Mondscheingeflüster von Anja-Nejem (Hyaku go yori isshō - SessInu (InuZest)) ================================================================================ Kapitel 1: seeing you --------------------- .:Chapter One:. seeing new   9 Jahre später   Kagome band sich das schwarze Haar zu einem Knoten und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne knallte in diesen Sommermonaten besonders stark auf sie nieder und sie alle sehnten sich nach ein paar Stunden Regen. Um sie herum betrieben die Dorfbewohner ihr übliche Arbeit, während sie Kräuter zubereitete und neue Bannzettel herstellte. Als Miko dieses Dorfes hatte sie nach all den Jahren eine gewisse Routine inne, die ihr die Arbeit sehr erleichterte.   Das Shikon no Tama hing um ihren Hals, unter ihrer Miko-Kluft – ein weiteres Dilemma wie damals mit InuYasha hatten sie dadurch vermeiden wollen. Außerdem konnte sie so schneller und vor allem, effektiver auf Angriffe reagieren. Sie trug ihren Köcher mit den Pfeilen und ihrem Bogen auf dem Rücken und um ihre Hüfte war ein dünnes Katana gebunden. Kouga hatte ihr den Gebrauch beigebracht und sie trainierten oft mehrere Stunden am Stück, damit sie darin nicht schwächelte.   „Kagome-chan!“, rief plötzlich jemand und sie blickte auf, blinzelte in die grellen Strahlen der Sonne. Sango kam zu ihr heran, auf dem Rücken trug sie ihre jüngste Tochter – Aiko – während an ihren Händen die siebenjährigen Zwillinge Sera und Sora hingen.   „Kagome-o-nee-chaan!“, jubelte Sora, sein schwarzes Haar lockte sich am Kopf und sprang, als er sich von seiner Mutter löste und der Miko in die Arme hüpfte. Kagome lachte, schlang die Arme um ihren kleinen Patensohn und knuddelte ihn durch. Sera war etwas schüchterne und ihre schulterlangen, glatten Haare in dem schönen kastanienbraun ihrer Mutter – sie wirkte wie ein schüchterner kleiner Engel. Trotzdem trat sie zu ihrer Patentante und ließ sich in den Arm nehmen, als Kagome ihre Hand nach ihr ausstreckte.   „Wie geht es mit den Kräutern voran?“, fragte Sango nach, löste das Tuch, in welchem Aiko eingewickelt war und wiegte ihre sechs Monate junge Tochter im Arm. Jene murmelte und schmatzte leise, schlief jedoch weiter, ließ sich von den Sonnenstrahlen nicht weiter stören.   „Gut. Ich werde aber später noch ein paar sammeln gehen müssen. Wo ist Miroku-sama?“ „Im Nachbardorf gibt es einen Youkai, der ausgetrieben werden soll. Er kümmert sich zusammen mit Kouga-san darum.“   Verstehend nickte Kagome. Das würde erklären, warum ihr Gefährte sie an diesem Morgen bereits in den frühen Morgenstunden allein gelassen hatte. Normalerweise wachten sie gemeinsam auf und ging zum Fluss, um sich frisch zu machen. Seit InuYasha verschwunden war, hatte er die Aufgabe des Beschützers übernommen.   Ihr Herz wurde schwer, als sie an den Hanyou denken musste. Von einem Tag auf den anderen, war er verschwunden. Am Abend hatten sie noch gemeinsam gegessen, am nächsten Morgen war er bereits nicht mehr aufzufinden. Einzig und allein ein Brief hatte sie als Gruppe davon abgehalten, nach ihm zu suchen.   »Kagome. Sango. Miroku. Shippou. Kirara. Ich kann nicht bei euch bleiben. Ich kann euch auch nicht sagen wieso. Ich hoffe das wir uns irgendwann wiedersehen und ihr mich dann vielleicht verstehen werdet. Es tut mir leid. Ich danke euch für alle die Jahre der Freundschaft und für all die Kämpfe, die wir zusammen ausgetragen haben. Ihr seid die besten Menschen und Youkais die ich jemals kennen lernen durfte. Danke für alles. InuYasha.«   Das war jetzt fast zehn Jahre her und oftmals waren Gerüchte am Laufen, das ein Hanyou mit roter Kleidung und einem riesigen Schwert in Dörfern für Ordnung sorgte. Doch immer, wenn sie dort angekommen waren, war von InuYasha keine Spur gewesen und sie hatten auch keine weiteren Hinweise zu ihm gefunden. Nicht mal Kouga, der eigentlich einen außergewöhnlichen Geruchssinn hatte.   Sie hatte ihren besten Freund verloren und kannte nicht einmal den Grund dafür.   ∞   Sesshoumaru unterdrückte ein genervtes Stöhnen, als er hinter Rin herging und dabei zusah, wie sie verschiedene Pflanzen untersuchte und diese gegeben falls pflückte. Bereits seit mehreren Stunden waren sie unterwegs, weil diese merkwürdige Miko aus dem Dorf neue Kräuter benötigte. Rin hatte sich ganz begeistert dafür ausgesprochen, diese zu pflücken und da sie bereits seit fünf Jahren in der Lehre von dieser Miko stand, hatte jene auch nichts dagegen gehabt.   Er war mitgekommen, denn seine Ziehtochter alleine durch einen Wald voller Wildtiere und herumstreunender Youkais zu lassen, kam für ihn nicht in Frage. Und diesem merkwürdigen Fuchs-Youkai traute er nicht genug, um ihn mit Rin allein zu lassen. Jaken war mit Ah-Uhn im Dorf geblieben, da sie bei diesem Vorhaben bloß stören würden.   „Sieh mal, Tou-san“, lachte Rin plötzlich, drehte sich zu ihm und zeigte ihm eine braune Wurzel. Sie war unförmig, hatte mehrere Knoten und grünes Moos. Er hatte keine Ahnung was das war oder wofür es gebraucht werden könnte, nickte jedoch und schenkte dem jungen Mädchen ein kleines Lächeln. Seit er sie vor sechs Jahren offiziell als seine Tochter anerkannt hatte, nannte sie ihn Tou-san und sorgte damit bei vielen Youkai eine Welle der Empörung aus.   Er hatte jede im Keim erstickt.   Rin war seine Tochter, egal was andere behaupten würden. Mit ihren siebzehn Jahren war sie zu einer wunderhübschen jungen Frau herangewachsen und Sesshoumaru hatte bereits mehr als einmal, potentielle Verehrer verjagen müssen. Für ihn, war niemand gut genug, um an ihrer Seite zu bleiben. Im Dorf, in dem Rin lebte, trauten sich die Jungs bereits gar nicht mehr in ihre Nähe, was sie amüsierte und ihren Ziehvater erfreute.   „Hast du genug?“, fragte er, als sie gerade eine zweite merkwürdig aussehende Wurzel aus dem Boden buddelte und in ihre Ledertasche stopfte. Nach einem prüfenden Blick nickte Rin, stand auf und lief die wenigen Meter die sie trennte auf ihn zu. Mit einem Strahlen hakte sie sich bei ihm ein und zusammen gingen sie zurück, während Sesshoumaru den Geräuschen des Waldes lauschte.   Seine Schritte waren lautlos auf dem Waldboden, während man die seiner Ziehtochter ganz genau hören konnte. Trotzdem traute sich kein Wesen in ihre Nähe, da sie die Stärke des Lords des Westens ganz genau spüren konnten. Die Sonne strahlte durch das dichte Blätterdach der Bäume, ließ Lichtpunkte über den Boden tanzen und während Rin begeistert zu den Baumwipfeln hochsah, fragte er sich, wie lange es her war, dass der Besitzer des Waldes verschwunden war.   Sesshoumaru war alles andere als dumm, ihm war bewusst, dass diese eine Nacht an Vollmond, etwas mit dem Verschwinden seines Halbbruders zu tun hatte. Sie waren sich in den neun Jahren nicht einmal begegnet und dass obwohl selbst er Gerüchte über einen Hanyou gehört hatte, der verfluchte Tempel vor Dämonen reinigte. Und obwohl er es niemals vor anderen zugeben würde, nach dieser Nacht, dachte er anders über InuYasha – und er hätte gerne herausgefunden, was das zwischen ihnen tatsächlich geworden wäre. Vielleicht hätte sich ihre distanzierte Beziehung geändert – er wusste nur nicht in welche Richtung und welche er bevorzugt hätte.   „Tou-san?“ „Hm?“ „Feiern wir wieder den Frühlingsbeginn im Schloss?“   Er senkte den Blick zu Rin, welche ihn anlächelte. Ihre braunen Augen funkelten dabei so wissend, dass es ihm fast Bauchschmerzen bereitet hätte, wenn er seine Gefühle nicht so gut unter Kontrolle hätte. Im Gegensatz zu den ehemaligen Reisegefährten seines Bruders, wusste Rin dass InuYasha genau am Frühlingsanfang geboren war und dass Sesshoumaru dieses Fest nur feierte, um ihn mit einzubeziehen. Etwas, was er natürlich niemals freiwillig zugeben würde.   „Ja.“ „Dann reisen wir bald ab“, stellte seine Ziehtochter fest und schien dabei richtig euphorisch. Leicht schmunzelte er, hob seine freie Hand und nahm eine lange Strähne des Mädchens zwischen seine Finger. Sie kicherte, als er zärtlich daran zog und sie dann gemeinsam das Dorf erreichten. Die Neuzeit-Miko sprach gerade mit einer älteren Dame, als sie sie entdeckte, sich mit einem Lächeln verabschiedete und auf sie zukam.   „Rin-chan! Sesshoumaru!“ „Kagome-nee-san!“, strahlte Rin, löste sich von ihrem Ziehvater und kam ihr entgegen. Sesshoumaru verdrehte leicht die Augen, wandte sich ab und ging zu einem der unzähligen Bäume, um sich im Schatten niederzulassen. Er überließ es seiner Tochter, InuYashas ehemalige Reisegefährten zu dem Fest einzuladen, so wie eigentlich jedes Jahr. Mit solchen Banalitäten gab er sich nicht ab.   ∞   „Kaa-chan!“   InuYasha grinste, als er die Höhle betrat und den erlegten Körper der Hirschkuh vor sich ablegte. Er war ohne Tessaiga auf die Jagd gegangen, welche in dem Felsboden der relativ großen Höhle steckte und diese mit einem Bannkreis schützte. Seine Hände hatte er an dem nahegelegenen Fluss gereinigt, nachdem er das Tier getötet hatte.   „Hast du noch geübt, Welpe?“, fragte er, trat an der ausgebrannten Feuerstelle vorbei und kniete sich neben einen kleinen Jungen, der ihm äußerlich fast bis aufs Haar glich. Der einzige Unterschied bestand, neben der Größe, an den Gesichtsmerkmalen. Sein Sohn hatte die charakteristischen hellvioletten Streifen auf den Wangen – jeweils einer – und einen dunkelblauen Sichelmond auf der Stirn, in dessen Mitte ein kleiner Punkt weilte.   „Jaa. Ich kann sie immer besser“, strahlte sein Welpe und kletterte auf seinen Schoß. InuYasha legte die Arme um die schmalen Hüften, rieb über seinen Rücken und schmiegte ihre Wangen aneinander. „Sehr gut, Marou. Ich bin stolz auf dich.“ Die kleinen Hundeohren flatterten freudig, als er seinen Sohn lobte.   „Wann reisen wir weiter, Kaa-chan?“, fragte Marou weiter, griff nach einer langen Strähne und spielte mit den Spitzen. InuYasha ließ es lächelnd zu, griff nach einem dünnen Kamm – eines der Geschenke, die er bekam, wenn er Dämonen aus Dörfer trieb – und brüstete das glatte Haar, vor ihm. Das war ihr kleines Ritual – Marou spielte mit seinem Haar, während er das Haar seines Sohnes von Ästen, Blättern und Knoten befreite.   „Morgen früh, kurz nach Sonnenaufgang“, sagte er schließlich leise, zupfte ein paar Strohhalme raus und fädelte einen besonders hartnäckigen Knoten auseinander. „Du bleibst in meiner Nähe, Marou.“   „Kaa-chan“, klagte Marou und starrte den Hanyou mit genervt funkelnden Augen an. InuYasha sah dadurch die enorme Ähnlichkeit zu sich selbst und unterdrückte ein Grinsen. „Ich kann schon sehr, sehr gut auf mich selbst aufpassen!“   „Ich weiß, mein Welpe“, säuselte er fast gemein, nahm eine dicke Strähne zwischen seine Finger und zog spielerisch daran. Marou quiekte und schlug empört nach seinen Händen, was InuYasha lachend zuließ, bis er sich auf seinen Welpen stürzte und ihn durchkitzelte. Ihr Lachen hallte in der Höhle wieder und lockte einen Schatten an, der sich einen halben Meter von den beiden Inus hinlegte.   „Shiroo~! Hilf miiir“, jaulte Marou und streckte die Arme hilfesuchend nach dem übergroßen weißen Wolfshund aus, der seine große, spitze Schnauze auf seine gekreuzten Pfoten abgelegt hatte. Sein rechtes Ohr zuckte zwar in ihre Richtung, doch sonst bewegte Shiro sich nicht weiter. „Verräter~“, knurrte der kleine Inu, quietschte im nächsten Moment jedoch wieder los, als InuYasha nach einem seiner Ohren schnappte und ihn durchkitzelte.   ∞   „In spätestens vierzehn Tagen sind wir wieder da, Kaede-obaa-san.“ „Mach dir keine Sorgen, Kagome, mein Kind. Ich schaffe es, das Dorf zu beschützen.“   Die alte Kaede lächelte gütig, während die Neuzeit-Miko ihre Hände umfasste und sie drückte. Sesshoumaru unterdrückte das Bedürfnis mit den Augen zu rollen, während er gegen einen Baum gelehnt dastand und das Szenario beobachtete. Er wusste das die alte Frau sowas wie eine Großmutter für die Hüterin des Shikon no Tamas geworden war. Und er wusste – zwangsläufig über seine Ziehtochter – das sie sich in letzter Zeit oft Sorgen machte, da das hohe Alter schon sehr stark an der alten Miko zerrte. Menschen waren nun mal sehr viel zerbrechlicher, als Youkai oder sogar Hanyous.   „Okay. Hol dir trotzdem Hilfe, sobald es zu schwer wird“, bat die merkwürdige Miko, umarmte Kaede und stieg dann auf den Rücken des Wolfes, welcher der alten Dame zunickte und seine Gefährtin festhielt. Sesshoumaru schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ungeduldig darauf, dass sie sich endlich auf den Weg machen konnten. Normalerweise wäre er bereits lange vor allen anderen verschwunden, jedoch beharrte Rin darauf, dass sie alle zusammengingen. So wie jedes Jahr.   Die Dämonenjägerin und ihr Mönchen saß bereits auf der großen Dämonenkatze, ihre drei Bälger ebenfalls darauf verstaut, während der kleine Fuchs-Youkai mit Rin zusammen auf Ah-Uhn thronte. Sesshoumaru konnte nicht behaupten, dass er darüber sonderlich glücklich war. Dieses Gruppen-Reisen lag ihm nicht – das er damals bereits mit Jaken und Rin durch die Wälder gestreift war, hatte manchmal Grenzen bei ihm überschritten.   „Wir gehen“, sagte er schließlich eisig, als er bemerkte wie die anderen sich noch weiter mit den alten Miko unterhielten. Er wollte zurück in sein Schloss. Ah-Uhn setzte sich in Bewegung und stieg schließlich in die Luft, als sein Herr mit einem Satz mehrere Meter in die Höhe schoss und dann weiterflog. Das merkwürdige Miko-Mädchen rief seinen Namen, den er jedoch wissentlich ignorierte, er wusste, dass sie ihm alle folgen würden. So wie immer.   Sie würden bei seinem Tempo bis in die Abendstunden brauchen, um sein Schloss zu erreichen, wenn sie jedoch Rast einlegen müssten – wegen dem Wolf oder der Katze, die mehr Gewicht trug, als normalerweise – bräuchten sie wohl bis zum Mittag des nächsten Tages. Das passte ihm nicht, doch er hielt sich zurück – Rin zuliebe.   „Werden wieder viele Youkai dabei sein?“, fragte die Miko – deren Namen er zwar kannte, jedoch ungern benutzte, selbst nach fast zwölf Jahren, die sie einander schon kannten – ihn, als der Wolf einen günstigen Moment abpasst und sich auf den Hintern von Ah-Uhn hockte. Sein Drache bemerkte das Gewicht kaum, während er sich von Rin streicheln ließ und dabei sowohl den rechten als auch linken Kopf in ihre Richtung drehte.   „Ja.“ „Auch all diese weiblichen Youkai, die immer versuchen deine Gunst zu erschmeicheln.“ „Hm.“ „Du bist das nicht leid?“   Sesshoumaru warf der Miko einen Seitenblick zu, der kälter kaum sein könnte, was sie jedoch bloß zum Grinsen brachte. „Du bist es leid“, stellte sie fest, legte ihr Kinn auf der Schulter Wolfes ab und schwieg dann. Darauf sagte er nichts, starrte wieder gerade aus und flog einfach weiter. Die Stille war genau das, was er bevorzugte und er genoss, dass alle still waren und sie den Weg so schnell es ihnen möglich war, hinter sich zu bringen.   ∞   Marou lief vorne weg und sprang immer wieder auf Felsbrocken, die größer als er selbst waren. Er war flink auf den Beinen und konnte Flick-Flacks springen und ein Rad schlagen. Auf seinem Rücken trug er die Scheide und das Schwert Tessaiga selbst, welches ihn beschützen sollte. Selbst die Bannkette, die einst InuYasha getragen hatte, mit welcher Kagome ihn immer zu Boden geschickt hatte, zierte den Hals des kleinen Welpen.   All diese Dinge waren zu Marous Schutz, welche InuYasha mehrere Reißzähne gekostet hatten. Alleine zwei, um die Bannkette in eine Schutzkette umzuwandeln, damit sie ihm erstens; abgenommen werden konnte und zweitens; für seinen Sohn umgewandelt werden konnte. Zwei weitere hatte er für Tessaiga und dessen Scheide benutzt, um die Schilde zu verstärken, welche Marou schützen sollten.   „Er ist so wild“, seufze InuYasha und warf einen Seitenblick zu Shiro, welcher neben ihm her trottete und den Kopf leicht gesenkt hielt. Wenn der Wolfshund aufrecht lief, war er so groß wie der Hanyou, selbst jetzt reichte er ihm fast bis zu den Schultern. Er hatte ebenso goldene Augen wie InuYasha und seine Zähne waren groß und unglaublich scharf.   Ein Jahr nach seiner Flucht vor seinen Freunden, hatte er Shiro in einer Schlucht gefunden, welchen er zusammen mit Marou hatte überqueren – jener war zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Monate jung gewesen. Shiro hatte Bisswunden, ein gebrochenes Hinterbein und mehrere ausgerissene Stellen am gesamten Körper gehabt. Er hatte sich mit anderen Hunde- und Wolfs-Youkai angelegt, die ihn nicht als vollwertig angesehen hatten.   Seine Mutter war ein Wolfs-Youkai, während sein Vater ein Hunde-Youkai gewesen war – InuYasha hatte eine tiefe Verbundenheit zu ihm gefühlt. Er hatte ihn eingesammelt, ihn versorgt und sich um ihn gekümmert. Es hatte ein halbes Jahr gedauert, bis Shiro wieder vollständig geheilt war und obwohl der Hanyou ihn hatte freilassen wollen, war der Wolfshund geblieben und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl InuYasha als auch Marou zu beschützen.   Um ihre Verbundenheit zu signalisieren, hatte InuYasha ihm ein rotes Dreieckstuch um den Hals gebunden, welches ebenfalls aus dem Fell der Feuerratte war und passte farblich perfekt zu ihm. Shiro beschützte dieses Tuch fast genauso intensiv, wie er seine beiden Schützlinge bewachte. Oft ritt Marou auf dem großen, breiten Rücken, doch es gab Tage wie heute, in denen der kleine Welpe lieber über die Wiesen hüpfte und alles erkundete, was er zu fassen bekam.   InuYasha wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte.   Neugier war gut. Aber sie konnte ebenso tödlich enden und das war das allerletzte war er wollte. Eher würde er sich selbst filetieren, als zuzulassen das seinem Sohn etwas geschah. Andererseits fand InuYasha es entzückend, dabei zuzusehen, wie Marou neue Dinge entdeckte, vor herauskriechenden Schlangen quiekend davoneilte, nur um sich hinter dem Hanyou zu verstecken.   Das waren die Moment, die er am meisten liebte. Neben den Zärtlichkeiten die sie so oft es ihm möglich war ausübten. Er hatte nur wenig mit seiner Mutter kuscheln können, als er klein war und danach war ihm so gut wie keine Liebe geschenkt worden. Das alles wollte er seinem Sohn ersparen, indem er ihm eine so unbeschwerte Kindheit ermöglichte, wie er nur konnte.   „Denkst du er kommt, wenn ich ihn rufe?“ Shiro schnaubte, drehte den Kopf und rieb seine Wange an InuYashas Schulter. Er lächelte und kraulte die lange Schnauze, zwischen den Augen hoch, zu einem der breiten, großen Hundeohren, welche in seine Richtung zuckten. Marou hockte gerade auf einem Felsen, an welchem sie vorbeigingen und sprang mit einem Satz auf den Rücken des Wolfhundes. Shiro knurrte zwar überrascht auf, doch er schnappte bloß spielerisch nach hinten und schüttelte sich leicht, was den Welpen zum Kichern brachte.   InuYasha lächelte und ging weiter. Er fand es gut es so, wie es jetzt war – auch wenn es Momente gab, an denen er sich etwas Anderes wünschte. Etwas, von dem er wusste, dass er es niemals bekommen würde. Nie.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)