Transextonicum von MichaelSilverleaf ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Shoppingvergnügen --------------------------------------- 3. Shoppingvergnügen Lysops Part: Ich wachte auf, weil ich hart auf den Boden knallte. Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir meinen Kopf. Dann sah ich mich verwundert um. Hundertprozentig war ich gestern Nacht im Krähennest eingeschlafen. Nicht auf dem Hauptdeck. Verdutzt sah ich den Hauptmast hoch, der direkt vor mir in die Höhe ragte. Oben streckte jemand seinen Kopf aus dem Krähennest. Ich erkannte den Strohhut. „Lysop!“, krakeelte Ruffy zu mir hinunter, „Bist du jetzt wach?!“ Mit einer Hand schirmte ich die grelle Sonne von meinem Gesicht ab und sah angestrengt weiter zu Ruffy nach oben. Was meinte er denn mit 'jetzt'? Wenn die Schmerzen in meinem Hinterkopf nicht so schrecklich stören würden, könnte ich in Ruhe darüber nachdenken... Meine Augen wanderten wieder den Mast hinauf und dann daran hinunter. Plötzlich verstand ich. Und ich war keineswegs begeistert. Mehr als nur empört rappelte ich mich auf und wäre dabei fast über Chopper gestolpert, der direkt hinter mir herumwuselte. Offensichtlich hatte er sich um mein Wohlbefinden gesorgt, wie ich aus seinem wirren Gerede schloss. „Mir geht’s gut, Chopper.“, murrte ich. Gerade eben war ich froh, dass ich ziemlich zäh war, was Körperverletzungen anging. Allerdings hatte ich etwas gegen unverschämte Kapitäne. „RUFFY!!“, brüllte ich zum Krähennest hinauf, „Du Spinner! Warum schubst du mich einfach zum Krähennest raus?! Zum hundertsten Mal: Nicht jeder ist wie du aus Gummi!!“ Während ich wütend gestikulierte turnte Ruffy oben auf der Segelstange herum und schien das Ganze kein bisschen zu bereuen. Lieber verscheuchte er Möwen und machte Saltos. Schämte sich der denn gar nicht?! „Ruffy! Hörst du mir überhaupt zu?!“ Er sprang aufs Deck herab und grinste mich an während er genau vor meinen Füßen landete. „Klar hör ich dir zu. Aber du wolltest einfach nicht aufwachen. Da musste ich eben nachhelfen.“ Ich dachte daran, wie lange ich gestern wach gewesen war und war deshalb auch nicht gerade verwundert, dass ich lange hatte schlafen wollen. Aber bei dem Gedanken an Namis gestrig erwähnte Kegelaktion beschloss ich, meine Müdigkeit nicht auf eine zu kurze Nacht hinauszuschieben. Schließlich waren Ruffy und Frankie ja auch wach, obwohl sie nicht viel geschlafen hatten. (Zorro zählte ich berechtigterweise einfach nicht dazu.) Meinen guten Ruf wahrend murmelte ich also einfach nur etwas von wegen, dass das jedem mal passieren konnte, auch wenn man nicht Zorro hieß und trollte mich ins Esszimmer in der Hoffnung auf ein Frühstück. Zu meinem Glück saßen Nami, Robin und Brook noch am Esstisch. Sanji wuselte wie immer herum, um alle mit dem Nötigen zu versorgen. Das hieß in Brooks Fall so viel wie Tee, in Robins Fall Kaffee und in Namis Fall ein großer Obstsalat. Ich jedoch hatte mächtig Kohldampf und so ließ ich mich einfach auf einen Stuhl fallen. „Hunger.“, war das einzige Wort, dass ich herausbrachte. Nami musterte mich über den Tisch hinweg interessiert und schlug dann die Zeitung zu, die sie gelesen hatte, um sie beiseite zu legen. Dann widmete sie sich ihrem Essen. Doch noch bevor sie sich eine Gabel voll Obstsalat in den Mund steckte, fragte sie: „Bist du erst jetzt aufgestenden?“ „Schmerzhaft geweckt worden trifft es besser.“, korrigierte ich sie verbittert und war Sanji unendlich dankbar, dass er mir wortlos Brot und Marmelade auf den Tisch stellte. Er kannte mich gut genug, um mich in einer Situation wie dieser, in der ich absolut keine Lust hatte, mit jemandem zu reden, so gut es ging alleine ließ. Nami hatte das offensichtlich noch nicht verstanden, denn sie bohrte gleich weiter in meinem ohnehin schmerzenden Hirn nach Antworten herum. „Warum schmerzhaft?“, wollte sie wissen und sah mich stirnrunzelnd an. „Frag Ruffy.“, knurrte ich und machte mich daran, eines der Brote zu buttern, die Sanji mir gegeben hatte. „Yohohoho~~“, kicherte Brook von einem Kopfende des Tisches her, „Hat Ruffy dich tatsächlich aus dem Krähennest geschubst?“ Wenn Blicke hätten töten können und Brook nicht schon tot gewesen wäre, hätte er spätestens jetzt als ich ihn wütend ansah das Zeitliche gesegnet. Er schien sich aber nicht weiter an meiner Grabesmiene zu stören, sondern lachte nur weiter. „Yohohohoho! Das ist einfach zu grandios!! Wirklich, zu grandios! Wenn ich nicht schon tot wäre, würde ich jetzt vor Lachen sterben!“, er zog seine Geige hervor und setzte zum Spielen an, „Darauf ein Liedchen!“, verkündete er und begann augenblicklich, seine Violine zu zersägen. „Alles, bloß das nicht!“, stöhnte ich. Doch wer hätte Brook schon vom musizieren abhalten können? Und so begann er, lauthals durch die ganze Küche zu trällern: „Lysop schlief im Krähennest, yohohohohohooo! Ruffy sprang hinauf und rief, yohohohohohooo! Steh doch auf du fauler Sack, yohohohohohooo! Land in Sicht und es wird Tag, yohohohohohooo! Wer nicht schläft zu rechten Zeit, den trifft schon bald die Müdigkeit. Wer schläft ist nicht zu gebrauchen und zu wirklich gar nichts gut. Den kann man in der Pfeife rauchen und es trifft ihn Ruffys Wut. Yoho yoho yohoho! Yohohohohohohooo! Lysop schlief und schlief und schlief, yohohohohohooo! Hört den Befehl des Käpt'ns nicht, yohohohohohooo! Deshalb schubst ihn Ruffy eilig, yohohohohohooo! Raus aufs Deck ins Morgenlicht, yohohohohohooo! Wer nicht auf den Käpt'n hört und sich auch noch lang beschwert, wird bald eine Woche schmoren und nichts essen Tag für Tag! Drum hört zu, spitzt eure Ohren, hört auf das, was Ruffy sagt! Yoho yoho yohoho!! Yohohohohoo- HEEEEEE!!!!“ Kaum hatte Brook die zweite Strophe beendet, hatte Sanji ihm die Geige aus der Hand gerissen und ihn am Afro vor die Tür gezerrt. Dabei ignorierte er jegliche Beschwerden von Brook, die sich allesamt auf seine Haare bezogen und Sanji immer wieder warnten, dass er auch ja vorsichtig mit ihnen und ganz besonders seiner Geige sein musste. Nami und ich sahen den beiden verblüfft hinterher. Ich fühlte mich beschämt und fand es nicht fair, dass Brook einfach ein Lied über mich dichtete. Immerhin konnte ich nichts für meine Schlafgewohnheiten oder Ruffys Dummheit. Klar, er war der Käpt'n. Aber das erlaubte ihm noch lange nicht, mich einfach fünf Meter tief aufs Deck zu schubsen. Choppers Sorgen waren berechtigt gewesen, schließlich hätte das wirklich böse enden können. Umso dankbarer war ich Sanji dafür, dass er den ohrenbetäubenden Krach ausgestellt hatte. Meine Augen huschten zu eben jenem Smutje, der gerade wieder in die Küche zurück kam. Sein Blick sprach Bände. Er schien ebenso wenig wie ich und Nami erfreut über Brooks Lied gewesen zu sein. Nur Robin, die das Ganze wohl ziemlich erheiternd fand, wippte mit dem Fuß auf und ab und summte immer noch die eingängige Melodie. Sie verstummte erst als Nami sie in die Seite knuffte und sie mit einem zornigen Blick bedachte. Dann wandte Nami sich wieder ihrem Salat zu, stutzte aber. „Lysop, der Honig rinnt von deinem Brot auf den Tisch.“, diagnostizierte sie und nickte zu meiner rechten Hand. Ich sah hin und stellte fest, dass sie recht hatte. Während Brook gesungen hatte, war mir nicht aufgefallen, dass der Honig, den ich noch recht großzügig auf dem Brot verteilt hatte, sich verselbstständigt hatte und sich jetzt über meine Hand einen Weg auf den Tisch bahnte. „So ein Mist.“, stellte ich resigniert fest und legte das Brot zurück auf den eigentlich dafür vorgesehenen Teller. Gerade wollte ich aufstehen und einen Lappen holen, als Sanji neben mir auftauchte und einen in meine Hand drückte. „Hier.“, meinte er. Dann ging er wieder zur Spüle, um sich weiter um den Abwasch zu kümmern. „Öhh.. danke.“, nuschelte ich und wurde rot. „Auch für vorhin.“, fügte ich hinzu und wagte es gar nicht, dabei zu Sanji zu sehen. „Keine Ursache.“, er zuckte nur mit den Schultern, fuhr dann aber fort, „Brooks Aktion war scheiße. Irgendwer hat was dagegen tun müssen.“ Mehr sagte er dazu nicht. Offensichtlich wollte er keine der anwesenden dafür schuldig machen, dass sie einfach still sitzen geblieben waren. Zugegeben, bei Nami und Robin leuchtete das noch irgendwie ein, aber dass er das bei mir einfach so hinnahm... Lysop, bleib vernünftig. Sanji ist immer noch dein bester Kumpel. Da ist es ja wohl nicht verwunderlich, dass er dir in so einer Situation hilft! Sowas muss nicht gleich heißen, dass er auf dich steht! Ich seufzte und verfluchte meinen inneren Verstand. Warum musste der immer Recht haben?! Am besten versuchte ich, gar nicht mehr daran zu denken. Viel wichtiger war es, meine Hand und den Tisch vom Honig zu befreien. Was deutlich schwieriger war, als es aussah. „Nie wieder Honigbrot.“, knurrte ich, während ich versuchte, das klebrige Zeug von der Tischplatte zu wischen. Ständig hinterließ es Schlieren, die einfach nicht verschwinden wollten. Und kleben tat der Tisch nach wie vor. Frankie würde mir den Kragen umdrehen. Sicher würde es einfacher gehen, wenn ich Sanji um Spülmittel bat, aber ich hatte im Moment zu viel Schiss davor, mit ihm zu reden. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit nichts weiter als einem Putzlumpen bewaffnet der Honigsauerei zu stellen. Eine gefühlte Ewigkeit schien ich den Tisch schon zu bearbeiten, als Robin plötzlich aufstand und verkündete: „Es wird Mittag und bald dürften wir die Insel erreichen. Ich denke, ich gehe mal zu Frankie und frage ihn, wie lange es noch dauert.“ Sofort schien Nami eine Gelegenheit zu wittern, um mich und Sanji alleine zu lassen, denn sie sprang sofort vom Tisch auf und sprach etwas hektischer als es nötig gewesen wäre. „Ich komm mit! Dann kann ich gleich überprüfen gehen, in welchem Breitengrad wir uns befinden. Das erspart mir beim Karten zeichnen eine Menge Arbeit.“, sie huschte noch vor Robin zur Tür hinaus. Nicht, ohne mir vorher ermunternd zuzuzwinkern. Plötzlich war ich mit Sanji alleine in der Küche. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, immerhin schien es so, als hätte man tausend Schmetterlinge in meinem Bauch eingesperrt. Vielleicht waren es aber auch Maden, die sich durch meine Eingeweide fraßen. Der Art und Weise nach zu schließen, wie sich mein Magen zusammen krampfte, war letztere Vorstellung wahrscheinlicher. Mit zitternden Händen rieb ich nach wie vor mit dem Lappen auf dem Tisch herum, ohne wirklich darauf zu achten, wie sauber dieser schon war. Ich brauchte irgendetwas, um mich abzulenken. Mein Instinkt flüsterte mir nämlich die ganze Zeit zu, dass Sanji mich hinterrücks beobachtete und ich wusste nicht so genau, wie ich mit diesem Wissen umgehen sollte. Mit einem Mal stand Sanij neben mir. Ich zuckte zusammen und ließ den Lappen fallen. Mit hochrotem Kopf tauchte ich ab, um ihn wieder aufzuklauben. Als ich mich wieder aufrichtete, hielt Sanji mir grinsend eine Flasche Spülmittel vor die Nase. „Hier. Ich glaub, damit dürft's um einiges besser gehen. Zumindest hilft mir das immer ungemein, wenn Ruffy oder Brook Sauerei am Tisch veranstaltet.“, er sah mich aufmunternd an, dann ging er wieder zur Spüle, um sich mit dem Geschirr zu beschäftigen. Kurz starrte ich ihm hinterher, dann fiel mir ein, dass das ziemlich peinlich aussehen musste. Also machte ich mich lieber wieder daran, den Tisch zu wischen. „Wann meinst du kommen wir an der Insel an?“, fragte ich in den Raum hinein, um nicht wieder eine Nerven zerreißende Stille zu provozieren. „Keine Ahnung.“, ging Sanji von der Spüle aus auf das Gespräch ein. „Ist mir im Grunde genommen aber auch egal. Das Wichtigste ist, dass es dort einen Markt gibt, wo ich Vorräte aufstocken kann.“ Ich schwieg, weil mir partout nichts einfiel, worüber man noch reden konnte. Aber Sanji schien glücklicherweise Gefallen an dem Insel-Thema gefunden zu haben, denn er plapperte euphorisch weiter. „Wusstest du, dass die Insel angeblich sehr mediterran sein soll?“, begann er zu schwärmen und vergaß kurzzeitig, dass er eigentlich Geschirr spülte. „Wenn ich Glück habe, gibt es auf der Insel eine riesengroße Auswahl an Gewürzen und seltenen Zutaten. Dann könnte ich endlich einmal aufwändige Gerichte kochen. Glaub mir, Lysop, da werden alle Augen machen. Sogar der Marimo! Und Namilein und Robinchen werden so stolz wie noch nie auf mich sein!“ „Sanji, dir ist schon bewusst, dass das nie passieren wird.“, meinte ich emotionslos während ich innerlich vor Eifersucht fast platzte. Nami und Robin! Immer ging es nur um Nami und Robin! Und allerhöchstens mal um Zorro. Dass ich auf Sanjis Wichtigkeitsliste sogar unter dem grünhaarigen Monster stand, verbesserte meine Laune keineswegs. Ich fragte mich wirklich, wie der Tag noch schlechter werden konnte. Aber wahrscheinlich würde ich dazu verdonnert werden, auf dem Schiff Wache zu schieben. Und das, obwohl ich 'Ich-kann-nicht-aufs-Schiff-aufpassen'-krank war. Sanji jedoch, der von meinem inneren Unmut nichts mitbekommen hatte, kratzte sich nur am Kopf und meinte: „Und selbst wenn nicht, Lysop, ich kann trotzdem für Namilein und Robinchen kochen.“ Der Gedanke schien ihm offensichtlich zu reichen. Gerade wollte ich wieder etwas erwidern, da fragte Sanji: „Sag mal, Lysop, hast du Bock, mit zum Einkaufen zu kommen? Ich meine... du weißt ja, wie schlimm das mit Ruffy, Frankie oder Brook ist. Und Chopper ist auch nie eine große Hilfe. Namilein und Robinchen würde ich ja gerne fragen, aber ich bin mir sicher, dass die lieber alleine einkaufen gehen.“ „Was ist mit Zorro?“, fragte ich und brachte den Lappen zu Sanji zurück. Ich klatschte ihn verbittert in die Spüle und sah zu, wie einzelne Schaumwölkchen durch die Luft schwebten. Dann funkelte ich Sanji finster an. „Der Marimo?!“, Sanji verzog das Gesicht. „Der kommt überhaupt nicht in Frage! Auch, wenn er vielleicht viel tragen kann. Aber mehr als Muskelmasse ist in dem auch nicht drin! Nein, danke!“ „Ich bin also deine Notlösung, oder was?“, grummelte ich und sah Sanji nach wie vor ungehalten an. „Was? Nein, Lysop...“, er suchte nach den passenden Worten und bemerkte dabei gar nicht, dass er sich mit klatschnasser Hand durch die Haare fuhr. „Ich geh gern mit dir einkaufen.“, beteuerte er hastig und sah mich fest an, „Mit dir kann man wenigstens lange an den Ständen rumstehen und gucken. Außerdem bist du witzig. Und... naja...“ Sanji zuckte mit den Schultern und fügte dann hinzu: „Macht mir dir halt am meisten Spaß.“ „Warum fragst du mich dann so förmlich, ob ich mitkommen will?“, ich zog eine Augenbraue hoch und musterte Sanji interessiert. „Hätte ja sein können, dass du was anderes vor hast.“, grinste Sanji und patschte mir mit seiner nassen Hand auf den Rücken. „Warum sollte- IHHH!!! SANJI!!!!“ „Sorry, das musste sein.“ „Na, warte, dass kriegst du zurück!!“ Erst als Nami in die Küche kam, um zu verkünden, dass wir in Kürze an der Insel ankern würden, hörten Sanji und ich auf uns gegenseitig mit Wasser voll zu spritzen und mit Schaum zu bewerfen. Grinsend erklärte ich Nami, dass Sanji gleich mit dem Mittagessen anfangen würde und noch bevor der irgendetwas hinzufügen konnte, war Nami auch schon wieder Augen rollend aus der Küche gegangen. „Du bist gemein, Lysop!“, beschwerte sich Sanji, kaum dass Nami draußen war und bewarf mich wieder mit einer Hand voll Schaum, „Ich wollte mit Nami-swan reden!“ „Tja, Pech.“, grinste ich ihn an und lehnte mich an die Arbeitsfläche. „Du wirst wohl ohne eine Ermunterungsrede mit dem Kochen anfangen müssen.“ „Haha, sehr witzig.“, schnarrte Sanji und wies auf den Tisch. „Du könntest wenigstens dein Frühstück aufessen, jetzt wo's schon fast Mittag ist.“ Er bedachte mich mit einem vielsagenden Blick und zündete sich eine neue Zigarette an. Schließlich war seine andere bei unserer Wasserschlacht aus gegangen. Ich tat wie geheißen. Erstens, weil ich sehr erstaunt darüber war, wie schnell man doch sein Frühstück vergessen konnte. Zweitens, weil ich nicht wollte, dass Sanji sauer wurde. Enttäuscht stellte ich fest, dass das Honigbrot, welches mir heute Morgen schon so viele Scherereien gebracht hatte, eine ziemlich widerliche Konsistenz angenommen hatte. Das Brot hatte den Honig komplett aufgesogen und biss sich dementsprechend gummig. „Nie wieder Honigbrot.“, meinte ich mit vollem Mund. Heute schon das zweite Mal. Sanji sah zu mir herüber und lachte nur. „Delikatesse der Grand Line, Lysop.“, grinste er, „Altes Honigbrot. Los, runter damit, oder es knallt.“ „Ist ja schon gut.“, brav aß ich das Brot auf, nicht ohne Sanji nebenbei immer wieder schmollende Blicke zuzuwerfen. Nachdem ich fertig war, räumte ich großzügig den Tisch ab, weil Sanji ja bereits mit Kochen beschäftigt war. Er nutzte meine Anwesenheit auch sofort aus und verdonnerte mich zum Gemüse schneiden. Das tat ich auch nur, weil ich dann noch länger bei ihm in der Küche bleiben konnte. (Na gut, und vielleicht auch ein bisschen aus dem Grund, dass Ruffy kein Gemüse mochte. Ich war immer noch sauer wegen seiner blöden Aktion morgens.) Alles in allem gestaltete sich der restliche Vormittag äußerst entspannt. Während ich Kartoffeln und Zucchini herschnibbelte richtete Sanji alles her, was er sonst noch brauchte. Die selbstverständliche Nähe, die er mir dabei gab, war so angenehm, dass ich beinahe vergaß, dass wir nicht alleine an Bord waren. Wir gingen die ganze Zeit so vertraut miteinander um, dass sich mein Herz bei dem Gedanken daran, nur Sanjis bester Kumpel zu sein, schmerzvoll zusammen zog. Ich wollte nicht aufgeben. Es musste doch irgendwie möglich sein, Sanji davon zu überzeugen, dass ich besser war als alle Frauen der Grand Line. Wehmütig sah ich ihm dabei zu, wie er das hergeschnittene Gemüse in eine Auflaufform stapelte. Wie sehr ich mir doch wünschte, dieses Gemüse zu sein. Ich war mir sicher, dass Sanji nichts anderes liebevoller anfasste. So zärtlich und doch so bestimmt. Zu gern hätte ich gewusst wie es wohl war, wenn man diese Hände zu etwas... ganz anderem bringen könnte. Etwas, das viel interessanter war, als Kochen. Etwas, bei dem vielleicht einmal nicht Sanji das Sagen hatte... Zwei Stunden später schlenderte ich zusammen mit Sanji über den Markt der Insel. Paros hieß sie und war unglaublich schön. Ihre Landschaft war bestückt mit Weinbergen und alten Steinmauern, die reichlich verfallen wirkten. Ausnahmslos alle Bewohner der Insel waren barfuß und ich wunderte mich auch kein Bisschen darüber. Es war brüllend heiß und schon bald hatte ich meine Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Sanji, der voraussichtlich ein T-Shirt angezogen hatte, war ganz entzückt von der Insel. Ich war mir ziemlich sicher, dass es an der hiesigen weiblichen Bevölkerung lag. Wohin man auch sah, keine einzige der Frauen trug eine Hose. Stattdessen waren sie in lange, dünne Leinenkleider gekleidet, die nicht selten von einem Stoffgürtel um die Hüfte gehalten wurden. Ihre langen, schwarzen Haare trugen die Frauen geflochten und alle waren mit Körben bewaffnet, die gefüllt waren mit Obst oder Gewürzen. Wir folgten ihnen, da sie alle einen bestimmten Ort anzusteuern schienen. Sanji hatte gemeint, dass wir wohl Glück hatten und heute Markt war. Man merkte, dass diese Information seine Laune gleich deutlich hob und ich war froh darum. Das konnte nur bedeuten, dass es tatsächlich spaßig werden würde. Der Markt war überwältigend. Auf einem riesigen Platz in der Mitte der Stadt tummelten sich die Händler und priesen lauthals ihre Ware an. Sanji machte ausnahmslos an jedem Stand Halt und prüfte die Qualität der Angebote. Besonders diverse Gewürze hatten es ihm angetan. An einem Stand, den man schon allein aufgrund des Geruchs, den er verströmte, nicht ignorieren konnte, blieb Sanji eine geschlagene halbe Stunde stehen und informierte sich bei dem schnurrbärtigen Händler bis ins kleinste Detail über die einzelnen Gewürze. Schlussendlich kaufte Sanji von allem etwas. Bepackt mit vielen kleinen Tütchen, die der Verkäufer dankenswerterweise in einem Stoffbeutel verstaut hatte, setzten wir unseren Weg fort. Fasziniert blieben wir nahe einer Menschenmenge stehen, die sich um einen kleinen, dicken Mann drängte, der lebendige Tiere verkaufte. Ich fiel aus allen Wolken, als ich begriff, dass der Kerl unter anderem auch Katzen, Schlangen und Insekten als essbare Ware verkaufte. Sanji jedoch meinte nur gelangweilt, dass das in manchen Städten eben so Brauch war und zog mich weiter. Glück für mich. Ich hatte keine große Lust darauf, aus dem nächsten Auflauf nebst Pilzen auch noch Kakerlaken pulen zu müssen. Als die Sonne bereits zu sinken anfing, gönnten Sanji und ich uns eine Pause. Ich wartete mit den Einkäufen – die sich auf nicht weniger als vier Säcke und zwei Körbe vergrößert hatten – an einem alten Marmorbrunnen, der in der Mitte des Marktplatzes stand und Sanji ging Eis kaufen. Als er zurück kam war er ganz hin und weg. „Lysop, die Verkäuferin hättest du sehen sollen.“, schwärmte er und der Rauch seiner Zigarette stieg herzchenförmig in den Nachmittagshimmel hinauf. „Ganz lockige Haare! Olivfarbene Haut! Und die Augen erst! Ohh... Lysop! Fast schwarz! Das sah so... mystisch aus!“ „Wetten, sie ist schon verheiratet.“, meinte ich trocken und leckte an meinem Zitroneneis. Sanji starrte mich getroffen an. „Sag sowas nicht, Lysop!“, versuchte er, seine Illusion einer schönen, südlichen Göttin zu bewahren. „Man muss seine Fantasien ausleben! Und in meiner Fantasie gibt es keine verheirateten Frauen!“ Bestimmt schob er eine Hand in seine Hosentasche und begann, sein Vanilleeis zu schlecken. Schnell sah ich weg. Fantasien schön und gut, aber ich war mir sicher, dass Sanji über solche, die ihn und etliche anzügliche Vorstellungen – schwule, anzügliche Vorstellungen – beinhalteten, nicht sonderlich erfreut gewesen wäre. „Wie du meinst, Sanji.“ Ich konzentrierte mich darauf, dass mein Eis nicht weg schmolz, musste aber immer wieder daran denken, wie genial es doch wäre, wenn nicht ich sondern Sanji das Eis von meiner Hand schlecken würde. Eine leichte Röte schlich sich bei diesem Gedanken auf mein Gesicht und ich war froh, dass das Licht der untergehenden Sonne ohnehin alles in einen glühenden Orangeton tauchte. „Hier ist es einfach klasse.“, stellte Sanji nun schon zum achten Mal fest und lehnte sich gegen den Brunnen. „Es könnte kulinarischer und romantischer nicht sein.“, verknallt grinsend sah er einer jungen Frau hinterher, die mit ihrer Mutter an uns vorbeiging. Ich knuffte ihm in die Seite. „Die war doch viel zu jung für dich!“, rügte ich ihn. „Ach was.“, verteidigte sich Sanji und leckte wieder an seinem Eis. „Jede Frau verdient es, beachtet zu werden, egal wie alt sie ist.“ „Na, wenn ich eine Frau wäre, könnte ich auf die Art von Beachtung verzichten. Wirklich.“ Eine innere Stimme sagte mir, dass das nicht stimmte. Aber das musste Sanji ja nicht wissen. Außerdem wollte ich ja, dass er mich als Kerl toll fand und nicht als Frau. „Lysop, du bist unromantisch.“, schmollte Sanji und sah woanders hin. „Unromantisch?!“, meine Stimme überschlug sich fast, so sehr musste ich lachen. „Sanji, dass war doch nicht romantisch! Das war ne Anmache, die schon verboten pervers aussah!“ Ich grinste ihn an und musste unwillkürlich daran denken, dass Zorro mit der Bezeichnung 'Ero-Koch' bei Sanji gar nicht so verkehrt lag. Aber das würde ich keinem von beiden auf die Nase binden. „Lysop, willst du Haue?“ Sanji sah mich finster an und ich zuckte zurück. „Ehh, nein, eigentlich nicht.“, beteuerte ich hastig und widmete mich wieder meinem Eis. „Dann hör auf, meine Art und Weise, romantisch zu sein, zu beleidigen.“, forderte Sanji klipp und klar und aß sein Eis auf. Von einem Ohr zum anderen grinsend hob er zwei Säcke und einen Korb hoch und trat mir leicht auf den Fuß. „Los, auf. Wir sind noch nicht fertig.“ „Jaah, jetzt wart doch kurz!“ Ich beeilte mich mein Eis hinunter zu schlingen, dann nahm ich den Rest der Einkäufe und hastete Sanji hinterher, der sich schon wieder auf den Weg gemacht hatte. Sanji kaufte nicht mehr viel. Nur noch ein Korb frisches Obst und die ein oder andere hiesige Delikatesse fand noch den Weg zu unseren restlichen Einkäufen. Eigentlich hatte ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet, endlich zum Schiff zurückzugehen und meine Füße auszuruhen, da hielt mich Sanji am Arm fest. Abrupt blieb ich stehen und wandte mich zu ihm um. „Was ist?“ „Guck mal, Lysop. Der Stand da.“, meinte Sanji und ein diabolisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Neugierig auf das, was er entdeckt hatte, ging ich näher auf den Stand zu. Eine ältere, mit Schmuck und Tüchern behangene Dame saß hinter einem Tresen und paffte eine lange Pfeife. Der Tisch vor ihr war voll gestellt mit dunklen Flaschen in den unterschiedlichsten Größen. Die kleinsten waren nicht größer als mein kleiner Finger. Die größten hingegen gingen mir fast bis zur Hüfte und standen vor dem Tresen auf dem Boden. „Was zum-?“, ich ging vor einer der großen Flaschen in die Hocke und besah das Etikett. Sanji folgte meinem Beispiel und las dann feixend vor, was darauf geschrieben stand. „'TRANSSEXTONICUM – Anderes Geschlecht, anderer Körper, anderes Leben'“, er lachte und meinte belustigt: „Wetten, das wäre das ideale Mitbringsel für den Marimo?“ Ich ließ Sanji weiter lachen und starrte ungläubig auf die Flasche. 'Transsextonicum'? Hieß das...? Konnte das wirklich.... eine Art Geschlechtumwandlungstrank sein? Wenn ja, dann öffnete das Pforten zu ganz andern Möglichkeiten, an die ich noch nicht einmal im Traum gedacht hatte... Ich rappelte mich auf und wandte mich an die Dame hinter dem Tresen. „Entschuldigen Sie...“, begann ich und augenblicklich warf mir die Frau einen stechenden Blick zu – obgleich sie die Augen halb geschlossen hatte. „Was willst du, Bengel?“, fragte sie mit tiefer, rauchiger Stimme. „Wolltest du schon immer eine Frau sein? Oder soll der 'übsche, junge Mann...“, sie deutete mit ihrer Pfeife auf Sanji, „...weiblischer werden?“ „D-Das Zeug kann wirklich das Geschlecht von dem, der es trinkt, ändern?“, hakte ich ungläubig nach. Das schien zu schön, um wahr zu sein. „Natürlisch kann es das!“, fauchte die Alte mich an und sah wütend von mir zu Sanji. „Männer werden Frauen und Frauen werden Männer! Ist das so schwer su verste'en?!“ „Öhhm... nein, ist es nicht, ich...“, stammelte ich herum und sah überall hin, nur nicht zu der Frau. Sie schüchterte mich ziemlich ein und mit einem Mal hatte ich Angst. Angst davor, das Zeug zu kaufen und noch mehr davor, es tatsächlich zu trinken. „Werte Dame...“, half mir Sanji und verbeugte sich tief vor der unheimlichen Frau. Dann sah er sie schleimig an und fuhr fort. „...wir wollten das.. umm.. Elixier für einen unserer Freunde kaufen. Er ist zu schüchtern, um zuzugeben, dass er eigentlich eine Frau sein will, da dachten wir uns, wir machen ihm eine Freude, und...“ „...schenken ihm eine Flasche davon?“, beendete die Frau Sanjis Satz und sah uns durchdringend an. Sie war mir wirklich nicht geheuer. „Ja. Genau.“, freute sich Sanji und grinste sie gewinnend an. Die Alte lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und musterte und beide eingehend. Offenbar schien sie zu überlegen, ob sich ein Geschäft mit zwei Gestalten wie uns sich überhaupt lohnte. Dabei paffte sie weiter ihre Pfeife und hüllte den gesamten Stand in lila Rauch ein. „Seid ihr... Besucher?“, fragte sie ins Blaue hinein und es war schwer, sie durch die Rauchschwaden noch ordentlich zu erkennen. „Mehr oder weniger.“, ergriff Sanji erneut das Wort. Er brannte geradezu darauf, mehr von sich zu erzählen. „Wir sind Piraten auf Durchreise und hier auf dem Markt, um unsere Vorräte aufzustocken. Und wenn sich dann schon so eine Gelegenheit ergibt-“ „Piraten, eh?“, unterbrach die Verkäuferin Sanji und beugte sich neugierig vor. „Denkt ihr, ihr könnt mir einen Bären aufbinden, eh? Denkt, isch wüsste nischt, wie Piraten ausse'en?“ Sie brach in hysterisches Gelächter aus und ihr dicker Busen wackelte dabei auf und ab. Dann jedoch wurde sie mit einem Mal wieder ernst und sah uns geschäftig an. „Gut... ge'en wir davon aus, dass ihr wirklisch... Piraten seid...“ Sie schien immer noch belustigt davon, dass Sanji und ich uns als Piraten ausgaben. „...'abt ihr über'aupt genug Geld, um euch das 'ier...“, sie deutete mit ihrer Pfeife auf die Flaschen vor sich, „...leisten su können?“ „Nun...“, Sanji überlegte kurz, dann meinte er freundlich: „...das kommt ganz darauf an, wie viel eine Flasche kostet.“ Die Frau ließ sich wieder in ihren Stuhl zurückfallen und kaute auf ihrer Pfeife herum. „Sweitausend Berry die Kleinste, Dreißigtausend die Große.“, forderte sie und sah uns scharf an. Ich schluckte. Hatten wir so viel Geld dabei? Ich schielte zu Sanji hinüber, doch der schien sich keine Sorgen ums Geld zu machen. Angestrengt kramte er in seiner Hosentasche herum und brachte einige Scheine zu Tage. „Wieviel bekomm ich für...“, er zählte kurz das Geld, das er in der Hand hielt. „...sechstausend?“ Die Frau zog beide Augenbrauen hoch und sah Sanji erstaunt an. „Ohh.. offensischtlisch doch Piraten, eh?“, sie lächelte uns breit an, dann meinte sie, „Die 'ier.“ und deutete auf eine Flasche die in etwa die Größe eines Bierkrugs hatte. Ich starrte die Flasche an und dann zu Sanji. Hatte er wirklich vor, so viel zu kaufen? „Sanji...“, ich beugte mich zu ihm hinüber und senkte meine Stimme. „Bist du dir sicher, dass du so viel Geld ausgeben willst... für einen Streich, den du Zorro spielen willst?“ Er grinste nur und antwortete nicht weniger leise: „Für das Gesicht vom Schwertfuchtler, der feststellt, dass er eine Frau ist, würde ich alles Geld der Welt geben.“ „Aber... reicht dann nicht auch ne kleinere Flasche?“, fragte ich weiter. Manchmal verstand ich Sanji wirklich nicht. „Wenn, dann richtig.“, grinste Sanji und zählte noch einmal das Geld in seiner Hand durch. „Redet gefälligst lauter, isch bin nischt mehr die Jüngste!“, donnerte die Frau und sah mich und Sanji einschüchternd an. „Ich.. ähh.. wir...“, schnell dachte ich mir eine Ausrede aus, „...wir haben uns nur darüber unterhalten, wie sehr sich unser Kumpel über so viel von dem Zeug freuen wird-“ „Das Seug – wie du es nennst – ist ein Ergebnis jahrelanger Forschung, Junge!“, fauchte die Alte und sah mich beleidigt an. „Sügle dein Mundwerk, wenn du über die Ware anderer Leute redest!“ Schockiert brachte ich es nur fertig, zu nicken, was der Frau scheinbar genügte. Sie schnaubte und nahm das Geld entgegen, das Sanji ihr über die Theke reichte. Sie legte ihre Pfeife beiseite und begann, die Scheine in ihrer Hand durch zu zählen. Dabei befeuchtete sie immer wieder ihren Daumen mit der Zunge, um sich beim Durchblättern leichter zu tun. „Sechstausend.“, stellte sie fest und verstaute das Geld in einer Tasche ihres Kleides, die unter ihren ganzen Fettschichten kaum zu sehen war. Anschließend griff sie mit ihrer beringten Hand nach einer der Bierkrug-Flaschen und gab sie Sanji. „Sehn Tropfen genügen.“, erklärte sie mit Genugtuung, während Sanji die Flasche glücklich in einem der Säcke verstaute. „Dann wechselt das Geschlescht für sehn Stunden.“ „Also ein Tropfen pro Stunde...“, murmelte Sanji und sah die Alte fragend an. „Korrekt.“, bestätigte sie und lehnte sich wieder zurück. Sie griff mit ihrer Krallen bewehrten Hand wieder nach ihrer Pfeife und zog einmal kräftig daran. Kurz darauf verschwand sie wieder hinter lila Schwaden und es dauerte eine Weile bis sich der ganze Rauch wieder gelichtet hatte. Zufrieden sah sie uns an, dann meinte sie zu Sanji: „Junge, sei vorsischtisch mit dem, was du gekauft 'ast. Es verwirrt den Benutzer und alle um ihn 'erum auf die Dauer. Euer Freund...“, sie machte eine kurze Pause und zog wieder an ihrer Pfeife, „...darf nischt davon ab'ängig werden.“ „Was passiert denn dann?“, fragte ich und meine Stimme überschlug sich dabei. Die Alte lachte. „Er wird verrückt. Weil er nischt mehr weiß, was er einmal war. Isch 'abe schon von Leuten ge'ört, die sisch in den Tode stürsten, weil ihnen der Trank sur... Neige gegangen war.“ Schockiert sah ich zu Sanji und der wirkte nicht weniger geplättet. Warum hatte die Alte das nicht vorher gesagt? Als hätte sie meine Gedanken gehört, fügte die Frau schleunigst hinzu: „Aber glaubt ja nischt, dass isch die Flasche wieder surücknehme. Gekauft ist gekauft.“ Sanji nickte. „Ich weiß. Und ich will die Flasche auch gar nicht zurückgeben.“ Ich starrte ihn an. War er von allen guten Geistern verlassen? Hatte er nicht zugehört?! Das Zeug war gemeingefährlich!! „Braver Junge.“, säuselte die Alte und grinste Sanji an. „Schön, mit eusch Geschäfte gemacht su 'aben.“ „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Sanji verbeugte sich erneut und wandte sich dann zum Gehen. „'Alt! Junge! Warte!“, rief die Alte und stand ächzend von ihrem Stuhl auf, um sich zu Sanji vor zu beugen. Gespannt blieb dieser stehen und wartete, bis ihm die Frau etwas ins Ohr geflüstert hatte. Kaum hatte sie zu Ende gesprochen und sich wieder hingesetzt, begann Sanji mit Vorfreude zu grinsen. „Versprisch es!“, forderte die Alte und sah Sanji hinterhältig an. „Ich verspreche es, Ma'am.“, meinte er und wandte sich dann zum Gehen. Ich hatte meine Schwierigkeiten, mit ihm Schritt zu halten und das, obwohl ich so schnell wie möglich von diesem Stand weg wollte. „Sanji, was zum Teufel wollte die Alte von dir?!“, fragte ich keuchend, als ich ihn eingeholt hatte. „Hatte das irgendwas mit diesem... Gesöff zu tun?!“ „Kann man wohl sagen.“, grinste Sanji und warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Was... was hat sie gesagt?“ „Sie meinte, ich solle dir auch etwas von dem Trank geben. Du würdest dich als Frau unheimlich gut machen.“, gluckste Sanji und sah mich feixend an. Ich starrte zurück. Allmählich kam es mir wirklich so vor, als ob die gute Frau Gedanken hatte lesen können. Aber ich hatte nach wie vor einen Ruf zu bewahren. „Vergiss es!“, maulte ich und ging schneller. „Nie im Leben trink ich was von dem Zeug!“ Sanji lachte und folgte mir. „Das werden wir ja sehen!“ Ich verzichtete darauf, noch etwas dazu zu sagen. Alles, was mir einfiel hätte die Situation nur schlimmer gemacht! Jedoch... der Gedanke daran, als Frau von Sanji endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, nach der ich mich nun schon so lange sehnte, schien verlockend. Geradezu grandios. Lysop, was machst du nur wieder für Sachen? „Dumme.“, zischte ich so leise, dass Sanji es nicht hören konnte. Vielleicht war es besser, einfach abzuwarten. Es würde sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben, in der ich diesen Trank ausprobieren konnte. Und dann... dann würde Sanji Augen machen... ...mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Herzchenaugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)