Kaze no Uta - Das Lied des Windes von Mera_Mera_no_Karin ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Ich konnte das alles nicht länger ertragen. Es sollte nicht reichen, dass ich jetzt auch noch Mameha, Kirin und Tia verloren hatte. Sie wollten wohl nicht eher aufhören bis sie mir wirklich alles genommen hatten. Was für ein Spiel spielte man hier eigentlich mit mir? Wie lange sollte dieses Katz-und-Maus-Spiel gehen? Ich vergrub mein Gesicht so tief es ging in Torus muffigem Fell. Ich ertrug es nicht mehr diese Situation vor Augen zu haben. Ich wollte den leidenden Toru, dieses Chaos einfach nicht mehr sehen. Das, was mir geblieben war, lag nun auch in Scherben. Jetzt war es mir egal, dass ich im Beisein von anderen meine bitteren Tränen vergoss. Laut schluchzend lag ich über meinen einzig gebliebenen Freund, der seit Wochen mehr tod als lebendig war. Ich wollte alles um mich herum ausblenden, nichts mehr sehen, hören, fühlen... am liebsten auf der Stelle verschwinden, so wie fast alle, die mir lieb waren... Irgendwann spührte ich wie sich eine große Hand vorsichtig auf meine Schulter legte. Diese Berührung holte mich erst wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Misaki....“, hörte ich Kankuros Stimme leise hinter mir sagen. „Wir bringen euch beide von hier weg...Du musst nur noch etwas durchhalten...“ Torus Körper unter mir hob sich ein Stück, weshalb ich dazu gezwungen war mich aufzurichten. Ich sah wie Kiba wortlos einen Eimer Wasser vor ihn abstellte und sich dann ohne mich einmal angesehen zu haben dem auf den Boden liegenden Angreifer zuwandte. Toru begann langsam das Wasser aus dem Eimer zu trinken. Für einige Minuten schwiegen wir alle. Die beiden wussten sicher auch nicht wie sie mit der Situation umgehen sollten. Ich lauschte Torus Trinkgeräuschen und rieb mir mit den Handrücken die Wangen trocken. Als sich meine Atmung wieder einigermaßen beruhigt hatte und ich mit einer halbwegs festen Stimme rechnen konnte, traute ich mich erst die Stille zu brechen. „Kankuro, wie zum Teufel bist du hierher gekommen? Und warum?“ Sein Auftauchen verwunderte mich fast mehr als das des Angreifers. Er schenkte mir ein seltsames Grinsen. „Können wir später darüber sprechen?“, fragte er und blickte dann zu Kiba hinüber, welcher das Messer aus dem Rücken des Mannes gezogen und ihn auf den Rücken gerollt hatte. „Lass uns schauen mit wem wir es zu tun haben...“ Er stand auf und untersuchte den Mann, der regungslos vor Kibas Füßen lag. Von dem Angreifer war kein Mucks mehr gekommen seitdem er zu Boden gegangen war. Nachdem mir die große Blutlache bei einem kurzen Blick in seine Richtung aufgefallen war, vermied ich es ein weiteres Mal hinüber zu sehen. Bisher sind mir solche Anblicke immer erspart geblieben. Mir wurde schon übel bei dem Gedanken daran, dass unweit von mir entfernt ein Toter lag. Mich beschlich immer mehr das Gefühl, dass der Weg des Ninjas nicht der meine war, dabei war ich jahrelang Feuer und Flamme dafür in einen Clan einzuheiraten... Es war deprimierend. Nichts war mehr so wie es einmal war. „... es uns sagen kann er wohl nicht mehr....“, sagte Kankuro, nachdem er anscheinend den Puls gefühlt hatte. Ich streichelte Toru an seiner Lieblingsstelle hinter seinem Ohr und wartete gespannt auf einen Hinweis auf die Identität des Mannes. „Misaki...“, sagte Kiba und kniete sich zu mir. „Kennst du das Symbol auf diesem Stirnband?“ Er zeigte mir ein Ninja-Stirnband. Ein mir unbekanntes Zeichen war hineingeritzt. Ich schüttelte den Kopf. „Sonst hatte er nichts bei sich...Willst du ihn dir vielleicht mal genauer ansehen? Vielleicht kennst du ihn ja.“ Entschlossen winkte ich ab. Das kam für mich keines Wegs in Frage... Ich war mir schon sicher genug, dass ich ihn nicht kannte. Kiba erhob sich und ging zu Akamaru. In meinem Augenwinkel sah ich, dass Kankuro den Mann bei den Füßen packte und ihn in ein nahegelegenes Gebüsch schleifte. „Dann wäre das auch schon mal erledigt...“, sagte er anschließend und wischte sich dabei die Hände an den Hosenbeinen ab. Als er nun in meine Richtung kam, fing Kiba ihn ab. „Ich muss mit dir sprechen.“, hörte ich ihn mit ernster Stimme sagen. Kankuro nickte und folgte ihm hinter den Schrein. Akamaru kam zu mir gelaufen und setzte sich neben mir hin. Es machte den Anschein als würde er mich bewachen wollen. Was sie wohl zu besprechen hatten?... Tief atmete ich ein und aus. Wo sollte das alles hier nur hinführen? Ich kuschelte mich an Toru. Mein Limit war erreicht, meine Reserven erschöpft.... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als ich meine Augen wieder öffnete, war die Nacht angebrochen. Es war stockfinster. Passend zu meiner Stimmung war der Sternenhimmel von einer dicken Schicht dunkler Wolken überzogen. Nicht einmal der Vollmond konnte sich gegen diesen trüben Schleier wehren. Ich streichelte sanft über Torus rücken. Er schien ruhiger zu schlafen als zuvor. Nach diesem überfälligem Nickerchen fühlte ich mich wie eingerostet. Nur langsam konnte ich mich aufrichten. Ich schaute mich um: weit und breit war kein Lagerfeuer zu sehen. „Ich schaue nach den anderen, Toru.“, flüsterte ich und ging um den Schrein herum. Auf einer Insel aus Rasen zwischen ein paar dichten Sträuchern saß Kankuro an einer winzigen Feuerstelle. Er blickte mit starrem Blick in die Glut des Feuers. Offenbar schien er Nachtwache zu halten. Ich wollte ihn nicht aus seinen Gedanken reißen, doch der Kiesweg verriet mein Kommen. Sofort hob er den Kopf als ich den ersten Schritt auf dem Weg machte. Als ich neben ihm Platz nahm, sah er wieder in die Flammen. Ich saß auf meinen Knien und umfasste mit den Händen meine Ellenbogen. Mein Blick blieb an seinem Profil hängen. Er strahlte so eine Selbstsicherheit aus, egal was er tat. Die Situation war mehr als angespannt, doch er strahlte dennoch eine gewisse Ruhe aus, die meine geschundene Seele magisch anzog. Seine Gegenwart nahm mir einen Teil der Last, die ich kaum im Stande war zu tragen. Welch ein Glück, dass er gekommen war. Warum war er eigentlich hier? „Kankuro...Wie bist du hierher gekommen? Wolltest du nicht zurück nach Sunagakure?“ Er grinste, ohne dabei den Blick vom Feuer abzuwenden. „Ich wollte mich auch eigentlich nur noch schnell von Kiba verabschieden, doch da wart ihr zwei auch schon aufgebrochen...alleine... Es war leichtsinnig von euch nur zu zweit aufzubrechen. Das wäre fast ins Auge gegangen! Von Kiba habe ich nichts anderes erwartet, aber ich dachte, nachdem was auf dem Weg nach Konoha passiert war, würdest du vorsichtiger sein und dich nicht zu sowas hinreißen lassen...“ Ich zog meine Stirn kraus. „Was hätte ich denn machen sollen? Ich konnte nur die Hilfe annehmen, die mir angeboten worden ist... War immernoch besser als alleine zu reisen, außerdem wäre ich alleine nicht so schnell gewesen. Vielleicht hätte ich mich alleine ja auch verlaufen.“ Es amüsierte ihn anscheinend wie ich mich vor ihm rechtfertigt, denn sein Grinsen wurde immer breiter. Es machte mich wütend. „Jedenfalls bin ich zusammen mit einem Hund vom Inuzukaclan eurer Spur gefolgt... Meine Worte hast du dir wohl nicht sehr zu Herzen genommen... So schnell wie ihr wart, dürfen eure Pausen nicht sehr lang gewesen sein. Es ist erstaunlich, dass du nach all dem, was in den letzten Tagen...und vor allem heute war, noch so herumlaufen kannst...“ Meine Wut verpuffte und machte Platz für das schlechte Gewissen, das ich nun bekam. Es schmerzte solche Worte aus seinem Mund zu hören, schließlich waren mir seine Worte überhaupt nicht egal. Ich wollte nicht, dass er sowas dachte. Genau das aber, schien er jetzt zu denken. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte nicht anfangen das Gegenteil zu beteuern. Das Auszusprechen könnte Dinge anstoßen, die nicht klug wären, deshalb schwieg ich. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Er blickte wieder ins Feuer, welches mit seinem Knistern die Stille zwischen uns füllte. „Das erklärt zwar, wie du hergekommen bist, aber nicht genau weshalb.“, sagte ich nach ein paar Minuten, um von diesem Thema loszukommen. Kankuros Brauen zuckten. Er griff sich schnell in eine seiner Hosentaschen. Aus ihr zog er ein braunes Lederband mit einem silberglänzenden Anhänger hervor. Er hielt es mir entgegen. Es kam mir irgendwie bekannt vor. Mein Blick sprang sofort zu meinem Handgelenk. „Mein Armband!“, schrie ich entsetzt auf. Blitzschnell riss ich es ihm aus der Hand und prüfte die Rückseite des Anhängers, auf der eine Wolfspfote abgebildet war. In drei der vier Fingerballen waren die Initialen von Mitsune, Naru und mir eingraviert. Dieses Armband war zweifelsohne meins, denn es hatte in der vierten die Silbe „To“ für Toru stehen. „Wo..?“, war ich lediglich in der Lage zu flüstern. „Du hast es in der Hütte verloren. Ich wollte es dir im Krankenhaus zurückgeben, aber habe es dann doch vergessen...“, sagte er, wobei er ein wenig beschämt aussah. „Ich hab gedacht, es könnte dir vielleicht etwas bedeuten...“ Das Lederband war gerissen. Bestimmt hatte ich es bei meinem Versuch meine Fesseln zu durchtrennen kaputt gemacht. Ich umschloss meine Faust fest um das Armband und hielt es an mein Herz. Es war das Symbol meiner Freundschaft zu Mitsune, Naru und Toru. Es bedeutete mir so unendlich viel und trotzdem hatte ich es nicht bemerkt, dass es weg war. Ich musste schlucken. „Du...bist extra gekommen, um es mir wieder zu geben?“ Selbst die Dunkelheit der Nacht konnte nicht die Schamesröte unter seiner Gesichtsbemalung verbergen, die jetzt immer mehr zum Vorschein kam. „ Ach, so weit war der Weg ja eigentlich gar nicht...“ Ich drehte mich von ihm weg. Die Liste mit Dingen, die er für mich getan hatte wurde zusehends länger. Es wurde einfach zu viel. „Du bist so freundlich zu mir...Ich weiß wirklich nicht wie ich mich für das alles, was du für mich getan hast, erkenntlich zeigen soll. Mir fällt da nichts ein, das angemessen wäre...“ Ich hörte wie er einen Atemzug nahm als wollte er etwas sagen, doch es kam nichts. Das Gefühl nur noch eine Last zu sein, quälte mich. Ich war nur noch ein Bündel aus Anspannung, Angst und Verzweiflung. Eine Belastung für alle um mich. Als mir jetzt auch noch wieder die Tränen kamen, fügte ich gedanklich noch „eine verdammte Heulsuse“ zu meiner Aufzählung hinzu. Ich kämpfte gegenan, doch unaufhaltsam liefen sie mir die Wangen hinunter und tropften auf meinen Schenkel. „Hey, Misaki...“, hörte ich Kankuro neben mir flüstern. In einem Gebüsch neben mir knackte es, wodurch ich erschrak und schutzsuchend in seine Richtung wich. Plötzlich trennten unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter von einander. Kankuro hatte sich zu mir nach Vorne gelehnt und stützte sich mit einer Hand ab. Wahrscheinlich hatte er vorgehabt mich zu trösten. Sein Mund war leicht geöffnet, dazu bereit etwas zu sagen, doch es schienen ihm die Worte zu fehlen. Sein Blick war nicht streng und kühl wie sonst, sondern weich und warm. Überrascht blickte ich tief in seine dunklen Augen. Sie waren voller Sehnsucht und Verlangen oder waren es die meine, die sich in seinen spiegelten? Ich spührte seinen Atem auf meiner Haut und bekam dabei eine Gänsehaut. Beim Anblick seiner Lippen klopfte mir das Herz bis zum Hals. Nur noch ein kleines Stück und unsere Lippen würden sich berühren. Ich wünschte mir, er würde sich nur noch ein bisschen weiter nach Vorne zu mir lehnen. Er schluckte. „Misaki...“, murmelte er kaum hörbar. „Hm?“, antwortete ich leise, ohne mich einen Millimeter zu bewegen. Vielleicht war es nur Einbildung, doch es kam mir vor als würde sich der Abstand zwischen uns immer weiter veringern. Langsam neigte ich meinen Kopf nach rechts und schloss dabei meine Augen. Ich wollte es einfach passieren lassen und hoffte, er verstand die Einladung. Ich spührte wie sein Atem meinen Lippen immer näher kam. Mir wurde immer heißer bis auf einmal ein lautes Räuspern ertönte. Sofort riss ich die Augen auf und schaute in die Richtung, aus der es kam. Kiba stand wenige Meter von uns entfernt und hielt sich die Hand vor dem Mund. „Komme ich ungelegen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)