Per Anima Familiare von Flordelis ================================================================================ Kapitel 4: Ich werde es mir merken. ----------------------------------- Kieran hielt nicht besonders viel von Menschen. Das bedeutete nicht, dass er kein Interesse daran hatte, sich mit ihnen abzugeben, aber es gab eigentlich nur selten welche, mit denen er viel zu tun haben wollte. Seit er Faren kannte, war es ein wenig besser geworden – aber nur weil es kaum jemanden geben konnte, der schlimmer war als dieser. Dementsprechend genoss er es regelrecht, wenn er einmal Zeit mit seinen anderen Freunden verbringen konnte. Gleichzeitig war es aber auch seltsam, bei ihnen zu sein, ohne Faren. Jener musste an diesem Tag noch arbeiten, während Kieran nach der Untersuchung frei hatte und deswegen die Gelegenheit nutzte, um sich in einem kleinen Café in der Stadt mit den anderen zu treffen – auch wenn es sich dabei genau genommen nur um Bellinda und Richard handelte. Sie saßen an einem runden Tisch, so dass sie sich allesamt gegenseitig ansehen konnten, und nippten an ihren Getränken. Vor Bellinda stand ein Stück Kürbiskuchen, das in Kierans Augen viel zu orange war – aber verständlich, wenn man bedachte, dass es gerade Oktober war. Selbst ihr Kaffee war mit Pumpkin Spice versetzt, wenn er das richtig mitbekommen hatte. Sie ging wohl vollkommen in der Halloween-Stimmung auf. Richard trank dagegen einen normalen Milchkaffee und Kieran einfach nur einen Eistee – sie waren wohl zu normal. „Es ist ungewohnt, dass wir so wenige sind“, bemerkte Bellinda, während sie sich gleichzeitig die Brille, die manchmal viel zu groß für ihr Gesicht wirkte, zurechtrückte. Das empfand Kieran ebenfalls so, aber Faren musste ja arbeiten, Joshua – Bellindas Verlobter – war mit seinem Studium beschäftigt und Asterea – Richards Langzeitfreundin und Ex-Stalkerin – war wohl bei einem Familientreffen … oder sie hatte beschlossen, doch wieder mit dem Stalken anzufangen. Dadurch blieben nur sie drei, weswegen Kieran aber umso überraschter gewesen war, dass sie sich überhaupt hatten treffen wollen. Richard hob die Schultern ein wenig. „Es ist schon wieder eine Weile her. Und vermutlich werden wir ja keine gemeinsame Halloween-Party besuchen.“ Das ginge tatsächlich nicht. Die Feiern von Abteracht waren stets nur Angestellten, Dämonenjägern und Schülern vorbehalten, Außenstehende durften nur in besonderen Ausnahmesituationen dazustoßen – und Kieran nahm nicht an, dass eine solche Situation eintrat. „Wie geht es denn Faren?“, fragte Bellinda unvermittelt, da Kieran bislang noch keinen Ton von sich gegeben hatte. „Solltest du das nicht wissen?“, erwiderte er. Scheinbar frustriert, stützte sie ihren Ellenbogen auf den Tisch und bettete ihr Kinn auf ihrer Faust. „Ehrlich gesagt ist Faren nicht mehr so redefreudig wie früher. Jedenfalls mir gegenüber nicht.“ Faren war ein alter Kindheitsfreund von Bellinda, so war ersterer überhaupt in den Freundeskreis gekommen – und so hatte Kieran ihn schließlich auch kennengelernt. Auch wenn sie anfangs beide nicht viel miteinander hatten anfangen können. Faren war ein extrovertierter Partyfreund gewesen und Kieran ein introvertierter Einzelgänger. Offenbar hatte aber genau das einen seltsamen Ehrgeiz in Faren geweckt und so dafür gesorgt, dass er Kieran unbedingt hatte näher kennenlernen wollen. Das war ihm auch gelungen – und inzwischen hatte Kieran eigentlich wesentlich mehr Kontakt zu Faren als zu seinen anderen Freunden. So traurig es auch war. Aber wenn er sich wieder daran erinnerte, wie sehr er damals die gemeinsame Zeit mit Faren und dessen Interesse genossen hatte, konnte er es nicht mehr traurig finden, dass er viel Zeit mit ihm verbrachte. Schade nur, dass Faren nicht immer so sein konnte, wie bei diesem ersten gemeinsamen Kaffee. Da Bellinda ihn immer noch erwartungsvoll ansah, wollte sie wohl wirklich eine Antwort auf ihre Frage, also lieferte er diese lieber auch schnell: „Es geht ihm gut. Er ist schwer damit beschäftigt, uns alle zur Halloween-Party zu drängen, also ist er wohl auch kaum überarbeitet oder sowas.“ „Wäre ich mir nicht so sicher“, erwiderte Richard schulterzuckend. „Dich zu einer Party zu überreden, ist eine ganze Menge Arbeit.“ Kieran warf ihm einen abschätzigen Blick zu, dem sein Freund allerdings nur mit gewohnter Gleichgültigkeit begegnete. Da fehlte ihm ein wenig Farens freches Glitzern in den Augen, sowie sein verschmitztes Grinsen, wann immer er auf ihn reagierte. Es war angenehm, mit Richard zusammen zu sein, keine Frage, aber manchmal vermisste Kieran die Emotionen, die Faren in ihm auslösen konnte, selbst wenn sie ihn direkt danach auslaugten. „Ich glaube, du tust Faren richtig gut“, sagte Bellinda und zog damit Kierans Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Er hat einen geregelten Job, geht nicht mehr so oft auf Partys und raucht auch viel weniger als früher.“ Kieran war nicht einmal bewusst gewesen, dass Faren überhaupt rauchte. Jedenfalls hatte er noch nie Tabak an ihm gerochen, aber vielleicht nahm er wirklich gern Rücksicht auf Kieran – oder er verspürte keinen Drang, etwas zu rauchen, was wiederum ein gutes Zeichen war. Aber, sagte er sich sofort, vermutlich waren es eher andere Faktoren, die sich dafür verantwortlich zeigten. „Na ja, den Job hat er vielleicht durch mich bekommen ...“ Wobei er durch ihn nur den Erstkontakt zu Cerise gefunden hatte, mehr nicht. „Aber der gute Einfluss kommt vermutlich durch die anderen. Mit denen hat er wesentlich mehr zu tun.“ Glaubte er zumindest. Er wusste ja nicht, was Faren tat, wenn er nicht bei ihm war, woher denn auch? „Also glaube ich kaum, dass du mir das sagen solltest.“ „Aber Faren mag dich wirklich“, erwiderte Richard, sehr zu Kierans Überraschung. „Er hat letztens ein Treffen abgesagt, nachdem er gehört hat, dass du nicht kommst.“ Die gerunzelte Stirn sagte seinem Freund wohl genug, so dass er direkt ausholte: „Er hat extra nach dir gefragt, aber du hattest an dem Tag ja keine Zeit, weil du arbeiten musstest.“ Ganz glücklich war Richard wohl immer noch nicht darüber, dass er nun wusste, was Kieran arbeitete. Was genau ihn an Dämonenjägern störte, wusste er wohl selbst nicht, aber sobald es um diese Arbeit ging, kam immer dieser Unterton hinzu, der verriet, dass er etwas nicht guthieß. Manchmal überlegte Kieran, ob er nachhaken sollte, woran das lag, aber er war nicht derart frech wie Faren, deswegen blieb er lieber still. „Ich wünschte, er könnte mir mehr zeigen, dass er mich mag, indem er mich nicht mehr nervt. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn er dauernd irgendwelche Sachen anbringt.“ Auch wenn er sich selbst darüber ärgerte, dass er sich selbst während der Arbeit von etwas ablenken ließ, das außerhalb dieser geschah. Warum schaffte Faren das nur immer wieder bei ihm? „Du solltest ihm das vielleicht einmal sagen“, schlug Bellinda vor. „Du weißt doch, dass Faren gern super-aufdringlich ist. Manchmal muss man ihm dann gegen die Stirn tippen und ihm zeigen, dass er gerade viel zu weit geht.“ Zur Demonstration tippte sie mit dem Zeigefinger in die Luft, als stünde Faren direkt vor ihr. „Das merkt er sich dann auch. Glaub mir, ich hab jahrelang Erfahrung mit ihm.“ Das könnte er wirklich einmal probieren – wenn er sich denn traute. Immerhin war es eigentlich nicht seine Art, derart direkt zu werden, was auch Richard sofort anmerkte: „Ich glaube kaum, dass er das tun wird. Dafür ist er dann doch zu sehr Kieran. Aber nimm es mal als Tipp für die Zukunft, bevor du ihn doch noch niederschlägst.“ Bellinda lachte leise. „Jedenfalls nochmal.“ Kieran dachte nicht gern an diesen Tag zurück, an dem er sich zu einer Feier hatte überreden lassen, nur um sich dann tatsächlich anzutrinken – wie sonst hätte er das überstehen sollen? – und Faren einen derart heftigen Schlag zu verpassen, dass sie den Rest des Abends in der Notaufnahme verbracht hatten. Wenigstens war es nicht weiter schlimm gewesen, aber Kieran verspürte noch immer das Stechen eines schlechten Gewissens, wenn er sich daran erinnerte. Dabei war es Farens eigene Schuld gewesen, immerhin war er ihm auf die Nerven gegangen und nicht umgekehrt. „Ich werde es mir merken“, versicherte er. „Aber nur solange er mir nicht doch nochmal so extrem auf die Nerven geht.“ Seine beiden Begleiter lachten leise, aber ehe er nachhaken konnte, woher diese Reaktion rührte, erklärte Richard das auch bereits: „Das bedeutet, du wirst nie daran denken, denn Faren wird niemals aufhören, dir gehörig auf die Nerven zu gehen.“ Das hatte Kieran bereits befürchtet. Dass Alraune dazu ein gut gelauntes Lied anstimmte, ließ ihn innerlich seufzen – was wiederum seiner Familiar ein leises Lachen entlockte, obwohl sie eigentlich gerade schlafen sollte. Er könnte wohl nie verstehen, was sie an ihm derart großartig fand, dass sie am liebsten immer in seiner Nähe wäre – und noch weniger verstand er, dass sie wirklich ein Spiegel seiner selbst sein sollte. Es musste bei der Vergabe des Eis zu einer Verwechslung gekommen sein, anders konnte er sich das nicht erklären. Aber vorerst musste er wohl damit leben, dass er und Alraune weiterhin ein – gutes – Team bildeten. „Ich wünschte wirklich, er könnte einfach damit aufhören“, meinte Kieran noch, als er einen Schluck aus seinem Glas nahm. Aber er kannte Faren inzwischen auch lange genug, um zu wissen, dass sich sein Wunsch nicht so schnell erfüllte. Dafür war er einfach zu sehr … Faren und den konnte man nicht verändern, egal wie sehr man es sich wünschte. „Themenwechsel~“, meldete Bellinda sich. „Richard, wann wirst du jetzt heiraten?“ „Im besten Falle nie“, antwortete er. „Aber Asterea wünscht sich eine Hochzeit im nächsten Frühling. Also komme ich wohl nicht darum herum.“ „Du wirkst so unbegeistert.“ Bellinda stützte ihre Arme auf dem Tisch ab, ihr Kuchen schien vollkommen vergessen. „Wenn du nicht heiraten willst, solltest du mit ihr darüber sprechen.“ „Das kann ich nicht“, erwiderte Richard. Kieran nahm automatisch an, dass es seinem Freund einfach nur furchtbar unangenehm war, über derartige Themen zu sprechen, auch mit seiner eigenen Freundin. Aber Bellinda zog einen gänzlich anderen Schluss: „Awww, du hast Angst, dass sie dich verlassen wird, wenn du ihr sagst, dass du nicht heiraten willst?“ „Vielleicht“, brummte er und versteckte sich gleich darauf hinter seiner Tasse. Es war neu für Kieran, seinen Freund so zu sehen. Bislang hatte er ihn stets für einen unnahbaren Einzelgänger gehalten, der sich von Asterea in eine Beziehung reindrängen ließ, um seine eigene Nerven zu schonen – aber offenbar lag ihm doch etwas an ihr. Oder er will nur nicht allein sein. Die Furcht vor der Einsamkeit ließ manche Person immerhin zu eigenartigen Entscheidungen kommen. Aber er glaubte nicht, dass das auch auf Richard zutraf, dafür war er viel zu unabhängig und freiheitsliebend. „Glaub mir, du wirst es nicht bereuen, zu heiraten“, versuchte Bellinda bereits ihre Aufmunterungsrede, dabei war sie selbst noch nicht einmal verheiratet. „Und wenn du denkst, dass Asti die Richtige für dich ist, solltest du die Gelegenheit ergreifen.“ Er ließ sich das scheinbar durch den Kopf gehen. Kieran fragte sich unterdessen, woher man denn wissen wollte, dass man die richtige Person gefunden hatte. Allerdings war seine Erfahrung mit Beziehungen auch sehr begrenzt. Bislang war er nur mit einer einzigen Person zusammen gewesen und obwohl er sehr zufrieden gewesen war, glaubte er auch heute noch nicht, dass sie die richtige gewesen war. Aydeen war eine sehr liebenswerte Person, aus den verschiedensten Gründen – aber auf kurz oder lang war keine gemeinsame Zukunft zu sehen gewesen, deswegen hatten sie sich einvernehmlich wieder getrennt. Inzwischen sprachen sie nur noch selten miteinander, aber wenn, dann verlief es zumindest immer friedlich. Er vermisste sie allerdings auch nicht, was sicher eine Grundvoraussetzung dafür wäre, dass sie die richtige Person war. Vielleicht gab es für jemanden wie ihn, der so unsozial war, auch einfach nicht die richtige Person. Aber nicht einmal diese Aussicht störte ihn. Im Moment hatte er ohnehin kein sonderlich großes Interesse daran, eine Beziehung zu führen. Richard stellte seine Tasse wieder ab. „Ich werde mit Asterea noch darüber sprechen. Danke, Bell.“ Sie winkte lächelnd ab, versicherte, dass sie ihm gern geholfen hatte und widmete sich dann endlich ihrem Stück Kuchen. Kieran wurde unterdessen von der Vibration seines Handys abgelenkt. Seufzend zog er es aus der Tasche, in der Annahme, dass es sich um Cerise oder Parthalan handelte – und rollte mit den Augen, als sich herausstellte, dass die Nachricht von Faren kam. Und sie war wieder einmal absolut typisch für ihn: Hey, Kieran~. Hast du nicht Lust, heute Abend noch was zu unternehmen? Du hast frei, ich hab frei, und ich hätte Lust darauf. Meld dich doch, okay? Wenn nicht, meld ich mich alle fünf Minuten bei dir. Und du weißt, dass ich es ernst meine. ;) Ja, Kieran wusste, dass Faren es ernst meinte, das hatte er ihm in der Vergangenheit bereits oft genug bewiesen. Aufgrund seines Arbeitsvertrags, der auch Notfälle abdeckte, war es Kieran verboten, sein Handy einfach auszuschalten oder zu ignorieren. Deswegen fand er sich am Abend auch vor der Bar ein, in die Faren ihn bestellt hatte. Es war das erste Mal, dass er diese besuchte, weswegen er erst einmal innehielt, um die Lage, in der er sich befand, einschätzen zu können. Das Lokal befand sich nicht auf einer der gut besuchten Einkaufsmeilen der Stadt, was Kieran schon verwunderte. Hinter Faren vermutete er stets jemand, der sich immerzu in der Gesellschaft anderer Menschen aufhalten musste, egal wie nervig sie sein konnten. Aber so wenig Leute, wie sie hier vorbeikamen, dürfte auch bedeuten, dass es innen nicht sonderlich voll war. Das Namensschild des Ladens gab ein leicht weißliches Glühen von sich, einige Funken lösten sich in unregelmäßigen Abständen davon, was dafür sprach, dass es kein elektrisches Licht war. Der Name selbst – Blue Fish – bestand aus blauen Lettern, die durch dieses Glühen geradezu überirdisch wirkten. Da er es nicht umgehen konnte, betrat er die Bar und wurde sofort von dem riesigen Aquarium in der Mitte des Raumes gefangen genommen. Es war eine runde Säule, die mitten im Raum stand und ein angenehm blaues Licht verbreitete, im Inneren befand sich eine felsige Unterwasserlandschaft mit im Wasser tanzenden Pflanzen, dazwischen tummelten sich farbenprächtige Schwärme von Fischen, die Kieran geradezu hypnotisierten und es ihm kaum möglich machten, den Blick abzuwenden. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, wachte er wieder aus dieser Trance auf und sah sich Faren gegenüber. „Hey~. Schön, dass du gekommen bist.“ „Du hast mir ja keine Wahl gelassen.“ Diese Aussage überging Faren gewohnt elegant, dafür führte er Kieran zu einem kleinen Tisch direkt neben der Säule, so dass er die Fische weiter beobachten konnte. Zuerst versuchte er allerdings, das Aquarium zu ignorieren, da er es als unhöflich empfand, es anzustarren, wenn er doch eigentlich wegen Faren hier war. Doch dieser lachte amüsiert, als er dieses verkrampfte Verhalten beobachtete. „Ist schon okay, du kannst dir ruhig die Fische ansehen. Mich stört das nicht. Deswegen habe ich dich ja hergebeten.“ „Bist du sicher?“ Erst als Faren ihm zunickte, wagte Kieran es, wirklich den Blick zu wenden und die Fische zu beobachten, wie sie ihre Bahnen zogen, scheinbar unwissend über das, was außerhalb ihres Beckens vor sich ging. Er beneidete diese Weltvorstellung, die einem immerhin jedes Problem zu nehmen schien, das existieren könnte. Erst nachdem er diesen Anblick mehrere Minuten lang schweigend genossen hatte, fiel ihm wieder etwas an Farens Worten auf, weswegen er ihn direkt ansah, um ihn etwas zu fragen: „Warum hast du mich eigentlich sehen wollen?“ Faren hatte die Ellenbögen auf den Tisch gestützt, um sein Kinn auf seine Hände zu betten. In dieser Körperhaltung beobachtete er Kieran geradezu andächtig – was diesen ein wenig irritierte. „Warum siehst du mich denn so an?“ „Ich finde es einfach gut, dass du gerade so sehr entspannst.“ Sofort dachte Kieran wieder an sein letztes Gespräch mit ihm zurück und kehrte in die Defensiv-Haltung zurück: „Hast du mich nur herbestellt, damit ich nicht mehr so steif bin?“ „Nein!Was denkst du denn von mir?“ Trotz seiner Empörung änderte Faren seine Körperhaltung nicht, genausowenig wie das Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich habe mir nur gedacht, du brauchst hin und wieder ein wenig Entspannung. Und wo kriegst du die besser, als hier?“ Dabei deutete er wieder auf das Aquarium, wohin Kieran seinen Blick auch nur zu bereitwillig lenken ließ. Das blaue Leuchten und der vorbeiziehende silberne Fischschwarm, beruhigten ihn tatsächlich fast sofort. Es war eigenartig, so genervt zu sein, nachdem er von Richard wenige Stunden zuvor eher noch gelangweilt gewesen war. Aber gleichzeitig war es auch überraschend belebend – vermutlich war das der eigentliche Grund, wegen dem er gern mit Faren unterwegs war, vor allem allein. Wenn Faren unter vielen Leuten war, verhielt er sich aufgedreht, aber sobald Kieran mit ihm allein war, schraubte er das alles auf ein Maß herunter, das es diesem erlaubte, die gemeinsame Zeit zu genießen. Und besonders an diesem Tag merkte er auch wieder, wie viele Gedanken und Mühe er sich machen konnte. In solchen Momenten war er wirklich froh über seinen engen Kontakt zu Faren – und er verstand Alraune. „Hör mal, es geht mir wirklich nicht nur um die PR, wenn ich dir einmal sage, dass du lockerer sein sollst.“ Kieran wandte ihm wieder interessiert den Blick zu, er konnte ehrliche Sorge in Farens Augen sehen – und das machte ihn verlegen, weswegen ihm die Röte den Nacken hinaufkroch. „Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Ich sage ja nicht, dass du dein komplettes Leben umkrempeln sollst, aber es ist auch nicht gesund, immer nur für dich zu bleiben und immer so angespannt zu sein. Manchmal muss man lernen, einfach mal loszulassen. Deswegen auch die Einladung zu der Feier, die ja dann leider zum Zwang wurde.“ Es war also wirklich alles nur aus Sorge, genau wie er es an diesem Vormittag noch gesagt hatte. Das war ungewohnt für Kieran, aber es freute ihn auch – dennoch würde er das mit Sicherheit nicht zugeben und er hoffte, dass Faren das auch wusste nach den letzten Jahren. Doch immer noch kam es ihm vor, als befände sich noch etwas hinter diesen Worten, als wäre das Motiv größer als Kieran es erfassen könnte, sei es durch fehlende Erfahrung oder andere Gründe, die er nicht erforschen konnte. Und zumindest im Moment wollte er das auch gar nicht, dafür war es viel zu angenehm, hier mit Faren zusammen zu sein. Also nickte er stattdessen nur mit einem zaghaften Lächeln. „Ich werde es mir merken.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)