The distance between us von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 26: The Amber Kimono ---------------------------- Beim Anblick von Byakuya, auf seinem Bett sitzend, rasten Renji tausend Dinge durch seinen Kopf. Der einzige Gedanke, der aber immer weiter aufkam, war: Verdammte Scheiße. Mein Zimmer ist ein Saustall. Die Ausgehuniform, für die er ein Vermögen gezahlt hatte, lag als feuchter Haufen in einer Ecke. Die paar Dinge, die er selbst besaß, waren wahllos im Raum verstreut und er hatte noch nicht einmal die Laken nach seinem morgendlichen Nickerchen abgezogen. Doch Byakuya schien dies gar nicht zu registrieren. Stattdessen starrte er unverwandt auf seine Hände, die er im Schoß gefaltet hatte. Er musste von seinem Quartier gekommen sein, denn er hatte seinen Kopf vom Kenseikan befreit und war fürs Bett gekleidet. Sein Kimono, aus dunkler bernsteinfarbener Seide, war mit Kolibris entlang des Saums bestickt. Es war genau der, den er getragen hatte, als Renji und er ein Bett geteilt hatten. Und nicht mehr. Oh. Und doch so viel mehr. Renji biss die Zähne zusammen. War das seine Absicht gewesen, als er diese Robe angezogen hatte? Sollte sich Byakuya gewünscht haben, der Anblick würde Renji erweichen, so hatte es doch den gegenteiligen Effekt. Renji ballte die Fäuste. „Was machen sie hier?“, knurrte er. „Ernsthaft, sie können nicht wirklich glauben, dass ich ihnen vergebe. Oder haben sie gehofft, dass ich betrunken genug zurückkehre, damit ich wieder in ihr Bett falle?“ Byakuya blickte nicht auf. „Nein, natürlich nicht.“ „Was zur Hölle tun sie dann hier?“ Die Lippen des Kommandanten wurden schmaler, doch Renji spürte den Anstieg dessen Reiatsus. Es schien, als würde es sich nach ihm ausstrecken, wie eine Hand, die sich anbot oder eine sanfte Liebkosung. Er spürte selbst, wie sehr er das wollte und zuckte zusammen. Er schob das Gefühl mit seinen Händen zur Seite. „Hören sie auf. Reden sie, wenn sie zum Reden hier sind. Ansonsten verschwinden sie.“ Byakuyas Augen gingen schließlich nach oben, als wäre er von Renjis Worten überrascht. „Ja.“, sagte Renji und schaute Byakuya fest in die Augen. „Sie haben mich gehört. Wenn sie nichts zu sagen haben, können sie gehen. Also spucken sie es aus: Was wollen sie von mir?“ „Ich… weiß es nicht.“, antwortete Byakuya und schien deutlich damit zu kämpfen, schon allein dies zuzugeben. Sein Blick schien zu beben, dann wandte er sein Gesicht ab. „Der 3. Offizier hat mir gesagt, du hättest eine Verabredung. Ich habe festgestellt, dass es… mich störte.“ 'Störte?‘ Wow, sie sollten schon mal den Hochzeitssaal mieten. Aber wer von ihnen würde rot tragen? Renji schüttelte den Kopf, um den hämischen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. „Um das noch mal zusammenzufassen. Als sie gehört haben, dass ich eine Verabredung habe, haben sie sich entschieden, in meinem Quartier zu warten? Sie haben geplant, uns zu überraschen, richtig?“ Byakuya wandte seinen Blick wieder Renji zu und schaute ihn scharf an. Seine Augen leicht verengt. „Also ist es wahr?“ Gott, er ist aber ganz schön eifersüchtig. Renji entschied sich, zu schauen, wie eifersüchtig er den Kommandanten noch bekommen könnte. Mit einem breiten Grinsen lehnte er sich gegen die Wand. „Ja und wissen sie, es war sogar eine richtige Verabredung. Mit Händchen halten und zusammen gesehen werden. Nicht nur im Dunkeln vögeln. Stellen sie sich das Mal vor.“ Renji konnte sehen, wie die Atmung Byakuyas vor Zorn schneller wurde. Zudem zwang er sich, wieder die Wand anzustarren. Ha! Das waren echte Emotionen! Und wenn man die Spitzen des Reiatsus berücksichtige, die seine Vorhänge zum Flattern brachten, war das eindeutig ein Volltreffer. Byakuyas Stimme war ruhig, aber angespannt. „Es war wohl dumm, nach alldem hierher zu kommen.“ „Gott weiß, dass sie niemals etwas Dummes tun wollen, Kommandant.“ Byakuya stand auf und drehte Renji den Rücken zu. Die Vorhänge tanzten weiter unter dem Einfluss des spirituellen Drucks. Wollte der Kommandant etwa Anteilnahme für seinen riesigen Akt der Tapferkeit? Aufkreuzen und sagen, dass es ihn ‚störte‘? Wie schwer war das? Renji schnaubte. „Entschuldigen sie, wenn ich etwas unbeeindruckt bin.“ „Durchaus. Was wäre nötig, frage ich mich, um dich zu beeindrucken?“ „Sie könnten mit einer Entschuldigung anfangen.“, sagte er und hasste es, mit dem Rücken des Schwarzhaarigen sprechen zu müssen. Würde der Andere sich nicht bald umdrehen, würde Renji ihn an den Schultern schnappen, umdrehen und dazu zwingen, ihm ins Gesicht zu sehen. „Aber, um ehrlich zu sein, haben sie schon Minuspunkte gesammelt, weil ich ihnen das sagen musste. Dass sie sich nicht direkt entschuldigen, lässt bei mir die Frage aufkommen, ob sie irgendeine Ahnung haben, was sie mir heute Morgen angetan haben.“ „Ich weiß.“, da war zumindest ein Hauch Reue in Byakuyas Stimme. „Dann macht euch das nur zu einem noch größeren Bastard.“ Die Vorhänge hingen in dem Moment wieder schlaff hinunter, als Byakuya seufzte. „Vermutlich hast du recht.“ Renji wusste, dass es das war. Näher an eine Entschuldigung würde er niemals herankommen. Und er hatte es ihm noch nicht einmal ins Gesicht gesagt. Byakuya stand immer noch mit dem Rücken zu ihm. Renji ließ seine Kiefermuskulatur spielen. „Ich verstehe immer noch nicht, was sie hier tun. Denn offen gesagt pissen sie mich gerade ziemlich an.“ Byakuyas leises Lachen überraschte Renji. „Ja. Das…“, begann der Schwarzhaarige leise, fast zu sich selbst. „Das ist es, was ich vermisse, wenn du nicht in meiner Nähe bist.“ „Sie vermissen es, mich so zu irritieren, dass ich ihnen am liebsten ins Gesicht schlagen würde?“ „So in etwa.“, Byakuya drehte sich endlich herum, aber sein Blick war immer noch auf einen Punkt zu seinen Füßen gerichtet. Renji hasste sich selbst dafür, dass er diesen Mann in dem Moment so wunderschön fand. Seine Füße und sein Kopf bar. Es ließ Byakuya sanfter und jünger erscheinen. Er musste sich selbst zurückhalten, um nicht zu ihm zu laufen und den Schwarzhaarigen in seine Arme zu schließen. Nur mit Schwierigkeiten konnte Renji seinen Blick von ihm lösen und starrte zur Tür hinaus. „Sie sollten gehen, bevor ich etwas Dummes mache und sie damit davon kommen lasse. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie liebe und sie…“, sie haben mich verletzt, gebrochen. Aber Renji würde das nicht sagen. „Sie denken, hierher zu kommen und mir zu sagen, dass sie mich vermissen, sei dasselbe?“, sagte er stattdessen. „Es ist das Beste, was ich dir geben kann.“ Gegen seinen Willen wusste Renji, dass es die Wahrheit war. Das war Byakuya, der sich für seine Verhältnisse weit aus dem Fenster lehnte. Ungeschützt und verletzbar. Renji wandte seinen finsteren Blick zum Kommandanten zurück. Eines Tages, dachte er, werde ich dich wirklich auf deinen Knien sehen. „Schön“, sagte Renji und grunzte frustriert, als er seine Hände in die Seiten stemmte. „Aber ich möchte euch jetzt nicht in meinem Bett. Vielleicht…“, er schüttelte über sich selbst den Kopf. Der Mann war wirklich sein Schwachpunkt. „Vielleicht morgen.“ Renji trat zur Seite, um Byakuya zu signalisieren, dass er gehen könnte. Mit einem leichten Nicken, setzte dieser sich in Bewegung, verlangsamte jedoch seine Schritte, als er an Renji vorbei ging. Dann legte eine Hand leicht auf Renjis Brust, direkt über sein Herz. Der Rothaarige schaute bei der Geste auf und ihre Augen trafen sich. Es war deutlich zu sehen, in seinem Blick. Das leichte Beben vor Sehnsucht, welches Renji so anhimmelte. „Also gut.“, sagte Byakuya. „Ich werde auf dich warten.“ Dann ließ er seine Hand sinken und ging in einem sanften Wirbel aus Seide. Renji stand noch eine lange Zeit an der Türschwelle und rief sich die Szene mit Byakuya noch einmal ins Gedächtnis. Er versuchte, den Anderen zu verstehen. Schlussendlich gab er auf und begann systematisch sein Quartier aufzuräumen. Als er fertig war und sich streckte, war ihm klar, dass er, Byakuya betreffend, wohl niemals alle Antworten haben würde. „Was denkst du darüber, Zabimaru?“, fragte er eine Weile später, als er endlich auf seinem schmalen Feldbett lag. „Glaubst du immer noch, dass er es wert ist, ihm nachzulaufen?“ Immer, hörte er eine zischende Stimme. Er hat bereits angefangen, sich zu ändern, fügte eine tiefere Stimme hinzu. Er hat nur noch nicht realisiert, wie sehr. Auch wenn Renji selbst den Fortschritt, den Zabimaru angeblich sah, nicht wahrgenommen hatte, schmeichelten ihn die Worte seines Zanpaktō. Langsam döste er ein. Renji wachte, noch immer vollständig bekleidet, auf und fühlte sich, als hätte er keine Sekunde geschlafen. Überraschenderweise hatte er, trotz der Tatsache, dass er spät ins Bett gegangen war, nicht verschlafen. Das laute Zwitschern der Vögel hatte ihn früh genug geweckt, dass er in der Kantine noch Frühstück bekam. Die Stimmung der Division schien gedämpft zu sein, es war immerhin Montag und dazu noch kurz nach der Urlaubszeit. Ohne es richtig zu schmecken, schlang Renji sein Essen hinunter und saß nun am Tisch und nippte an seiner Schale Tee, die noch zu einem Viertel gefüllt war. Der Tee roch nach Fisch. Er runzelte die Stirn über sein Spiegelbild in der dunklen Flüssigkeit, erinnerte sich dabei an das Frühstück mit Byakuya beim kaiserlichen Palast. Er lächelte grimmig über die Erinnerung an Byakuya an diesem Morgen. Seine normalerweise perfekt frisierten Haare leicht durcheinander, sein Gesicht so entspannt und offen. Es gab nichts Schöneres auf der ganzen Welt, als diesen Anblick. „Guten Morgen, Vizekommandant Abarai.“ Renji hob seinen Blick und sah Rikichi, ein kleiner Offizier ohne Rang, mit Augenbrauen-Tattoos und Perlen im Haar. Er setzte sich direkt neben den Rothaarigen. Renji stürzte seinen Tee hinunter und schaffte es gerade so, ein höfliches „Morgen“ zu grummeln. „Ich bin froh, dass sie und der Kommandant zurück sind.“, sagte Rikichi. „Es war ein wenig verrückt ohne sie beide.“ Renji grunzte. „Ich bin froh, dass du es geschafft hast, keinen Ärger zu machen.“ Der Angesprochene lächelte darüber, als wäre es das Albernste, was er bisher gehört habe. „Ich? Sie brauchen sich um mich nicht sorgen, Vizekommandant.“ Renji musste sich zusammenreißen, dem Jungen nicht durch die Haare zu wuscheln. Stattdessen stand er auf. „Tut mir leid, aber du hast mich daran erinnert, dass ich mich mal um unsere Chaoten kümmern sollte. Nicht, dass sie glauben, sie kämen so einfach davon.“ Der Junge gab ihm einen kleinen Salut mit seinen Essstäbchen. Renji gluckste leise vor sich hin, als er ging. Er fragte sich, wie ein solch gutmütiger und fröhlicher Soldat unter sein Kommando geraten konnte. Er musste irgendwie einen Weg finden, um ihn abzuhärten. Es fühlte sich gut an, die Delinquenten anzuschreien, aber es war einfach nur unangenehm, als Byakuya dazu kam, um das Training wie gewöhnlich zu beobachten. Der Kommandant benahm sich vollkommen manierlich. Er schaute Renji weder an, noch hob er seinen spirituellen Druck als geheime Begrüßung. Was Renji jedoch beinahe zum Abbrechen des Trainings brachte, war ein Geruch. Der zarte Duft vom Tee des Kommandanten. Ein Hauch von Orchideenblüten. "Verdammt seist du.", murmelte Renji bevor er auf den Übungsplatz herausstiefelte. "Hey Rikichi! Komm raus. Ich werde dir in den Arsch treten." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)