Two Worlds Collide von yezz (Byakuya x Renji) ================================================================================ Kapitel 49: Idee ---------------- Immer wieder blickte Renji zwischen den einzelnen Therapieterminen auf sein Handy, startete es hin und wieder neu, weil er befürchtete, dass Gerät würde vielleicht einfach nur eine Nachricht nicht anzeigen. Aber das Ergebnis war immer das Gleiche. Nichts. Byakuya hatte nicht geschrieben. Eigentlich war er ja davon ausgegangen, dass nach seinem Gespräch mit dem Großvater alles geregelt gewesen sei. Nun ja... vielleicht hätte er ihn nicht so ankeifen dürfen, ging es Renji durch den Kopf. Andererseits hatte er ihm gesagt, alles weitere mit seinem Enkel zu klären. Renjis Nackenhaare stellten sich hoch. War etwa dieses 'alles weitere klären' ganz anders gemeint, als er es verstanden hatte? Oder wollte er es nur so verstehen? Hatte Ginrei Kuchiki ihm am Ende einfach nur mit zweideutigen Worten abgespeist, damit er das Haus verließ und sich dann in Ruhe um die, in seinen Augen, Verfehlungen von Byakuya zu kümmern? Renjis Magen drehte sich rum. War er wirklich so naiv und gutgläubig gewesen? War er an der Nase herumgeführt worden? Energisch schob er die Gedanken zur Seite. Er hatte heute noch 2 Termine und einen Haufen Papierkram. Wenn er heute irgendwann nach Hause wollte, sollte er sich schleunigst am Riemen reißen. "Danke Lisa, das war wirklich gute Arbeit", verabschiedete sich Byakuya vom Telefon. Er saß an seinem Schreibtisch und studierte die Unterlagen, die seine Sekretärin ihm per E-Mail gesendet hatte. Wenn das alles richtig so war, hatte er nun endlich die handfesten Beweise, die er gegen seinen Großvater brauchte. Er würde noch ein paar Abgleiche mit Daten machen müssen, die im Archiv waren, das nur für die Geschäftsführung betretbar war, doch das würde er Freitagmittag, nach seiner Kendō-Prüfung erledigen. Und dann war er ein freier Mensch. Sein Großvater würde dem nicht stand halten können. Vielleicht würde Renji ihn auch wieder zurück...? Seufzend klappte er den Laptop zu. Er sollte sich wohl nicht zu viele Hoffnungen machen. Er stand auf und ging langsam durch sein Zimmer. An seiner Ausrüstung vorbei, die er bereits am Morgen zusammengepackt hatte, um sich abzulenken, ging er in das Zimmer, das für künstlerische Aktivitäten eingerichtet worden war. Anfangs hatte er Kalligrafie und Kunst im Allgemeinen gehasst. Doch je älter er wurde, hatte er die Ruhe genossen, die das alles mit sich brachte. Doch nun hatte eine Innere Unruhe vom ihm Besitz ergriffen, die er nicht ablegen konnte. Die Gedanken kreisten nur um Renji. Wenn er ein Bild malte, fragte er sich, ob es ihm gefallen würde. Bei der Kalligrafie endete er immer wieder darin, Renjis Namen zu schreiben. So langsam hatte er wirklich Zweifel, ob er sich morgen entsprechend konzentrieren konnte oder ob er seine Prüfung komplett verhauen würde. Unschlüssig rieb er sich durch das Gesicht und entschied sich, ein wenig im Trainingsraum seine Energie loszuwerden. Vielleicht würde hartes, körperliches Training seinen Kopf endlich frei machen oder ihn wenigstens soweit ermüden, dass er nach der Dusche nur noch ins Bett fallen würde und so ausnahmsweise in einen traumlosen Schlaf fallen konnte. Nach einem üppigen Abendessen bestehend aus Oyakodon saßen sie alle gemeinsam im Wohnzimmer und schauten noch ein Fußballspiel, das sich Tōshirō aus dem Programm herausgepickt hatte. Doch im Gegensatz zu dem Jüngeren blickten die anderen nur gelegentlich zum Fernseher, sondern unterhielten sich einfach nur. Renji versuchte dabei so zu sein wie immer, auch wenn immer noch die Sorge an ihm knabberte. Er hatte sein Handy ständig in der Hand und blickte verstohlen darauf. Doch es rührte sich immer noch nicht. Mittlerweile hatte er es sogar aufgegeben, Nachrichten zu schreiben. Was sollte er auch tun, wenn Byakuya offensichtlich noch nicht einmal seine Entschuldigung annahm? Nach einer halben Stunde hatte die Schnauze voll davon, so zu tun, als wäre alles in Ordnung und verabschiedete sich unter die Dusche. Zwar hatte er bereits in der Praxis geduscht, da er noch eine Trainingseinheit eingelegt hatte, aber das kühle Nass auf seiner Haut half ihn, ein wenig zu entspannen. Er schloss die Augen und hielt sein Gesicht in den Wasserstrahl. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild, wie er Byakuya an ihrem gemeinsamen Wochenende in dieser Dusche eingeseift hatte. Wie seine großen, klobigen Hände über diesen fein definierten, gutgebauten Körper mit dieser makellosen, hellen und feuchten Haut glitt. Renji riss sich aus den Gedanken. Immerhin grenzte das Bad direkt an das Wohnzimmer. An solchen Tagen wünschte er sich tatsächlich etwas mehr Privatsphäre, dass er einfach mal nicht an andere denken musste. Schnell duschte er sich ab und ging im Morgenmantel in sein Zimmer, um sich eine frische Trainingshose und ein T-Shirt zu holen. Gemütliche Kleidung war jetzt genau das, was er brauchte. Schnell hatte er sich für eine einfache, graue Sporthose und einem türkis-grünes T-Shirt entschieden. Er hatte gerade die Hose angezogen, da klopfte es zaghaft an der Tür. „Ja?“, rief Renji vom Kleiderschrank aus und es dauerte keine 3 Sekunden, da erkannte Renji den schwarzen Schopf von Rukia. „Er hat sich nicht gemeldet?“, fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Nope“, meinte Renji und versuchte dabei wesentlich gelassener zu klingen, als er sich fühlte. Ein kurzer Blick aus den Augenwinkeln in Rukias Gesicht zeigte, dass er kläglich gescheitert war. Sie schob nun ihren ganzen, schmalen Körper durch die Tür und schloss sie dann hinter sich. „Du hast ihm aber geschrieben, dass es dir leid tut?!“, setze sie wieder an. „Wie du gesagt hast, Mama“, nun war der Tonfall sarkastischer, als er es wollte. Sofort hob er entschuldigend die Hände, doch Rukia machte eine wegwerfende Handbewegung. „Irgendwie passt das nicht zu ihm“, fuhr Rukia fort und fügte noch ein unsicheres „Glaube ich“ dazu. Renji zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. „Du musst zu ihm fahren und das klären, Renji. Du warst doch schon einmal nachts bei ihm“, setzte sie wieder an. Auf Renjis verwunderten Blick lachte sie: „Glaubst du, ich hab das nicht mitbekommen? Aber jetzt mal ernsthaft. Du siehst aus, wie ein geschlagener Hund. Selbst die anderen machen sich nun Sorgen um dich, auch wenn sie immer noch glauben, dass es nur ist, weil er eben... weg ist.“ Renji seufzte. „Das kann ich jetzt nicht so einfach. Außerdem versucht er sicherlich, sich nun auf die Prüfung vorzubereiten. Da stehe ich ihm nur im Weg“, schüttelte Renji den Kopf. Rukia hingegen ließ ihren hängen. „Ja, da hast du vermutlich recht. Schade, dass wir nicht dorthin fahren können.“ Der letzte Satz ließ Renji mitten in der Bewegung, sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, inne halten. Konnten sie nicht? Natürlich konnten sie! Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Hast du morgen irgendwas Wichtiges in der Schule?“ „Nein, wir machen nicht mehr viel, nächste Woche ist ja Abschluss, warum?“, fragte sie nun stirnrunzelnd. „Dann gebe ich dir ausnahmsweise die Erlaubnis, zu schwänzen! Wir fahren morgen alle zu Byakuyas Kendō-Prüfung!“, verkündete er. „Meinst du, das ist eine gute Idee? Immerhin weißt du nicht, wie er gerade zu dir steht? Und was ist mit seinem Großvater?“, fragte Rukia immer noch sichtlich irritiert. Doch Renjis Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht. „Dann muss ich das Risiko wohl eingehen, oder nicht?“, dann zog er sich das T-Shirt an und Griff nach seinem Handy. „Hatte mir ja eh vorsichtshalber freigenommen, um eventuell dabei sein zu können. Jetzt muss ich mal schnell telefonieren und alles klären, sag unten noch nichts, ok?“ Die Nachricht wurde im allgemeinen Freudentaumel aufgenommen. Zwar konnten Shūhei und Momo wegen Klausuren nicht dabei sein, aber der Rest war Feuer und Flamme. Zumindest so Feuer und Flamme, wie ein Tōshirō nach außen hin sein konnte. Yachiru hingegen lief bis zum Schlafengehen aufgeregt durch das Wohnzimmer und schrie „Byakushi vor!“ oder „Los, Byakushi!“. Keiner hatte sich dazu durchgerungen, ihr zu sagen, dass sie wohl während der Prüfung leise sein sollte. Aber glücklicherweise war Yachiru eines der Kinder, die leise sein konnten, wenn man ihr einleuchtende Argumente entgegenbrachte. Und würde man ihr sagen, dass sich Byakuya so nicht konzentrieren könnte, wäre das ein sehr gutes Argument. Zumindest hoffte Renji das inständig. Er konnte wirklich nicht brauchen, dass Yachiru sie blamierte. Also saßen alle 5 eine Stunde vor Beginn der Prüfung im Auto und suchten gerade nach einem Parkplatz vor der Halle. Es war schon gut voll, aber trotzdem fand Renji noch einen der kostenlosen Plätze, die zu der Halle gehörten. Als er das Auto abschloss, blickte er sich suchend um. Vor dem Haupteingang erkannte er die Dame in einfacher, schwarzer Kleidung. Sie hatte die Neuankömmlinge bereits gemerkt und drehte sich in ihre Richtung. Renji deutete mit einem Kopfnicken dorthin. „Da müssen wir hin. Sayuri wird uns unsere Plätze zeigen“, verkündete er an den Rest der Truppe, während sie sich langsam in Gang setzten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)