Immer wenn es regnet von CookieBattle ================================================================================ Kapitel 1: Immer wenn es regnet ------------------------------- Der Lehrer redete vorne an der Tafel, doch Naruto war vollkommen in seine Traumwelt abgedriftet. Er starrte aus dem Fenster in das trübe grau des Morgens und sah dabei zu, wie dicke Tropfen in große Pfützen platschten und dort Ringe im Wasser hinterließen, die immer größer wurden, sich mit anderen überschnitten und schließlich auflösten. Wie ständig in letzter Zeit, dachte er an diesen einen Tag. Seine Freunde hatten es aufgegeben zu fragen, was an jenem Tag passiert war, inzwischen hatten sie sich damit abgefunden, dass er noch öfter als sonst in seine eigenen Gedanken abtauchte und sie daraus ausschloss. Sie kannten ihren Freund ja nicht anders. Sie wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er wieder ganz der Alte war - bis dahin ließen sie ihn eben in Ruhe durch seinen Erinnerungen schweifen. Und diese Erinnerungen drehten sich alle um diesen einen Tag. Es war inzwischen etwa einen Monat her, aber Naruto konnte nichts dagegen tun. Diese Begegnung - diese Person - ließ sich nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben. So sehr es auch schmerzte, er konnte ihn nicht aus seinen Gedanken streichen. Und seine Freunde mussten unter dieser ständigen Abgelenktheit leiden. Immer wenn es regnet muss ich an dich denken. Wie wir uns begegneten, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Um uns war es laut und wir kamen uns nah. Der Tag hatte gut begonnen. Er war von den warmen Sonnenstrahlen erwacht, die seine Nase gekitzelt hatten. Beinahe vollkommen ausgeruht war er an jenem Tag aufgestanden. Er hatte sich gefühlt, als könnte ihm nichts etwas anhaben. Bereits nach dem zweiten Weckerklingeln hatte er die Beine aus dem Bett geschwungen und hatte seine nackten Füße auf den kühlen Fliesen abgestellt, bevor seine Mutter überhaupt in der Nähe seines Zimmers war. Sie waren selten, diese Tage, an denen Naruto motiviert war und alleine aufstand. Doch damals war ein solcher Tag gewesen. Voller Elan hatte er sich aus dem weichen Deckenhaufen gestemmt, sich Richtung Tür gedreht und... den kleinen Zeh am Bettpfosten angestoßen. Von diesem Moment an ging es abwärts mit dem Tag. Erst hatte das Fahrrad einen Platten gehabt und er hatte zu Fuß zur Schule gehen müssen, dann hatten sie einen unangekündigten Test geschrieben und um dem ganzen die Krone aufzusetzen war eine zweite Sintflut ausgebrochen, als er gerade einmal ein Fünftel seines Nachhausewegs bewältigt hatte. Er war länger in der Schule geblieben, da er in der Basketballmannschaft spielte und sie am Wochenende ein wichtiges Spiel gehabt hatten. Die Sonne war bereits untergegangen, als er den alten Betonklotz verlassen hatte, in welchem sich die Turnhalle seines Gymnasiums befand. Er hatte nach dem Training geduscht - vollkommen überflüssig, wie er anschließend hatte feststellen müssen. Entnervt war Naruto klar geworden, dass in seinem abgewetzten Rucksack, dessen linker Schultergurt nur noch durch wenige Fäden mit dem Rest der Tasche verbunden war, weit und breit kein Regenschirm zu finden war. Da hatte er wühlen können, wie er wollte, sein Rucksack war und blieb ein normaler Rucksack - kein Zauberhut. Er hatte überlegt, dass er sich vermutlich eine Erkältung einfangen würde, wenn er zu Fuß ginge, aber ihm war nichts anderes übrig geblieben. Seinen Führerschein hatte er noch nicht gemacht - er war zwar bereits 17, jedoch war dieser Lappen verdammt teuer, wenn man, wie er, plante demnächst auszuziehen - und seine Freunde, welche einen hatten, wohnten so ziemlich in entgegengesetzter Richtung. Keine guten Voraussetzungen, um mitgenommen zu werden. Ein resignierter Seufzer war seinen Lippen endschlichen und er hatte den langen Weg nach Hause, durch den strömenden Regen, fortgesetzt. Er musste einmal quer durch die ganze Stadt und der Bus fuhr nur sehr selten. Laufen war also um einiges schneller. Je länger er gelaufen war, desto erbarmungsloser hatte der Regen auf ihn niedergeprasselt. Seine Kleider hatte man schon längst nicht mehr als warm und trocken beschreiben können und sein Haar hatte strähnig an Stirn und Wangenknochen geklebt. Noch über die Hälfte des Weges hatte vor ihm gelegen, als er beschlossen hatte, zu warten, bis der Regen nachließ, bevor er den restlichen Weg hinter sich brachte. Pitsch patsch nass, floh ich unter das Vordach des Fachgeschäfts. Vom Himmel goss ein Bach. Außer Naruto hatte noch eine andere Person dort Schutz vor dem Unwetter gesucht. Er schätzte den Jungen etwa auf sein Alter, vielleicht ein, zwei Jahre älter. Sein dunkles Haar hatte ihm nass in die Stirn gehangen und seine Klamotten schienen dem Regen nicht mehr endgegenzusetzten zu haben, als Narutos. Der Junge hatte ihn bemerkt und ihre Blicke hatten sich für einen Moment getroffen. Ich schätz' es war halb acht als er mich ansah, anlachte und ich dachte: Komm schon sprich ihn an, denn er sprach mich an Die Kleidung ganz durchnässt klebte an ihm fest Naruto hatte seinen Blick nicht mehr von dem Jungen abwenden können. Wie gebannt hatte er ihn angestarrt, während dieser ihn scheinbar interessiert gemustert hatte. Vor allem diese Augen hatten es ihm angetan. Sie strahlten ein Selbstbewusstsein und eine Lebendigkeit aus, die Naruto in ihren Bann zog. Die Tasche in der Hand stand er an der Wand Die dunklen Augen funkeln wie 'ne Nacht in Asien Der Junge hatte ihn so intensiv angesehen, dass es Naruto langsam unangenehm geworden war. Er war sich mit der Hand durch das tropfende Haar gefahren und hatte es sich in das Gesicht geschoben, nur um dem Blick zu entkommen. Er war sich so nackt vorgekommen, als könnte der Junge ihn mit einem Blick durchschauen, was ihm jetzt im Nachhinein lächerlich vorkam. Verstohlen hatte er sich über die laufende Nase gewischt und gehofft, das der Fremde nicht merkte, wie verkrampft er versuchte ihm ja nicht negativ aufzufallen. Bemüht lässig hatte Naruto sich an die Hauswand gelehnt und seinen Blick durch die Umgebung schweifen lassen, wobei er peinlichst darauf bedacht gewesen war, nicht erneut den Blick des anderen zu kreuzen. Trotz des unangenehmen Gefühls der Auslieferung, hatte schnell seine Neugierde wieder die Oberhand gewonnen und er hatte sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen und es gewagt, wieder in die Richtung des Jungen zu sehen, nur um festzustellen, das der Junge sich inzwischen direkt vor ihn gestellt hatte und ihn mit schiefgelegtem Kopf ansah. Strähnen im Gesicht nehmen mir die Sicht. Mein Herz klopft, die Nase tropft, ich schäme mich, benehme mich dämlich, benehm mich eher schüchtern "Ich bin Sasuke", hatte er sich vorgestellt. Mit diesen wenigen Worten hatte er Naruto so aus dem Konzept gebracht, dass er erst nicht hatte antworten können. Mit leicht offenem Mund hatte er da gestanden - seine Nase lief immer noch - und ihn angeschaut. Verwundert, dass sein Gegenüber ihn einfach angesprochen hatte, obwohl sie sich nicht kannten. "I...ich nicht...", hatte er gestottert und hätte sich im selben Moment gegen die Stirn schlagen können. "Ich bin Naruto", hatte er schnell hinterhergeschoben, während ihm das Blut in den Kopf geschossen war und seine Wangen wegen der Kälte und der Scham angefangen hatten zu brennen. Doch so 'ne Katastrophe, das ging mächtig in die Hose. Mach mich lächerlich, doch er lächelte. "Schön dich kennen zu lernen, Naruto" Wenn er nur daran dachte, spürte Naruto, wie er schon wieder rot wurde. Dieser Fremde hätte ihn für einen Idioten halten müssen, aber er hatte ihn einfach nur angelächelt. Durch das Fenster konnte er sehen, wie sich die Bäume vor der Schule im Wind bogen. Ihr ächzen vermischte sich mit dem Heulen des Windes und dem rhythmischen Platschen des Regens auf Dach und Asphalt. Das Wetter war genau wie vor einem Monat, nur dass er diesmal im warmen Klassenzimmer saß. Ruckartig spannte er sich an, als ihm klar wurde, dass sein Fahrrad immer noch unberührt Zuhause stand und ein Regenschirm bisher noch nicht die Ehre hatte, sich sein Eigen zu nennen. Und es war wieder Basketballtraining. Alles war wie vor einem Monat. Immer wenn es regnet muss ich an dich denken. Wie wir uns begegneten, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Um uns war es laut und wir kamen uns nah. Fast hatte er das Gefühl, das müsse ein Zeichen sein. Vielleicht würde er ihn endlich wieder sehen. Vielleicht musste er einfach nur, genau wie letztes mal, zu Fuß den gleichen Weg gehen. Vielleicht wäre er wieder da, vollkommen durchnässt und mit diesem leichten Lächeln auf den Lippen. Vielleicht würden sie dieses mal Nummern austauschen und vielleicht, ganz vielleicht, würden sie sich ab heute öfter treffen. Oh immer wenn es regnet, muss ich an dich denken. Wie wir uns begegnet sind, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Die Art, wie er seinen Namen ausgesprochen hatte, hatte Naruto Gänsehaut gemacht. Vielleicht lag es auch nur an dem Regen, aber es fühlte sich an, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Er konnte es sich wirklich nicht erklären, was dieser Fremde - Sasuke - ihm angetan hatte, aber er hatte es geschafft, ihm das Gefühl zu geben, jemand ganz besonderes zu sein. Es klang idiotisch und kitschig, aber es war wie... Magie. Der Regen hatte sie zusammen gebracht und alle anderen Gedanken aus Narutos Kopf geschwemmt. Plitsch Platsch, fiel ein Regen wie die Sintflut. Das Vordach, die Insel, wir waren wie Strandgut - Ich fand Mut. Bin selbst überrascht über das Selbstverständnis meines Geständnis' Was dann folgte, konnte Naruto sich beim besten Willen nicht erklären. Es war, als wäre er ein einem Rausch gewesen, wie hypnotisiert. Vielleicht hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits Fieber gehabt und hatte nicht mehr klar denken können. Er wusste es nicht. Möglicherweise war er auch einfach komplett verrückt geworden - verrückt nach ihm. Jedenfalls hatte er es gesagt, warum spielte keine Rolle mehr. Ich fänd es schön mit dir auszugeh'n. Könnt mich dran gewöhn' dich öfters zu sehn. Sasuke hatte leicht eine Augenbraue hochgezogen und den Kopf schiefgelegt. Danach war alles ziemlich schnell gegangen. Und er zog mich an sich. "An sich mach ich das nicht" Spüre seine süßen Küsse, wie er mein Gesicht liebkost. Atemlos hatte der schwarzhaarige sich von Naruto gelöst und ihm tief in die Augen gesehen. Diese dunklen Augen, in denen man sich verlieren konnte. Er war gefangen gewesen in ihrem Anblick. Diese Art, wie seine Augen seelenruhig seinen Blick erwidert hatten. Diese unlesbaren Augen, in denen es leicht funkelte. Naruto war verloren gewesen. Hoffnungslos verzaubert von diesem Anblick, diesem Moment. Dem Regen. Es hatte einfach alles gestimmt. Was geschieht bloß, lass mich nicht los! Oh ich lieb bloß noch dich, andre sind lieblos! Sasuke hatte wohl das Verlangen in seinen Augen gesehen, denn mit einem schiefen, fast spöttischen, Lächeln hatte er ihn wieder an sich gezogen. Sie waren verschmolzen und Sasuke hatten ihm den Verstand geraubt. Es war Naruto in diesem Moment vollkommen egal gewesen, wenn die ganze Welt erfuhr, dass er auf Männer, oder genauer gesagt auf einen ganz bestimmten Mann, stand. Als er so nah bei dem schwarzhaarigen gewesen war, hatte ihn nichts anderes mehr interessiert. Nicht die durchnässten Klamotten, die kalt an ihren Körpern geklebt hatten und durch deren Stoff ihre Haut durchgeschimmert hatte, auch die Passanten hatten ihn herzlich wenig interessiert. In diesem Moment war Sasuke alles gewesen, in seinem kleinen, verregneten Universum. Du bist wie Vinyl für meinen DJ, wie Dialektik für Hegel. Pinsel für Picasso, für Philippe Schlagzeugschlegel. Naruto keuchte leise bei dieser Erinnerung. Es fühlte sich an, als würde sein Herz in seiner Magengrube sitzen und dort stärker schlagen, als zuvor. Ein Schauer der Vorfreude ließ seinen Körper erbeben, obwohl es sich nur um eine Erinnerung handelte. Dieser Sasuke brachte ihn noch um den Verstand, wenn es so weiter ging. Ständig schlich er sich in seinen Kopf. Schon lange hatte Naruto es aufgegeben etwas dagegen zu unternehmen, es half sowieso nichts... Immer wenn es regnet muss ich an dich denken. Wie wir uns begegneten, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Um uns war es laut und wir kamen uns nah. Zu der Erregung mischte sich Trauer. Was, wenn er ihn nie wieder sehen würde? Oder wenn doch, was wäre dann? Würden sie dort weiter machen, wo sie aufgehört hatten? Oder würde eine peinliche Anspannung zwischen ihnen herrschen? Möglicherweise würde Sasuke ihn auch einfach ignorieren. Es konnte gut sein, dass er ihn nur als kleine Ablenkung gesehen hatte. Vielleicht war ihm einfach langweilig gewesen. Wenn er so darüber nachdachte war das sogar viel wahrscheinlicher. Es war schon komisch genug, wie er selbst reagiert hatte, da war es doch ziemlich unwahrscheinlich, dass der andere die selben irrationalen Gefühle gehabt hatte. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte das erste mal an diesem Schultag den Blick vom Fenster ab. Seine Gedanken waren jedoch immer noch bei dieser einen Person, als sein Lehrer mit einem Lächeln zur Tür ging, um diese zu öffnen. Oh immer wenn es regnet, muss ich an dich denken. Wie wir uns begegnet sind, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Er hatte an seinen Lippen gehangen, wie ein Ertrinkender. Dieser schwarzhaarige hatte ihm den Verstand geraubt. Naruto hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wahrscheinlich waren nur wenige Minuten vergangen gewesen, doch es war ihm wie eine Ewigkeit - eine wundervolle Ewigkeit - vorgekommen, als Sasuke sich erneut von ihm gelöst hatte. Ein unwilliges Knurren hatte sich aus Narutos Kehle geschlichen und er hatte versucht den anderen wieder an sich zu ziehen, doch Sasuke hatte ihn mit diesem leicht spöttischen Lächeln weiter von sich geschoben. Panik war in Naruto aufgekommen und hatte sich wie Säure in sein Herz geätzt. Er hatte verzweifelt nach etwas gesucht, was er falsch gemacht haben könnte. Irgendwas, das erklärte, warum dieser Moment so abrupt geendet hatte. Ein Geräusch hatte ihn aus seinen Überlegungen zurück in die Realität geholt. Es war ein Lachen gewesen. Sasuke hatte ihn ausgelacht! "Keine Sorge, wir werden uns wieder sehen", hatte er gesagt und hatte ihn noch einmal geküsst, sanft und voller Versprechungen. Er gab mir 'nen Abschiedskuss, denn dann kam der Bus. Er sagte: Schatz, ich muss. Die Türe schloss, es goss. Naruto hatte einfach da gestanden, mitten im Regen, auch als er schon längst weg gewesen war. Er hatte da gestanden, wie paralysiert, und die Stelle angestarrt, an der der Fremde - Sasuke - vor kurzem noch gestanden hatte. Erst als eine Passantin ihm ihre Hand auf den Arm gelegt hatte und ihn besorgt gefragt hatte, ob alles mit ihm in Ordnung sei, war er wieder fähig gewesen, sich zu bewegen. Ohne ihr zu antworten, hatte er angefangen zu rennen, weg von der Stelle, an der so viel passiert war. Einfach weg, weg nach Hause. Ich ging zu Fuß. Bin konfus, fast gerannt. Er nahm meinen Verstand, ich fand an ihm allerhand. Wenn Naruto an diesen Tag zurück dachte, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, welches jedoch jedes mal schnell wieder einem nachdenklichen Ausdruck Platz machte. Es war zwar einer der schönsten und - ihm war bewusst wie kitschig das klang - magischsten Momente seines jungen Lebens gewesen, doch gleichzeitig musste er auch immer daran denken, wie einsam er sich danach gefühlt hatte. Ohne Möglichkeit Sasuke zu erreichen, immer angespannt Ausschau haltend. Besonders schlimm war es, wenn es, wie heute, regnete. An diesen Tagen war er kaum zu gebrauchen, zu abgelenkt war er. Manchmal lach ich drüber, doch dann merk ich wieder wie's mich trifft Komik ist Tragik in Spiegelschrift Von hinten wie von vorne, dein Name sei gesegnet. Ich denk an dich, immer wenn es regnet. Erst merkte er gar nicht, was da gerade passierte. Er war so in Gedanken versunken, dass er die Person nicht bemerkte, die nun das Klassenzimmer betrat. "Das ist euer neuer Mitschüler", erklärte Narutos Lehrer, "Er ist vor einem Monat hergezogen, aber da er krank war, konnte er bis heute nicht zur Schule kommen" Narutos Lehrer machte eine ausladende Geste in Richtung Klasse und sagte dann lächelnd, dem Neuankömmling zugewandt: "Stell dich doch am besten selbst deiner neuen Klasse vor". Der Fremde nickte knapp und drehte sich zu den neugierigen Schülern, die ihn interessiert musterten. Fast hätte Naruto ihn nicht erkannt, wie er da vorne stand und sich mit neutralem Blick und monotoner Stimme vorstellte. "Ich bin Sasuke Uchiha und gehe ab heute auf eure Schule" Der schwarzhaarige ließ seinen emotionslosen Blick durch den Raum schweifen und als er Narutos traf, meinte dieser zu sehen, wie er sich kurz verspannte, sich jedoch nichts weiter anmerken ließ. Naruto spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, doch diesmal konnte er einfach nicht wegschauen. Es war zu absurd, dass ausgerechnet Sasuke in diesem Moment vor ihm stand, das Gesicht wie eine regungslose Maske. Das war nicht der Sasuke, den er kennen gelernt hatte, das war nicht sein Sasuke. Er hatte es geahnt. Für den schwarzhaarigen war er nichts gewesen, als ein Spielzeug. Pure Langeweile hatte ihn dazu getrieben. "Sasuke, setzt dich doch bitte auf den freien Platz in der dritten Reihe, dann können wir gleich wieder mit dem Unterricht weiter machen. Wenn du Fragen hast, wird sicher einer deiner Mitschüler dir helfen können" Erneut ein knappes Nicken von Seiten des schwarzhaarigen, bevor dieser sich auf den Weg zu seinem neuen Platz machte. Die ganze Zeit starrte Naruto ihn an, konnte nicht fassen, wie verändert Sasuke war. Selbst als dieser den Platz vor ihm einnahm und Naruto somit nur noch seinen Rücken sehen konnte, wandte er nicht den Blick ab. Innerlich hoffte er heimlich, Sasuke würde sich zu ihm umdrehen und ihn wieder anlächeln, wie letztes mal. Doch nichts dergleichen geschah. Als es zum Schulende klingelte, stand er einfach auf und verließ wortlos als erster den Raum. Naruto versuchte sich seine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen, als er seine Sachen zusammen packte und sich auf den Weg zu dem tristen Betonklotz machte, in welchem sein Basketballtraining statt finden würde. Der Regen hatte jegliche Freude aus ihm heraus gewaschen. Immer wenn es regnet muss ich an dich denken. Wie wir uns begegneten, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. Um uns war es laut und wir kamen uns nah. Er wusste nicht, warum er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, zu duschen, immerhin hatte er schon vorher gewusst, dass es draußen goss wie aus Eimern. Dennoch hatte er sich einfach unwohl gefühlt, so verschwitzt umher zu laufen. Und vielleicht war da auch noch diese leise Hoffnung in ihm gewesen, die geflüstert hatte, dass es vielleicht wieder alles so würde, wie vor einem Monat, wenn er nur exakt das Gleiche tat. Das abfällige Lachen bei diesem Gedanken blieb im fast in der Kehle stecken. Es würde nie wieder so werden, wie letztes mal. Nicht heute und auch in Zukunft nicht. Da würde es nur diese allgegenwertige Anspannung zwischen ihnen geben, eine Nerven aufreibende Stille, die ihn von Innen auffressen würde. Der Wind peitschte die Regentropfen wie Nadeln gegen sein Gesicht, als er durch die Straßen nach Hause lief. Außer ihm war kaum jemand unterwegs. Niemand verließ sein Haus, wenn es nicht unbedingt sein musste und wenn er denn dann wirklich auf die Straße musste, dann hastete er an Naruto vorbei und würdigte ihn keines Blickes. Er selbst hatte keine Motivation zu rennen. Sollte er doch wieder krank werden, so wie nach ihrem letzen Treffen, dann müsste er wenigstens nicht wieder diesen emotionslosen Fremden ertragen. Bei dem Gedanken an ihn zog sich der Magen des blonden schmerzhaft zusammen und er ließ automatisch suchend seinen Blick wandern. Er hatte es gar nicht bemerkt, dass er gerade an dem Geschäft vorbeigelaufen war, unter welchem Vordach er letztes Mal Schutz gesucht hatte. Langsam drehte er sich zu dem Laden um und ihm stockte der Atem, als sein Blick auf funkelnde schwarze Augen traf. Sasuke stand genau an der selben Stelle, wie letztes mal. Das leicht spöttische Lächeln lag wieder auf seinen Lippen. Wie von selbst bewegten seine Beine sich auf ihn zu. Naruto realisierte erst richtig, was er tat, als er schon direkt vor seinem Gegenüber stand. Direkt vor seinem Sasuke. Die Haare klebten ihnen an der Stirn, die Klamotten waren durchnässt und kalt. Wie letztes mal. Oh immer wenn es regnet, muss ich an dich denken. Wie wir uns begegnet sind, kann mich nicht ablenken. Nass bis auf die Haut, so stand er da. "Da bist du ja endlich", flüsterte Sasuke und dann zog er ihn an sich, küsste ihn mit einer Sanftheit, die Naruto den Atem raubte und alles war wieder wie letztes mal. Die Frage nach dem Warum, die ihm die ganze Zeit durch den Kopf gespukt war, war beinahe augenblicklich verschwunden. Immer wenn es regnet~ Kapitel 2: Ain't no sunshine when he's gone ------------------------------------------- Der Anruf kam um 22 Uhr. Sasukes erster Schultag war vor drei Tagen gewesen, das Basketballspiel gestern. Heute war Sonntag. Naruto lag in Jogginghose auf seinem Bett und starrte durch das geschlossene Dachfenster über ihm. Regen prasselte laut gegen die Scheibe und malte Schlieren auf dem Glas. Er war tief in Gedanken versunken, als seine Mutter mit dem Telefon in der Hand den Raum betrat. Nach Sasukes erstem Schultag hatte er auch genau hier gelegen, nur mit dem Unterschied, dass der Regen aufgehört hatte. Dicke Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, aber es war kein Tropfen mehr gefallen. Dennoch hatte Naruto an nichts anderes denken können, als an diese feingeschnittenen Gesichtszüge des Schwarzhaarigen. Sie hatten nach der Schule Nummern ausgetauscht, kurz bevor Sasuke ihn wieder verlassen hatte. Naruto war vollkommen durch den Wind gewesen, als er nach Hause gegangen war. Er hatte an nichts anderes denken können, als an diese weichen Lippen auf seinem Mund. Und an diese eine Frage. Warum? Warum hatte er ihn geküsst? Warum hatte er ihn in der Schule ignoriert? Hatte er Angst davor, dass ihre Klassenkameraden davon erfuhren, dass sie eine - ja was hatten sie eigentlich? Er hatte den ganzen restlichen Tag auf seinem Bett gelegen und sein Handy hin und her geschoben, unschlüssig, was er damit anfangen sollte. Er hatte sich nicht überwinden können Sasuke anzurufen, aus dem einfachen Grund, dass er nicht gewusst hätte, was er sagen sollte. Eine Nachricht wollte er ihm jedoch auch nicht schreiben. Was hätte er auch schreiben sollen? Er war viel zu stolz gewesen, um wie ein liebeskranker Idiot zu fragen, ob Sasuke ihn auch liebte. Erbärmlich. Solche Leute fand er einfach nur erbärmlich. Und dennoch bereute er es, dass er ihm nicht einfach geschrieben hatte. Sie hätten die Zeit gemeinsam nutzen können. Stattdessen hatte er ein heißes Bad genommen, in der Hoffnung auf diese Weise ein paar klare Gedanken zu finden. Doch es hatte nicht funktioniert. Egal was er auch versucht hatte, er hatte sich schlichtweg nicht konzentrieren können - einschlafen war jedoch auch keine Option gewesen. Geendet hatte das Ganze damit, dass er die halbe Nacht durch die Stadt geirrt war und lediglich drei Stunden Schlaf bekommen hatte. Am nächsten Tag hatte er vor dem Raum gestanden, in dem sein erster Kurs an diesem Tag stattfinden würde. Mathe. Sasuke war im selben Kurs. Ausnahmsweise war Naruto früh dran gewesen. Ihm war unglaublich heiß gewesen und sein ganzer Körper hatte gekribbelt vor Nervosität. Doch irgendwie hatte er es geschafft, die Türe zu öffnen. Seine Mutter hielt ihm den Hörer hin. "Itachi?" Seine Mutter sah ihn fragend an, doch Naruto nahm nur schulterzuckend den Hörer an sich. Er hatte den Namen selbst noch nie gehört. "Hallo?", fragte er. "Spreche ich hier mit Uzumaki Naruto?" Die Stimme klang leicht verzerrt und blechern, durch das Telefon, aber man konnte erahnen, dass sie in echt um einiges angenehmer klang. "Ähm... ja?", antwortete Naruto verunsichert, "Und wer sind Sie?" "Ich bin Sasukes Bruder, Itachi. Kann ich dich abholen? Sasuke möchte dich sehen" Irgendetwas stimmte nicht. Warum wollte Sasuke ihn so spät noch treffen? Und warum rief er ihn dann nicht selbst an? "Ist etwas passiert?" Angst kroch durch Narutos Adern und hinterließ ein flaues Gefühl in seinem Bauch. Er wusste, dass irgendetwas nicht war, wie es sein sollte. Dennoch versuchte er sich einzureden, dass er sich das alles nur einbildete. Es lag bestimmt nur daran, dass in den letzten Tagen so viel passiert war. Er war etwas übersensibel. Übermüdet. "Ich hole dich in einer halben Stunde ab" Ein Piepen erklang und machte ihm klar, dass die Leitung unterbrochen war. Naruto ließ den Hörer sinken. Das Piepen vermischte sich mit den Platschen des Regens und dröhnte in seinem Kopf. Itachis Stimme hatte so kalt und emotionslos geklungen. "Schatz, ist alles in Ordnung?" Die besorgte Stimme seiner Mutter mischte sich unter das Dröhnen in seinem Kopf. Naruto zwang sich zu einem seiner breiten Grinsen und kratzte sich verlegen im Nacken. "Ja, klar, alles in Ordnung, echt jetzt! Ich hab dir doch schon von dem Neuen in unserer Klasse erzählt. Sein Bruder hat mich gebeten, vorbei zu kommen und ihm beim Nachholen des Schulstoffes zu helfen, er war ja so lange krank. Sie holen mich in einer halben Stunde ab" Seine Mutter sah ihn skeptisch an. "Ist es nicht etwas spät, um für die Schule zu lernen?" "Heh, ja... deswegen übernachte ich auch bei ihm" Naruto hasste es seine Mutter zu belügen. Sie hatte so ein gutmütiges Herz. Seine Mutter seufzte resigniert. "Okay, aber dass du mir morgen ja pünktlich in der Schule erscheinst!" "Ist gut, Kaa-san!" Er drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und schob sie dann sanft, aber zielstrebig aus seinem Zimmer. Hoffentlich trog sein schlechtes Gefühl ihn. Er war eingetreten und hatte sich erwartungsvoll umgesehen, nach diesem einen, ganz bestimmten Paar Augen. Doch er war enttäuscht worden. Sasuke war nicht da gewesen. Resigniert, beinahe schon wütend, hatte er sich auf seinen Platz in der letzten Reihe, am Fenster geschmissen. Er hatte aus dem Fenster gestarrt und beobachtet, wie die Sonne sich über die Hochhäuser erhoben hatte und die gesamte Stadt in ein warmes Rot tauchte. Um ihn herum hatten sich die anderen Schüler begrüßt und tratschten über die jüngsten Gerüchte. Naruto hatte versuchte diese nervigen Geräusche auszublenden und in seine Traumwelt abzudriften. Doch gerade als ihm das gelungen war, hatte er einen warmen Lufthauch an seinem Hals gespürt und eine Sekunde später weiche Lippen, die ihm einen sanften Kuss auf den Nacken drückten. Ein Arm hatte sich um seine Hüfte gelegt und ihn an einen muskulösen Körper gezogen. "An was denkst du gerade?", hatte diese leicht kratzige Stimme, die er überall wieder erkennen würde, ihm ins Ohr geflüstert. Naruto war ein Schauer den Rücken hinab gelaufen und ohne sich umzudrehen konnte er bereits das spöttische Schmunzeln auf Sasukes Lippen sehen. "Du bist spät", hatte der Blonde gegrummelt, während er geflissentlich die Frage ignorierte. Sasuke hatte leise gelacht und sein warmer Atem an Narutos Haut bereitete ihm eine Gänsehaut. Angst, dass die anderen herausfanden, dass er schwul war, hatte er eindeutig nicht. "Hast du nach der Schule schon etwas vor?" Naruto hatte sich neugierig zu ihm umgedreht. "Warum?" "Das", Sasuke hatte ihm einen Kuss auf Kiefer gegeben, "ist eine Überraschung". Ein Lächeln hatte seine Mundwinkel umspielt. "Aber du wirst es nicht bereuen" Naruto saß in Itachis Auto. Es herrschte eine unangenehme Stille, die ihm schwer auf das Gemüt schlug. Anfangs hatte er versucht, von ihm zu erfahren, was los war, doch Itachi hatte kein Wort gesagt. Er sah ziemlich fertig aus, was Naruto nicht gerade Hoffnung machte, dass alles in Ordnung war. Die Häuser zogen an ihnen vorbei, wie dunkle Fratzen, nur hin und wieder unterbrochen vom Licht einer Straßenlaterne. Die Gebäude wuchsen immer mehr in die Höhe und wurden bald von Glasfronten abgelöst, deren Dächer in der Dunkelheit verschwanden und mit dem Nachthimmel zu verschmelzen schienen. Itachi hatte ihm nicht verraten, wo sie hinfuhren, doch Naruto erkannte, dass sie in Richtung Stadtzentrum fuhren. Den kompletten restlichen Schultag hatte Naruto sich nicht mehr konzentrieren können. In Mathe war er zu abgelenkt von Sasukes heimlichen Berührungen und in den anderen Kursen, die er nicht mit Sasuke hatte, grübelte er, was es mit dieser Überraschung auf sich haben könnte. Er hatte ständig aus dem Fenster gestarrt, in Gedanken versunken. Es war ein schöner Tag gewesen, die Sonne hatte gestrahlt und es war ungewöhnlich warm für den Frühling. Keine einzige Wolke hatte es gewagt sich vor die Sonne zu schieben. Als es endlich zum Schulende geläutet hatte, war Naruto aufgesprungen - seine Schulsachen hatte er bereits vor einer halben Stunde eingepackt - und war beinahe fluchtartig aus dem Raum gerannt. Sasuke war noch nicht da gewesen, als er vor dem Schultor angekommen war. Ein ungläubiges Grinsen hatte sich auf Narutos Gesicht ausgebreitet. Dieser Kerl hatte es doch tatsächlich fertig gebracht, dass er zu früh kam. Bereits zweimal an einem einzigen Tag. Naruto hatte erschrocken aufgekeucht, als sich unvermittelt Arme von hinten um seine Taille gelegt hatten. "Mensch, Sasuke! Erschreck mich nicht immer so!", hatte er empört geschnaubt. Er hatte nicht zugeben wollen, wie sehr ihm diese Nähe gefiel. Doch Sasuke war die leichte Gänsehaut auf seinen nackten Armen natürlich nicht entgangen. "Ist dir kalt, Süßer?" Sasuke hatte ihm neckisch am Ohrläppchen geknabbert. "Hmpf" Ein leises Lachen war an Narutos Ohren gedrungen und dann lag plötzlich etwas warmes auf seinen Schultern. Er hatte irritiert geschaut, was es war und festgestellt, dass es sich um die Lederjacke handelte, die Sasuke noch vor einem Moment getragen hatte. "Aber, was ist mit dir?" Sasuke hatte nur leise gelacht und gemeint, er solle sich um ihn keine Sorgen machen. Die Kälte würde ihn schon nicht umbringen. Im Nachhinein fiel Naruto auf, dass seine Stimme einen zynischen Unterton gehabt hatte, als er das sagte, doch in diesem Moment hatte er sich nicht weiter darum gekümmert. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, nicht breit zu grinsen, als er in die Lederjacke schlüpfte. Es war zwar ziemlich warm, dank strahlendem Sonnenschein, doch nichts in der Welt hätte Naruto dazu bewegen können, die Jacke wieder auszuziehen. Sasuke hatte einen Arm um seine Hüfte gelegen und ihn mit sich gezogen, bis sie vor einem Motorrad zum stehen gekommen waren. Es war eine von diesen schwarzen, protzigen Maschinen, denen man hinterher sah, wenn sie einen überholten. Während Naruto mit offenem Mund das Motorrad angestarrt hatte, machte sein Freund sich an dem Fach unter dem Sitz zu schaffen und zauberte zwei Motorradhelme ans Licht. "Sag deiner Mutter Bescheid, dass du heute nicht nach Hause kommst. Sag ihr, du übernachtest bei einem Freund" Ein leichtes Grinsen hatte seine Mundwinkel umspielt, als er Naruto einen kurzen Kuss direkt auf die Lippen gegeben hatte und sich dann den Helm übergezogen hatte und das getönte Visier herunter klappte. Narutos Unbehagen wuchs mit jeder weiteren Minute, die verstrich. Er hatte eine Vermutung, wo Itachi hinfuhr und diese Vermutung bestätigte sein mulmiges Gefühl nur noch mehr. Sie hatten inzwischen einen Teil der Stadt erreicht, in der es selbst zu dieser Uhrzeit noch einige Menschen unterwegs waren. Sie liefen die Straßen entlang und verschwanden im nächsten Club, oder versammelten sich vor deren Eingängen, um gemeinsam zu quatschen und zu rauchen. Keiner von ihnen beachtete den schwarzen Wagen, der die Straße entlang rollte. Niemand von ihnen wusste, was in Naruto gerade vor sich ging. Es würde sich gleich zeigen, ob seine Vermutung sich bestätigte. Wenn sie an der nächsten Kreuzung links abbogen, dann gab es nur noch eine Möglichkeit, wo Itachi hinfahren konnte. Das Klacken des Blinkers erklang. Naruto traute sich nicht zu schauen, auf welcher Seite er blinkte. Solange er es nicht eindeutig sah, konnte es immer noch die Möglichkeit geben, dass sie in die andere Richtung abbogen. Der Wagen fuhr nach links. Fuck. Naruto hatte hinter ihm gesessen und seine Arme fest um seine Taille geschlungen, während Sasuke eindeutig das Tempolimit überschritten hatte. Die Landschaft verschwamm zu einem zu einem braun-grün und sauste an ihm vorbei. Er wollte es nicht zugeben, aber Naruto hatte höllische Angst gehabt. Wenn sie gestürzt wären, hätte alles mögliche passieren können. Dieser Idiot vor ihm hatte ja nicht einmal eine Jacke angehabt, die ihn etwas geschützt hätte, wäre es wirklich zum Sturz gekommen. Sein Oberteil hatte im Wind geflattert, sodass dem Blonden allein beim Anblick kalt war und er die Arme enger um ihn geschlungen hatte, auch wenn ihm klar gewesen war, dass das nicht viel wärmte. Sasuke hatte ihm immer noch nicht verraten, wo sie hinfuhren, doch er hatte den Gedanken genossen, etwas Zeit mit ihm verbringen zu können, egal wo sie hingingen. Der Wagen hielt vor einem großen Betonklotz, dessen Fassade mit einem dreckigen Grauton bezauberte. Das Krankenhaus. Vor dem Eingang parkten mehrere Krankenwägen und durch die Glastür konnte man Gänge erkennen, die von grellen Neonleuchten erhellt wurden. Itachi stieg aus dem Wagen und warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er auf das Gebäude zuschritt und durch die gläserne Schiebetür trat. Naruto stand alleine auf dem Parkplatz. Er konnte seine Beine nicht dazu bewegen Itachi zu folgen. Ihm war unglaublich heiß, trotz der Kälte, so spät in der Nacht. Fragen rasten durch seinen Kopf, doch ihm fehlten die dazugehörigen Antworten. Er wusste, er konnte nicht ewig so stehen bleiben, auch wenn es ihm momentan ziemlich verlockend erschien. Aber wenn er Itachi nicht folgte, würde er nie Antworten auf seine Fragen bekommen. Außerdem hatte Sasuke ihn sehen wollen. Er konnte ihn nicht einfach im Stich lassen, wenn er ihn brauchte. Vielleicht ging es auch gar nicht um Sasuke. Vielleicht lag nur eine Tante, die er sehr geliebt hatte, im Sterben. Naruto hätte sich schlagen können für diesen Gedanken. Er schämte sich. Er wusste, es war egoistisch und herzlos und einfach nur falsch, aber er konnte dennoch nicht aufhören zu hoffen, dass das alles nichts mit Sasuke zu tun hatte. Langsam ging Naruto auf das Krankenhaus zu. Er brauchte Gewissheit. Als er eintrat, stand Itachi gerade am Empfangstresen und sprach leise mit einer Angestellten. Kurz darauf kam er zu dem Blonden und deutete auf eine Tür. "Wir sollen ins Wartezimmer, es ist gerade noch ein Arzt bei ihm" Naruto zuckte zusammen, als hätte der Schwarzhaarige ihn geschlagen. Das klang nicht nach einer geliebten Tante. Das klang verdammt nochmal, als wäre Sasuke derjenige, dem es nicht gut ging. Wie ferngesteuert folgte er dem Älteren und ließ sich auf einen Stuhl in dem verlassenen Wartezimmer fallen. Wie sollte er das nur überstehen? Schon von weitem hatte Naruto sehen können, was das Ziel ihres Ausfluges war. Verschiedene Achterbahnen ragten in den Himmel, nur übertroffen von einem Riesenrad, welches bis in Schwindelerregende Höhen reichte. Ein Rummelplatz. Neugierige Köpfe hatten sich zu ihnen umgedreht, als sie den lauten Motor des Maschine hörten und ein Grinsen hatte sich auf Narutos Gesicht breit gemacht. Heute würde er derjenige sein, der den Tag mit diesem Typen verbrachte. Kaum hatte Sasuke seinen Helm abgezogen, hatte der Blonde seine Arme um dessen Hals gelegt und ihm demonstrativ einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Er hatte den Beobachtern deutlich klar machen wollen, dass dieser gut aussehende Kerl für diesen Tag nur ihm gehörte. Sasuke hatte diese Aktion mit einem spöttischen Lächeln quittiert. "Keine Sorge, ich gehöre heute nur dir" Ein breites Grinsen hatte sich auf Narutos Gesicht ausgebreitet und ein aufgeregtes Kribbeln hatte sich in seinem Bauch breit gemacht. Er hatte Sasuke einen weiteren kurzen Kuss gegeben und ihn dann mit sich gezogen, in die Menschenmasse am Eingang. Zielsicher hatte er ihn zur höchsten Achterbahn geschleift, vor welcher jedoch leider auch die längste Schlange war. Naruto hatte dennoch darauf bestanden, diese Bahn zu fahren, sodass Sasuke nichts anderes übriggeblieben war, als mit einem resignierten Seufzen zuzustimmen. Der Blonde hatte ihn darüber ausgefragt, wo er früher gewohnt hatte und warum er umgezogen war, als ein Mädchen sich zu ihnen gestellt hatte. "Hey Süßer" Sie hatte Sasuke angeschaut, als wolle sie sich auf ihn werfen. Sie war groß gewesen, hatte langes, braunes Haar, dass ihr in sanften Wellen über die Schultern fiel und Naruto hatte es sich nur ungern eingestanden, aber sie war wirklich hübsch. "Ich hab vorhin gesehen, wie du angekommen bist und wollte fragen, ob du Lust hättest mit meinen Freundinnen und mir ein bisschen abzuhängen" Sie hatte Sasuke ein Lächeln geschenkt, dass Narutos Meinung nach viel zu breit, beinahe grotesk war und mit ihren dämlichen Wimpern geklimpert. Sasuke hatte spöttisch eine Augenbraue hochgezogen. "Dann hast du doch auch sicher gesehen, wie ich meinen Freund hier geküsst habe, oder?" Seine Stimme war komplett ruhig gewesen, keinerlei emotionale Regung zu erkennen. "Ich weiß ja nicht, wie es mit dir steht, aber ich bin nicht unbedingt der Typ, der jemanden küsst und sich direkt jemand neues sucht. Also wenn du so gnädig wärst und uns nicht weiter belästigen würdest" Er hatte ihr ein herablassendes Lächeln geschenkt, bevor er sich wieder Naruto zugewandt hatte und das Mädchen nicht weiter beachtete. "Hmm", hatte der Blonde zufrieden gesummt, "Daran könnte ich mich gewöhnen" Die Stühle des Wartezimmers waren ziemlich unbequem. Sie sahen billig aus und waren eindeutig nicht die Art von Produkt, die zwar billig, aber dennoch hochwertig war. Die Stühle hatten keine Polsterung und bereits nach wenigen Minuten hätte Naruto jedem Medizinstudenten mit beeindruckender Präzession zeigen können, wo sich sein Steißbein befand. Seine wachsende Unruhe machte die ganze Sache nicht besser. Immer wenn er sich bewegte und versuchte eine bequemere Position zu finden, knarzte der Stuhl protestierend und Itachi warf ihm einen genervten Blick zu. Wenn gerade einmal nicht sein Stuhl knarzte, tickte die Wanduhr nervenaufreibend laut. Tik, tak, tik, tak. Naruto hatte das Gefühl, die Uhr zählte seinen Countdown herunter. Unerbittlich näherten der Minuten- und der Stundenzeiger sich der zwölf. Die Hitze von zuvor war einer Kälte gewichen, die alles in ihm eingefroren zu haben schien. Er fühlte sich seltsam taub. Wahrscheinlich ein Selbstschutzmechanismus seines Körpers. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen, sich weiter auszumalen, was wäre, wenn Sasuke wirklich etwas Ernstes zugestoßen war. Lieber rutschte er auf seinem Stuhl herum und starrte stumpf die Zeiger der Uhr an, wie sie sich unaufhaltsam tickend weiter bewegten. Nachdem er laut schreien und sich an Sasuke klammernd die Achterbahnfahrt hinter sich gebracht hatte, waren sie zusammen über das Gelände geschlendert, Hand in Hand, und hatten sich über belanglose Sachen ausgetauscht. Es hatte sich so herrlich normal angefühlt, neben dem Schwarzhaarigen zu laufen und sich mit ihm zu unterhalten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass sie sich vor einem Monat zum ersten Mal getroffen hatten und dies ihr erstes Date gewesen war. Naruto hatte einen Popcornstand entdeckt und seinen Freund freudig mit sich gezogen. "Eine große Packung Popcorn bitte - süß", hatte er bestellt und Sasuke angegrinst. "Ich hoffe du magst es süß"Sasuke hatte leicht geschmunzelt. "Ich mag dich süß" Naruto war so überrumpelt gewesen, dass er keine Antwort rausgebracht hatte und stattdessen gespürt hatte, wie seine Wangen eine unnatürlich rote Farbe annahmen. Der Verkäufer hatte sich geräuspert und Naruto die Tüte hingehalten. "Äh... danke", hatte dieser gestottert und ihm schnell das Geld in die Hand gedrückt. Sasukes leise Lachen war an sein Ohr gedrungen und mit einem vernichtenden Blick hatte er den Schwarzhaarigen am Arm gepackt und mit sich geschleift. Auf der Suche nach einem guten Platz zum Hinsetzen, waren sie quer über das gesamte Gelände gelaufen, bis Naruto den perfekten Platz gefunden hatte. An der Rückseite der Geisterbahn hatte man leicht an den Geister- und Hexenfiguren hinauf klettern können, bis zu einem Platz in knapp zwei Metern Höhe, auf einem irre grinsenden Kürbis. Sie hatten es sich dort oben bequem gemacht - Naruto an Sasukes Brust gelent, welcher locker einen Arm um ihn gelegt hatte - und hatten ihr Popcorn gegessen, bis versehentlich etwas davon auf dem Kopf eines kleinen Kindes gelandet war. Das arme Kind hatte sich total erschrocken umgedreht, die Gruselfiguren entdeckt und war dann kreischend zu seiner Mutter geflüchtet. Naruto hatte lautstark angefangen zu lachen und er hatte genau gespürt, wie die Brust des Schwarzhaarigen verdächtig gebebt hatte. Leider hatte die Mutter des Kindes sie entdeckt und kam nun mit einem mörderischen Blick auf die beiden zu. "Scheiße, lass uns lieber abhauen!", hatte Naruto gekichert und war schnell von dem Riesenkürbis gesprungen, dicht gefolgt von Sasuke. So schnell wie möglich hatten sie sich durch die dichte Menschenmenge gedrängt, ohne einander aus den Augen zu verlieren. Zehn Minuten später, als sich sich sicher waren, dass die Mutter sie nicht mehr verfolgte, waren sie stehen geblieben. Naruto hatte sich erschöpft an die Absperrung einer Warteschlange gelehnt und versucht, immer noch vor sich hin glucksend, wieder zu Atem zu kommen. Grinsend hatte er zu Sasuke hochgesehen und bemerkt, dass dieser an ihm vorbei sah. Neugierig hatte er sich umgedreht, um zu sehen, was den Anderen da so faszinierte. Hinter ihm hatte das Riesenrad in den Himmel geragt, bis in eine respekteinflößende Höhe. "Man sagt, Paare, die sich am höchsten Punkt des Riesenrades küssen, bleiben für den Rest ihres Lebens zusammen..." Sasuke hatte das nur sehr leise und vermutlich zu sich selbst gesagt, doch Naruto hatte ihn trotzdem verstanden. Augenblicklich war ihm wieder die Farbe in die Wangen gestiegen und er hatte verlegen zur Seite gesehen. Er hatte beschlossen lieber so zu tun, als hätte er nichts gehört und wollte bereits weiter gehen, als Sasuke ihn am Arm festgehalten hatte. "Lass uns mit dem Riesenrad fahren" Naruto hatte ihn mit großen Augen angesehen. "I...ist das dein Ernst?", hatte er unsicher nachgefragt und forschend das Gesicht des Schwarzhaarigen betrachtet. Sofort hatte Sasuke den Kopf zur Seite gedreht. "Wenn du nicht willst..." "Doch, doch!" Naruto hatte breit grinsend Sasukes Hand gegriffen und ihn mit sich gezogen. Die Zeiger hatten ihren höchsten Punkt erreicht. Entfernt hörte Naruto das Läuten einer Kirchturmglocke. Unvermittelt musste er daran denken, wie sie zusammen mit dem Riesenrad gefahren waren. Sasuke hatte ihn doch tatsächlich geküsst. Es hatte süß geschmeckt, nach Popcorn. Naruto konnte nicht glauben, dass dieser Moment - einer der schönsten in seinem Leben - erst zwei Tage her war und er nun in diesem Raum saß, mit den grellen Neonlampen, den unbequemen Stühlen und dem billigen Linoleumboden und um Sasukes Leben bangte. Schritte näherten sich knarzend. Es war die Frau vom Empfang. "Sie können Herr Uchiha nun besuchen kommen" Itachi nickte kurz und stand auf. Naruto rührte sich nicht von der Stelle. Er war sich nicht mehr so sicher, ob er die Antworten auf seine Fragen wirklich hören wollte. Solange er hier saß, konnte er sich immer noch einreden, alles würde wieder wie zuvor. Vielleicht machte er sich ja wirklich zu viele Sorgen. Itachi hätte ihm doch bestimmt gesagt, wenn es etwas Ernstes wäre, oder? Er sah den Mann mit den langen schwarzen Haaren nachdenklich an und begegnete dabei dessen ungeduldigen Blick. "Jetzt komm endlich. Sasuke wartet auf dich" Er hatte ja Recht. Es war kindisch, was er hier tat. Er würde sich früher oder später der Realität stellen müssen. Dann tat er das doch lieber früher. Mühsam stand er auf. Sein ganzer Körper schien protestierend aufzuschreien. Er hatte eindeutig zu lange in diesem unbequemen Stuhl gesessen. Er sah nicht in Itachis Gesicht, sondern folgte einfach dem hallenden Geräusch seiner Schritte durch den leeren Gang. Ihm fiel auf, dass das Linoleum, je weiter sie kamen, immer weniger abgenutzt und dreckig wirkte. Fast wäre er gegen Itachi gelaufen, als dieser unvermittelt vor einer Tür zum Stehen kam. "Ich warte draußen. Er will bestimmt mit dir alleine reden" Naruto sah ihn verwirrt an, nickte dann aber. Seine Hand lag bereits auf der Klinke, doch er konnte sich einfach nicht überwinden, diese herunter zu drücken und einzutreten. Er zitterte. Eine warme Hand legte sich auf seine, drückte sie runter und schob ihn sanft in das Zimmer dahinter, bevor die Tür sich wieder hinter ihm schloss. "Hallo Naruto. Du bist spät" Die Stimme klang schwach und leise, fast hätte er sie nicht erkannt. Langsam hob Naruto den Blick und schnappte dann erschrocken nach Luft. Dieser Anblick war wie ein Faustschlag in seinen Magen. "So schlimm?" Nach der Fahrt mit dem Riesenrad hatte Naruto das Gefühl gehabt, er könnte nie wieder traurig sein. Dieser Kerl, der gerade den Arm um ihn geschlungen hatte, hatte ihm indirekt versprochen den Rest seines Lebens mit ihm zu verbringen. Und ja, Naruto war sich sicher gewesen, dass nichts mehr sie beide trennen könnte. Es war bereits dunkel, als sie den Rummelplatz verlassen hatten und erneut auf Sasukes Motorrad gestiegen waren, allerdings nicht um zurück zu fahren, wie er schnell feststellte. Stattdessen waren sie verlassene Landstraßen entlang gefahren und schließlich in einen Wald eingebogen, bis der Schwarzhaarige die Maschine auf einem kleinen, verlassenen Parkplatz zum stehen gebracht hatte. "Was wollen wir hier?", hatte Naruto verwirrt gefragt. Ihm waren Wälder generell nicht ganz geheuer und erst recht nicht mitten in der Nacht. Sasuke hatte nicht geantwortet, sondern war einfach einen schmalen Pfad entlang gegangen, der durch dichtes Gebüsch zu führen schien. Naruto hatten den Pfad zuvor nicht einmal wahrgenommen und er war sich auch immer noch nicht sicher gewesen, ob man es wirklich als solchen bezeichnen konnte. Da er nicht hatte allein zurück bleiben wollen, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als Sasuke zu folgen, der schon beinahe im Dickicht verschwunden war. Er hatte das Gefühl, jeden einzelnen Ast in seinem Gesicht gespürt zu haben, doch schließlich lichtete das Gebüsch sich und machte den Blick auf eine Lichtung frei, in deren Mitte sich ein kleiner See befand, auf dessen Oberfläche sich der Mond spiegelte. "Wow" Der Anblick hatte etwas friedliches und beinahe magisches. Es war, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt gewesen. Sasuke hatte sich zu ihm umgedreht, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, und ihn an sich gezogen und sanft geküsst. Narutos Hände hatten wie von selbst den Weg in sein weiches, schwarzes Haar gefunden. Ein angenehmes Ziehen hatte sich in seiner Magengegend breit gemacht, als er den Kuss erwiderte. Viel zu schnell hatte der Schwarzhaarige den Kuss wieder unterbrochen und sich von ihm gelöst. Narutos Mund war ein unzufriedener Laut entschlüpft. Amüsiert hatte Sasuke eine Augenbraue hochgezogen und sich umgedreht und bevor er reagieren konnte, hatte der Schwarzhaarige sich bereits seiner Kleidung entledigt. "Wa-" Sasuke hatte leise gelacht und war dann mit einem beinahe lautlosen, geschmeidigen Sprung ins Wasser des Sees eingetaucht - einen verdatterten Naruto zurücklassend. "Sasuke! Komm da sofort wieder raus! Du wirst noch krank!" Doch Sasuke hatte nicht auf ihn gehört. "Komm doch rein, es ist angenehm warm! Oder hast du Schiss?" Der Blonde war hin und her gerissen am Ufer gestanden, doch schließlich hatte er sich überwunden und hatte sich bis auf seine Boxershorts ausgezogen. "Ach komm schon, jetzt sei doch nicht so schüchtern! Das ist nichts, was ich nicht schon einmal gesehen hätte!" Sasukes Lachen war vom See zu ihm geschollen, als er tiefrot angelaufen war und schließlich auch aus seinen Shorts schlüpfte und schnell ins Wasser rannte. So viel zum Thema 'angenehm warm'. Naruto hatte laut geflucht, als das kalte Wasser gegen seinen Bauch geschwappt war. Dennoch war er tiefer in das Wasser gewatet, bis es zu seinen Achseln reichte. Suchend hatte er sich nach Sasuke umgesehen, den er vor lauter fluchen aus den Augen verloren hatte. Plötzlich hatten sich zwei Arme um seinen nackten Körper gelegt und eine etwas kratzigere, tiefere Stimme hatte ihm ins Ohr geflüstert: "Suchst du mich?" Naruto war ein überraschtes Keuchen entwichen. Sasukes Gesicht hatte die Farbe von Kalk und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sein Blick wanderte weiter hinab zu der Hand, die auf der Decke lag. Ein Infusionsschlauch steckte darin, an welchem ein Beutel mit einer klaren Flüssigkeit hing. Narutos Blick wanderte wieder zu Sasukes Gesicht. "Du bist gestern nicht zu meinem Basketballspiel gekommen", war alles, was er heraus bekam. Ein müdes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, oder dessen, was noch von ihm übrig war. "Ich hatte es schon bis zum Empfang geschafft, da kam plötzlich einer von den Ärzten angerannt und meinte, ich sei nicht in der Verfassung zu gehen. Ist das zu glauben?" Naruto entwich ein freudloses Lachen. "Ich kann nicht verstehen, wie er zu diesem Schluss kommen konnte" Sasuke zuckte leicht mit den Schultern. "Habt ihr gewonnen?" Der Blonde nickte und wandte den Blick ab. Er ertrug es nicht, seinen Freund so zu sehen. Drückende Stille breitete sich in dem kleinen Raum aus. Naruto starrte aus dem Fenster, doch es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Nicht einmal den Mond konnte er sehen. Erschöpft hatten sie nebeneinander am Ufer gelegen, in eine warme Decke gewickelt, die Sasuke aus dem Fach unter dem Motorradsitz geholt hatte. So viele Sterne konnte Naruto von seinem Zimmer in der Stadt nicht sehen, dafür war es dort immer zu hell. Doch hier hatte es geschienen, als gäbe es unendlich viele Sterne, die um die Wette funkelten. "Hast du die Sternschnuppe gesehen?", hatte Naruto unvermittelt gerufen und Sasuke hatte nur amüsiert geschnaubt. "Da war keine Sternschnuppe" "Aber wenn da eine gewesen wäre, dann hätte ich mir gewünscht, dass es ewig so bleibt. Nur wir beide, hier, zusammen" Er hatte gespürt, wie Sasuke sich auf die Seite gedreht hatte und ihn gemustert hatte. Unsicher hatte Naruto ihm den Kopf zu gewandt und direkt in die dunklen Augen des Schwarzhaarigen geblickt. "Ich liebe dich", hatte Sasuke geflüstert. Sein Atem hatte Narutos Gesicht gestreift. Immer noch ein Hauch von Popcorn. "Ich liebe dich auch" Naruto war sich nicht sicher gewesen, wie er das nach so kurzer Zeit wissen konnte, aber es war nun einmal so und er konnte nichts mehr daran ändern. Zufrieden hatte er sich enger an den anderen gekuschelt und die Augen geschlossen. Es war eine Weile vergangen, ohne dass einer der beiden etwas gesagt hätte, bis Narutos Flüstern die Stille durchschnitt. "Bist du noch wach?" "Hmm.." Naruto hatte mit sich gekämpft. Es war ihm peinlich gewesen, ihn danach zu fragen, aber diese Frage brannte bereits seit ihrem ersten Treffen auf seiner Seele. "Warum hast du mich damals geküsst?" Keine Antwort. Er hatte bereits gedacht, Sasuke würde nichts mehr erwidern, als er doch noch seine leise Stimme hörte. "Ich hatte das Gefühl, ich könnte diese Chance nicht verstreichen lassen" "Krebs. Endstadium" Naruto wandte sich verwirrt vom Fenster ab. "Was?" "Ich habe Krebs. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Wenn nicht heute, dann morgen" Narutos Beine gaben nach und er sackte zu Boden. Ihm war heiß und doch zitterte sein Körper vor Kälte. In seinen Armen und Beinen kribbelte es, als würden sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Sein Kopf war wie leer gefegt. Es konnte einfach nicht wahr sein. Bestimmt würde Sasuke gleich aus seinem Bett springen und ihm sagen, dass alles nur ein Scherz war. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis Sasuke ihn erlösen würde und ihm das Missverständnis erklärte. Sasuke sagte etwas, aber Naruto konnte es nicht verstehen, es war zu leise. Mühsam blickte er auf, in diese ernsten, traurigen Augen. "Es tut mir leid", dröhnte seine Stimme in Narutos Kopf. Sein Kopf schien gleich zu zerspringen, solche Kopfschmerzen hatte er auf einmal. Alles nur ein Scherz. Das war alles nur ein dummer Witz. Sasuke würde ihn gleich in den Arm nehmen und küssen und sich für den Scherz entschuldigen. "Als ich dich das erste Mal geküsst hatte, dachte ich, ich würde dich nie wieder sehen. Mein Arzt hatte mir an diesem Tag erklärt, dass die Medikamente nicht wirkten. Er konnte nichts mehr für mich tun" Sasukes Stimme wurde immer leiser und brach gegen Ende des Satzes. "Als ich dich dann in der Schule sah, wollte ich dir diese Situation, wie wir sie jetzt haben ersparen. Ich wollte dich da nicht noch mehr mitreinziehen. Es wäre leichter für dich gewesen, wenn ich der Fremde von der Straße geblieben wäre, der dich einmal geküsst hatte. Aber du siehst ja, wie das funktioniert hat. Ich habe dich einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Ich war zu egoistisch, um dich allein zu lassen" Tränen glänzten in Sasukes Augen, als er den Blonden müde anlächelte. Naruto schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht war sein. Das war unmöglich. Langsam rappelte er sich auf und stellte sich auf weichen Knien vor Sasuke. "Sag mir, dass das nicht stimmt! Warum erzählst du mir so einen Mist! Vor zwei Tagen ging es dir doch noch gut! Warum lügst du mich an? Wenn du nichts mehr von mir willst, dann sag das einfach, aber lüg mich nicht so an!" Naruto schrie, schrie bis sein Hals weh tat. Es wollten einfach keine Tränen kommen, dafür konnte er nicht aufhören zu schreien. Er schrie, bis Itachi herein kam und versuchte ihn aus dem Raum zu ziehen. Doch Naruto wehrte sich. Er schlug mit aller Kraft um sich. Er würde jetzt nicht einfach gehen, nicht bis dieser Bastard ihm erklärte, dass es gelogen hatte, nicht bis er zugab, dass er einfach nichts mehr von ihm wollte. "Ich liebe dich" Es war nur ein leises Flüstern, doch es hallte in Narutos Kopf wieder und wieder. Mit einem Mal war alles Kraft aus ihm gewichen. Er sackte in Itachis Arme, unfähig auf eigenen Beinen zu stehen. Itachi setzte ihn behutsam in einen Stuhl, neben Sasukes Bett. Der Stuhl war Naruto zuvor noch gar nicht aufgefallen. Er war deutlich bequemer als die Stühle im Wartezimmer. Unsicher sah er Sasuke an. Sah in diese dunklen Augen und wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sasuke lag wirklich im Sterben. Keine dumme Tante. Sein Sasuke. Es war viel zu schnell gegangen, viel zu plötzlich. Keine Ahnung warum, aber es war die Wahrheit. "Ich liebe dich auch, Idiot" Er griff nach Sasukes Hand und eine einzelne Träne fiel darauf. Immer wenn es regnet~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)