Wo dich dein Leben hinführt von tatosensei ================================================================================ Prolog: Motive -------------- „Das ist der Deal, Gardner, entweder du bist einverstanden, oder nicht.“ Seto Kaiba schien wieder alles im Griff zu haben, die Situation, den Deal, alles was um ihn herum war. Dafür war die junge Frau gegenüber ihm alles andere als ruhig und gelassen. Sie war sichtlich nervös, da sie nun eine Entscheidung zu treffen hatte, die ihr ganzes Leben verändern würde. Der Vorschlag, der ihr gemacht wurde, war nicht sehr schlecht, denn sonst hätte sie ohne zu zögern abgelehnt. Der war auch nicht sehr gut, da sonst kein Raum wäre für Zurückhaltung. Er war einer der Vorschläge die offen waren, in der Frage, ob sie es Wert waren angenommen oder abgelehnt zu werden, in der Frage, was passieren würde, würde man einer der beiden Alternativen wählen. Tea Gardner hatte keine Zeit mehr zu überlegen. Sie hatte schon zwei Wochen Zeit zum Überlegen gehabt, als der CEO von Kaiba Corp ihr den Vorschlag gemacht hatte. Was anfing als ein kleines Gespräch und eine kleine Bitte ihrerseits gegenüber dem reichsten Menschen in ihrem Land, endete als eine sehr verwirrende Angelegenheit. Sie saßen an jenem Nachmittag in diesem kleinen Café, den er als Treffpunkt ausgesucht hatte und wo es angeblich den besten Kaffee in der Stadt gab. Er müsste es ja wissen, er konsumierte literweise von dem braunen Getränkt. Das Café schien sehr gemütlich zu sein. Warmes, nicht zu starkes Licht umspielte den braun-beigen Raum, der so toll nach frisch gemahlenem Kaffee roch. Sie saßen an einem kleinen Tisch, vor ihnen jeweils ein doppelter Espresso, was zu ihm gehörte, und vor ihr ein Latte Macchiato, gerade gut genug, um in dieser Nacht noch friedlich einschlafen zu können ohne einen Koffeinschock zu bekommen. Sie hatte ihn um einen Gefallen gebeten. Nach so vielen Jahren, in denen sie sich nicht gesehen, geschweige denn gesprochen hatten, kam sie an mit einer Bitte. Es ging um die kleine Tanzschule, die sie vor einem Jahr mit zwei weiteren Freunden gegründet hatten. Ihren Traum, eine erfolgreiche Tänzerin zu werden, hatte sie niemals aufgegeben. Der Unterschied allerdings zwischen einem Teenager und einem Erwachsenen war, dass man als Erwachsener auf Wünsche und Träume mit mehr Realismus schaut, als ein verträumter Teenager, der glaubt mit Wille und Hoffnung das Unmögliche möglich zu machen. So war es auch bei Tea Gardner. Sie war talentiert, dass wussten nicht nur sie und ihre Freunde, sondern auch die Tanzlehrer in New York, als sie die Aufnahmeprüfung ablegte und einen Platz bei Julliard bekam. Trotz Teilstipendium, den ihr die Schule bewilligte, war es für sie einfach nicht möglich in New York zu studieren, zu leben und den Rest des Studienbeitrags zu finanzieren. Sie hatte es dennoch versucht. Ein Jahr lang voller harter Arbeit. Von Tanzschule zum Kellnern, vom Kellnern zum Trainieren am Nachmittag und zum Babysitten am Abend. Ein ganzes Jahr lang, sieben Tage die Woche, fast 12 Stunden am Tag nur am Rotieren. Bis sie am Ende vor Erschöpfung aufgab und nach Domino zurückkehrte. Sie bereute die Entscheidung nicht. Aus ihr wurde zwar keine weltberühmte Tänzerin, wie sie mal geträumt hatte, aber sie studierte ihr Tanz zu Ende und machte vor einem Jahr eine kleine Tanzschule auf. Die Tanzschule wurde zu ihrer neuen Leidenschaft neben dem Tanzen am National Theater of Domino, wo sie als Balletttänzerin ebenfalls engagiert war. Das zweite brachte ihr mehr oder weniger Ruhm und Geld, das erstere Genugtuung und das Gefühl etwas Gutes für die Welt zu tun. Sie gründete die Schule mit dem Zweck, so viele Kinder wie möglich näher an die Kunst des Tanzens zu bringen, sie zu motivieren und künstlerisch zu bilden. Die Schule war für die kleinen Kinder geschaffen, die, wie sie auch, träumten eine hübsche Ballerina zu werden und irgendwann mal die Weltbühnen zu erobern. Aber vor allem war die Schule dafür da, um Kinder, die weniger privilegiert waren, genauso gute Perspektiven zu ermöglichen, wie bei betuchten Familien. Und Spaß zu haben. Aus dem Alltag zu fliehen, wo es den Kindern nicht gut ging, wo die Kinder schon im jungen Alter mitbekommen mussten, was finanzielle Engpässe bei den Eltern waren, was es bedeutete nicht viel zu besitzen, geschweige denn sich Tanzstunden zu leisten. Die Tanzschule war dafür da den Kindern diese Sorgen zu nehmen. Sie war da um genau die aufzufangen, die längst von ihren Eltern vernachlässigt, von der Gesellschaft aufgegeben und von ihren Träumen verlassen wurden. All diese Gedanken kreisten in ihrem Kopf, als sie in Seto Kaibas wartenden Augen schaute. Sie hatte sich in den letzten zwei Wochen nicht entscheiden können, also ließ sie es darauf ankommen, auf ihr Bauchgefühl, bei ihm im Büro. Als er damals den Vorschlag machte, glaubte sie erst mal ihren Ohren nicht, sie war schockiert und desillusioniert. Dann verstand sie allmählich auch seine Motive. Er war nun mal ein Businessman, für ihn drehte sich die Welt um Geben und Nehmen, Angebot und Nachfrage. Er bot ihr was an, sie müsste dafür was leisten. Anders konnte auch nicht sein. Es handelte sich schließlich um Seto Kaiba, den sie während ihrer Jugend nur zu gut kennenlernen konnte. Schon damals hatte er einen ausgeprägten Charakter. Standhaftigkeit, Ehrgeiz, Arroganz waren einige seiner Charakterzüge. Kein Wunder, wenn einem das Leben zwang mit zehn in einem Kinderheim zu landen, im Alter von vierzehn Jahren erwachsen zu werden, eine Firma zu leiten und einen vierjährigen Bruder zu erziehen. Nein, Seto Kaiba hatte es nicht leicht. Und weil er mit sechzehn schon erwachsen war, hatte sich in dem heutigen vierundzwanzigjährigen Seto Kaiba innerlich nicht viel verändert. Äußerlich war er vom Jugendlichen zum Mann geworden. Genauso groß, aber mit breiterem und festerem Oberkörper, markanteren Gesichtszügen und einem noch ersterem Blick. Er war eine Augenweide und deshalb auch einer der beliebtesten Single-Männer auf dem Single-Markt, wie es die Boulevardzeitungen behaupteten. In der Vergangenheit schien er auch einige Partnerinnen aus der Model-Klasse in seinem Leben zu haben, nur waren diese Affären entweder zu kurz oder zu gut geheim gehalten, sodass die Presse nur dann Wind von der Sache bekam, als es schon zu spät war. Und obwohl er, Seto Kaiba, sich von alldem raushalten wollte, bekam er einen Frauenheld-Stempel statuiert. Genau dieser Seto Kaiba saß nun ihr gegenüber, Tea Gardner, Cheerleaderin von der Yugi-Gang, die ewige Verfechterin von der Kraft der Freundschaft, von Herz der Karten, die so unscheinbar umherirrte, als sich Kaiba und Yugi duellierten. Diejenige, die nun auf seinen Vorschlag entweder positiv oder negativ antworten würde. „Ich nehme dein Angebot an, Kaiba“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)