'Tails' of Zabimaru von yezz ================================================================================ Kapitel 8: Hair of the Dog -------------------------- Bereits am Nachmittag war Renji den ganzen irritierten Gesichtern, die an seinem Büro entlang marschierten, überdrüssig geworden. Es gestaltete sich diesen Morgen sogar sehr schwer, seine Arbeit auszuführen. Besonders nachdem er vor den gesetzten Offizieren gestanden hatte. Er hatte es mittlerweile aufgegeben, irgendetwas zu schreiben und las nun diverse Dinge nach, während er hinter seinem Tisch stand. Zumindest reichte es in dieser Position, nur aufzuschauen und zu nicken, oder wenn jemand mit hohem Rang vorbei gekommen war, warten, bis dieser ihm den Befehl zum Weitermachen gab. So balancierte er nun einen dicken Wälzer in der einen Hand und eine Schale Tee in der Anderen. Er war sich ziemlich sicher, dass die höheren Ränge nun bereits seine Augenbrauen-Tattoos zu Genüge begutachtet hatten. Außer vermutlich diese dummen 3. Offiziere, denn die schienen sie unendlich komisch zu finden und schlenderten regelmäßig kichernd an ihm vorbei. Ich werde keinen Offizier vor dem Abschluss umlegen. Ich werde keinen..., startete er wieder sein stilles Mantra, als Kiyone Kotetsu erneut eine Ausrede gefunden hatte, um den Gang hinunterzukommen. Er ließ das Buch sinken und stellte sich gerade hin. „Ma‘am“ sagte er in Anerkennung ihres Ranges, aber sie giggelte nur und huschte davon. Sie giggelte. Verdammte scheiße, wenn sie das schon so unglaublich lustig findet, sollte sie erst einmal die auf meinen Arsch sehen. Renji trank die letzten paar Schlucke seines Tees seufzend aus. Vielleicht seufzte er auch deswegen, weil er einfach nur versuchte zu lesen, während sein Kopf noch ein wenig vom langen Wochenende mit den Jungs von der 11. Einheit benebelt war. Man, diese Soldaten wussten wirklich, wie man feierte. Renji konnte immer noch nicht glauben, dass sie ihn überredet hatten, die Seireitei zu verlassen und zurück in den Rukongai zu gehen. Das war etwas, was er sich geschworen hatte nur zu tun, wenn er den Befehl dazu hatte. Aber leider hatte es keinen guten Tätowierer innerhalb dieser Mauern gegeben. „Oh, bei allen Gottheiten! Es ist wahr.“ Renji schaute auf und sah Kommandant Ukitake, der neugierig wie ein Schuljunge, um die Ecke der Tür starrte. Seine langen, schneeweißen Haare fielen gerade hinunter, parallel zum Holzrahmen der Tür. Schnell ließ Renji das Buch hängen und straffte seine Schultern. „Kommandant!“ Es war immer eigenartig für Renji, wie sich Kommandant Ukitake an ihn heranschleichen konnte. Der Rothaarige war ziemlich gut darin geworden, das Reiatsu anderer Personen aufzuspüren. Aber irgendwie schaffte es der Kommandant, völlig unter Renjis Radar zu verschwinden. Es war nicht der Mangel an Kraft, denn einmal hatteer Ukitakes spirituellen Druck spüren können und der war schwer zu verfehlen: Es war, wie auf der glatten Oberfläche eines bodenlosen Sees zu treiben. Es fühlte sich an, als würde alles unter ihm zu bröckeln beginnen und tiefer und tiefer nach unten fallen. Der Kommandant winkte Renjis Förmlichkeit hinweg. „Entspann dich bitte.“, er trat nach vorne auf die Türschwelle und lächelte irritiert. „Ich kam nur hierher, um zu sehen, worüber sie alle redeten… Und dir ein bisschen Tee zu bringen.“ Dabei hob er die Schale in seinen Händen hoch, als müsse er es beweisen. „Etwas aus meinem privaten Vorrat, bei dem ich dachte, dass du es heute Morgen vielleicht brauchen könntest.“ Als er den engen Raum betrat, stellte er die Schale auf einen freien Platz auf Renjis Tisch. Renji konnte den starken Maronen-Duft noch von dem Platz aus riechen, an dem er stand. „Vielen Dank, Kommandant. Aber das brauchen sie nicht für mich tun.“ „Oh, aber ich fühle mich furchtbar verantwortlich.“, sagte Ukitake und setzte sich in den Seiza. Renji folgte dem Beispiel schnell, aber da er wusste, dass er in dieser Position nicht lange aushalten würde, setzte er sich direkt in den Schneidersitz. Er nahm den Tee und probierte. Oh! Stark und kräftig. Er konnte förmlich spüren, wie er sofort die Spinnweben von seinem Hirn pustete. Ukitake lächelte wissend bei Renjis Reaktion. „Ja, er ist gut, nicht? Shunsui schwört auf ihn, wenn… öhm, naja, wenn er einen harten Morgen hat.“ Renji nickte, da er sich nicht sicher war, was er sagen sollte. Allerdings waren auch die Gerüchte über Kommandant Kyōrakus Trinkgewohnheiten überall in der Seireitei bekannt. Es schien, als sei er eine Art riesiger, schludriger Säufer, obwohl sich dieser Ruf nicht mit dem Eindruck von Renji deckte. Er hat ihn als einen listigen und intelligenten Kommandanten erlebt. Der Rothaarige nippte an seinem Tee und fühlte sich nicht wohl, da der Kommandant dieser Division ihm gegenüber, an seinem kleinen Schreibtisch saß, als sei er ein Diener. Aber falls Ukitake sich daran störte, zeigte er es nicht. Stattdessen starrte er auf Renjis Stirn. Die dunklen Augenbrauen des Weißhaarigen zogen sich besorgt-verwirrt zusammen und er hob seine Hand vor den Mund, als wolle er seinen geschockten Ausdruck verbergen. „Stimmt etwas nicht, Kommandant?“, fragte Renji nach einer Weile. „Weißt du, sie haben zwar die Ausrüstung dafür, aber ich würde der 12. Einheit bei so etwas Heiklem nicht trauen. Allerdings bin ich mir sicher, dass der Kommandant der 4. Einheit so etwas tun kann. Sie hat bestimmt die Fähigkeiten dafür.“ „Die Fähigkeiten wofür, Kommandant?“ „Tattoo-Entfernung.“, sagte Ukitake. „Oh, uh.“, Renji rieb sich unbehaglich die Stirn. „Das wird nicht nötig sein, Kommandant.“ „Also… warst du nüchtern?“ „Naja… Nein.“, gab Renji zu und spürte, wie sein Kopf rot wurde. „Aber ich wusste, was ich tue. Ich bedauere es nicht.“ „Oh. Ich verstehe.“, Ukitake nickte, runzelte aber immer noch die Stirn. „Du hast dein Gesicht mit Vorsatz tätowieren lassen?“ Um ehrlich zu sein, wäre Renji nicht das Geld ausgegangen, wären da ein Haufen mehr als nur die paar Streifen über seinen Augenbrauen. Er hatte sich auch im Nacken tätowieren lassen. Aber die großen Arbeiten auf seiner Brust und an seiner Rückseite hatten ihn wirklich geschröpft. „Ja, Kommandant.“ „Ah.“ Es schien, als wäre es das Ende des Gesprächs, aber Ukitake saß immer noch auf dem Boden und starrte weiterhin Renjis Gesicht an. Renji versuchte, seine Röte im Zaum zu halten und trank langsam und geduldig von dem Tee. Doch er war etwas enttäuscht, dass die Schale nun schon fast leer war. Zu schade, da der Tee vermutlich lächerlich teuer gewesen war, sonst hätte Renji Ukitake gefragt, wo er ein paar Gramm herbekommen würde. Allerdings war Renji aktuell nicht imstande, sich irgendetwas zu leisten. Er war vollkommen pleite. „Bedeuten sie irgendetwas?“, fragte nun Ukitake und deutete auf seine Stirn. „Stehen sie in Verbindung mit irgendeiner Vereinigung oder Familienwappen?“ Renji setzte die leere Teeschale ab und blickte finster auf die Teeblätter, die am Boden des Gefäßes lagen. „So in der Art. Sie… ähm.“, Renji zögerte. Er hatte nie wirklich mit jemanden darüber geredet, außer mit Kommandant Kyōraku… und Rukia eben. Und ihre Reaktion schien da die Norm zu sein. Sie dachte, er sei verrückt. Selbst Kyōraku hatte es geschafft, dass er sich ein wenig komisch dabei fühlte, seinen Körper mit den Markierungen eines Dämons zu überziehen. Renji schaute in Ukitakes sanfte, meergrüne Augen und versuchte sich seine Reaktion auszumalen. Wenn man bedachte, wie irritiert er generell von den Tätowierungen gewesen war… Renji schaute weg und zuckte mit den Achseln. „Sie sind für jemanden… jemand Wichtigen für mich.“ „Ah! Wie eine Erinnerung.“, Ukitakes Gesicht hellte sich auf, als würde er sich darüber freuen, eine Verbindung herstellen zu können. „Hmmm“, Renji wollte ihn nicht von dieser Idee abbringen, besonders, da der Kommandant von dieser Idee begeistert zu sein schien. Nebenbei empfand es Renji als schwierig, über die intensive Beziehung zu einem Zanpakutō zu sprechen, welches er noch nicht einmal in Händen hielt. „Sicher.“ „Ich vermute, du hast viele Freunde draußen in Inuzuri verloren.“, fuhr Ukitake fort. „Es ist wichtig, dass sie uns in Erinnerung bleiben, richtig?“ Nunja, das war richtig. Auch wenn es nichts mit seinen Tattoos zu tun hatte. „Ja.“ „Natürlich, natürlich.“, Ukitake nickte ernst. Dann stand er auf und Renji tat es ihm, wenn auch etwas ungeschickter, gleich. Der Weißhaarige legte kurz eine Hand auf Renjis Schulter. „Es ist ehrenhaft, an deine gefallenen Kameraden zu erinnern. Egal, in welcher Art du meinst, dass es die Beste sei, um ihre Erinnerung zu erhalten. Ich bin sicher, du wirst ihnen gerecht.“ Es war zu spät, um noch etwas anderes zu sagen. „Ja, Kommandant.“ Später machte Renji, auf Ukitakes Beharren, eine Pause im Innenhof. Er fand einen schattigen Platz unter einem Ahorn und aß ein verspätetes Mittagessen. Er lehnte seinen Kopf ruhend gegen einenBaumstamm und hatte die Augen geschlossen. Er hoffte darauf, ein kleines Nickerchen halten zu können. Ein ‚Schatten‘, welcher mehr Reiatsu als echter Schatten war, stellte sich vor ihn. Gefolgt von dem starken Duft von Blauregen-Blüten. „Ayasegawa.“, sagte Renji ohne die Augen zu öffnen. „Ist es nicht etwas früh für euch, Sir?“ „Weißt du, was ich am meisten an dir leiden kann, Kadett?“, fragte Yumichika. „Es sind all diese ‚Sirs‘. Ich bekomme selten so viel Respekt in meiner Division.“ Renji öffnete die Augen rechtzeitig, um zu sehen, wie sich Yumichika ins Gras niederließ und die Beine an der Seite anwinkelte, wie eine Frau. Dann strich er sein Hakama sorgsam glatt und drapierte ihn verführerisch. Renji schüttelte stumm den Kopf über dessen Bemühungen. „Naja, nichts für ungut, Sir. Aber sind sie bei dem Haufen wirklich überrascht?“ „Hmmm, nein. Nicht wirklich.“, antwortete er leichtfertig und beugte sich rüber, um ein Stück Obst aus Renjis Essen zu klauen. Er ließ es grazil in seinen Mund wandern und kaute nachdenklich. „Aber deine Fähigkeit, dir die Ränge deines Gegenübers bewusst zu machen, ist beeindruckend. Du hast es sogar geschafft, als du sturzbetrunken warst. Ikkaku fand die genuschelten ‚Sirs‘ besonders komisch. Ich glaube, ihm hast du es besonders angetan. Er nennt dich immer noch ‚rauflustig‘.“ „‘Rauflustig‘, ja? Ich vermute, das ist gut.“ „Ja, naja. Ikkaku hat darauf bestanden, dass ich heute Morgen vorbei komme, um nach dir zu sehen.“, Yumichika blickte ihn lange aus den Augenwinkeln an. „Wie ich sehe, bist du, trotz des Zustandes, in dem wir dich gestern Nacht ins Bett gebracht haben, noch heil und du atmest.“ Eine enttäuschte Eifersucht in Yumichikas Stimme war nicht zu überhören, auch wenn Renji weit von einem optimalen Zustand entfernt war. „Ich vermute, du erwartest jetzt, dass du von uns adoptiert wirst.“, fügte der Schwarzhaarige hinzu und seine Stimme wurde schneidender. „Ein Streuner, der von einem Rudel aufgenommen wird.“ Ok. Er sollte offensichtlich nicht so fühlen. Also hob Renji seine Hände in einer friedlichen Geste. „Ich weiß nicht, worüber sie sich Sorgen machen, Sir. Ich habe nicht vor, irgendwo herumzuschnüffeln, wo ich nicht hingehöre. Im Übrigen habt ihr mich fertiggemacht. Vollkommen. Ich würde es nicht noch einmal schaffen, mit euch trinken zu gehen, solltet ihr fragen. Außerdem“, fuhr er mit einem kleinen Lachen fort. „Würde ich es vermutlich nicht überleben.“ „Exzellent.“, sagte Yumichika und klopfte sein Hakama aus, bevor er aufstand. „Ich möchte nicht, dass du denkst, du hättest eine spezielle Beziehung zur 11. Einheit, nur wegen einer Sauferei am Wochenende.“ „Nein, Sir. Ich verstehe.“ Yumichika lächelte nun endlich Renji leicht an. „Ich wusste, dass du schlauer bist, als du aussiehst.“ Dann drehte er sich um und winkte über die Schulter. „Versuch wenigstens, nicht alle Kinder mit deinen neuen Tattoos zu verschrecken, Großer.“ Renji fühlte sich nach seinem Gespräch mit Yumichika ein wenig zurückgewiesen, also ging er zurück ins Büro und kümmerte sich weiter um den Papierkram. Am Ende des Tages hatte er es geschafft, einen riesigen Berg zu sortieren, abzuheften und wegzuschicken. Es hatte auch geholfen, dass die Parade der Schaulustigen aufgehört hatte. Er war gerade auf dem Weg nach draußen, als er in Kommandant Kyōraku reinrannte... welcher gerade aus Ukitakes Quartier gekommen war. Als er Renji sah, grinste Kyōraku breit und schob seinen Hut gerade. "Ah, genau der Mann, nachdem ich gesucht habe. Konterplempe?" Für eine Sekunde hatte er das Angebot nicht registriert und gedacht, dass er irgendwie beleidigt worden war. Aber dann wurde es ihm klar und er schüttelte den Kopf. "Ein Getränk? Ich bin mir nicht sicher, Kommandant. Ich glaube, meine Leber ist immer noch in Alkohol eingelegt." "Ha!", lachte Kyōraku, stellte sich vor Renji und tätschelte ihm grob den Rücken. "Dann musst du dich dringend abhärten! Seh es als Offizierstraining." Die Bierstube, in die Kyōraku ihn führte, war wesentlich schöner, als die, die er mit den Jungs von der 11. Einheit besucht hatte. Sie wurden an einen niedrigen Tisch gebracht und bekamen heiße Tücher für ihre Hände. Renji widerstand dem Drang, sein Gesicht in die dampfende Wärme zu vergraben. Der Effekt von Ukitakes Tee hatte sich mittlerweile verflüchtigt und er bekam Kopfschmerzen. Als Nächstes brachte eine gehetzte Kellnerin ein Tablett mit Sashimi, einer Flasche und 2 Schalen. Renji schaute sich verzweifelt nach einer Menükarte um. "Sie wissen, dass ich pleite bin, ja?" "Es ist mein Vergnügen.", sagte der Kommandant und schüttete Renji Sake ein. „Mein Partner denkt, dass du tief sitzenden Kummer wegen dem Geburtstag eines Partners oder Freundes hast, der irgendwann gestorben ist. Ich bin überrascht, dass du lieber lügst, als ihm die Wahrheit über Zabimaru zu erzählen.“ Renji wollte gerade einen Schluck nehmen, knallte aber die Schale zurück auf den Tisch. „Wen nennen sie da einen Lügner?“ Der Kommandant beugte den Kopf vor und blickte Renji für einen Moment umsichtig an. Dann seufzte Renji. „Ich habe nur... in Ordnung, hören sie.“, begann Renji mit einem Kopfschütteln. „Kommandant Ukitake kam auf diese Schlussfolgerung, bevor ich herausgefunden habe, wie ich das überhaupt erklären kann.“ Kyōraku nickte und nahm einen Schluck Sake. „Jūshirō hätte es verstanden, weißt du. Er ist eine alte Seele, genau wie ich." Renji blickte die klare Flüssigkeit in seiner Schale, die er zwischen seinen Händen drehte, finster an. "Können sie mir das erklären, Kommandant? Ich verstehe es nicht. Ich reiße mir den Arsch auf, um näher an ihn ranzukommen und... naja, ich wäre letzte Nacht beinahe in einen Kampf geraten, oder war es Samstag...?", Renji kratzte sich am Kinn und versuchte den Nebel zu lichten, welcher über seinem Wochenende lag. Doch dann entschied er, dass es egal war. "Wie auch immer. Da war diese Frau, ja? Sie flirtete mit mir und die Bar war überfüllt. Ich konnte kein Wort von dem verstehen, was sie sagte. Aber bei allen Göttern, ich konnte ihr verfluchtes Zanpakutō hören. Das arme Ding, sie weinte!" Kyōraku füllte Renji nach und gab ihm ein ermutigendes Nicken, damit er fortfuhr. „Richtig.“, nahm Renji den Faden wieder auf. „Also sagte ich ihr, sie sollte aufhören mit mir zu reden und sich lieber mit ihrem mitleiderregenden Zanpakutō unterhalten. Aber ich vermute, dass sie es gar nicht hören konnte, denn sie schlug mich. Und dann brach wohl eine kleine Schlägerei aus. Zum Glück war ich nicht alleine unterwegs, sondern mit ein paar Kerlen von der 11. Einheit.“ „Ohje, du bist mit den Wölfen herumgelaufen, ja?“ „Ich vermute.“, Renji hob die Schulter und nahm einen tiefen Zug Sake. „Aber diese Frau... Wie kann sie es so weit kommen lassen, Kommandant?“ „Manche Leute sind noch nicht bereit es zu akzeptieren. Ihre wahre Natur jagt ihnen Angst ein.“ Renji schüttelte den Kopf. „Es ist nicht, als könntest du so etwas verleumden.“ „Und doch versuchen es viele Leute.“ „Warum?“ „Wie würde sich ein Mann wie du sich fühlen, wenn du herausfinden würdest, dass deine Seele weiblich ist? Oder ein lebensgeister-aussaugender Egel? Oder“, fügte er mit einem Lachen hinzu. „Ein glitzerndes Einhorn.“ Renji erinnerte sich daran, dass das Zanpakutō des Kommandanten ein weiblicher Dämon war, Katen Kyōkotsu. Er vermutete, dass dieser Mann viel Zeit damit verbracht hatte, in sich zu gehen, um die Realität über sich selbst zu verstehen. Renji fragte sich manchmal, was es bedeutete, einen Nue-Dämon zu tragen, aber an anderen Tagen machte es für ihn sehr viel Sinn. „Gib es zu. Du hast dir Sorgen gemacht, was Jūshirō eventuell über dich gedacht hätte.“, sagte der Braunhaarige. „Viele Leute in deiner Lage fürchten sich vielleicht davor, dass sie ein Yōkai sein könnten, oder es ein Elternteil war.“ Renji lachte schnaubend und versuchte herauszufinden, ob es Kyōraku ernst gemeint hatte. „Jetzt weiß ich, dass sie mich veralbern. Yōkai? Als wäre ich ein echter Hund, ein Tanuki, und laufe als Mensch maskiert herum?“ „Es ist einfach zu spotten. Aber es passieren viele komische Dinge in der Welt. Es ist nicht so, als könnten wir die Existenz von Magie und Geistern abstreiten. Du wandelst im Land der Toten, mein Junge.“ Ein Schauder krabbelte Renji die Wirbelsäule hoch. Er unterdrückte es, in dem er den Rest seines Sakes hinunterkippte. „Hmpf. Trotzdem sage ich immer noch, dass es ein Verbrechen ist, seine Waffe weinen zu lassen, auch wenn man nicht akzeptieren möchte, dass man im Inneren ein glitzerndes Einhorn ist.“ „Durchaus.“, stimmte der Kommandant zu. Renji nahm den Krug Sake und füllte Kyōraku und dann sich selbst nach. Er hatte da noch eine andere Frage, die er unbedingt Ukitake oder Kyōraku stellen wollte. Es schien nun endlich der richtige Augenblick dafür gekommen, wenn man ihre Diskussion bedachte. „Kommandant, wie kann es sein, dass sie und Kommandant Ukitake zwei Schwerter haben? Wie kann eine Person 2 Seelen haben?“ „Ah.“, der Angesprochene lächelte. „Deine Kühnheit ist immer so erfrischend, Herr Renji. Die meisten schauen immer nur, aber fragen nie.“ „Oh, uh.“, Renji hob die Hand in Ergebenheit. „Wenn es zu persönlich...“ „Nein, nicht im Geringsten. Ich freue mich, dir eine Antwort zu geben. Hast du jemals in einer Küche gearbeitet oder Zeit mit Hühnern verbracht?“ „Klar, ich habe bei den Köchen in der Akademie ausgeholfen.“, antwortete Renji und fragte sich, wohin zum Teufel Kyōraku das Gespräch lenken wollte. „Dann hast du vielleicht dieses seltene Phänomen gesehen. In manchen Fällen hat ein einziges Ei 2 Dotter. Oder vielleicht hast du mal eine doppelte Kirsche wachsen gesehen. So war das auch bei mir und Katen Kyōkotsu und auch bei Jūshirō und seinem Sōgyo no Kotowari.“ Renji kaute auf einem Bissen Thunfisch herum, welches er mit seinen Fingern vom Tablett genommen hatte. „Soll das heißen, dass wie bei einem Ei, ihr eigentlich 2 Personen werden solltet, aber...“, er stoppte. Er wollte nicht andeuten, dass eine der Seelen gestorben sei oder deformiert war. „Möglich.“, sagte der Kommandant. „Vielleicht werden wir uns nächstes Mal aufspalten und echte Zwillinge sein. Auch wenn ich das bezweifele. Das fühlt sich für mich natürlich und richtig an. Für mich ist es nicht relevant, was aus dem Huhn geworden wäre, ich bin das Ei. Und manche Eier haben zwei Dotter.“ Renji mochte die Einfachheit dieser Schlussfolgerung. Er hob seine Schale. „Darauf trinke ich.“ Der Kommandant lachte herzlich. „Du, mein lieber Junge, bist ganz nach meinem Geschmack.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)