Flammender Regen von ZockerCat ================================================================================ Kapitel 1: Flammender Regen --------------------------- Furcht vor dem, was folgt. Stein erzittert in Angst, Grauen vor dem, was ihn erwartet. Er knurrt so laut. So verzweifelt. Graue Flocken wirbeln umher, berühren ihn sanft, als wollten sie ihn trösten. Scheinheilig unschuldig. Asche und Staub. Bedecken ihn wie ein fein gewebtes Leichentuch. Zu seicht, zu kalt, zu lieblos. Wir sind hier. Wir, die wir am Fuße des Berges stehen, Schutz suchen im Schatten seiner Fülle, seiner unumstößlichen Gewalt, die nun klein erscheint. Unbedeutend. Wir, die wir nicht leiden wollen und zittern mit der Erde. Und weinen aus Angst. Wir, die wir nicht sehen wollen, verstehen, nur sein. Nicht sicher, nicht gewiss, was wird. Glühende Sterne, so anmutig wie grausam. Stürzen in unstillbarem Hass. Gieren nach Zerstörung, Verwüstung. Brennender Hagel zerschlägt das Land, zertrümmert unsere Stadt. Flammen verschlingen was wir brauchen, kennen. Liebten. Der Stein brüllt an gegen die Wutschreie des niederprasselnden Feuers. Wir verbleiben. Nicht mehr lang. Wir müssen stehen. Wir müssen leben und sehen bis zum Schluss. Und ich sehe meinen Bruder, die Augen weit und blind vor Entsetzen. Ich sehe meinen Vater, längst vergangen in sich selbst. Und ertrunken in Wahn. Ich sehe, was ich liebte und ich erkenne nichts. So unwirklich. So falsch. Tanzende Flammen ziehen ihre Schneisen. Rostrotes Licht frisst sich durch Wälder, durch Häuser. Durch jene, die verblieben sind. Bedrohlich fauchend. Unzähmbar. Kennt keine Scheu. Kennt keine Gnade bis sein glutheißer Atem alles in sich aufgesogen hat. Gierig. Unersättlich. Grollen und Knistern, immerfort. Wir fürchten. Ohne Verstand. Wir weinen. Ohne Tränen, denn die Hitze versengt unsere Glieder und trocknet unsere Körper. Restlos. Gnadenlos. Fühlen wir noch? Beten wir noch? Wir sind hier. Doch wir wissen es nicht, noch können wir verstehen. Wir sehen nur, hören. Spüren, was wir nicht erfassen werden. Glauben nicht. Weiße Schleier durchziehen die Trümmer, durchleuchtet von den fallenden Flammen und dem rasenden Feuer. Trügerisch langsam. So unvermutet schwer. Begraben uns unter sich gleich einer samtenen Wand von undurchdringlichem Grau. Rauben uns den Atem. Rauben uns die Sinne. Betäubend. Verstörend. Quälend. Wir keuchen, röcheln. Wir schreien. Schreien mit der Erde und schreien mit dem Feuer. Gegen den Rauch, der unsere Stimmen nimmt. Gegen den Berg in unserem Rücken, der uns nicht retten konnte. Schreien für unsere Stadt, für unsere Brüder. Schreien mit Schmerz und Verzweiflung und dem Wissen um das Ende. Das Feuer reckt sich weit hinaus, erstreckt sich, wohin es will. Ungebrochen und grenzenlos. Der Rauch räkelt sich in der sengenden Hitze, windet sich fort von den sprühenden Funken, höher und weiter gen Himmel. Stetig glühend im Flammenregen. Nimmt ihm die Sterne und die unendliche Schwärze. Bedeckt ihn mit der schmutzig weißen Gischt aus Angst und Brand. Und das Schweigen wird zurückkehren. Die Winde werden wehen und die hellen Schlieren verteilen und verwischen. Der Berg wird verbleiben, unverrückbar seit jeher. Die Erde wird ruhen. Schwarze Ruinen tragen das Siegel ihrer Trostlosigkeit und ihrer zahllosen Wunden. Sind sie alle gefallen, die Sterne? Wird ihr Licht verweilen, wenn das Feuer erstirbt? Oder wird die Dunkelheit ihre sanften Kleider um den geschundenen Stein betten und ihn zu sich nehmen? Wie sie uns nahm... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)