Das Domino-City-Hostel war genau die richtige Adresse für sein Vorhaben. Mit dreißig Zimmern war es ein recht durchschaubares Gebäude. Die Zimmer waren unauffällig und karg möbliert und boten einen Ausblick auf zwei heruntergekommene Hochhäuser, die seit vielen Jahren leer standen. Im Voraus hatte Kaiba das Zimmer bezahlt. Er hatte alles telefonisch und anonym geregelt. Die entsprechende Summe an das Hostel überwies er von einem seiner Zweitkonten. Durch einen zusätzlichen Bonus und einem warnenden Blick, der Stillschweigen forderte, hatte er einen seiner Mitarbeiter beauftragt, den Schlüssel einen Tag vorher entgegenzunehmen und hinter einer sicheren Ecke zu verstecken. So sicherte er sich, dass niemand wusste, wer Zimmer siebzehn gebucht hatte. Auf den ersten Blick wirkte sein Verhalten übertrieben und paranoid, aber Seto Kaiba wollte kein Risiko eingehen. Bei seinem Verhalten hatte er nicht nur an sich zu denken, auch Kaoris Ruf stand auf dem Spiel... So ein Blödsinn, fuhr er sich selbst an, was geht mich es an, was aus ihr werden könnte, wenn alles raus käme? Sicher, sie würde den Namen ihrer Familie und den des gesamten Unternehmens in den Abgrund stürzen, aber was ändert es an der Tatsache, dass sie mir gehört? „Also echt, das ist schon das zweite Mal, dass du nicht bei der Sache bist.“ Die Stimme seines Bruders zog ihn zurück in die Gegenwart. Er sah Mokuba direkt in die Augen, der halb verärgert halb belustigt über die Couch hinweg zu seinem großen Bruder herübersah. „Mach ruhig so weiter und ich werde dir auch nicht mehr zuhören.“ Das Domino-City-Hostel lag außerhalb der Stadt und stand unscheinbar in einer der vielen Nebengassen, deren Straßen menschenleer waren. Er parkte seinen Wagen direkt neben das Hostel und stieg aus. Aus dem Rücksitz holte er seinen silbernen Koffer heraus. Er betrachtete ihn eine Weile, bis er die Tür zuklappte und auf das Gebäude zulief. Am Eingangsbereich erwartete ihn niemand. Nicht einmal die Leute von der Rezeption waren zu sehen. Kaiba konnte es Recht sein. Schließlich war er nicht versessen darauf sich mit Wildfremden auseinanderzusetzen, die ihm seine kostbare Zeit stahlen. Er erreichte Zimmer siebzehn. Ich bin gespannt, ob sie meine Anweisungen befolgt hat. Bisher hatte sich Kaiba keine Gedanken darum gemacht. Ihm war es die ganze Zeit selbstverständlich erschienen, dass die blasse Schönheit hinter der Tür auf ihn wartete. Er stellte sich vor, wie sie inmitten eines Meetings gesteckt hatte und das plötzliche Vibrieren ihres Handys den Körper durchzucken ließ. Die Vorstellung der quälenden Warterei war Kaiba eine Wohltat. Er wollte genüsslich seine Macht über sie demonstrieren und mit seinen Spielchen (er hatte einige Ideen im Kopf, deren Gedanken allein ihm schon Freude bereiteten) deutlich machen, nach wessen Regeln gespielt wurde. Es tat ihm gut sich vorzustellen, wie die stahlblauen Augen seine Nachricht fixierten. Was hatte sie bei seinen Worten empfunden? Sie hatte gesagt, dass der Verlust von Kontrolle etwas war, das sie brauchte; während Kaiba sich an der Übernahme ihres Willens und der ansteigenden Macht über sie ergötzte. Endlich konnte es losgehen. Mit juckenden Fingern öffnete er die Zimmertür und blinzelte, als er in den dunklen Raum hineinblickte. „Was zum Teufel...?“ Er knipste das Licht an und sein Herzschlag setzte, zu seinem eigenen Verwundern, eine Sekunde lang aus, als er die junge Frau auf dem Bett sitzen sah, den Blick auf das Fenster gerichtet. Er wusste, dass sie von der Spiegelung der Fensterscheiben aus ihn beobachtete und sein Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung ihres eiskalten Blickes. „Wie es scheint, hast du meine Anweisungen brav ausgeführt.“ Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung, dass er gezwungen war, der gesamten Intensität ihrer Augen entgegenzutreten. „Als erstes“, setzte er mit gewohnt gleichgültigem Ton an, „kümmern wir uns um das Geschäftliche.“ Er setzte seinen Koffer auf den Schrank neben der Tür ab und präsentierte der blassen Schönheit dessen Inhalt. „Zwei Millionen Yen. Wie vereinbart. Ich hätte die Summe auch auf dein Konto überweisen können, aber ich glaube nicht, dass es in deinem Interesse liegt.“ Wie Kaiba einige Tage zuvor in Erfahrung gebracht hatte, führte die junge Geschäftsleiterin von Alexis Industries ein Schweizer Bankkonto, das auf Rika Tanaka lief und die monatliche Gehaltszahlung der Villa überwiesen bekam. Kaiba musste zugeben, dass sie ihr Vorhaben geschickt unter den Teppich gekehrt hatte. Nicht geschickt genug für einen cleveren und gut organisierten Seto Kaiba, aber ausreichend, um sich ein paar lästige Personen vom Hals schaffen zu können. „Du kannst gerne nachzählen“, sagte er mit einem schiefen Lächeln, doch Kaori schüttelte den Kopf: „Das ist nicht nötig.“ „Gut“, entgegnete er grimmig. Er klappte den Koffer mit dem Geld zu, dass die angebrochene Stille von einem leisen Klacken unterbrochen wurde. Langsam kam er auf die junge Frau zu. Gebannt und fordernd zugleich beobachtete sie seine Schritte, ohne sich vom Bett zu erheben. Ein Stromschlag schien ihn zu durchzucken, als er vor zwei blauen Augen stand, den Blick nach unten gerichtet, um den Kampf mit ihnen aufzunehmen, in dem Wissen, dass es nur zu einem Patt käme. „Steh´auf.“ Seine Worte hallten dominierend durch den Raum. In ihrer Eleganz erhob sie sich und blickte noch immer zu den ebenso intensiv blauen Augen des jungen Firmenchefs hinauf. Trotz ihrer langen schmalen Glieder reichte sie Kaiba nur bis zum Kinn. Diesem gefiel der deutliche Größenunterschied, wo er doch schon bei dem eiskalten Blick einen Kompromiss eingehen musste... Die Gedanken aus seinem Kopf vertreibend wandte er seine Aufmerksamkeit der abwartenden jungen Frau zu, deren Augen wie tiefgründige Seelenspiegel sein Innerstes zu durchforschen schienen. „Ich will, dass du dich vor das Fenster stellst.“ Sie folgte seinen Anweisungen und drehte sich mit dem Rücken zu ihm. Eine Arm schlang sich um ihre Hüfte, während die andere Hand ihren Nacken packte. Sein Gesicht in ihr Haar vergrabend flüsterte er ihr zu: „Du wirst die ganze Zeit aus dem Fenster blicken. Wenn ich dich dabei erwischen sollte, wie du die Scheibe dazu nutzt, mich, statt der Straße anzusehen, kann ich nicht garantieren, vernünftig zu bleiben.“ Er legte die Lippen auf ihre Schultern. „Hast du mich verstanden?“ „Ja, Kaiba“ „Sehr schön. Du musst wissen, dass es nichts auf der Welt gibt, dass ich mehr hasse als das Missachten meiner Anweisungen.“ Seine Hand streifte ihre Schultern, fuhr die Wirbelsäule rauf und runter. Der Arm umschlang noch immer ihre Hüfte, und mit jeder Sekunde, die verstrich, drückte er die junge Frau enger zwischen sich und dem Fenster. Sie rang nach Atem, als sich zwei lange und kühle Finger unter dem Gummi ihres Slips drängten. Eine einfache Bewegung genügte, dass dieser bis zu ihren Knien heruntergezogen wurde. Kaiba zog die Luft ein, als er seine Finger dazu nutzte, ihr innerstes Fleisch zu durchforschen und ein leises Wimmern, gefolgt von einem unterdrückten Stöhnen, ihrer Stimme entlockte. Die Bereitwilligkeit ihres Körpers erregte ihn stark, dass er sich geradezu fordernd an ihr Hinterteil drückte, damit auch sie die Erektion in seiner Hose spüren konnte. Einen Blick auf ihr hübsches Gesicht und den gefährlich stählernen Augen ließ Kaiba fast kommen, noch bevor es richtig angefangen hatte. Der Anblick, der sich ihm bot, war geradezu göttlich. Gehorsam hatte die zarte Schönheit ihren Blick nach draußen gerichtet. Ihre Augen blieben nur schwer geöffnet, am liebsten hätte sie sich einzig der Macht seiner Hände hingegeben, wenn seine Anweisungen nicht deutlich dazu bestimmt waren, ihren Blick zu halten – nur nicht auf Kaiba. Ihr Gesicht versuchte die anwachsende Begierde zu unterdrücken. Sie presste ihre Lippen aufeinander, um nicht zu laut aufzustöhnen, und trotzdem hörte Kaiba ein leises Wimmern, das tief aus ihrer Kehle drang. Ohne von diesem Anblick abzulassen, zog er seine Finger aus sie heraus und öffnete flink den Knopf seiner Hose. Eine einzige Bewegung genügte, dass er tief in ihr war. Der zerbrechlichen Gestalt entfuhr ein Lust verzerrter Schrei, der Kaibas Knurren (ein kurzes Nachgeben seiner Selbstbeherrschung) übertönte. Heftig zitternd erreichte die blasse Schönheit ihren Höhepunkt. Ihre Beine gaben nach und sie drohte umzukippen, wenn nicht Kaiba seinen Griff verstärkt hätte und den zitternden Körper aufrecht hielt. Er stieß ein letztes Mal zu, bevor auch er seinen Orgasmus erlangte. „Rühr`dich nicht“ befahl er, als sich der zerbrechliche Körper in seinen Armen bewegte, „ich werde dir sagen, wann du gehen darfst. Bis dahin bleibst du ruhig liegen und wartest geduldig.“ „Ja, Kaiba“, hauchte die junge Frau noch erschöpft von der Heftigkeit mit der sie zum Höhepunkt gekommen war. Für den Anfang war Kaiba zufrieden mit der Situation. Ihm gefiel die unterwürfige Haltung seiner blau-weißhaarigen Schönheit und noch mehr die Kraftlosigkeit, die sich auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Er war froh, ihre Augen nicht sehen zu können. In der Finsternis wirkten sie weitaus weniger dominant, auch wenn ihm allein die Erinnerung an ihren eiskalten Blick eine innere Gänsehaut verursachte, dass er sich manchmal fragte, ob ihre Unterwürfigkeit nur eine Täuschung war, die beabsichtigte Kaiba in eine Falle zu locken. Der Gedanke daran ließ ihn verkrampfen. Sein Arm drückte den zarten Körper noch enger an sich heran, dass er ihr halb die Luft abschnürte. „Morgen setzen wir das Treffen bei mir Zuhause fort“, sagte er beherrschend und lockerte seinen Griff. Neben ihm atmete die junge Frau tief aus. „Ich werde alle nötigen Vorkehrungen treffen. Du brauchst nichts tun, außer auf meine Anweisungen warten.“ „In Ordnung.“ Kapitel 5: der Beginn eines Wochenendes --------------------------------------- „Ich habe etwas für dich, Mokuba“ Angesprochener stellte sich neugierig neben seinen großen Bruder und musterte ihn überrascht, als dieser zwei Karten zwischen seinen Fingern hielt. „Was ist das?“ Der kleine Schwarzhaarige musterte die Karten. Wissend riss er die Augen auf. „Wie stark! Zwei Karten für das ViSeP-Turnier (ein virtuelles Simulationsrollenspiel)!“ Ein neuer Gedanke kam den jüngeren Bruder, der nun die Karten Kaibas Händen entriss und wie ein Heiligtum festhielt, ohne den Blick abzuwenden. Kaiba erinnerte sich an das derzeitige Lieblingsspiel seines kleinen Bruders, das sich zurzeit äußerster Beliebtheit erfreute. In den Zeitungen kursierte das Gerücht, dass die neue Firma, die gerade ihr zweites Spiel auf den Markt gebracht hatte, eine ernsthafte Konkurrenz für die Kaiba Corporation darstellte. Man sprach bereits von einer Krise, doch auf die Meldungen reagierte der junge CEO mit einem bloßen Achselzucken. „Wenn die Idioten von der Presse ihre Arbeit richtig machen würden, wüssten sie, dass ViSeP unter meiner Kontrolle steht.“ Der jüngere der Kaiba Brüder konnte nicht wissen, dass der Ältere berechnend vorgegangen war, als er die Karten für das ViSeP-Turnier besorgt hatte. „Ich bin mir sicher, dass du dieses Wochenende viel Spaß haben wirst“, sagte Kaiba und schaltete seinen Laptop ein. „Heißt das“, entgegnete Mokuba, dessen Stimme an Kraft verlor, nachdem er sich bewusst wurde, was die Worte seines großen Bruders bedeuteten, „heißt das, du kommst nicht mit?“ „Du kannst einen deiner Freunde mitnehmen“, meinte Kaiba, ohne auf Mokubas vorwurfsvollen Unterton einzugehen. Dieser steckte die Karten in seine Hosentasche. „Wieso kannst du nicht mitkommen? Weißt du wie lange wir nichts mehr gemeinsam gemacht haben?“ Der Jüngere ließ nicht locker, doch Kaiba antwortete – den Blick weiterhin auf den Bildschirm gerichtet: „Wir verbringen jetzt Zeit miteinander.“ „Ganz toll. So habe ich mir das auch vorgestellt.“ Seufzend sah sich Mokuba um: die beigefarbenen Wände, der prunkvolle Holztisch in der Mitte des Raumes, selbst die Tatsache, wo sie sich aufhielten – nämlich in der Kaiba-Villa, ihrem Zuhause – änderte nichts daran, dass sie in einem von Setos Büros waren. „Ich habe nachher noch ein wichtiges Meeting.“ „Am Wochenende?“ „Es wird hier stattfinden und deshalb-“ „Und deshalb schiebst du mich ab.“ Kaiba klappte seinen Laptop zu und drehte sich zu seinem Bruder um. Ein wütender und zugleich trauriger Blick begegnete ihm. „Das ist nicht richtig“, antwortete der Ältere ruhig. „Bisher hat es dich nie gestört, wenn ich dabei bin.“ Ein Seufzen entfuhr dem jüngeren Bruder. Geistesabwesend sah er zu Boden. Ich will dich nicht in die Sache hineinziehen, kleiner Bruder, dachte Kaiba und verzog verärgert das Gesicht. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte und noch weniger, was er sagen konnte, um die Laune seines Bruders zu bessern. Auf keinen Fall wollte Kaiba, dass Mokuba von seinen „Aktivitäten“ (er hatte dem Ganzen noch keinen Namen gegeben) erfuhr. Allein der Gedanke, Mokuba könnte in seinem Zimmer auftauchen...kein Ungewöhnlicher Gedanke, schließlich konnte sein Bruder immer und zu jeder Zeit zu ihm kommen, doch ein unerwartetes Zusammentreffen zwischen Mokuba und seiner blau-weißhaarigen Schönheit wollte Kaiba unter allen Umständen vermeiden. Wie hätte er die Situation erklären können? Kaiba durfte es nicht dazu kommen lassen, dass Mokuba erfuhr, was sich an den Wochenenden abspielen sollte. Dafür liebte er seinen Bruder zu sehr, um ihn in eine verstörende Lage zu bringen, die womöglich das Vertrauen und die Beziehung zu dem Jüngeren gefährden könnte. „Schon gut. Macht ja nichts, dann eben beim nächsten Mal.“ Überrascht und erleichtert über die plötzliche Wendung in Mokubas Laune, brachte Kaiba ein kurzes Lächeln über die Lippen, dass sein jüngerer Bruder umso überraschter dreinblickte, um im nächsten Moment in das freudige Lächeln einzustimmen. Allein in seinem Büro betrachtete Kaiba den schwarzen Bildschirm seines Laptops. Eigentlich gab es noch viel zu erledigen. Es gab immer etwas, das zu tun war, doch der junge Firmenchef hatte nicht die Lust und schon gar nicht die Nerven, sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren. Davon lenkten ihn zwei eiskalte Augen ab, die auf dem verdunkelten Bildschirm erschienen waren und seinen kampfeslustig entgegenblickten. Eine Erinnerung an die vergangenen Begegnungen mit diesen Augen, aber so stark, dass sie aus seinen Gedanken getreten waren und sich wie ein helles Aufblitzen an den Computer hefteten, Form und Gestalt annahmen und Kaiba immer wieder vor sich hin murmelte: „Wenn ich anfange zu glauben, dass diese Bilder echt sind, bin ich verrückt geworden.“ Ein leises Piepen, das in der Stille umso lauter klang, weckte Kaiba aus seinen Gedanken und ließ die zwei blauen Augen mit einem Schlag verschwinden. Er sah auf das Display seines Handys. Seine Zähne blitzten auf und zufrieden erhob er sich von seinem Stuhl. Endlich, dachte der junge Firmenchef, während er durch die Flure der Kaiba-Villa lief, nur um vor der Haupthalle stehen zu bleiben und den Schritten des Butlers zu folgen, der mit einer fast schon mechanischen Handbewegung die Tür öffnete. Ein Lichtstrahl zog sich bis zu Kaibas Füßen, grell genug, dass der Raum heller und strahlender wirkte. Doch Kaiba interessierte nur die Gestalt, die inmitten der Lichtquelle wie eine Elfenbeinstatue stand und stumm in seine Richtung starrte. Der Anblick faszinierte ihn, dass er für Sekunden vergaß, warum er sie herbestellt hatte. „Danke, Raphael, Sie können uns dann alleine lassen“, entgegnete Kaiba, ohne den Blick von der gottähnlichen Gestalt abzuwenden. „Sehr wohl, Sir.“ Der Butler neigte seinen Kopf, bevor er sich entfernte. Da standen sie nun, umgeben von Licht und Schatten, das eine schien das andere auszuschließen und doch – oder vielleicht gerade deshalb – harmonierten sie auf eine unerklärliche Weise, dass jegliche Verwirrung plötzlich einen Sinn zu ergeben schien. Kaiba war der erste, der sich aus der Starre löste. Den Blicken der blau-weißhaarigen Schönheit ausweichend, ordnete er sie an näherzukommen. Mit gewohnt leichtfüßigen Schritten näherte sie sich dem mächtigen Firmenchef, der weiterhin gegen die eiskalten Augen ankämpfte, denen es dem Anschein nach keine Schwierigkeiten bereitete, seinen Blicken standzuhalten. Dieses Gefühl, die Kontrolle über sich und das Geschehen zu verlieren, ließ ihn innerlich brodeln. Er zog die Lippen zu einem einzigen gerade Strich und drehte der jungen Frau den Rücken zu, als diese nur wenige Schritte von ihm entfernt war. „Komm mit“, sagte er und ging mit zügigen Schritten durch die Haupthalle. Er öffnete die Glastür und ging durch sie hindurch, ohne einen Blick nach hinten zu riskieren, denn er wusste auch so, dass sie direkt hinter ihm lief, die Augen allein auf ihn gerichtet. Als sie um die Ecke bogen, spürte er den Duft und die Wärme ihres Körpers, dass er ungewollt an Tempo verlor, und die blasse Schönheit verlangsamte ihren Schritt ebenfalls. Vor der Tür seines Schlafzimmers blieben sie stehen. Kaiba war der erste, der hineintrat und in den gewohnten Raum blickte. Nicht viele hatten sein Zimmer zu Gesicht bekommen. Dafür ließ Kaiba viel zu selten Fremde in sein Haus. Ausnahmen bildeten ein paar wichtige Treffen mit diversen Personen, die sich nicht in der Kaiba Corporation sehen lassen durften. Selbst diese kamen nicht weiter als in die erste Etage, auf der Kaibas Büro lag. Seine Privatsphäre und die seines Bruders hatten höchste Priorität. Niemals hätte er geglaubt, dass er jenes Gesetz brechen könnte, das er sich selbst auferlegt hatte: Lasse keines deiner Huren ins Haus. Es ging nicht einzig um Mokuba, den er aus seinen Angelegenheiten heraushalten wollte, sondern auch um seinen Stolz. Er hielt es für unmöglich, dass eine Person dieser Stellung es wert wäre, in sein Haus zu lassen. Die Vorstellung allein war ihm zuwider, diese Menschen hatten keinen Platz in seiner Welt, sie gehörten nur zu einem kurzzeitigen Vergnügen, dem er sich nach Beendigung schnellst möglichst wieder entledigen wollte. Aber Kaori Kugeka bildete eine Ausnahme – seine blau-weißhaarige Schönheit zählte er nicht zu jenen Frauen, die ihn teilweise angeekelt hatten, da er genau wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Sie war anders. Sie war sein. Es blieb der zarten Schönheit keine Zeit, den Raum näher zu betrachten, denn Kaiba deutete mit seinen Blicken auf eine hölzerne Tür, die recht unscheinbar zwischen den Wänden hervorlugte und sagte mit recht gleichgültiger Stimme: „Hinter der rechten Tür befindet sich das Badezimmer.“ Die junge Frau blickte auf die besagte Tür. Sie verstand, dass seine Worte eine Aufforderung waren, oder besser gesagt auf eine baldige Aufforderung vorbereiteten. Das Bad war genauso groß wie das Schlafzimmer. Größtenteils bestand es nur aus Marmorfliesen, die bis zu den Decken reichten. Auf der einen Seite ragte ein riesiger Duschkopf aus Milchglas aus der Decke. „Ich will das du dich wäschst“, sagte er und lehnte sich lässig an den Türrahmen, „zunächst entledigst du dich deiner Kleider.“ Besonders das Kleid, dachte er und Blitze schienen aus seinen Augen zu treten, als er daran dachte, wie vielen Freiern sie mit diesem Kleid den Kopf verdreht haben könnte. Wie beim letzten Mal entkleidete sie sich mit einer schlichten Eleganz, dass Kaiba sich beherrschen musste, nicht sofort ihren Körper in Anspruch zu nehmen. „Gib mir die Sachen“, gib mir dieses verdammte Kleid, dachte er und beobachtete mit innerer Zufriedenheit, wie die blau-weißhaarige Schönheit auf ihn zukam. Dabei hielt sie ihre Kleider wie ein langes Tuch vor ihrem Oberkörper. „Diese Sachen wirst du nicht mehr benötigen. Ich will sie nicht mehr an deinem Körper sehen.“ Sie gehörte ab sofort ihm, er wollte keinen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden, die Kaiba nur Kopfschmerzen bereitete, sobald er darüber nachdachte, was andere Männer genossen hatten – vielleicht dieselben Spielchen mit ihr gespielt hatten, weil es ihr ein Bedürfnis war, die Kontrolle zu verlieren... Er packte sich die Kleider und drückte sie fest zwischen seinen Händen. „Das Duschbad steht in dem kleinen Regal neben der Dusche.“ Kaiba wartete, bis sich die junge Frau unter den Duschkopf gestellt hatte, dann drückte er auf den Knopf, der sich direkt über dem Lichtschalter befand und mit einem laut zischenden Geräusch schossen Wasserstrahlen auf den zarten Körper der blau-weißhaarigen Schönheit. Keine Sekunde verging, als der gesamte Körper von kaltem Wasser übergossen wurde und die blasse Schönheit keine Reaktion auf diesen Kälteschock zeigte. Wieso schaut sie mich immer noch so an, Kaibas Gedanken kreisten einzig um die Augen, die ihm verrieten, dass seine Schönheit genug Widerwillen besaß. Diesen Widerwillen galt es zu brechen. „Fang an“, sagte er mit herrischer Stimme, nachdem er den Knopf so gedreht hatte, dass das Wasser auf eine angenehmere Temperatur wechselte. „Und schau gefälligst nicht auf mich. Konzentriere dich darauf, deinen Körper reinzuwaschen...Nur mit den Händen“, Kaiba verschränkte die Arme und beobachtete die vorsichtigen Bewegungen der jungen Frau. Ihre Art verriet, dass sie sehr wohl ihrer Wirkung bewusst war. Sie wusste, wie sie ihren Körper einsetzen musste, um in Kaiba gewisse Reaktionen hervorzurufen und Kaiba bereitete es Freude zu sehen, wie sie brav seinen Anweisungen folgte und den Blick auf sich gerichtet hielt. Er hätte sie stundenlang beobachten können: Aus sicherer Distanz, wo er die absolute Kontrolle ausübte. Sein Körper begann zu kribbeln, als er den Bewegungen ihrer Fingerspitzen folgte, die sanft über Oberarm, Schulter und Nacken – ja, dieser Nacken, in den er seine Zähne tief hineinbohren wollte – strichen. Dann folgte ihr Oberkörper, ihre Beine – lange schmale Beine, die sie wie eine Tänzerin bei ihren Aufwärmübungen dehnte und streckte. Je tiefer sie sich nach unten beugte, umso härter wurde sein Glied, das sich fordernd gegen seinen Hosenstoff drückte. Doch er wollte diesen Moment nicht enden lassen. Noch nicht. „Wenn ich sage, du sollst dich waschen, dann meine ich überall.“ Kaibas Stimme hallte neckend durch den Raum. Ein schiefes Lächeln entfuhr ihm, als die blau-weißhaarige Schönheit seinen Forderungen nachkam und jene Stellen reinwusch. In diesem Moment hätte er gern in ihr Innerstes geblickt und herausgefunden, was sie empfand, wenn seine Augen auf ihrem Körper ruhten, während sie sich ihm auf solch intime Weise zur Schau stellte. Fühlte sie Scham? Ihr Gesichtsausdruck strahlte Ruhe und Konzentration aus. Sie erröte nicht bei seinen Worten, die bei jedem Schamgefühl hervorgerufen hätten. Andererseits konnte er nicht mit Sicherheit sagen, dass es ihr gleichgültig war, sich völlig entblößt – sowohl äußerlich als auch innerlich – vor ihm zu stellen. Es gab einfach zu viele offene Rätsel, die Kaiba fürs Erste nicht beantworten konnte. Aber er würde noch dahinterkommen. Er würde eines Tages herausfinden, was in dem Kopf der geheimnisvollen Schönheit vorging. Kapitel 6: Überraschungen ------------------------- Kaiba hatte nicht erahnen können, dass ihn der Anblick der blau-weißhaarigen Schönheit so fesseln konnte wie in dem Moment, als sie sich das neue Kleid anlegte; ein weißes Wickelkleid, das von einem goldenen Band um die Hüften festgehalten wurde und sich perfekt um den schmalen Körper legte. Die Art wie sie sich anzog war beinahe so schön wie der Anblick ihres entblößten Körpers. Nur schwer konnte er sich von diesem Bild, das sich ihm gerade bot, abwenden, aber er hatte noch Akten und Unterlagen, die er bis heute Abend durchgehen musste. Der Gedanke daran bereitete ihm jetzt schon Kopfschmerzen, doch er konnte die Arbeit nicht länger hinauszögern, wie er es bereits die letzte Woche getan hatte, als er damit beschäftigt war, sein Vorhaben genaustens zu planen. Es arbeitete nur so in seinem Kopf, dass Kaiba kaum Zeit fand, sich auf die Firma voll und ganz konzentrieren zu können. „Ich denke, es wird nicht lange dauern“, sagte Kaiba, während er sich sein dunkelgrünes Hemd zuknöpfte und über die Schulter hinweg zu der jungen Frau sah, die sich auf den Rand des Bettes gesetzt hatte und abwesend aus dem Fenster blickte. Bei seinen Wort drehte sie sich, wie aus einem Tagtraum erwachend, um – ihre Augen waren nicht ganz so intensiv wie sonst, aber das Blau strahlte noch immer eine Unruhe aus, die für Kaiba unergründlich war. „In der Zwischenzeit“, fuhr er fort, „kannst du dich gerne umsehen.“ „Überall?“, hauchte sie fragend und erhob sich. „Solange du dich nicht von meinem Grundstück entfernst, ist es mir egal, wo du dich aufhältst.“ Kaiba hatte dafür gesorgt, dass die Zimmer seines Bruders verschlossen waren. „Es wird mir nicht schwer fallen, dich zu finden“, fügte er mit einem Grinsen hinzu, das die blau-weißhaarige Schönheit nicht sehen konnte. Er verließ den Raum, klappte die Tür zu und tat einen tiefen Atemzug; dieser Duft, dachte er und schloss einen kurzen Augenblick die Augen, bevor er sich gewahr wurde, was er da eigentlich tat. Erschrocken riss er die Augen auf und hastete eilig in Richtung Büro. Die Arbeit war genau das Richtige, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn nur nicht dieser Duft wäre... __________________________________ ~Perspektivenwechsel~ Mokuba Kaiba Mokuba Kaiba hatte es einfach nicht mehr aushalten können. Er ahnte, dass an Setos vermeintliches Treffen etwas faul sein musste. Seinen kleinen Bruder wegzuschicken war sonst nicht seine Art, daher musste der Ältere ein Geheimnis vor ihm verbergen oder zumindest irgendetwas im Schilde führen, das er seinem jüngeren Bruder nicht erzählen konnte...oder wollte? Es musste mehr dahinter stecken, so viel stand fest. Am frühen Morgen fasste Mokuba schließlich den Entschluss, gegen den Willen seines Bruders, das ViSeP-Turnier, das bereits im vollen Gange war, abzubrechen und auf dem schnellsten Weg zur Kaiba-Villa zurückzukehren. Dort angekommen wollte er seinen großen Bruder zur Rede stellen. Doch was ihn erwartete, sprengte jede seiner vorherigen Phantasien. „Wer bist du denn?“ Mokuba stand mit weit aufgerissenen Augen im Flur und blickte zu der Schlafzimmertür seines älteren Bruders, aus der eine junge Frau mit langen blau-weißen Haaren hinaustrat. Ihre Kleidung erinnerte ihn an die Statue einer griechischen Göttin, die nur von ihrer geraden – fast steifen - Haltung überboten wurde. Sie klappte die Tür zu und drehte sich zu ihm um; wobei ihr Haar in Strähnen von den Schultern fiel und Mokuba bei diesem Anblick leicht errötete. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals eine so schöne und zugleich anmutige Frau gesehen zu haben, dass es ihm schwer fiel, seinen Blick nicht auf sie zu lenken. „Mein Name ist Kaori Kugeka“, der Klang ihrer Stimme war bloß ein kühler Hauch. Ihre Art wie sie die Worte aussprach, war ruhig und Mokuba hörte aus ihr eine gewisse Distanz heraus, die ihn keineswegs störte, sondern viel mehr die Neugier in ihm weckte. „Ich bin Mokuba, Setos Bruder“, er kam auf die blau-weißhaarige Frau, die sich als Kaori vorgestellt hatte, zu und als er direkt vor ihr stand galt seine Aufmerksamkeit den zwei tief stählernen Augen, die ihn von oben herab ansahen, dass er nicht anders konnte als zu lächeln. „Es freut mich, dich kennenzulernen, Mokuba“, sagte sie schließlich und lächelte zaghaft zurück, als fiele es ihr schwer ein freundliches Gesicht aufzusetzen. „Ich habe nicht gewusst, dass du auch Zuhause bist.“ Wie ein Schlag kehrten Mokubas Gedanken, die er während der Heimreise hatte, zurück und er gab einen tiefen Seufzer von sich. „Mein Bruder weiß auch nicht, dass ich hier bin. Er meinte, er hätte ein super wichtiges Meeting, bei dem er mich unbedingt aus dem Haus haben wollte...ach ja, wo steckt Seto eigentlich?“ „In seinem Büro. Ein paar geschäftliche Dinge erledigen.“ „Wirklich?“, blinzelte der Schwarzhaarige, „und ich dachte, er hätte seine Geschäfte nur als Ausrede vorgeschoben, um mit dir alleine sein zu können.“ Für Mokuba stand fest, dass diese junge Frau der eigentliche Grund war, warum sein älterer Bruder ihn zu dem ViSeP-Turnier geschickt hatte. Eigentlich freute er sich für seinen Bruder. Mokuba war sowieso der Meinung, dass Seto zu viel arbeitete und sein gesamtes Leben auf die Firma konzentrierte, ohne einmal zur Ruhe zu kommen. Aber wieso hatte ihm sein großer Bruder nicht erzählt, dass er eine Freundin hatte? Noch nie hatte er sich so ausgeschlossen gefühlt wie in diesem Moment. Mokuba konnte einfach nicht verstehen, wieso Seto ein so großes Geheimnis daraus machte und ausgerechnet vor ihm etwas verheimlichte. Dabei dachte er immer, der einzige zu sein, dem Seto vertraute. „Also hat er dich alleine zurückgelassen?“ „Er meinte, es wird nicht lange dauern.“ „Hm“, Mokuba wusste, was die Worte bei seinem Bruder bedeuteten, wenn es um die Arbeit ging. „Bevor er dich hier versauern lässt“, meinte der Schwarzhaarige, während er die Hände in die Hüften stemmte, „werde ich dir ein wenig das Haus zeigen. Oder hast du schon alles gesehen?“, fügte er hastig hinzu. Er hatte nicht bedacht, dass sich Seto womöglich schon seit längerer Zeit mit dieser Frau traf und während seiner Abwesenheit zu sich nach Hause eingeladen haben könnte. „Ich habe mich noch nicht umsehen können. Ich würde mir gerne von dir das Haus zeigen lassen.“ Erleichterung tat sich in Mokubas Gesicht auf; Erleichterung, die der blau-weißhaarigen Schönheit nicht verborgen geblieben war. Sie liefen gemeinsam durch den weitläufigen Flur. Dabei plapperte der Schwarzhaarige fröhlich und wurde immer offener gegenüber der jungen Frau, für die er auf Anhieb Sympathie entwickelt hatte, ohne genau den Grund zu wissen. Er zeigte ihr den Garten, die Schwimmhalle, die Gästezimmer, während er von seinen Eindrücken erzählte, als er die Kaiba Villa das erste Mal von außen gesehen hatte; krampfhaft hatte er sich an seinen großen Bruder geklammert, während er das Gefühl hatte, dass die riesigen Mauern bloß ein weiterer Kerker waren – nur luxuriöser und schöner als die grauen Gemäuer des Waisenhauses, in dem sie gelebt hatten, bevor sie von Gozaburo Kaiba adoptiert worden waren. „Das wäre dann fast alles“, Mokuba setzte sich auf die Treppe der Vorhalle und starrte zur Decke hinauf, als ihm ein Gedanke kam: „Einen Raum hätten wir noch. Ich weiß zwar nicht, ob es dich interessiert, aber wir könnten uns noch Setos speziellen Raum ansehen, in dem er seine größten Errungenschaften aufbewahrt.“ Die blau-weißhaarige Frau nickte. Er brachte sie bis zum Ende des Flures und blieb vor der letzten Tür stehen. „Dieser Raum ist so etwas wie ein Heiligtum“, sagte er, während er aus seiner Hosentasche einen Schlüsselbund herauszog. „Es ist lange her, seit Seto diesen Raum das letzte Mal betreten hat. Er redet nicht gerne von der Vergangenheit und schließt alles ein, was damit zu tun hat – einschließlich diesem Raumes.“ Er hielt einen silbernen Schlüssel in die Höhe, der kleiner war als die anderen und steckte ihn schließlich ins Schloss. Nachdem er den Schlüssel gedreht und die Tür geöffnet hatte, trat er einen Stück zu Seite, um der jungen Frau Platz zu machen. „Du hast vielleicht davon gehört, dass mein Bruder der beste Duel Monsters Spieler der Welt war.“ Langsam trat sie in das Zimmer. Als erstes fielen die Pokale auf, die sich in den Regalen - der Größe nach sortiert – stapelten und das grelle Licht der Deckenbeleuchtung reflektierten, dass der Anblick in den Augen brannte. Gegenüber der Trophäensammlung hingen in Glas geschützte Karten, die in den verschiedensten Farben funkelten und die Wand vollständig darunter verdeckten. „Ich kenne dieses Kartenspiel“, sagte Kaori und fuhr mit der Fingerspitze über das dünne Glas, „eure Firma stellt die Hologramme her. Ich habe nicht gewusst, dass er ebenfalls spielt.“ Sie betrachtete eine Karte, sodass die Glasscheibe ihre Augen widerspiegelte; Mokuba mochte ihre Farbe und die Tiefgründigkeit ihrer Blicke, mit denen sie einen oder etwas anblickten. Auf eine für ihn unerklärliche Art fühlte er sich durch diesen Blick sicher und geborgen. Trotz der Kühle, die in ihnen steckte – oder vielleicht gerade deshalb, er wusste es nicht genau - fühlte er etwas Vertrautes, etwas von dem er glaubte, aus der Vergangenheit zu kennen, es verloren zu haben und lange Zeit in Vergessenheit geraten war... Es störte ihn nicht, dass ihm diese Frau fremd war, es spielte auch keine Rolle, dass sie kaum ein Wort geredet hatte und er noch nichts über sie in Erfahrung bringen konnte. Vielleicht lag darin ihr Zauber. „Na ja“, sagte der kleine Schwarzhaarige schließlich, nachdem ihm bewusst wurde, dass die Blicke der jungen Frau auf ihm ruhten, „er spielt schon lange nicht mehr-“ Der Jüngere hielt inne. Er wusste, dass sein älterer Bruder schlecht auf dieses Thema zu sprechen war – zumindest wenn es um seine letzte Niederlage ging, die Seto dazu gebracht hatte, mit dem Kartenspielen aufzuhören und nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. „Zeigst du mir wie es geht?“ Verwundert sah er sie an. „Klar, wenn du magst.“ ___________________________________________ ~Perspektivenwechsel~ Seto Kaiba Das Telefon klingelte schrill in seine Ohren. Genervt sendete der Chef der Kaiba Corporation Todesblicke an den Apparaten. Das war bereits das fünfte Mal, dass ihn irgendwelche Leute von seiner eigentlichen Arbeit abhielten, von der er beabsichtigte, sie schnellst möglichst hinter sich zu bringen. Er riss den Hörer von der Station und knurrte ein knappes „Ja“, dass seine Sekretärin ihre gewohnt piepsende Stimme einsetzte: „Mr. Kaiba, ich habe einen wichtigen Anruf für Sie.“ „Das konnte ich mir bereits denken“, erwiderte Kaiba im sarkastischen Ton, „sagen Sie ihm, dass ich an den Wochenenden nicht zu sprechen bin.“ „Aber der Herr in der anderen Leitung meinte, es sei wichtig.“ „Und welcher Herr?“, fragte er, obwohl es ihn wenig interessierte, welcher dieser vielen Wichtigtuer meinte, eine wichtige Angelegenheit mit ihm an einem Samstagnachmittag besprechen zu müssen. „Ein Herr Beko Kugeka von Alexis Industries.“ Stille. Sekunden vergingen, die dem jungen Firmenchef wie eine Ewigkeit vorkamen. Er war in einer Starre gefangen, die ihn dazu zwang tausend Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, um nur noch Platz für eines zu haben. „Stellen Sie durch“, sagte er und trommelte mit den Fingern seiner freien Hand auf den frisch polierten Schreibtisch. Als Kaiba die tiefe Bassstimme des Firmenbosses von Alexis Industries hörte, konnte er das Schlagen seines eigenen Herzens wahrnehmen, das wie wild an seine Brust hämmerte. Ein neuartiges Gefühl machte sich in Kaiba breit – und es gefiel ihm ganz und gar nicht. „Mr. Kaiba, entschuldigen Sie, dass ich Sie an einem Samstag belästige, aber ich hielt es für besser, meinen Anruf nicht länger hinauszuzögern.“ „Womit kann ich Ihnen helfen?“ Die fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung passte nicht zu dem Bild, das sich in Kaibas Kopf gebildet hatte. „Wie ich erfahren habe, war meine Tochter bei Ihnen.“ „Ich erinnere mich“, entgegnete er knapp. „Normalerweise halte ich mich aus ihren Geschäften heraus. Sie weiß was sie tut und betreut unsere Kunden immer zu höchster Zufriedenheit. Umso mehr wundert es mich, dass sie Sie nicht von unserer Agentur überzeugen konnte. Ich hoffe, sie hat Sie nicht auf irgendeine Weise verärgert oder kompromittiert.“ „Keineswegs, Mr. Kugeka. Ich brauchte nur etwas Bedenkzeit hinsichtlich einer Kooperation mit Alexis Industries“, antwortete Kaiba und spürte wie sich die Erleichterung in seinem ganzen Körper ausbreitete. „Nun, ich möchte Sie keinesfalls bedrängen“, begann Mr. Kugeka im knallharten Geschäftston, „aber ich kann Ihnen versichern, Mr. Kaiba, dass Sie keine geeignetere Firma als die unsere finden werden. Die Zufriedenheit unserer Kunden hat höchste Priorität und ich garantiere Ihnen, dass niemand Ihr Produkt besser vermarkten kann als Alexis Industries.“ Das Werbeunternehmen besaß viele namenhafte Kunden, von denen Kaiba wusste, dass sie ihre hohen Verkaufszahlen zu einem Großteil Alexis Industries zu verdanken hatten. Eine Zusammenarbeit kam ihm daher nicht abwegig vor, zumal er bereits in der Vergangenheit darüber nachgedacht hatte, zu Alexis Industries zu wechseln. „Lassen Sie mir die nötigen Dokumente zukommen. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen und Ihnen meine Entscheidung nächste Woche mitteilen.“ „Ich bin mir sicher, dass Sie die richtige Entscheidung treffen werden, Mr. Kaiba.“ Kapitel 7: Spiegelscherben -------------------------- Die richtige Entscheidung, dachte Kaiba und starrte gedankenversunken in Richtung Fenster; die Sonne stand jetzt tief genug, dass sie direkt in das Zimmer schien. Was wäre die richtige Entscheidung, wenn herauskäme, was zwischen dem jungen CEO und der Tochter des derzeitigen Firmenchefs von Alexis Industries ablief? Kaiba konnte es nicht beantworten. Er schien hilflos der Situation ausgeliefert zu sein. Für jemanden wie Seto Kaiba war Hilflosigkeit ein Wort, das von Schwächlingen und Nichtsnutzen gebraucht wurde, die sich wie Feiglinge hinter einer Mauer aus Unfähigkeit versteckten und warteten bis andere ihre Drecksarbeit erledigten. Kaiba hatte diese Art von Menschen immer verabscheut. Umso mehr hasste er die Situation, in der er sich gebracht hatte...nein, in die ihn diese Frau gebracht hatte, korrigierte er gedanklich und spürte Wut in sich aufkochen – unkontrollierte Wut, die er an etwas, oder viel besser, an jemanden auslassen musste. Sofort. Er hatte schon vorher diese Unruhe in sich aufsteigen spüren. Die Zeit, die er schon in seinem Büro verbracht hatte, war ihm mit jeder weiter vorangegangenen Stunde mehr zur Unerträglichkeit geworden. Ein Gefühl, das er von sich nicht kannte und erst seit Kurzem in Erscheinung getreten war. Wieder schien die Ursache bei einer ganz bestimmten Person zu liegen, deren Duft in seiner Nase kribbelte, bereits seit gestern Nachmittag nicht abgeklungen war und ihn wie ein Aphrodisiaka berauschte, ihn süchtig danach werden ließ, je mehr er davon bekommen konnte. Und er wollte es so sehr. „Das reicht“, sagte er und erhob sich. Seine Schläfen pulsierten, während die Hände sich zu Fäusten ballten, um der ansteigenden Unruhe zu entkommen. Komm wieder runter, mahnte er sich in Gedanken, während er - beinahe die Nerven verlierend - zu dem Telefon starrte, das wieder mit Klingeln angefangen hatte. Kaiba wartete bis der Apparat verstummte. Dann wandte er sich ab und verließ das Büro, obwohl noch nicht alle Dokumente durchgesehen worden waren, Verträge unterzeichnet und Entscheidungen getroffen werden mussten. Doch er war nicht konzentriert genug, daran zu denken. Egal wie sehr er sich bemühte, die Gedanken schweiften ab, harrten an einem Punkt, der ihn innerlich kochen ließ, dass er Hass, Wut und Erregung zugleich verspürte. Eine Veränderung ging in ihm vor, er spürte es deutlich, konnte sich nicht dagegen wehren und dennoch leugnete er das Offensichtliche, lehnte es ab, da es ihm wie ein Fremdkörper erschien. Seto Kaiba wusste doch immer, wer er war. Er wusste immer, was er tat. Wusste, was zu tun war. Doch jetzt brachte ihn ein simples Telefonat aus der Bahn, hatte ihn für Sekunden den Schweiß auf die Stirn getrieben. Bloß Sekunden, aber für den sonst so kontrollierten Firmenchef waren diese Sekunden wie ein Schlag ins Gesicht. Vor seinen Augen zersprang sein eigenes Spiegelbild. Mit großen Schritten lief er durch den Flur der ersten Etage. Die Gedanken spornten ihn an, das Tempo anzuheben. Als er an seine blau-weißhaarige Schönheit dachte, verengten sich seine Augen zu gefährlichen Schlitzen: Er musste sie beherrschen – jetzt auf der Stelle – sie so weit erniedrigen, damit er wieder zu sich selbst finden konnte. Ein Bild erschien ihm vor Augen: die Silhouette ihres Körpers, wie sie sich letzte Nacht unter seinem gewunden , mit halb geschlossenen Lidern stumm nach mehr gefleht hatte. Unwillkürlich musste er lächeln. Er vermutete die blau-weißhaarige Schönheit in seinem Zimmer. Ob sie genau so eine Sehnsucht nach ihm hatte wie er nach ihr...So ein Unsinn!, Kaiba schüttelte den Kopf und verzog den Mund zu einem geraden Strich. Das war doch keine Sehnsucht (wenn er wusste, was es bedeutete), viel mehr der Wunsch nach absoluter Kontrolle über die blau-weißhaarige Schönheit. Dabei spielte es keine Rolle, wie er sich diese Kontrolle beschafft hatte, sondern einzig darum, dass er sie besaß. Kaiba betrat das Schlafzimmer und fand niemanden vor. Keine blau-weißhaarige Schönheit, die wartend auf seinem Bett saß. Die Hände vor der Brust verschränkend stand er in der Mitte des Raumes, während hinter ihm die Sonne immer tiefer sank. „Wo steckt sie?“, sagte er zu sich und verließ das Zimmer, um jede weitere Räumlichkeit abzuklappern bis er sie gefunden hätte. Wenn sie meint, ein Spielchen spielen zu müssen, dachte er und riss ein Gästezimmer nach dem anderen auf, dann kann sie was erleben. „Haha.“ Abrupt blieb Kaiba stehen und überlegte, woher das Lachen gekommen war. Es schallte ein wenig im Hauptflur nach, dass sich der Chef der Kaiba Corporation sicher war, der Quelle nicht weit zu sein. Langsam steuerte er auf das größere der beiden Wohnzimmer zu, als ihn ein mulmiges Gefühl beschlich. Dieses Lachen, dachte Kaiba, dieses Lachen kenne ich doch. Eine der beiden Flügeltüren, die zum Wohnzimmer führten, war weit aufgerissen. Kaiba konnte eine Stimme ausmachen: „Schon wieder gewonnen. Das kann doch kein Anfängerglück sein.“ Das war doch...Der junge CEO trat ins Zimmer und starrte ungläubig auf seinen kleinen Bruder und die junge blau-weißhaarige Frau. Sie hatten es sich auf dem flauschigen Teppichboden vor dem Kamin gemütlich gemacht: Der Jüngere im lockeren Schneidersitz, seine bleiche Schönheit in halb liegender Position. Noch überraschender war jedoch die Tatsache, dass beide Karten in den Händen hielten. Duel-Monsters-Karten. Vor ihnen waren Spielmatten ausgebreitet, auf denen ebenfalls Karten lagen. Sowohl sein jüngerer Bruder als auch die blau-weißhaarige Schönheiten schienen ihn nicht bemerkt zu haben. Kaiba konnte den Blick Kaoris nicht ausmachen, da ihr Gesicht im Profil zu ihm stand und blaue Strähnen ihre Augen verbargen. Doch auf Mokubas Gesicht zeichnete sich ein heiteres Lachen, das er mit glänzenden Augen der blau-weißhaarigen Schönheit schenkte. „Mokuba?“ Die Stimme des Älteren ließ den jüngeren der Kaiba Brüder aufschauen. Ein überraschter Blick, der seine Fröhlichkeit beibehielt, begegnete Seto Kaiba. „Hallo, Seto“, sagte der Schwarzhaarige und rappelte sich auf - die Karten vorher auf den Boden ablegend. Gerade wollte er etwas sagen, als ihn die vorwurfsvolle Stimme seines großes Bruders davon abhielt. „Was machst du hier?“ Die Mundwinkel fielen dem Jüngeren herunter und mit leerem Blick sah er zu Seto herüber, der ihn halb verärgert halb verwirrt ansah. „Ich wohne hier“, entgegnete Mokuba und rührte sich nicht von der Stelle, während sein Bruder mit zügigen Schritten näherkam. „Du solltest doch beim ViSeP-Turnier sein. Oder glaubst du, ich habe umsonst mein Geld dafür hingeblättert.“ „Ich habe dich nicht darum gebeten, mir die Karten zu kaufen. Außerdem hast du nicht das Recht sauer auf mich zu sein.“ „Du bist zurückgekommen und hast dich vom Turniergelände entfernt, ohne mir Bescheid zu sagen. Erklär' mir warum.“ Jetzt war es Mokuba, der die Hände in die Hüften stemmte und seinem älteren Bruder wütende Blicke zuwarf. „Ich soll dir was erklären? Vielleicht erklärst du mir mal, warum du mir ins Gesicht gelogen hast.“ „Wovon sprichst du?“ „Ist das dein Ernst? Oder wie war das noch mit deinem ach so wichtigen Geschäftstreffen?“ Kaibas Augen weiteten sich. Er hatte vergessen, dass die blau-weißhaarige Schönheit neben ihm gehockt hatte. Jetzt wo sie sich erhob, schien ihre Gegenwart doppelt auf ihn einzuschlagen. „Lass uns alleine“, sagte er zu ihr, ohne Mokuba aus den Augen zu lassen, dessen Wangen vor Aufregung glühten. Als die junge Frau verschwunden war, platzte es aus dem Schwarzhaarigen heraus: „In letzter Zeit behandelst du mich als wäre ich irgendein Fremder für dich. Du sprichst nicht mehr mit mir und ich muss erfahren, dass du eine Freundin ha...“ „Das reicht Mokuba!“, Kaiba schüttelte abwehrend den Kopf. „Was, Seto?“, blaffte der Jüngere zurück, „willst du mich weiterhin belügen und so tun, als sei ich ein kleines dummes Kind, das nicht merkt, was hier abgeht?“ „Du redest Unsinn, und das weißt du genau. Du verstehst die Situation einfach nicht.“ „Dann erkläre sie mir.“ Doch Seto antwortete nicht, konnte es einfach nicht. Mokuba schüttelte den Kopf. „Was für ein toller Bruder du doch bist.“ Kaiba erstarrte. Die Worte seines Bruder hallten tief in seiner Brust. Der kleine Schwarzhaarige wandte sich nichtssagend ab und ging. „Mokuba, warte“, versuchte Seto seinen kleineren Bruder aufzuhalten, doch dieser reagierte nicht, sondern rannte davon, in sein Zimmer, das er von innen verriegelte, um niemandem die Enttäuschung und Traurigkeit sehen zu lassen, die sich auf Mokubas Gesicht abzeichneten. Seto war ihm hinterher gegangen und hatte mehrere Male an seine Tür geklopft, ließ aber schließlich die Hand von der Tür, nachdem Mokuba die Musikanlage aufgedreht hatte. Er hatte seinen kleinen Bruder verletzt. Diese Tatsache bereitete ihm einen Stich im Herzen und bereits zum zweiten Mal an diesem Tag spürte er die Scherben eines Spiegels auf seinen Handflächen. Das war allein ihre Schuld, Kaibas Augen fixierten einen unsichtbaren Punkt, als er mit zügig werdenden Schritten auf sein Zimmer zusteuerte. Der Druck seiner geballten Hände ließen die Fingerknöchel weiß werden. Er erreichte die Schlafzimmertür und riss sie auf. Wie erwartet stand die blau-weißhaarige Frau vor seinem Bett und drehte ihr Gesicht zu seinem, als er vor geöffneter Tür stand. Diese knallte er mit der linken Hand zu, bevor er auf die bleiche Schönheit zukam und ihr mit einer Heftigkeit ins Gesicht schlug, dass sie ihr Gleichgewicht verlor und aufs Bett geschleudert wurde; sie rutsche von der seidenen Tagesdecke und landete sitzend auf dem Boden. Kaiba konnte sich nicht erinnern, jemals eine Frau geschlagen zu haben. Sein Herz schlug wie wild und pumpte eifrig das Blut in seine Adern. Jegliche Gefühle kochten in ihm hoch, als er hinab zu der jungen Frau sah, deren Mimik nichts verriet – nur das langsame Aufglühen der linken Wange ließ erkennen, was geschehen war. Noch ehe sich die blau-weißhaarige Schönheit aufrichten konnte, hatte sich Kaiba vor sie gestellt. Ihre Blicke trafen einander – kalt und dominant. Er beugte sich zu ihr herunter und knurrte: „Du bist an allem Schuld.“ Ganz von allein hatte sich seine rechte Hand um den schmalen Hals gelegt. Seine Lippen berührten ihr linkes Ohrläppchen. „Willst du, dass ich zudrücke?“ Die Frage war bloß ein Hauch, doch das Zimmer schien die Töne aufzusaugen und genüsslich durch den Raum widerhallen zu lassen. Sie sah ihn an. „Es ist deine Entscheidung, entgegnete sie trocken.“ Ihre Worte brachten ihn in die Realität zurück. Der Hass war noch da, die Augen glühten im Feuer überschäumender Emotionen, doch er wurde sich gewahr, was er gerade tat, das heißt, was er gerade versucht war zu tun. Wie hypnotisiert sah er auf seine Hand herunter, die noch immer um ihren Hals lag und nicht wusste, ob sie zudrücken sollte oder nicht. Natürlich war er wütend, empfand Hass und hatte das Bedürfnis der Gewalt freien Lauf zu lassen. Aber wollte er der blau-weißhaarigen Schönheit tatsächlich Schmerz zufügen? Wenn er jetzt seinen Gefühlen nachgab, würde er den Rest an Kontrolle verlieren, den er sich all die Jahre so mühsam erarbeitet hatte. Er ließ von ihrem Hals und beobachtete stumm die Veränderung in ihrem Gesicht: Das Blau ihrer wachsamen Augen bekam etwas Hilfloses, wie es Kaiba noch nie bei ihr gesehen hatte. Kaoris Atem ging schnell und als er anfing die Finger über den Stoff ihres Kleides gleiten zu lassen, biss sie sich auf die Lippen, drehte den Kopf, dass er in die Decke versank. Daraufhin ließ er von ihrem Körper, dass sie überrascht zu Kaiba aufsah. Dieser erhob sich und sah zu ihr hinab, wobei ihn eine innere Wärme durchflutete, als er die fragenden und zugleich flehenden Blicke seiner geheimnisvollen Schönheit sah. Kaiba ließ sie warten, traute dieser absoluten Unterwerfung nicht, da er sie zu oft vermutet hatte, um schließlich feststellen zu müssen, dass die eiskalten Blicke der jungen Frau stets fortbestanden und immer bereit schienen, wieder die Kontrolle zu erlangen. „Zieh' dich aus“, sagte er knapp und wandte sich von ihr ab. Dann lief er zum Fenster und kurbelte die Jalousien herunter. Als er sich wieder umdrehte, hatte die blau-weißhaarige Schönheit ihre Kleider sorgfältig neben sich zusammengelegt. Mit verschränkten Armen, die sich um ihren zerbrechlichen Körper schlangen und versuchten, die zarten Wölbungen zu verstecken, stand sie vor dem Bett; ihre tiefen blaue Augen waren auf den Teppichboden gerichtet. Sie zitterte, was keineswegs aus Angst geschah. Kaiba erinnerte sich daran, wie sie im Hotelzimmer genauso gezittert hatte; es war ihre Art des Flehens, er möge ihre Begierde endlich stillen. Ihm war nach Grinsen, doch der mächtige Firmenchef verkniff es sich. Stattdessen sagte er im säuselnden Ton: „Ich kann mich nicht erinnern, dir erlaubt zu haben, aufzustehen.“ Sie zuckte bei seinen Worten zusammen und kniete sich auf den Boden. „Auf allen Vieren zu mir“, ordnete er an. Die blau-weißhaarige Schönheit gehorchte und bewegte sich langsam auf den jungen CEO zu, der ihren krauchenden Gang verfolgte. Trotz der Erniedrigung lag etwas Anmutiges in ihren Bewegungen. Der Anblick ihrer bleichen – fast weißen – Haut, die ihm völlig entblößt präsentiert wurde, faszinierte ihn immer wieder aufs Neue und das lange blau-weiße Haar, das sich um den nackten Körper gewickelt hatte und bis zum Boden reichte, umrahmte ihr Schönheit, die er fast schon verehrte. Vor seinen Füßen blieb sie stehen und wagte einen zaghaften Blick nach oben. Kaiba sagte nichts, stattdessen begann er die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Langsam streifte er sich den dunkelgrünen Stoff vom Körper und warf ihn zusammen geknäult aufs Bett. Dann zog er seine Hose aus, dass er nur noch in Boxershorts vor ihr stand und er sagte ruhig: „Fang' an, wofür ich dich bezahle.“ Sich aus der Starre lösend begann die blau-weißhaarige Schönheit wieder eine kniende Haltung einzunehmen, während ihre Finger über seine Brust glitten, geschmeidig die Linien seiner Bauchmuskeln entlangliefen. Mit einem tiefen Atemzug, der aus ihrer Kehle drang, schob sie ihre Hand unter die Boxershorts und begann mit vorsichtigen Bewegungen seinen Schwanz zu massieren. Obwohl er die Berührungen ihrer kalten Finger kannte, hielt er kurz den Atem an, bevor er sich auf die stimulierenden Handgriffe voll und ganz konzentrierte. Mit der einen Hand hielt er sich am Fenstersims fest, während die andere die Haare der blau-weißhaarigen Schönheit zu einem Pferdeschwanz zusammenhielt. Ein nicht zu unterdrückendes Stöhnen entfuhr dem jungen Firmenchef, als seine blasse Schönheit das letzte Stück Stoff herunterzog und seinen erigierten Penis gierig in ihren Mund aufnahm - immer tiefer, dass sich das pochende Geschlecht an ihre Zunge drückte. Ein animalischer Laut, den er so nicht von sich kannte, entfuhr ihm lautstark, als er den Höhepunkt erreichte. Er zog an ihren Haaren, dass er ihren Kopf in den Nacken legte und somit in die gläsernen Augen sehen konnte, die verrieten ließen, wie erregt sie selbst war und wie sehr sie ihre eigene Befriedigung herbeisehnte. Aber Kaiba packte sie mit der Hand, deren Finger sich noch vor wenigen Sekunden an dem Fenstersims gekrallt hatten, am Arm, sodass ihr zittriger Körper mit den Füßen auf dem Boden stand. Kaiba stellte fest, dass ihre Augen von dieser kurzen Distanz an Schärfe gewannen, wobei sie jedoch nicht ihre völlige Intensität entfalteten. Er wusste nicht, wie er ihren Blick zu deuten hatte, da er sie noch nie so devot erlebt hatte. Seine Skepsis abschüttelnd, zog er sie mit sich ins Bad. Mit einem Fingerschnippen schaltete sich ein dimmendes Licht ein, das vor der Dusche endete, sodass diese von einer Seite in absolute Dunkelheit gehüllt war. Er stellte sich und seine blau-weißhaarige Schönheit unter den Duschkopf und ließ erst lauwarmes, dann heißes dampfendes Wasser über ihre Köpfe laufen. Anschließend griff er nach Schwamm und Duschgel, schäumte das eine mit dem anderen auf und gab es der jungen Frau. Sie folgte der stummen Aufforderung mit demselben Schweigen und begann Kaibas Körper zu waschen. „Kein Blickkontakt“, ermahnte er sie, als die blau-weißhaarige Schönheit ihren Kopf anhob und den wachsamen Augen Kaibas begegnete. Daraufhin senkte sie den Blick. Als sie fertig war, nahm Kaiba den Schwamm in die Hand und ließ ihn gleich darauf wieder fallen. Seine Hand drückte den Körper der blau-weißhaarigen Schönheit an die Wandfließen, dass ihr Gesicht von den Schatten vollständig bedeckt wurde. Seine Stirn drückte sich an ihre, sein Atem legte sich auf ihre leicht geöffneten Lippen. Für kurze Zeit war er wie erstarrt. Diese Lippen, dachte er und spürte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Bisher hatte er diese Lippen nicht berührt. Er schloss die Augen und fuhr mit der Nasenspitze über ihre linke Wange, bis sie sein Ohr erreichte. Fragend flüsterte er: „Willst du dieselbe Befriedigung wie ich sie bekommen habe?“ Dabei drückte sich sein Schwanz neckend an ihren Unterleib. Sie wimmerte leise. „Sag' es!“, forderte er, „sag' mir, wie sehr du es willst.“ „Ja“, entgegnete sie leise, dass es unter dem Wasserstrahl kaum zu hören war. „Was ja?“, bohrte er weiter nach und packte sie bei den Hüften. „Ich will, dass du mir sagst, was du willst.“ „Erleichterung. Bitte, Kaiba.“ Ein teuflisches Lächeln umspielte Kaibas Lippen, als er sich abwandte, den Duschhahn abdrehte und sich ein Handtuch um die Hüften wickelte. Beim Hinausgehen sagte er abwinkend: „Du willst Erleichterung? Dann verschaff' sie dir selber.“ Kapitel 8: Erwachen ------------------- Eigentlich erinnerte sich Seto Kaiba nie an das, was er nachts träumte. Er hatte auch nie darüber nachgedacht, da es ihm nicht wichtig genug erschien und er zumal keine Zeit mit diesem esoterischen Quatsch vergeuden würde. Als er und Mokuba noch im Heim gelebt hatten, hatte er viel geträumt, – nicht nur, wenn er schlief – doch nachdem sie adoptiert wurden und in ein neues Zuhause umgezogen waren, wurden die Nächte immer kürzer und Träumen wurde zu einer langsam verblassenden Erinnerung, die Kaiba wie alles Vergangene abgeschüttelt und verdrängt hatte. Mit dem Einzug in die Kaiba-Villa kamen die Schlafprobleme, dass sie in den vergangen Jahren zu einer gewohnten Begleiterscheinung geworden waren, die für Kaiba jedoch keine Auswirkungen auf seine Leistungen hatten. Natürlich wusste er, worauf sein Schlafmangel zurückzuführen war: er arbeitete zu viel und verbrachte selbst seine freie Zeit mit Geschäften oder dem Weiterentwickeln seiner holographischen Erfindungen. Eigentlich wollte der junge Firmenchef auch keine Zeit zum Ausspannen haben. Freizeit bedeutete für Seto Kaiba, an Leistungen abzubauen. Solch ein Gedanke kam für ihn gar nicht in Frage, darum saß er lieber hinter einem seiner Schreibtische und arbeitete. Doch diese Nacht träumte Kaiba – noch nie war ihm ein Traum so stark und intensiv im Gedächtnis geblieben: Er stand am Waldweg und schaute sich nach allen Seiten um – hektisch suchten seine Augen nach etwas. „Seto!“, drang aus dem Wald die Stimme seines kleinen Bruders. „Wo bist du, Mokuba“, schallte es von dem Älteren zurück. „Hilf mir, großer Bruder“, rief Mokuba, dass Seto für Sekunden das Herz stillstand. Mit ausgestreckten Armen rannte er in den Wald, immer wieder nach seinem kleinen Bruder rufend, dessen Stimme sich mit jedem Mal weiter von ihm entfernte. Aber Seto rannte weiter, keuchte und schrie „Wo bist du?“ bis er merkte, dass keine Antwort mehr kam. Wie erstarrt blieb er stehen und sah mit leerem Blick durch die Bäume hindurch. Hinter einer Eiche trat eine zierliche Gestalt hervor, deren Körper von langen blau-weißen Haaren umrahmt wurde. Kaori – seine blau-weißhaarige Schönheit – kam langsam auf ihn zu, wie eine Waldnymphe schwebte sie leichtfüßig über den moosigen Boden. Sie trug das Kleid von ihrer ersten Begegnung. „Wo ist er?“, fragte Seto, als die blau-weißhaarige Schönheit direkt vor ihm stand. Ein eiskalter Blick begegnete ihm. Als sie keine Antwort gab, packte er sie bei den Schultern: „Wo ist er“, schrie er und schüttelte sie als könnte er ihr dadurch die Worte aus dem Mund heraustreiben. Die bleiche Schönheit drehte ihren Köpf und deutete stumm nach links. Seto tat es ihr gleich und blickte in einen grellen weißen Lichtstrahl. Blinzelnd erkannte er die Umrisse zweier großer blau-weißer Flügel, die sich in sanften Schwingen auf und ab bewegten, dass eine sanfte Brise über sein Gesicht wehte, wie eine Liebkosung sein Haar streichelte und den Herzschlag im gleichmäßigen Takt weiter schlagen ließ. Langsam erwachte Kaiba aus seinem Traum. Er schlug die Augen auf; die grelle Mittagssonne schien ihm direkt in die Augen, dass er sie nur mühsam offen halten konnte. Etwas angenehm Kühles fuhr durch seine Haare, massierte seine Kopfhaut, ließ ihn für kurze Zeit entspannen und den Albtraum vergessen. Kaiba ließ es geschehen, bis ihm bewusst wurde, dass er gar nicht mehr schlief, diese Berührungen echt waren. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Kopf auf einem Schoß gebettet war, er spürte den samtenen Stoff des Wickelkleides und fuhr augenblicklich hoch. Kaori Die blau-weißhaarige Schönheit ließ ihre Hände auf den Schoß sinken. Mit stählernen blauen Augen sah sie den jungen Firmenchef an; der eiskalte Blick, den sie letzte Nacht abgelegt hatte, war zurückgekehrt, dass Kaiba das Gefühl hatte, ihn jetzt ums stärker auf seinem Gesicht zu spüren. Die Szenen des Traumes spielten sich in Sekundenschnelle vor seinem geistigen Auge ab. Mit derselben Intensität begegnete er ihrem Blick, packte sie an den Handgelenken und drückte ihren Körper aufs Bett zurück. Kein wenig überrascht hielt sie seinen Blicken stand, als hätte sie nur darauf gewartet von Kaiba dominiert zu werden. „Immer wieder dasselbe mit dir“, sagte er, während seine Augen denen seiner blau-weißhaarigen Schönheit Paroli boten. Sie erwiderte nichts, wusste aber genau, worauf der junge CEO anspielte. Den Kopf zur Seite drehend, wandte sie ihre Blicke von ihm ab. Kaiba war das nicht genug. Er fasste nach dem goldenen Band, das fest zugeschnürt um ihre Hüften lag, hob ihren Körper an und knotete es mit geschickten Fingern auf. Das Wickelkleid verlor seinen einzigen Halt und öffnete sich ein wenig, dass die eine Hälfte ihres Oberkörpers so weit frei lag, um dem jungen Firmenchef einen schüchternen Einblick zu gewähren. Er schmunzelte und vergaß für einen Moment den ruhelosen Blick seiner bleichen Schönheit, die mit schneller schlagendem Herzen abwartete, wie es weiterginge. Mit Daumen und Zeigefinger hielt Kaiba das Band an beiden Enden fest und beugte sich langsam zu seiner blau-weißhaarigen Schönheit herunter. „Kopf gerade halten“, ordnete er an. Dann verband er ihr die Augen, zog das Band stramm und knotete es schließlich fest genug, dass es nicht verrutschen konnte. Genauso wollte er sie haben Wollte sie ihn auch genau so? Der Gedanke kam ihm zum ersten Mal und er schalt sich für diese Frage, die doch eigentlich nicht von Nöten war. Eigentlich... Und eigentlich wollte sich Kaiba auch nicht an das Geträumte erinnern. Früher hatten ihn grauenhafte Albträume geplagt, die an die Zeit im Kinderheim erinnerten und ihn tagelang Angst eingejagt hatten, dass er die darauffolgenden Nächte nicht einschlafen wollte. Kaiba wusste genau, dass die Träume ein Teil seines Ichs widerspiegelten (esoterischen Unfug hin oder her), das er durch die Beschäftigung mit seiner Firma erfolgreich verdrängen konnte. Aber was in seinen Träumen geschah, konnte er nicht kontrollieren und so arrangierte er sich damit, spät Nachts heimkehrend in sein Schlafzimmer zu wandern, den Laptop einzuschalten und solange vor dem Bildschirm zu sitzen, bis er irgendwann den Drang verspürte einzuschlafen. Jetzt schien alles anders. Er war in dem Schoß einer wunderschönen, geheimnisvollen Frau aufgewacht, nachdem ihm ein schrecklicher Traum heimgesucht hatte. Kaiba musste an seinen Bruder denken, an Mokuba, der vermutlich in seinem Zimmer saß und Trübsal blies. Er kannte den kleinen Schwarzhaarigen gut genug, um zu wissen, dass die Traurigkeit größere Spuren hinterließ als seine Wut, die ihn stampfend ins Schlafzimmer marschieren und die Tür direkt vor seinem großen Bruder zuknallen ließ. Er fasste den Entschluss, nachdem er die blau-weißhaarige Schönheit zur Tür begleitet hätte, seinen kleinen Bruder aufzusuchen und die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen (obwohl er noch keine Idee hatte, wie er es anstellen sollte). Kaiba und die blau-weißhaarige Schönheit standen wieder in der Eingangshalle. Sie hatten auf dem Weg dorthin kein einziges Wort miteinander gewechselt. Dem jungen Firmenchef, dem es sonst nicht an Schlagfertigkeit fehlte, wusste einfach nicht, was er sagen könnte. Was Kaiba wissen wollte, brachte er einfach nicht über die Lippen; viele offene Fragen, von denen er nicht wusste, wie er sie stellen sollte. „Wie verabschiedet man sich richtig?“, hauchte Kaori, die ihn mit einem Funkeln in den Augen betrachtete, als durchforschte sie das Innerste seiner Gedanken. Kaiba zuckte mit den Schultern. „Nun“, begann er und erwiderte ihren Blick, der ihr verbieten sollte, weiter in seinem Kopf einzudringen, „ich kläre am liebsten erst den geschäftlichen Teil.“ „Das habe ich gemerkt.“ Er zückte aus der Innentasche seines Mantels einen Scheck mitsamt Kugelschreiber heraus. „Drei Tage – das macht sechs Millionen“, murmelte er und kritzelte die entsprechende Summe auf das vorgefertigte Stück Papier. Dann unterzeichnete er mit geschwungenen Buchstaben und hielt ihr den ausgestellten Scheck hin. Sie nahm ihn zwischen ihre schmalen Finger, faltete ihn zur Hälfte und wandte sich anschließend wieder dem jungen Firmenchef zu. Dieser sah drehte sich um und deutete auf die Eingangstür. „Ein Wagen steht am Eingangstor für dich bereit. Roland wird dich zum Tor begleiten.“ Sie nickte. „Dann auf Wiedersehen...Kaiba.“ „Bestimmt“, entgegnete er, dabei beobachtete er, wie seine blau-weißhaarige Schönheit aus der Tür schritt. Sie drehte sich kein einziges Mal um, und der mächtige Firmenchef fragte sich, warum es ihn nicht kalt ließ. Schließlich schloss Raphael die Tür, die blau-weißhaarige Schönheit war verschwunden. „Ist sie gegangen?“ Die Stimme hinter Kaiba erschreckte ihn, dass er kurz zusammenzuckte. „Mokuba“ Kaiba drehte sich zu seinem kleinen Bruder um. Sofort fielen dem Größeren die tiefen Augenränder auf, die den kleinen Schwarzhaarigen wie ein Schluck Wasser aussehen ließen. „Mokuba, ich-“, setzte Seto an und wurde von seinem kleinen Bruder unterbrochen. „Ist schon gut, Seto.“ Ein tiefes Seufzen drang aus dessen Kehle. „Ich hätte nicht so wütend auf dich sein dürfen. Schließlich geht es mich nichts an, mit wem du dich triffst.“ Der Ältere schüttelte den Kopf. „Denk nicht so was, kleiner Bruder.“ Er kniete sich vor dem Schwarzhaarigen, der mit hängendem Kopf vor ihm stand. „Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe, Mokuba. Ich wollte nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Es ist nur so“, Seto sammelte seinen Gedanken, „Ich wusste nicht, wie ich es dir erzählen sollte. Zur Zeit laufen die Dinge nicht so, wie ich sie geplant hatte – nicht nur in der Firma.“ Er setzte eine Pause ein, weil es ihm sichtlich schwer fiel, die richtigen Worte zu finden. Mokuba merkte die Unsicherheit seines Bruders, die er nur selten bei Seto erlebt hatte und hob den Kopf, dass Seto schließlich weitersprach: „Du bist der einzige, dem ich vertraue, Mokuba. Vergiss' das nicht.“ „Das weiß ich“, murmelte der Kleinere, „in letzter Zeit hast du dich irgendwie verändert, dass ich mich gewundert hatte, warum ich nicht wusste, was der Grund für dein komisches Verhalten ist.“ „Ich weiß ja selbst nicht so genau, was der Grund ist.“ „Hä?!“, blinzelte ihn Mokuba an, „das liegt doch klar auf der Hand.“ Aber Seto hob abwehrend den Arm. „Mokuba, ich habe dir schon gestern klar gemacht, dass sie nicht meine Freundin ist.“ Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, als er das Wort aussprach. Es klang aus seinem Mund unwirklich und fremd. Mokuba verdrehte spielerisch die Augen. „Ja ja, hab schon verstanden.“ Der kleine Schwarzhaarige begann zu Lächeln, dass Kaiba ganz warm ums Herz wurde, als er in die sanftmütigen Augen seines Bruder blickte. Mokuba war ihm immer das wichtigste im Leben gewesen - und er beabsichtigte, daran nichts zu ändern. Es gab niemandem, dem er mehr Vertrauen schenkte als seinem jüngeren Bruder, der immer auf seiner Seite gestanden hatte; egal, wie schwierig die Zeiten gewesen waren. Insgeheim bewunderte er den Jüngeren für seine unerschrockene loyale Art, von der Seto wusste, dass sie nicht immer verdient war. Die Muskeln des großen Bruders entspannten sich, als sich – ganz selbstverständlich – die Arme des Jüngeren um ihn schlangen, dass die schwarzen Haare wie ein flauschiges Kissen auf seinem Hals legten. Kaiba erwiderte zaghaft die Umarmung seines kleinen Bruders, da er Berührungen dieser Art nur selten zuließ – eigentlich nur gegenüber Mokuba, dem manchmal das Gefühl ereilte, seinen großen Bruder in die Arme zu schließen. „Seto?“, murmelte der Schwarzhaarige, ohne von seinem älteren Bruder zu lassen, „du brauchst dir keine Gedanken darum machen, warum du dich verändert hast.“ Überrascht sah Seto zu dem Kleineren herunter. „Ich glaube, es ist ganz gut so, wie es gerade ist. Es wäre nur ganz nett, wenn du mich nicht die ganz ignorieren könntest, wenn ich dich was frage. Auch wenn du vielleicht nichts für deine Tagträume kannst.“ Etwas Neckendes lag in der Stimme seines jüngeren Bruders. Er löste sich von der Umarmung und sah den Älteren mit seinen großen grauen Augen an. „Sag mal“, begann Mokuba und wurde dabei wieder ernst, „erinnerst du dich wirklich nicht daran, dass du schon einmal so durch den Wind warst? Ich meine, so ähnlich.“ Kapitel 9: Kettenreaktion ------------------------- Seto Kaiba saß im Büro des Hauptquartiers der Kaiba Corporation und telefonierte: „Ich versichere Ihnen, Mr. Kaiba, dass wir unser Bestes tun werden, um sämtliche Systemfehler bis zur Veröffentlichung zu beseitigen-“ „Sie sollen nicht Ihr Bestes geben, sondern meine Anweisungen befolgen“, unterbrach ihn der junge Firmenchef. „Ich dulde keine weiteren Verzögerungen. Das Spiel wird in genau drei Wochen auf den Markt gebracht, und sollten Sie es dennoch wagen, mich um einen weiteren Monat Aufschiebung zu bitten, wird es für Sie ernsthafte Konsequenzen haben.“ „Aber Mr. Kaiba, Sir-“ Wutentbrannt legte der Chef der Kaiba Corporation auf und fuhr sich genervt durchs Haar. Die Verzögerung der Veröffentlichung seines neu entwickelte Spiels hatte den jungen Firmenchef bereits einiges an Nerven gekostet. Allein die Tatsache, dass seine neuste Erfindung nicht Termin gerecht auf den Markt gebracht wurde, war dem CEO ein Dorn im Auge und er spielte mit dem Gedanken, die Angelegenheiten wieder selbst in die Hand zu nehmen. Er konnte es nicht leiden, wenn sich sein vermeintlich gut zusammengestelltes Team als unfähiger Haufen erwies. Dafür hatte er einfach zu viel Zeit und Geld investiert, als dass er enttäuscht werden wollte. Seine Blicke schweiften zu den Dokumenten auf dem Schreibtisch; die Unterlagen waren ihm heute zugeschickt worden, bereits am frühen Morgen, als Kaiba das Hauptquartier betreten hatte, lagen sie ordentlich auf seinem Schreibtisch. Ein leichter Schauder durchfuhr ihn, als er den Namen Alexis Industries auf der obersten Seite stehen sah. Beko Kugeka hatte Wort gehalten: Die notwendigen Unterlagen für eine mögliche Zusammenarbeit mit Japans angesehenster Marketingfirma hatte der derzeitige Chef von Alexis Industries pünktlich verschicken lassen, dass wieder einmal deutlich zum Vorschein kam, wie begehrt eine Zusammenarbeit mit der Kaiba Corporation war. Viele Unternehmen bemühten sich um eine Kooperation mit dem erfolgreichsten Spielehersteller der Welt und Seto Kaiba selbst rühmte sich in seinem Erfolg, den er sich nach jahrelanger harter Arbeit redlich verdient hatte. Die Unterlagen vor Augen, wusste der mächtige Firmenchef nicht, wie er auf das Angebot - das mehr als vorteilhaft für ihn ausgelegt worden war – reagieren sollte: Einerseits reizte ihn die Vorstellung mit seiner blau-weißhaarigen Schönheit zusammenzuarbeiten, zumal er sich schon öfters die Frage stellte, wie Kaori Kugeka die Geschäfte leitete und (was ihn noch weitaus mehr interessierte) ihre Kunden betreute. Ein Lächeln entfuhr dem jungen Firmenchef bei dem Gedanken an seine blau-weißhaarige Schönheit, dass ihm eine Idee kam, – aus einer Laune entsprungen – er sein Handy aus der Hosentasche zückte und eine Nachricht abtippte: Hauptquartier der Kaiba Corporation. Sofort. Nachdem er den Text abgeschickt hatte, drehte er seinen Bürosessel in Richtung der Fensterscheiben, dass er über das gesamte Firmengelände blicken konnte. Dahinter befand sich der Domino-City-Wald – ein dicht belaubter Wald, der sich außerhalb der Stadt befand und wegen seines Status' als Naturschutzgebiet selten durchquert wurde. Ein überaus praktischer Vorteil, wenn man wie Seto Kaiba, gerne ungestört seiner Arbeit nachgehen und nicht von irgendwelchen Schaulustigen oder nervigen Presse-Hainis belästigt werden wollte. Doch Kaiba sah nicht wirklich aus dem Fenster, er versuchte seine Gedanken zu ordnen, die ihm wieder zu entgleisen drohten. Er griff nach dem Telefon und rief seine neue Sekretärin an: „Verschieben Sie sämtliche Termine um eine Stunde nach hinten.“ „Wird erledigt, Sir“ Kaum aufgelegt, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Spiegelung der Fensterscheiben. Du warst schnell, bemerkte Kaiba und drehte den Bürostuhl, dass er die Tür vor Augen hatte, unter dessen Rahmen seine blau-weißhaarige Schönheit stand - reglos, die Blicke auf den mächtigen CEO gerichtet, der es nicht erwarten konnte, sie vom Nahen zu betrachten, sie an sich zu ziehen und... „Wie bist du an der Security vorbeigekommen?“, fragte Kaiba, der die drückende Stille nicht länger ertragen konnte. Seine Frage wurde im selben Augenblick beantwortet, als einer seiner Sicherheitsmänner herbeigeeilt kam: „Sir, eine Miss Kugeka will Sie sprechen-“ Der bullige Sicherheitsmann sah überrascht zu der blau-weißhaarigen jungen Frau und zuckte peinlich berührt zusammen. Seine Augen bewegten sich zwischen seinem Chef und Kaori Kugeka hin und her. Er konnte sich nicht entscheiden, wessen Blick angst-einflößender war. „Danke, Yusei, Sie können gehen“, sagte schließlich sein Boss im ungewohnt ruhigen Ton. Mit einem Gesichtsausdruck, der Verwirrung ausdrückte, nickte der Angesprochene und zog sich zurück. Hinter ihm schloss die blau-weißhaarige Schönheit die Tür. „Vielleicht solltest du dich um besseres Personal bemühen“, stellte sie trocken fest und kam langsam auf Kaiba zu. Dieser beobachtete mit Präzision die Bewegungen ihrer Finger, die ihren langen himmelblauen Mantel aufknöpften – Knopf für Knopf. Darunter lugte das weiße Wickelkleid hervor, dass sich Kaiba in Gedanken die Lippen leckte. Mit einer Leichtigkeit, die er nur von seiner blau-weißhaarigen Schönheit kannte, entledigte sie sich des Mantels und warf ihn gekonnt auf den Stuhl gegenüber seines Bürosessels. Sie stand nun direkt vor ihm, blickte jedoch aus dem Fenster, als könnte sie aus der Ferne etwas oder jemanden ausmachen. „Ich würde dir gerne eine Frage stellen, Kaiba.“ Dieser riss sich aus seinen Tagträumen und blickte die bleiche Schönheit an. „Was gibt es denn“, erwiderte er und spürte Unbehagen in sich aufsteigen. Was für eine Frage wollte sie ihm stellen? Kaiba schwirrten die eigenen im Kopf, für die es noch keine passende Gelegenheit gegeben hatte, sie zur Sprache zu bringen. Die Augen von den Fensterscheiben abwendend, sah sie unverwandt zu dem Chef der Kaiba Corporation; dabei hatte ihr Blick etwas versteckt Provozierendes – ein Blick, der dem jungen Firmenchef neu war und nicht zu diesen lieblichen Gesichtszügen passte (abgesehen ihrer Augen, die Kaiba wohl immer ein Rätsel bleiben sollten). „Ich würde dich gerne zu einem Duell herausfordern. Mit diesen Duel Monsters Karten.“ Kaibas linke Augenbraue schoss in die Höhe:. „Was hast du gerade gesagt?“ „Ich wiederhole mich nur ungern“, sagte die blau-weißhaarige Schönheit in einem ernsten Ton, dem Kaiba nicht in den Kram passte. Die Frage hatte ihn jedoch so aus dem Konzept gebracht, dass er nicht entsprechend auf ihren Kommentar reagieren konnte. „Du willst dich mit mir duellieren? Das kann nicht dein ernst sein“, der junge Firmenchef lachte auf – ein kaltes und verbittertes Lachen, das sofort abklang, als er in das unveränderte Gesicht Kaoris blickte. „Ich duelliere mich nicht mehr“, sagte er leicht erbost - langsam drang die aufkommende Wut nach Außen. Solch eine Frage hatte er weder wissen noch erahnen können. Kopfschüttelnd fügte er hinzu: „Schon gar nicht mit dir.“ Das ist doch lächerlich, dachte Kaiba und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie konnte ihn doch unmöglich zu einem Duell herausfordern; ihn, Seto Kaiba, der sich geschworen hatte, Duel Monsters aus seinem privaten Leben zu streichen – für immer. „Du wirst doch nicht etwa Angst haben?“, entgegnete die blau-weißhaarige Schönheit. Ihre Augen schienen bei den Worten wie Aquamarin zu funkeln. Kaiba zuckte zusammen, er verlor allmählich die Beherrschung. „Es reicht! Genug geredet.“ Er stellte sich hinter die junge Frau, packte sie bei den Hüften und drückte sie an die Schreibtischkante. Direkt hinter ihr stehend schob er den Saum ihres Kleider nach oben und stellte zufrieden fest, dass seine blau-weißhaarige Schönheit nichts weiter unter ihrem Kleid trug. Seine Hand streifte über die nackte Haut, die bei der Berührung zusammenzuckte, leicht erschauderte, weil sie auf diesen Moment gewartet hatte, seit sie in den Raum getreten war. Die Atmung der blau-weißhaarigen Schönheit ging schnell, sie genoss den Druck der anderen Hand, mit der sie auf die Tischplatte gedrückt wurde, dass ihre Stirn das dunkle Holz berührte und ihre Hände die Seiten umklammerten, um wenigstens etwas Halt zu haben. Seufzend gab sie sich den neckischen Bewegungen seiner Finger hin, welche die Wölbungen ihres Hinters massierten, mutiger und besitzergreifender wurden, je mehr sie sich das Stöhnen unterdrücken musste. Schließlich drang er mit den Finger zwischen ihre Beine, dass er ihre ein leises Seufzen entlockte. Kaiba spürte, dass er hart wurde – allein durch die Reaktion seiner blau-weißhaarigen Schönheit - und schob einen weiteren Finger in sie hinein. Ihr Körper zuckte bei der plötzlichen Dehnung zusammen, als ein dritter Finger vorstieß. Nur zu gut wusste er, dass sie einem Orgasmus nahe war, nur auf eine weitere Bewegung wartete, um endlich erlöst zu werden. Aber Kaiba ließ sie zappeln, zog seine Finger im letzten Moment zurück und genoss den Anblick des zerbrechlichen Körpers unter sich, der darauf nicht vorbereitet schien. Er zog die Luft ein und betrachtete die elfenbeinfarbene Haut seiner blau-weißhaarigen Schönheit (wie konnte eine Haut nur so unwirklich perfekt sein, dachte er), dann kniete er sich hinter sie und begann die Innenseite ihrer Schenkel zu küssen – erst sanfte, zarte Küsse, die sich mutig vorwagten und ein weiteres unterdrücktes Stöhnen entlockten, dass Kaibas gesamter Körper von einer Wärme durchflutet wurde, die ihn forscher werden ließ. Seine Zunge streichelte die empfindsame Haut und schob sich besitzergreifend in ihr Geschlecht, dass die bleiche Schönheit erneut vor ihrem Höhepunkt stand und erneut enttäuscht wurde, als er von ihr lies, aber nur um sich aufzurichten, die Hose zu öffnen und diese mitsamt Shorts herunterzuziehen. Die erste Berührung ihrer beiden nackten Körper erschien ihnen wie ein Blitzschlag: Die blau-weißhaarige Schönheit krallte sich noch fester an den Tisch, als er zustieß und sogleich tief in ihr war. Sie konnte es nicht mehr unterdrücken und stöhnte in höchster Erregung, dass Kaiba die Luft erneut scharf einzog. Langsam begann er sich in ihr zu bewegen und nahm an Tempo zu, als er die aufkommende Flut an Erregungen nicht mehr kontrollieren konnte. Zeitnahe sackten ihre Körper nach dem herbeigesehnten Orgasmus zusammen. Für einen kurzen Augenblick schien sich das Büro im Kreis zu drehen, dass Kaiba sich an der Tischplatte festhalten musste, um sich nicht die Unruhe seines Körpers anmerken zu lassen. Er sah zu seiner blau-weißhaarigen Schönheit, die sich langsam aufrichtete, den Saum des Kleides an seine ursprüngliche Position brachte und schließlich hinauf zu Kaiba sah, dessen Atemzüge sich allmählich normalisierten. Mit der einen Hand ihr Haar richtend, berührte die andere das auf dem Tisch liegende Dokument. „An deiner Stelle würde ich ablehnen,“ sagte sie, während Kaiba gerade dabei war, seinen Gürtel enger zu schnallen. Er wandte sich dem Dokument zu. „Und warum sollte ich das tun?“, fragte er so emotionslos wie es ihm derzeit möglich war. Eine derartige Frage hatte er nicht erwartet – nicht jetzt. Womöglich, dies war seine Überlegung, mochte sie es nicht, wenn hinter ihrem Rücken Geschäfte abgeschlossen wurden. Kaiba konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Beko Kugeka seiner Tochter nichts davon erzählt hatte. Kaori ließ von dem Schreiben und antwortete genauso kühl wie die Aura ihrer Augen: „Es ist besser für dich.“ „Keiner sagt mir, was ich zu tun habe. Merk' dir das“, sein Blick war standhaft auf die blau-weißhaarige Schönheit gerichtet. „Wie es mir scheint“, gab er lächelnd wieder (kein herzliches Lächeln, eher eines, dass meist einem zu scheltendem Kind gewidmet wurde), „wie es mir scheint, spricht hier nur dein gekränkter Stolz, weil dein Vater sich mit mir in Verbindung gesetzt hat, ohne dir Bescheid gesagt zu haben. Wer weiß, was er sonst noch vor dir geheim hält.“ Die Augen der blau-weißhaarigen Schönheit weiteten sich – dies geschah innerhalb von Sekunden, doch Kaiba hatte es ganz genau gesehen – dann schloss sie diese und schüttelte den Kopf. „Nur weil mein Vater meint, die Firmenangelegenheiten ohne mich zu besprechen, heißt das nicht, dass ich nicht ganz genau wüsste, was er hinter meinem Rücken treibt.“ Sie öffnete die Augen – Verachtung und Hass lagen darin wie es Kaiba noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Er merkte, dass er einen Wunden Punkt getroffen hatte. Umso neugieriger war er, was der Grund für diese heftige Reaktion war. Gerade wollte er zu einem Gegenargument ansetzen, als ein lauter Knall ertönte, den Kaiba nicht weiter störte, doch eine umso überraschendere Reaktion seiner blau-weißhaarigen Schönheit auslöste. Diese zuckte zusammen und drückte sich schnell schlagenden Herzens an Kaibas Brust. „Seto“, murmelte sie und schmiegte sich noch enger an den verwirrten Firmenchef, dessen Herz ebenfalls schneller schlug. Er wusste nicht, was er tun sollte. Etwa die Arme um die bleiche Schönheit legen? Stattdessen antwortete er stoisch: „Das ist bloß der Soundcheck für das neue Spiel.“ Die Worte hallten in dem Raum wider. Kaori ließ von dem jungen CEO ab, atmete einmal tief ein und aus, um sich anschließend nichts anmerken zu lassen, was gerade geschehen war. „Du kannst gehen“, sagte Kaiba, nachdem er sich geräuspert hatte. Seine blau-weißhaarige Schönheit nickte und wandte sich zum Gehen. Vor der Tür hielt sie jedoch der junge Firmenchef auf. „Kaori.“ Sie blieb stehen, ohne sich jedoch zu ihm umzudrehen ( was ihm momentan recht war, da er nicht ihren Augen ausgesetzt sein wollte). Kaiba riss sich zusammen und sagte: „Also schön. Ich nehme deine Herausforderung an“, dabei betonte er das Wort Herausforderung im sarkastischen Ton. „Morgen Abend bei mir. Das Spiel wird nach meinen Regeln laufen.“ „In Ordnung“, willigte seine blau-weißhaarige Schönheit ein und verließ den Raum. Plötzlich hatte Kaiba das Gefühl in einer riesigen Halle zu sein – eine Leere nistete sich in ihm ein, die er nicht verstand, beziehungsweise nicht verstehen wollte. Sein Blick schweifte zu den Unterlagen: er war wütend, zornig und ein wenig traurig. Ja, aber warum war er traurig? Dieser Zustand passte nicht zu ihm und er schüttelte ihn weitestgehend von sich. Sein Körper war ihm schwer geworden, dass er sich auf den Bürosessel fallen ließ und eine gefühlte Ewigkeit auf den Schreibtisch starrte. Dann griff er nach dem Telefon und wählte die Nummer seiner Sekretärin. „Womit kann ich Ihnen helfen, Sir“, erklang die souveräne Stimme seiner neuen Angestellten. Ohne Umschweife entgegnete der junge Firmenchef: „Verbinden Sie mich mit Masato Hinachi.“ „Einen kleinen Moment, ich suche die Nummer heraus.“ Wenig später meldete sich seine Sekretärin wieder zu Wort. „Mr. Kaiba? Ich verbinde Sie jetzt mit Herrn Minachi.“ Er hörte das Tuten des Telefons, das ihm wie ein Paukenschlag erschien. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten. Schließlich sprach eine rauchige Stimme ins Telefon: „Detektivbüro Hinachi, was kann ich für Sie tun?“ „Hier spricht Seto Kaiba.“ „Seto Kaiba“, wiederholte der Privatdetektiv wissend, „wie kann ich Ihnen diesmal helfen?“ „Verschaffen Sie mir Informationen zu Kaori Kugeka“, antwortete er, während seine freie Hand nach der Schreibtischschublade griff. „Bringen Sie alles über ihre Familie, ihren Freundeskreis und die Firma Alexis Industries in Erfahrung.“ Seine Augen betrachteten den Inhalt der Schublade: Sein Hauptdeck lag sorgfältig gestapelt darin und Kaiba griff nach der obersten Karte. „Bis wann soll ich Ihnen die Informationen beschaffen, Mr. Kaiba?“ Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte die Lippen des Angesprochenen, als er die mächtigste Karte seiner Sammlung in der Hand hielt und das Bild sorgfältig betrachtete. „Am besten sofort.“ Kapitel 10: die Legende des weißen Drachen I -------------------------------------------- Warum er sich auf dieses Duell eingelassen hatte, wusste Kaiba selbst nicht so genau. In letzter Zeit häuften sich unerwartete Ereignisse, die dazu führten, dass der junge Firmenchef seine eigenen Regeln umging und Dingen den Vorrang gab, für die er damals niemals Zeit aufgebracht hätte. Vielleicht lag es an der Frage seiner blau-weißhaarigen Schönheit, die ihm doch tatsächlich Angst unterstellt hatte. So etwas konnte der mächtige CEO nicht auf sich sitzen lassen. Er hatte also eingewilligt und nach der Arbeit würde er seiner bleichen Schönheit zeigen, dass Seto Kaiba und Angst nichts gemein hatten... „Noch etwas Kaffee, Mr. Kaiba.“ Roland stand mit der Kaffeekanne in der Hand vor seinem Boss, der ihm kopfschüttelnd abwinkte. Ihm gegenüber saß Mokuba, der sein Grinsen hinter einem Becher mit heißer Schokolade zu verstecken versuchte. „Sprich` es nicht aus, Mokuba“, mahnte der Ältere, der genau wusste, was sein kleiner Bruder dachte. Kaiba musste zugeben, dass er sich nicht sonderliche Mühe gab, seine Tagträumereien vor dem Jüngeren zu verstecken. Es hätte nichts gebracht, da ihn der kleine Schwarzhaarige längst durchschaut hatte und wusste, wohin Setos Gedanken abgeschweift waren. Mokuba schüttelte den Kopf, dass die Haare mitschwangen. „Was soll ich denn sagen? Aber wenn ich schon mal deine Aufmerksamkeit habe“, vorerst nahm er einen Schluck von dem süßen Getränk, „kann ich heute Abend bei einem Freund übernachten?“ „Und was für ein Freund soll das sein?“ Seto hob ebenfalls seine Tasse an und schluckte den Rest der schwarzen Brühe, die ihm heute bitterer erschien als sonst, herunter. „Spielt das ein Rolle?“ Der kleine Schwarzhaarige grinste noch breiter, doch diesmal verbarg er es nicht provisorisch hinter einem viel zu kleinen Becher. Ohne auf das zweideutige Grinsen einzugehen, entgegnete sein großer Bruder: „Es spielt sehr wohl eine Rolle, wo du dich aufhältst. Ich will Name, Adresse und Telefonnummer – für den Notfall.“ Mit einem weiteren Zug hatte Mokuba den Inhalt des Bechers leer getrunken. „Du kannst abräumen, Roland“, der kleine Schwarzhaarige sprang von seinem Stuhl auf und wandte sich freudestrahlend Seto zu, der die Kaffeetasse auf den Teller abstellte. Den Kopf mit den Händen abstützend beobachtete er mit strengen Blick seinen Bruder. „Du wirst morgen trotzdem pünktlich in der Schule erscheinen“, sagte er, dass Mokuba die Hände in die Hüften stemmte und sich im Geiste fragte, wann sein Bruder endlich aufhören würde, ihn wie ein kleines Kind zu behandeln. „Mach' dir mal darüber keine Gedanken, großer Bruder. Wir sehen uns morgen“, sich von dem Älteren abwendend, fügte er hinzu: „Ich wünsche dir viel Spaß.“ Spaß. Dieses Wort hallte lange Zeit in Kaiba wider. Er war nicht davon überzeugt, dass das heutige Treffen spaßig werde würde. Schließlich ging es um Duel Monsters; ein Spiel, dessen Sinn nicht im Spaßhaben lag (sofern man den Worten Kaibas Glauben schenkte). Nein, Seto Kaiba spielte nicht des Spaßes wegen, seine Intention lag außerhalb des Unterhaltungsprogramms und er konnte nie die Spieler nachvollziehen, für die Duel Monsters eine Freizeitbeschäftigung war, die nichts weiter als dem Zeitvertreib diente. Diese Art von Duellanten hatte er immer verabscheut, wenn nicht sogar gehasst, denn ihre Spielweise drückte jenes Gefühl aus, für das Kaiba keine Verwendung hatte. Lange dachte er darüber nach, wie das heutige Duell ausgehen könnte. Er konnte sich kein richtiges Bild von der Situation machen, da er sich seine blau-weißhaarige Schönheit nicht als potenziellen Gegner vorstellen konnte. Über eines war er sich jedoch im Klaren: Er würde dieses Duell gewinnen – ganz gleich wie gut seine bleiche Schönheit vorbereitet war, sie konnte niemals gegen ihn ankommen. Einen anderen Ausgang des Duells konnte und wollte er sich nicht ausmalen. Stumm betrachtete er sein perfekt zusammengestelltes Deck, er tippte mit dem Finger auf eine ganz bestimmte Karte und fragte sich, ob die blau-weißhaarige Schönheit in der Lage war, diese Karte zu kontrollieren. Dabei schweiften seine Gedanken zu Kaori und ihrem eigenartigen Verhalten am gestrigen Tag, als sie sich an ihn gedrückt hatte – hilflos, verängstigt. Kaiba schloss die Augen. Er erinnerte sich an den süßen Duft ihres Haares, das wie Seide auf seinen Schultern gelegen hatte, dann an die Wärme ihres Körpers, der sich an seinen gepresst hatte, als wollte der eine mit dem anderen verschmelzen, und an das Schlagen ihres Herzens, das sich dem seinen anpasste, als schlügen beide im selben Takt... Du wirst Sentimental, Kaiba, bemerkte er und schüttelte sich. Konzentrier' dich lieber auf die Arbeit. Die eigenen Worte befolgend wandte er sich dem Bildschirm seines Laptops zu und begann mit der Arbeit. Früher als sonst fuhr der junge Firmenchef seinen Computer herunter und verließ noch vor sechs Uhr die Kaiba Corporation. Während der Fahrt musste er an die Worte seines Bruders denken: „Erinnerst du dich wirklich nicht daran, dass du schon einmal so durch den Wind warst? Ich meine, so ähnlich.“ Ihm wollte einfach nicht einfallen, was Mokuba damit gemeint hatte. Kaiba war nie durch den „Wind“ - schon gar nicht wegen einer Frau... Er war froh, als er Zuhause angekommen war und die Kaiba-Villa betrat. Obwohl ihm das Anwesen ohne seinen kleinen Bruder leer und verlassen wirkte. Er war froh, nicht den gesamten Abend alleine verbringen zu müssen. Seine blauweiß-haarige Schönheit würde bald hinzustoßen und das das Gefühl der Einsamkeit vertreiben... Der Gedanke erleichterte und beunruhigte ihn zugleich, da er sich nicht erklären konnte, woher dieses Gefühl der Erleichterung – man könnte fast schon Geborgenheit sagen – kam, wo er doch nie ein Problem mit dem Alleinsein hatte. Nach einer Stunde, die Kaiba wie eine Ewigkeit vorkam, tauchte Kaori Kugeka auf; sie trug lediglich das weiße Wickelkleid und hatte die vorderen Strähnen ihres Haares zu dünnen Zöpfen zusammengebunden, wodurch sie noch mystischer wirkte, wie aus einer anderen Zeit entsprungen – lange vor seiner. „Wir duellieren uns in einem der Gästezimmer. Es ist bereits alles vorbereitet“, sagte er lediglich, als er sich von ihren kühlen Blicken losreißen konnte. Bewusst hatte Kaiba auf sämtliche hochmoderne Technik verzichtet, die bereits zur Normalität geworden war, seit der Eröffnung des Themenparks. Die Verwendung seiner holographischen Erfindung kam ihm abwegig vor. Er konnte sich seine blau-weißhaarige Schönheit nicht mit einer DuelDisk um den Arm vorstellen. Die bleiche Schönheit nickte. Kaiba führte sie in das besagte Zimmer und zeigte schließlich – als sie angekommen waren – auf den großen Tisch, der in der Mitte des Raumes aufgestellt worden war. „Such' dir einen Platz aus“, sagte Kaiba in einem auffordernden Ton. Die blau-weißhaarige Schönheit wählte sich ihren Platz und setzte sich schweigend. Seit ihrer Ankunft hatte sie kein Wort gesagt, auch schienen ihre Augen weniger durchdringend als konzentriert zu sein. „Vorerst zu den Regeln“, begann Kaiba, nachdem er sich gesetzt hatte. Aus der Innentasche seines lilafarbenen Mantels holte er die Karten hervor und begann das Deck zu mischen. „Damit es ein faires Duell ist, spielen wir mit jeweils zwanzig Karten meines ehemaligen Decks.“ Er legte den Stapel auf den Tisch und begann ihn in zwei aufzuteilen. Wachsam beobachtete die blau-weißhaarige Schönheit Kaibas Fingerfertigkeit. „Wir beginnen mit viertausend Lebenspunkten. Logischerweise verliert derjenige, dessen Lebenspunkte als erster auf Null fallen.“ Als Kaiba mit Aufteilen fertig war, schob er einen der beiden Stapel zu Kaori herüber. Diese nahm die Karten entgegen, dass sich ihre Fingerspitzen für einen Augenblick berührten. Die Hände seiner blau-weißhaarigen Schönheit waren kalt wie Eis – genau wie seine. „Starke Monster dürfen nicht einfach aufs Feld geholt werden. Das heißt du muss vorerst andere Monster opfern um ein stärkeres beschwören zu können. Verstanden?“ Seine blau-weißhaarige Schönheit nickte. „Dann lass uns anfangen.“ Kaiba wollte das Duell schnellstmöglich hinter sich bringen, und tatsächlich schienen ihn die Karten in seiner Hand darin zu bestätigen: Die Kombination aus Jinn, Schrumpfen und der Crush-Karte könnten das Duell in Handumdrehen beenden. Er sah zu seiner blau-weißhaarigen Schönheit herüber, deren blauen Augen die gezogenen Karten begutachteten. „Ich möchte, dass du anfängst“, sagte sie und kam damit Kaiba sehr entgegen, der die Eröffnung lieber selbst in die Hand nahm. „Na schön“, er legte die erste Monsterkarte aufs Feld, „im Gegenzug beantwortest du mir die Frage, warum du dich mit mir duellieren wolltest.“ Anschließend legte er noch eine Zauberkarte verdeckt und beendete seinen Zug. Die blau-weißhaarige Schönheit sah erst zu Kaiba, dann zu dem Lampengeist herüber. „Nun“, begann Kaori und machte ihren Zug. Sie begutachtete die gezogene Karte und fuhr schließlich fort: „ich habe so einiges über dich und deine Duel-Monsters-Karriere gelesen. Du warst ein ausgezeichneter Duellant, hast deine Gegner einen nach dem anderen auf die Knie gezwungen und eine Niederlage führte dazu, dass du das Duel-Monsters-Spiel für immer aufgabst. Deine Entscheidung verwirrt mich etwas. Sie passt nicht zu dir.“ „Und das glaubst du einschätzen zu können“, entgegnete Kaiba mit einem dunklen Lächeln. „Ja“, antwortete sie schlicht und legte zwei Karten verdeckt, zerstörte mit einer Zauberkarte Kaibas Verdeckte und beschwor den Speerdrachen, dessen Angriffspunkte höher waren als die des Jinns. „Du hast soeben hundert Lebenspunkte verloren“, sagte sie, ohne eine Miene zu verziehen. Überrascht und ein wenig belustigt legte Kaiba seine Monsterkarte auf den Friedhof. Seine blau-weißhaarige Schönheit machte Tempo – das gefiel ihm. „Mein Zug ist beendet“, sie sah hinauf zu Kaiba, „und jetzt möchte ich erfahren, was der wahre Grund ist, warum du dich nicht mehr duellierst.“ Kaiba starrte zu Kaori herüber. Vor seinem geistigen Augen erschienen die Erinnerungen des letzten Kampfes - seines letzten Kampfes. Danach war in ihm etwas Zerbrochen, ein Stück seines Seele, mit der er Duelle begonnen und gewonnen hatte. Nachdem ein Teil seines Ichs zerstört worden war, sah Kaiba keinen Grund mehr, sich noch weiterhin zu duellieren. „Ich wüsste nicht, warum ich mich noch weiter duellieren sollte“, sagte er und zog die oberste Karte seines Stapels. „Dein Speerdrache geht nach dem Angriff in den Verteidigungsmodus über“, erinnerte er sie daran. „Das weiß ich“, entgegnete sie und drehte die Monsterkarte entsprechend. „Dann weißt du auch, dass du noch immer nicht meine Frage bezüglich deiner Herausforderung beantwortet hast.“ Sie sah ihn an und lächelte leicht. „Ich will mich selbst von deinen Techniken überzeugen.“ Das kannst du haben, dachte er und beschwor die soeben gezogene Karte, legte zwei Fallenkarten verdeckt und griff Kaoris Speerdrachen an. Die blasse Schönheit nickte und legte das Monster auf den Kartenfriedhof. „Hast du dich überzeugen können?“, fragte er. Seine Augen blitzten angriffslustig, dass die blau-weißhaarige Schönheit zufrieden lächelte. Dies brachte wiederum Kaiba dazu, zurück zu lächeln „Dein Monster ist zerstört“, stellte Kaiba amüsiert fest, „also bin ich mit Fragen dran.“ „In Ordnung.“ „Erkläre mir, warum ausgerechnet du, die von sich behauptet, Kontrollverlust zu lieben, sich mit mir duellieren will.“ „Hab ich das nicht bereits?“, entgegnete sie und nahm eine Karte aus dem obersten Stapel. Aber Kaiba schüttelte den Kopf. „Du hast nur gesagt, warum du mir beim Duellieren zusehen willst, nicht, wieso du dich selbst als Gegner gewählt hast.“ Kaori blinzelte. „Ich sehe mich nicht als Gegner“, antwortete sie, als sie ihre Selbstsicherheit wiedergefunden hatte, „ich bin lediglich ein Schüler, der herausfindet, was die Ambitionen seines Meisters sind.“ Kaiba stutzte. „Was willst du damit sagen?“ „Das heißt,“ begann sie und deckte die eine der beiden Karten auf, die sich als Topf der Gier entpuppte, „das heißt, ich frage mich, warum du dich damals überhaupt duelliert hast. Was dich angetrieben hat.“ Warum er sich damals duellierte? Es fing mit einer Leidenschaft für Duel-Monsters-Karten an, für die sein Stiefvater nur wenig Verständnis aufwies, teilweise mit Spott auf Kaibas Hobby reagierte. Schon damals hatte er Gozaburo Kaibas selbstgefällige Art verabscheut und als er Setos technische Erfindung, die er in mühevoller Kleinarbeit fertiggestellt hatte, für unnützen Kinderkram abgespeist hatte, hatte er ihn regelrecht gehasst. Seit diesem Tag hatte sich Kaiba geschworen, es seinem Stiefvater heimzuzahlen. Er wollte ihm beweisen, dass Duel Monsters kein Unfug war, sondern eine Möglichkeit an Stärke und Macht zu gewinnen. Dafür hatte Kaiba alles getan... „Bei Duel Monsters geht es nur um Macht und jetzt zieh' schon deine Karten.“ Er wurde ungeduldig. Nicht, weil sie ihren Zug hinauszögerte, sondern weil er dabei war, über die Vergangenheit nachzudenken, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Kaiba fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, er wollte nicht über seine schwere Jugend nachdenken oder an seinen Stiefvater, der bereits dafür gebüßt hatte, dass er Setos harte Arbeit nicht entsprechend gewürdigt hatte. Endlich zog seine blau-weißhaarige Schönheit ihre Karten. „Ich decke die Zauberkarte Feindkontolle auf und hole mir die Kontrolle über deinen Minotaurus. Anschließend“, sie legte eine Karte aus ihrer Hand neben die Zauberkarte, „spiele ich Verringerter Preis, um ein Monster höheren Ranges aufs Spielfeld beschwören zu können.“ Wie erstarrt blickte Kaiba auf die Zauberkarte. Er wusste, welches Monster sie gleich ausspielen würde: Den weißen Drache mit eiskaltem Blick. Kapitel 11: die Legende des weißen Drachen II --------------------------------------------- Lange war es her, dass diese mächtige und zugleich gefürchtete Kreatur gegen ihn gekämpft hatte. Damals, als Kaiba alles daran gesetzt hatte, die weißen Drachen allein für sich zu beanspruchen, war es in den Jahren nur ein einziges Mal zu einem Kampf zwischen ihm und dem blauäugigen weißen Drachen gekommen. Nun konnte er seine Augen nicht von dem Geschöpft abwenden. Sie fixierten die mächtigste Karte, ließen sich von ihr gefangen nehmen, dass er für einen kurzen Augenblick die blau-weißhaarige Schönheit vergaß, welche dieses Monster aufs Spielfeld gebracht und mit einer Selbstverständlichkeit auf die Spielmatte gelegt hatte. Ruhig sahen ihre Seelenspiegel zu dem wahren Besitzer herüber: Der wandelnde Gesichtsausdruck Seto Kaibas war der bleichen Schönheit nicht entgangen. Bewusst wartete sie den Moment, in dem ihr Gegenüber in die Realität zurückkehren würde. Noch immer die Karte mit den Fingerspitzen berührend, sagte sie – ebenso ruhig: „Und ich greife dich direkt an.“ Langsam sah Kaiba auf, seine blauen Augen begegneten ihren mit einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit, dass sie stark aufblitzten und die blau-weißhaarige Schönheit dem nichts entgegen zu setzen hatte. „Ich decke meine Fallenkarte auf“, sagte er gefasster als es der Ausdruck seiner Augen verriet– die einen Sturm ankündigten, „mit dem Schattenzauber stoppe ich deinen Angriff und schwäche den weißen Drachen obendrein um siebenhundert Punkte.“ „Dann scheint mein Zug beendet.“ Kaiba zog eine Karte, seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, er tat einen tiefen Atemzug und beschwor den Herrn der Drachen. „Ich rüste ihn mit der Drachenrufflöte aus, um zwei beliebige Drachen aus meinem Blatt zu beschwören.“ Er griff nach der einen Hälfte seines Decks und begann jede einzelne Karte nach seinen blauäugigen weißen Drachen zu durchforsten. Je mehr Karten er durchsuchte, umso ungeduldiger wurde er. Zeigt euch, befahl er stumm und durchbohrte sein Deck mit wütenden Blicken, die leichte Panik verrieten. Zum ersten Mal war er sich nicht sicher, was folgen sollte. Wo er immer auf die weißen Drachen vertrauen konnte, schienen sie dieses Mal weit von ihm entfernt zu sein. Er dachte einen Augenblick darüber nach, die Karten falsch verteilt zu haben und womöglich keinen einzigen von ihnen in seinem Deck zu besitzen. Nickend griff er nach den letzten beiden Karten und präsentierte sie seiner blau-weißhaarigen Schönheit, die jeden seiner Schritte achtsam verfolgte. „Es ist an der Zeit, dieses Spiel zu beenden“, sagte Kaiba, „ich zerstöre den weißen Drachen.“ Jetzt begannen Kaoris Augen überrascht hervorzustechen. Sie war dabei, die besiegte Karte auf den Friedhof zu legen, als Kaibas Worte sie in ihrem Handeln stoppten: „Das ist nicht nötig. Ich habe Monsterreanimation und hole den dritten weißen Drachen auf meine Spielfeldseite zurück.“ Er nahm ihr die Karte aus der Hand und legte sie neben die anderen. „Und ich greife dich natürlich direkt an.“ Das Spiel war beendet, Kaori hatte den Angriffen Kaibas nichts entgegenzusetzen. Mit gefalteten Händen, die auf ihrem Schoß lagen, betrachtete sie die Spielmatten. Ihre Augen betrachteten die drei weißen Drachen und schließlich sagte sie: „Du hast den weißen Drachen besiegt.“ Kaiba, der gerade die Karten einsammelte und sie wieder zu einem Stapel vereinte, sah zu seiner bleichen Schönheit. Das tiefe Blau ihrer Augen hatte etwas Trauriges an sich, dass der junge Firmenchef nicht verstand. „Ich lasse niemanden den weißen Drachen mit eiskaltem Blick spielen - schon gar nicht gegen mich“, entgegnete Kaiba und schloss die Augen, „aber ich hätte ihn nie angegriffen,wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich ihn zurückholen könnte.“ Er öffnete sie wieder und blickte seine blau-weißhaarige Schönheit an. Diese nickte, wobei ihr Blick immer noch betrübt auf ihren Gegenüber gerichtet war. Schließlich erhob sich Kaiba, schob den Stuhl näher an den Tisch heran und blickte herüber zu Kaori, welche sich nicht von ihrem Platz erhoben hatte. Auch sie sah hinauf – der trübe Blick, war aus ihrem Gesicht gewichen. Schließlich erhob auch sie sich, als er mit bedächtigen Schritten auf sie zuschritt. Trotz seiner katzenartigen Bewegungen und des flauschigen Teppichbodens, konnte man seine Schritte wahrnehmen, die das einzige Geräusch zu sein schienen, das durch den Raum widerhallten. Er wusste nicht wieso, doch fiel es dem jungen Firmenchef wie Schuppen von den Augen, als er das blau-weiße Haar zwischen seinen Fingern spürte und die ebenso eisblau leuchtenden Augen Kaoris durch das Zimmer schweiften, nur um letztendlich vor Kaiba inne zu halten, der sie leicht erstarrt, mit halb geöffnetem Mund anblickte. 'Das war es also', dachte Kaiba, 'davon hatte Mokuba gesprochen.' Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte Kaiba den Kopf, dass seine bleiche Schönheit ihren leicht zur Seite neigte. Diesmal schien es Kaiba, der in ihre Gedanken zu lesen schien: „Es war trotz allem ein recht amüsanten Spiel. Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt zu gewinnen.“ Auch Kaori lächelte. Seine Antwort überraschte die blau-weißhaarige Schönheit, doch davon ließ sie sich nichts anmerken. „Mir hat es auch Spaß gemacht. Ich hoffe, wir können unser kleines Spiel eines Tage wiederholen.“ Ihre Augen funkelten, dass sie Kaiba hätten blenden können, doch dieser kam auf seine bleiche Schönheit zu, packte sie bei den Schultern und erwiderte ihren wollüstigen Blick, der ihm beinahe den Verstand kostete. „Für heute war es genug“, seine weißen Zähne blitzten auf, ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. Er beugte sich zu ihr herunter und konnten den Duft ihres Haares ausmachen – süßlich duftend, als entspränge es aus einer exotischen Blume. „Kaiba?“, Kaori, welche die Augen geschlossen und ihren Hals in die Höhe gestreckt hatte (der großen Statur Kaibas entgegentretend), atmete in ungleichmäßigen Zügen. Ihre Worte kamen seufzend aus ihrem Mund. Erneut spürte Seto Kaiba ein Kribbeln, das sich auf seiner gesamten Haut ausbreitete. Im Inneren des mächtigen CEO's begann sich eine wohlige Gänsehaut auszubreiten, während er äußerlich kalt wie eh und je wirkte. Die Unruhe nicht mehr unter Kontrolle behaltend, hob er Kaori auf seine Hände und trug sie ins Schlafzimmer. Dort angekommen ließ er sie vor seinem großen Bett herunter und erteilte ihr die Anweisung sich mit dem Rücken vor ihm hinzuhocken. Natürlich gehorchte sie aufs Wort und wartete stillschweigend auf die nächsten Befehle Kaibas. Dieser ging selbst in die Hocke, um seiner bleichen Schönheit die Träger ihres Kleides abzustreifen. Mit der linken Hand umfasste er ihre Taille und griff nach dem goldenen Band, das sich leicht entknoten ließ, während die andere Hand das lange Haar zur Seite schob, damit dieses nicht die Sicht auf ihren frisch entblößten Rücken behinderte. Mit den Fingerspitzen zeichnete er die Linie ihrer Wirbelsäule nach, bis er zu ihrem kleinen runden Hintern angekommen war. Er trat noch ein Stück näher an den nackten Körper heran und küsste ihr linkes Schulterblatt, dass er sie zufrieden ausatmen hörte. Auch Kaiba entspannte sich sichtlich und er begann ihren gesamten Rücken mit Küssen zu bedecken. Die bleiche Schönheit schüttelte sich, Gänsehaut machte sich auf ihrer Haut breit, die Kaiba dazu trieb innezuhalten. Kaori drehte sich zu ihm um. „Lass' mich dich ausziehen“, flüsterte sie und schaute mit der Tiefe ihrer Augen in seine vor Verlangen brennenden. Er griff nach ihren Händen und zog sie mit sich nach oben. Dann entkleidete sie ihn: zuerst streifte sie ihm den Mantel ab und legte ihn hinter sich auf den Rand des Bettes. Fast schon vorsichtig zupfte sie an dem schwarzen Rollkragenpullover. Kaiba beugte sich leicht herunter, damit sie ihm diesen über den Kopf ziehen konnte. Zart berührten ihre Finger die Abzeichnungen seiner Muskeln, die ganz leicht auf seinem Oberkörper sichtbar waren. Anschließend machte sie sich daran, seine Hose zu öffnen. Dabei widmete sie sich zunächst seinem grünen Gürtel, den sie aus den Schlaufen zog, bevor auch dieser auf dem Bettrand landete. Mit einem leisen Seufzer zog sie ihm die Hose herunter, gefolgt von den Boxershorts. Kurz hielten beide inne, sie blickten einander in die gespannten Augen. Schließlich war es Kaiba, der seine Hand zum Bett ausstreckte und den Gürtel zwischen seinen Fingern festhielt. Wartend sah die bleiche Schönheit zu dem Leder, bevor ihre Augen zurück zu seinen fanden. „Ich will, dass du aufs Bett steigst“, seine Stimme war ruhig, fast stoisch wies er sie aufs Bett und Kaori folgte seinen Worten. „Nicht so“, korrigierte er und seine Augen nahmen einen leicht stechenden Ton an, als er beobachtete, wie seine blau-weißhaarige Schönheit dabei war, sich mit dem Rücken auf die Tagesdecke zu legen. „Ich will dich von hinten ficken“, kam es fordernd, die Stimme nahm einen tiefen Unterton an, „also auf allen Vieren kauernd und mit dem Hintern zu mir.“ Als sie ihren Körper in die entsprechende Position brachte, zog sich etwas in Kaiba zusammen, er blickte hungrig auf die elfenbeinfarbene Haut, welche allein ihm auf solche Weise präsentiert wurde. Er allein durfte sie so sehen. Dieser Gedanke erregte den sonst so kontrollieren Chef der Kaiba Corporation, dass er mit leicht zittrigen Händen, die noch immer den Gürtel umklammerten, aufs Bett stieg und sich hinter seine bleiche Schönheit stellte, deren Körper zusammenzuckte, als sie sein steifes Glied an ihrem Hinterteil spürte. „Ich werde dir jetzt die Arme verbinden“, klärte er sie über sein Unterfangen auf. Kaori nickte schwach und Kaiba machte sich daran, dass gesagte in die Tat umzusetzen. Er band das glatte Leder entsprechend, dass es ihre beiden Arme umschlang. Anschließend verband er bei Enden, die er zunächst geknotet hatte, mit dem Bettpfosten und zog die Schlaufen fest, dass sie sich nicht befreien konnte. Als er fertig war, strich seine linke Hand über das straffe Leder und fuhr weiter ihr Handgelenk hoch. Mit der anderen Hand trieb er dasselbe Spiel, bis letztendlich beide Hände auf ihren Schulterblättern ruhten. Gleichzeitig streiften diese über ihren Rücken, packten sie an den Hüften und legten sich schließlich auf ihren Hintern. Etwas weiter vorne hörte er seine bleiche Schönheit leise aufstöhnen. Zufrieden grinste Kaiba und biss sich auf die Unterlippe, als er einen Finger in sie hineinsteckte, sie ausreizte und weitete, nachdem er einen zweiten Finger benutzt hatte. Trotz der Bewegungen verspannte sie kein einziges Mal, nicht einmal als ein dritter Finger in ihren Anus glitt. Sie atmete schwer und wunderte sich, als Kaibas Finger sich abrupt zurückzogen. Stattdessen benutzte er die andere Hand, die noch soeben auf ihrer Hüfte gelegen hatte, und begann mit dieser Kaoris Haut zu streicheln. Ein leises Klacken war zu hören, nachdem Kaiba zwischen ihre Beine griff und mit lediglich einem Finger hinein- und wieder hinausglitt. Dabei drückte sie das Metall seiner Schnalle an ihre Hände, dass die Initialen KC deutlich sichtbar wurden. Kaiba nutzte die Erregungen seiner blau-weißhaarigen Schönheit, um ihren Hintern zu befeuchten. „Bitte“, wimmerte die bleiche Schönheit und biss sich auf die Lippen, dass ein Blutstropfen aufs Bettlacken fiel. Kaibas Grinsen wurde breiter, mit Genugtuung gewährte er ihr heißersehntes Flehen und drang in sie ein. Beide übertönten das Keuchen des jeweils anderen und als schließlich Kaori zum Höhepunkt kam und ihr Körper nach unten zu sacken drohte, hielt Kaiba sie bei den Hüften, stieß ein letztes Mal zu, bevor auch er seinem Orgasmus erlag. Er befreite die bleiche Schönheit von der Fessel und schaute in ihr Gesicht: Ruhe und Ausgeglichenheit lagen auf ihren Wangen, die Augen hielt sie geschlossen, ihr Atem beruhigte sich und ging wieder in gleichmäßigen Zügen. Langsam entfernte er sich von ihr, stieg aus dem Bett und lief in Richtung Badezimmer. Dort stellte er sich unter die Dusche und ließ kaltes Wasser über seinen Körper fahren. Er zuckte bei dessen Berührung nicht einmal zusammen, obwohl seine Haut schwitzig und erhitzt war. Kaiba hielt seine Händen den Strahlen entgegen und drückte das gesammelte Wasser auf sein Gesicht. Dann stellte er den Hahn ab, fuhr sich durch sein durchnässtes Haar und trocknete sich ab. Mit einem Handtuch um die Hüften lief er zurück ins Schlafzimmer. Dort entdeckte er seine blau-weißhaarige Schönheit scheinbar schlafend auf seinem Bett. In seiner Abwesenheit hatte sie sich seinen Mantel genommen und ihn schützend um ihren zarten Körper gelegt. Zurück in sein Bett kletternd, öffnete sie ihre Augen. Trotz der Dunkelheit konnte er das Blau in ihnen erkennen. Im schauderte – wohlig warm fühlte es sich an. Sein Blick wanderte weiter zu ihren Lippen. Dort hielt er inne, betrachtete sie eine Weile und sagte schließlich im flüsternden Ton: „Halt still, ich werde dich jetzt küssen.“ Kaori beugte sich etwas näher zu dem jungen Firmenchef, dessen Blick nicht von ihrem Mund loskam. Ebenso flüsternd entgegnete sie: „Darauf habe ich gewartet, Seto.“ Und er küsste sie. Zunächst berührten ihre Lippen einander scheu und flüchtig. Als er sich an ihren süßen Geschmack gewöhnt hatte, presste er seine auf ihren Mund, den sie leicht geöffnet hatte. Seine Zunge die ihre findend, legte er die Arme um sie und drückte Kaori an sich. Leicht neigten sie den Kopf und vergrub ihre Hände in sein feuchtes und verwuscheltes Haar, das sie dazu veranlasste, zwischen ihren Küssen seinen Namen leise zu seufzen und ihren Körper noch enger an den von Seto zu schmiegen. Sie schloss die Augen und augenblicklich wich auch die letzte Anspannung von ihr. Er tat es seiner blau-weißhaarigen Schönheit gleich und senkte die Lider. Beide ließen sich aufs Bett fallen, verhakten sich in einander und küssten sich unaufhörlich bis sie irgendwann einschliefen. Kapitel 12: Ein anderer Morgen ------------------------------ Der Wecker klingelte pünktlich um halb sechs. Seto öffnete langsam die Augen, bevor er mit der linken Hand nach dem Gerät ausstreckte und dieses zum Schweigen brachte. Er streckte sich, seine Glieder waren steif von seiner Schlafhaltung (er lag auf der Seite, die Arme um den eigenen Körper geschlungen, als müssten sie seinen Körper zusammenhalten). Langsam erhob er sich und blickte sich um: Seine Augen wanderten durch den halbdunklen Raum. Seine Hände tasteten nach dem Mantel, welcher neben ihm ordentlich zusammengelegt worden war. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Es wunderte ihn nicht, dass seine blau-weißhaarige Schönheit noch in derselben Nacht die Kaiba-Villa verlassen hatte. Der junge Firmenchef war sich sicher, dass Kaori in demselben wöchentlichen Stress stecke wie er. Ein wenig störte er sich an die Abwesenheit seiner bleichen Schönheit, die vor wenigen Stunden noch neben ihm gelegen hatte, dass ihr Atem auf seinem Hals noch immer spürbar war. Mit einem kurzen Kopfschütteln legte er diesen überaus kitschigen Gedanken beiseite (ohne ihn wirklich zu verdrängen, sondern diesen nur beiseite legte – für später) Aber ein wenig wunderte sich Seto über sich selbst: Ihr Verschwinden am Abend musste so unauffällig leise gewesen sein, dass der wachsame CEO nicht geweckt wurde. Das Handtuch von sich werfend, lief der junge Firmenchef auf seinen Kleiderschrank zu, während er mit dem Finger schnippte und die Lampe über ihm sich einschaltete. Genau wie damals, stellte Seto leicht amüsiert fest, als er an ihre erste Begegnung zurückdachte: Damals hatte sie sich ebenfalls aus dem Zimmer geschlichen, ohne ihren hellhörigen Bettnachbarn geweckt zu haben. Wie eine Katze, Seto schmunzelte und holte aus dem Schrank frische Kleidung heraus: Er entschied sich für seinen weißen Anzug. Diesen streifte er sich über, knöpfte das Hemd zu und richtete seine Krawatte. Warum er sich bei diesem miesen Wetter dazu entschieden hatte, sich in seine hellsten Sachen einzukleiden, konnte der mächtige CEO nicht beantworten... oder es war ihm schlichtweg egal. So wie es ihm schon immer egal war, was die Leute von ihm hielten – solange er von sich überzeugt war und Mokuba zu ihm stand, konnte ihn nichts aufhallten. Gemütlich lief Seto durch die Flure und gelangte ins Esszimmer. Dort wartete eine Tasse frisch aufgebrühter Kaffee auf den jungen Firmenchef, nach der er sogleich griff, um sich anschließend wegzudrehen und aus dem Raum zu treten. Er frühstückte nicht sonderlich gerne, besonders nicht, wenn er anschließend in sein Büro fahren wollte. Die Tradition des Frühstückens behielt er Mokuba zuliebe bei. Der kleine Schwarzhaarige nutzte jede Gelegenheit, Zeit mit seinem großen Bruder verbringen zu können, und Seto mochte die Anwesenheit des Jüngeren, der ihn nicht einmal am frühen Morgen mit seiner überschäumend guten Laune nerven konnte. Denn obwohl er Frühaufsteher war und niemals länger als die vorgeschriebenen acht Stunden im Bett verbrachte, lag seine Stimmung eher niedrig, wenn nicht sogar unter dem Gefrierpunkt und ein Frühstück besserte seine Laune nicht, da in seinem Kopf bereits die Quartalszahlen herum spuckten oder wichtige Geschäftsentscheidungen anstanden, dass die erste Tagesmahlzeit nur unnötig Zeit in Anspruch nahm. Aber für Mokuba setzte er sich morgens ins Esszimmer, damit sein jüngerer Bruder ein paar Regelmäßigkeiten im Leben besaß. Mit dem Kaffee schlenderte er schließlich zur Haupthalle, welche bereits in kristallähnliches Licht getaucht war. Dort standen auf einer hohen Kommode sämtliche Papiere, welche Raphael aus dem Briefkasten gefischt hatte und der Größe nach aufeinander gestapelt waren. Mehr oder weniger gründlich blätterte der junge Firmenchef die einzelnen Briefe durch. Ganz unten lagen zwei Karten für das Kino, anbei hing ein kleiner Zettel, der mit einer hektischen Hand beschrieben worden war: „Lieber Seto, diese Tickets sind keine Einladung, sondern eine Aufforderung, dieses Wochenende mit mir ins Kino zu gehen. Komm' ja nicht auf die Idee, dir eine Ausrede einfallen zu lassen. Bis nachher, dein Moki.“ Auch hier konnte sich Seto ein Lächeln nicht verkneifen. Der Tag hatte noch nicht einmal begonnen und er hatte bereits bessere Laune als manche Tage zuvor. Er fühlte sich nicht nur ausgeschlafen (obwohl er erst spät neben Kaori eingeschlafen war), sondern spürte in seinem Inneren eine Ausgeglichenheit, die er für den Rest des Tages nicht ablegen wollte. Er nahm einen kräftigen Schluck von dem heißen Getränk, dass er sie mit einem Zug leergetrunken hatte und stellte sie auf die Kommode ab. Anschließend griff er am Haken nach seinem weißen Mantel, welcher von der Innenseite blau war und dessen Gürtel ebenfalls in seiner Lieblingsfarbe eingefärbt leuchtete. Den Gürtel enger schnallend lief er hinaus und ignorierte die düsteren Wolken am Himmel, die jeden Augenblick ein Unwetter versprachen. Stattdessen stieg er in seine Limousine, schlug die Beine übereinander und wies Roland an, zur Kaiba Corporation zu fahren. Er verschränkte die Arme, sein Blick war nach vorne auf die Straßen gerichtet. Erst als sein Handy in der Manteltasche anfing zu vibrieren, lenkte er seine Aufmerksamkeit der aufblinkenden Nummer seines Bildschirmes. „Ja“, kam es knapp von dem jungen Firmenchef. „Mr. Kaiba, Sir, hier spricht Masato Hinachi.“ Das Detektivbüro, dachte der Chef der Kaiba Corporation und richtete seinen Blick wieder auf den laufenden Straßenverkehr. „Was gibt es?“ „Nun, Mr. Kaiba, ich habe ein paar Informationen, die Sie interessieren könnten.“ „Ich höre.“ Seto hatte seine Lippen zu einem geraden Strich verzogen. Er musste sich innerlich eingestehen, dass er an den Auftrag gar nicht mehr gedacht hatte. Der junge CEO spürte deutlich das selbstgefällige Grinsen seines Gesprächspartners, als dieser anfing zu berichten: „Es war wirklich kein einfaches Unterfangen, Informationen zu der Familie Kugeka und der Firma Alexis Industries zu erhalten. Besonders Beko Kugekas einzige Tochter Kaori erwies sich als schwer zu knackende Nuss. Sie zeigt sich kaum in der Öffentlichkeit, Freunde und Hobbys konnte ich gar nicht ausmachen, wenn sie denn überhaupt welche hat.“ Der Privatdetektiv, welcher bereits die Vierziger überschritten hatte, lachte kurz auf. „Diese Frau hat sich die Leitung der Firma unter den Nagel gerissen, da war sie gerade volljährig geworden.“ Pah, Seto musste sich einen sarkastischen Kommentar verkneifen. Masato Hinachi schien vergessen zu haben, dass sein Auftraggeber, Seto Kaiba selbst, keine vierzehn Jahre jung gewesen war, als er die Kaiba Corporation Gozaburo abgeluchst hatte. „Kommen Sie auf den Punkt“, Kaiba begann das Gespräch zu langweilen. Er hatte die Lust verloren, seine bleiche Schönheit auszuspionieren. Scheinbar wusste selbst Japans berüchtigster Privatdetektiv nichts über die junge Frau zu berichten. „Das werde ich Mr. Kaiba“, entgegnete Masato Hinachi und wurde auf einmal ganz ernst. Er begann weiterzuerzählen: „Bis auf das eine Mal, gab es keinen Skandal innerhalb der Familie Kugeka und der Firma.“ „Welche Ausnahme.“ „Bis auf den Selbstmord vor über zehn Jahren. Beko Kugekas Frau, Minako, hat sich damals in der Villas ihres Hauses erschossen. Keiner weiß, wieso es dazu gekommen ist. Ein paar Gerüchte, Beko Kugeka wäre fremd gegangen, kursierten eine Weile durch die Presse, aber nachdem einige Zeit vergangen war, hat sich niemand mehr dafür interessiert. Die Firma hat dadurch keinen Schaden erlitten.“ Die Limousine hielt vor einer roten Ampel. Seto betrachtete das rote Licht darin. Seine Hand, die das Telefon hielt, verkrampfte sich ein wenig. Der Privatdetektiv war mit seiner Geschichte noch nicht am Ende: „Als ich nichts Weiteres über die Familienzustände erfahren konnte und das Privatleben Kaori Kugekas wie ein verschlossenes Geheimnis schien, begann ich mehr Informationen über die Firma Alexis Industries ans Licht zu bringen. Wie ich bereits erwähnt habe, hat Beko Kugekas einzige Tochter die Leitung übernommen, obwohl auf den Papieren immer noch er der Chef von Alexis Industries ist. Nachdem ich die Firma näher durchleuchtet habe, bin ich auf eine sehr interessante Tatsache gestoßen: Trotz der Riesengewinne, die Alexis Industries jährlich macht, konnte man in den letzten Monaten, ganz besonders in den letzten Wochen und Tagen, einen Fall der Aktienkurse beobachten. Geht man dem Grund auf die Spur, stellt man fest, dass mehrere Leute die kleinere Aktienpakete aufkaufen, um sie jedoch dann wieder an einen dritten zu verkaufen. Ich habe ein wenig rum telefoniert und dabei herausgefunden, dass die Gelder dieser dritten Personen von einem großen Schweizer Konto abgebucht werden, welches auf den Namen Rika Tanaka läuft. „Kaori.“ „Was sagten Sie, Sir?“ „Nichts“, dem jungen Firmenchef traten das Weiß der Knöchel hervor, als er versuchte das Handy mit der bloßen Hand zu zerdrücken. „Sprechen Sie weiter“, ordnete er mechanisch an und Herr Hinachi auf der anderen Leitung gehorchte: „Scheinbar will jemand eine externe Firmenübernahme in die Wege leiten und mit dem Kauf von Alexis-Industries-Aktien wird er nicht mehr lange brauchen, bis sein Plan aufgeht. Für die Kunden kann es schwerwiegende Folgen haben, je nachdem, was dieser ominöse Käufer mit den Aktien vorhat. Aber wem sage ich das, Sie wissen über solche Dinge besser Bescheid als ich.“ Die Ampel war längst auf grün umgeschaltet, aber Seto Kaiba blendete noch immer das Rot, er starrte geradeaus, aber eigentlich starrte er ins Leere. Seine Gedanken ließen sich kaum ordnen, waren sie zu sehr von Wut und Hass in Besitz genommen, dass ihm nichts Vernünftiges durch den Kopf ging. Er hatte das brennende Verlangen, aus dem Wagen zu springen und auf das Nächstgelegene einzuschlagen, das ihm in den Weg kam; ganz gleich was es war. Die Stimme seines Gesprächspartners nahm er nicht mehr wahr, er ignorierte sie und legte schließlich auf, nachdem das Telefonat beendet schien. Seine Augen formten sich zu schlitzen, sein Herz begann zu rasen und endlich fand er einen greifbaren Gedanken: Diese Frau hatte ihn in ein Spiel verwickelt. Nicht in ein Spiel, von welchem er geglaubt hatte, die Kontrolle übernommen zu haben. Dieses Spiel war anders; sie hatte seine Firma mit hineingezogen. Das konnte er nicht einfach so ignorieren. Seto kochte, er wusste nicht wie er dem Strudel entgehen konnte, der sich so plötzlich vor ihm aufgetan hatte. Ohne sich zu seinem Fahrer umzudrehen, sagte er: „Roland, ich habe meine Meinung geändert. Halte auf der Stelle an.“ „Äh, Mr. Kaiba“, irritiert drehte sich der Chauffeur um. Als ihn die eiskalten Blicke seines Bosses entgegenblickten, wandte er sich abrupt wieder der Straße zu und lenkte den Wagen, dass er an der nächsten Kreuzung zum Stillstand gebracht wurde. Nachdem Seto einen tiefen Atemzug getätigt hatte, sah er wieder auf sein Telefon und tippte die Nummer seiner Sekretärin ein: „Rufen Sie bei Alexis Industries an und fordern Sie ein sofortiges Treffen mit Kaori Kugeka. Sagen Sie, dass es um eine wichtige geschäftliche Angelegenheit geht, die keine Sekunde länger hinausgezögert werden kann.“ „Ich werde sehen, was ich tun kann“, entgegnete die junge Frau in einem ebenfalls verwirrten Ton. Sie zuckte leicht zusammen, als ihr Chef darauf erwiderte: „Sie soll tun, was ich Ihnen sage, alles andere wird Sie den Job kosten. Rufen Sie mich unverzüglich an, wenn Sie einen Termin vereinbart haben.“ „Ja, Sir“, stammelte sie und Seto legte auf. Ungeduldig klopfte er mit den Fingerspitzen auf den Handybildschirm. Eine gefühlte Ewigkeit später meldete sich seine neue Sekretärin zurück. Mit erhöhter Stimmlage erklärte sie, dass Kaori Kugeka nicht in der Firma sei. „Man sagte mir, dass die Geschäftsleiterin in der Kugeka-Villa zu erreichen sei. Soll ich es dort noch einmal versuchen, Mr. Kaiba?“ „Nein, das wird nicht nötig sein. Ich kümmere mich persönlich darum.“ Mit diesem Entschluss legte er auf. Ohne seinen Blick in dessen Richtung zu lenken sagte er ohne Gefühl in seiner Stimme: „Fahr' mich zur Kugeka-Villa.“ Kapitel 13: Kaltes Wasser ------------------------- Mit der Limousine gelangte Kaiba bis zu den Stahlmauern, hinter der sich die Kugeka-Villa erstreckte. Das Gelände befand sich am Rande Domino-Citys und gehörte zu jenen Vierteln, die sich weitestgehend Fern vor all dem Rummel der Großstadt hielten. „Sie wünschen?“, meldete sich eine krächzende Stimme aus der elektronischen Sprechanlage. Roland kurbelte die Fensterscheibe herunter und meldete seinen Boss, Seto Kaiba, an. „Einen Moment, ich spreche mit der Hausdame.“ Ein kurzes Schweigen folgte, dass der junge Firmenchef ein weit entferntes Donnern wahrnehmen konnte. Dabei umklammerte der junge CEO den silbernen Aktenkoffer, dessen Firmenlogo wie eine Drohung auf dem Metall abgebildet war. Auf Kaibas Wunsch hatte Roland einen Zwischenstop bei der Bank seines Bosses eingelegt. Dort war der mächtige CEO hineingestürmt und hatte zwei Millionen in Bar eingefordert. Nach einer ausgedehnten bürokratischen Prozedur hatte er schließlich das Geld in einem seiner Koffer erhalten. Die Blicke der Mitarbeiter, die ihn halb verängstigt halb irritiert angestarrt hatten, nahm der Chef der Kaiba Corporation überhaupt nicht wahr – seine Augen waren einzig und allein auf das Geld fixiert, welches er mit funkelten Augen anstarrte, als wäre es zum Leben erwacht worden. „Ich lasse Sie jetzt herein“, meldete sich die Stimme und schickte Kaiba zurück ins Hier und Jetzt. Beinahe geräuschlos öffnete sich das Tor der Kugeka-Villa. Setos Augen blieben standhaft auf das Bauwerk gerichtet, welches düster zwischen zwei großen Trauerweiden hervorlugte. Vor dem Eingang brachte Roland den Wagen zum Stillstand. Ohne auf seinen Chauffeur zu warten, riss der junge Firmenchef selbst die Autotür auf und stieg mitsamt des Koffers aus der Limousine. Zwei Bedienstete standen vor dem Eingangstor, welches weit genug offen stand, dass Seto blindlings darauf zusteuerte. Die Angestellten ignorierend, die ihn am Weiterlaufen hindern wollten, betrat er die Kugeka-Villa. Dabei achtete er weder auf den herrschaftlichen Kronleuchter, noch auf die kostbaren Gemälde, welche in der ganzen Villa verteilt waren. Seto interessierte sich nicht für den modernen Bau, welcher trotz seines Stils klassische Elemente aufwies, durch welche die Villa weniger kühl und distanziert wirkte. Der junge Firmenchef war einzig auf der Suche nach jener Frau, die ihm Antworten schuldig war. „Ich will zu Kaori Kugeka. Wo ist sie?“ Seto sah dem Mann, welcher eher einer Security als einem Butler ähnelte, nicht einmal ins Gesicht. Er starrte in den Flur und hoffte, am Ende des langen Ganges die kühle Schönheit vorzufinden. „Miss Kugeka“, begann der Mann und baute sich vor dem Chef der Kaiba Corporation auf, „wird gleich kommen.“ „Ich habe nicht gefragt, ob sie kommen wird, sondern wo sie sich aufhält“, entgegnete Seto unbeeindruckt und drehte seinen Kopf in Richtung seines Gegenübers. Ein finsterer Blick begegnete dem bulligen Angestellten, dass dieser stutzte und nichts zu sagen wusste. Stattdessen wandte er sein Gesicht der letzten Schiebetür des Flures zu und nickte. Was der Angestellte nicht wissen konnte: Seto nutzte den Moment der Unsicherheit und lief an ihm vorbei. „Warten Sie“, rief ihm der kräftige Kerl zu, „Sie können doch nicht einfach da rein marschieren.“ Doch Seto war schneller und überzeugt, dass er es sehr wohl konnte. Er schob die Schiebetür beiseite und betrat die Schwimmhalle der Kugeka-Villa. Kaori... Sein Brustkorb hob und senkte sich, seine Nasenflügel bebten. Mit aufgerissenen Augen starrte er in das Becken: Lange schlanke Beine bewegten sich im Gleichtakt durch das klare Wasser, gefolgt von einem ebenso schmalen Oberkörper und ausgestreckten Armen. Die Haare dieser nixenhaften Gestalt waren zu einem hohen Dutt zusammengebunden, dass Seto den ruhigen Blick Kaoris ausmachen konnte. Ohne dem aufgebrachten Firmenchef Beachtung zu schenken, stieg sie gemächlich aus dem Wasser, tat einen Schritt nach dem anderen und stieg die Leiter hinauf, dass Seto den tiefen Rückenausschnitt ihres Badeanzugs vor Augen hatte. „Miss, Kugeka, bitte verzeihen Sie,“ neben Seto war der bullige Kerl erschienen und stellte sich direkt neben den jungen Firmenchef, welcher einzig die Bewegungen Kaoris verfolgte, die sich ein Handtuch gegriffen hatte und damit ihr Gesicht trocken tupfte. „Es ist in Ordnung, Hiro“, sagte die junge Hausdame mit ruhiger Stimme, wodurch Kaibas Wut weiter stieg. Seine Hände krallten sich noch fester an den Griff seines Aktenkoffers. Der bullige Kerl mit Namen Hiro verbeugte sich leicht, sandte einen letzten wütenden Blick an Kaiba, der es nicht einmal bemerkte, und verschwand schließlich. „Du bist mir einige Erklärungen schuldig, Kaori Kugeka...oder gefällt dir der Name Rika Tanaka besser“, sagte Seto, blieb vor der Schiebetür stehen und fixierte die blau-weißhaarige Schönheit, welche ihr Handtuch beiseite geworfen hatte. Die eine Hand auf einem kleinen Glastisch abstützend begegnete sie seinen Blicken. „Es wundert mich nicht, dass du Bescheid weißt“, entgegnete sie und zog aus ihrem Dutt die Haarklemmen heraus, dass die gesamte Haarpacht wie ein Schleier fiel. Seto schüttelte den Kopf. „Dann wird es dich wohl auch nicht wundern, dass ich von deinen kleinen Machtspielchen weiß, mit denen du die Firma deine Vaters zu Grunde richten willst.“ Ihre Augen kniffen sich bei seinen Worten zusammen. „Als würdest du die Lage verstehen“, entgegnete sie eiskalt, dass der junge Firmenchef für einen Moment die Fassung verlor. „Ich verstehe die Lage nicht?“, er kam hektisch auf sie zugelaufen, dass der silberne Koffer klapperte, „dann fang endlich an zu reden.“ Er stand direkt vor der blau-weißhaarigen Schönheit und beugte sich herunter, dass seine Lippen an ihrem Ohr lagen, „und wag' es nicht mich anzulügen.“ „Und du“, sie legte ihre Hand auf seine Brust, „wirst mir nicht noch einmal in meinem eigenen Haus drohen“, und sie drückte in von sich. Für Sekunden fochten ihre tiefblauen Augen einen erbitterten Kampf, den Kaori durch ein Senken der Augenlider kurz pausieren ließ. „Es stimmt“, die bleiche Schönheit drehte den Kopf zu den riesigen Glasfenstern der Schwimmhalle, „ich habe vor, meinem Vater mit dem Kauf von Alexis-Industries-Anteilen die Firma wegzunehmen und anschließend in den Ruin zu treiben, dass der Name Kugeka nur noch als Fußabtreter dienlich sein wird.“ Ihre Worte kamen so emotionslos aus ihr heraus, dass Seto glaubte, sich verhört zu haben. „Was für ein Unsinn“, er schüttelte den Kopf, „und überhaupt, wie hast du dir das vorgestellt? Willst du die Firma Stück für Stück an Dritte verkaufen bis nichts mehr von ihr übrig geblieben ist?“ „Nein“, ihre Antwort kam wie ein Pfeil geschossen, „nachdem alles vorbei ist, wird niemand diese Firma kaufen wollen. Nicht einmal, wenn man sie ihnen vor die Füße wirft.“ Langsam drehte sie sich zu dem jungen Firmenchef, dabei lagen ihre Blicke kühl auf denen des mächtigen CEOs, doch Seto spürte, dass sie nicht ihm die Blicke schenkte. Wieder einmal war Kaori Kugeka in Gedanken versunken, ihre Lippen bewegten sich dabei und eröffneten dem jungen Firmenchef eine neue Wahrheit. „Wenn ich die Firma übernommen habe, werde ich allen erzählen, mit welchen schmierigen Geldern ich Alexis Industries an mich gerissen habe.“ Seto blickte wie erstarrt zu Kaori, die in seinen Augen den Verstand verloren haben musste. Gefasst erzählte sie weiter und achtete nicht auf die Reaktionen ihres Gegenübers, der mit sich und seinen Emotionen zu kämpfen hatte. „Ich werde den Medien sagen, dass die Tochter des mächtigsten Marketingunternehmers nichts weiter als eine Hure ist, die sich ihre Dienste teuer bezahlen lässt.“ Sie machte eine Pause, in der die Gedanken der beiden mächtigen Menschen wie Zahnräder ratterten, ohne dabei aus dem Rhythmus zu gelangen. In Seto stiegen eine Reihe von Bildern auf, die durch Kaoris Worte zu einer Geschichte wurden, deren Ausgang noch offen blieb. „Kannst du dir vorstellen“, begann Kaori, die mit langsamen Schritten um den jungen CEO schlich, der die Lippen fest zusammenpresste um seine Gedanken nicht freien Lauf zu lassen. Als Kaori einmal um Seto herumgelaufen war, blieb sie stehen: „Kannst du dir vorstellen, warum durch mich Alexis Industries zu noch größerer Macht gelangt ist?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und antwortete stoisch: „Die Kunden der letzten Jahre, welche die Firma meines Vaters zu einer der Top Marketingunternehmen Japans machten, wären nie zu Alexis Indutries gewechselt, wenn sie mich nicht in jener Villa getroffen hätten, in der wir uns das erste Mal begegnet sind.“ „Sie alle hatten mit dir-“ „Ja, das haben sie“, bestätigte Kaori, noch bevor Seto die Worte vollständig aussprechen musste, „und als sie herausfanden, wer ich in Wirklichkeit war, bekamen sie es mit der Angst. Also garantierte ich ihnen Stillschweigen, wenn sie zu Alexis Industries wechselten.“ „Und natürlich sind alle auf dieses Geschäft eingegangen“, knurrte Seto. Die bleiche Schönheit nickte. „Sie wussten, dass ich nicht unter richtigem Namen in der Villa eingestellt war. Die einzigen, denen etwas nachzuweisen ist, sind sie, die Kunden selbst. Ich besitze sämtliche Kreditkartenabrechnungen von allen meinen Kunden. „Einschließlich mir“ Kaoris Nicken genügte als Antwort. Seto schnaubte: „Lass mich raten. Du wirst dein Schweigen brechen und alle deine Geschäftspartner zusammen mit Alexis Industries untergehen lassen. Das war von Anfang an dein Plan.“ Wieder nickte die blau-weißhaarige Schönheit. „Nur so wird die Firma meines Vaters so am Boden liegen, dass sie durchs Nichts zu retten sein wird. Die anderen Unternehmen sind ein geringes Opfer für meine Rache.“ „Nur zu schade für dich, dass ich den Vertrag noch nicht unterschrieben hatte“, setzte Seto an und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, welches einem durch Mark und Bein ging und niemals seine vor Hass geblendeten Augen erreichen sollte. „Ich habe dir geraten nicht zu unterzeichnen“, erinnerte sie ihn daran und ihre Stimme gewann etwas von ihrer Sanftheit zurück, die jedoch nicht bis zu Seto vordrang. Stattdessen schüttelte der junge Firmenchef den Kopf. „Du wusstest genau, dass deine Worte bei mir das Gegenteil bewirken und dass ich letztendlich den Vertrag unterschreiben würde.“ „Glaub', was du glauben willst.“ „Ich glaube an meinen geistigen Verstand“, sagte er scharf und trat einen Schritt auf sie zu. Kaori blieb einfach stehen, auf die Gefahr laufend, dass ihr Gegenüber jeden Moment die Fassung verlieren könnte. Doch die bleiche Schönheit blickte gefasst zu Seto hinauf und wartete, was folgen sollte. Von einer Sekunde auf die andere lachte Seto auf; ein gehässiges Lachen, dass durch die Schwimmhalle schallte und selbst als er längst verstummt war, lange genug nachhallte, dass die drückende Stille übertüncht wurde. „Nachdem du mich aufgeklärt hast,“ begann Kaiba kopfschüttelnd, „erübrigt sich die Frage, ob du nur alles wegen des Geldes getan hast.“ Ihr Schweigen sagte ihm alles. „Dann muss ich dich noch für letzte Nacht entschädigen“, er knallte ihr den Koffer vor die Füße, Kaori sah noch nicht einmal herunter. Diese beobachtete die Zuckungen um die Mundwinkel ihres Gegenübers. „Damit sind wir quitt“, sagte er abschließend, drehte sich um und verließ die Kugeka-Villa ohne zurückzublicken. Er riss die Wagentür seiner Limousine auf und knallte sie genauso wieder zu, dass Roland die Zeitung, in der er vertieft war, fallen ließ und den Wagen startete. „Wo soll es hingehen, Sir?“ „In meine Firma, Roland. Diese leitet sich schließlich nicht von selbst.“ Als der Wagen das Grundstück verließ und in Richtung Kaiba Corporation fuhr, begannen sich die schwarzen Wolken des Morgens zu entladen und dicke schwere Tropfen fielen vom Himmel, welche auf den Wagen prasselten und der Vorderscheibe die Sicht nahm, dass Roland kaum etwas erkennen konnte. Doch der Fahrer hielt nicht an, schließlich hatte ihm sein Chef nicht erlaubt, etwas dergleichen zu tun, stattdessen fuhr er den jungen Firmenchef ins Stadtzentrum und hielt vor dem größten Hochhaus Domino-Citys an. Seto stieg aus dem Wagen und ließ geschehen, dass er von oben bis unten durchnässt wurde. Roland eilte mit einem Schirm bewaffnet hinter ihm her und rief seinem Boss zu, doch dieser stampfte auf den Eingang zu, welcher sich automatisch öffnete. Er schritt durch die Vorhalle, in der ihn Angestellte verwunderte Blicke zuwarfen. Einige grüßten verlegen, doch das bekam der mächtige CEO nicht mit, er trat in den Firmenfahrstuhl, der ihn in das fünfundvierzigste Stockwerk brachte – in sein Büro. Dort erwartete ihn Mokuba, der mit hochgezogener Augenbraue seinen großen Bruder musterte. „Seto, du bist ja völlig durchnässt.“ „Stell' dir vor, Mokuba, es regnet“, entgegnete Seto und lief ohne dem Kleinen eines Blickes zu würdigen geradewegs auf seinen Schreibtisch zu. Mokuba blinzelte und hatte eine Erwiderung auf den Lippen, doch er schwieg, denn der Anblick seines Bruders riet ihm, ihn fürs erste in Ruhe zu lassen. Darum drehte sich Mokuba wieder um und blickte auf den Fernseher auf dem sich die Nachrichten des Tages abspielten. Seto Kaiba hingegen setzte sich auf seinen Bürosessel und klappte seinen Laptop auf. Seine Augen fixierten den schwarzen Bildschirm, es verging einige Zeit bis er ihn schließlich hochfuhr und das Programm startete, mit dem er die Bilanzen seiner Firma kontrollierte. Er spürte wie ihm die Zahlen entglitten, sein Kopf brummte und seine Fingerknöchel klopften unaufhörlich auf das polierte Holz des Schreibtisches. Ab und an lehnte sich Mokuba nach hinten, versucht seinen älteren Bruder anzusprechen. Dem kleinen Schwarzhaarigen entging nicht der unkonzentrierte Blick des Größeren oder der nervöse Tick, den Mokuba aus Setos Kindheitstagen kannte und dachte, dass er ihn endlich los geworden wäre. Der Mund des Jüngeren öffnete sich leicht, als die Tür mit einem Ruck aufging und Kaori Kugeka vor der Tür stand. Durchnässt wie sein Bruder trat sie in das Zimmer, direkt auf Seto zu, der von seinem Sessel aufsprang und mit einer Mischung aus Wut und Überraschung sagte: „Wie bist du hier reingekommen?“ „Hallo, Kaori“, schaltete sich Mokuba ein, nachdem sein Bruder keine Antwort erhalten hatte. Doch Kaori schenkte dem Jüngeren keine Beachtung, sondern blieb neben Seto stehen, öffnete das neben ihm befindende Fenster und drehte sich zu dem jungen Firmenchef um. „Du hast mir nicht die Möglichkeit gegeben, auf deine Frage zu antworten.“ „Was meinst du.“ Doch Kaori hob den linken Arm, dessen Finger Setos silbernen Koffer umklammerten. „Du wolltest wissen, ob ich es wegen des Geldes getan habe. Und hier hast du meine Antwort.“, sie entriegelte den Koffer und zwei Millionen Yen segelten aus dem Fenster. Mokuba riss die Augen auf. „Bist du verrückt geworden?!“, rief Seto, doch Kaori entgegnete trocken: „Das liegt im Auge des Betrachters.“ Damit drehte sie sich um und verließ das Büro genauso schnell wie sie es betreten hatte. Indessen sprang Mokuba von der Couch und lief auf das offene Fenster zu. Es hatte aufgehört zu regnen und vor dem Gebäude der Kaiba Corporation tummelten sich jetzt unzählige Passanten, die das Geld aus der Luft griffen oder auf dem Boden krochen und ihre Finger nach den Scheinen ausstreckten. „Was zu Hölle war das denn?“ Mokuba schüttelte den Kopf, als er zwei kreischende Frauen um einen Hundert-Yen-Schein streiten sah – oder waren es fünfhundert (aus der Entfernung kaum einzuschätzen)? Aber sein großer Bruder antwortete nicht. Starr blickte er auf die Tür seines Büros, aus der die bleiche Schönheit verschwunden war. „Seto, was ist los?“, fragte der Schwarzhaarige kleinlaut. „Bitte, kleiner Bruder“, sagte Seto und ließ sich langsam auf seinenm Sessel fallen. Der Ältere brauchte nichts hinzufügen. Mokuba wusste, dass etwas Schlimmes zwischen ihm und der jungen Frau vorgefallen sein musste und dass es besser war, Seto erst einmal in Ruhe zu lassen. Auch wenn er den Blick seines großen Bruders nicht wirklich ertragen konnte, da er Besorgnis in Mokuba auslöste. Kapitel 14: Schrittwechsel -------------------------- Mit ineinander verhakten Fingern, die das Kinn abstützten, saß Seto im Büro der Kaiba-Villa und ließ die Augenlider sinken, dass er den Anschein erweckte, als wollte er seine Augen für einen kurzen Moment ausruhen lassen. Aber jeder, der Seto Kaiba kannte, wusste, dass es nur ein Trugschluss, dass er in Wirklichkeit wacher denn war und bloß die Augen schloss, damit er seine Gedanken ordnen, den Geist für Wichtiges freischalten konnte. Seine Hände wurden ihm schwer durch die Last seines Kopfes, der ihm drückte, seitdem er aufgestanden war und einem weiteren Tag entgegengeblickt hatte. Es waren bereits neun Tage vergangen, als Kaiba aus der Kugeka-Villa gestürmt war und von Kaoris wahren Absichten erfahren hatte... Er riss die Augen auf und starrte in einen halb verdunkelten Raum; die Gardinen waren zugezogen, die Schreibtischlampe schien im matten Licht, dass einzig Setos Gesichtszüge deutlich zu erkennen waren: Seine Augen waren hellwach wie je, bereits am frühen Morgen hatte er mit seinem eiskalten Blick die Mitarbeiter seiner Firma dazu angestachelt, das Tempo zu erhöhen, damit das Spiel rechtzeitig auf dem Markt erscheinen konnte. Seine Lippen waren zu einem geraden Strich gezogen, dass der Mund ernst und konzentriert wirkte, so wie er immer dreinblickte, wenn er seinen Geschäftspartnern zuhörte und ihnen weitere Anweisungen erteilte. Was in seinem Kopf vorging, konnte das orangefarbene Licht nicht einfangen – nicht im geringsten. Wenn es das gekonnt hätte, sähe man ein reinstes Gedankenchaos, jenes von der Sorte, welches einem den eigenen Verstand kostete, sobald man einen Blick darauf werfen würde. Seto war tatsächlich außer Stande, seine Gedanken und Gefühle in die richtige Reihenfolge zu bringen, dass sie für ihn einen Sinn ergäben. Stattdessen erhob er sich von seinem Bürosessel und lief im Zimmer hin und her. Immerzu dachte er an seine Firma und an Kaori, die ihn beinahe auf Messers Schneide gebracht hätte. Oder doch nicht...? Hör' auf damit, Kaiba, ermahnte sich der junge Firmenchef und raufte sich durchs Haar. „Sie hat von Anfang an den Plan gehabt, mich in ihr Spiel zu verwickeln, damit sie meine Firma mitsamt ihrer ruinieren kann...“ Er blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Sie wusste, dachte er weiter (das laute Sprechen erschien ihm doch unnötig, zumal er zu sich selbst sprach), sie wusste, dass ich gerade wegen ihres Rates, nicht bei Alexis Industries einzusteigen, das Angebot überdenken würde und schließlich doch eine Partnerschaft eingegangen wäre. Sein Blick huschte herüber zu seinem Schreibtisch: Wie eine Bedrohung lag der Vertrag unbeschrieben auf dem Holz und schien den mächtigen CEO spitzbübisch anzulächeln. Seto schüttelte sich. Aber was ist, wenn sie keine Ahnung hatte, dass er ein solcher Sturkopf war, der gerade wegen ihrer Worte den Handel eingehen wollte... „Verdammt“, rutschte es aus ihm heraus. Wütend kehrte er zurück zu seinem Schreibtisch, ließ sich nieder und verbannte das Dokument in eines der Schubfächer. Das Klopfen an der Tür nahm der junge Firmenchef kaum wahr, und als Mokuba an der Türschwelle erschien und vorsichtig einen Blick ins Zimmer wagte, erblickte er seinen älteren Bruder, der soeben die Schublade zuknallte. „Seto?“, fragte der Kleine vorsichtig und traute sich ein paar Schritte auf den Älteren zuzugehen. Langsam drehte sich Angesprochener in dessen Richtung. Setos Blick war weniger scharf als noch zuvor, doch Mokuba entdeckte, dass sein großer Bruder große Mühe aufbringen musste, die Fassade zu erhalten. Er kannte Seto gut genug, dass er sofort erkannte, wann sein Bruder durch den Wind war. Gerade, weil dies so selten der Fall war, bemerkte es Mokuba als einziger. Allen anderen gegenüber verhielt er sich wie er es immer tat: Er war der mächtige Geschäftsmann mit wenig Sinn für Humor und einer eisernen Stimme, die jeden in die Knie zwingen konnte. Seine Termine hielt er ein, er besuchte Meetings, hielt Telefonate und kümmerte sie um die Geschäfte seines Themenparks. Sprich: Seto Kaiba lebte sein Leben wie er es die Jahre zuvor auch getan hatte. Zumindest ließ er alle um sich im Glauben, dass dem so wäre. Bloß Mokuba ertappte seinen großen Bruder und sah, was wirklich in ihm vorging. „Alles in Ordnung bei dir?“, stellte der Schwarzhaarige jene Frage, die Seto eigentlich nicht hören wollte. „In drei Wochen wird mein neu entwickeltes Spiel auf den Markt kommen und wenn sich diese Amateure zusammenreißen, wird nichts schief gehen.“ „Davon habe ich nicht gesprochen, Seto, und das weißt du.“ Mokuba stand jetzt direkt neben seinen Bruder, der den Blick zurück auf die polierte Oberfläche seines Schreibtisches gerichtet hatte. Als keine Reaktion von dem kontrollierten Firmenchef kam, setzte sich der Jüngere auf Setos Schreibtisch und ließ die Beine baumeln. Seto hingegen verschränkte die Arme, lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte den kleinen Schwarzhaarigen ermahnend. Doch Mokuba ignorierte den Blick des Älteren, da er wusste, dass Seto bloß von der eigentlichen Situation ablenken wollte. „Erzähl' mir endlich, was los ist“, begann Mokuba mit einer ernsten Stimme, die Seto nur selten zu Ohren bekam, „ich habe lange genug geschwiegen und gewartet, dass es dir von selbst wieder besser geht, aber irgendwie verschließt du dich noch mehr als sonst und ich mache mir langsam Sorgen.“ „Mach' dir keine Sorgen, Mokuba. Es ist alles in bester Ordnung.“ „So ein Unsinn“, erwiderte Mokuba lauter als beabsichtigt und fügte in ruhigerer Stimme hinzu: „Fang' nicht wieder damit an, so zu tun, als sei alles bestens. Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt und der Auftritt von Kaori neulich würde ich auch nicht gerade als Nichts bezeichnen.“ Bei dem Namen der blau-weißhaarigen Schönheit weiteten sich die Augen des jungen Firmenchefs für wenige Sekunden, die Mokuba nicht entgingen. „Es ging um etwas Geschäftliches“, sagte Seto, der seinen kleinen Bruder nicht belügen wollte und andererseits nicht erzählen konnte, welchen Deal er mit der jungen Frau eingegangen war. „Ich wusste nicht, dass ihr geschäftlich miteinander zu tun habt“, bemerkte der Jüngere überrascht und fuhr sich durchs Haar, da ihm wieder eine Strähne ins Gesicht gerutscht war. „Trotzdem“ fügte er hinzu, als der Ältere die Hände auf den Tisch legte und die Finger leise auf das Holt trippelten, „du bist die ganze Zeit abwesend. Erst neulich am Frühstückstisch-“ Seto erinnerte sich, dass er früh morgens die Post geholt und anschließend einen Anruf von dem Detektivbüro bekommen hatte, in dem Masato Hinachi neuste Informationen über die Akte Kaori Kugeka preisgab, die sich jedoch als weniger informativ erwiesen, da die Geschäftsleiterin undurchschaubar wie eh geblieben war. Lediglich die Tatsache, dass die blau-weißhaarige Schönheit eine Einladung zu einer Premiere eines Opernstückes bekommen hatte, beschäftigte den jungen Firmenchef noch während des Frühstücks. Er nippte an seiner Tasse brühend heißen Kaffees, der von mal zu mal eine bitterere Note zu bekommen schien und dachte darüber nach, ob Kaori der Einladung folgen würde. Er selbst hatte natürlich auch eine Einladung erhalten, die Post hatte sie ihm am selben Tag zugeschickt und jetzt steckte das Ticket in der Innentasche seines Mantels, welches er im Flur seines Zuhauses herausholte, lange Zeit betrachtete und schließlich in den Müllkorb vor dem Hauseingang warf. Als Mokuba das zerknüllte Ticket aus seiner Hosentasche herausholte, sah ihn Seto mit verwunderten Augen an. „Du hast im Müll gewühlt“, stellte der Ältere fest. Angesprochener legte die Karte auf den Schreibtisch neben sich ab und richtete seinen Blick zurück auf Seto. „Naja, ich hatte das Gefühl, dass du sie eigentlich nicht wegwerfen wolltest.“ „Du hast mich beobachtet?“ „Eigentlich wollte ich mit dir reden, aber du warst mal wieder so neben der Spur, dass ich nicht zu dir durchgekommen bin. Du hast ja nicht mal gemerkt, dass ich hinter dir war.“ „Mokuba“, Seto schüttelte den Kopf (sein eigenes Verhalten war im zu wider), „du weißt, dass ich solche Veranstaltungen nicht besuche.“ „Aber sie wird auch da sein oder?“ Sie. Es brauchte nicht einmal ihren Namen, dass Kaiba an den Duft ihrer Haut denken musste. Vor seinem geistigen Auge baute sich die zierliche Gestalt Kaoris auf, wie sie sich in seinem Bett wand und Kaiba um Erlösung anflehte... „Ich weiß es nicht“, erwiderte Seto. Die Gestalt löste sich wieder auf und ließ ein schwarzes Loch zurück. Er musste an die letzte Szene zurückdenken, an die Schwimmhalle und an ihren kalten Blick, der ihn und die gesamte Welt mit Hass und Abscheu angesehen hatte. Kaori verbarg viele Geheimnisse und Seto war noch nicht allen auf die Spur gekommen. Das Größte galt es noch zu lösen: Wieso wollte sie sich und die Firma ihres Vaters so sehr zerstören? Er musste es herausfinden, vielleicht dann bekäme der junge Firmenchef seine Ruhe wieder. Schließlich hatte sie ihn in ihre Angelegenheiten mit einbezogen, dass es sein gutes Recht war, die Wahrheit, die völlige Wahrheit über die Situation zu erfahren. Im tiefsten Inneren (jene Ecke, die Kaiba weitestgehend ignorierte) wollte Seto wissen, ob Kaori die Wahrheit sagte, als sie in sein Büro gestürmt war und die zwei Millionen aus dem Fenster geworfen hatte, als Zeichen, dass die letzte Nacht nicht des Geldes wegen geschehen war... Doch immer wieder, wenn er daran zurückdachte, kamen ihm Zweifel – berechtigte Zweifel, die es ihm unmöglich machten, ihr voll und ganz zu trauen. Er wollte es ein weiteres Mal von ihr hören. Sie sollte in seine Augen sehen und ihm sagen, was damals in ihr vorgegangen war, als ihre Lippen einander berührt hatten und nicht voneinander lassen konnten... „Du hast Recht, Mokuba“, sagte der Ältere völlig überraschend, dass Mokuba ihn verwundert anblinzelte. Das Trippeln der Finger hörte schlagartig auf. Setos Augen bekamen etwas Entschlossenes, dass den Jüngeren stutzig werden ließ und zugleich beruhigte, da er in diesem Blick seinen großen Bruder wiedererkannte. „Es kann sicherlich nicht schaden, sich der Öffentlichkeit zu zeigen.“ „Du gehst also hin?“ „Ja, das werde ich.“ Kapitel 15: Theater ------------------- Als Seto Kaiba mit der Limousine aus der Einfahrt gefahren wurde und in Richtung der stärker beleuchteten Straßen fuhr, hatte er das eigenartige Gefühl des Tages noch nicht vollständig abschütteln können. Nicht, dass er sich Angst eingestanden hätte – nicht, dass er es jemals zugäbe, Angst zu haben, obwohl es genau jenes Empfinden war, das sich in den mächtigen CEO eingeschlichen hatte, seitdem er früh morgens aus dem Bett gestiegen war und stetig wuchs, je mehr Zeit verging. Nachdem er schließlich in die hintere Wagentür seiner Limousine eingestiegen war, spielten seine Gedanken verrückt; sie beliefen sich einzig auf Kaori Kugeka, der blau-weißhaarigen Schönheit, dessen Blick ihn immer so sehr fasziniert hatte, dass er ihn anfangs nicht ertragen konnte. Zu stark ähnelten ihre Augen seinen eigenen unerschrockenen Seelenspiegeln, die ihren Gegenüber immer mit Misstrauen, Verachtung und Gleichgültigkeit entgegengeblickt hatten, niemals Schwäche zuließen und schon gar nicht das Innerste des Menschen preisgaben, der sich Herr dieser Seelenspiegel nennen durfte. Kaori Kugekas Blick war von Beginn an dem seinen gleich, er hatte es nicht akzeptieren wollen, hatte sich dagegen gewehrt, sogar versucht, ihnen entgegenzutreten, mit dem Glauben, sie dominieren zu können. Einen Blick in die verdunkelte Fensterscheibe werfend, enthüllte sie Seto die Intensität seiner Augen, die weiterhin eisig funkelten - trotz des Chaos, welches in ihm vorging. Er war einfach zu gut darin trainiert, seine Gefühle zu verschließen und diese hinter einem eiskalten Blick zu verbergen, dass sie für keinen zugänglich waren (ausschließlich für Mokuba). „Wir sind da, Sir“, entgegnete sein Chauffeur und stieg aus dem Wagen, damit er seinem Boss die Tür aufhalten konnte. Der junge Firmenchef stand vor der prächtigen Oper. Eine Welle von Gedanken durchfluteten ihn, als er durch das riesige Tor schritt und die High-Society Domino-Citys in sein Blickfeld trat. Seine Augen wanderten durch den Raum, durchsuchten jeden kleinsten Winkel nach der bleichen Schönheit, deren Anmut mit nichts zu vergleichen war und ihm sofort ins Auge stäche, sobald sie den Raum beträte. Doch Kaori Kugeka schien nicht anwesend, der Duft war ihm entglitten und er zweifelte langsam daran, ob diese geheimnisvolle und unberechenbare Frau überhaupt noch auftauchen würde. Er selbst wäre nie auf die Idee gekommen, zu einer Premiere zu erscheinen, wenn ihn nicht die Hoffnung gepackt hätte, seine blau-weißhaarige Schönheit könnte ebenfalls auftauchen. Das ist doch lächerlich, schalt er sich und lief an unzähligen Schmierbolzen vorbei, die ihn interessiert musterten, da sie einen Seto Kaiba hier nicht erwartet hatten. „Mr. Kaiba“, ein großer schlanker Mann, Mitte vierzig stellte sich vor dem Chef der Kaiba Corporation und lächelte ihn schmierig an. Setos Blick gefror zu Eis, als er den Mann erkannte: Genma Hiramoto schoss es dem jungen Firmenchef durch den Kopf. Der Mann streckte die Hand aus und Seto nahm sie widerwillig entgegen. „Ich glaube, wir sind uns ein paar Mal begegnet, hatten aber nie das Vergnügen, vorgestellt zu werden.“ „Das wird wohl daran liegen,“ setzte der mächtige CEO arroganten Tones an, „dass es bisher nie nötig gewesen war, einander Bekanntschaft zu machen.“ Hiramoto lachte auf. „Sie sind genauso, wie ich Sie mir vorgestellt habe.“ Du weißt gar nichts, fauchte Seto innerlich und drückte die Hand seines Gegenübers fester, dass sich der Ältere seinen Schmerz nicht ansehen ließ und stattdessen seine Hand zurückzog. „Wirklich sehr nett“, sagte er und schüttelte die erwähnte Hand. Ich weiß genau, wer du bist. Setos neusten Informationen spuckten ihm im Kopf herum: Gestern Abend hatte er Überstunden gemacht und die Zeit im Büro dazu genutzt, sich die Liste der Freier zu beschaffen, die Rika Tanaka...gebucht (mit diesem Gedanken konnte er sich selbst nach langer Zeit nicht gewöhnen) hatten. Es hatte ihn mehr Arbeit gemacht, als er anfangs gedacht hatte. Stundenlang hakte er sich durch sämtliche Surfer und ging die Buchungslisten der Villa durch, bis er endlich fündig geworden war. Als er die Liste studierte, wurde ihm von Mal zu Mal übler. Seto las Namen von bekannten Geschäftsmännern, von alten reichen Säcken, von verheirateten Firmenbossen und zwielichtigen Personen, denen man nachsagte, sie hätten Verbindungen zu gewissen Organisationen. Er hatte nicht die Zeit, sämtliche Namen durchzugehen, da es für einen Abend einfach zu viele waren und er irgendwann die Geduld verlor, oder besser gesagt die Kontrolle. Die Liste zerknüllend warf er sie weit von sich und wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, doch das Papier, welches die Form einer Kugel angenommen hatte, lachte ihn vom anderen Ende des Büros aus, dass Seto wutentbrannt darauf zu steuerte und die Liste erneut an sich riss. Noch am nächsten Morgen hatte er die Liste in seiner Manteltasche und war nicht bereit, sie weiter durch zu studieren. Aber eigentlich war es für den jungen Firmenchef bereits zu spät, die Liste aus seinen Gedanken zu streichen. Er hatte genug Namen gelesen und Genma Hiramoto war einer davon. Seto musste sich vorstellen, wie dieser schmierige Kerl auf seine blau-weißhaarige Schönheit zuschritt, sie bei den Hüften packte, sie zu Boden drückte und hart, sehr hart fickte. Diese Bilder wurde der mächtige CEO nicht los, sie quälten ihn auch weiterhin, obwohl Hiramoto längst aus seiner Reichweite verschwunden war. Die restliche Menschenmenge ignorierend, die teilweise versuchte, an den Chef der Kaiba Corporation heranzukommen, lief Kaiba direkt in den Hauptsaal und nahm Platz auf den für ihn reservierten Logenplatz. Er sah auf die Bühne, die noch in völliges Schwarz eingetaucht war und wartete bis die Glocke läutete und die Zuschauer aufforderte, sich auf ihre Sitzplätze zu begeben. Als sich der Saal füllte und die Letzten sich eingefunden hatten, konnte es losgehen. Was mache ich überhaupt hier, dachte Kaiba, als sich das Licht um ihn herum dimmte und die Bühne erhellt wurde. Du warst hier, um dir ein paar Antworten zu holen, aber sieh' es doch endlich ein: sie ist nicht hier. Der Weg war umsonst. Einer der Logenplätze, die Setos direkt gegenüber waren, sagten ihm etwas anderes: Blau-weiße Haare, die in Locken von den Schultern fielen, stachen ihm direkt ins Auge, dass er seinen Blick höher wandern ließ und direkt in ihre eiskalten Seelenspiegel blickte, die Setos Augen gefunden hatten und unaufhörlich auf den jungen Firmenchef fixiert waren. In diesem Moment staute sich die verdrängte Wut der letzten Woche, vermischte sich mit einem weiteren, ihm völlig unbekannten Gefühl, dass er von seinem Platz aufsprang, und als hätte sie nur auf sein Zeichen gewartet, erhob sie sich langsam und verließ schwebend den Saal. Seto lief hinterher und stürmte beinahe aus dem Raum, in dem soeben eine Arie gesungen wurde, die auch noch in der Vorhalle zu hören war. Die Absätze klapperten, als er durch die Halle schritt und wurden zudringlicher, als er die blau-weißhaarige Schönheit erblickte. Sie kamen aufeinander zu und Seto zog sie in die nächstgelegene Ecke, drückte den zerbrechlichen Körper an die Wand und im nächsten Moment spürte er eine eisige Hand, welche scharf die Wange des mächtigen CEO streifte. Bloß ein Hauch war ihre Stimme, als sie sagte: „Ich glaube, damit wären wir quitt“, und im nächsten Augenblick presste die bleiche Schönheit ihre Lippen gierig an die seinen, dass sie anfing zu keuchen und Seto keine Minute des Schaltens fand, um auf ihr dreistes Handeln angemessen reagieren zu können. „Seto“, brachte sie stoßweise hervor und schlang ihre Arme um seinen Körper, damit sie ihn näher an sich drücken könnte. Der junge Firmenchef stemmte die Hände an die Wände, sodass die blau-weißhaarige Schönheit dazwischen gefangen schien und presste die Lippen noch heftiger an ihren Mund, dass sie das Gefühl hatten, ihre Lippen würden zu brennen beginnen. Schritte von außen bewegten beide dazu, sich voneinander zu lösen. Sie lauschten den Geräuschen, die immer näher zu kommen schienen und Seto stellte sich vor seine bleiche Schönheit, dass sie für jeden Neuankömmling unsichtbar war. Schließlich verstummten die Schritte, Seto hörte das Atmen Kaoris an seinem Ohr und spürte den Duft ihres Haares, nach welchem er sich die letzten Tage gesehnt hatte. Er nahm ihre Hand. „Lass uns verschwinden.“ Er wartete nicht ihre Antwort ab, sondern lief los in Richtung Hinterausgang, trat in die frische Abendluft und zog die blau-weißhaarige Schönheit in die Limousine. „Roland“, wandte sich Seto mit leicht keuchender Stimme an seinen Chauffeur, „ziehen Sie die Trennwand hoch und fahren Sie uns in die Kaiba-Villa.“ „Wird erledigt, Mr. Kaiba“, entgegnete Roland nickend und startete den Wagen, während gleichzeitig die Trennwand hochgefahren wurde. Wie auf ein Zeichen setzte sich die blau-weißhaarige Schönheit rittlings auf Setos Schoß und setzte fort, was sie in der Vorhalle begonnen hatten: Zunächst schlang Kaori ihre Arme um Seto Hals und führte ihre Zunge über seine Lippen, dass er seinen Mund leicht öffnete um dieser Eintritt zu gewähren.Dabei drückte sie ihren Körper eng an seinen, dass sie deutlich die fortschreitende Erektion in seiner Hose mitbekam, zufrieden aufseufzte und die Umarmung lockerte um ihre Hände über seinen Rollkragenpullover gleiten zu lassen, bis sie den Gürtel seiner Hose gefunden hatten. Ohne von seinen Lippen zu lassen (stattdessen knabberte sie leicht daran und verursachte in Seto ein leichtes Ziehen in den unteren Regionen, dass er kaum noch klar denken konnte) öffnete sie den Gürtel und zog ihn langsam heraus, dabei ließ sie das Leder über ihre Handfläche gleiten, als wollte sie ihn an die letzte Nacht erinnern und atmete tief aus, nachdem der Gürtel auf dem Sitz neben Seto landete. Nun öffnete sie die Knöpfe seiner schwarzen Hose, zog den Reißverschluss herunter und stöhnte in seinen Mund, als sie eine Hand auf seine Boxershorts legte und Seto bei der Berührung kurz zu zucken begann. „Oh Seto“, flüsterte sie mit rauer Stimme, senkte die Augenlider und löste sich widerwillig von seinen Lippen. Sie kniete sich auf den Boden, hob für keine Sekunde den Kopf, da sie genau wusste, dass er es nicht leiden konnte, wenn sie ihn ansah. Stattdessen konzentrierte sie sich voll und ganz auf die Boxershorts, die sein Glied noch vollständig vor ihr verbarg und setzte an, ihm den letzten Stoff herunterzuziehen, als zwei feste Griffe um ihre Handgelenke sie davon abhielten. Kaori erstarrte und wagte einen vorsichtigen Blick auf den Mann über ihr. Dieser sah sie mit unergründlichen Augen an, der eiskalte Blick war verschwunden, doch an dessen Stelle folgte eine Erkenntnis und eine Selbstsicherheit, die jeden anderen Blick in den Schatten stellte. „Ich will dich“, sagte er bestimmt, ohne den Griff zu lockern oder gar den Blick abzuwenden, „Ich will dich“, wiederholte er stattdessen und seine Augen sagten der blau-weißhaarigen Schönheit, dass sie dem nichts hinzufügen sollte. „Wir beide wissen“, begann er mit stoischer Miene, „dass ich deinen Körper will. Ich will ihn besitzen, ihn ganz allein für mich beanspruchen. Doch das ist nicht genug.“ Kaoris kühler Blick bekam etwas Irritiertes.Sie hörte dem Mann zu, mit dem sie einen Deal eingegangen war und der sich verraten fühlte, nachdem er die Wahrheit über ihre Pläne herausgefunden hatte. Das Blau ihrer Augen wurde kraftloser als sie den Worten Setos weiter lauschte. „Ich will mehr, ich will alles von dir.“ „Auch meine Seele?“, fragte sie mechanisch. Seto gefiel der Begriff Seele nicht sonderlich, da er kein Romantiker war und wenig mit Begriffen anfangen konnte, dessen Existenz nicht einmal bewiesen war. Aber er wusste auch kein anderes Wort für das, was er wollte. Also entgegnete Seto: „Nenn' es, wie du willst.“ Allmählich erhob sich die blau-weißhaarige Schönheit und setzte sich neben den mächtigen CEO, der seinen Griff löste und die Arme vor der Brust verschränkte. Es folgte Schweigen. Erst nachdem der Wagen zum Stillstand gebracht wurde und sie in der Kaiba-Villa angekommen waren, war es Kaori, die sagte: „Du weißt, was ich vorhabe. Du warst wütend, hast mich sogar beschuldigt, alles wegen des Geldes getan zu haben. Selbst jene Nacht hast du in Frage gestellt...“ Seto wusste genau, was er tat. Er hatte nichts von alldem vergessen, und er war sich immer noch nicht sicher, was er glauben sollte und was nicht. Aber die Tatsache, dass er sie wollte, bereits von Beginn an und die Zeit und die Geschehnisse nichts daran änderten, waren nicht zu leugnen und zum ersten Mal leugnete Seto Kaiba nicht das, was in seinen Gedanken vorging, sondern stellte sich ihnen – auch wenn es schwer fiel. „Dass du mich hintergangen hast und vielleicht immer noch tust, habe ich nicht vergessen“, sagte er und schloss kurz die Augen. Er öffnete sie wieder und fügte hinzu: „Aber unsere Vereinbarung gilt weiterhin.“ „Wieso?“, hauchte sie und wandte ihren Blick von Seto ab. Dieser löste sich nicht von ihrem Gesicht, das Hilflosigkeit ausstrahlte und durch ihre Hände, die auf ihrem Schoß ruhten und sich an den Stoff des Kleides krallten, unterstützt wurde. „Was willst du mit einer kaputten Seele wie meiner.“ Kapitel 16: Rückblende ---------------------- Es war ein herrlicher Abend – sternenklar, keine Wolke am Himmel, ein paar Grillen, die mit ihrem Zirpen die Nacht belebten... Seto betrachtete nicht die Aussicht, als er in die Fensterscheibe blickte, sondern sah durch die Spiegelung die Gesichtszüge Kaoris, die ihren Blick auf den Schoß gerichtet hatte und nicht ein einziges Mal aufsah. „Mein Vater meinte immer“, begann sie, dass Seto überrascht eine Augenbraue hob, „dass meine Mutter mit ihrem Blick die Herzen aller zum Schmelzen bringen konnte und dass meiner, sie wieder gefrieren ließe.“ Sie sah zu ihm auf. „Was hätte er wohl dazu gesagt, wenn ich ihm sagen würde, dass ich diesen Blick ihm zu verdanken habe.“ Wieder entdeckte Seto in den Blicken Kaoris diesen abgrundtiefen Hass, der sich in den Augen des jungen Firmenchefs widerspiegelte und nicht abminderte, als sie weiter zu erzählen begann. „Es wird dich vielleicht langweilen“, fuhr sie fort und lehnte sich dabei etwas in dem Sitz zurück, dass sie keineswegs weniger steif und verkrampft wirkte, „aber um mein Handeln zu verstehen, muss ich ein paar Jahre zurückgehen. Zehn um genauer zu sein. Du wirst sicher von dem Selbstmord meiner Mutter gehört haben.“ Seto erinnerte sich an das unschöne Gespräch mit Masato Hinachi, das er lieber verdrängt hätte, wenn er nicht ein so ausgezeichnetes Gedächtnis besäße. „Die Presse hat wochenlang versucht, die Umstände für den Tod meiner Mutter aufzuklären. Sie unterstellten meinem Vater eine Affäre, die sie sich aus den Fingern gezogen hatten“, sie lachte kurz auf. Dabei erinnerte sich Seto, Kaori noch nie lachen gehört zu haben und für ihn zählte dieses gehässige Aufstoßen, das so gar nicht zu ihren weichen Zügen passte, nicht. Ihr Blick wurde wieder ernst, das kurze Auflachen verstummte und Kaori erzählte weiter: „Natürlich hatte mein Vater Affären, unzählige, die jedoch nie an die Öffentlichkeit gelangt waren, da es mein Vater sehr gut verstand, diese Personen entsprechend zum Schweigen zu bringen. Aber ich komme vom Eigentlich ab.“ Ihre Augen drifteten weit ab, bekamen die Traurigkeit, die Seto einige Male erlebt hatte und ihm immer ein Rätsel gewesen waren. „Als meine Mutter sich das Leben nahm“, begann sie trocken, „habe ich dabei zu gesehen.“ Schweigen. Der mächtige CEO wusste nicht, was er sagen sollte. Aber Kaori erwartete auch keine Reaktion: „Ich habe am Türrahmen gestanden. Die Tür war einen Spalt geöffnet, dass ich in das Büro meines Vater schauen konnte. Dort stand meine Mutter, mit einer Pistole, die sie auf ihre Schläfe gerichtet hielt. Neben ihr mein Vater, der aufgebracht und wütend schien. Sie stritten über die Firma, die Einzelheiten sind mit nicht in Erinnerung geblieben, aber irgendwann sagte meine Mutter zu meinem Vater, dass dieser sich Entscheiden solle: Zwischen ihr und der Firma. Mein Vater hingegen schüttelte mit dem Kopf und meinte, dass es da nichts zu entscheiden gäbe. Und meine Mutter: Sie schrie und weinte, dass ich am liebsten weggelaufen wäre. Aber ich konnte es nicht. Stattdessen lauschte ich weiter, wie erstarrt und schließlich drückte sie ab. Peng.“ Kaori zuckte im Sitz zusammen. Seto selbst war wie erstarrt und wartete, dass die bleiche Schönheit bereit war, weiterzuerzählen: „Ich hätte nicht hinsehen sollen, als ich das dumpfe Fallen ihres Körpers hörte, doch ich tat es. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie viel Blut auf dem Teppich verteilt war.“ Sie schüttelte sich. „Kein Wunder. Der Kopf war wie aufgeplatzt.“ Wieder sah sie auf ihren Schoß, auf dem ihre Hände lagen. „Ich wusste, dass mein Vater die Schuld an dem Tod meiner Mutter trug und dass er alles daran setzen würde, seine Firma nicht in Verruf zu bringen. Er dachte keine Sekunde an meine Mutter, sondern kümmerte sich weiterhin um die Geschäfte als wäre nichts gewesen. Aber ich konnte nicht vergessen. Er hatte eine falsche Entscheidung getroffen, als meine Mutter ihn am dringendsten brauchte, ich konnte dies nicht akzeptieren. Von dem Tag an entschied ich, das Leben meines Vaters zu zerstören. Ich wusste, es würde nicht einfach werden, doch wenn ich Alexis Industries an mich reißen und die Firma zerstören könnte, dann sähe ich meinen Vater am Boden.“ Sie tat einen tiefen Atemzug. „Ich hatte mich in die Sache so tief versteift, dass ich mit achtzehn den perfekten Plan dazu entwarf: Zunächst musste ich weitestgehend die Leitung der Firma übernehmen. Dies war der schwierigste Teil, denn eigentlich sah mein Vater nicht vor, mich in seine Firma einzubeziehen. Er hatte darauf gehofft, mich schnell mit einem guten Geschäftsmann zu verheiraten, um diesen später die Firma zu übergeben. In dieser Beziehung ist mein Vater ein richtiger Chauvinist.“ „Wie hast du ihn davon überzeugen können, dass er es sich anders überlegte?“, schaltete sich Seto ein. Die blau-weißhaarige Schönheit drehte ihren Kopf zu dem jungen Firmenchef. „Ich bin mit ihm eine Wette eingegangen: Sollte es mir gelingen, innerhalb eines Jahres, die Umsätze von Alexis Industries zu verdoppeln, musste er mich in die Firmenleitung mit einbeziehen. Und damit kommen wir zum zweiten Teil meines Plans.“ Eigentlich wollte Seto jenen Part überspringen, da er sich nur zu gut vorstellen konnte, was nun folgen sollte: „Während der Jahre entwickelte ich eine gewisse Vorliebe zu Männern, denen ich die Kontrolle überlassen konnte, das heißt,“ ihre Stimme nahm die Stimme der überheblichen Geschäftsfrau an, „ich war auf der Suche nach jenen Männer, die sich als fähig erwiesen. Und während ich auf der Suche nach dieser Befriedigung war, stieß ich durch Zufall auf die Villa. Ich schaffte es, dass sie mich einstellten und verdiente von nun an mein Geld mit Männern, die es liebten, mich zu unterdrücken und zu kontrollierten. Irgendwann drehte ich den Spieß um, als ich erkannte, dass diese Männer nicht genug Stärke und Macht besaßen, mich wirklich kontrollieren zu können.“ „Also fingst du an, sie zu erpressen, damit sie zu Alexis Industries wechselten.“ „Es dauerte kein Jahr, bis ich genug Kunden zusammenhatte, dass der Umsatz um mehr als hundert Prozent gestiegen war. Diese Männer waren so leicht um den Finger zu wickeln und sie hatten furchtbare Angst aufzufliegen. Schließlich hatten die meisten Frau und Kinder, denen sie unmöglich die Wahrheit über sich erzählen konnten.“ „Du hattest zwar einen Beweis“, begann Kaiba kopfschüttelnd, „dass diese Männer viel Geld für deine Dienste bezahlten, aber sie wussten doch auch, dass du ebenfalls etwas zu verlieren hattest.“ „Anscheinend war ich sehr überzeugend, dass ich nicht halb so viel zu verlieren hätte wie sie.“ „Unfassbar“, dachte Seto laut und Kaori erwiderte: „Diese Männer sind nicht wie du, obwohl ich mir anfangs nicht sicher war.“ „Als ich dich in mein Büro bestellte, hast du nicht erwartet, dass ich dir dieses Angebot machen würde.“ „Nein, und ich war sehr überrascht, da ich nicht glaubte, dass jemand so viel Macht und Kontrolle über mich ausüben wollte und es auch noch konnte. Du hast mir keine andere Wahl gelassen, als auf dein Angebot einzugehen. Zumal die Bezahlung äußerst verlockend war und meinem Plan ungeheuer von Nutzen.“ Da war es, dachte Kaiba und war darauf vorbereitet, diese Wort von ihr zu hören, doch ausgesprochen hatten sie eine andere Wirkung als noch zuvor, wo sie nur eine starke Vermutung waren. „Die Luft ist stickig, lass' uns nach draußen gehen“, meinte Kaori schließlich, als der junge Firmenchef und sie in ein tiefes Schweigen verfallen waren. Seto nickte ernst und öffnete die Wagentür. Frische Nachtluft blies ihnen entgegen, Seto wartete, bis Kaori ebenfalls ausgestiegen war und beobachtete ihre grazilen Bewegungen. Dann klappte er die Tür zu. „Was hast du nun vor?“, fragte Seto und blinzelte in die Dunkelheit hinein. Roland hatte die Limousine entsprechend geparkt, dass sie neben einer Laterne standen, die schwaches Licht schenkte und wenig von den Gesichtern der Leute preisgab, die unter ihr verweilte. „Was ich vorhabe?“, fragte Kaori, ohne auf eine Antwort Setos abzuzielen, „ich habe weiterhin vor, die Firma meines Vaters zu ruinieren. An diesem Plan wird sich nichts ändern.“ Seto nickte. „Aber genauso wenig will ich, dass unsere Vereinbarung platzt.“ Sie sah zu ihm auf, das Blitzen ihrer tiefblauen Augen wärmten ihre Gesichtszüge. „Der Deal steht weiterhin“, sagte Seto und begann sich in Richtung Garten zu bewegen. Mit einem gewissen Abstand folgte ihm die bleiche Schönheit. „Als ich von den Handlangern meines Vaters erfuhr, dass er dich dazu überreden wollte, zu Alexis Industries zu wechseln, habe ich für eine Sekunde darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, solltest du den Handel tatsächlich eingehen. Es stand für mich von Anfang an fest, dass es nicht dazu kommen durfte. Du solltest nicht zu den Männern gehören, die ich in meine Rache mit einbezogen habe.“ „Das hast du trotzdem“, entgegnete er kühl. Kaori senkte den Kopf leicht nach unten. „Das habe ich wohl, aber deine Firma wird keinen Schaden davontragen.“ „Natürlich nicht“, bestätigte er, „aber glaubst du nicht“, er blieb abrupt stehen, „dass es keinen anderen Weg gäbe, deinen Vater bloßzustellen, als die Firma zu ruinieren und dich mit in den Dreck zu ziehen?“ „Ich hasse meinen Vater so sehr“, begann Kaori kühl, „dass ich angefangen habe, mich selbst zu hassen. Es ist mir egal, was aus mir wird.“ „Aber mir nicht“, erwiderte Seto ernst und packte sie bei den Schultern. Kaori sah zu seinen großen Händen herüber, die sie bereits so manches Mal gepackt hatten. „Warum ist es dir nicht egal, Seto?“ Die Worte kamen wie ein kühler Windhauch. Seto setzte ein spitzes Lächeln ein: „Kannst du dir das nicht denken.“ Und ohne seinen Griff zu lockern, sagte er: „Weil du mir gehörst.“ Stille. Die junge Geschäftsleiterin betrachtete den entschlossenen Blick ihres Gegenübers. In ihr begann sich eine schaurige Wärme auszubreiten, gegen die selbst ihr eiskalter Blick nicht ankommen konnte. „Und du willst mich immer noch“, hauchte sie leicht benebelt. „Oh ja“, kam es rau zurück, „seit dem ersten Tag wollte ich, dass du mir gehörst. Ich will Körper und Geist, ich will dich besitzen und niemand anderes soll dich haben. Ich würde sie allesamt vernichten, wenn sie nur in deine Nähe kämen. Und dabei ist es mir völlig egal, was dir in der Vergangenheit widerfahren ist oder auch dein unendlicher Hass deinem Vater gegenüber ist mir gleichgültig.“ Seto dachte an seinen eigenen Stiefvater zurück und den Abscheu, den er für diesen empfunden hatte. Er wusste, dass Männer wie Gozaburo Kaiba oder Beko Kugeka es verdient hatten, zu Fall gebracht zu werden. Vielleicht würde er seiner blau-weißhaarigen Schönheit sogar helfen, die Firma zu übernehmen und ihren Vater vom Thron zu stoßen – aber mit seinen Regeln. „Kaiba?“, die bleiche Schönheit berührte mit ihren Fingern die Hände Setos. Er wunderte sich, dass sie ihn wieder beim Nachnamen nannte. Aber er erwiderte nichts darauf. Stattdessen ließ er von ihren nackten Schultern, die einen deutlichen Abdruck hinterließen und musste an seinen damaligen Traum mit Mokuba, Kaori und dem weißen Drachen zurückdenken. Die Tatsache, dass die bleiche Schönheit an seiner Seite gewacht hatte, war ihm nicht mehr so stark zuwider wie noch vor jener Zeit, als er diesen Traum gehabt hatte. Zwar war er noch nicht bereit, den Deal, den er mit der blau-weißhaarigen Schönheit eingegangen war und in Zukunft fortsetzen wollte, zu dem Wort umzubenennen, den Mokuba damals gebraucht hatte. Er war noch lange nicht an dem Punkt gelangt, an dem er es akzeptieren konnte, eine Beziehung mit der bleichen Schönheit einzugehen, das heißt, es zuzugeben, dass sie eine führten. Und er wusste, dass Kaori genauso dachte, ihr eiskalter Blick war ihm Bestätigung genug. Epilog: -------- ~10 Jahre früher~ Vor dem Schaufenster des Spieleladens hielt Seto abrupt inne, dass Mokuba erstaunt zu seinem großen Bruder hinauf sah, der wie erstarrt in das Fenster blickte, wie versteinert durch das dicke Glas hindurch sah. „Seto, was ist denn los?“, fragte der kleine Schwarzhaarige und zupfte an dem Ärmel des Älteren. Dieser neigte seinen Kopf und sah Mokuba in die Augen – strahlend hell leuchteten sie und schenkten Mokuba einen Blick, den er so von seinem großen Bruder noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Mokuba blinzelte, voller Ungeduld wartete er, dass Seto ihm antwortete: „Schau dir das an“, Seto zeigte auf ein großes Plakat auf dem ein weißer Drache abgebildet war. Mokuba sah hinauf zu dem furchteinflößenden Drachen. Ihm schauderte, der Blick des Ungeheuers war ihm ein wenig unheimlich. Seto hingegen starrte fasziniert auf das Wesen, dessen eiskalter Blick direkt auf ihn gerichtet schien – er spürte eine innere Gänsehaut. Er wusste von der Bedeutung der Karte: Es handelte sich um eine der mächtigsten Duel-Monsters Karten überhaupt – der weiße Drache mit eiskaltem Blick. „Diesen Drachen“, begann Seto, sein Blick begann an Ernsthaftigkeit und eisernen Willen zu gewinnen, „eines Tages werde ich ihn besitzen. Und dann bin ich der größte Duellant aller Zeiten.“ Mokuba sah ihn mit großen Augen an. Er wusste nicht, welch große Macht dieser Drache besaß, aber der Blick seines Bruders sagte ihm, es musste etwas Gewaltiges dahinterstecken, wenn der Ehrgeiz seinen großen Bruder gepackt hatte. ~7 Jahre später~ „Wie viel, Lector?“, Seto verhakte die Finger in einander und starrte zu seinem Schutzbefohlenen hinauf. Dieser grinste zufrieden und antwortete: „Siebzigtausend. Der arme Trottel weiß nicht, dass er die doppelte Summe bekommen könnte.“ „Ausgezeichnet“, entgegnete Seto kühl, obwohl innerlich ein Sturm brütete. Er wartete bis Lector die Tür hinter sich geschlossenen hatte und er allein mit seinen Gedanken sein konnte. Ein breites Grinsen formte sich in seinem Gesicht. Endlich, dachte er und erhob sich von seine Schreibtisch. Er fuhr sich durchs Haar - eine Angewohnheit die er längst abgelegt hatte, als ihm bewusst wurde, dass diese Gestik ein Zeichen von Aufregung war. Er tat einen tiefen Atemzug, er spürte die Spannung in seinem Inneren, die stetig wuchs, je dominierender der Gedanken zu jener Karte war, um die er sich all die Jahre bemüht hatte. Er wusste, es gab nur vier dieser seltenen Duel-Monsters-Karten; der weiße Drache gehörte zu den seltensten Exemplaren, die Maximilian Pegasus damals kreiert hatte. Schauer machte sich auf seinem gesamten Körper breit und als er am nächsten Morgen die Karte in seinen Händen hielt, drehten sich die Gedanken in seinem Kopf. „Ich will sie alle haben“, kam er schließlich auf diesen einen Gedanken und umklammerte fest seinen neu errungenen Schatz. ~6 Jahre früher~ „Die Karte, rück schon raus damit, Freundchen“, blaffte ein Hüne von einem Mann den vierzehnjährigen Highschool Schüler an. Ein Zweiter stellte sich neben den verängstigten Jungen, dem bereits ein paar Tränen herausgerutscht waren. „Bitte, ich...“, stammelte er in völliger Panik und blickte erst zu dem einen, dann zu dem anderen Mann herüber, „ich...ich habe sie nicht bei mir.“ Einer der beiden Männer packte den Schüler am Kragen, dass dieser schwer schluckte. Schweiß trat ihm aus der Stirn. „Die Karte steckt in einer seiner Taschen“, meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund. Seto Kaiba tauchte aus dem Schatten hervor und schritt gemütlichen Schrittes auf die drei Personen zu. „Er lügt, obwohl er Angst hat“, dabei funkelten seine Augen gierig in Richtung der Taschen des Jacketts, welche der Junge lässig über die Schultern geworfen hatte. Groß wurden die Augen des Schülers. Es geschah innerhalb von Sekunden, dass die zwei Hünen die Taschen kontrollierten und der eine siegesssicher die Karte in die Höhe hielt. „Ich hab sie, Boss“, er zeigte Seto Kaiba die Karte. Dieser nahm sie an sich, beherrschte sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten und drehte sich schließlich weg. „Gute Arbeit. Ihr könnt den Kleinen laufen lassen.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung lief er in Richtung Limousine. Erst als er diese betrat und der Wagen in Gang gesetzt wurde, begann die Hand zu zittern, welche die Karte des weißen Drachen festhielt. Er blicke verträumt auf das mächtige Wesen. Es schien als verschmolzen sein Blicke mit denen Seto Kaibas. „Karte Nummer zwei“, murmelte er breit grinsend und verstaute die seltene Karte in den Aktenkoffer zu seiner Rechten. ~4 Jahre früher~ „Seto?“, vorsichtig trat Mokuba an den Älteren heran. Dieser richtete seinen Blick seit Stunden auf den Bildschirm seines Laptops. Er hatte eine Entdeckung gemacht. Nach zwei Jahre der scheinbar endlosen Suche nach der dritten Karte des weißen Drachen mit eiskaltem Blick, war er endlich fündig geworden. „Großer Bruder, hörst du mit überhaupt zu?“ Angesprochener drehte sie zu dem Schwarzhaarigen um, doch er dachte nur an den weißen Drachen und an seinen nächsten Schritt, sie in seine Finger zu bekommen. Es war seit Monaten im Umlauf, dass die dritte Karte des weißen Drachen mit eiskaltem Blick auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht war und eine unglaubliche Summe verlangt wurde. Kaiba war es egal. Er dachte lediglich an die Macht, die ihm zuteil werden würde, sobald er drei dieser Wesen in seinem Deck besäße. Schon jetzt war er regionaler Duel-Monster-Champion und schon bald würde er auch als Favorit unter den Weltmeisterschaften zählen. Mit dieser Karte würde er bald das Unfassbare schaffen. „Ich mache mir etwas Sorgen um dich“, drang die Stimme seines jüngeren Bruders in seine Ohren, dass es bei ihm klingelte. „Mach´dir keine Gedanken“, entgegnete der jüngste Firmenchef der Welt, „bald habe ich sie alle beisammen. Nichts wird mich aufhalten. ~ 3 Jahre früher ~ „Cool, dein Großvater hat einen Spielladen.“ Obwohl Seto Kaiba nie den Gesprächen seiner Mitschüler lauschte, hielt er inne. „Vielleicht zeigt er uns auch seine super seltene Karte-“ Das Buch in seiner Hand löschte sich aus seinen Gedanken als er die Worte vernahm. Vielleicht war seine Suche nun endgültig beendet. Der vierte weiße Drache war die letzte Karte, die nicht in Kaibas Händen war. Bisher war die Suche nach der seltensten Karte ergebnislos verlaufen, dass der junge Firmenchef vermutete, sie wäre bereits vernichtet worden. Doch er konnte kein Risiko eingehen. Er musste herausfinden, ob seine Vermutungen richtig waren. „Ich, ich habe verloren. Aber...das ist unmöglich“ Kaiba ging in die Knie, fasste sich an die Stirn und war wie erstarrt. Das konnte nicht sein, keiner hatte seine weißen Drachen je besiegt. Das konnte einfach nicht sein. „Sieh`der Wahrheit ins Auge Kaiba“, Yugi streckte seine Hand aus. Kaiba hatte das Gefühl einen Teil seiner Seele verloren zu haben. Es war als zerbräche ein Spiegle vor seinen Augen, zeigten die Dinge in einem neuen Licht. Doch nur eines drang zu Seto Kaiba hervor: Er hatte verloren. Trotz der mächtigsten Kreatur war er geschlagen worden. Zum ersten Mal fühlte er sich schwach und unwürdig. Vielleicht war es nicht Kaiba, der die weißen Drachen kontrollieren sollte. Vielleicht hatte er sich etwas vorgemacht. Vielleicht waren sie stärker als er und ließen sich gar nicht kontrollieren. Er war geblendet gewesen. Geblendet von ihrer Macht und dem Gefühl, wie ihre in seine eigene überging. Doch er hatte sich geirrt. Die Karte lag schwer in seiner Hand. Die eiskalten Augen blickten ihn an, zeigten, dass sie genauso dominant sein konnten, wie seine eigenen. Er schüttelte den Kopf, erhob sich und verließ die Duel-Arena. In dem Moment wusste er, dass es kein Zurück gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)