Der doppelte Bookman von yezz ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Bookman ---------------------------- Er atmete tief ein. „Meister?“, fragte er dann mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ja, das ist korrekt. Sie ist die neue Schülerin von Bookman.“, antwortete Komui knapp. Lavi war fassungslos. Er wurde tatsächlich ersetzt! Vor Wut hörte er das Blut in seinen Ohren pochen. Es kostete ihn Mühe, mit ausdrucksloser Mine dazustehen. „Hör zu, Lavi.“, setzte nun Bookman an. „Die Entwicklungen in letzter Zeit haben mich zu einer Entscheidung gezwungen.“ Er hatte es geahnt, dass der Panda davon Wind bekommen hatte. Es ist ihm schließlich immer schwerer gefallen, seine Gefühle für Kanda für sich zu behalten. Doch nun, da er wusste, dass er bei ihm keine Chance hatte, war seine Berufung das Einzige, was im Blieb. Aber auch das sollte ihm genommen werden. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Es hat nichts mit deinen Leistungen zu tun. Du musst zwar noch viel lernen, aber du machst seine Sache im Grunde gut.“, der Rotschopf schaute verwirrt zum Sprechenden. „In Zeiten wie diesen, muss man vielleicht einfach mit alten Traditionen brechen. Daher war ich in Pakistan auf der Suche nach jemanden Speziellem.“, dabei schaute er wieder die Frau an. „Ihre Begabung hat sich herumgesprochen und als ich sie kennenlernte, wusste ich sofort, dass sie die Richtige ist. Wir haben uns auf die Seite der Exorzisten geschlagen, um den Krieg gegen den Grafen zu dokumentieren und dieser Weg ist gefährlich. Ich möchte nicht riskieren, den einzigen Nachfolger zu verlieren. Daher wird sie nun ebenfalls die Lehre bei mir durchlaufen.“, schloss er seine Erklärung. Nun fiel Lavi alles aus dem Gesicht. Eine Partnerin? Es sollte zukünftig 2 Bookman geben? Was genau sollte das nun bedeuten? „Würdest du ihr bitte das Gebäude zeigen? Sie erhält das Zimmer neben deinem. Zudem wäre es gut, wenn du sie morgen zur Forschungsabteilung bringen könntest. Dann wird ihre Waffe fertig sein.“, bat ihn Komui. „Sie ist auch kompatibel?“, fragte er. „Natürlich, das war eine der Voraussetzungen.“, antwortete Bookman. Lavi nickte und drehte sich dann unbehaglich zu ihr um. Was war sie nun für ihn? Kollegin, Exorzist, Partnerin oder vielleicht sogar Rivalin? Eigentlich wollte er sich darüber freuen, dass er nun nicht mehr ganz so alleine war, aber war es das, was er wollte? Sie ließ ihm den Vortritt und so ging er schweigend aus dem Raum. Ohne ein Wort ging er den Flur entlang, sie folgte ihm, wieder mit Abstand. Er musste sich dringend sortieren. Ihm war klar, dass er gerade unhöflich war, konnte sie doch wahrscheinlich am Wenigsten für diese Situation. Der Weg zu ihren Zimmern war nicht weit und so blieb er nach wenigen Minuten stehen und drehte sich zu ihr um. Sie schaute ihm genau in die Augen. Es kam ihm vor, als öffnete sich ein Tor in ihre Seele. Trauer, Leid, Hass, all das spiegelte sich in ihren Augen wider. Aber auch Hoffnung, Lebenslust und Neugierde waren zu erkennen. Auch wenn ihre Mine dabei völlig ausdruckslos blieb. Ihm wurde klar, dass sie viel durchgemacht haben muss und nahm sich zusammen. „Du kommst also aus Pakistan?“, fragte er sie. Sie legte den Kopf schief und lächelte leicht. „Sehe ich so aus?“, ihre Aussprache war perfekt und nichts deutete daraufhin, dass sie gerade nicht in ihrer Muttersprache sprach. „Nein.“, gab er zu und deutete auf seine Tür. „Kommst du auf eine Tasse Tee, oder so, mit rein? Dann können wir uns kennenlernen.“, schlug er vor. Einer musste ja schließlich den ersten Schritt machen. In seinem Zimmer angekommen, setzte sie sich auf dem Boden und sah ihn von unten an. „Ähm, du kannst dir auch einen Stuhl nehmen.“, bot Lavi verwundert an. Sie wurde rot. „Oh, ja. Ähm...“, sie kicherte etwas. „Ist nur so eine Angewohnheit.“, damit schnappte sie sich einen Stuhl und setzte sich hin. Man merkte, dass es für sie nicht bequem war. Sie rutschte auf der Sitzfläche hin und her und versuchte dabei, einen halbwegs souveränen Eindruck zu machen. „Aber Boden ist auch nicht verkehrt.“, lenkte der Rotschopf ein, schob seinen Stuhl von sich und setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich. Erleichtert tat sie ihm nach und schaute ihm ernst in die Augen. „Bitte entschuldige, dass ich den Eindruck machte, dir deinen Platz wegnehmen zu wollen.“, begann sie langsam. Er merkte, wie sie nach den richtigen Worten suchte. „Mir liegt es fern, dir etwas streitig zu machen. Ich bin hier, um dich zu unterstützen. Nicht um dir einen Rang abzulaufen.“ Etwas in ihren Augen veranlasste Lavi, es ihr zu glauben. Ja, er war sich sicher, dass sie es wirklich genauso meinte. Er lächelte. „Wie heißt du?“, fragte er erleichtert. „Ich habe keinen Namen.“, damit senkte sie ihren Kopf und schaute auf ihre Finger. „Das hat dir der alte Panda aber gut beigebracht!“, lachte er nun. Sie schaute auf. „Der alte Panda? Du meinst Bookman?“, sie grinste schief. „Lustiger Spitzname. Aber er hat es mir nicht beigebracht. Ich habe einfach keinen richtigen Namen.“ „Wirklich nicht? Aber wie hat dich deine Familie genannt? Oder Freunde?“, nun war er bestürzt. „Ich kenne weder meine Familie, noch habe ich Freunde.“, gab sie knapp zurück. „Wo bist du geboren?“, ließ er nicht locker. „In Deutschland.“, war die kurze Antwort. „Und wo da?“, hakte er nach. „Ich weiß es nicht.“, teilte sie ihm mit. „Wie jetzt? Du musst doch wissen, woher du kommst! Bitte noch einmal ganz von vorne!“, forderte er sie auf. „Wenn du das möchtest. Aber meine Geschichte ist es eigentlich nicht wert, erzählt zu werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)