The Longest Hour von Yoru_Kurayami (Fortsetzung von "The Window") ================================================================================ Kapitel 1: Hitori ----------------- Hi, Leutz! Hier ist die versprochene Fortsetzung von Ysabets "The Window". Ich find Ysabets Stories einfach nur super. An alle die "The Window" nicht gelesen haben: 1. Da habt ihr was verpasst. 2. Bevor ihr diese FF lest solltet ihr "The Window" lesen, da ihr ansonsten nicht kapiert worum's eigentlich geht. Wie ich schon in der Vorgeschichte sagte gehören mir diese FFs nicht. Ich habe sie lediglich ins Deutsche übersetzt. Also viel Spaß beim Lesen! "The Longest Hour" by Ysabet translated by Yoru Kurayami Chapter One: Hitori Das Frühstück war ein Mysterium, soweit Conan Edogawa sagen konnte. Er würde sich am Tisch neben Herrn Mori setzen, hoffnungsvoll und erwartend Verständliches Klappern und mysteriöse surrende Geräusche würden aus der Küche kommen und vielleicht würden mundwässernde Düfte in das Esszimmer strömen, wie ein Vorbote des wundervollen Essens, das Ran den eifrig wartenden Beiden brachte. Seltsam, jedes Mal, wenn Conan oder Rans Vater versuchten die Küche zu benutzen, wäre alles was dabei herauskam, ein vielleicht tödliches, schmutziges, undefinierbares Desaster. Als er dabei zusah wie das Geschirr in all seinem Glanz auf dem Tisch verteilt wurde, dankte der Junge stillschweigend Gott für Mikrowellenpopkorn und instand Ramen; die zwei Gerichte, ohne die der Haushalt sicher verhungert wäre, wenn Ran gerade mal nicht da war. Aber im Moment...eifrig begann er über sein Frühstück herzufallen. Eins der guten Dinge ein 7-jähriger zu sein fand er, war die Tatsache, dass er enorme Mengen Essen verschlingen konnte, ohne dass ihm schlecht wurde. Sein Kinderkörper verbrannte die Kalorien schnell. Vielleicht war es kein großer Trost, aber es war immerhin ,etwas'. 7-jähriger? Nein, heute war... Nun, es war so was wie sein ,Geburtstag', oder nicht? Der Tag an dem Shinichi Kudo von der Bildfläche verschwand und Conan Edogawa das erste Mal das Tageslicht erblickte--- oder besser, das Licht der Taschenlampe eines Polizisten, das in seine erschrockenen Augen schien. Sein Geburtstag. Jetzt war er ,Acht'. Ja, richtig... //Happy Birthday to me// dachte er bitterlich, ein Bissen blieb ihm im Hals stecken. Heute vor einem Jahr... Er sah auf; am Tisch war es heute ungewöhnlich still. Kogoro Mori schob sich schwerfällig sein Essen in den Mund, stirnrunzelnd über der Zeitung wie üblich. Seine schwarzen Brauen waren zusammengezogen, als er den lokalen Kriminalteil überflog nach interessanten Mördern oder verblüffenden Diebstählen suchend. Conan seufzte; jeden Morgen war es das Gleiche... sein ,Gastgeber' würde über die Seiten murren und meckern während er Rans Essen aß ohne ein einziges Wort von ,Danke'. Ran würde ruhig essen und mit sich mit ihrem jungen Freund unterhalten... oh. Sie sagte kein Wort... Nein, sie sah hinab auf ihren Teller, stocherte im Essen, als ob sie in den Stückchen nach Omen suchen würde. Ihr dunkler Kopf war gesenkt, eine Haselnussbraune Strähne fiel leicht über ihre Wange. Ran war heute Morgen still; und Conan wusste warum. Oder besser ,Shinichi' wusste warum. Ein Jahr. Der Junge schluckte schwer, als er sich erinnerte. Er hatte in der vorherigen Nacht ein Versprechen gemacht, es deutlich auf Papier geschrieben... Als Ran früh morgens aufgewacht war, war sie von einem Geschenk begrüßt worden, das über das Fensterbrett in den Raum überfloss. Blumen, aus den Gärten der Nachbarn gestohlen. Blumen, die vorsichtig, heimlich gebracht worden waren, von Händen die sie liebten, egal ob sie nun ,kleiner' waren als zuvor; Hände, die eine Nachricht in die Blumen gelegt hatten. Und die Nachricht war ein Versprechen gewesen und das Versprechen wartete darauf eingehalten zu werden, und die Einhaltung würde eine komplizierte Sache werden. ,Liebe Ran, ich konnte nicht auf die Weise für dich da sein, wie ich es wollte--- deshalb müssen diese Blumen statt meiner da sein. Es gibt so viel, das ich dir sagen will und ich verspreche dir, am Ende des Tages wirst du alles verstehen. Es wird schwer zu erklären sein, aber bitte Ran, warte auf mich--- Ich werde dich nie wieder verlassen. Versprochen.' Ein Jahr zu warten war für ,jeden' eine lange Zeit. Zu lang--- und ,er' hatte auch gewartet--- "Conan-kun?" //Huh? Was?!?// Erschrocken schob er in einer reflexartigen Bewegung seine Brille nach oben. Ran lächelte ihn über den Tisch an, ihre Gestalt, dunkelblaue Augen reflektierten das morgendliche Sonnenlicht, das durch die Fenster kam. "Heute ist dein Geburtstag; was willst du unternehmen? Wir könnten in den Park gehen oder in die Innenstadt in die Arkaden, oder in die Buchhandlungen---" sie kannte seinen Geschmack; "--- was möchtest du tun? Ich habe die doch gesagt ich werde heute überall mit dir hingehen..." Nun, das war der Moment, wo er entweder kneifen konnte, wie ein kleines Kind--- oder es versuchen und sich wie der junge Mann benehmen, der er einmal gewesen war. Er lächelte zu ihr zurück, der ein wenig eiserne Ausdruck saß ein Bisschen eigenartig in seinem jungen Gesicht. "Lass uns--- in den Vergnügungspark gehen, Ran-neechan, ins Tropical Land; das wäre... lustig." Er versuchte eine Note Enthusiasmus in seine Stimme zu legen, versuchte für sie das Kind zu spielen. Es musste funktioniert haben. Sie lächelte ihn an und griff über den Tisch um mit einer Hand durch seine dunklen Haare zu wuscheln. "Ich bin froh, dass du das genommen hast, Conan. Ich habe letzten Abend deine Freunde angerufen und ihnen gesagt, dass wir für deinen Geburtstag wohin gehen, sie müssten bald hier sein." Er starrte die bestürzt an. //Oh Gott, als ob das nicht schwer genug wäre als es schon IST---// Sie machte ein leicht belustigtes Gesicht, als sie seine Reaktion bemerkte. "Willst du nicht, dass sie mitkommen, Conan-kun?" Ran schaute ihn an; er benahm sich... seltsam heute Morgen. Nun, es war sein Geburtstag, es war berechtigt. Acht war ein wichtiges Alter für einen kleinen Jungen und ,dieser' kleine Junge war... außergewöhnlich genug. Manchmal wunderte sie sich ,wie außergewöhnlich' er war. Und wie viel er auch ein kleiner Junge war. Aber es war dumm; sie wusste das, wusste ihre wilden Spekulationen über Conan waren nur das: wilde Spekulationen, nicht mehr. Es war nur ihre Einbildung, die sie seine Gesten und die Augen hinter den Linsen beobachten ließ... und an Shinichi denken ließ... Nur ihre Einbildung. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie diese störenden Gedanken abschütteln. Über dem Tisch grunzte ihr Vater einmal mehr, als er die Zeitung zusammenfaltete und den letzten Bissen vom Teller nahm. "Also gehst du heute mit dem Kind weg? Ich bin davon zwar nicht begeistert... aber hier. Hab selbst auch viel Spaß. Du sahst in letzter Zeit ein Bisschen zerstreut aus..." Erschrocken sah Ran auf. Es war nicht so, dass ihr Vater so etwas ,Aufmerksamkeit' schenken würde. Langsam nahm sie das Geld entgegen. "Um, danke--- das wird viel helfen. Aber ich bin okay, echt. Es war nur eine lange Woche und alles und---" Sie brach ab, als sie das Geräusch, der sich öffnenden Tür hinter sich vernahm. Und sie lächelte in sich hinein, als sie das Geplapper dreier Kinder hörte. Conans ruhige Stimme ertönte über sie alle, versuchte ihre überschäumende Energie unter Kontrolle zu bringen, wie eine viel ältere Person. Ran schüttelte wieder den Kopf, über sich selbst lachend. Sie stand von ihrem Stuhl auf nahm die Teller und stellte sie in die Spüle. "Ich würde mich besser auf den Weg machen, oder wir verpassen unseren Bus." Sie küsste ihren Vater auf die Wange; er schnarchte kurz, aber seine Augen wurden leichter, als er seiner Tochter zusah, wie sie ihren Geldbeutel nahm und ihre Schuhe anzog. "Komm nicht zu spät zurück--- Und lass dich nicht von den Bälgern erschöpfen!" Ran zuckte mit den Schultern; "So schlimm wird's schon nicht werden--- Gentas Vater, Herr Kojima wird sie am Parkeingang um 15 Uhr abholen. Also werden sie nicht den ganzen Tag bei mir sein. Und es ist Conans Geburtstag--- ich möchte, dass er eine schöne Zeit hat!" Ihr Vater schnarchte wieder, trank den Rest seines Kaffees. "Du verbringst zu viel Zeit mit diesem Jungen. Es ist ja nicht so, als wäre er jemals unserer..." Seine Tochter lachte, senkte ihre Stimme ein wenig. "Na ja, kannst du dir vorstellen Professor Agasa würde mit ihm an seinem Geburtstag in den Vergnügungspark gehen? Ich meine, keine Chance... und das ist der einzige Verwandte der er in der Nähe hat; armes Kind." Ihre Worte verstummten, als sie die Treppe runter zu der ungeduldig wartenden Gruppe ging. Ran sah hinab. Wie immer redeten Conans drei Schulkameraden nonstop und versuchten ihn in die Unterhaltung miteinzubeziehen. Er nahm das alles in seiner üblichen Art auf, ungewöhnlich ruhig für so einen kleinen Jungen. Man könnte meinen er war älter, so wie er reagierte... //Hör auf damit. Du bist nur... Er ist nur ein Bisschen erwachsener als die anderen, das ist alles. Denk daran: Es ist nur deine Einbildung.// Sie drehte sich noch mal kurz um mit der Hand auf dem Treppengeländer und rief: "Bist du heute hier oder gehst du in die Stadt?" Ihr Vater stellte die Tasse auf den Tisch und stand auf, sah auf die Uhr. "Nein--- weißt du nicht mehr?" Er fuhr sich mit ungeduldiger Hand durch die Haare und strich sie glatt. "Ich treffe mich heute mit deiner Mutter zum Essen und dann sehen wir nach dem Auto, das sie sich überlegt zu kaufen." Er sah sauer aus. "...Ich kann mir nicht vorstellen, ,was' sie mit einem Auto will..." nörgelte er kopfschüttelnd. Ran lächelte. Das ,Auto' war vielleicht nur ein anderer Versuch ihrer Mutter nach ihrem Mann zu sehen... ab und zu kam das vor. "Also--- wirst du erst spät heimkommen?" Sie konnte immer ,hoffen', dass sie sich wider vertragen würden. In letzter Zeit schienen sie sich häufiger zu treffen. Kogoro Mori zuckte die Schultern. "Wer weiß? Ich nicht, das ist sicher... deine Mutter ist ein Rätsel, das ich niemals werde lösen können." Aber seine Mundwinkel gingen etwas nach oben. Als sie die kleinen nach draußen führte, kam es Ran so vor, als sei ihr Vater letztendlich doch nicht komplett doof. --------------- "Conan-kun, Conan-kun, fährst du mit mir Untertassen?" Ayumi sprang auf ihrem Bussitz herum, ihre Augen funkelten. Auf beiden Seiten von ihr saßen Genta und Mitsuhiko und blickten den anderen Jungen feindselig an. Conan seufzte. "In Ordnung... aber lasst uns alle fahren, okay? In den Untertassen ist genug Platz für uns alle." //Das sollte helfen. Sag mir Gott, ist das wirklich ,nötig' für dich, dass sich ein kleines Mädchen in mich verliebt hat? Ist ,das' lustig? Ich meine, sie ist ein ,Kind'--- wenn ich sie ernst nehme, würde ich mich wie ein Kinderbelästiger oder so was fühlen// Conan bemerkte, dass Ayumi ein wenig enttäuscht war und schmollte, aber er sah auch die erleichterten (wenn auch verwunderten) Blicke der anderen beiden Jungen. //Und Rivalen hab ich auch noch.// Der Bus donnerte weiter Richtung seines Reiseziels. --------------- Drei Sitze weiter hinten beobachteten zwei Gestalten die kleine Gruppe durchdringend. Die größere Gestalt sah mit besorgten Augen hinunter zu der kleineren und flüsterte: "Ai--- bist du dir ,sicher', dass das eine gute Idee ist?? Du sagtest es wäre ein Notfall..." Die kleinere Gestalt blickte zu ihm auf. "Sprechen Sie leiser--- wollen Sie, dass sie wissen, dass wir hier sind? Und es ,ist' ein Notfall." Mit schmalen Augen saß das kleine blonde Mädchen lässig in ihrem Sitz und spielte mit den Händen mit dem Päckchen in ihrem Schoß. "Sie wissen was ,heute' für ein Tag ist--- Sie wissen was vor einem Jahr passiert ist. Ich bin mir sicher Shinichi plant etwas... dramatisches; das ist sein Stil." Ihre scharfen Augen leuchteten, als sie zu Prof. Agasa aufsah. "Er wird vielleicht seiner Freundin die Wahrheit sagen, glauben Sie nicht auch? Wenn ich mich nicht täusche--- und das bezweifle ich--- entscheidet er sich eine große Vorstellung daraus zu machen." Jetzt seufzte sie und fuhr sich mit ihren schmalen Fingern durch die Haare, eine ohne Zweifel erwachsene Angewohnheit. "Wie ,romantisch'." Ihr Ton wurde sarkastisch. Der ältere Mann neben ihr stöhnte, ruckte seine korpulente Gestalt näher zum Fenster. Manchmal war ihm dieses unkindliche Kind neben sich mit ihrem Hang zu amoralem nicht ganz geheuer. Trotz ihrer unzweifelhaften wissenschaftlichen Fähigkeiten. "Ist das nicht sein Recht? Wenn er es ihr sagen will, nun--- das ist seine Sache, oder?" Das Mädchen zuckte die Schultern. "Genau das ist es. Ich möchte einfach genau das machen... Die Dinge... werden geschehen wie sie es sollen." Sie lächelte leicht in sich hinein. "Ich habe da auch einen Anteil, nach allem. Umso mehr Leute unser Geheimnis kennen, umso größer ist die Chance, dass wir auffliegen." Ihre Hand glitt in die Tasche ihrer ziemlich ausgebeulten Jacke und spielte mit zwei Dingen darin: das Eine war groß, schwer und kalt, das Andere klein und leicht. "Und... ich respektiere das Mori-Mädchen, wirklich, sie hat Verstand und eine ganze Menge Courage. Sollte ich nicht alles tun was ich kann, damit alles für die Beiden auf das Beste hinausläuft?" Das Lächeln, das sie dem Professor gab war vielleicht beabsichtigt ein Unschuldiges zu sein. Seine Augen verdunkelten sich. "Was hast du vor, Ai?" Er atmete aus. "Ich sollte sie jetzt rufen und wissen lassen, dass wir hier sind---" Das Mädchen legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. "Seien Sie leiser, ich verspreche Ihnen, ich werde ihnen schon keinen Schaden zufügen. In Wahrheit, meine ich es gut mit ihnen. Nach allem, wenn Shinichi etwas passiert, wäre ich meine größte Verteidigung los, richtig? Er ist wie eine Wetterfahne. Ich weiß immer, wenn es Ärger gibt, weil ,er' es zuerst weiß." Sie kicherte. "Es liegt in meinem Interesse, dass er Gesund UND fröhlich bleibt." Etwas beruhigt setzte sich der alte Mann wieder zurück. "Hrrrm. Ich nehme mal an... " Er zeigte mit dem Finger auf das Päckchen im Schoß seiner Begleiterin, welches das Rascheln von eingepackter Kleidung wiedergab. "Was ist das?" Der kleine blonde Kopf neigte sich über das Päckchen, strich die Verpackung wieder mit ihren zarten Fingern glatt. "Ein Geschenk für Ran... nur etwas, das ich dachte sie könnte es später vielleicht noch brauchen. Ich gebe es ihr heute Nacht im Vergnügungspark." Für einen Moment ein Funkeln in Ais Augen. "Eigentlich habe ich mehrere Geschenke für Mori-chan. Und wissen Sie, ich glaube sie werden ihr alle gefallen... eventuell." Sie strahlte den älteren Mann an. Sie hätten Onkel und Nichte sein können, die zusammen mit dem Bus fuhren. --------------- //Gott, wer hat diese Sitze entworfen? Wer immer es war, bin ich mir sicher hatte nicht an Hintern von kleinen Kindern gedacht.// Conan rutschte auf seinem Platz, versuchte eine bequemere Position zu finden. Gegenüber von ihm wetteten seine drei kleinen Freunde wer am meisten Bahnen fahren konnte, ohne der Erste zu sein, der aufgibt. //Oh, welch Freude.// neben ihm streckte sich Ran, lehnte sich zurück gegen die harten Kissen hinter ihr. Sie hatte sich leicht von ihm weggedreht, sah aus dem Fenster. Der Junge baumelte ein wenig mit den Füßen und beobachtete ihren Gesichtsausdruck genau. Er konnte sehen, dass er nachdenklich, zurückgezogen war. Rans dunkle Augen waren ruhig und gedankenvoll, nicht wirklich die Straßen und Fahrzeuge draußen sehend. Woran dachte sie? Dachte sie daran, welcher Tag heute war? An ,ihn'? An die Zeit? Er beobachtete sie heimlich während seine Freunde sich über alles und jeden unterhielten. Zeit...es würde eine Stunde oder so dauern bis sie beim Vergnügungspark waren. Conan fühlte sich wie im Gefängnis. Er musste sich einen Weg ausdenken, wie er Ran die Dinge erklären konnte und zwar schnell... Er hatte eine Stunde. Aber er hatte schon lange darüber nachgedacht. Warum war es ,so' verdammt schwer einen guten Weg zum Erklären zu finden? Er nahm doch an, dass er intelligent war, richtig? Also warum schwamm sein Gehirn automatisch in Kreisen, wann immer er daran dachte, Ran die Wahrheit zu sagen? Zeit über die Wahrheit nachzudenken, und wie er sie erzählen konnte. Er hatte eine Stunde. -------------- The longest hour in the world is the one you spend deciding to tell the person you love a secret that will change their life--- and, quite possibly, destroy yours. -------------- Bahnen waren gefahren, Schritte waren gegangen und Ran hatte halb-traurig ihre Herde durch den Vergnügungspark geführt. Aber drei Uhr war gekommen und gegangen und die Kinder winkten jetzt zum Abschied ihrem Freund und seiner Wächterin , als sie in das Auto von Gentas Vater kletterten. Im letzten Moment ging Ayumi zurück wo die zwei standen, und gab dann Conan einen Kuss auf die Wange. "Alles Gute zum Geburtstag, Conan-kun!" sagte das Mädchen und strahlte ihn kichernd an. Überrascht starrte Conan sie an, dann lächelte er ironisch und sagte: "Uh, danke Ayumi-kun--- " und er errötete, hielt mit seinen Fingern seine rote Wange. Ran kicherte über sein Unbehagen. Kinder waren so süß in dem Alter. Die anderen beiden Jungen starrten Ayumi an mit großen, verwunderten Augen, als das Auto begann davonzufahren, wechselte ihr Blick zu Conan--- und die Blicke, die sie ihm zuwarfen, waren alles andere als ,verwundert'. Er seufzte, nahm seine Brille ab und rieb sich die Brücke seiner Vase. "DAFÜR werde ich morgen in der Schule bezahlen..." Seine Stimme war gelangweilt und leicht geekelt. Ran runzelte die Stirn, blieb mit der Tasche an einer Schulter hängen. Das war ,seltsam'... Wirklich, der Junge hatte sich so komisch angehört, wie schon den ganzen Tag. Beunruhigt und ein wenig zurückhaltend, er war ziemlich ruhig. Auch während er die Bahnen führ--- viel ruhiger, als ein kleiner Junge auf einem Geburtstagsausflug mit seinen Freunden sein sollte. Und einige Male hatte sie ihn gesehen, wie er sie still anstarrte mit diesen großen wissenden Augen. Diese Augen, die so viel sahen und viel mehr verbargen... Sie dachte es schon wieder. Es war schon das ganze Jahr so gewesen, die gleiche Routine, die sich immer und immer wieder abspielte, wie eine kaputte Schallplatte. Erster Schritt: Conan tut etwas... unkindliches. Zweiter Schritt: Die dumme Ran beobachtet ihn und verdächtigt ihn unmöglicher Dinge in Bezug auf Shinichi--- Dritter Schritt: Die schlaue und geschickte Ran unterdrückt die unmöglichen Ideen, weil sie wirklich nicht wahr sein konnten... Hatte Shinichi es nicht gesagt? ,Es gibt nur eine Wahrheit.' Also... nur weil ein wirklich dummer, dummer Teil von ihr rief, dass da ,etwas' war, hieß das nicht, dass es wirklich wahr war, oder? Vierter Schritt: Die starke, schlaue und geschickte Ran verbannt den idiotischen Teil von ihr, der mit dummen, dummen Ideen kommt in seinen hintersten Platz ihres Herzens--- //Das ist nur deine Einbildung, Ran du Idiot... es gibt nur eine Wahrheit. Ein Kind ist ein Kind, ein Mann ist ein Mann, und egal was dein Herz sagt, dein Kopf weiß es besser, dass solche Dinge... nicht passieren. Shinichi ist nicht hier--- aber wo IST er eigentlich? Er sagte, er würde mir ,alles' erklären bis zum Ende des Tages und es wird spät und wir haben ihn noch nicht gesehen---// Sie beobachtete den Jungen, als das Auto vom Parkplatz fuhr und im Verkehr verloren ging. Die späte Abendsonne reflektierte von seiner Brille, als er sie zusammenklappte und sie in seine Jackentasche stecken wollte. Innehaltend blickte er Ran an, dann holte er sein Brillenetui aus der gleichen Tasche und steckte sie hinein. Die junge Frau lächelte. Sie hatte lange gebraucht ihm das anzugewöhnen. Man muss bedenken, er hatte vorher noch nie eine Brille getragen... "Conan-kun? Brauchst du deine Brille nicht?" fragte Ran. Er lächelte sie schwach an. "Nein. Jetzt nicht. Bei ,dir' brauch ich sie nicht mehr zu tragen. Mit dieser rätselhaften Antwort drehte sich der Junge weg und sah zu der Bahn, die sie noch nicht gefahren waren: die Geisterbahn. Die Hände in seine Taschen schiebend, blickte er zum Himmel. "Ein wenig früh, aber ich denke es ist okay..." hörte sie ihn murmeln. "Früh für was?" Sie zog fragend eine Augenbraue nach oben. Er warf ihr einen leicht verlegenen Blick zu. Conan drehte sich zurück um wieder die Bahn zu betrachten. "Nichts wichtiges, nicht wirklich... es ist nur, dass ich letztes Jahr mit dieser Bahn gefahren bin bei Sonnenuntergang. Ich wollte dieses Jahr das Gleiche tun, aber... lass uns einfach fahren, okay?" Und er blickte sie über die Schulter an, seine Augen lächelten. Die Schlange war ungewöhnlich kurz. Es dauerte nicht lange bis sie in der Geisterbahn platz nahmen und sich anschnallten. Der Aufseher grinste zu dem Jungen hinab, als er die letzten Schranken zuschnappen ließ. "Bist du nicht noch ein Bisschen jung für diese Bahn, Kind?" Conan rollte bloß mit seinen Augen und schaute empört. Ran lachte. "In Wirklichkeit ist heute sein Geburtstag... er ist alt genug, richtig, Conan-kun?" Der Junge hob seine Augenbrauen. "Ja..." sagte er langsam. "Ich bin über Achtzehn... sicher seh ich so aus, richtig?" "Nun, Mister-Jung-Für-Sein-Alter, pass gut auf deine Freundin auf, okay?" Immer noch kichernd trat der Aufseher zurück auf die Plattform und startete die Bahn. Es rüttelte, als es losging und Conan griff ans Geländer, murmelte: "Wenn du nur wüsstest..." Bevor Ran etwas zu seinen Worten sagen konnte, waren sie in Bewegung und es war zu laut um zu sprechen oder zu hören. RUMBLE-RUMBLE-RUMBLE-CRANK-CRANK-CRANK---CRANK---CRANK----CRANK-----CRANK---------------------------------- Sie erreichten die Spitze des ersten Hügels, ohne nachzudenken griff Ran nach Conans Hand und drückte sie leicht. Für einen Moment kam die Erinnerung zurück von einem Moment, als sie an diesem Ort eine andere Hand gehalten hatte, an diesem Tag vor einem Jahr... Die andere Hand drückte ihre... ------CRANK-------CRANK-CRANK-CRANK-ROOOOOOAAARRRR!!!!!!!!!!!!!!! Und sie fuhren den Hügel hinunter, manche Passagiere schrieen und riefen. Ran fühlte ihr Haar hinter sich flattern, wie der Schweif eines Kometen, als sie in einen dunklen Tunnel rauschten. Imaginäre Gesichter schienen ihnen von der Seite her entgegenzuspringen und sie erschrak und lehnte sich enger an die angenehme Wärme neben ihr, drückte die Hand fester... ...die Hand, schien für einen kleinen Moment größer zu sein, groß genug ihre zu umschließen sie zu wärmen. Starke Finger zwischen ihren, hielten sie fest... Seine Augen leuchteten sie an in der Dunkelheit des Tunnels, auf Schulterhöhe, nein, sie waren auf ihrer Höhe, nein, Schulterhöhe, nein, sie waren... Und sie waren draußen, blinzelten im Sonnenlicht. Ran sah hinab auf den Jungen neben ihr, der sie mit lachenden und vor Aufregung funkelnden Augen anschaute. Er drückte ihre Hand fester, schmale Finger hielten ihre--- und dann hatten sie den Gipfel des nächsten Hügels erreicht und es war keine Zeit mehr zum Nachdenken, als sie hinunter rauschten. --------------- Ran war immer noch nervös vom Adrenalin, als sie mit wackligen Beinen von der Geisterbahn kamen. Neben ihre schien Conan zunehmend wieder zu Atem zu kommen--- Er war alle, aber voller Energie. "Ran-neechan, lass uns was drinken, okay?" Aus Gewohnheit setzte er seine Brille wieder auf, und die Linsen reflektierten das Sonnenlicht des späten Nachmittages wie Spiegel. Sie hielten sich immer noch an den Händen und als er die junge Frau anlächelte bemerkte sie, dass er plötzlich aus irgendeinem Grund glücklicher aussah als er es den ganzen Tag getan hatte. Sie blinzelte. Mochte er Achterbahnen ,so' sehr? Vielleicht sollten sie noch einmal fahren... Sie bezahlte dem Verkäufer ihre zwei Sodas, blickte sich um und streifte sich ihre vom Wind zerzausten Haare aus dem Gesicht. "Nun, Conan-kun? Was machen wir als Nächstes?" Der Himmel wurde langsam dunkler, als die Sonne im Westen versank. Rans Herz sank mit ihr. ,Wo' war Shinichi? Der Tag war fast vorbei und er hatte ,versprochen' sie am Ende des Tages zu treffen und ihr ,alles' zu erklären. Was auch immer ,alles' war... Sie fühlte wie jemand an ihrer Hand zog und sah nach unten. "Du denkst an Shinichi, hab ich Recht?" sagte der Junge sanft. "Ummmm... woher weißt du das?" Die junge Frau fühlte, wie sich ihre Wangen ein wenig erwärmten. Conans Augen senkten sich und er betrachtete seine Soda genau und rührte mit seinem Strohhalm die Eiswürfel hin und her. "Du hast so... traurig ausgesehen. Du hast den ganzen Tag nach ihm Ausschau gehalten, oder?" Jetzt holte er tief Luft, nahm sie wieder an der Hand und Ran konnte fest seine Finger fühlen. "Lass uns gehen... es gibt einen Ort, den ich die zeigen möchte und etwas, das ich dir erzählen muss." "Was?...Conan-kun, ist- ist Shinichi dort? Er sagte er würde mich treffen---" Der Junge lächelte sie an, ein einseitiges Lächeln. "So ähnlich. Du wirst schon sehen... Komm einfach mit mir." Er zog sie hinter sich her und führte sie zwischen zwei Gebäude im hinteren Teil des Parks. Als sie liefen reckte Ran ihren Kopf in die Höhe. Sie konnte die Lichter der Achterbahn sehen hinter ein paar dicken Bäumen... Sie waren jetzt in einer ziemlich verlassenen Gegend, hinter der Rückseite der Arkade und einigen verlassen aussehenden Gebäuden, ein wenig überwachsen mit Gebüsch und ein paar schmalen Bäumen. Leere Kisten und altes Gerümpel lehnte gegen die Wand. "Conan-kun? Wo gehen wir hin?" Der Junge sah sich alles genau an. Seine Augen fixierten einen Punkt zwischen zwei Büschen, gegenüber einer Wand. "Genau hier--- ist es passiert ,genau hier'..." murmelte er, die Spannung machte seine kleinen Schultern steif. Dann schien er sich leicht zu entspannen und brachte seine Begleiterin zu einer Bank auf der Rückseite der Arkade. "Ich glaube das ist okay, so." Langsam setzte Ran sich hin ihre Augen waren verwirrt. "Conan--- hier ist nichts... warte, wird Shinichi sich hier mit uns treffen?" Ihre Augen leuchteten auf, sie sah in alle Richtungen, ein Lächeln fand seinen Weg in ihr Gesicht. "Das ist ,genau' die Art von Platz, wo er sich treffen würde.... alles ist gruselig und verlassen." Sie lachte; ein schönes Geräusch; und schüttelte den Kopf. "Shinichi, du Geheimnis-liebender Idiot... wirst du ,jemals' aufhören so geheimnisvoll zu sein?" -------------- Conan fühlte ein kräuseln von Entsetzen, zitterte durch die Aufregung die ihn seit der Geisterbahn ergriffen hatte. Etwas wie die Wildheit der Geisterbahn hatte seinen Beschluss bestärkt, gab ihm Kraft, das zu durchschauen. Vielleicht war es letztendlich das, dass er zu dem Ort kam, an dem Shinichi endete und Conan begann... Es war als ob etwas seinen Platz finden würde; das Puzzle war jetzt komplett; der Kreis war geschlossen und sie konnten beide weitergehen. Er war immer noch besorgt, wie Ran reagieren würde--- aber irgendwie hatte er keine Angst mehr ihr die Wahrheit zu sagen, nicht mehr. Es war jetzt unvermeidlich. Es war Zeit. Immer noch nach seinem früheren ,Ich' Ausschau haltend, drehte sich Ran wieder zu ihm um. Gott, sie sah so schön aus in dem gedämpften Licht, ihr dunkles Haar ein Bisschen verwirrt und ihre Wangen gerötet... "Conan? Was ist los? Du hast gesagt, du musst mir etwas erzählen... Was ist es, Conan-kun?" //Okay--- jetzt geht's los... Gott, du ,schuldest' mir was--- mach, dass das funktioniert!// Conan nahm langsam seine Brille ab, klappte sie zusammen und steckte sie wieder in die Tasche. Als er aufsah, war es nicht länger ein Kind, das der jungen Frau entgegenblickte. "Nicht Conan, Ran... nicht ,Conan'. Nie mehr Conan, nicht für dich. Ich bin Shinichi, Ran... Ich weiß es klingt verrückt, aber--- ich bin ,Shinichi'." Seine Augen verließen nie ihre. Sie schwankte unter seinem Blick, stammelte ein wenig. "W-Was? Conan-kun, was sagst---" Er unterbrach sie knapp, eine unkindliche Geste. "'nicht' Conan--- Ran, bitte... hör mir zu. Ich sagte ich werde dir heute alles erzählen und das meinte ich auch. Hör mir einfach zu, bitte ,hör mir zu'--- ich---" Abrupt ging ihm die Puste aus. Nach Luft schnappend fuhr er fort. "Letzte Nacht bin ich durch dein Fenster geklettert und habe die Blumen und die Nachricht dort hinterlassen--- Ich wusste, du würdest wissen, wo du zu suchen hast und du hast es gewusst, richtig?--- und ich habe versprochen dir alles zu sagen und wenn du mich nur ,erklären' lässt, werde ich es dir erklären, aber Ran, du musst mir glauben, ich wollte das nicht vor dir geheim halten, aber wenn ein Wort herausgekommen wäre, dass ich ,so' bin und ,immer noch am Leben', wärst du auch in Gefahr gewesen. Und ich---- ich wollte nicht, dass dir etwas passiert---" Jetzt hielt sie eine Hand hoch, stoppte die heraussprudelnden Worte. Ran lehnte sich auf der Bank zurück, war völlig perplex. Als sie den Jungen vor sich anstarrte, hatten die Augen des Jungen ,nichts' von einem Kind in ihnen. Sie begann zu zittern. Und nach all den Monaten des Leugnens, erlaubte sie sich selbst ,nachzudenken'... "..................................Shinichi..........?" //Er IST es. Oh mein Gott...// Conan/Shinichi griff nach vorne und legte seine Finger leicht auf ihre Wange. "Ran--- es ist okay. Ich bin's wirklich--- Ran? Ran?" Sie zuckte unter seiner Berührung zurück, als ob sie verbrühen würde. Erschrocken, nahm er sie weg, aber bevor er es konnte, schnappte sie sich seine kleine Hand in ihre größere, wie sie sie schon so oft gehalten hatte, beim Laufen, beim Spielen, wenn sie ihm bei etwas half, das zu groß war für seine kleine Gestalt... so viele Male über das letzte Jahr. Ihr Gesicht war weiß. "--- Wie--- Shinichi, du BIST es, oder? Ich---" Ran schien keine Luft bekommen zu können. "Es gab Momente in denen ich gedacht habe--- ich... ich habe mich so oft gefragt... Ich habe nach Conan geschaut und ,dich' gesehen---" Rans Augen waren groß. Sie senkten sich sahen dorthin, wo sie seine Hand hielt und ihre Finger spürten die Form seiner, als sie in ihren lagen. Langsam senkte sie sie und brachte ihre eigene Hand zu ihrem Gesicht. Verdeckte ihre Augen, als wollte sie die Wahrheit vor sich verschließen, die sie verdächtigt hatte, die sie irgendwie in ihrem Herzen ,gekannt' hatte, den größten Teil des ganzen Jahres. "...das ist Wahnsinn..." Ihre Stimme zitterte, zersplitterte wie kaputtes Glas. Ein kalter Wind schien aus ihren Worten zu kommen. Stille. Sie blieben so für einen zeitlosen Moment, in dieser Sekunde stillstehend, als ob sie in Bernstein gefangen wären. Doch dann bewegte sich Conan, nein ,Shinichi' auf das Mädchen zu und setzte sich neben sie auf die Bank. Er begann sehr leise zu reden. "Ich hatte niemals beabsichtigt es so lange geheim zu halten... Ich hatte niemals wirklich gedacht, dass es so lange ,andauern' würde--- ein Kind zu sein, meine ich." Er lachte er wenig ironisch. "Ich dachte--- Ich vermute, ich dachte ich würde mittlerweile einen Weg gefunden haben wieder normal zu werden, oder vielleicht... vielleicht, dass die verdammte Droge mich inzwischen getötet hätte." Shinichi senkte den Kopf, starrte auf das unebene Gras unter der Bank. "Ich konnte es dir nicht erzählen, Ran, ich ,konnte nicht'--- und ich wollte es so furchtbar---" Seine sanfte kindische Stimme schnappte beim letzten Wort über. Dann sah sie auf. ,Weiß wie ein Gespenst', dachte der Junge. Er hatte immer gedacht, das war nur so eine Redensart. Als sie sprach, wurde ihre Stimme merklich fester. "Shi- Shinichi? Was für eine ,Droge'? Und WARUM konntest du es mir nicht sagen?!? WARUM?!?" Da war ein unterdrücktes Stück Ärger in ihrer Stimme. Jetzt war es an ihm die Augen zu schließen, ein Ausdruck von Schmerz hing wie ein Schatten über seinem jungen Gesicht. Tief durchatmend begann er: "Okay... Erinnerst du dich an den Tag, vor einem Jahr, als wir diese Mörderin in der Geisterbahn sahen? Und danach, weißt du noch, dass ich diesen Kerlen in schwarz gefolgt bin? Nun--- Das war die schlimmste Entscheidung die ich ,jemals' machen konnte, glaub mir..." --------------- Und zögernd redete er; und langsam erklärte er; und er erzählte ihr... alles. Und sie hörte zu, während die Minuten verstrichen und die Zeit verging für sie Beide, als der Tag in einem blutroten Sonnenuntergang wich. --------------- Nachdem er geendet hatte, saß Conan still neben Ran auf der Bank. Die Schatten wurden größer mit dem Beginnen des Abends und die entfernten Geräusche des Vergnügungsparks hinter ihnen, hörten sich seltsam distanziert an, nicht Teil der Kälte, wirklich leise, dass die beiden ein Teil von allem waren. Dann bewegte sich die junge Frau. Ihre Augen waren immer noch geweitet vor Schock und mit etwas anderem: Schmerz. "Du warst die ganze Zeit bei mir..." sagte sie sanft. "...die ganze Zeit, warst du hier--- und du hast mir nie was erzählt." Shinichi schloss seine Augen. "Ran--- wenn es rausgekommen wäre, wenn die Black Organisation herausgefunden hätte, dass ich immer noch lebe--- wärst du ,Toast'. Du wärst die Erste auf ihrer Liste; dann würde dein Vater sterben--- vielleicht auch deine Mutter, und dann Prof. Agasa, und dann vielleicht Genta und Mitsuhiko und Ayumi--- Denkst du nicht ich ,wollte' es dir erzählen?!?" Er lachte, ein kleines bitteres Lachen. "Ich habe darüber geträumt--- Wir würden irgendwo essen gehen, oder wir wären in der Schule oder so was, und ich würde dir alles erzählen was passiert ist und dann--- nun, das waren Träume--- war ich plötzlich wieder ich selbst, als ob das ,Dir-die-Wahrheit-sagen' ein magischer Zauber gewesen wäre um mich zurückzuverwandeln." Der Junge schüttelte schwer seinen Kopf. "Aber es gibt keine Magie, die mich zu dem machen kann, der ich war. Nur harte Wissenschaft, wenn Ai es schafft ein Gegengift zu finden..." Rans Stimme war das Gegenstück ihrer Augen. Sie zitterte irgendwo zwischen Wut und Kummer. "Aber, aber Shinichi--- hast du mir nicht ,vertraut'?!? Ich würde dich nie hintergehen--- du ,weißt' das---" "Ran--- natürlich hab ich dir vertraut--- ich war es, dem ich nicht vertraut habe! Wenn ich nur ,einen' Fehler gemacht hätte, wärst du gestorben und dein Vater und Agasa und die Kinder... Alles was ich tun konnte war warten... und warten, und warten; und hoffen,---" seine Stimme war gebrochen--- "dass du auch auf mich warten würdest." Er atmete tief ein. "Ich war bei dir gewesen, wie du gesagt hast... wartend. Auf die Zeit wartend, in der ich wieder ich selbst werden kann, wartend zu dir nach Hause kommen zu können--- wie ich wirklich war. Und es war nicht alles schlecht gewesen---" Er lachte, der ironische Ton seines Lachens hörte sich seltsam in der Kinderstimme an. "Ich habe gelernt bescheiden zu sein, und wenn's nur das ist. Und ich habe gelernt geduldig zu sein... nun, ein Bisschen, vielleicht. Aber---" und er drehte sich zu ihr um, seine Augen waren intensiv. "ABER WARUM?!?" heulte sie, ihr Ärger begann sich in Tränen umzuwandeln. Ran drückte ihre Handflächen gegen ihre brennenden Augen. "Was kannst du mir sagen, das das nur etwas besser machen könnte? Ich meine--- Shinichi---" Sie stand auf drehte sich um und breitete die Arme aus--- "Wie können wir jetzt wieder zu unserem normalen Leben zurück? Wie--- wie kann ich dich jeden Tag sehen und so tun als ob nichts wäre, obwohl ich weiß, dass ,du' dich hinter Cohnahns Gesicht verbirgst?" Sie stoppte abrupt, ihre Schultern sackten zusammen. Sich wegdrehend lief sie ein paar Schritte, starrte ohne sie wirklich zu sehen auf die Bäume und Büsche. "Ich habe dich aufgenommen... in meinen Armen gehalten. Ich habe deine Hand gehalten, wenn wir über die Straße gingen--- Ich habe dich wie ein Kind behandelt... wie das Kind, das ich dachte, das du bist! Und jetzt soll ich einfach so weitermachen? Wo ich ,weiß' wer du wirklich bist?!?" Die Tränen glitzerten auf ihren Wangen in den Lichtern der Arkade. Shinichi war hilflos. Er wollte zu ihr gehen sie umarmen--- aber wenn er es täte, wären es die Arme eines Kindes in denen sie lag, nicht die, die sie wollte. "Ran--- Ran ich weiß nicht was ich dir sagen soll--- du hast die Wahrheit verdient, nachdem du so lange gewartet hast---" Sie wirbelte herum, sah ihm ins Gesicht. "Gewartet? Ja, Shinichi--- ich habe gewartet. Darauf gewartet, dass du zu mir zurückkommst--- und jetzt, jetzt kommst du vielleicht ,nie wieder' zurück. Vielleicht bleiben wir für den Rest unseres Lebens 10 Jahre auseinander--- und vielleicht, wenn wir, wenn wir beide ä-älter wären, konnten wir das regeln. Aber ich kenne dich schon seit wir Kinder waren---" ihre Stimme stotterte bei diesem Wort. Für einen Moment war sie still, dann sah sie auf und ihre Augen waren klar und verzweifelt. "Shinichi, ich kann nicht mehr länger auf dich warten, dass du zu mir zurückkommst... ich weiß nicht was wir tun können, aber wir müssen ,etwas' tun. Heute Nacht muss das Warten ein Ende haben." Er erstarrte. Wenn ein brechendes Herz ein Geräusch machen würde, dachte er verzweifelt, hätte sicherlich die ganze Welt seines gehört. "Du... du liebst mich jetzt nicht mehr, oder? Du kannst nicht..." Daraufhin ging sie auf ihn zu, ihre Augen leuchteten auf. "Sei nicht dumm--- natürlich liebe ich dich! Würde ich immer noch hier sein, mit dir reden, wenn ich es nicht tun würde? Es ist nur--- das Warten muss aufhören. Ein Jahr--- ein Jahr---" Ran verschnaufte, schwer atmend. Ihr Gesicht glänzte immer noch silbern im gedämpften Licht, nass von den Tränen. Dann ging sie weg von ihm, ging auf das alte Gerümpel vor der Wand zu. Ohne jeglichen Gesichtsausdruck holte sie aus: ***CRACK!!!*** Ein Brett fiel auf den Boden ,in zwei Teile geteilt und Shinichi fiel in diesem Moment wieder ein, dass Ran immer noch der Karate Champion auf seiner alten Schule war. Noch immer auf die Bretter schauend sprach sie. Ihre Worte waren sanft, kaum hörbar. "Ich liebe dich so sehr, wie ich dich immer geliebt habe, Shinichi. Ich--- glaube ich bin dumm, was das angeht. Dumm genug jemanden zu lieben, der im Körper eines kleinen Kindes gefangen ist. Dumm genug zu wissen, dass--- dass ich dich immer lieben werde, egal was, aber Shinichi... das Warten muss aufhören... irgendwie..." Sie drehte sich weg, stolperte zurück Richtung Hauptpark. Erleichtert streckte er die Hand nach ihr aus. "Ran---?" Sie schüttelte den Kopf. "Lass mich einfach gehen... ich muss nachdenken. Wir müssen etwas tun, es muss etwas geben, was noch nicht versucht wurde." Ran versuchte ein Lächeln, eine schwache, matte Imitation ihres normalen Lächelns. "Ich verlasse dich nicht, Shinichi. Dafür bin ich zu stur--- du weißt wie ich bin. Aber--- ich muss nachdenken." Sie hielt kurz inne. "Ist es für dich in Ordnung, wenn ich ein Bisschen für mich alleine bin? Ich muss nur... ich muss nur nachdenken." Er sah hinab zu seinen Zehen, zappelte mit dem Getränk, das er noch immer in den Händen hielt. "Klar... Du--- du wirst doch zurückkommen, richtig? Ich warte auf dich..." Sie nickte kurz. Dann sah sie ihn an, ,sah' ihn wirklich an und lächelte wieder ein wenig. "Weißt du, ich kann nicht verstehen, wie ich es vorher nicht sehen konnte... ich glaube ich habe mich selbst nicht sehen lassen. Aber... du bist du. Du bist Conan, aber du bist... du." Und sie drehte sich um und ging davon, zurück zu den Lichtern des Vergnügungsparks. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)