Dark Conflict von Traiko ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Er war in seinem Garten, in einem der Bäume, die sein Großvater so liebevoll pflegte. Ein leichter abendlicher Wind ließ einen wohl bekannten weißen Schal in seinen Augenwinkeln aufflattern. Sah Takao die Welt etwa wieder aus der Kai-Perspektive, so wie in der ersten Erinnerung? Zwei, sich zankende aber doch unverständliche Stimmen lenkten seine Aufmerksamkeit zu einem hell beleuchteten Zimmer. Takaos Zimmer. Kurze Zeit später erschienen Takao selbst und Daichi im Fenster. 
Bei dieser Beobachtung wurde Takao gleichzeitig heiß und kalt. Ihm wurde irgendwie komisch im Magen und sein Herz klopfte. Was war das denn? Kai beobachtete ihn also heimlich dabei was er so zu Hause trieb? Takao erinnerte sich daran, wie er kürzlich mit Daichi gestritten hatte. Er wusste schon gar nicht mehr genau warum. War es vielleicht wegen der neuen Single „You leave me and I lose it!“ von MingMing, die er hatte Kenny schenken wollen? Aber im Grunde war das jetzt auch egal. Daichi und er lagen sich ständig wegen irgendwelchen Kleinigkeiten in de Haaren. Und sie waren beide zu stur um nachzugeben, weswegen ihre Meinungsverschiedenheiten immer eskalierten. Wenn sich Takao richtig erinnerte, dann müsste er Daichi jeden Augenblick rausschmeißen. Und tatsächlich, kurze Zeit später erstarb der Streit und Takao war alleine in seinem Zimmer. Ruhe kehrte ein. Einige Momente verstrichen bis Kai geübt von seinem Ast im Baum sprang, einige zögerliche, leise Schritte auf Takaos Zimmer zu machte und schließlich starr vor der Veranda stehen blieb. Die widersprüchlichen Gefühle in Takao schaukelten sich gegenseitig hoch. Auf der einen Seite war eine Wärme zu spüren. Es freute ihn, dass Kai in seiner Nähe war. Warum ging er nicht zu ihm? Auf der anderen Seite war Takao furchtbar kalt. Er fühlte sich alleine gelassen. Warum ging Kai nicht einfach weg? Sein Herz raste geradezu. Es zerriss ihn beinahe. Was empfand Kai für ihn? Wieso wand er sich von ihm ab? Er war doch sein Freund, oder? Die Einsamkeit explodierte geradezu in Takaos Innerem. Wieder konnte er spüren, wie seine Verbindung zu Kai schwächer wurde. Der mittlerweile bekannte, kalte Schauer schlug wieder auf Takao ein und brachte ihn fort aus der Erinnerung. Dieses eine Mal wünschte sich Takao, dass die Kälte bleiben würde. Er fühlte sich furchtbar. Obwohl die Erinnerung vorbei war, tobte immer noch das Gefühlschaos in ihm. Takao krümmte sich auf seinen Knien kauernd zusammen. Ihm wurde übel. Er zitterte am ganzen Körper und die Tränen konnte er auch nur noch mit Mühe zurückhalten. Das erste Mal war er froh darüber, dass er Kai bis jetzt noch nicht gefunden hatte. So blieb es ihm immerhin erspart von ihm in diesem Zustand gesehen zu werden. Was war das nur? Was war nur los mit ihm? Er verstand sich selbst nicht mehr. Diese Erinnerung, diese fremden Gedanken hatten etwas in ihm hervorgerufen, dessen er sich selbst noch nie in der Art bewusst gewesen war. „Versprichst du mir Zuneigung?“ Zuneigung! Pah! Ging es vielleicht noch höhnischer? Die Frage der Flamme vor seinem Gesicht traf genau ins Schwarze. Vertrauen, Freiheit, Zuneigung... Waren das nicht alles auch Dinge die er sich selbst wünschte? Zögernd sah er zu der orangen Flamme vor sich. War sie vielleicht selbst ein Stück von Kai? Waren diese Versprechen nötig, damit er sich selbst wieder finden konnte? Und...war Takao wirklich in der Lage ihm gegenüber all diese Versprechen zu erfüllen? War er bereit dafür die Konsequenzen zu tragen? „Ja...“, flüsterte Takao leise. Was hatte er schon für eine andere Wahl? Draußen kämpften seine Freunde für ihn. Sie glaubten an ihn. Er selbst konnte ja auch schlecht auf ewig in dieser Schattenwelt gefangen bleiben. Ebenso wenig konnte er es wohl verantworten Kai hier zurück zu lassen. Schließlich... war er doch sein Freund. Tyson schluckte schwer und streckte seine Hand nach der Flamme aus. Er musste sich sich selbst stellen und Kai finden. Selbst wenn Takao das verletzen würde. „Ja, ich verspreche dir Zuneigung.“ Kaum hatte er die Flamme berührt, loderte diese auf. Sie brannte nun viel heller und intensiver als zuvor. Eine wohlige Wärme hüllte Takaos Körper ein. Er fühlte sich gleich stärker und zuversichtlicher. Entschlossen stand Takao wieder auf. „Zeig mir den Weg, Flamme!“. Takao war bereit dem Feuerchen bis ans Ende dieser Schattenwelt zu folgen, wenn er am Ende Kai finden konnte. Doch wider seines Erwartens schwebte die Flamme nicht los, sondern ließ ihn sofort in eine neue Erinnerung fallen. Takao sah die Hand vor Augen nicht mehr. Um ihn herum herrschte komplette, totale Finsternis. Und er dachte schon die Schattenwelt wäre dunkel gewesen. Gegen die Finsternis hier war die Dunkelheit in der schwarzen Nebelwelt gradezu hell. Lächerlich hell. Gerade als er sich fragte, wovon diese Erinnerung denn nun handeln sollte, traf eine dieser fremden Emotionen auf Takao. Es war eine Mischung aus abgrundtiefer Verzweiflung und Nutzlosigkeit. Takao kniff die Augen zusammen und schrie. Doch er hörte nichts. Um ihn herum herrschte perfekte Stille. Wo war er? Wo war Kai? Er konnte ihn nicht spüren, nicht mal ansatzweise. Nach all den Jahren, nach all der Zeit, die er mit Kai verbracht hatte. Wie konnte er ihn einfach fallen lassen? Noch nie zuvor hatte er ihn aus eigenen Stücken verlassen. Bis jetzt gab es immer äußere Faktoren, die ihn dazu getrieben hatten sich vor ihm zu verschließen. Aber es war niemals eine so endgültige Abkehr wie diesmal. Hatte er selbst nun eindeutig gegen die Dunkelheit verloren? War sein Licht, war seine Wärme, zu schwach geworden? Ein schrecklicher Gedanke fraß sich in Takaos Herz.
Brauchte Kai ihn nicht mehr? So wie zuvor spürte Takao auch jetzt wieder, wie die Verbindung zu Kai schwächer wurde und schließlich vollends abriss. Er war alleine. Takao keuchte heftig auf. Das konnte nicht passieren! Nein! Er würde es nicht zulassen! Der kalte Schlag, den Takao wieder in die Schattenwelt zurückbeförderte, war dieses mal nur ein kühler Schauer. Zu hell und warm war bereits die Flamme, die vor ihm loderte. „Versprichst du mir Wertschätzung?“ Da musste Takao nicht zwei mal gefragt werden. Die Erinnerung war nur eine Einsicht in das, was vorher war. Er verstand nun besser was gewesen war und was die Flamme hatte durchmachen müssen um in diese Situation zu geraten. Schnell schüttelte Takao die fremden Gefühle aus der Erinnerung ab. Er war stärker als zuvor. „Ja! Ich verspreche dir Wertschätzung!“ Mit einer felsenfesten Entschlossenheit reckte Takao seine Hand zu der lodernden Flamme aus und berührte sie. Urplötzlich wurde Takao mit einem Schlag bewusst, was sich hinter der Flamme verbarg! Sie war nicht Kai, wie er es geglaubt hatte. Nein. Diese ganzen Erinnerungen, das immer stärker werdende Feuer. Die Flamme war Dranzer! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)