'Tails' of Zabimaru von yezz ================================================================================ Kapitel 10: Reunions -------------------- Auch wenn Renji am Ende sein Praktikum bei der 13. Einheit durchaus genossen hatte, war er froh, zurück an der Akademie zu sein. Und zum ersten Mal hatte er auch einige Geschichten über seine Abenteuer in den Sommerferien zu erzählen, auch wenn Kira ihm kein Wort glaubte. Es war ein toller Tag, gespickt mit Wiedersehensfreude. Dennoch war Renji besorgt, denn er konnte die eine Person nicht finden, mit der er seine Geschichten am liebsten teilen wollte: Rukia. Er war sich sicher, dass er sie auf der Schülerversammlung wieder sehen würde, dort wo sie immer die Klassenlisten und eine bekannte Predigt über das „Verhalten eines zukünftigen Offiziers“ erhielten. Aber er war zu beschäftigt gewesen, seine neue Klasse in Augenschein zu nehmen – verdammte Scheiße, schon wieder Kidō wiederholen – daher war er nicht wirklich überrascht, dass er sie in der Menschenmasse und vor Aufregung verpasst hatte. Obwohl er ein paar von ihren Freundinnen beim Mittagsessen gesehen hatte, schien Rukia weiterhin abwesend zu sein. Aber es war auch Familientag. Daher konnte es auch sein, dass die Kuchikis eine Art privates Essen mit dem Direktor oder einigen Förderern der Akademie hatten. Für eine Handvoll Klassenkameraden war es eine Tradition geworden, sich am Abend des ersten Schultages in einer lokalen Taverne zu treffen und auf sich und das neue Schuljahr anzustoßen. Als Rukia auch dort nicht auftauchte, machte sich Renji richtig Sorgen. „Hey, Momo.“, rief Renji über die Gespräche des überfüllten Tisches. „Hast du Rukia schon gesehen?“ Da es aber zu laut war, um etwas zu verstehen, nahm Renji seine Schale und setzte sich zu ihr. Momo schien über den Sommer geschrumpft zu sein oder der Rothaarige hatte einfach vergessen, wie klein sie war. Er dachte immer wieder, dass sie hübsch sein könnte, wenn sie mal etwas anderes mit ihren Haaren machen würde. Etwas anderes, als dieser, unter Stoff verdeckter, Oma-Dutt. Er fühlte sich etwas schlecht, da er Kiras Platz beschlagnahmte. Aber sobald er eine Antwort hatte, würde er sie auch wieder in Ruhe lassen. Immerhin wusste er, wie verknallt der Blonde in Momo war. „Hast du dieses Schuljahr Rukia schon gesehen? In eurem Schlafraum vielleicht?“ „Oh.“, machte Momo und schlug sich sofort die Hände auf den Mund. „Stimmt ja! Du warst ja noch nicht zurück. Du hast nichts davon gehört.“ Sein Herz begann plötzlich schneller zu schlagen und er spürte, wie der Schweiß unter seinen Achseln kribbelte. „Was? Ist sie in Ordnung? Scheiße! Ist Rukia irgendetwas zugestoßen?“ „Ich bin überrascht, dass sie es dir nicht selbst gesagt hat. Es sind große Neuigkeiten…“ Renji konnte sich nicht davon abhalten, Momos schmale Schultern zu greifen. Den Drang, sie zu schütteln konnte er aber unterdrücken. „Was zum Teufel ist passiert?“ Kiras Hand umfasste Renjis Arm fest. „Beruhig dich, Renji. Es sind gute Neuigkeiten. Sag es ihm, Momo.“ Renji konnte nur unter Anstrengungen loslassen. „Ja, sag es mir.“ „Sie wurde geprüft.“, sagte Momo freudig und klatschte in die Hände. „Rukia hat abgeschlossen.“ „Was?“, Renji blickte finster, erinnerte sich dann aber daran, dass er glücklich sein sollte. Oder zumindest so tun sollte. „Oh, ich meine, das ist super… Aber… ähm… Wie war das möglich?“ Kira entfernte sich kurz, um sich ein Stuhl an den Tisch zu ziehen, um näher bei ihnen sein zu können. Er lehnte sich verschwörerisch vor. „Ich war auch überrascht. Ich dachte nicht, dass Rukia so gut gewesen war. Sie war niemals in der Eliteklasse mit uns gewesen.“ „Ihr redet über das Kuchiki-Mädchen?“, sagte eine Frau neben Momo, die Renji nicht kannte. „Ich habe gehört, dass ihre Familie dafür gezahlt hat, dass sie vorzeitig getestet wird. Ebenso erzählt man sich, dass ihr bereits ein Rang in den Hofgarden gekauft wurde. Reiche Mädchen kriegen alles.“ Renji schnaubte. „Hey, Rukia ist nicht so. Wenn sie geprüft wurde, hatte sie es auch verdient.“ Das Tratschweib zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Natürlich, wenn du das sagst.“ „Naja, die Wahrheit ist, dass sie tatsächlich bereits angenommen wurde.“, fügte Momo mit einem nervösen Lachen hinzu. „Aber Renji, du solltest doch erfreut sein! Ich glaube, sie hat noch keinen Rang, aber sie ist in der 13. Einheit.“ „13. Einheit?“, Renji war perplex. „Ernsthaft? Ich war heute noch da.“ „Ich weiß.“, sagte Momo. „Ist das nicht wundervoll? Sie ist bei deinen Freunden!“ Seltsamerweise sah Renji gegen Ende des Sommers Ikkaku und Yumichika als engere Freunde an, als Kommandant Ukitake und Kaien. Aber die 13. war eine nette Division und Rukia würde dort gut hineinpassen. Vermutlich würde sie dort besser klarkommen, als er. Da war er ehrlich zu sich selbst. Aber er war immer noch geschockt darüber, dass er kein einziges Wort von dieser Sache gehört hatte, während er bei den Hofgarden gewesen war. Und in der 13. Einheit! Konnten sie wirklich einige Tage in der gleichen Division verbracht haben, ohne, dass sie sich getroffen hatten? Warum hatte Rukia ihn nicht aufgesucht? Vielleicht, weil sie nicht gewusst hatte, dass er dort gewesen war…? Aber, verdammt noch mal, er hätte doch ihre Einschreibungspapiere über seinen Tisch wandern sehen müssen. Vielleicht war es nur ein schlechtes Timing gewesen. Kaien hatte immerhin einige Wochen vorher angefangen, einiges der Schreibarbeiten zu übernehmen. Vermutlich geht so etwas Wichtiges, wie die Einschreibung, direkt zum Vizekommandanten oder Kommandanten. Oder war es mehr die Frage, wer alles von ihrer Freundschaft wusste? Es war nicht wirklich so, dass ihr älterer Bruder sie auffordern würde, ihren alten Inuzuri-Kumpel aufzusuchen. Zudem wusste Kommandant Kuchiki, dass Renji ein Praktikum bei den Hofgarden hatte. Nach seiner Entführung von der 11. Einheit hatte Renji den seltsamen Ruf eines Arbeitstieres, was den Schriftkram anging, erhalten. Und er war sich sicher, dass Kommandant Ukitake einer von der Sorte Menschen war, der ein großes Aufsehen darum gemacht hätte, ihn und Rukia als finale Überraschung zusammenzuführen. Da war sich Renji sicher. Es konnte also nur Pech gewesen sein. Aber etwas störte ihn immer noch. „Und wie kommt es, dass ihr davon wisst?“, fragte er Kira und Momo. „Wann habt ihr sie gesehen?“ „Oh.“, Momo schaute schuldbewusst weg. „Bei ihrer Abschiedsparty… letzte Nacht.“ „Ja“, fügte Kira hinzu, „Sie kam zurück, um ihre Uniform zu zeigen. Sie war echt cool. Ich war ein wenig eifersüchtig.“ „Ich weiß. Ich auch.“, sagte Momo und sie fing mit Kira an, darüber zu tratschen, was alles bei dieser Party passiert war. Und über ihre Meinung, ob Rukia die vorgezogene Prüfung überhaupt verdient hatte. Renji lehnte sich mit finsterem Gesicht zurück. Scheiße. Er hatte Rukias großen Moment verpasst. Und er hatte darauf bestanden, so lange zu bleiben, bis das letzte Formular dieser dummen Schreibarbeit erledigt war. Ukitake hätte Renji früher gehen lassen, wenn er gefragt hätte. Aber für ihn war es eine Art befriedigendes Abschiedsritual gewesen. Ein Zeichen für seine Arbeit. Schlimmer noch, Rukia dachte vielleicht, dass er absichtlich gefehlt hatte, über die Tatsache schmollte, dass er nicht so weit war wie sie. Vielleicht dachte sie sogar, dass er auch der Meinung wäre, sie hätte sich diesen Schritt nicht verdient. „Habt ihr ihr Zanpakutō gesehen?“, unterbrach Renji das Getratsche. „Wie ist es?“ Kira sah ihn eigenartig an. „Es sieht wie ein Katana aus, Renji.“ „Ja.“, lächelte Momo nervös. „Wie unsere Übungsschwerter, nur geschärft.“ Renji schnaubte seine Freunde ungläubig an und lehnte sich zurück. „Nur geschärft.“, wiederholte er. „Mensch, ihr seid welche. Es ist ein lebendiges Schwert.“ „Das ist nicht, was sie meinen, wenn sie von einem Schwert mit Willen sprechen, Renji.“, sagte Kira im patzigen, besserwisserischen Ton, welchen er immer aufsetzte, wenn er sich sicher war, richtig zu liegen oder unbedingt jemanden verbessern wollte. „Das ist nur eine Art Phrase, die von den Leuten benutzt wird. Es bedeutet geschärft.“ „Heilige Scheiße, Kira. Glaubst du etwa, ich bin dumm?“, fragte Renji. Während sie ihn mit unsicherem Ausdruck anstarrten, hob Renji abwehrend seine Hände. „Nein. Antworte darauf nicht. Vertrau mir einfach, in Ordnung? Ich kenne den Unterschied. Zanpakutō sind sowohl lebendig als auch geschärft. Kira kramte in den Taschen seiner Uniform herum. „Woher hast du das? Das ist das erste Jahr, in dem wir Kurse über Zanpakutō nehmen können, nicht wahr?“, dann nahm er den Stundenplan aus der Tasche, während er triumphierend darauf zeigte. „Ja, sieh her. Man muss im 3. Semester sein. Keine Ausnahmen.“ „Sagt dein Stundenplan auch, dass du dir die Bücher aus der Bibliothek nicht anschauen darfst? Junge, geh doch einmal in die Bibliothek.“, Renji zog Kira nur deshalb mit diesen Worten auf, weil er wusste, wie sehr es ihn irritieren würde, derart belehrt zu werden. „Da gibt es eine Tonne voll von Büchern über Zanpakutō. Ich habe fast alle gelesen.“ Gerade in diesem Moment traten ein paar Freunde von Momo hinzu und bestanden auf eine Begrüßungsumarmung. Dann entschied sich ein Mädchen, dass sie auch eine Umarmung von Renji und Kira brauchte. Danach taten es alle Freunde ihr gleich, alle wollten eine Umarmung aus Freundlichkeit, Betrunkenheit oder sonst irgendwas. Ziemlich schnell waren alle Hoffnung auf ein Weiterführen der Diskussion in weibischem Gequietsche verloren. Kira allerdings gefiel es offensichtlich nicht, dass Renji anscheinend mehr als er wusste. Denn als der Rothaarige sich entschied, sich eine Pause zu gönnen, folgte der Blonde ihm in eine ruhigere Ecke der Bar. Sie lehnten sich gegen die Wand, neben einem geöffneten Fenster und beobachteten das bunte Treiben ihrer Freunde. „Du hast nicht ernsthaft alle Bücher über Zanpakutō aus der Bibliothek gelesen.“, sagte Kira und kippte den Rest seines Bieres hinunter. „Dafür hast du nicht die Geduld.“ Oder Fähigkeit, denkst du, sagte Renji zu sich selbst und schaute Kira mit erhobener Augenbraue über den Rand seiner Schale an. Der Rothaarige zuckte über die Bemerkung nur mit der Schulter. „Ja, naja. Meine Tutorin wusste, dass ich am Ball bleibe, wenn sie mir etwas zu lesen gibt, was mich interessiert.“ „Oh, richtig. Natürlich.“, sagte Kira und seine Miene hellte sich auf. „Also nutzte sie die Bücher übers Kämpfen, um dich am Lesen zu halten. Geschickt.“ „Sehr sogar. Aber ich habe auch alles über Zanpakutō gelesen.“, er hatte niemanden, außer Rukia und Kommandant Kyōraku davon erzählt, dass er wegen Zabimaru zur Akademie gekommen war. Deswegen fügte er hinzu, als Kira verwundert die Augenbraue hob: "Du weißt, Schwerter sind halt cool." Kira nickte. Renjis idiotische Antwort schien ihn zufriedengestellt zu haben, denn er schnitt das Thema nicht weiter an. Sie standen eine Weile nebeneinander, ohne viel zu reden. "Naja, zum ersten Mal scheinst du einen Schritt voraus zu sein, wenn der Unterricht anfängt.", sagte Kira eifersüchtig. "Was ist, wenn du eine bessere Note in Zanpakutō bekommst als ich?“ „Dann ist es genauso wie bei Zanjitsu, nicht wahr?“ „Ich hasse dich.“, sagte Kira, auch wenn sein Ton belustigt war. „Naja, tu das nicht. Ich muss Kidō wiederholen.“ „Das 3. Mal ist eine letzte Chance. Das weißt du, oder?“, fragte Kira mahnend. Er schaute tief in sein Glas, wohl in der Hoffnung, doch noch mehr Bier darin zu finden, wenn er nur lange genug starrte. „Alle guten Dinge sind 3. Vielleicht, huh?“ „Ich sag dir mal was.“, begann Kira. „Du hilfst mir Zanpakutō mit Höchstnote zu bestehen und ich helfe dir beim Kidō.“ Renji lachte. „Ok, aber auf eigenes Risiko. Du erinnerst dich, dass ich dazu tendiere, Dinge in die Luft zu jagen, ja?“ „Wie könnte ich das vergessen? Wie könnte es irgendjemand vergessen? Manchmal frage ich mich, wie du überhaupt die Eingangsprüfung geschafft hast.“ Nun ja, dachte Renji, ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass ich das getan habe... Renji saß in der letzten Reihe und versuchte sich während 'Zanpakutō: Theorie und meditative Praxis' wachzuhalten. Es war schwierig. Es war der 9-Uhr-Unterricht und der Dozent könnte nicht trockener und lebloser sein. Der Lehrer war grau. Graue Haare, grauer Kimono, graues... Alles. Und von der Distanz schaute er aus wie ein Fleck purer Langeweile. Dazu kam noch, dass Renji bereits das vollständige Unterrichtsbuch gelesen hatte. Es war eines der Ersten gewesen, durch die er sich gearbeitet hatte, da die Bibliothekarin der Meinung gewesen war, dass dessen Konzept einfach war und auf Grundlagen beruhte. Renji hatte gehofft, dass der Lehrer, trotz seiner elanlosen Art zu lehren, etwas Neues über Zanpakutō zu sagen hätte. Etwas, was es wert war, diesen Unterricht zu besuchen. Vielleicht ein paar persönliche Erfahrungen, die man nur während einer langjährigen Beziehung zu seiner lebendigen Waffe gemacht hat. Renji hatte zudem gehofft, dass wenn er die Chance hatte, sein Interesse und Wissen zu zeigen, dass er vielleicht die Möglichkeit hätte, mit ihm unter vier Augen nach der Stunde zu sprechen. So könnte er unter Umständen einen neuen Verbündeten und Mentor finden. Aber er war einer von diesen. Im 3. Jahr begegnete ihnen Renji seltener, aber es gab immer noch Lehrer, die sicherstellten, dass der Rothaarige genau wusste, wohin er gehörte. Am Ende der Reihe und alle anderen, aus den besseren Bezirken, vor ihm. Es war ihm nicht erlaubt, nach vorne zu kommen und wenn er mal etwas beitragen wollte, um die Diskussion voranzutreiben, wusste er jetzt schon, dass er niemals aufgerufen werden würde. Selbst wenn sich sonst niemand meldete. Wäre es keine Voraussetzung gewesen, hätte er den Unterricht sausen lassen. Renji kritzelte ein Design für ein neues Tattoo, welches er sich auf seinem Rücken vorstellte, als der Lehrer anfing… Lügen zu erzählen. „Ihr werdet niemals den Namen eures Zanpakutō kennenlernen, bis ihr sehr viel Zeit beim gemeinsamen Meditieren verbringt.“ Schwachsinn. Habe ihn nie getroffen. Sein Name ist Zabimaru. „Ihr könnt nicht erwarten, eine freundschaftliche Beziehung zu eurem Zanpakutō aufzubauen. Er oder sie ist ein Biest, welches unterworfen werden muss.“ „Zum Teufel mit dem Scheiß!“ Erst, als der Klassenraum vollständig still war und es so schien, als würde die ganze Erde die Luft anhalten, realisierte Renji, dass er den letzten Part laut gesagt hatte. Schlimmer noch, aufgrund seines erhöhten Sitzplatzes in der letzten Reihe, hatte seine Stimme durch den Raum gehallt. Alle hatten sich zu ihm umgedreht und starrten ihn mit bitterem Entsetzen an. Auch Kira. Der Lehrer donnerte sofort los. „Diese Sorte von ungehobelter Sprache werde ich nicht tolerieren.“, sagte er leidenschaftlicher, als sein ganzer Unterricht bisher war. „Verschwinde sofort aus diesem Raum. Du wirst in meinem Büro warten, ob du diesen Kurs weiter belegen wirst.“ Renji stand auf und verließ ohne Protest den Raum. Er hätte sich entschuldigt, wenn es geholfen hätte, aber er hatte diese Situation zu oft durchgemacht, daher wusste er es besser. Er konnte sich noch nicht einmal dafür schämen. Er war nur sauer mit sich selbst, dass er unbedacht einem solchen Lehrer Gründe in die Hand gab, ihn direkt am ersten Tag hinauszuwerfen. Der Rothaarige hatte nicht erwartet, dass das Büro des Lehrers bereits von jemand belegt war. Er konnte die Präsenz spüren, die hinter der Tür aus Reispapier wartete. Wie eine Spinne in ihrem Netz. Er klopfte höflich, aber niemand antwortete. Er stand für einen Moment da und versuchte sich zu entscheiden, ob er mehr Ärger bekommen würde, wenn er vor der Tür warten würde oder denjenigen störte, der auf den Lehrer in dessen Büro wartete. Wer auch immer es war, dessen Reiatsu war merkwürdig und sonderbar. Renji konnte auch nicht wirklich seinen ersten Eindruck einer Spinne unterdrücken, auch wenn er spürte, dass es auch eine ältere, elegante Person sein könnte… Eine Dame, die an Stärke gewohnt war, auch wenn sie diese vielleicht auf unfreundliche Weise über andere hinweg ausübte. Hmmm… Vielleicht die Mutter oder Ehefrau des Lehrers? Er legte sein Ohr an die Tür und hoffte, dass er ein Geräusch von ihr aufschnappen könnte. „Meine Dame? Kann ich hereinkommen? Schauen sie, ich soll hier im Büro auf…“ „Mit wem redest du da, Junge?“, sein Lehrer kam den Gang entlang. Renji konnte sehen, wie irritierte Gesichter aus dem Klassenraum lugten. War der Unterricht bereits vorbei? Es musste so sein, denn der Gang begann sich mit Schülern zu füllen. „Ihre…“, er hatte schon genug Ärger, Renji wollte den Lehrer nicht damit beleidigen, dass er seine Frau darin vermutete, wenn es auch seine Freundin sein könnte. Oder noch unangenehmer, die Mutter. „… Bekannte. Die Dame, die in ihrem Büro wartet.“ „Da ist niemand in meinem Büro, Dummkopf. Geh rein.“, der Lehrer schob die Tür auf Seite und betrat den Raum. Renji folgte ihm behutsam und ließ sein Blick, auf der Suche nach der anderen Person, durch den Raum gleiten. Der Raum war vollgestopft mit Papieren und halb-vergessenen Teeschalen, die in verschiedenen Ecken standen. Aber der Raum roch angenehm nach Bibliothek. Fast jede Stelle der Wände war mit überfüllten Bücherregalen bedeckt. Außer einer Stelle. Dort, wo eine Schwerthalterung über den Schreibtisch des Lehrers befestigt war. Endlich sahen seine Augen das, was er gespürt hatte. Es war keine Frau, sondern ein Zanpakutō war an diesem Platz zu sehen. Wie eine Auszeichnung oder Trophäe. „Setzen.“, ermahnte der Lehrer scharf. Renji folgte. Für solch einen unscheinbaren, grauen und uninteressanten Dozenten war er ganz schön verärgert. „Du kommst vielleicht bei anderen mit einem vulgären und unflätigen Verhalten durch, aber ich werde das nicht tolerieren.“ „Ich verstehe, Herr Lehrer.“, sagte Renji und beugte den Kopf. Da gab es nicht mehr, was er sagen konnte. Es war nicht seine Absicht gewesen, es laut auszusprechen. Es war ihm so herausgerutscht. Als Renji da saß und darauf wartete, welche Strafe sich der Lehrer für seinen Ausbruch in der Klasse einfallen lassen würde, betrachtete er sein Gegenüber genauer. Er hatte kurze, graue Haare. Vom Aussehen und Farbe her erinnerte es ihn an Stahlwolle, doch seine Augen waren nun in ihrer Gegenwart dunkel und intensiv. Wie eine... „... Kuroi no Kumo, Schwarze Spinne.“, sagte Renji zu sich selbst, sein Blick fixierte das Zanpakutō in seiner glänzenden Hülle, tintenschwarz und reflektierend, wie der Panzer eines Insekts. Ein hauchdünnes, weißes Band hing vom Griff, wie Spinnenweben. "Du wagst es den Namen meines Zanpakutō auszusprechen!" "Was?" "Wer hat es dir verraten?", der Lehrer war nun auf seinen Füßen und schrie. "Niemand sollte ihn wissen! Ich habe Kuroi no Kumo seit Jahren nicht gerufen. Nein, seit Dekaden!" Renji blinzelte, er war sich noch nicht einmal sicher, wie sie plötzlich zu so einem heiklen Thema gekommen sind. "Ich weiß nicht, wovon sie reden, Herr Lehrer." "Kuroi no Kumo. Du hast ihren Namen gesagt. Warum?" "Ich...", warum waren diese Worte aus seinem Mund gekommen? "Uh, ich habe nur laut gedacht." "Nunja, das scheint eine schlechte Angewohnheit von dir zu sein, Herr Abarai.", sagte der Lehrer scharf, auch wenn er sich beruhigt zurücklehnte. Renji bemerkte, dass er nun aus irgendeinem Grund ein 'Herr' verdient hatte. "Wenn du Fortschritte in meinem Kurs machen möchtest, solltest du lernen, wie du es unterdrückst." Moment... Er wurde jetzt nicht zum Direktor geschickt, kein Nachsitzen oder sonst eine disziplinarische Maßnahme? "Diese furchtbare Sache, die du in der Klasse gesagt hast.", sprach der Lehrer mit einem missbilligenden Schnaufen. "Warum hast du das gesagt?" "Ich war anderer Meinung, was ihren Vortrag anging.", sagte Renji vorsichtig. "Offensichtlich und ziemlich ausdrücklich.", antwortete der Grauhaarige knapp. "Nur für mein Verständnis", dabei suchte er zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch. "Es sind nur 3 Schüler in meiner Klasse, die jemals etwas angefasst haben, was einem Zanpakutō nahe kam. Du, Herr Kira und Frau Hinamori. Was, in dieser kurzen Zeit, hat dich so in dieser Meinung erhärtet, junger Mann?" Renji versuchte zu entscheiden, was die richtige Richtung war, aber zuckte dann mit den Schultern. Er war bereits auf dünnem Eis bei diesem Typen. Dann kann er ihm auch die Wahrheit erzählen. "Gespräche mit Kommandant Kyōraku." "Dieser alte Säufer? Was, in Herrgottsnamen, glaubt Kyōraku über das zähmen eines Zanpakutō zu wissen?" "Oh, nunja, nichts.", stimmte Renji zu. "Er denkt nicht, dass man es unbedingt 'zähmen' müsse. Er denkt, da gibt es einen anderen Weg." "Wie auch immer. Er liegt falsch.", sagte der Lehrer schnell. "Du hast dir einen armseligen Mentor für die Kunst der Zanpakutō gesucht, Herr Abarai. Solltest du weiterhin darauf bestehen, seinem Beispiel zu folgen, wirst du vermutlich einen extrem gefährlichen Weg beschreiten. Ein Weg, der dich vollständig zerstören könnte. Höre genau zu, Junge. Zanpakutō sind sehr machtvolle und gefährliche Kreaturen, mit denen man nicht einfach umgehen kann. Mache niemals den Fehler, sie zu unterschätzen. Du musst deine Waffe respektieren. Und um das zu schaffen, musst du es beherrschen." Renji nickte. Das war die Art von Gespräch, auf die er gehofft hatte. So sehr er auch dazu tendierte, instinktiv Kyōraku zu vertrauen und zuzustimmen, wollte er auch ebenso leidenschaftlich die andere Meinung dazu kennenlernen. "Ich möchte das auch lernen." Der Lehrer schien einen Augenblick irritiert zu sein. "Das möchtest du?" "Ja, Herr Lehrer. Ich möchte alles lernen, damit ich so weit bin, wenn ich ihn endlich treffe." "Ihn?" Oh Scheiße. Ein weiterer Ausrutscher. Verdammt, wo habe ich heute Morgen nur mein Hirn gelassen? "Ähm... Ich meine eben mein Zanpakutō. Uh, wenn ich eins bekomme." Sein Gegenüber kräuselte die Lippen und verengte die Augen. Der Rothaarige hatte das Gefühl, eingehend betrachtet zu werden. Sorgsam, bedrohlich. Wie eine Spinne ihre Beute. "Du hast bereits von ihm geträumt, nicht wahr?" "Ich...", Renji stockte. Er war sich nicht sicher, ob es sicher war, so etwas zuzugeben. "Jetzt verstehe ich. Sehr gut.", sagte der Lehrer und bedeutete Renji, es ihm gleichzutun. "Ich werde dir erlauben, den Kurs weiter zu besuchen. Glaube aber nicht, dass du einer Strafe für dein Verhalten entkommen bist. Wir werden das in 2 Arten lösen. Erst etwas Schnelles und Unmittelbares. Dann wirst du, für den Rest des Semesters, mein Laufbursche für meine Bürotätigkeiten sein. Hast du verstanden?" Na gut, es könnte schlimmer sein. "Ja, Herr Lehrer." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)