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Der doppelte Bookman

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaja... So viel zu alle 2 Wochen aktualisieren.
Ich denke, ich gebe euch zu Ostern doch schon jetzt ein Nachschlag. Immerhin bin ich die Tage gut vorangekommen, mit dem Schreiben :)
Nun erfahrt ihr mehr über Dala ;) Komplett anzeigen

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Der Schock

Kopfschüttelnd ging Lavi den Korridor entlang. Hatten sich die beiden doch tatsächlich verletzten lassen! Wäre er doch besser mitgekommen, aber Komui hatte ihn nicht gelassen, weil der alte Panda auch unterwegs auf einer Mission war. Warum hatte der ihn eigentlich nicht mitgenommen?

Leise öffnete er die Tür zum Krankenzimmer und steckte seinen Kopf hindurch. Seine Augen weiteten sich. Kanda saß neben Allens Bett und hielt seine Hand. Er konnte nicht glaube, was er da sah. Sie sprachen leise miteinander und schon fast liebevoll strich der Ältere dem Weißhaarigen eine Strähne aus dem Gesicht. Er lächelte sogar. „Was auch passiert, ich werde bei dir sein.“, hörte er ihn sagen. Er schluckte und schloss leise die Tür. Fassungslos stand er mit gesenktem Kopf vor dem Krankenzimmer. Einerseits freute er sich für die beiden, da sie ihm wichtig waren. Andererseits hegte er schon lange Gefühle für den Schwertkämpfer. Doch hatte dieser bisher alle seine Annäherungsversuche abgeblockt.
 

Jetzt kannte er auch den Grund. War er wirklich so blind gewesen? Er lachte freudlos. Langsam ließ er sich die Wand neben der Tür hinunter gleiten. Eigentlich stand er ja auch gar nicht auf Männer, doch Kanda hatte es ihm angetan. Vom ersten Moment an. Ungläubig stütze er den Kopf auf seine Arme. Er sollte glücklich sein, für die beiden. Ihm war das alles eh nicht gestattet. Er durfte nicht lieben. Und doch tat er es. Schließlich konnte man Gefühle nicht einfach ausschalten, oder doch? Tränen brannten in seinen Augen. Mit einer schnellen Bewegung wischte er die salzige Flüssigkeit unter seiner Augenklappe weg. Manchmal hasste er es, Bookman zu sein. Zur Einsamkeit verdammt.
 

Er hörte schwere Schritte auf dem Korridor und versuchte sich wieder zu sammeln. Derbe Lederschuhe schoben sich in seinen Blickwinkel. Doch es waren keine Männerschuhe, dafür waren die Füße zu klein und zu schmal. Die dazugehörigen Beine waren in festem Wollstoff gehüllt. Ein warmer Poncho umhüllte ihren Oberkörper. „Du musst Lavi sein.“, stellte die junge Frau fest. Er schaute ihr in die großen, cyanblauen Augen, die ihn aufgeweckt musterten. Ihre dunkelvioletten Haare erinnerten ihn an wilde Krokusse, die er einmal auf seinen Reisen gesehen hatte. Er nickte einfach nur. „Bookman möchte dich sehen. Er ist in Komuis Büro.“, damit hielt sie ihm eine Hand hin, um ihn aufzuhelfen. Unter dem Stoff ihres Ärmels lugte ein seltsames Armband hervor. Er griff nach ihrer Hand und war von ihrem festen Händedruck überrascht. Es schien ihr kaum Mühe zu kosten, ihm aufzuhelfen. Dabei war er ein gutes Stück größer und sie machte einen recht hageren Eindruck.
 

Er schlug den Weg Richtung Büro des Leiters ein und überlegte, wer die Fremde sein könnte. Aber sie wirkte nicht, als wolle sie mit ihm sprechen. Immerhin ließ sie fast zwei Meter Abstand zwischen ihnen.
 

„Ah, da seid ihr ja.“, wurden sie von Komui empfangen, der an seinem Schreibtisch gelehnt war und zum Bookman blickte. Dieser saß auf einem Stuhl vor dem Leiter des Ordens. „Sei so gut und schließe bitte die Tür.“, wandte er sich an die Violetthaarige. „Natürlich, Meister.“, antwortet diese und schloss die Tür hinter sich. 'MEISTER?', fragte sich Lavi schockiert. Hatte man ihn etwa ersetzt? Der Panda hatte schon einige Male damit gedroht, aber er hatte nie geglaubt, dass er diese Drohung wahrmachen würde!

Ein neuer Bookman

Er atmete tief ein. „Meister?“, fragte er dann mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ja, das ist korrekt. Sie ist die neue Schülerin von Bookman.“, antwortete Komui knapp. Lavi war fassungslos. Er wurde tatsächlich ersetzt! Vor Wut hörte er das Blut in seinen Ohren pochen. Es kostete ihn Mühe, mit ausdrucksloser Mine dazustehen. „Hör zu, Lavi.“, setzte nun Bookman an. „Die Entwicklungen in letzter Zeit haben mich zu einer Entscheidung gezwungen.“ Er hatte es geahnt, dass der Panda davon Wind bekommen hatte. Es ist ihm schließlich immer schwerer gefallen, seine Gefühle für Kanda für sich zu behalten. Doch nun, da er wusste, dass er bei ihm keine Chance hatte, war seine Berufung das Einzige, was im Blieb. Aber auch das sollte ihm genommen werden. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Es hat nichts mit deinen Leistungen zu tun. Du musst zwar noch viel lernen, aber du machst seine Sache im Grunde gut.“, der Rotschopf schaute verwirrt zum Sprechenden. „In Zeiten wie diesen, muss man vielleicht einfach mit alten Traditionen brechen. Daher war ich in Pakistan auf der Suche nach jemanden Speziellem.“, dabei schaute er wieder die Frau an. „Ihre Begabung hat sich herumgesprochen und als ich sie kennenlernte, wusste ich sofort, dass sie die Richtige ist. Wir haben uns auf die Seite der Exorzisten geschlagen, um den Krieg gegen den Grafen zu dokumentieren und dieser Weg ist gefährlich. Ich möchte nicht riskieren, den einzigen Nachfolger zu verlieren. Daher wird sie nun ebenfalls die Lehre bei mir durchlaufen.“, schloss er seine Erklärung.
 

Nun fiel Lavi alles aus dem Gesicht. Eine Partnerin? Es sollte zukünftig 2 Bookman geben? Was genau sollte das nun bedeuten? „Würdest du ihr bitte das Gebäude zeigen? Sie erhält das Zimmer neben deinem. Zudem wäre es gut, wenn du sie morgen zur Forschungsabteilung bringen könntest. Dann wird ihre Waffe fertig sein.“, bat ihn Komui. „Sie ist auch kompatibel?“, fragte er. „Natürlich, das war eine der Voraussetzungen.“, antwortete Bookman. Lavi nickte und drehte sich dann unbehaglich zu ihr um. Was war sie nun für ihn? Kollegin, Exorzist, Partnerin oder vielleicht sogar Rivalin? Eigentlich wollte er sich darüber freuen, dass er nun nicht mehr ganz so alleine war, aber war es das, was er wollte?
 

Sie ließ ihm den Vortritt und so ging er schweigend aus dem Raum. Ohne ein Wort ging er den Flur entlang, sie folgte ihm, wieder mit Abstand. Er musste sich dringend sortieren. Ihm war klar, dass er gerade unhöflich war, konnte sie doch wahrscheinlich am Wenigsten für diese Situation. Der Weg zu ihren Zimmern war nicht weit und so blieb er nach wenigen Minuten stehen und drehte sich zu ihr um. Sie schaute ihm genau in die Augen. Es kam ihm vor, als öffnete sich ein Tor in ihre Seele. Trauer, Leid, Hass, all das spiegelte sich in ihren Augen wider. Aber auch Hoffnung, Lebenslust und Neugierde waren zu erkennen. Auch wenn ihre Mine dabei völlig ausdruckslos blieb. Ihm wurde klar, dass sie viel durchgemacht haben muss und nahm sich zusammen. „Du kommst also aus Pakistan?“, fragte er sie. Sie legte den Kopf schief und lächelte leicht. „Sehe ich so aus?“, ihre Aussprache war perfekt und nichts deutete daraufhin, dass sie gerade nicht in ihrer Muttersprache sprach. „Nein.“, gab er zu und deutete auf seine Tür. „Kommst du auf eine Tasse Tee, oder so, mit rein? Dann können wir uns kennenlernen.“, schlug er vor. Einer musste ja schließlich den ersten Schritt machen.
 

In seinem Zimmer angekommen, setzte sie sich auf dem Boden und sah ihn von unten an. „Ähm, du kannst dir auch einen Stuhl nehmen.“, bot Lavi verwundert an. Sie wurde rot. „Oh, ja. Ähm...“, sie kicherte etwas. „Ist nur so eine Angewohnheit.“, damit schnappte sie sich einen Stuhl und setzte sich hin. Man merkte, dass es für sie nicht bequem war. Sie rutschte auf der Sitzfläche hin und her und versuchte dabei, einen halbwegs souveränen Eindruck zu machen. „Aber Boden ist auch nicht verkehrt.“, lenkte der Rotschopf ein, schob seinen Stuhl von sich und setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich. Erleichtert tat sie ihm nach und schaute ihm ernst in die Augen. „Bitte entschuldige, dass ich den Eindruck machte, dir deinen Platz wegnehmen zu wollen.“, begann sie langsam. Er merkte, wie sie nach den richtigen Worten suchte. „Mir liegt es fern, dir etwas streitig zu machen. Ich bin hier, um dich zu unterstützen. Nicht um dir einen Rang abzulaufen.“ Etwas in ihren Augen veranlasste Lavi, es ihr zu glauben. Ja, er war sich sicher, dass sie es wirklich genauso meinte. Er lächelte. „Wie heißt du?“, fragte er erleichtert. „Ich habe keinen Namen.“, damit senkte sie ihren Kopf und schaute auf ihre Finger. „Das hat dir der alte Panda aber gut beigebracht!“, lachte er nun. Sie schaute auf. „Der alte Panda? Du meinst Bookman?“, sie grinste schief. „Lustiger Spitzname. Aber er hat es mir nicht beigebracht. Ich habe einfach keinen richtigen Namen.“ „Wirklich nicht? Aber wie hat dich deine Familie genannt? Oder Freunde?“, nun war er bestürzt. „Ich kenne weder meine Familie, noch habe ich Freunde.“, gab sie knapp zurück. „Wo bist du geboren?“, ließ er nicht locker. „In Deutschland.“, war die kurze Antwort. „Und wo da?“, hakte er nach. „Ich weiß es nicht.“, teilte sie ihm mit. „Wie jetzt? Du musst doch wissen, woher du kommst! Bitte noch einmal ganz von vorne!“, forderte er sie auf. „Wenn du das möchtest. Aber meine Geschichte ist es eigentlich nicht wert, erzählt zu werden.“

Gorak Shep

Sie atmete tief ein. „Wie schon gesagt, ich bin in Deutschland geboren. Mein Vater war ein Entdecker und Forscher. Meine Mutter habe ich nicht kennengelernt. Sie starb bei meiner Geburt. Also hat mein Vater, sein Name war Anton, mich überall mit hingenommen. Sogar zu seinen Expeditionen. So sind wir nach Tibet gereist. Ich war... vielleicht 5 Jahre alt.“, dabei verzog sie das Gesicht etwas, um zu unterstreichen, dass sie es nicht genau wusste. „Er ließ mich bei einer Familie Sherpa in der Siedlung Gorak Shep am Fuße des Mount Everest. Weder er noch jemand aus seinem Team kam je zurück. Die Familie wollte mich erst los werden und hat versucht, mich anderen Reisenden mitzugeben. Aber da sie damit immer wieder scheiterten, mussten sie mich wohl oder übel aufnehmen. Alles andere hätte, nach ihrer Auffassung, Leid über sie gebracht. Schließlich gaben sie meinem Vater ihr Wort.“, schloss sie.
 

„Aber sie haben dir doch einen Namen gegeben?! Schließlich hast du doch lange unter ihnen gelebt!“, warf Lavi ein. „Wenn die Erzählung im Dorf stimmt, bin ich jetzt 17 Jahre. Also habe ich fast 10 Jahre dort gelebt. Sie haben mich meist 'Aja 'oder 'Gremo' genannt.“, gab sie zurück. „'Die ohne Geburt' oder 'weiblicher Dämon'...“, murmelte er. „Das ist grausam.“ „Ich bin überrascht, dass du tibetisch kannst.“ „Ein paar Brocken. Es hat dir sonst keiner einen Namen gegeben?“, hakte er nochmals nach.
 

„Der Dorfälteste, eine Art Heiler, hat mich oft mitgenommen und mir sein Wissen vermittelt. Auch konnte er andere Sprachen, woher, wollte er mir nie verraten. Aber er hat mich gelehrt, was ich heute weiß. Er nannte mich gerne 'Dala'.“, erinnerte sie sich. „Blütenblatt.“, er grinste. „Das hört sich schon wesentlich besser an. Darf ich dich so nennen? Soll das dein erster Name sein?“, er sah ihr Nicken und lächelte ihr warm zu.
 

„Und was geschah dann?“, wollte er nun wissen. „Er starb vor 2 Jahren und ich musste über meine Zukunft entscheiden. Ich hatte 2 Möglichkeiten. Entweder das Dorf verlassen oder einen Ziegenhirten heiraten.“, dabei verzog sie angewidert den Mund. „Versteh mich nicht falsch, aber er war ein Trunkenbold, gewalttätig und mindestens 3 Mal so alt wie ich. Naja, auf jeden Fall habe ich mich für die Reise entschieden. Das war auch übrigens das, was mir mein Ziehvater auf dem Sterbebett empfohlen hatte.“, dabei spielte sie an ihrem Armband. „Der Mala ist von ihm, nicht wahr?“, er schaute sie dabei an. Sie überlegte kurz. „Ach, ihr nennt es Mala! In Tibet sagt man Tengwa. Aber ja, das Armband ist von ihm. Es bedeutet mir viel und gibt mir Kraft, auch wenn ich nicht an diese Lehren glaube“.
 

Lavi schüttete ihr einen Tee nach und sie trank dankbar. Er fragte sich, wie es wohl sein muss, unter Menschen aufzuwachsen, die einen als Last ansahen. Eine glückliche Kindheit sah eindeutig anders aus. „Also bist du dann aufgebrochen?“, begann er wieder das Gespräch. Sie nickte und stellte die Tasse ab. „Von Gorak Shep bin ich nach Xigaze, die Hauptstadt der Region gereist. Von dort aus, verkleidet als Junge, nach Kathmandu. Zum Teil zu Fuß, manchmal hat mich auch wer mitgenommen. Im Gegenzug habe ich gearbeitet. Von Nepal bin ich dann nach Indien und von dort nach Pakistan. In Lahore habe ich dann den alten Panda getroffen.“, bei der Aussprache des Spitznamens ihres Meisters schwang ein belustigter Unterton mit. „Er sagte, du hättest spezielle Fähigkeiten, weswegen er auf dich aufmerksam geworden ist...“, begann Lavi neugierig. Sie lachte. „Da kommst du selbst drauf!“, ermunterte sie ihm zum Nachdenken. Er runzelte die Stirn. Was war so offensichtlich, anhand ihrer Erzählungen, dass sie glaubte, er wüsste das?
 

Sie lebte in Tibet, stammte aber aus Deutschland. Sie ist am Mount Everest groß geworden. Klettern gehörte jetzt nicht zu besonderen Fähigkeiten. Sie schlug sich durch mehrere Länder und... Moment! Sollte das wirklich...? Er schaute die ungläubig an. „Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du alle diese Sprachen kannst!“ Sie grinste amüsiert und zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Warum. Aber ich verstehe meistens, was die Leute sagen. Und so lerne ich ganz schnell die entsprechende Sprache.“ „Und seit wann sprichst du diese hier?“, fragte er nun interessiert.
 

„Seitdem mich Bookman gefunden hat. Also ungefähr 14 Tage.“ Fast hätte er sich an seinem Tee verschluckt. „Das ist nicht dein Ernst!“, jetzt war er wirklich sprachlos. „Kannst du mir das beibringen?“, fragte er mit leuchtenden Augen. Sie zuckte mit den Achseln. „Versuchen können wir es ja mal.“, bot sie an.
 

Sie hatten sich für tibetisch entschieden. Schließlich war das die Sprache, die sie am Längsten sprach. Innerhalb kürzester Zeit war sein Wortschatz gewaltig gestiegen. Die Art und Weise, wie sie ihm die fremde Sprache vermitteln konnte, war unglaublich. Dennoch glaubte er, war sich sogar fast sicher, dass er sich diese nicht einfach autodidaktisch beibringen könnte, wie sie es tat. Er streckte sich und gähnte herzhaft. „Ich würde sagen, ich zeige dir noch kurz das Bad und dann dein Zimmer. Danach gehen wir schlafen. Morgen hole ich dich dann zum Frühstück ab und dann schauen wir mal, was die Wissenschaftsabteilung für dich hat!“, schlug er müde vor. Sie nickte.

Viel Neues

Verwundert blickte Lavi aus seinem Zimmer. Sie war jetzt bestimmt schon über eine Stunde im Bad. Wäre sie zurückgekommen, hätte er mit Sicherheit ihre Zimmertür gehört, deswegen hatte er ja auch seine Tür ein Spalt weit offen gelassen. Wie konnte man so lange im Bad brauchen? Damit bog Dala um die Ecke und er grinste sie an.
 

„Guten Morgen! Du hast aber ganz schön lange gebraucht!“, begrüßte er sie. Sein Grinsen wurde breiter, als er sah, wie sie errötete. „Tut mir leid, aber ich hab noch nie so ein Bad gesehen...“, stammelte sie leise. „Ernsthaft? Und wie habt ihr euch immer gewaschen?“, fragte er. „Mit kaltem Brunnenwasser. Im Sommer gab es auch ein paar Seen, die aus geschmolzenem Schnee entstanden.“, gab sie zurück.
 

Bei dieser Erklärung wurde ihm schon kalt. Er konnte sich schon kaum mehr daran erinnern, ohne einen Luxus wie dieses Bad auszukommen. „Bist du fertig? Sollen wir was Essen gehen?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. Etwas verunsichert nickte sie. „Also, das ist Jerry.“, stellte der Rotschopf den Koch vor. „Jerry, das hier ist Dala.“ „Eine Neue! Schön dich kennenzulernen!“, flötete dieser. „Was möchtest du essen, Liebes?“ „Ähm... Also...“, stammelte sie überfordert. „Na komm, du kannst bestellen was du willst. Was ist dein Lieblingsgericht?“, wollte Lavi wissen. „Lieblingsgericht? So etwas habe ich nicht.“, sie schaute ihn verwirrt an. „Na, was hat dir in dem Dorf, wo du aufgewachsen bist, am Besten geschmeckt?“, versuchte er ihr auf die Sprünge zu helfen. „Ich habe immer nur den selben Eintopf und Brot bekommen.“, antwortete sie.
 

„Baka-Usagi! Seid ihr endlich mal fertig? Andere wollen auch etwas zu essen haben!“, fuhr Kanda ihn an. Lavi seufzte. „Setz du dich doch schon einmal da vorne an den Tisch. Ich bestelle was für uns beide!“, schlug er vor und sah ihr kurz nach, wie sie in Richtung Tisch ging.
 

„Hast du endlich jemanden gefunden, der ähnlich unterbelichtet ist, wie du?“, begann der Schwertkämpfer, nachdem der Rotschopf bestellt hatte. Diese Worte versetzten ihn einen Stich. Er war sich nicht sicher, welche Beleidigung ihn mehr schmerzte. Dass er über Dala oder ihn so gesprochen hatte. „Du solltest sie nicht unterschätzen.“, gab er missmutig zurück. „Che. Wie soll man jemanden unterschätzen, der sich noch nicht einmal was zu essen bestellen kann?“, fragte er. Der Bookman funkelte ihn böse an. „Wenn du so aufgewachsen wärst, wie sie, hättest du das selbe Problem! Außerdem ist sie eine Unterstützung für uns.“, schloss er.
 

Der Schwarzhaarige sah verächtlich zu dem Tisch, an dem sie saß und etwas eingeschüchtert umherschaute. „Che. Wie kann so jemand eine Unterstützung sein?“ „In dem sie Bookmans neue Schülerin ist!“, gab er ohne weitere Erklärung zurück, nahm das Tablett mit der Bestellung und ging. Kanda schaute ihm verwirrt hinterher. Wenn das die neue Schülerin von Bookman ist, was würde aus dem Alten werden?
 

„Allen, hast du gehört, dass Bookman eine neue Schülerin hat?“, damit schloss er die Zimmertür. Allen stand von seinem Bett auf. „Was? Und was ist mit Lavi?“, Allen war ähnlich verwirrt wie Kanda. Dieser zuckte mit den Schultern. „Woher hast du das Gerücht?“, hakte er nach. „Ist kein Gerücht. Ich hab das Mädchen gesehen, komisches Wesen. Konnte sich noch nicht einmal entscheiden, was sie essen soll. Lavi hat sie mir, mehr oder weniger, vorgestellt.“ 'Weniger als mehr.', fügte der Schwertkämpfer in Gedanken an.
 

„Ich mache mir Sorgen, Yu.“, gestand der Weißhaarige. „Du sollst mich nicht so nennen!“, grummelte der Andere. „Du sagtest, nur nicht in der Öffentlichkeit.“, damit setzte er ein verführerisches Grinsen auf und küsste ihn. Kanda ließ es geschehen. Daran musste er sich definitiv noch gewöhnen.
 

Nach kurzer Zeit löste er sich von seinem Freund und zog ihn mit aus der Tür. „Ich will mit Lavi reden.“, erklärte Allen. „Che. Wenn du unbedingt willst. Er müsste bei der Wissenschaftsabteilung sein.“ Sanft, aber mit Nachdruck löste er sich vom anderen. „Aber wenn du mit Baka-Usagi sprechen möchtest, geh alleine. Ich habe von den beiden heute schon genug.“, damit machte er sich auf den Weg zur Trainingshalle.
 

Schon bevor Allen im entsprechenden Korridor angelangt war, hörte er Lavi, wie er sich von den Anderen verabschiedet. Er bog um die Ecke und sah, wie er eine junge Frau vor sich herschob. Diese hatte einen langen blauen Stab bei sich, der aussah als sei er aus Eis. Beide waren zudem bepackt mit mehreren Kleidungsstücken.
 

„Lavi!“, rief der Jüngere und kam den beiden ein Stück entgegen. „Hallo Allen. Schön, dass du wieder fit bist.“, entgegnete der Andere etwas steif. Er schob die junge Frau ein Stückchen nach vorne, die ihn einfach nur mit großen Augen ansah. „Das ist Dala. Sie ist Bookmans neue Schülerin.“, bei den Worten streckte sie ihm eine Hand hin. „Hallo Allen.“, begrüßte sie ihn, als er ihre Hand nahm.
 

„Kann ich dich kurz mal sprechen?“, fragte er an den Rotschopf gewandt. „Weißt du, es ist gerade echt schlecht. Habe furchtbar viel um die Ohren.“, suchte dieser nach einer Ausweichmöglichkeit. Er hatte im Moment wirklich keine Interesse, mit Allen alleine zu sein. Er möchte den Jüngeren wirklich gerne, er war wie ein Bruder für ihn, trotzdem saß der Stachel tief. Er brauchte einfach noch ein wenig Zeit, zu verkraften, dass Allen und nicht er mit Kanda zusammen war.
 

„Weich mir nicht aus!“, bat der Weißhaarige, das Flehen in seinen Augen unübersehbar. Lavi atmete kurz durch und zog ihn dann ein paar Meter weiter. „Was?“, fragte er etwas kühl. „Ist das wahr? Sie ist die neue Schülerin von Bookman?“, fragte sein Gegenüber fassungslos. „Warum sollte ich lügen?“, fragte dieser achselzuckend zurück. „Aber...“, der Jüngere musste sich erst einmal sammeln. „Was wird aus dir?“, fragte er schließlich.
 

Plötzlich erschien eine Wand aus Eis zwischen den beiden. Lavi sprang erschrocken zurück. Die Kälte der Wand durchzog sie mit einem Schauer.
 

„DALA! Ich hab dir gesagt, du sollst es nicht hier drinnen ausprobieren!“, damit schaute der Bookman belustigt und verärgert zugleich zur Violetthaarigen. Diese schaute wie vom Donner gerührt zwischen Eiswand, Lavi und ihrem Stab hin und her.
 

„I-i-i-ich habe nicht damit gerechnet, dass DAS dabei herauskommt!“, presste sie überrascht heraus. „Wie mach ich das jetzt kaputt?“, fragte sie, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, verschwand die Mauer aus Eis auch schon wieder. „Das üben für noch, Eisprinzessin.“, lachte der Rotschopf und fasste sich dabei an den Kopf. „Du siehst ja selbst, die Kleine kann man keine Sekunde aus den Augen lassen...“, entschuldigte er sich bei Allen. „Ich wollte eh Lenalee bitten, mit ihr in der Stadt ein paar Alltagskleider zu besorgen. Ich bringe sie kurz zu ihr und dann komme ich zu dir, in Ordnung?“, schlug er dann vor. Er wusste, sich vor dem Gespräch verstecken war sinnlos. Aber er konnte ihn zumindest noch ein bisschen schmoren lassen. Als kleine Genugtuung für seine sadistische Ader.

Erklärung

Zwar hatte sich Dala erst ein wenig gesträubt, dann hatte sie sich doch zu Lenalee bringen lassen. „Wofür brauche ich noch andere Kleidung, als die der Exorzisten?“, hatte sie ihn gefragt. Er schüttelte immer noch amüsiert den Kopf. Es würde einige Zeit brauchen, bis sie sich an die Annehmlichkeiten des Ordens gewöhnen würde. Er seufzte. Die Verzögerungen waren Lavi ganz recht. Er war um jede Minute, die er hinauszögern konnte, eigentlich froh. Aber jetzt war es an der Zeit, Allen aufzusuchen.
 

Er klopfte an die hölzerne Zimmertür und atmete noch einmal tief durch. Allen öffnete wortlos und ließ Lavi eintreten. „Also, was wird aus dir? Was hast du vor? Du wirkst so anders.“, mit besorgter Mine blickte der Weißhaarige zu seinem Freund. Er hatte es wohl etwas übertrieben. Ja, er war etwas eifersüchtig. Vielleicht auch etwas mehr. Aber Allen war ihm bisher ein sehr guter Freund gewesen. Das hatte er nicht verdient. Er seufzte. „Entschuldige Allen. Das zwischen dir und Yu hat mich etwas aus der Bahn geworfen.“, gestand er und biss sich zugleich auf die Zunge. Jetzt hatte er sich tatsächlich verplappert... Er schaute ihn an und hob entschuldigend die Hände. „Keine Sorge, ich behalte es für mich.“ „Ist das der Grund, warum du gehst?“, fragte der Jüngere bedrückt. Lavi fiel aus allen Wolken und starrte ihn ungläubig an. Was hatte er da nur angerichtet? Schnell drückte er Allen an sich und schaute ihn dann kurz lächelnd an. „Nein. Ich habe nicht vor, zu gehen. Ernsthaft. Ich bleibe euch erhalten und auch weiterhin Bookman. Hätte ich gewusst, dass du dir so Gedanken machst, hätte ich es dir gleich erzählt. Es tut mir leid.“ Er war nun wirklich ein Idiot, dass er da nicht vorher dran gedacht hatte. Sie setzten sich und er erzählte ihm, was es mit Dala auf sich hatte.
 

Es war schon recht spät am Abend, als Lavi zurück in sein Zimmer kam. Die Violetthaarige war noch nicht zurück, sonst wäre Lenalee vorbei gekommen. Was die beiden so lange machen? Seine Gedanken drifteten wieder ab zu dem Gespräch mit Allen. Er fühlte sich schlecht. Dass er den anderen so lange hat zappeln lassen. Aber auch, dass er ihm einfach sein Glück nicht gönnte. Natürlich hatte er sich ihm Gegenüber gefreut und gratuliert. Beteuert, niemanden etwas darüber zu sagen und gelächelt. Seine aufrichtige Seite meinte es auch wirklich ernst. Der Jüngere hatte eine so schwierige Vergangenheit und so viel durchgemacht. Und auch Kanda hatte es verdient, glücklich zu sein. Gerade ihm wollte er es von Herzen gönnen. Trotzdem konnte er es nicht abschütteln. Er wusste nicht, ob es Trauer, Wut oder einfach nur Eifersucht war. Oder alles zusammen. Er hatte immer nur im Kopf, warum er nicht derjenige war, der Kanda glücklich machen durfte. Aber er durfte es einfach nicht. Nicht von Kanda aus und auch nicht von seiner Bestimmung her. Er war Bookman. Aber warum war das so hart? Ein Rumpeln aus dem Nachbarzimmer ließ ihn hochfahren. Das kam ihm gerade recht. Die unbeholfene Art der Violetthaarigen wird ihm sicher gut tun.
 

„Ich bins, Lavi!“, rief er, während er an der Tür klopfte. „Komm rein.“, hörte er. Sie klang eindeutig erschöpft. Grinsend betrat er das Zimmer. Kartons und Papiertüten lagen verstreut auf dem Bett. Die junge Frau saß mit angezogenen Beinen vor dem Bett, den Rücken dagegen gelehnt und den Kopf in den Nacken gelegt. Sie hatte die Augen geschlossen und die Hände hingen schlapp zum Boden. „Du siehst fertig aus.“, stellte der Rotschopf belustigt fest. „Ich hätte ja eingesehen, noch 2 bis 3 Kleidungsstücke zu holen, aber DAS?“, sie schüttelte fassungslos den Kopf, öffnete die Augen und sah ihn an. „Es war furchtbar.“, gestand sie dann. Der Bookman setzte sich laut lachend vor ihr auf den Boden. „Jetzt hast du es hinter dir, Schneeflöckchen.“, gab er zurück. „Warum gibst du mir neuerdings Spitznamen?“, ging sie nicht weiter auf das Thema 'Einkaufen' ein. Lavi zuckte mit den Schultern, wie immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ist so eine Marotte von mir. Und das passt so gut zu deiner Waffe.“, dabei lachte er wieder. „Eigentlich wollte ich heute noch mit dir trainieren. Aber ich glaube, das verschieben wir auf morgen. Möchtest du noch was essen?“ „Ich rühre mich heute keinen Zentimeter mehr.“, war die Antwort auf seine Frage. Er hätte sich wegschmeißen können vor Lachen. „Ja, Lenalee macht keine halben Sachen beim Shoppen!“, zur Bestätigung kam nur ein Seufzen von seinem Gegenüber. Das deutete er als Zeichen, zu gehen. „Dann räum mal deine neuen Klamotten ein und geh schlafen. Morgen nach dem Frühstück geht’s in die Trainingshalle!“, beim Verlassen des Raumes hörte er sie nur wieder genervt Seufzen. Immer noch vor sich hin lachend ging er wieder in sein Zimmer.

Interessantes Sprachvermögen

Am nächsten morgen klopfte Lavi an die Tür seiner neuen Gefährtin. Es war für ihn immer noch ein fremder Gedanke, tatsächlich nicht mehr alleine zu sein. Andere hätten sich vielleicht vom Mittelpunkt verdrängt gefühlt, aber er hatte mehr das Gefühl, dass eine große Last langsam aber sich auf zwei Paar Schultern abgeladen wurde, anstatt auf einem. Auch die Melancholie, die ihn doch manchmal einholte, war seit Dalas Erscheinen, wie weggeblasen.

Langsam wurde er ungeduldig. Sie öffnete ihm doch sonst immer sofort. „Frostbeule? Mach die Tür auf!“, Lavi hämmerte schon fast gegen die Zimmertür. Nach einer weiteren Minute griff Lavi zur Türklinke und lugte in den Raum. Er war leer. Der Stab lehnte noch an der Wand. Er atmete erleichtert auf. Wenigstens würde er sie nicht aus irgendeiner Eisskulptur kratzen müssen. Manchmal musste man sich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen. Er war ganz in seine Gedanken vertieft, dass er nicht merkte, wie Dala hinter in trat. „Buh!“, machte sie hinter ihm laut. Laut schreiend drehte sich Lavi um, sprang einige Schritte zurück und stieß mit dem Kleiderschrank zusammen. Mit großen Augen beobachtete die Violetthaarige, wie ihr Opfer langsam mit dem Rücken den Schrank hinabrutschte und schwer atmend auf dem Boden saß.
 

„Tu. Das. Nie. Wieder.“, japste dieser zwischen einzelnen Atemzügen.
 

Etwas später saßen sie gemeinsam beim Frühstück. Sie unterhielten sich gerade auf japanisch, als Kanda an ihnen vorbei lief. „Hey Yu-chan! Magst du dich nicht zu uns setzten und mit uns ein wenig auf japanisch reden?“, lud ihn Lavi, sichtlich begeistert von seiner eigenen Idee, ein. „Wenn du mich noch ein Mal mit Vornamen ansprichst, schlitze ich dich hier und jetzt auf!“, drohte er. „Und du guckst dir das am besten gar nicht von dem Idioten ab!“, fuhr er an Dala gewandt weiter und verschwand. „Du kannst japanisch?“, wollte Allen wissen, der sich gerade zu ihnen gesellte. Sie nickte. „Ich habe es eben beim Frühstück gelernt.“, erklärte sie, als sei es das Normalste auf der Welt. Der Exorzisten verschluckte sich und keuchte, als Lavi ihm auf den Rücken schlug.
 

„Wie bitte?“, hakte der Weißhaarige noch einmal nach. „Du hast schon richtig gehört, sie hat ein interessantes Sprachvermögen.“, erklärte Lavi. „Interessantes Sprachvermögen?“, wiederholte Allen entsetzt. „Sie lernt eine komplette Sprache in kürzester Zeit und du nennst das ein 'interessantes Sprachvermögen'?“ Er schaute entsetzt zwischen den beiden her. „Ich weiß auch nicht, woher das kommt, aber ich höre die Wörter und kann sie mir meist aus anderen Sprachen ableiten. Ansonsten erkenne ich auch die Bedeutung am Kontext. Die Grammatik kommt dann beim Anwenden. Ich bin damit aufgewachsen. Wie du mit deinem Arm.“, versuchte sie sich zu erklären. „Ist das Prinzip auch irgendwie für andere anwendbar?“, Allens Neugierde war geweckt. „Nicht direkt.“, meinte Lavi. „Du brauchst schon ein paar weitere Sprachen als Basis. Und ganz so einfach, wie sich das aus Pulverschnees Mund anhört, ist es leider auch nicht.“ „Pulverschnee?“, stammelte der Weißhaarige nun irritiert. „Lavi meint, mir Spitznamen geben zu müssen, die mit Schnee, Winter oder Eis zu tun haben. Wegen meines Innocence.“, half Dala ihm auf die Sprünge. „Ich warte nur darauf, bis ihm die Ideen ausgehen.“ „Mir doch nicht, Yeti.“, schnell duckte sich Lavi unter den fliegenden Essstäbdchen Dalas hindurch. „Es wird Zeit, wie du lernst, deinen Eiszapfen zu benutzen, ohne dich oder uns damit Gefrierbrand zu bescheren!“, lachte Lavi und stand auf. Sie verabschiedeten sich von Allen und Dala lief grummelnd hinter dem Rothaarigen her.

Der Weißhaarige schaute dem ungleichen Pärchen noch etwas hinterher. So unbeholfen wie sie war, schien sich aktuell genau die richtige Ablenkung für Lavi zu sein.

Im Bücherregen

Die nächsten Monate vergingen wie im Flug, während Lavi Dala zeigte, wie sie richtig mit ihrem Innocence umging. Er war recht zufrieden mit ihren Fortschritten im Kampf, wenn gleich sie sich immer noch nicht an die ein oder andere Annehmlichkeit im Orden gewöhnt hatte.
 

So standen sie, wieder einmal, in der großen Bibliothek und jeder trug ein Stapel Bücher. „Du bist sicher, dass ich mir die alle ausleihen und durchlesen darf?“, fragte sie erneut. „Nein. Du darfst sie nur mit ins Zimmer nehmen, aber nicht aufmachen. Nur angucken.“, gab er zurück. „Aber was macht das dann für einen Sinn die Bücher mitzunehmen? Ich kann ja verstehen, dass sie niemand anfassen soll, immerhin sind sie sicher wertvoll, aber dann könnten wir sie auch direkt hier lassen.“, bei dieser Erwiderung wäre Lavi beinahe der Stapel aus den Händen geglitten. „Das war nicht ernst gemeint. Natürlich darfst du sie alle lesen. Und ja, die Bücher sind zum Teil recht wertvoll, aber sie sind eben dazu da, gelesen zu werden.“, belehrte er sie.
 

Verwirrt blinzelte Dala ihn an. „Also war das jetzt wieder einer deiner Scherze?“, es klang halb nach einer Frage, halb nach einer Feststellung. Der Rothaarige nickte nur seufzend. Sprachen konnte sie schneller erlernen, als er 'Gramps' sagen konnte, aber Sarkasmus oder Ironie würde sie wohl niemals verstehen. Oder zumindest würde ihn das noch Jahre seines Lebens kosten. Und einige Nerven obendrein.
 

„Baka Usagi! Miihaa!“, rief eine genervte Stimme hinter ihnen. Die Violetthaarige riss mit einem kurzen Aufschrei die Arme hoch und sofort regnete es Bücher. Kanda quittierte diesen Ausbruch mit einem verächtlichen Schnauben. „Yu-chan!“, maulte Lavi. „Was hat dir Eiszäpfchen getan, dass du sie 'blöde Ziege' nennen musst?“ „Sie atmet. Das reicht. Und wenn ich noch einmal höre, wie du mich beim Vornamen nennst, dann schneide ich dich in Stücke!“, gab er gewohnt kalt zurück. „Wie auch immer. Komui will euch beide sehen.“, damit drehte er sich auch schon um und verwand wieder. Eilig sammelten sie die Bücher auf und brachten sie in ihre Zimmer. Danach machten sie sich sofort auf den Weg zum Leiter des Ordens.
 


 

„Da seid ihr ja.“, Komui schlürfte lautstark aus seiner Kaffeetasse. „Ihr sollt auf eine Mission nach Roazhon* aufbrechen. Kanda wird euch begleiten.“ „Ist das jetzt auch dieser Sarkasmus?“, wisperte Dala Lavi ins Ohr. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Das konnte ja heiter werden.
 


 

„Warum müssen wir ausgerechnet in die Bretagne fahren?“, murrte Lavi etwas angefressen im Zugabteil. Ihm gegenüber saß Kanda und studierte die Unterlagen, die Komui ihnen ausgehändigt hatte. „Ich brauche dir nicht die Arbeit von uns Exorzisten erklären, oder Baka Usagi?“, antwortete der Schwarzhaarige scharf. Der Bookman hob beschwichtigend die Hände. „Du weißt, wie ich das meine, Yu-chan. Nur die Sprache hört sich wie Keuchhusten an und die Menschen sind immer so misstrauisch.“, erklärte er. Kaum hatte er geendet, hatte Kanda bereits Mugen auf ihn gerichtet. „Ich habe dich gewarnt.“, war dessen Stimme bedrohlich zu hören. Lavi kniff sein Auge etwas zu und befürchtete schon, dass sein Gegenüber endlich ernst machen würde. Kleinlaut schaute er ihn an und bemerkte, wie dieser plötzlich verwundert blinzelte und sich umschaute.
 

„Verdammt! Wo ist Miihaa?“, grummelte er, ohne sein Katana von Lavis Stirn zu nehmen. Die leichte Berührung kitzelte auf seiner Haut, obwohl keiner sich bewegte. „Ich denke mal, dass sie sich hier irgendwo herumtreibt und jemanden sucht, der bretonisch spricht.“, vermutete der Rothaarige. „Und was soll ihr das bringen?“, fragte der andere harsch nach. „Na, sie will wahrscheinlich die Sprache lernen.“, erklärte der Bookman geduldig und rutschte etwas zur Seite, damit die Waffe nicht mehr auf ihn gerichtet war. Tief ausatmend streckte er seine Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Mach dir keine Sorgen um unseren Eskimo. Die kann ziemlich gut auf sich aufpassen.“, dann fasste er sich ein Herz. „Warum kannst du sie eigentlich nicht leiden?“ Kanda funkelte ihn zornig an, steckte aber dennoch Mugen weg. „Che. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“
 


 

Lavi hatte es sich in der Zwischenzeit bequem gemacht und las in einem Buch. Kanda war damit beschäftigt, Mugen zu polieren. Immerhin hatte die Spitze seines geliebten Katanas Lavi berührt. Beide schauten gleichzeitig auf, als die Tür des Abteils aufgeschoben wurde. Vom Flur ertönte die Stimme Dalas. „Trugarez hag kenavo**!“, rief sie und ging durch die Tür. „Wie ich höre, warst du erfolgreich.“, stellte Lavi zufrieden fest. „Evel-just.***“, kam sofort die Antwort unterstrichen von einem Nicken.
 

„Dann kann sie ja für uns alle Nachforschungen betrieben, wenn sie jetzt fließend diese gottverdammte Sprache beherrscht.“, knurrte der Schwarzhaarige. Die beiden Bookman schauten sich an. „Das war jetzt Sarkasmus, Raureif.“, stellte er fest. „Ja, aber warum? So war es doch geplant!“, Lavi musste über Dalas verwirrten Gesichtsausdruck lachen. „Ja, aber ich glaube, dass Yu-chan noch nicht ganz mit deiner Fähigkeit klar kommt, Schneemann.“
 

Blitzschnell war Kanda aufgesprungen und hielt wieder sein Katana in Lavis Gesicht. „Erstens: Nenn mich nicht beim Vornamen. Ich hasse es, mich da ständig wiederholen zu müssen!“, er funkelte ihn wütend an. „Und zweitens: Wenn du ihr bescheuerte Spitznamen gibst, ist das in Ordnung, oder wie?“ Der Rothaarige zog die Augenbrauen zusammen und stand auf. „Na sicher, Yu-chan. Sie ist ja schließlich so etwas wie meine Gefährtin.“ Lavi konnte nicht reagieren, so schnell hatte er Kandas Ellbogen in den Rippen. Leicht keuchend taumelte er zurück und landete mit dem Hintern wieder auf der Sitzbank. Er sah, wie Dala nach ihrem Stab griff. „Lass gut sein, Schneeglöckchen. Das hatte ich mir wohl so langsam verdient.“

Auf hoher See

Lavi und Dala hatten sich auf den Gang verzogen und Lavi versuchte, aus Keuchhusten-Laute eine Sprache zu erkennen. „Ach komm schon, Lavi.“, seufzte die Violetthaarige. „Das ist doch fast wie Walisisch!“ „Und das ist noch schlimmer!“, beklagte er sich. „Du stellst dich an, wie ein kleines Mädchen!“, nörgelte sie. „Jaja, schon gut. Ich kanns ja. Lass uns mal zurück zur Stimmungskanone. Sonst gewöhnt der sich noch an die Ruhe.“, damit erhob sich Lavi und reichte seiner Gefährtin die Hand, um sie hochzuziehen.
 

Als sie ihr Abteil wieder betraten, rührte sich Kanda nicht. Er saß auf der Bank, sein Mugen ruhte auf seinem Schoß. Die Augen waren geschlossen und er atmete gleichmäßig. Andere hätte er damit vielleicht getäuscht, aber als Bookman hatte man eine besondere Gabe dafür, auch nur die kleinsten Anzeichen und Veränderungen zu bemerken. Auch Dala war dazu, nach einem halben Jahr hartem Training, in der Lage. Allerdings konnten beide auch ganz klar erkennen, was diese Geste zu bedeuten hatte. Es war typisch für Kanda. Er wollte einfach seine Ruhe.
 

Also nahm Lavi die Zusammenfassung zur Mission in die Hand und erklärte der Violetthaarigen mit wenigen, leisen Worten, welche Informationen wichtig waren und wo sie diese finden konnte. Sie mussten vermutlich noch ein paar Tage miteinander auskommen. Da wollte der Bookman den Schwarzhaarigen nicht jetzt schon bis zum Äußeren verärgern.
 

Kurz darauf fuhr der Zug in Dover ein, von dort aus würden sie mit dem Schiff nach Sant-Maloù weiterreisen. Lavi mochte Schiffsreisen nicht sonderlich. Aber was hatten sie für eine Alternative? Sie konnten schließlich nicht fliegen.
 

Schnell hatten sie das richtige Schiff gefunden und stellten fest, dass es bereits in Kürze ablegen sollte. Sie wurden vom Kapitän des Schiffes in Empfang genommen. Nach endlosen Beteuerungen, dass er und seine Besatzung Unterstützer des Ordens seien, brachte der erste Offizier die Drei unter Deck und zeigten ihnen ihre Kabine. „Hätten wir gewusst, dass sie eine Dame mit dabei haben, hätten wir noch eine Kabine frei gemacht und vorbereitet.“, entschuldigt sich dieser zerknirscht, als er sie in den kleinen Raum mit vier Betten führte. Dala winkte ab. „Das ist kein Problem für mich.“, beteuerte sie.
 

Als sie nach dem Abendessen zurück ihn ihre Kabine kamen, zog sich Dala bereits ohne zu zögern ihr Oberteil über den Kopf. „W-w-w-w-was machst du da?“, fragte Lavi mit hoch rotem Kopf. „Umziehen.“, stellte die Angesprochene schulterzuckend fest. 'Dreh dich jetzt bloß nicht um! Dreh dich bloß nicht um', betete Lavi. „Hör mal, Schneeball. Du kannst dich hier nicht einfach umziehen. Es sind 2 Kerle im Zimmer.“ „Che. Als würde mich das interessieren!“ Der Rothaarige verdrehte die Augen. Das war jetzt nicht die Unterstützung, die er erhofft hatte. Dala hingegen zuckte wieder mit den Schultern. „Siehst du, alles gut.“ Jetzt zuckte auch der Bookman mit den Schultern. Warum machte er auch so ein Fass auf? Schließlich war es nicht seine Gefährtin, die ihm den Kopf verdreht hatte und nun mit seinem besten Freund zusammen war. Die Violetthaarige war nur eine willkommene Unterstützung und der Grund, warum er sich das erste Mal seit Jahren nicht mehr so einsam fühlte.
 

Mit einem Seufzen krabbelte er auf sein Bett und schaute an die Zimmerdecke. Morgen würden sie in Roazhon ankommen. Vielleicht hatten sie Glück und konnten die Mission schnell abschließen. Er war kein Freund der keltischen Regionen. Die Sprache war für ihn furchtbar und die Menschen stellenweise richtig unterkühlt. Er kicherte leise. Yu würde sich dort sicher wohl fühlen...
 

Das sanfte Schaukeln des Schiffes wiegte sie langsam in den Schlaf. So war bald nur noch gleichmäßige Atemzüge der drei Exorzisten zu vernehmen.
 

Kanda wurde von lautem Stimmengewirr wach. Er sprang auf die Füße, verlor jedoch sofort das Gleichgewicht. „Was zum...“, entfuhr es ihn angepisst, als er merkte, dass er Richtung Tür schlitterte. Erst jetzt realisierte er, dass das Schiff gefährlich schwankte. Sie mussten in ein Sturm geraten sein. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte und er wurde umher geschleudert. Etwas landete auf ihm und presste die Luft aus seiner Lunge. „Yu-chan, was ist hier los?“, fragte ein hörbar verschlafener Lavi.
 

„Wonach sieht das wohl aus, Baka Usagi! Wir befinden uns in einem Sturm! Wir sollten zu sehen, dass wir nach draußen kommen!“, dann fiel ihm etwas ein. Er riss den Bookman an den Haaren herum „Nenn mich nicht beim Vornamen. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich verarbeite dich zu Hasenragout, wenn du mich noch einmal so nennst!“, schrie er.
 

„Ähm Jungs...? Ich will ja nichts sagen... Aber hier kommt Wasser rein... Das sollte nicht so sein, oder?“, fragte Dala etwas unsicher. „WAS?“ kam es zweistimmig. Schnell schnappten sich die 3 ihre Ausrüstung und stürmten zur Tür. Als Kanda sie aufriss, strömte krachend das Wasser in ihr Zimmer. Innerhalb kürzester Zeit stand ihnen das Wasser bis zur Hüfte. „Wir müssen unbedingt zusammenbleiben“, rief der Rothaarige durch das Getose. Gedankenschnell nahm er seinen Schal, band ihn um die Handgelenke seiner Gefährten und dann schließlich um seins.
 

Kanda bedachte ihn mit einem finsteren Blick, welches vom schummrigen Licht noch dramatisch unterstrichen wurde. Ihm lag ein Spruch auf der Zunge, um den Japaner zu necken, schluckte ihn aber hinunter. Das wäre nun in dieser Situation alles andere als konstruktiv.

Eisklotz im Nirgendwo

Sie trieben zu Dritt auf einer Eisscholle im Meer herum. Der Sturm hatte sich mittlerweile gelegt und die Sonne strahlte erbarmungslos auf sie nieder. „Deine Fähigkeit in allen Ehren, Gefrierbrand, aber könntest du das Eis nicht ein bisschen wärmer machen? Unten erfriert man und oben schwitzt man sich tot. Wenn wir das hier überleben sollten, sterben wir spätestens an einer Lungenentzündung.“, jammerte Lavi. „Che. Dann stürz dich ins Wasser und ertrinke. Dann brauchen wir uns dein ewiges Gejammer nicht mehr anhören.“, entgegnete Kanda. „Yu-chan!“, quengelte der Andere wieder. „Sei nicht so gemein zu mir. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot. Ich meine natürlich Eisscholle!“
 

Die Minuten zogen sich wie Stunden. Sie hatten jegliches Zeitgefühl verloren. „Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie Lavi und sprang auf. Damit brachte er ihren schwimmfenden Untersatz bedenklich ins Wanken. Er nahm seinen Hammer aus der Tasche, an seinem Hosenbein, und rief „Shi...“, doch plötzlich hing Kanda an ihm. Der Rothaarige schaute verdutzt. „Bist du bescheuert? Meinst du diese beschissene Eisscholle kann deinen primitiven Hammer halten?“, fragte er zornig. Blinzelnd wurde der Angesprochene wieder klar im Kopf und steckte den Hammer wieder weg. „Du hast recht. Entschuldige.“, murmelte er. „Che. Entschuldige mich nicht bei mir. Sie ist diejenige, die dieses Ding schon seit Stunden aufrecht hält!“, keifte Kanda. „Meinst du ich hab da Bock drauf? Mit Baka Usagi und Miihaa auf einem Eisklotz in Nirgendwo rumzuschippern? Ich hab die Schnauze auch gestrichen voll!“, jetzt schrie er schon fast. Der Bookman war ein wenig perplex, wandte sich jedoch zu Dala um. Sie sah wirklich erledigt aus. Besorgt strich er ihr über den Rücken. „Gehts noch?“, fragte er dann. „Muss wohl.“, kam die Antwort mit einem schiefen und gezwungenen Lächeln.
 

Zum Glück brach schon bald die Nacht an und zumindest die sengenden Sonnenstrahlen verloren ihre Kraft. Diese ließen soeben den Himmel in Rot- und Gelbtönen erstrahlen, als etwas Lavis Aufmerksamkeit auf sich zog. Er rieb sich sein müdes Auge. „YU-CHAN! EISBERG!“, rief er plötzlich, zeigte dabei hektisch in die Luft. „Eine Möwe!“, seine Stimme war heiser vom Durst. Alle Augen richteten sich gen Himmel. Die Violetthaarige atmete erleichtert aus. Der Bookman blickte zum Japaner und meinte kurz, so etwas wie ein Lächeln gesehen zu haben. Dann verwarf er diese Idee gleich wieder. Yu Kanda lächelte doch nicht! Das war eindeutig ein Streich, den sein dehydrierter Körper ihm gerade macht.
 

Immer wieder teste der Rothaarige, ob der Untergrund es erlaubte, die 3 sicher ans Ufer zu bringen. Aber es sollte noch bis zur vollständigen Dunkelheit dauern. Schließlich fand sein Hammer festen Boden. „Der Festland-Express ist einsatzbereit!“, scherzte er halbherzig, während sich Kanda bereits am Griff festhielt. Lavi nahm Dala unter den Arm, die die Eisscholle noch bis zum Schluss aufrecht halten musste. Sie wollten nicht in Gefahr geraten, umzukippen. „Bereit?“, fragte er in die Runde. Zustimmendes Gemurmel. „Also dann! 3... 2... 1... Shin!“, ihr schwimmender Untersatz schmolz in Sekundenschnelle, während ihnen der Wind um die Ohren pfiff.
 

Als er die Lichter des Festlands immer näher kommen sah, geriet Lavi in Hochstimmung. Übermütig pfiff er vor sich hin. „Das ist ja wahnsinnig toll von dir, dass du uns mitnimmst...“, begann Kanda leicht genervt. „aber halt verdammt noch einmal deine Klappe und seh gefälligst zu, dass du uns sicher ans Land bringst!“, fuhr er ihn an. „Oh man, Yu-chan! Sei doch nicht immer so gemein zu mir!“, nörgelte der Andere. „Ich muss Kanda leider recht geben, Lavi.“, mischte sich Dala ein, die er immer noch unter dem Arm gepackt hielt. Sie hing schlaff wie ein Reissack herunter. „Du hast keinen Ton getroffen!“, seufzte sie. „Eiswürfel!“, empörte sich der Rothaarige gespielt. „Verbünde dich doch nicht mit Yu-Chan gegen mich!“ Der andere Exorzist wollte gerade etwas erwidern, als Lavi bereits auf eine Straße zusteuerte und sie kurz danach dort absetzte.
 

Kanda war so froh, festen Boden unter den Füßen zu haben, dass er den Anschiss ganz vergaß, den er gerade für Lavi bereit gelegt hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass dafür noch genügend andere Möglichkeiten gab. Immerhin hat er den beiden Bookman sein Leben zu verdanken.
 

Kurz hielt er Inne. Die Haut in seinem Gesicht spannte und war unerträglich heiß. Verstohlen fasste er sich dorthin. Bisher hatte er zwar davon gehört, aber es niemals selbst erlebt. Jetzt wusste er mit einem Mal, wie es ist, Sonnenbrand zu haben.
 

Er schnaubte. Das passte prima in seine Gesamtsituation. Schließlich funktionierte im Moment nichts, wie er sich das vorgestellt hatte. Erst kamen sich Allen und er auf einer Mission näher, dann wurden sich verletzt. Jetzt führten sie so eine Art Beziehung, aber irgendetwas sagte dem Schwarzhaarigen, dass das alles nicht das war, was er wollte. Nicht, dass er von so etwas viel Ahnung hätte, aber das Alles machte ihn unzufriedener, als er eigentlich ohnehin schon war. Kurz schloss er die Augen, um diese Gedanken zu verbannen. Er hatte auf dem Weg hierhin genug darüber grübeln können. Vermutlich hatte er auch einen Sonnenstich und spann sich deswegen so etwas zusammen. "Ja, das wirds sein...", murmelte er leise vor sich hin.
 

Er straffte die Schultern und richtete sich gerade auf. Jetzt war es Zeit, seinen Beitrag zu leisten. Am besten schaute er direkt nach einer Gaststätte. Oder zumindest nach einem Passanten, um herauszufinden, wo sie gerade waren!

Altes Ehepaar

„Eiswürfel! Mein Kopf tut so weh! Und meine Haut brennt und juckt!“, jammerte Lavi lautstark. „Che! Baka Usagi! Halt endlich die Klappe! Von deiner Heulerei wird’s auch nicht besser!“, meckerte Kanda lautstark zurück. Die Violetthaarige seufzte. So ging es schon den ganzen Tag. Sie hatten in der Nacht schnell herausgefunden, dass sie in Dieppe gestrandet waren. Ein Anwohner hatte sie zu einer Gaststätte gebracht. Am Morgen hatte Dala den Orden informiert und ihnen wurde aufgetragen, sich zu erholen. Da seit einigen Tagen keine Akuma-Aktivität mehr aus Roazhon gemeldet wurde, sollten sie sich so viel Zeit lassen, wie sie benötigten. Wenn sich etwas an der Lage ändern würde, wollte sich Komui melden.
 

Kanda wollte natürlich direkt weiter. Jedoch hatte auch er mit den Folgen eines Sonnenstichs und starkem Sonnenbrand zu kämpfen. Aber im Gegensatz zu Lavi, litt dieser still vor sich hin. Sobald der Rothaarige jedoch, mal wieder, anfing, sich lauthals über die Situation zu beschweren, wurde auch er ungemütlich.
 

„Warum hast du eigentlich kein Sonnenbrand, Pinguin?“, die Stimme des Bookman war schon fast anklagend, als sie mit Mittagsessen die Stube betrat. „Pinguin? Du warst schon mal kreativer.“, gab die Angesprochene zurück. „Ich habe euch beiden was zu essen mitgebracht. Aber keine Angst, es ist nichts Warmes.“, ergänzte sie noch mit Blick auf den Rothaarigen. Sie half ihm, sich aufzusetzen. Als sie sich zum Japaner umdrehte, stellte sie erleichtert fest, dass dieser sich wohl alleine zu helfen wusste. Sie stellte jedem sein Tablett hin und die beiden Patienten begannen zu essen.
 

„Trinkt mir auch bloß genug!“, ermahnte sie die beiden während des Essens und nippte selbst an ihrem Tee. Kanda schaute kurz auf. „Che. Ich weiß schon, was ich zu tun habe.“, stellte er leicht zornig klar. „Allerdings würde mich auch mal interessieren, warum du nur einen leichten Sonnenbrand hast.“ Sie seufzte. Eigentlich wollte sie niemanden, außer Lavi von ihrer Geschichte erzählen. Aber sie brauchte dem Exorzisten ja auch nicht alles auf die Nase binden.
 

„Ich bin in Tibet aufgewachsen. Am Mount Everest, Himalayagebirge. Sonne macht mir nicht so viel aus.“, antwortete sie knapp. Der Andere nickte, als würde er verstehen. „Aber du bist kein Tibeter.“, dies war eindeutig eine Feststellung und keine Frage. Daher bestätigte sie ihn nur mit einem Nicken. Der Schwarzhaarige wollte gerade erneut ansetzen, als ihm Lavi ins Wort fiel. „Yu-chan! Seit wann bist du so gesprächig? Vorher wolltest du ja auch nichts von Wassereis wissen! Und jetzt hältst du sie davon ab, uns kalte Tücher zu bringen!“, fragte Lavi im gespielten, weinerlichen Ton.
 

Dala zog die Augenbrauen zusammen. „Mein lieber Freund.“, begann sie drohend. „Ich kümmer mich nur um dich, weil mir der alte Panda sonst was erzählen würde, wenn du an einem Sonnenstich verreckst. Aber wenn du jetzt so anfängst, gebe ich dir die gewünschte Abkühlung.“, dabei griff sie bedrohlich langsam zu ihrem Stab. „Hab Gnade mit mir, Eisfee.“, bettelte der Angesprochene sofort. Sie seufzte und setzte sich wieder auf den Boden. „Gut, aber noch einmal und..!“, sie verschränkte die Arme vor der Brust. Dann begann sie, ihre Geschichte noch einmal in Kurzfassung zu erzählen.
 

Die Nacht ging ohne besondere Vorkommnisse in den Morgen über. Kanda wirkte schon wesentlich besser auf die junge Bookman. Und Lavi? „Mir ist immer noch so heiß, Blitzeis!“, jammerte er einmal mehr. Dala ließ mit einem lauten Klatschen ein nasses Tuch auf sein Gesicht fallen. Darunter waren japsende Geräusche zu hören. „Möchtest du auch eins, Kanda?“, sie drehte sich mit einem liebenswürdigen Lächeln zu dem anderen Exorzisten um. „Che.“, machte dieser nur, griff dennoch nach dem Tuch. „Was habe ich nur getan, dass ich so leiden muss?“, die Nörgelei des Rothaarigen schien an diesem Tag kein Ende zu nehmen. Dabei war sich Dala sicher, dass er das nur tat, um Kanda auf die Palme zu bringen. Sie wusste, dass es ihm gar nicht so schlecht ging, wie er behauptete. Das konnte man deutlich am Leuchten in seinem Auge erkennen, wenn er jammerte. Seufzend beschloss sie, Frühstück zu holen.
 

Während die beiden Sonnenbrandgeplagten über ihr Frühstück herfielen, saß die Violetthaarige einmal mehr auf dem Boden und nippte an ihrem Tee. „Möchtest du nichts essen?“, fragte Lavi mit vollem Mund, was ihm wieder ein „Che.“, von der anderen Seite des Zimmers einbrachte. „Ich hab eine Kleinigkeit auf dem Weg gegessen.“, log sie. Schließlich wollte sie nicht zugeben, dass sie mit den ganzen Speisen völlig überfordert war. Zumindest nicht, wenn noch jemand anderes mit im Raum war.
 

Sie hatte gerade das Geschirr weggebracht und betrat wieder den Raum, als sie erneutes Gejammer empfing. „Es juckt immer noch und meine Haut schält sich!“, natürlich war das wieder der Bookman, der sich zu Wort meldete. „Halt endlich deine verdammte Klappe!“, schrie Kanda und knallte ihm sein Kissen an den Kopf. Ein dumpfer Schmerzensschrei ertönte, das Kissen wurde zurückgeschleudert. Natürlich landete es auch auf dem geschundenen Gesicht des Japaners. „Baka Usagi!“, brauste dieser auf, sprang aus dem Bett und packte ihn am Kragen. Allerdings wurde er von dem Gelächter Dalas abgelenkt.
 

„Was ist denn so komisch, Miihaa?“, fragte der Schwarzhaarige mit zusammengekniffenen Augen. Er sah aus, als würde er gleich auf sie losgehen. „Ihr beide...“, brachte sie zwischen ihrem Gekicher hervor. „...seid wie ein altes Ehepaar!“ Sofort ließ Kanda den Bookman los und verkroch sich wieder unter die Decke. Nur noch ein „Che!“ war zu hören.
 

„Ich war noch in der Apotheke.“, damit reichte sie jedem einen Tiegel mit Salbe. „Das sollte euch helfen.“ „Eiskristall?“, fragte Lavi plötzlich mit aufgesetztem Hundeblick. „Würdest du mich einschmieren?“ Zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag seufzte die junge Frau resigniert. Lavi war manchmal schlimmer, als ein ganzer Sack voll Flöhe!

Ein Team

Schon am nächsten Tag konnten sie ihrer Mission nachgehen. Zwar konnte Lavis Gesichtsfarbe mit der seiner Haare konkurrieren, aber nachdem er sich fit genug gefühlt hatte, den anderen beiden einen Streich zu spielen, haben sie kurzerhand beschlossen, auf den angehenden Bookman keine Rücksicht zu nehmen. Kanda hingegen war wieder vollkommen hergestellt. Seiner höheren Regenerationsgeschwindigkeit sei Dank.
 

Von Komui hatten sie vor ihrem Aufbruch telefonisch die Information erhalten, dass ein Trupp Finder das Innocence bereits lokalisieren konnten und bereits mit der Bergung angefangen hätten, da kein Akuma im Umfeld gesichtet worden war.
 

Sie bogen um die nächste Kurve des Waldweges und konnten feststellen, dass sich hier der Baumbestand deutlich lichtete, bis es vollends versiegte und auf ein Tal vor ihnen offenbarte. Die ebenmäßige Landschaft vor ihnen zeigte sich in einem sommerlichen Grün, welches hier und da von bunten Wildblumen durchbrochen wurde. Aber weder ein Baum noch ein Haus oder überhaupt eine Siedlung konnten sie ausmachen. Dafür aber ein beschäftigter Trupp von knapp 10 Findern, die wie die Ameisen umherhuschten.
 

„Wir sind da.“, freute sich der Bookman und verschränkte die Arme hinter dem Nacken, um sie direkt wieder sinken zu lassen. Dala meinte, noch ein leidendes „Scheiß Sonnenbrand“ gehört zu haben. Allerdings beschloss sie, einfach nicht darauf einzugehen.
 

„Das gefällt mir nicht.“, bemerkte Kanda, während er sich umschaute. „Kein Akuma, obwohl nur Finder hier sind.“ „Meinst du, das ist eine Falle?“, fragte die Violetthaarige besorgt. „Selbst wenn, wir brauchen das Innocence. Aber seid vorsichtig.“, kam Lavi dem Japaner zuvor.
 


 

„Wir konnten bereits das Innocence lokalisieren und haben es auch schon fast geborgen.“, erklärte ihnen der Truppenführer, nachdem sie zu den Findern gestoßen waren. Stolz schwang hörbar in seiner Stimme mit. „Bitte habt noch ein wenig Geduld. Es ist nicht notwendig, dass ihr eure Hände daran schmutzig macht.“
 

Mehr und mehr machte sich in den 3 ein schlechtes Gefühl breit. Sie durchstreiften das Gelände, um nach Auffälligkeiten Ausschau zu halten. Immer wieder blickten sie sich um, die Stimmung war gedrückt und nervös. „Lavi, sag mal...“, richtete Dala ihr Wort an den Rothaarigen, wurde aber sofort vom Schwarzhaarigen unterbrochen. „Da vorne ist etwas.“, zischte dieser.
 

Die beiden folgten seinem Blick und runzelten die Stirn. „Yu-chan, glaubst du nicht, dass du so langsam Gespenst... Oh verdammt.“, Lavis Auge hatte sich mit einem Mal geweitet. Dann richtete es sich auf die Violetthaarige. „Du bleibst hier. Dafür bist du noch nicht weit genug.“ „Bitte was?“, echauffierte diese sich. „Vergiss es, Gramps bringt mich um, wenn dir etwas passiert. Du passt auf die Finder auf“, damit lief er dem Japaner hinterher, der sich bereits in Richtung Akuma aufgemacht hatte.
 

Schnaubend blickte sie ihren beiden Gefährten nach. Sollte sie nun wirklich zu den Findern oder ihren Gefährten helfen? Andererseits konnten die beiden sich schützen. Aber die Finder? Sie schrie ihren Frust hinaus und machte dann auf dem Absatz kehrt. Von einiger Entfernung konnte sie Explosionen vernehmen. Ihr war klar, dass der Kampf ihrer beiden Freunde bereits begonnen hatte.
 


 

Als Dala das Camp der Finder reicht hatten, blickten sie schon besorgt in Richtung des Kampffeldes. „Wir haben das Innocence.“, erklärte der Truppenführer und trat auf sie zu. „Gut.“, sie nahm es ihm ab und steckte es in ihre Jacke. „Dann verschwindet jetzt so schnell ihr könnt.“ „Aber...“, stammelte einer der Finder. „Wir sind hier, um euch zu helfen.“ „Ihr habt uns schon genug geholfen.“, entgegnete die Violetthaarige freundlich aber mit Nachdruck. „Wir wollen nicht, dass ihr zu Schaden kommt. Daher beeilt euch. Ich werde gleich zu den anderen beiden Zurückkehren, also kann ich mich nicht um eure Sicherheit kümmern. Allerdings wollen sie ja das hier.“, dabei klopfte sie von außen gegen die Tasche, in der sie das Innocence verstaut hatte. „Also solltet ihr in Frieden gelassen werden. Also los jetzt!“, drängte noch einmal und blickte nervös über die Schulter. Es mussten wirklich viele sein, den man hörte permanent Krach von dem Ort des Kampfes. Ab und an konnte Dala ein Siegel Lavis erkennen.
 

Ungeduldig blickte sie wieder zu den Findern. „Nun macht schon!“, drängelte sie weiter und half, ihre Sachen zusammenzupacken. Seufzend rieb sie sich den Schweiß aus der Stirn, als sich die Männer endlich zum Gehen umgewandt hatten. Dann griff sie entschlossen ihren Stab und rannte los.
 


 

Schnell hatte sie erkannt, dass sie schneller vorankam, wenn sie den Boden vor sich einfror. So schlitterte sie, ihren Stab fest im Griff. Denn dieser musste dafür den Boden berühren. Würde er ihr aus der Hand gleiten, würde sie sich vermutlich ordentlich auf die Schnauze legen. Sie war bald da, stellte sie erleichtert fest. Manchmal war es wirklich vom Vorteil, in einer so unwirtlichen Gegend groß geworden zu sein. Sie ist früher gerne die Hänge nur mit Schuhen hinuntergeglitten. Nun machte sich ihre Übung bezahlt.
 

Mit einem kurzen Blick sondierte sie die Lage. Kanda marodierte durch die Reihen, die Geschichten über sein Geschick im Kampf waren scheinbar nicht übertrieben gewesen. Lavi schwang ebenso beständig seinen Hammer, jagte ein Siegel nach dem Anderen in die Menge. Es waren viele Akuma vom Level 1, aber auch einige mit Level 2. Diese waren nicht so einfach zu besiegen. Aber sie hatten einen Nachteil. Im Gegensatz zu den meisten anderen Level 1 Akuma schwebten sie nicht in der Luft.
 

Dala grinste böse und konzentrierte sich. Es würde eine Menge Kraft kosten, die Akuma einzufrieren. Immerhin standen Lavi und Kanda doch ein wenig voneinander entfernt. Langsam breitete sich das Eis am Boden aus und nahm an Dicke und Breite immer weiter zu.
 

Als einige Akuma von einer blauen Schicht überzogen waren und sich nicht mehr zu rühren schienen, blickte Lavi auf. „Glatteis, wir haben dir doch gesagt, du sollst verschwinden.“ „Vergiss es, wir sind ein Team.“, schnaubte sie. „Ich lass doch nicht meine Freunde zurück.“
 


 

Erschöpft ließ sich der Rothaarige auf die Wiese fallen. „Uff... Das war mal ein anstrengender Tag.“, seufzte er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. Die Violetthaarige grinste. Die Tatsache, dass er jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr über den Sonnenbrand gemeckert hatte, bestätigte ihre Vermutung, dass er entweder nur hatte Nörgeln wollen oder hoffte, Kanda damit zu ärgern. Lavi ärgerte gerne Leute, aber aus irgendeinem Grund den Japaner doch am Liebsten. Vielleicht weil er sich so griesgrämig gab...
 

„Miihaa?“, schnaufte der Schwarzhaarige. „Muss ich mich etwa wiederholen?“ Sie blinzelte ihre Verwirrung weg und schaute fragend zu Kanda. „Was ist mit dem Innocence?“, wiederholte er genervt. „Hast du mir nicht zugehört?“ „Ähm... Entschuldige, Kanda.“, murmelte sie und griff dabei in ihre Jacke und reichte ihm das gewünschte Objekt.
 

Der Japaner steckte das Innocence in die Jacke und drehte sich um. „Du scheinst ja doch mal ganz brauchbar zu sein.“, damit ging er Richtung statt zurück. „War das gerade Sarkasmus oder so etwas wie ein Lob?“, fragte Dala Lavi vollkommen perplex. „Da fragst du den Falschen.“, bekam sie die irritierte Antwort des Rothaarigen.

Mission mit Bookman

Gut gelaunt kamen die beiden Bookman im Orden an. Kanda hingegen war eine Spur griesgrämiger als sonst. Sie hatten die Nacht in Ruhe im Gasthaus in Roazhon verbringen können. Und selbst Kanda hatte etwas mit ihnen geredet. Später hatte Lavi Dala erklärt, dass es entweder am Adrenalin des Kampfes gelegen haben müsse oder der Gastwirt ihm vielleicht Alkohol in den Tee gekippt haben musste. Denn sonst würde Kanda nicht die Gesellschaft anderer suchen.
 

Sie gingen direkt zu Komui, übergaben ihren Bericht und erzählten von der Mission. Der alte Panda war auch dabei und verfolgte die Schilderungen Lavis mit ausdrucksloser Miene.
 

„Warum hast du in den Kampf eingegriffen, obwohl es dir verboten wurde.“, fragte er am Ende die Violetthaarige. Diese hob fragend die Augenbrauen. „Na, weil das meine Freunde sind.“ Nach diesen Worten runzelte der Bookman die Stirn und nickte. „In Ordnung. Dala, wir beide brechen morgen bei Sonnenaufgang du einer Mission auf. Lavi wird sich in der Zwischenzeit um die Aufzeichnungen hier kümmern.“ Dann verließ er Komuis Büro.
 

Fragend blickte Dala Lavi an. „Was war das?“, wisperte sie ihm fragend zu. Er grinste schief und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Na, wo nach sieht es denn aus? Du hast deine erste offizielle Bookman-Mission!“ Doch irgendwie wollte sie nicht glauben, dass es das war.
 


 

Der kalte Regen peitschte ihr ins Gesicht, als sie auf dem Bahnsteig standen und auf ihren Zug warteten. „Wohin geht es denn, Meister?“, fragte sie leise und versuchte, das Unbehagen aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie wollte doch nun viel lieber bei ihren Freunden sein. Die Mission hatte ihr gezeigt, dass sie helfen konnte. Sie war anderen nicht nur einfach ein Klotz am Bein. Und man schien sie zu respektieren und zu mögen. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich zu Hause und gebraucht. Es war ein schönes Gefühl, welches ihr sofort ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte.
 

„Nach Deutschland. Also ist die Reise nicht wirklich weit.“, die Antwort des Älteren ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Nach Deutschland? Warum unbedingt nach Deutschland? „Und was wollen wir da?“, fragte sie und konnte nur mit Mühe verhindern, dass ihre Stimme kippte. „Ich muss dir dort etwas zeigen, was für deine Ausbildung als Bookman sehr wichtig ist.“, kam die ruhige Antwort.
 

Wichtig für ihre Ausbildung als Bookman? Sie erinnerte sich, dass Lavi von einigen besonders alten Bibliotheken in einigen deutschen Städten erzählt hatte und, dass er mit Bookman diese einmal besucht hatte. Der Gedanke daran ließ sie ruhiger werden. Das war nur logisch. Immerhin musste sie viel Wissen aufarbeiten. Sie sollte die Zugfahrt und die Schiffsreise unbedingt dazu verwenden, weiter ihr Erinnerungsvermögen zu verbessern. Es fiel ihr zwar schon immer leichter, sich Dinge dauerhaft zu merken, aber sie bewegte sich noch lange nicht auf solch einem hohen Niveau wie Lavi oder gar Bookman selbst.
 


 

Lavi wachte gut gelaunt auf. Heute würden Dala und Bookman aus Deutschland wiederkommen. Er wollte es sich nicht ganz eingestehen, aber irgendwie hat er seinen Eisbären vermisst. Er grinste bei der Vorstellung eines Eisbären mit der violetten Mähne Dalas.
 

Nach einem kurzen Aufenthalt im Waschraum lief er auch schon die Treppen hinunter Richtung Komuis Büro. Sie müssten jeden Moment da sein. Vermutlich hatten sie all die tollen Bibliotheken in Deutschland besucht. Vielleicht wären sie auch noch in Prag gewesen, wenn es die Zeit hergegeben hatte. Er wäre so gerne dabei gewesen, doch war ihm klar, dass einer sich um die Aufzeichnungen kümmern musste. Allerdings ließ dies immer wieder die Frage aufkommen, warum sie nicht vorher auf die Idee gekommen waren, noch jemanden dazu zu holen. Es machte die Sache um so vieles einfacher!
 

Er bog um die Ecke und hörte schon die bekannte Stimme des alten Pandas. Grinsend trat er durch die offene Bürotür und stutzte. Dala hatte ihre Haare in einen strengen Dutt zurückgebunden. Er mochte ihre ursprüngliche Frisur. Mit den losen Affenschaukeln und den Zöpfen. Vermutlich war nur diese Art der Frisur einfacher für lange Zug- und Schiffsreisen. „Dala! Bookman! Schön, dass ihr wieder da seid.“, begrüßte er die Anwesenden laut.
 

Bookman blickte ihn kurz über die Schulter an und nickte. Dala hingegen drehte sich nicht zu ihm um. „Dala, würdest du bitte mein Gepäck auf mein Zimmer bringen?“, hörte er Gramps sagen. „Natürlich, Meister.“, die Stimme der Violetthaarigen war seltsam monoton. Als sie sich umdrehte, starrte Lavi sie an und wagte nicht mehr zu atmen. All der Ausdruck von Lebenslust, Freude und Neugierde war aus ihren Augen gewichen. Zurück blieben nur noch trübe Seelenspiegel. Fassungslos blickte er ihr nach. Als sie das Zimmer verlassen hatte, schnellte sein Kopf zurück zu seinem Meister.
 

Mit 2 Schritten stand er vor ihm und beugte sich wütend zu ihm hinunter. „Was hast du getan?“, zischte er wütend. „Ich habe ihr eine Lektion gezeigt. Eine Lektion, die du scheinbar schon längst wieder vergessen hast.“, antwortete er kühl, bevor sich auch der Bookman zum Gehen umwandte.

Trostlose Hülle

Die Monate strichen ins Land und Dala blockte alle Annäherungsversuche ab. Sie reagierte weder auf dämliche Spitznamen noch auf Beschimpfungen. Wenn es sein musste, stand sie da und hörte mit gesenktem Kopf zu. Aber sie sprach kaum, aß nur das Nötigste und war meistens alleine. Ihre Zeit im Orden verbrachte sie mit Übungen und Training. Allen anderen Aktivitäten ging sie aus dem Weg.
 

Mit anzusehen, wie diese junge und lebenslustige Frau nur noch ein Schatten ihrer selbst war, eine trostlose Hülle, brach Lavi mehr und mehr das Herz. Aber auch die Stimmung bei seinen Freunden wurde immer schlechter. Lenalee hatte ihm sogar erzählt, dass Kanda und Allen sich schon vor einer Weile getrennt hätten. Dala schien sie alle in einen Strudel schlechter Laune zu reißen.
 

Geräuschvoll knallte ein Tablett neben ihm auf den Tisch. Ein, mal wieder, besonders schlecht gelaunter Kanda ließ sich neben ihm nieder und verschränkte wartend die Arme vor der Brust. Als er aufblickte, stellte er fest, dass Lenalee und Allen gerade gegenüber auf die Bank fallen ließen.
 

„So kann das nicht weitergehen.“, brachte es die Grünhaarige direkt auf den Punkt. „Ich kann nicht mit ansehen, wie das hier alles zerbricht.“ Sie blickte alle Anwesenden nach der Reihe an. „Uns muss was einfallen. Lavi? Weißt du, was mit ihr passiert ist?“
 

Betreten schüttelte dieser seinen roten Schopf. „Nein. Bookman faselt nur ständig was von einer Lektion, die er ihr gezeigt habe und ich bereits wieder vergessen habe.“, dabei fixierte er weiter sein Essen vor ihm und ließ die Schultern hängen. „Ich habe schon nach Parallelen zu meiner damaligen Deutschlandreise mit ihm gesucht. Aber sie will mir auch nicht erzählen, was passiert ist. Sie schaut mir noch nicht einmal mehr in die Augen.“
 

Eine lange Zeit schwiegen sie sich an. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Bis ein Räuspern sie auf ihren Gedanken zurückholte. „Gut, dass ich euch hier alle treffe. Das erspart Arbeit. Ihr sollt alle zu Komuis Büro.“, damit drehte sich Reever auch schon wieder um und verschwand.
 


 

Ihm Büro angekommen, wurden sie bereits von Komui, Bookman und Dala erwartet. „Ich mache es kurz, denn die Situation verlangt es. Wenn die berichte Stimmen, wurden Noah 80km nördlich von hier gesichtet. Ich brauche euch nicht erklären, dass mich diese Tatsache beunruhigt. Guckt euch das Ganze an und interveniert, wenn notwendig. Aber passt auf, dass sie euch nicht zurückfolgen!“ „Lavi und Dala werden euch wegen den Aufzeichnungen begleiten.“, fügte Bookman hinzu.
 

Lavi schielte zu der Violetthaarigen. Was sollte das werden? Warum hatte er so betont, dass sie wegen den Aufzeichnungen mitkommen sollten?
 

Hastig packten sie ihre Sachen und trafen sich dann am unterirdischen Bootssteg. Sie mussten sich beeilen, denn sie wollten es unbedingt vermeiden, dass die Noahs näher an den Orden kommen.
 

„Wenn ihr mich fragt, das stinkt nach einer Falle.“, grummelte Kanda mit verschränkten Armen. „Es gibt keine Angaben, wer oder wie viele der Noah vor Ort sind. Trotzdem werden fast alle Exorzisten ausgesandt.“ „Wir müssen aber der Sache auf den Grund gehen. Was passiert, wenn plötzlich der Earl mit einer Armee vor der Tür steht?“, fragte Allen. „Che. Wenn er das wollte, hätte er das schon längst getan.“, kam die Antwort prompt. Nach einem resignierten Seufzer Allens kehrte Stille in die Gruppe ein.
 


 

Nach 3 Stunden Reise kamen sie in ein verlassenes Dorf. Die Häuser waren Ruinen. Nur hier und da schien eines der Gebäude solider gebaut worden zu sein, sodass sie zumindest noch etwas Schutz bieten würden, sollten sie die Nacht hier verbringen müssen.
 

Langsam schritten sie zur Dorfmitte. Diese bestand aus einem maroden Marktplatz. Es sah aus, als hätten die meisten Bewohner vor Jahren die Stadt fluchtartig verlassen. Ein Schauder lief Lavi den Rücken hinunter, während der neben Dala dem Rest der Gruppe folgten.
 

Der modernde Stoff der Stände flatterte im kühlen Wind. Es roch nach Regen. Der Rothaarige wusste, dass der Abend ein kleines Unwetter mit sich bringen würde. Vielleicht auch mit Gewitter. Kein gutes Wetter, um ihn einem verlassenen Dorf zu sein.
 

„Keine Spur von irgendeinem Leben.“, stellte Allen fest, während er noch gebeugt einen Stand begutachtete. Dann richtete er sich auf und klopfte etwas Staub von seiner Hose. „Wenn ihr mich fragt, falls ihr einer war, ist er mittlerweile wieder weg.“
 

„Dich fragt aber keiner.“, hörten sie eine bekannte Stimme.

Bookman haben keine Freunde

Wie angewurzelt verharrte die Gruppe auf der Stelle. Alleine schon diese Stimme schickte Allen eiskalte Schauder den Rücken hinunter. „Sieh mal Tyki. Man braucht nur lange genug den Köder auslegen und schon tappen sie alle in die Falle.“, freute sich eine weitere Stimme, diesmal kindlich weiblich.
 

Sofort hatten die Exorzisten ihre Innocence aktiviert. Lavi packte seinen Hammer und wollte zum Rest der Gruppe stürmen, doch hielt Dala ihn mithilfe ihres Stabes auf. Der Rothaarige spürte die Kälte an seiner Brust. „Aber... Ich muss zu meinen Freunden.“, er schaute Dala mit großen Augen an.
 

„Bookman haben keine Freunde. Hast du das bereits vergessen?“, fragte sie kühl und beobachtete unverwandt den Angriff der Noah auf Lenalee, Allen und Kanda. „Das ist Schwachsinn! Das weißt du selbst! Hast du nicht vor Kurzem selbst noch sie als deine Freunde bezeichnet?“, verzweifelt schrie Lavi Dala an. „Was hat er nur aus dir gemacht?“
 

„Er hat mir gezeigt, dass man Anderen nicht trauen kann.“, kurz flackerte purer Hass in den cyanblauen Augen auf. „Was hat er dir angetan, Schneehase?“, flüsterte fassungslos. Er spürte, wie ihre Aufmerksamkeit kurz nachließ und so konnte er sich schnell befreien.
 

„Lavi! Wir sind Bookman, wir sind Beobachter! Wir haben uns in den Kampf nicht einzumischen.“, keifte sie ihm nach. Kurz blieb er stehen und blickte sie mitleidig über die Schulter an. „Lieber sterbe ich bei dem Versuch, die Menschen, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin, zu beschützen, als eine gefühlskalte und trostlose Hülle zu werden, wie du sie geworden bist.“ Dann nahm er seinen Hammer und betrat das Schlachtfeld.
 


 

Dala stand da und blinzelte. „Menschen, die mir wichtig sind...“, murmelte sie. Ja, diese Menschen waren mal wichtig für sie gewesen. Doch hatte Bookman ihr gezeigt, wie heuchlerisch Menschen doch ein konnten. Nein, sie würde ihr Leben nicht dafür geben, solche Widerlinge zu retten. Menschen dachten nicht an Andere. Sie wollten sie nur dominieren, Macht ausüben und ausnutzen. Das war der Grund für die Kriege, die Not und das Elend. Das war der Grund, weswegen Leute auf offener Straße ermordet wurden oder Kinder einfach zurückgelassen wurde. Es war ein bitterer Gedanke, aber der Schmerz dazu hatte schon lange aufgehört.
 

Aber was, wenn diese Menschen doch anders waren? Haben sie nicht immer für die Menschen gekämpft? Sind für einander eingestanden? Hatte Kanda sie nicht damals mehr oder weniger aus dem Schiff gerettet, auch wenn er immer so tat, als wären ihn die anderen egal? War es nicht gerade Lavi, der verzweifelt versuchte, seine Freunde mit dem Hammer zu schützen und war es nicht Lenalee, die sich eben bei einer Attacke, die eigentlich für Kanda bestimmt hatte, dazwischen geworfen hatte?
 

Ihre Gedanken rasten und ihr Kopf schmerzte. Was war richtig, was war falsch? Die Stimme Bookmans echote immer wieder durch ihren Kopf. „Bookman haben keine Freunde, keine Gefühle.“ Und immer wieder blitzte Lavis leidenschaftliches Auge vor ihrem inneren Auge auf, als er ihr erklärte, er würde lieber für seine Freunde zu sterben als... Als so zu enden wie sie.
 

Sie schluckte schwer. Was war aus ihr geworden?
 


 

Lavi keuchte auf. Er versuchte verzweifelt, Lenalee und Kanda vor Roads Attacken zu schützen, während Allen Tyki Mikk ablenkte. Die Grünhaarige war getroffen worden, die Frage war nur, wie schlimm war es. Konnte sie weiterkämpfen. Plötzlich stand Allen wieder neben ihm. Er sah ähnlich mitgenommen aus, wie alle aus der Gruppe. „Wir müssen uns was einfallen la...“, schrie Allen der Gruppe zu, doch etwas aus seinen Augenwinkeln ließ ihn verstummen. Bevor er noch ein Wort sagen konnte, waren sie eingeschlossen.
 

„Verdammt! Was ist das?“, schrie Allen wieder und hämmerte gegen die Wand. „Das ist doch Miihaas Werk.“, stellte Kanda fest, der Lenalee etwas stützte. „Ja,“ bestätigte Lavi. „Sie kann uns damit abschirmen. Es macht allerdings keinen Sinn... So kann sie nicht kämpfen.“, fügte er leise hinzu.
 


 

„Hör auf Lavi. Auch wenn das Eis ist, kannst du es mit deinem Feuersiegel nicht zum Schmelzen bringen. Es ist aus Innocence gemacht und genau dieses hält es aufrecht.“, erinnerte Lenalee den Rotschopf wieder. Schnaubend ließ sich dieser wieder auf den Boden sinken. Das Zeitgefühl hatten sie schon längst verloren. Ob es nun nur Minuten oder Stunden oder sogar Tage her war, dass sie in dieser Kuppel aus Eis eingeschlossen waren, wussten sie nicht. Auch hat jeder versucht, die Mauern zu durchbrechen. Erfolglos. Sie wurden schon alle wahnsinnig vom lauten Knurren von Allens Magen. Nicht zum ersten Mal stellte sich Lavi die Frage, was auf der Violetthaarigen geworden war. Doch versuchte er sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie diese Kuppel nur aufrecht halten konnte, wenn ihr Innocence noch aktiv war. Das musste also damit gleichbedeutend sein, dass sie noch lebte.
 

Lautes Knacken ließ sie zusammenzucken. Schnell kamen sie auf die Füße, als sich die ersten Risse in dem Eis bildeten. Sie aktivierten ihre Innocence, bereit dem zu trotzen, was dort auf sie warten würde. Ein großes Loch bildete sich und sie blickten angespannt in das hineinströmende Licht. Langsam und blinzelnd tastete sich Lavi Schritt für Schritt hervor, bis er aus der, langsam zusammenfallenden Eiskuppel trat. Er blickte sich um. Er sah niemanden. Kein Noah und auch keine... Dala. Zögernd umrundete er die Kuppel und blieb nach einigen Schritten abrupt stehen. Da lag sie. In einer Lache aus Blut.
 

Seine Hände bebten, als er nach ihren Schultern griff und sie behutsam umdrehte. Ihre cyanblauen Augen waren geöffnet und blickten ihn an. Doch erkannte er deutlich etwas in ihnen. Sorge. „Seid ihr alle in Ordnung?“, fragte sie keuchend und leise. Lavi nickte und strich ihr sanft über die Wange. Er wollte nicht an ihrem Körper hinunterschauen. Er wollte einfach nicht den Ausmaß des Schadens sehen, den die Noah an diesem zerbrechlichen Körper angerichtet hatten. Er wollte das Bild von der echten, lebenslustigen Frau im Kopf behalten und nicht direkt an einen, vom Krieg geschundenen Körper denken müssen.
 

„Es tut mir leid, Lavi.“, brachte sie mit erstickter Stimme hervor. „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es war Bookmans Fehler. Ich weiß nicht, was...“ „Mein Vater...“, unterbrach sie ihn. „Bookman hat mir meinen Vater gezeigt.“ Lavi runzelte die Stirn. „Dein Vater ist auf einer Expedition am Mount Everest ums Leben gekommen.“ Sie verzog ihr Gesicht zu einer bitteren Grimasse. „Nein. Er lebt. Ich hab ihn gesehen, habe mit ihm gesprochen und habe ihm eine Ohrfeige verpasst.“, auch wenn ihre Stimme von Zorn getränkt war, konnte sie ein kleines Lächeln der Genugtuung bei den letzten Worten auf ihren Lippen erkennen. „Das hast du gut gemacht.“, flüsterte Lavi und schob ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Als er merkte, wie ihr Atem flacher wurde, nahm er ihre Hand. „Ruh dich aus, Eissturm und halte durch. Wir sind nicht weit vom Orden entfernt.“, flehte er, trotz besseren Wissens, leise. Doch noch während er sprach, sackte ihr Kopf kraftlos nach hinten und ihr Körper hing schlaff in seinen Armen.

Wenn sich Wege trennen

Es war ein stürmischer und grauer Herbstabend. Es passte zu Lavis Laune. Die Beerdigung und die ganzen mitleidigen Blicke hatten ihn gestern fertiggemacht. Heute hatte er sich den ganzen Tag eingesperrt, nur einige wenige hat er zu sich vordringen lassen. Seine Entscheidung stand fest. Er hatte sie bereits Komui wissen lassen. Ab morgen würde alles anders sein. Aber überhaupt nicht einfacher. Er wusste nicht, was die Zukunft brachte. Vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen. Aber er musste aus diesem Dasein ausbrechen. Das war ihm bewusst geworden. Nicht erst nach dem Tod einer, für ihn so wichtigen, Person. Aber andererseits hat gerade dieser Tod ihm einen völlig neuen Weg offenbart. Aber ob es der Richtige war?
 

„Was würdest du an meiner Stelle tun, Frostwind?“, fragte er leise. Das Gesicht auf das Meer gerichtet, das unter ihm gegen die Klippen brandete.
 

„Auf mein Herz hören.“, kam die Antwort und Lavi lächelte. Das war genau die richtige Antwort. Sie wusste einfach immer, was er gerade brauchte.
 

„Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe.“, gab er mit hängendem Kopf zurück.
 

Der Wind trug ein Lachen an seine Ohren. Es war munter und lebendig. So wie es vor dieser verhängnisvollen Mission gewesen war. „Du hast mich doch nicht im Stich gelassen. Das hast du nie. Aber ich möchte, dass du glücklich bist. Das wollte ich schon immer.“ Lavi seufzte und drehte sich herum. Er blickte in aufgeweckte, cyanblaue Augen und musste grinsen.
 

„Du hast aber nicht vor, mich von der Klippe zu schubsen, oder Iglu?“, fragte er. „Vielleicht, wenn du mir weiter so bescheuerte Spitznamen gibst?“, neckte sie ihn lachend und ließ ihre Beine über die Klippe baumeln. Lavi setzte sich zu ihr.
 

„Wie fühlst du dich? Jetzt wo Gramps tot ist.“, fragte sie leise. „Ich bin traurig, aber irgendwie auch erleichtert. Ich habe meinen Weg gewählt.“, gab er zu. „Und du?“, wollte er von ihr wissen. „Ich weiß, dass ich das kann. Gerade im letzten Halbjahr, als es mit ihm bergab ging, habt ihr mir extrem viel beigebracht. Aber dennoch... Ich bin immer davon ausgegangen, dass er mich als deine Schülerin ausgesucht hat, dass du irgendwann Bookman werden würdest.“
 

Lavi lachte. „Ja, das dachte ich auch. Aber manchmal ist das Leben voller Überraschungen.“ Beide mussten darüber lachen. „Wenn wir schon bei Überraschungen sind... Wie hat Komui deine Entscheidung aufgenommen?“, dabei schaute sie ihn forschend an. „Er hat sich gefreut. Zuwachs in der Exorzisten-Familie.“, grinsend zuckte er mit den Schultern. „Und das andere?“, hakte sie nach. „Er hat nichts dagegen. Allerdings sollen wir das nicht an die große Glocke hängen. Er hat wohl Angst, noch weitere Besuche von Levrier zu bekommen.“, wieder stimmte sie in sein Lachen ein.
 

„Ich glaube, Kanda ist generell nicht der Typ für große Glocken.“, lachte sie und lief rot an, als ihr plötzlich klar wurde, wie zweideutig ihre Bemerkung gerade war. Lavi hingegen robbte von der Klippe weg und lachte lauthals. „Möchtest du mich umbringen? Ich wäre vor Lachen beinahe vorne übergekippt!“, beschwerte er sich nach einer Weile noch immer etwas atemlos.
 

Dala war inzwischen zu ihm gekommen und hielt ihm nun eine Hand hin, um ihm hochzuhelfen. „Lass uns zurück gehen. Ich muss morgen früh aufbrechen. Ich brauche jetzt einen Lehrling, falls du es vergessen hast.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Roazhon = Rennes
**"Danke und auf Wiedersehen!"
***"Selbstverständlich."

Gefundene Fehler im Bretonischen dürfen behalten werden ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars! :)
Jetzt mal ernsthaft... Als hätte ich Dala sterben lassen können! xD Die Gute ist halt zäher, als man denkt ;)

An dieser Stelle vielen Dank an alle, die diese Geschichte verfolgt haben. Ich hoffe, ich habe euch mit dieser Geschichte ein paar schöne Momente beschert.

*Abschiedkuchen da lass und in die Runde wink*

GLG
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