How to Love von LynnAi (alternatives Ende // GaaNaru / keine FemGaara) ================================================================================ Kapitel 8: How to Choose ------------------------ ~Iruka~ Iruka trat mit vollbeladenen Taschen aus einer der lokalen Supermärkte heraus. Seufzend blickte er in die Einkaufstüten. Seit seinem unerwarteten Gespräch mit dem Kazekagen dank Kakashi gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Nicht zuletzt über den Grauhaarigen selber. Kaum dass sie das Zimmer verlassen hatten, hatte Iruka sich vor ihm aufgebaut und so getan, als ob er kühl und ungerührt über den Dingen stand, nur um darauf vor Scham kaum einschlafen zu können und sich am nächsten Tag nach der Arbeit in den Frusteinkauf zu stürzen! Er hatte doch tatsächlich als Entschädigung darauf bestanden von Kakashi zum Essen eingeladen zu werden!! Auch wenn es ihm unangenehm war sich dem anderen so aufzudrängen. Er seufzte. Wenn Anko-sensei seine Gedanken hören könnte, würde sie ihn für seine schwächelnde Haltung auf der Stelle rügen. Sie war es gewesen, die ihn auf eventuelle Gefühle zu dem Jonin aufmerksam gemacht hatte, nachdem er unbewusst immer wieder das Thema auf ihn schweifen ließ. Er seufzte schwer. Iruka hatte sich schon des Öfteren mit dem älteren Ninja gezofft. Meistens ging es dabei um Naruto und wegen den abweisenden Bemerkungen des Älteren dachte Iruka stets, dass Kakashi ihn nicht für voll nahm bis zu jenem Tag vor dem vierten Shinobi-Weltkrieg.   Iruka trat gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Zimmer der Hokagen heraus. Er wurde offiziell dem Naruto-Überwachungs-Team zugeteilt, das Naruto mit allen Mitteln vom Krieg fernhalten sollte. Er wollte bereits den anderen Team-Mitgliedern nach draußen folgen als ihn jemand von der Seite ansprach. "Sie sind jetzt ein offizielles Mitglied, nehme ich an, Iruka-sensei?" Vor Schreck weiteten sich Irukas Augen und für einen Moment starrte er ungläubig zu der Person neben ihm. Keine drei Meter weiter  stand an die Wand gelehnt Kakashi-sensei und sah ihn mit ungerührtem Blick an. Das nervöse Flattern in seinem Bauch kehrte bei seinem Anblick zurück, das er stets auf die Unberechenbarkeit des Jonin schob. Iruka schluckte trocken und spannte sich unwillkürlich an während ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen. Hatte er etwa die ganze Zeit hier auf ihn gewartet? Und wenn ja, warum? Was wollte Kakashi-sensei von ihm? Wie immer fühlte er sich unwohl in seiner Gegenwart und Iruka wappnete sich innerlich vor möglicher Kritik an seiner Person. "Und was wenn dem so ist?", konterte Iruka, sich seinem abweisenden Ton bewusst. Kakashis Augen weiteten sich als er sich Irukas Haltung bewusst wurde und hob schnell abwehrend die Hände hoch. "Nichts, ich meine, ich wäre froh, wenn Sie es angenommen hätten. Immerhin habe ich Sie dafür vorgeschlagen!" Überrascht sah Iruka ihn an. Was hatte er da gesagt? Meinte er das ernst? Kakashi bemerkte, dass der Chunin nicht von seiner defensiven Haltung abließ und seufzte geschlagen auf. "Maa, ich schätze, ich habe mir die Situation selbst zu zu schreiben, was?", sagte er und griff sich peinlich berührt an den Hinterkopf. "Warum sollten Sie mich für das Team vorschlagen?", fragte Iruka nun hörbar irritiert. Das Flattern in seinem Bauch nahm zu, was die Situation nicht besser machte. "Auch wenn ich Ihnen oft widerspreche, Sensei, bedeutet es nicht, dass ich Ihre Meinung und Fähigkeiten nicht wertschätze, nein, eher im Gegenteil." Iruka kannte bereits diesen ernsten Ton des Jonin, doch sie diesmal so positiv gemeint über ihn zu hören, ließ das Flattern in ein merkwürdiges Kribbeln übergehen, das er nicht zu deuten wusste. "Wenn ich nicht an Ihre Kompetenz glauben würde, würde ich mich auch nicht ernsthaft mit Ihren Aussagen auseinander setzen." Iruka fiel fast die Kinnlade herunter, so erstaunt war über seine Worte. Kakashi musterte ihn für einen Moment eingehend, missverstand dann wohl seine fehlende Reaktion und machte plötzlich Anstalten wieder umzukehren. "Naja, ich habe gesehen, was ich sehen wollte. Also dann,-" "Wieso ich?!", platzte es schließlich aus Iruka heraus. Er musste wissen, was den Älteren dazu bewegt hatte ihn der Hokagen vorzuschlagen. Was hatte er in ihm gesehen? "Ihre Augen sind voller Leben." "Bitte?" Iruka meinte das leichte Lächeln unter der Maske ausmachen zu können und hörte sein Herz gegen seine Rippen schlagen. "Ich hatte es Ihnen schon mal gesagt, also vergessen Sie es diesmal nicht: Sie sind der Einzige, der Narutos Herz erreichen kann." Irgendwo in den Ecken seines Verstandes rüttelten die Worte eine alte Erinnerung wach und noch während Iruka zusah wie der Jonin eine Hand hob und davon zog, verstand er endlich, was dieser Augenblick eigentlich bezwecken sollte, und hätte seinen Kopf am liebsten gegen die nächst beste Wand geschlagen. Er hatte sich total zum Affen gemacht und das, obwohl der andere nur sicher gehen wollte, dass er nicht wieder seinen Selbstzweifeln zum Opfer fiel.[1] Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er lehnte sich überwältigt gegen die Wand. Er wusste, es gab keinen Weg mehr das Kribbeln in seinem Bauch zu ignorieren und gab sich geschlagen.   Iruka seufzte bei der Erinnerung auf. Das Kribbeln hatte seitdem nicht mehr aufgehört und scheinbar bekamen das auch immer mehr Leute um ihn herum mit. Generell hatte er das Gefühl, dass viel zu viele seiner weiblichen Kollegen über die Anziehung des Jonins auf ihn Bescheid wussten. War er wirklich so leicht zu durchschauen? Gerade als Iruka die für den Feierabend typisch volle Hauptstraße verlassen wollte, erkannte er einen bekannten blonden Schopf in dem Menschenstrom unweit von ihm. Das musste Naruto sein. Schlagartig meldete sich sein Gewissen zu Wort. Er hatte sich so sehr von seinen Gefühlen mitreißen lassen, dass er beinahe das viel dringlichere Thema verdrängt hätte. Was tat er nur hier? Narutos eingesunkene Schultern reichten aus, um Iruka ahnen zu lassen wie es ihm gehen musste. Auch wenn Gaara und Kakashi von der knappen Zeit sprachen, die seinem Schüler noch blieb, so war es umgekehrt für alle anderen genauso. Wenn Iruka nochmal mit ihm sprechen wollte, dann jetzt, denn er wusste, dass er es sonst bereuen würde nicht für Naruto da gewesen zu sein. Er schob schnell alle Gedanken über Kakashi in die hinterste Ecke seines Verstandes und konzentrierte sich nur noch darauf Naruto zwischen all den Menschen zu fassen zu bekommen. „Naruto“, rief er und tatsächlich blickte sein ehemaliger Schüler auf. Als sich ihre Blicke trafen, erschien ein teils schuldbewusster teils trotziger Ausdruck auf seinem Gesicht, das Iruka kurz innehalten ließ. Er kannte den Ausdruck nur allzu gut. In den Jahren, in denen er Narutos Lehrer sein durfte, war er nicht selten diesem Blick begegnet und wie schon damals empfand er das starke Bedürfnis wieder ein Lächeln auf seine Lippen zaubern zu müssen. Aus Erfahrung wusste er auch schon bereits wie er das anstellen konnte. „Hallo, Iruka-sensei“, grüßte er Iruka geknickt als dieser ihn eingeholt hatte. „Hallo!... Sag, wenn dir meine Kochkünste nichts ausmachen, würde ich dich gerne zum Essen einladen. Ich habe leider nicht mehr so viel auf Tasche für Ramen“, bot er an und hielt entschuldigend seine Tüten hoch. Ganz gleich wie alt Naruto auch sein mochte, Iruka war sich sicher, dass sich manche Dinge nie ändern würden, so auch Narutos überraschtes Gesicht, wenn er die Freundlichkeit anderer Leute nicht erwartete. Leider viel öfter als er es verdient hat, ging es Iruka durch den Kopf. Er schluckte trocken und versuchte den bitteren Nachgeschmack zu ignorieren, der jedes Mal mit diesen Gedanken einherging, sowie das Bild des letzten Uchiha-Erben. „Ja, gerne“, hörte er Naruto antworten und sah erfreut zu wie sich ein zaghaftes Lächeln auf seinen Lippen formte.   ~Naruto~   „Was kochst du denn überhaupt, Sensei?“, fragte ich neugierig nach und schnupperte in der Luft. „Curry mit Hähnchen und Reis.“ Der süße Duft des vor sich hin köchelnden Essens brachte mich beinahe zum Sabbern. Tatsächlich war ich froh darüber nicht zu Ramen eingeladen worden zu sein. Es war das erste Mal, dass mich jemand zu sich einlud und es machte mich unsagbar glücklich, dass es ausgerechnet Iruka-sensei war. Unwillkürlich fragte ich mich, ob ich in Suna auch diese Wärme verspüren würde, die allein durch den Geruch von Senseis Essen in mir aufstieg. Den ganzen Tag hatte ich mich nur mit solchen Fragen beschäftigt und kaum einen Bissen runter bekommen. Dementsprechend hungrig war ich nun und passend dazu fing mein Magen an zu grummeln. Iruka lachte auf, was mich dazu brachte mir beschämt die Hände auf den Bauch zu legen. "Keine Sorge, es dauert nicht mehr lange. Wie wär's, wenn du den Tisch schon mal decken würdest? Das lenkt dich ab." Er zeigte mir, wo sich das Geschirr und Besteck befand und während ich die Sachen herausholte, fiel mir auf wie sauber und ordentlich alles aussah. Aber nicht nur die Küche, sondern das ganze Apartment erweckte diesen Eindruck. Sensei trug sogar eine weiße Schürze während er für sie beide kochte. "Sensei? Wohnst du mit einer Frau zusammen?", fragte ich schließlich und war überrascht von der Reaktion, die ich auf meine Frage bekam. Iruka hörte auf mit dem Rühren und sah mich mit großen Augen und offenem Mund an. "W-was? Nein! Wie kommst du darauf?", antwortete er nach einer Weile und rührte plötzlich sehr konzentriert im Topf herum. "Na, weil es so ordentlich bei dir ist. Die Mädchen achten immer auf solche Sachen." "Jeder sollte Ordnung in seiner Wohnung halten, Naruto. Sonst erweckt das einen chaotischen Eindruck. Außerdem findet man so seine Sachen viel schneller wieder. Als Hokage muss man das auch tun. Tsunade-sama würde auf dich doch auch unzuverlässig wirken, wenn sie selbst ihre eigenen Sachen nicht mehr wieder fände, oder?" Da war was dran, dennoch konnte ich mir den nächsten Kommentar nicht verkneifen. "Trotzdem würdest du bestimmt eine tolle Hausfrau abgeben!" "NA-RU-TOOO!!" "Du bist ja ganz rot!?" "Hör auf mich zu triezen, sonst überlege ich es mir nochmal mit der Einladung!", drohte er schließlich und ich ließ mit einer leisen Entschuldigung von ihm ab. Als ich endlich das Grinsen auf meinen Lippen los wurde, sah ich ihm beim Kochen zu als mir eine Frage in den Sinn kam. "Sensei? Warum hast du mich wirklich eingeladen?", fragte ich ihn ernst. Er blickte kurz auf bevor er ertappt lächelte. "Darf ich meinem Lieblingschaoten nicht mehr zum Essen entführen?" Ich musste bei der Wortwahl schmunzeln. So sah er mich also? "Aber ja, du hast Recht. Mir kam einiges zu Ohren in letzter Zeit, unter anderem durch den Kazekagen selbst." Meine Muskeln spannten sich unwillkürlich bei der Erwähnung von Gaaras Titel an. Sensei hatte das bestimmt auch bemerkt, sagte aber nichts dazu. "Du wirktest so niedergeschlagen. Willst du mir nicht erzählen, was dich bedrückt?" Ihm erzählen, was mich bedrückte? Mein Mundwinkel zuckte kurz auf zu einem sarkastischen Lächeln. Das wüsste ich auch gerne. "Ich weiß es nicht, Sensei", gestand ich ihm bevor ich die Worte zurückhalten konnte. Sie sprudelten bedenkenlos aus meinem Mund und als ich sie ausgesprochen hatte, wusste ich gar nicht, warum ich vor Iruka-sensei zögern musste. Gab es einen Grund dafür? Immerhin schien er genau deswegen mich eingeladen zu haben. Wenn ich es nicht ihm erzählen konnte, wem dann? Dennoch fragte ich mich, ob es richtig war ihn mit meinen Problemen zu belästigen. Sensei schien meine Gedanken durchschaut zu haben. Er stellte den noch heißen Topf auf eine Unterlage auf dem Tisch ab und setzte sich hin. Dann deutete er auf den anderen Stuhl ihm gegenüber. "Du brauchst dich nicht zurückzuhalten", sagte Sensei und mit einem Mal wurde mir die Bedeutung hinter den Worten klar. Iruka-sensei mochte vom Essen reden und wahrscheinlich fiel es ihm auch gar nicht auf, doch in dieser Aufforderung hörte ich zum ersten Mal die Freiheit, die Sensei mir schenkte. Die Freiheit, sein zu dürfen, wer ich war und dafür akzeptiert zu werden. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich vergeblich versuchte runter zu schlucken. Meine Augen brannten während ich nickend Platz nahm. Sensei lächelte noch immer. Er lächelte, auch wenn ich ihn wütend machte und zum Schimpfen brachte, Sensei hatte mich trotzdem immer angelächelt. Und er wird es auch immer tun. "Arigatou, Sensei." Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir wirklich bewusst wie dankbar ich war. Meine Stimme brach und Sensei blickte fragend auf. Ich wisch mir eilig mit den Ärmeln über die Augen, obwohl er die Tränen schon längst bemerkt haben musste. Hatte ich diesem Mann nicht schon zu viele Sorgen bereitet? Nichts schien richtig zu laufen, ganz gleich was ich auch tat. "Weißt du, Naruto, es ist in Ordnung egoistisch zu sein." Was sagte er da? Ich glaubte mich verhört zu haben. "Hä?" "Es ist sogar wichtig und ganz grundlegend." Wovon sprach Sensei da? "Es ist jedoch nicht in Ordnung, nur egoistisch zu sein. Wir müssen an uns denken, sonst können wir nicht überleben, doch wenn wir nur an uns denken, überlebt keiner. Und genau dasselbe gilt auch, wenn man gar nicht an sich denkt." Geschockt weiteten sich meine Augen als ich kapierte, worauf er anspielte. Obwohl Sensei das sicherlich auch bemerkt hatte, fuhr er unbeirrt fort. "Ständig nur zu geben, bringt nichts, wenn der andere nie...  annehmen will, Naruto." Senseis Worte fühlten sich an, als ob man einen Eimer Eiswasser über mich gekippt hätte. Stockstarr saß ich da, geschockt, sprachlos, während die Worte kalt und unnachgiebig in mir wiederhallten. Ich war nicht in der Lage die Worte zu verdauen, doch noch weniger den schmerzerfüllten Blick, mit dem Sensei mich betrachtete, und dabei zu wissen, dass es nicht an Sasuke lag, sondern ganz allein an mir. Er öffnete erneut zögerlich den Mund, was in mir das Bedürfnis auslöste die Hände auf die Ohren pressen zu müssen. Das Fass war voll. "... oder annehmen kann." Das Leben war nicht fair. Das Fass lief über und es gab keinen Weg es zu stoppen. Ich konnte es nicht stoppen, nicht wenn Iruka-sensei es überfüllte und dabei so aussah als hätte er den Tropfen in sein Fass gefüllt. Ich brach den Augenkontakt ab, wusste nicht wohin mit den überlaufenden Gefühlen, wohin mit mir, und schwieg. Die Stille war erdrückend. Meine Augenwinkel brannten vor Wut auf mich selbst und meine Hilflosigkeit! Was konnte ich denn noch tun? Die Realität war hart und unnachgiebig. Sie war eine Mauer, die sich vor mir in die Höhe streckte und mir jegliche Sicht auf die andere Seite stahl! "Ich sehe ihn nicht mehr... Sensei!", sprach ich aus und spürte noch im selben Moment wie die Welle der Erkenntnis über mich hinweg rollte. Ich biss mir auf die Unterlippe, wollte mich irgendwie vor der Demütigung bewahren, doch je mehr ich dagegen ankämpfte, umso mehr Tränen schienen dazu zu kommen bis ich ein Ziehen an meinem Ärmel bemerkte und dann Senseis Hand, die meine auf den Tisch zog und nicht losließ. Überrascht von der Geste wisch ich mir über die Augen, wurde aber nur frustrierte als sofort neue Tränen folgten. Verdammt! Verdammt!! "Ich verstehe wie es dir gehen muss, Naruto. Es muss dir schwer fallen, das zu schlucken. Du bist ihm sehr lange Zeit hinterher gejagt, hast ihn immer vor Augen gehalten und plötzlich so eine wichtige Person aus den Augen zu verlieren, das braucht Zeit! Doch wenn du sie dir nimmst, dann solltest du dich umsehen." Ich versuchte mich zusammen zu reißen, auch wenn die Tränen nicht aufhören wollten. Senseis Griff tat gut, gab mir den nötigen Halt, um weiter aufmerksam zu bleiben. Als er eine Pause einlegte, holten mich seine Worte ein, doch ich verstand nicht, worauf er hinaus wollte. Wo soll ich mich umsehen? "Wie meinst du das, Sensei?" Er lächelte auf meine Frage hin, bevor er seinen Griff verstärkte. "Vor dieser Mauer, vor der du stehst, stehen noch viele andere Menschen. Manche weiter weg und kaum zu erkennen, andere neben dir und wiederum andere direkt hinter uns. Auch wenn es weh tut ausgestoßen zu werden, sollten wir die Gelegenheit nutzen, um uns umzusehen. Denn manchmal steht jemand direkt hinter uns und wartet und hofft darauf, dass wir uns umdrehen und ihm nicht die Sicht auf uns verbauen wie andere es getan haben." Irgendwo tief in mir drin, rastete etwas ein. Ich spürte wie die Rädchen anfingen sich zu drehen und einen Gedanken mit dem anderen verbanden, doch erst mit Senseis nächsten Worten fiel endlich der Groschen. "Kennst du nicht auch jemanden, der darauf wartet, dass du seine Hand ergreifst?" Als ob eine alte Erinnerung, ein wichtiger Gedanke, angestoßen wurde, lösten seine Worte eine Reihe von fast verblassten Erinnerungen aus, die immer schneller, immer schärfer auf mich eindrangen bis zum Schluss ein rothaariger Junge mit dunklen Augenringen mitten in der Wüste vor mir stand und darauf wartete, dass ich seine Hand ergriff. "Gaara", hauchte ich fassungslos hervor während mir jegliche Gesichtszüge entgleisten. Plötzlich herrschte gähnende Leere in meinem Kopf, das sich langsam mit immer mehr Bildern aus den vergangenen Tagen, Wochen, gar Monaten füllte. Kurz darauf brach ein Sturm aus Schuldgefühlen über mir ein und drohte mich unter sich zu vergraben. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein?! Wie?! Wie?! "Naruto", hörte ich Sensei mich rufen, konnte aber nicht reagieren. NIE hatte ich Gaara dasselbe antun wollen, wie Sasuke es mir angetan hatte! Doch was tat ich?! Gaara bot mir alles an, gab mir so ein unermessliches Geschenk, half, wo er konnte, kämpfte für mich und ich... Das Atmen fiel mir auf einmal schwer, ich keuchte auf, als ob mir jemand die Brust zuschnürte und alles Luft rauspresste. Zittrig griff ich mir an die Brust, spürte den Sandstein unter meiner Hand. Gaara hatte mich gefragt, ob ich mit ihm gehen würde, und ich hatte ihm nicht antworten können! Es erinnerte mich an meinen Zusammenbruch, nachdem Gaara zu mir gekommen war und mich über das Treffen der fünf Kage informiert hatte. Wie ich seine Hand von mir gewiesen hatte... Ich sehe dich als Freund, hatte er gesagt. Meine Hand verhakte sich in mein T-Shirt. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Krampfhaft fing ich an nach Luft zu schnappen, doch die Gedanken kreisten und drohten mich wie ein Strudel in die Tiefe zu zerren. Gerade als ich mir sicher war, dass ich jeden Moment umkippen würde, umschlossen mich zwei Arme und drückten mich sanft an den dazugehörigen Körper. "Schhh. Schon gut, Naruto. Du hast nichts falsch gemacht. Es gibt keinen Grund dir Vorwürfe zu machen. Keinen! Hörst du?" Ich nickte und spürte im selben Moment wie der Damm in mir zusammenbrach. Ich gab mich den Wärme und Trost versprechenden Armen hin und weinte. Und weinte. Und schluchzte. Und weinte noch mehr. Sensei ließ mich nicht los bis auch die letzte Träne versiegt war. "Und? Was wirst du jetzt tun?", fragte er mich nach einer Weile vorsichtig, in der ich still in seiner Umarmung gelegen hatte. Ich zog mich etwas zurück und sah ihn entschlossen an. Für mich bestand kein Zweifel mehr. Ich hatte mich entschieden und diese Entscheidung war schon längst überfällig. "Ich gehe nach Suna!" Für einen kurzen Moment sah er mich schwermütig an, lächelte jedoch im nächsten und versuchte es so zu überspielen, doch ich hatte es bereits gesehen. Schweren Herzens schloss ich diesmal meine Arme um ihn. Vielleicht das letzte Mal, schoss es mir wehmütig durch den Kopf und ich festigte meinen Griff als mir klar wurde, dass ich mich sehr bald von diesem Ort verabschieden musste. Ein schwaches Lächeln huschte mir über die Lippen als ich mir bewusst wurde, dass diesmal ich Sasuke den Rücken kehrte und nicht anders herum. Ohne Sensei hätte ich mich das nie gewagt. Hmm, stimmte Kurama leise brummend zu. "Danke, Sensei!"   ~+~   Überrascht sah Iruka zu ihm runter. Seine Augen fingen gefährlich an zu brennen und warnten ihn vor den Tränen, die drohten aufzusteigen. Er schluckte trocken und blinzelte. Iruka konnte die Bedeutung hinter diesem einen Wort heraus hören, kannte Naruto, wusste um den kleinen, ungeliebten Tollpatsch Bescheid, der sich nach nichts weiter als Anerkennung sehnte, und war froh, dass er noch immer für ihn da sein konnte, da sein durfte. Im nächsten Augenblick verpuffte auch schon die betrübte Atmosphäre und Naruto fing an in heller Aufregung seine Sachen einzusammeln, um aufzubrechen. "Ich muss Gaara sofort Bescheid geben! Ich bin viel zu spät dran!", murmelte er hastig vor sich hin und wollte schon zur Tür sprinten, als er ihn noch am Handgelenk zu fassen bekam und zurück auf den Stuhl beförderte. Tadelnd blickte Iruka ihn an. "Ich lasse dich erst gehen, wenn du endlich etwas gegessen hast!" Erst sah er ihn erstaunt an bis der Groschen fiel und er sich beschämt an der Wange kratzte. Iruka hielt den strengen Blick aufrecht, rollte dann aber die Augen und wuschelte ihm durch die Haare. Verübeln konnte er es ihm nicht. "Itadakimasu!"   ~Iruka~   "Du musst dich nicht so beeilen, Naruto", rief Iruka Naruto von der Küche aus zu. "Gaara läuft schon nicht weg." Doch die Geräuschkulisse im Flur nahm nicht ab. Da hört mir die Wand viel eher zu. Seufzend räumte er auch das letzte Besteck weg als es plötzlich ganz leise wurde. Zu leise für seinen Geschmack. Neugierig geworden blickte er um die Ecke und sah Naruto vor seinem Wandkalender stehen. Konzentriert starrte er darauf. "Was ist los, Naruto?", fragte er nichts ahnend. "Sag mal, Sensei", fing er zögerlich an und Iruka hätte alles daran gesetzt seine Frage wieder zurückzunehmen, wenn er gewusst hätte, was ihn im nächsten Moment erwartete. "Hast du etwas vor an dem Tag? Du hast da einen roten Kringel drum gemalt. Fiel mir gerade auf, da hat nämlich Kakashi-sensei Geburtstag. Weißt du wie anstrengend es war, das herauszufinden?! Das war, glaube ich, noch vor der Chunin-Prü- ... Sensei?" Iruka rang verzweifelt um Fassung. Wieso tauchte auch ausgerechnet sein Name wieder auf?! Warum fiel Naruto plötzlich so eine Kleinigkeit auf und warum zum Teufel hatte er diesen Tag überhaupt eingekreist?!? Verdammt! Hoffentlich bemerkt er- "Oh!" - nichts... Na, toll! "Oooooh!!" "Naruto, solltest du dich nicht auf den Weg machen?!" Langsam riss ihm der Geduldsfaden. "OOOHOHOO! Neeeiiin! Im Ernst?!" "Jetzt reicht es aber! Raus mit dir!!" Mit wahrscheinlich hoch rotem Gesicht ging Iruka auf ihn zu, packte ihn an den Schultern und drückte ihn in Richtung Tür, was ihn nur dazu veranlasste noch breiter zu grinsen. Gerade als es ihm zu viel wurde und er Naruto kaum von der Stelle bekam, gab dieser plötzlich nach und Griff zur Klinke. Überrumpelt strauchelte Iruka etwas, um sein Gleichgewicht zu bewahren, und sah dabei zu wie Naruto sich seine Jacke schnappte, die Tür öffnete und gerade dabei war rauszutreten als er sich noch einmal umdrehte, jedoch diesmal ohne jegliche Spur der Belustigung. Stattdessen blickte er ihn mit einem so traurigen Lächeln und gleichzeitig so sanftmütigen Augen an wie der Chunin es noch nie bei ihm gesehen hatte und spürte wie sein Brustkorb sich zusammen zog. "Ich habe dich sehr lieb, Sensei, ganz gleich, wen du liebst und wen nicht." Augenblicklich schossen ihm die Tränen hoch, die er noch zuvor unterdrückt hatte. "Mach's gut", waren Narutos letzten Worte bevor er die Klinke losließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Sekunden vergingen, in denen Iruka mit gemischten Gefühlen auf die Tür starrte und die Tränen ungehalten über sein Gesicht liefen. Die Worte Mach's gut! hallten bitter in Irukas Kopf wieder bis er es nicht mehr aushielt und mit einem Ruck die Tür aufschmiss. Er rannte raus auf den Flur der 2. Etage und lehnte sich ans Geländer, von wo aus er Blick auf die Straße hatte, auf die Naruto gerade hinaustrat. "NARUTO!!" Er drehte sich überrascht um. "Wehe du sagst mir nicht Bescheid bevor du nach Suna abhaust!! Hörst du?!!" Sein altbekanntes breites Lächeln trat auf sein Gesicht und er rief laut und deutlich zurück: "HAI, DATTEBAYO!" Genau so wie es sich einem Naruto Uzumaki gehörte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)