The story of happiness von Black-Starshine (Manchmal muss man sein Glück selbst suchen, um es zu finden.) ================================================================================ Kapitel 11: Mit dir an meiner Seite ----------------------------------- Immer und immer wieder tippte er auf die Tasten seines Laptops und versuchte eine Verbindung zur Digiwelt aufzubauen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, musste er resignierend seinem eigenen Scheitern entgegenblicken. Er versuchte alles – doch nichts klappte. Die gesamte Nacht saß er daran, eine Möglichkeit zu finden, Kontakt zu Gennai oder zu anderen in der Digiwelt zu bekommen. Doch es schien, als sei die Digiwelt gar nicht mehr existent, ein Traum, aus dem sie zu erwachen drohten. Allerdings widerlegte sein Blick zu Tentomon seine abdrusen Gedanken. „Das ist doch wirklich nicht zu fassen…“, murmelte er miesmutig. Sein Blick richtete sich auf seinen Monitor, während seine Pupillen den Mauszeiger verfolgten. Die Nacht hatte er durchgemacht, um eine Lösung für das Problem zu finden. Doch er kam nicht durch. Es tat ihn leid für Tentomon und die anderen Digimon, noch nicht mal eine Kontaktaufnahme ermöglichen zu können. Auch die Digivices oder die D-Terminals der jüngeren Generation konnte er erreichen. Es war wirklich zum Haare raufen.   Seufzend lehnte er mit der Stirn auf der Tischplatte. Er wand seinen Kopf zur Seite und sah zu einer kleinen Dose, welche die kleinen Kugeln beherbergte. Es waren jene Kugeln, die aus den Digivices von Sora und Yamato gesprungen waren. Ob das die Essenz der Digivices war? Koushiros Hand wanderte in seine Hosentasche, wo er sein Digivice herausholte. Nachdenklich starrte er es an. Palmon hatte eine komplett neue Digitation vollbracht. Konnten das auch die anderen Digimon? Seit Jahren blieb es ihnen verwehrt, ihren Digimon auf das Ultralevel zu verhelfen. Einfach, weil sie die Kraft der Wappen in der Vergangenheit geopfert hatten, um ein Digimon der vier heiligen Souveränen zu beschwören. Nun hatte sich das Wappen der Aufrichtigkeit mit dem Wappen des Mutes verbunden. Leise knurrte Koushiro. Es gefiel ihm nicht, dass Taichi eine solche Verbindung zu seiner besten Freundin hatte. Er schloss die Augen und dachte über die Vergangenheit nach.   „Wie? Du bist verliebt?“, erschrocken sah Koushiro zu der Jüngeren. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Blick ging verlegen zur Seite. Sie nickte. Sein eigenes Herz schlug ihm bis zum Hals. Seit Jahren war er in sie verliebt – hatte sein Herz an sie verloren. Doch bis dato hatte er sich nicht getraut, ihr die Wahrheit zu sagen. Die Angst war zu groß, sie als seine beste Freundin zu verlieren. Doch wenn er daran dachte, dass sie in einen anderen verliebt war, wurde der Schmerz in seiner Brust immer präsenter. „In wen?“, bekam er daher nur atemlos über die Lippen.   Wie immer, wenn sie nervös war, spielte Mimi mit einer ihrer Locken und zwirbelte damit herum. Sie konnte seinem Blick kaum standhalten, sah immer wieder unschlüssig in sein Gesicht, nur um wenige Augenblicke später wieder wegzuschauen. „T-Taichi…“, flüsterte sie schüchtern. Koushiros Augen weiteten sich. „Taichi?“, rief es aus ihm raus und Mimi zuckte zusammen. „Yagami, Taichi?!“, fragte er fassungslos und wirkte dabei verärgert. Mimi sah ihn wieder verunsichert an. „I-Ist das schlimm?“, fragte sie unschuldig. Der Rothaarige besann sich zur Ruhe. Natürlich war das schlimm! Warum Taichi und nicht er? Was war so besonders an Taichi? Er war einer von zweiundzwanzig Idioten, die einem Ball hinterherjagten, immer blind durch die Wand stürmte und keine Rücksicht auf Verluste nahm. Er dachte nicht nach, bevor er sprach oder handelte, sondern stürmte immer vor, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Dabei war er auch noch unsensibel und neckte Mimi jedes Mal. „W-Warum…? Ich meine…wie…wie kommt das?“, fragte der Rothaarige überfordert. „Ich…Ich weiß nicht…Es ist einfach so passiert? Meinst du, ich hätte Chancen?!“, fragte sie euphorisch. Koushiros Augen weiteten sich immer mehr. Bemerkte sie denn nicht, wie sehr ihn diese Information aus der Bahn warf? Innerlich schüttelte er den Kopf. Natürlich bemerkte sie es nicht. Sie war zu naiv und zu sehr von ihren eigenen Gefühlen übermannt, als dass sie es bemerkte. Schmerzlich biss er sich auf die Innenseite seiner Wange. „Aber Taichi und du… ihr streitet doch immer…“, murmelte er und ballte seine Hände zu Fäusten. Mimi kratzte sich die Wange. „Ja… Und er ist ein ziemlicher Idiot… Aber irgendwie…naja… ich kann es dir nicht erklären…“, wieder sah sie ihn an, mit diesen strahlenden, goldbraunen Augen, „kennst du das, wenn du jemanden siehst und dir das Herz bis zum Anschlag klopft? In letzter Zeit bekomm ich kaum ein Wort mehr raus, wenn ich mit ihm unterwegs bin…“ In Koushiros Innerem schrie alles. Natürlich kannte er dieses Gefühl. Das Gefühl, welches ihm nachts den Schlaf raubte und ihn nicht mehr klar denken ließ. Warum bemerkte sie denn nicht, dass es er war, der hier saß und für sie da war?   „Glaubst du, er könnte genauso empfinden?“, fragte sie dann unsicher und kam zurück zum Spielen mit ihrer Haarsträhne. Koushiro besann sich wieder einmal mehr innerlich zur Ruhe. Sie war ihm zu wichtig, als dass er seinen Gefühlen gestatten würde, auszubrechen und ihr zu offenbaren, was er empfand. „Ich weiß es nicht. Aber du bist sonst doch auch immer offen mit deinen Gefühlen und stehst dazu. Geh‘ zu ihm und gesteh‘ ihm deine Gefühle. Mehr als ‚nein‘ sagen kann er nicht!“ Mimi stemmte ihre Hände in die Hüften. „Das klingt, als wäre es nichts, abgewiesen zu werden! Ich will nicht, dass er mir eine Abfuhr gibt!“, erwiderte sie aufgebracht. Ihr Blick wandelte sich in einen Flehenden. „Kannst du nicht mit ihm sprechen? So aushorchen, ob es da ein Mädchen gibt, dass ihm gefällt?“, fragte sie unsicher. „Hast du schon mit Sora-chan darüber gesprochen?“, fragte der Ältere, anstatt ihr eine Antwort auf ihre Frage zu geben. „Nein… Nach meinem Urlaub in Hawaii hab‘ ich sie noch gar nicht gesehen. Aber stimmt… Ich könnte sie fragen…“, erwiderte Mimi und sah nachdenklich nach oben.   Noch gut konnte sich der Rothaarige daran erinnern, wie ihn das Gespräch mitgenommen hatte. Bis heute hatte sich an seinen Gefühlen nichts verändert. Trotz der Entfernung, welche die gesamte Zeit zwischen ihnen gelegen war. Auch ihn hatte es aus heiterem Himmel getroffen, dass ihre Mutter plötzlich verstarb. Wie gern wäre er zu dieser Seite an Mimis Seite gestanden und für sie dagewesen. Doch sie entschloss selbst, diesen Kampf allein zu bestreiten.   Autoamtsich wanderten seine Finger zu den kleinen Kugeln und strichen über die glatte Oberfläche. Erneut wurden sie von starken Feinden bedroht. Er bekam ihren apathischen Blick nicht aus dem Kopf. Lilithmon hatte ihr etwas eingeflüstert und Mimi schien darauf anzuspringen. Noch immer konnte er es nicht glauben. Dabei war die Tachikawa einer der stärksten Menschen, den er kannte. Doch sie wirkte mittlerweile weitaus zerbrechlicher als je zuvor. Und er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte, blockte sie doch alles ab. Erst heute früh hatte er ihr eine Nachricht geschrieben, ob sie mit ihm Eis essen gehen wollte. Doch bis dato hatte er noch keine Antwort. Irgendwie zweifelte er auch an, dass er eine bekommen würde. Etwas stimmte nicht, das war ihm klar. Aber wie konnte er ihr nur helfen?   Innerlich hatte er gehofft, wenigstens ein bisschen zu helfen, indem er eine Verbindung zur Digiwelt herstellte. Doch nicht mal das gelang dem Computergenie. Tzz…. Computergenie. Ein zynisches Lächeln schlich sich über seine Lippen. Er war zu gar nichts zu gebrauchen. Schließlich war er nicht Taichi, der sich mit vollem Elan in den Kampf stürzte und unüberlegt alles tat, um seine Freunde und Lieben zu beschützen. Aber er würde alles tun, um Mimi zu schützen. Auch wenn er nicht Taichi war, gab es noch andere Möglichkeiten, um ihr zu helfen. Er wollte für sie da sein und sich nicht weiter abblocken lassen. Wieder seinen Kopf anhebend fixierte er die beiden kleinen Kugeln. Der Izumi war sich sicher, dass sie eine Bedeutung hatten. Er schob seinen Schreibtischstuhl nach hinten und stand auf. Einige Schritte ging er zu seinem Regal neben dem Schreibtisch und sah, in zwei Döschen, die Überreste der Digivices an. „Liebe und Freundschaft…“, flüsterte er.   Während er die Überreste der Digivice betrachtete, bemerkte er gar nicht, dass sein Handy klingelte. Stattdessen übernahm das Drangehen sein Digimon, welches mit seinen Klauen nur schwerlich den Hörer betätigen konnte. „Ja, hallo?“, fragte das Digimon in den Hörer. „Tentomon! Hier ist Palmon! Ist Izzy zu Hause?!“, panisch klang die Stimme von Mimis Digimonpartner aus dem Hörer. „Körperlich ja. Aber ich glaube, sein Geist befindet sich in seiner anderen Hemisphäre!“, antwortete Tentomon, ohne groß darüber nachzudenken. „Bitte Tentomon“, flehend wirkte die Stimme des Pflanzendigimon, „Mimi geht es total schlecht und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann! Könnt ihr bitte vorbeikommen?!“ Ohne große Umschweife sah Tentomon zu seinem Partner. „Koushiro-kun! Mimi geht es nicht gut! Wir müssen zu ihr!“, sagte das Digimon und flatterte zu seinem Partner. Koushiro schreckte augenblicklich hoch und sah verwirrt zu Tentomon. „Wie, Mimi geht es nicht gut?“, verständnislos blickte er zu dem Insektendigimon, dann jedoch zu seinem Handy. Sofort nahm er sich dieses und legte es an sein Ohr. „Mimi?!“, fragte er besorgt, doch er hörte nur das Schluchzen von Palmon. „Mimi-chan hat sich im Badezimmer eingeschlossen und kommt seit fast einer Stunde nicht mehr raus. Sie reagiert nicht auf mich. Bitte kommt schnell!“, jammerte das Digimon verzweifelt. Koushiro ergriff die Panik. „Wir sind gleich da!“   Es dauerte keine drei Minuten, da hatte sich Koushiro ein frisches Hemd und seine Schuhe angezogen, sein Digivice gepackt und war aus der Wohnung gerannt. Ohne große Umschweife schlug er die Richtung zu Mimi ein, während Tentomon ihm folgte. Mimi hatte sich im Badezimmer eingeschlossen? Verbunden mit der Tatsache, dass sie diejenige war, die das Digimon der Völlerei gerufen hatte, konnte das nur Eines bedeuten. Aber er hoffte, hoffte darauf, dass dem nicht so war. Innerlich schaltete sich jedoch wieder sein rationales Denken ein. Was sollte es denn sonst sein? Warum sollte sie sich sonst im Badezimmer einschließen. Warum sollte sie sonst so stark die letzten Wochen abgenommen haben? Wie hatte er nur so dumm sein können? Die Zeichen ignorierend, hatte er die gesamte Zeit gehofft, dass es ihr gut ging. Aber es war ein Trugschluss. Niemanden ging es gut, wenn ein geliebter Mensch ging. Er kannte sie doch! Er wusste doch, dass sie sich mit ihrer Mutter verbunden gefühlt hatte, dass sie diese abgöttisch liebte. Nun war ihr Vater auch weg! Wie konnte er nur eine Sekunde glauben, dass sie das schon alleine schaffen würde?!   Während er rannte, wurde er wütend und Verzweiflung machte sich mehr in ihr breit. Er war so egoistisch. Dabei hatte er beschlossen, immer für sie da zu sein. Alles was er tat, war sich auf die Hoffnung zu konzentrieren, die Digiwelt zu erreichen. Dabei hatte er vollkommen außer Acht gelassen, was mit seiner besten Freundin war!   Keuchend kam er bei der Jüngeren an und betätigte die Klingel. Gleich darauf öffnete Palmon die Türe. Anstatt den Fahrstuhl zu nehmen, stürmte der Rothaarige die Treppen nach oben und kam nach nur wenigen Sekunden bei Mimis Wohnung an. Palmon sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Endlich bist du da…“, schluchze das Digimon und führte den Rothaarigen durch die Wohnung. Seine Augen weiteten sich, als er die ganzen aufgerissenen Packungen Brot, Chips und anderer Süßigkeiten erkannte. War er dafür überhaupt gewappnet?   Bei der Toilette angekommen, schluckte er zweimal hart. „Mimi?!“, rief er und klopfte dabei an die Türe. Ein Klackern war aus dem Badezimmer zu hören. Sie betätigte die Spülung und schien etwas am Waschbecken zu machen. Wieder klopfte der Ältere an die Türe. „Mach bitte die Türe auf!“, mahnte er. „G-Gleich!“, rief sie. Am Klang ihrer Stimme hörte er, dass sie sich wohl die Zähne putzte. Als sich wenige Minuten später die Türe öffnete, sah sie ihn auf zittrigen Knien an. „Koushiro-kun…W-Was machst du hier?“, fragte sie verunsichert und klammerte sich an den Türrahmen. In ihren Augen standen noch immer die Tränen und ihre Wimperntusche war verschmiert. Schluchzend warf sich Palmon an die Tachikawa. Etwas, womit die Braunhaarige wohl nicht rechnete. Denn sie drohte nach hinten zu stürzen. Koushiro reagierte direkt, streckte seinen Arm nach ihrem Handgelenk aus und bekam sie zu packen. Er zog sie direkt an seine Brust und schlang seine Arme um ihren zierlichen Körper. Nun spürte er noch deutlicher, wie sehr sie zitterte. „Was machst du nur?“, fragte er sie ruhig und legte eine Hand auf ihren Hinterkopf. Die anfänglichen Versuche, sich wieder von ihm zu lösen, scheiterten und gaben nach nur wenigen Sekunden auf. Mimis Beine knickten ein und zusammen mit ihrem besten Freund sank sie zu Boden.   „Was machst du hier?“, flüsterte sie an seine Brust. An dieser bemerkte er, wie sich ihre Finger in seinem Shirt verhakten. „Palmon hat mich angerufen…“, erwiderte er ruhig, „warum machst du das?“, fragte er und sah durch die geöffnete Türe ins Badezimmer. „Ich mache nichts…“, log sie – und das noch ziemlich schlecht. „Hör auf mich anzulügen!“, erwiderte er streng. Die junge Frau drückte sich mehr an ihn. „Es…Es überkommt mich einfach…“, flüsterte sie. Tentomon führte Palmon ins Wohnzimmer, um die beiden jungen Leute alleine zu lassen. „Immer…immer, wenn ich traurig bin oder mich einsam fühle…“, flüsterte sie. Es brach dem Izumi das Herz, sie so zu hören oder zu sehen. Die Verzweiflung in ihrer Stimme. Das Beben ihres Körpers. Das deutliche Herausfühlen ihrer Wirbelsäule. Sie hatte mehr abgenommen als zuvor gesehen. „Warum hast du mich nicht einfach angerufen?“, fragte er. Auch ihm stiegen Tränen in die Augen, als er diese Frage stellte. „Ich wollte nicht…ich wollte dich damit nicht belasten… Du hast doch so viel wegen den Digivices und wegen der Digiwelt um die Ohren…“ Ein Schluchzen entrann ihrer Kehle. Koushiro biss sich auf die rechte Seite seiner Unterlippe. „Und was ist mit Sora-chan?“, hörte er sich fragen. Ein zynisch klingendes Lachen war zu hören. „Tzz… Sora-chan ist doch rund um die Uhr mit Yamato beschäftigt. Außerdem gibt es Wichtigeres…“, hauchte sie heißer. Koushiro streichelte über ihren Hinterkopf, bevor er ihre Haare zu greifen bekam. Prompt überkam ihn Wut und er löste die Umarmung. Seine Hände drückten sich an ihren Oberkörper. Durch den Schreck schrie Mimi einen Moment auf, konnte aber nicht so schnell reagieren, so dass sie sich nur wenige Augenblicke später auf den Fußboden gedrückt fühlte und in die schmerzerfüllten Augen von Koushiro blickte. Ihre eigenen Augen weiteten sich bei diesem Ausdruck in seinem Blick. „Hör auf damit…“, flüsterte er. Sie erkannte, wie eine Träne sich den Weg durch seine Augen in ihr eigenes Gesicht suchte. „Hör auf, mich aus deinem Leben auszuschließen. Bin ich nicht mehr dein bester Freund?“, fragte er sie vorwurfsvoll. Einen Moment setzte ihr Herzschlag aus und ihr Magen kribbelte nervös. Nun trieben sich auch Tränen in ihre Augen. „Natürlich bist du mein bester Freund!“, erwiderte sie traurig, „Aber…“ „Nichts aber!“, unterbrach er sie, „als dein bester Freund, bin ich immer für dich da. Für dich würde ich alles stehen und liegen lassen. Das, was du hier machst, macht es nicht besser. Wenn du schweigst, bemerken wir deine Veränderung vielleicht nicht direkt, aber irgendwann wirst du dich selbst so zu Grunde richten, dass du dich selbst nicht wiedererkennst und wir dich schon dreimal nicht! Hör auf damit, dir selbst Leid zuzufügen und rede mit mir! Ich bin dein bester Freund und will dir helfen!“   Mit jedem seiner Worte tropften ihm mehr Tränen über die Wangen. Mimi sah ihn nur schockiert an. In ihr brach etwas zusammen. Tränen sammelten sich in ihren Augen und flossen nun auch ihre Schläfen hinab. „E-Es… Es tut mir leid…“, flüsterte sie verzweifelt. Noch immer über sie gebeugt ließ er seine linke Hand über ihre Wange wandern. „Hör auf damit, dir den Finger in den Hals zu stecken…“, sprach er direkt, mit gebrochener Stimme, aus. „Woher…?“ „Ich kann eins und eins zusammenzählen! Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass dir alles über den Kopf wächst, dann ruf mich bitte an!“, flehte er sie an, „ich ertrag es nicht, dich so zu sehen…“, flüsterte er und verkrampfte leicht in seiner Haltung. „Koushiro-kun…“, flüsterte Mimi. Leise schluchze sie, „es tut mir leid…“, hauchte die junge Frau. Sie hob ihre Hände und legte sie in seinen Nacken. Daraufhin übte sie Druck auf ihn aus und drückte seinen Körper an ihren. Noch immer zitterte sie am ganzen Leib. Noch immer wusste sie nicht, wohin mit dem Schmerz und dem schwarzen Loch in ihrem Inneren. Das einzige, was sie wusste, war, dass sie nicht alleine war. Koushiro sorgte sich um sie und an für sich wollte sie das nicht. Dabei war es wie damals. Er war ihr bester Freund und hatte sich immer um sie gesorgt. Sie schloss die Augen, als sie an die damalige Zeit zurückdachte. Ja… Er war wirklich immer für sie da…   Ein Schluchzen nach dem anderen klang an sein Ohr, während er an einer Türe gelehnt saß. Schon seit einer halben Stunde klangen die Geräusche aus dem Zimmer der Tachikawa. Noch immer hatte sie es nicht geschafft, ihm zu sagen, was überhaupt passiert war. Ihr Weinen war unerträglich für den Rothaarigen. Er liebte ihr Lachen, ihre Lebensfreude und ihr Strahlen in den Augen. Deshalb war es einfach unerträglich. „Mimi-chan… Hör doch endlich auf zu weinen!“, flehte er. Mimi lehnte an der anderen Seite der Türe und umarmte sich selbst. Ihr Kopf bettete sich auf ihren Knien, während sie weiter Tränen vergoss. „Sag mir, was passiert ist!“, forderte er sie einmal mehr auf. Mimi holte tief Luft.   „Ich habe verloren! Gegen meine beste Freundin!“ Jammernd klang ihre Stimme an sein Ohr. Er runzelte die Stirn. „Was meinst du mit verloren?“, fragte er. „Ich habe Taichi-kun verloren!“, weinte sie immer mehr. In ihm zog sich etwas zusammen, als er diesen Namen hörte. Wie er ihn doch hasste, seit sie ihm das Geständnis ausgesprochen hatte. Glücklicherweise wusste sie nichts von seinen Gefühlen. „Warum hast du ihn verloren? Und was hat Sora damit zu tun?“; fragte er weiter. Auch wenn er in manchen Dingen nur halb so hartnäckig wie manch andere war, ging es um Mimi, konnte er tatsächlich zu einem hartnäckigen Charakter mutieren. „Sora-chan ist auch in Taichi verliebt! Wie soll ich denn da um ihn kämpfen!? Sie ist meine beste Freundin! Ich kann doch nicht einfach gegen sie kämpfen!!“, schrie die Jüngere verzweifelt.   In diesem einem Augenblick hasste sich Koushiro für seine Gedanken. Tatsächlich war er froh darüber, diese Neuigkeiten zu hören. Sie würde nicht um den Yagami kämpfen, sondern bei ihm blieben. Er war froh darüber, auch wenn sie hinter ihm, hinter der Türe, saß und weinte. Deshalb verachtete er sich für seine Gedanken. Gleichzeitig malte er sich auch Chancen aus, die Jüngere für sich zu gewinnen.   „Bitte lass dich davon nicht runterziehen. Ich weiß nicht, wie sehr es dich schmerzt. Aber ich bin für dich da. Jederzeit. Verschließ dich nicht vor mir. Wir sind doch beste Freunde!“, sagte er gegen die geschlossene Türe. Mittlerweile hatte sich zu dieser umgedreht und war aufgestanden. „Lass mich endlich zu dir rein, damit ich dich ‚richtig‘ trösten kann!“, meinte er flehend. Obwohl er nicht glaubte, dass sie seiner Bitte nachgehen würde, öffnete sich wenig später tatsächlich die Türe. Mimi sah sie aus tränenverschmierten Augen an. Bevor sie was sagen konnte, zog er sie in seine Arme und drückte sie an sich. Auch wenn er sie nicht an der Seite von einem anderen Mann sehen wollte, war es ihr wichtiger, sie glücklich zu sehen. Selbst wenn das bedeutete, dass sie jemanden anderen liebte. Aktuell weinte sie schließlich auch wegen einem anderen, was ihm das Herz zerbrach. Sanft streichelte er über ihre Haare und drückte sie an sich.   „Ich werde immer für dich da sein…   „…egal, was es an Kraft kostet…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)