Rise, Fall and Rise again von Sellery-Attack (Das Spiel von Aufstieg und Fall) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anstoß --------------------- Kapitel 1 Es war ein diesiger Tag. Nur vereinzelt schoben sich die frühmorgendlichen Sonnenstrahlen durch die dicke Wolkendecke über der Stadt. Ein wirklich unschöner Start für einen Frühlingstag in Domino City. Den Jungen mit blondem Haar, der wie ein Wahnsinniger durch die Straßen sauste und so manchen Passanten fast umrannte, interessierte das recht wenig. Er hatte ganz andere Sorgen. Joey Wheeler, Zweiter im Königreich der Duellanten und meist stark von sich selbst überzeugter Teenager, hatte mal wieder verschlafen und versuchte nun die verlorene Zeit durch morgendlichen Sport wieder wett zu machen. In zehn Minuten würde die Schule anfangen und er hatte keine Lust seiner Lehrerin mal wieder zu erklären, weshalb er zu spät war und sich dadurch erneute Strafarbeiten einzufangen. Daher beschleunigte er sein Tempo auf das Maximum und stürmte auf das immer näherkommende Schulgebäude zu. Eine Minute vor Unterrichtsbeginn hatte Joey sein Klassenraum erreicht und atmete erleichtert aus. „Das war knapp.“, seufzte er. „Das glaub ich auch, Mr. Wheeler. Ein wenig später und Sie hätten nach dem Unterricht die Fenster putzen können.“, ertönte die strenge Stimme seiner Mathelehrerin hinter ihm. „Wobei, vielleicht ist das keine so gute Idee, schließlich neigen Sie ohnehin schon dazu während meines Unterrichts aus dem Fester zu starren. Vielleicht hält der Schmutz an den Scheiben Sie ja irgendwann mal davon ab, sodass Sie ihre Aufmerksamkeit zur Abwechslung mal an die Tafel richten.“ Ein Kichern zog sich durch die Reihen der Klasse und Joey merkte wie er unweigerlich etwas rot wurde. Verlegen kratzte er sich am Kopf und nuschelte nur unverständliche Worte. Er wusste allerdings, dass selbst der Dreck ihn nicht davon abhalten würde aus dem Fenster zu blicken, immerhin war dieser immer noch interessanter als Mathe. Das behielt er aber lieber für sich. „Und jetzt setzen Sie sich endlich, Mr. Wheeler.“, kam es noch leicht gereizt von der älteren Frau und Joey begab sich ohne Wiederworte auf seinen Platz. Ein breit grinsender Tristan wartete bereits auf ihn. „Na, Alter. Mal wieder verpennt?“ „Ach halt doch die Klappe.“, murrte der Blonde und ließ sich mit einem Seufzen auf seinen Stuhl fallen. „Sei doch nicht gleich so angefressen, Kumpel.“ „Du kannst gut reden. Dich hat die Alte auch nicht auf dem Kicker.“ „Nimms nicht so schwer, Joey.“, meldete sich nun Yugi zu Wort und warf seinem Freund ein aufmunterndes Lächeln zu. „Ich bin froh, dass du es pünktlich geschafft hast und das ist es doch, auf was es ankommt, oder?“ Yugi und seine sanften Worte. Würde es Mutter Theresa in männlicher Version geben, dann wäre es sicher der Stachelkopf. Der Kleine war manchmal einfach zu gut für diese Welt mit seiner naiven Art, die ihn schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch Joey war glücklich ihn als Freund zu haben, genau wie den Rest der Truppe. „Du hast ja Recht, Yugi. Aber trotzdem bin ich mir sicher, dass die Frau was gegen mich hat. Immerhin hat die alte Schachtel mich mal wieder vor der Klasse bloß gestellt, nur weil ich der Letzte war und dabei war ich dieses Mal sogar pünktlich.“ „Vielleicht würde Sie dich mehr mögen, wenn du einfach mal ihrem Unterricht folgen würdest.“, klopfte Tristan ihm auf den Rücken. Verärgert zog Joey eine Grimmasse, als in diesem Moment die Tür des Klassenraums aufschwang und alle Augenpaare im Raum sich auf den „Zuspätkömmling“ richteten. Für einen Moment herrschte gespenstische Stille, die erst durch Tristans Flüstern unterbrochen wurde. „Anscheinend bist du doch nicht der Letzte.“ Keiner rührte sich, als die Person eintrat mit der alle am wenigsten gerechnet hatten. Seto Kaiba. Mit schnellen Schritten marschierte dieser in den Raum und begab sich zu seinem Platz, ohne auch nur einen Menschen in dem Klassenzimmer eines Blickes zu würdigen. Nicht einmal seiner Mathelehrerin, die vor lauter Staunen fast die Kreide hatte fallen lassen, schenkte er einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit. Wie gebannt folgten ihm alle mit ihren Blicken, nur Joey ließ das Ganze kalt. Er war mehr über das Starren der anderen überrascht, als über den Auftritt Kaibas. „Hab ich was verpasst?“, flüsterte Joey daher Tristan zu, während der Leiter der Kaiba Corp. sich auf seinem Stuhl nieder ließ, seinen Laptop aus der Tasche fischte und anfing darauf rum zu tippen. „Nun…“, begann Tristan mit trockener Stimme. „Kaiba ist zu spät.“ „Das hab ich auch mit bekommen du Leuchte. Aber warum gaffen alle so?“ Sein Freund verdrehte kurz die Augen. „Man Joey. Wir reden hier von Kaiba. DU weißt schon. Mister Perfect. Der Kerl sitzt immer schon eine halbe Stunde vor Stundenbeginn im Klassenraum oder erscheint gar nicht wegen irgendwelcher geschäftlichen Sachen, aber er war noch nie zu spät. Noch nie.“ „Pah! Na und? Nur weil der reiche Pinkel das erste Mal zu spät kommt, bekommt der so ne Aufmerksamkeit? Ich komme fast jeden Tag zu spät. Und interessiert das irgendwen? Nein!“ Joey wurmte es gewaltig, dass Kaiba nicht mal ermahnt wurde, geschweige denn eine Strafarbeit aufgedrückt bekommen hatte. Seine Lehrerin hatte es einfach hingenommen und mit dem Unterricht weiter gemacht, während er schon fürs pünktlich kommen eine Ansage hatte einstecken müssen. „Das ist doch nicht fair.“ Als hätte Tristan geahnt, was sein Freund als nächstes vorhatte, griff er nach dessen Schulter und versuchte ihn auf seinen Platz fest zu halten, doch es war vergebens. Vor Wut kochend fuhr Joey in die Höhe. „Mensch Alter, lass das besser sein.“, versuchte es Tristan dieses Mal mit Worten, doch es war bereits zu spät. Impulsiv begann Joey laut stark zu protestieren. „Hey! Warum wird der Geldsack nicht für sein Zuspätkommen bestraft?!“ Wütend funkelte seine Lehrerin ihn an, dass Joey ein eiskalter Schauer den Rücken runter lief. „Setzen Mr Wheeler oder SIE dürfen Strafarbeit leisten!“ „Aber…“ „SETZEN!“ Sofort ließ sich Joey wieder auf seinen Stuhl nieder und schaute mürrisch mit verschränkten Armen aus dem Fenster. Die Welt war einfach unfair und an allem war nur eine bestimmte Person mal wieder schuld. Zornig ließ er seinen Blick von dem Fester zu dem, seiner Meinung nach, Verantwortlichen schweifen. Als Joeys Augen jedoch bei besagter Person ankamen, fiel ihm seine Kinnlade auf die Tischplatte. Kaiba saß genauso wie vor ein paar Minuten schon vor seinem Laptop und hatte sein Gesicht Richtung Bildschirm gerichtet. Nur tippte er dieses Mal nicht auf der Tastatur herum, sondern schenkte Joey einen Seitenblick und ein siegreiches Grinsen. „DU…!“, knurrte der Blonde und krallte sich an seinen Tisch, um nicht völlig die Fassung zu verlieren. „Bleib ruhig, Joey. Ist doch bloß Kaiba. Der versucht dich doch nur zu provozieren.“, seufzte Tristan mit einem weiteren Versuch ihn zu beruhigen. Irgendwann würde er diesen Kerl noch umbringen, ganz langsam und qualvoll, so viel stand fest. Trotz der aufsteigenden Mordlust, musste Joey sich jedoch eingestehen, dass ihn etwas an Kaibas auftreten störte. Der sonst so stolze und selbstbewusste CEO, schien in keiner allzu guten Verfassung zu sein. Sein kalter Blick wirkte kraftlos und sein Gesicht zierte tiefe Augenringe. So hatte er Kaiba noch nie gesehen. Er sah aus als hätte er gute drei Nächte nicht mehr geschlafen. Wütend schüttelte Joey den Kopf über seine Gedanken. Was kümmerte es ihn, dass der Brünette die Nächte mit anderen Sachen verbrachte, als mit schlafen. Selbst Schuld. Damit richtete er seinen Blick wieder gen Fenster und betrachtete die graue Wolkendecke, bis die Mathestunde schließlich ein Ende fand. „Hey Leute! Ist euch auch aufgefallen wie fertig Kaiba aussieht?“, fragte Tea aufgeregt in die Runde. Es war Mittagspause und wie üblich traf sich die Gruppe an Yugis Tisch und tauschten die neusten Sachen aus. „Er wirkte wirklich ein wenig anders als sonst.“, stimmte Bakura Teas Vermutung zu. „Und dann noch das plötzliche Abrauschen nach der zweiten Stunde.“ „Vor allem ist er zu spät gekommen. Was ist merkwürdiger als das?“, entgegnete Tristan, worauf Duke, der an dem nächsten Tisch lehnte, fast zu Boden sank. „Was? Kaiba war zu spät?!“ „Stimmt ja. Du bist ja gar nicht in unserer Klasse, schon wieder vergessen.“, grinste der Braunhaarige. „Aber ja. Kaiba war zu spät. Schwer zu glauben was?“ Genervt verdrehte Joey die Augen. Gab es denn keine anderen Gesprächsthemen? Duellmonsters oder neue Kinofilme zum Beispiel? Aber nein, selbst unter seinen Freunden ging es im Moment nur um Kaiba. „Moment. Ich glaube, ich hatte letztens was über die Kaiba Corp gelesen.“, sagte Tea und begann eilig in ihrer Schultasche zu kramen. „Hier!“ Ein Klatschmagazin landete vor der Gruppe auf dem Tisch. Skeptisch richteten sich die Augenpaare auf das Cover der Zeitschrift. So sehr die Jungs das einzige Mädchen ihrer Truppe auch mochten, diesen Magazinen gingen die Herren der Schöpfung so gut es ging aus dem Weg, schließlich war 80% dieser Hefte nur „Mädchenkram“ und nichts wirklich Interessantes. So wunderte es Joey nicht, dass Überschriften wie „Wer geht mit wem fremd“, „Welche Frühlingsmode passt zu dir“ und „Wie du deine Augen am besten betonst“, das Cover schmückte. Nur eine Bemerkung in einer der Ecken, weckte das Interesse der Truppe. „Unser reichster Single in Finanzkrise?“ Schnell schlug Tea die Seite auf und begann diese vor zu lesen. „Ladys aufgepasst. Laut neuster Informationen scheint die Kaiba Corporation in einer kleinen Krise zu stecken. Die Kaiba Aktien sind am Fallen und die Produkte gehen nicht vom Markt. Ist das die Chance sich den bestaussehenden Junggesellen, den Domino zu bieten hat, zu angeln? Ganz bestimmt. Aufgrund des fehlgeschlagenen Projekts der letzten Woche muss sich Die Kaiba Corp. vermutlich erstmal erholen und hier schlägt eure Stunde Mädels…“ „Moment. Welches Projekt?“, unterbrach Joey seine Freundin. „Hattest du davon gar nichts mitbekommen, Alter? Das war überall in den Medien. Irgendein neues 3D- Simulationsspiel. Hatte allerdings wohl ein paar technische Fehler, weshalb die Versuchsperson wohl noch im Krankenhaus liegt.“, antwortete Tristan auf die Frage, was Joey nur stutzen ließ. Kaiba und Fehler? War das möglich? „Vermutlich sieht Kaiba deshalb so fertig aus. Er versucht sicher seine Firma wieder auf Vordermann zu bringen und das neue Projekt wieder auszubessern“, grübelte Duke. „Aber das mit dem fallen der Aktien höre ich zum ersten mal.“Bakura schüttelte energisch den Kopf. „Das glaub ich auch nicht, immerhin ist das ein Klatschmagazin. Das meiste darin ist eh zusammen gereimt. Nichts für ungut Tea. Aber das mit dem Produkten könnte stimmen. Ich meine, wer kauft schon gerne Produkte von der Firma, bei der das letzte neue Projekt fehlgeschlagen ist?“ „Der arme Kaiba.“ Joey schnaufte verächtlich. „Yugi, der Kerl ist nicht arm. Wenn du mich fragst, bekommt er genau das, was er verdient.“ „Das kannst du nicht sagen, Joey!“, trat Tea mit verschränkten Armen vor den Blonden. „Kaiba mag zwar oft ein Idiot sein, aber so etwas hat selbst er nicht verdient. Du weißt was die Firma ihm bedeutet.“ Joey zuckte nur mit den Schultern. „Mir doch egal.“ Tea plusterte sich leicht angesäuert auf und wollte schon eine erneute Belehrung los lassen, als Bakura schlichtend dazwischen ging. „Themenwechsel. Habt ihr Lust heute nach der Schule noch was zu machen?“ „Auja!“, klatschte Tristan in die Hände. „Wie wäre es mit Kino? Ich hab gehört der neue Action-Thriller soll der Hammer sein!“ Freudig nickten alle, nur Joey schüttelte enttäuscht den Kopf. „Sorry Leute. Ich würde echt gerne, aber ich hab noch was zu erledigen.“ Traurig blickte Tristan den anderen an. „Was? Schon wieder?“ „Ja. Sorry Kumpel. Einander mal, ich schwörs.“ „Na gut kann man nichts machen. Wann wolln wir uns treffen?“ Joey hörte seinen Freunden schon nicht mehr zu. Er war schon etwas traurig darüber nicht mit seinen Freunden abhängen zu können, aber sein Nebenjob konnte er halt nicht einfach verschieben, sonst wäre er schneller gekündigt, als er bis 3 zählen könnte. Ihm war durchaus bewusst, dass jobben neben der Schule strengst verboten war, es sei denn man hieß Seto Kaiba und führte eine der größten Firmen der Welt, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er brauchte das Geld. Sein Vater verdiente momentan nur den Mindestlohn und da fehlte das Geld an allen Ecken. So half er seinem Vater finanziell etwas und hatte noch genug Taschengeld für sich selbst über. Das einzige was an seinem Job etwas schwer war, waren die späten Zeiten. Joey arbeitete in einer Reinigungsfirma, die nach Feierabend die Firmengebäude der Stadt sauber hielt. Und so konnte es ab und zu ziemlich spät werden, bis er wieder Zuhause war. Seinen Freunden verschwieg er seinen kleinen Nebenverdienst. Er wusste, sie würden sich nur Sorgen machen und ihm versuchen unter die Arme zu greifen, wenn sie es erführen und das wollte er keines Falls. Es war Joeys Geheimnis und das war auch gut so. Die Schule endete schneller, als gedacht und Joey machte sich auf den Weg nach Hause um sich fertig zu machen für den Job und danach zur Adresse zu fahren, die er per SMS bekommen würde. Die Orte wechselten ab und an, je nachdem welche Firma oder Büro die Reinigungskräfte brauchte. Joey war gerade auf dem Weg aus seiner Wohnung, als er erwartete SMS bekam. Doch was er dieses Mal las, ließ ihn blass um die Nase werde. Auf seinem Handybildschirm leuchteten jeglich zwei Worte. ‚Kaiba Corporation‘ „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, brüllte Joey sein Handy an, als sei es an allem schuld. Wenn Kaiba ihn in seiner eigenen Firma saugend oder bodenwischend auffinden würde, wäre die größte Demütigung seines Lebens vorprogrammiert. Vor allem bestünde das Risiko, dass Kaiba ihn in der Schule verpetzen würde und dann konnte er sich seinen Schulabschluss sonst wo hinstecken. Aber blieb ihm denn eine andere Wahl? Er musste seinen Job antreten sonst wäre er diesen los. Verärgert fuhr sich Joey durch das blonde Haar. Kaiba war sicher schon in seiner Villa und genoss den Feierabend, immerhin war es schon spät. Also was soll’s. No risk no fun. Gestärkt durch diesen Gedanken verließ Joey seine Wohnung und machte sich auf den Weg zur Kaiba Corp., auch wenn er nicht leugnen konnte, dass ihn ein ungutes Bauchgefühl begleitete. Eine halbe Stunde später hielt der Bus vor dem größten Gebäude der Stadt. Seufzend stieg der Blonde aus dem Fahrzeug und schaute sich suchend um. Irgendwo sollte der Van von der Reinigungsfirma stehen, nur wo? Nachdem Joey eine halbe Runde um die Kaiba Corp. gedreht hatte, entdeckte er schließlich das gesuchte Fahrzeug. Mehrere Personen standen um den Wagen versammelt. Ein paar der Leute kannte Joey schon von anderen Abenden, aber auch fremde Gesichter waren dabei. Eine große korpulente Frau trat in die Mitte der Runde und klatschte ein paarmal in die Hände. „So Leute aufgepasst! Ich verteile gleich die Reinigungsutensilien und ordne euch danach jeden ein Stockwerk zu. Verstanden?“ Ein eifriges Nicken ging durch die Reihe. „Schön. Dann fangen wir mal an. Susan Backet!“ Eine kleine Frau trat vor und nahm einen Eimer mit Lappen und weiteren Reinigungsmitteln entgegen. „Staubsauger findet ihr in jedem Stockwerk zur Rechten des Fahrstuhls. Katherin Norm.“ Die Frau rief immer mehr Namen auf, bis endlich Joey an der Reihe war. „Joey Wheeler!“ Ein Eimer schob sich in sein Blickfeld. „Du musst in den obersten Stock. Und das du ja gründlich arbeitest. Das ist immerhin die Chefetage.“ Was?! Chefetage?! Die Frau musste Witze machen. „Äh… Kann ich mit jemanden tauschen?“ „Nein!“, entgegnete die Frau ruppig. „Tauschen gibt’s hier nicht! Also mach dich endlich an die Arbeit. Ich will nicht den ganze Nacht auf dich warten.“ Joey hätte sich am liebsten geohrfeigt. Warum musste er bloß immer so ein Glück haben. Jetzt durfte er auch noch in Höhle des Drachen und dessen Böden putzen. Schnell versuchte er sich wieder zu beruhigen. Einem Mantra ähnlich wiederholte er immer wieder dieselben Worte. „Kaiba ist nicht da. Kaiba ist nicht da. Kaiba ist nicht da…“ Erst das Ping des Fahrstuhls, das ihm das Ankommen ankündigte, riss ihn aus dem hoffnungslosen Versuch sich zu beruhigen. Vorsichtig trat Joey in den menschleeren langen Flur und schaute sich um. Flur traf es nicht wirklich, es war eher eine riesen Halle, von der einige Türen abgingen und deren Dach durch eine große Glaskuppel ersetzte und von mehrere Säulen gestützt wurde. Leise pfeifend schritt er durch die große Halle und betrachtete den sternenbehangenen Nachthimmel, der durch das Glas funkelte. Eigentlich wirkten Firmengebäude verlassen und so schwach beleuchtet ziemlich gruselig, vor allem wenn draußen tiefste Dunkelheit herrschte, doch Joey verspürte nichts dergleichen. Einzig Faszination überkam den Blonden mit einem Hauch von Eifersucht. Kaiba konnte sich wahnsinnig glücklich schätzen. So einen Ausblick konnte der CEO jeden Tag genießen und sein Eigen nennen, während er selbst froh war wenn sich ab und an ein Sonnenstrahl durch die dicht bebaute Siedlung in sein Zimmer kämpfte. Verärgert schüttelte er die Gedanken davon. Es war keine Zeit Trübsal zu blasen, er hatte schließlich zu arbeiten. Doch wo sollte er anfangen? Es gingen genau 5 Türen von der Halle ab, aber nur eine hob sich von den anderen ab. Sie war größer, weiß und aus massivem Holz. Er hielt wenige Meter vor dieser Tür, als er ein Knarren vernahm. Hastig blickte sich Joey um. Sollte er sich verstecken?! Besser wäre es, man konnte schließlich nicht wissen wem man über den Weg lief. Schnell huschte der Blonde hinter eine der Säulen und lauschte. Er versuchte es zumindest, denn sein Herz schlug in diesem Moment so laut, dass er schon fürchtete, dass nicht nur er es hören konnte. Vorsichtig schmulte er um die Ecke um sicher zu gehen, dass er sich das Geräusch nicht doch eingebildet hatte, als plötzlich die große Tür aufschwang und kein anderer als Kaiba persönlich in die Halle trat. Sofort huschte Joey wieder hinter die Säule und hielt den Atem an. Kaibas Schritte hallten durch die Halle und mit jedem Schritt den er machte schienen Joeys Beine immer zittriger zu werden. Lass ihn mich bloß nicht entdecken!, betete er innerlich. Abrupt erstarb das Geräusch der Schritte und der Blonde verkrampfte. Hatte er ihn etwa doch bemerkt? Er hatte es gewusst, er hätte den Job sausen lassen sollen. Wieso war er bloß immer so waghalsig? „Hallo?“, durchbrach Kaibas Stimme die Stille. Die Beine des Blonden gaben nach und er rutsche leise zu Boden. Es war aus. Kaiba hatte ihn erwischt. „Mokuba, hör zu ich mach mich jetzt auf den Weg. Du bist bettfertig wenn ich ankomme, verstanden? Sehr gut, kleiner Bruder, dann bis gleich.“ Ein kurzes Piepsen und es wurde still. Das Geräusch der Schritte ertönte wieder, bis es immer leiser wurde und schließlich ganz verstummte. Joey wusste nicht wie lange er auf dem Boden gesessen hatte nach dem Kaiba verschwunden war. Die Erleichterung und der vorherige Schock schienen seinen Körper für eine gewisse Zeit zu lähmen. Seufzend ließ Joey den Kopf nach hinten gegen den kalten Stein fallen. Das war wirklich gerade noch gut gegangen. Der Kerl konnte einem selbst unbeabsichtigt einen verdammten Schräken einjagen. Dabei hatte er eigentlich völlig erschöpft geklungen, als furchteinflößend. Machte ihm die Arbeit etwa doch so zu schaffen? Langsam kämpfte Joey sich wieder auf die Beine, doch im selben Moment öffnete sich eine der anderen Türen und erneute Schritte ertönten in der Halle. War hier Tag der offenen Tür oder was? Hatte keiner in diesem Laden mehr ein Privatleben? Oder warum liefen alle um die Uhrzeit noch in der Kaiba Corp. umher? Andererseits warum versteckte er sich überhaupt noch? Die eigentliche Gefahr war schließlich vor einer guten Viertelstunde nach Hause gegangen. Wer also sollte ihn jetzt noch erkennen? Doch ein Bauchgefühl ließ ihn sein Versteck nicht verlassen. Die Schritte wurden immer lauter, während sich Joey weiter an die Säule presste. „So alles erledigt.“, ertönte eine tiefe Stimme. Sie sprach nicht besonders laut, aber aufgrund der hallenden Wände verstand der Junge in seinem Versteck jedes Wort. „Sehr gut.“, erklang nun eine Zweite Stimme. „Damit ist der Boss der Übernahme einen weiteren Schritt näher.“ Verwundert horchte Joey auf. Boss? Übernahme? Von was redeten die beiden Typen da? Ein kurzes heiseres Lachen erklang und die Männer schritten weiter. „Das wurde auch endlich Zeit. Ich warte schon so lange darauf es diesem Kerl heimzuzahlen. Viel zu lange.“ Der blonde musste Schlucken. Irgendetwas an dem Gespräch schrie förmlich, dass es nicht für fremde Ohren bestimmt war. Nur über was und wen redeten die beiden Kerle da. „Und der Idiot merkt nicht einmal, dass wir nur ein paar Räume von ihm entfernt ihm alles aus den Händen reißen “ „Ja! Ich freu mich schon auf sein Gesicht, wenn er alles verliert.“ „Der Boss wird sehr zufrieden mit unserer Arbeit sein.“ Erneut ertönte das heisere Gelächter und dem Blonden gefror das Blut in den Adern. „Seto Kaiba wird sich wünschen nie geboren worden zu sein!“ Joey traf es wie einen Stein, den man direkt ins Gesicht gefeuert bekommen hatte. Das Lachen wurde immer leiser und mit ihm der Klang der Schritte, doch der Blonde rührte sich kein Stück. Wie angewurzelt stand er da und starrte ins nichts. Alles um ihn herum schien nicht von belangen. Nur ein Gedanke schwirrte in seinem Kopf umher. „Jemand wollte Kaiba fallen sehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)