Yami no Hikari von Isi-Arts (Das Licht in der Dunkelheit) ================================================================================ Prolog: Prolog - Die Welt im Wandel ----------------------------------- Jemand muss es ja tun. Irgendjemand muss die Drecksarbeit machen. Lange genug war unklar, warum er und nicht jemand anderes. Aber es war seine Bestimmung. Jeden Abend sah er zu den Sternen auf. Die Nacht legte einen Schleier auf die sonst so lebendigen Wälder. Kein Vogel wagte es, zu singen. Es erschien als sei der Wald tot. Doch er wusste, was dort in den Schatten der Wälder lauerte. Niemand sonst wusste davon und diejenigen, die es erfuhren, lebten nicht lang genug, um davon zu erzählen. Einzig er, geboren im Schatten, hatte überlebt. Und nun tat er alles, damit niemand erfahren musste, was dort in den Schatten jagt auf sie machte. „Ich bin kein Mensch.“, flüsterte er zu sich selbst. Dann hob er seine Lanze und rannte in den Wald. Erst am Morgen kam er wieder hinaus. Und niemand würde je erfahren, dass er dort war. Und niemand würde je erfahren, dass er sie alle gerettet hatte. Akito Igasho* stand in der Fußgängerzone. Es war ihm relativ egal, dass die Leute ihn mit giftigen Blicken beäugten. Anfangs, als er noch neu in der Stadt war, störte es ihn. Er wurde aufmüpfig und rebellierte. Doch mit der Zeit wurde er ruhiger, lernte die Blicke zu ignorieren und sie als einen Teil seines Daseins zu akzeptieren. Es wunderte ihn auch nicht weiter, denn er trug immer noch die Kleidung seiner Ahnen, während die Stadt doch lieber den Wohlstand und den Fortschritt zur Schau stellen wollten. Altertümliche Kriegsgewänder gab es hier schon lange nicht mehr. Wozu denn auch, der Krieg wurde jetzt mit Gold geführt und sein Dorf hatte den Kampf, wie so viele andere Dörfer auch, verloren. Waffen gab es nur noch in der Unterwelt, den Schandflecken in der Stadt. Aber auch diese Waffen unterschieden sich von seinen, sie funktionierten mit Feuersteinen, die man hauptsächlich in den Bergen diesen Landes fand und waren ohrenbetäubend laut. Akito bevorzugte da doch seine leise Naginata. Auch sie war ein Vermächtnis seines Volkes. Er trug sie natürlich nicht bei sich. Zumindest nicht im Moment. Es reichte schon,dass die Leute ihn wie ein Monster ansahen. Da mussten sie nicht noch eine Bestätigung bekommen, dass er auch eines ist. Am Anfang, als die Fremden kamen, versuchten sich seine Landsleute noch in ihre Gesellschaft zu integrieren. Man beschimpfte sie jedoch als primitiv, was gleich zu setzten war mit dumm. Und wenn sie Waffen trugen, wurden sie verfolgt, gefoltert, umgebracht, versklavt und noch so einiges mehr. Wenige Dörfer versuchten auch direkt gegen die Fremden zu kämpfen, jedoch so schnell wie sie kamen, eroberten sie auch dieses einst so freie Land. Mauern zierten jetzt die malerischen Landschaften. Kalte, beengende Mauern, hinter denen sich die Menschen verstecken, in der Hoffnung, sie seien sicher. Akito wusste aber, dass die Mauern keinerlei Schutz bieten würden, denn das böse wuchs in den verängstigten Herzen der Menschen. Diese Stadt war ein prächtiger Nährboden für die Angst der Menschen, dem Neid und der Verzweiflung. Und wo die Angst lebt, da sind die Monster der Nacht nicht fern. Etwas zupfte an Akitos Hose, während er völlig in seinen Gedanken versank. Als er dem Ursprung dieses Zupfens aufindig machen wollte, blickte er in die schönsten blauen Augen, die er je sah. Sie sahen aus wie fließendes Wasser und gehörten zu einem kleinem Mädchen mit blonden Locken. Sie machte einen Schritt zurück, vermutlich aus Angst vor ihm. „Ähm,“ fing sie an zu stottern, „ also...“ Sie traute sich kaum, Akito ins Gesicht zu schauen, also starrte sie auf ihre Füße, die unregelmäßig Kreise auf den Boden malten. „Bitte friss mich nicht auf“, rief sie nun mit all ihrem Mut. Akito musste unweigerlich anfangen zu lachen. Er beugte sich zu dem Mädchen runter und flüsterte ihr ins Ohr: „ Wieso sollte ich so etwas absurdes tun?“ „Meine Freunde, also, die sagen, dass du ein Menschenfresser bist. Und Kinder sollen deine Leibspeise sein.“ Nachdem Akito mit seinem Blick die Umgebung beäugte, sah er eine Gruppe von Kindern, vielleicht fünf oder sechs, die sich in einer kleinen Gasse versteckten und kicherten. Ihm war sofort klar, warum das Mädchen bei ihm stand. „Sag mal, deine `Freunde`, wollten sie, dass du mir das sagst? Und vor alledem darfst du erst mit ihnen spielen, wenn du mir das gesagt hast?“ Zum ersten mal schaute ihn das Mädchen direkt ins Gesicht. Sie nickte kaum merklich und auch die Fußmalereien unterbrach sie für einen kleinen Augenblick. Daraufhin sagte Akito dann: „ Ich glaube, wir können deine Freunde mal etwas ärgern. Du musst nur gut mit spielen, okay?“ Akito erklärte dem Mädchen seinen Plan. Er packte das Mädchen und hob sie sich mit einer Armbewegung über die Schultern. Sie strampelte und boxte ihm auf de Schultern, als er mit ihr in der Menschenmenge verschwand. Kurz darauf bog er in eine Gasse ab. Immer mal wieder schaute er zurück, um sich zu vergewissern, dass ihre 'Freunde' ihnen auch folgten. Was sie auch taten. Allerdings kicherten sie nun nicht mehr. Hinter der nächsten Kurve folgte eine Sackgasse. Hier standen einige Fässer und Kisten, zudem roch es nach Urin. Dennoch versteckte Akito das Mädchen neben einem Fass. Mit einem Finger auf den Lippen, gab er ihr zu verstehen, dass sie leise sein solle. Kurz darauf kamen dann auch schon die anderen Kinder um die Ecke. Als sie Akito sahen, schien es, als hörten sie auf zu Atmen. Akito selber blieb ganz ruhig und leckte sich in schönster Schauspielmanie die Finger. Er tapste elegant auf die Kinder zu und sprach dann in einem Dialekt, der für die Uhreinwohner eigentlich typisch war: „ Das hat geschmeckt gut. Bei den Göttern, da ist ja mehr.“ Nun wich die Farbe in den Gesichtern der Kinder. So schnell sie konnten, machten sie auf dem Absatz kehrt, wobei ein Junge ins straucheln kam und stürzte. Die anderen beachteten ihn aber gar nicht und rannten weiter. „W-w-wartet!“, schrie er ihnen panisch hinterher, „ Helft mir, der Teufel kommt!“ Mühselig kam der Junge wieder auf die Beine und verschwand auch schon in der Kurve. Dies war für 'den Teufel' das Zeichen, auf zu hören. „Komm, komm ruhig wieder raus, Kind“, lachte er zu dem Mädchen rüber, die das ganze Schauspiel mit ansehen konnte. Sie ringelte sich regelrecht vor Lachen. „So viel Angst hatte Iggy noch nie!“ kicherte das Mädchen, „Warum hast du mir denn eigentlich geholfen?“ „Naja, du brauchtest Hilfe und ich konnte dir helfen. Warum sollte ich dass denn nicht machen?“ Das Mädchen dachte für sich 'Recht hat er ja'. „Was mich wundert, „, fragte nun Akito nach einer kurzen Weile, „ warum lässt du dich von den Kindern ärgern?“ Die Frage war dem Mädchen sehr unangenehm. Schnell drehte sie sich von Akito weg und suchte nach etwas, was von dieser Frage ablenken könnte. Doch in dieser Gasse war es sinnlos. Neben Modder und Gestank gab es hier nichts, was man in den Mittelpunkt des Gespräches setzten könnte. So blieb ihr nicht anderes übrig, als zu Antworten: „Nun, Iggy heißt eigentlich Ichabod Lubecensibus. Er ist der Sohn einer wohlhabenden Fürstenfamilie. Unsere Familien waren lange Zeit zerstritten. Doch mein Großvater hat nun eine Lösung gegen den Streit gefunden...“ „Und die ist es, die Häuser zu vereinen, richtig?“, unterbrach Akito forsch. Das Mädchen nickte kurz, bevor sie fortfuhr: „Genau. Da nach meinem Großvater aber nur Männer geboren wurden und ich der erste weibliche Nachkomme bin, mussten die Familien bis zu meiner Geburt warten. Ich wurde bei meiner Geburt dann Ichabod versprochen.“ Akito setzte die Geschichte fort: „Und nun glaubst du, du musst dich mit 'Iggy' gut stellen, damit ihr eine gute Familie werden könnt?“ Erneut nickte das Mädchen und starrte auf den Boden. Eine unangenehme Ruhe setzte sich in die Gasse, beinahe als würde die Welt von ihr aufgesogen. Erst nach einer Weile nahm Akito das Gespräch wieder auf. „Damals, als ich noch Kind war, und mein Volk noch ungestört leben durfte, ha man sich nur vereint, wenn man sich wirklich liebte. Ein völliger Harmonie lebten die Erwachsenen und Kinder miteinander. Und niemals hatte man seinem Kind gesagt, wen es zu lieben hat. Es gibt so viele Dinge, die eure Welt mitgebracht hat, die ich nicht verstehe. Und dies ist eines davon.“ Akito wollte gerade gehen. Die Hand zu einem stillen Gruß geformt, bewegte er sich zum Ausgang der Gasse. „Warte!“, rief das Mädchen, „Ich weiß doch nicht einmal wie du heißt!“ Akito stoppte in seiner Bewegung, drehte sich um und reichte dem Mädchen die Hand: „ Akito Igasho, sehr erfreut.“ Die Worte klangen trostlos und auswendig gelernt. Dennoch nahm das Mädchen seine Hand. „ Lisbeth von Caelum, die Freude ist ganz meinerseits.“ Damit verabschiedete sich Akito und verließ die Gasse, ohne sich noch mal nach dem Mädchen um zu drehen. Wenn die beiden doch nur wüssten, dass sie noch einige male aufeinander Treffen sollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)