Gahiji von Thanatos_Incarnate (Das Ende der blutroten Sonne) ================================================================================ Prolog: Reën-Regen ------------------ Düster, voller Unheil streiften die Wolken über die Dächer der Häuser. Langsam fielen einzelne Tropfen zu Boden, gewannen an Vielzahl und Stärke. Jahi sah, soweit er konnte, aus seinem Fenster. Nichts außer Nebel, aufgewirbelten Sand und viele kristallartige Punkte waren zu erkennen. Mehr oder weniger interessiert, beobachtete er dieses Naturschauspiel. Als Kind wurde dem Schwarzhaarigen erzählt, dass Wasser von den Wolken auf den Boden traf, der Welt Leben schenkten und die Ahnen es als Regen bezeichneten. Damals konnte er sich dieses Naturphänomen nicht vorstellen, fand es eher absurd, da er so etwas noch nie gesehen hatte. Die Unwissenheit blieb bis zu dem heutigen Tag. Jahre lang, besser gesagt, Jahrzehnte lang hatte es nicht geregnet, er selbst hatte es nie erlebt und kannte nur eine Welt voller Hunger, Armut und Dürre. Es war eine Welt in der die Bevölkerung ums nackte Überleben kämpfte und jeden Tag einen schnellen Tod finden konnte. Nach alten Prophezeiungen hätte es eine futuristische, blühende Welt voller Kulturen und Technologien sein sollen, aber anscheinend hatte das Schicksal andere Pläne. Unüberwindbare Konflikte, wie Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen in allen Gesellschaftsschichten führten zur Zerstörung, -fast einer Apokalypse gleich-, von einem Großteil der Flora, Fauna und Weltbevölkerung. Die Menschheit entwickelte sich zurück, musste sich den neuen Gegebenheiten anpassen und knapp 2000 Jahre nach dieser Katastrophe kämpften sie noch immer um ihre Daseinsberechtigung. Nach und nach richteten sich dicke, unüberwindbare Mauern zwischen den Kulturen auf und verhärteten die Fronten. Auf der ganzen Welt konnte man, die in der Luft liegenden, Spannungen spüren und jeder fürchtete einen bevorstehenden Krieg. Langsam, sich von seinen trüben Gedanken losreisend, stand Jahi auf. Sollte er vielleicht raus, die Chance nutzen und den Regen genießen? Würde dieser seine Seele reinigen? Seufzend lief er zur Tür, wurde sogleich von dem Rattern der Zarge und dem schrillen pfeifen des Windes, wenn dieser sein Weg durch jede kleine Ritze findet, in Empfang genommen. Knatschend öffnete sich die Tür, peitschend und mit voller Wucht trafen die kleinen nassen Kristalle auf sein blasses Gesicht. Ohne weiter nachzudenken rannte der Schwarzschopf in den Regen hinein. Sich im Kreis drehend, die Arme ausgebreitet, genoss er zum ersten Mal das Gefühl von frischen Regen. Kurz drehte Jahi sich um, blickte in Richtung seines Hauses. Er konnte es in dem Sturm nicht mehr sehen. Achselzuckend schloss er seine grünen Augen, versuchte diesen Frieden, welcher momentan in ihm herrschte, einzufangen und nie wieder loszulassen. Der junge Mann bemerkte nicht, wie sich lautlos eine blasse, ausgezehrte, faltige Hand über den nassen Sandboden schlängelte, sein Fußgelenk fahrig umschloss und Zugriff. Erst als sich der Druck verstärkte keuchte Jahi erschrocken auf und seine Augen weiteten sich panisch. Schnell, ohne reagieren zu können wurde er zu Boden gerissen und landete Bäuchlings im Sand. Sich heftig wehrend drehte der Schwarzhaarige seinen Schopf und sein Blick wanderte über die blasse Hand zu einem ebenso blassen und faltigen Gesicht mit glasigen Augen. Schief Lächelnd verzog der alte sein Gesicht zu einer grässlichen Fratze und begann mit rauer Stimme zu sprechen. „Hilf mir…! Hilf…..mir….!“ krächzte er mehrere Male und verstärkte seinen Griff. Noch immer überrascht und voller Furcht starrte Jahi den Greis an. Er wirkte beinahe wie ein Zombie. Zögerlich, mit zitternden Händen beugte sich der Schwarzhaarige zu den Alten nach vorne, umfasste seine Hand und entfernte jeden der knochigen Finger einzeln von seinem Fußgelenk. „…“ erneut blickte er dem Fremden in die Augen. Sie hatten eine Leere, die unheimlich wirkte. „Keine Angst.“ ob Jahi es zu dem Alten oder zu sich selber murmelte konnte er nicht beantworten, es gab ihm allerdings eine Art von Sicherheit. Langsam richtete sich der Schwarzhaarige auf, fasste den Greis unter die knochigen Achselhöhlen, um ihn hochzustemmen. Sie standen Beide auf wackeligen Beinen und schleiften sich mühselig zurück zum Haus. Nachdem die Tür hinter ihnen zu viel, setzte sich der Fremde auf seinem Stuhl am Fenster und Jahi gab ihm einen Schluck zu trinken. „Nicht so geizig Junge“ schief grinsend streckte er ihm die kleine Tasse entgegen. „…“ „Hm, du bist also nicht der Gesprächigste. Also gut, ich werde dir nicht dein kostbares Wasser wegtrinken. Ich hoffe du hattest es vorher abgebrüht?“ das faltige Gesicht zog sich nachdenklich noch mehr in Falten. Jahi gab ihm noch immer keine Antwort, musterte ihn nur eingehend. Er wollte den Alten nicht bei sich haben, diese unheimliche und dunkle Aura um ihn herum machte ihm Angst. Der Schwarzhaarige konnte sich nicht erklären was dieses Gefühl zu bedeuten hatte, weshalb er fähig war diese Aura zu sehen und warum es ihm den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Gefahr… „Südöstlich von hier…“ unhöflich wurde er unterbrochen. „Könnte ich die Nacht hier verbringen?“ leere Augen blickten ihn aus einem schief gelegten Kopf an. Fahrig fuhr sich Jahi mit einer Hand durch seine schwarzen Haare. Ihn einfach wegschicken konnte er nicht, oder? Das würde der Greis wohl kaum überleben. „…Gut, aber nur diese Nacht…“ zögerlich drehte der Schwarzhaarige ihm den Rücken zu, verschwand in seinem kleinen Schlafkämmerchen, durchsuchte es nach Decken und Kissen, um dem Fremden eine Art Bett anbieten zu können. Er legte eine, von Motten zerfressene Decke und ein paar Kissen zu Boden, staubte alles ein wenig ab und deutete darauf. Nickend dankte der Alte ihm und verkrümelte sich sogleich unter der Decke. Seit den Ereignissen in der Wüste war einige Zeit vergangen, es war spät geworden und regnete noch immer. Auch Jahi legte sich, mit einem unguten Gemüt, nieder. Leise Atemzüge streiften durch die Räumlichkeiten des Hauses, bahnten sich ihren Weg in jede Ecke und gaben allem eine friedliche Atmosphäre, welche nur durch ebenso leise Schritte unterbrochen wurde. Still lag ein Körper im Bett, dessen Brustkorb hob und senkte sich Gleichmäßig. Ein Schatten, dunkler als die Nacht, legte sich über diesen. Gestört kräuselte Jahi seine Nase, legte den Kopf auf dem Kissen etwas schräger, als ihm etwas Warmes und Feuchtes leicht streifte. Eine zähe Flüssigkeit tropfte auf sein Gesicht, holte ihn aus dem Schlaf. Langsam und schläfrig blinzelnd öffnete der Schwarzhaarige seine Augen und fuhr sogleich erschrocken zusammen. Er sah direkt in die leeren Augen des Alten, welcher über ihn beugte und aus dem Mundwinkel sabberte. Seine Irden hatten einen merkwürdigen Glanz, etwas Verrücktes, Unkontrollierbares spiegelte sich in ihnen wider. Eine kleine Bewegung, gerademal ein zucken des Handgelenkes, lenkte Jahi’s Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Blitzartig wollte der junge Mann aufspringen, fliehen und soweit wie möglich weg, wurde allerdings, erneut mit dieser unwirklichen Kraft, zurück ins Bett gedrückt. Stoßweise entfloh ihm sein Atem, als weiterhin Sabber heruntertropfte. Bedrohlich, voller Blutdurst, schimmerte das Messer im Vollmondlicht, tänzelte wie in Zeitlupe auf ihn zu und spielerisch vor seiner Nase hin und her. Ein krächzendes, schrilles Kichern entfuhr dem Alten, sein Brustkorb bebte dabei. Neckisch, anscheinend ohne selber zu wissen wann er zustechen würde, schwang er das Silber weiterhin vor und zurück. Jahi krallte sich verkrampf in sein Bettlacken, Angstschweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Panik übermannte ihn, er konnte kaum noch Atmen. Ziellos huschten seine grünen Irden hin und her, seine Pupillen waren nur noch kleine Punkte. Wie von einem Magneten angezogen blieben sie an einem scharfen Gegenstand kleben. Es kostete ihn all seine Willenskraft eine Hand von dem Bettlacken zu lösen und nach dem Objekt zu fassen. So schnell wie möglich, in Wirklichkeit aber sehr langsam, bewegte er zitternd seinen Arm, umschloss den Griff des kalten Metalls und schwang es in Richtung des alten Mannes, wobei er fest seine Augen zusammenkniff. Ein gurgelndes Röcheln drang an seine Ohren, erneut tropfte ihm etwas Warmes ins Gesicht. „…Du…also…doch…“ voller Schmerz, wie ein rauer Hauch, pressten sich die Worte aus rissigen Lippen bevor ein dumpfes Gewicht auf den Schwarzhaarigen landete. Einige Sekunden vergingen bis sich das Geschehene in Jahi’s Gehirn Fußfassen konnte. Noch voller Adrenalin, Angst und mit wild pochendem Herzen schob er den Körper von sich runter. Laut fiel dieser zu Boden. Vorsichtig schlug der junge Mann seine Lider auf, krabbelte auf allen Vieren zur Bettkante und lunzte über diese zu den Alten hinab. Kleine rote Rinnsale schlängelten sich durch die Ritzen des Holzbodens, verschmolzen allmählich miteinander und bildeten eine Einheit. Er hatte dem knochigen Mann die Kehle aufgeschlitzt. Hektisch und leise musste er auf keuchen, sein Hals wurde staubtrocken, sodass er beim Schlucken schmerzte. Mörder…er hatte gemordet… Jahi’s Hand schnellte zu seinem Mund und presste sich auf diesen. Eine plötzliche Welle von Übelkeit ließ den, allzu bekannten, bitteren Geschmack durch seinen Rachen in seine Mundhöhle schießen. Die Muskeln in seinem Hals verkrampften, drückten ihm die Luft ab und Tränen bildeten sich in seinen Augen. mit wackeligen Beinen machte sich der Schwarzhaarige, gerade noch rechtzeitig, auf den Weg ins Bad. Am liebsten hätte er daraufhin seinen Mund ausgespült, doch das Wasser war dafür viel zu kostbar. Einigermaßen beruhigt kehrte er zurück in seine Schlafkammer, den Körper ignorierend, schritt er auf seine Mordwaffe zu. Irgendetwas außergewöhnliches passierte in seinem zu Hause seine Waffe, ein einfacher Brieföffner, lag auf seinem Bett und schimmerte in einem unschuldigen, reinen silbernen Glanz im Mondlicht. Weder auf dem kleinen Objekt noch auf dem Bett war ein kleinster Blutstropfen zu sehen. Zittrig hob Jahi seine Hände, sie waren ebenfalls spurlos. Er war verwirrt, eindeutig verwirrt. Wie konnte das sein? Unter dem Alten, auf dem Boden, hatte sich immerhin eine richtige Lache gebildet und dennoch zeugte das Bild von ihm, der Mordwaffe und dem Bett von reiner Unschuld. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit wurde ihm schlecht. Diesmal konnte der Schwarzhaarige es mit großem Aufwand unterdrücken. „…was soll ich mit der Leiche machen?...oder wäre es besser so schnell wie möglich…?“ seine Gedanken rasten, sein Herzschlag pochte in seinen Ohren. Er musste unbedingt eine Lösung finden. Unruhig lief der junge Mann auf und ab, wog so gut er konnte alle Möglichkeiten ab. Die plausibelste Entscheidung wäre das Haus aufzugeben, an einem anderen Ort Fuß zu fassen. Nur die Grenzen dürfte er nicht überschreiten, dies wäre sein sicherer Tod. ‚Flüchtlinge‘ wurden im Normalfall sofort Erschossen, in ganz seltenen Fällen gefangen genommen und gefoltert. Jedes Land wollte natürlich so viele Informationen wie möglich über seine Feinde bekommen. Genau genommen war der kleine Bürger in keinen der Reiche sicher, überall herrschte dasselbe Chaos. Wirklich viel Auswahl blieb ihm also nicht übrig. In Windeseile packte der Schwarzhaarige kleinere Habseligkeiten, ein wenig Proviant und so viel Wasser, wie er tragen konnte, zusammen und stürmte aus seiner ehemaligen Wohnung. Es war an der Zeit der Vergangenheit den Rücken zu kehren und einen Neuanfang zu wagen. Mit einem unsicheren Gefühl und dennoch mit einer gewissen Entschlossenheit, stapfte er in die eiserne Dunkelheit der Wüste. Stunden später tauchten zwei geheimnisvolle Schatten vor dem Ort des Geschehens auf. Sicheren Schritts traten sie in das Gebäude und analysierten ihre Umgebung. Bleierne Stille herrschte im Raum, wurde anschließend von der größeren Gestalt unterbrochen. „Ist er das? Einer deiner Diener?“ „Ja, ich hatte ihn auf eine Mission geschickt, doch der Kontakt brach auf ungeklärte Weise ab.“ „Was wollte er hier?“ schnell huschten seine Augen durch den Raum, ein missbilligendes Schnauben entkam seiner Kehle. „…alles andere als Einladend.“ „Ich weiß es nicht, habe allerdings die Vermutung, dass der kleine Ausreiser eine einfache Mahlzeit haben wollte. Der Bewohner dieser Hütte muss jung gewesen sein, sonst hätte mein Diener sich bestimmt nicht die Mühe gemacht... er war einer derjenigen, die junges Fleisch besonders mochten.“ „Nun gut. Kümmere dich um das da…“ beiläufig schlenkerte die Gestalt seinen Arm in die Richtung des Toten. „Ich werde den Verantwortlichen für diesen Umstand suchen. Dieser Fall kann und darf nicht unbeaufsichtigt bleiben. Wir haben uns verstanden?“ „Jawohl.“ Kapitel 1: Nedersetting -Die Siedlung ------------------------------------- Brennende Hitze, kein Fleckchen Schatten, flammendes flimmern am Horizont, lebensunfreundliche Bedingungen. Matt golden und karg präsentierte sich die Wüste Namens Khepri. Sand soweit das Auge reichte erstreckte sich in alle Richtungen, nirgends ein Zeichen von Leben, alles war trostlos und leer. Flackernd nahm in der Ferne eine einsame Silhouette Form an, ihre Fußstapfen reichten Kilometerweit. Einige Sandböen erhaschten ihren Umhang, ließen ihn Tanzen und peitschten feine Körner unter die Kapuze der Gestalt. Genervt versuchte Jahi mit seinem Ärmel den Sand aus seinen Augen zu entfernen. Es machte ihn verrückt seit Tagen nichts anderes zu sehen, hören und zu riechen und dann dieses ständige kratzen in den Augen. Leider brachte sein Ärmel eher den gegenteiligen Effekt, sein gesamter Körper war mittlerweile von einem leichten Schleier eingehüllt. Völlig Orientierungslos und ohne Zeitgefühl stolperte er, unter der heißen Sonne, durch Khepri. Inständig hoffte er noch auf dem richtigen Weg zu sein. Der Schwarzhaarige wollte nach Südosten, ihm war vor langer Zeit zu Ohren gekommen, dass es dort eine Stadt gäbe. Allerdings wusste er nicht wie weit sie entfernt war, wie sie hieß oder welchen Pfad er genau einschlagen sollte. Stur musste er immer weiter laufen und beten anzukommen, bevor ihm zusätzlich das Wasser ausging. Weitere Zeit verstrich, sein Atem ging schwer, Nass glänzte seine Stirn und seine Beine zitterten vor Anstrengung. Er durfte nicht aufgeben, doch allmählich verschwamm ihm seine Sicht, seine Knie gaben nach und er fiel in eine erholsame Ohnmacht. Leises Gebrabbel durchdrang die Schwärze, erhellte das Dunkel hinter geschlossenen Lidern. Schleichend erwachte Jahi’s Bewusstsein aus der Finsternis. Schmerzhaft keuchte er auf, ihm taten furchtbar die Fuß-und Handgelenke weh. Sie fühlten sich irgendwie eingeengt und komisch platziert an. Schneidend quetschten sich die Fesseln in sein Fleisch, als er sich zu befreien versuchte. Zischend holte er dabei Luft, weitere Bewegungen mit Arm und Bein waren wohl nicht möglich. Zögerlich öffnete er seine Augen, musste einige Male, wegen der kleinen Sandkörner, blinzeln. Leichter Schwindel erfasste ihn, als er versuchte sich seiner Umgebung klar zu werden. Noch immer erstreckte sich das sandige Gefilde vor ihm, doch hatte sich der Tag in die kalte Nacht gewandelt. Circa fünf Meter vor dem Schwarzhaarigen standen zwei hochgewachsene, schwer bewaffnete Männer, welche sich gedämpft miteinander Unterhielten. Vermutlich der Ursprung des Gebrabbels und anscheinend hatten sie sein erwachen noch nicht bemerkt. Die Gelegenheit beim Schopfe packend, blickte er sich, so sachte wie möglich, um. Zu Intensiv kamen ihm dabei die Laute seiner Kleidung vor und widerwillig unterbrach er sein tun. Es war heikel sich in so einer Situation viel zu bewegen. Nervös schweiften seine Augen zu den beiden Gestalten, nach wie vor war von ihnen keine Reaktion wahrzunehmen. Diesmal sollte er vorsichtiger sein. Rings um befanden sich einige kleinere und größere Zelte, sowie Anlagen fürs Vieh. Eine Nomadensiedlung...Weshalb hatten die Bewohner ihn hierher gebracht? Weshalb knebelten sie und ließen ihn relativ unachtsam zurück? War Jahi keine Gefahr oder hatte er womöglich nicht die geringste Gelegenheit auf eine Flucht? Sie konnten schlecht etwas von einem ausgemagerten, vor Armut strotzenden 17 Jährigen wollen, oder etwa doch? Nur was? Selbst wenn sie ihn zu einer Mahlzeit verarbeiten würden, an ihm war so gut wie nichts dran. „By the way, this guy hasn't woken up yet. Should we do something about it? “ „No, let it be. He will wake up at some point. “ „Do you know what will happen to him? Truth to be told, i can't see if he is worth anything. Just look at him! “ „Well, there is the possibility that he will be sold as a slave at the capital. Hm, but i get your point. He doesn't really have any appealing features. His future doesn't bode well, he'll probably do some hard labor. “ „If he is sold!“ „Yes, if......if.“ das letzte Wort ging in brüllendes Gelächter über. Der Schwarzhaarige hatte von dem Gesagten kein Wort verstanden und dies lag nicht an der Lautstärke. Was war das nur für eine Sprache, wo war er hier gelandet? Blieb ihm ein Fünkchen Hoffnung? Viele ähnliche Fragen schwirrten durch seinen Kopf, wiederholten sich immerzu und trieben ihn fast an den Rand des Wahnsinns. Vielleicht sollte er den Morgen abwarten, es nützte ihm nichts Spekulationen anzustellen. Nur sehr schwerfällig schlossen sich seine Augen und er driftete in einen unruhigen Schlaf. Zischend raste die Luft an Jahi's Ohr vorbei und verpasste ihm ein flammendes Meer glühenden Schmerzes auf der Wange. Erschrocken riss der junge Mann seine Irden auf, gleichzeitig wollte seine Hand zu der misshandelten Stelle wandern, was ihm zusätzlich ein gereiztes keuchen entlockte. Seine Glieder waren steif und taub, nicht einmal sein kleiner Finger gehorchte ihm mehr. „Hey princess! How was your beauty sleep?“ verständnislos schaute Jahi den vor ihm stehenden an. Der Mann hatte schallendes Gelächter ausgelöst. Verwirrt lies der Schwarzhaarige seinen Blick über die Masse gleiten, die ganze Siedlung musste sich versammelt haben. Alle Anwesenden wirkten schlank und trainiert, keiner war unbewaffnet, selbst die Kinder trugen kleine Dolche bei sich. Mit einem Ruck wurde er am Kinn gepackt und grob zu den Augen des anderen gezogen. Sie strahlten eine eiserne Stärke aus, welche zu beneiden war. „little one, i'm talking to you. Answer!“ trotzig entzog er sein Kinn der klammernden Hand und funkelte den Unbekannten voller Wut entgegen. „Oh, you're going to be rebellious? Have it your way. “ Achselzuckend wendete sich der Mann von ihm ab, blieb hinter seinem Rücken stehen und packte ihn unsanft an seinen gefesselten Händen. Rücksichtslos schleifte er Jahi über den steinigen Boden, näher zu der Menschenmasse hin und dem Jungen entfuhren immer wieder gepeinigte Seufzer. Leicht vor sich hin glucksend ließ der Fremde den Schwarzhaarigen fallen und schrie etwas in die Runde. Sein „Entführer“ schien richtig Spaß an diesem sadistischen Spielchen zu haben. Mit einem höhnischen Grinsen wurde ein Schwert vor seine Füße geworfen. „That's your punishment, fight if you can!“ einer der furchteinflößendsten Schränke wurde zu ihnen gewunken, wechselte den Platz mit dem Anderen und stürzte sich sogleich mit einen riesen Satz auf den Jungen vor ihm. Rein instinktiv reagierte Jahi auf die Bewegungen seines Gegenübers und konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite rollen. Mit einer hohen Sequenz attackierte der Hühne weiter, dem Schwarzhaarigen blieb nichts anderes übrig als auszuweichen. Zu seinem Unglück bewegte er sich dadurch weg von dem Schwert und seiner einzigen Verteidigungsmöglichkeit. Sein Gegner knurrte genervt, die Wangen rot vor Wut stieß er zischend seinen Atem aus. „You’re tedious. But now…“ ein entzücktes Lächeln bildete sich auf dem ernsten Gesicht, welches allerdings nicht die Augen erreichte. „…now you can’t run anymore.“ verwundert sah der Junge sein Gegenüber an, machte sich aber nichts aus dem unverständlichen Gebrabbels. Da der Andere sich sehr viel Zeit lies, konnte Jahi endlich aufstehen und setzte sachte einen kleinen Schritt zurück. Erschrocken fuhr er zusammen, als er einen Widerstand hinter sich spürte. Ihm war völlig entfallen, dass die Bewohner einen Kreis um sie gebildet hatten und zwangsweise seine Flucht nicht auf Dauer anhalten konnte. Leise vor sich hin fluchend stapfte er mit dem Fuß auf den staubtrockenen Boden, sodass sich eine kleine Wolke bildete. Noch während die feinen Körnchen in der Luft tanzten, überlegte der Schwarzhaarige fieberhaft wie er am besten zu dem Schwert gelangen konnte. Selbst wenn er keine Chance hatte, so wollte er es wenigstens versuchen. Sein Leben war so oder so vorbei, ob er nun versklavt oder umgebracht wurde, es kam für ihn auf dasselbe hinaus. Allmählich wurde es Zeit eine Lösung zu finden, der Hühne war ihm mittlerweile gefährlich nahe, es fehlten nur circa 5 Schritte bis er ihn erreichte. Erster Schritt, der Mann hob seine Klinge und leckte sie genüsslich, fuhr mit seiner Zunge einige Male spielerisch auf und ab. Zweiter Schritt, ein Augenpaar wurde zu schlitzen verengt. Jahi sah hektisch um sich, blickte dabei zufälligerweise nach unten und beobachtete wie sich die kleinen Körnchen langsam zu Boden legten. Dritter Schritt, ein trainierter muskulöser Arm wurde ausgestreckte. Diese Distanz reichte um den Schwarzhaarigen am Kragen packen zu können, doch dieser wich nach unten aus und wirbelte dabei so viel Sand auf, wie ihm möglich war. Überrascht keuchte der Mann, sein Arm zuckte zurück um seine Augen zu reiben. Leicht benebelt von dieser Aktion hörte er nur die schnellen Hüpfer des Flüchtenden. So gut er konnte, stürzte der Junge auf das Schwert zu, griff mit seinen, auf den Rücken gebundenen, Händen danach und löste als erstes seine Fesseln. Erleichtert seufzte er, da der Druck an seinen Gelenken endlich nachließ. Seine Entspannung währte allerdings nicht lange, im selben Moment zog er die Luft wieder zischend ein. Der Mistkerl hatte doch tatsächlich einen Dolch nach ihm geworfen, welcher nun wunderbarer Weise sein Fußknöchel durchbohrte. Feuriger schmerz durchzuckte seinen Körper, aber durfte er sich davon nicht überwältigen lassen. Der Schatten des Kolosses war bereits sehr nah bei ihm. Tief einatmend versuchte sich Jahi auf das wesentliche zu konzentrieren. Er beobachtete die Bewegungen auf dem Boden, lauschte dem stummen Wind und den näherkommenden Schritten. Krampfhaft umschloss er den Griff seines Schwertes, die Geräusche minimierten sich bis sie dem Stillstand erlagen. Nur ein kleines zucken im Schatten genügte ihm, um sich blitzschnell umzudrehen und seine Waffe zu schwingen. Dabei kniff er fest seine grünen Irden zusammen, er konnte sich sein eigenes Schicksal nicht mit ansehen. Kein widerstand war an der Klinge zu spüren, zischend fuhr sie ungehindert durch die Luft, bis sie ihr Momentum verlor und Jahi’s Hand mit zu Boden riss. Angsterfüllt ließ der Schwarzhaarige seine Augen geschlossen. Es war aus. Er hatte den Mann nicht getroffen, nicht töten können, nun musste er sich seinem Schicksal ergeben. Zitternd wartete er auf das Unvermeidliche, lange Sekunden ohne eine Regung des Anderen verstrichen. Dann ganz leise und kaum hörbar, trug der Wind ein gurgelndes Geräusch an seine Ohren, es klang merkwürdig vertraut und ihm lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Flatternd öffneten sich Lider, gaben grüne Opale preis, die vor Erstaunen und Ängstlichkeit glitzerten. Schweiß sammelte sich auf Jahi's Stirn, seine Hand ließ zitternd von dem Schwert ab. Es war wie bei dem Alten. Vor ihm stand ein nach Luft ringender Körper, dessen Hals ein präziser Schnitt zierte, aus welchem bei jedem versuchten Atemzug ein wenig Blut hervollquoll. Ungläubig schüttelte der Schwarzhaarige seinen Schopf, fasste in seine Haarpracht, um das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Er war sich sicher den Mann nicht getroffen zu haben und ein Blick auf die Klinge bestätigte seine Vermutung. Auf ihr war kein Zeichen von Blut, nicht einmal der kleinste Fleck konnte ausgemacht werden. Wie konnte er ihn also derartig verletzen? Es machte keinen Sinn. Er müsste den Wind bewegt haben um...Nein, den Gedanken dufte er nicht weiterführen, sonst würde er sich vollends dem Wahnsinn verschreiben. Während der Junge grübelnd vor sich hingestarrt hatte, brach um ihn herum das reinste Chaos aus. Panische, schrille Schreie wehten über die Köpfe der Anwesenden hinweg. Wildes Fußgetrampel und aufwirbelnder Staub zeugten von Verwirrtheit, sowie Angst. Ein grimmiges Gesicht, mit verhärteten Zügen, schob sich in sein Blickfeld. Wütend, gleichzeitig abschätzend funkelten ihn Augen entgegen und ein süffisantes Lächeln bildete sich auf schmalen Lippen. „Hm, what are we going to do with you?“ kaltes Metall wurde an Jahi's Hals gelegt, wanderte gefährlich auf und ab, entfernte dabei feine Härchen. Der Fremde genoss einige Sekunden lang die Macht über ein anderes Leben zu herrschen, hielt danach inne und verstärkte den Druck, sodass sich ein leichter Blutfluss auf der Klinge bildete. „Now...“ Irgendwo, in dieser verwüsteten und trostlosen Welt, trafen erneut zwei Schatten aufeinander. Ihre Gewänder tanzten, wie die Sandkörner, im Winde, umschmeichelten ihre Gestalt. „Konntest du etwas in Erfahrung bringen?“ „Es tut mir Leid, nicht sehr viel. Mir ging einiges an Zeit verloren, da die Wüste den Geruch des Mörders eine zeitlang überdeckte und meine Diener, demzufolge, Schwierigkeiten bei der Verfolgung hatten.“ eine flüchtige Handbewegung bedeutete dem Erzähler fortzufahren. „Wie ich vermutete, war es ein junger Mann, nicht älter als 17 Jahre. Er wurde von Nomaden gefunden und wird derzeitig, in deren Siedlung, gefangen gehalten. Was, wenn sie ihn töten?“ „Dann sei es so. Aber behalt ihm im Auge. Lebendig könnte er uns Schwierigkeiten bereiten.“ „Jawohl.“   Kapitel 2: 5 jaar – 5 Jahre --------------------------- Schon seit Stunden beobachteten sie das Tor der kleinen Stadt am Rande der Wüste. Viele Pilger und vor allem Händler reisten ein, sowie aus, doch ihr Ziel war noch immer nicht erschienen. Die vermummten Gestalten fingen an zu Grummeln, sie waren alle des Wartens leid. Seufzend versuchte die vorderste Person auf der Erhöhung eine bequemere Position einzunehmen. Auch ihr dauerte alles zu lang. Sie waren nun schon drei Tagen hier. "There!" alle Aufmerksamkeit folgte dieser Aussage. Aus der Stadt trat ein etwas pummeliger und kleingewachsener Mann. Sein Schnurrbart kringelte sich an den Enden. Das Erkennungsmerkmal, endlich hatten sie ihn. "Don't forget our orders. We just need to follow him for a while, checking what he is up to and then..." "Yes, we know already. So shut up, he is leaving." blitzschnell waren die Gestalten verschwunden und hinterließen nur noch Schatten. Ein eiskalter Wind wehte durch die Dünen, als der kleine Mann sich seinen Weg durch den Sand bahnte. Fröstelnd zog er seine Kleidung näher an seinen Körper. Kälte war in der Wüste kein guter Bote. Der Instinkt des Mannes schlug bei jeder Böe Alarm. Irgendetwas war nicht in Ordnung, irgendetwas Unheilvolles lag in der Luft. Dennoch musste er weiter, er wurde erwartet und musste seine Aufgabe vollenden. Nur noch ein Hügel, noch ein Sandkörnchen und er würde den Treffpunkt erreichen. Sein Kontaktmann wartete bereits auf ihn, wippte ungeduldig auf den Fußsohlen hin und her. "Sasch. Hey Sasch." flüsterte der Dicke außer Atem und weiße Schleier traten ihm aus dem Mund. "There you are. It took you long enough. Well?" etwas gereizt klopfte er dem Anderen auf die Schulter. "I got it. But before I give it to you I want your word. Promise me that your superior will give me the power to control this town. I want to be the richest, i want slaves and many girls i can..." "Hold your tongue! My chef said you can get anything you want in return for the opium." “Okay, that’s good…very good. But why do you need it anyway?” “That’s none of your concern!” Sasch, der Kontaktmann, streckte erwartungsvoll seine Hand aus. Verschmolzen mit den Schatten der Dünen, lauschten die Gestalten jedem einzelnen Wort. Eine unscheinbare Handbewegung, ein leises rascheln und kurze Augenblicke danach verschwanden zwei der Vermummten, tauchten hinter den Beiden Männern, mit gezückten Dolchen an deren Kehlen, wieder auf. Erschrocken keuchte Sasch, als dem Dicken ohne mit der Wimper zu zucken die Arteria carotis* aufgeschlitzt und er achtlos zu Boden geworfen wurde. Sandkörner färbten sich, das Rot breitete sich aus, schlängelte sich wie viele Arme auf ihn zu, drohten ihn zu greifen und in den Abgrund zu ziehen. Sein Körper bebte, kalter Schweiß rann ihm die Stirn hinab. Der Mann hinter ihm gluckste hämisch. „Well, well. You know what’s going to happen to you if you aren’t telling us about your conspiracy.” “I would rather die than…” “Ts,Ts!” kopfschüttelnd verstärkte die Gestalt den Druck der Klinge und brachte Sasch erfolgreich zum Schweigen. „Enough, we’re not going to kill him…yet. Let’s take him with us. Now go.” “Yes.” synchron verbeugten sie sich und verschwanden miteinander im Nichts. Auch der letzte Anwesende machte sich zum Aufbruch bereit, warf allerdings einen schnellen Blick auf den leblosen Körper. Der Tote war das reinste Aushängeschild für Egoismus, Geiz, Respektlosigkeit und viele andere Sünden der Menschheit. Er hatte es nicht anders Verdient. Dicht aneinander, in Reih und Glied standen sie in einem Zelt ihrem Anführer gegenüber. An vorderste Stelle der Gefangene, bibbernd und schweißdurchnässt ließ man ihn unter studierenden und ernsten Augen zappeln. „Hm…“ eine Augenbraue wurde forschend nach oben gezogen. Die Atmosphäre hing so schwer und elektrisierend über ihren Köpfen, dass man sie hätte zerschneiden können. „Take him to the prisoners tent. He won’t tell us anything like that. You stay here. Everyone else can leave, your duty is fulfilled.” innerhalb eines Wimpernschlages war die Anwesenheit der Gruppe in dem Zelt getilgt. Der Anführer setzte sich auf eines der Kissen, welche auf einem Teppich am Ende des Raumes lagen. Nun waren sie nur noch zu zweit, die Anspannung ließ nach, ihre Körperhaltung lockerte sich und die Luft war wieder leicht wie eine Feder. Tief atmete der Sitzende einmal ein, nutzte den Moment der Ruhe, um sie zu genießen bevor diese verging. „Sir Baas?“ mit einer angenehmen Tonlage fragte der letzte Anwesende nach Aufmerksamkeit. „Hm.“ ein zustimmendes brummen entfloh Baas. „ Let us talk in your language, i need to practice it some more after all.“ ein knappes Nicken war seine Antwort. Er bedeutete, mit einer fordernden Handbewegung, dem Stehenden näher zu kommen. “Jahi, wie lange bist du nun hier um nicht zu wissen, dass ich es nicht leiden kann mit jemanden zu reden der sein Gesicht verdeckt hat? Nimm deine Verschleierung ab und setz dich zum mir. Wir müssen ein paar Dinge klären.“ verstrubbelte schwarze Haare entflohen dem Gefängnis aus Stoff, Nase, Mund und Kinn kamen nach und nach zum Vorschein. Seine Sachen in der Hand behaltend setzte sich der Junge auf ein Kissen vor Baas. Musternd blickte er sein Gegenüber an. Er war ein Mann gehobenen Alters von stattlicher Statur und starkem Charakter. Die grau silbernen Haare trug er Stilvoll in einem Sidecut und seine Falten, sowie Narben unterstrichen die Ernsthaftigkeit seiner Person. Nicht umsonst war er noch immer das Oberhaupt der Siedlung. Ein erwartungsvolles funkeln legte sich in die Augen des Alten, seine Gesichtszüge wurden etwas weicher und freundschaftlich klopfte er dem Schwarzhaarigen auf die Schulter, lachte dabei leicht. „Captain der schwarzen Reiter, ich erwarte einen Bericht der momentanen Situation und Erkenntnisse.“ von der Ausgelassenheit war schlagartig nichts mehr zu spüren, viel mehr wurde es kalt und konzentriert. Traditionell verbeugte sich Jahi, dabei setzte er sich auf seine Knie, legte die Hände übereinander auf den Boden und seine Stirn darauf. Einige Sekunden herrschte Stille, bis das rascheln von Kleidung die Luft durschnitt und sie sich wieder einander in die Augen blickten. „Sir, der Händler entpuppte sich nicht als Drahtzieher, wir haben ihn aber eliminieren müssen. Er führte uns allerdings zu unserem jetzigen Gefangenen, welcher anscheinend auf den Namen Sasch hört. Womöglich hat er die Kontakte, die wir benötigen, um den Hintergrund zu dem Missbrauch von Opium herausfinden zu können.“ „Er könnte also etwas mit den Todesfällen in unseren Reihen zu tun haben?“ der Schwarzhaarige schüttelte verneinend seinen Kopf. „Dieser Mann ist nur eine kleine Maus, die von einem Löwen getrieben wird. Um etwas aus ihm heraus zu bekommen, müssen wir zuerst seinen Geist brechen.“ nachdenklich fuhr sich der Graue mit der Hand durch seinen vollen Bart. „Dann soll die Folter ab morgen beginnen. Ich werde es unserem Besten auftragen und du wirst ihm zur Seite stehen.“ „Wie ihr wünscht.“ eine leichte Verbeugung folgte und erneut wurde ihm herzlich auf die Schulter geklopft. Die Stimmungsschwankungen des Mannes würde Jahi wohl nie verstehen. „Junge, ich wusste schon damals, dass viel in dir steckt. Du hast es wirklich weit gebracht. Mach weiter so und du wirst irgendwann mehr führen als eine kleine Gruppe von Attentätern.“ „Sir, euch gebührt mein Dank, da ihr mich aufgenommen habt.“ Mürrisch verzog der Grünäugige das Gesicht. Er erinnerte sich nur ungern an diese Zeit zurück, an das harte Training, an die vielen Erniedrigungen. Fünf Jahre waren seit dem Kampf mit dem Hühnen vergangen. Damals schob sich das Gesicht von Baas in sein Blickfeld und eine Klinge an seine Kehle. „Now... that was an interesting fight. You seem to have some talent, boy.” grinsend fuhr er mit dem Metall auf und ab. Jahi’s Hals bebte vor Aufregung, sein Atem entkam ihm stoßweise. Er war sich sicher, jetzt würden sie ihn töten. Doch der Junge wurde grob am Oberarm gepackt, auf die Beine gezogen und dem Nächstbesten in die Arme geworfen. Kraftlos sackte er gegen den fremden Körper, konnte sich nur mit dessen Unterstützung aufrecht halten. „Take him to an empty tent, give him some food and water. You need to watch him, don't let him run around freely. He needs to learn our tongue, teach him. When he is ready we will speak again.“ der Wind trug Baas laute Stimme durch die ganze Siedlung. Von Ohr zu Ohr flog sein Wort, jeder konnte es hören und musste ihm folgen. „Yes. But if i may ask one more thing? Why do you want to keep him?“ fragend schaute der Mann, welcher Jahi in seinen Armen hielt, den Alten an. „Hm, i think he will be useful in the future.“ damit wandte er sich ab, ging seines Weges. „Oh......“ entkam es dem Anderen leise. Wirklich überzeugt war er von diesem Argument nicht, doch der Anweisung durfte er sich nicht widersetzen. Also wanderte er wortlos zu dem einzigen leeren Zelt im gesamten Lager. Es war klein, aber ausreichend für seinen zukünftigen Bewohner. Mit einem kräftigen Stoß wurde Jahi in seine Residenz befördert, landete mit allen vieren auf dem Boden und keuchte leicht. Der Fremde trat auf ihn zu, hockte sich, drehte sein Gesicht zu ihm und starrte ihn an. Keine Miene verzog er, wie versteinert verblieben sie so einige Sekunden. „My name is Koji.“ erschöpft blickte der Junge ihn ratlos an. Der Mann schien dies deuten zu können und zeigte mit seiner freien Hand auf sich. „My-name-is-Koji!“ wiederholte er langsam. „K-o-j-i?“ „My goodness, he got it. You definitely need to learn our language, i will be your teacher. We are starting tomorrow so prepare yourself…Ha, as if you understood that.” leises rascheln war zu hören als er dem Schwarzhaarigen Beine und Arme fesselte und ihn alleine ließ. Die ersten zaghaften Sonnenstrahlen tauchten die Wüste in ein rotes Sandmeer, überstrahlten die Siedlung und regten jeden Schlafenden zum Aufstehen an. Laut wurde der Zugang von einem Zelt aufgeschoben, gleisendes Licht drängte sich durch jeden Spalt und blendete den Liegenden. Mürrisch regte er sich und setzte sich auf, wobei er seine Augen rieb. Mit zusammengekniffen Augen schaute er der Sonne und einem Schatten entgegen. Wie versprochen kniete Koji in der Zeltöffnung, hatte duzende Bücher und Schreibutensilien parat. Ab diesem Tag begann der Unterricht. Am Anfang hatte Jahi Schwierigkeiten den Lerneinheiten zu folgen, doch nach und nach, wie es beim Lernen normalerweise üblich ist, verbesserte er sich. Innerhalb von zwei Wochen verstand er bereits den gröbsten Teil und es wurde ihm bewusst, dass die Einwohner ihm nichts antun würden. Nachdem er diese Erkenntnis getroffen hatte, nahm ihm Koji endlich die Fesseln ab, glücklicher hätte er in diesem Moment nicht sein können. Allgemein war er dem etwas Älteren sehr dankbar. Dieser erwies sich, überraschender Weise, als guter und geduldiger Lehrer. Er hetzte ihn nicht, sprach immer ruhig mit ihm und gab ihm, bei richtigen Antworten, fast immer eine Belohnung. Wenn man den Zwanzigjährigen genau betrachtete war er mit seiner dezent muskulösen 1,75 m hohen Statur, seinen rostbraunen Schulterlangen Haaren und den rehbraunen Augen ein richtiger Schönling, sowie Herzensbrecher. Die Reaktionen der weiblichen Bevölkerung auf den Rothaarigen konnte man fast als beängstigend bezeichnen. Sobald dieser in das Blickfeld eines Mädchens geriet, fing sie regelrecht an hysterisch zu werden und wie Geier schwärmten mehr und mehr um ihn herum. Jahi hingegen wurde Verachtung und Gelächter entgegengebracht. Seitdem er die Möglichkeit hatte frei herumzulaufen, war er oft mit Koji zusammen unterwegs und spürte die sehr eindeutigen Blicke auf sich ruhen. Wie kleine Nadeln bohrten sie sich in die Haut, wurden durch das ständige Tuscheln verstärkt. Jeden Tag geschah dasselbe und jeden Tag musste er sich beherrschen, durfte es nicht an sich heran lassen. Es gelang ihm mehr oder minder recht. An einem wunderschönen Morgen lief er allein durch die kleinen Gässchen, genoss jeden Sonnenstrahl bis er die ersten zeigenden Finger sah und das darauf folgende Geflüster. „Look, he’s still here! Why didn’t Baas sell him?” “Maybe because he’s too ugly? We wouldn’t have gotten any money for him.” “Haha, good one. But did you see him working or anything like that? He is definitely dragging us down…we should ask Baas if we could kill him and sell his meat.” Schockiert blickte der Schwarzhaarige zu der kleinen Gruppe. Seine Hand ballte sich angespannt zur Faust, schmerzhaft pressten sich seine Fingernägel in die weiche Haut. Er verstand nicht weshalb sie ihn so verachteten, nie hatte er ihnen etwas angetan. Der Blicke leid, wandte er sich ab, er würde es ihnen Beweisen…er würde besser als alle anderen werden. Einige Zeit verging und als der Schwarzhaarige die Fremdsprache weitestgehend gemeistert hatte widmeten sie sich, nach Anordnungen von Baas, einem ganz anderen Training. Koji führte ihn eines Tages auf das kleine abseitsgelegene Übungsgelände, auf dem die Krieger dicht an dicht ihre Fähigkeiten verfeinerten und sich gegenseitig auf die Füße traten. Männer, sowie Frauen kämpften gegeneinander oder alleine und benutzten dabei die unterschiedlichsten Waffen. Vor Begeisterung glitzerten grüne Augen, wie gebannt beobachtete er die Flinken Bewegungen, das Geschick und Talent der trainierenden. „Jahi, it’s time for you to join them!“ bekräftigend legte sich die Hand des Rothaarigen auf seine Schulter. Nun weniger begeistert blickte der Junge in braune Irden. „Do i really need to do that? I don’t think it will suit me…“ lautes, herzhaftes Lachen ertönte und ihm wurde kräftig auf den Rücken geschlagen, sodass er drohte hin zu fallen. „Boy, you don’t even realize your potential, do you? Bwuhahaha, don’t worry, I will be your teacher again.” ein schelmisches Grinsen zierte das wohlgeschwungene Lippenpaar. „…Uhu…In that case i need to say my thanks to everyone and tell them that i am going to die. Murdered by some bum. Sigh…” der Grünäugige sah zu, dass er schnell seine Beine in die Hand nahm. Er rannte auf das Gelände zu und lachte dabei leicht vor sich hin. Ein wenig verdutzt blickte der Andere ihm hinterher. „H…Hey! Take THAT back!“ etwas gemächlicher setzte Koji sich in Bewegung, lief Jahi mit einem zufriedenen Lächeln nach. Augen blitzten wie Feuer auf, flammende Auren wehten um sie herum, setzten kleine Kiesel in Bewegung, die Muskeln waren zum Zerreißen gespannt und ihre Körperhaltung zeugte von reiner Aggressivität. Sie standen sich gegenüber, abschätzend und jeweils auf den Zug des anderen wartend. Es war das erste Mal, dass sie miteinander kämpfen würden, ohne Waffen, für den Anfang nur reiner Kampfsport. Auf dem Boden flackerten ihre Schatten, Hitze stieg auf und erschwerte ihre Atmung. Jahi stellte sich auf eine ordentliche Tracht Prügel ein. So gut er konnte ahmte er die Kampfstellung des Rothaarigen nach, zu mehr war er gar nicht fähig, da Koji der Ansicht war, dass direkte Erfahrungen besser als Trockenübungen seien. Ein Fingerzucken gab seinem Gegner den Anlass sich in Bewegung zu setzen, nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam kam er auf den Jungen zu und verpasste ihn eine Salve an Schlagtechniken. Sie waren präzise und schwer und einige durchbrachen seine Deckung, sodass seine Lippe platzte und ihm Blut aus der Nase lief. Röchelnd wischte der Schwarzhaarige mit dem Ärmel über sein Gesicht. Er hatte nicht eine Gelegenheit erwischen können, um einen Gegenstoß auszuführen. Machtlos war er ihm ausgeliefert und viel Zeit zur Erholung blieb ihm ebenfalls nicht. In einem hohen Tempo folgten die nächsten Angriffe, diesmal kamen auch Fußtechniken zum Einsatz, welche ihn in die Rippen und an die Schläfe verpasst wurden. Taumelnd setzte Jahi einige Schritte zurück. Es musste doch eine kleine Lücke, ein Schwachpunkt auszumachen sein. Tief Atmete er einmal aus und ein, konzentrierte sein ganzes Wesen auf seinen Gegner, stellte sich mit einer flinken Bewegung wieder in die Grundstellung zurück und beobachtete mit scharfen Augen die kleinste Regung. Diese neue Gelassenheit wurde mit einer hochgezogenen Augenbraue belächelt. Bei der nächsten Attacke konnte der Schwarzhaarige besser ausweichen, abblocken und parieren. Er hatte mit einem Mal das Gefühl, als ob alles in einer geringeren Geschwindigkeit geschehen würde, seine Augen nahmen jeden Luftzug haargenau wahr und seine Schritte passten sich seiner Körperhaltung perfekt an. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde eröffnete sich ihm die gewünschte Chance. Geschickt wich er dem kommenden Schlag zu seinem Kopf aus und platzierte seinen Eigenen präzise auf die rechte Gesichtshälfte seines Gegenübers. Jahi war sich sicher, dass er ihn wenigstens dieses eine Mal treffen würde. So schnell wie ihm dieser Gedanke gekommen war, verflüchtigte er sich allerdings wieder. Koji reagierte auf diese Aktion mit ebenfalls so viel Geschick, wie bei seinen anderen Techniken und blockte mit seiner freien Hand zur Seite ab. Nur der leichte Windzug, der durch rotes Haar wehte zeugte von einen guten Konter. Ein breites und zufriedenes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Braunäugigen. Lachend durchwuschelte er die schwarze Haarpracht und stellte sich dabei wieder normal hin. „Well, well, i am impressed. Good job! But now let’s call it a day. Let us meet here tomorrow.” mit einem festen Händedruck verabschiedeten sie sich voneinander und gingen ihre getrennten Wege. Seufzend schob Koji die Zeltplane zur Seite während er seine Unterkunft betrat. Der Tag war anstrengender gewesen als er gedacht hatte. Niemals kam in ihm die Vermutung auf, dass der Junge so ein Talent besaß und bereits jetzt konnte er seine Erwartungen kaum zügeln. Noch voller Euphorie, griff er mit kribbelnden Fingern nach einer schmutzigen kleinen Schale in der hintersten Ecke des Zeltes. Sachte Wellen bildeten sich auf der trüben Oberfläche ihres Inhaltes als er sie auf den Boden stellte. Langsam fuhr er mit den Fingern durch das kühle Nass, angenehm umspielte die Flüssigkeit jeden Zentimeter seiner Haut. Wie gebannt beobachtete der Rothaarige eine Weile das treiben, bis seine Bewegung zum Erliegen kam und sich sein Antlitz in der Fläche wiederspiegelte. Verwirrt schaute er es sich an. Seine Fingerspitzen fanden ihren Weg zu seiner rechten Wange, ihm war nicht bewusst gewesen dort einen blauen Fleck zu haben… Tage, Wochen und Monate, gefüllt mit hartem Training, vergingen und Jahi mauserte sich von einem dürren Balg zu einem adretten jungen Mann. Seine eingefallenen Wangen füllten sich, seine dürre Statur bekam leichte Ansätze von Muskeln. Auch die Bewohner der Siedlung bekamen diese Veränderung mit, tuschelten und zeigten weniger mit den Fingern auf ihn. Mehr und mehr wurde er mit Respekt und Bewunderung behandelt, doch einige Böse blicke blieben. Eines Abends, als der Vollmond sein kaltes Licht unheilvoll auf die Zelte scheinen ließ, die Hyänen heulten und alles andere in einer Totenstille lag, musste der Schwarzhaarige unter Atemnot aus seinem Schlaf erwachen. Schockgeweitete Augen blickten dem gleißenden Licht des Mondes entgegen, vor dem sich ein verschwommener Schatten drängte. Jedes noch so leise Geräusch vervielfachte sich, seine Wahrnehmung war zum Zerreißen gespannt und als er das Rascheln von Kleidung vernahm zuckte der Junge zusammen. Mit seiner Panik ringend, versuchte Jahi gegen den auf ihn wirkenden Druck anzukämpfen, sich zu befreien, doch verstärkte er dadurch nur die Wirkung seines Gefängnisses. Überdeutlich bekam er seine Machtlosigkeit zu spüren als ihm langsam, von einem kehligem Raunzen begleitet, seine Hose vom Gesäß gestriffen wurde. „Hn, be a good boy and let me rape you.“ lüstern wurde ihm dieser Satz ans Ohr geflüstert. Eine kalte Hand fuhr den Schwarzhaarigen über den Hintern, streichelte und massierte das runde Fleisch. Tränen sammelten sich in grünen Irden, Übelkeit überwusch seinen gesamten Körper und der Luftmangel nahm ihm Teilweise das Bewusstsein. Bevor er sich der schwarzen Endlosigkeit übergab, kratzte er seine letzten Kräfte zusammen und bäumte sich gegen seinen Peiniger auf. Ein letztes aggressives Knurren drang eine seine Ohren, danach hörte und fühlte er nichts mehr. Vermutlich hatte er diesen Kampf nicht gewonnen. Am nächsten Morgen weckten Jahi hektisches Rufen und Getrampel. Langsam und desorientiert setzte er sich auf. Die Augen geschlossen haltend rieb er seinen Hals, dieser brannte und wie flüssige Lava durchfuhr ihn der Schmerz. Erschrocken fuhr er zusammen als er plötzlich an beiden Schultern gepackt und geschüttelt wurde. „Jahi! Jahi! What happened?“ nun war der Junge doch gezwungen seine grünen Kristalle preiszugeben. Mit offenem Mund und geweiteten Augen blickte Koji ihm entgegen. Leicht legte der Angesprochene seinen Kopf schief. „What do you mean?“ anscheinend Sprachlos deutete der Rothaarige zur Seite, wo ein Körper in einer Blutlache lag. „I…I don’t know…“ Es dauerte lange bis die Aufregung um dieses Ereignis zur Ruhe kam. Nie wieder wurde der Schwarzhaarige mit zu wenig Respekt behandelt oder erneut überfallen. Als alles seinen normalen Verlauf nahm, er seine Kampfkunst verbesserte und verfeinerte, kamen die ersten kleinen Aufträge und Beförderungen. Jahi kämpfte sich Jahr für Jahr voran, wurde der Beste unter den Kriegern der Siedlung und saß nun, fünf Jahre nach seiner Ankunft, als Anführer einer Einheit seinem Boss gegenüber. „Sir Baas, wenn sie mich jetzt nun entschuldigen würden? Es waren lange Tage.“ „Ja, geh nur und ruh dich aus.“ der Schwarzhaarige verbeugte sich ein letztes Mal zum Abschied, stand auf und verließ das Zelt. Bevor er allerdings sich zur Nachtruhe begab, machte er noch einen Abstecher zu dem Gefangenen. Mit scharfen Augen beobachtete er ihn. Irgendetwas an diesem Mann kam ihm komisch vor. Es umgab ihm eine merkwürdige Aura, die Jahi kannte und vor langer Zeit schon Mal verspürt hatte. Sie ähnelte dem alten Greis, den er damals in seiner Wohnung tötete. Sanft und unberechenbar glitzerten die Sterne am Firmament. Es herrschte beängstigende Stille auf der höchsten Stelle nicht weit entfernt von der Siedlung. Die Umhänge der zwei schwarzen Gestalten regten sich sacht im Wind. „Meister, sie haben meinen Diener.“ flüsterte der Eine panisch. „Du Trottel! Ist das nicht derselbe Ort? Ich sagte dir doch du sollst sie im Auge behalten.“ „Aber Meister, sie waren die ganzen Jahre ruhig und um die letzten Ausschreitungen hatte ich mich Persönlich gekümmert.“ demütig kroch ein Schatten vor dem anderen auf dem Boden, bat um Vergebung. „Ich gebe dir eine letzte Gelegenheit dich zu beweisen. Nicht ein Fehler wird geduldet. Kümmre dich um diese Angelegenheit.“ keine Reaktion abwartend verschwand die Gestalt und ließ die andere allein zurück. „…Jawohl…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)