Von der Realität und anderen grausamen Dingen von Diamond_Dust (Ein phasenweise pessimistischer Self-Insert) ================================================================================ Kapitel 4: Von Onigiris und Verschwörungen ------------------------------------------ Die nächsten Tage flogen nur so an mir vorbei. Was für Ino, die ich auf Schritt und Tritt begleiten durfte, nur träger Alltag war, war für mich schlichtweg faszinierend. Obwohl ich diese Welt schon oft im Fernseher gesehen hatte, kam ich mir vor wie ein Baby, das zum ersten Mal die Augen öffnete. Ich konnte die Sprache nicht, wusste nicht, wann es sich gehörte, sich zu verbeugen oder nur zu grüßen, suchte in meinem Übergangsquartier erst einmal das Bett, bis ich blickte, dass Japaner ja auf Futons schlafen, und hatte das Gefühl, dass ich bei meinem Versuchen, mein Spätzlejapanisch anzuwenden, meinen Gesprächspartner eher beleidigte als ihm einen guten Morgen zu wünschen.     Meine Fehltritte wurden mir meistens erst dann bewusst, wenn sich die Jüngste der Yamanaka hinter mir ins Fäustchen kicherte, oder ihre Mutter nicht sehr erfolgreich versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken. So auch bei meinem ersten Abendessen, als es die Onigiri gab, die ich zuvor unter Anleitung von Ino meiner Ansicht nach noch ausbaufähig zusammengepatscht hatte. Kochen konnte ich schon in meiner Welt nicht. Aber hier konnte ich noch nicht einmal das essen, was ich fabriziert hatte.     Nachdem mir das verdammte Reisbällchen auch beim fünften Mal aus den Essstäbchen sprang, hatte ich es satt. Es wurde erst in allen Sprachen beleidigt, denen ich halbwegs mächtig war, und schließlich erbarmungslos in der Mitte aufgespießt. SHINEEEEEE, schrie ich dabei innerlich.      Dermaßen in Rachegelüste vertieft, hatte ich gar nicht gemerkt, dass mich die beiden anwesenden Yamanakas -Inoichi schien gerade noch zu arbeiten- ziemlich amüsiert beobachteten. Ich lächelte sie kurz verlegen an und versteckte mein Gesicht schnell hinter dem massakrierten Onigiri.    So peinlich mir diese ungewollten Comedyeinlagen auch waren und so sehr ich mich auch daneben benahm, schien Ino mich aus irgendeinem Grund sympathisch zu finden. Wir verbrachten so oder so schon viel Zeit miteinander im Laden, der, wie ich von Inoichi in einer weiteren Gedankenlesersitzung erfuhr, gerade florierte, weil jeder einen Blick auf die "Außerirdische" erhaschen wollte. Ich hätte vollstes Verständnis dafür gehabt, wenn sie sich wenigstens in den freien Stunden von mir abgeseilt hätte, aber stattdessen hatte sie sich wohl in den Kopf gesetzt, mir jeden Zentimeter von Konoha zu zeigen. Ich ließ mich gerne auf ihre Stadtführungen ein, denn wenn ich schon einmal die Chance dazu hatte, dann wollte ich auch so viel wie möglich an Erfahrungen mitnehmen - und durch Grübeleien würde ich nur noch mehr Heimweh bekommen, aber nicht schneller wieder in meine Welt zurückkehren. Das lag nun in der Hand des Teams, das Tsunade freundlicherweise dafür abkommandiert hatte.   Und so schleppte sie mich mit zum Shoppen, ins Café, stellte mich Shikamaru und Choji vor, die versuchten, mir mit Händen und Füßen Japanisch beizubringen, ließ mich bei ihrem Training zusehen (das ich mit offener Kinnlade aus sicherer Entfernung beobachtete) und zeigte mir die Sehenswürdigkeiten Konohas, die riesigen Köpfe der Hokage im Berg, aber auch den Friedhof.     Da sie einen Blumenstrauß in der Hand hielt, den sie vorher im Laden mit extra viel Hingabe gebunden hatte, ging ich davon aus, dass wir das Grab eines nahen Verwandten oder so besuchten. Aber als Ino vor einem noch sehr neu aussehendem Stein Halt machte, fiel der Groschen. Ein Feuerzeug lag darauf.   Moment... Das is doch das Grab von Asuma, oder? Wenn er schon tot ist... An welcher Stelle von der Handlung befinden wir uns eigentlich? Hat dieses Fünf-Kage-Treffen da schon stattgefunden? Ist Danzo schon tot und Naruto schon auf dieser komischen Insel? Aber halt... Inoichi hat bei meiner Ankunft mein ganzes Gehirn abgecheckt... Wenn da was Interessantes dabeigewesen wäre, hätte er sicherlich anders reagiert. Wobei... die ganze Uchiha-Geschichte kann er doch noch gar nicht gewusst haben, oder? Wenn ichs mir recht überlege, hab ich weder Naruto noch Kakashi oder Guy oder Yamamoto hier gesehen. Also trainiert Naruto vermutlich gerade die Kontrolle vom Bijuchakra... Verdammt, genau da hab ich aufgehört wegen den scheiß Fillerfolgen... Den Rest unseres Ausflugs konnte ich nicht mehr genießen. Friedhöfe machten mich allgemein schon ziemlich traurig, aber der Gedanke, die Möglichkeit, Menschenleben zu retten, wegen meinem Hass auf dumme Sidestories vergeben zu haben, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.   Als Inoichi an diesem Abend nach Hause kam, bat ich ihn nochmal um ein "Gespräch". Wieso mir den Kopf zerbrechen, wenn ich nicht einfach jemanden fragen konnte, der Bescheid wusste.     Und so setzten wir uns nach dem Abendessen (das diesmal zum Glück nicht ich zubereitete und auch ohne größere Unfälle in meinem Mund landete) in mein Zimmer und er knipste sich in meine Gedanken ein.    "Was kann ich für dich tun?", schoss es mir durch den Kopf.    Das is ja immer noch so creepy wie beim ersten Mal...    "Ich war heute an Asumas Grab, und da ist mir eingefallen, dass ich garnicht weiß, zu welchem Zeitpunkt ich hier überhaupt aufgetaucht bin. Könnten Sie mir da weiterhelfen?"    "Wie du schon richtig vermutet hast, befindet sich Naruto gerade auf seiner Trainingsreise. Das Kage-Treffen hat schon stattgefunden, allerdings wurde es durch die Kriegserklärung vom Leader der Akatsuki überschattet. Er hat vor, seine Augen auf den Mond zu projizieren, um alle Bewohner dieser Welt einem Genjutsu zu unterwerfen. Und dazu braucht er die ganzen Bijus."     Bitte was? Seine Augen? Auf den Mo- sowas Bescheuertes hab ich ja noch nie gehört. Gut, die Uchihas haben ja eh irgendwie alle nen kleinen Schatten, aber das übertrifft ja jetz echt alles...    "Apropos Uchiha, was da vorgefallen ist, wusste ich wirklich nicht, ich hatte nur meine Vermutungen. Da der Verantwortliche schon von Sasuke selbst zur Rechenschaft gezogen wurde und Itachi eh schon tot ist, wird das allerdings keine Folgen haben. Zumindest wollte die Godaime keine alten Streitigkeiten wieder auftauen und bat mich darum, Stillschweigen zu bewahren. Und ich wiederrum muss wohl auch dich darum bitten, denn wie ich gehört habe, werden deine Sprachkenntnisse immer besser."   Die Freude über das Lob, das man von dem sonst so stillen Yamanaka bestimmt nicht oft zu hören bekam, wurde durch die Forderung zur Geheimhaltung von Itachis Beweggründen ziemlich gedämmt. Ich stand schon immer mehr auf die geheimnisvollen dunklen Typen als auf die Sunnyboys, und seinen Namen wenigstens im Nachhinein reinzuwaschen war meiner Meinung nach Pflicht von Konohas Oberhäuptern. Und wenigstens hätte mein Wissen dann einem Menschen geholfen, auch wenn dieser leider Gottes schon tot war.   "Ich verstehe deinen Standpunkt, aber du musst bedenken, wie sehr das dem Ansehen der Stadt schaden würde. Wir stehen kurz vor einem neuen Ninjakrieg und können uns solche Zwischenfälle nicht leisten," äußerte sich Inoichi in seiner ernsten FBI-Agentenstimme und sah mich eindringlich an.    Ich schrumpfte unter dem Blick gefühlte zehn Zentimeter zusammen. Ich hatte mal wieder vergessen, dass er alles mithören konnte.     "Ist okay", murmelte ich.    "Dann hätten wir das ja geklärt. Gibt es sonst noch etwas?"    Ich dachte kurz nach.     "Natürlich kannst du es versuchen. Würde mich auch interessieren, ob es klappt. Inos Team hilft dir bestimmt gerne", unterbrach er meine Gedanken, bevor ich eine genauere Frage stellen konnte.    Na das kann ja mal was werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)