Es kommt immer anders, als man denkt von Yuniya_Cos ================================================================================ Kapitel 4: Special [1] ---------------------- "Thatch jetzt lass sie doch mal in Ruhe!", knurrte Marco seinen Kameraden an, welcher zum x-ten mal versuchte das kleine völlig verängstigte blonde Mädchen davon zu überzeugen, wie schön es doch in 'Onkel Thatch's' Armen sei. "Aber sie ist soo süß", entgegnete der Brünette schon fast quengelnd. Was Marco nur den Kopf schütteln ließ. Manchmal war der Smutje wirklich ein hoffnungsloser Fall. Die kleine Chiara vergrub ihre zierlichen Fingerchen nur tiefer in den Stoff von Ace's Hose und drückte sich schutzsuchend noch fester an dessen Bein. Dieser legte eine Hand auf den Kopf des Mädchens und wuschelte ihr durch die ohnehin schon zerzausten und an einigen Stellen sogar verfilzten Haare. Whitebeard hatte das Geschehen bislang schweigend mit einem Schmunzeln auf den Lippen beobachtet. Marco hatte ihm bereits bestätigt, dass die das Mädchen war, von dem er ihm berichtet hatte. Als Thatch dann erneut mit einer Knuddel-Attacke auf die Kleine los gehen wollte, entschied der Hüne, dass es genug war. "Jetzt beruhigt euch, meine Söhne!" Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill an Deck der Moby Dick. "Haruta." Die Brünette junge Frau trat vor. "Ja, Vater?" "Kümmere dich bitte um unseren kleinen Gast." "Natürlich." Damit ging die Kommandantin auf Ace und das Mädchen zu. Freundlich lächelnd streckte sie Chiara die Hand entgegen. "Magst du mit mir kommen?", fragte Haruta ohne Umschweife. Etwas misstrauisch musterte Chiara die Brünette. Sie machte auf sie einen wirklich freundlichen Eindruck. Dennoch sah das Mädchen dann verunsichert zu Ace hoch. Sein sonst so schelmisch wirkendes Grinsen war einem sanften Lächeln gewichen. "Na los, geh. Haruta wird dich schon nicht fressen." Einen kurzen Moment zögerte die Blonde noch, ehe sie sich schließlich von Ace löste und die Hand der Kommandantin ergriff. Die junge Frau verschwand mit Chiara unter Deck. Der erste Zwischenstopp war ihre Kajüte, wo sie aus ihrem Schrank ein T-Shirt und eine zu klein gewordenen kurze Hose raussuchte. Anschließend ging Haruta mit dem Mädchen ins angrenzende Bad. Sie schälte die Kleinere aus den Fetzen, die sie sicherlich mal als Kleidung bezeichnen dürften, jetzt aber endgültig ausgedient hatten. Nach einem gründlichen Bad und mehrfachen Haarwäschen, half die Kommandantin Chiara ins die frischen Klamotten rein und Band ihr die fast knielangen Haare zu zwei seitlich sitzenden Zöpfen zusammen. "Na also, so ist es doch schon viel besser, nicht wahr?" Chiara nickte nur. Sie hatte, ganz egal was Haruta auch versucht hatte, die ganze Zeit über kein Wort gesprochen. Noch einmal betrachtete die Brünette zufrieden ihr Werk, ehe sie wieder die Hand der Kleinen ergriff und mit sich zog. In der Zwischenzeit, hatte auch Ace aus seiner Sicht genauestens berichten müssen, wie es zu diesem, recht außergewöhnlichen, Fund kam. Whitebeard hatte ihm mit ernster Miene gelauscht. "Vater, was passiert jetzt mit der Kleinen?", wollte Thatch nach einer Weile des Schweigens wissen. Der Hüne wirkte nachdenklich, ehe er sich nach weiterem Schweigen entschieden hatte. "Sie wird auf dem Schiff bleiben. Vorläufig zumindest." "Aber Vater, das ist viel zu gefährlich. Sie kann sich ja nicht einmal selbst verteidigen!" Der weiße Kaiser sah zu Marco. Seine Bedenken waren berechtigt. "Nun, mein Sohn, hältst du es für vernünftiger sie hier zulassen, wo sie ja offensichtlich ganz allein ist und niemanden hat, der sich um sie kümmert?" "Natürlich nicht." Marco seufzte ergeben. Gegen den Entschluss seines Käpt'ns konnte er ohnehin nichts tun. "Sobald sie alt, aber vor allem auch reif genug ist, soll sie selbst entscheiden, was sie will." "Und was ist, wenn sie sich dann entscheidet zur Marine zu gehen?", warf Thatch ein. "Gurarara. Dann müssen wir das akzeptieren. Ich werde die Kleine nicht daran hindern." "Das wird schon nicht passieren. Immerhin ist sie dann ja schon lange eine von uns", meinte Ace optimistisch. Im nächsten Moment flog die Tür, die unters Deck führte, auf und eine völlig panische Chiara kam in Ace' Richtung gestürmt. Etwas perplex fing der Schwarzhaarige sie ab und nahm das Mädchen auf den den Arm. Die Kleinere vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Sie zitterte am ganzen Körper. "Was ist passiert?", Thatch war auf die beiden zu gekommen. Nun traten auch Haruta und Mike, der Schiffsarzt, an Deck. Die Kleine Kommandantin wirkte ziemlich abgehetzt. "Habt ihr- oh...", sie unterbrach sich selbst als sie Chiara auf Ace' Arm entdeckte. "Was ist los?", wollte nun auch Marco von der kleinen Kommandantin wissen. "Nun ja, mir ist an ihrem Rücken eine größere vereiterte Narbe aufgefallen und ich hielt es für besser, wenn Mike sich das mal ansieht. Nur kurz bevor wir die Krankenstation erreicht haben, hat sie sich los gerissen und ist weg gelaufen. Warum weiß ich nicht", erklärte Haruta nun die Situation. "Vielleicht sollte Ace sein Glück versuchen. Die Kleine klebt an ihm doch sowieso wie ne Klette", kam es aus der Menge. Ace hingegen blickte wenig begeistert in die Runde. "Würde Sinn machen", meinte auch Mike. Ergeben seufzte der Schwarzhaarige und setzte sich in Bewegung. Der Arzt folgte. Auf der Krankenstation angekommen, setzte Ace sich mit Chiara auf dem Arm auf eine der Liegen. Das Mädchen wurde zunehmend unruhiger und der junge Kommandant musst seinen Griff festigen. Mike hatte sich einen Hocker geschnappt und vor den beiden platziert. Während er sich alles weiter was er brauchen könnte zurechtlegte und sie Handschuhe anzog, bedeutete er Ace das T-Shirt so weit hoch zuziehen, dass die Narbe freigelegt war und es zu halten. Leicht panisch versuchte Chiara sich nun von den Schwarzhaarigen weg zu drücken um die Flucht zu ergreifen, doch für Ace war es keine große Mühe die Kleinere an Ort und Stelle zu halten. Der Schiffsarzt hatte sich auf den Hocker gesetzt und sah sich die Narbe an. Vorsichtig tastete er die knapp 20 cm lange Narbe und auch die umliegenden Hautpartien ab, was Chiara ein leises Wimmern entlockte. "Das sieht übel aus." "Was verstehst du unter übel?", wollte Ace wissen. "Es haben sich an der Verletzung entlang viele kleine Eiterbeulen gebildet und auch das das umliegende Gewebe scheint sich entzündet zu haben." Der Arzt ließ vorläufig wieder von dem Rücken des kleinen Mädchens ab. "Sie muss die ganze Zeit über schon höllische Schmerzen haben. Ich werde ihr erstmal was gegen die Schmerzen und gegen die Entzündung geben und eine Gewebeprobe entnehmen. Morgen sehen wir dann weiter." Ace nickte und festigte seinen Griff, da Chiara wieder versuchte zu flüchten. "Hör mal, wir wollen dir alle nichts Böses. Wir wollen dir nur helfen, okay?", um seine Aussage zu verstärken streichelte der Kommandant behutsam den Kopf des kleinen Mädchens. Zaghaft nickte die Blonde und kurz darauf machte Mike sich an die Arbeit, welche er zügig erledigte. Als das Schmerzmittel anfing zu wirken, war Chiara erschöpft eingeschlafen. "Es reicht, wenn du sie morgen am späten Nachmittag wieder her bringst. Vorher bin ich wahrscheinlich auch nicht mit der Analyse fertig", Mike sprach mit gedämpfter Stimme um die Schlafende nicht zu wecken. "Geht klar", damit erhob Ace sich von der Liege und ging Richtung Tür. "Ach und Ace." "Ja?" "Pass ein bisschen auf, dass sie nicht großartig auf dem Rücken liegt. Wir müssen das ganze nicht unnötig strapazieren." "Okay." Der Schwarzhaarige verschwand durch die Tür. Da er die Kleinere nicht irgendwo allein lassen konnte, nahm er sie mit an Deck. Dort klärte er noch mit Marco einige Dinge ab, welche der Blonde zuvor schon mit Whitebeard besprochen hatte. Unter anderem, dass Chiara vorläufig bei Ace unterkommen sollte. Beim Abendessen konnte der Schwarzhaarige das Mädchen gerade mal zu einer halben Scheibe trockenem Brot überreden, welches sie auch nur unter viel gutem Zureden aufaß. Das spätere 'ins Bett bringen' war weniger schwierig. Das Problem 'Rücken' löste sich von ganz allein, als Chiara sich von sich aus auf die Seite legte und an ihren 'Beschützer' kuschelte. Der nächste Tag verging schnell. Die Behandlung machte Mike in Form einer kleinen OP, da so ungestört seine Arbeit machen konnte und es auch für das Mädchen wesentlich stressfreier war. Ace nutzte diese kleine Verschnaufpause um liegengeblieben Arbeit, die ein Kommandantenposten nunmal mit sich brachte, zu erledigen. Sechs Monate später war von dem schüchternen, verängstigten Mädchen nicht mehr viel übrig. Chiara kam inzwischen mit jedem aus der Crew klar und erlaubte sich auch ihre Späße mit ihnen. Auch Whitebeard blieb davon nicht verschont, was den Hünen aber nicht sonderlich viel ausmachte. Er war froh zu sehen, dass es dem Mädchen besser ging. Gerade war einer der Momente, in denen sie sich ruhig verhielt, auf dem riesigen Walkopf saß und aufs Meer schaute. Diesen Ort hatte die Blonde schon nach wenigen Wochen zu ihrem Lieblingsplatz ernannt. Immer wenn Ace, an dem sie nach wie vor wie eine Klette förmlich klebte, keine Zeit hatte saß sie dort. "Chiara?" Anstatt sich umzudrehen, ließ das Mädchen sich einfach nach hinten auf den Rücken fallen und sah nun liegend zu Ace hinauf. "Was?" Grinsend schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. "Was soll das denn werden?" "Nichts. Also was ist los?" "Es wird langsam Zeit fürs Training." "Training?" "DEIN Training wohlgemerkt." "Warum?" "Na, du musst dich doch selbst verteidigen können." "Warum?" "Ganz einfach weil bei Auseinandersetzungen nicht immer einer in deiner Nähe sein kann um die zu beschützen." "Warum?" Ace seufzte. Er hatte geahnt, dass es so ablaufen würde. Das machte das Mädchen oft und dabei fragte sie nicht wirklich aus Interesse nach sondern nur um Zeit zu schinden, wenn sie auf etwas gerade keine Lust hatte. Viel lieber wollte sie die an Ort und Stelle sitzen bleiben und die Sonne beobachten, die bereites begann hinter dem Horizont zu verschwinden. "So, hoch jetzt mit dir." "Menno..." "Jammern bringt dich auch nicht weiter. Wenn wir nicht bald mal anfangen, macht Marco mir die Hölle heiß." "Das will ich sehen." Chiara musste grinsen. "Ja ja, das hättest du wohl gerne, was?" "Hehe.." Damit hatte Ace genug. Kurzerhand packte er die zu seinen Füßen Liegende an der Taille und warf sie sich über die Schulter. Schmollend verschränkte Chiara die Arme. Sich zu wehren hätte ohnehin nichts gebracht. Erst im Trainingsraum ließ der Schwarzhaarige sie wieder runter. "Und jetzt?", wollte sie wissen. "Greif mich an." "Was?" "Mach schon." Noch immer zögerte das kleine Mädchen. Ace, der siech einige Meter von ihr entfernt hatte, kam wieder auf sie zu. "Du verstehst doch wie wichtig das ist, oder?" Chiara nickte. Sie war zwar noch sehr jung, aber auch sehr klug und mental wesentlich weiter entwickelt als andere Kinder in ihrem Alter. In dem Moment war sie einfach überrumpelt und hatte auch Angst, wovor wusste sie jedoch selbst nicht so genau. "Was ist los, Kleine?" Ace kniete sie vor sie und zog sie auf seinen Schoß. "Warum müssten sich die Menschen immer gegenseitig weh tun?" Etwas überfordert schaute der Schwarzhaarige zu dem Mädchen hinunter. Was sollte er ihr darauf schon antworten? Meinungsverschiedenheit waren ja schließlich kein akzeptabler Grund. "Wenn sich alle Menschen einfach in Ruhe lassen würden, wären Mama und Papa..", Chiara wurde durch ihr eigenes Schluchzen unterbrochen. Es überraschte den Kommandanten, dass die Kleinere überhaupt schon so weit dachte. Beruhigend strich er ihr über den Rücken und drückte mit der anderen Hand ihren Kopf sanft an seine Brust. "Du vermisst sie, hm?" Chiara nickte nur. "Es ist okay jemanden zu vermissen, den man lieb hat, aber glaubst du deine Eltern würden wollen, dass du ihretwegen weinst?" "Nein..." Damit wischte die Blonde ihre Tränen weg und bemühte sich ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, was ihr allerdings nicht sofort gelingen wollte. Ace strich ihr weiter über den Rücken, bis sie sich endgültig wieder beruhigt hatte. Solche Gefühlsausbrüche kamen zwar wesentlich seltener vor als am Anfang, trotzdem fühlte sich der Kommandant jedes Mal hilflos. Meist wusste er nicht was er sagen sollte. Doch irgendwie hatte er es bisher immer geschafft. Whitebeard sagte mal zu ihm, dass es daran lägen, dass Chiara ihm bedingungslos vertraute und allein seine Anwesenheit schon eine beruhigende Wirkung auf das Mädchen hatte. "Du, Ace?" "Ja?" "Ich hab dich lieb." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)