Dark Conflict von Traiko ================================================================================ Prolog: -------- „Wenn du dich schlecht fühlst und alles zu viel für dich wird... Warum machst du nicht eine kleine Pause? Warum lässt du deine Zweifel nicht einfach durch? Gib sie ruhig mir. Warum machst du nicht eine Pause? Es gibt keinen Grund sich deswegen schlecht zu fühlen. Ich werde dir helfen, vertraue mir. Atme tief durch und lehn dich zurück. Schlafe eine Runde. Lass mich dich retten. Ignoriere deinen Schmerz und lass los. Lass alles fallen. Schlafe tief und lange. Niemand wird von all dem erfahren. Vertraue mir. Wenn du keinen Ausweg finden kannst, werde ich einen Weg finden, wie du entkommen kannst. Dich wird keine Schuld an all dem treffen. Lass mich das regeln und es wird dir gut gehen. Vertraue mir! Das Leben kann ziemlich hart sein, also lass alles fallen.“ Die süße Stimme war wie Balsam für seine Seele. Ja, sie würde ihn schützen. Langsam streckte er seine Hand nach ihrem verheißungsvollen Versprechen aus und schloss seine Augen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen hieß er die einsetzende eiskalte Dunkelheit willkommen. Wie angenehm es war, sich nicht länger seinen Problemen stellen zu müssen! Irgendwo erlosch ein Licht, das ihm einmal vor unendlich langer Zeit viel bedeutet hatte. Kapitel 1: ----------- Der Sturm aus triefend schwarzer Dunkelheit drohte ihn und die gesamte Arena zu verschlucken. Das einzige was zwischen ihm und der Düsternis stand, war das strahlend helle Licht Dragoons. Schützend hielt Takao beide Arme vor sich und blickte mit zusammengekniffenen Augen stur geradeaus. Irgendwo an dieser Stelle musste Kai gestanden haben. Doch statt seiner Figur sah er nur in die tiefschwarz lodernde Finsternis. Verärgert knurrte Takao. Wieso nur hatte sich dieser Idiot von Russe wieder der Macht Black Dranzers aussetzen müssen? Gerade er musste doch wissen, worin das enden würde! Verdammt noch mal! Was hatte sich Kai nur dabei gedacht? Und warum hatte er dieses Mistvieh überhaupt noch oder wieder in seinem Besitz?
 Eines stand jedoch fest. So dämlich Kai auch gewesen sein mag und welcher Teufel ihn auch immer geritten hatte, Takao musste ihn da rausholen! 
Doch diesmal war die zerstörerische Gewalt dieses verfluchten Phönix sogar noch größer als das letzte Mal. Wie konnte das nur passieren? Wie um diese Beobachtung zu bestätigen ließ Dragoon einen schmerzerfüllten Laut von sich hören. Zerknirscht nahm Takao wieder sein tapferes Bitbeast in Augenschein. 
Er hatte alle Hände voll zu tun, nicht von der ungeheuerlichen Dunkelheit des bösartigen Phönix übermannt zu werden. Wie zum Geier sollte es ihm nur gelingen Kai von dieser schwarzgefiederten Pest zu befreien, wenn er nicht mal einen einzigen Schritt nach vorne machen konnte? „Er hat dich enttäuscht, nicht wahr?, flüsterte eine süße Stimme in Takaos Kopf. 
Verbissen versuchte Takao die Stimme aus seinem Kopf zu verdrängen. Doch es gelang ihm nicht, den von der Stimme losgetretenen Gedankenanstoß zu stoppen. Denn es stimmte. Kai hatte ihn tatsächlich enttäuscht. Wie konnte er nach all der Zeit ihrer Freundschaft einfach alles in die Tonne treten und sich wieder Black Dranzer zuwenden? Erneut stieß Dragoon einen gequälten Schrei aus und sein starkes Licht flackerte kurz. „Takao! Konzentrier dich!“, rief die vertraute Stimme von Rei zu ihm herüber. „Takao! Gib nicht auf!“, tat auch Max Stimme kund. Erschrocken sah Takao auf und riskierte einen Blick nach hinten, wo seine Freunde zu ihm sahen - Max, Rei, Kenny, Hiromi und sogar Daichi. Sie waren alle noch da und stemmten sich ihrerseits mit ihren Körpern gegen die Ausläufer des Sturms, den Blick fest auf Takao gerichtet. Sie waren noch da trotz der peitschenden, hungrigen Düsternis. Seine Freunde vertrauten ihm, dass er sie schützen und ihren verschlungenen Freund retten würde. Diese Erkenntnis ließ in Takao ein Gefühl von Stärke aufkeimen. Gleichzeitig machte sich aber auch ein bedrückendes, belastendes Gefühl in ihm breit. Takao musste sich konzentrieren, sonst würden er und seine Freunde am Ende auch noch von der Dunkelheit verschluckt werden. Er sah wieder geradeaus. Er musste es einfach schaffen! Aber wie? Der Sturm war stärker geworden. Oder bildete er sich das nur ein? „Deine Freundschaft bedeutet ihm nichts!“, wisperte die süße Stimme weiter in Takaos Ohr. Nein! Mit den Zähnen knirschend zwang sich Takao an die Freundschaft zwischen ihm und Kai zu denken und die guten Momente darin besonders festzuhalten. 
Zugegeben Kai war nie der gesprächige Typ - den Part übernahm Takao in dieser Verbindung. Allerdings hatte Takao besonders in den letzten Wochen das Gefühl gehabt, dass der kühle Russe ihm gegenüber langsam auftaute. Er sprach von sich aus mehr und duldete zunehmend Takaos Anwesenheit in seiner Nähe. Selbst wenn sie nur schweigend nebeneinander gesessen hatten und nichts besonderes machten - irgendwie erfüllte es Takao in der Nähe des Russens zu sein. Vielleicht tat ihm diese ruhige Art gut im Kontrast zu seinem eigenen aufgedrehtem Leben. 
 Insbesondere aber klammerte sich Takao an die Erinnerung daran, als Kai einmal spät Abends vor ihm stand und von sich aus bei ihm übernachten wollte. Sonst hatte Takao immer versucht ihn dazu zu überreden und es auch mehrere Male geschafft. Schließlich wusste er davon, dass Kai nicht gerne in dem Hiwatari Anwesen weilte - vermutlich weckte es zu viele unangenehme Erinnerungen. Und doch hatte sich Kai Black Dranzer hingegeben. Warum nur hatte er nichts gesagt? Warum hat er sich selbst wieder eine Maske auferlegt und sich nicht einmal etwas anmerken lassen? „Er hat dich bei der Erstbesten Gelegenheit fallen lassen und hat dir den Rücken gekehrt.“, verkündete die Stimme in Takaos Kopf und sprach mit messerscharfer Präzision Takaos Gefühle laut aus, machte das Gefühl der tiefen Enttäuschung schmerzlich real. Takaos Magen fühlte sich mehr als flau an. Ihm war geradezu übel. Zu der Enttäuschung in Kai schlich sich zunehmend die Enttäuschung in sich selber. Er hatte stets angenommen, dass es Kai ähnlich ging wie ihm selbst. Dass er gerne in Takaos Nähe war. Takao hatte naiv von sich auf Kai geschlossen und seine eigenen Gefühle der Erfüllung und Vertrautheit auf ihn projiziert. „Du bist ihm nichts wert. Warum sollte er sich auch für jemanden wie dich interessieren? Er war immer froh wenn er endlich wieder alleine sein konnte. Weg von dir und deiner aufdringlichen Art. Du bist ihm nur im Weg gestanden. Bist ihm auf den Geist gegangen und hast ihm mit deiner widerlichen Art nur seine Energie geraubt. Und das nennst du Freundschaft?“ Die Worte trafen wie hundert scharfe Messer in Takaos Herz und bohrten sich tief in dessen Mitte. Seine Augen brannten. Warum war er immer nur von sich ausgegangen? Er hatte sich ihm aufgezwungen statt abzuwarten ob er nicht von selbst zu ihm kam. Höhnisch begann die Stimme zu kichern: „Geradezu lächerlich! Wie bist du bloß auf den absurden Gedanken gekommen, er könne dich auch nur ansatzweise mögen? Ausgerechnet dich! Absurd! Lächerlich!“ Die Stimme hatte Recht. Kraftlos lies Takao seine Arme sinken. Tränen der Hoffnungslosigkeit zeichneten sich auf seinen Wangen ab. Beiläufig nahm er wahr, wie jemand vom Rand aus etwas rief, doch die Bedeutung der Wörter und das Gekreische war ihm einerlei. Teilnahmslos beobachtete Takao wie Dragoon unter einem markerschütterndem Schrei in tausend kleine, hellblaue Lichtfunken zerbarst, die sofort begierig von der wilden schwarzen Dunkelheit vereinnahmt wurden. Ungebremst traf die brennende Schwärze mit voller Gewalt auf Takao. Um Takaos Körper herum legte sich die abgrundtiefe Finsternis Black Dranzers und verschlang gierig Takaos gesamtes Sein. Mit einem Schlag war alles still. Alles war schwarz. Kapitel 2: ----------- Es war, als würde er in einem Meer aus angenehmer Leere schweben. Wie wunderbar still und friedlich alles um ihn herum und in seinem Inneren war! Die Zeit schien still zu stehen. Es gab nichts Belastendes mehr, denn nichts war mehr von Bedeutung. Er könnte bis in alle Ewigkeit hier verweilen. In der Ferne zerriss eine leise Stimme den herrlichen Frieden. Dann noch eine. Es schien so als ob er diese Stimmen vor unendlich langer Zeit einmal gekannt hatte. Er strengte sich an, um zu verstehen was die aufgeregten Stimmen von sich gaben. Die Stimmen riefen immer und immer wieder das selbe Wort... Einen Namen... Takao... Der Name kam ihm so vertraut vor. In seinem Inneren regte sich etwas. Er selbst war Takao! Mit dieser Erkenntnis riss Takao die Augen auf. Die Erinnerungen prasselten unerbittlich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf ihn ein und ließen ihm keine andere Wahl als zu schreien. Keuchend hielt er sich den Kopf und sah sich um. Um ihn herum waberten dunkle Wolken und er selbst befand sich in einem undefinierbaren schwarzen... „Raum“. Richtig. Takao hatte gegen Kai gekämpft. Takao war überglücklich, dass sie nach den BEGA Wirren endlich einen Termin gefunden hatten um sich alle zu treffen. Darüber hinaus war es auch nicht gerade leicht gewesen eine Location zu finden, die nicht sofort der Öffentlichkeit und damit den Fans ins Auge stach, sobald sie los bladeten. Max und Rei hatten den ersten Kampf bestritten, dann waren er selbst und Kai an der Reihe. Es sollte ein ganz gewöhnlicher Freundschaftskampf werden. Alles sah nach einem entspannten Match aus. Wobei... Okay sie hatten sich beide schon gegenseitig sehr aufgestachelt, was den Kampf doch sehr angeheizt hatte. Darauf lief es meistens hinaus, wenn er mit Kai eine Runde bladete. Jedenfalls war alles so wie immer. Bis Kai plötzlich Black Dranzer statt Dranzer aus seinem Bey heraufbeschwor. Das pechschwarze Mistvieh war völlig außer Rand und Band vor Zorn und entfachte diesen schwarzen Sturm, in welchem Kai sofort verschwand. Und er selbst hatte.... Zitternd sackte Takao auf seine Knie. Dragoon! Er hatte Dragoon verloren weil er schwach geworden war.... Weil er Black Dranzers Stimme nachgegeben hatte. Es war, als ob sich eine unsichtbare Hand um sein Herz legte und zudrückte. Seinetwegen war Dragoon nun fort. Zersplittert. Der blaue Drache hatte ihn schützen wollen und sich letztendendes für ihn geopfert. Umsonst... Was sollte er jetzt nur machen? Würde Dragoon zu ihm zurückkehren, nachdem Takao ihn so enttäuscht hatte? Und wie sollte er Kai retten, wenn er nicht mal sein eigenes Bitbeast und sich selbst vor Black Dranzer hatte retten können? „Takao! Jetzt bekomm endlich deinen fetten Arsch in die Luft und komm gefälligst wieder aus deiner Wolke heraus! Und wenn du schon dabei bist, bring Kai gleich mit! Oder muss ich erst vorbeikommen und dir die Ohren persönlich lang ziehen?“, drang von weit her die Stimme Hiromis zu ihm durch. Ohhhh wie gerne hätte Takao etwas darauf erwidert! Diese Frau brachte es doch immer wieder zustande die falschen Knöpfe bei ihm zu erwischen. Genervt brummend erhob sich Takao wieder. Na immerhin konnte er davon ausgehen, dass seine Freunde noch nicht von Black Dranzers Sturm geschluckt worden waren. Und auch wenn Hiromis Wortwahl nicht gerade die netteste war, hatte sie durchaus Recht. Es brachte rein gar nichts weiter hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen. Er musste Kai finden und dann einen Weg wie sie hier beide wieder herauskommen sollten.... Und vielleicht, vielleicht würde Dragoon auch wieder zu ihm zurückkehren... Aber wohin sollte er gehen? So weit das Auge blickte, gab es nicht weiter als schwarze Einöde um ihn herum. Überall sah es gleich aus, wenn auch hier und da ein dunkler Nebel oder ein Wölkchen zu stehen schien. Unsicher biss sich Takao auf die Lippe. Sicherlich wäre es einfacher wenn er jetzt Dragoon an seiner Seite hatte, aber er musste es auch so schaffen. Er musste sowohl für sein Bitbeast als auch für Kai stark sein. Fest entschlossen schlug Takao eine Richtung ein, in der nicht so viel Nebel zu herrschen schien und hielt die Augen und Ohren und alle sonstigen Sinnesorgane offen um vielleicht doch ein Zeichen des Russens zu bemerken. Sollte der sich ruhig verstecken, er würde ihn schon finden! Und dann würde er ihn erst mal zur Rede stellen, was der ganze Mist eigentlich sollte. Genau in diesem Moment huschte ein Schatten direkt vor Takao vorbei, was diesen dazu veranlasste abrupt stehen zu bleiben. Was war das? War das etwa Kai gewesen? Suchend blickte er um sich. Da hinten, im Augenwinkel sah Takao es wieder! „Hey! Stehen bleiben!“, Takao rannte geradewegs auf die Stelle zu auf der dieser Schatten tanzte. Wagemutig setzte Takao zu einem Sprung an und stürzte sich auf den Schemen. Doch er griff geradewegs durch die wabernde Gestalt hindurch. „Huch?“ kam es noch über Takaos Lippen, bevor plötzlich der Boden, wenn man das denn Boden nennen konnte, unter seinen Füßen nachgab und er zu fallen begann und der Schatten sich über ihn stülpte. Takao kniff die Augen zusammen. Verdammt noch mal. Heute war echt nicht sein Tag. Immerhin schien der Fall sanft verlaufen zu sein. Aber was zur Hölle war das für ein Schatten gewesen und wo war er jetzt hin? Hastig riss Takao die Augen auf, doch statt der erwarteten nebulösen Black Dranzer Dunkelwelt sah er ein Herrenhaus vor sich. Dem Himmel nach zu urteilen war es später Nachmittag. Wo war er denn nun schon wieder gelandet? Aber Moment, kannte er diese Villa nicht? Das war doch das Hiwatarianwesen! Wie zum Geier war er denn da gelandet? Wie von Geisterhand bewegte er sich einige Schritte auf das Gebäude zu, bevor er wieder abrupt stehen blieb. Fremde Gedanken und Gefühle schlugen auf Takao ein. Beklommenheit traf es ganz gut. Er wollte nicht in dieses Haus gehen. Was sollte er tun? Unmittelbar in seine Nähe hörte Takao ein Seufzen und gleich darauf ein markantes Brummen. Das war doch Kai, oder? War er etwa in Kais Körper oder sah dessen Erinnerung, oder so? Und was sollte das alles? Warum ging Kai nicht einfach zu ihm, wie er es ihm so oft angeboten hatte? Unsicherheit war das nächste Gefühl, was in Takao empor kroch. Er, oder Kai wohl eher, ging einige Schritte hin und her. Zögernd. Etwas schien ihn zu hemmen, aber was? Das nächste Gefühl kam dieses mal nicht von außen, sondern von innen und trotzdem waren es nicht Takaos eigene Gefühle. Was war hier nur los? Takao spürte Unzufriedenheit mit sich selbst. Er war unzufrieden damit, dass er Kai nicht hatte helfen können. Und das obwohl er ihm immer zur Seite stehen sollte. Zu der Unzufriedenheit mischten sich Zweifel. 
Vertraute Kai ihm nicht mehr?
 Er spürte wie seine eigene Verbindung zu ihm schwächer wurde. Kapitel 3: ----------- Schlagartig jagte ein tiefer Schauer durch Takaos Körper. Es war als ob ihn jemand in ein eiskaltes Meer gestoßen hatte. Keuchend japste er auf und riss seinen Kopf hoch. 
Heftig atmend stellte er fest, dass er wieder zurück in der Schattenwelt war. Fort war die Szene vor dem Hiwatarianwesen. 
Was zur Hölle war das denn für ein Trip grade gewesen? Bibbernd sah sich der einsame Beyblader um. Gerade als er aufstehen wollte um wenigstens durch etwas Bewegung wieder warm zu werden, erschien eine kleine, orange Flamme inmitten der Luft vor ihm. Einen Moment lang starrte Takao verdutzt auf das Feuerchen. Vielleicht konnte ihm das ja etwas Wärme spenden. Er streckte den Arm danach aus und hielt augenblicklich wieder inne, als unvermittelt eine schwache, gebrochene Stimme an sein Ohr drang. „Versprichst du mir Vertrauen?“ Takao zögerte. Von wem stammte die Stimme dieses mal? Ach, zum Teufel mit all den Zweifeln! Das war doch sonst auch nicht seine Art. Und immerhin war die kleine orange Flamme schon mal viel vertrauenserweckender als der ganze schwarze Nebel um ihn herum. „Ja! Das tue ich!“, verkündete Takao mit fester Stimme und berührte das Flämmchen. Er konnte spüren wie sich eine wohlige, eigenartig bekannte Wärme ihm ausbreitete. Die Flamme flackerte kurz auf, ehe sie verschwand. „Halt! Bleib hier!“, rief Takao in die schwarze Stille. „Ich muss Kai finden. Er muss hier irgendwo sein. Bitte hilf mir!“ Die unbekannte Stimme schien ihn gehört zu haben, denn nur Augenblicke später erspähte er in der Ferne einen orangeroten Schimmer. Sofort rannte Takao in diese Richtung los. Es war nicht gerade leicht das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Eine finstere Wolke legte sich vor das Schimmern und als wäre das nicht schon genug, zog um Takao herum ein trügerisches Nebelfeld auf. 
Nein, er musste stur bleiben. Immer weiter geradeaus!
Und tatsächlich es klappte! Dieses Mal war der Fall keine Überraschung mehr. Dafür war der Ort, an dem sich Takao wieder fand überraschend. War das nicht der Schrein auf dem Berg an dessen Fuße sich seine Heimatstadt erstreckte? Und warum sah er Kai andächtig vor dem Schrein stehen? Die Sonne ging gerade am Horizont unter. 
Langsam setzte sich Kai in Bewegung und marschierte geradewegs auf das heilige Gebäude vor ihm zu. Mit jedem seiner Schritte fühlte sich Takao schwerer. Als ob mit jedem Schritt ein weiterer Stein auf seinen Rücken geladen wurde. Je näher Kai dem Gebäude kam, umso schrecklicher fühlte sich Takao. Der Schrein kam ihm immer düsterer und bedrohlicher vor. Er hatte Angst! Panische Angst, die mit jedem Schritt des Russens größer wurde. Am liebsten hätte Takao aufgeschrien, hätte Kai gewarnt vor dem dunklen, gierigen Schatten, den er in dem Schrein spürte. Doch er konnte seinen Mund nicht öffnen, alles war viel zu schwer. Er konnte sich gar nicht mehr rühren. Das einzige wozu Takao noch in der Lage war, war es mit an zusehen wie Kai geradewegs auf ein großes Unheil zusteuerte. Und er konnte nichts dagegen tun! Schließlich war Kai angekommen und zog die Schiebetür zum Raum im Schrein auf. Mit einem Male war es so als ob Takao an den Boden gepresst würde. Es fühlte sich so an, als ob plötzlich unendlich schwere Ketten an ihm zögen. Er war gefangen! Die Ketten erdrückten ihn geradezu! Er fühlte sich unendlich hilflos. Die Tür zum Schrein schloss sich. 
Verschloss Kai sich ihm? Er fühlte wie seine eigene Verbindung zu ihm erneut schwächer wurde. Da war wieder das eiskalte Gefühl, welches durch Takaos gesamten Körper und sein Bewusstsein jagte. Welches ihn zurückholte in die düstere Welt aus schwarzen Wolken. Noch immer lag Takao auf seinem Rücken und blickte eine Weile einfach nur in die Düsternis. Waren diese merkwürdigen Trips wirklich Erinnerungen von Kai? Irgendwie passte da was nicht richtig zusammen. Dieses mal war er sich mehr wie ein Beobachter vorgekommen. Und wem gehörten überhaupt die Gefühle, die während dieser Erinnerungen auf ihn einprasselten? Oder war Takao nur der Beobachter des Beobachters, der zwar alle Eindrücke und Gefühle des Beobachters aufgedrückt bekam, aber letztendlich nur abwarten konnte bis die Erinnerung vorbei war? Immerhin hatte er ja noch hier und da eigene Gedanken fassen können. Waren die Gefühle nur Beobachtung oder konnte er währenddessen noch seine eigenen Gefühle fühlen. Herrje! Was sollte das Ganze überhaupt? Takao raufte sich die Haare. Er hasste solche komplizierten Gegebenheiten und noch mehr hasste er es, keine Lösung dafür zu sehen. Für komplizierte Vorgänge war Kenny immer der Experte gewesen. Ihm wäre bestimmt schon etwas eingefallen. Wie sehr sich Takao nach einer helfenden Information von seinem klugen Freund jetzt sehnte! Doch Kenny war nicht hier und das war auch besser so für ihn. Takao seufzte. Es blieb ihm nichts anderes übrig als selbst auf eine Lösung zu kommen. Über ihm erschien eine weitere kleine, orange Flamme. Oder war es die selbe von vorhin? „Versprichst du mir Freiheit?“, säuselte sie mit leiser Stimme in sein Ohr. „Wer oder was bist du überhaupt?“, fragte er die kleine Flamme. Diese hüllte sich jedoch in Schweigen. Ungeduldig setzte sich Takao auf. Das Gefühl der schweren Ketten an seinem Körper war wie weggefegt. „Wer bist du?“ wiederholte Takao seine Frage. „Was bringen dir meine Versprechen und warum hilfst du mir? Sind das deine Erinnerungen? Bist du der Beobachter?“, die Fragen sprudelten geradezu aus ihm heraus und Takao war sich nicht mal sicher ob sie überhaupt Sinn machten. „Ich verstehe das alles nicht...“, gab Takao nach einigen Momenten des Schweigens zu. Auch die Flamme schwieg und gerade als Takao dachte, dass sie nun gar nichts mehr sagen würde, gab sie doch noch etwas von sich: „Versprichst du mir Freiheit?“ Es ärgerte Takao, dass er nicht einmal auf eine einzige seiner Fragen eine Antwort bekam. Er musste sich doch gehörig zusammenreißen um seinen Frust hinunter zu schlucken und ihn nicht an der Flamme auszulassen. Immerhin war dieses Feuerchen das einzige in dieser dunklen Welt, das ihm einen Anhaltspunkt gab. „Ja, ich verspreche dir deine Freiheit. Diese blöden Ketten hält ja keiner aus. Zeigst du mir jetzt wo Kai ist, oder muss ich noch so einen Erinnerungstrip durchmachen?“ Auffordernd stupste Takao die Flamme an, was diese auch prompt in eine Bewegung setzte. Takao stand auf und folgte der Flamme durch den dunkel glitzernden Nebel. Immerhin konnte er so seinen Weg zum nächsten Punkt nicht verlieren. Wie viel Zeit wohl schon verstrichen war seitdem er hier in dieser Düsterwelt aufgeschlagen war? Vermutlich war Black Dranzer immer noch am wüten und seine Freunde, Max, Rei und Daichi, boten diesem Mistvieh sicherlich ihre Stirn. Wenn sie siegreich wären, würde sich dann diese dunkle Welt in Nichts auflösen? Würden er und Kai damit automatisch frei sein? Oder würden sie mit der Welt verschwinden? Bei diesem Gedanken jagte Takao ein Schauer über den Rücken. Wieso musste er sich solchen Blödsinn ausmalen? Er hoffte nur, dass sich seine Freunde nicht auch einlullen ließen. Takao war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, dass die Flamme stehen geblieben war. Und um ein Haar wäre er in sie reingerannt. „Hey! Oh Mann, Alter. Warn mich das nächste mal, wenn du plötzlich stehen bleibst. Hier ist also der nächste Ort?“ Suchend sah sich Takao um. Doch es gab nichts interessantes hier. „Wo ist es denn jetzt? Hey Flamme, rede doch mal mit mir!“ Ungehalten stupste Takao die Flamme erneut an. Anscheinend war das genau das Richtige, denn plötzlich fiel Takao wieder. Also wieder eine dieser Erinnerung. Was ihn wohl jetzt erwarten würde? Takao hatte Mühe sich zu orientieren. Ein Blick nach oben verriet ihm, dass er unterm Sternenhimmel war. Jetzt konnte er endlich etwas erkennen. Doch was er da erkannte ließ ihn nicht schlecht staunen. Kapitel 4: ----------- Er war in seinem Garten, in einem der Bäume, die sein Großvater so liebevoll pflegte. Ein leichter abendlicher Wind ließ einen wohl bekannten weißen Schal in seinen Augenwinkeln aufflattern. Sah Takao die Welt etwa wieder aus der Kai-Perspektive, so wie in der ersten Erinnerung? Zwei, sich zankende aber doch unverständliche Stimmen lenkten seine Aufmerksamkeit zu einem hell beleuchteten Zimmer. Takaos Zimmer. Kurze Zeit später erschienen Takao selbst und Daichi im Fenster. 
Bei dieser Beobachtung wurde Takao gleichzeitig heiß und kalt. Ihm wurde irgendwie komisch im Magen und sein Herz klopfte. Was war das denn? Kai beobachtete ihn also heimlich dabei was er so zu Hause trieb? Takao erinnerte sich daran, wie er kürzlich mit Daichi gestritten hatte. Er wusste schon gar nicht mehr genau warum. War es vielleicht wegen der neuen Single „You leave me and I lose it!“ von MingMing, die er hatte Kenny schenken wollen? Aber im Grunde war das jetzt auch egal. Daichi und er lagen sich ständig wegen irgendwelchen Kleinigkeiten in de Haaren. Und sie waren beide zu stur um nachzugeben, weswegen ihre Meinungsverschiedenheiten immer eskalierten. Wenn sich Takao richtig erinnerte, dann müsste er Daichi jeden Augenblick rausschmeißen. Und tatsächlich, kurze Zeit später erstarb der Streit und Takao war alleine in seinem Zimmer. Ruhe kehrte ein. Einige Momente verstrichen bis Kai geübt von seinem Ast im Baum sprang, einige zögerliche, leise Schritte auf Takaos Zimmer zu machte und schließlich starr vor der Veranda stehen blieb. Die widersprüchlichen Gefühle in Takao schaukelten sich gegenseitig hoch. Auf der einen Seite war eine Wärme zu spüren. Es freute ihn, dass Kai in seiner Nähe war. Warum ging er nicht zu ihm? Auf der anderen Seite war Takao furchtbar kalt. Er fühlte sich alleine gelassen. Warum ging Kai nicht einfach weg? Sein Herz raste geradezu. Es zerriss ihn beinahe. Was empfand Kai für ihn? Wieso wand er sich von ihm ab? Er war doch sein Freund, oder? Die Einsamkeit explodierte geradezu in Takaos Innerem. Wieder konnte er spüren, wie seine Verbindung zu Kai schwächer wurde. Der mittlerweile bekannte, kalte Schauer schlug wieder auf Takao ein und brachte ihn fort aus der Erinnerung. Dieses eine Mal wünschte sich Takao, dass die Kälte bleiben würde. Er fühlte sich furchtbar. Obwohl die Erinnerung vorbei war, tobte immer noch das Gefühlschaos in ihm. Takao krümmte sich auf seinen Knien kauernd zusammen. Ihm wurde übel. Er zitterte am ganzen Körper und die Tränen konnte er auch nur noch mit Mühe zurückhalten. Das erste Mal war er froh darüber, dass er Kai bis jetzt noch nicht gefunden hatte. So blieb es ihm immerhin erspart von ihm in diesem Zustand gesehen zu werden. Was war das nur? Was war nur los mit ihm? Er verstand sich selbst nicht mehr. Diese Erinnerung, diese fremden Gedanken hatten etwas in ihm hervorgerufen, dessen er sich selbst noch nie in der Art bewusst gewesen war. „Versprichst du mir Zuneigung?“ Zuneigung! Pah! Ging es vielleicht noch höhnischer? Die Frage der Flamme vor seinem Gesicht traf genau ins Schwarze. Vertrauen, Freiheit, Zuneigung... Waren das nicht alles auch Dinge die er sich selbst wünschte? Zögernd sah er zu der orangen Flamme vor sich. War sie vielleicht selbst ein Stück von Kai? Waren diese Versprechen nötig, damit er sich selbst wieder finden konnte? Und...war Takao wirklich in der Lage ihm gegenüber all diese Versprechen zu erfüllen? War er bereit dafür die Konsequenzen zu tragen? „Ja...“, flüsterte Takao leise. Was hatte er schon für eine andere Wahl? Draußen kämpften seine Freunde für ihn. Sie glaubten an ihn. Er selbst konnte ja auch schlecht auf ewig in dieser Schattenwelt gefangen bleiben. Ebenso wenig konnte er es wohl verantworten Kai hier zurück zu lassen. Schließlich... war er doch sein Freund. Tyson schluckte schwer und streckte seine Hand nach der Flamme aus. Er musste sich sich selbst stellen und Kai finden. Selbst wenn Takao das verletzen würde. „Ja, ich verspreche dir Zuneigung.“ Kaum hatte er die Flamme berührt, loderte diese auf. Sie brannte nun viel heller und intensiver als zuvor. Eine wohlige Wärme hüllte Takaos Körper ein. Er fühlte sich gleich stärker und zuversichtlicher. Entschlossen stand Takao wieder auf. „Zeig mir den Weg, Flamme!“. Takao war bereit dem Feuerchen bis ans Ende dieser Schattenwelt zu folgen, wenn er am Ende Kai finden konnte. Doch wider seines Erwartens schwebte die Flamme nicht los, sondern ließ ihn sofort in eine neue Erinnerung fallen. Takao sah die Hand vor Augen nicht mehr. Um ihn herum herrschte komplette, totale Finsternis. Und er dachte schon die Schattenwelt wäre dunkel gewesen. Gegen die Finsternis hier war die Dunkelheit in der schwarzen Nebelwelt gradezu hell. Lächerlich hell. Gerade als er sich fragte, wovon diese Erinnerung denn nun handeln sollte, traf eine dieser fremden Emotionen auf Takao. Es war eine Mischung aus abgrundtiefer Verzweiflung und Nutzlosigkeit. Takao kniff die Augen zusammen und schrie. Doch er hörte nichts. Um ihn herum herrschte perfekte Stille. Wo war er? Wo war Kai? Er konnte ihn nicht spüren, nicht mal ansatzweise. Nach all den Jahren, nach all der Zeit, die er mit Kai verbracht hatte. Wie konnte er ihn einfach fallen lassen? Noch nie zuvor hatte er ihn aus eigenen Stücken verlassen. Bis jetzt gab es immer äußere Faktoren, die ihn dazu getrieben hatten sich vor ihm zu verschließen. Aber es war niemals eine so endgültige Abkehr wie diesmal. Hatte er selbst nun eindeutig gegen die Dunkelheit verloren? War sein Licht, war seine Wärme, zu schwach geworden? Ein schrecklicher Gedanke fraß sich in Takaos Herz.
Brauchte Kai ihn nicht mehr? So wie zuvor spürte Takao auch jetzt wieder, wie die Verbindung zu Kai schwächer wurde und schließlich vollends abriss. Er war alleine. Takao keuchte heftig auf. Das konnte nicht passieren! Nein! Er würde es nicht zulassen! Der kalte Schlag, den Takao wieder in die Schattenwelt zurückbeförderte, war dieses mal nur ein kühler Schauer. Zu hell und warm war bereits die Flamme, die vor ihm loderte. „Versprichst du mir Wertschätzung?“ Da musste Takao nicht zwei mal gefragt werden. Die Erinnerung war nur eine Einsicht in das, was vorher war. Er verstand nun besser was gewesen war und was die Flamme hatte durchmachen müssen um in diese Situation zu geraten. Schnell schüttelte Takao die fremden Gefühle aus der Erinnerung ab. Er war stärker als zuvor. „Ja! Ich verspreche dir Wertschätzung!“ Mit einer felsenfesten Entschlossenheit reckte Takao seine Hand zu der lodernden Flamme aus und berührte sie. Urplötzlich wurde Takao mit einem Schlag bewusst, was sich hinter der Flamme verbarg! Sie war nicht Kai, wie er es geglaubt hatte. Nein. Diese ganzen Erinnerungen, das immer stärker werdende Feuer. Die Flamme war Dranzer! Kapitel 5: ----------- Wie zur Bestätigung hörte Takao wie die Flamme ein vogelartiges Kreischen bei seiner Berührung von sich gab und grelle Funken in alle Richtungen von sich schoss. Takao kniff die Augen zusammen und hielt die Flamme fest in seinen Armen. Als das Spektakel vorbei war hielt Takao ein feuriges, rotgold verziertes Ei in seinen Armen. Es strahlte eine unglaublich wohlige Wärme ab. Kai hatte es also wirklich fertig gebracht Dranzer zu zerstören. Aber warum bloß? Wegen Black Dranzer? Andererseits... Was hatte Takao schon zu melden? Immerhin hatte auch er es zugelassen, dass Dragoon zerstört wurde. Jedenfalls war es eine glückliche Fügung gewesen, dass er gerade in dieser trostlosen Welt auf Dranzers Schatten gestoßen war. Und die Unsterblichkeit eines Phönix war in der Tat eine Gabe. Jetzt musste Takao nur noch Dranzer aus dem Ei locken, Kai finden und dann würden sie alle aus den Fängen dieses unheilvollen Vogels entkommen. Ratlos blickte Takao auf das Ei in seinen Armen... Wie zum Kuckuck brütete man bitte schön ein BitBeast aus? Verdammt! Dann musste er eben zuerst Kai finden! Abrupt machte er kehrt und begann zu laufen. Dranzers Licht erhellte ein großes Areal um ihn herum, doch geradewegs vor ihm lag eine Finsternis, die dem Feuerschein nicht weichen wollte. Das musste es sein. Dort wurde Kai sicherlich von der Dunkelheit gefangen gehalten. „Kai, mein Freund! Halte durch, ich bin gleich bei dir, du Idiot!“, rief Takao, als er in das Herz der Düsternis vordrang. Dranzers Licht wurde hier beinahe vollkommen von der Schwärze verschluckt. Langsam kämpfte er sich durch die dichten Schatten hindurch. Fieberhaft suchte Takao die Gegend nach einem Hinweis nach Kai ab. Und tatsächlich erspähte er ein Stück weißen Stoff inmitten eines Schattenhaufens. Ohne auch nur einen weiteren Augenblick nachzudenken, legte Takao das Ei neben sich ab und machte sich daran einen Schatten nach dem anderen von Kai weg zu zerren. Das gestaltete sich zunehmend schwerer, je weiter er an den Russen heran kam. Die Finsternis klebte geradezu an Kai und sie schien einfach kein Ende zu nehmen. Doch Takao ließ sich nicht aufhalten. Er musste Kai da heraus holen, ganz gleich wie anstrengend es auch sein würde! Verbissen arbeitete er sich weiter und weiter bis Kai schließlich frei von der Finsternis war und vor ihm lag. Keuchend ließ sich Takao neben ihm auf seine Knie fallen und verschnaufte für einige Augenblicke. Der Russe starrte mit leeren Augen ins Nichts und schien bewusstlos zu sein. Kein Wunder. Wenigstens schien er ansonsten unverletzt zu sein. „Kai! Wach auf!“ Takao stürzte sich auf den bewusstlosen, jungen Mann, zog ihn in eine sitzende Position und rüttelte an dessen Schultern. Doch es folgte keine Reaktion. „KAI!“, brüllte Takao ihm ins Ohr. Immer noch keine Reaktion. Hilflos starrte Takao Kai ins Gesicht und ließ so einige Momente verstreichen. Doch mit jedem Augenblick der vorbeizog wuchsen die Zweifel in seinem Inneren. Es tat ihm weh Kai so zu sehen. Unwillkürlich musste Takao schlucken und senkte seinen Blick, was eigentlich völlig sinnlos war da Kai ja sowieso nur ins Leere starrte. „Kai,“ begann er seine Gedanken auszusprechen ohne es wirklich zu bemerken, „warum hast du Idiot das nur gemacht? Wir sind doch Freunde und du weißt, dass ich für meine Freunde bis ans Äußerste gehe... Und für dich gehe ich auch noch eine Meile extra. Wir haben doch in letzter Zeit so viel zusammen gemacht. Warum hast du wieder deine Maske aufgezogen und bist mit deinen Problemen weggelaufen? Verdammt, Kai... Du hast sogar Dranzer völlig abgeschossen. Wieso bist du nicht zu mir gekommen?“ Takao seufzte, bevor er weitersprach. „Nein... Im Grunde trage ich auch irgendwo Schuld daran. Ich hätte es merken können, auch wenn du nicht wolltest, dass ich was merke. Hör zu Kai, es tut mir Leid, dass ich nicht besser Acht gegeben habe.“ Warum quasselte er eigentlich so viel, wenn Kai ihn doch eh nicht hören konnte? Vielleicht half ihm das ja dabei seine eigene kleine Welt wieder auf die Reihe zu bekommen. Und warum sollte er Kai auch nicht zu texten? Wenn er ihn nicht hörte konnte es ihn ja auch kaum stören. „Ich hab Dranzer gefunden“, fuhr Takao mit seiner Rede fort, hievte das Ei, welches neben ihnen stand, auf Kais Schoß und platzierte die Hände des Russens auf der warmen Schale. Vielleicht konnte Dranzers Wärme den Eisklotz ja etwas erwärmen oder, besser noch, wecken. „Dranzer hat noch mehr unter deiner Handlung gelitten als ich. Aber ich glaube, es geht ihm jetzt besser. Er hat mir ein bisschen was von dem was so passiert ist anvertraut. Du kannst dich mir auch anvertrauen, Kai. Und ich werde auch dir versprechen zu helfen wo ich kann“ Takao brauchte Kai nicht anzusehen um zu wissen, dass dieser immer noch nicht bei Bewusstsein war. „Dranzer möchte dich zurück haben.“ Es war noch immer die selbe Stille zu hören. Was wenn selbst Dranzer ihn nicht zurückholen konnte? Takao schluckte, aber es half nichts gegen die Verzweiflung, die im Begriff war ihn zu übermannen. „Kai...“ brachte Takao zitternd hervor. „Bitte wach auf.“ Doch es kam immer noch kein Wort von seinem Gegenüber. Verdammte Scheiße. Was sollte er denn noch machen? Takaos Herz begann vor Angst heftiger zu schlagen und er musste mit den Tränen kämpfen. Es konnte doch nicht alles vorbei sein! Das... Das durfte nicht passieren... Aber es geschah... „Kai“, schluchzte Takao mittlerweile, „bitte komm zurück. Wir alle brauchen dich. Nein. ICH brauche dich!“ Und schon kullerten die Tränen von Takaos Wangen direkt auf Kais Hände. Nur um von dort aus über die warme Schale von Dranzers Ei zu rinnen. Zittrig legte Takao seine Hände auf die von Kai. Warum nur hatte Takao zugelassen, dass es so weit kommen konnte? Hätte er doch bloß besser aufgepasst! Er hätte sicherlich etwas bemerkt. Aber er war zu unaufmerksam gewesen. Und letztendlich war er schlichtweg zu schwach gewesen um Kai, Dragoon und um sich selbst zu retten. Und Dranzers Rettung wurde dadurch auch sinnlos. Verdammt! Warum konnte er nicht besser aufpassen? Wieso nur war er so fürchterlich unsensibel? Und jetzt war alles zu spät. Er hatte verloren und Black Dranzer hatte gewonnen. Undzwar alles. „KAI!“, schrie Takao heulend seine Verzweiflung in die schwarze Welt. Ihm tat alles weh, in seinem Herzen war ein Stechen und in seinem Kopf ein Pochen zu fühlen. Gleichzeitig war alles irgendwie leer und ihm war kalt. Eine schreckliche Gewissheit legte sich über die Szene und Takao wusste, dass er nichts mehr dagegen tun konnte. Und obwohl er sich dessen bewusst war, wollte Takao es nicht wahr haben, kämpfte mit jeder Faser seines Körpers dagegen an. „Lass mich nicht alleine!“ stieß er winselnd mit gebrochener Stimme hervor, „Kai! Kai...“ Kapitel 6: ----------- „Hör auf zu flennen, Kinomiya. Das hält ja kein Mensch aus!“, beschwerte sich auf einmal eine genervte und wohl bekannte Stimme lautstark. 
Ungläubig riss Takao seinen Kopf hoch und sah mit großen, tränengefüllten Augen geradewegs in Kais Gesicht. Der Russe schien nicht all zu begeistert zu sein, doch das war Takao jetzt völlig einerlei. Kai war wach! Er war wieder da! Und das war alles, was zählte. „Kai, du bist wieder da!“, voller Freude warf sich Takao auf Kai, weinte noch ein paar Freudentränen und umarmte ihn stürmisch. Er konnte einfach nicht anders, als diesem unverhofften Glück allen Ausdruck zu verleihen, den er hatte. Feste drückte er sich an den jungen Mann. Kai seinerseits könnte sich und Dranzers Ei gerade noch so halten und sich so vor einem Sturz bewahren. „Verdammt, Takao! Hör auf, du erdrückst mich!“ Doch Takao dachte gar nicht erst daran Kai wieder los zu lassen. Wer wusste schon wo er als nächstes hin verschwinden würde? Er konnte spüren wie Kai seinen Widerstand gegen ihn aufgab und hören wie er ein leises Brummen ausstieß. „Nicht mal hier kann man sich vor dir verstecken.“ Auch wenn Kai diese Bemerkung mehr zu sich selbst flüsterte, versetzte dieser Satz einen Stich in Takaos Herzen. Entgeistert löste er die Umarmung auf, hielt Kai mit beiden Händen an den Oberarmen fest und sah ihn mit Entsetzen in die Augen. „Was? Du... Du versteckst dich vor mir? Aber... Warum?“ Kai hätte ihn genauso gut ohrfeigen können. Da hatte er in letzter Zeit so hart daran gearbeitet eine enge Basis des Vertrauens zu schaffen und für ihn da zu sein. Ihm das Gefühl zu geben, dass er jemanden hat zu dem er gehen kann. Und Kai wollte sich vor ihm verstecken? Was hatte er bloß falsch gemacht? Und dann dieses ganze Theater hier... Takao kam ein erschreckender Gedanke. „Hast du diese ganze Geschichte mit Black Dranzer etwa nur angefangen, weil du vor mir weglaufen wolltest?“ Von Kai kam keine Antwort. Er wich Takaos Blick aus und sah zur Seite. „Verdammt, Kai! Du kannst Black Dranzer doch nicht einfach die Macht über dich ergreifen lassen nur weil du mir aus dem Weg gehen willst! Warum hast du mehr Angst vor mir als vor diesem Höllenvogel? Ich bin doch dein Freund! Was muss ich machen, damit du mir vertraust?“ Energisch rüttelte Takao an Kais Armen. Das konnte doch nicht wahr sein! Es brauchte eine Zeit lang, bis der Russe zu sprechen begann. Doch anstatt auch nur eine einzige Antwort auf eine er vielen Fragen zu geben, brachte er er eine seltsame Gegenfrage zustande:„...brauchst du mich wirklich?“ Takao stieg eine beschämende Röte ins Gesicht. „Wie lange bist du eigentlich schon wach?“ Er hatte ihm also einfach stillschweigend zugehört, als Takao sein Herz vorhin ausgeschüttet hatte. Hatte ihn einfach beobachtet, während er tiefer und tiefer in seiner Verzweiflung versunken war. Takao schnaubte kurz. „Du hättest ruhig früher deinen Mund aufmachen können, weißt du? Aber alles was ich vorhin von mir gegeben habe, ist die Wahrheit. Ja, Kai. Ich brauche dich.“ Takao machte eine kurze Pause, ehe er weiter redete. „Und ich verspreche auch dir alles, was ich deinem Dranzer versprochen habe. Er hat übrigens nie deine Seite verlassen. Er war hier, als ich herumgeirrt bin und hat wahrscheinlich genau so nach dir gesucht wie ich.“ Es war leichter über Dranzer zu sprechen, als über seine eigenen Gefühle. Takao ließ Kai los und legte selbst eine Hand auf die warme Schale des Bitbeasts. „Dranzer ist zu dir zurückgekommen. Ich hoffe, dass mir Dragoon auch eines Tages vergibt und zu mir zurückkehrt.“ „Was hast du Dranzer versprochen?“, bohrte Kai weiter nach ohne auf Takaos letzten Satz einzugehen. Mist, wieso baute sich Takao immer wieder selbst solche Fallen? Takao spürte wie die Röte ihm abermals ins Gesicht kroch. Diesmal war es an ihm, Kais Blick auszuweichen und den Kopf trotzig wegzudrehen. Leise begann er zu antworten: „Alles was du ihm in letzter Zeit verwehrt hast. Vertrauen, Freiheit, Zuneigung und Wertschätzung.“ Eine Weile lang herrschte eine Stille, welche Takao sich nicht wagte zu unterbrechen. „Wirklich?“, fragte Kai mit zweifelnder Stimme. Da hatte er schon solche peinlichen Dinge preisgegeben und dieser Kerl glaubte ihm immer noch nicht. Entschlossen drehte sich Takao zu dem Russen und verkündete mit fester Stimme: „Ja wirklich! Ich lüge immer noch nicht, Kai. Ich meine es so wie ich es sage und ich werde für alle Konsequenzen grade stehen, egal wie hart es auch werden mag. Ich werde kämpfen!“ Mit einer absoluten Selbstsicherheit blickte Takao geradewegs in Kais überraschte Augen. Was er dann allerdings für eine Sekunde lang aus Kais Gesicht sah, überraschte ihn selbst. War das ein schwaches Lächeln auf Kais Lippen? Lange währte der Ausdruck jedenfalls nicht. Kai stand auf und blickte seinerseits fest entschlossen in die Dunkelheit, ehe er rief: „Black Dranzer! Es reicht! Ich beende meine Pause, auch wenn dir das nicht schmeckt. Ich verweigere dir meine Macht!“ Es folgte ein ohrenbetäubendes Kreischen, das sich ganz nach dem schwarzen Phönix anhörte. Die gesamte dunkle Welt schien zu schreien. Mit einem Mal war es so, als ob sich die Schatten dieser finsteren Welt gegen die beiden menschlichen Eindringlinge wehrte. Die Düsternis funkelte sie beide gefährlich an und schon lösten sich die ersten Schemen um auf sie loszugehen. Takao hielt sich die Ohren zu und beobachtete Kai dabei wie er Dranzers Ei in die Höhe hielt. Der Russe schaute noch einmal kurz zu Takao herüber, machte dann den Mund auf und schrie etwas. Vermutlich war es Dranzers Name, denn das Ei begann gleißend hell zu leuchten. Jetzt war es nicht nur fürchterlich laut, sondern auch unerträglich hell, weswegen Takao seine Augen zukniff. Takao spürte, wie es um ihn herum wärmer wurde. Dranzer war also geschlüpft! Endlich! Kai kämpfte zusammen mit Dranzer gegen Black Dranzer an! Er hatte es geschafft, sie würden aus den Fängen des bösartigen Phönix entkommen können! Auch wenn er nichts hören konnte rief er: “Kai! Du schaffst es! Glaub an dich!“ Vielleicht half es nichts, aber Takao war mit seinen Gedanken voll bei Kai und dem Kampf den er gerade vor ihm ausfocht. Der Boden bebte und mit einem Ruck gab er unter Takao nach. Wieder einmal fiel er. Der Aufprall war hart. Takao war der Länge nach auf seinen Rücken gefallen. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah einen blauen Himmel über sich. Sie hatten es geschafft! Sie waren Black Dranzer entkommen! Takao fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Einige Augenblicke lang genoss er einfach die warmen Sonnenstrahlen, bis sich Daichis Kopf in den Weg stellte. Obwohl der Rothaarige außer Atem war, ließ er es sich nicht nehmen Takao frech auf Takao hinab zu grinsen. „Ach, bist auch auch mal wieder da? Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen um deine Prinzessin zu retten. Sag das nächste mal bitte früher Bescheid, wenn wir am Ende deinen Kampf ausbaden müssen.“ Knurrend erhob sich Takao und verpasste Daichi absichtlich dabei eine Kopfnuss, wodurch er ein Lachen von Max und Rei einholte. „Immer noch ganz der Alte, was?“ entgegnete ihm Rei. „Mann, Takao. Ich bin heilfroh, dass ihr beide da raus seid.“, führte Max die Rede fort. Fix und alle saßen die beiden auf dem Boden. Auch Kenny und Hiromi schienen zwar mit ihren Nerven am Ende, aber ansonsten unversehrt zu sein. Daichi, Max und Rei. Sie hatten also alle drei zusammen mit all ihrer Macht gegen Black Dranzers Sturm angekämpft, während er im Auge der finsteren Welt des schwarzen Phönix gewesen war. „Danke, Leute“, erwiderte Takao mit einem ehrlichen Lächeln, ehe er sich erhob und Daichi freundschaftlich einen festen Klaps auf die Schulter gab. „Auch dir, Daichi.“ Takao drehte sich um und sah zur Arena, von der nicht mehr viel übrig war. Langsam begab er sich in das Schlachtfeld. Sein Ziel fest im Auge. Mitten in den Trümmern kauerte Kai, der seinen Blick hob, als sich Takao ihm mit einem sanften Lächeln auf den Lippen näherte und ihm die Hand entgegenstreckte. Ein paar Herzschläge lang zögerte Kai, ehe er kurz das Lächeln erwiderte und sich von Takaos helfender Hand zurück auf die Beine ziehen ließ. Der Kampf war vorbei. Epilog: -------- Verschlafen öffnete Takao seine Augen. Die Sonne schien durch sein Fenster direkt in sein Gesicht und draußen sangen bereits die Vögel. Am liebsten wäre Takao nicht aufgewacht. Er hatte von Dragoon geträumt. Mittlerweile war es schon eine Woche her, dass er sein Bitbeast verloren hatte. Traurig ließ er seinen Blick durch sein Zimmer wandern und blieb an einem ordentlich hergerichteten Futon hängen. Kai war also mal wieder mit den Hühnern aufgestanden und bereits unterwegs. Nun stahl sich doch ein müdes Lächeln auf Takaos Züge. Seit dem Kampf hatte es keine Nacht gegeben, in der Kai nicht bei ihm übernachtet hatte. Takao hatte es zwar immer noch mit einem Eisklotz zu tun, aber dieses mal war er sich sicher, dass das Band des Vertrauens zwischen ihnen beiden auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie hatten noch ein längeres Gespräch geführt und hatten sich unter anderem darauf geeinigt, dass Takao Black Dranzer an einem Ort verstecken sollte, den Kai nicht so schnell finden würde... „Hey, Grünschnabel! Du hast Besuch, also raus aus den Federn!“, rief Takaos Großvater mit seiner üblichen lauten Stimme und riss die Zimmertür auf. Vor Schreck wäre Takao beinahe aus seinem Bett gefallen. Gerade als Takao seinem lieben Opa lautstark etwas erwidern wollte, gab dieser den Blick auf Kenny frei. Ach ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Kenny hatte ihm gestern Abend gesagt, dass er so gut wie fertig mit der Reparatur an Dragoon war. Black Dranzer hatte alle Blades übel zugerichtet. Am schlimmsten hatte es jedoch Dranzer und Dragoon getroffen. „Ah, guten Morgen, Kenny. Schön, dass du da bist. Komm doch rein.“, hieß Takao den Chef willkommen, stieg aus seinem Bett und setzte sich an den kleinen Tisch in seinem Zimmer. Das ließ sich Kenny nicht zwei mal sagen, schloss die Tür hinter sich und setzte sich lächelnd zu Takao. „Guten Morgen, Schlafmütze. Ich hab Dragoon fertig, er sieht aus wie niegelnagelneu. Aber ich hab noch eine Überraschung für dich parat.“ Grinsend zauberte Kenny einen weiß glänzenden Beyblade aus seiner Tasche hervor und hielt ihn Takao entgegen. „Dragoon ist heute Morgen in seinen Blade zurückgekehrt! Herzlichen Glückwunsch, Takao.“ Takao glaubte seinen Augen kaum! Mit einem Mal fehlten ihm die Worte und er musste mit Freudentränen kämpfen als er sein Beyblade samt Bitbeast entgegennahm. Stürmisch umarmte er Kenny und weinte nun doch. „Danke, Chef!“ „Damit hab ich doch gar nichts zu schaffen gehabt. Aber ich bin auch froh, dass er wieder da ist.“ entgegnete dieser nur. Doch es war Takao einerlei ob Kenny nun was damit zu tun hatte oder nicht. Dragoon war zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)