Hot Touch von TravelFeet ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Der Geruch von frischem starken Kaffee durchzog jeden Raum und Noah gähnte herzhaft ehe er in sein Brötchen biss. „Wir könnten heute mal zum Strand gehen, der soll ganz nah sein.“, schlug Hannah vor und blinzelte an der frischen Basilikumpflanze vorbei aus dem Küchenfenster raus in die warme Morgensonne. Draußen vor der Scheibe wiegten sich die Zweige eines großen Ginsterbusches in einer sanften Brise hin und her. Die gelben Blüten strahlten dabei mit dem grellen Sonnenlicht um die Wette. Noah schloß für einen Moment die Augen und lehnte sich in seinem Korbsessel zurück. Er hielt den großen Kaffeebecher mit beiden Händen und genoss einfach die ungewohnte Stille. Aus dem kleinen uralten Radio tönte leise eine spanische Sängerin und irgendwie hätte der Tag nicht weniger spektakulär aber auch nicht schöner beginnen können. Ungefähr eine Stunde später hatten sie eine große blau-weiß gestreifte Strandtasche gepackt und sich zu Fuß auf den Weg zum Meer gemacht. Hannah hatte anfangs groß rumgetönt, dass sie die Tasche ganz allein tragen würde, dann aber nach 200 Metern leise geflucht und sie wortlos Noah gegen die Brust gedrückt, der leicht grinste und sie sich locker über eine Schulter warf. „Angeber“, zischte Hannah noch und kickte ein paar Kieselsteine vor sich her. Die ersten hundert Meter über waren sie beide in Hochstimmung und genossen den kleinen Spaziergang und die schöne leicht hügelige Landschaft um sie herum. Noch eine weitere halbe Stunde später, als die Schuhe leicht zu drücken begannen, blieb Noah allerdings skeptisch stehen und sah zu Hannah, die etwas hinter ihm zurückgeblieben war: „Sag mal ….Hannah...du meintest doch, dass ihr in Meeresnähe gebucht hättet?!“ „Ja das kommt bestimmt auch gleich hinter der nächsten Kurve!“, ächzte Hannah und wirkte inzwischen aber auch nicht mehr wirklich überzeugt von ihren eigenen Worten. Frustriert scheuchte sie ein paar kleine zerrupfte Spatzen weg, die sich in einer kleinen Wasserpfütze badeten. „Schön und gut, aber das hast du jetzt schon bestimmt fünf mal gesagt....“, schimpfte Noah und lies die Strandtasche fallen, was eine große rote Staubwolke aufwirbelte. Sein Hals war trocken und brannte leicht und die heisse Sonne begann etwas an seinen Nerven zu zehren. „Naja da stand 2 km vom Meer entfernt...und 2km sind doch machbar..“, nuschelte Hannah etwas unangenehm berührt und wühlte in der Strandtasche nach der Wasserflasche. „Sicher, dass da 2 stand und nicht etwa 20?!“ Hannah ignorierte seine Frage: „Man Noah du hast die scheiß Wasserflasche in der Küche stehen lassen! Ich hab dir zehntausend Mal gesagt, dass du sie einpacken sollst!“ „Stimmt doch gar nicht, du solltest alles reintun!“ „Ach ist doch jetzt auch egal....lass uns lieber zurückgehen“, gab sich schließlich auch Hannah der Resignation hin. Dass sie eventuell etwas falsches gelesen hatte, das kam ihr jedoch nicht über die Lippen. Typisch. Manchmal sah Noah auf ihre rote Lockenmähne und fragte sich, ob sie nicht doch eine kleine tollpatschige Gewitterhexe war. Trotzdem konnte er sie nicht mehr aus seinem Freundeskreis wegdenken. Hannah war Familie geworden, so nervig sie auch manchmal.....meistens....sein konnte. „Wir kamen doch aus dem Pfad da raus oder? Dem wo der Oleander steht ?“ „Ole-was Was ist ein Oleander?“, fragte Hannah und wischte sich zwei Schweißperlen von der Stirn ehe sie versuchte die Strandtasche genauso lässig zu schultern, wie Noah es zuvor getan hatte. Die Tasche fiel mit einem Dumpfen Ton wieder in den kiesdurchsetzten Sand. „Na das Gestrüpp davorne mit den pinken Blümchen dran.“ „Das ist nicht Pink das ist rosa.“ „Wie auch immer!“, Noah verdrehte die Augen. Frauen hatten einfach ein anderes Farbverständnis. Komplex und überflüssig. Da würde er sowies nie durchsteigen, also wäre jegliche Diskussion ohnehin fruchtlos. „Nein ich meine wir kamen da von rechts wo der große rote Stein liegt, der ein bisschen aussieht wie eine dicke Kröte.“ „Du bist auch so ne Kröte...“, brummelte Noah leise. „Hm?“, fragte Hannah, die ihn akustisch nicht verstanden hatte. Noah schüttelte leicht den Kopf: „Schon gut. Ja und was jetzt?“ „Guck mal auf dem Handy nach!“ Noah zog es aus der Tasche und lies es kurz darauf wieder hineingleiten: „Kein Empfang... absolute Pampa....und du?“ „Tote Hose...“ „Wir hätten doch einfach an den Ballermann fahren sollen und nicht ins verdammte Hinterland.“, schimpfte Noah genervt. „Ey du bist mal lieber ganz still, immerhin hast du deinen Teil bisher noch nichtmal bezahlt du Esel.“ Einen Moment standen sie einfach nur da. „Ich entscheide das jetzt, wir nehmen den Weg bei dem Pinken Busch!“, knurrte Noah und griff mit der linken die Tasche und mit der rechten Hannahs Arm, die er auch sogleich hinter sich her in die genannte Richtung zog. Hannah stolperte hustend hinter ihm her: „Nicht so schnell, ich kann allein laufen ! Trampel!“ 2 Stunden später... „Ich habs ja gesagt, es war doch der weg bei dem dicken roten Stein!!“, keifte Hannah nervös und Noah ächzte, als ihm klar wurde, dass sie wahrscheinlich recht hatte, denn auch nach einigen Kilometern Fußmarsch war ihre Finca nicht in Sicht, auch kein Meer und nicht einmal eine kleine Schäferhütte oder sonst etwas, was man so im Hinterland erwarten würde, als Tourist. „Man Noah ich kann gleich nicht mehr und ich glaub ich bekomm eine Blase....“, stöhnte die junge Frau auf und band sich die wilden abstehenden Feuerroten Locken zu einem dicken Zopf zusammen, um sich im Nacken etwas Abkühlung zu verschaffen. „Ich würd dich ja tragen wenn du etwas leicht-“ „WIE BITTE?!!“ Noah machte schnell einen Satz zurück ehe sie ihm einen Schlag gegen die Brust verpassen konnte. Hannah schlug also nur in die Luft und stampfte auf den Boden auf wie ein wütendes Kleinkind. „Wir werden hier sterben...“, schluchzte sie und Noah hätte sie beinahe in den Arm genommen: „So ein quatsch Hannah! Wir sind nicht in totaler Wildnis...wir können nicht weit weg sein von der Finca oder dem nächsten Dorf und da hinten ist eine ganz normale Straße, an der gehen wir einfach lang bis ein Auto kommt oder wir jemanden treffen und dann fragen wir nach dem Weg und sind bevor die Sonne untergeht zurück und lachen schon darüber.“ „Das sagst du nur um mich zu beruhigen.“, sie schnäuzte ihre Nase laut in einem Taschentuch und drückte es ihm in die Hand damit er es in der Seitentasche der Strandtasche verstauen konnte, weil hier weit und Breit kein Mülleimer zu finden war, nur kleine Echsen, Steinchen, Sand und Sträucher. Noah nahm es mit den Fingerspitzen entgegen und verzog leicht angewiedert das Gesicht: „Wenn wir uns nicht schon so gut kennen würden....“, brummte er. Sie gingen noch gefühlte 3 km dann ließen sie sich zum Durchatmen erst mal erschöpft und durstig auf einem breiten Felsstück nieder und starrten auf die Straße und in die Ferne. Es verging eine Weile dann stoppte ein SUV mit offener Ladefläche hinter ihnen. „Braucht ihr eine Mitfahrgelegenheit?“, rief der Fahrer und lehnte sich etwas aus dem Fenster. Hannahs Gesicht hellte sich gleichzeitig freudig und überrascht auf, während Noah am liebsten im staubigen Boden versunken wäre oder sich wie ein Chamäleon dem Fels unter seinem Hintern angepasst hätte. Die Stimme kam ihm verdammt bekannt vor und als er zu dem Wagen sah, bestätigte sich dieser Verdachter auch leider. Es schien, dass es in seinem Leben jedes Mal, wenn er eh schon am Boden lag, immer noch ein wenig schlimmer ging. Widerwillig folgte er Hannah zu dem Wagen. „Jan..“, sagte er trocken. Augenblicklich fragte Noah sich, ob das Schicksal ihn hasste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)