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'Tails' of Zabimaru

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Vorwort von junko:

Während meiner fortschreitenden Besessenheit bezüglich Renjis Hintergrundgeschichte habe ich mich gefragt: Was wäre passiert, wenn Renjis Eingangsprüfung zur Akademie ihn nicht in die Eliteklasse geführt hätte? Was wäre, wenn Renjis Beziehung zu Zabimaru wirklich so einzigartig ist, wie es sich im Manga liest? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mal den Turbo angeschmissen und haue direkt noch einen Nachschlag raus. Viel Spaß damit :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu!

Es geht weiter :) Aktuell komme ich aufgrund meiner Arbeit etwas ins Stocken, aber ich hoffe, das verzeiht ihr mir.
Dafür kommt heute ein sehr(!) humorvolles Kapitel! xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Es ist wieder so weit. Meine Beta-Lese-Fee ist seit gestern wieder da und hat sich sofort an die Kapitel gemacht. Ich möchte jetzt gerne von allen einen Applaus und ein "Danke BlackLily" hören! xD

Vielen Dank an dieser Stelle für die 2 Kommantarschreiber Cara_ und Arinya.

Die beiden nächsten Kapitel haben es in sich. Also könnt ihr auf jeden Fall schon einmal gespannt sein!

Ich wünsche euch einen guten Start in die nächste Woche!

LG
yezz

P.S.: Denkt dran! Samstag (vielleicht sogar Freitag) kommt Curse of the Nue! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich bins mal wieder! Ganz herzliches Dankeschön an BlackLily, AzumiiNyan und natürlich AnubisBrise für die tollen Reviews.

Kleine Anmerkung zu den Distrikt-Zahlen: Ich habe hier die Sichtweise von junko verwendet. Sie hat für den Text die Logik verwendet, dass die kleineren Zahlen einen höheren Lebensstandard bieten, daher höher zu bewerten sind, als die großen Zahlen. Beispiel: 5 ist höher als 35.

Nur um Verwirrungen vorzubeugen xD

Schönen Abend euch!
LG
yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

vorletztes Kapitel :) Und ich entschuldige mich schon jetzt für das Ende! xD

Letztes Kapitel gibt es Donnerstag oder Freitag. Komplett anzeigen

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Entrance Exam

Die Eingangsprüfungen waren endlich vorbei. Renji war vollkommen erledigt, absolut erschöpft und schlimmer noch, er war sich ziemlich sicher, dass er es vergeigt hatte. Die Gesichter der Prüfer waren schwierig zu lesen. Aber wenn er raten müsste, würde er sagen, dass sie ganz schön unbeeindruckt waren.
 

„Irgendwelche Fragen?“, die Stimme des ersten Prüfers war gelangweilt, als sei es eine rhetorische Frage und jeder erwartete, dass man ‚nein‘ sage. Praktisch eine Überleitung zu ‚Danke für deine Zeit, wir bleiben in Kontakt‘ und das Geräusch von einer zuschlagenden Tür. Die Tür zu Renjis Zukunft, die sich schloss. Ihn und Rukia für immer auseinanderreißen würde.
 

„Ehrlich gesagt, ja.“, antwortete Renji. „Wer ist Zabimaru?“
 

Der Prüfer blinzelte seine Langeweile weg und ein verwirrter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. „Tut mir leid, was?“
 

„Ihr Leute seid Experten in spiritueller Energie und all dem Mist, richtig? Also könnt ihr mir sagen, ob ich bekloppt werde.“, Renji kratzte sich beschämt am Nacken, aber war entschlossen, herauszufinden, wer dieser Dämon war, der ihn verfolgte. „Es ist so… Seit ich die Nacht auf dem Akademiegelände verbracht habe, höre ich diese Stimme… ähm… Stimmen. Sie rufen meinen Namen.“
 

Aber er ist mit seiner einzig verbliebenen Freundin zur Akademie gekommen. Wer sollte es sonst sein? Wer war Zabimaru?
 

Die Augen der Prüfer waren groß. Renji fragte sich, ob er zu viel gesagt hatte. Was zum Teufel hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Ein Dieb aus Inuzuri quasselte über Stimmen in seinem Kopf! Sie würden die Bestrafungseinheit rufen und ihn davonjagen. Er würde den Rest seines Lebens damit verbringen, eingesperrt in einer dunklen, feuchten Verwahrungszelle zu sein. In eine Zwangsjacke gehüllt und von irgendeinem imaginären Freund murmelnd.
 

„Schaut mal, schon gut.“, sagte Renji mit einem nervösen Lachen. „Vergesst, dass ich irgendetwas gesagt habe. Ich finde schon alleine die Tür.“
 

„Nein.“, die Stimme vom ersten Prüfer war scharf. „Warte hier.“
 

Oh Scheiße.
 


 

Als sich die Tür endlich wieder öffnete, schaute Renji auf. Er rechnete mit einem Shinigami, aber nicht mit einem Kommandanten. Und vor allem nicht mit einem, der breit grinste und einen knallpinken Kimono über seinem Haori trug. Wenn dieser Typ zur Bestrafungseinheit gehört, musste er dringend an seinem Aussehen arbeiten, um angsteinflößender auszusehen.
 

Dennoch war er überraschend riesig, knappe 5 Zentimeter größer als Renji und seine flüssigen, grazilen Bewegungen beim Gehen lagen im Widerspruch mit dem entspannten und lockeren Aussehen.
 

Er trug ebenso Dämonen. 2 davon.
 

Renji trat zurück, als der Kommandant auf ihn zuschritt.
 

Den Kopf irritiert schräg legend, hob der Kommandant den Rand seines Strohhutes und schaute Renji aus freundlichen, grauen Augen an. „Aber, aber.“, lachte er leise über Renjis nervöse Reaktion. „Es gibt nichts zum Fürchten, junger Mann. Ich bin Kommandant Shunsui Kyōraku.“
 

Auch wenn es offensichtlich war, dass der Kommandant um einiges stärker war, als er den Leuten weismachen wollte, verängstigte Kyōraku Renji nicht so sehr, wie das Paar Schwerter, die in dessen Obi steckten. „Uh… ähm, nett sie kennenzulernen, ähm… Kommandant.“, stotterte Renji, unfähig seinen Blick von den Waffen abzuwenden oder dem Drang zu widerstehen, zurückzutreten. „Aber wer ist sie?“
 

„Sie? Ho,ho! Du bist gut!“, er klopfte leicht auf seinen Obi, an die Stelle zwischen den beiden Schwertern. „Dieser kleine hinterlistige Teufel ist Katen Kyōkotsu.“
 

Renji war sich nicht sicher, an wen der beiden er seine Frage adressieren sollte, also sprach er mit dem Schwert. "Kennt die höchst ehrenwerte Dame Katen Kyōkotsu mein Zabimaru?"
 

Kyōraku Augenbrauen verzogen sich für einen Moment. Er betrachtete Renji eine lange Zeit, bevor er nickte. "Ich denke, dass sie es vielleicht tut."
 

"Kann sie ihm sagen, dass er mich in Ruhe lassen soll?"
 

"Nein, mein armer Junge. Ich befürchte, das kann weder sie noch jemand anderes.", Kyōraku Lachen war herzlich. "Wie auch immer. Jetzt wo du hier bist, kann dein Freund vielleicht geduldig sein und auf eure Wiedervereinigung etwas ruhiger warten."
 

Renji nickte, obwohl er vermutete, dass Zabimaru weder der geduldige noch der ruhige Typ war. "Also... Werde ich ihn sehen?"
 

Kyōraku lächelte. "So wie es aussieht."
 

"Wann?"
 

"Naja.", sagte Kyōraku mit einem entschuldigenden Achselzucken. "Normalerweise wird ein Zanpakutō mit dem Abschluss verliehen."
 

So lange? Er war noch nicht einmal offiziell akzeptiert... oder doch?
 

"Also musst du sichergehen, dass du den Abschluss schaffst.", Kyōrakus Stimme wurde plötzlich väterlich. "Dein Freund wird unglücklich sein, wenn du ihn zu lange warten lässt. Also solltest du dein Bestes geben und hart arbeiten. Enttäusche ihn nicht!"
 

"Nein, Kommandant.", stimmte Renji automatisch zu.
 

Kyōraku drehte sich mit flatterndem Kimono und Haori um.
 

"Aber, Kommandant.", rief Renji und stoppte ihn so an der Tür. "Sie haben Zabimaru meinen Freund genannt... Aber er ist... Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ein Dämon ist."
 

"Und?", Kyōrakus Kopf lehnte gegen den Türrahmen, seine Augenbrauen waren zusammengezogen.
 

"Und...", Renji konnte das warnende Knurren von Katen Kyōkotsu hören. "Und... ähm, nichts. Ich meine, ich werde mein Bestes geben, um ihn stolz zu machen."
 

"Keinen Zweifel, junger Mann. Keinen Zweifel."
 


 

Kyōraku schlenderte in das Büro von Gengorō Ōnabara, dem Direktor der Akademie. Er ignorierte die irritierten Ausrufe der überarbeiteten Sekretäre und setzte sich mit einem dramatischen Seufzer auf den Boden.
 

"Ah, Herr Gengorō.", sagte er entschuldigend. "Es tut mir furchtbar leid. Ich fürchte, ich bin gerade dabei, meine Befugnis völlig zu überschreiten."
 

Ōnabara hatte seinen Kopf über irgendwelchen Papierkram gebeugt und schaute, erschrocken von der Stimme des Anderen, auf. "Agh! Kommandant Kyōraku! Was... was machen sie hier? Habe ich...? Haben wir eine Verabredung?"
 

"Nein, aber wir müssen dennoch reden.", erwiderte der Kommandant. Er blickte durch den kleinen Raum und fixierte ein Tee-Service auf dem Bücherregal und die, nur unzureichend versteckte, obere Hälfte eines Sakekrugs hinter einem Haufen Manuskripte. "Natürlich kann man am Besten mit Sake reden. Würdest du nicht auch sagen?"
 

"Sake? Aber, Kommandant, die Frühstückszeit ist gerade erst vorbei."
 

"So ist es!", lachte Kyōraku laut und stand auf, um Flasche und Schalen zu holen. Er setzte sich dem Direktor gegenüber und öffnete die Flasche. "Eine exzellente Zeit zum Trinken und meine Förderung für einen jungen Inzuri-Knaben, der, trotz seiner mittelmäßigen Punktzahl in der Klasse für Fortgeschrittene aufgenommen wird."
 

"Was?", Ōnabara konnte ihm offensichtlich nicht folgen. Er kratzte sich den lichter werdenden Kopf. "Wer?"
 

"Renji Abarai, der stramme junge Bursche, der in die Akademie gestürmt ist, um nach seinem Zanpakutō zu suchen.", Kyōraku nahm einen tiefen Schluck Sake. "Oder zumindest vermute ich, dass es das ist, worüber er redet. Ich nahm an, er könnte verrückt sein, aber die 'die höchst ehrenwerte Dame Katen Kyōkotsu', hat es bewiesen. Oh, sie mochte das, der Drachen!"
 

Ōnabara blinzelte den Kommandanten verwirrt an, als dieser lachte. Nach einer langen Zeit fragte der Direktor vorsichtig, "Haben sie Förderung gesagt?"
 

Vertraue keinem Bürokrat, der scharf aufs Geld ist, dachte der braunhaarige Kommandant mit einem listigen Lächeln. "Ja, ich plane die Übernahme von Herrn Renjis Kosten für Zimmer, Verpflegung, Uniform, Bücher, Privatlehrer wenn nötig... alles. Doch ich will daran erinnern, dass das absolut Anonym erfolgen soll, natürlich."
 

"Natürlich. Das lässt sich einfach arrangieren. Aber warum reden sie mit mir darüber? Da gibt es Formulare... Das Sekretariat kann sie ihnen zeigen..."
 

"Du solltest wirklich einen Schluck nehmen.", Kyōraku deutete auf die gefüllte Schale. "Es ist unhöflich, mich alleine trinken zu lassen."
 

"Oh! Uh, nagut.", Ōnabara nahm die Schale und nahm einen winzigen Schluck.
 

"Schau mal, ich frage nach einem Gefallen, Herr Gengorō. Ich möchte, dass der Junge Fortschritte macht. Sein Kidō ist... Naja, ehrlich gesagt, lächerlich. Wenn es stimmt, was der Prüfer gesagt hat, konnte er froh sein, dass er nicht das Gebäude in die Luft gesprengt hat, so unkontrolliert und zufällig war es. Sein Reiatsu ist offenbar passabel, aber sonst sticht er nicht wirklich aus der Masse heraus."
 

"Das kann ich nicht tun.", der Direktor stellte mit Nachdruck die Schale zurück auf den Teller. "Die Akademie basiert strikt auf Leistung. Ich werde keinen Schüler auf eine höhere Stufe stellen, wenn er es nicht verdient. Ansonsten würden die Hälfte der adeligen Häuser der Soul Society ihren Erben und Erbinnen Führungsränge erkaufen."
 

"Durchaus.", sagte der Kommandant und nickte zum Zeichen, dass er die Ausführung des Direktors verstanden hatte. "Der Junge verdient es aber, in die Klasse der Fortgeschrittenen aufgenommen zu werden."
 

"Aber, sagten sie nicht gerade...?"
 

Kyōraku seufzte. Er schob sich den Hut etwas über die Augen, bevor er einen weiteren tiefen Zug aus seiner Schale nahm. "Ja, ja. Es ist leider alles wahr. Mein lieber Herr Renji hat nur knapp den traditionellen Eingangstest der Akademie bestanden. Aber... Erinnerst du dich, wie früher jemand zum Shinigami wurde, bevor der alte Mann Yama sich diesen Ort ausgedacht hatte, deine Akademie? Mit all seinen Regeln und Bestimmungen und Tests und Einweisungen?"
 

Ōnabara runzelte die Stirn. "Natürlich. Es war eine einfachere Zeit. Das Zanpakutō hat sich den Shinigami ausgesucht. Er hat nach ihm oder ihr gerufen. Manchmal wurden sie über große Distanzen gerufen und die Shinigami kamen.
 

„Genau!“, sagte der Braunhaarige jubelnd. „Nun verstehst du, warum mein Herr Renji in die Eliteklasse muss.“
 

Ōnabaras Stirnrunzeln wurde tiefer. Er nahm einen gedankenverlorenen Zug seines Getränkes und schaute dann auf die Schale, als wäre er überrascht, dass es Sake und kein Tee war. „Wollen sie andeuten, dass ihr Junge eine Art Rückkehrer ist? Ein natürlicher Shinigami?“
 

Der Kommandant hob seinen Hut, um den Direktor in die Augen zu blicken. „Ich sage, dass wenn du ihn heute in die große Halle führen würdest, würde er nicht nur sein Zanpakutō erkennen, sondern es auch beim Namen nennen.“
 

„Das ist nicht möglich.“
 

Kyōraku lachte. „Offensichtlich schon!“
 

„Das ist schwer zu glauben.“, meinte der Direktor und schob einige Blätter von seinem überhäuften Tisch hin und her, als würde er versuchen, auch seine Gedanken so zu ordnen. „Es gab seit hunderten, vielleicht tausend Jahren keinen natürlichen Shinigami mehr. Auch ihr toller Schüler wird seine Waffe auf dem vorgegebenen Weg meistern müssen. Woher sind sie sich sicher, dass er wahr ist? Aus Inuzuri, sagten sie? Wie können sie wissen, dass er nicht irgendetwas vorgibt, um einen Freifahrtschein zu erhalten?“
 

„Vielleicht.“, sagte der Kommandant mit einem leichten Achselzucken. „In diesem Falle wäre er ein gewöhnlicher Scharlatan. Er schien wirklich erschreckt und ein wenig verängstigt wegen Katen Kyōkotsu. Welche er nicht nur sofort als lebendig und weiblich erkannte, sondern auch mit großem Respekt entgegen kam.“
 

„Er könnte Geschichten über euch gehört oder seine Hausaufgaben gemacht haben.“
 

„Das ist sicherlich auch möglich.“, bestimmte Kyōraku zu. „Aber es scheint unwahrscheinlich. Ich war nur zufällig dort. Ich war Gastdozent in der Literaturklasse heute. Sie besprachen die Romantik, eines meines Lieblingsgenres! Wie auch immer, ich war gerade dabei, die Halle zu durchqueren, als der Prüfer nach jemandem suchte, der die Frage des Jungen beantworten konnte.“ Mit einem Lachen fügte er hinzu, „Natürlich dachte der Prüfer, Herr Renji hätte akustische Halluzinationen aufgrund der Erschöpfung und Mangelernährung. Er hatte gehofft, jemanden von der 4. Division anzutreffen, doch fand stattdessen mich!“
 

„Trotzdem, der Junge könnte auch einfach alle Kommandanten und ihre Zanpakutō auswendig gelernt haben.“
 

„Du scheinst sehr darauf bedacht, den Jungen, den du noch nicht getroffen hast, in ein falsches Licht zu rücken.“
 

„Nur in dem Maße, in dem sie bereit sind zu glauben, dass der Junge eine Art instinktiver Shinigami sei.“
 

„Touché.“, sagte der Kommandant und tippte sich kurz an den Hut.
 

„Aber wie auch immer, warum sollte er uns nicht betrügen wollen? Inuzuri ist überfüllt mit falschen Artisten, Fälschern und Ganganführern. Der Junge könnte ihr Werkzeug sein.“
 

„Und die Yakuza möchte, warum genau, in die Akademie gelangen? Und vergib mir, Herr Gengorō, aber ich kann hier keinen Nachteil sehen. Wenn er kein natürlicher Shinigami ist und seine Verbindung zu seinem nicht-existenten Zanpakutō spielt, wird er versagen. So einfach ist das. Wenn er aber, wie durch ein Wunder, dieses Spiel bis zu seinem Abschluss durchziehen kann, dann haben wir einen durchschnittlichen Shinigami, der gut genug für die 13 Hofgarden ist.“
 

„Und wenn er im Geheimen loyal gegenüber irgendeinem Bandenchef ist?“
 

„Ha, ha! Dann sind wir jetzt schon an ihm dran, oder nicht? Er würde nicht lange unter unserem forschenden Blick standhalten und er würde ausgewiesen werden. Oder, wenn er weit genug gekommen ist, vor dem Kriegsgericht enden.“
 

Ōnabara schielte lange und griesgrämig in Kyōraku lachendes Gesicht. „Sie übernehmen die Verantwortung für ihn?“
 

„Ja, natürlich. Finanziell und anderweitig.“
 

„Sie denken wirklich, er ist ein Natürlicher?“
 

„Das tue ich.“
 

„In Ordnung.“, seufzte der Direktor. „Ich stecke ihn in die Eliteklasse, aber nur vorläufig. Er ist auf Probe dort, bis er den traditionellen Test bestehen kann oder einer seiner Lehrer für ihn einsteht.“
 

„Exzellent.“, sagte der Kommandant. Während er aufstand, schnappte er sich den Krug mit Sake. Er hielt ihn über seine Schulter. „Du solltest wirklich nicht solch einen hervorragenden Jahrgang verstecken. Die Leute glauben sonst noch, dass du heimlich trinkst.“
 

„Uh, ähm, also…“
 

Mit einem Lachen winkte der Braunhaarige zum Abschied und verließ das Büro.
 


 

„Eine Art Stipendium, sagten sie.“, erklärte Renji mit benommener Stimme, als er und Rukia, mit den anderen neuen Rekruten, das Akademiegelände gezeigt bekamen.
 

„Du?“
 

„Ich weiß. Ernsthaft, ich dachte, ich sei durchgefallen und nun sprechen sie über eine spezielle Klasse oder Ähnlichem.“
 

„Shinigami für Dummies?“, lachte Rukia ein wenig grob, aber ihre großen, violetten Augen funkelten liebevoll.
 

„Vielleicht.“, Renjis Zustimmung war halb ernsthaft gemeint. „Ich meine, scheiße, ich könnte es echt brauchen. Du hättest dort sein sollen, Rukia. Ich hab den schwächsten, kleinen Kidō-Ball gemacht. Dann wurde alles wackelig und ich musste es fallen lassen, damit es nicht direkt vor meinem Gesicht hochging. Das war peinlich.“
 

Renji.
 

„Was?“
 

„Ich hab gar nichts gesagt, du riesiger Idiot.“
 

Ich warte auf dich, Renji.
 

Renji blickte über seine Schulter, obwohl er wusste, dass er ihn nicht sehen würde. Entschlossenheit packte ihn. Er ließ sich etwas zurückfallen, während Rukia mit der Gruppe weiterlief. Leise wisperte er: „In Ordnung. Sei einfach geduldig. Ich werde dich holen, Zabimaru. Auch wenn es mich verdammt noch mal umbringen sollte.“

Demon Dreams

Renji konnte nicht wirklich glauben, was der Direktor von ihm wollte. „Tut mir leid, was?“
 

„Zieh deine Kleidung aus.“
 

Renjis Blick glitt wieder durch das enge Büro. Der Direktor saß hinter seinem überfüllten Schreibtisch, während ein Sekretär im Türrahmen stand, als würde er den Ausgang blockieren. Ein bewaffneter Shinigami lehnte gegen ein Bücherregal und hatte bedrohlich die Arme vor der Brust verschränkt. „Uh.“, machte Renji. „Kann ich fragen, warum?“
 

„Wir müssen sehen, ob du irgendwelche Tätowierungen hast.“
 

Ironischerweise hatte er sich gerade erst tätowieren lassen, als Rukia und er Inuzuri verlassen hatten. Die Träume über den Dämon hatten ihn dazu veranlasst, eigenartige Formen auf jeden Schnipsel zu malen, den er finden konnte. Durch seine Besessenheit gezwungen, hatte er gegen seine Prinzipien verstoßen und einen Job von einem lokalen Boss angenommen, damit er einen Tätowierer für Arme und Oberschenkel bezahlen konnte.
 

„Ist es gegen die Regeln?“, fragte er.
 

Der Direktor runzelte mit der Stirn, während er immer noch auf das Blätterchaos vor sich schaute. „Nein“, sagte er schlussendlich, etwas unwillig. „Nicht unbedingt. Einige Arten hingegen schon.“
 

Jetzt runzelte Renji die Stirn. Das Timing dieser eigenartigen Szene könnte nicht offensichtlicher sein. Er hatte gerade erst mit Zanjutsu angefangen. Er war sogar richtig gut darin, trat jedem in den Hintern. Renjis angeborenen Fähigkeiten hat bei einigen Schülern am Stolz gekratzt. Ein lächerlicher Gauner aus Inuzuri sollte in nichts besser sein, als ein Blaublüter der über Ecken und Kanten mit einem Adelshaus verwandt war.
 

Irgendjemand muss gesehen haben, wie er sich in der Umkleidekabine umgezogen hatte. Jemand, der von diesen Regeln wusste und ihn los werden wollte. Natürlich konnte das jeder sein. Er konnte den Kreis noch nicht einmal auf seine Mitschüler beim Zanjutsu beschränken. Da gab es auch gewisse Kinder, die meisten davon Aristokraten, die bellten, wenn er und Rukia die Gänge entlang gingen. Aber wie so häufig waren es die Leute aus Rukongai, die am Schlimmsten waren. Es war, als wären sie glücklich, endlich eine Zielscheibe zu haben, jemand der noch weiter unter ihnen stand.
 

Aber auch von einigen Lehrern wurde er schikaniert.
 

Das war am Schlimmsten. Renji hatte irgendwie gehofft, dass zumindest die Lehrer auf seiner Seite sein würden. Aber diese verspotteten offen seinen Dialekt und ließen ihn hinten im Raum sitzen. So konnten sie sich weigern, dass er Aufgaben an der Tafel losen durfte, da sonst „Gentlemen“ wegen ihm hätten aufstehen müssen, um ihn durchzulassen.
 

Dennoch liebte Renji die Akademie.
 

Er hatte es geschafft, eine kleine Anzahl an Verbündeten unter den Angestellten zu finden. Lehrer und Bibliothekare, die sich über sein Enthusiasmus freuten und gewillt waren, ihm außerhalb des Unterrichts zu helfen. Es stellte sich heraus, dass der kleine Straßenpunk es liebte zu studieren, zu trainieren und all die Dinge, die das Leben auf einer Akademie eben beinhaltete. Es fühlte sich an, als hätte er endlich einen angenehmen Platz gefunden, ein Platz, wo er hinpasste. Und er würde durchs Feuer laufen, um dort zu bleiben.
 

Nebenbei wartete auch noch Zabimaru auf ihn.
 

„Wonach suchen sie denn genau?“, fragte Renji. „Uh, ich meine, denn ich habe...“
 

„Dann müssen wir sie definitiv sehen.“, schnitt ihm der Direktor scharf das Wort ab. „Wenn du dich weiter weigerst, dich auszuziehen, muss ich deinen Widerstand als Beweis ansehen und dich rausschmeißen.“
 

Scheiße.
 

Renji atmete tief ein und begann, denn Stoff der Kosode aus seinem blauen Hakama zu ziehen. Das stellte sich als schwierig heraus, da er den Obi nicht lösen wollte. Er zog heftig an dem Textil, entschlossen, nicht auch noch seine Beinkleider vor dem Direktor abzulegen, wenn nicht unbedingt notwendig. „Ich habe keine Idee, was sie erwarten, aber es gibt keine Chance, dass es das ist. Ich habe noch nicht mal eine konkrete Ahnung, was sie bedeuten.“
 

Er schaffte es endlich aus den Obergewändern. Den Stoff unangenehm zu einem Bündel in seinen Händen geknüllt. Auch wenn er einige Male bereits ohne Oberteil gewesen war, fühlte es sich eigenartig an, halb nackt in einem Büro zu stehen. Besonders, wenn ihn alle anglotzten, als wäre er irgendeine Spezies in einem Labor.
 

Der Direktor runzelte die Stirn über die Streifen auf Renjis Bizeps, als versuche er, etwas herauszufinden.
 

„Was denkst du?“, fragte der Direktor den Shinigami. „Bandenbezogen?“
 

„Was?“, brach es aus Renji ungewollt heraus. „Nein! Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, da raus zu bleiben!“
 

„Hast du?“, fragte der Shinigami. Er entfaltete seine Arme und zeigte auf Renjis Tattoos. „Die Menge Tinte ist teuer, besonders für einen Inuzuri-Schabe wie dich. Wie hast du dafür bezahlt?“
 

Renjis Mund schloss sich, aber er schaute den Shinigami böse an. Es gab keinen Weg, darüber zu reden, was er als Gegenleistung dafür getan hatte. Es war höchst illegal und er war sich verdammt sicher, dass das Gestehen einer Straftat, auch wenn sie in der Vergangenheit lag, sein Ende an der Akademie bedeuten würde.
 

„Hattest du vielleicht einen Gönner? Wie nennt ihr so etwas? Einen oyabun?“, fragte der Direktor. „Jemanden, dem du immer noch zur Treue verpflichtet bist?“
 

Oyabun. Ein Bandenchef.
 

Sie dachten, er wäre ein Gangster, ein Yakuza-Soldat.
 

Natürlich waren er und Rukia in einer Gang gewesen. Auch wenn es nur eine kurze Zeit gewesen war, es war unmöglich, in Inuzuri zu arbeiten, ohne eine Regelung mit den Banden zu treffen. Aber sie waren immer darauf bedacht gewesen, keinen Treueeid einer Familie zu schwören, hatten niemals eine der typischen Einführungszeremonien gehabt.
 

Und jetzt?
 

Auch wenn Rukia und er immer eine klare Linie diesbezüglich hatten, bezweifelte es Renji, dass die Männer auf ihrem luftigen Elfenbeinthron sehen konnten, was sie da taten. Allerdings trug er in ihren Augen den Beweis für seine Verfehlungen auf seinem Körper. Renji hätte wissen müssen, dass das Banden-Geschäft ihn eines Tages einholen würde. Aber die Träume hatten ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht. Er musste einfach diese Markierungen des Dämons tragen, es war ein Zwang gewesen. Seine Haut hatte sich anders nicht richtig angefühlt. Hätte er sich diese Tattoos nicht machen lassen, hätte er sie sich selbst mit einem Messer eingeritzt... oder mit seinen Fingernägeln.
 

„Komm schon, Junge.“, sagte der Shinigami. „Sag uns, wofür der Mist steht.“
 

Er hätte vermutlich gar nichts sagen sollen, allerdings rutsche ihm ein Name heraus: „Zabimaru.“
 

Der Direktor schaute selbstzufrieden. „Schlangenschwanz! Ein sehr finster klingender Codename, würdest du nicht auch sagen?“
 

Die Frage schien an den Shinigami gerichtet, aber dieser hatte niemals die Chance, zu antworten.
 

„Tut mir leid, dass ich störe.“, ertönte eine freundliche Stimme von der Tür. „Aber jemand hat vergessen, mich zu dieser kleinen Party einzuladen. Ho,ho! Es scheint, dass wir bereits die Kleidung verlieren!“
 

Renji drehte sich und erkannte den Kommandanten, der bereits bei seiner Eingangsprüfung vor Ort gewesen war. Der Kommandant, der diesen unglaublich pinken Kimono über seinen Schultern und die 2 mächtigen Dämonen an seiner Seite trug.
 

„Kommandant Kyōraku!", der Direktor klang schuldbewusst. "Uh, richtig, kommen sie rein. Ich habe gerade diesem Schüler die Regeln erklärt, bezüglich Bandenzugehörigkeit..."
 

Das Gelächter der Kommandanten war überraschend, aber ganz klar echt. "Bande? Du hast niemals ein echtes Yakuza-Tattoo in deinem Leben gesehen, oder Herr Gengorō?"
 

"Ich, uh...", stotterte der Angesprochene.
 

Kyōraku tippte gegen seinen Hut und blickte auf den Shinigami. "Nein, natürlich nicht. Das ist auch der Grund, warum ein Mitglied der 2. Einheit hier ist. Jemand vom straßenerfahrenen Tarnkommando. Sehr gut! Lass uns zusammen die Bedenken des Direktors auflösen, sollen wir?"
 

Der Shinigami wirkte etwas perplex, so plötzlich vom lauten Kommandanten angesprochen zu werden. "Uh... ok."
 

In der Zwischenzeit war Renji genauso verwirrt, wie der Shinigami guckte. Warum tauchte der Kommandant hier wie aus dem Nichts auf? Und warum schien er immer aufzukreuzen, wenn Renji in Gefahr lief, aus der Akademie geschmissen zu werden?
 

"Exzellent.“, fuhr der Kommandant freudig fort. Er ging durch den Raum, als wolle er eine improvisierte Vorlesung halten. „Nichts gegen Herr Renjis Stilwahl, natürlich, aber wenn der Junge versuchen wollte, seine Verbindung zur Yakuza zu zeigen, wo ist die Farbe? Wo ist das Familienwappen oder das Totem-Tier? Ich vermute, wenn ich meine Vorstellungskraft etwas ausdehne, dass du in Erwägung ziehst, dass eine der Banden so etwas als Zeichen der vollzogenen Straftaten sieht. Aber traditionell findet man so etwas um die Handgelenke. Und das sind dann Kreise, keine Streifen. Und es müsste mehr Kunst dahinter stecken. Sehr viel mehr. Schultern, Rücken, eine große Ansammlung von ineinander laufenden, farbenreichen Arbeiten...“
 

Renji war beeindruckt. Für einen Typ mit fragwürdigem Modegeschmack kannte sich der Kommandant offensichtlich mit Yakuza-Markierungen aus. Der Rothaarige fragte sich, woher ein so heiterer und alberner Kerl diese Informationen hatte.
 

Der Direktor blinzelte, als wäre er plötzlich wach geworden. „Das ist irrelevant, Kommandant. Der Junge hat bereits gestanden, einen oyabun zu haben. Einen Typ namens Schlangenschwanz.“
 

„Oh, ich verstehe. Aber Zabimaru ist kein Bandenchef. Zabimaru ist das Zanpakutō des Jungen.", sagte Kyōraku geduldig, als würde er dies gerade einem Kind erklären.
 

Renji stutzte. Es war überraschend, Zabimarus Namen aus dem Mund von jemand anderen zu hören. Vor allem, da er sich selbst nur traute, ihn zu flüstern.
 

„Er hat noch nicht mal ein Zanpakutō!“, beharrte der Direktor und knallte seine fleischige Faust auf die Oberfläche seines Bürotisches.
 

Kyōraku lächelte und schüttelte seinen Kopf traurig. „Du weißt, dass er eins hat. Und es ist Zeit für ein weiteres Geständnis, nicht wahr, Herr Gengorō? Wir sind nur hier, weil sich der Junge gut macht. Wie viele Lehrer haben bereits für ihn eingestanden? Zwei? Ein halbes Dutzend? Mehr?“
 

Renji richtete seine Aufmerksamkeit zum Direktor. War das wahr?
 

Der Direktor runzelte die Stirn, der Mund war geöffnet und man konnte erkennen, dass er beim Lügen erwischt wurden war. Irgendwann schloss er seinen Mund wieder und schüttelte den Kopf. „Ich weigere mich, diesen Raufbold aus der Probezeit zu nehmen.“
 

Der Kommandant lachte. „Doch sieht es jetzt so aus, als müsstest du es tun. Wir haben vereinbart, dass es nur einen benötigt.“
 

„Aber...“, der Direktor stand auf und deutete missbilligend auf Renjis nackten Torso. „Schaut ihn euch an! Er gehört nicht hierher!“
 

„Herr Gengorō, bitte. Ich würde es so sehr hassen, wenn ich ihre plötzliche Abneigung zu den Regeln der Aufnahme von Schülern an den alten Mann Yama weitergeben müsste. Lass uns noch vergessen, dass du gerade einen solch himmelschreienden Fanatismus geäußert hast, nicht wahr?“
 

Der Direktor war ein wenig errötet, fuhr jedoch mit seinem Prostest fort. „Aber... aber...“
 

„Nichts aber.“, sagte der Braunhaarige mit Nachdruck. „Weiterhin die Fortschritte dieses jungen Mannes zu blockieren, wird dir nur mehr Kopfschmerzen bereiten, mein lieber Direktor. Ich habe ihren Widerwillen gegenüber Herrn Renjis Ausbildung wahrgenommen, als wir zum ersten Mal darüber sprachen. Daher habe ich Vorkehrungen getroffen, um seinen Abschluss zu garantieren. Ich habe die Situation bereits einer Anzahl von Kommandanten erklärt und einige sind jetzt schon bereit, ihn in ihrer Division zu akzeptieren, wenn es notwendig ist.“
 

Renji konnte seinen Ohren kaum glauben. Er war bereits für die 13 Hofgarden akzeptiert? In seinem ersten Jahr? So etwas hatte er noch nie gehört! Warum war dieser Kommandant so an ihm interessiert, dass er gewillt war, solch einen Aufwand auf sich zu nehmen? Nur damit er auf der Akademie blieb?
 

Zwischenzeitlich sank der Direktor langsam auf seinem Stuhl zurück. „Sie haben mich ausgespielt, wie schon des Öfteren.“, seufzte er. „Irgendwie scheinen sie immer einen Schritt voraus zu sein, Kommandant Kyōraku.“
 

Der Angesprochene lachte. „Komm, Herr Renji. Es ist Zeit, dich wieder anzuziehen und zurück zur Schule zu gehen.“
 


 

„All diese schwierigen Angelegenheiten haben mich durstig gemacht. Kann ich dich auf ein Getränk einladen?“, fragte Kyōraku den Rothaarigen, als dieser gerade den letzten Rest der störrischen Kosode zurück in sein Hakama gesteckt hatte.
 

Renji sah den Kommandanten lange von der Seite an, während er die Falten seiner Uniform glättete. Was war das jetzt? Der Kommandant war mit Sicherheit eingeschritten, um ihm den Arsch zu retten. Seit dem Gespräch im Büro war es für Renji ziemlich eindeutig, dass Kyōraku in der Vergangenheit sein Befürworter war. Vermutlich sogar mehr, wenn Renji daran dachte, dass er ein Stipendium von einem anonymen Förderer erhalten hatte. War er es, der für all das, was er besaß, zahlte?
 

„Es gibt keinen Grund, mich so anzuschauen. Ich rede nur über ein Getränk.“, lachte der Braunhaarige.
 

Nagut, dachte Renji mit einem Achselzucken. Wenn es mich auf der Schule hält, den Strichjungen für diesen Kommandanten zu spielen, wäre das ein geringer Preis. „Klar.“
 


 

Der Kommandant brachte Renji zu einer, mit roten Laternen geschmückten, Taverne in der Nähe der Akademie. Sie sprach mit ihren Preisen ganz klar die Studenten an. Es war diese Art von Plätzen, wo man günstiges Bier und gesalzene Edamame bekommen konnte.
 

Sie saßen draußen an einem Tisch, wo sie die leeren Hüllen der Bohnen über das Geländer werfen konnten. Kyōraku überraschte Renji damit, dass er im Schneidersitz anstatt dem Seiza saß. Er sprach wie ein Adliger, aber saß wie ein normaler Bürger. Dieser Kommandant war voller Widersprüche.
 

Renji nippte an seinem Bier und starrte auf die haarige Brust seines Gegenübers. Dieser Typ hatte so viele Haare, er war schon fast pelzig. All dieser Flaum machte die Aussicht auf eine sexuelle Handlung mit diesem Mann um einiges verstörender.
 

„Was denkst du?“, fragte der Kommandant mir einem Lächeln. „Du scheinst über irgendetwas besorgt zu sein, Herr Renji.“
 

„Wenn es für sie in Ordnung ist, möchte ich es gerne hinter mich bringen. Sie brauchen mich nicht betrunken zu machen. Warum nehmen sie mich nicht irgendwohin mit, wo wir das erledigen können?“
 

Kyōraku Augenbrauen schossen in die Höhe und seine Kinnlade klappte, im wahrsten Sinne des Wortes, nach unten. Dann begann er, zu lachen. „Irgendwie scheinst du das falsch verstanden zu haben, mein lieber Junge. Es ist ein entzückendes Angebot, aber ich befürchte, ich muss deinen kühnen Annäherungsversuch zurückweisen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich zu Hause habe.“
 

„Oh.“ Ok, das war unangenehm. Renji runzelte die Stirn und blickte in sein Bier. „Ich verstehe das nicht. Was wollen sie denn sonst mit mir?“
 

„Ich möchte, dass du die Akademie abschließt und sie dir dein Zabimaru geben.“
 

Der Kommandant hörte sich sehr ernst an und ehrlich gesagt, wollte Renji das auch. „Ja, aber... warum?“
 

„Weil sich die Dinge zu sehr geändert haben. Sie sind zu sehr Regeln und Bestimmungen unterlegen und ich befürchte, dass wir etwas Wichtiges verlieren.“, erklärte der Kommandant gedankenverloren, während er an seinem Bier nippte. Dann nahm er eine der Edamame, öffnete sie und steckte sich eine Bohne in den Mund. „Ich kam etwas spät. Hattest du gesagt, dass die Tätowierungen von deinem Freund kommen?“
 

„Ja, aber hätte ich gewusst, dass sie mich so in Schwierigkeiten bringen, hätte ich niemals...“, Renji stoppte sich selbst und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das ist eine Lüge. Wäre es möglich gewesen, hätte ich noch viel mehr bekommen.“
 

Der Kommandant nickte ermutigend und trank weiter von seinem Bier.
 

„Vor ein paar Monaten fingen die Träume über einen Dämon an. Nicht wie ihres, ein Nue-Dämon. Ich konnte ihn nicht aus meinem Kopf kriegen. Ich habe angefangen, diese eigenartigen Linien überall drauf zu zeichnen. Ich glaube, er hat sie auch.“
 

„Und du versuchst, so auszusehen wie er?“
 

Die Frage überraschte Renji. Klar, warum würde er das nicht wollen? Renji fühlte sich plötzlich unwohl dabei, wie sicher er gewesen war, das Richtige zu tun. Er vermutete, dass es vielleicht komisch war, dass er sich selbst Markierungen eines Dämonen gegeben hatte. „Uh, ja. Vermutlich. Warum, ist das falsch?“
 

„Nein, nicht im Geringsten. Nur eine ungewöhnliche Herangehensweise... oder vielleicht intuitiv. Schau, Herr Renji, da gibt es eine überraschende Anzahl von Shinigamis, die diese Akademie abschließen, aber niemals realisieren, dass ihre Zanpakutōs Reflexionen ihrer selbst sind. Es fällt ihnen nicht auf, dass das Ding, ihre Waffe, welche sie fürchten, etwas ist, was sie umarmen sollten.“
 

Fürchten? „Leute fürchten ihre Zanpakutō?“
 

„Viele tun das, ja.“, sagte der Braunhaarige nach einem weiteren Schluck Bier. „Einige werden dir sagen, dass dies eine gute Sache sei. Dass es so sein sollte. Sie werden dir erklären, dass du die Kräfte deines Zanpakutō nicht respektieren kannst, wenn du nicht zumindest ein wenig Angst davor hast. Das ist eine stichhaltige Argumentation für viele, da bin ich mir sicher. Allerdings ist es auch eine, mit der ich niemals einverstanden bin.“
 

Renji kratzte sich den Nacken und überlegte. Das waren eine Menge Informationen zum Verdauen.
 

„Außerdem“, fuhr Kyōraku nach einem weiteren Schluck Bier fort. „Sie werden dir auch erzählen, dass der einzige Weg, ein Zanpakutō richtig zu kontrollieren, die Unterwerfung ebendieses ist. Es zwingen, es deinem Willen zu unterwerfen. Das ist, offengestanden, Schwachsinn.“
 

Renji hatte etwas darüber gehört. Er las viel über Zanpakutō in der Bibliothek während seiner Freizeit. „Da gibt es einen anderen Weg?“
 

„Du und ich wissen, dass es einen anderen Weg gibt, junger Mann.“, der für gewöhnlich entspannte Ausdruck seiner Augen wurde mit einem Mal intensiv. „Was denkst du, was die Antwort ist?“
 

Renji zögerte nicht einmal. „Man kann zu Freunden werden.“
 

„Ja.“, lächelte der Kommandant. „Korrekt. Mehr Bier?“

The Captain's Demons

Auch wenn er sein leichtes Lächeln aufrecht hielt, hatte Shunsui Kyōraku ein ziemlich mieses Gefühl bei diesem Treffen mit dem Generalkommandanten. Was ihn wirklich störte, war die Tatsache, dass Yamamoto sich weigerte, ihn richtig anzuschauen und die Stille zwischen den beiden zog sich, während der Anführer der 13 Hofgarden sich seine Worte zurecht zulegen schien.
 

"Du kannst es auch einfach ausspucken.", schlug Shunsui freundlich vor. Dabei hob er etwas seinen Strohhut an, um zum Weißbärtigen zu blicken, der auf seinem Podium saß. "Es kann unmöglich so schlimm sein."
 

"Hmpf, also schön. Ich habe Gerüchte gehört, dass du dich in Angelegenheiten der Akademie einmischst und dass du... unnatürliches Interesse an einem der Schüler zeigst."
 

"Ah, ha.", seufzte Shunsui und beugte seinen Kopf. "Unnatürlich. Eine wirklich aufschlussreiche Wortwahl, alter Mann. Ich stelle fest, dass Herr Gengorō schlussendlich doch einen Punkt gefunden hat, wo er mich verwunden kann. Dass ich nun hier sitze, zeigt mir, dass er wohl einen Treffer gelandet hat und du ihm glaubst. Oder zumindest den Gedanken in Erwägung ziehst, dass ich die Art von Person bin, die sich einen angreifbaren, jungen Burschen zunutze machen."
 

"Und?"
 

Shunsui schüttelte den Kopf und hob die Schultern zu einem heftigen Achselzucken. "Nichts und. Mein Kampf ist bereits verloren. Wenn du diesen Vorwurf nicht sofort als vollkommen grotesk abweist, ist da wenig, was ich tun kann, um dich vom Gegenteil zu überzeugen."
 

Yamamotos ernste Miene verdunkelte sich durch ein kräftiges Stirnrunzeln. "Du hast nicht mehr zu deiner Verteidigung zu sagen? Überhaupt nichts?"
 

Shunsui lachte leise. "Oh, ich habe jede Menge zu sagen. Es ist nur nutzlos. Dass du überhaupt in Erwägung ziehst, dass ich zu so einer ungeheuerlichen und ekelerregenden Sache fähig sei, ist Schaden genug."
 

„Oh, komm schon, Shunsui!", schimpfte der Generalkommandant. "Jeder weiß, dass du mit deiner Vizekommandantin zusammen bist. Was soll ich da denken?"
 

"Korrekt.", erwiderte Shunsui und tippte gegen seinen Hut. Dabei lächelte er Yamamoto leicht an.
 

Der Generalkommandant strich lange nachdenklich über seinen Bart. "Möchtest du etwa andeuten, dass Direktor Ōnabara deinen Ruf unfair gegen dich einsetzt?"
 

Ja, aber es ist so unglaublich effektiver, wenn du das sagst, Shunsui versteckte sein Grinsen durch ein tiefes, respektvolles Nicken.
 

"Dann verstehe ich das nicht.", fuhr Yamamoto, deutlich irritiert, fort. "Welchen Grund hätte Ōnabara, eine solche Anschuldigung gegenüber einer meiner Kommandanten vorzubringen?"
 

Ah, plötzlich bin ich wieder 'deiner'. Sehr schmeichelhaft, dachte Shunsui sarkastisch, war jedoch darauf bedacht, seinen Gesichtsausdruck freundlich zu halten. "Naja. Ich fürchte, ich bin schon schuldig, was die Sache mit der Überschreitung meiner Befugnis gegenüber Herrn Gengorō angeht. Ich habe darauf bestanden, dass ein Schüler in die Akademie aufgenommen wird. Ein moderat begabter junger Mann aus Inuzuri. Ich glaube, dass er hierher gekommen ist, um sein Zanpakutō zu suchen."
 

"Sein Zanpakutō? Wie kann das möglich sein?"
 

Shunsui hob gleichzeitig seinen Hut und eine Augenbraue. "Wirklich? Gerade du fragst das? Ich hätte eine solche Überraschung bei den jüngeren Generationen vermutet, aber ernsthaft, alter Mann. Es kann nicht so lange her gewesen sein. Du müsstest dich doch noch an den heißen, intensiven und leidenschaftlichen Ruf von Ryūjin Jakka erinnern können."
 

Yamamoto schien für einen Moment erschrocken, doch dann grunzte er. "Ja, aber das waren andere Zeiten."
 

"Waren es? Trotz deiner sorgfältigen Planung scheint der neue Kenpachi sein Zanpakutō während seiner Streifzüge durch die Wildnis gefunden zu haben. Und er sammelt viele um sich, die die Akademie umgangen haben und doch starke Zanpakutōs besitzen.", Shunsui beobachtete, wie der Generalkommandant sein Gesicht vor Missbilligung in Falten legte. "Ja und nun siehst du, warum es so wertvoll ist, einen solchen jungen Mann in der Akademie anzutreffen. Mit gleichem Instinkt, gleichem Talent. Sein Zanpakutō erwartet ihn in der Akademie. Wollen wir nicht solche Leute ermutigen? Die, die sich instinktiv zu deiner großzügigen Einrichtung hingezogen fühlen und sich nach höherem Wissen und Disziplin sehnen?"
 


 

„Ich brauche jetzt aber wirklich einen Drink.“, grummelte Shunsui, als er sich auf die Picknickdecke niederließ, die Jūshirō Ukitake für sie ausgelegt hatte. Sie saßen auf einem Steg mit Blick über den See, der zum Gelände der 13. Einheit gehörte. Die Sonne glitzerte auf der glatten Oberfläche und reflektierte die großen, grünen Rohrkolben am Ufer. Am anderen Ende des Sees rief sich ein Paar Kraniche sanft.
 

„Warum heute mehr als an anderen Tagen, mein Liebling?“, lachte Jūshirō leise und schenkte Sake in 2 Schalen aus.
 

„Ich“, seufzte der Angesprochene dramatisch und kippte die Flüssigkeit in einem Zug hinunter und hielt die Schale erneut zum Befüllen hin. „musste heute arbeiten. Es war lächerlich unfair, Shirō. Ich musste auch all meine Fähigkeiten einsetzen, jede Einzelne, um den alten Mann davon zu überzeugen, dass ich kein Kinderschänder bin.“
 

„Oh?!“, Jūshirō hatte sich beinahe an seinem Sake verschluckt, dies bescherte ihm einen kleinen Hustenreiz. „Um Himmels willen! Was ist passiert? Warum würde der Generalkommandant solch eine schreckliche Sache über dich glauben?!“, sprudelte es aus ihm hervor, nachdem er wieder zu Atem kam.
 

„Scheinbar habe ich den Ruf so etwas wie ein Trinker zu sein, falls du das glauben magst.“, lachte Shunsui leicht, doch er versuchte nicht wirklich seinen Schmerz darüber vor dem Weißhaarigen zu verstecken. „Habe ich nicht schon immer gesagt, dass eines Tages meine Schauspielerei, um uns zu schützen, wieder zurückkommt, um mir in den Hintern zu beißen?“
 

„Versuch das nicht, mir in die Schuhe zu schieben, Shunsui. Ich habe niemals auf deinen Schutz bestanden. Du bist derjenige, der die Distanz… die Möglichkeit zum Abstreiten wollte.“
 

Shunsui wischte ihre alte Streitigkeit mit einer Handbewegung und einem Seufzen zur Seite. „Wie wahr, wie wahr. Es ist mein eigener, verdammter Fehler. Aber es ist schon ein wenig enttäuschend, dass ich so ein guter Schauspieler bin, dass selbst der alte Mann Yama glaubt, dass ich alles nachsteige, was einen Hakama trägt. Er sollte nur glauben, dass ich hinter Frauen her bin. Ich hab es wohl irgendwie übertrieben.“
 

„Vielleicht ist es auch der pinke Kimono.“
 

„Ha! Ja, das könnte sein. Aber er sieht grandios an mir aus, oder meinst du nicht?“
 

„Ja, mein Lieber, sehr.“, Jūshirō kramte ein paar Teller und Essstäbchen aus dem Korb. Während er weiter den Korb durchsuchte, verzog er seine Augenbrauen zu einem missbilligenden Blick. „Du weißt, ich vertraue dir absolut, aber… Sag mir noch einmal, woher diese Anschuldigungen kamen. Jemand in deiner Einheit hat sich zu ‚angeschauspielert‘ gefühlt, oder?“
 

Shunsuis Blick traf den des Weißhaarigen und er blickte ihm fest in die Augen. „Nein, es ist ein Bursche aus der Akademie.“
 

„Oh, ich verstehe.“, Jūshirō brach ihren Augenkontakt und täuschte sein Interesse am Mittagessen vor. Seine Stimme war ruhig, als er wiederholte: „Ein Bursche?“
 

„Du kannst genauso unglücklich darüber sein, wenn es ein Mädchen wäre. Du weißt, ich mag beides.“
 

„Ich weiß nur, dass du mit beidem spielst. Ich denke, ein Junge hat größere Chancen, dir dein Herz zu stehlen.“
 

Shunsui lächelte und steckte eine Strähne des schneeweißen Haares hinter Jūshirōs Ohr. „Nur weil du es geschafft hast.“
 

Der Angesprochene errötete etwas unter der liebevollen Berührung, fuhr aber damit fort, dass Essen auf die Decke zu legen. Er sagte nichts, seine Lippen zu einer dünnen Linie verzogen.
 

„Du bist wirklich ziemlich besorgt, nicht wahr?“, seufzte Shunsui. „Weißt du, der Junge hatte auch seine Bedenken. Ich musste wirklich übertrieben haben, wenn jeder glaubt, ich sei hinterhältig und gefährlich. Allerdings kreide ich dem Jungen das nicht wirklich an, wenn man bedenkt, dass er gerade frisch von den Straßen Inuzuris ist.“, fügte er mit einem leicht neckenden Ton hinzu. Er setzte sich etwas auf, als der Weißhaarige ihn immer noch mit Stille bestrafte. „Tausend Jahre sind nicht genug, um dein Vertrauen zu erhalten? Wenn ich eine geheime Affäre hätte, würde ich dir dann all das erzählen?“
 

Jūshirō schaute ihn scharf an, seine grünen Augen blitzten. „Weil du clever bist, Spionagemeister. Jetzt ist der perfekte Augenblick, um mit deiner Geschichte zu kommen, deine Spuren zu verwischen und dein Spinnennetz zu weben. Du weißt, dass ich von deinem Besuch bei Yamamoto gehört habe, also kommst du jetzt mit einem ach-so-unschuldigen-Geständnis, mit irgendwas, was ich glauben soll.“
 

„Aber, aber. ‚Spionagemeister‘. Normalerweise verbreitest du dieses besondere Geheimnis nicht so beiläufig. Du musst durchaus sehr eifersüchtig und wütend sein.“, Shunsui nahm seinen Hut ab und wedelte sich damit Luft zu. Er beobachtete den Weißhaarigen, der ihn immer noch unentwegt anschaute.
 

Er konnte seinen Partner nicht vorwerfen, verärgert darüber zu sein. Er war einer der wenigen Leute in der Soul Society, der die genaue Mission der 8. Einheit kannte. Es war manchmal hart für Jūshirō, vor allem wenn man bedachte, dass er mit der konstanten Lüge leben musste, sein Liebhaber sei ein nutzloser Säufer, der dazu neigte, für längere Zeit zu verschwinden. Zudem gab es noch die ganzen Geschichten über seine Indiskretionen und Liebeleien.
 

Ein paar davon waren leider wahr.
 

Bisexuell zu sein, war ein tolles Werkzeug, wenn man jemanden verführen musste, um Informationen zu bekommen. Auch wenn der Großteil der Informationsbeschaffung mit einfacher Schmeichelei, Flirts und unter großzügiger Anwendung diverser alkoholischer Getränke durchgeführt wurde, war es immer noch hart für den Lebensgefährten, der immer geduldig zu Hause wartete.
 

Shunsui hatte immer sein Versprechen gehalten und die Wahrheit über aktuelle Affären erzählt, aber dies hatte sie bereits einige Male verletzt. Er vermutete, dass Jūshirō immer noch von der letzten Mission verletzt war, die viel zu intimen Kontakt gefordert hatte. Auch wenn es bereits über 100 Jahre her war, ein Betrug war immer noch ein Betrug für so eine sanfte und ehrbare Seele. Es schien das Ganze nur zu verschlimmern, dass diese Affären Shunsui nichts bedeuteten, dass er niemals jemanden anderen geliebt hatte.
 

Shunsui nickte, schob all seinen Humor auf Seite und blickte den Weißhaarigen an, um ihm zu zeigen, dass er nun absolut ernst war. „Also schön, die Wahrheit. Der Junge ist Teil meines Spiels, aber es ist ein viel Größeres, als all dieses erbärmliche Zeug, über das du dir Gedanken machst. Ich versuche, dass Ganze abzuschütteln, Shirō, das ganze verdammte Zeug. Etwas läuft nicht richtig bei den Hofgarden, wenn so viele Shinigami auf den Straßen mit Asauchi – kalten, toten Zanpakutō – umherlaufen. Diese Seelen haben wir verloren, mein Lieber. Verloren! Wer weiß, welche Talente wir vergeudet haben, was für unglaubliche Kräfte gestorben sind, ohne dass wir überhaupt ihre Namen erkannt haben? Wie viel stärker könnten wir sein, wenn sie in die Hände von Leuten geraten wären, die bereits zugehört haben, auf das Wesentliche geachtet haben? Und wo liegt der Sinn, Soldaten zu haben, die abscheuliche, leere Hüllen an ihrer Seite tragen? Schön, sie können mit totem Stahl kämpfen? Das kann jeder! Ich könnte einen Affen abrichten, mit totem Stahl zu kämpfen! Es ist ein Verbrechen, dass wir solche Leute als Shinigami bezeichnen! Also befördern wir die, die sehen können, was jeder sehen sollte. Was soll das? Mir wäre es lieber, wir hätten 10 von uns mit lebenden Partnern, als 10.000 mit nichts weiter als totem Stahl. Aber seit die Akademie darauf besteht, auszusortieren, je mehr werden unsere Reihen vollgestopft. Was wird aus uns werden, wenn eines Tages sich niemand mehr daran erinnert, wie es ist, in einem Fiebertraum gerufen zu werden, um seine Waffe zu ergreifen?“
 

Als er immer leidenschaftlicher wurde, konnte er merken, wie Jūshirōs Zorn mehr und mehr abklang. Schlussendlich lächelte der Weißhaarige leicht und schüttelte liebevoll den Kopf. „Ich hätte wissen müssen, dass die Wahrheit etwas lächerlich Romantisches ist.“
 

„Also glaubst du mir endlich?“, fragte Shunsui, er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und setzte dann seinen Hut zurück auf den Kopf. „Und was ist, wenn es nur wieder eine meiner schönen Lügen ist?“
 

„Nun ja.“, der Weißhaarige zuckte mit den Achseln und händigte Shunsui einen Teller mit Klößchen aus. „Es war eine nette Geschichte. Eine, die ich glauben kann. Nebenbei, wenn es wirklich eine Lüge ist, dann hast du das Fundament gut gelegt. Ich habe diese Hasstirade bereits einige Male über die letzten Jahrzehnte gehört. Besonders als ich dachte, du wärst dem neuem Kenpachi verfallen.“
 

„Naja, ein bisschen war ich das vielleicht schon.“
 

„Ich weiß. Zum Glück ist der Mann verrückt und würde dich umbringen, wenn du versuchen würdest, ihn zu verführen. Sonst hätte ich dich vielleicht an jemanden mit Glöckchen in den Haaren verloren.“
 

„Und einer Augenklappe. Vergiss die Augenklappe nicht! Sie ist in ihrer Grobheit sehr attraktiv.“
 

„Hmmm“, Jūshirō zog eine Grimasse, auch wenn seine Augen schelmisch blitzten. „Iss deine Klöße.“
 

„Ja, Liebling.“

Of Blood and Breeding

Renji sah rot. Blutrot.
 

Bevor er überhaupt hätte daran denken können, sich zusammenzureißen, hatte er bereits den Jungen, der Rukia gerade als seine Schlampe bezeichnet hatte, gegen die Wand gepresst. Beide Fäuste umfassten dessen Kosode. Renji war kurz davor, ihn ein weiteres Mal an die Wand zu hämmern, als der laute Ausruf seines Namens ihn aufhielt.
 

"Abarai! Ieyoshi-sama! In mein Büro. Sofort!"
 

Renji blinzelte seinen Zorn weg. Seine Lehrerin hatte ein -sama hinter den Namen eines Studenten hinzugefügt?
 

Oh scheiße.
 

So schnell, als würde das Kind in Flammen stehen, trat Renji zurück. Er hielt seine Hände kapitulierend auf Brusthöhe und ließ den verängstigten und atemlosen Ieyoshi die Wand hinunterrutschen. Jetzt, wo sein Blick wieder frei war, konnte er die Schwere seines Fehlers erkennen. Der Bursche konnte nicht mehr als 1,70m groß sein und war vermutlich einer dieser dürren, unterentwickelten Scheißkerlen, die es wirklich nicht ertragen konnten, dass sie nicht auf Renji hinabsehen konnten, da er doch deutlich größer als sie war. Ieyoshis weißblondes Haar, welches mit Zöpfen und Locken in extravaganter und modischer Weise frisiert war, stand in einigen Strähnen ab.
 

Ich bin am Arsch, dachte Renji, als er dem Jungen in das Büro des Lehrers folgte. Schau dir diese dünne, fahle Haut an. Kein Zweifel, dass mein kleiner 'Liebesbeweis' einen riesigen Bluterguss hinterlassen hat.
 

Es wurde noch schlimmer. Denn als sie vor dem Schreibtisch des Lehrers standen, erkannte er in seinem Gegenüber sofort eine der Lehrerinnen, die ihn immer hinten im Raum Platz nehmen ließen und schonungslos seinen Dialekt verspotteten. Ihr tiefschwarzes Haar war mit Weiß durchzogen und sie trug dieses in einem langen Zopf, seitlich hatte sie jeweils lange Strähnen über ihre Ohren drapiert. Sie unterrichtete Mathematik und war immer darüber irritiert, dass jemand so gut mit Zahlen umgehen konnte, der erst im letzten Semester gelernt hatte, dass Rechnen auch für etwas anderes gut ist, als gestohlenes Essen unter den Beteiligten aufteilen.
 

"Was ist da draußen passiert?", verlangte sie zu wissen und schaute zu Ieyoshi. Ihr normalerweise abgehärmtes Gesicht war vor Missbilligung noch dünner geworden.
 

Renji wollte gerade seinen Mund aufmachen, da fixierte sie ihn mit einem eiskalten Blick.
 

"Warum stehst du?", fragte sie ihn. "Geh auf die Knie!"
 

"Was?! Aber..."
 

"Ich habe deine schmutzigen Pfoten auf Herrn Ieyoshi gesehen, Abarai!", keifte sie. "Ich brauche kein einziges Wort von dir zu hören. Beuge deinen Kopf und geh auf deine Knie. Und während du da unten bist, solltest du besser beten, dass Herr Ieyoshi gnädig ist."
 

Gegeben der Tatsache, dass Renji sich fühlte, als hätte er einen unerwarteten Hieb in den Magen bekommen, war es überraschend einfach, seinen bebenden Körper auf die Knie fallen zu lassen. Er hielt seinen Kopf gebeugt und suchte sich eine Stelle auf dem Tatami-Boden, die er zornig fixieren konnte. Als er einen Punkt gefunden hatte, versuchte er sich darauf zu fixieren, um seinen Kopf nicht vor aufgestauter Wut explodieren zu lassen.
 

"Also?", forderte sie den Anderen auf.
 

"Sie haben es gesehen! Wären sie nicht eingeschritten, Frau Lehrerin, wer weiß, was diese Bestie mit mir angestellt hätte? Wären wir zu Hause, hätte mein Vater diesen Köter ausgepeitscht, wie es sich für einen Hund wie ihn gehört! Seine Hände gehören mir, aufgrund dieser Beleidigung eines Noblen."
 

Renjis Kiefer spannte sich an. Wenn man einmal über die ganzen Hunde-Beleidigungen hinweg hörte, war es immer noch eine ernstzunehmende Drohung. Leider hätte er außerhalb der Akademie tatsächlich das Recht auf eine solch verrückte Forderung. Hier in der Akademie hingegen sollten sie gleichwertig behandelt werden.
 

Aber Herr Ieyoshi kniete nicht auf dem Boden.
 

Es war Renji klar, dass gerade diese Lehrerin ihn nicht aus ihrem Büro lies, ohne ihn zu bestrafen oder zu demütigen. Er würde es schon aushalten. Er hatte schon vor Längerem herausgefunden, dass wenn niemand ihm ernsthaft Schaden zufügte, er damit leben konnte. Das ganze Training in der Akademie hatte ihn noch unempfindlicher gemacht, als er sowieso schon war. Ein paar Prügel konnte er einstecken. Wofür er betete, war, dass niemand das Wort 'Ausschluss' in den Mund nahm.
 

Er war eigenartig dankbar, als er das Kommando der Lehrerin hörte. "Strecke deine Hände aus, Abarai."
 

Ok, Knöchelschläge. Keine große Sache. Also tat er, wie ihm geheißen wurde. Renji fragte sich nur, ob Ieyoshi das Beben seiner Muskeln als Angst missinterpretieren würde.
 

„Handflächen nach oben.“, korrigierte sie.
 

Nun trat die Angst in seinen Körper. Sein Blick schoss vom Boden nach oben, um zu sehen, dass die Lehrerin Ieyoshi einen dünnen Weidenstab aushändigte. Dieser sah flexibel genug aus, dass er eine effektive Spießrute darstellen würde. Auch solch ein Winzling wie Ieyoshi konnte damit bleibenden Schaden, an solch sensiblen Stellen wie seinen Handflächen, anrichten. Und, verfluchte Scheiße, wie sollte er mit solch einer Verletzung kämpfen können? Ein Schwert halten? Wenn er kein Schwert halten könnte, könnte er auch nicht auf der Schule bleiben. Er war es nicht wert, als für etwas anderes als zum Soldaten ausgebildet zu werden. Wenn der Junge ihn hart oder lange genug träfe, wäre das mehr als nur das Ende seiner Akademiekarriere, er würde ihn damit umbringen. Buchstäblich. Zurück auf die Straße gesetzt zu werden, ohne sich verteidigen zu können? Das war sein Todesurteil.
 

Sie würden doch nicht so weit gehen, oder?
 

Er war wirklich am Überlegen, sein Stolz über Bord zu werfen und um Gnade zu betteln, als die Lehrerin seine Handgelenke griff und umdrehte. Sie hielt sie ihm über den Kopf. Es dürfte ja nicht sein, dass sich der kleine Noble vorbeugen müsste, um ihn zu treffen. Er spürte, wie sich sein Körper anspannte und er sich ihr entziehen wollte. Doch hatte er keine Zeit mehr zu reagieren, als das dünne Holz sich schmerzhaft in seine Handflächen grub.
 

Er unterdrückte so viel von einer Reaktion, wie es ihm möglich war. Er würde diesem Arschloch nicht auch noch damit befriedigen.
 

Er rüstete sich selbst für den nächsten Schlag, als die Tür mit dem Rauschen von Reispapier aufflog. Jeder Kopf hatte sich zur Tür gedreht, um zu sehen, wer sie störte. Aber Renji brauchte es eigentlich nicht, er hatte es sofort gespürt. Diese unglaubliche Ansammlung von Reiatsu, welche nur einer Person gehören konnte.
 

Byakuya Kuchiki.
 

Er hatte Byakuyas spirituellen Druck bisher nur einmal gespürt, als er in Rukias Gespräch mit der Kuchiki-Familie geplatzt war. Damals hatte es sich in Renji hineingebohrt, unter seine Haut. Er würde niemals das Gefühl dieser Berührung vergessen.
 

Als er ein weiteres Paar Füße hörte, blickte er irritiert auf. Er sah, wie Rukia hinter ihrem Bruder in das Büro stürmte, ihr Ausdruck überraschend hochmütig, wie ein fahler Schatten der kühlen Mimik von ihrem Bruder. Sein Blick wanderte verstohlen weiter zu Byakuya. Renji kannte keinen Mann, der ebenso kraftvoll wie schön war, mit seinem langen, seidigem, schwarzen Haar und majestätischen Gesichtszügen. Etwas an diesem Mann stahl die Luft aus Renjis Lungen. Er bemerkte, wie er unbewusst seinen Blick wieder fallen ließ aus... Respekt?
 

„Wer wagt es einen Kuchiki zu beleidigen?“, trotz der ruhigen Stimme, war die Missbilligung klar zu hören. „Wer ist der Narr, der den Ruf meiner Schwester verleumdet?“
 

Die Lehrerin ließ sofort Renjis Handgelenke los und beugte sich so weit vor, dass ihr Kopf den Boden berührte. „Kommandant Byakuya Kuchiki.“, hauchte sie mit Ehrfurcht in der Stimme.
 

Renji erlaubte sich, kurz aufzuschauen, um zu beobachten, wie das Gesicht von Ieyoshi fahl wurde. Tatsächlich zitterten seine Hände dermaßen, dass der Weidenstock laut auf dem Boden aufschlug.
 

„Du.“, erkannte der Kommandant scharfsinnig und machte einen Schritt auf den bebenden Ieyoshi zu. Renji konnte sehen, wie der Junge versuchte, den Schwarzhaarigen auf Abstand zuhalten. Allerdings taumelte er gegen den Lehrertisch und schmiss dabei tollpatschig eine Vase mit kunstvoll arrangierten Blumen um. „Wie ist dein Name?“
 

„Kenta Ieyoshi, Kommandant.“, stammelte er.
 

„Ieyoshi. Eine geringe Familie, allerdings nicht ohne gewisse Kontakte.“, mutmaßte der Kommandant. „Also schön, ich werde dich anhören. Was hast du zur Verteidigung vorzubringen, Kenta Ieyoshi?“
 

„Ich wusste nicht, dass sie eure Schwester ist.“, sprudelte es aus ihm hervor. „Ich schwöre es beim Namen meines Vaters. Bitte, Herr Kuchiki, verstehen sie das. Sie… Ich meine, sie war mit ihm unterwegs…“, Renji sah, wie Ieyoshi in jedes Gesicht blickte und sogar hoffnungsvoll auf Renji hinunterschaute, als würde er Mitleid erwarten. „Was sollte ich da denken? Ich dachte, so wie sie miteinander sprachen…“
 

Erst jetzt schien der Kommandant Renji zu bemerken. Das forschende, intensive Reiatsu schnürrte ihm erneut die Luft ab. Allerdings ließ er schnell von ihm ab, wie ein Stein, der über die Oberfläche hüpfte.
 

„Ich verstehe.“, sagte der Kommandant kühl. „Vielleicht ist sein Fehler dann verständlich, wenn du dich in eine solch raue Gesellschaft begibst, Rukia.“
 

Rukia schüttelte ihren Kopf. „Ich habe nicht mehr getan, als mit einem Mitschüler den Gang hinunterzugehen, Bruder. Kann eine Kuchiki nicht die Gesellschaft von jedem suchen, den sie wünscht? Erlaubst du nur Soldaten an deiner Seite, die von guten Familien stammen? Du solltest dich geehrt fühlen, dass jemand zum Schutze eines Kuchikis hervorstürmt, wie es Renji für mich getan hat.“
 

Wann hatte Rukia gelernt, so zu sprechen? Man konnte sogar kaum ihren Dialekt erkennen. Vor 5 Minuten hatte sie noch so plump wie ein Yakuza-Boss gesprochen. War das etwas, was die Kuchikis ihr beigebracht hatten? Ihren Dialekt an- und auszuschalten? Es war beeindruckend aber auch etwas abschreckend. Was wurde aus ihr?
 

Ieyoshi fand plötzlich seine Stimme wieder. „Wie können sie von Ehre reden? Meine Ehre ist die, welche geschändet wurde! Dieses niedere Monster hat mich angefasst. Mit seinen Händen!“
 

„Und deine Zunge hat eine Kuchiki beraubt.“, antwortete Byakuya ohne zu zögern. „Sollen wir einen gerechten Handel in Erwägung ziehen?“
 

„Mein Herr!“, die Stimme der Lehrerin war ängstlich. „Bitte! Er ist doch nur ein Junge, ein Schüler!“
 

Nicht, dass du an meine tolle Jugend gedacht hast, als du mich zum Krüppel machen wolltest, dachte Renji missmutig.
 

Byakuya schien eine lange Zeit über etwas nachzudenken. „Also gut. Vielleicht kann man die gegebenen Umstände als strafmildernd ansehen. Aber verstehe dies, Kenta Ieyoshi. Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass jemanden solch respektlose Worte über meine Schwester ausspricht, werde ich nicht nachsichtig sein. Ich übertrage es dir, dies zu verbreiten. Genauso wenig wird solch ein Gerede von anderen toleriert. Wenn auch nur ein Flüstern mein Ohr erreicht, werde ich zuerst zu dir kommen.“
 

„Ja, mein Herr.“, Ieyoshi klang besiegt und unterwürfig.
 

Renji vermutete, dass es das war. Dass Byakuya nun in einem Wirbel aus Stoff und hochkonzentriertem Reiatsu verschwinden würde. Es überraschte ihn, dass der Kommandant stattdessen näher trat. Er schien dorthin zu starren, wo Renji seine Hände, immer noch Handflächen nach oben, auf seine Knie hat sinken lassen.
 

„Kenta Ieyoshi.“, sagte Byakuya. „Wenn es deine Ehre verlangt, ihn für seinen Verstoß zu brandmarken, dann musst du seine Bestrafung beauftragen. Dein klägliches Reiatsu hat noch nicht einmal seine Haut gerötet.“
 

Renji war überrumpelt. Er folgte dem Blick des Kommandanten und schaute auf seine Hände hinunter. Es stimmte. Trotz des anfänglichen Schmerzes hatte der Stock nicht eine kleine Strieme hinterlassen. All seine Wut und Scham schienen ihn beschützt zu haben. Sein Reiatsu war angestiegen, um ihn zu schützen.
 

„Du bist eine Schande für deine Familie, wenn so jemand wie er, dich so einfach in den Schatten stellen kann.“, fuhr Byakuya weiter fort.
 

„So sind sie keine Hilfe.“, murmelte Renji vor sich hin.
 

„Möchtest du etwas sagen?“, fragte der Schwarzhaarige scharf.
 

„Ich möchte…“, begann Renji und blickte in das blitzende Grau von Byakuyas Augen. Die unglaubliche Kraft hinter dem kühlen Blick ließ ihn seine Augen wieder auf seine Handflächen richten. „...euch anflehen, ihn nicht noch weiter zu provozieren, Kommandant.“ Er hob seine Hände, als ob er sie dem Kommandanten zeigen wollte. „Ich weiß, es ist schwierig für jemanden wie sie zu verstehen, aber das ist es. Diese Hände sind alles, was ich besitze, all mein Wert. Wenn sie zerstört werden…“, Renji konnte den Satz nicht beenden, der Gedanke war zu beschämend.
 

„Sei beruhigt. Ich werde nicht zulassen, dass du sie bei der Verteidigung meiner Familie verlierst.“, sagte Byakuya und drehte sich endlich zur Tür. Als er Ieyoshi passierte, richtete er noch einmal sein Wort an ihn. „Markiere ihn, wenn du kannst, aber verschwende ihn nicht.“
 

Was?
 

In… Ordnung.
 

Das war nicht wirklich das, was Renji erhofft hatte. Er sollte sich daran erinnern, nie Rukias Bruder zu rufen, wenn er einen Retter benötigte.
 


 

Es war nicht überraschend, dass Ieyoshi Byakuyas letzte Worte als Herausforderung sah. Aber egal wie lange und heftig er versuchte, ihn zu verwunden, er konnte nur eine kleine Schramme hinterlassen. Renji währenddessen verbrachte seine Zeit damit, mit seinem Reiatsu zu experimentieren. Als die ganze, fürchterliche Tortur endlich vorüber war, fühlte Renji eine tiefsitzende Genugtuung. Er hatte etwas sehr wichtiges gelernt:
 

Blut und Abstammung bedeuteten einen Scheißdreck. Was entscheidend war, war die Stärke deines Willens.

Tattoos and Tangled Love

Renji hatte nicht damit gerechnet, dass Rukia die Sache noch einmal ansprach. Aber sie tat es.
 

Sie waren alleine und waren in seinem Schlafzimmer. 'Zimmer' war vermutlich großzügig ausgedrückt, denn es war kaum mehr als ein großer, leerer Raum, den sich ein halbes Dutzend Schüler aus den äußeren Distrikten teilten. Renji machte das aber nichts aus. Dank des rätselhaften Kommandanten Kyōraku und dem Stipendium war dies so viel mehr als das, was Renji hätte selbst aufbringen können. Dies wäre nämlich nichts gewesen.
 

"Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?", fragte Rukia leise, wie aus heiterem Himmel. Sie hatten vorher über einen Schüler getratscht, dessen Romanze nach dem 2. Semester aufgeflogen und sehr öffentlich geworden war. Ihre Augen waren auf ihren Schoß und die Hände, die sie dort gefaltet hatte, gerichtet.
 

"In Ordnung? Warum sollte ich nicht in Ordnung sein?", fragte Renji, der sich auf seinem Bett ausgestreckt hatte und, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, auf dem Kissen lag.
 

"Weil... wegen gestern.", zischte sie und als sie aufschaute, glitzerten Tränen in ihren Augen. "Ich meine, Kira hat erzählt, dass dich die Lehrerin noch über eine Stunde im Büro behalten hat. Was hat dieser Ieyoshi-Knirps mit dir so lange gemacht?"
 

Seine Unfähigkeit weiter ausgebaut, dachte Renji mit einem breiten Grinsen. "Ich sage dir die Wahrheit: Nicht viel, das arme Kind. Hätte er mich wirklich markieren wollen, hätte er sich besser einen Pinsel ausgeliehen und seinen Namen irgendwo drauf geschrieben."
 

Rukia beobachtete ihn mit großen Augen, als er sprach. Besorgt kaute sie für eine Weile auf ihrer Unterlippe herum. "Was meinst du mit nicht viel? Er hat eine Stunde lang nichts gemacht?", fragte sie dann.
 

Renji schnaubte lachend. "Ich wünschte es." Als sie ihr süßes, herzförmiges Gesicht in ein irritiertes Stirnrunzeln verzog, seufzte Renji. "Nein, Rukia. Du weißt, was passiert ist."
 

"Ich...", sie schüttelte den Kopf. Entweder, weil sie sich nicht vorstellen konnte oder weil sie es nicht glauben wollte. Aber Renji kannte Rukia und war sich sicher, dass es Letzteres war. "Kannst du darüber reden? Ich meine, wie schlimm war es?", fragte sie ihn wieder.
 

Renji schaute die Schwarzhaarige lange und fest an. Sie hatte aufgehört, ihre Daumen zu drehen und auf ihrer Unterlippe herumzubeißen. Stattdessen schaute sie ihn aufmerksam und ernst an. Ihre Augen suchten in seinem Gesicht nach Antworten. "Du möchtest also die schmerzvollen Einzelheiten?", fragte er. "Bist du dir sicher?"
 

Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, aber sie nickte. "Aber nur, wenn du es mir erzählen willst."
 

Renji wollte es nicht wirklich. Er wollte nichts lieber als die ganze bescheuerte Angelegenheit vergessen. Aber er vermutete, dass sie sich für das, was vorgefallen war, verantwortlich fühlte. Vor allem wenn man bedachte, dass ihr Bruder den Knirps noch angestachelt hatte in dem Denken, dass dieser Renji 'markieren' musste.
 

"Ja, ok.", sagte er und richtete sich mit einem Grunzen auf. Er ließ sich neben ihr nieder und seine Füße zu Boden gleiten. Ihre Knie berührten sich fast. "Ich sage dir aber, wenn du für jemanden Mitleid empfinden solltest, dannwirklich mit ihm. Er war derjenige, der am Ende vollkommen gedemütigt war."
 

"Renji!", mahnte sie, als würde sie denken, dass er nur Müll reden würde, um zu beweisen, wie zäh er war.
 

"Nein, ich meine es ernst. Es war traurig." Sie schaute ihn immer noch an, als könnte sie ihm nicht glauben. Daher begann er, die ganze Geschichte im Ernst zu erzählen. "Ok, gut. Es war so: Die Lehrerin sagte so etwas wie 'Musst du ihn zur Herstellung deiner Ehre markieren?' und das kleine Arschloch meinte, dass er das tun würde."
 

Renji nahm tief Luft. Der nächste Teil war schon schrecklicher und er erschauderte etwas bei der Erinnerung. Rukia legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
 

"Richtig.", fuhr er fort, als er sich wieder gesammelt hatte. "Also ließ die Lehrerin mich mein Oberteil ausziehen, weil der Pisser mich, du weißt schon... schlagen wollte, wie einen Hund."
 

Ihre Hände flogen förmlich nach oben, um ihren Mund zu bedenken. "Oh, Renji!"
 

"Ja, schon gut. Der Teil hat mich ganz schön angekotzt. Ich habe es gehasst, so auf meine Knie gehen und mich am Tisch festhalten zu müssen. Denn ich habe mich geweigert, dass mich wer zurückhält." Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu verbannen, denn er spürte, wie die Wut erneut in ihm hochkam. "Ok, aber jetzt wird’s besser. Er konnte es nicht tun, Rukia. Ich meine nicht, dass er mich nicht schlagen konnte, denn das hatte er... ziemlich oft. Aber er konnte mich nicht verletzen... Nicht wirklich. Natürlich habe ich es gespürt, aber ich kann es dir sagen... Mein Reiatsu hat ihn völlig abblitzen lassen. Er hat nicht das bekommen, was er wollte. Er hat keine einzige Kerbe schlagen können, egal wie sehr er es versucht hat."
 

Rukias Mund war vor Grauen geöffnet und sie schien ihren Atem anzuhalten. Renji lächelte sie aufrichtig an.
 

"Es war wie bei diesen Typen.", sagte Renji mit einem kleinen Lachen. "Du weißt, welche ich meine, richtig? Die, die so aussehen, als wären sie bereit, loszulegen und wenn es dann um etwas geht, mit nichts dastehen. Man bemitleidet sie dann, nicht wahr? Und am Ende hätte ich beinahe gesagt 'Hey, ist in Ordnung, Junge. Wir können es später noch einmal versuchen'."
 

Rukia lachte herzlich auf, betrachte Renji aber lange von der Seite. "Er konnte es wirklich nicht? Du sagst das nicht nur, damit ich mich besser fühle, oder doch?"
 

Renji hätte poltern und beleidigt sein können, weil sie ihm nicht glaubte, aber er war nun mal absolut der Typ dafür, zu lügen, damit sie sich besser fühlte. Also griff er nach unten und löste den Gürtel. Als er die Kosode nach unten gezogen hatte, zeigte er Rukia seinen Rücken. "Schau selbst nach."
 

Etwas anderes schien ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben, als ihr Blick auf seine Schultern gerichtet war. Sie streckte die Hand etwas aus, um an seinen Bizeps zu fassen, aber sie hielt in der Bewegung inne. "Was zum Teufel? Wann hast du dir Tattoos machen lassen?"
 

"Oh, um", hustete er. "Ich habe wohl vergessen, dass du nichts davon wusstest."
 

"Das sieht nach professioneller Arbeit aus.", stellte sie fest und ließ ihre Hände über die Haut gleiten, wo sich die Tinte als Streifen eines Tigers unter seiner Haut abzeichnete.
 

Bei 'professionell' meinte sie Yakuza. Sie wusste das auch. Sie war mit einigen Kerlen aus Gangs ausgegangen. Sie erkannte offensichtlich die feine Handarbeit, die für diese Art von Körperkunst notwendig war. Er konnte es auch nicht abstreiten. Sie hatte es ja auch bereits vermutet. „Ja.“
 

„Das hast du nicht!“, ihre Mimik war ängstlich aber auch zornig. Sie hämmerte ihre Faust gegen seinen Kopf. Automatisch wollte er seine Hände schützend vor sein Gesicht halten, aber sie verfingen sich in der halb ausgezogenen Kosode. Sie hämmerte immer noch mit ihren Fäusten auf ihn ein. „Du bist einer Gruppierung beigetreten! Renji! Wir haben uns geschworen, dass wir das niemals tun würden! Niemals, nie, nie! Egal wie schlimm es um uns steht! Du hast es mir versprochen!“
 

„Ich bin nicht eingetreten! Ich habe mit niemandem Sake getrunken! Ich habe einen Job erledigt. Einen! Hey, hör auf mich zu schlagen! Warst du nicht vor 5 Sekunden besorgt, dass ich verletzt sei?“
 

„Das war, bevor ich wusste, was für ein riesiger, bescheuerte Volltrottel du bist!“, mit einem letzten, harten Schlag an den Kopf setzte sie sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie drehte sich weg und schob ihre Unterlippe für einen großen Schmollmund nach vorne. „Ich kann es nicht glauben, dass du für sie gearbeitet hast. Und für so etwas Dummes!“
 

„Hey!“, damit zeigte er auf die Streifen. „Das ist nicht dumm, ja?“
 

Sie drehte sich zu Renji um, welcher von ihrer gehobenen Faust zurückschreckte. „Verarschst du mich gerade?“, ihre Finger krallten sich in seinen Arm. „Das ist das Dümmste, was ich mir vorstellen kann. Macho-Posierer-Blödsinn!“
 

„Das ist nicht der Hintergrund.“, sagte er. „Das ist wegen Zabimaru.“
 

„Oh, nicht das schon wieder.“, seufzte sie dramatisch und drehte wieder ihren Kopf weg. „Deine verrückten Fieberträume sind nicht echt, Renji. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Da gibt es keinen dummen Nue-Dämon, der deinen Namen ruft.“
 

„Er ist nicht dumm und er ist hier.“
 

Ihr Zorn schien ein wenig verraucht zu sein, aber ihre zarten Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. „Worüber redest du?“
 

Renji zog sich die Kosode wieder an. „Erinnerst du dich daran, wasich über diesen eigenartigen Kommandanten mit dem pinken Kimono erzählt habe? Er glaubt mir, auch wenn es scheinbar sonst niemand tut.“, er schaute Rukia bedeutungsvoll an, um ihr zu zeigen, dass es weh tat, wenn der beste Freund einen für verrückt erklärte. Vor allem bei dem wohl wichtigsten Ereignis in seinem Leben. „Er sagte auch, dass dieser Nue irgendwie auch mein Zanpakutō ist."
 

"Ich verstehe das nicht. Das macht keinen Sinn. Wie kannst du bereits ein Zanpakutō haben?"
 

"Du hast auch eins.", sagte Renji. Und ich wette, sie ist wunderschön, dachte er, sagte es aber nicht. Vielleicht aber ein wenig kühl. "Zanpakutō werden geboren, wenn ein Shinigami geboren wird. Deines ist bereits hier und wartet auf dich. Genauso wie mein Zabimaru."
 

Rukia winkelte ihre Beine an, um ihre Knie zu umarmen. "Woher willst du das wissen? Hat dein verrückter Kommandant deinen Kopf mit solchen wirren Thesen gefüllt?"
 

"Nein, die Bibliothekarin."
 

"Was?"
 

"Du weißt doch, dass sie mir das Lesen beibringt, richtig? Also hatte sie mich gefragt, was mich motivieren würde. Ich habe gesagt 'Alles was mit Zanpakutō zu tun hat'. Ich habe Dutzende von Büchern gelesen. Alles Erdenkliche, von technischen Handbüchern bis zur Historie."
 

Rukia lächelte leicht und schüttelte ihren Kopf. "Renji Abarai, du bist die letzte Person, von der ich geglaubt hätte, dass sie ein Bücherwurm wird."
 

"Weiß ich, ja? Freu dich allerdings nicht zu früh. Es ist nicht so, dass ich Philosophie oder Poesie lesen würde. Ich habe versucht, dieses eine Buch über Meditation und Zanpakutō zu lesen. Davon habe ich Kopfschmerzen bekommen. Außerdem habe ich nur hier und da ein Wort verstanden."
 

"Da ist wieder der Mann, den ich kenne und liebe."
 

Sie schmiss mit diesem Wort mit 4 Buchstaben um sich, als wäre es alltäglich. Für Renji war es schon fast schmerzhaft. Er wusste, dass sie schlau genug war, um zu bemerken, wie sehr er sich um sie gekümmert hatte. Aber bisher hatten sie immer etwas Ernsthaftes vermieden. Also kratze sich Renji am Hinterkopf und kam zurück zum ursprünglichen Inhalt ihres Gespräches. "Ja, also... der Punkt ist, dass Zabimaru echt ist. Seit dem Tag, an dem ich in diese Welt gekommen bin."
 

Sie blickte ihn an, als wolle sie 'Schön für dich' sagen und nickte dann, um zu zeigen, dass sie es verstand. Das tat sie aber nicht wirklich. Renji wusste es, da sie seinem Blick nur kurz standhalten konnte, bevor sie auf den Boden blickte. "Ich sage nur, dass es dumm war, einen Job von diesen Leuten anzunehmen, nur um einen Haufen Tattoos zu bekommen."
 

Er zuckte die Achseln. "Ich bereue es nicht. Außerdem war es keine große Sache."
 

"Wen musstest du verprügeln?"
 

"Den alten Mann Eda. Der Typ, der diese Glücksspielhöhle betreibt. Ich glaube, er hat seine Abgaben nicht geleistet. Ich habe nicht nach Einzelheiten gefragt."
 

Ihr Gesicht zog sich wieder zusammen. "Selbstverständlich hast du das nicht. Du bist ziemlich blöd, aber nicht lebensmüde. Ich hoffe, du hast ihn am Leben gelassen."
 

"Natürlich habe ich das! Ich bin kein Mörder!"
 

"Nein, du bist nur ein angeheuerter Schläger."
 

"Einmal, Rukia. Verdammt, einmal!"
 

"Sicher, Renji.", gab sie schnippisch zurück, ihr kalter Blick schien ihn zu durchbohren. "Sag mir die Wahrheit: Treibt dich dein Dämon zu weiteren Tätowierungen? Wenn wir noch immer dort wären, hättest du weiter gemacht?“
 

Absolut. Renji blickte nach unten, damit sie nicht die Wahrheit sehen konnte. Er wusste nicht, was das aus ihm gemacht hätte. Er wollte darüber auch nicht nachdenken. „Aber wir sind nicht dort. Er war niemals dort. Er war hier, die ganze Zeit und hat mich zur Akademie gerufen. Er hat mich zu diesem Ort geführt“, sagte er stattdessen.
 

„Sorge dafür, dass es weiterhin wahr ist, Renji. Ansonsten wird dein Dämon dafür Sorgen, dass du ohne Umweg in die Hölle kommst.“

To Feed a Dog

Füttere einen Hund für 3 Tage und er wird dir 3 Jahre lang dankbar sein. Füttere eine Katze für 3 Jahre und sie wird es in 3 Tagen vergessen haben.
 

Renji sollte eigentlich den Boden wischen, doch stattdessen brütete er vor sich hin. Er lehnte sich gegen den Wischmob und starrte in die Kantine. Außer ein paar Angestellten waren nur noch Schüler wie er im Raum, die eine 'Arbeitsstudie' durchführten.
 

Akademieschüler sind ein Haufen privilegierte Schweine.
 

Die jüngeren Schüler hatten den Raum in einen Saustall verwandelt. Diese Idioten waren über das Ende des Schuljahres so aufgeregt gewesen, dass sie eine Essensschlacht veranstaltet hatten. Und jetzt sah die Kantine entsprechend aus und roch dazu noch nach fermentierten Sojabohnen und Fisch, der viel zu lange in der Sonne gelegen hatte.
 

Aber das war nicht der Grund, warum er schmollte. Er dachte an Rukia. Sie war schon wieder über den Sommer weg. Was immer sie auch im Anwesen der Kuchikis machte. Poesie rezitieren? Tee trinken? Stickerei? Lernen, wie man rumsitzt und dabei schön und nutzlos ist? Wer weiß?
 

Währenddessen hing er hier fest und sah zu, wie es in den Hallen immer leerer wurde. Dabei verbrachte er selbst die Tage damit, im Garten zu helfen, Zäune zu reparieren und was auch immer der Wärter des Geländes für ihn hatte zu erledigen. Die Bezahlung war miserabel, vor allem, seit sein Bett von Anderen in Beschlag genommen wurde und er einen anderen Schlafplatz hatte finden müssen. Es stellte sich nämlich heraus, dass sein ominöses Stipendium nur für die Schuljahre galt, nicht aber in den Sommerferien.
 

Hier eingesperrt zu sein, kotze ihn an. Aber Renji vermutete, dass es besser war, als die Alternative.
 

Obwohl, vielleicht sollte er drauf pfeifen und nach 'Hause' gehen. Er könnte einen riesigen Haufen Geld machen, wenn er nach 2 Jahren Akademie-Training wieder zurückkehren würde. Renji grinste über sich selbst, als er sich den Aufsatz vorstellte, der mit 'Was ich in meinem Sommerurlaub gemacht habe', anfing und mit "die Yakuzu-Gangs von Rukongai dominiert' endete.
 

Ein nasses Tuch klatschte seitlich gegen Renjis Kopf. "Hey, Abarai. Hör auf zu Träumen!"
 

Er blinzelte den Tagtraum weg und zeigte dem Werfer seinen Mittelfinger. Dann hob Renji das Tuch mit einem Seufzer auf. Er schmiss es in seinen Eimer und machte sich an die Arbeit.
 

Trotzdem brütete Renji weiter vor sich hin. Es musste doch was Besseres mit seinem Sommer anzustellen sein, als hier herum zu hängen und die Drecksarbeit zu erledigen, ohne eine Hoffnung auf Fortschritt.
 


 

"Sie sind wie ein gruseliger Gedankenleser, wissen sie das?", Renji wusste, dass es eigentlich von schlechtem Benehmen zeugte, so grob mit seinem Förderer umzuspringen, aber der Typ machte ihn wirklich wahnsinnig. Wie konnte es sein, dass der Kommandant scheinbar wusste, wann Renji in Gefahr lief, ausgeschlossen zu werden oder vor Langeweile zu desertieren? Hatte dieser scharfe, pinke Kimono von Kyōraku etwa einen Sensor für so etwas eingebaut?
 

Natürlich lachte der Kommandant darüber. Das schien für so ziemlich alles seine Antwort zu sein. "Es macht nur Sinn, mein lieber Herr Renji. Auf dieser Stufe deiner Karriere muss dir das Wischen des Bodens als Verschwendung deiner wertvollen Zeit vorkommen."
 

Sie saßen in Kyōrakus Lieblingsstudentenbar. Die Sommerhitze war drückend. Der Kommandant fächerte sich mit seinem Strohhut Luft zu, während sie sich am Tisch auf der Veranda gegenübersaßen. Das Bier, welches vor Renji stand, war warm. Aber das galt für so ziemlich alles. Es war einfach einer dieser richtig heißen Tage. Kyōraku hatte ihm taco aisu, Eis mit Oktopusgeschmack, angeboten. Taco aisu in der Krabben-Version war der beliebteste Import aus der Welt der Lebenden auf dem Akademiegelände. Renji mochte es wirklich, aber er lehnte ab. Er hasste es, dem Kerl noch mehr Geld zuschulden, als er es jetzt schon tat.
 

Das war auch der Grund, warum ihn das Angebot etwas nervös machte.
 

"Den Rest des Sommers bei den 13 Hofgarden verbringen?", wiederholte Renji langsam und versuchte den Haken an der Sache zu finden. "Aber nicht als Offizier, sondern als eine Art Praktikant?"
 

"Ja. Echte Arbeit für echtes Geld."
 

Renji nahm einen tiefen Schluck von dem warmen Bier und dachte nach. "Ich arbeite in ihrer Division?", fragte er, nachdem er das Glas zurückgestellt hatte.
 

Der Kommandant lachte erneut und schüttelte den Kopf. Die Locke an seiner Stirn hüpfte dabei auf und ab. "Nein, nein. Natürlich nicht. Die 8. ist nichts für jemanden wie dich. Ich dachte, dass mein Partner Jūshirō nach dir gucken könnte."
 

Nach dir gucken könnte. Da war doch irgendetwas faul. Aber es war trotz allem ein interessantes Angebot. Renji hatte mehrfach versucht, Praktikumsplätze zu bekommen, doch die Vorstellungsgespräche waren immer ein Grauen gewesen. Seine Qualitäten und der Platz in der Eliteklasse hatten ihm immer einen Vorteil verschafft, aber... naja, sein Dialekt hatte die meisten Arbeitgeber befürchten lassen, sie würden einen Gangster oder Dieb einstellen. Niemand würde ein solches Risiko eingehen wollen, egal wie viele Empfehlungsschreiben er vorzeigen würde.
 

Natürlich half es nicht, dass beide Vermutungen irgendwie auf ihn zutrafen.
 

Doch er glaubte, dass ein Sommerjob wie dieser einen riesigen Fortschritt für ihn mitbringen würde. Er könnte nicht nur dafür sorgen, dass er sich auch für den nächsten Sommer einen Job sichern konnte, es würde auch noch gut für seinen Abschluss sein. Er wollte auffallen, um nach seinem Abschluss eine gute Position zu ergattern. So konnte er weiter auf der Karrieretreppe aufsteigen. Wenn Rukia darauf bestand, so weit weg zu sein, musste er wohl weitergehen, um sie einzuholen.
 

"Ja, in Ordnung.", sagte er endlich. "Alles ist besser, als Erstsemestlern hinterher zu wischen."
 


 

Wie sich herausstellte, war alles besser als das. Außer Papierarbeit. Renji hatte Kommandant Ukitake bisher noch nicht außerhalb ihrer ersten kurzen Einweisung gesehen. Aber er hatte sich bereits dafür entschieden, diesen Typ zu hassen.
 

Mit der Leidenschaft von tausend brennenden Sonnen.
 

Wer lag denn bitteschön so chronisch mit seiner Schreibarbeit zurück? Und warum konnte Ukitake bisher keinen Vizekommandanten lange halten? Vermutlich wollte niemand den Job, dachte Renji reumütig. Denn egal wer diese Position bekam, würde sofort wegrennen, wenn er den Berg an Arbeit sah.
 

Renjis Arbeit wurde noch dadurch erschwert, dass er nur Fragmente davon verstand, was benötigt wurde. Also musste er mit jedem neuen Formular die Regeln dazu in einem riesigen Buch nachschlagen und herausfinden, was das bedeutete. Und wenn er Glück hatte, musste er keine 20 Wörter im Lexikon nachlesen, weil er sie bisher noch nie in seinem verdammten Leben gesehen hatte.
 

Böden zu wischen, schien im nun eine tolle Arbeit zu sein.
 

Die Tür öffnete sich und ließ das blendende Licht hinein. Renji wimmerte kurz und hob seinen Arm, um sich von der plötzlichen Helligkeit abzuschirmen.
 

„Du sitzt hier im Dunkeln.“, hörte er eine tiefe, freundliche Männerstimme. „Es ist doch ein viel zu schöner Tag, um hier drinnen über den Papierkram zu brüten. Ich gebe dir offiziell eine Ruhepause.“
 

Renjis Augen hatten sich mittlerweile an die Sonne gewöhnt und so konnte er sehen, dass Kommandant Ukitake selbst in der Tür stand. In einer Anordnung von leuchtendem Weiß, mit dem Haori und dem seidigen, schneeweißen Haar.
 

Renji blinzelte hinunter auf den Haufen Formulare. Er hatte in den letzten 3 Stunden fast keinen Fortschritt gemacht. „Aber, Kommandant“, begann er. „Da ist noch… so viel.“
 

„Und es wird bis nach dem Mittagsessen warten. Das Leben ist zu schön, um es mit solchen Trivialitäten zu vergeuden!“
 

Renji sah den Arbeitsberg vor seinem geistigen Auge wachsen. Er zögerte. Wirklich wohlfühlte er sich nicht, einem Kommandanten ‚Nein‘ zu sagen, aber auf der anderen Seite würde er sonst niemals vor Mitternacht fertig werden. Vor allem nicht, wenn er jetzt ein langes Mittagsessen zu sich nehmen würde.
 

„Lass meine Bitte nicht zu einem Befehl werden, Kadett.“
 

„Uh, richtig.“, Renji stand auf. „Zu ihren Diensten, Kommandant.“
 


 

Ukitake ließ Renji die Sachen für das Picknick am See der 13. Einheit tragen. Wenn man die Menge an Dingen betrachtete, die er schleppte, hatte Renji fast erwartet, dass mindestens eine ganze Division ihnen Gesellschaft leisten würde. Allerdings wurde ihm klar, als er die Decke ausgelegt hatte, dass es eine vertrauliche Angelegenheit werden würde. Nur er und der Kommandant.
 

Renji ließ sich unruhig auf der Decke nieder.
 

Vom leichten Geplauder, das Ukitake während ihres Weges aufrecht gehalten hatte, war Renji klar geworden, dass der Kommandant von einer der niederen Adelsfamilien und um einiges älter war, als er aussah. Beide Tatsachen machten Renji nervös. Er wusste nie genau, wie er sich in Situationen verhalten sollte, wenn Vornehmheit und standesgemäßes Auftreten erforderlich waren.
 

Zumindest war es aber ein schöner Tag. Ein Gewitter am frühen Morgen hatte die Hitze und Luftfeuchtigkeit der Woche hinweggefegt. Auch wenn es nun Nachmittag war, war die Luft immer noch kühlend und erfrischend mit dem Duft des Regens. Wasserläufer huschten am Ufer entlang und suchten nach Käfern. Die großen Wolken reflektierten sich in der Oberfläche des ruhigen Gewässers.
 

Als Renji seine Aufmerksamkeit wieder auf das Picknick lenkte, erkannte er, dass Ukitake ihn anstarrte. „Kommandant?“
 

„Also… du bist Shunsuis neustes Projekt?“
 

Ok, das war mehr ein Überfall, als eine Rettung.
 

Renji grübelte kurz, um sich daran zu erinnern, dass ‚Shunsui‘ Kommandant Kyōraku war, allerdings schien es im Kontext offensichtlich zu sein. Was allerdings potenzielle Landmienen sein könnten, wusste Renji nicht. Er war auch nie besonders gut in diesem Katz-und-Maus-Mist. Er mochte es lieber geradeheraus und ohne Verwirrungen.
 

„Ich glaube“, begann er mit einem Achselzucken. „Auch wenn ich keine Ahnung habe, warum.“
 

Eine dunkle Augenbraue hob sich irritiert. „Willst du damit sagen, dass Shunsui dich niemals über seine verrückten Theorien aufgeklärt hat?“
 

Renji runzelte die Stirn. Verrückt? „Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, das hängt davon ab, was sie meinen.“
 

Ukitake lächelte und schüttelte seinen Kopf. Dann entnahm er dem Picknickkorb 2 Bento Boxen und reichte eine Renji. Dieser nahm die Box mit einer kleinen Verbeugung an und wartete, bis der Kommandant seine öffnete und tat es ihm dann gleich.
 

Renji fand Bento Boxen erschreckend. Sie waren eine Art fürchterliches Glücksspiel. Russisches Roulette. Man wusste nie, was man bekommen würde, bis man den Deckel anhob.
 

Oh, verrückt.
 

Onigiri.
 

Ein weiteres Glücksspiel. Jetzt konnte Renji nur noch hoffen, dass die Reisbälle nicht mit etwas zu Scharfem gefüllt waren. Denn selbst er wusste, dass es von außerordentlich schlechten Manieren zeugte, das Essen des Kommandanten auszuspucken und nach Luft zu hecheln.
 

„Shunsui ist von der Idee besessen, dass du vielleicht der neue Kenpachi werden könntest.“
 

Ein Mörder mit wildem Blick? Ein krimineller Verrückter? Außerdem… ‚neu‘? Wie alt musste Ukitake dannsein?
 

Auch Renji hatte einige Gerüchte über Kenpachi Zaraki gehört. Die Schüler der Akademie schienen zweigeteilter Meinung zu sein, ob Zaraki gut für die 13 Hofgarden war. Renji war irgendwie in die Unterstützergruppe gerutscht, aber die Leute sagten ihm immer wieder, dass er das nur tat, weil Zaraki auch nur so einer zwielichtiger Kraftprotz war, wie er selbst.
 

Vielleicht mochte Renji tatsächlich die Idee, dass jemand, der aus Inuzuri stammte, nun Kommandant war. Er hat sie mit Gewalt genommen, das war auch sein Recht gewesen. Es war blutig, aber es war vollkommen legal gewesen. Ein Typ wie Zaraki gab Renji die Hoffnung, dass Blut und Herkunft nicht so wichtig waren, wie die Stärke des Reiatsus oder die Zähigkeit und der Ehrgeiz.
 

„Ist das ein Kompliment?“, fragte Renji und entschied sich endlich, sich vorzubeugen und in das Onigiri zu beißen. Er wurde mit dem süßsauren Geschmack von eingelegten Aprikosen belohnt.
 

Ukitake lachte leise. „Oh, das ist es, mein lieber Junge. Für Shunsui ist es ein Riesiges.“
 

Da Renji nicht wusste, was er darauf hätte antworten sollen, kehrte Stille zwischen ihnen ein. Sie aßen schweigend und Renjis Aufmerksamkeit wanderte wieder zu dem See. Er musste sich immer noch daran gewöhnen, wie schön alles in der Seireitei war. Die violetten-grünen Seerosen trieben auf der Oberfläche und Rohrdommeln jagten in den Tiefen des Gewässers. Ein paar schneeweiße Gänse kreischten geräuschvoll und ließen Wasser aufspritzen, als sie landeten.
 

Dieser Platz war wie in einem Märchen oder wunderschönen Traum.
 

Auch nach 2 Jahren in der Akademie wachte Renji manchmal noch mitten in der Nacht erschrocken auf, weil ihn die Ruhe ängstigte. Dieses Schweigen. In Inuzuri war diese Art von Ruhe immer ein Vorbote von Ärger gewesen. Plötzlich warst du alleine, oder alle hielten die Luft an und warteten, bis die Axt viel. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Es war in der Seireitei sogar noch schlimmer. Denn einer von den beiden, Kyōraku oder Ukitake, hatten wohl gedacht, es sei ein nettes ‚Geschenk‘ ihm ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen. Renji wäre viel lieber von Leuten umgeben. Vor allem nachts, einfach zur Sicherheit. Und nun war es noch nicht mal so sehr die Stille, die ihn weckte, sondern jedes Knarzen, jedes Rasseln oder jeder Schrei einer Nachteule. Es hatte ihn einige Tage gekostet, sich die Parole der Patrouille zu merken, welche idiotischerweise immer dieselbe blieb. Aber dennoch war er froh über ihre Gewohnheiten, denn es bedeutete auch, dass wenn die Wachen ihren üblichen Gang an seinem niedrigen Fenster vorbei machten, er zumindest dann ein wenig Schlaf fand.
 

"Gefällt es dir hier?", fragte Ukitake. "Du wirkst so angespannt."
 

"Nehmen sie mich auf den Arm? Ich liebe diesen Ort. Alles an ihm. Das ist der beste Ort, an dem ich bisher war.", antwortete Renji ehrlich. "Ich muss mich nur noch, sie wissen schon, daran gewöhnen."
 

Es würde seine Zeit brauchen, aber irgendwann würde sein Hirn schon herausbekommen, welche Art von Geräuschen normal war und welche nicht. Auch, wenn er bisher noch nicht richtig angekommen war, würde er diesen Ort niemals aufgeben. Er hatte vielleicht seine Scherze darüber gemacht, mit einem Schwert und seinen Fähigkeiten zurück nach Inuzuri zu gehen, aber er würde lieber sterben, als auch nur eine Straße aus diesem Höllenloch wiederzusehen.
 

"Alles?", fragte Ukitake scherzhaft. "Auch die Schreibarbeit?"
 

"Uh... also...", lächelte Renji matt. "Ehrlich gesagt hat es auch manchmal seinen Reiz. Es gibt gute und schlechte Situationen, aber ich lerne viel darüber, wie alles in der Soul Society läuft. Auf eine verrückten und schnellen Art."
 

"Hmm", machte Ukitake, als er an einem Getränk aus Basilikumwurzeln nippte. Er fuhr fort, nachdem er gedankenverloren fertig gekaut hatte. "Vielleicht haben wir dir aus Versehen die Schlüssel zu diesem Reich gegeben. Eine ambitionierte Person könnte lernen, uns alle zu unterwerfen, wenn er eines Tages entscheidet, uns Toilettenpapier und frische Socken zu verweigern."
 

Renji nickte ernst. "Unterschätzen sie niemals die Macht des Sekretariats."
 


 

Als sich Shunsui in dieser Nacht ins Bett begab, bekam er von Jūshirō einen leichten Kuss auf die Lippen. "In Ordnung. Dieses Mal hast du gewonnen. Der Junge ist sehr charmant, in seiner eigenen Art und Weise."
 

"Und", begann Shunsui mit einem Lächeln und stupste spielerisch Jūshirōs Nase an. "Ich habe gehört, dass er das Zeug zu einem anständigen Adjutanten hat.“
 

Jūshirō rollte mit seinen smaragdgrünen Augen und seufzte. „Natürlich hast du das bereits gehört. Muss ich dir überhaupt noch erzählen, dass ich so langsam warm mit ihm werde?“
 

„Nein.“, sagte der Braunhaarige mit einem liebevollen Lächeln. „Aber ich höre es dennoch gerne.“
 

„Sag mir, warum liebe ich dich überhaupt so sehr?“
 

„Es sind meine Persönlichkeit und mein gutes Aussehen.“, lachte Shunsui. Dann legte er seine Hände sanft an Jūshirōs Unterkiefer und küsste ihn leidenschaftlich. „Und ich bin unglaublich im Bett.“
 

„Ja, das wird es sein.“

A Case of Mis-Drunken Identity

Renji empfand das Arbeiten als Praktikant bei Kommandant Ukitake sonderbar unangenehm. Das Problem war, dass der Kommandant der 13. Einheit einfach, verdammt noch mal, zu nett war.
 

Es kam ihm fast so vor, als würde der Kommandant, immer wenn Renji gerade dabei war, Fortschritte bei der Schreibarbeit zu machen, hineinkommen, um ihn aufzufordern ein bis zwei Stunden Pause zu machen, um das Gelände zu erkunden.
 

Meistens lächelte Renji und stimmte zu, ging aber nur so lange, um Essen zu bekommen oder ein kurzes Nickerchen zu halten. Er hatte sich ein besonderes Ziel für sein Praktikum gesetzt: Den Papierberg bewältigen, bevor der Sommer vorbei war. Renji arbeitete an diesem Projekt, wie er jedes seiner Ziele in Angriff nahm. Mit allem, was er aufbringen konnte. Soweit es ihn betraf, war das ein totaler Krieg. Er würde die Papierarbeit bezwingen oder blutend untergehen, während er immer noch seinen Arm schwang.
 

Tatsächlich begann Renji mittlerweile, sich Ukitake als seinen Feind vorzustellen. Ein lächelndes und freundliches Hindernis für seine Ambitionen.
 

Und heute... ließ der Kommandant die Schlacht eskalieren.
 

Renji hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, um diesen enormen Haufen Formulare zum Büro des Generalkommandanten zu schicken. Und das noch in der Frist! Er war lächerlich Stolz drauf, vor allem wenn man bedachte, wie trivial das Ganze war. Sein großer Plan um seinen Erfolg zu feiern, war, ein schnelles Mittagsessen und einen starken Tee von der Mensa zu besorgen. Dann würde er endlich den Kram in Angriff nehmen, den er gedanklich als 'extrem bizarrer und komplizierter Scheiß' abgestempelt hatte. Auf den Grund des Stapels 'bizarr/kompliziert' zu kommen, schien für ihn ein riesiger Fortschritt. Allerdings war Renji auch ein wenig besorgt darüber, wie aufgeregt er war, dass er diesen Stapel nun endlich erreicht hatte.
 

Als er jedoch zurück zum Büro kam, mit seiner Teeschale in der einen und einen Topf Reisbrei in der Anderen, musste er feststellen, dass die Tür verschlossen war.
 

Renji stand vor der Reispapiertür und starrte sie für ein paar Augenblicke dumm an. Er nahm einige Schlucke vom Reisbrei und dem Tee. Dann versuchte er erneut die Tür mit der Schulter aufzuschieben. Sie rührte sich immer noch nicht. Er trank mehr Tee und dachte nach. Dann trat er gegen die Tür. Immer noch nichts. Renji wusste noch nicht einmal, dass diese Tür ein Schloss hatte, sonst hätte er es schon längst benutzt, um Ukitake und andere Störenfriede draußen zu halten.
 

Er stellte den Tee und den Reis ab und legte beide Hände auf das Holz mit der Intention, kräftig zu ziehen. Aber sobald er seine Handflächen auf den Holzrahmen gelegt hatte, spürte Renji Kidō. Jemand hatte einen Zauber verwendet, um ihn draußen zu halten.
 

Das konnte nur dieser verdammte Kommandant mit seiner störenden Idee von 'Nettigkeit' gewesen sein.
 

Er nahm beide Schalen in die Hand und stürmte den Gang entlang.
 

Immer, wenn Ukitake sich gut fühlte, war natürlich die Tür zu seinem Büro offen. Er war eben diese Art von Typ.
 

Er blickte um die Ecke des Türrahmens. Ukitake kniete auf einem Kissen hinter seinem Schreibtisch. Jemand, vermutlich einer seiner 3. Offiziere, die ihn anhimmelten, hatte eine Vase mit frischen Sommerblumen hingestellt. Ukitake schien gefallen daran gefunden zu haben, diese kunstvoll zu arrangieren. Währenddessen ignorierte er die Formulare, die seine Unterschrift brauchten und Renji vor einigen Stunden auf den Schreibtisch gelegt hatte.
 

Sein Vizekommandant, Kaien Shiba, saß ihm gegenüber und sie lachten über Scherze. Shiba irritierte Renji, wenn möglich, sogar noch mehr als der Kommandant selbst. Ihr erstes Aufeinandertreffen lief alles andere als glatt. Shiba hatte ein paar 'Klugscheißer-versucht-lustig-zu-sein'-Sprüche gebracht, wie zum Beispiel, dass Renji ihn auch 'Kommandant' nennen könnte, da Ukitake oft nicht anwesend war. Renji hatte vergessen zu lachen. Stattdessen hatte er versucht, nicht zu knurren. Die ganze Zeit hatte ihm Shiba auf den Rücken geklopft und Renji dachte nur, dass er diesen Idioten erst Kommandant nennen würde, wenn er auch das Reiatsu hatte, das für so einen Titel notwendig war.
 

Das war genau das Problem von Shiba. Zumindest in Renjis Augen. Er schien alle Privilegien haben zu wollen, die der Rang mit sich brachte, aber keine Verpflichtungen. Der Vizekommandant schien alles in der Division zu machen, nur nicht, sich wie ein richtiger Adjutant zu verhalten. Er war ja noch nicht mal beschämt darüber, dass Ukitake Renji, einen Kadett im zweiten Jahr, eingestellt hatte, damit er sich um Shibas Arbeit kümmerte.
 

Und nun musste er mit seinen Gegnern zusammenarbeiten.
 

Kommandanten und Vizekommandanten sind Bestien, dachte Renji.
 

Vielleicht hatte er die Spitzen in Renjis Reiatsu gespürt. Jedenfalls blickte Ukitake auf und lächelte. Natürlich. Er lächelte immer. „Ah, unser Lieblingskadett.“, sagte er und winkte ihn heran. „Komm rein.“
 

„Yeah, Abarai.“, sagte Shiba. „Komm und trink ein bisschen Tee.“
 

„Nein, vielen Dank, Vizekommandant. Ich habe bereits Tee. Es ist nur so, naja, irgendjemand hat mich ausgesperrt.“, sagte Renji geradeheraus, ohne den Raum zu betreten. „Ich muss da wieder rein. Ich mache gerade wirklich Fortschritte.“
 

Ukitake runzelte die Stirn und schob die dicken, dunklen Augenbrauen zusammen. Er steckte einen Stil in die schmale Vase und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Renji. Aber du arbeitest zu viel. Ich lasse dich nicht in das Büro. Nicht vor dem Wochenende.“
 

„Das Wochenende?“, stammelte Renji. „Aber... Aber, Kommandant! Es ist erst Donnerstag! Was soll ich denn 4 ganze Tage lang machen?“
 

Und dachte der Kommandant überhaupt daran, wie viel mehr von dem Scheiß sich über diese vier verdammten Tage ansammeln würde?
 

Ukitake zuckte leicht mit den Achseln und verschob die Blumen etwas. „Es gibt so viel zu sehen und zu tun in der Seireitei, Renji! Oder du könntest wenigstens einmal entspannen. Geh zu den heißen Quellen der Kuchikis. Schau dir die Theatergruppe der 4. Einheit an. Ziehe eine Nacht um die Häuser. Finde einen neuen Freund.“
 

„Das ist eine gute Idee. Es gibt da einige tolle Bars, Kumpel.“, fügte Shiba hinzu. „Ich kann dir eine Liste von den Bars geben, wo die Mädels abhängen.“
 

Renji konnte nicht glauben, dass 2 Offiziere der 13 Hofgarden gerade einem Kadett der Akademie gesagt hatten, er soll sich besaufen und eine Frau abschleppen. Renji schüttelte vehement den Kopf. „Ich brauche keine beknackte Liste von Seireiteis tollsten Orten. Ich muss noch Sachen erledigen.“
 

„Whoa, pass auf dein Benehmen auf, Junge.“, sagte Shiba und wollte schon aufstehen.
 

Renji war bereit, in den Raum zu kommen und Shiba mal richtiges Benehmen zu zeigen, als Ukitake seine Hand hob. „Nein, nein. Es ist in Ordnung, Kaien. Renji ist nur außerordentlich stur und seinem Praktikum ergeben. Für ihn ist das Konzept der Freizeit wohl noch etwas schwierig.“
 

Shiba lachte bei dieser Idee auf und lehnte sich zurück. „Du bist einer dieser Typ-A-Spaßbremsen, was? Also, Abarai, dann solltest du vielleicht bei 'Spaß' an ein Forschungsprojekt denken oder so.“
 

Renji biss die Zähne aufeinander. Ich werde keinen Offizier vor dem Abschluss umlegen, startete ein inneres Mantra. Ich werde keinen...
 

„Das könnte dir gut tun.“, erwiderte der Kommandant fröhlich und steckte ein wenig Farn zwischen die Blumen. „Es gibt keinen Grund, deinen Kopf weiter gegen die Wand zu schlagen.“
 

Renji schnaubte lange. „Ich denke, sie unterschätzen meinen Willen, meinen Kopf weiter anzuschlagen, Kommandant.“
 

„Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass ich dich vollkommen verstehe.“, gab Ukitake zurück. „Und aus diesem Grund habe ich einen Riegel davor geschoben. Also falls du in Erwägung ziehst, mit Gewalt in dein Büro einzubrechen, vergiss es. Der ganze Raum wird von starkem Kidō umgeben."
 

Ich wusste es. Kidō, warum muss es ausgerechnet Kidō sein... Renji sah sich gezwungen, seine Niederlage mit einem kurzen Beugen des Kopfes einzugestehen. "In Ordnung. Aber würden sie mir vorher einen Gefallen tun, Kommandant?"
 

"Welchen?"
 

"Unterschreiben sie das Zeug, was ich ihnen dagelassen habe? Bitte, Kommandant. Ich kann sie dann mitnehmen und dann... in 'Urlaub' gehen, wenn sie darauf bestehen."
 

"Das werde ich.", sagte Ukitake fest. Er ließ seinen Blick über seinen Tisch gleiten, bis er den kleinen Stapel Formulare unter einer gemalten Gänseblume fand. "Das mache ich für dich, aber du musst mir auch ernsthaft das Versprechen geben. Versuch wenigstens, die Zeit zu genießen."
 

Renji betrat nun endlich den Raum. "Ja, in Ordnung, Kommandant. Das verspreche ich.", sagte er widerwillig.
 


 

Kaien blickte Renji hinterher, als dieser ging. Dann drehte er sich zu seinem Kommandanten. "Wohltätigkeitsfall?"
 

"Hmm?", Ukitake beendete sein Blumenarrangement und setzte sich seitlich an den Tisch. "Oh, du meinst Renji? Nein, nicht wirklich. Er ist Shunsuis neuste Kuriosität."
 

Kaien versuchte, nicht schockiert auszusehen, allerdings hatte er sich an seinem Tee verschluckt und musste husten. Hatte gerade sein Kommandant beiläufig erwähnt, dass Kommandant Kyōraku angefangen hatte, sich Akademie-Lustknaben anzuschaffen? „Shunsuis? Sollte er sich dann nicht bei der 8. rumtreiben?“
 

Ukitake kräuselte die Lippen. Kaien hatte schon gemerkt, dass der Kommandant dies immer tat, wenn jemand eine präzise Frage über die Dinge stellte, die Leute in der 8. Einheit taten. Der Weißhaarige beschäftigte sich damit, die Stiele und abgeknipsten Blätter von seinem Tisch zu entfernen. „Er ist hier gut aufgehoben. Wir haben was für ihn zu tun, dank deinem 'Opfer'.“
 

„Ja, es ist eine echt fürchterliche Aufgabe, die sie mir gegeben haben, Kommandant. Kein Schreibkram, wenn sie krank sind. Wir sollten den Jungen vielleicht Vollzeit beschäftigen. Ich könnte mich an ein Leben mit so viel Freizeit gewöhnen.“
 

Ukitake lächelte, auch wenn es ein wenig schmerzerfüllt aussah. „Vollzeit? Er ist ein wenig zu drastisch für uns, findest du nicht?“
 

Kaien deutete mit dem Daumen in die Richtung, in die Renji gegangen war. „Er? Du musst etwas gesehen haben, was ich nicht bemerkt habe.“
 

Der Kommandant nippte gedankenverloren an seinem Tee und hielt die Schale mit beiden Händen fest. „Du müsstest bereits festgestellt haben, woher er kommt...“
 

„Schwierig, es nicht zu bemerken.“, grunzte Kaien. „Wir haben immer eine Wache zu Hause aufgestellt, für diese Sorte von Typen.“
 

„Nun ja.“, sagte Ukitake und blickte ihn warnend an. „Renji macht sich überraschend gut mit den Aufgaben, die wir ihm überlassen haben. Besonders, da... ich bin mir nicht sicher, ob er vor eineinhalb Jahren bereits Lesen und Schreiben konnte. Ich habe gesehen, dass er immer ein Lexikon dabei hat, aber er schafft es trotzdem, all die Arbeit zu erledigen.“ Ukitakes Augenbrauen zogen sich irritiert und perplex zusammen. „Mit einem großen... Elan.“
 

Kaien lachte sanft über das Unbehagen seines Kommandanten. Ukitake war ein typischer Wasser-Typ. Alles Hitzige ließen ihn etwas panisch werden. Alles außer die Liebe seines Lebens, Kommandant Kyōraku, natürlich. Kaien schüttelte den Kopf. „Elan, ja? So nennst du das? Ich würde es eher mürrisch nennen.“
 

„Ja, er ist wirklich überraschend fokussiert für einen Kadetten.“
 

„So sind Leute aus Inuzuri.“, sagte er mit einem geringschätzigen Achselzucken. „Die sind alle so.“
 

„Also... musste deine Familie mit Leuten klarkommen, die von so weit außerhalb kamen?“
 

Kaien konnte die tief liegende Irritation in Ukitakes Frage hören. Der Kommandant schien immer unglaublich fasziniert über das Leben außerhalb der Tore der Seireitei zu sein, aber auch besonders an Kaiens Clan. Den Shibas. „Unser Haus bewegt sich. Zufällig. Und meine Schwester hatte immer, sagen wir, einen interessanten Geschmack, was Freunde anging. Diese Gangster aus Inuzuri schienen sie immer mit besonders verrückten und höchst illegalen Feuerwerken um den Finger zu wickeln. Es sind so viele tätowierte Kriminelle durch unser Haus marschiert, als ich aufgewachsen bin. Es war schon nicht mehr lustig. Es ging sogar so weit, dass ich die individuellen Blöcke innerhalb einzelner Distrikte am Dialekt und Slang erkennen konnte.“
 

„Und was kannst du mir über Renji sagen?“
 

Kaien nahm einen Schluck Tee. „Ehrlich? Ich bin schon etwas überrascht, dass jemand aus seiner Region es so weit gebracht hat. Die meisten sind in seinem Alter schon tot.“
 

Ukitake war völlig entsetzt. Er setzte die Schale behutsam ab. Seine Augen waren geweitet und sein Gesicht fahler, als sonst. „Das meinst du nicht ernst.“
 

Natürlich wollte der gutherzige Kommandant nicht glauben, wie das Leben wirklich im Rukongai war. Die Bedingungen, unter der Kaien aufgewachsen war, würden Ukitake vermutlich schon schocken. Aber im Vergleich zu diesem Inuzuri-Jungen hatte er ein reichhaltiges und prunkvolles Leben geführt. „Kommandant, der Junge kann froh sein, dass er nicht einen ernsthaften psychischen Schaden davongetragen hat, bei dem, was er vermutlich alles erlebt hat.“
 


 

Die Idee, sich in eine heiße Quelle zu begeben, gefiel Renji. Aber er musste feststellen, dass er ausgegrenzt wurde.
 

Eine extrem lange List von Regeln, die vor dem Badehaus der Kuchikis aushingen, beinhaltete: „Keine auffallenden Tattoos.“ Ganz am Schluss war in feiner, handschriftlicher Kalligrafie ergänzt worden: Niemand von der 11. Einheit, ohne verantwortungsvoller, erwachsener Aufsicht, erlaubt. (Nein, euer Kommandant zählt NICHT, die Betonung liegt auf 'verantwortungsvoll'. Ebenso euer Vizekommandant, auch wenn sie wesentlich verantwortungsvoller ist, sie ist nicht erwachsen.)“
 

Ein Passant sah Renji, mit Handtuch und Baderobe, vor dem Bild stehen und lachte höhnisch. „Hast du Probleme die großen Buchstaben zu lesen, Soldat? Es sagt, niemand von der 11. Einheit.“
 

Renji zuckte mit den Achseln und entschied sich, es als Kompliment zu nehmen, dass er tatsächlich für einen Offizier gehalten wurde. „Und wo soll ich denn dann ein Bad nehmen?“
 


 

Trotz des Labyrinths aus Straßen, konnte Renji ein anderes Badehaus in der Seireitei finden. Scheinbar reichte es, ihn nur mit einem Handtuch und einem verirrten Ausdruck im Gesicht zu sehen, dass die Leute ihm mit den Fingern den richtigen Weg zeigten. Der Angestellte des Badehauses blinzelte noch nicht einmal beim Anblick seiner Tattoos und erklärte ihm mit gelangweilter Stimme, dass es nicht ratsam sei, zu versuchen, seine Kollegen mit einem der Duschschläuche zu erwürgen. Und, dass sich die Einrichtung aufgrund solches Verhaltens 'keine schönen Dinge anschaffen konnten'.
 

Als er Renji sein Wechselgeld zurückgab, schaute der Angestellte den Rothaarigen irritiert an. „Du bist alleine?“
 

„Ja, das ist doch ok, richtig? Ich brauche keinen 'verantwortungsvollen Erwachsenen', oder?“
 

Der Angestellte lachte. „Hast versucht, dich wieder in die heißen Quellen zu schleichen, was? Nein, es ist nur... naja, ich sehe deinesgleichen normalerweise nur in größeren Gruppen.“
 

Seinesgleichen? Ganz klar dachte er, dass er zur 11. Einheit gehöre. Renji war sich immer noch nicht sicher, was es über ihn aussagte. „Ähm“, Renji zuckte mit den Achseln. „Ich möchte nur ein ruhiges Bad.“
 

„Na dann.“, sagte der Angestellte und schaute auf die Uhr. Es war noch früher Nachmittag. „Du bist früh aufgestanden.“
 

Die Umkleide war bedeckt mit außergewöhnlich groben Schmierereien. Es war viel davon sexuell, aber auch eine große Menge an Morddrohungen oder Verleumdungen der Männlichkeit diverser Personen waren darunter.
 

Man, dachte Renji. Es ist wie zu Hause. Die Fähigkeit zu buchstabieren ist ungefähr gleich.
 

Natürlich gab es keine heiße Quelle, aber das Becken war groß und genau das, was Renji nach einer Nacht in seinem toilettenhäuschengroßen Büro der 13. Einheit brauchen konnte. Er lehnte mit den Armen am Beckenrand und ließ seinen Kopf nach hinten fallen. Er starrte mit leerem Blick auf ein Schild, was vielleicht einmal „Kein Unfug“, geheißen hatte. Nun war es aber so beschmiert, dass es ein schlechtes Wortspiel mit einem Ungeheuer ergab.
 

20 Minuten später waren Renjis Zehen schrumpelig und er überlegte, ob es so langsam Zeit war, das Badehaus zu verlassen, als er eine verärgerte Welle spiritueller Energie wahrnahm. Er war mit nichts zu vergleichen, was er bisher erlebt hatte. Es hatte eine ähnliche Intensität wie die bei Byakuya Kuchiki, aber sehr viel weniger kontrolliert. Renji fühlte sich, als würde ihn eine gigantische Hand an seinem Platz halten, während das Gebäude wackelte und schwankte.
 

Dann war es weg.
 

Renji war gerade wieder zu Atem gekommen, als dieser massive Druck von dem Gefühl von ungefähr einem Dutzend rollender Felsbrocken ersetzt wurde. Welche auch noch in seine Richtung kamen. Eine Art Lawine aus Reiatsu. Dieses Gefühl wurde von Rufen begleitet.
 

„Was meinst du damit, dass ich mein Hōzukimaru nicht mitnehmen darf?"
 

"Es tut mir Leid, mein Herr.", hörte er die Stimme des Angestellten. "Aber unsere Regeln sagen, keine Waffen."
 

Renji konnte die Gruppe nun sehen. 6 Männer drückten und drängten sich in Richtung des Wassers. Alle außer einen schob Renji sofort in die Kategorie 'Schläger'. Die Ausnahme war ein schlanker Mann mit einem schwarzen Bob, der ihm bis über die Ohren ging. Außerdem hatte er an einem Auge noch etwas, das wie Federn aussah.
 

Sie alle nickten Renji zur Begrüßung zu und sprangen dann ins Wasser, obwohl die Schilder ganz klar 'Nicht vom Beckenrand springen' sagten. Wieder einmal war der Hübsche die Ausnahme. Dieser wartete geduldig, bis sich das Wasser beruhigt hatte und nahm dann vornehm die Stufen.
 

Durch das Becken stiefelte nun ein muskelbepackter Kerl mit Glatze. Trotz der Tatsache, dass er vollkommen nackt war, trug er ein Zanpakutō in einer Hülle über seiner Schulter. Der sichtlich nervöse Angestellte war ganz in seiner Nähe. "Herr, bitte. Ihre Waffe muss im Umkleideraum bleiben."
 

Der Glatzkopf deutete mit der Spitze seiner Waffe auf die Liste an der Wand. "Die sagt: Waffen."
 

"Ja, aber es hieß einmal 'keine Waffen'."
 

"Nicht mein Problem. Sie sagt 'Waffen'. Das ermutigt."
 

"Tut es das?", rief ein anderer Typ und planschte dabei im Becken. Er hatte ein Tattoo von einem Tigergesicht über seinem kompletten Rücken. "Scheiße, ich hab die Wasserpistole in der Baracke vergessen!"
 

Renji fragte sich ernsthaft, was eine 'Wasserpistole' war, aber er war sich sicher, dass es das Beste sei, es nicht herauszufinden.Geschickt wich er einem Ellbogen aus, denn neben ihm versuchten sich, 2 gegenseitig zu ertränken.
 

"Weißt du Ikkaku, ich glaube kaum, dass der Wasserdampf Hōzukimaru gut tut.", fing der hübsche Schwarzhaarige an, der sich Renji gegenübergesetzt hatte. "Du könntest überlegen, ihn zumindest einmal zurückzulassen."
 

"Was?", schnaubte Ikkaku. "Auf welcher Seite bist du, Yumichika?"
 

Renji musste einen Typen zur Seite schieben, der ihn sonst aus Versehen oder absichtlich eine Kopfnuss verpasst hätte. "Oi, bist du betrunken oder so etwas?"
 

Sein Gegenüber grinste in mit mehreren Zahnlücken an und machte ein Zeichen mit den Fingern, welches Renji als 'ein bisschen' erkannte.
 

Das war genug. Renji entschied sich, dass sein Verschwinden lange überfällig war. Würde er noch länger hier rumhängen, würde es in einer Massenschlägerei ausarten. Egal ob er es wollte oder nicht. Also zog er sich selbst am Rande des Beckens aus dem Wasser.
 

"Hey du! Zurück ins Wasser! Wir können jetzt noch nicht gehen.", rief Ikkaku Renji hinterher. "Wir sind gerade erst gekommen."
 

"Was? Hör zu, ich gehöre nicht zu euch.", Renji schaute zum Angestellten und hoffte auf ein wenig Unterstützung oder eine Bestätigung. "Ich bin vor einer halben Stunde hergekommen."
 

Der Angestellte zuckte mit den Schultern und trat langsam den Rückzug von dieser ganzen Szene an, hatte dabei seine Hände gehoben. "Tut mir leid, Junge.", meinte er zu Renji entschuldigend. "Er ist dein Vorgesetzter. Da möchte ich nicht involviert werden."
 

"Aber...", begann Renji, war sich aber nicht sicher, wie er erklären sollte, dass diese Trunkenbolde weder in seiner Einheit noch er ein Offizier war.
 

Ikkaku starrte Renji finster an. Renji spürte, wie das enorm kraftvolle Reiatsu ihm bei jedem Wort durchbohrte. "Zurück. Ins. Wasser."
 

Was hätte er tun sollen? Er ließ sich wieder seufzend ins Wasser gleiten. "Ja, Sir."
 


 

3 Striemen und ein zerstörter Wasserhahn später war es Renji endlich erlaubt, dem Rest der Truppe in die Umkleidekabine zu folgen. Der Typ mit dem Tiger-Tattoo hatte einen Arm um ihn gelegt und erklärte ihm im Suff, dass sie jetzt Kameraden seien, da Renji Tigerstreifen auf dem Arm trug. "Ja.", nuschelte er. "Ich und... Wie heißt du noch mal?"
 

Noch mal? Niemand hatte sich bisher darum gekümmert, mich nach meinem Namen zu fragen. "Abarai. Renji Abarai."
 

Yumichika lehnte gegen einen der Spinde. Er hatte ein Handtuch um seine Hüfte geschlungen und ein weiteres kunstvoll um sein Haar gewickelt. Er runzelte die Stirn und tippte mit einem Finger gegen seine Lippe. "Abarai? Wann hast du dich eingeschrieben?"
 

Er nahm seinen blauen Akademie-Hakama aus seinem Spind und hielt ihn hoch. „Schaut. Ich hab’s nicht. Das versuche ich euch seit eineinhalb Stunden zu erklären.“
 

Ikkaku griff nach Renjis Hose. „Ein Kadett?“ Er schob Renji beiseite und schaute in den Spind, als würde er nach etwas suchen. „Nie im Leben!“
 

Vielleicht war es die vorherige Drängelei oder ein alter Inuzuri-Instinkt, sein weniges Hab und Gut zu beschützen. Aber Renji vergaß sich und schob Ikkaku grob mit seiner Schulter zurSeite. „Oi, Hände weg von meinen Sachen!“
 

Sie rangen für eine gute Minute miteinander, bis ein paar der anderen Typen sie auseinanderzogen. Renji wehrte sich dagegen, als Ikkaku wieder anfing, seine Sachen zu durchwühlen. „Wonach suchen sie überhaupt?“, fragte Renji, seine Stimme kratzig vom Unterarm, welcher sich um seine Kehle geschlungen hatte.
 

„Dein Zanpakutō“, grummelte Ikkaku.
 

„Sagt mir, wenn sie es finden.“, sagte Renji und entspannte sich ein wenig. Obwohl dies schwierig für ihn war, da sich von allen Seiten nackte Haut an ihn presste, ihn immer noch zurückhielt. „Ich warte schon darauf, zu sehen, wie es aussieht.“
 

„Es ist wirklich nicht da.“, sagte Ikkaku irritiert, als Renjis Sachen zerrissen auf dem feuchten Boden lagen. Ikkaku stand nackt da, die Hände in die Hüften gestemmt und runzelte über das Chaos die Stirn, als würde er erwarten, es doch noch zu sehen. „Ich war mir sicher.“
 

„Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, Sir.“, sagte Renji. „Kann mich jetzt mal jemand loslassen?“
 

Ikkaku winkte sie fort und setzte sich deprimiert auf die Bank. „Du bist wirklich ein Kadett? Du machst sicher bald deinen Abschluss.“
 

Renji rieb sich den schmerzenden Nacken und hockte sich hin, um sein Shitage vom Boden zu heben. Sie machte dabei ein feuchtes, schmatzendes Geräusch. „Ich weiß es nicht.“, gab er zu, während er den Schaden versuchte zu beurteilen. „Ich gehe jetzt in mein drittes Jahr. Ich glaube, ich könnte es austesten, aber es hat sich noch keine Gelegenheit ergeben.“
 

„Ein Zweitsemestler?“, grübelte Yumichika und richtete sein Haar. „Also noch ein Baby.“
 

„Hey.“, sagte Tiger-Tattoo. „Beleidige meinen Kumpel nicht. Er ist zäher als die Hälfte der Ranglosen. Nicht wahr?“
 

Renji bekam einen weiteren Schubser gegen den Rücken, gerade in dem Moment, als er aufstehen wollte und wäre dadurch beinahe mit der Wand kollidiert. Wie von selbst schob sich sein Fuß zu einem Vergeltungstritt nach vorne.
 

Er traf Tiger-Tattoo am Schienbein, er nahm es mit Humor und grunzte. „Seht ihr! Ich sagte doch, dass er einer von uns ist!“
 

„Nur, weil du immer noch von letzter Nacht besoffen bist!“, schnaubte der Kopfnuss-Verteiler mit Zahnlücken.
 

„Was zum Teufel wanderst du ohne Aufpasser durch die Gegend, Junge?“, wollte Ikkaku wissen, während die anderen beiden sich darüber stritten, wer betrunkener war.
 

Ikkaku blickte Renji an, während dieser seine Kleidung vom Schmutz des Bodens befreite. Dann zog er sich die Shitage über und band sie an den Seiten zusammen. „Befehle befolgen.“
 

„Du hast Befehle, uns Ärger zu machen?“
 

„Nein, Sir.“, Renji zog sein Hakama an. „Ich habe den Befehl, das Wochenende freizunehmen und ein bisschen Spaß zu haben.“
 

„Heh!“, machte Ikkaku und grinste so breit, dass es Renji eiskalt den Rücken hinunter lief. „Dann werden wir besser mal dafür sorgen, dass du das auch hast.“
 


 

Am Montagmorgen, zurück in der 13. Einheit, saß Renji an einem überfüllten Tisch in der Kantine und kaute auf etwas herum. Er war sich nicht sicher, was es war, aber es ging als Nahrung durch und war somit gut genug. Der Tee war willkommen stark.
 

Vizekommandant Shiba winkte ihm kurz zu, als er an dem Tisch vorbei ging, stoppte dann aber und schaute noch einmal hin. Die beiden 3. Offiziere wären beinahe in ihn hineingelaufen, als der Vizekommandant so kurz vor ihnen anhielt. Er deutete auf seine Stirn. „Du hast da was im Gesicht, Abarai.“
 

„Ja, neue Tattoos.“, sagte er. Sie passten zu den neuen Arbeiten auf seiner Brust und über seinem Hintern. Letzteres juckte wie verrückt.
 

„Oh, uh...“, Shiba wusste nicht, was er sagen sollte. Denn seine Worte hörten sich mehr wie eine Frage an. „...nett? Du hattest also ein gutes Wochenende?“
 

„Ich habe keine Ahnung, Vizekommandant. Keine Ahnung.“

Hair of the Dog

Bereits am Nachmittag war Renji den ganzen irritierten Gesichtern, die an seinem Büro entlang marschierten, überdrüssig geworden. Es gestaltete sich diesen Morgen sogar sehr schwer, seine Arbeit auszuführen. Besonders nachdem er vor den gesetzten Offizieren gestanden hatte. Er hatte es mittlerweile aufgegeben, irgendetwas zu schreiben und las nun diverse Dinge nach, während er hinter seinem Tisch stand. Zumindest reichte es in dieser Position, nur aufzuschauen und zu nicken, oder wenn jemand mit hohem Rang vorbei gekommen war, warten, bis dieser ihm den Befehl zum Weitermachen gab. So balancierte er nun einen dicken Wälzer in der einen Hand und eine Schale Tee in der Anderen.
 

Er war sich ziemlich sicher, dass die höheren Ränge nun bereits seine Augenbrauen-Tattoos zu Genüge begutachtet hatten. Außer vermutlich diese dummen 3. Offiziere, denn die schienen sie unendlich komisch zu finden und schlenderten regelmäßig kichernd an ihm vorbei.
 

Ich werde keinen Offizier vor dem Abschluss umlegen. Ich werde keinen..., startete er wieder sein stilles Mantra, als Kiyone Kotetsu erneut eine Ausrede gefunden hatte, um den Gang hinunterzukommen. Er ließ das Buch sinken und stellte sich gerade hin. „Ma‘am“ sagte er in Anerkennung ihres Ranges, aber sie giggelte nur und huschte davon.
 

Sie giggelte.
 

Verdammte scheiße, wenn sie das schon so unglaublich lustig findet, sollte sie erst einmal die auf meinen Arsch sehen.
 

Renji trank die letzten paar Schlucke seines Tees seufzend aus. Vielleicht seufzte er auch deswegen, weil er einfach nur versuchte zu lesen, während sein Kopf noch ein wenig vom langen Wochenende mit den Jungs von der 11. Einheit benebelt war. Man, diese Soldaten wussten wirklich, wie man feierte. Renji konnte immer noch nicht glauben, dass sie ihn überredet hatten, die Seireitei zu verlassen und zurück in den Rukongai zu gehen. Das war etwas, was er sich geschworen hatte nur zu tun, wenn er den Befehl dazu hatte.
 

Aber leider hatte es keinen guten Tätowierer innerhalb dieser Mauern gegeben.
 

„Oh, bei allen Gottheiten! Es ist wahr.“
 

Renji schaute auf und sah Kommandant Ukitake, der neugierig wie ein Schuljunge, um die Ecke der Tür starrte. Seine langen, schneeweißen Haare fielen gerade hinunter, parallel zum Holzrahmen der Tür.
 

Schnell ließ Renji das Buch hängen und straffte seine Schultern. „Kommandant!“
 

Es war immer eigenartig für Renji, wie sich Kommandant Ukitake an ihn heranschleichen konnte. Der Rothaarige war ziemlich gut darin geworden, das Reiatsu anderer Personen aufzuspüren. Aber irgendwie schaffte es der Kommandant, völlig unter Renjis Radar zu verschwinden. Es war nicht der Mangel an Kraft, denn einmal hatteer Ukitakes spirituellen Druck spüren können und der war schwer zu verfehlen: Es war, wie auf der glatten Oberfläche eines bodenlosen Sees zu treiben. Es fühlte sich an, als würde alles unter ihm zu bröckeln beginnen und tiefer und tiefer nach unten fallen.
 

Der Kommandant winkte Renjis Förmlichkeit hinweg. „Entspann dich bitte.“, er trat nach vorne auf die Türschwelle und lächelte irritiert. „Ich kam nur hierher, um zu sehen, worüber sie alle redeten… Und dir ein bisschen Tee zu bringen.“ Dabei hob er die Schale in seinen Händen hoch, als müsse er es beweisen. „Etwas aus meinem privaten Vorrat, bei dem ich dachte, dass du es heute Morgen vielleicht brauchen könntest.“
 

Als er den engen Raum betrat, stellte er die Schale auf einen freien Platz auf Renjis Tisch. Renji konnte den starken Maronen-Duft noch von dem Platz aus riechen, an dem er stand. „Vielen Dank, Kommandant. Aber das brauchen sie nicht für mich tun.“
 

„Oh, aber ich fühle mich furchtbar verantwortlich.“, sagte Ukitake und setzte sich in den Seiza.
 

Renji folgte dem Beispiel schnell, aber da er wusste, dass er in dieser Position nicht lange aushalten würde, setzte er sich direkt in den Schneidersitz. Er nahm den Tee und probierte. Oh! Stark und kräftig. Er konnte förmlich spüren, wie er sofort die Spinnweben von seinem Hirn pustete.
 

Ukitake lächelte wissend bei Renjis Reaktion. „Ja, er ist gut, nicht? Shunsui schwört auf ihn, wenn… öhm, naja, wenn er einen harten Morgen hat.“
 

Renji nickte, da er sich nicht sicher war, was er sagen sollte. Allerdings waren auch die Gerüchte über Kommandant Kyōrakus Trinkgewohnheiten überall in der Seireitei bekannt. Es schien, als sei er eine Art riesiger, schludriger Säufer, obwohl sich dieser Ruf nicht mit dem Eindruck von Renji deckte. Er hat ihn als einen listigen und intelligenten Kommandanten erlebt.
 

Der Rothaarige nippte an seinem Tee und fühlte sich nicht wohl, da der Kommandant dieser Division ihm gegenüber, an seinem kleinen Schreibtisch saß, als sei er ein Diener. Aber falls Ukitake sich daran störte, zeigte er es nicht. Stattdessen starrte er auf Renjis Stirn. Die dunklen Augenbrauen des Weißhaarigen zogen sich besorgt-verwirrt zusammen und er hob seine Hand vor den Mund, als wolle er seinen geschockten Ausdruck verbergen.
 

„Stimmt etwas nicht, Kommandant?“, fragte Renji nach einer Weile.
 

„Weißt du, sie haben zwar die Ausrüstung dafür, aber ich würde der 12. Einheit bei so etwas Heiklem nicht trauen. Allerdings bin ich mir sicher, dass der Kommandant der 4. Einheit so etwas tun kann. Sie hat bestimmt die Fähigkeiten dafür.“
 

„Die Fähigkeiten wofür, Kommandant?“
 

„Tattoo-Entfernung.“, sagte Ukitake.
 

„Oh, uh.“, Renji rieb sich unbehaglich die Stirn. „Das wird nicht nötig sein, Kommandant.“
 

„Also… warst du nüchtern?“
 

„Naja… Nein.“, gab Renji zu und spürte, wie sein Kopf rot wurde. „Aber ich wusste, was ich tue. Ich bedauere es nicht.“
 

„Oh. Ich verstehe.“, Ukitake nickte, runzelte aber immer noch die Stirn. „Du hast dein Gesicht mit Vorsatz tätowieren lassen?“
 

Um ehrlich zu sein, wäre Renji nicht das Geld ausgegangen, wären da ein Haufen mehr als nur die paar Streifen über seinen Augenbrauen. Er hatte sich auch im Nacken tätowieren lassen. Aber die großen Arbeiten auf seiner Brust und an seiner Rückseite hatten ihn wirklich geschröpft. „Ja, Kommandant.“
 

„Ah.“
 

Es schien, als wäre es das Ende des Gesprächs, aber Ukitake saß immer noch auf dem Boden und starrte weiterhin Renjis Gesicht an. Renji versuchte, seine Röte im Zaum zu halten und trank langsam und geduldig von dem Tee. Doch er war etwas enttäuscht, dass die Schale nun schon fast leer war. Zu schade, da der Tee vermutlich lächerlich teuer gewesen war, sonst hätte Renji Ukitake gefragt, wo er ein paar Gramm herbekommen würde. Allerdings war Renji aktuell nicht imstande, sich irgendetwas zu leisten. Er war vollkommen pleite.
 

„Bedeuten sie irgendetwas?“, fragte nun Ukitake und deutete auf seine Stirn. „Stehen sie in Verbindung mit irgendeiner Vereinigung oder Familienwappen?“
 

Renji setzte die leere Teeschale ab und blickte finster auf die Teeblätter, die am Boden des Gefäßes lagen. „So in der Art. Sie… ähm.“, Renji zögerte. Er hatte nie wirklich mit jemanden darüber geredet, außer mit Kommandant Kyōraku… und Rukia eben. Und ihre Reaktion schien da die Norm zu sein. Sie dachte, er sei verrückt. Selbst Kyōraku hatte es geschafft, dass er sich ein wenig komisch dabei fühlte, seinen Körper mit den Markierungen eines Dämons zu überziehen. Renji schaute in Ukitakes sanfte, meergrüne Augen und versuchte sich seine Reaktion auszumalen. Wenn man bedachte, wie irritiert er generell von den Tätowierungen gewesen war… Renji schaute weg und zuckte mit den Achseln. „Sie sind für jemanden… jemand Wichtigen für mich.“
 

„Ah! Wie eine Erinnerung.“, Ukitakes Gesicht hellte sich auf, als würde er sich darüber freuen, eine Verbindung herstellen zu können.
 

„Hmmm“, Renji wollte ihn nicht von dieser Idee abbringen, besonders, da der Kommandant von dieser Idee begeistert zu sein schien. Nebenbei empfand es Renji als schwierig, über die intensive Beziehung zu einem Zanpakutō zu sprechen, welches er noch nicht einmal in Händen hielt. „Sicher.“
 

„Ich vermute, du hast viele Freunde draußen in Inuzuri verloren.“, fuhr Ukitake fort. „Es ist wichtig, dass sie uns in Erinnerung bleiben, richtig?“
 

Nunja, das war richtig. Auch wenn es nichts mit seinen Tattoos zu tun hatte. „Ja.“
 

„Natürlich, natürlich.“, Ukitake nickte ernst. Dann stand er auf und Renji tat es ihm, wenn auch etwas ungeschickter, gleich. Der Weißhaarige legte kurz eine Hand auf Renjis Schulter. „Es ist ehrenhaft, an deine gefallenen Kameraden zu erinnern. Egal, in welcher Art du meinst, dass es die Beste sei, um ihre Erinnerung zu erhalten. Ich bin sicher, du wirst ihnen gerecht.“
 

Es war zu spät, um noch etwas anderes zu sagen. „Ja, Kommandant.“
 


 

Später machte Renji, auf Ukitakes Beharren, eine Pause im Innenhof. Er fand einen schattigen Platz unter einem Ahorn und aß ein verspätetes Mittagessen. Er lehnte seinen Kopf ruhend gegen einenBaumstamm und hatte die Augen geschlossen. Er hoffte darauf, ein kleines Nickerchen halten zu können.
 

Ein ‚Schatten‘, welcher mehr Reiatsu als echter Schatten war, stellte sich vor ihn. Gefolgt von dem starken Duft von Blauregen-Blüten. „Ayasegawa.“, sagte Renji ohne die Augen zu öffnen. „Ist es nicht etwas früh für euch, Sir?“
 

„Weißt du, was ich am meisten an dir leiden kann, Kadett?“, fragte Yumichika. „Es sind all diese ‚Sirs‘. Ich bekomme selten so viel Respekt in meiner Division.“
 

Renji öffnete die Augen rechtzeitig, um zu sehen, wie sich Yumichika ins Gras niederließ und die Beine an der Seite anwinkelte, wie eine Frau. Dann strich er sein Hakama sorgsam glatt und drapierte ihn verführerisch. Renji schüttelte stumm den Kopf über dessen Bemühungen. „Naja, nichts für ungut, Sir. Aber sind sie bei dem Haufen wirklich überrascht?“
 

„Hmmm, nein. Nicht wirklich.“, antwortete er leichtfertig und beugte sich rüber, um ein Stück Obst aus Renjis Essen zu klauen. Er ließ es grazil in seinen Mund wandern und kaute nachdenklich. „Aber deine Fähigkeit, dir die Ränge deines Gegenübers bewusst zu machen, ist beeindruckend. Du hast es sogar geschafft, als du sturzbetrunken warst. Ikkaku fand die genuschelten ‚Sirs‘ besonders komisch. Ich glaube, ihm hast du es besonders angetan. Er nennt dich immer noch ‚rauflustig‘.“
 

„‘Rauflustig‘, ja? Ich vermute, das ist gut.“
 

„Ja, naja. Ikkaku hat darauf bestanden, dass ich heute Morgen vorbei komme, um nach dir zu sehen.“, Yumichika blickte ihn lange aus den Augenwinkeln an. „Wie ich sehe, bist du, trotz des Zustandes, in dem wir dich gestern Nacht ins Bett gebracht haben, noch heil und du atmest.“
 

Eine enttäuschte Eifersucht in Yumichikas Stimme war nicht zu überhören, auch wenn Renji weit von einem optimalen Zustand entfernt war.
 

„Ich vermute, du erwartest jetzt, dass du von uns adoptiert wirst.“, fügte der Schwarzhaarige hinzu und seine Stimme wurde schneidender. „Ein Streuner, der von einem Rudel aufgenommen wird.“
 

Ok. Er sollte offensichtlich nicht so fühlen. Also hob Renji seine Hände in einer friedlichen Geste. „Ich weiß nicht, worüber sie sich Sorgen machen, Sir. Ich habe nicht vor, irgendwo herumzuschnüffeln, wo ich nicht hingehöre. Im Übrigen habt ihr mich fertiggemacht. Vollkommen. Ich würde es nicht noch einmal schaffen, mit euch trinken zu gehen, solltet ihr fragen. Außerdem“, fuhr er mit einem kleinen Lachen fort. „Würde ich es vermutlich nicht überleben.“
 

„Exzellent.“, sagte Yumichika und klopfte sein Hakama aus, bevor er aufstand. „Ich möchte nicht, dass du denkst, du hättest eine spezielle Beziehung zur 11. Einheit, nur wegen einer Sauferei am Wochenende.“
 

„Nein, Sir. Ich verstehe.“
 

Yumichika lächelte nun endlich Renji leicht an. „Ich wusste, dass du schlauer bist, als du aussiehst.“ Dann drehte er sich um und winkte über die Schulter. „Versuch wenigstens, nicht alle Kinder mit deinen neuen Tattoos zu verschrecken, Großer.“
 


 

Renji fühlte sich nach seinem Gespräch mit Yumichika ein wenig zurückgewiesen, also ging er zurück ins Büro und kümmerte sich weiter um den Papierkram. Am Ende des Tages hatte er es geschafft, einen riesigen Berg zu sortieren, abzuheften und wegzuschicken. Es hatte auch geholfen, dass die Parade der Schaulustigen aufgehört hatte. Er war gerade auf dem Weg nach draußen, als er in Kommandant Kyōraku reinrannte... welcher gerade aus Ukitakes Quartier gekommen war.
 

Als er Renji sah, grinste Kyōraku breit und schob seinen Hut gerade. "Ah, genau der Mann, nachdem ich gesucht habe. Konterplempe?"
 

Für eine Sekunde hatte er das Angebot nicht registriert und gedacht, dass er irgendwie beleidigt worden war. Aber dann wurde es ihm klar und er schüttelte den Kopf. "Ein Getränk? Ich bin mir nicht sicher, Kommandant. Ich glaube, meine Leber ist immer noch in Alkohol eingelegt."
 

"Ha!", lachte Kyōraku, stellte sich vor Renji und tätschelte ihm grob den Rücken. "Dann musst du dich dringend abhärten! Seh es als Offizierstraining."
 


 

Die Bierstube, in die Kyōraku ihn führte, war wesentlich schöner, als die, die er mit den Jungs von der 11. Einheit besucht hatte. Sie wurden an einen niedrigen Tisch gebracht und bekamen heiße Tücher für ihre Hände. Renji widerstand dem Drang, sein Gesicht in die dampfende Wärme zu vergraben. Der Effekt von Ukitakes Tee hatte sich mittlerweile verflüchtigt und er bekam Kopfschmerzen. Als Nächstes brachte eine gehetzte Kellnerin ein Tablett mit Sashimi, einer Flasche und 2 Schalen.
 

Renji schaute sich verzweifelt nach einer Menükarte um. "Sie wissen, dass ich pleite bin, ja?"
 

"Es ist mein Vergnügen.", sagte der Kommandant und schüttete Renji Sake ein. „Mein Partner denkt, dass du tief sitzenden Kummer wegen dem Geburtstag eines Partners oder Freundes hast, der irgendwann gestorben ist. Ich bin überrascht, dass du lieber lügst, als ihm die Wahrheit über Zabimaru zu erzählen.“
 

Renji wollte gerade einen Schluck nehmen, knallte aber die Schale zurück auf den Tisch. „Wen nennen sie da einen Lügner?“
 

Der Kommandant beugte den Kopf vor und blickte Renji für einen Moment umsichtig an. Dann seufzte Renji.
 

„Ich habe nur... in Ordnung, hören sie.“, begann Renji mit einem Kopfschütteln. „Kommandant Ukitake kam auf diese Schlussfolgerung, bevor ich herausgefunden habe, wie ich das überhaupt erklären kann.“
 

Kyōraku nickte und nahm einen Schluck Sake. „Jūshirō hätte es verstanden, weißt du. Er ist eine alte Seele, genau wie ich."
 

Renji blickte die klare Flüssigkeit in seiner Schale, die er zwischen seinen Händen drehte, finster an. "Können sie mir das erklären, Kommandant? Ich verstehe es nicht. Ich reiße mir den Arsch auf, um näher an ihn ranzukommen und... naja, ich wäre letzte Nacht beinahe in einen Kampf geraten, oder war es Samstag...?", Renji kratzte sich am Kinn und versuchte den Nebel zu lichten, welcher über seinem Wochenende lag. Doch dann entschied er, dass es egal war. "Wie auch immer. Da war diese Frau, ja? Sie flirtete mit mir und die Bar war überfüllt. Ich konnte kein Wort von dem verstehen, was sie sagte. Aber bei allen Göttern, ich konnte ihr verfluchtes Zanpakutō hören. Das arme Ding, sie weinte!"
 

Kyōraku füllte Renji nach und gab ihm ein ermutigendes Nicken, damit er fortfuhr.
 

„Richtig.“, nahm Renji den Faden wieder auf. „Also sagte ich ihr, sie sollte aufhören mit mir zu reden und sich lieber mit ihrem mitleiderregenden Zanpakutō unterhalten. Aber ich vermute, dass sie es gar nicht hören konnte, denn sie schlug mich. Und dann brach wohl eine kleine Schlägerei aus. Zum Glück war ich nicht alleine unterwegs, sondern mit ein paar Kerlen von der 11. Einheit.“
 

„Ohje, du bist mit den Wölfen herumgelaufen, ja?“
 

„Ich vermute.“, Renji hob die Schulter und nahm einen tiefen Zug Sake. „Aber diese Frau... Wie kann sie es so weit kommen lassen, Kommandant?“
 

„Manche Leute sind noch nicht bereit es zu akzeptieren. Ihre wahre Natur jagt ihnen Angst ein.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Es ist nicht, als könntest du so etwas verleumden.“
 

„Und doch versuchen es viele Leute.“
 

„Warum?“
 

„Wie würde sich ein Mann wie du sich fühlen, wenn du herausfinden würdest, dass deine Seele weiblich ist? Oder ein lebensgeister-aussaugender Egel? Oder“, fügte er mit einem Lachen hinzu. „Ein glitzerndes Einhorn.“
 

Renji erinnerte sich daran, dass das Zanpakutō des Kommandanten ein weiblicher Dämon war, Katen Kyōkotsu. Er vermutete, dass dieser Mann viel Zeit damit verbracht hatte, in sich zu gehen, um die Realität über sich selbst zu verstehen. Renji fragte sich manchmal, was es bedeutete, einen Nue-Dämon zu tragen, aber an anderen Tagen machte es für ihn sehr viel Sinn.
 

„Gib es zu. Du hast dir Sorgen gemacht, was Jūshirō eventuell über dich gedacht hätte.“, sagte der Braunhaarige. „Viele Leute in deiner Lage fürchten sich vielleicht davor, dass sie ein Yōkai sein könnten, oder es ein Elternteil war.“
 

Renji lachte schnaubend und versuchte herauszufinden, ob es Kyōraku ernst gemeint hatte. „Jetzt weiß ich, dass sie mich veralbern. Yōkai? Als wäre ich ein echter Hund, ein Tanuki, und laufe als Mensch maskiert herum?“
 

„Es ist einfach zu spotten. Aber es passieren viele komische Dinge in der Welt. Es ist nicht so, als könnten wir die Existenz von Magie und Geistern abstreiten. Du wandelst im Land der Toten, mein Junge.“
 

Ein Schauder krabbelte Renji die Wirbelsäule hoch. Er unterdrückte es, in dem er den Rest seines Sakes hinunterkippte. „Hmpf. Trotzdem sage ich immer noch, dass es ein Verbrechen ist, seine Waffe weinen zu lassen, auch wenn man nicht akzeptieren möchte, dass man im Inneren ein glitzerndes Einhorn ist.“
 

„Durchaus.“, stimmte der Kommandant zu.
 

Renji nahm den Krug Sake und füllte Kyōraku und dann sich selbst nach. Er hatte da noch eine andere Frage, die er unbedingt Ukitake oder Kyōraku stellen wollte. Es schien nun endlich der richtige Augenblick dafür gekommen, wenn man ihre Diskussion bedachte. „Kommandant, wie kann es sein, dass sie und Kommandant Ukitake zwei Schwerter haben? Wie kann eine Person 2 Seelen haben?“
 

„Ah.“, der Angesprochene lächelte. „Deine Kühnheit ist immer so erfrischend, Herr Renji. Die meisten schauen immer nur, aber fragen nie.“
 

„Oh, uh.“, Renji hob die Hand in Ergebenheit. „Wenn es zu persönlich...“
 

„Nein, nicht im Geringsten. Ich freue mich, dir eine Antwort zu geben. Hast du jemals in einer Küche gearbeitet oder Zeit mit Hühnern verbracht?“
 

„Klar, ich habe bei den Köchen in der Akademie ausgeholfen.“, antwortete Renji und fragte sich, wohin zum Teufel Kyōraku das Gespräch lenken wollte.
 

„Dann hast du vielleicht dieses seltene Phänomen gesehen. In manchen Fällen hat ein einziges Ei 2 Dotter. Oder vielleicht hast du mal eine doppelte Kirsche wachsen gesehen. So war das auch bei mir und Katen Kyōkotsu und auch bei Jūshirō und seinem Sōgyo no Kotowari.“
 

Renji kaute auf einem Bissen Thunfisch herum, welches er mit seinen Fingern vom Tablett genommen hatte. „Soll das heißen, dass wie bei einem Ei, ihr eigentlich 2 Personen werden solltet, aber...“, er stoppte. Er wollte nicht andeuten, dass eine der Seelen gestorben sei oder deformiert war.
 

„Möglich.“, sagte der Kommandant. „Vielleicht werden wir uns nächstes Mal aufspalten und echte Zwillinge sein. Auch wenn ich das bezweifele. Das fühlt sich für mich natürlich und richtig an. Für mich ist es nicht relevant, was aus dem Huhn geworden wäre, ich bin das Ei. Und manche Eier haben zwei Dotter.“
 

Renji mochte die Einfachheit dieser Schlussfolgerung. Er hob seine Schale. „Darauf trinke ich.“
 

Der Kommandant lachte herzlich. „Du, mein lieber Junge, bist ganz nach meinem Geschmack.“

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Dank seiner Inuzuri-Instinkte war Renji bereits wach, aus dem Bett gesprungen und auf der Suche nach einer Waffe, als die Tür eingetreten wurde. Bedauerlicherweise war das einzige Ding in seiner Hand das Buch über Regularien, über welches er gestern Nacht eingeschlafen war. Dennoch war es dick genug, dass das schwere Papier ihn vielleicht vor einem Zanpakutō schützen könnte. Zumindest wenn der Angreifer schwach war. Er sprang auf das Bett und beobachtete den Eingang.
 

„Ha!“, sagte eine vage bekannte Stimme aus dem Dunkel hinter der Türschwelle. „Schau dir den rauflustigen, kleinen Inuzuri-Welpen an. Er glaubt, er würde sich gegen uns verteidigen können, Kommandant.“
 

Dann stiefelte der wohl größte und schreckenerregendste Mann in sein kleines Schlafzimmer, den Renji wohl jemals gesehen hatte. Er war gut 2 Meter groß und seine Erscheinung wurde noch durch seine Haare begünstigt. Diese waren lange Stacheln mit Glocken an den Spitzen. Sie sahen ein wenig wie eine verrückte Krone aus. Er trug die Uniform eines Shinigami und den Haori eines Kommandanten, aber die Enden des weißen Umhangs waren ausgefranst und zerrissen. Sein Reiatsu erfüllte den Raum und presste die Luft aus Renjis Lunge. Noch abschreckender war das blanke Zanpakutō dieses Kommandanten. Es heulte, schrie nach Renjis Blut… generell nach Blut.
 

„Das ist ein Überfall und du bist mein Preis.“, sagte der Riese ruhig und schlenderte auf Renji zu, um nach ihm zu greifen. „Ich möchte auch meinen eigenen Büroknaben und diese egoistische Prinzessin von Ukitake weigert sich, zu teilen.“
 


 

Renji hatte natürlich versucht, sich zu wehren. Das war genauso instinktiv, wie der Impuls, der ihn geweckt hatte. Aber die Auseinandersetzung war kurz und demütigend. Vor allem, da der Kommandant und seine Truppe über ihn gelacht hatten, als wären seine Bemühungen süß oder so etwas in der Art.
 

Niemals in seinem Leben wurde Renji so getragen, wie in diesem Moment. Der Kommandant hatte ihn sich über die Schulter geschmissen, wie einen Sack Reis. Sein Hintern ragte in die Luft. Dennoch wollte er sich immer noch nicht geräuschlos geschlagen geben.
 

Allerdings hatte sich Renji entschieden, den Worten des Kommandanten, ihn bewusstlos zu schlagen, wenn er weiter schreien würde, Glauben zu schenken. Eine Gehirnerschütterung gehörte zu den Dingen, die Renji nicht wirklich haben wollte. Zumal er sich sicher war, dass sich dieser verrückte Kommandant nicht sonderlich viel Sorgen über Folgeschäden machen würde.
 

Dennoch versuchte er, sich während des Weges zu befreien. Er hatte ihn ein paar Mal getreten, doch der Kommandant hatte dies damit beendet, dass er Renji einen ziemlich erniedrigenden Schlag auf seinen Hintern gegeben hatte und danach die Beine des Rothaarigen anders gepackt gehalten hatte. Zuletzt hatte Renji ein paar dieser Stacheln mit seiner Faust verdreht und seine Zähne in die nächstmögliche Stelle gegraben.
 

Für Renji spielte es keine Rolle, dass der dämonische Kommandant natürlich nichts davon bemerkte. Aber hier ging es auch ums Prinzip. Mit der anderen freien Hand machte er unflätige Gesten zu dem Rest der Truppe, besonders zu Ikkaku, den er nach einer Weile erkannt hatte, als sie die Straßen im Mondlicht entlang gingen.
 

Renji bemerkte, dass sie am Zielort angekommen sein mussten, als er eine große Gruppe Soldaten an dem Tor des Divisionsgeländes warten sah. Sie riefen und jubelten, als sie die triumphalen Kämpfer erblickten. Der Rothaarige hatte also eine neue Gruppe gefunden, denen er den Stinkefinger zeigen konnte, welches er direkt mit Genugtuung in Angriff nahm. Allerdings ließ sie das nur in Gelächter und lautem Applaus ausbrechen.
 

Scheinbar hatten die 13 Hofgarden eine Einheit, die nur aus Verrückten bestand.
 

Er wurde in der Mitte des staubigen Übungsplatzes abgeladen. Um den Eindruck der Irrsinnigkeit zu verstärken, sprang ein kleines, pinkhaariges Mädchen zwischen den Beinen der Soldaten hindurch und brachte ihm einen Strauß Blumen. Er war so perplex, dass er sie annahm. Die Blumen sahen aus, als wären sie aus irgendeinem Garten gerissen wurden, da sie noch Wurzeln hatten und etwas dreckig waren.
 

Sie küsste ihn auf beide Wangen. „Willkommen in der 11. Einheit, Bürojunge.“, sagte sie.
 

Die Menge begann zu skandieren. „Toilettenpapier! Toilettenpapier!“
 

Der Kommandant beugte sich erneut über Renji und es kostete ihn all seine Willenskraft, um sich nicht zusammenzukauern oder vor Furcht versuchen zu fliehen. "Hier ist das Problem.", sagte der Riese. "Wir sind hier alle keine großen Leser oder Schreiber, verstehst du? Wir brauchen jemanden, der uns auf korrektem Weg Toilettenpapier beschafft, denn mittlerweile hat jede Einheit, die wir durchsuchen, angefangen, ihre beschissenen Alltagsgüter mit Kidō wegzusperren. Und, verflucht sei diese verdammte Zauberei, es ist das Einzige, was ich nicht durchbrechen kann. Unser letzter Strohhalm waren die Verrückten aus der 12. Einheit. Aber die haben angefangen, das Toilettenpapier, mit irgendwelchen bizarren und experimentellen Substanzen zu überziehen. Yumichika heult immer noch über den violetten Pelz, der ihm über den Arsch gewachsen ist."
 

Renji versuchte, bei dem Gedanken nicht zu kichern. Aber zum Glück war der stechende Blick, mit dem der Kommandant ihn fixierte, eisig genug, dass jedes Geräusch in seinem Hals erstarb.
 

"Dann kam Ikkaku letzten Montag zurück und erzählte mir, dass die 13. Einheit ihren eigenen Akademie-Papierkram-Fiffi hat. Auf diesem Weg habe ich auch erfahren, dass Ukitake bereits einen anständigen Adjutanten hat, also wofür verdammt noch mal braucht er dich? Als ich dann zu ihm gegangen bin und ihn nett und freundlich um seine Erlaubnis gebeten habe, sein glänzendes, neues Bürospielzeug zu teilen, murmelte er etwas davon, dass meine Jungs kein guter Einfluss auf die Jugend von heute wäre. Nun, scheiß auf ihn. Du gehörst jetzt mir, verstanden?"
 

Renji nickte. So lange durchhalten, bis man die Möglichkeit hatte, zu fliehen. Das war auch die Methode, wie man mental unausgeglichenen, mörderischen Gangstern aus Inuzuri überlebt. Also war es auch das, was er nun tun sollte.
 

"Wir brauchen Toilettenpapier. Dringend.", sagte dann der Kommandant erneut. "Mach das möglich."
 

Renji saß in der Mitte des Trainingsplatzes und hielt die Blumen für einen Moment, bevor ihm klar wurde, dass der Kommandant auf etwas von ihm wartete. "Sie meinen... jetzt?"
 

"Ja, Bürospielzeug. Jetzt."
 

Die Meute begann ihren Sprechchor von Neuem.
 

"Wo haben sie denn ihre Anfrageformulare?", fragte Renji und stand vom Boden auf. Er hoffte, dass diese Typen verstanden, dass er diese Alltagsgegenstände nicht einfach über Nacht herschaffen konnte. Als der Kommandant ihn anstarrte, als hätte er keine Ahnung, wovon der Rothaarige sprach, versuchte Renji es anders. "Habt ihr ein Büro, etwas, wohin immer eure Briefe ausgeliefert werden?"
 

Der Kommandant ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. "Hey, Yumichika. Wo geht die Post hin?"
 

"Normalerweise in den Mülleimer.", rief Yumichika zurück. Die Meute lachte darüber und jubelte, während Yumichika aus der Menge hervor trat. "Aber ich glaube, ich weiß, wovon er redet.", fügte er hinzu.
 

"Gut. Du hältst unser neues Spielzeug bei Laune.", sagte der Kommandant zu Yumichika. Dann drohte er dem Rest seiner Soldaten mit einem Finger. "Niemand macht ihn kaputt, bevor wir nicht das haben, was wir brauchen. Verstanden? Hey, das gilt auch für dich, Ikkaku! Er bleibt nüchtern, bis wir unser Zeug haben. Dann kannst du mit ihm spielen. In Ordnung?"
 

"Ja, Kommandant."
 


 

Wenn Renji dachte, die 13. Einheit würde hinter ihrer Schreibarbeit zurückliegen, dann war die 11. Einheit noch um einiges Schlimmer. Sie hatten eine Art Schuppen, der als Müllhalde für ihre Korrespondenz, Formulare und andere Dinge in dieser Richtung, diente. Es sah aus, als wäre für Dekaden niemand dort drin gewesen.
 

Nein, schlag dir das aus dem Kopf, sagte Renji zu sich selbst, als er ein paar Papiere vom Stapel nahm. Eines war mit Smileys bemalt und das andere war zu einem Origami gefaltet, dessen Form ganz klar als Toilettenpapier angesehen werden konnte.
 

„Also“, sagte Yumichika und lehnte seine schmale Hüfte gegen den Türrahmen. „Was brauchst du, um anzufangen, kleines Spielzeug?“
 

„War das deine Idee?“, knurrte Renji. „Ich weiß, dass du mich nicht magst, aber kidnappen? Ernsthaft?“
 

„Oh, nein, nein.“, sagte Yumichika, schüttelte den Kopf und hob einen der knochigen Finger. „Komm nicht auf die falsche Idee. Es ist nicht so, dass ich dich nicht mag. Ich hasse dich. Das Letzte, was ich wollte, war, dass du dich meiner Division auch nur näherst. Dieser reizende Plan kam von Ikkaku und Kenpachi. Ich, mein liebes Spielzeug, habe alles versucht, um die beiden davon abzubringen.“
 

„Aber du kannst nicht lesen, oder doch?“
 

Yumichika stellte sich aufrecht hin und ließ die Hand zu seinem Zanpakutō gleiten. "Ich muss dir mitteilen, dass ich es kann."
 

Renji bemerkte, dass er nah genug an dem Kleineren war, dass er sich gegen ihn werfen könnte, sollte er sein Schwert ziehen . "Und warum machst du die Arbeit nicht?", fragte er dann.
 

Yumichika schnaubte. "Schreiben ist eine Fähigkeit, die ich nicht erlernt habe."
 

Renji nickte. Von den beiden Sachen war Schreiben eindeutig die schwierigere Arbeit. Wirklich gut war er immer noch nicht darin. Er versuchte das Chaos zu überblicken und fragte sich, ob er überhaupt eine Chance hatte, die benötigten Formulare zu finden. "Warum habt ihr mich nicht einfach letztes Wochenende gefragt? Ich wäre zu euch gekommen und hätte euch in meiner Freizeit geholfen."
 

"Du bist vergesslich. Ich wollte nicht, dass du etwas mit uns zu tun hast."
 

"Und was kam raus? Sieht so aus, als würden wir beide nun zusammen hier festsitzen.“
 


 

Am späten Morgen hatte Renji alle Anfragen für Toilettenpapier, Seife, Haarbürsten und einem Dutzend anderer Hygieneartikel fertig, damit Kenpachi nur noch sein Siegel darunter setzen und es zur 1. Einheit schicken musste.
 

Zu dieser Zeit erschienen Ukitake und Kaien, um ihn zu retten, während er gerade mit der Beschaffung wichtiger Güter angefangen hatte. Inklusive dem Wiederauffüllen der Vorratskammer und der medizinischen Grundversorgung. "Hör zu.", sagte Renji zu dem Offizier, der atemlos Yumichika über die Ankunft von Ukitake informiert hatte. "Du musst den Kommandanten bis zum Nachmittag vertrösten. Bis dahin kann ich eure Übungsschwerter ersetzen lassen, das regelmäßige Erscheinen des Säuberungstrupps organisieren und die Wartung eures Trainingsplatzes beauftragen."
 

"Ja, Sir!", jubelte der Offizier und rannte zurück.
 

"'Sir'?", knurrte Yumichika böse. "Das muss sich gut anfühlen, Kadett."
 

"Kadett?", wiederholte Renji im selben Ton. "Ich muss auch in deiner Wertschätzung gestiegen sein. Für die letzten 10 Stunden waren es immer diverse Bezeichnungen für Spielzeug."
 

"Du kümmerst dich um uns.", bemerkte Yumichika.
 

Renji nickte, schaute dabei nicht von seiner Arbeit auf. "Bevor sie mich hier rausholen, müssen wir beide unsere Köpfe zusammenstecken. Wie bekommt ihr das Zeug, das regelmäßige Aufmerksamkeit benötigt, zu mir, ohne dass jemand aus der 13. Einheit es mitbekommt?"
 


 

Ukitake entschuldigte sich unaufhörlich, während Kaien schimpfte wie ein Rohrspatz. Sie bestanden darauf, dass sie mit Renji bei der 4. Einheit einen Stopp einlegten, damit diese ihn untersuchen konnten. Obwohl Renji mehrfach darauf beharrte, dass er nur ein paar kleinere Schnitte und Striemen hatte.
 

"Verdammte Barbaren", meinte Kaien, als er gegen eine Fensterbank lehnte, während einer der Heiler einen kleinen Schnitt an Renjis Arm verband. "So ist Zaraki: Ein gewissenloser gottverdammter Barbar."
 

"Mit all dem nötigen Respekt, Vizekommandant.", meinte Renji. "Ich widerspreche ihnen. Er versucht, so gut es für ihn möglich ist, auf seine Leute aufzupassen. Dürfte ich vielleicht fragen, warum sich niemand anbietet, sich um ihre Schreibarbeit zu kümmern oder zumindest einem davon beibringt, wie es geht? Sie alle nehmen den Aufwand auf sich, Schutzzauber über die Sachen zu legen, damit sie es nicht bekommen, aber keiner bietet ihnen Hilfe an?"
 

"Achte auf deine Angelegenheiten, Junge. Glaubst du etwa, niemand hat das getan? Überhaupt, dieser Kenpachi ist ein verrücktes Arschloch, der zu stolz ist, zu fragen. Stattdessen schlägt er Leute über den Haufen und nimmt sich deren Sachen. Das erzeugt nicht wirklich Wohlwollen."
 

"Ah", machte Renji und dachte, dass Kaien vermutlich richtig lag. Dennoch war es nicht so, dass er diesen Instinkt nicht verstand. Kenpachi war früher auch einmal aus Inuzuri gekommen. Es war vollkommen möglich, dass der Kommandant nicht wusste, wie man um Hilfe fragte. Oder er glaubte nicht daran, dass er welche bekommen würde, wenn er danach fragen würde.
 


 

Für den Rest des Sommers traf Renji sich regelmäßig mit Ikkaku, Yumichika oder auch oft beide zusammen. Ihr Treffpunkt war eine Bar, auf halben Weg zwischen der 11. und der 13. Einheit. Während sie ein paar Getränke zu sich nahmen, tauschten sie Päckchen unter dem Tisch aus. So wie eine Art zwielichtige Dealer der Schreibkram-Mafia.
 

Yumichika war am Ende derjenige, der Renji lange und tränenreich umarmte. Ihm sagte, dass er ihn vermissen würde und nicht nur dafür, was er alles für die 11. Einheit getan habe. Ikkaku gab ihm nur eine halb ernst gemeinte Ohrfeige und sagte ihm, dass er sich anstrengen und sich mit seinem Abschluss beeilen sollte, damit sie mal ordentlich mit dem Rothaarigen trinken gehen könnten.
 

Weder Ukitake noch Kaien sagten etwas zu dieser Verabschiedung. Kyōraku hingegen zwinkerte ihm breit grinsend zu und zog ihn zur Seite. "Du hast ein paar wichtige Freunde gemacht, Herr Renji. Ich denke, wenn du sie jemals brauchen solltest, werden sie hinter dir stehen."
 

Renji nickte. Aber es war nicht das, was er damit hatte erreichen wollen. Er hatte seine Fähigkeiten angeboten, ohne irgendwelche Erwartungen oder Forderungen. Der Sommer war eine wichtige Lektion für ihn gewesen. Er hatte gelernt, dass man nicht in die alten Angewohnheiten von Inuzuri zurückfallen musste. Die Angewohnheiten vom Tauschen und Handeln, um immer sicherzustellen, dass man auch etwas Gleichwertiges oder mehr dafür bekam. Er konnte seine Fähigkeiten teilen, ohne Kosten oder Preis und er würde dafür keine reingewürgt bekommen. Tatsächlich fühlte es sich sogar gut an, zu wissen, dass man jemanden etwas Gutes getan hatte.
 

Außerdem, wenn man wirklich einen Verbündeten brauchte, war es nicht verkehrt, wenn dieser Kenpachi Zaraki hieß.

Reunions

Auch wenn Renji am Ende sein Praktikum bei der 13. Einheit durchaus genossen hatte, war er froh, zurück an der Akademie zu sein. Und zum ersten Mal hatte er auch einige Geschichten über seine Abenteuer in den Sommerferien zu erzählen, auch wenn Kira ihm kein Wort glaubte.
 

Es war ein toller Tag, gespickt mit Wiedersehensfreude. Dennoch war Renji besorgt, denn er konnte die eine Person nicht finden, mit der er seine Geschichten am liebsten teilen wollte: Rukia. Er war sich sicher, dass er sie auf der Schülerversammlung wieder sehen würde, dort wo sie immer die Klassenlisten und eine bekannte Predigt über das „Verhalten eines zukünftigen Offiziers“ erhielten. Aber er war zu beschäftigt gewesen, seine neue Klasse in Augenschein zu nehmen – verdammte Scheiße, schon wieder Kidō wiederholen – daher war er nicht wirklich überrascht, dass er sie in der Menschenmasse und vor Aufregung verpasst hatte.
 

Obwohl er ein paar von ihren Freundinnen beim Mittagsessen gesehen hatte, schien Rukia weiterhin abwesend zu sein. Aber es war auch Familientag. Daher konnte es auch sein, dass die Kuchikis eine Art privates Essen mit dem Direktor oder einigen Förderern der Akademie hatten.
 

Für eine Handvoll Klassenkameraden war es eine Tradition geworden, sich am Abend des ersten Schultages in einer lokalen Taverne zu treffen und auf sich und das neue Schuljahr anzustoßen. Als Rukia auch dort nicht auftauchte, machte sich Renji richtig Sorgen.
 

„Hey, Momo.“, rief Renji über die Gespräche des überfüllten Tisches. „Hast du Rukia schon gesehen?“
 

Da es aber zu laut war, um etwas zu verstehen, nahm Renji seine Schale und setzte sich zu ihr. Momo schien über den Sommer geschrumpft zu sein oder der Rothaarige hatte einfach vergessen, wie klein sie war. Er dachte immer wieder, dass sie hübsch sein könnte, wenn sie mal etwas anderes mit ihren Haaren machen würde. Etwas anderes, als dieser, unter Stoff verdeckter, Oma-Dutt. Er fühlte sich etwas schlecht, da er Kiras Platz beschlagnahmte. Aber sobald er eine Antwort hatte, würde er sie auch wieder in Ruhe lassen. Immerhin wusste er, wie verknallt der Blonde in Momo war. „Hast du dieses Schuljahr Rukia schon gesehen? In eurem Schlafraum vielleicht?“
 

„Oh.“, machte Momo und schlug sich sofort die Hände auf den Mund. „Stimmt ja! Du warst ja noch nicht zurück. Du hast nichts davon gehört.“
 

Sein Herz begann plötzlich schneller zu schlagen und er spürte, wie der Schweiß unter seinen Achseln kribbelte. „Was? Ist sie in Ordnung? Scheiße! Ist Rukia irgendetwas zugestoßen?“
 

„Ich bin überrascht, dass sie es dir nicht selbst gesagt hat. Es sind große Neuigkeiten…“
 

Renji konnte sich nicht davon abhalten, Momos schmale Schultern zu greifen. Den Drang, sie zu schütteln konnte er aber unterdrücken. „Was zum Teufel ist passiert?“
 

Kiras Hand umfasste Renjis Arm fest. „Beruhig dich, Renji. Es sind gute Neuigkeiten. Sag es ihm, Momo.“
 

Renji konnte nur unter Anstrengungen loslassen. „Ja, sag es mir.“
 

„Sie wurde geprüft.“, sagte Momo freudig und klatschte in die Hände. „Rukia hat abgeschlossen.“
 

„Was?“, Renji blickte finster, erinnerte sich dann aber daran, dass er glücklich sein sollte. Oder zumindest so tun sollte. „Oh, ich meine, das ist super… Aber… ähm… Wie war das möglich?“
 

Kira entfernte sich kurz, um sich ein Stuhl an den Tisch zu ziehen, um näher bei ihnen sein zu können. Er lehnte sich verschwörerisch vor. „Ich war auch überrascht. Ich dachte nicht, dass Rukia so gut gewesen war. Sie war niemals in der Eliteklasse mit uns gewesen.“
 

„Ihr redet über das Kuchiki-Mädchen?“, sagte eine Frau neben Momo, die Renji nicht kannte. „Ich habe gehört, dass ihre Familie dafür gezahlt hat, dass sie vorzeitig getestet wird. Ebenso erzählt man sich, dass ihr bereits ein Rang in den Hofgarden gekauft wurde. Reiche Mädchen kriegen alles.“
 

Renji schnaubte. „Hey, Rukia ist nicht so. Wenn sie geprüft wurde, hatte sie es auch verdient.“
 

Das Tratschweib zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Natürlich, wenn du das sagst.“
 

„Naja, die Wahrheit ist, dass sie tatsächlich bereits angenommen wurde.“, fügte Momo mit einem nervösen Lachen hinzu. „Aber Renji, du solltest doch erfreut sein! Ich glaube, sie hat noch keinen Rang, aber sie ist in der 13. Einheit.“
 

„13. Einheit?“, Renji war perplex. „Ernsthaft? Ich war heute noch da.“
 

„Ich weiß.“, sagte Momo. „Ist das nicht wundervoll? Sie ist bei deinen Freunden!“
 

Seltsamerweise sah Renji gegen Ende des Sommers Ikkaku und Yumichika als engere Freunde an, als Kommandant Ukitake und Kaien. Aber die 13. war eine nette Division und Rukia würde dort gut hineinpassen. Vermutlich würde sie dort besser klarkommen, als er. Da war er ehrlich zu sich selbst. Aber er war immer noch geschockt darüber, dass er kein einziges Wort von dieser Sache gehört hatte, während er bei den Hofgarden gewesen war. Und in der 13. Einheit!
 

Konnten sie wirklich einige Tage in der gleichen Division verbracht haben, ohne, dass sie sich getroffen hatten? Warum hatte Rukia ihn nicht aufgesucht? Vielleicht, weil sie nicht gewusst hatte, dass er dort gewesen war…? Aber, verdammt noch mal, er hätte doch ihre Einschreibungspapiere über seinen Tisch wandern sehen müssen.
 

Vielleicht war es nur ein schlechtes Timing gewesen. Kaien hatte immerhin einige Wochen vorher angefangen, einiges der Schreibarbeiten zu übernehmen. Vermutlich geht so etwas Wichtiges, wie die Einschreibung, direkt zum Vizekommandanten oder Kommandanten.
 

Oder war es mehr die Frage, wer alles von ihrer Freundschaft wusste? Es war nicht wirklich so, dass ihr älterer Bruder sie auffordern würde, ihren alten Inuzuri-Kumpel aufzusuchen. Zudem wusste Kommandant Kuchiki, dass Renji ein Praktikum bei den Hofgarden hatte. Nach seiner Entführung von der 11. Einheit hatte Renji den seltsamen Ruf eines Arbeitstieres, was den Schriftkram anging, erhalten. Und er war sich sicher, dass Kommandant Ukitake einer von der Sorte Menschen war, der ein großes Aufsehen darum gemacht hätte, ihn und Rukia als finale Überraschung zusammenzuführen. Da war sich Renji sicher.
 

Es konnte also nur Pech gewesen sein.
 

Aber etwas störte ihn immer noch. „Und wie kommt es, dass ihr davon wisst?“, fragte er Kira und Momo. „Wann habt ihr sie gesehen?“
 

„Oh.“, Momo schaute schuldbewusst weg. „Bei ihrer Abschiedsparty… letzte Nacht.“
 

„Ja“, fügte Kira hinzu, „Sie kam zurück, um ihre Uniform zu zeigen. Sie war echt cool. Ich war ein wenig eifersüchtig.“
 

„Ich weiß. Ich auch.“, sagte Momo und sie fing mit Kira an, darüber zu tratschen, was alles bei dieser Party passiert war. Und über ihre Meinung, ob Rukia die vorgezogene Prüfung überhaupt verdient hatte.
 

Renji lehnte sich mit finsterem Gesicht zurück.
 

Scheiße. Er hatte Rukias großen Moment verpasst.
 

Und er hatte darauf bestanden, so lange zu bleiben, bis das letzte Formular dieser dummen Schreibarbeit erledigt war. Ukitake hätte Renji früher gehen lassen, wenn er gefragt hätte. Aber für ihn war es eine Art befriedigendes Abschiedsritual gewesen.
 

Ein Zeichen für seine Arbeit.
 

Schlimmer noch, Rukia dachte vielleicht, dass er absichtlich gefehlt hatte, über die Tatsache schmollte, dass er nicht so weit war wie sie. Vielleicht dachte sie sogar, dass er auch der Meinung wäre, sie hätte sich diesen Schritt nicht verdient.
 

„Habt ihr ihr Zanpakutō gesehen?“, unterbrach Renji das Getratsche. „Wie ist es?“
 

Kira sah ihn eigenartig an. „Es sieht wie ein Katana aus, Renji.“
 

„Ja.“, lächelte Momo nervös. „Wie unsere Übungsschwerter, nur geschärft.“
 

Renji schnaubte seine Freunde ungläubig an und lehnte sich zurück. „Nur geschärft.“, wiederholte er. „Mensch, ihr seid welche. Es ist ein lebendiges Schwert.“
 

„Das ist nicht, was sie meinen, wenn sie von einem Schwert mit Willen sprechen, Renji.“, sagte Kira im patzigen, besserwisserischen Ton, welchen er immer aufsetzte, wenn er sich sicher war, richtig zu liegen oder unbedingt jemanden verbessern wollte. „Das ist nur eine Art Phrase, die von den Leuten benutzt wird. Es bedeutet geschärft.“
 

„Heilige Scheiße, Kira. Glaubst du etwa, ich bin dumm?“, fragte Renji. Während sie ihn mit unsicherem Ausdruck anstarrten, hob Renji abwehrend seine Hände. „Nein. Antworte darauf nicht. Vertrau mir einfach, in Ordnung? Ich kenne den Unterschied. Zanpakutō sind sowohl lebendig als auch geschärft.
 

Kira kramte in den Taschen seiner Uniform herum. „Woher hast du das? Das ist das erste Jahr, in dem wir Kurse über Zanpakutō nehmen können, nicht wahr?“, dann nahm er den Stundenplan aus der Tasche, während er triumphierend darauf zeigte. „Ja, sieh her. Man muss im 3. Semester sein. Keine Ausnahmen.“
 

„Sagt dein Stundenplan auch, dass du dir die Bücher aus der Bibliothek nicht anschauen darfst? Junge, geh doch einmal in die Bibliothek.“, Renji zog Kira nur deshalb mit diesen Worten auf, weil er wusste, wie sehr es ihn irritieren würde, derart belehrt zu werden. „Da gibt es eine Tonne voll von Büchern über Zanpakutō. Ich habe fast alle gelesen.“
 

Gerade in diesem Moment traten ein paar Freunde von Momo hinzu und bestanden auf eine Begrüßungsumarmung. Dann entschied sich ein Mädchen, dass sie auch eine Umarmung von Renji und Kira brauchte. Danach taten es alle Freunde ihr gleich, alle wollten eine Umarmung aus Freundlichkeit, Betrunkenheit oder sonst irgendwas. Ziemlich schnell waren alle Hoffnung auf ein Weiterführen der Diskussion in weibischem Gequietsche verloren.
 

Kira allerdings gefiel es offensichtlich nicht, dass Renji anscheinend mehr als er wusste. Denn als der Rothaarige sich entschied, sich eine Pause zu gönnen, folgte der Blonde ihm in eine ruhigere Ecke der Bar. Sie lehnten sich gegen die Wand, neben einem geöffneten Fenster und beobachteten das bunte Treiben ihrer Freunde. „Du hast nicht ernsthaft alle Bücher über Zanpakutō aus der Bibliothek gelesen.“, sagte Kira und kippte den Rest seines Bieres hinunter. „Dafür hast du nicht die Geduld.“
 

Oder Fähigkeit, denkst du, sagte Renji zu sich selbst und schaute Kira mit erhobener Augenbraue über den Rand seiner Schale an. Der Rothaarige zuckte über die Bemerkung nur mit der Schulter. „Ja, naja. Meine Tutorin wusste, dass ich am Ball bleibe, wenn sie mir etwas zu lesen gibt, was mich interessiert.“
 

„Oh, richtig. Natürlich.“, sagte Kira und seine Miene hellte sich auf. „Also nutzte sie die Bücher übers Kämpfen, um dich am Lesen zu halten. Geschickt.“
 

„Sehr sogar. Aber ich habe auch alles über Zanpakutō gelesen.“, er hatte niemanden, außer Rukia und Kommandant Kyōraku davon erzählt, dass er wegen Zabimaru zur Akademie gekommen war. Deswegen fügte er hinzu, als Kira verwundert die Augenbraue hob: "Du weißt, Schwerter sind halt cool."
 

Kira nickte. Renjis idiotische Antwort schien ihn zufriedengestellt zu haben, denn er schnitt das Thema nicht weiter an. Sie standen eine Weile nebeneinander, ohne viel zu reden. "Naja, zum ersten Mal scheinst du einen Schritt voraus zu sein, wenn der Unterricht anfängt.", sagte Kira eifersüchtig. "Was ist, wenn du eine bessere Note in Zanpakutō bekommst als ich?“
 

„Dann ist es genauso wie bei Zanjitsu, nicht wahr?“
 

„Ich hasse dich.“, sagte Kira, auch wenn sein Ton belustigt war.
 

„Naja, tu das nicht. Ich muss Kidō wiederholen.“
 

„Das 3. Mal ist eine letzte Chance. Das weißt du, oder?“, fragte Kira mahnend. Er schaute tief in sein Glas, wohl in der Hoffnung, doch noch mehr Bier darin zu finden, wenn er nur lange genug starrte.
 

„Alle guten Dinge sind 3. Vielleicht, huh?“
 

„Ich sag dir mal was.“, begann Kira. „Du hilfst mir Zanpakutō mit Höchstnote zu bestehen und ich helfe dir beim Kidō.“
 

Renji lachte. „Ok, aber auf eigenes Risiko. Du erinnerst dich, dass ich dazu tendiere, Dinge in die Luft zu jagen, ja?“
 

„Wie könnte ich das vergessen? Wie könnte es irgendjemand vergessen? Manchmal frage ich mich, wie du überhaupt die Eingangsprüfung geschafft hast.“
 

Nun ja, dachte Renji, ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass ich das getan habe...
 


 

Renji saß in der letzten Reihe und versuchte sich während 'Zanpakutō: Theorie und meditative Praxis' wachzuhalten.
 

Es war schwierig. Es war der 9-Uhr-Unterricht und der Dozent könnte nicht trockener und lebloser sein. Der Lehrer war grau. Graue Haare, grauer Kimono, graues... Alles. Und von der Distanz schaute er aus wie ein Fleck purer Langeweile.
 

Dazu kam noch, dass Renji bereits das vollständige Unterrichtsbuch gelesen hatte. Es war eines der Ersten gewesen, durch die er sich gearbeitet hatte, da die Bibliothekarin der Meinung gewesen war, dass dessen Konzept einfach war und auf Grundlagen beruhte.
 

Renji hatte gehofft, dass der Lehrer, trotz seiner elanlosen Art zu lehren, etwas Neues über Zanpakutō zu sagen hätte. Etwas, was es wert war, diesen Unterricht zu besuchen. Vielleicht ein paar persönliche Erfahrungen, die man nur während einer langjährigen Beziehung zu seiner lebendigen Waffe gemacht hat. Renji hatte zudem gehofft, dass wenn er die Chance hatte, sein Interesse und Wissen zu zeigen, dass er vielleicht die Möglichkeit hätte, mit ihm unter vier Augen nach der Stunde zu sprechen. So könnte er unter Umständen einen neuen Verbündeten und Mentor finden.
 

Aber er war einer von diesen.
 

Im 3. Jahr begegnete ihnen Renji seltener, aber es gab immer noch Lehrer, die sicherstellten, dass der Rothaarige genau wusste, wohin er gehörte. Am Ende der Reihe und alle anderen, aus den besseren Bezirken, vor ihm. Es war ihm nicht erlaubt, nach vorne zu kommen und wenn er mal etwas beitragen wollte, um die Diskussion voranzutreiben, wusste er jetzt schon, dass er niemals aufgerufen werden würde. Selbst wenn sich sonst niemand meldete.
 

Wäre es keine Voraussetzung gewesen, hätte er den Unterricht sausen lassen.
 

Renji kritzelte ein Design für ein neues Tattoo, welches er sich auf seinem Rücken vorstellte, als der Lehrer anfing… Lügen zu erzählen.
 

„Ihr werdet niemals den Namen eures Zanpakutō kennenlernen, bis ihr sehr viel Zeit beim gemeinsamen Meditieren verbringt.“
 

Schwachsinn. Habe ihn nie getroffen. Sein Name ist Zabimaru.
 

„Ihr könnt nicht erwarten, eine freundschaftliche Beziehung zu eurem Zanpakutō aufzubauen. Er oder sie ist ein Biest, welches unterworfen werden muss.“
 

„Zum Teufel mit dem Scheiß!“
 

Erst, als der Klassenraum vollständig still war und es so schien, als würde die ganze Erde die Luft anhalten, realisierte Renji, dass er den letzten Part laut gesagt hatte. Schlimmer noch, aufgrund seines erhöhten Sitzplatzes in der letzten Reihe, hatte seine Stimme durch den Raum gehallt.
 

Alle hatten sich zu ihm umgedreht und starrten ihn mit bitterem Entsetzen an. Auch Kira.
 

Der Lehrer donnerte sofort los. „Diese Sorte von ungehobelter Sprache werde ich nicht tolerieren.“, sagte er leidenschaftlicher, als sein ganzer Unterricht bisher war. „Verschwinde sofort aus diesem Raum. Du wirst in meinem Büro warten, ob du diesen Kurs weiter belegen wirst.“
 

Renji stand auf und verließ ohne Protest den Raum. Er hätte sich entschuldigt, wenn es geholfen hätte, aber er hatte diese Situation zu oft durchgemacht, daher wusste er es besser. Er konnte sich noch nicht einmal dafür schämen. Er war nur sauer mit sich selbst, dass er unbedacht einem solchen Lehrer Gründe in die Hand gab, ihn direkt am ersten Tag hinauszuwerfen.
 


 

Der Rothaarige hatte nicht erwartet, dass das Büro des Lehrers bereits von jemand belegt war. Er konnte die Präsenz spüren, die hinter der Tür aus Reispapier wartete. Wie eine Spinne in ihrem Netz. Er klopfte höflich, aber niemand antwortete.
 

Er stand für einen Moment da und versuchte sich zu entscheiden, ob er mehr Ärger bekommen würde, wenn er vor der Tür warten würde oder denjenigen störte, der auf den Lehrer in dessen Büro wartete. Wer auch immer es war, dessen Reiatsu war merkwürdig und sonderbar. Renji konnte auch nicht wirklich seinen ersten Eindruck einer Spinne unterdrücken, auch wenn er spürte, dass es auch eine ältere, elegante Person sein könnte… Eine Dame, die an Stärke gewohnt war, auch wenn sie diese vielleicht auf unfreundliche Weise über andere hinweg ausübte. Hmmm… Vielleicht die Mutter oder Ehefrau des Lehrers?
 

Er legte sein Ohr an die Tür und hoffte, dass er ein Geräusch von ihr aufschnappen könnte. „Meine Dame? Kann ich hereinkommen? Schauen sie, ich soll hier im Büro auf…“
 

„Mit wem redest du da, Junge?“, sein Lehrer kam den Gang entlang. Renji konnte sehen, wie irritierte Gesichter aus dem Klassenraum lugten. War der Unterricht bereits vorbei? Es musste so sein, denn der Gang begann sich mit Schülern zu füllen.
 

„Ihre…“, er hatte schon genug Ärger, Renji wollte den Lehrer nicht damit beleidigen, dass er seine Frau darin vermutete, wenn es auch seine Freundin sein könnte. Oder noch unangenehmer, die Mutter. „… Bekannte. Die Dame, die in ihrem Büro wartet.“
 

„Da ist niemand in meinem Büro, Dummkopf. Geh rein.“, der Lehrer schob die Tür auf Seite und betrat den Raum.
 

Renji folgte ihm behutsam und ließ sein Blick, auf der Suche nach der anderen Person, durch den Raum gleiten. Der Raum war vollgestopft mit Papieren und halb-vergessenen Teeschalen, die in verschiedenen Ecken standen. Aber der Raum roch angenehm nach Bibliothek. Fast jede Stelle der Wände war mit überfüllten Bücherregalen bedeckt. Außer einer Stelle. Dort, wo eine Schwerthalterung über den Schreibtisch des Lehrers befestigt war.
 

Endlich sahen seine Augen das, was er gespürt hatte. Es war keine Frau, sondern ein Zanpakutō war an diesem Platz zu sehen. Wie eine Auszeichnung oder Trophäe.
 

„Setzen.“, ermahnte der Lehrer scharf. Renji folgte. Für solch einen unscheinbaren, grauen und uninteressanten Dozenten war er ganz schön verärgert. „Du kommst vielleicht bei anderen mit einem vulgären und unflätigen Verhalten durch, aber ich werde das nicht tolerieren.“
 

„Ich verstehe, Herr Lehrer.“, sagte Renji und beugte den Kopf. Da gab es nicht mehr, was er sagen konnte. Es war nicht seine Absicht gewesen, es laut auszusprechen. Es war ihm so herausgerutscht.
 

Als Renji da saß und darauf wartete, welche Strafe sich der Lehrer für seinen Ausbruch in der Klasse einfallen lassen würde, betrachtete er sein Gegenüber genauer. Er hatte kurze, graue Haare. Vom Aussehen und Farbe her erinnerte es ihn an Stahlwolle, doch seine Augen waren nun in ihrer Gegenwart dunkel und intensiv. Wie eine...
 

„... Kuroi no Kumo, Schwarze Spinne.“, sagte Renji zu sich selbst, sein Blick fixierte das Zanpakutō in seiner glänzenden Hülle, tintenschwarz und reflektierend, wie der Panzer eines Insekts. Ein hauchdünnes, weißes Band hing vom Griff, wie Spinnenweben.
 

"Du wagst es den Namen meines Zanpakutō auszusprechen!"
 

"Was?"
 

"Wer hat es dir verraten?", der Lehrer war nun auf seinen Füßen und schrie. "Niemand sollte ihn wissen! Ich habe Kuroi no Kumo seit Jahren nicht gerufen. Nein, seit Dekaden!"
 

Renji blinzelte, er war sich noch nicht einmal sicher, wie sie plötzlich zu so einem heiklen Thema gekommen sind. "Ich weiß nicht, wovon sie reden, Herr Lehrer."
 

"Kuroi no Kumo. Du hast ihren Namen gesagt. Warum?"
 

"Ich...", warum waren diese Worte aus seinem Mund gekommen? "Uh, ich habe nur laut gedacht."
 

"Nunja, das scheint eine schlechte Angewohnheit von dir zu sein, Herr Abarai.", sagte der Lehrer scharf, auch wenn er sich beruhigt zurücklehnte. Renji bemerkte, dass er nun aus irgendeinem Grund ein 'Herr' verdient hatte. "Wenn du Fortschritte in meinem Kurs machen möchtest, solltest du lernen, wie du es unterdrückst."
 

Moment... Er wurde jetzt nicht zum Direktor geschickt, kein Nachsitzen oder sonst eine disziplinarische Maßnahme?
 

"Diese furchtbare Sache, die du in der Klasse gesagt hast.", sprach der Lehrer mit einem missbilligenden Schnaufen. "Warum hast du das gesagt?"
 

"Ich war anderer Meinung, was ihren Vortrag anging.", sagte Renji vorsichtig.
 

"Offensichtlich und ziemlich ausdrücklich.", antwortete der Grauhaarige knapp. "Nur für mein Verständnis", dabei suchte er zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch. "Es sind nur 3 Schüler in meiner Klasse, die jemals etwas angefasst haben, was einem Zanpakutō nahe kam. Du, Herr Kira und Frau Hinamori. Was, in dieser kurzen Zeit, hat dich so in dieser Meinung erhärtet, junger Mann?"
 

Renji versuchte zu entscheiden, was die richtige Richtung war, aber zuckte dann mit den Schultern. Er war bereits auf dünnem Eis bei diesem Typen. Dann kann er ihm auch die Wahrheit erzählen. "Gespräche mit Kommandant Kyōraku."
 

"Dieser alte Säufer? Was, in Herrgottsnamen, glaubt Kyōraku über das zähmen eines Zanpakutō zu wissen?"
 

"Oh, nunja, nichts.", stimmte Renji zu. "Er denkt nicht, dass man es unbedingt 'zähmen' müsse. Er denkt, da gibt es einen anderen Weg."
 

"Wie auch immer. Er liegt falsch.", sagte der Lehrer schnell. "Du hast dir einen armseligen Mentor für die Kunst der Zanpakutō gesucht, Herr Abarai. Solltest du weiterhin darauf bestehen, seinem Beispiel zu folgen, wirst du vermutlich einen extrem gefährlichen Weg beschreiten. Ein Weg, der dich vollständig zerstören könnte. Höre genau zu, Junge. Zanpakutō sind sehr machtvolle und gefährliche Kreaturen, mit denen man nicht einfach umgehen kann. Mache niemals den Fehler, sie zu unterschätzen. Du musst deine Waffe respektieren. Und um das zu schaffen, musst du es beherrschen."
 

Renji nickte. Das war die Art von Gespräch, auf die er gehofft hatte. So sehr er auch dazu tendierte, instinktiv Kyōraku zu vertrauen und zuzustimmen, wollte er auch ebenso leidenschaftlich die andere Meinung dazu kennenlernen. "Ich möchte das auch lernen."
 

Der Lehrer schien einen Augenblick irritiert zu sein. "Das möchtest du?"
 

"Ja, Herr Lehrer. Ich möchte alles lernen, damit ich so weit bin, wenn ich ihn endlich treffe."
 

"Ihn?"
 

Oh Scheiße. Ein weiterer Ausrutscher. Verdammt, wo habe ich heute Morgen nur mein Hirn gelassen? "Ähm... Ich meine eben mein Zanpakutō. Uh, wenn ich eins bekomme."
 

Sein Gegenüber kräuselte die Lippen und verengte die Augen. Der Rothaarige hatte das Gefühl, eingehend betrachtet zu werden. Sorgsam, bedrohlich. Wie eine Spinne ihre Beute. "Du hast bereits von ihm geträumt, nicht wahr?"
 

"Ich...", Renji stockte. Er war sich nicht sicher, ob es sicher war, so etwas zuzugeben.
 

"Jetzt verstehe ich. Sehr gut.", sagte der Lehrer und bedeutete Renji, es ihm gleichzutun. "Ich werde dir erlauben, den Kurs weiter zu besuchen. Glaube aber nicht, dass du einer Strafe für dein Verhalten entkommen bist. Wir werden das in 2 Arten lösen. Erst etwas Schnelles und Unmittelbares. Dann wirst du, für den Rest des Semesters, mein Laufbursche für meine Bürotätigkeiten sein. Hast du verstanden?"
 

Na gut, es könnte schlimmer sein. "Ja, Herr Lehrer."

Into the Spider's Lair

Während des Mittagessens in der Mensa schüttelte Kira ernst den Kopf. "Manchmal befürchte ich, dass du vor deinem Abschluss stirbst."
 

"Wir sind alle tot, Kira.", sagte Renji und versuchte zu essen, ohne dass sein lädierter Kiefer weh tat.
 

„Du weißt, was ich meine.“, grummelte Kira. Der Rothaarige hatte eigentlich gehofft, ihn mit diesem Kommentar vom Thema abzulenken. Aber, nachdem Kira ein bisschen von dem Thunfisch gegessen hatte, schüttelte er wieder mit dem Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Gütiger Himmel, schau dich an. Wer hätte gedacht, dass der hagere, absolut langweilige Professor so grob drauf ist.“
 

„Ich hatte es kommen sehen.“, sagte Renji mit einem Achselzucken. „Wie auch immer. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Er musste an mir ein Exempel statuieren, nicht wahr? Die ganze Klasse hatte gehört, was ich gesagt habe. Also hat er mich auch dorthin geschlagen, wo sie es sehen können.“
 

Kira erschauderte. „Das ist der Grund, warum ich niemals in Ärger gerate. Diese Misshandlung würde mich zu sehr beschämen. Es würde mich umbringen, so die Gänge entlangzulaufen, während jeder weiß, was passiert ist.“
 

„Ja, du gewöhnst dich dran.“, sagte Renji. „Und nebenbei, nach Zanjitsu sehe ich auch so aus.“
 

„Da hast du vermutlich recht.“, Kira begann wieder zu essen. „Trotzdem. Du musst aufhören, dir das selbst anzutun, Renji. Einige Lehrer werden niemals aufhören, nach Oberflächlichkeiten zu urteilen. Und du bist der Idiot, der sich sein Gesicht über den Sommer hat tätowieren lassen. Du hast daher mit etwas Gegenwind zu rechnen.“
 

Kira, ebenso wie alle anderen, die mit ihm nach seinem Ausbruch während 'Zanpakutō: Theorie und meditative Praxis' geredet hatten, hatten die Vermutung geäußert, dass Renjis 'zum Teufel mit dem Scheiß!' ein Kommentar darüber gewesen war, dass man ihn im hinteren Teil des Raumes platziert hatte, weil er aus Inuzuri stammte. Es war zu kompliziert, die Wahrheit zu erklären, also ließ er die Leute in ihrem Glauben. Trotzdem irritierte ihn Kiras kleiner Vortrag. „Du weißt, es gibt andere Schüler mit Tattoos im Gesicht.“
 

„Ja, Renji. Aber du bist nicht Shūhei Hisagi. Ein Praktikum macht dich nicht zum Offizier in den Hofgarden.", Kira kaute gedankenverloren. "Im Übrigen, Hisagi sieht wesentlich besser aus als du. Und hat bessere Manieren.", fügte er dann hinzu.
 

Renji schubste Kira so, dass er vom anderen Ende der Bank fiel. Er schlug mit einem überraschten "Oh!" und einem Rums auf dem Boden auf. Renji stand auf, um sein Tablett wegzuräumen.
 

„Weißt du, es sind Dinge wie das hier, die dich in Schwierigkeiten bringen.“, sagte Kira und richtete sich auf. Die Leute hatten sich nach dem Aufruhr umgeschaut, aber als sie erkannten, wer da involviert war, machten sie sich keine Gedanken darüber, ob es ein ernsthafter Kampf war. „Du solltest dein Temperament zügeln.“
 

„Halt die Klappe, Kira. Ich weiß, in Ordnung? Ich weiß es.“
 


 

Entgegen seiner Behauptung Kira gegenüber war er es am Ende des Tages leid. Diese halb geflüsterten Kommentare und Deutungen in seiner Richtung, als würde er es nicht bemerken. Nun stand er vor der Tür des Lehrers und schnaubte über dessen Türschild. Der Name war genauso durchschnittlich wie seine Lektüren. Nakamura.
 

„Also.“, sagte Nakamura und öffnete Renji die Tür. „Du hast deine Prügel bezogen und bist pünktlich zu deinem Dienst in meinem Büro erschienen. Gegenüber deinem vorherigen Verhalten überraschst du mich, Herr Abarai.“
 

Renji biss die Zähne zusammen und nickte nur. „Ich möchte meinen Abschluss schaffen, nicht wahr?“
 

„Du bist einer der wenigen aus Inuzuri“
 

„Soweit ich weiß.“, schaffte es Renji ohne Sarkasmus oder irgendeiner anderen Bemerkung zu sagen. Zumindest einmal an diesem verdammten Tag.
 

„Nun gut, dann kommst du am besten rein und wir fangen an.“
 


 

Der Schreibkram der Akademie unterschied sich nicht sehr stark von den Dingen, die er in der 13. Einheit den ganzen Sommer getan hatte. Nakamuras enges und überfülltes Büro hielt allerdings den Vergleich mit der riesigen und angenehmen Division Ukitakes nicht Stand. Und Nakamuras Zanpakutō, Kuroi no Kumo, machte das ganze noch... gruselig und unangenehm. Wenn das Schwert Augen gehabt hätte, Renji hätte darauf schwören können, dass es ihn konstant mit den Augen folgen würde. Ihn beobachtete wie seine Beute, während er Formulare abheftete und sortierte.
 

"Sie macht dich nervös, meine schwarze Spinne, nicht wahr?"
 

Absolut. "Nicht im Geringsten.", log Renji.
 

"Sie sagte mir, dass sie keine Schlangen möge. Möchtest du das erklären?"
 

Renji schaute von den Papieren auf, die er gerade sortierte. Seine Augen sprangen sofort zum Zanpakutō, welches in ihrer glänzenden, schwarzen Hülle an der Wand hing. Über dem Kopf des Lehrers. "Sie reden gerade mit ihr?"
 

"Das tue ich.", sagte Nakamura und ging auf Renji zu und stellte ihm einen weiteren Berg Papiere hin. Dabei zerstörte er die alphabetische Sortierung des Rothaarigen vollständig. "Also sag es mir, Herr Abarai. Warum denkt mein Zanpakutō, dass du eine Schlange bist?"
 

"Ich weiß es nicht.", sagte Renji und begann erneut mit dem Ordnen der Unterlagen. "Mit allem Respekt gegenüber der Spinnendame, ich glaube, sie studiert mich falsch. Über was sie sich Sorgen macht, ist nur ein Schlangenschwanz. Der Rest gehört zu etwas völlig anderem."
 

"Oh?", der Professor setzte sich in seinen Stuhl und hielt die Hände vor seinem Mund. Er betrachtete Renji von seinem Platz hinter dem Schreibtisch für einen langen Moment. "Sie denkt immer noch, dass deine Schlange sie beißen könnte.", sagte er dann.
 

Renji dachte nach, als er das letzte Papier an seine Stelle ablegte. Dann stand er auf, um alles abzuheften, bevor der Lehrer es wieder unordentlich machen konnte. "Ich vermute, sie liegt damit richtig. Allerdings weiß ich nicht wie, denn ich habe keine Ahnung, wo er gerade ist."
 

"Ah, 'er' wieder.", sagte Nakamura. "Ich dachte mir schon, dass wir darüber reden."
 

Renji war sich nicht sicher, was er nun sagen sollte. Vermutlich hatte er bereits viel zu viel gesagt. Also fuhr er schweigend mit seiner Arbeit fort. Er fand schon wieder eine vergessene Teeschale auf einem Schrank. Er stellte sie zu dem wachsenden Haufen neben der Tür. Trank Nakamura jemals einen Tee leer?
 

"Du lässt mich mit einem Rätsel zurück, Herr Abarai. Was hat einen Schlangenschwanz, ist jedoch keine Schlange?"
 

Renji behielt sein Gesicht abgewandt. Er konnte spüren, wie er etwas errötete. Normalerweise kümmerte sich Renji einen feuchten Kehricht darum, was jemand über ihn dachte. Vor allem so Leute wie Nakamura, welche sich nur ein Bild aufgrund seiner Herkunft über ihn machten. Aber dieser Nue war sein Teil seiner eigenen Seele. Er war sich nie sicher, wie er darüber denken sollte. Zumindest hatte er jemanden getroffen, der auch ein Dämon trug. Und, theoretisch hatte Kyōraku 2 davon. Wenn sich Kyōraku für seine doppelte Dämonen-Seele schämte, zeigte er es nie. Aber... Da waren all diese Trinker-Gerüchte. Vielleicht ist das der Weg, wie er damit umging. Einfach immer betrunken genug sein, damit man nicht zu sehr darüber nachdachte.
 

Renji konnte es sich allerdings nicht unbedingt leisten, seine Zeit auf der Akademie besoffen zu durchleben. Er musste entscheiden, was es für ihn bedeutet. Er blickte Nakamura über die Schulter an, er schaute Renji immer noch, über seine gefalteten Hände hinweg, an. "Stört es sie nicht, Herr Lehrer? Ein Insekt zu haben, meine ich."
 

"Anstelle eines Dämons?", Nakamura lächelte wissend. "Warum sollte ich? Es ist nichts, was ich an mir lieben muss, ich muss nur damit umgehen können."
 

'Nichts, was ich an mir lieben muss...', das machte Sinn. Es war nicht so, als hätte Renji keine anderen Dinge – Dinge die er überlebt hatte – die er in einer Box in seinem Kopf gesteckt hatte. Diese Box war mit 'Vergiss den Scheiß so schnell wie möglich' beschriftet.
 

Aber das war nicht dasselbe, wie damit umgehen, richtig? Nein, einfach etwas wegsperren war genauso wie sich zu betrinken, um den Schmerz zu stillen. Und nach Renjis Erfahrungen kam der Mist am nächsten Morgen wieder.
 

Allerdings war auch nicht so viel in Renjis mentaler Box. Vieles hatte er abgetan mit dem Gedanken, dass es viel schlimmer hätte kommen können und, dass er sein Bestes gegeben hatte, wenn man die Möglichkeiten betrachtete. Keine Reue.
 

"Und wie machen sie das?", fragte Renji. Er hatte immer noch die letzten paar Unterlagen in der Hand und lehnte mit der Hüfte gegen ein Regal. "Mit etwas wie einer... Spinne umgehen."
 

"Oder einer Nue?", gab Nakamura zurück, verspottete so Renjis Zögern. "Als Erstes musst du in der Lage sein, es zu sagen, nicht wahr, Junge? Du musst sagen können, was du bist. Du musst fähig sein, der ganzen Welt ins Auge zu blicken und es laut herauszuschreien. Ruf danach, frag danach. Akzeptiere es vollständig."
 

Also war es das Gleiche, in einer Art und Weise. Er konnte es mit Zabimaru machen, wie mit allen anderen Entscheidungen, die er in seinem Leben getroffen hatte. Damit leben ohne Bedauern, es akzeptieren, mit allem, was sie über ihn aussagten. Was sie über seine Seele sagten.
 

Aber diese Dinge waren aktive Entscheidungen gewesen. Er konnte auf sein Leben zurückblicken und sagen 'ich habe es deswegen getan' oder 'es hätte besser laufen können, aber auch wesentlich schlechter'.
 

Hatte er eine Entscheidung bezüglich Zabimaru getroffen? Gab es einen Moment in seinem Lebenskreislauf, in dem er sagte 'Ja, ich bin ein Dämon des Unglücks, das ist, was ich mehr als alles andere möchte'.
 

Vielleicht.
 

Vielleicht, wenn irgendeine Kraft ihn hatte entscheiden lassen, ob er stark oder schwach sein wollte. Dann hätte er wohl gesagt, 'gib mir Stärke, irgendwelche, damit ich kämpfen kann'. Und dann, nur weil das Schicksal ein Bastard war, wurde er in Inuzuri wiedergeboren. Ein absolutes Höllenloch, wo jeder Tag ein Kampf ums Überleben war.
 

"In all diesen Büchern, in denen sie sagen, dass man sein Zanpakutō meistern soll, sagen sie in Wirklichkeit 'ringe deine eigenen Dämonen zu Boden'?
 

„Bücher?“, Nakamura saß gerade und seine Augen weiteten sich. „Du hast bereits mehr gelesen, als das Lehrbuch?“
 

Renji beantwortete die Frage mit einem verlegenen Achselzucken. „Aber das ist, was sie sagen, richtig? Ein Zanpakutō zu meistern, bedeutet, sich selbst zu verstehen. Man muss es nicht unterwerfen oder erobern, man muss es vor allem akzeptieren und annehmen.“
 

„Kommt auf das Zanpakutō und seinen Träger an.“, erklärte Nakamura. „Manche Leute müssen ihr Zanpakutō unterwerfen, denn es reflektiert etwas vom Träger, dass potenziell unkontrollierbar und gefährlich ist. Schau“, meinte er und deutete an die Stelle, wo Kuroi no Kumo hing. „Da gibt es einen Teil von mir, der giftig ist. Wenn du das nicht zügeln kannst...“
 

Renji nickte, als der Lehrer nicht weitersprach. „Ja. Ich glaube, ich verstehe das. Da gibt es eine Balance. Man muss wissen und akzeptieren, zu was man in der Lage ist. Aber man muss die Dunkelheit zurückhalten, die mörderische Wut, die alles und jeden nur aus Spaß zerstören würde. Für das Vergnügen, dass man endlich derjenige mit der Macht ist.“
 

„Ah“, machte Nakamura und hob die Augenbrauen an. „Also hast du ein paar Dämonen.“
 

„Ja.“, sagte Renji und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Könnte man so sagen.“

The Dog's Collar

Renji stellte einen Stapel Unterlagen vor Nakamura, dem Kursleiter für Zanpakutō der Akademie ab. Er arbeitete nun schon eine kurze Weile für ihn. Eine Art Bestrafung für einen unflätigen Ausbruch im Kurs. In den letzten Wochen hatte er es geschafft, das Durcheinander in dessen Büro weitestgehend zu beseitigen. Das bedeutete, dass Renji mittlerweile dazu übergegangen war, dem Lehrer bei Angelegenheiten bezüglich der Akademie unter die Arme zu greifen. „Das braucht nur ihre Unterschrift, Herr Lehrer.“, sagte er.
 

Der Lehrer las jedes der Formulare langsam durch und Renji bemühte sich, nicht angespannt zu wirken unter der intensive Beobachtung von Kuroi no Kumo, Nakamuras Zanpakutō, welches hinter ihm an der Wand hing.
 

„Was ist das?“, fragte Nakamura und hielt ein Formular hoch, welches Renji verstohlen unter die anderen gemischt hatte.
 

„Eine Anfrage für ein Wochenendpass.“, gab Renji zu. „Wie sie sehen, haben bereits 2 weitere Lehrer unterschrieben. Ich brauche nur noch 3 Weitere und ich hoffe, sie seien einer davon, Herr Lehrer.“
 

Der Lehrer schaute zu Renji auf, der neben dem Tisch stand. Es schien, als versuche er etwas in Renjis Gesicht zu erkennen. „Du hast... Familie? Du möchtest nach Inuzuri zurückkehren?“, fragte er schlussendlich.
 

Renji würde sich eher mit einem Stock ein Auge ausstechen, als zurück in dieses Höllenloch zu gehen. „Nein, Herr Lehrer. Die Anfrage ist für ein Besuch in der Seireitei. Deswegen brauche ich auch so viele Unterschriften. Ich brauche ein Visum.“
 

Ein belustigter Ausdruck legte sich um Nakamuras Mundwinkel. „Es ist ein Halsband, weißt du. Du musst es das ganze Wochenende tragen.“
 

Renji nickte kurz. Als der erste Lehrer ihm dies erzählt hatte, war er kurz davor gewesen, den kompletten Plan in den Wind zu schießen. Aber er würde Rukia treffen. Er hatte ihre Feier, anlässlich ihrer frühzeitigen Abschlussprüfung verpasst und hatte sie nicht angemessen verabschieden können. Renji hatte Kommandant Ukitake geschrieben und sich versichert, dass er zu einem guten Zeitpunkt kam, sodass er in der Lage war, Rukia zu sehen, wenn sie auch etwas Zeit für ihn hatte. Ukitake und er hatten sich verschworen, um sie zu überraschen. Doch all das wäre ruiniert, wenn er nicht genügend Unterschriften sammeln konnte.
 

„Ich bin verwirrt.“, sagte der Lehrer und tauchte seinen Füller in Tinte. „Was ist dort so wichtig, dass jemand wie du zu solch einer Sache zustimmen würde?“
 

Das war die eine Frage, die jeder Lehrer gestellt hatte, den er gefragt hatte. Die meisten hatte die Frage etwas anders gestellt, aber Renji war immer und immer wieder über seine eigene Antwort gestolpert, also hatte er sie soweit gekürzt, dass es wirklich jeder verstand und das auch sofort. „Ein Mädchen.“
 

„Ah, natürlich.“, sagte Nakamura. Er hatte bis zur Antwort innegehalten , doch setzte nun seinen Namen auf das Formular. „Jemanden, den du während deines Praktikums getroffen hast, vermute ich?“
 

„Sie ist bei der 13. Einheit, ja.“, antwortete Renji. Es war zwar keine richtige Antwort auf Nakamuras Frage, aber es war einfacher, als die lange und komplizierte Geschichte von Rukia und ihm zu erzählen.
 

„Oh? Ein Offizier? Nun, ist das nicht ein wenig indiskret?“, sagte Nakamura und händigte Renji den Pass mit einem lasziven Lächeln aus. „Ist sie viel älter als du? Ich hoffe, du hast dir zumindest jemanden ausgesucht, der hoch im Rang steht, sodass sie dir vielleicht einen guten Platz besorgen kann, wenn du dich gut mit ihr hältst.“
 

Renjis Gesicht verfinsterte sich, während er den Pass zurück in seine Kosode steckte. „So ist das nicht zwischen uns.“
 

„Sicher.“, sagte Nakamura, immer noch mit diesem listigen Lächeln, welches Renji ihm mittlerweile am liebsten aus dem Gesicht geprügelt hätte. „Vielleicht kenne ich sie, wie ist ihr Name?“
 

„Sie kennen sie nicht.“, entgegnete Renji ungeduldig. Er wünschte sich, aus diesem Gespräch zu kommen, bevor sein Temperament mit ihm durchgehen würde oder er irgendetwas sagen würde, was ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde.
 

„Zanpakutō-Theorie ist ein Pflichtfach, mein Junge. Ich habe jeden einzelnen Schüler vor seinem Abschluss in den letzten 300 Jahren gesehen.“
 

„Rukia hat frühzeitig abgeschlossen. Sie wurde privat unterrichtet.“, erklärte er.
 

Nakamuras buschige, graue Augenbrauen schossen nach oben. „Rukia? Rukia Kuchiki?“
 

Renji konnte es nicht verhindern, etwas rot zu werden, also nickte er nur.
 

„Oh, meine Güte.“, Nakamura schüttelte seinen Kopf. Er fixierte mit den Augen die Stelle, wo Renji den Pass in die Kosode verschwinden lassen hatte, als würde er noch einen Rückzieher machen wollen. „Ich bin mir nicht sicher, ob alle Unterschriften der Soul Society dich retten würden, wenn der Kuchiki-Clan erfährt, dass ein dreckiger Hund wie du, plant, einen der ihren zu treffen.“
 

Renji hatte keine Ahnung, wie er seine Zeit bei Nakamura noch abgesessen hatte. Denn vor seinen Augen hatte sich ein roter Schleier gebildet und innerlich brüllte er eine abgewandelte Version seines Mantras. Ich werde keinen Lehrer vor dem Abschluss umlegen. Ich werde keinen...
 

Als er endlich aus dem Büro draußen war und den Gang hinunter stürmte, hätte er sich beinahe die Knöchel seiner Hand gebrochen, als er gegen die Wand schlug.
 

Er hatte es eigentlich nicht vor, aber Renji wich vor dem Shinigami zurück, der das Band aus kräftigem, blauen Stoff hielt. Er hatte noch nicht einmal realisiert, was er tat, bis er gegen einen Berg Souvenirs stieß, die eine alte Frau hinter ihm in die Reihe neben sich gestellt hatte. Er entschuldigte sich und trat wieder nach vorne. „Könnten sie noch einmal erklären, warum ich es nicht einfach an meinem Handgelenk tragen kann?“
 

„Es muss zu jeder Zeit klar erkenntlich sein.“, sagte der Shinigami und schaute den Rothaarigen mitfühlend an. „Es tut mir leid, es zu sagen. Aber die Wahrheit ist, dass es genau mit der Absicht gemacht wurde, dass es den Besuchern unangenehm ist. Besonders für die, von weiter außerhalb.“
 

Renji zögerte immernoch.
 

„Schau, mein Sohn.“, sagte die ältere Frau und tätschelte seinen Arm. „Zumindest ist es der Studentenpass. Aufgrund der Farbe wird dich niemand für etwas anderes halten. Und wenn du nicht redest, wird niemand wissen, woher du kommst. Außerdem“, fügte sie mit einem freundlichen Lächeln hinzu, „währst du mein Junge, ich wäre stolz, dich sprechen zu hören und zu sehen, dass du das Blau der Akademie trägst.“
 

Mit dem Zuspruch der alten Dame war es ihm möglich, beim nächsten Mal, als der Shinigami sich näherte, stehen zu bleiben.
 

Trotzdem war es viel härter, das Tragen des Halsbandes zu akzeptieren, als Renji erwartet hatte. Sein Kiefer war so fest zusammengebissen, dass er befürchtete, die Zähne würden nachgeben und er war sich sehr sicher, dass seine Fingernägel halbmondförmige Blessuren in seinen Handflächen hinterlassen hatten. Das ganze wurde noch von der Tatsache verschlimmert, dass er um einiges größer als der Shinigami war, der ihm das Halsband anzog und er sich halb über sie beugen musste, damit sie das Ding um seinen Hals schlingen konnte.
 

Es war nur ein Stück Stoff, aber für Renji fühlte es sich wie eine Hand um seiner Kehle an, welche sich schloss und ihn um die Fähigkeit, normal zu atmen, beraubte. Die Ansammlung von Kidō überraschte ihn ebenso, aber er versuchte, nicht zu weit zurückzuzucken. Er vermutete, dass die Magie ein Teil davon waren, dass das Tor ihn erkennen würde, aber dadurch kribbelte es umso mehr auf seiner Haut.
 

Wie könnte er dies über das ganze Wochenende hinweg durchhalten?
 

„Alles klar, wir sind fertig.“, meinte der Shinigami. „Willkommen in der Seireitei. Denk dran, wenn du es entfernst oder es auch nur aus Versehen zerreißt, wirst du wie ein feindlicher Angreifer behandelt.“
 

Renji nickte und klemmte sich Rukias Geschenk unter den Arm. Als er vorsichtig die unsichtbare Barriere überquerte, viel sein Blick auf die alte Dame, die ihn beruhigend anlächelte. Der Rothaarige hielt inne und wartete, bis auch sie ihr Halsband bekam. Die der Händler waren schwarz. Er ließ seinen Blick über ihr Gepäck wandern, um die schwerste Tasche ausfindig zu machen. „Lassen sie mich das für sie tragen. Es ist das Geringste, was ich für sie tun kann.“
 

„Ich wusste, dass du ein guter Junge bist. Ich freue mich über deine Hilfe.“, sagte sie, hakte sich bei Renji unter und führte ihn in die Richtung, in die sie wollte. „Ich weiß, was es heißt, unter den Kommentaren zu leiden, die sicher auch du zu hören bekommst. Lass sie nicht deine Würde schmälern. Du hast einen langen Weg hinter dir, um diese Uniform zu tragen. Vergesse das nie.“
 

„Nein, meine Dame.“
 

Die alte Händlerin war sofort bereit, Renji zu adoptieren, als er ihr noch half, den Stand aufzubauen. Hätte er nicht noch die Verabredung mit Ukitake am Nachmittag, wäre es eine nette Art gewesen, sich noch ein wenig die Zeit zu vertreiben, während er ihr noch etwas Gesellschaft geleistet hätte. Vor allem, da ihm ziellos umherlaufen eine schlechte Idee zu sein schien, denn er spürte dieses Ding um seinen Hals immernoch. Das Letzte, was er wollte, war, jemanden zu treffen, den er kannte. Wie zum Beispiel Ikkaku und Yumichika, die wahrscheinlich wegen diesem Ding klugscheißen würden.
 

Es hatte sich herausgestellt, dass die alte Dame einen Sohn in Inuzuri verloren hatte. Renji hatte nicht nach Details gefragt, aber er vermutete, dass der Grund weder Hunger noch Gewalt gewesen war. Also versprach er, sich von Ärger fern zu halten und auf dem Rückweg noch einmal am Stand zu halten, wenn das möglich war. Und da sie yaki imo, geröstete Süßkartoffeln, verkaufte, wäre es für ihn kein großes Opfer. Tatsächlich hatte sie sogar darauf bestanden, dass Renji eine Kostprobe annahm, bevor er sich auf dem Weg zur 13. Einheit machte.
 

Renji hatte das Stechen der Eifersucht erwartet, wenn er Rukia in Uniform sehen würde. Aber er hatte nicht damit gerechnet, wie er sich dabei fühlte, zu sehen, wie sie mit Vizekommandant Shiba agierte. Ukitake hatte Renji einen grasbewachsenen Bereich gezeigt, der nahe am Trainingsgelände lag. Sie hatten damit begonnen, ein Picknick herzurichten, welches als Überraschung und als Willkommenszeremonie für Rukia dienen sollte.
 

Als er half, den Picknick-Korb auszuräumen und andere Dinge herzurichten, lagen Renjis Augen weiter auf denbeiden, die auf dem Platz einen Übungskampf austrugen. Er hatte Rukia niemals so kämpfen sehen. Sie war... absolut furchtbar. Trotz ihrem Willen und Entschlossenheit konnte Shiba sie mehr als nur einmal mit Leichtigkeit entwaffnen. Renji konnte nicht anders als zu erschaudern und sich in ihrem Namen schämen. Er wusste, dass sie bei einer Prügelei ihren Mann stehen konnte, aber scheinbar war Zanjutsu nicht ihre Stärke.
 

Vielleicht waren die Gerüchte über sie wahr. Sie hat ganz klar zu früh ihren Abschluss gemacht.
 

Das war genauso offensichtlich, wie die Tatsache, dass sich Rukia in Shiba verguckt hatte.
 

Der Rothaarige drehte sich um und half Ukitake mit einer Halterung für einen Sonnenschirm. Dabei bemerkte er, wie Miyako auch auf den Übungsplatz hinunter starrte. War Rukias Verliebtheit für sie auch offensichtlich?
 

Als sich ihre Augen trafen, lächelte Miyako Renji sanft an und kam auf ihn zu. „Wir haben dich vermisst.“, sagte sie fröhlich.
 

Schwachsinn, dachte Renji. Dank dem ganzen Papierkram war er während seines Praktikums meistens griesgrämig und sehr unsozial gewesen. Er nickte nur, um höflich zu sein. Dann deutete er mit dem Kinn in die Richtung des Übungsplatzes. „Weißt du, ob sich Rukia gut macht? Sie scheint etwas... hinterher zu sein.“
 

Miyako lachte. Es war ein süßer und charmanter Laut. „Da ist das Motto 'Hoffnung'. Es ist nicht so hart wie bei den bekannten Kämpfer-Einheiten wie der 11.“
 

„Richtig.“, sagte Renji, war aber nicht wirklich überzeugt. Alle Divisionen sollen die kaiserliche Stadt beschützen. Und wie er bereits von dem Papierkram der Division erfahren hatte, war eine überraschende Anzahl von Shinigami der 13. Einheit regelmäßig auf mäßig gefährlichen Patrouillen in der Welt der Lebenden. „Ich bin sicher, dass sie sich machen wird.“, sagte er, um sich selbst zu überzeugen.
 

Miyako blickte zu Ukitake. Der Kommandant hatte ihnen den Rücken zugekehrt und versuchte gerade eine Streiterei zwischen den beiden, ihn verehrenden, 3. Offizieren zu schlichten. Sie lehnte sich zu Renji vor. „Weißt du, ich bin der 3. Offizier drüben in der 6. Einheit, seit Kaien und ich verheiratet sind. Nunja, ich weiß, dass ihr Bruder eine Menge Zeit hier verbringt. Ich kann nur Vermutungen anstellen, was er und Ukitake zu besprechen haben.“
 

Rukia.
 

Sie nickte beim verstehenden Gesichtsausdruck Renjis. „Lass es uns so sagen.“, sagte sie bevor sie sich umdrehte, um die Dekorationen zu beenden. „Ich denke, sie ist in Sicherheit.“
 

War das gerecht? Was für eine Karriere würde Rukia haben, wenn jeder sie mit Samthandschuhen anpackt? Renji schaute zurück zu den beiden Kämpfern. Es schien, als versuche Kaien Rukia davon zu überzeugen, es für heute gut sein zu lassen. Es war Teil des Plans, sodass sie beiden ihren Weg zum Picknick einschlugen. Doch Rukia schmollte und schien ganz klar mit ihrem Auftritt beim Kampf nicht zufrieden gewesen zu sein. Sie schien verzweifelt zu versuchen, den Privatunterricht weiterzuführen.
 

Aber Rukia strahlte über beide Ohren, als jeder „Überraschung“ rief und sprang förmlich in Renjis Arme, als sie ihn schlussendlich sah. Er genoss den Druck, den ihr Körper auf seinen eigenen ausübte und den Geruch ihres Schweißes, welcher sofort Erinnerungen wach rief. Es war schwer zu glauben, dass es erst 3 Jahre her war, dass sie gemeinsam auf der Straße gelebt und davon geträumt hatten, hierher zu kommen und Shinigami zu werden. „Hey, sei vorsichtig.“, zog er sie auf, nachdem sie sich an seinen Hals gedrückt hatte und die Umarmung schon fast schmerzhaft geworden war. „Ich möchte nicht, dass das dumme Ding zerreißt.“
 

Rukias Augen weiteten sich mit Schrecken, als sie das Halsband sah. Dann verzog sie das Gesicht in einen Ausdruck von empörter Wut. „Ich kann nicht glauben, dass du das tragen musst.“, flüsterte sie. „Es tut mir leid.“
 

„Was? Das ist nicht deine Schuld.“, sagte Renji. „Schau, es stört mich nur, wenn ich daran denke. Was ich allerdings die ganze Zeit tue. Also solltest du wirklich dankbar sein, dass du mir genug bedeutest, dass ich trotzdem vorbeikomme.“, fügte er hinzu, als Rukias Mimik sich immer noch nicht änderte.
 

„Oh, das bin ich, Renji.“ sagte sie wieder mit einem Lächeln. Sie setzten sich zusammen an den Rand der Decke, aber immer noch im Schatten des Sonnenschirms. „Das bin ich wirklich. Ich... wir haben uns auf meiner Abschiedsfeier verpasst.“
 

„Haben wir.“, sagte Renji. „Das hatte ich nicht vorgehabt. Ironischerweise war ich zu der Zeit hier und habe das letzte bisschen Papierkram erledigt.“
 

Sie lachte leise darüber. „Kaien hat mir schon von deiner Besessenheit erzählt.“, sagte sie und nahm sich ein Daifuku von der Platte, die ihr von einem Diener angeboten wurde. „Aber ich dachte, dass du vielleicht auch böse auf mich bist.“
 

Renji musste dem Drang widerstehen, sich so viele Süßigkeiten wie möglich zu nehmen und welche in seinen Taschen für später zu verstecken. Aber er schaffte es, sich nur eins zu nehmen. Eins das am Ehesten danach aussah, als könnte rote Bohnenpaste darin sein. „Warum sollte ich böse auf dich sein?“
 

Sie wich seinem Blick aus. „Weil ich es nicht verdiene. Ich verdiene nichts davon und das habe ich auch niemals. Ich weiß nicht, warum die Kuchikis mich, von allen Leuten dieser Welt, gewählt haben. Sie mögen mich ja noch nicht mal wirklich, Renji.“
 

„Ach, komm schon.“, sagte er. „Das kann nicht wahr sein."
 

Sie sah miserabel aus.
 

Er legte eine Hand auf ihre Schulter und zog sie eng an sich heran. „Dann scheiß auf sie.“, sagte er. Als sie bei seinen barschen Worten aufblickte, ließ er seinen Blick kurz über die versammelten Shinigami der 13. Einheit gleiten. „Die Kuchikis waren nur ein Weg, um hierher – zu deiner echten Familie - zu gelangen. Das sind deine neuen Brüder und Schwester, Rukia. Nur diese Leute zählen jetzt. Du kannst mir nicht erzählen, dass du hier nicht her passt.“
 

„Das tue ich.“, seufzte sie und hörte sich plötzlich wieder selbstbewusster an. Auch wenn ihre Stimme noch etwas vor Emotionen zitterte. „Ich liebe es, hier zu sein, Renji.“
 

Er nickte und ließ sie los. „Das dachte ich mir. Und jetzt lass mich dein Zanpakutō sehen. Ich sterbe fast vor Neugier, sie zu treffen."
 

"Woher weißt du, dass es kein 'er' ist?"
 

"Ist es so?", fragte Renji, obwohl er bereits sie Präsenz an ihrer Seite gespürt hatte. Wunderschön und kalt wie Eis.
 

"Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur wissen, wie du das immer weißt." Sie stand auf und nahm das Schwert samt Hülle von ihrer Hüfte. Sie hielt es ihm hin. "Hier, schau sie dir an."
 

"Bist du sicher, dass du willst, dass ich sie halte?"
 

"Sei kein Idiot. Du bist mein bester Freund, wen sollte ich sie sonst noch anvertrauen wollen?"
 

Ehrfürchtig nahm Renji ihr Zanpakutō in die offenen Handflächen und legte es über seinen Schoß. "Sie ist wunderschön.", sagte er. "Kennst du schon ihren Namen?"
 

Rukia schüttelte den Kopf und sah wieder etwas frustriert aus. "Sie ist nicht so gesprächig wie Zabimaru, vermute ich."
 

"Ich denke, er und ich sind etwas... ungewöhnlich.", gab Renji zu. Er gab Rukia ihre Waffe zurück. Trotz Rukias Worte war sich Renji völlig darüber im Klaren, wie persönlich und intim es war, ihr Schwert anzufassen. Es schien ein weiterer Schritt in ihrer Beziehung zu sein. Vielleicht ein Weg, etwas mehr als nur Freunde zu sein. Er beobachtete etwas eifersüchtig, wie sie ihr Zanpakutō zurück an ihren Platz steckte. Wer wusste, wie lange es noch dauerte, bis er Zabimaru endlich an seinem Platz hatte?
 

"Ich hoffe, sie sagt es mir bald.", sagte sie und runzelte die Stirn.
 

"Sei unbesorgt. Sie wird es dir sagen, wenn ihr beide bereit dafür seid.", Renji griff bereits wieder nach ihr, als ein Schatten über sie fiel. Dann, einen Herzschlag später, spürte Renji es. Ein hämmerndes, atemraubendes Reiatsu. Er brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, wer da gerade die Feier störte.
 

Byakuya Kuchiki.
 

"Rukia.", sagte Byakuya, seine tiefe Stimme war warnend. "Dein Welpe hat ein Halsband, dennoch scheint es, als wäre die Leine entglitten. Sag ihm, dass wenn er noch einmal dich oder dein Zanpakutō berührt, er ausgepeitscht wird."

Slipping the Leash

"Rukia.", sagte Byakuya, seine tiefe Stimme war warnend. "Dein Welpe hat ein Halsband, dennoch scheint es, als wäre die Leine entglitten. Sag ihm, dass wenn er noch einmal dich oder dein Zanpakutō berührt, er ausgepeitscht wird."
 

Renji sprang auf die Füße. In seinen Ohren tönte ein Geräusch, eine Art zischendes Rasseln eines Schlangenschwanzes. Irgendwo, als wäre es weit entfernt, spürte er wie Rukia an seinem Arm hing und versuchte ihn zurückzuhalten. Alle um ihn herum riefen seinen Namen. Sagten ‚Nein‘, er solle aufhören.
 

Doch bevor er überhaupt seine Hand um einen Teil von Byakuyas Körper legen konnte, spürte der Rothaarige einen kühlen, schlanken Finger unter den Stoff an seinem Hals gleiten.
 

Renji erstarrte. Er stand still, auch wenn sein Körper vor Emotionen und Reiatsu vibrierte.
 

„Sitz.“, sagte Byakuya kühl. Renji konnte nur den Scheitel des Schwarzhaarigen sehen, da der Kommandant sich weigerte, zu Renji hochzublicken und in seine Augen zu schauen. „Bleib. Oder das Halsband ist ab, Hündchen.“
 

Renji spürte, wie sich die Finger seiner leeren Hand um etwas schlossen, dass sich seltsamerweise anfühlte wie ein Schwertgriff. Er hörte geisterhaft das Geräusch von einer Klinge, die gezogen wird und das Bild eines einschlagenden Blitzes erfüllte seine Gedanken. Er spürte den vertrauten Griff und das Gewicht eines Schwertes in seiner Hand und wie ihn eine kraftvolle Energie umgab, ihn erfüllte.
 

Renji lehnte sich nicht näher an den Anderen heran, seine Lippen berührten Byakuyas Ohr. „Machen sie nur. Versuchen sie es. Wir schlagen unsere Zähne in ihre Kehle, bevor man uns wegbringen kann.“
 

„Uns?“, wiederholte Byakuya, dabei fiel sein Blick auf etwas und seine linke Hand glitt zu seinem eigenen Schwert.
 

Ukitakes Finger schlossen sich langsam um Byakuyas Handgelenk. Seine freie Handfläche drückte leicht gegen Renji und forderte ihn auf, zurückzutreten. „Tretet zurück, Kommandant Kuchiki.“, sagte Ukitake, seine Stimme und Berührung vorsichtig, aber mit Nachdruck. „Lass den Jungen gehen. Er ist unbewaffnet. Und mein Gast.“
 

„Unbewaffnet?“, frage Byakuya, seine Stimme kontrolliert, aber dennoch mit einem Hauch Irritation. „Bist du dir wirklich sicher?“
 

„Aber, aber.“, ertönte eine andere Stimme. Sie klang seltsam fröhlich, wenn man die Situation betrachtete. „Du weißt definitiv, wie man einen Auftritt gestaltet, Herr Byakuya. Aber die Party ist noch zu jung für einen Kampf. Wir sollten alle vorher noch eine ganze Menge trinken.“
 

Renji konnte sehen, wie Byakuya nun von 2 Kommandanten flankiert wurde: Ukitake und Kyōraku. Kyōraku hatte eine Hand leicht auf seinen Hut gelegt und lächelte besänftigend, aber der Rothaarige konnte sehen, dass seine entspannte Pose ein Trugschluss war. Er war bereit, blitzschnell zu intervenieren, wenn es nötig war.
 

„Bruder, bitte.“, sagte Rukia, sie hing immer noch an Renjis Arm. „Wir haben nur geredet. Renji ist mein Freund. Das sollte eine Feier sein.“
 

Sie hatte ‚für mich‘ nicht hinzugefügt, aber die Andeutung war klar. Bei ihren Worten konnte Renji eine Veränderung bei Byakuya erkennen. Er war immer noch misstrauisch gegenüber dem Rothaarigen, aber seine Haltung hatte sich etwas entspannt. Als die Spannung der Situation schwand, spürte Renji auch, wie ihn eine andere Präsenz verließ, ihm entglitt.
 

Byakuyas Finger verließen Renjis Hals. „Und nun ist es verschwunden?“, fragte Byakuya, ohne jemanden besonderen anzusprechen. Er trat zurück, um Renji in die Augen zu blicken, ohne seinen Kopf anzuheben. „Wo ist dein Zanpakutō, Junge? Das, mit dem du versprochen hast, mir die Kehle aufzuschlitzen?“
 

„Renji! Das hast du nicht!“, keuchte Rukia geschockt.
 

Renji biss die Zähne aufeinander und versuchte, ruhig zu atmen.
 

„Byakuya, sei vernünftig.“, sagte Ukitake und drehte sich so, um beide ansprechen zu können und sich vor Renji stellen zu können, falls sich die Situation plötzlich wieder ändern sollte. „Der Junge ist ganz eindeutig von der Akademie und ein Gast. Also hat er kein…“
 

Kaien unterbrach mit einem verlegenen Räuspern und blickte zu Rukia. „Es tut mir leid, Kommandant, aber ich habe es auch gesehen. Stahl wurde gezogen.“
 

Leute, die Renji zugewandt standen, nickten und machten zustimmende Geräusche. Ukitakes dunkle Augenbrauen zogen sich zusammen. „Aber das ist nicht möglich.“, er drehte sich zu Renji um und fixierte ihn. „Wie hättest du eine Waffe über die Grenzen schmuggeln können, Renji? Und warum? Zu welchem Zweck? Selbst du bist nicht dumm genug, um absichtlich eine Waffe gegen einen Kommandanten zu ziehen.“
 

Kyōraku studierte zwischenzeitlich sorgfältig Renjis Gesicht. Seine Stimme war ruhig und nachdenklich, als er sprach. Dabei schaute er Renji direkt in die Augen. „Absicht oder Instinkt?“
 

Renji musste wegschauen. Seine Handfläche kribbelte immer noch beim Gedanken an den Griff, aber das war pure Einbildung gewesen. Oder nicht?
 

„Und wo ist es jetzt?“, fuhr Ukitake fort. Er drehte sich zu seinem Vizekommandanten um. „Du kannst kein blankes Zanpakutō in voller Größe so schnell und vollständig verschwinden lassen.“
 

Kaien nickte. „Ich weiß. Es macht keinen Sinn. Aber von dem, was ich sah, Kommandant, es ist einfach… verschwunden. Direkt aus seiner Hand, als wäre es nie da gewesen.“
 

„Oh Renji.“, sagte der Weißhaarige und drehte sich mit einem Kopfschütteln zu Renji um. „Es ist besser, wenn du keine neue Zanpakutō-Kraft vor uns versteckst. Denn vor einem Kommandanten die Klinge zu ziehen, ist ein ernstes Vergehen. Die Tatsache, dass du nur ein Gast bist, macht die Sache noch 10 Mal schlimmer, als wenn du ein Shinigami wärst.“
 

„Ich denke, jetzt übertreibst du es vielleicht ein wenig, Jūshiro.“, sagte Kyōraku sanft. „Es ist immer noch ein Rätsel. Lasst uns das erst einmal lösen. Vielleicht können wir uns in dein Büro zurückziehen…“
 

„Nein.“, Byakuyas Stimme durchschnitt die Worte des Braunhaarigen, wie ein Messer. „Entfernt ihn aus der Seireitei.“
 

„Aber, Herr Byakuya…“, begann Kyōraku wieder.
 

„Gibt es einen Zweifel daran, dass er unbewaffnet ist, muss er entfernt werden.“, sagte Byakuya simpel und knapp. „Das ist das Gesetz.“, als Ukitake seinen Mund öffnete, schnitt ihm der Schwarzhaarige erneut das Wort ab. „Ich könnte auf Handschellen bestehen. Das wäre mein Recht.“
 


 

Kyōraku bot Renji an, ihn bis zum Tor zu begleiten. Sie wurden, auf Byakuyas Beharren, von 2 weiteren Shinigami – Kaien und seiner Frau – begleitet. Rukia wollte eigentlich auch mitkommen, allerdings hatte sich Renji schon schlecht genug dafür gefühlt, ihre Party ruiniert zu haben. Er hatte ihr geradeheraus gesagt, dass er zu betreten war, um sie bei sich zu haben und sie solle doch lieber bleiben und versuchen, ihre Feier zu retten.
 

"Du hast nicht angefangen.", hatte sie mit einem bösen Blick auf ihren Bruder gemurmelt.
 

"Vielleicht nicht.", hatte Renji zugegeben. "Aber ich habe es versucht zu beenden."
 

Der Kommandant schüttelte betrübt seinen Kopf, als sie durch die Straßen gingen. "Nicht genau das, was wir als Willkommen für die liebe Frau Rukia geplant hatten, nicht wahr? Ich bin mir nicht wirklich sicher, wer ihren Bruder eingeladen hat. Allerdings tendiert Jūshiro dazu, ein besseres Benehmen von Leuten zu erwarten, als diese bisher gezeigt haben."
 

"Mit allem nötigen Respekt, Kommandant.", sagte Renji. "Es ist, wie ich es Rukia gesagt habe. Kommandant Kuchiki hat mich zwar beleidigt, aber ich hätte es einfach schlucken müssen. Ich habe mein Temperament mit mir durchgehen lassen."
 

"Dein Temperament und vielleicht noch etwas anderes, was?", Kyōraku schielte kurz über die Schulter zu Kaien und Miyako, die ein paar Schritte hinter ihnen gingen. "Dein Zabimaru ist nicht wirklich geduldig, oder?"
 

Renji runzelte die Stirn und erinnerte sich an das Rasseln der Schlange. "Ich weiß es nicht.", sagte er ehrlich. "Ich habe keine Idee, was passiert ist. Ich habe nichts davon gesehen, was die Anderen gesagt haben, aber ich... Na ja, ich kann es auch nicht wirklich abstreiten."
 

"Ich habe bemerkt, dass du die Anschuldigungen nicht abgestritten hast. Du denkst also auch, dass Zabimaru dort war?"
 

Langsam nickte Renji. "Ich hatte das Gefühl, dass falls Kommandant Kuchiki sein Schwert gezogen hätte, ich mit meinem Eigenen hätte Kontern können. Aber woher zur Hölle es her kam, habe ich keine Ahnung."
 

Der Braunhaarige nickte ernst darüber, begann dann aber laut zu lachen. "Ah, Herr Renji, mein Junge. Du amüsierst mich mit deiner Zuversicht. Nicht viele Leute würden behaupten, dass sie einen Hieb von Herrn Byakuya kontern könnten. Besonders niemand, der noch in der Akademie ist."
 

"Oh, richtig.", antwortete Renji. Sie waren am Tor angekommen und er konnte den riesigen Wachposten von seinem Standort aus erkennen. "Ich denke, was ich meinte war, dass Zabimaru da gewesen wäre für mich. Um Stahl mit Stahl zu begegnen."
 

"Ja, vielleicht hätte er das.", mutmaßte Kyōraku. "Was sind nun deine Pläne für den Rest des Wochenendes, Herr Renji? Jetzt wo dein Besuch hier so kurzfristig war."
 

Renji seufzte. "Ich weiß es nicht. Am Campus herumschmollen?"
 

"Das dachte ich mir bereits. Pack deine Sachen, ich nehme dich mit zu meinem Familienanwesen. Wir können Sake auf einer Bank am Fluss trinken und reden etwas mehr über deinen faszinierenden und ungeduldigen Freund."
 

„Oh“, Renji war sich nicht sicher, besonders da er Kyōraku bereits soviel zu verdanken hatte. Aber es hörte sich um so vieles besser an, als das ganze Wochenende Trübsal zu blasen und sauer auf sich selbst zu sein oder sich zu bemitleiden. „Ok, in Ordnung.“
 

„Wunderbar, dann ist das eine Verabredung.“, sagte der Kommandant. „Ich werde meinen Bruder über unsere Ankunft informieren und dich heute Abend abholen. Deine Uniform wird eine angemessene Kleidung zum Essen sein, also keine Sorge darüber. Ich freue mich drauf.“
 

Renji war sich auch hier nicht sicher, stimmte ihm aber dennoch zu. „Ja... ähm... ich auch.“

Fellow Travelers

Kyōraku schaute Renji belustigt an. Sie hatten vereinbart, sich vor dem Haupttor der Akademie zu treffen, um ihren Wochenendtrip zum Anwesen der Kyōrakus anzutreten. Renji war zur vereinbarten Zeit dort, also zu dem Zeitpunkt, als die Sonne langsam anfing, unterzugehen. Er lehnte gegen die Außenwand und war bereit, loszugehen. Doch aus irgendeinem Grund kratzte sich Kyōraku irritiert die Bartstoppeln an seinem Kinn und musterte Renji von Kopf bis Fuß.
 

„Aber, mein Sohn, wo sind deine Sachen?“, fragte er nach einer Weile.
 

„Welche Sachen?“
 

„Deine Tasche für die Dinge, die du zur Übernachtung brauchst.“, erwiderte der Braunhaarige und deutete auf die Tasche, die er selbst über der Schulter trug. „Sicher möchtest du deine Kleidung wechseln, ein Nachtgewandt, Hygieneartikel…“
 

„Oh. Ich habe nicht wirklich etwas dergleichen.“, erklärte Renji. Er zog an dem Stoff der Akademie-Uniform. „Auch die ist eigentlich geliehen. Wenn ich eine frische brauche, schmeiße ich die in die Wäsche und hole mir vom Quartiermeister eine Neue. Und das andere Zeug… Nun ja, da nehme ich immer das, was im Gemeinschaftsraum zur Verfügung steht.“
 

„Aber… Herr Renji, in was schläfst du?“
 

Renji spürte, wie er leicht errötete. „Nichts…?“, die Worte hörten sich eher wie eine Frage an.
 

„Meine Güte!“, auch wenn die Herbstluft kühl war, nahm Kyōraku den Hut ab und wedelte sich damit Luft zu. Herr deutete leicht auf seine Brust, als hätte ihn Renji eine Herzattacke beschert oder er sich an etwas verschluckt. Dann räusperte er sich und fing an zu lachen, auch wenn es etwas aufgesetzt und nervös klang. „Aber, aber. Das wird niemals auf dem Anwesen meines Bruders funktionieren. Ich befürchte, wir müssen unsere Reise kurz unterbrechen und dir ein Kleidungsstück besorgen. Vielleicht etwas blumiges“, überlegte er mit einem Nicken, als würde er dem Bild in seinem Kopf zustimmen. „Und in pink.“
 

Pink?
 

„Ich kann wirklich nicht noch mehr Geschenke annehmen.“, sagte Renji und hob die Hände. Nur Gott alleine würde wissen, was das alles kosten würde. Meinte er einen Kimono? Seide? Durfte Renji überhaupt Seide außerhalb der Akademie tragen? „Ernsthaft, Kommandant. Sie haben bereits viel zu viel für mich getan.“
 

„Nein, ich befürchte, dass ich darauf bestehen muss, Herr Renji. Die Diener meines Bruders wären ganz schön schockiert über deine natürlichen Schlafvorlieben. Ich habe schon einen etwas dubiosen Ruf bei meiner Familie und auch sonst überall, aber Gerüchte über einen nackten Gast, besonders bei einem Kadett der Akademie, kann ich nicht aufkommen lassen. Die Leute würden darüber reden und zwar nichts Gutes. Und noch viel wichtiger ist, dass mein Partner einen hysterischen Anfall epischen Ausmaßes erleiden würde.“
 

„Ich könnte die Shitagi tragen.“, grummelte Renji. „Sie haben mir gesagt, die Uniform wäre in Ordnung.“
 

„Nicht zum Schlafen, mein Junge. Für das Essen.“, Kyōraku schüttelte den Kopf und wischte den Vorschlag mit einer Geste bei Seite. Dann setzte er sich den Strohhut wieder auf. „Es tut mir leid, aber es ist beschlossene Sache. Der nächste Stopp ist bei einem Schneider.“
 


 

Die Robe, welche Kyōraku für Renji gekauft hatte, war eigentlich sogar weiß.
 

Aber sie hatte pinke Kirschblüten drauf. Aber um ehrlich zu sein, fand Renji sie sogar ziemlich hübsch und sie war aus Wolle gemacht. Also günstig genug, so dass Renji eine Chance hatte, dem Kommandanten an irgendeinem Punkt seines Lebens den Betrag zurückzuzahlen.
 

Natürlich bestand der Kommandant darauf, Renji eine Tasche dafür zu kaufen. Ebenso wie einige Hygieneartikel aus dem benachbarten Laden. Sie verließen gerade einen Laden, der speziell für männliche 'intime Kleidung' eingerichtet war. Renji hatte so rote Wangen, dass er sich schon wie ein Signalfeuer fühlte. „Schauen sie, das wird gerade lächerlich, Kommandant. Sie haben ihren Standpunkt mit der Robe klar gemacht, aber das andere Zeug brauche ich nicht.“
 

„Du benötigst keine eigene Zahnbürste?“, Kyōraku klang schon fast verletzt. „Es tut mir leid, Herr Renji, aber ich finde es eher alarmierend. Nach 2 Jahren Schule und einem Sommer Arbeit, bei welcher du etwas verdient hast, wie kann es da sein, dass du kein Eigentum angehäuft hast, keinerlei Besitztümer? Noch nicht einmal ein extra Paar Socken oder Unterwäsche? Gibst du kein bisschen Geld aus?“
 

Natürlich, Renji hatte sehr viel Geld für Bier und Tätowierungen ausgegeben. Was sollte er das sagen? Für gewöhnlich hielt er sich noch nicht einmal mit Unterwäsche auf. Renji rieb sich den Nacken und folgte dem Braunhaarigen widerwillig in einen weiteren Laden. Dieser führte eine überraschend große Auswahl an Socken.
 

„Die Sache ist die, ich bekomme alle Standardartikel beim Quartiermeister, Kommandant.“, sagte Renji und versuchte, seine Frustration aus der Stimme zu lassen. „Warum dann eigene Dinge kaufen? Jetzt muss ich überall meinen Namen drauf schreiben und darauf acht geben, wo die Sachen abbleiben.“
 

„Ein extra Paar Unterwäsche sollte kein Luxus sein, Herr Renji.“
 

Renji schielte über Kyōraku Schulter, um den Betrag auf der Abrechnung des Ladenbesitzers zu sehen. Er zuckte zusammen und musste wegschauen, als der Kommandant zahlte. „Hilfe, Kommandant! All das... das ist viel zu viel. Wissen sie, ich teile mir einem Raum mit anderen Leuten von den äußeren Distrikten von Rukongai, ja? Ich schätze, was sie da tun, aber so viel Zeug zu haben, bedeutet auch immer eine Bürde, wenn sie wissen, was ich sagen möchte.“
 

Die dunklen, buschigen Augenbrauen des Kommandanten gingen in die Höhe, als er die Tasche vom Ladenbesitzer mit einem 'Danke' entgegennahm. Als sie aus dem Laden und wieder auf die Straße hinaustraten, steckte Kyōraku seinen neusten Erwerb in Renjis neue Tasche. „Du willst also andeuten, dass deine Mitschüler deine Unterwäsche stehlen werden?“, fragte er.
 

Unterwäsche, Socken, Schuhe, Obi, Bettlaken, Kissen, Stifte, Papier... Alles, was im Raum zurückgelassen wird, war ein guter Fang. „Ja, wenn auch nicht immer mit Absicht.“
 

Renji blickte kurz zurück und war froh, dass sie nun zurück auf der Straße und in einer Menschenmenge waren. Der Rothaarige hatte bereits eine Anzahl von Ladenbesitzern bemerkt, die dem Paar irritierte Blicke zugeworfen hatten. Als würden sie herausfinden wollen, in welcher Beziehung er zu Kyōraku stehen würde. Betrachtete man die gekräuselten Lippen und das missbilligende Kopfschütteln, dachte jeder, vor allem der Schneider, dass Renji gerade offensichtlich mit den Gütern und Geschenken gekauft wurde.
 

Und er begann sich zu fragen, ob sie vielleicht richtig liegen könnten. Das ganze Gespräch darüber, war Renji zum Schlafen trug, war der unangenehme Startschuss gewesen. Er wollte nicht weiter mit diesem Mann über seine Unterwäsche reden, vor allem, seitdem der Kommandant diese Dinge für Renji kaufte.
 

Er hätte niemals dem Ganzen zustimmen sollen. Er stand schon tief in dessen Schuld. Renji war sich sicher, dass das einen Haken hatte.
 

„Nicht absichtlich?“, wiederholte Kyōraku mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. „Wie bestiehlt man jemanden versehentlich?“
 

Renji ließ die Hände in die Taschen seines Hakamas gleiten und fixierte den laternenbeleuchteten Schotterweg finster. Dann zuckte er mit den Schultern. „Schauen sie, Kommandant. Einige der neuen Kinder... Sie waren noch vor ein paar Wochen auf der Straße. Es ist mehr eine Gewohnheit als alles andere.“
 

Sie gelangten nun wieder auf die Hauptstraße. Der Herbst hatte gerade erst angefangen, aber die Luft war deutlich kälter, besonders in der Dämmerung. Schnell hatten sie die kleine Stadt hinter sich gelassen und waren nur noch unter Reisenden. Grillen zirpten laut in den Feldern und im hohen Gras. Kyōraku blickte während dem Gehen gelegentlich zu Renji hinüber. Der Strohhut des Kommandanten glänzte im Mondlicht, wie ein silberner Halbmond.
 

Es war offensichtlich, dass der Kommandant etwas fragen wollte.
 

„Ich habe mit diesem besonderen Zwang bereits gebrochen, wenn es das ist, worüber sie sich sorgen, Kommandant.“, grummelte Renji. Doch manchmal hortete er Essen, auch wenn er es mittlerweile besser wusste. Sein Körper hatte sich noch nicht darauf eingestellt, trotz der täglichen 3 Mahlzeiten für die letzten 2 Jahre. Sein Magen war immer noch so an Inuzuri gewohnt, dass er manchmal versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass er noch Hunger hatte, verzweifelt nach mehr verlangte.
 

„Nein, nein.“, sagte Kyōraku mit einem sanften Lachen. „Darüber habe ich mir keine Sorgen gemacht. Ich habe mich nur gefragt, ob du es nicht in Erwägung ziehst, deine Räumlichkeiten zu verbessern. Mit Sicherheit hast du nach deinem Praktikum genug Geld angespart, um dir einen Raum zu mieten. Du weißt schon, mit einem Zimmergefährten. Also nur einem.“
 

Renji grinste den Kommandanten breit an. „Was? Und meinen Status im Gemeinschaftsraum aufzugeben? Ich bin jetzt der große Bruder. Ich habe eine Horde Erstsemestler, die mich anhimmeln und niemals jemanden gesehen haben, der von weiter außerhalb kommt, als sie selbst. Seltener, als jemand von der Oberschicht. Und nebenbei, Kommandant.“, fügte er mit einem ernsthaften Kopfschütteln hinzu. „Ich habe versprochen, dass ich bis zum Abschluss bleibe oder bis jemand meinen Platz einnehmen kann. Sie wissen schon, als Vorbild. Ich habe mir gesagt, dass es 60 oder niedriger sein muss. Bisher kam da niemand infrage.“
 

„Es gibt keine Kadetten von den Distrikten unterhalb der 60?“
 

„Nein, Kommandant.“, sagte Renji. „Es ist schwer genug, überhaupt jemand aus Rukongai zu finden, natürlich mit Ausnahme des inneren Rings. Die meisten im Gemeinschaftsraum sind von weit über 40. Da gibt’s nur wenige Ausgewählte im ‚Schuhlosen-Club‘.“
 

Kyōraku hob eine Augenbraue. „Schuhlosen-Club?“
 

„Das bedeutet, dass man ohne Schuhe zur Akademie kam, Kommandant.“, sagte Renji. „Das ist praktisch jeder, der von 50 oder niedriger kommt. Gerade jetzt, da Rukia weg ist, gibt es da nur mich und noch jemanden. Und der ist von 52.“
 

Der Braunhaarige kratzte sich wieder das Kinn. „Wirklich? Da gibt es so eine große Lücke?“
 

„Naja, schon. Da muss man etwas bedenken, Kommandant.“, sagte Renji mit einem selbstironischen Schulterzucken. „Schule ist nicht wirklich das, was man als besonders wichtig für die Leute aus meiner Region bezeichnen könnte. Rukia hätte es vermutlich niemals in Erwägung gezogen, wenn wir nicht mit eigenen Augen einen Shinigami gesehen hätten. Ich meine, das war echt ein glücklicher Zufall, wenn man die Umstände betrachtet.“
 

„Vielleicht war es Schicksal.“, sagte Kyōraku nachdenklich.
 

Renji nickte, doch er hielt nicht viel von Schicksal. Schicksal schien mehr eine Kette zu sein, die eine Seele an eine spezielle Sache band. Er bevorzugte den Gedanken daran, dass eine Person seine eigenen Geschicke lenken konnte.
 


 

„Renji Abarai, darf ich vorstellen: Mein älterer Bruder, das Oberhaupt der Kyōraku-Familie, Katsumi.“
 

Renji verbeugte sich tief. Tatsächlich presste sich sein Kopf schon fast an seine Knie, dabei nahm er sich die Zeit, ruhig durchzuatmen. Das Anwesen war der atemberaubendste Platz, den er je gesehen hatte. Selbst die Größe dieses simplen Begrüßungsraums ließ Renji sich klein und unbedeutend fühlen. Und staubig.
 

Katsumi nickte abwesend in Renjis Richtung. Stattdessen wandte er sich direkt zu seinem Bruder. „Kein Jūshirō dieses Mal? Geht es ihm gut?“
 

Renji sah, dass Katsumis Haare ähnlich lang waren, wie die von Kommandant Kyōraku. Katsumi allerdings trug sie mehr formell, ein Teil war zu einem Oicho frisiert, welches ein Gingko-Blatt symbolisieren sollte. Bernsteinfarbene Juwelen glitzerten von den Kämmen, welche die Haare von seinem Gesicht zurückhielten. 2 lange Strähnen brauner Locken waren über seine Ohren drapiert, während der Rest in großen Wellen über seinen Rücken fiel. Katsumis Gesichtszüge waren feiner als die des Kommandanten, auch wenn sie beide über die großen, freundlichen braunen Augen verfügten.
 

Er trug, gemäß seinen Status, einen sepiafarbenen Kimono mit dem Wappen der Kyōraku-Familie aus bernsteinfarbenen Fäden auf den Ärmeln. Neben ihm sah der Kommandant aus wie ein Fleck greller Farbe.
 

„Jūshirō geht es gut, danke der Nachfrage.“, sagte der Kommandant mit einem fröhlichen Lachen. „Ich bin sicher, er sendet dir sein Bedauern, dass er nicht hier sein kann.“
 

Katsumi schaute plötzlich besorgt. Seine Augen fielen kurz auf Renji, bevor sie zurück zu seinem Bruder glitten. „Bist du dir sicher, dass er das tun würde? Willst du mir damit sagen, dass du ihn nicht eingeladen hast?“
 

„Wie ich bereits in meinem Brief erklärt habe, ist es so etwas wie ein spontaner Besuch. Jūshirō ist mitten im Training der neuen Soldaten. Herr Renji und ich hofften darauf…“
 

„Ist zwischen dir und Jūshirō alles in Ordnung? Ich bete dafür, dass du nicht über die Stränge geschlagen hast.“, unterbrach ihn sein Bruder unruhig. Dann nahm sein Bruder ihn am Arm und zog ihn ein paar Schritte von Renji weg. Dieser starrte peinlich berührt den Wandschirm, einen kunstvoll verzierten Yonkyoku Byōbu, an. Dieser zeigte ein Tigerpärchen, die einen Winddrachen in den Wolken anfauchten. Er konnte Katsumis geflüsterten Protest hören. „Es tut mir leid, Shunsui, aber das ist inakzeptabel. Ich werde nicht den Gastgeber für deine Indiskretionen spielen.“
 

„Lieber Gott, Katsumi, was zu Hölle lässt dich glauben…?“, schimpfte der Angesprochene.
 

„Ein Blick reicht.“, zischte sein Bruder, während Renji weiterhin so tat, als würde er kein Wort von ihrem Streit mitbekommen. „Du vergisst, dass wir früher zusammen herumgestreift sind, mein Bruder. Ich erkenne deinen Typ, wenn ich ihn sehe.“
 

Super. Auf die Information hätte Renji verzichten können. Er versuchte weiterhin, die feine Handwerkskunst des Wandschirms zu bestaunen, aber er war innerlich aufgewühlt. Der Typ des Kommandanten? Das Einzige, was er, seiner Meinung nach, mit Kommandant Ukitake gemeinsam hatte, war das Geschlecht.
 

„Katsumi,“ Kyōrakus Tonfall war vorwurfsvoll und enttäuscht. „Du glaubst wirklich, dass ich so einfach von Jūshirō Seite weiche? Nach all der Zeit?“
 

„Tust du es nicht? Die Gerüchte kommen auch hierher, weißt du. Und, ernsthaft, Shunsui. Glaubst du ernsthaft, ein simples Kostüm würde mich zum Narren halten? Das ist kein Schüler. Dachtest du, mir würden seine Tattoos im Gesicht nicht auffallen? Das alle seine Sachen neu sind? Hältst du mich für so einen Idioten, dass ich nicht den Rukongai Lustknaben unter dem Blau der Akademie sehen würde?“
 

„Moment, was? Was haben sie da gerade gesagt?“, brauste Renji auf und drehte sein Gesicht zu den Brüdern. Hundekommentare konnte er verkraften, aber niemand würde ihn eine Hure nennen. Es half dabei nicht, dass sich Renji in den letzten Stunden genauso gefühlt hatte. „Hey, wenn sie das hinter meinem Rücken sagen können, können sie es mir auch ins Gesicht sagen.“
 

„Temperament, Temperament, Herr Renji.“, seufzte Kyōraku traurig. „Katsumi ist das Oberhaupt meiner Familie. Und, genauso wie Herr Byakuya, scheint er auch zu glauben, dass dieser Rang ihn dazu privilegiert, ein Arsch zu sein. “, seufzte er wieder. „Es scheint, als wäre ich immer weniger willkommen, je öfter ich nicht zu Besuch komme. Komm, Herr Renji, da gibt es ein Gasthaus am Ende der Straße.“

The Devil Inside

Es war schon spät, als Renji und Kommandant Kyōraku im Gasthaus ankamen. Sie mussten so lange an der Tür Klopfen, bis ein verschlafener Diener mit abstehendem Haar endlich die Tür öffnete und sie hinein ließ. Renji hatte das Gefühl, dass wäre der Kommandant nicht ein Kyōraku gewesen, sie gesagt bekommen hätten, dass sie die Biege machen sollten. So war der Diener auch gerade nur so freundlich, wie es unbedingt sein musste. Der Tee, den sie bekamen , war lauwarm und wurde ihnen schon fast auf den Tisch geworfen, aber wenigstens beeilte sie sich, die 2 Zimmer vorzubereiten.
 

Renji lehnte direkt am kalten Herd der Eingangshalle und blickte sein Spiegelbild im Tee finster an. Ein Lustknabe. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Kyōrakus Bruder glaubte, er sei eine billige Hure, die sich als Schüler der Akademie ausgab. Das war ihm zum ersten Mal passiert. Yakuza-Anhänger, sicher, aber ein Prostituierter? Er war wohl attraktiver, als er glaubte.
 

Oder Kyōrakus 'Typ' war wirklich ein bisschen unheimlich.
 

Kyōraku saß auf einem Kissen an einem niedrigen Tisch und schien eine Art Broschüre über Dienstleistungen und Essen des Gasthauses zu studieren. Während ihres Gangs zum Gasthaus war der Kommandant ungewöhnlich ruhig gewesen und schien über dasselbe zu grübeln, wie Renji. Ohne aufzublicken, richtete er seine Worte mit gedämpfter Stimme an den Rothaarigen. „Ich muss mich erneut für meinen Bruder entschuldigen, Herr Renji. Er hat mit vielen Verleumdungen und Beschuldigungen um sich geworfen, aber es sei dir versichert, dass sie alle an mich adressiert waren.“
 

Renji nickte, um zu zeigen, dass er die Worte verstanden hat. Nach seiner spontanen Reaktion auf die Beleidigung hatte Renji realisiert, dass die groben Kommentare des Bruders eine ganze Menge mehr über den Ruf von Kommandant Kyōraku sagten, als über seinen eigenen.
 

„Weißt du, ich hatte so etwas, was man vielleicht eine vergeudete Jugend nennen könnte.“, fuhr der Kommandant fort, als würde er mit sich selbst sprechen. „Ich habe oft nach Nervenkitzel gesucht und habe mich in sehr raue Gesellschaft begeben. Tatsächlich war der Grund, warum meine Eltern mich zur Akademie schickten, dass sie es leid waren, mich ständig aus verschiedenen Gefängnissen zu holen. Ich glaube, der Geduldsfaden ist gerissen, als ich einige Monate mit einer ziemlich wilden Bande durch Zaraki gezogen bin.“
 

Renji hob die Augenbrauen und unterdrückte ein ersticktes Husten. Ziemlich wild? Man musste verrückt sein, wenn man nur aus Spaß durch Zaraki wandert. Zaraki war einer der Orte, bei denen sich Renji fürchtete, sie zu betreten. Die Gegend war eine nie endende Wildnis aus Gemetzel und ständigem Blutvergießen. „Ich glaube, ihre Eltern haben die richtige Entscheidung getroffen, Kommandant.“
 

„Oh, ja. Da gibt es keinen Zweifel daran. Es war eine selbstzerstörerische Zeit damals. Eine harte Zeit, bis ich die Natur meiner Dämonen verstanden hatte.“, abwesend tätschelte Kyōraku sein Zanpakutō. „Katsumi war immer eifersüchtig.“, fügte er nach einem Moment und mit leichtem Seufzen hinzu.
 

„Eifersüchtig darauf, dass sie sich beinahe selbst in der Wildnis umgebracht haben?“, sprudelte es aus Renji hervor, bevor er sich selbst stoppen konnte.
 

Der Kommandant lachte nur lauthals. „Ja, wie ich sehe, verstehst wenigstens du, wie ernst die Sache damals war. Katsumi allerdings hat ein behütetes Leben geführt. Es war nicht seine Wahl, wie du dir vorstellen kannst. Und auch das ist Teil des Problems. Wir beide wollten gemeinsam rebellieren. Gegen die Erwartungen, gegen die Ketten unseres Namens, gegen unser Geburtsrecht. Ich war der Einzige, dem es erlaubt war, mehr oder weniger daraus zu entfliehen. Egal wie kurz.“
 

Renji konnte nicht von sich behaupten, dass er die Langweile Reicher verstehen würde, aber es machte auch ein Stück weit Sinn für ihn. Der Eine Bruder konnte Spaß haben und mit Kriminellen rumhängen und die Nächte durchfeiern. Währenddessen war der Andere gefangen in Poesie rezitieren oder Kalligraphie erlernen. Oder was auch die Adligen langweiliges mit ihrer Zeit anstellten. Selbst Renji konnte sehen, wie das zu Abneigungen führen konnte.
 

Huh. Dieser Gedanke warf eine Frage bei ihm auf. Musste sich auch Rukia mit diesen Einschränkungen in ihrem Leben auseinandersetzen? Dabei war Renji vorher nie in den Sinn gekommen, dass es auch Schattenseiten dabei gab, in die Kuchiki-Familie aufgenommen worden zu sein.
 

Wenn er jemals die Chance bekommen sollte, musste er sie das fragen.
 

Zumindest erklärte Kyōrakus Geständnis bezüglich seiner schmutzigen Vergangenheit dessen Wissen über Yakuza-Tätowierungen.
 

„Dennoch.“, sagte der Kommandant mit einem tiefen und müden Seufzer. „Zu dieser Zeit in meinem Leben habe ich einige schlechte Entscheidungen getroffen. Besonders bei, sagen wir einmal, Gefährten welche eine professionelle Ausbildung erhalten haben. Wenn du verstehst.“
 

Also hatte der Kommandant für Sex gezahlt. Nun ja, das war keine Überraschung. So viel war anhand der Andeutungen dessen Bruders offensichtlich. „Sie brauchen mir nichts zu erklären, Kommandant. Es ist alles in Ordnung. Ich meine, worüber reden wir hier? Dinge, die vor tausend Jahren geschehen sind? Zweitausend?“
 

„Ich nehme an, dass es das war.“, sagte der Braunhaarige mit einem leichten Nicken.
 

Kyōraku Schultern schienen sich zu entspannen und das Lächeln war etwas ehrlicher, als er sich wieder der Broschüre zuwandte. Währenddessen hing noch ein weiteres Thema zwischen ihnen, welches angesprochen werden musste. Renji rührte sich unbehaglich auf den Fliesen vor der Feuerstelle. „Da ist noch eine andere Sache, um die ich sie bitten muss, Kommandant.“
 

„Alles.“, sagte Kyōraku freundlich, dennoch hob er irritiert den Kopf und blickte Renji an.
 

„Ich muss sie bitten, aufzuhören, mir Dinge zu kaufen. Wie diese hier.“, Renji deutete auf das Gasthaus. Ich habe ihnen gesagt, dass ich jede Menge Erfahrung darin habe, im Straßengraben zu übernachten. Ich benötige keine Nacht in einem Gasthaus auf meiner Liste von Dingen, die ich ihnen schulde.“
 

„Schulde? Da gibt es kein Verzeichnis oder eine Liste. Du schuldest mir gar nichts, mein Junge.“, sagte Kyōraku und klang verletzt. Dann lachte er. „Und ich habe es dir bereits erklärt, nicht wahr? Du musst anfangen wie ein Offizier zu denken. Du kannst nicht im Dreck schlafen, wenn du die Akademie-Uniform trägst. Das ist nicht das Benehmen, das man von einem Ehrenmann erwartet.“
 

„Ich habe auch auf ihre Argumente gehört, deswegen bin ich hier. Wenn auch unter Protest.“, sagte Renji. „Ich schulde ihnen tatsächlich viel, Kommandant. Ich schulde ihnen etwas, für das Zeug, was sie mir heute gekauft haben. Für das Praktikum. Mein Stipendium. Eine Mahlzeit und ein knappes halben Dutzend Biere.“
 

„Du merkst dir die Anzahl der Biere?“
 

Renji nickte. Er konnte Kyōraku die genaue Anzahl und den Preis nennen. Er machte es nicht bewusst, aber er behielt sich einen Überblick aller Kosten. Geschäfte in Inuzuri basierten nur auf Tauschen. Renji hatte etwas gelernt, es während des Praktikums etwas beiseite zu schieben, aber etwas aus freien Stücken zu geben, was ihm Spaß machte oder er seltsamerweise gut drin war, wie Schreibkram, war was ganz anderes. Eine Zahnbürste? Unterwäsche? Bier und Essen? Das waren echte Dinge mit echtem Wert.
 

„Es macht mich ein wenig wahnsinnig, dass ich nichts als Gegenleistung anbieten kann.“, gab Renji zu. „Ich wünsche mir schon fast, dass sie einen Lustknaben wollen.“
 

Natürlich war das der Augenblick, in dem der Diener zu ihnen trat um ihnen zu sagen, dass die Zimmer fertig seien. Sie blinzelte zwischen den Beiden für einen Augenblick hin und her. „Es sei denn, die Herren bevorzugen ein gemeinsames Zimmer.“, fragte sie im neutralen Ton.
 

Renji schaute zum Braunhaarigen, aber dieser schüttelte den Kopf und lachte leise und müde. „Das ist in Ordnung.“, sagte er dem Diener. „Glauben sie mir, zwei Zimmer sind das Beste.“
 

Ihre Zimmer lagen nebeneinander. Nachdem der Diener ihnen die Annehmlichkeiten des Gasthauses aufgezählt hatte und ihnen die Frühstückzeiten gesagt hatte, stand Renji noch einen Augenblick im Flur. „Es tut mir leid, wenn ich sie beschämt habe, Kommandant.“, sagte Renji mit einer Verbeugung. „Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können.“
 

„Nein, Herr Renji. Ich würde es fehlerfrei nennen! Vielleicht, wenn es mit dem Soldatendasein nicht funktioniert, solltest du eine Karriere im Klamauk in Erwägung ziehen.“, lachte Kyōraku. Dann legte er eine Hand auf Renjis Schulter. „Bitte sorge dich nicht um meine Darstellung, Sohn. Und, bitte, versuche es zur Seite zu schieben, dass du mir irgendetwas schuldest. Worüber wir uns jetzt Gedanken machen sollten, ist, wie wir deinen Urlaub retten. Zum Glück bin ich niemals ohne Sake und der Fluss fließt frei hinter den Grenzen des Anwesens meines Bruders. Ich hatte auf den Luxus einer gutbestückten Speisekammer und besorgten Serviererinnen gehofft, aber wir können uns auch selbst versorgen. Nicht wahr, Herr Renji?“
 

Die positive Einstellung und Enthusiasmus Kyōrakus ließen Renji nicken. „Natürlich, Kommandant.“
 

„Hervorragend. Dann starten wir unser Abenteuer nach dem Frühstück.“
 

Renji betrat als Erster den Speiseraum. Er fühlte sich auffällig in dem Gewand, welches Kyōraku ihm gekauft hatte, aber alle anderen Gäste lungerten ebenfalls in ihren Schlafroben oder in Yukata, welche vom Gasthaus gestellt wurden, herum.
 

Eine Kellnerin zeigte ihm einen Tisch im hinteren Bereich des Raumes und stellte ihnen die Personen vor, die bereits dort saßen. Es schien so, als würde er sein Frühstück mit 2 Wanderhändlern und einem Pilger, der auf dem Weg zu einem lokalen Schrein war, teilen. Der Pilger war ein mürrischer alter Mann mit fluffigen weißen Augenbrauen, die aussahen, wie haarige Raupen. Ihn schien es sofort zu faszinieren, dass Renji von der Akademie war. „Shinōreijutsuin! Ah, was ein Traum. Ich hab mich dort in meiner Jugend auch beworben. Allerdings war ich nicht geeignet.“
 

„Die Eingangsprüfungen sind sehr hart, Sir.“, sagte Renji bestätigend. Als der Tee kam, nahm Renji ihn entgegen, um ihn den anderen auszuschenken. Er schaute sich kurz um und versuchte die Rangordnung zu erkennen. Einer der Händler begegnete seinen Blick und nickte, also startete Renji bei ihm. „Ich war mir erst nicht sicher, ob ich bestehen würde.“
 

Ein kollektives Raunen ließ Renji nach der Quelle der Aufregung suchen. Anscheinend verursachte Kommandant Kyōraku Erscheinen Nervosität unter den Gästen. Der Pilger griff nach Renjis Arm und beugte sich verschwörerisch nach vorne. „Ein Kommandant! Lieber Himmel! Schau dir sein Zanpakutō an. Er trägt Doppelklingen!“
 

„Das ist nicht nur irgendein alter Kommandant, dass ist der Kyōraku-Ersatz.“, sagte einer der Händler bissig. Sie hatte silberblondes Haar, welches streng aus ihrem Gesicht und in gewundenen, geringelten Zöpfen gewickelt waren. Sie führten zur Spitze ihres Kopfes und es sah fast so aus, als sollte diese Frisur einen Hut ergeben.
 

„Ersatz?“, fragte der ranghöhere Händler irritiert.
 

„Ja.“, die Frau mit der komischen Frisur begann zu erklären. „Wie in ‚Erbe und ein Ersatz‘, er ist der zweite Sohn.“
 

Kyōraku schien den Raum abzusuchen. Als er Renji sah, winkte er und machte sich auf den Weg zu ihm. Doch die Kellnerin fasste ihn am Ärmel. „Nein, Kommandant. Bitte, sie müssen sich an den Ehrentisch, direkt am Garten, setzen.“
 

Der Braunhaarige lachte. „Jeder Tisch wird von Freunden geehrt. Mach ein bisschen Platz, Herr Renji.“
 

Renji rutschte pflichtbewusst, als Kyōraku sich im Schneidersitz neben ihn plumpsen ließ. Am Ende des hintersten Tisches. Jeder schaute völlig geschockt. Die Kellnerin bedeckte ihre Augen, als sei Kyōrakus Art zu sitzen das Verbrechen des Jahrhunderts und sie könnte sich das Massaker nicht weiter anschauen. Die ganze Sache war noch Surrealer aufgrund der Tatsache, dass der Kommandant der Einzige in diesem Raum war, der vollständig gekleidet war.
 

„Ironischerweise.“, sagte der Braunhaarige zu Renji, als wolle er sich erklären. „Nach all meinen Ermahnungen dir gegenüber letzte Nacht, war ich derjenige, der in seiner Uniform eingeschlafen ist. Ich denke, eingerollt gegen Katen Kyōkotsu geschlafen zu haben, könnte meinen Nieren dauerhaft geschadet haben.“
 

Renji nickte, dachte sich aber, dass der Kommandant eher seine Leber gemeint haben musste, wenn man den Geruch seines Atems berücksichtigte.
 

„Tee, Kommandant?“, bot Renji an, da er noch die Kanne hielt.
 

Die Kellnerin schien sich von dem ersten Schock erholt zu haben, da sie begann, den Platz des Kommandanten einzudecken. Dieser nahm die Teeschale und hielt sie Renji zum Füllen hin. Währenddessen zögerte die Kellnerin nervös. „Sind sie sich sicher, dass sie keinen geeigneteren Platz haben möchten, Kommandant Kyōraku?“, fragte sie scheu. „Dieser Tisch ist ziemlich voll. Vielleicht kann ich ihnen und ihrem Schüler einen anderen Platz…?“
 

Schüler? Das war die netteste Vermutung, die bisher jemand geäußert hat, dachte Renji.
 

„Uns geht es gut hier.“, versicherte der Kommandant ihr. „Zu viel Aufsehen macht mich nervös. Ich bevorzuge eine gute Gesellschaft immer einer ‚geeigneten‘ Gesellschaft . Wenn sie jedoch darauf bestehen, Aufruhr zu veranstalten, dann wäre es wundervoll, wenn sie den Hügel hochlaufen würden und ein oder zwei Krüge Sake vom Keller des Anwesens holen würden. Und sagen sie meinem nichtsnutzigen Bruder, er solle besser einen feinen Jahrgang herausrücken, sonst kann er sich auf ein Sitzstreik vor seiner Haustür vorbereiten.“
 

„Uh…“, die Kellnerin schaute entsetzt, aber verbeugte sich. „Ja, sofort, Kommandant.“
 

Renji hatte nun allen die Schalen gefüllt und schenkte sich nun selbst ein. Währenddessen hatte sich Kyōraku selbst vorgestellt und sprach fröhlich mit den Anwesenden. Der Rothaarige beobachtete den Kommandanten aus dem Augenwinkel heraus.
 

Er hatte immer vermutet, dass dessen Trinkgewohnheiten eine Art Spiel seien. Renji hatte keine Ahnung, warum der Kommandant diesen Ruf hatte, denn er schien kultiviert zu sein. Daher hatte er sich nie um diese Gerüchte gekümmert.
 

Jetzt war es vollkommen offensichtlich, dass sich Kyōraku letzte Nacht in den Schlaf getrunken hatte.
 

Vielleicht waren diese tausend und mehr Jahre alten Dämonen noch nicht vollständig bezwungen.
 

Nachdem sie alle gefrühstückt hatten, wollte Kyōraku noch ein paar ‚politische Zäune‘ reparieren und ging durch den Speisesaal und stellte sich den Leuten an allen Tischen vor und unterhielte sich mit ihnen. Renji blieb zurück und ließ den Kommandanten in Ruhe. Er saß weiterhin am hintersten Tisch und nippte mittlerweile an seiner dritten Tasse Tee.
 

Der alte Mann saß auch noch am Tisch und Renji bemerkte, wie er die restlichen Hefebrötchen in seiner Tasche verschwinden ließ, als er dachte, niemand würde ihn beobachten. „Ich weiß nicht, wie du bei so einem ausgezeichneten Meister unglücklich sein kannst.“, sagte der alte Mann, als er bemerkte, dass Renji ihn ansah. „So wenige praktizieren die alten Wege noch. Sei froh über die seltene Gelegenheit, direkt von einem Shinigami zu lernen. Noch dazu von einem Kommandanten.“
 

„Alten Wege?“
 

Der alte Mann nickte. „Ja, zu meiner Zeit war der einzige Weg, in die Künste eines Shinigami eingewiesen zu werden, dass man als Schüler von einem Meister ausgewählt wurde. Wie dein Kommandant hier. Es war ein gutes System, auch wenn es auch hier Nachteile gab. Schließlich führte es zu einer bedingungslosen Loyalität der Schüler zu ihren Meistern und zu Uneinigkeit und Streitereien untereinander und gegenüber der Soul Society.“
 

Renji hatte in Geschichtsbüchern über das System gelesen, aber eine Frage hatte ihn immer verfolgt. „Wie haben sie dann ihre Zanpakutō erhalten?“
 

Der alte Pilger zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung.“
 

Renji blickte auf seine offene Handfläche und erinnerte sich an die Festigkeit des Phantomgriffs und das Geräusch von Stahl, welches in seinem Ohr geklingelt hatte.
 

Konnte es sein, dass ein Zanpakutō buchstäblich ein Teil einer Person manifestiert, durch bloßen Willen und Reiatsu in die Welt gebracht? Aber was war dann mit all den Absolventen, die Asauchi trugen? Renji hatte selbst eines in der Hand gehalten, als sie mit der Eliteklasse einen Ausflug in die Welt der Lebenden gemacht hatten. Es hatte ähnliche Fähigkeiten wie ein Zanpakutō, aber keinen Namen. Es war nicht ‚seins‘ gewesen, jeder konnte es nutzen. Aber trotzdem dachte Renji immer, dass das Asauchi, welches sie zum Abschluss erhielten, eine Art Kokon war, welches sie zur nächsten Stufe bringen mussten. Mit Meditation und was nicht alles. Das war es, was die Schulbücher ihn beigebracht hatten. Was du zum Abschluss ausgehändigt bekommst, war dein Zanpakutō, du musstest es nur wecken, nach seinem Namen rufen…
 

Aber was, wenn es eine Lüge war? Oder eine Halbwahrheit?
 

Was ist, wenn das Asauchhi mehr als nur eine Vorlage, ein Platzhalter oder eine leere Form für spirituelle Energie war, die sich füllte, je mehr es genutzt wurde? Was ist, wenn das ‚falsche‘ Schwert wegfallen würde und das, was immer in einem drin war, würde herauskommen?
 

Er schloss seine Finger um einen imaginären Griff.
 

Wenn das wahr war, dann musste er gar nicht warten. Dann hatte er bereits Zabimaru.

The Secret

Faulenzend lag Renji im Schatten einer Hinoki-Scheinzypresse, während Kyōraku mit einer Angelrute herumfuchtelte.
 

Sie waren der Hauptstraße bis zu einer Steinbrücke gefolgt und waren dann querfeldein am Flussufer entlang gegangen. Der Fluss selbst war kaum breiter als einen Meter, aber das Wasser donnerte in halsbrecherischer Geschwindigkeit von den Bergen in Richtung Meer. Wasser gurgelte und spritzte geräuschvoll, während es über die Steine floss. Verschiedenes Farnkraut schmiegte sich an den felsigen Hang und die Luft roch nach Immergrün. Sie wanderten den Hügel hinauf, bis große Felsen und weiße, ungeschützte Baumwurzeln zu sehen waren.
 

Während er nun den Kommandanten beobachtete, vermutete Renji, dass dieser noch nie in seinem Leben einen Fisch gefangen hatte. Aber der Rothaarige schritt nicht ein oder bot seine Hilfe an. Zum einen sah es nämlich so aus, als hätte Kyōraku riesigen Spaß und zum anderen war es deutlich, dass der Zweck dieses Ausfluges nicht die Nahrungsbeschaffung war.
 

Offensichtlich 'fischten' sie nur, um etwas die Zeit zu vertreiben und eine Ausrede zu haben, den ganzen Tag zu trinken. Kyōrakus Bruder hatte tatsächlich den guten Jahrgang herausgerückt. 4 Flaschen davon. Der Kommandant war mit der ersten schon zur Hälfte fertig. Renji hingegen versuchte langsam zu trinken. Es war schwierig, denn der Sake war von hervorragender Qualität. Er schmeckte und und ging sanft herunter. Es war einfach, da jegliches Gespür dafür zu verlieren, wie viel man schon getrunken hatte.
 

„Das sollte es tun.“, verkündete der Kommandant fröhlich, bevor er das abschüssige Flussufer wieder hinaufkletterte. Dann ließ er sich neben Renji fallen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Felsen, der mit Flechten überwuchert war und nahm seinen Hut ab. Er begann, sich damit Luft ins Gesicht zu wedeln, als wäre er erschöpft.
 

„Sicher“, Renji lächelte breit. So lange du nicht tatsächlich ein Ergebnis erwartest, fügte er im Stillen hinzu.
 

„Ohje.“, Kyōraku schaute aus dem Gras zu ihm hoch. „Du klingst ein wenig wackelig, Herr Renji. Vielleicht hättest du nicht in deine Akademie-Uniform wechseln sollen. Ich würde es hassen, für deinen ersten Arrest wegen öffentlicher Trunkenheit verantwortlich zu sein.“
 

„Oh, das würden sie nicht, Kommandant. Die Ehre ging an die 11. Einheit. Sie haben ebenso mein erstes 'Widerstand Festnahme', 'Beleidigung eines Offiziers', 'Widerstand während des Arrests' und mein persönlicher Favorit: 'Flucht aus der Haft'.“, Renji zählte jedes Vergehen an seinen Fingern auf. „Und das waren nur die öffentlichen Vorwürfe. Es war ein sehr spezielles Wochenende. Ich denke immer noch, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass ich nicht noch vor meiner Aufnahme bei den Hofgarden vor dem Militärgericht stand.“
 

„Durchaus.“, gluckste der Braunhaarige. Er legte den Hut auf seiner Brust ab und schloss die Augen, während er das Sonnenlicht, welches durch die Baumkronen durchschien, genoss.
 

Renji lehnte den Kopf gegen einen Baumstumpf und schaute in den blauen Himmel. „Meine Erinnerungen an diese 4 Tage sind nur noch ein einziger Brei. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, warum ich niemals für eines der Vergehen büßen musste. Vermutlich habe ich es ihnen zu verdanken, nicht wahr Kommandant?“
 

„Ich?“, Kyōraku tat unschuldig und öffnete ein Auge leicht, während er mit einem Finger auf seine Nase deutete. „Warum verdächtigst du mich und nicht Jūshirō?"
 

"Weil Kommandant Ukitake niemals zufällig aufgekreuzt ist, wann immer ich in Gefahr lief, von der Schule geschmissen zu werden. Im Gegensatz zu ihnen."
 

Der Kommandant lachte. "Du bist viel zu misstrauisch, lieber Junge. Solch geringe Vorwürfe werden nie von der 11. Einheit nachverfolgt. Das Einzige, was passiert, wenn der Wachmeister den Kommandanten involvieren möchte, ist, dass er feststellt, was für eine einzigartige Regelung er dafür hat."
 

"Die wäre?"
 

Kyōraku verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Nun ja, mal überlegen. In den Fällen, die du beschrieben hast, würde ich etwas in dieser Richtung vermuten: 'Wenn du blöd genug bist, dich mit einen meiner Leute anzulegen, komm nicht angekrochen und verlange Wiedergutmachung' oder genauso möglich wäre 'wenn sie damit durchgekommen sind, klingt das nach deinem Problem'.“
 

Dabei hatte der Braunhaarige die schroffe Redensweise von Kenpachi Zaraki so gut imitiert, dass Renji ihn fast diese Dinge hätte sagen hören können. Auch wenn zu wenig Schimpfwörter dabei gewesen waren.
 

Eine leichte Brise ging durch die Kiefern und ließ diese leise rascheln. Renji nahm einen weiteren, vorsichtigen Schluck Sake, welcher dann doch größer wurde, als er die Süße schmeckte. „Diese Typen sind alle durchgeknallt. Wie bekommt Kenpachi da überhaupt Disziplin rein?“
 

„Du hast ihn getroffen, oder?“
 

„Wenn sie gewaltsam entführen und wie eine Kriegstrophäe über die Schulter tragen als Treffen bezeichnen wollen. Sicher.“
 

Der Kommandant musste so sehr lachen, dass es einige Minuten brauchte, bis er wieder vernünftig reden konnte. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor er weitersprach. „Ja, das klingt ganz nach Zaraki. Wie deine Erfahrungen demonstrieren, ist Kenpachi eine legendäre Person, die viel Respekt und Loyalität erntet. Die Leute mögen es, Teil dieser Aufregung zu sein. Zudem, kann ich mir zumindest vorstellen, hält eine gesunde Menge Furcht alle bei der Stange. Nur ein Idiot oder völliger Irrer würde mit Absicht Zaraki ärgern.“
 

Renji nickte und beobachtete die Uferschwalben, wie sie über das Wasser glitten und Käfer in der Luft schnappten. Er war sich immer noch nicht sicher, was es über ihn aussagte, dass er während des Praktikums ständig für ein Mitglied der 11. Einheit gehalten wurde. War das ein Zeichen dafür, wo er schlussendlich landen würde? Er kam ja wirklich gut mit Ikkaku und Yumichika klar, aber er war nicht auf die Akademie gegangen, um dann bei diesen Typen zu landen. Sein Ziel war es immerhin gewesen aus diesem schroffen Leben herauszukommen.
 

„Wie werden die Absolventen den Divisionen zugeteilt? Schauen sich die Kommandanten alle an oder ist das zufällig? Ich meine, offensichtlich sind einige Einheiten, wie die 4. und die 12. hochspezialisiert, aber was ist mit dem Rest?“, fragte Renji, auch wenn er vermutete, dass ein Abschluss noch einige Jahre dauern würde.
 

„Die Divisionen suchen nach bestimmten Personen. Also ja, entweder der Kommandant oder der Vizekommandant tätigen eine Auswahl aufgrund der Eignung und der Abschlussprüfung. Die, die keinen Platz bekommen, die werden verteilt.“
 

„Eignung, ja?“, murmelte Renji. „Wofür ist das ein Codewort? Soziale Klasse?“
 

Kyōraku rollte sich zu Renji um und lehnte sich auf einen Ellbogen. Dann setzte er seinen Hut zurück auf den Kopf, sein pinker Kimono leuchtete hell im Sonnenlicht. „Was ist das jetzt? Bist du immer noch sauer über die abstoßenden Kommentare meines Bruders? Glaub mir, keine davon war aufgrund deines Erscheinens.“
 

„Natürlich. Wäre ich der Sohn eines Adeligen, hätten wir uns genau dieselben Vorwürfe anhören müssen, richtig? Denn ich bin mir sicher, dass weder meine Art zu Gehen oder Reden ,noch meine Tattoos damit zu tun haben, dass jeder glaubt, ich sei ihre Hure.“, schnaubte Renji sarkastisch. Aufgrund der Tatsache, dass der Braunhaarige scharf die Luft einsog, realisierte er erst, wie verärgert es geklungen hatte und wie verärgert er auch tatsächlich war. Er starrte den Sake an, als würde er etwas am Boden der Schale finden, dass langsam an die Oberfläche treten würde. „Ignorieren sie mich, Kommandant. Das ist das Trinken.“
 

Renji bemerkte, dass er langsam hungrig wurde und da er sich auch gerne etwas von der Konversation ablenken wollte, öffnete er den kleinen Korb, den Kyōraku von der Küche bezogen hatte, bevor sie aufgebrochen waren. Er fand eine nette Auswahl von kalten, frittierten Hähnchen und Inarizushi, frittierte Tofutaschen mit Reis gefüllt. Es waren auch einige eingelegte Rüben und Matsumaezuke, getrockneter und dann eingelegter Tintenfisch, im Korb zu finden. Auch eine kleine Kanne kalter Tee war dort. Renji begann, die Sachen auszupacken.
 

Der Kommandant beobachtete ihn dabei. „Du bist besorgt, dass du automatisch in der 11. Einheit enden wirst, weil du aus Inuzuri stammst. Ist es das?“
 

„Ja. Zum Teil.“, gab Renji zu und kaute auf einem Stück Tintenfisch herum. „Ich mag diese Typen nach wie vor, aber ich habe schon bemerkt, dass sie alle aus einer Gesellschaftsschicht stammen, wenn sie wissen, was ich meine? Keine extravaganten Oberschichtssöhne und – Töchter unter den Offizieren.“
 

„Du denkst, dass zu viele Kinder von Adligen die Ränge verunreinigen?“
 

„Was? 'Verunreinigen'? Nein.“, sagte Renji schnell. „Das meine ich nicht. Hab ich das gesagt? Scheiße, wie betrunken bin ich?“
 

Herzlich lachend nahm Kyōraku den Teller entgegen, den Renji ihm zurecht gemacht hatte. „Nein, nein, mein lieber Herr Renji. Das habe ich gesagt. Es ist auch meine Meinung. Aber ich sollte dir diese Meinung nicht aufzwingen.“, der Kommandant aß etwas vom Hühnchen, bevor er fortfuhr. „Ich mag die Leute der 11. Einheit für den Grund, wovor du Angst hast, von ihnen ausgewählt zu werden. Sie sind keine typischen Shinigami. Sie kommen meist von außerhalb der Mauern, von Rukongai. Tatsächlich glaube ich nicht, dass jemand von ihnen die Akademie besucht hat.“
 

Der Rothaarige nahm einen tiefen Schluck des kalten Tees, versuchte so, wieder etwas klarer im Kopf zu werden. Er hätte schwören können, dass Kyōraku gerade vermutet hatte, dass es Soldaten in den 13 Hofgarden gab, die irgendwie die Akadamie übersprungen hätten und direkt in eine Einheit gekommen wären. „Sie meinen das nicht so, richtig? Es ist eine Metapher oder so etwas, ja? Denn sie hätten kein Zanpakutō, wenn sie nicht durch die Akademie gegangen wären?“
 

„Na ja, ich nehme an, dein Kommandant könnte dir auch ein Asauchi, wie das der Akademie, geben.“
 

„Was zum Teufel ist ein Asauchi?“, fragte Renji. „Ich meine, ich hatte schon eins in der Hand, als wir in der Welt der Lebenden eine Exkursion mit der Eliteklasse hatten. Sie ging allerdings ganz schön schief, aber ähm... das tut gerade nichts zur Sache. Das Schwert... es war nicht Zabimaru, auch wenn es sich wie ein Zanpakutō verhielt. Ich meine, es schickt Seelen auf ihren Weg und was nicht alles.“
 

„Ja, ein Asauchi kann all das tun.“
 

Renji nickte und füllte sich seine Schale mit Tee. „Ok, aber was ist es? Ist es das, was ich zum Abschluss erhalte?“
 

„Nein, du bekommst dann Zabimaru. Du wirst in die große Halle gehen und ihn dort wartend vorfinden. Du wirst ihn von der Wand nehmen und bist endlich mit ihm wiedervereint.“
 

Renji lehnte sich wieder gegen den Baumstumpf und schielte aus den Augenwinkeln zum Kommandanten. „Nur muss ich nicht mehr so lange warten, nicht wahr?“
 

„Wahrscheinlich nicht.“, stimmte Kyōraku zu und schüttete sich selbst noch Sake nach. „Nicht, wenn deine kleine Demonstration auf Frau Rukias Feier ein Hinweis war.“
 

„Aber was ist mit Kira und Momo und meinen anderen Klassenkameraden? Sind deren Zanpakutō in ihnen oder warten sie in der großen Halle? Enden sie auch mit solchen Asauchi-Dingern...?“
 

Der Kommandant grinste Renji unter seinem Hut schief an, seine Augen blitzten. „Aber, aber. Das soll eines der 'großen Geheimnisse' der Akademie bleiben. Wenn ich andeute, dass du dein Zanpakutō mit der Kraft deines Willens und Reiatsus beschwören könntest, was würde dich dann noch an der Schule halten?“
 

„3 Mahlzeiten und ein Bett. Nicht zuletzt die potenziellen, ertragreichen Beschäftigungen nach Abschluss.“, sagte Renji ohne Zögern.
 

„Das ist genau der Grund, warum es in Ordnung ist, dass du es weißt, Herr Renji. Aber auch, warum wir das für uns behalten müssen.“

Unbroken Souls

Als es schien, dass Kommandant Kyōraku darüber enttäuscht war, dass sie nichts gefangen hatten, übernahm Renji das Fischen. In kürzester Zeit war der Korb bis oben hin voll mit frisch gefangenen Forellen. Der Braunhaarige lächelte über ihre Ausbeute, während er begann, alles einzupacken, damit sie sich bald auf den langen Rückweg zur Akademie machen konnten.
 

„Das ist entzückend, einfach entzückend.“, gurrte der Kommandant. „Wer hat dir beigebracht, ein Meister der Fischerei zu sein, Herr Renji?“
 

„Meine Mutter.“, antwortete Renji verschmitzt. Als Kyōraku den Hut hob und darunter irritiert hindurchblickte, erklärte Renji. „Notwendigkeit.“
 

„Ha! Das war ein Guter!“, lachte der Braunhaarige herzhaft. Renjis Scherz war bei weitem nicht so klug, aber sie waren ziemlich betrunken, also schien es für beide urkomisch. Es war ein kühler Herbstnachmittag, sie hatten die meiste Zeit des Tages damit verbracht, so zu tun, als würden sie Fischen und hatten dabei das Wetter und den Sake von Kyōraku älterem Bruder genossen. „Aber“, sagte Kyōraku nach einem Moment nachdenken. „Ich wusste gar nicht, dass ein Fluss durch Inuzuri fließt.“
 

„Tut auch keiner.“, erklärte Renji, als er den Rest Besteck und Teller in den Picknickkorb stopfte, die er eben noch im Fluss abgespült hatte. „Fischen war immer eine Mitternachtsexpedition zu den Kanälen der 65.“
 

Die Worte schienen Kyōraku plötzlich nüchterner zu machen. Er hörte auf, die selbstgemachte Angelrute auseinanderzunehmen, um Renji leicht am Arm zu berühren. „Ihr habt es riskiert, außerhalb eures Distrikts erwischt zu werden, um… Fischen zu gehen?“
 

„Heh, nicht ganz. Wir haben die Patrouille umgangen, um etwas zu essen zu bekommen.“, sagte Renji mich einem traurigen Lachen. Als er daran zurückdachte, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Als Kyōraku ihn weiter anstarrte, seine großen, grauen Augen voll von Sorge, zuckte Renji mit den Achseln. „Ich habe Mal einen Freund an harter Arbeit während eines Müllrennens verloren. Das war scheiße.“
 

Alle Dinge waren gepackt und bereit zum Aufbruch. Renji stand auf und wischte sich seine Hände am Hakama ab und hob ihre Utensilien auf. Er begann, den Weg entlang des Stroms hinunterzugehen, stoppte aber, als er realisierte, dass der Kommandant immer noch auf einem Felsen hockte und ihn mit offenem Mund anschaute.
 

„Ist alles in Ordnung, Kommandant?“, fragte er den Braunhaarigen, musste schon fast brüllen, damit er ihn über die geräuschvollen Stromschnellen hörte.
 

Kyōraku schien zu bemerken, dass er dabei war, zurückgelassen zu werden. Er hob sein Hakama mit den Händen und war vorsichtig, dass der Saum nicht im Dreck landete. Er sah dabei aus, wie eine Frau, die ihren Rock hob, während er auf Renji zukam. „Du hast einen Freund in Haft für was genau?“
 

„Erwischt werden außerhalb des Distriktes ohne eine Ermächtigung, oder wie auch immer sie es nennen.“, sagte Renji. Er blickte den Anderen irritiert an. Renji dachte, dass wäre offensichtlich vom Kontext ihres Gespräches gewesen. War der Kommandant etwa so betrunken?
 

„Aber du sagtest etwas anderes.“, fragte der Braunhaarige wieder und stand nun endlich neben Renji. „Was sagtest du, habt ihr getan?“
 

Da sie nun auf gleicher Höhe waren, drehte sich Renji um und begann wieder den Weg entlang zu gehen. „Oh, ich dachte, sie würden das Müllrennen nicht kennen.“, lachte Renji leise. „Rukia meinte immer, sie würde ‚städtische Nahrungssuche‘ vorziehen. Wie auch immer sie es nennen. Es beinhaltet in einigen Distrikten herumzuschleichen und den Abfall anderer Leute zu durchsuchen, um etwas Essbares zu finden. So etwas in der Richtung machten wir nur, wenn es eine lange Periode ohne irgendetwas gab. Wenn die Kleinen anfingen, gefährlich schwach zu werden. Also war es schon herzzerreißend, wenn Taro dafür gefangen wurde. Es schien unfair, dass er so hart dafür verurteilt wurden war, da es so eine dumme Sache und niemals wirklich profitabel gewesen war. In der Hälfte der Fälle wurden die Leute kränklicher von dem, was sie aßen. Aber es war sogar relativ normal, bei so etwas erwischt zu werden. Deswegen sind wir immer in großen Gruppen gegangen. Sie wissen schon, ich bin ziemlich sicher, dass sie das auch schon mal gehört haben. Sie nannten es dann Hundemeute.“
 

„Ah, ja.“, Kyōraku nickte und hielt dabei seinen Hut fest. „Ich befürchte nur, dass ich mit dem Phänomen, welches du beschrieben hast, nur von der anderen Seite vertraut bin. Zum Beispiel Shinigami, die sich darüber beschweren. Und, na ja, die Leute aus deinem Distrikt sind für diesen Trick doch recht bekannt. Das Gesetz mit einer großen Anzahl an Personen brechen, sodass es unmöglich ist, alle zu erwischen. Ich vermute, die Bestrafung ist deswegen so harsch, um die Leute in ihren Bezirken zu halten. Um sie an ihren Platz zu erinnern und zu halten.“
 

„Jup.“, bestätigte Renji und duckte sich über einen Kiefernast hinweg, welcher über den Pfad gewachsen war. Er hob ihn vorsichtig mit der Hand an, mit dem er den Picknickkorb trug, damit der Kommandant einfacher passieren konnte.
 

„Oh je.“, seufzte der Braunhaarige und blickte Renji nachdenklich an, als er unter dem Ast hindurch ging. „Aber ich bin beschämt, dass ich niemals die Dinge zusammengesetzt habe und auf die Idee gekommen bin, dass ihr das nur macht, um… wie nanntest du es? Nahrungssuche?“
 

Die Scheiße essen, die andere Leute wegwerfen, dachte Renji, doch sagte es nicht. Er befürchtete, dass es bei Weitem bitterer klingen würde, als es sich nun für ihn anfühlte. Das ist der Grund, warum die Leute uns Hunde nannten. Wir haben alles gegessen. Stattdessen nickte er nur zustimmend.
 

Renji ließ den Ast wieder fallen und setzte den Marsch fort. Der Pfad wurde breiter, während sie weiter den Berg hinab Richtung Stadt gingen.
 

„Sind so viele in Inuzuri hungrig?“, fragte Kyōraku mit echter Verwirrung in der Stimme. „Ich meine, ich war immer der Meinung, dass der Wunsch nach Essen nur ein Problem der Neuankömmlinge in der Soul Society sei. Dass nach einiger Zeit die Notwendigkeit, etwas zu Essen, verschwinden würde.“
 

Renji schüttelte den Kopf. „Natürlich, das haben sie uns auch gesagt. Aber ich habe niemals jemanden getroffen, der es wirklich aufgegeben hatte. Es ist ein grundliegendes, menschliches Bedürfnis, Kommandant. Es ist… nun ja… Es lässt einen lebendig fühlen und das ist… angenehm, natürlich. Auch, wenn dich dieser Instinkt dazu treibt, durch Müll und Schmutz zu wühlen. Wenn man das aufgibt, gibt man auch zum Teil auf, menschlich zu sein, verstehen sie?“
 

„Ah.“, machte der Braunhaarige, obwohl Renji sich nicht sicher war, dass er es wirklich verstand. Es war hart für die Leute, die innerhalb der Mauern der Seireitei geboren worden, das Ganze zu verstehen. Besonders jemand wie der Kommandant. Kyōraku sprach über den Kreislauf der Geburt und Wiedergeburt, aber er trat vor tausenden Jahren aus dieser Tretmühle heraus, wenn er überhaupt dort einmal gewesen war. Der Kommandant wurde als Shinigami geboren. Renji nicht. Auch wenn es schon eine Weile her war, war das Trauma des Sterbens noch frisch in Renjis Kopf. Genauso wie das Bedürfnis, ans seiner Menschlichkeit festzuhalten.
 

„Das ist der Grund, warum ich Probleme habe, den Dämon zu akzeptieren.“, sagte Renji, als ihm der Gedanke kam. „Ich habe nie aufgegeben, menschlich zu sein. Auch, wenn es keinen Sinn ergibt.“
 

Kyōraku schien die plötzliche Veränderung des Gesprächsthemas ohne Probleme aufzunehmen. „Vielleicht, aber dein Reiatsu macht es um einiges schwieriger, eigentlich unmöglich. Ein hungriger Geist zu sein, ist ein Zeichen für starken spirituellen Druck.“
 

„Ich weiß, Kommandant.“, sagte Renji. „Das hat mir Rukia erklärt, als wir anfingen, mit Kidō herumzuexperimentieren. Danach waren wir immer seltsam hungrig. Aber ich wäre auch hungrig, wenn ich ein Dämon wäre, vielleicht sogar noch mehr, oder?“
 

„Ein Dämon zu sein, ist nicht das Gleiche, wie ein Hollow zu sein. Da gibt es keinen Zwang, Seelen zu verschlingen.“, sagte Kyōraku mit einer Schärfe in seiner Stimme, die Renji wundern ließ. Der Kommandant schien Renjis Reaktion bemerkt zu haben, denn nach einem kleinen Seufzer lächelte er leicht. „Mein lieber Junge, bitte verstehe, dass eine Dämonenseele genauso willkommen in der Soul Society ist, wie jede andere.“, er gestikulierte ausladend zu dem Korb, den Renji trug. „Wir haben Fische. Wir haben Vögel, auch Insekten. Alle Tiere existieren hier. Alle Dinge! Ebenso haben wir Menschliche und Dämonische. Alle ungebrochenen Seelen kommen zur Soul Society.“
 

Ungebrochen? Das war ein interessanter Gedanke. Also, Dämon oder Mensch, es zählte weniger, was man war, sondern dass man noch ganz war. „Huh. Also, was lässt eine Seele zerbrechen?“
 

„Das ist bei jeder Seele anders. Aber du kannst dir sicher sein, dass deine intakt ist, denn sonst wärst du nicht hier. So einfach ist das. Dennoch garantiert deine Präsenz hier nicht, dass du eine gute Person bist, nicht im Geringsten. Tatsächlich könntest du sogar ziemlich bösartig sein. Es bedeutet nur, egal mit was zu konfrontiert wurdest, welche Entscheidung du getroffen oder Erfahrungen zu gemacht hast, es hat dich nicht gebrochen.“
 

„Heh, dass hätte ich ihnen auch so sagen können.“, sagte Renji und verlagerte das Gewicht des Korbes mit dem Fisch, da es langsam schwer wurde. „Es ist immer noch schwierig, mich zu brechen.“
 

„Durchaus.“, sagte Kyōraku mit einem Lächeln.
 


 

Sie spendeten ihren Fang der Gastwirtin, gaben ihr damit auch den Picknickkorb zurück und packten ihre Sachen für den Heimweg. Aber da sie darauf bestand, dass sie zum Essen blieben, um die Früchte ihrer Abend selbst zu genießen, ging schon langsam die Sonne unter, als sie den Weg zurück zur Akademie antraten.
 

"Sie brauchen mich nicht zu begleiten, Kommandant.", sagte Renji. "Ich finde schon alleine zurück."
 

Kopfschüttelnd blickte Kyōraku in den Himmel, wo bereits der Mond aufging. "Zu dieser Zeit benötigst du eventuell Jemanden, der für dich bürgt, nicht, dass du als fahnenflüchtig nach Mitternacht giltst. Du hast nur ein Wochenendpass."
 

Renji nickte. "Ja, ich glaube, da haben sie recht."
 

"Nebenbei, würde ich dich jetzt so herzlos zurücklassen, wären mir die Freuden deiner Gesellschaft verwährt, mein lieber Junge.", der Braunhaarige schlug Renji heiter auf den Rücken. Als sie jedoch weiter auf der Straße unterwegs waren, bemerkte der Rothaarige, dass der Kommandant ein flotteres Tempo vorgab, als für gewöhnlich. Gelegentlich warf er auch einen Blick nach hinten. Kyōraku hielt auch weiterhin sein vergnügtes und harmloses Geschwatze aufrecht, doch Renji erwischte sich selbst dabei, wie auch er die Schatten vorsichtig beobachtete. Seine Finger glitten links an seine Hüfte, um wie von selbst nach einem Schwert zu greifen.
 

"... du hättest Jūshirōs Gesicht sehen sollen! Unbezahlbar, sag ich dir, unbezahlbar."
 

Sie hörten es zur selben Zeit. Das Rasseln in den Sträuchern wuchs entlang des Straßengrabens und das unverkennbare Geräusch von Schwertern, die aus ihren Hüllen gezogen wurden, ertönte.
 

„Hinter mir.“, rief Kyōraku.
 

Renji wusste, dass der Kommandant plante, ihn vor der Attacke abzuschirmen, doch konnte er einen weiteren Banditen von hinten kommen sehen. Also schritt er zurück, sodass er Rücken an Rücken mit Kyōraku, in einer defensiven Kampfhaltung stand. Tatsächlich zogen sie ihre Waffen zur gleichen Zeit. Die beiden Schwerter des Kommandanten stoppten je einen Angreifer und Renji hob automatisch seine Hand, um den Schlag des Dritten abzuwehren.
 

Renji hätte dabei einen Arm verlieren müssen.
 

Doch als er den, mit roten Band eingefassten, Griff aus seinen Träumen in seiner Hand sah, nutze er einen kleinen Shunpō um die Klinge seines Gegners mit Stahl statt Fleisch zu parieren. Hinter seiner Maske sah der Räuber genauso überrascht aus, wie Renji, als er das Zanpakutō sah.
 

"Rückzug!", rief er seinen Kollegen zu.
 

Mit einem breiten Lachen drehte sich Kyōraku um. „Zu spät, befürchte ich. Sie haben dich schon alleine gelassen, sobald ich sie entwaffnet hatte.“
 

Nun, da nicht nur Zabimaru, sondern auch Katen Kyōkotsu zwischen ihm und seinem Gegner stand, riskierte Renji, einen Blick über die Schulter zu werfen. Er war sich sicher, im Mondlicht 6 Katana auf der staubigen Straße verstreut liegen zu sehen.
 

Der Kommandant hatte es geschafft, ein halbes Dutzend Angreifer zu besiegen ohne einen Tropfen Blut zu vergießen? Unglaublich. Besonders, da er immer noch leicht betrunken roch.
 

Als Renji seine Aufmerksamkeit zurücklenkte, schien es, als wäre der letzte Bandit auch geflohen.
 

„Ah“, sagte Kyōraku, seine Stimme voll von Bewunderung. „Solch einen starken und ansehnlichen Freund hast du in Zabimaru, Herr Renji. Und so loyal. Ich hätte wissen müssen, dass er dir zur Hilfe kommt.“
 

„Wirklich? Denn ich hatte keine Ahnung.“, sagte Renji und starrte verwundert auf das Zanpakutō. Er drehte es in seiner Hand, fühlte den Griff, dessen Gewicht sich so vertraut anfühlte. So richtig. Als Renjis Adrenalinschub schwand, tat es ihm das Schwert gleich. „Nein!“, sagte Renji und umgriff die dünner werdende Luft. „Warte!“
 

Die Hand des Kommandanten drückte mitfühlend seine Schulter. „Er wird bereit sein, wenn du es bist, Sohn. Das ist das Einzige, wofür du nun Geduld aufbringen musst.“
 

Verlassen blickte Renji auf seine, nun leere, Hand. Der Abschluss kann nicht schnell genug kommen, dachte er.

Said the Spider to the...

Huhu,
 

vorletztes Kapitel :) Und ich entschuldige mich schon jetzt für das Ende! xD
 

Vielen Dank an meine tollen Review-Schreiber: AzumiiNyan und AnubisBride <3 Ihr seid toll :)
 

Letztes Kapitel gibt es Donnerstag oder Freitag.
 

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Das Dojo der Akademie war Renjis Lieblingsplatz auf der ganzen Welt, erst dahinter kam die Bibliothek. Die Halle war riesig. Eine ausgedehnte, grob gehauene und mit Holzbalken durchzogene Decke ragte in 6 Metern Höhe. Säulen aus Ahornholz rahmten die weißverputzten Wände ein. Große Fenster ließen Tageslicht hinein und ließen große Streifen Sonnenlicht in den Raum, in denen die Staubpartikel tanzten. Eine sorgfältige Kalligraphie hing gerahmt am Haupteingang und sagte 'Um den Geist und Körper zu formen./ Um einen starken Willen zu erlangen./ Und immer die Perfektion für sich selbst anstreben'.
 

Renji dachte darüber nach und wie gemütlich sich die Polsterung unter dem Tatami anfühlte, als er auf dem Boden lag und seine Ohren immer noch von dem Brechen des hölzernen Trainingschwertes dröhnte. Kira kam etwas näher und schaute Renji besorgt an. Der Rothaarige konnte spüren, wie er den Drang hinunterschluckte, sich zu entschuldigen. Die Lehrerin würde Kira das Fell über die Ohren ziehen, wenn er wieder eine seiner Entschuldigungen vor sich her brabbelte.
 

"Was zur Hölle machst du immer noch da untern, Abarai?", bellte die Lehrerin.
 

Renji versuchte wieder, auf die Füße zu kommen. Er hasste es, seine Zanjitsu-Lehrerin zu enttäuschen. Er verbarg schon lange, dass er insgeheim in sie verknallt war. Bereits seit er neu an der Akademie gewesen war. Sie war klein, nicht viel größer als Rukia. Sie war innerhalb der Seireitei geboren worden und hatte demnach die porzellanartige Haut und die feinen Gesichtszüge einer Adeligen. Normalerweise trug sie ihr hellblondes Haar eng verschlungen in einer Serie komplizierter Zöpfe. Doch einmal hatte Renji es offen gesehen und es ging ihr fast bis zu den Waden. Zart wie eine Blüte...
 

... aber absolut knallhart.
 

Renjis Meinung nach war das eine super heiße Kombination.
 

Als er endlich stand, scheuerte sie ihm eine auf der Oberseite seines Kopfes. "Warum grinst du wie ein Vollidiot? Bist du immer noch weggetreten? Hat dir nun endlich jemand etwas lose gehauen in deinem Dickkopf?"
 

"Nein, Frau Lehrerin.", sagte Renji und nahm wieder Haltung an. Kira sah nun besonders besorgt aus, da er sich vor der Rache des Rothaarigen fürchtete. Doch dieser hatte nicht die Absicht, Kira hart ranzunehmen. Tatsächlich war er sogar zum ersten Mal froh darüber, mit Kira zu kämpfen, denn das bedeutete, er konnte weiter experimentieren.
 

Er versuchte, Zabimaru zu rufen.
 

Seine Theorie war, dass wenn Adrenalin es zuvor geschafft hatte, als Kommandant Kyōraku und er von Banditen angegriffen wurden waren, könnte es vielleicht auch körperliche Anstrengung. Bisher hatte er jedoch, während er versuchte sich darauf zu konzentrieren, sein Zanpakutō zu beschwören, seine Deckung offen gelassen. Und Kira war im Kampf nicht mehr so zaghaft, wie er es früher einmal gewesen war.
 

Außerdem begann Renji zu vermuten, dass Zabimaru einen besseren Geschmack hatte. Niemals würde er sich in einem ramponierten und eingekerbten Holzschwert materialisieren. Er wollte zumindest ein Asauchi. Also gab Renji seine Versuche auf und fokussierte sich stattdessen darauf, seinen Ruf im Übungsring wiederherzustellen.
 

Renji legte gerade sein Übungsschwert zur Seite, als ihn die Lehrerin zu sich rief. „Was war mit dir los? Kira spielt sonst nicht in deiner Liga.“
 

Das war nicht fair. Kira hatte sich in den letzten Jahren in Zanjitsu sehr verbessert, aber Renji wusste es besser, als mit der Lehrerin über ihre Einschätzung der Schüler zu diskutieren. „Ich war mit meinen Gedanken woanders, Frau Lehrerin.“, gab er zu.
 

„Ah.“, sie stieß ihm leicht in die Rippen. „Schmachtest du immer noch dem Mädchen hinterher, das du am Wochenende getroffen hast?“
 

„Ähm, nein. Nicht wirklich.“, Renji rieb sich den Nacken und versuchte, nicht zu erröten. „Das Wochenende war auch mehr eine Pleite, Frau Lehrerin. Ich wurde von ihrem beschützerischen, älteren Bruder aus der Seireitei geworfen.“
 

„Oh man.“, lachte sie. „Nun ja, das passiert mit älteren Brüdern. Reiß dich zusammen, Abarai. Ich war am Überlegen, dir ein paar Neulinge als Mentor an die Hand zu geben, aber wenn du dich noch nicht mal an Grundhaltungen wie Parieren und Stoßen erinnern kannst, kann ich das nicht tun. Du bist kein gutes Vorbild, wenn du flach auf deinem Rücken liegst.“
 

„Ich weiß. Tut mir Leid, Frau Lehrerin.“, sagte er. „Es ist nur… Ich versuche etwas zu machen und es bringt mich durcheinander.“
 

Ihre Hand ruhte an ihrer schlanken Hüfte. „Was versuchst du zu tun? Denn für mich sieht es so aus, als würdest du versuchen, dir den Kopf einschlagen zu lassen.“
 

Könnte er es ihr erzählen? „Werden wir dieses Jahr echte Schwerter verwenden?“
 

„Nicht, wenn du dich nicht daran erinnerst, wie man sich duckt. Ein echtes Schwert würde dir glatt den Kopf abtrennen.“, brummte sie. „Aber, ja. Ich habe geplant, nächstes Semster mit Asauchi zu arbeiten. Warum?“
 

„Also haben sie welche hier? Asauchi, meine ich. Denken sie, sie könnten mich früher damit üben lassen?“
 

Ihre Augen waren nun misstrauisch. „Warum gierst du so verzweifelt danach, deine Hände an eines dieser leeren Schwerter zu bekommen, Abarai?“
 

Etwas in der Art, wie sie schaute, ließ ihn mit den Achseln zucken. „Ich sorge mich einfach um meinen Fortschritt.“, sagte er einfach.
 

Sie lächelte ihn wissend an. „Ha! Es ist das Mädchen. Sie ist bereits in den Hofgarden, richtig?“ Als Renji nickte, es war ja immerhin trotzdem wahr, tätschelte die Lehrerin mütterlich dessen Arm. „Ok, hör zu. Ich habe noch ein paar Aufgaben, die du erledigen kannst. Wenn du Zeit dafür aufbringen kannst, gebe ich dir eine Privatstunde und du kannst loslegen.“
 

„Oh, vielen Dank, Frau Lehrerin.“, Renji verbeugte sich tief. „Vielen, vielen Dank.“
 

Das Problem war, die Zeit dafür zu erübrigen. Renji hatte bereits viel zu erledigen. Neben seinem vollen Stundenplan und den Elitekursen hatte er auch noch seine Lese- und Schreibenachhilfe. An einigen Abenden half ihm Kira beim Kidō, damit er endlich die Prüfung bestand. Dafür half er Kira beim Zanpakutō-Kurs. Zudem, übernahm er, wann möglich, ein paar Stunden in der Küche und beim Hausmeister, um ein wenig Geld für Bier zu verdienen. Und noch obendrauf war noch seine Strafarbeit bei Nakamura, dem Lehrer des Zanpakutō-Kurses.
 

Renji seufzte. Vielleicht konnte er eine Nachhilfe aussetzen oder Zeit am Wochenende dafür einsetzen.
 

„Man glaubt kaum, dass ein ‚Zum Teufel mit dem Scheiß!‘ ein ganzes Semester Arbeit wert ist.“, grummelte Renji zu sich selbst, als er den Gang entlang in Richtung Nakamuras Büro ging. „Besonders, da ich Klassenbester bin.“
 

Doch Renji hatte nach dem Wochenende viele Fragen. Nakamura hatte bereits in der Vergangenheit ein wenig über Zanpakutō geredet, nachdem Renji seinen Sachverstand und ehrliches Interesse bewiesen hatte.
 

Nachdem er geklopft hatte und Nakamura ihn gebeten hatte, entschuldige Renji sich sofort. „Es tut mir leid, dass ich etwas spät bin, Herr Lehrer. Meine Zanjitsu-Lehrerin hat mich aufgehalten.“
 

„Oh?“, Nakamura blickte von seinem kleinen Schreibtisch auf. Der Lehrer sah immer ein wenig aus, als sei er in einem tiefen Nest Papieren begraben, da ihn so viele Bücher umgaben. Kuroi no Kumo, sein Zanpakutō, ruhte wie immer auf dessen Halterung. Die Hülle schien in einem schillernden Schwarz, wie der Panzer eines Insekts. „Du hattest Ärger mit einem anderen Lehrer, nicht wahr, Abarai?“
 

„Nein, Herr Lehrer.“, antwortete Renji und stoppte vor dem Tisch Nakamuras, um auf Anweisungen zu warten. „Zanjitsu ist mein bester Kurs. Ich war nur ein wenig neben der Spur und die Lehrerin wollte wissen, warum.“
 

Nakamura ging gerade einen Stapel Aufsätze durch und legte den, den er gerade am Lesen war, zurück, um Renji seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. „Und warum?“
 

Renji schaute finster. Er wusste nicht, warum es Nakamura überhaupt interessieren sollte. Dennoch war es ein Teil von dem, worüber er mit Nakamura sprechen wollte. Er rieb sich den Nacken und zuckte dann mit den Schultern. „Nun ja, ich habe versucht, Zabimaru zu manifestieren.“
 

Nakamura hatte gerade einen Schluck Tee zu sich genommen und hätte diesen beinahe quer durch den Raum gespuckt. „Was? Was, auf Gottes schöner Erde, hat dir die Idee gegeben, dass du so etwas tun könntest?“
 

„Weil ich es bereits getan habe. Zwei Mal, letztes Wochenende.“, sagte Renji und schaute auf seine Handflächen und hoffte, den rot eingebundenen Griff und der Blitz würden ihm erscheinen. Als dies nicht passierte, ließ er die Hand fallen. „Einmal, als Rukias Bruder mich richtig genervt hat und dann letzte Nacht, als Kommandant Kyōraku und ich von Banditen auf der Straße angegriffen wurden waren."
 

Nachdem er aufgehört hatte, zu stottern, blinzelte Nakamura ein paar Mal schnell hintereinander. „Das ist nicht möglich.“
 

Renji wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Zumindest konnte er den Impuls zurückdrängen 'Schwachsinn' zu sagen. Und eigentlich war es auch das gewesen.
 

„Nein.“, sagte Nakamura, seine Augen richteten sich sauer auf den Rothaarigen. „Du lügst. Es ist nicht möglich, dass jemand wie du so weit fortgeschritten ist. Du bist nur ein Schüler und weit entfernt von einer guten Abstammung.“
 

Renji hielt den Mund, auch wenn er spürte, wie sein Temperament seinen Körper beben und seine Augen zucken ließ. Er erinnerte sich selbst daran, einen tiefen Atemzug zu nehmen, denn nichts, was Nakamura sagte, entsprach der Wahrheit. Renji war noch nicht lange dabei und so weit davon entfernt, Adelig zu sein, wie es nur möglich war. Und genau diese Merkwürdigkeit überlagerte kurz seine Wut. „Moment, ist das wichtig für die Fähigkeiten? Dass ich aus einer guten Familie stamme? Sagen sie, dass wenn man innerhalb der Mauern der Seireitei geboren wurde, man sich eher auf sein Zanpakutō einlassen kann? Das steht so nicht in den Lehrbüchern, oder?“
 

„Nein und es wird auch nicht in der Prüfung vorkommen.“, antwortete Nakamura sarkastisch. „Aber meine Erfahrungen haben gezeigt, dass soziale Klasse einen großen Unterschied macht. Du verstehst, natürlich, dass eine Seele, die innerhalb der Seireitei geboren sind, wesentlich reifer sind. Sie benötigen keine Erfahrung über Tod und Wiedergeburt, um das Wissen zu erlangen.“
 

„Also was? Sagen sie, sie sind intelligenter?“
 

„Reifer... Wie Käse oder feiner Wein, gealtert in Perfektion.“, sagte Nakamura. „Ihr Leute aus Rukongai seit einen Schritt zurück auf der Leiter der Evolution. Ihr habt in eurem letzten Leben nicht alles gelernt, was ihr braucht. Ihr seid nicht für mehr bestimmt, als eine schnelle Wiedergeburt.“
 

„Oh.“, sagte der Rothaarige und ballte seine Fäuste, um sich davon abzuhalten, über den Tisch zu greifen. „Also habe ich wohl einfach vergessen, in Inuzuri zu sterben, was? Und all meine Freunde, die gelitten haben und gestorben sind, dass war nur ein Sprung zurück auf die großartige Karma-Karnevalsparade? Was habe ich mir bloß erlaubt, all die Zeit zu überleben, wenn ich mich so hätte in einen beschissenen Prinzen entwickeln können?“
 

„Es tut mir leid, dass dir die Idee missfällt, Herr Abarai.“, sagte Nakamura. „Aber es gibt einen Grund, warum wir in der Seireitei uns nicht darum bemühen, das Leiden außerhalb der Mauer zu lindern. Eure Leben sind dafür bestimmt, bitter, kurz und schnell zu Ende zu sein. Damit habt ihr die Chance zu sterben und mit einem besseren Verständnis wiedergeboren zu werden, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“
 

„Sagt die Spinne“, schnaubte Renji, „zu dem Dämon.“
 

Renjis Reiatsu loderte so stark um ihm auf, dass er es schon fast sehen konnte. Die davon erzeugten Vibrationen schüttelten den Raum, sodass Bücher aus den Regalen fielen. Er war umgeben von einem pink-weißen Nebel und Renji spürte, wie es die Form eines pavianköpfigen Tieres annahm, das auf seinen starken Armen ruhte, während der Schlangenschwanz dahinter wütend hin und her schlug.
 

In diesem Stadium konnte Renji sogar die schwarze Spinne, Kuroi no Kumo, besser erkennen. Sie sah aus wie eine Spinne, die aus schwarzem Rauch gemacht war. Ihre langen Beine waren unter ihrem Körper eingezogen, doch die beiden Vorderbeine waren ausgestreckt. Sie saß auf Nakamuras Schulter. Rote, intelligente Augen glitzerten Renji aufmerksam an.
 

Sie war stark, aber sie war... eingerostet. Lange Zeit hatte schon niemand mehr ihren Namen gerufen. Sie war immer noch mit ihrem Herren verbunden, doch die Kluft zwischen ihnen wuchs.
 

„Du weißt, was ich meinte.“, sagte Nakamura und stand auf. Durch Zabimarus Augen konnte Renji erkennen, wie der Lehrer Kuroi no Kumos Unterstützung benötigte, um unter Renjis spirituellem Druck aufzustehen. „Weggetreten, Kadet!“
 

Weggetreten? Renji schaute auf seine geballte Faust. Er war sich sicher, dass es wieder Zabimaru war. Nur dieses Mal sah er mehr, als nur die nackte Klinge des Katana, er konnte auch noch einen pinken Schatten sehen, der sich darüber legte. Es sah aus, wie eine schartige-gezahnte Klinge. Renji grinste Nakamura gefährlich an. „Ich vermute, ich habe mich mehr weiterentwickelt, als sie dachten, huh?“
 

Nakamura erblasste ein wenig. „Es scheint so.“
 

Das Geräusch von Füßen rauschte durch die Flure und das Geschrei von Menschen alarmierte Renji, dass seine Explosion an Reiatsu schon von Weitem zu spüren gewesen war. Aber sein Ärger begann schon wieder zu schwinden. Das erste, was verschwand, war die Blase aus spirituellem Druck in Dämonenform. Renji spürte, wie es in sich zusammenklappte, wie die Seiten eines Origamis. Das Phantombild über der Klinge löste sich als Nächstes auf. Doch Zabimaru selbst blieb, warum auch immer.
 

Wir wurden wiedergeboren, um zu kämpfen, knurrte eine tiefe Stimme.
 

Du wurdest wiedergeboren, um zu kämpfen, zischte eine zweite Stimme bestätigend.
 

Zusammen werden wir uns besser entwickeln, als dieses Insekt, sagte sie tiefere Stimme wieder, gerade, als die Tür des Büros aufgerissen wurde. Die einzige Grenze ist die, die wir uns selbst setzen.
 

„Was geschieht hier?“, verlangte ein Lehrer aus dem Gang von Renji zu wissen. „Lass deine Waffe fallen, Kadett.“
 

Renji kam der Aufforderung mit dem Wissen nach, dass Zabimaru verschwunden wäre, bevor es auf dem Boden aufschlug.

Final 'Tail' of Zabimaru

Ungefähr ein Dutzend Lehrer diskutierten über Renji. Nach dem Vorfall im Büro von Nakamura wurde er sofort zum Direktor gebracht. Scheinbar war die Herkunft seines Reiatsu so einfach zu erkennen. Denn es gesellten sich mehr und mehr Lehrer dazu, um herauszufinden, was vorgefallen war, während sie das Gelände überquerten.
 

Niemand konnte es glauben.
 

Renji hatte eine Waffe gegen einen Lehrer gezogen? Und wenn ja, woher kam sie? Was war mit der Behauptung, dass die Waffe kein normales Schwert gewesen war, sondern ein materialisiertes Zanpakutō?
 

Als Renji vor dem Schreibtisch des Direktors Gengorō Ōnabara stand, versuchte sich der Rothaarige darauf zu konzentrieren, geradeaus zu starren und ruhig zu atmen. Er kam immer noch nicht über die Beleidigung der Bewohner Rukongais von Nakamura hinweg. Er hatte schlichtweg jede einzelne Seele außerhalb der Wände der Seireitei als Müll bezeichnet, welcher wiederverwertet werden müsse. Was Renji jedoch besonders störte, war Nakamuras Aussage, dass die Bewohner der Seireitei absichtlich den Schmerz und das Leid außerhalb ignorierten. Denn sie erachteten sie aufgrund eines karmischen Fehlers oder irgendeinem anderen Mist, als minderwertig. Es gab viele Gründe, warum er das nicht einfach so stehen lassen konnte.
 

Denn auch wenn es wahr wäre, waren Menschen verdammt noch mal Menschen. Man drehte niemanden den Rücken zu, der Schmerzen hatte. Wie zum Teufel konnte jemand in Erwägung ziehen, weiter entwickelt als andere zu sein?
 

Was zur Hölle tat Renji in der Akademie, wenn er diese Lektion akzeptieren sollte? Wenn er einmal den Abschluss erreicht hatte und bei den Hofgarden unterkam, wurde von ihm erwartet, dass er die Gesetze und Traditionen der Soul Society aufrecht hielt. Es würde zu seiner Pflicht werden, dem Ort, von dem er kam, den Rücken zu kehren und für den Schutz der Seireitei vor Eindringlingen zu kämpfen und zu sterben. Auch gegen seine eigenen Leute.
 

Vielleicht war der Ausschluss gar nicht so schlecht. Renji hatte dieses Wort mehrfach während den Diskussionen um ihn herum gehört. Seit dem Moment, als er durch die Tore der Akademie zum ersten Mal gekommen war, hatte er sich vor diesem Wort gefürchtet. Aber die Wahrheit war, er war nur wegen einer Sache gekommen: Zabimaru.
 

Nun wusste Renji, dass selbst wenn er gehen müsste, er immer noch Zabimaru an seiner Seite hatte.
 

Also konnte er auf sie pfeifen. Sie konnten entscheiden, was auch immer sie wollten. Der einzige Wehrmutstropfen, wenn sie ihn hinauswarfen, war Rukia. Sie war bereits vorausgegangen und er wollte ihr doch so verzweifelt folgen.
 

Doch dann hörte er jemanden etwas sagen, dass ihn in seiner Entschlossenheit erschütterte. "Wenn es war ist, dass er ein Zanpakutō manifestieren kann, dann können wir ihn nicht einfach nur ausschließen. Es wäre viel zu gefährlich und unverantwortlich, ihn mit dieser Macht zurück nach Rukongai zu schicken. Wir müssen ihn ins Madennest sperren."
 

Richtig.
 

Natürlich.
 

Renji fixierte den Punkt an der Wand noch fester, atmete ein und dann vorsichtig wieder aus. Er hatte sich schon gefragt, warum es Shinigamis gab, die vom rechten Weg abgekommen waren. Die von dem Leben in der Seireitei desillusioniert waren und sich entschieden hatten, ihr Schwert dafür einzusetzen, die Unterdrückten zu schützen. Das war wohl der Grund, warum es ein Geheimnis war. Das war der Grund, warum Kommandant Kyōraku ihm gesagt hatte, dass niemand wisse, woher Zanpakutō kamen. Denn wenn der Durchschnittsbürger des Rukongai wusste, dass man eine Waffe direkt aus seiner spirituellen Energie bilden konnte, würde es eine gottverdammte Revolution geben.
 

"Das ist Wahnsinn! Wir können nichts so Drastisches in Erwägung ziehen!", sagte Renjis Schreib-Lehrer, ein sanfter Mann mit der Tendenz, sich die Hände zu reiben, wenn er nervös war. "Abarai ist ein guter Schüler. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, warum wir überhaupt von Ausschluss oder Einkerkerung reden. Ich kann noch nicht einmal sehen, was daran so furchtbar sein soll. In Ordnung, eine Waffe war präsent, aber wenn ich das richtig verstanden habe, wurde niemandem Gewalt angedroht."
 

"Tatsächlich, wenn man bedenkt, was Herr Renji da demonstriert hat", hörte Renji eine ruhige, bekannte Stimme von der Tür. "wäre die bessere Lösung ein Abschluss."
 

Jeder drehte sich zu Kommandant Kyōraku um, der leger gegen den Türrahmen gelehnt stand. Seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt und seine Hände in den Ärmeln des Haoris versteckt. Der Strohhut war etwas in sein Gesicht gerutscht, als hätte er ein Nickerchen gehalten, während er dem Tumult zugehört hatte. Er hob ihn nun und zwinkerte Renji mit einem breiten Grinsen zu.
 

"Ich habe ein paar Freunde mitgebracht.", sagte Kyōraku und stellte sich gerade hin, damit Kenpachi Zaraki sich unter dem Türrahmen hindurchducken konnte.
 

"Ich nehm ihn euch ab.", donnerte Zaraki. Seine Anwesenheit und seine Stimme ließ einige Lehrer in sich zusammensinken. "Einen fähigen Soldaten hinauszuwerfen wäre die dümmste Verschwendung von Ressourcen, die ich jemals gehört habe. Außerdem brauche ich jemand für meinen Papierkram. Stimmts, Abarai?"
 

"Uh, ja, Kommandant.", erwiderte Renji.
 

Kommandant Aizen trat als nächstes in den Raum. Aus irgendeinem Grund war es sein Erscheinen, mehr als das von Zaraki, dass Renji einen Schritt zurückweichen ließ. Aizen beugte kurz seinen Kopf in Anerkennung der versammelten Lehrer. Seine Hände waren ebenfalls im Haori versteckt. "Ich würde bevorzugen, dass alle Lektionen abgeschlossen sind, aber auch ich wäre dazu bereit, Herrn Abarai unter Vorbehalt in meiner Einheit aufzunehmen."
 

Der größte Schock allerdings war der nächste Kommandant, der durch die Tür schritt.
 

Byakuya Kuchiki.
 

Er schaute Renji noch nicht einmal an, als er das Wort ergriff. "Wenn die Akademie nicht in der Lage ist, ihn zu disziplinieren, dann werde ich es tun."
 

Renji war sich sicher, dass er Gefängnis dem bevorzugte, was da auf ihn zukommen würde.
 

Der kombinierte spirituelle Druck von 4 Kommandanten schien die Luft aus dem überfüllten, kleinen Büro zu saugen. Was schlussendlich die Stille nach Kommandant Kuchikis Worten brach, war der dumpfe Aufschlag von Renjis Lese-Lehrer, nachdem dieser in Ohnmacht gefallen war.
 

Die Diskussion wurde hinter verschlossenen Türen fortgesetzt. Es war eine Diskussion, die Renji nicht beiwohnen durfte. Daher versuchte er sich auf der Fensterbank vor dem Büro des Direktors abzukühlen. Die Sekretäre, in dessen Büro Renji saß, schaute auf und blickte ihn seltsam an. Sie schienen zwischen ängstlich, beeindruckt und ungläubig zu schwanken.
 

Renjis Lese-Lehrer saß ihm gegenüber und atmete in eine Papiertüte. Der Rest der Lehrer waren nun im Flur. Sie schienen alle durcheinander zu reden oder versuchten herauszufinden, was nun entschieden wird. Renji schaute auf, als seine Zanjitsu-Lehrerin ins Sekretariat stürmte. Er stand respektvoll auf, als ihre Augen ihn fixierten. Ihr Gesicht war errötet, als sie ihm ins Gesicht schrie. „Gerüchte überfluten den ganzen Campus. Wurdest du rausgeschmissen?“
 

„Das weiß ich noch nicht, Frau Lehrerin.“, sagte Renji und schaute über die Schulter zur Tür. „Wir warten alle darauf, es zu erfahren.“
 

Sie schlug ihn hart. Erst war es ein Hieb in den Magen, worauf er sich vorbeugen musste, beim Zweiten hätte sie ihm beinahe einen Zahn ausgeschlagen. „Mein bester Schüler wird nicht fürs Kämpfen ausgeschlossen, besonders nicht mit einem Schwert, verstehst du mich, Renji Abarai?“
 

Er blinzelte die Überraschung und den Schmerz weg und richtete sich wieder auf. „Ja, Frau Lehrerin. Aber ich denke nicht, dass es noch in meiner Hand liegt.“, grummelte er.
 

Als sie Renjis Blick folgte, sah sie so aus, als würde sie jeden Moment das Büro der Direktors stürmen.
 

„Sie können da nicht reingehen, Frau Lehrerin.“, sagte ein Sekretär als ihre Hand schon fast die Tür erreicht hatte.
 

Sie drehte sich um und starrte ihn an. „Warum zum Teufel nicht?“
 

„Da sind 4 Kommandanten drin, Kotone,“ sagte der Lehrer und nahm die Papiertüte von seinem blassen Gesicht. Seine Stimme immer noch wackelig, als er wiederholte. „4!“
 

„Oh.“, sagte sie und sie beruhigte sich spürbar. Sie stemmte die Hände in die schmale Hüfte und blinzelte zu Renji hoch. Dieser befühlte die leicht Prellung an seinem Kiefer. „Kennst du überhaupt 4 Kommandanten?“
 

„Uh, ja, Frau Lehrerin.“, sagte der Angesprochene. „Ich hatte ein Praktikum im Sommer in der 13. Einheit.“
 

„Das erklärt einen, aber wie kommst du auf 4?“
 

„Oh, nun ja, Kommandant Ukitake ist nicht gekommen.“, sagte der Rothaarige. Das überraschte ihn nicht. Sie waren gut miteinander ausgekommen, aber Renjis ehrgeizige und zielstrebige Art passte einfach nicht zur gelassenen, wässrigen Art der 13. Einheit. Renji kratze sich hinter dem Ohr, als er begann an den Fingern aufzuzählen: „Kommandant Kyōraku ist einfach nur gespenstig. Er taucht immer dann auf, wenn ich Rettung benötige. Aber er bot mir keinen Platz in seiner Einheit an. Ich fange langsam an zu glauben, dass seine Division so etwas wie eine geheime Mission hat. Wie auch immer, die anderen... uh... Nun ja, ich glaube, Zaraki ist da, weil ich seinen Leuten einmal geholfen habe, Toilettenpapier zu ordern. Kommandant Aizen kam vielleicht wegen der ganzen Exkursionssache mit Hisagi und den anderen der Eliteklasse.“ Er stoppte, nahm einen tiefen Atemzug, bevor er mit den Schultern zuckte und die Hand fallen ließ. „Aber ich habe keine Idee, warum Rukias... Ich meine Kommandant Kuchiki hier ist. Ich denke eigentlich, er bietet an, mich persönlich umzulegen. Aber da bin ich mir nicht sicher.“
 

Der Mund der Zanjitsu-Lehrerin war geöffnet. Sie schien sich einen Moment sammeln zu müssen. „Du machst Scherze. Kuchiki? Zaraki? Ich kenne Absolventen, die sich ihren rechten Arm abschneiden würden, um von einen dieser Kommandanten rekrutiert zu werden. Ich weiß, dass du mich auf den Arm nimmst. Zaraki rekrutiert nicht einmal. Niemals. Es sei denn...“, ihre Augen wurden groß, als sie ihn musterte, als versuche sie etwas in seinem Reiatsu zu lesen. „Du hast dein Shikai noch nicht, richtig? Nein, nein. Natürlich nicht. Du hast ja noch nicht einmal ein Zanpakutō."
 

"Das hat er.", sagte der andere Lehrer. "Das ist der Grund, warum wir hier sind. Offensichtlich kann Herr Abarai sein Zanpakutō aus dem Nichts herbeirufen."
 

Sie schaute Renji an und wartete auf eine Bestätigung. "Ja.", sagte er mit einem Nicken.
 

Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Zaraki und Kuchiki schritten gemeinsam hinaus. Die Anwesenden stoben auseinander, um ihnen eine breite Schneise zu bilden, damit sie den Gang entlang gehen konnten. Kyōraku kam als nächstes aus dem Büro und tippte sich beruhigend auf den Hut, als er mit flatterndem pinken Kimono an Renji vorbei ging. Aizen und Ōnabara standen gemeinsam an der Bürotür, als der Direktor verkündete: "Es wurde entschieden, dass nach der vollständigen Ausbildung und Bestehen der benötigten Prüfungen, Renji Abarai der 5. Einheit beitritt."
 

Die versammelten Lehrer, auch diejenigen, die Renji Steine in den Weg gelegt hatten, applaudierten.
 

Währenddessen hörte Renji jedoch kaum die Worte. Er schaute den beiden anderen Kommandanten, Zaraki und Kuchiki, hinterher und fühlte sich merkwürdig enttäuscht und betrogen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr fragt euch bestimmt: "Was zum Teufel ist Konterplempe?!" Das würde ich mich an eurer Stelle auch fragen! xD
Beim Übersetzen hatte ich ein riesen Problem: Hair of the Dog ist die englische Bezeichnung für Konterbier. Allerdings klingt Konterbier nicht sonderlich beleidigend, daher habe ich das Wort "Plempe" (auch vielerorts "Plörre") verwendet. Also "Getränk". Leider ist dabei der Seitenhieb auf die Inuzuri-Hundewitze auf der Strecke geblieben, aber ich hoffe, das verzeiht ihr mir ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
[style type="bold"]Anmerkung von junko (freie Übersetzung):[/style]

Das Ende!

Es ist nicht vollständig zufriedenstellend, da bin ich mir sicher. Aber es schien mir ein guter Punkt, unseren Helden zu verlassen, da ich vermute, dass die restliche Zeit in der Akademie ziemlich genau so ablaufen würde, wie es bereits bekannt ist. Ich vermute, dass Kira und Momo extrem eifersüchtig auf Renjis Platz in der 5. Einheit sind, aber das Gespräch könnt ihr euch selbst nach eigenen Wunsch vorstellen.



[style type="bold"]Anmerkung von mir:[/style]

Knapp 7 Wochen hats dann doch gedauert. Ich hoffe, euch hat es genauso gut gefallen wie mir. Shunsui ist mir dabei richtig ans Herz gewachsen! xD

Und dann noche in riesengroßes Dankeschön an Cara_, Arinya und MaiRaike.
Natürlich auch vielen Dank an alle, die die Geschichte gelesen und/oder als Favorit gekennzeichnet haben oder noch machen werden.

Wir sehen uns (hoffentlich) bei der anderen Reihe wieder ;)

LG
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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MaiRaike
2015-08-14T18:25:31+00:00 14.08.2015 20:25
Wargh. DAS Endi ist wirklich nicht zufriedenstellend... Ich hätte gerne gelesen wie sich sein Verhältnis zu Zabimaru jetzt weiterentwickelt, wo es quasi öffentlich geworden ist. Außerdem interessiert mich Renjis Werdegang bis zum Vize der 5. Kompanie... Aber du übersetzt ja noch mehr ;)
Antwort von:  yezz
14.08.2015 20:45
Es tut mir wirklich leid. Aber dennoch finde ich, dass es ein guter Schluss war. Natürlich ist einem Kadetten in der Akademie kein Zanpakuto erlaubt. Demnach hat es Renji erst zum Abschluss erhalten.

Wie der Werdegang bis zum Vizekommandanten der 6. Einheit war... Nunja, dass wird immer mal ein wenig thematisiert. Aber diese Reihe ist abgeschlossen und es gibt keine Fortsetzung.
Liebe Grüße
Von:  MaiRaike
2015-07-31T20:20:12+00:00 31.07.2015 22:20
Oh, da habe ich gerade das Kapitel gelesen, welches du als Antwort auf meinen letzten Kommi veröffentlicht hast - schwupps ist schon das nächste da!
Aber es endet an einer gaaanz ungünstigen Stelle. Endlich scheint es so als würde Zabimaru bereits vorkommen! Und dann Ende...
Aber naja, umsomehr mich auf das Nächste zu freuen!
Antwort von:  yezz
31.07.2015 22:36
Ich bin halt schnell ;) Fortsetzung kommt Anfang nächster Woche.
Ohja, die Stelle ist wirklich gemein. Aber keine Sorge. Das wirst du noch ein paar Mal denken. Also, dass die Stelle zum Aufhören gemein ist xD
Wünsche dir ein schönes Wochenende :)
Von:  MaiRaike
2015-07-28T19:36:41+00:00 28.07.2015 21:36
Hach habe ich mich gefreut. Gleich zwei neue Kapitel zum lesen!
Es ist sehr spannend über Renjis Entwicklung und seinem Verhältnis zu Zabimaru zu lesen. Ich bin gespannt, wann Zabimaru das erste Mal in Erscheinung treten wird. Es scheint ja langsam ungeduldig zu werden...
Antwort von:  yezz
29.07.2015 22:48
Und heute kam dann direkt noch eins ;)
Ja, mir geht es da ähnlich. Ich finde diese Idee von junko unglaublich faszinierend. Und da ich Zabimaru generell sehr mag (Renji natürlich auch), hat mich die Geschichte schnell in ihren Bann gezogen. Daher musste ich sie einfach ebenfalls übersetzen.
Und ja, Zabimaru ist nicht gerade geduldig :D
Von:  Arinya
2015-07-16T18:16:01+00:00 16.07.2015 20:16
Die Story ist klasse ich hab mich auch schon mal gefragt was es mit renjis zabimaru auf sich hat danke für diese tolle Erklärung.
Lg inny

Bitte schreib schnell weiter ich würde zu gerne wissen was in der Akademie jetzt passiert.
Antwort von:  yezz
16.07.2015 20:47
Hallo Arinya,
schön, dass es dir gefällt.
Ich geb Gas, aber meine Beta-Leserin ist leider nächste Woche in Urlaub. Also wird es sich etwas hinauszögern. Mit etwas Glück habe ich aber 2 Kapitel, die ich dann in der Zwischenzeit raushauen kann ;)
Von:  Cara_
2015-07-05T19:30:38+00:00 05.07.2015 21:30
Ich finds echt super dass du so schnell weiterschreibst.
Außer dass ich die übersetzung mal wielder nur loben kann ist.... ich habs vergessen......:°D..
OK ich find sie echt klasse :)
Antwort von:  yezz
05.07.2015 21:47
Das ist ja nur eine Sidestory. Möchte sie gerne noch durchhaben, bis die Fortsetzung von "The distance between us" startet. Daher aktuell die Eile xD Dauerhaft würde ich das allerdings nicht durchhalten xD
Ach, wenn es dir wieder einfällt, kannst du es ja noch gerne schreiben :) Ansonsten vielen Dank. Es freut mich, dass es dir so gefällt :)
Von:  Cara_
2015-07-02T21:08:15+00:00 02.07.2015 23:08
Hallöchen :)
Dann min ich wohl die erste hier ^^
Also ich muss sagen du hast Geschmack, was Storys angeht. Und die Übersetzung ist echt klasse. Es ist doch wieder eine oder? Ich acht einfach nicht drauf ^.^'
Naja egal. Mir gefällt es auf jeden Fall gut
LG
Cara_
Antwort von:  yezz
04.07.2015 12:11
Huhu,
ja, du bist die Erste :)
Jap, das ist wieder eine Übersetzung. Aber auch wieder von der Autorin, die "The distance between us" geschrieben hat. Da wird es in Zukunft auch noch ein paar Weitere geben.
Ich freue mich sehr, dass dir die Übersetzung gefällt :)
LG
yezz


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