Rise, Fall and Rise again von Sellery-Attack (Das Spiel von Aufstieg und Fall) ================================================================================ Kapitel 4: Wenn das Eis beginnt zu tauen ---------------------------------------- Kapitel 4 „Joey! Hey, Joey!“ Unsanft wurde der Blonde an den Schultern gerüttelt. „Du musst aufstehen! Wir kommen sonst zu spät!“ Müde streckte sich Joey und drehte sich um, um die Ursache für seine Schlafunterbrechung ausfindig zu machen. Als er jedoch nur einen Wall aus schwarzen Haaren erblickte, fiel er fast von der Couch. „Wa… Was ist los?“, versuchte er sich zu beruhigen und rutschte wieder zurück auf sein provisorisches Bett. Erst jetzt erkannte er das Wollknäuel aus Haaren. Mokuba stand mit Händen in die Hüfte gestemmt vor ihm und schaute ihn vorwurfsvoll an. „Mensch Joey, bist du endlich wach?! Seto und ich wollen los! Sieh zu das du fertig wirst.“ Das waren eindeutig zu viele Informationen auf einmal. Joey versuchte zu begreifen, aber morgens war das immer so eine Sache mit ihm. Da lief der Kopf eben noch nicht so rund. Eins jedoch begriff er. Er befand sich immer noch in Kaibas Büro, nur das anstelle von Kaiba nun sein kleiner Bruder vor ihm stand und irgendwas von losgehen schwafelte. Kurz wischte sich Joey über die Augen um den Rest Schlaf aus diesen zu reiben. So schön sich die Couch auch anfangs angefühlt hatte, zum Schlafen war sie definitiv nicht geeignet. Mit einem hin und her Drehen des Kopfes ließ er seine Nackenwirbel knacken und blickte Mokuba fragend an, der ungeduldig mit seinem Fuß auf den Boden tippte. „Wenn du weiter so trödelst, fahren wir ohne dich!“, damit zog der Kleine Joey am Arm vom Sofa und drückte ihm seine Tasche in die Hand. „Hey nur die Ruhe. Wohin müssen wir denn?“ Mokuba starrte den anderen an, als käme dieser vom Pluto. „In die Schule, Joey! Was sonst?!“ Schlagartig wurde der Blonde kreidebleich. Wie konnte er das nur vergessen? Wie spät war es schon? Das spielte auch keine Rolle, er durfte nur nicht zu spät kommen, nicht schon wieder. Sofort stürmte er los und zog Mokuba mit sich. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte Joey, nachdem sie ihm Fahrstuhl angekommen waren. „Ich bin mit Roland hier, um Seto abzuholen. Etwas verwundert und immer noch überfordert mit der Informationsverarbeitung am frühen Morgen, lehnte sich Joey zurück und fuhr sich durchs Haar. „Holst du deinen Bruder öfter mal morgens ab?“ Sofort bereute der Blonde seine Frage, denn etwas Trauriges legte sich in das sonst so glückliche Gesicht des Kleineren. Leise seufzte Mokuba und begann an dem Saum seines T-Shirts zu zupfen. „Seit diesem Vorfall mit dem neuen Projekt, war Seto kaum zu hause. Aber ich kann das verstehen. Er versucht halt alles wieder ins Lot zu bringen.“ Projekt, Projekt?! Joey runzelte die Stirn. Immer sprachen alle von diesem fehlgeschlagenen Projekt. Um was genau es sich dabei handelte, wollte anscheinend aber keiner sagen. Es war nicht so, dass es ihn wahnsinnig interessieren würde, aber neugierig war er irgendwie schon. Er würde Kaiba später versuchen darüber auszuquetschen, auch wenn er keine große Hoffnung darauf legte etwas von dem Kühlschrank zu erfahren. Aber ein Versuch konnte man ja trotzdem mal wagen. „Daher versuch ich ihn nicht bei der Arbeit zu stören und helfe ihm wo ich nur kann.“, fuhr Mokuba fort. Die starken Worte des schwarzhaarigen Knirpses überraschten Joey. Mokuba wirkte viel reifer, als es Jungen für sein Alter normaler Weise waren und die Art und Weise, wie er seinem großen Bruder versuchte den Rücken zu stärken, trotz dessen dass er ihn kaum sah, erinnerte ihn an seine eigene kleine Schwester. Kaiba konnte sich wahnsinnig glücklich schätzen. „Sag mal, wo ist dein Bruder eigentlich?“ „Der wartet schon im Wagen auf uns.“ Die Worte klangen verdammt merkwürdig in den Ohren des Blonden. Kaiba und auf ihn warten? Ging das überhaupt? Als hätte Mokuba Joeys Gedanken lesen können, korrigierte er seine Aussage. „Naja…. Wenn es nach Seto gegangen wäre, wären wir schon längst los gefahren.“, der Kleine machte eine kurze Pause, als versuchte er die richtigen Worte zu finden. „Ohne dich.“ Joey schnaufte verächtlich. „Sieht ihm ähnlich. Aber danke Moki, dass du mich nicht hast hängen lassen.“, grinste er den Kleinen an und wuschelte ihm etwas durchs Haar. „Das war aber auch verdammt schwer dich wach zu kriegen. Du schläfst wie ein Stein.“, kicherte Mokuba. „Aber sag mal, was hast du eigentlich da oben in dem Büro meines Bruders gemacht?“ Das war eine wirklich gute Frage. Was hatte er da eigentlich gemacht? Im Grunde rein gar nichts. Die Nacht auf dieser verfluchten Couch war ganz umsonst gewesen. Aber das konnte er schlecht dem anderen erzählen. Etwas verlegen druckste Joey daher herum. „Ähm also deinem Bruder geholfen.“, es klang mehr nach einer Frage, als einer Aussage, das merkte Mokuba leider auch und blickte Joey daher nur skeptisch an. „DU hast meinem Bruder geholfen?“ Es klang selbst aus Mokubas Mund völlig surreal. Joey nickte dennoch als Antwort. Er konnte ihm ja schlecht sagen, dass er eigentlich von Kaiba erpresst wurde und ihm nur gegen seinen Willen half. „Ohne euch die Köpfe einzuschlagen?“ Verwundert schaute Joey den anderen an. Nahm der Kleine ihm das wirklich so einfach ab? Ohne zu hinterfragen, ob er Kaiba wirklich half, weshalb er ihm half und warum gerade ER ihm half. Es waren schließ Kaiba und er selbst von denen gerade die Rede war. Was wäre also unrealistischer als das? „So würde ich das nicht sagen. Wir reden hier immerhin von deinem Bruder also…“ Mokuba grinste nur. „Das mit euch beiden wird sich wahrscheinlich nie ändern. Aber ich bin froh, dass du ihm unter die Arme greifst, Joey. Seto ist ziemlich kühl und distanziert den meisten Leuten gegenüber, dass darf man ihm aber nicht übel nehmen. Er hat halt sehr viel Verantwortung zu tragen und immer sehr viel zu tun, aber im Grunde ist er ein wirklich guter Mensch.“ Joeys schlechtes Gewissen meldete sich wieder und ein beklemmendes Gefühl legte sich in seine Magengegend. Er half Kaiba nicht mal aus freien Stücken und nun bedankte sich sein kleiner Bruder auch noch so herzlich bei ihm, während er auch noch in hohen Tönen von Kaiba sprach. Joey wurde fast schlecht, so sehr verdrehte ihm sein schlechtes Gewissen den Magen. Das Ping des Fahrstuhls ließ die beiden Insassen zur Tür sehen und noch nie war Joey glücklicher über dieses kleine Geräusch als in diesem Augenblick. Keine Minute länger hätte er es mit diesem Gefühl im Magen ausgehalten. „Aber soll ich dir noch was verraten?“, fragte der Kleine mit einem großen Grinsen im Gesicht, als sie gerade dabei waren das Gebäude zu verlassen. Joey war sich nicht sicher ober er noch mehr Informationen verkraften würde, doch Mokuba wartete auf keine Antwort sondern fuhr bereits fort. „Mein Bruder ist zwar zu den meisten Menschen kalt und distanziert, aber du bist eine Ausnahme.“, sagte der Kleine, als sie vor der Limo haltmachten und er nach der Autotür griff. „Bei dir scheint er irgendwie aufzutauen.“, damit zog Mokuba die Tür auf und sprang in den Wagen, während er einen völlig verdutzen Joey hinter sich zurück ließ. Er war eine Ausnahme? Joey merkte wie eine sanfte Wärme das noch vorher herrschende Übelkeitsgefühl auflöste und nur ein angenehmes Kribbeln im Bauch hinterließ. Konnten Mokubas Worte wirklich stimmen? „Köter! Hör auf vor dich hin zu träumen und steig endlich ein!“ Das Kribbeln verschwand so schnell wie es gekommen war und Joey verzog nur das Gesicht. Nein, Mokuba muss sich getäuscht haben. Dieser Eisblock würde niemals tauen. Die Fahrt über erzählte Mokuba ohne Punkt und Komma, was er so die letzten Tage in der Schule erlebt hatte, während Kaiba nur schweigend da saß und auf seinem Handy rumtippte. Joey war sich nicht einmal sicher ob der CEO seinem Bruder überhaupt zuhörte, so schnell wie seine Finger über den Handy Bildschirm huschten. Als sie jedoch bei Mokubas Schule hielten, wurde Joey eines Besseren belehrt. „Sollte dich dieser Steven nochmal ärgern, erinnere ihn daran mit welcher Familie er es zu tun hat, deine Mathehausaufgaben waren korrekt und dein Musiklehrer hat keine Ahnung, wenn er behauptet Musik sei wichtig im Leben.“ Die Worte kamen so monoton über Kaibas Lippen, dass es auch ein Roboter hätte sein können, der mit dem CEO einfach Plätze getauscht hatte. Mokuba jedoch schien das gar nicht zu stören. Mit einem breiten Grinsen umarmte er seinen großen Bruder zum Abschied und sprang mit einem letzten „Tschüs!“ aus dem Wagen. Mit einem Mal war es gespenstig still und Joey rutschte etwas tiefer in den Ledersitz. Mokuba hatte noch eine Art sprechenden Schutzschild zwischen ihm und dem Eisblock gebildet, aber nun war der Kleine weg und Joey gefiel das Schweigen immer weniger. „Kann ich dich mal was fragen?“ „Nein.“, war die knappe Antwort. Joey schnaufte nur. Sollte er doch nein sagen. Er würde trotzdem fragen. „Hast du gestern noch was raus gekriegt?“ Kaiba antwortete nicht und tippte nur weiter auf seinem Handy rum, doch Joey entging nicht das kleine Zucken von Kaibas Auge. Viel zu oft hatte sich Joey in den Jahren mit Kaiba angelegt um inzwischen zu wissen, was das Zucken zu bedeuten hatte. „Also Nein.“ Kaibas Hände verkrampften etwas, was Joey nur noch mehr bestätigte und ihm eigentlich signalisieren sollte aufzuhören, aber daran dachte er nicht. Er war zwar immer noch wütend auf den anderen, weil er ihn ohne Mokuba einfach zurück gelassen hätte, aber sowas war er von dem CEO gewöhnt. Doch den Anblick den Kaiba ihm bot an den konnte er sich nicht gewöhnen. Es schien als würde neben ihm ein anderer Mensch sitzen, so fertig sah Kaiba inzwischen aus und das gefiel Joey ganz und gar nicht. Wo war nur sein alter Erzfeind hin. „Das heißt, du hast dir die ganze Nacht umsonst um die Ohren geschlagen?“ Kaibas Augen huschten von seinem Handy zu dem Jungen neben sich. Kaibas Todesblick, kannte Joey glücklicher Weise schon, weshalb es ein leichtes war diesem standzuhalten, vor allem da er seit Tagen nicht mehr so intensiv war wie sonst. „Weißt du, vielleicht solltest du mal eine kleine Pause einlegen. Du siehst echt nicht gut aus, Geldsack!“ Kaiba schnaufte nur spöttisch auf den Kommentar. „Macht sich das Hündchen etwa Sorgen?“ Joey knirschte mit den Zähnen und wollte zur Antwort ansetzten, als die Limo plötzlich hielt und Roland sagte sie seien da. Schnell schnallte sich Joey ab und sprang aus dem Wagen. Er wollte keine Minute länger mit dem anderen in einem Auto sitzen. Verwundert blickte sich Joey um, als er kein Schulgebäude vor sich erblickte. „Hey, warum halten wir hier?“, fragte er und drehte sich wieder zur Limo. Zu seiner Überraschung jedoch, saß Kaiba noch im Wagen und ließ nur das Fester runter. „Wir sehen uns an der Schule, Köter.“, damit setzte sich der Wagen in Bewegung und ließ Joey allein zurück. Das konnte doch nicht wahr sein! Er hatte ihn reingelegt! Da hatte ihn der Geldsack einfach drei Blocks von der Schule entfernt abgesetzt?! Dieser Mistkerl! oooOOOOooo „Ah Herr Wheeler, gerade noch rechtzeitig.“, schnaubte seine Physik Lehrerin. Völlig außer Atem nickte Joey bloß und schnappte nach Luft, während er den Klassenraum betrat. Sein Blick fiel sofort auf den jungen Mann mit braunem Haar in der letzten Reihe, der gelassen auf seinem Laptop tippte. „Du!“, brachte Joey hinter zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er würde Kaiba jetzt und hier fertig machen, sobald er wieder normal Atmen konnte. Nur wegen diesem Typen hatte er scheiße geschlafen und war nun auch noch die letzten drei Blocks gesprintet um nicht zu spät zu kommen. „Wie ich sehe, sind Sie gestern nach der 4. Stunde unentschuldigt gegangen.“, riss ihn seine Lehrerin aus den Gedanken. Perplex huschten seine Augen zu dem grimmig reinscheuenden Gesicht der Dame neben ihm. „Haben Sie eine Erklärung oder Entschuldigung dafür, Mr. Wheeler?“ Joey hatte keine. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte er nach Luft und suchte nach den richtigen Worten. Verschwunden war der Hass auf den CEO. „Ich… ähm… nun… das…“, hilfesuchend schaute er zu seinen Freunden, doch auch die schienen genauso sprachlos wie er. „Wheeler ging es gestern nicht gut, daher hab ich ihn nach der 4. Stunde zu meinem Arzt gefahren.“, ertönte die gelangweilte Stimme aus der letzten Reihe. „Sie Mr. Kaiba?“ Seiner Physik Lehrerin schien es deutlich schwer zu fallen den Worten des brünetten Jungen Glauben zu schenken, genauso wie Joey und dem Rest der Klasse. Der CEO schaute nicht einmal von seinem PC Bildschirm auf, stattdessen zückte er nur sein Handy aus der Jackentasche, wischte ein paarmal über den Bildschirm und hielt es seiner Lehrerin entgegen. „Sie können meinen Arzt gerne selbst fragen.“ Totenstille herrschte in dem Klassenraum. Alle Mitschüler starrten gebannt zwischen Joey, Kaiba und ihrer Lehrerin hin und her. „Ich glaube Ihnen Mr. Kaiba. Sie sind ein zu guter Schüler, als dass Sie mich anlügen würden.“ Wenn die wüsste. „Das heißt aber nicht, dass Ihre Strafarbeit damit entfällt Mr. Wheeler.“ Joey nickte nur und starrte weiter zu Kaiba. Hatte dieser ihn gerade wirklich gedeckt? Naja Kaiba war zwar Schuld an seinem Fehlen, aber trotzdem hätte er sich nicht für ihn einsetzen müssen. Mokubas Worte hallten in seinen Ohren plötzlich nach: „Bei dir scheint er irgendwie aufzutauen.“ Als hätte er Joeys Blick gespürt, schaute Kaiba vom Bildschirm auf und musterte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. Die sonst so kalten Augen wirkten auf den Blonden mit einem mal nicht mehr so eisig, wie sie es normaler Weise taten. Hatte Mokuba etwa doch Recht? Ein ungewohntes Brennen zog sich durch Joeys Wangen. Schnell riss er sich los von Kaibas Blick und schritt zu seinem Platz, an dem Tristan schon gespannt wartete. Kaum hatte er sich gesetzt wurde er auch schon mit Fragen durchlöchert. „Man Alter, das war ja mal ne Aktion. Stimmt das, was Kaiba gesagt hat? Was wolltest du eigentlich gestern von dem? Hat er dich wirklich zum Arzt gefahren? Wenn ja was hattest du? Du hättest uns wenigsten Bescheid geben können, wir haben uns Sorgen gemacht. Und warum zum Teufel sieht dein Gesicht plötzlich aus wie eine Tomate?!“ Tristans Wortschwall wollte gar kein Ende nehmen, umso glücklicher war Joey als sich Tea einmischte. „Man Tristan! Lass Joey doch auch mal zu Wort kommen.“ Doch selbst das schien leichter gesagt als getan. Joey wusste nicht einmal was er überhaupt erzählen sollte. Momentan versuchte er immer noch das merkwürdige Gefühl zu analysieren welches von seinen Wangen nun in seinem Magen zu wandern schien. Daher Antwortete er nur kurz und knapp: „Ich hatte Magenschmerzen, Kaiba hat mich zum Arzt gefahren, Ende der Geschichte. Keine große Sache.“ Der Blonde wusste, dass die Antwort Tristan nicht zufrieden stellte, dennoch war er froh, dass sein Freund nicht weiter nachbohrte und es einfach hinnahm. Innerlich jedoch hasste sich Joey dafür, dass er seine Freunde ein weiteres Mal anlog. Zuerst wegen seines Jobs und jetzt auch noch wegen Kaiba. Wo sollte das ganze nur hinführen. Die Schule endete und Joey machte sich auf den Weg Eimer und Wischmopp für seine Strafarbeit zu besorgen, als ihn Kaiba auf dem Flur abfing. „17:00 Uhr bei mir im Büro, Wheeler.“, kam es im Befehlston von dem Firmenchef. Joey verschränkte die Arme vor der Brust und stierte in die blauen mit tiefen Augenringen umrandeten Augen Kaibas. „Tja sorry Geldsack, aber heute Abend muss ich arbeiten, da musst du dir jemand anderes zum Erpressen suchen.“ Kaiba verzog keine Miene und fischte nur kurzer Hand sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und tippte ein paar Sekunden darauf herum, bevor er es an sein Ohr hielt und einen Moment lauschte. „Marie, bitte buchen Sie die gleiche Reinigungsfirma wie vor zwei Tagen zu 17:00 Uhr und ich will genau das gleiche Personal auf den gleichen Etagen, verstanden?! Sehr gut.“, damit legte Kaiba auf und ließ sein Handy wieder verschwinden. „Komm ja nicht zu spät, Köter.“ Mit offenem Mund schaute Joey dem davon schreitenden Kaiba hinterher. Dieser Kerl war doch echt die Härte. oooOOOooo Mit einem kräftigen Ruck drückte sich Joey gegen seine Wohnungstür um diese zu öffnen. Die alten Türen in dem runtergekommenen Haus in dem er wohnte ließen sich nur noch schwer öffnen. Erschöpft seufzte er, als er in den Flur trat. Die kleine Dreizimmerwohnung war kein besonders schöner Anblick. War es auch nie gewesen. Teile der Tapete lösten sich von den Wänden, der Teppichboden hatte auch schon bessere Zeiten gehabt und von Bad und Küche wollte man erst gar nicht anfangen. Der Geruch von Alkohol schoss Joey in die Nase und ein Gefühl von Übelkeit und Wut keimte in ihm auf. Viel zu oft hatte er seinen Vater zu dem Drang von Alkohol abhalten wollen, doch immer ohne Erfolg. Mehre Selbsthilfegruppen und Entzugsklinken hatte sie Besucht, doch bereit wenige Woche später hatte sein Vater wieder zur Flasche gegriffen. „Hi Dad. Bin wieder zu Hause.“ Es folgte keine Antwort. Vermutlich schlief sein Vater seinen Rausch auf der Couch aus. Ein Blick ins Wohnzimmer bestätigte Joeys Vermutung. Mr Wheeler lag auf dem Sofa ausgestreckt mit einer Flasche Bier in der Hand und schlief tief und fest. Sein Vater war glücklicher Weise keiner der Leute die durch trinken aggressiv wurden. Er gehörte er zu denen, die in einen Dämmerzustand fielen und gar nichts mehr mit bekamen, was die ganze Sache jedoch nicht besser machte. „Wir hatten doch abgemacht, dass du nach der Arbeit nichts mehr trinkst.“, flüsterte Joey seinem Vater entgegen. Der Mann auf dem Sofa reagierte nicht, atmete nur ruhig weiter. Seufzend nahm Joey seinem Vater die Flasche aus der Hand, griff nach einer Decke am Boden und deckte seinen Dad sorgfältig zu. „Könnte spät werden.“, flüsterte Joey ein letztes Mal auch wenn er wusste, dass sein Vater ihn eh nicht hörte und begab sich in sein Zimmer um seine Arbeitssache zu holen. Eine halbe Stunde später saß er im Bus zur Kaiba Corp und schaute in den wolkenbehangenen Himmel hinauf. Ungern dachte er an die Zeit vor dem Trinken. Die Zeit in der seine Familie noch glücklich zusammen gelebt hatte und in der der Jobverlust seines Vaters noch nicht die heile Welt ausgelöscht hatte. Joeys Handy piepste und zerknirscht schaute er auf den Bildschirm der die Worte: „Wheeler! Wo bleibst du?!“, ins Gesicht strahlte. Es war gerade mal 17:00 und es waren nur noch zwei Stationen bis zur Kaiba Corp. Sollte Kaiba doch einfachmal warten. „Ich sagte 17:00 nicht 17:15, Wheeler!“ Aber anscheinend kann ich von einem Hund nichts anderes erwarten.“ „Ich bin kein Hund!“, knurrte Joey und vergrub seine Hände genervt in seinen Hosentaschen. „Was steht heute überhaupt an?“, giftete der Blonde. Seine Laune war jetzt schon im Keller. „Eine sehr gute Frage, Wheeler. Ich habe herausgefunden, wo sich das so genannte ‚treffen der Siegel‘ befindet.“ Joeys Augenbrauen wanderten nach ob. „Wirklich? Und wo?“ Kaibas Lippen zuckten vor Freude. Wie schon am Tag davor drückte er einen Kopf an der Unterseite seines Schreibtischs und die Tischplatte begann zu leuchten. Eine große Karte von Domino erstrahlte auf dem Tisch, während Kaiba mit den Fingern an einen bestimmten Bereich ran zoomte. Ein Gebäude wurde sichtbar und mit einem weiteren zoomen erschien der gesamte Gebäudeplan des zweistöckigen Hauses. „Das ist auf jeden Fall kleiner, als das letzte Gebäude.“, atmete Joey erleichtert aus und schaute wieder zu Kaiba. „Und was genau ist das für ein Laden?“ Kaibas grinsen wurde breiter. „Genau das wirst du herausfinden.“ „Was zum…?!“, Joey verstummte. Langsam begriff er, dass protestieren bei dem anderen nichts brachte. Daher fuhr er sich die Wut runterschluckend durchs Haar und fragte etwas kleinlaut: „ Wie soll ich denn da rein kommen? Ist ja nicht so groß wie beim letzten mal, dass man da einfach hineinspazieren kann, wie bei Racing Motors.“ Mit einem kurzen drehen des Gebäudeaufbaus beantwortete der CEO Joeys Frage. „Genau hier endet ein Lüftungsrohr.“, Kaiba zeigte auf eine Wand, die an eine kleine Seitenstraße grenzte. „Dort wirst du reinklettern und dir von drinnen ein Bild machen.“ Der Blonde verzog das Gesicht an den Gedanken wieder durch Rohre klettern zu müssen. „Lass mich raten und du sitzt draußen in deiner Limo und führst mich erneut durch das Labyrinth von dreckigen und stickigen Lüftungsrohren.“ Amüsiert schnaufte Kaiba. „Ich werde in meinem Sportwagen warten, aber ja genau so wird es sein.“ Na super das konnte ja heiter werden. Keine 20 Minuten später, saß Joey auf dem Beifahrersitzes des roten Sportwagens Kaibas und genoss den Sound des Motors aus dem für ihn unbezahlbaren Wagen, bis sie schließlich vor dem genannten Haus zum Stehen kamen und in die inzwischen sternklare Nacht hinaus schauten. „Was macht dich eigentlich so sicher, dass einer dieser Firmenbosse, die du verdächtigst, gerade heute hier ist.“ „Nichts.“, kam es knapp von Kaiba, was Joey nur noch mehr in den Wahnsinn trieb. „Und warum zum Teufel sind wir dann hier, wenn du dir nicht mal sicher bist, dass heute einer dieser Typen auftaucht.“ Der CEO zuckte nur mit den Schultern und blickte weiter fest aus der Frontscheibe. „Weil ich nicht gern tatenlos rumsitze und zusehe wie man mir meine Firma ruiniert. Außerdem kannst du vielleicht trotzdem was herausfinden. Und jetzt halt endlich den Mund für die 10 Minuten in denen wir gucken ob auch keiner da ist, der dich erwischen könnte, wenn du in das Haus einsteigst.“ Genervt grummelte Joey. „Was wenn ich erwischt werde?“ Kaiba zog genervt die Augenbrauen zusammen. „Ich rate dir das nicht passieren zu lassen, sonst hast du ein weitaus größeres Problem, als erwischt zu werden, verstanden?“ „Und was sollte das sein?!“, fragte Joey trotzig. „Mich.“, kam es eisig von Kaiba, dass es ihn fast fröstelte. Okay das war definitiv ein gutes Argument. Was war schon schlimmer als Kaiba?! Mit einem weiteren Grummeln richtete sich Joey zu seinem Fenster und begann damit die Straße zu beobachten. Nach einer kurzen Zeit tat sich jedoch was auf Joeys Observierungsseite. Ein Pärchen ging Hand in Hand zu einer Seitengasse, bevor sie an der Ecke haltmachten und damit begannen sich engumschlungen zu küssen. Joey merkte wie ihm augenblicklich die Röte ins Gesicht schoss. Schnell wandte er seinen Blick ab und betrachtete peinlich berührt seine Hände. „Was machst du da Wheeler?! Ich dachte ich hätte mich verständlich ausgedrückt.“ Verzweifelt suchte der Blonde nach den richtigen Worten, Kaiba die Situation zu erklären, doch stattdessen, nahm sein Gesicht nur noch einen dunkleren Ton an. Irritiert blickte Kaiba in das rote Gesicht, bevor seine Augen in die Richtung schweifen ließ, in die Joey noch wenige Minuten vorher geschaut hatte. Einen für Joeys Geschmack viel zu langen Moment herrschte Stille in dem Wagen, bis sich Kaiba mit einen Schnauben wieder Joey zu wand. „Bei so etwas wirst du gleich rot, Hündchen?“ Bei so etwas? Wer wurde denn nicht rot, wenn er andere bei solch privaten Dingen beobachtete? „Kann ja nicht jeder so kalt sein wie du, Kaiba!“ Ein weiteres Schnaufen folgte und der CEO blickt wieder aus seinem Fenster. Hatte er Kaiba eben verletzt? Oder warum schien der andere plötzlich so gekränkt? Joey wollte schon zu einer Entschuldigung ansetzten, als ein Wagen auf der anderen Straßenseite hielt und kein anderer als der Chef von Racing Motors höchst Persönlich asustieg. Der Mann trat an das observierte Gebäude, sprach kurz mit einem Mann an Tür und trat ein. Sofort hellte sich Kaiba Gesicht auf und mit einem Zucken der Mundwinkel griff er nach seinem Laptop. „Das ist perfekt. Kam es kaum wahrnehmbar von dem Brünetten. „Wheeler mach dich bereit da rein zu gehen.“ Leise seufzte Joey und griff nach seinem Headset um Kaiba auf seinem Spionage Trip ala James Bond hören zu können. „Und stell dich ja nicht dämlich an.“, waren die letzten Worte Kaibas, bevor Joey die Tür zu schlug und sich auf dem Weg machte. Nervös schaute er sich in der kleinen Gasse um. Die Luft war rein. Mit einem weiteren Seufzen kletterte der Blonde in den genannten Lüftungsschacht, der nebenbei gesagt verdammt eng war und begann seine Spionage Aktion, jedoch stets mit den Worten im Kopf: „Wie bin ich hier bloß reingeraten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)