Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 17: Picknick -------------------- Als sich Renji mit immer noch leichtem Kopfschmerz hinter das Lenkrad seines Autos setzte, seufzte er erst einmal erleichtert auf. Sein treues Gefährt hatte an einem Stück den Weg zurück vor das Haus gefunden. Shūhei mag vielleicht ein Fahranfänger sein, dachte sich Renji, aber er ist vernünftig. Damit drehte er den Zündschlüssel um und fuhr an. Die Ernüchterung folgte sofort. Ein schleifendes Geräusch vorne links ließ Renji sofort wissen, was Sache war. Fluchend steuerte er das Auto Richtung Arbeit, darauf bedacht, kein größeres Bremsmanöver absolvieren zu müssen. Immer wieder glitt sein Blick auf seine Uhr. Er wollte sich auf keinen Fall verspäten. Nicht, nachdem er gestern so Hals über Kopf abgedampft war. Er hätte zwar nur ein wenig Papierkram nach Byakuyas Termin erledigen müssen, der noch nicht einmal sonderlich dringlich war, aber es war ihm dennoch unangenehm. „Verdammte Scheiße. Wie konnte ich auch so blöd sein? Hätte ich Rangiku nur das Taxi bezahlt. Das wäre wesentlich günstiger gewesen!“, zeterte er vor sich und und haute mit der flachen Hand aufs Lenkrad. „Gefühlte tausendmal habe ich ihm gesagt, dass bei dieser Fahrzeugreihe gerne bei Überbelastung die Bremsscheiben bersten, aber nein, dieser Idiot musste zeigen, wie dicke Eier er hat und mit der Karre angeben!“ Mit einer Hand raufte er sich die Haare und ärgerte sich im selben Moment, weil er so seinen Pferdeschwanz zerstört hatte. „Na warte, Bursche. Wenn ich dich gleich am Telefon habe!“, grollte er finster, als er in das Parkhaus einbog. Behutsam hielt er vor der Schranke, hielt seine Karte vor das Lesegerät und stellte dann sein Auto ab. Dann beeilte er sich, in die Praxis zu kommen, während er nach seinem Handy in der Hosentasche fischte. Im Fahrstuhl angelangt, wählte er sofort Shūheis Nummer. Über das Klingelzeichen grummelte er weitere, nicht ganz jugendfreie Beleidigungen, bis die Mailbox dran ging. Fluchend legte er auf und öffnete das Whats-App-Fenster. >Verfluchte Scheiße, ruf mich sofort zurück!<, schrieb er wutentbrannt, während er das nächste Chatfenster öffnete. >Grimm, Bremsscheibe vorne links ist hin. Brauch dringend Ersatz. Wann kann ich kommen und was kostet es?<, schrieb er seinem Kumpel und war einmal mehr dankbar, einen fähigen KFZ-Mechatroniker in seinem Freundeskreis zu haben. Mit einem 'pling' verkündete der Aufzug, dass er die gewünschte Etage erreicht hatte und Renji ließ seufzend sein Handy wieder in der Hosentasche verschwinden. Das Schlimmste an dem Defekt an seinem Auto war, dass er eigentlich heute Mittag wieder mit Byakuya ins Cifers gehen wollte. Es war eine Routine für sie geworden, einmal die Woche mindestens diesen Imbiss aufzusuchen. Der grüne Tee war zwar furchtbar, das konnte selbst Renji mit einem ungeübten Gaumen erkennen, aber die Onigiri waren besser als alle, die er bisher gegessen hatte. Selbst die von Shūhei konnten da absolut nicht mithalten. Doch das würde heute ausfallen müssen. Immerhin würde Renji unter keinen Umständen Byakuya mit einem Auto mitnehmen, welches streng genommen nicht wirklich verkehrstüchtig war. „Morgen Nanao“, grüßte er freundlich, als er die Praxis betrat. Ein Blick auf die große Uhr an der Wand verriet ihm, dass er noch gut 15 Minuten hatte, bis der erste Patient da sein würde. Also ging er in den Aufenthaltsraum, um Isane zu begrüßen. Seine Chefin war wieder einmal auf irgendwelchen Kongressen unterwegs. Sie hielt viele Vorträge und besuchte viele Treffen mit anderen Größen des Gesundheitswesens des Landes. Mittlerweile bekamen tatsächlich nur noch sehr wichtige Persönlichkeiten Termine bei ihr. Und die waren meisten ab 18 Uhr, wenn der normale Praxisbetrieb bereits eingestellt war. Aus diesem Grund hatten sie einen 3. Therapeuten für die Praxis gesucht und Renji war nur wegen seinem hervorragenden Abschluss in Erwägung gezogen worden. Immerhin war es ein Risiko, einen Neuling als so wichtigen Bestandteil der Praxis zu integrieren. Er war sich nicht sicher, wie die Schwarzhaarige das alles gestemmt bekam, davor hatte er großen Respekt. Doch gleichzeitig wusste er, dass dies kein Leben für ihn war. Er brauchte Freizeit, Zeit für seine Freunde und Familie. Das war ihm am Wichtigsten. Der Beruf nur eine Möglichkeit, all das zu finanzieren. Er arbeitete, um zu leben und nicht anders herum. Er machte seinen Job gerne, doch irgendwo war es auch mal gut. Immer noch ein wenig angefressen stieß er die Tür zum Aufenthaltsraum auf und sah Isane bei ihrem Frühstück. „Morgen Isane“, grüßte er auch seine Kollegen freundlich, bevor er sich seufzend auf einen Stuhl fallen ließ. „Morgen Renji. Was war passiert?“, wollte die Grauhaarige sofort wissen. „Yachiru wurde beim Stehlen erwischt. Die Frau von der Polizei wollte ein Fass aufmachen deswegen, aber Shūhei hatte die Frau vom Jugendamt angerufen, bevor er arbeiten gegangen ist. Währenddessen hat Izuru mich informiert“, der Gedanke an Shūheis Geistesgegenwart in dieser Sache ließ seinen Wut auf ihn etwas abflauen. „Dann ist ja gut“, lächelte seine Kollegin. „Du hast nämlich jede Menge Papierkram aufzuarbeiten. Herr Kurotsuchi hat seinen Termin im Übrigen eben abgesagt. Irgendein Chemieunfall im Labor, hatte er gemeint.“ Erleichtert atmete Renji auf. „Gott sei Dank. Der Typ ist scheiße gruselig“, lachte er dann und erntete nur ein Nicken. Dann schob er seinen Stuhl zurück, schnappte sich im Aufstehen noch einen Apfel und machte sich in sein Behandlungszimmer auf. Immerhin hatte er noch einige Dinge zu erledigen. Er hatte sich gerade an die Aufführung der Dienstleistungen für die Krankenkasse begeben, als sein Handy klingelte. Er holte schon einmal tief Luft, um seinem Mitbewohner ordentlich den Marsch zu blasen, als er erkannte, dass die Nummer nicht zu Shūhei gehörte. „Yamada, altes Haus! Weilst du wieder unter den Lebenden?“, zog Renji seinen Mitschüler des Naturheilkundekurses auf, der die letzten beiden Unterrichtstage aufgrund einer hartnäckigen Bronchitis verpasst hatte. „Klar kannst du meine Unterlagen haben. Ich hab die Mappe sogar in der Praxis, kannst du dir gerne holen kommen“, bot Renji an, da der Schwarzhaarige ihm auch schon einige Male ausgeholfen hatte. Dann lauschte er wieder angestrengt der Stimme aus dem Hörer. Doch bei den Worten des Jüngeren kam ihm ein Geistesblitz. „Hey, du weißt doch, dass du mein Lieblingsmitschüler bist?“, fragte er unschuldig durchs Telefon und musste sofort über die misstrauische Antwort von der anderen Seite lachen. „Du könntest mir einen riesigen Gefallen tun, wenn du die Sachen gleich abholen kommst“, begann er und erklärte ihm dann mit einem seligen Grinsen seine Bitte. Auch die Tatsache, dass er Renji gleich wieder sehen würde, konnte die Laune des Schwarzhaarigen nicht viel verbessern. Zwar waren nun die Abendessen mit potenziellen Heiratskandidatinnen vorbei, dafür gab es mindestens 2 Mal in der Woche ein Abendessen mit der Shihōin-Familie. Sein Großvater und Yoruichis Eltern wollten nun offensichtlich Nägel mit Köpfen machen, was weder ihm noch ihr sonderlich gefiel. Ohnehin hatte Yoruichi einen Freund, der natürlich ihren Eltern nicht gefiel. Wie hieß er noch gleich...? Keisuke Urahana oder so etwas. Jedenfalls hatte Yoruichi ihm schon gesagt, dass wenn alles nichts half, sie sich ins Ausland absetzen würde. Das fand er persönlich sehr beruhigend. Denn er hätte sich eher im Abwasserkanal der Stadt ertränkt, als diese Frau zu heiraten. Ein wenig enttäuscht war er, als er aus dem Aufzug stieg, dass Renji noch nicht an eben diesem auf ihn wartete. Normalerweise stand er immer da, mit seiner Lederjacke, einem breiten Grinsen und machte einen Scherz wie 'Zu gütig, dass du schon den Wagen vorgefahren hast'. Er neckte ihn gerne wegen all der Annehmlichkeiten in seinem Leben, die Byakuya hingegen lieber gegen ein ganz normales Leben eintauschen würde. Aber Renji hatte es schon richtig gesagt, als er meinte, dass die andere Seite des Rasens immer grüner ist. Man wollte immer das, was man nicht hatte. Als Byakuya die Praxis betrat, grüßte ihn Nanao und teilte ihm mit, dass Renji noch in seinem Behandlungszimmer war, er jedoch keinen Patienten hatte. Also begab er sich in den Flur und klopfte leicht gegen die Schiebetür. "Herein", kam die Antwort von der anderen Seite und als Byakuya die Tür aufschob, fiel ihm beinahe die Kinnlade hinunter. Wie angewurzelt blieb er im Türrahmen stehen und blickte mit großen Augen in den Raum hinein. Doch schnell hatte sich der Schwarzhaarige wieder gefangen, schob die Tür hinter sich zu und durchquerte den hellen Raum, bis er vor der Fensterfront stehen blieb. Renji hatte die Jalousien vollkommen hochgefahren, was bisher eigentlich nie der Fall gewesen war, und somit den Blick auf ein atemberaubendes Stadtpanorama freigegeben. Vor dem Fenster lag eine Decke ausgebreitet und auf Tellern waren Onigiri und andere kleine Köstlichkeiten angerichtet. Sogar grüner Tee stand parat. Neben all den Leckereien saß ein breit grinsender Renji und klopfte auffordernd auf die Decke. Nur zu gerne kam Byakuya der Aufforderung nach und setzte sich direkt neben Renji, sodass sich ihre Schultern fast berührten. Jedoch hob er eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen. "Was soll das hier werden?", fragte er belustigt. "Ein Picknick, wonach sieht es denn sonst aus?", fragte der Rothaarige mit noch breiterem Grinsen zurück. "Und das hier hast alles du gemacht?", wollte sein Patient mit gekünstelter, kritischer Stimme wissen. "Nein, das ist alles von Cifers. Ich kann die Basics, was kochen angeht, aber mehr willst du von mir nicht probieren. Aber ich hab dir deine Lieblingssorten bestellt", dabei zeigte er enthusiastisch auf einen der Teller. Byakuya musste ein wenig lachen, denn Renji kam ihm vor, wie ein übereifriges Kind. Allerdings musste er zugeben, dass er dieses 'Picknick' als eine unglaublich süße Geste empfand. „Das hättest du nicht tun brauchen“, mahnte Byakuya. „Du hast dir doch nur unnötig Arbeit damit gemacht. Wir hätten auch hinfahren können.“ Doch der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Ich hab einen Bremsschaden am Auto. Das wird erst heute Abend repariert. Also musste ich ein wenig umplanen“, erklärte Renji und reichte Byakuya eine Tasse Tee. Misstrauisch roch dieser leicht an der Tasse. Die Erleichterung war ihm ins Gesicht geschrieben, als er merkte, dass der Tee nicht von Cifers war. „Na dann, vielen Dank für das Picknick, Renji“, bedankte sich Byakuya artig. Je mehr er über diese Geste nachdachte, so wärmer wurde ihm ums Herz dabei. Die vielen Kleinigkeiten, die Renji beachtet hatte, führten ihm vor Auge, wie sehr der andere sich für seine Gewohnheiten und Vorlieben interessierte. Sogar die scharfe Sauce zum Dippen stand neben dem Teller mit seinen Onigiri. Ein Schauer lief seinem Körper hinunter, als er Renjis Atem an seinem rechten Ohr spürte. „Für dich jederzeit wieder, Byakuya“, hauchte er und wandte sich dann seinem Essen zu. Der Schwarzhaarige hingegen brauchte noch eine Minute, um sich wieder zusammenzureißen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)