Rise of the Guardians von bubblespower (Fire and Ice) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Ich war also eine Art Geist. Unsterblich, unsichtbar für andere Menschen. Ich würde wahrscheinlich nie wieder mit meiner Mutter reden können, geschweige denn mit Jess oder Matt. Wütend trat ich einen Stein weg. Ich war letztendlich auf einem kleinen Spielplatz angekommen. Erschöpft ließ ich mich auf einer Schaukel nieder. Früher habe ich immer sehr gerne mit Matt zusammen auf Spielplätzen gespielt. Wir haben Sandkuchen gebacken, Fangen gespielt... Darum gewetteifert, wer am weitesten von der Schaukel springen kann. Unsere Eltern saßen währenddessen auf einer der Bänke und haben auf uns aufgepasst. Ich selbst würde später also nie dort sitzen und auf meine eigenen Kinder acht geben. Ich hatte nie groß über meine Zukunft nachgedacht. Mir nie Pläne gemacht, was ich werden will. Aber jetzt, wo mir das alles genommen wurde macht es mich traurig, dass ich nie entscheiden werden kann was ich aus meinem Leben mache. Matt und Jess werden älter werden... Ja, vielleicht werden sie auch endlich mal ein richtiges Paar und heiraten und eigene Kinder kriegen. Selbst wenn sie mich sehen könnten... Ich würde immer so aussehen wie am heutigen Tag. Noch nicht voll ausgewachsen, noch nicht voll entwickelt... Mit kindlichem Gesicht und großen Augen. Ich werde nie zu so einer eleganten Frau werden wie meine Mutter es ist. Und auch sie wird ihre Tochter niemals aufwachsen sehen. Oh mann, ich hasste es in Selbstmitleid zu baden. Erst als eine Träne auf meine Hand tropfte, merkte ich, dass meine Augen brannten und Tränen in strömen über meine Wange liefen. Ich versuchte mich zusammenzureißen und wischte die Tränen weg. Jacks POV: Seltsame Geräusche rissen mich aus dem Schlaf. Ich hatte gerade etwas seltsames geträumt. Ein riesiger Taschenrechner hat alle meine Hausaufgaben zerfetzt und dabei mit Formeln wie A-Quadrat plus B-Quadrat gleich C-Quadrat um sich geworfen. Ein Blick auf das Heft, auf dem ich eingeschlafen war erklärte mir weshalb ich ausgerechnet von Mathe träumte. Dann hörte ich das Geräusch schon wieder. Seltsames gequiekte... Ich sah mich um. Die Babyfeen waren hier. Sofort war ich hellwach. "Was ist passiert? Wieso seit ihr nicht bei Lena?", fuhr ich sie an. Die Babyfeen schreckten zurück und zuckten mit dem Kopf zum Fenster. Sie wollten, dass ich ihnen folge. Ich nickte, dass ich verstanden habe. Ich griff nach meinem Stab und wir flogen ohne Umwege Richtung Lena. Ich hätte den Weg zu ihrem Haus blind gefunden. Bevor wir in die Straße einbogen, landete ich auf den Füßen und versteckte den Stab hinter einem Busch, dann rannte ich die Straße hinunter. Aber als ich das "Haus" sah, oder vielmehr das, was davon übrig geblieben ist, blieb ich mit offenem Mund stehen. Es war eine Ruine. Die Wände waren schwarz verkohlt, die Fenster aufgesprungen. Man sah sofort, dass ein Feuer hier gewütet hatte. Ein Mann in Uniform redete mit einer Frau, die ich als Lenas Mutter erkannte. Ihre Augen waren glasig und leer. Sie nickte dem Mann bloß zu und zog die Decke enger an sich heran. Als der Mann sich schließlich von ihr entfernte ging ich auf sie zu. "Entschuldigen Sie? Ich bin Jack, ein Schulfreund von Lena...", fing ich an. "Was ist hier passiert?" Sie sah mich an. "Jack? Jack Frost? Lena hat mal von dir erzählt..." Ihre Stimme brach ab. Es stimmte mich ein wenig glücklich, dass Lena von mir erzählt hatte, aber dass ihre Stimme nach der Erwähnung ihres Namens abbrach bereitete mir Sorgen. Trotzdem erzählte sie mir, dass das Haus plötzlich in Flammen stand, und dass Lena sie aus ihrem Zimmer befreit hatte, aber selbst nicht mehr heraus kam. Allerdings fand sich auch kein Anzeichen für ihren Tod, einen Leichnam gab es nicht. Sie war verschwunden, und würde bald als vermisst gelten. Ich bedankte mich und sah noch zu, wie eine nett aussehende alte Dame sie sanft am Arm nahm und sie in ihr Haus führte. Also war Lenas Mutter schon einmal gut aufgehoben. Aber trotzdem, was war mit Lena? Wenn sie nicht tot ist... Nein, das war sie bestimmt nicht, dachte ich entschlossen. Das konnte einfach nicht sein. Ich griff in die Tasche meines Pullis und holte die Feen raus. "Ihr müsst mir einen kleinen Gefallen tun. Sucht bitte an jedem menschenleeren Platz nach Lena, und wenn ihr sie gefunden habt kommt umgehend zu mir zurück, okay? Ich werde so lange die anderen Hüter benachrichtigen." Nachdem die kleinen Feen verschwunden waren holte ich mir meinen Stab und zerbrach eine Schneekugel. Dann trat ich in das wirbelnde Portal. North war empört. Er nahm die Nachricht überhaupt nicht gut auf. Aber schließlich übernahm er die Aufgabe, den anderen Bescheid zu geben während ich wieder zurück in London von der Luft aus nach Lena suchte. Nach Stunden der Suche ließ ich mich erschöpft am Rand einer Straße auf dem Bordstein nieder. Ich hatte wohl nicht an den richtigen Stellen gesucht. Irgendwo hier musste Lena doch sein. Frustriert griff ich nach einem Stein und warf ihn auf die Straße. Dann ließ ich den Kopf hängen. Nach gefühlt mehreren Stunden hörte ich endlich das aufgeregte gequiekte der Babyfeen. Sie würden mich zu Lena führen! Lenas POV: "Lena?" Ich sah nicht auf. Ich wollte jetzt nicht reden. Nicht mit ihm. "Lena!" "Jack, bitte geh einfach weg.", sagte ich und sah ihn an. Im selben Augenblick bereute ich es. Er sah mich betroffen an. "Ich kann verstehen, dass du sauer, traurig und vielleicht sogar verwirrt bist.", fing er an. "Aber ich will dir nur helfen." Ich schnaubte. "Helfen. Hilfe kommt zu spät, mein Leben ist vorbei." Ich weiß, ich war nicht fair. Er konnte bei weitem nichts dafür, was passiert ist. Aber ich konnte nicht anders. "Ist es nicht.", sagte er nur. "Niemand kann mich sehen!", schrie ich nun. "Lena. Ich weiß wie du dich fühlst. Mich hat dreihundert Jahre niemand sehen können. Aber ich habe..." "Dreihundert Jahre.", unterbrach ich ihn. "In dreihundert Jahren wird jeder, der mir wichtig ist tot sein! So viel Zeit habe ich nicht!" "Lass mich doch mal ausreden." "Okay.." "Ich habe immer und immer wieder gewartet ob mich irgendwer auf der großen, weiten Welt sehen kann. Vergeblich." Ich schnaubte wieder, verkniff mir aber eine Antwort. "Jedenfalls, ich habe dir doch mal von Jamie erzählt. Und seinen Freunden. Das waren die ersten die mich sehen konnten. Aber nicht, weil ich darauf gehofft habe. Ich habe mich ihnen gezeigt. Und mal ganz nebenbei... Es gibt da diesen einen Trank der es möglich gemacht hat, dass mich in der Schule alle sehen konnten. Das Risiko, jemand könnte nicht an mich glauben wäre zu hoch gewesen als dass wir es eingehen konnten." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)