Stürmisch von Votani (OS-Sammlung | Law x Nami) ================================================================================ Kapitel 4: Badeschaum [3] ------------------------- Dressrosa rückt näher, einer aufziehenden Sturmfront nicht unähnlich. Nur diese Sturmfront bringt keine dunklen Wolken und auch keinen Wind mit sich, sondern Sonnenschein und Hitze. Die Temperaturen klettern und verursachen Nami ständige Kopfschmerzen. Ihre Intuition, was das Wetter betrifft, ist schon seit frühster Kindheit ausgeprägt gewesen und hat ihnen schon mehrfach hier draußen auf der unberechenbaren Grandline das Leben gerettet. Allerdings ist es nicht immer schmerzfrei, sondern von einem Hämmern hinter ihrer Stirn begleitet, von einer innerlichen Unruhe, die ihre Hände zum Zittern bringt, während die Wärme ihr den Schweiß auf die Stirn treibt. Die Unruhe könnte aber genauso gut von einer unterschwelligen Panik stammen, die unter Namis Oberfläche lauert. Immerhin steuern sie nicht auf irgendeine Insel zu, sondern auf die, auf der sich Donquixote Doflamingo aufhält. Diese Tatsache geht auch an den anderen nicht spurlos vorbei. Luffy liegt ausgestreckt auf dem Löwenkopf der Sunny, doch selbst er ist hibbeliger als sonst und hat den Blick gen Horizont gerichtet, als würde Dressrosa sich dort gleich abzeichnen. Auch Zoro verbringt mehr Zeit hinter seinen riesigen Hanteln, obwohl Nami der Meinung gewesen ist, dass das kaum möglich ist. Alle bereitet sich vor, was Nami nur in ihrem Denken bestätigt, dass sie auf Dressrosa nichts zu lachen haben, ganz egal was für ein guter Stratege Trafalgar Law sein mag. Apropos Law... auf diesen hat Nami ganz besonders ein Auge. Wenn man zu einer Mannschaft gehört, die zu leichtgläubig ist (und sogar einfach aus Lust und Laune ein lebendiges Skelett zum Mitglied macht), muss man die Dinge eben selbst in die Hand nehmen und so recht traut sie Law noch immer nicht über den Weg. Nicht, nach dem er sie dermaßen mit seiner Badeschaum-Anspielung in die Irre geführt hat. Doch gerade dadurch ist sich Nami der Ruhe bewusst, die Law ausstrahlt. Anstatt sich abzusondern sitzt er mit ihnen in der Kombüse zusammen oder in ihrer Nähe an Deck, Dinge, die er vor ein paar Tagen noch weitgehend vermieden hat. Den grimmigen Gesichtsausdruck, als ob er die Last der Welt auf den Schultern hat, trägt er immer noch, aber gleichzeitig befindet sich dort auch eine Entschlossenheit, die Nami nicht benennen kann. Sie streicht sich ein paar schweißnasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und richtet den Blick auf den Logport an ihrem Handgelenk. Alle drei Nadeln zeigen geradeaus, gut. Obwohl sie gern einen riesigen Bogen um Dressrosa machen würde, hat sie noch weniger Lust vom Kurs abzukommen und noch einmal bei den Seekönigen im Calm Belt zu landen. Ein Flattern ertönt und erhebt sich über das Geräusch des wenigen Winds, der von den Segeln der Sunny aufgefangen wird und sie stetig vorantreibt. Nami schirmt ihre Augen mit der Hand ab, als sie einen Blick hinauf in den wolkenlosen Himmel wirft. Die Sonne brennt auf sie nieder, doch sie kann trotzdem die Möwe ausmachen, die wegflattert. Sie trägt ein Mützchen auf dem Kopf, so dass Nami sie selbst aus der Ferne problemlos als Zeitungsmöwe identifiziert. „Was zum Teufel...?“, murmelt sie. Das kann nicht News Qu sein, denn diese hat sie seit den zwei Jahren, in denen ihre Mannschaft getrennt gewesen ist, nicht mehr gesehen. An manchen Tagen vermisst Nami die Möwe, denn diese hat die Zeitung stets direkt an sie geliefert. Die neue Möwe dagegen ist kein Stück diszipliniert und oft verspätet, was die Neuigkeiten meist alt anstatt neu macht. „Nach was hältst du Ausschau, Nami-ya?“, unterbricht eine Stimme ihre Gedanken. Nami senkt den Blick und betrachtet Law, der trotz der Hitze einen langärmligen Mantel trägt. Nur sein T-Shirt hat er ausgezogen, was eine großzügige Sicht auf die herzförmige Tätowierung auf seinem Brustkorb gibt. Da nimmt jemand den Namen seiner Piratenmannschaft ein bisschen zu ernst... „Ja, nach der Zeitung in deiner Hand“, erwidert sie und hebt eine Braue. „Der Kundenservice war schon mal besser. Jetzt bringen sie die Zeitung schon zu der Person, die eigentlich nicht einmal an Bord gehört.“ Zugegeben ganz ist Nami noch nicht über das Badeschaum-Fiasko hinweg, aber das kann man ihr kaum übel nehmen, nachdem sie fast von einem Monsterfisch verspeist worden ist. „Ihr Kundenservice ist nicht so schlecht, wie du annimmst“, erwidert Law, als er ihr die zusammengerollte Zeitung entgegenhielt. „Das war eine spezielle Lieferung für mich.“ Nami schnaubt spöttisch. „Spezielle Lieferung? Gibt es jetzt schon spezielle Neuigkeiten nur für Shichibukai und ihre Lakaien?“ Eine Antwort bekommt Nami nicht, denn Law hüllt sich in Schweigen. Sein Gesichtsausdruck bleibt unleserlich, weshalb sie nicht mit Sicherheit sagen kann, ob ihm ihre Worte egal sind oder nicht. Schnaufend reißt Nami ihm die Zeitung aus der Hand, wobei das eingewickelte Etwas in der Zeitung herausrutscht. Dumpf landet es auf den Planken vor Namis Füßen. Es ist eine Flasche. Nami muss nur den Kopf ein wenig schief legen, um die Aufschrift lesen zu können. Es ist nicht nur eine Flasche, sondern eine Flasche mit Badeschaum von einem luxuriösen Hersteller, von dem Nami schon öfter gehört hat. „Ist das...? Soll das...?“, beginnt sie, als sie die Flasche aufhebt. „Ist das eine Wiedergutmachung?“ Law steht noch immer bewegungslos vor ihr. „Eher ein Gefallen“, antwortet er. „Wenn du eine Wiedergutmachung möchtest, müsstest du mir eine machen. Immerhin hab ich dein Leben gerettet, wenn ich mich recht erinnere, Nami-ya.“ „Wie bitte!?“, zischt Nami und ihre Finger festigen sich um die Flasche, während sie mit dem Gedanken spielt, sie Law mit einem gezielten Wurf an den Kopf zu werfen, gefährlicher Pirat hin oder her. Doch Law hat die Unverschämtheit um einen Mundwinkel zu heben. „Keine Sorge, du musst mir nicht so etwas Teures kaufen. Ich gebe mich mit den einfachen Dingen im Leben zufrieden.“ Er hebt die Hand und sein Zeige- und sein Mittelfinger legen sich bedeutungsschwer an seine Lippen. Sein Ton ist ernst genug, damit Nami ihm diese Worte abkaufen könnte, wenn er die Stimme nicht gesenkt hätte. Fast so, als möchte er nicht, dass das gesamte Schiff mithört. Nami kennt das Gefühl, doch in diesem Moment wird ihr bewusst, dass er sich abermals einen Scherz mit ihr erlaubt. Aus irgendeinem Grund hat er ausgerechnet sie als seinen neuen Spielball auserkoren, wunderbar. Er möchte sie testen, da ist sie sich sicher. Ein freudloses Lächeln huscht über Namis Lippen, als sie näher an den Chirurg des Todes herantritt. „Wahrscheinlich hast du recht und ich sollte mich angemessen bedanken“, sagt sie. Dass sie den Badeschaum nicht mehr herausrücken wird, steht somit fest. Wenn er sich auf ihre Kosten amüsiert, dann kann Nami wenigstens ebenfalls davon etwas haben. Zuerst muss sie nur Usopp damit beauftragen, endlich das Türschloss zum Badezimmer zu reparieren, am besten noch bevor sie Dressrosa erreichen. Nami kommt direkt vor Law zum Stehen. Selbst mit ihren Hackenschuhen ist sie kleiner als er, weshalb sie ihn mit der freien Hand am Kragen seines Mantels zu sich hinunterzieht. Er gibt nach, anstatt sich ihrem Griff zu entziehen, bis ihr Atem seine Lippen streifen muss. Kein Muskel zuckt in Laws Gesicht, aber etwas Herausforderndes schwimmt in den dunklen Augen. Nami erwidert den Blick, als sie ihn nach einer geschlagenen halben Minute des Stillstands auch den restlichen Weg heranzieht. Seine Lippen sind rau und warm und unnachgiebig, sie spiegeln seine Persönlichkeit wider. „Ich behalte den Badeschaum“, spricht Nami ihren Gedanken aus, nach dem sie den Kuss löst und ihn von sich drückt. Ein Kribbeln hat ihre eigenen Lippen eingenommen und ein Beben ihren Körper, als sie davon marschiert. Aus den Augenwinkeln kann sie sehen, wie Laws Blick ihr folgt und sein Kopf sich mitdreht. „Genieß ihn, Nami-ya“, sagt er, obwohl sie beide wissen, dass da mehr hinter seinen Worten steckt. Dass Law weiß, dass Nami an ihn denken wird, wenn sie das nächste Mal ein Bad nimmt, der Duft des teuren Schaums ihre Sinne benebelt und die Hitze die Scheiben des Zimmers beschlagen lässt. Dass sie von nun an bei jedem Bad an seine Lippen auf ihren denken muss, dass er sich in einem Teil ihres Lebens verewigt hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)