'Tails' of Zabimaru von yezz ================================================================================ Kapitel 17: Unbroken Souls -------------------------- Als es schien, dass Kommandant Kyōraku darüber enttäuscht war, dass sie nichts gefangen hatten, übernahm Renji das Fischen. In kürzester Zeit war der Korb bis oben hin voll mit frisch gefangenen Forellen. Der Braunhaarige lächelte über ihre Ausbeute, während er begann, alles einzupacken, damit sie sich bald auf den langen Rückweg zur Akademie machen konnten. „Das ist entzückend, einfach entzückend.“, gurrte der Kommandant. „Wer hat dir beigebracht, ein Meister der Fischerei zu sein, Herr Renji?“ „Meine Mutter.“, antwortete Renji verschmitzt. Als Kyōraku den Hut hob und darunter irritiert hindurchblickte, erklärte Renji. „Notwendigkeit.“ „Ha! Das war ein Guter!“, lachte der Braunhaarige herzhaft. Renjis Scherz war bei weitem nicht so klug, aber sie waren ziemlich betrunken, also schien es für beide urkomisch. Es war ein kühler Herbstnachmittag, sie hatten die meiste Zeit des Tages damit verbracht, so zu tun, als würden sie Fischen und hatten dabei das Wetter und den Sake von Kyōraku älterem Bruder genossen. „Aber“, sagte Kyōraku nach einem Moment nachdenken. „Ich wusste gar nicht, dass ein Fluss durch Inuzuri fließt.“ „Tut auch keiner.“, erklärte Renji, als er den Rest Besteck und Teller in den Picknickkorb stopfte, die er eben noch im Fluss abgespült hatte. „Fischen war immer eine Mitternachtsexpedition zu den Kanälen der 65.“ Die Worte schienen Kyōraku plötzlich nüchterner zu machen. Er hörte auf, die selbstgemachte Angelrute auseinanderzunehmen, um Renji leicht am Arm zu berühren. „Ihr habt es riskiert, außerhalb eures Distrikts erwischt zu werden, um… Fischen zu gehen?“ „Heh, nicht ganz. Wir haben die Patrouille umgangen, um etwas zu essen zu bekommen.“, sagte Renji mich einem traurigen Lachen. Als er daran zurückdachte, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Als Kyōraku ihn weiter anstarrte, seine großen, grauen Augen voll von Sorge, zuckte Renji mit den Achseln. „Ich habe Mal einen Freund an harter Arbeit während eines Müllrennens verloren. Das war scheiße.“ Alle Dinge waren gepackt und bereit zum Aufbruch. Renji stand auf und wischte sich seine Hände am Hakama ab und hob ihre Utensilien auf. Er begann, den Weg entlang des Stroms hinunterzugehen, stoppte aber, als er realisierte, dass der Kommandant immer noch auf einem Felsen hockte und ihn mit offenem Mund anschaute. „Ist alles in Ordnung, Kommandant?“, fragte er den Braunhaarigen, musste schon fast brüllen, damit er ihn über die geräuschvollen Stromschnellen hörte. Kyōraku schien zu bemerken, dass er dabei war, zurückgelassen zu werden. Er hob sein Hakama mit den Händen und war vorsichtig, dass der Saum nicht im Dreck landete. Er sah dabei aus, wie eine Frau, die ihren Rock hob, während er auf Renji zukam. „Du hast einen Freund in Haft für was genau?“ „Erwischt werden außerhalb des Distriktes ohne eine Ermächtigung, oder wie auch immer sie es nennen.“, sagte Renji. Er blickte den Anderen irritiert an. Renji dachte, dass wäre offensichtlich vom Kontext ihres Gespräches gewesen. War der Kommandant etwa so betrunken? „Aber du sagtest etwas anderes.“, fragte der Braunhaarige wieder und stand nun endlich neben Renji. „Was sagtest du, habt ihr getan?“ Da sie nun auf gleicher Höhe waren, drehte sich Renji um und begann wieder den Weg entlang zu gehen. „Oh, ich dachte, sie würden das Müllrennen nicht kennen.“, lachte Renji leise. „Rukia meinte immer, sie würde ‚städtische Nahrungssuche‘ vorziehen. Wie auch immer sie es nennen. Es beinhaltet in einigen Distrikten herumzuschleichen und den Abfall anderer Leute zu durchsuchen, um etwas Essbares zu finden. So etwas in der Richtung machten wir nur, wenn es eine lange Periode ohne irgendetwas gab. Wenn die Kleinen anfingen, gefährlich schwach zu werden. Also war es schon herzzerreißend, wenn Taro dafür gefangen wurde. Es schien unfair, dass er so hart dafür verurteilt wurden war, da es so eine dumme Sache und niemals wirklich profitabel gewesen war. In der Hälfte der Fälle wurden die Leute kränklicher von dem, was sie aßen. Aber es war sogar relativ normal, bei so etwas erwischt zu werden. Deswegen sind wir immer in großen Gruppen gegangen. Sie wissen schon, ich bin ziemlich sicher, dass sie das auch schon mal gehört haben. Sie nannten es dann Hundemeute.“ „Ah, ja.“, Kyōraku nickte und hielt dabei seinen Hut fest. „Ich befürchte nur, dass ich mit dem Phänomen, welches du beschrieben hast, nur von der anderen Seite vertraut bin. Zum Beispiel Shinigami, die sich darüber beschweren. Und, na ja, die Leute aus deinem Distrikt sind für diesen Trick doch recht bekannt. Das Gesetz mit einer großen Anzahl an Personen brechen, sodass es unmöglich ist, alle zu erwischen. Ich vermute, die Bestrafung ist deswegen so harsch, um die Leute in ihren Bezirken zu halten. Um sie an ihren Platz zu erinnern und zu halten.“ „Jup.“, bestätigte Renji und duckte sich über einen Kiefernast hinweg, welcher über den Pfad gewachsen war. Er hob ihn vorsichtig mit der Hand an, mit dem er den Picknickkorb trug, damit der Kommandant einfacher passieren konnte. „Oh je.“, seufzte der Braunhaarige und blickte Renji nachdenklich an, als er unter dem Ast hindurch ging. „Aber ich bin beschämt, dass ich niemals die Dinge zusammengesetzt habe und auf die Idee gekommen bin, dass ihr das nur macht, um… wie nanntest du es? Nahrungssuche?“ Die Scheiße essen, die andere Leute wegwerfen, dachte Renji, doch sagte es nicht. Er befürchtete, dass es bei Weitem bitterer klingen würde, als es sich nun für ihn anfühlte. Das ist der Grund, warum die Leute uns Hunde nannten. Wir haben alles gegessen. Stattdessen nickte er nur zustimmend. Renji ließ den Ast wieder fallen und setzte den Marsch fort. Der Pfad wurde breiter, während sie weiter den Berg hinab Richtung Stadt gingen. „Sind so viele in Inuzuri hungrig?“, fragte Kyōraku mit echter Verwirrung in der Stimme. „Ich meine, ich war immer der Meinung, dass der Wunsch nach Essen nur ein Problem der Neuankömmlinge in der Soul Society sei. Dass nach einiger Zeit die Notwendigkeit, etwas zu Essen, verschwinden würde.“ Renji schüttelte den Kopf. „Natürlich, das haben sie uns auch gesagt. Aber ich habe niemals jemanden getroffen, der es wirklich aufgegeben hatte. Es ist ein grundliegendes, menschliches Bedürfnis, Kommandant. Es ist… nun ja… Es lässt einen lebendig fühlen und das ist… angenehm, natürlich. Auch, wenn dich dieser Instinkt dazu treibt, durch Müll und Schmutz zu wühlen. Wenn man das aufgibt, gibt man auch zum Teil auf, menschlich zu sein, verstehen sie?“ „Ah.“, machte der Braunhaarige, obwohl Renji sich nicht sicher war, dass er es wirklich verstand. Es war hart für die Leute, die innerhalb der Mauern der Seireitei geboren worden, das Ganze zu verstehen. Besonders jemand wie der Kommandant. Kyōraku sprach über den Kreislauf der Geburt und Wiedergeburt, aber er trat vor tausenden Jahren aus dieser Tretmühle heraus, wenn er überhaupt dort einmal gewesen war. Der Kommandant wurde als Shinigami geboren. Renji nicht. Auch wenn es schon eine Weile her war, war das Trauma des Sterbens noch frisch in Renjis Kopf. Genauso wie das Bedürfnis, ans seiner Menschlichkeit festzuhalten. „Das ist der Grund, warum ich Probleme habe, den Dämon zu akzeptieren.“, sagte Renji, als ihm der Gedanke kam. „Ich habe nie aufgegeben, menschlich zu sein. Auch, wenn es keinen Sinn ergibt.“ Kyōraku schien die plötzliche Veränderung des Gesprächsthemas ohne Probleme aufzunehmen. „Vielleicht, aber dein Reiatsu macht es um einiges schwieriger, eigentlich unmöglich. Ein hungriger Geist zu sein, ist ein Zeichen für starken spirituellen Druck.“ „Ich weiß, Kommandant.“, sagte Renji. „Das hat mir Rukia erklärt, als wir anfingen, mit Kidō herumzuexperimentieren. Danach waren wir immer seltsam hungrig. Aber ich wäre auch hungrig, wenn ich ein Dämon wäre, vielleicht sogar noch mehr, oder?“ „Ein Dämon zu sein, ist nicht das Gleiche, wie ein Hollow zu sein. Da gibt es keinen Zwang, Seelen zu verschlingen.“, sagte Kyōraku mit einer Schärfe in seiner Stimme, die Renji wundern ließ. Der Kommandant schien Renjis Reaktion bemerkt zu haben, denn nach einem kleinen Seufzer lächelte er leicht. „Mein lieber Junge, bitte verstehe, dass eine Dämonenseele genauso willkommen in der Soul Society ist, wie jede andere.“, er gestikulierte ausladend zu dem Korb, den Renji trug. „Wir haben Fische. Wir haben Vögel, auch Insekten. Alle Tiere existieren hier. Alle Dinge! Ebenso haben wir Menschliche und Dämonische. Alle ungebrochenen Seelen kommen zur Soul Society.“ Ungebrochen? Das war ein interessanter Gedanke. Also, Dämon oder Mensch, es zählte weniger, was man war, sondern dass man noch ganz war. „Huh. Also, was lässt eine Seele zerbrechen?“ „Das ist bei jeder Seele anders. Aber du kannst dir sicher sein, dass deine intakt ist, denn sonst wärst du nicht hier. So einfach ist das. Dennoch garantiert deine Präsenz hier nicht, dass du eine gute Person bist, nicht im Geringsten. Tatsächlich könntest du sogar ziemlich bösartig sein. Es bedeutet nur, egal mit was zu konfrontiert wurdest, welche Entscheidung du getroffen oder Erfahrungen zu gemacht hast, es hat dich nicht gebrochen.“ „Heh, dass hätte ich ihnen auch so sagen können.“, sagte Renji und verlagerte das Gewicht des Korbes mit dem Fisch, da es langsam schwer wurde. „Es ist immer noch schwierig, mich zu brechen.“ „Durchaus.“, sagte Kyōraku mit einem Lächeln. Sie spendeten ihren Fang der Gastwirtin, gaben ihr damit auch den Picknickkorb zurück und packten ihre Sachen für den Heimweg. Aber da sie darauf bestand, dass sie zum Essen blieben, um die Früchte ihrer Abend selbst zu genießen, ging schon langsam die Sonne unter, als sie den Weg zurück zur Akademie antraten. "Sie brauchen mich nicht zu begleiten, Kommandant.", sagte Renji. "Ich finde schon alleine zurück." Kopfschüttelnd blickte Kyōraku in den Himmel, wo bereits der Mond aufging. "Zu dieser Zeit benötigst du eventuell Jemanden, der für dich bürgt, nicht, dass du als fahnenflüchtig nach Mitternacht giltst. Du hast nur ein Wochenendpass." Renji nickte. "Ja, ich glaube, da haben sie recht." "Nebenbei, würde ich dich jetzt so herzlos zurücklassen, wären mir die Freuden deiner Gesellschaft verwährt, mein lieber Junge.", der Braunhaarige schlug Renji heiter auf den Rücken. Als sie jedoch weiter auf der Straße unterwegs waren, bemerkte der Rothaarige, dass der Kommandant ein flotteres Tempo vorgab, als für gewöhnlich. Gelegentlich warf er auch einen Blick nach hinten. Kyōraku hielt auch weiterhin sein vergnügtes und harmloses Geschwatze aufrecht, doch Renji erwischte sich selbst dabei, wie auch er die Schatten vorsichtig beobachtete. Seine Finger glitten links an seine Hüfte, um wie von selbst nach einem Schwert zu greifen. "... du hättest Jūshirōs Gesicht sehen sollen! Unbezahlbar, sag ich dir, unbezahlbar." Sie hörten es zur selben Zeit. Das Rasseln in den Sträuchern wuchs entlang des Straßengrabens und das unverkennbare Geräusch von Schwertern, die aus ihren Hüllen gezogen wurden, ertönte. „Hinter mir.“, rief Kyōraku. Renji wusste, dass der Kommandant plante, ihn vor der Attacke abzuschirmen, doch konnte er einen weiteren Banditen von hinten kommen sehen. Also schritt er zurück, sodass er Rücken an Rücken mit Kyōraku, in einer defensiven Kampfhaltung stand. Tatsächlich zogen sie ihre Waffen zur gleichen Zeit. Die beiden Schwerter des Kommandanten stoppten je einen Angreifer und Renji hob automatisch seine Hand, um den Schlag des Dritten abzuwehren. Renji hätte dabei einen Arm verlieren müssen. Doch als er den, mit roten Band eingefassten, Griff aus seinen Träumen in seiner Hand sah, nutze er einen kleinen Shunpō um die Klinge seines Gegners mit Stahl statt Fleisch zu parieren. Hinter seiner Maske sah der Räuber genauso überrascht aus, wie Renji, als er das Zanpakutō sah. "Rückzug!", rief er seinen Kollegen zu. Mit einem breiten Lachen drehte sich Kyōraku um. „Zu spät, befürchte ich. Sie haben dich schon alleine gelassen, sobald ich sie entwaffnet hatte.“ Nun, da nicht nur Zabimaru, sondern auch Katen Kyōkotsu zwischen ihm und seinem Gegner stand, riskierte Renji, einen Blick über die Schulter zu werfen. Er war sich sicher, im Mondlicht 6 Katana auf der staubigen Straße verstreut liegen zu sehen. Der Kommandant hatte es geschafft, ein halbes Dutzend Angreifer zu besiegen ohne einen Tropfen Blut zu vergießen? Unglaublich. Besonders, da er immer noch leicht betrunken roch. Als Renji seine Aufmerksamkeit zurücklenkte, schien es, als wäre der letzte Bandit auch geflohen. „Ah“, sagte Kyōraku, seine Stimme voll von Bewunderung. „Solch einen starken und ansehnlichen Freund hast du in Zabimaru, Herr Renji. Und so loyal. Ich hätte wissen müssen, dass er dir zur Hilfe kommt.“ „Wirklich? Denn ich hatte keine Ahnung.“, sagte Renji und starrte verwundert auf das Zanpakutō. Er drehte es in seiner Hand, fühlte den Griff, dessen Gewicht sich so vertraut anfühlte. So richtig. Als Renjis Adrenalinschub schwand, tat es ihm das Schwert gleich. „Nein!“, sagte Renji und umgriff die dünner werdende Luft. „Warte!“ Die Hand des Kommandanten drückte mitfühlend seine Schulter. „Er wird bereit sein, wenn du es bist, Sohn. Das ist das Einzige, wofür du nun Geduld aufbringen musst.“ Verlassen blickte Renji auf seine, nun leere, Hand. Der Abschluss kann nicht schnell genug kommen, dachte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)