Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 1: Diagnose ------------------- Er kam in einem sterilen Bett zu sich. Sofort war ihm klar, dass es sich um ein Krankenhaus handeln musste. Die Erinnerungen waren wie ein zäher Brei in seinem Kopf und er war sich nicht sicher, ob seine Übungseinheit im Dojo erst Stunden oder vielleicht schon Tage her war. Erst jetzt fiel ihm der Grund ein, warum er überhaupt im Krankenhaus war. Er blickte an sich hinunter und erkannte eine dicke Schiene, die das Bein einhüllte und bewegungsunfähig machte. Sie begann schon ab der Hälfte seines Oberschenkels und der ganze Fuß war darin eingehüllt. Nicht, dass es für Byakuya eine riesige Überraschung gewesen wäre. Als er das Knacken in seinem Knie wargenommen hatte, war er bereits von einem Kreuzbandriss ausgegangen. Man hörte einfach zu viele Horrorgeschichten darüber, wie es sich anhörte oder anfühlte, als dass einen die Gewissheit nicht sofort ereilte. Doch zu sehen, dass es kein schlechter Traum oder einfach nur Einbildung gewesen war, ließ ihn fast verzweifeln. Das würde ihn mindestens ein halbes Jahr Training kosten. Er hatte sich für dieses Jahr vorgenommen, die Prüfung zum 2. Dan zu absolvieren. Das würde nun eng oder gar unmöglich werden. Die Tür öffnete sich und eine Krankenschwester kam hinein. "Herr Kuchiki, schön, dass sie wieder wach sind. Ich bringe sie sofort in ihr Zimmer. Ich hole nur kurz eine Kollegin, bin gleich zurück.", sagte sie freundlich und hielt kurz inne, um zu schauen, ob er noch etwas wollte. Doch der Schwarzhaarige konnte nichts anderes, als die Krankenschwester irritiert anzublicken. Also sie sich zum Gehen umwandte, blickte er sich um. Das war tatsächlich kein Zimmer einer Krankenstation. Das war mehr wie ein... "Aufwachraum...", murmelte er vor sich hin. Aber was machte er in einem Aufwachraum? Seines Wissens nach war ein simpler Kreuzbandriss kein Grund, direkt zu operieren. Hatte er sich vielleicht den Kopf bei seinem Sturz angestoßen? Schnell schossen seine Hände nach oben und glitten durch seine Haare, über die Stirn, durch das Gesicht. Nein, es war alles normal. Auch sonst schien alles an seinem Körper unversehrt zu sein. Die Tür öffnete sich wieder und zwei Krankenschwestern wuselten hin und her, um seine Verlegung vorzubereiten. Er räusperte sich kurz, in der Hoffnung, dass eine der beiden ihm kurz ihre Aufmerksamkeit schenken würde. Tatsächlich blickte ein braunhaariges, junges Ding mit riesigen, ebenfalls braunen, Augen ihn schüchtern an. "Entschuldigung, aber können sie mir sagen, was passiert ist?", fragte er höflich. "Sie hatten einen Trainingsunfall.", gab sie unsicher zurück. "Ja, das weiß ich.", seufzte Byakuya ungeduldig. "Aber was ist die Diagnose?" "Das lassen sie sich besser vom behandelnden Arzt erklären. Herr Iemura ist auch gleichzeitig der Chefarzt der Unfallchirugie. Ihnen wird es also an nichts fehlen, Herr Kuchiki.", mischte sich ihre blonde Kollegin ein. Byakuya war nicht überrascht, als er seinen Großvater in seinem Krankenzimmer erblickte. Er schaute wie immer ausdruckslos, als die beiden Krankenschwestern ihn und sein Bett in den Raum fuhren. Natürlich war es ein Einzelzimmer. Alles andere wäre seinem Stand nicht angemessen gewesen. Das war wieder einer der wenigen Vorteile, wenn man über die nötigen finanziellen Mittel verfügte. "Kann ich ihnen noch irgendetwas bringen?", das Gesicht der Blondine tauchte über seinem Kopf auf. "Nein, danke.", antwortete er knapp. Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm. "Wenn es irgendetwas gibt, was Arisu", dabei deutete sie mit dem Kopf auf die schüchterne Brünette "oder ich für sie tun können, dann lassen sie es uns wissen. Ich bin übrigens Miu.", beide verbeugten sich und verließen den Raum. Sehr zur Freude Byakuyas. Doch dieser währte nicht lange, denn Ginrei Kuchiki, der aktuelle Oberhaupt der Kuchiki-Familie richtete sich auf. Byakuya war klar, dass er sich eine erneute Abhandlung davon anhören musste, dass er Schande über die Familie bringen würde und das übliche Gerede eines alternden, verbitterten Mannes, der mit seinem Erbe nicht einverstanden war. Er seufzte innerlich und atmete tief durch. Noch bevor sein Großvater ansetzen konnte, wurde die Tür erneut aufgestoßen. Ein Arzt mit kurzem, blonden Haar kam in das Zimmer geschlendert und versuchte offensichtlich direkt vom ersten Augenblick an, Eindruck zu schinden. Nach der Begrüßung kam er jedoch direkt zur Sache. "Ich möchte nicht lange drum herum reden, Herr Kuchiki. Aber sie hatten Glück im Unglück.", begann er und sah ihn eindringlich über die Brille hinweg an. "Das vordere und hintere Kreuzband sind, ebenso wie das Außenband und der Meniskus, gerissen." Er machte eine kurze Kunstpause. Wie kann man das bitteschön als Glück bezeichnen? ging es Byakuya durch den Kopf. "Dabei hat sich das Blut im Knie gestaut und ist nicht in den Unterschenkel weitergeflossen. In Fachkreisen wird dies auch Kompartment-Syndrom genannt. Ich bin ehrlich zu ihnen, ihre beiden Trainingspartner haben vorbildlich reagiert. Wären sie ein bis zwei Stunden später hier erschienen, hätte ich nicht dafür garantieren können, dass wir ihren Unterschenkel hätten retten können." Oh. Jetzt machte das Sinn. 'Nicht hätte retten können'... Das hieße Amputation? Bei dem Gedanken weiteten sich seine Augen vor Schrecken. "Aber... die Gefahr besteht nun nicht mehr, oder?", fragte der Schwarzhaarige vorsichtig. Er war überrascht zu sehen, dass das Ganze scheinbar auch auf seinen sonst so emotionsneutralen Großvater einen leichten Eindruck hinterließ. "Wir können ihnen immer noch keine volle Garantie darauf geben, aber die Operation ist hervorragend verlaufen. Nichtsdestotrotz werden sie eine ansehnliche Narbe behalten und es werden noch einige Operationen notwendig sein, um ihr Knie wieder vollständig zu rekonstruieren. Ob sie später beschwerdefrei gehen können, hängt sehr vom Heilungsverlauf und der Qualität der Reha ab. Der Sport sollte an dieser Stelle zweitrangig sein.", die letzten Worte, die aus dem Mund des Chefarztes kamen, ließ Byakuyas Welt in Scherben zerbersten. Der Sport ist zweitrangig. Erst einmal wieder beschwerdefrei laufen können. Knie vollständig rekonstruieren. Langsam sickerten die Worte in sein Bewusstsein. Er schaute von seinem Großvater zum Chefarzt und zurück. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Es war doch nur ein Übungskampf gewesen. Wie konnte er mit einer simplen Drehung so viel in seinem Knie kaputt machen? "Ich habe dir schon immer gesagt, dass du dir ein anständiges Hobby suchen sollst. Aber du wolltest wieder einmal nicht auf mich hören. Und nun kannst du froh sein, dass du noch alle Gliedmaßen an deinem Körper trägst.", erboste sich sein Großvater und der Schwarzhaarige schloss die Augen, um nicht die Fassung zu verlieren. Ihm wurde gerade gesagt, dass er seiner Leidenschaft vermutlich nicht mehr würde nachkommen könne und alles, was ihm einfiel, war ihm Vorwürfe zu machen. Aber natürlich, dachte er bitter. Was wäre ich für ein Repräsentant des Unternehmens, wenn ich auf Krücken oder einer Prothese durch die Gegend laufen müsste? Das wäre ganz und gar nicht nach dem Geschmack meines ehrgeizigen Großvaters. Für einen kurzen, verbitterten Augenblick wünschte er sich, dass es zu dieser Amputation gekommen wäre. Was brauchte er denn seine Beine noch, wenn nicht mehr den Sport betreiben konnte, den er liebte? „Ich muss ihnen da ganz klar widersprechen, Herr Kuchiki.“, riss ihn die Stimme des Arztes aus seinen düsteren Gedanken. „Erst gestern hatte ich eine Kreuzbandoperation bei einem jungen Mädchen, dass beim Bockspringen hängengeblieben ist. In einer Fachzeitschrift war letzten Monat eine Studie abgedruckt, dass es jährlich pro 1.000 Menschen zu einem Kreuzbandriss kommt. Sie sehen also, dass es durchaus eine häufige Verletzung ist. Dass es zu solchen Komplikationen kommt, hat nichts mit dem Sport an sich zu tun. Die letzte Patientin mit Kompartment-Syndrom ist beim Fensterputzen von der Leiter gefallen. Sie hatte leider nicht so viel Glück wie ihr Enkel, da sie nicht sofort im Krankenhaus damit kam. Wenn sie verstehen was ich meine. Ich empfehlen ihnen daher, sich rechtzeitig nach einer geeigneten Physiotherapiezentrum umzuschauen. Viele haben längere Wartezeiten. Während ihres Aufenthaltes hier, wird sich der krankenhauseigene Physiotherapeut Hanatarō Yamada um die Reha kümmern. Doch wenn alles planmäßig erfolgt, wird die Therapie in 5 Wochen mit der Entlassung einer außenstehenden Praxis übergeben. Ich empfehle ihnen an dieser Stelle die Praxis Minazuki. Sie hat sich nicht nur auf Sportverletzungen spezialisiert, sondern kümmert sich hervorragend um ihre Patienten und Behandlungsfehler sind mir von dort noch nicht untergekommen. Und ich erleben hier vieles, das versichere ich ihnen.“ Damit wandte der Arzt seine Aufmerksamkeit seinen Unterlagen zu. „Großkotziger Großvater, der seinen Enkel zum perfekten Erben drangsalieren will. Wann lernen diese ehrgeizigen, alten Säcke, dass sie hier mit dem Wohlergehen ihres Nachwuchses spielen...“, murmelte er dabei gedankenverloren. „Was haben sie gesagt?“, brauste Ginrei auf, als der Chefarzt ihn verwundert anblickte. „Ich habe nichts gesagt. Aber bitte mäßigen sie ihren Ton. Wir sind in einem Krankenhaus, Herr Kuchiki.“, damit verbeugte er sich und verließ schleunigst das Krankenzimmer. Als Byakuya nach einem Wasserglas auf seinem Beistelltisch griff, richtete der Ältere das Wort an ihn. „Ich werde jemanden um Termine bei dieser Praxis kümmern lassen und selbst einmal nachforschen, ob sie tatsächlich die beste Praxis in der Gegend ist. Die beiden Krankenschwestern werden sich vermutlich gut um dich kümmern. Vielleicht findest du ja Gefallen an einer von ihnen. Ist zwar gesellschaftlich weit unter unserem Niveau, aber sie dienen einem noblen Zweck. Das könnte man vielleicht als Vorteil verwenden.“ Byakuya zog gerade in Erwägung, das Wasserglas nach seinem Großvater zu werfen, als die Tür auch schon wieder ins Schloss fiel und ihn damit alleine zurückließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)