The Longest Hour von Yoru_Kurayami (Fortsetzung von "The Window") ================================================================================ Kapitel 1: Hitori ----------------- Hi, Leutz! Hier ist die versprochene Fortsetzung von Ysabets "The Window". Ich find Ysabets Stories einfach nur super. An alle die "The Window" nicht gelesen haben: 1. Da habt ihr was verpasst. 2. Bevor ihr diese FF lest solltet ihr "The Window" lesen, da ihr ansonsten nicht kapiert worum's eigentlich geht. Wie ich schon in der Vorgeschichte sagte gehören mir diese FFs nicht. Ich habe sie lediglich ins Deutsche übersetzt. Also viel Spaß beim Lesen! "The Longest Hour" by Ysabet translated by Yoru Kurayami Chapter One: Hitori Das Frühstück war ein Mysterium, soweit Conan Edogawa sagen konnte. Er würde sich am Tisch neben Herrn Mori setzen, hoffnungsvoll und erwartend Verständliches Klappern und mysteriöse surrende Geräusche würden aus der Küche kommen und vielleicht würden mundwässernde Düfte in das Esszimmer strömen, wie ein Vorbote des wundervollen Essens, das Ran den eifrig wartenden Beiden brachte. Seltsam, jedes Mal, wenn Conan oder Rans Vater versuchten die Küche zu benutzen, wäre alles was dabei herauskam, ein vielleicht tödliches, schmutziges, undefinierbares Desaster. Als er dabei zusah wie das Geschirr in all seinem Glanz auf dem Tisch verteilt wurde, dankte der Junge stillschweigend Gott für Mikrowellenpopkorn und instand Ramen; die zwei Gerichte, ohne die der Haushalt sicher verhungert wäre, wenn Ran gerade mal nicht da war. Aber im Moment...eifrig begann er über sein Frühstück herzufallen. Eins der guten Dinge ein 7-jähriger zu sein fand er, war die Tatsache, dass er enorme Mengen Essen verschlingen konnte, ohne dass ihm schlecht wurde. Sein Kinderkörper verbrannte die Kalorien schnell. Vielleicht war es kein großer Trost, aber es war immerhin ,etwas'. 7-jähriger? Nein, heute war... Nun, es war so was wie sein ,Geburtstag', oder nicht? Der Tag an dem Shinichi Kudo von der Bildfläche verschwand und Conan Edogawa das erste Mal das Tageslicht erblickte--- oder besser, das Licht der Taschenlampe eines Polizisten, das in seine erschrockenen Augen schien. Sein Geburtstag. Jetzt war er ,Acht'. Ja, richtig... //Happy Birthday to me// dachte er bitterlich, ein Bissen blieb ihm im Hals stecken. Heute vor einem Jahr... Er sah auf; am Tisch war es heute ungewöhnlich still. Kogoro Mori schob sich schwerfällig sein Essen in den Mund, stirnrunzelnd über der Zeitung wie üblich. Seine schwarzen Brauen waren zusammengezogen, als er den lokalen Kriminalteil überflog nach interessanten Mördern oder verblüffenden Diebstählen suchend. Conan seufzte; jeden Morgen war es das Gleiche... sein ,Gastgeber' würde über die Seiten murren und meckern während er Rans Essen aß ohne ein einziges Wort von ,Danke'. Ran würde ruhig essen und mit sich mit ihrem jungen Freund unterhalten... oh. Sie sagte kein Wort... Nein, sie sah hinab auf ihren Teller, stocherte im Essen, als ob sie in den Stückchen nach Omen suchen würde. Ihr dunkler Kopf war gesenkt, eine Haselnussbraune Strähne fiel leicht über ihre Wange. Ran war heute Morgen still; und Conan wusste warum. Oder besser ,Shinichi' wusste warum. Ein Jahr. Der Junge schluckte schwer, als er sich erinnerte. Er hatte in der vorherigen Nacht ein Versprechen gemacht, es deutlich auf Papier geschrieben... Als Ran früh morgens aufgewacht war, war sie von einem Geschenk begrüßt worden, das über das Fensterbrett in den Raum überfloss. Blumen, aus den Gärten der Nachbarn gestohlen. Blumen, die vorsichtig, heimlich gebracht worden waren, von Händen die sie liebten, egal ob sie nun ,kleiner' waren als zuvor; Hände, die eine Nachricht in die Blumen gelegt hatten. Und die Nachricht war ein Versprechen gewesen und das Versprechen wartete darauf eingehalten zu werden, und die Einhaltung würde eine komplizierte Sache werden. ,Liebe Ran, ich konnte nicht auf die Weise für dich da sein, wie ich es wollte--- deshalb müssen diese Blumen statt meiner da sein. Es gibt so viel, das ich dir sagen will und ich verspreche dir, am Ende des Tages wirst du alles verstehen. Es wird schwer zu erklären sein, aber bitte Ran, warte auf mich--- Ich werde dich nie wieder verlassen. Versprochen.' Ein Jahr zu warten war für ,jeden' eine lange Zeit. Zu lang--- und ,er' hatte auch gewartet--- "Conan-kun?" //Huh? Was?!?// Erschrocken schob er in einer reflexartigen Bewegung seine Brille nach oben. Ran lächelte ihn über den Tisch an, ihre Gestalt, dunkelblaue Augen reflektierten das morgendliche Sonnenlicht, das durch die Fenster kam. "Heute ist dein Geburtstag; was willst du unternehmen? Wir könnten in den Park gehen oder in die Innenstadt in die Arkaden, oder in die Buchhandlungen---" sie kannte seinen Geschmack; "--- was möchtest du tun? Ich habe die doch gesagt ich werde heute überall mit dir hingehen..." Nun, das war der Moment, wo er entweder kneifen konnte, wie ein kleines Kind--- oder es versuchen und sich wie der junge Mann benehmen, der er einmal gewesen war. Er lächelte zu ihr zurück, der ein wenig eiserne Ausdruck saß ein Bisschen eigenartig in seinem jungen Gesicht. "Lass uns--- in den Vergnügungspark gehen, Ran-neechan, ins Tropical Land; das wäre... lustig." Er versuchte eine Note Enthusiasmus in seine Stimme zu legen, versuchte für sie das Kind zu spielen. Es musste funktioniert haben. Sie lächelte ihn an und griff über den Tisch um mit einer Hand durch seine dunklen Haare zu wuscheln. "Ich bin froh, dass du das genommen hast, Conan. Ich habe letzten Abend deine Freunde angerufen und ihnen gesagt, dass wir für deinen Geburtstag wohin gehen, sie müssten bald hier sein." Er starrte die bestürzt an. //Oh Gott, als ob das nicht schwer genug wäre als es schon IST---// Sie machte ein leicht belustigtes Gesicht, als sie seine Reaktion bemerkte. "Willst du nicht, dass sie mitkommen, Conan-kun?" Ran schaute ihn an; er benahm sich... seltsam heute Morgen. Nun, es war sein Geburtstag, es war berechtigt. Acht war ein wichtiges Alter für einen kleinen Jungen und ,dieser' kleine Junge war... außergewöhnlich genug. Manchmal wunderte sie sich ,wie außergewöhnlich' er war. Und wie viel er auch ein kleiner Junge war. Aber es war dumm; sie wusste das, wusste ihre wilden Spekulationen über Conan waren nur das: wilde Spekulationen, nicht mehr. Es war nur ihre Einbildung, die sie seine Gesten und die Augen hinter den Linsen beobachten ließ... und an Shinichi denken ließ... Nur ihre Einbildung. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie diese störenden Gedanken abschütteln. Über dem Tisch grunzte ihr Vater einmal mehr, als er die Zeitung zusammenfaltete und den letzten Bissen vom Teller nahm. "Also gehst du heute mit dem Kind weg? Ich bin davon zwar nicht begeistert... aber hier. Hab selbst auch viel Spaß. Du sahst in letzter Zeit ein Bisschen zerstreut aus..." Erschrocken sah Ran auf. Es war nicht so, dass ihr Vater so etwas ,Aufmerksamkeit' schenken würde. Langsam nahm sie das Geld entgegen. "Um, danke--- das wird viel helfen. Aber ich bin okay, echt. Es war nur eine lange Woche und alles und---" Sie brach ab, als sie das Geräusch, der sich öffnenden Tür hinter sich vernahm. Und sie lächelte in sich hinein, als sie das Geplapper dreier Kinder hörte. Conans ruhige Stimme ertönte über sie alle, versuchte ihre überschäumende Energie unter Kontrolle zu bringen, wie eine viel ältere Person. Ran schüttelte wieder den Kopf, über sich selbst lachend. Sie stand von ihrem Stuhl auf nahm die Teller und stellte sie in die Spüle. "Ich würde mich besser auf den Weg machen, oder wir verpassen unseren Bus." Sie küsste ihren Vater auf die Wange; er schnarchte kurz, aber seine Augen wurden leichter, als er seiner Tochter zusah, wie sie ihren Geldbeutel nahm und ihre Schuhe anzog. "Komm nicht zu spät zurück--- Und lass dich nicht von den Bälgern erschöpfen!" Ran zuckte mit den Schultern; "So schlimm wird's schon nicht werden--- Gentas Vater, Herr Kojima wird sie am Parkeingang um 15 Uhr abholen. Also werden sie nicht den ganzen Tag bei mir sein. Und es ist Conans Geburtstag--- ich möchte, dass er eine schöne Zeit hat!" Ihr Vater schnarchte wieder, trank den Rest seines Kaffees. "Du verbringst zu viel Zeit mit diesem Jungen. Es ist ja nicht so, als wäre er jemals unserer..." Seine Tochter lachte, senkte ihre Stimme ein wenig. "Na ja, kannst du dir vorstellen Professor Agasa würde mit ihm an seinem Geburtstag in den Vergnügungspark gehen? Ich meine, keine Chance... und das ist der einzige Verwandte der er in der Nähe hat; armes Kind." Ihre Worte verstummten, als sie die Treppe runter zu der ungeduldig wartenden Gruppe ging. Ran sah hinab. Wie immer redeten Conans drei Schulkameraden nonstop und versuchten ihn in die Unterhaltung miteinzubeziehen. Er nahm das alles in seiner üblichen Art auf, ungewöhnlich ruhig für so einen kleinen Jungen. Man könnte meinen er war älter, so wie er reagierte... //Hör auf damit. Du bist nur... Er ist nur ein Bisschen erwachsener als die anderen, das ist alles. Denk daran: Es ist nur deine Einbildung.// Sie drehte sich noch mal kurz um mit der Hand auf dem Treppengeländer und rief: "Bist du heute hier oder gehst du in die Stadt?" Ihr Vater stellte die Tasse auf den Tisch und stand auf, sah auf die Uhr. "Nein--- weißt du nicht mehr?" Er fuhr sich mit ungeduldiger Hand durch die Haare und strich sie glatt. "Ich treffe mich heute mit deiner Mutter zum Essen und dann sehen wir nach dem Auto, das sie sich überlegt zu kaufen." Er sah sauer aus. "...Ich kann mir nicht vorstellen, ,was' sie mit einem Auto will..." nörgelte er kopfschüttelnd. Ran lächelte. Das ,Auto' war vielleicht nur ein anderer Versuch ihrer Mutter nach ihrem Mann zu sehen... ab und zu kam das vor. "Also--- wirst du erst spät heimkommen?" Sie konnte immer ,hoffen', dass sie sich wider vertragen würden. In letzter Zeit schienen sie sich häufiger zu treffen. Kogoro Mori zuckte die Schultern. "Wer weiß? Ich nicht, das ist sicher... deine Mutter ist ein Rätsel, das ich niemals werde lösen können." Aber seine Mundwinkel gingen etwas nach oben. Als sie die kleinen nach draußen führte, kam es Ran so vor, als sei ihr Vater letztendlich doch nicht komplett doof. --------------- "Conan-kun, Conan-kun, fährst du mit mir Untertassen?" Ayumi sprang auf ihrem Bussitz herum, ihre Augen funkelten. Auf beiden Seiten von ihr saßen Genta und Mitsuhiko und blickten den anderen Jungen feindselig an. Conan seufzte. "In Ordnung... aber lasst uns alle fahren, okay? In den Untertassen ist genug Platz für uns alle." //Das sollte helfen. Sag mir Gott, ist das wirklich ,nötig' für dich, dass sich ein kleines Mädchen in mich verliebt hat? Ist ,das' lustig? Ich meine, sie ist ein ,Kind'--- wenn ich sie ernst nehme, würde ich mich wie ein Kinderbelästiger oder so was fühlen// Conan bemerkte, dass Ayumi ein wenig enttäuscht war und schmollte, aber er sah auch die erleichterten (wenn auch verwunderten) Blicke der anderen beiden Jungen. //Und Rivalen hab ich auch noch.// Der Bus donnerte weiter Richtung seines Reiseziels. --------------- Drei Sitze weiter hinten beobachteten zwei Gestalten die kleine Gruppe durchdringend. Die größere Gestalt sah mit besorgten Augen hinunter zu der kleineren und flüsterte: "Ai--- bist du dir ,sicher', dass das eine gute Idee ist?? Du sagtest es wäre ein Notfall..." Die kleinere Gestalt blickte zu ihm auf. "Sprechen Sie leiser--- wollen Sie, dass sie wissen, dass wir hier sind? Und es ,ist' ein Notfall." Mit schmalen Augen saß das kleine blonde Mädchen lässig in ihrem Sitz und spielte mit den Händen mit dem Päckchen in ihrem Schoß. "Sie wissen was ,heute' für ein Tag ist--- Sie wissen was vor einem Jahr passiert ist. Ich bin mir sicher Shinichi plant etwas... dramatisches; das ist sein Stil." Ihre scharfen Augen leuchteten, als sie zu Prof. Agasa aufsah. "Er wird vielleicht seiner Freundin die Wahrheit sagen, glauben Sie nicht auch? Wenn ich mich nicht täusche--- und das bezweifle ich--- entscheidet er sich eine große Vorstellung daraus zu machen." Jetzt seufzte sie und fuhr sich mit ihren schmalen Fingern durch die Haare, eine ohne Zweifel erwachsene Angewohnheit. "Wie ,romantisch'." Ihr Ton wurde sarkastisch. Der ältere Mann neben ihr stöhnte, ruckte seine korpulente Gestalt näher zum Fenster. Manchmal war ihm dieses unkindliche Kind neben sich mit ihrem Hang zu amoralem nicht ganz geheuer. Trotz ihrer unzweifelhaften wissenschaftlichen Fähigkeiten. "Ist das nicht sein Recht? Wenn er es ihr sagen will, nun--- das ist seine Sache, oder?" Das Mädchen zuckte die Schultern. "Genau das ist es. Ich möchte einfach genau das machen... Die Dinge... werden geschehen wie sie es sollen." Sie lächelte leicht in sich hinein. "Ich habe da auch einen Anteil, nach allem. Umso mehr Leute unser Geheimnis kennen, umso größer ist die Chance, dass wir auffliegen." Ihre Hand glitt in die Tasche ihrer ziemlich ausgebeulten Jacke und spielte mit zwei Dingen darin: das Eine war groß, schwer und kalt, das Andere klein und leicht. "Und... ich respektiere das Mori-Mädchen, wirklich, sie hat Verstand und eine ganze Menge Courage. Sollte ich nicht alles tun was ich kann, damit alles für die Beiden auf das Beste hinausläuft?" Das Lächeln, das sie dem Professor gab war vielleicht beabsichtigt ein Unschuldiges zu sein. Seine Augen verdunkelten sich. "Was hast du vor, Ai?" Er atmete aus. "Ich sollte sie jetzt rufen und wissen lassen, dass wir hier sind---" Das Mädchen legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. "Seien Sie leiser, ich verspreche Ihnen, ich werde ihnen schon keinen Schaden zufügen. In Wahrheit, meine ich es gut mit ihnen. Nach allem, wenn Shinichi etwas passiert, wäre ich meine größte Verteidigung los, richtig? Er ist wie eine Wetterfahne. Ich weiß immer, wenn es Ärger gibt, weil ,er' es zuerst weiß." Sie kicherte. "Es liegt in meinem Interesse, dass er Gesund UND fröhlich bleibt." Etwas beruhigt setzte sich der alte Mann wieder zurück. "Hrrrm. Ich nehme mal an... " Er zeigte mit dem Finger auf das Päckchen im Schoß seiner Begleiterin, welches das Rascheln von eingepackter Kleidung wiedergab. "Was ist das?" Der kleine blonde Kopf neigte sich über das Päckchen, strich die Verpackung wieder mit ihren zarten Fingern glatt. "Ein Geschenk für Ran... nur etwas, das ich dachte sie könnte es später vielleicht noch brauchen. Ich gebe es ihr heute Nacht im Vergnügungspark." Für einen Moment ein Funkeln in Ais Augen. "Eigentlich habe ich mehrere Geschenke für Mori-chan. Und wissen Sie, ich glaube sie werden ihr alle gefallen... eventuell." Sie strahlte den älteren Mann an. Sie hätten Onkel und Nichte sein können, die zusammen mit dem Bus fuhren. --------------- //Gott, wer hat diese Sitze entworfen? Wer immer es war, bin ich mir sicher hatte nicht an Hintern von kleinen Kindern gedacht.// Conan rutschte auf seinem Platz, versuchte eine bequemere Position zu finden. Gegenüber von ihm wetteten seine drei kleinen Freunde wer am meisten Bahnen fahren konnte, ohne der Erste zu sein, der aufgibt. //Oh, welch Freude.// neben ihm streckte sich Ran, lehnte sich zurück gegen die harten Kissen hinter ihr. Sie hatte sich leicht von ihm weggedreht, sah aus dem Fenster. Der Junge baumelte ein wenig mit den Füßen und beobachtete ihren Gesichtsausdruck genau. Er konnte sehen, dass er nachdenklich, zurückgezogen war. Rans dunkle Augen waren ruhig und gedankenvoll, nicht wirklich die Straßen und Fahrzeuge draußen sehend. Woran dachte sie? Dachte sie daran, welcher Tag heute war? An ,ihn'? An die Zeit? Er beobachtete sie heimlich während seine Freunde sich über alles und jeden unterhielten. Zeit...es würde eine Stunde oder so dauern bis sie beim Vergnügungspark waren. Conan fühlte sich wie im Gefängnis. Er musste sich einen Weg ausdenken, wie er Ran die Dinge erklären konnte und zwar schnell... Er hatte eine Stunde. Aber er hatte schon lange darüber nachgedacht. Warum war es ,so' verdammt schwer einen guten Weg zum Erklären zu finden? Er nahm doch an, dass er intelligent war, richtig? Also warum schwamm sein Gehirn automatisch in Kreisen, wann immer er daran dachte, Ran die Wahrheit zu sagen? Zeit über die Wahrheit nachzudenken, und wie er sie erzählen konnte. Er hatte eine Stunde. -------------- The longest hour in the world is the one you spend deciding to tell the person you love a secret that will change their life--- and, quite possibly, destroy yours. -------------- Bahnen waren gefahren, Schritte waren gegangen und Ran hatte halb-traurig ihre Herde durch den Vergnügungspark geführt. Aber drei Uhr war gekommen und gegangen und die Kinder winkten jetzt zum Abschied ihrem Freund und seiner Wächterin , als sie in das Auto von Gentas Vater kletterten. Im letzten Moment ging Ayumi zurück wo die zwei standen, und gab dann Conan einen Kuss auf die Wange. "Alles Gute zum Geburtstag, Conan-kun!" sagte das Mädchen und strahlte ihn kichernd an. Überrascht starrte Conan sie an, dann lächelte er ironisch und sagte: "Uh, danke Ayumi-kun--- " und er errötete, hielt mit seinen Fingern seine rote Wange. Ran kicherte über sein Unbehagen. Kinder waren so süß in dem Alter. Die anderen beiden Jungen starrten Ayumi an mit großen, verwunderten Augen, als das Auto begann davonzufahren, wechselte ihr Blick zu Conan--- und die Blicke, die sie ihm zuwarfen, waren alles andere als ,verwundert'. Er seufzte, nahm seine Brille ab und rieb sich die Brücke seiner Vase. "DAFÜR werde ich morgen in der Schule bezahlen..." Seine Stimme war gelangweilt und leicht geekelt. Ran runzelte die Stirn, blieb mit der Tasche an einer Schulter hängen. Das war ,seltsam'... Wirklich, der Junge hatte sich so komisch angehört, wie schon den ganzen Tag. Beunruhigt und ein wenig zurückhaltend, er war ziemlich ruhig. Auch während er die Bahnen führ--- viel ruhiger, als ein kleiner Junge auf einem Geburtstagsausflug mit seinen Freunden sein sollte. Und einige Male hatte sie ihn gesehen, wie er sie still anstarrte mit diesen großen wissenden Augen. Diese Augen, die so viel sahen und viel mehr verbargen... Sie dachte es schon wieder. Es war schon das ganze Jahr so gewesen, die gleiche Routine, die sich immer und immer wieder abspielte, wie eine kaputte Schallplatte. Erster Schritt: Conan tut etwas... unkindliches. Zweiter Schritt: Die dumme Ran beobachtet ihn und verdächtigt ihn unmöglicher Dinge in Bezug auf Shinichi--- Dritter Schritt: Die schlaue und geschickte Ran unterdrückt die unmöglichen Ideen, weil sie wirklich nicht wahr sein konnten... Hatte Shinichi es nicht gesagt? ,Es gibt nur eine Wahrheit.' Also... nur weil ein wirklich dummer, dummer Teil von ihr rief, dass da ,etwas' war, hieß das nicht, dass es wirklich wahr war, oder? Vierter Schritt: Die starke, schlaue und geschickte Ran verbannt den idiotischen Teil von ihr, der mit dummen, dummen Ideen kommt in seinen hintersten Platz ihres Herzens--- //Das ist nur deine Einbildung, Ran du Idiot... es gibt nur eine Wahrheit. Ein Kind ist ein Kind, ein Mann ist ein Mann, und egal was dein Herz sagt, dein Kopf weiß es besser, dass solche Dinge... nicht passieren. Shinichi ist nicht hier--- aber wo IST er eigentlich? Er sagte, er würde mir ,alles' erklären bis zum Ende des Tages und es wird spät und wir haben ihn noch nicht gesehen---// Sie beobachtete den Jungen, als das Auto vom Parkplatz fuhr und im Verkehr verloren ging. Die späte Abendsonne reflektierte von seiner Brille, als er sie zusammenklappte und sie in seine Jackentasche stecken wollte. Innehaltend blickte er Ran an, dann holte er sein Brillenetui aus der gleichen Tasche und steckte sie hinein. Die junge Frau lächelte. Sie hatte lange gebraucht ihm das anzugewöhnen. Man muss bedenken, er hatte vorher noch nie eine Brille getragen... "Conan-kun? Brauchst du deine Brille nicht?" fragte Ran. Er lächelte sie schwach an. "Nein. Jetzt nicht. Bei ,dir' brauch ich sie nicht mehr zu tragen. Mit dieser rätselhaften Antwort drehte sich der Junge weg und sah zu der Bahn, die sie noch nicht gefahren waren: die Geisterbahn. Die Hände in seine Taschen schiebend, blickte er zum Himmel. "Ein wenig früh, aber ich denke es ist okay..." hörte sie ihn murmeln. "Früh für was?" Sie zog fragend eine Augenbraue nach oben. Er warf ihr einen leicht verlegenen Blick zu. Conan drehte sich zurück um wieder die Bahn zu betrachten. "Nichts wichtiges, nicht wirklich... es ist nur, dass ich letztes Jahr mit dieser Bahn gefahren bin bei Sonnenuntergang. Ich wollte dieses Jahr das Gleiche tun, aber... lass uns einfach fahren, okay?" Und er blickte sie über die Schulter an, seine Augen lächelten. Die Schlange war ungewöhnlich kurz. Es dauerte nicht lange bis sie in der Geisterbahn platz nahmen und sich anschnallten. Der Aufseher grinste zu dem Jungen hinab, als er die letzten Schranken zuschnappen ließ. "Bist du nicht noch ein Bisschen jung für diese Bahn, Kind?" Conan rollte bloß mit seinen Augen und schaute empört. Ran lachte. "In Wirklichkeit ist heute sein Geburtstag... er ist alt genug, richtig, Conan-kun?" Der Junge hob seine Augenbrauen. "Ja..." sagte er langsam. "Ich bin über Achtzehn... sicher seh ich so aus, richtig?" "Nun, Mister-Jung-Für-Sein-Alter, pass gut auf deine Freundin auf, okay?" Immer noch kichernd trat der Aufseher zurück auf die Plattform und startete die Bahn. Es rüttelte, als es losging und Conan griff ans Geländer, murmelte: "Wenn du nur wüsstest..." Bevor Ran etwas zu seinen Worten sagen konnte, waren sie in Bewegung und es war zu laut um zu sprechen oder zu hören. RUMBLE-RUMBLE-RUMBLE-CRANK-CRANK-CRANK---CRANK---CRANK----CRANK-----CRANK---------------------------------- Sie erreichten die Spitze des ersten Hügels, ohne nachzudenken griff Ran nach Conans Hand und drückte sie leicht. Für einen Moment kam die Erinnerung zurück von einem Moment, als sie an diesem Ort eine andere Hand gehalten hatte, an diesem Tag vor einem Jahr... Die andere Hand drückte ihre... ------CRANK-------CRANK-CRANK-CRANK-ROOOOOOAAARRRR!!!!!!!!!!!!!!! Und sie fuhren den Hügel hinunter, manche Passagiere schrieen und riefen. Ran fühlte ihr Haar hinter sich flattern, wie der Schweif eines Kometen, als sie in einen dunklen Tunnel rauschten. Imaginäre Gesichter schienen ihnen von der Seite her entgegenzuspringen und sie erschrak und lehnte sich enger an die angenehme Wärme neben ihr, drückte die Hand fester... ...die Hand, schien für einen kleinen Moment größer zu sein, groß genug ihre zu umschließen sie zu wärmen. Starke Finger zwischen ihren, hielten sie fest... Seine Augen leuchteten sie an in der Dunkelheit des Tunnels, auf Schulterhöhe, nein, sie waren auf ihrer Höhe, nein, Schulterhöhe, nein, sie waren... Und sie waren draußen, blinzelten im Sonnenlicht. Ran sah hinab auf den Jungen neben ihr, der sie mit lachenden und vor Aufregung funkelnden Augen anschaute. Er drückte ihre Hand fester, schmale Finger hielten ihre--- und dann hatten sie den Gipfel des nächsten Hügels erreicht und es war keine Zeit mehr zum Nachdenken, als sie hinunter rauschten. --------------- Ran war immer noch nervös vom Adrenalin, als sie mit wackligen Beinen von der Geisterbahn kamen. Neben ihre schien Conan zunehmend wieder zu Atem zu kommen--- Er war alle, aber voller Energie. "Ran-neechan, lass uns was drinken, okay?" Aus Gewohnheit setzte er seine Brille wieder auf, und die Linsen reflektierten das Sonnenlicht des späten Nachmittages wie Spiegel. Sie hielten sich immer noch an den Händen und als er die junge Frau anlächelte bemerkte sie, dass er plötzlich aus irgendeinem Grund glücklicher aussah als er es den ganzen Tag getan hatte. Sie blinzelte. Mochte er Achterbahnen ,so' sehr? Vielleicht sollten sie noch einmal fahren... Sie bezahlte dem Verkäufer ihre zwei Sodas, blickte sich um und streifte sich ihre vom Wind zerzausten Haare aus dem Gesicht. "Nun, Conan-kun? Was machen wir als Nächstes?" Der Himmel wurde langsam dunkler, als die Sonne im Westen versank. Rans Herz sank mit ihr. ,Wo' war Shinichi? Der Tag war fast vorbei und er hatte ,versprochen' sie am Ende des Tages zu treffen und ihr ,alles' zu erklären. Was auch immer ,alles' war... Sie fühlte wie jemand an ihrer Hand zog und sah nach unten. "Du denkst an Shinichi, hab ich Recht?" sagte der Junge sanft. "Ummmm... woher weißt du das?" Die junge Frau fühlte, wie sich ihre Wangen ein wenig erwärmten. Conans Augen senkten sich und er betrachtete seine Soda genau und rührte mit seinem Strohhalm die Eiswürfel hin und her. "Du hast so... traurig ausgesehen. Du hast den ganzen Tag nach ihm Ausschau gehalten, oder?" Jetzt holte er tief Luft, nahm sie wieder an der Hand und Ran konnte fest seine Finger fühlen. "Lass uns gehen... es gibt einen Ort, den ich die zeigen möchte und etwas, das ich dir erzählen muss." "Was?...Conan-kun, ist- ist Shinichi dort? Er sagte er würde mich treffen---" Der Junge lächelte sie an, ein einseitiges Lächeln. "So ähnlich. Du wirst schon sehen... Komm einfach mit mir." Er zog sie hinter sich her und führte sie zwischen zwei Gebäude im hinteren Teil des Parks. Als sie liefen reckte Ran ihren Kopf in die Höhe. Sie konnte die Lichter der Achterbahn sehen hinter ein paar dicken Bäumen... Sie waren jetzt in einer ziemlich verlassenen Gegend, hinter der Rückseite der Arkade und einigen verlassen aussehenden Gebäuden, ein wenig überwachsen mit Gebüsch und ein paar schmalen Bäumen. Leere Kisten und altes Gerümpel lehnte gegen die Wand. "Conan-kun? Wo gehen wir hin?" Der Junge sah sich alles genau an. Seine Augen fixierten einen Punkt zwischen zwei Büschen, gegenüber einer Wand. "Genau hier--- ist es passiert ,genau hier'..." murmelte er, die Spannung machte seine kleinen Schultern steif. Dann schien er sich leicht zu entspannen und brachte seine Begleiterin zu einer Bank auf der Rückseite der Arkade. "Ich glaube das ist okay, so." Langsam setzte Ran sich hin ihre Augen waren verwirrt. "Conan--- hier ist nichts... warte, wird Shinichi sich hier mit uns treffen?" Ihre Augen leuchteten auf, sie sah in alle Richtungen, ein Lächeln fand seinen Weg in ihr Gesicht. "Das ist ,genau' die Art von Platz, wo er sich treffen würde.... alles ist gruselig und verlassen." Sie lachte; ein schönes Geräusch; und schüttelte den Kopf. "Shinichi, du Geheimnis-liebender Idiot... wirst du ,jemals' aufhören so geheimnisvoll zu sein?" -------------- Conan fühlte ein kräuseln von Entsetzen, zitterte durch die Aufregung die ihn seit der Geisterbahn ergriffen hatte. Etwas wie die Wildheit der Geisterbahn hatte seinen Beschluss bestärkt, gab ihm Kraft, das zu durchschauen. Vielleicht war es letztendlich das, dass er zu dem Ort kam, an dem Shinichi endete und Conan begann... Es war als ob etwas seinen Platz finden würde; das Puzzle war jetzt komplett; der Kreis war geschlossen und sie konnten beide weitergehen. Er war immer noch besorgt, wie Ran reagieren würde--- aber irgendwie hatte er keine Angst mehr ihr die Wahrheit zu sagen, nicht mehr. Es war jetzt unvermeidlich. Es war Zeit. Immer noch nach seinem früheren ,Ich' Ausschau haltend, drehte sich Ran wieder zu ihm um. Gott, sie sah so schön aus in dem gedämpften Licht, ihr dunkles Haar ein Bisschen verwirrt und ihre Wangen gerötet... "Conan? Was ist los? Du hast gesagt, du musst mir etwas erzählen... Was ist es, Conan-kun?" //Okay--- jetzt geht's los... Gott, du ,schuldest' mir was--- mach, dass das funktioniert!// Conan nahm langsam seine Brille ab, klappte sie zusammen und steckte sie wieder in die Tasche. Als er aufsah, war es nicht länger ein Kind, das der jungen Frau entgegenblickte. "Nicht Conan, Ran... nicht ,Conan'. Nie mehr Conan, nicht für dich. Ich bin Shinichi, Ran... Ich weiß es klingt verrückt, aber--- ich bin ,Shinichi'." Seine Augen verließen nie ihre. Sie schwankte unter seinem Blick, stammelte ein wenig. "W-Was? Conan-kun, was sagst---" Er unterbrach sie knapp, eine unkindliche Geste. "'nicht' Conan--- Ran, bitte... hör mir zu. Ich sagte ich werde dir heute alles erzählen und das meinte ich auch. Hör mir einfach zu, bitte ,hör mir zu'--- ich---" Abrupt ging ihm die Puste aus. Nach Luft schnappend fuhr er fort. "Letzte Nacht bin ich durch dein Fenster geklettert und habe die Blumen und die Nachricht dort hinterlassen--- Ich wusste, du würdest wissen, wo du zu suchen hast und du hast es gewusst, richtig?--- und ich habe versprochen dir alles zu sagen und wenn du mich nur ,erklären' lässt, werde ich es dir erklären, aber Ran, du musst mir glauben, ich wollte das nicht vor dir geheim halten, aber wenn ein Wort herausgekommen wäre, dass ich ,so' bin und ,immer noch am Leben', wärst du auch in Gefahr gewesen. Und ich---- ich wollte nicht, dass dir etwas passiert---" Jetzt hielt sie eine Hand hoch, stoppte die heraussprudelnden Worte. Ran lehnte sich auf der Bank zurück, war völlig perplex. Als sie den Jungen vor sich anstarrte, hatten die Augen des Jungen ,nichts' von einem Kind in ihnen. Sie begann zu zittern. Und nach all den Monaten des Leugnens, erlaubte sie sich selbst ,nachzudenken'... "..................................Shinichi..........?" //Er IST es. Oh mein Gott...// Conan/Shinichi griff nach vorne und legte seine Finger leicht auf ihre Wange. "Ran--- es ist okay. Ich bin's wirklich--- Ran? Ran?" Sie zuckte unter seiner Berührung zurück, als ob sie verbrühen würde. Erschrocken, nahm er sie weg, aber bevor er es konnte, schnappte sie sich seine kleine Hand in ihre größere, wie sie sie schon so oft gehalten hatte, beim Laufen, beim Spielen, wenn sie ihm bei etwas half, das zu groß war für seine kleine Gestalt... so viele Male über das letzte Jahr. Ihr Gesicht war weiß. "--- Wie--- Shinichi, du BIST es, oder? Ich---" Ran schien keine Luft bekommen zu können. "Es gab Momente in denen ich gedacht habe--- ich... ich habe mich so oft gefragt... Ich habe nach Conan geschaut und ,dich' gesehen---" Rans Augen waren groß. Sie senkten sich sahen dorthin, wo sie seine Hand hielt und ihre Finger spürten die Form seiner, als sie in ihren lagen. Langsam senkte sie sie und brachte ihre eigene Hand zu ihrem Gesicht. Verdeckte ihre Augen, als wollte sie die Wahrheit vor sich verschließen, die sie verdächtigt hatte, die sie irgendwie in ihrem Herzen ,gekannt' hatte, den größten Teil des ganzen Jahres. "...das ist Wahnsinn..." Ihre Stimme zitterte, zersplitterte wie kaputtes Glas. Ein kalter Wind schien aus ihren Worten zu kommen. Stille. Sie blieben so für einen zeitlosen Moment, in dieser Sekunde stillstehend, als ob sie in Bernstein gefangen wären. Doch dann bewegte sich Conan, nein ,Shinichi' auf das Mädchen zu und setzte sich neben sie auf die Bank. Er begann sehr leise zu reden. "Ich hatte niemals beabsichtigt es so lange geheim zu halten... Ich hatte niemals wirklich gedacht, dass es so lange ,andauern' würde--- ein Kind zu sein, meine ich." Er lachte er wenig ironisch. "Ich dachte--- Ich vermute, ich dachte ich würde mittlerweile einen Weg gefunden haben wieder normal zu werden, oder vielleicht... vielleicht, dass die verdammte Droge mich inzwischen getötet hätte." Shinichi senkte den Kopf, starrte auf das unebene Gras unter der Bank. "Ich konnte es dir nicht erzählen, Ran, ich ,konnte nicht'--- und ich wollte es so furchtbar---" Seine sanfte kindische Stimme schnappte beim letzten Wort über. Dann sah sie auf. ,Weiß wie ein Gespenst', dachte der Junge. Er hatte immer gedacht, das war nur so eine Redensart. Als sie sprach, wurde ihre Stimme merklich fester. "Shi- Shinichi? Was für eine ,Droge'? Und WARUM konntest du es mir nicht sagen?!? WARUM?!?" Da war ein unterdrücktes Stück Ärger in ihrer Stimme. Jetzt war es an ihm die Augen zu schließen, ein Ausdruck von Schmerz hing wie ein Schatten über seinem jungen Gesicht. Tief durchatmend begann er: "Okay... Erinnerst du dich an den Tag, vor einem Jahr, als wir diese Mörderin in der Geisterbahn sahen? Und danach, weißt du noch, dass ich diesen Kerlen in schwarz gefolgt bin? Nun--- Das war die schlimmste Entscheidung die ich ,jemals' machen konnte, glaub mir..." --------------- Und zögernd redete er; und langsam erklärte er; und er erzählte ihr... alles. Und sie hörte zu, während die Minuten verstrichen und die Zeit verging für sie Beide, als der Tag in einem blutroten Sonnenuntergang wich. --------------- Nachdem er geendet hatte, saß Conan still neben Ran auf der Bank. Die Schatten wurden größer mit dem Beginnen des Abends und die entfernten Geräusche des Vergnügungsparks hinter ihnen, hörten sich seltsam distanziert an, nicht Teil der Kälte, wirklich leise, dass die beiden ein Teil von allem waren. Dann bewegte sich die junge Frau. Ihre Augen waren immer noch geweitet vor Schock und mit etwas anderem: Schmerz. "Du warst die ganze Zeit bei mir..." sagte sie sanft. "...die ganze Zeit, warst du hier--- und du hast mir nie was erzählt." Shinichi schloss seine Augen. "Ran--- wenn es rausgekommen wäre, wenn die Black Organisation herausgefunden hätte, dass ich immer noch lebe--- wärst du ,Toast'. Du wärst die Erste auf ihrer Liste; dann würde dein Vater sterben--- vielleicht auch deine Mutter, und dann Prof. Agasa, und dann vielleicht Genta und Mitsuhiko und Ayumi--- Denkst du nicht ich ,wollte' es dir erzählen?!?" Er lachte, ein kleines bitteres Lachen. "Ich habe darüber geträumt--- Wir würden irgendwo essen gehen, oder wir wären in der Schule oder so was, und ich würde dir alles erzählen was passiert ist und dann--- nun, das waren Träume--- war ich plötzlich wieder ich selbst, als ob das ,Dir-die-Wahrheit-sagen' ein magischer Zauber gewesen wäre um mich zurückzuverwandeln." Der Junge schüttelte schwer seinen Kopf. "Aber es gibt keine Magie, die mich zu dem machen kann, der ich war. Nur harte Wissenschaft, wenn Ai es schafft ein Gegengift zu finden..." Rans Stimme war das Gegenstück ihrer Augen. Sie zitterte irgendwo zwischen Wut und Kummer. "Aber, aber Shinichi--- hast du mir nicht ,vertraut'?!? Ich würde dich nie hintergehen--- du ,weißt' das---" "Ran--- natürlich hab ich dir vertraut--- ich war es, dem ich nicht vertraut habe! Wenn ich nur ,einen' Fehler gemacht hätte, wärst du gestorben und dein Vater und Agasa und die Kinder... Alles was ich tun konnte war warten... und warten, und warten; und hoffen,---" seine Stimme war gebrochen--- "dass du auch auf mich warten würdest." Er atmete tief ein. "Ich war bei dir gewesen, wie du gesagt hast... wartend. Auf die Zeit wartend, in der ich wieder ich selbst werden kann, wartend zu dir nach Hause kommen zu können--- wie ich wirklich war. Und es war nicht alles schlecht gewesen---" Er lachte, der ironische Ton seines Lachens hörte sich seltsam in der Kinderstimme an. "Ich habe gelernt bescheiden zu sein, und wenn's nur das ist. Und ich habe gelernt geduldig zu sein... nun, ein Bisschen, vielleicht. Aber---" und er drehte sich zu ihr um, seine Augen waren intensiv. "ABER WARUM?!?" heulte sie, ihr Ärger begann sich in Tränen umzuwandeln. Ran drückte ihre Handflächen gegen ihre brennenden Augen. "Was kannst du mir sagen, das das nur etwas besser machen könnte? Ich meine--- Shinichi---" Sie stand auf drehte sich um und breitete die Arme aus--- "Wie können wir jetzt wieder zu unserem normalen Leben zurück? Wie--- wie kann ich dich jeden Tag sehen und so tun als ob nichts wäre, obwohl ich weiß, dass ,du' dich hinter Cohnahns Gesicht verbirgst?" Sie stoppte abrupt, ihre Schultern sackten zusammen. Sich wegdrehend lief sie ein paar Schritte, starrte ohne sie wirklich zu sehen auf die Bäume und Büsche. "Ich habe dich aufgenommen... in meinen Armen gehalten. Ich habe deine Hand gehalten, wenn wir über die Straße gingen--- Ich habe dich wie ein Kind behandelt... wie das Kind, das ich dachte, das du bist! Und jetzt soll ich einfach so weitermachen? Wo ich ,weiß' wer du wirklich bist?!?" Die Tränen glitzerten auf ihren Wangen in den Lichtern der Arkade. Shinichi war hilflos. Er wollte zu ihr gehen sie umarmen--- aber wenn er es täte, wären es die Arme eines Kindes in denen sie lag, nicht die, die sie wollte. "Ran--- Ran ich weiß nicht was ich dir sagen soll--- du hast die Wahrheit verdient, nachdem du so lange gewartet hast---" Sie wirbelte herum, sah ihm ins Gesicht. "Gewartet? Ja, Shinichi--- ich habe gewartet. Darauf gewartet, dass du zu mir zurückkommst--- und jetzt, jetzt kommst du vielleicht ,nie wieder' zurück. Vielleicht bleiben wir für den Rest unseres Lebens 10 Jahre auseinander--- und vielleicht, wenn wir, wenn wir beide ä-älter wären, konnten wir das regeln. Aber ich kenne dich schon seit wir Kinder waren---" ihre Stimme stotterte bei diesem Wort. Für einen Moment war sie still, dann sah sie auf und ihre Augen waren klar und verzweifelt. "Shinichi, ich kann nicht mehr länger auf dich warten, dass du zu mir zurückkommst... ich weiß nicht was wir tun können, aber wir müssen ,etwas' tun. Heute Nacht muss das Warten ein Ende haben." Er erstarrte. Wenn ein brechendes Herz ein Geräusch machen würde, dachte er verzweifelt, hätte sicherlich die ganze Welt seines gehört. "Du... du liebst mich jetzt nicht mehr, oder? Du kannst nicht..." Daraufhin ging sie auf ihn zu, ihre Augen leuchteten auf. "Sei nicht dumm--- natürlich liebe ich dich! Würde ich immer noch hier sein, mit dir reden, wenn ich es nicht tun würde? Es ist nur--- das Warten muss aufhören. Ein Jahr--- ein Jahr---" Ran verschnaufte, schwer atmend. Ihr Gesicht glänzte immer noch silbern im gedämpften Licht, nass von den Tränen. Dann ging sie weg von ihm, ging auf das alte Gerümpel vor der Wand zu. Ohne jeglichen Gesichtsausdruck holte sie aus: ***CRACK!!!*** Ein Brett fiel auf den Boden ,in zwei Teile geteilt und Shinichi fiel in diesem Moment wieder ein, dass Ran immer noch der Karate Champion auf seiner alten Schule war. Noch immer auf die Bretter schauend sprach sie. Ihre Worte waren sanft, kaum hörbar. "Ich liebe dich so sehr, wie ich dich immer geliebt habe, Shinichi. Ich--- glaube ich bin dumm, was das angeht. Dumm genug jemanden zu lieben, der im Körper eines kleinen Kindes gefangen ist. Dumm genug zu wissen, dass--- dass ich dich immer lieben werde, egal was, aber Shinichi... das Warten muss aufhören... irgendwie..." Sie drehte sich weg, stolperte zurück Richtung Hauptpark. Erleichtert streckte er die Hand nach ihr aus. "Ran---?" Sie schüttelte den Kopf. "Lass mich einfach gehen... ich muss nachdenken. Wir müssen etwas tun, es muss etwas geben, was noch nicht versucht wurde." Ran versuchte ein Lächeln, eine schwache, matte Imitation ihres normalen Lächelns. "Ich verlasse dich nicht, Shinichi. Dafür bin ich zu stur--- du weißt wie ich bin. Aber--- ich muss nachdenken." Sie hielt kurz inne. "Ist es für dich in Ordnung, wenn ich ein Bisschen für mich alleine bin? Ich muss nur... ich muss nur nachdenken." Er sah hinab zu seinen Zehen, zappelte mit dem Getränk, das er noch immer in den Händen hielt. "Klar... Du--- du wirst doch zurückkommen, richtig? Ich warte auf dich..." Sie nickte kurz. Dann sah sie ihn an, ,sah' ihn wirklich an und lächelte wieder ein wenig. "Weißt du, ich kann nicht verstehen, wie ich es vorher nicht sehen konnte... ich glaube ich habe mich selbst nicht sehen lassen. Aber... du bist du. Du bist Conan, aber du bist... du." Und sie drehte sich um und ging davon, zurück zu den Lichtern des Vergnügungsparks. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Futari ----------------- Hi, Leuts! Sry, dass ich sooo lang keinen neuen Teil hochgeladen hab, aber mein Computer war kaputt. Hab jetzt Gott sei Dank nen neuen. Dieses Kapitel hier ist das Letzte zu "The Longest Hour", zu der Geschichte gibt es aber natürlich auch ne Fortsetzung.(Wenn ihr eine wollt, müsst ihr mir Kommis schreiben!!!) Die Fortsetzung heißt dann "Second Wind" und ist auch von Ysabet. Leider hab ich momentan wegen Schule und so nid so viel Zeit. Aber ich versuche so schnell wie möglich weiterzuschreiben. So, ich hör jetzt auf mit meinem Gelaber, hier kommt: Chapter Two: Futari Eine kleine Gestalt saß auf einer Seite einer belebten Kreuzung im Tropical Land. Ihre zerzausten blonden Haare wehten leicht in der Abendbriese. Ein Passant könnte sich gefragt haben, was so ein junges Mädchen (nicht älter als Acht, sicher) hier alleine tat, so ruhig auf ihrer Bank sitzend. Vielleicht wartete sie auf jemanden? Das war genau das, was Ai Haibara, ehemals Shiho Miyano tat: warten. Sich enger in ihre Jacke schmiegend, nippte sie an ihrer Soda und lächelte ein sicheres, geheimes Lächeln. //Armer Shinichi. So vorhersehbar----- ich habe doch gewusst, wo er seiner Freundin alles erzählen würde. So eine dramatische Geste!// Sie kicherte in sich hinein. //Ich bin mir sicher er sieht sich selbst als eine furchtbare Person... armer Junge; armer kleiner Junge. ,So' berechenbar. Das ist zweifellos einer der Gründe, warum ich ihn so mag.// es hatte ein wenig Vorstellungskraft gebraucht um die Unterhaltung interpretieren zu können, die sie aus der ferne beobachtet hatte, ungesehen zwischen den Büschen hinter der Arkade. Das Mori-Mädchen hatte so verletzt ausgesehen... wirklich, denke sie hat das wirklich ziemlich gut aufgenommen. Ihre Beobachterin hatte die Kontrolle bewundert, mit der Ran ihre Anspannung und die Belastung erst an den alten Brettern ausgelassen hatte, dann an Shinichis kleinem Körper... Ai zog ihren Kopf ein, als das Objekt ihrer Spekulationen an ihr vorbei ging. Genau zur richtigen Zeit kam Mori-chan. Das/die kleine Mädchen/Frau stellte ihr Getränk auf die Seite und beugte sich über einen Schuh, als wollte sie die Schnürsenkel binden. Von ihrem günstigen Aussichtspunkt konnte sie Ran sehen. //Kein Shinichi neben ihr? Ah, gut. Das habe ich erwartet. Sie wird in Ruhe über alles nachdenken wollen, kein Problem. Eine gute Gelegenheit für eine kleine Unterhaltung unter Freunden...// Ai rutschte von der Band, ihrem Ziel hinterher. -------------- //Lauf Ran. Lauf einfach weiter. Lauf und lauf und lauf und lauf und---// In Bewegung fühlte sie sich immer besser. Und heute Nacht--- heute Nacht brauchte sie das. Trotz ihrer Beteuerungen zu Shinichi, hatte sie nicht die leiseste Idee, was sie tun konnten. Sie hatte sich in ihrem Leben noch nie so hilflos gefühlt. Alles um Ran herum die Lichter des Vergnügungsparks bewegte sich in komplizierten Mustern... überall gingen die Leute ihrem Leben nach, fröhlich oder traurig oder rastlos oder ruhig oder--- In Gottes Namen, wussten sie nicht wie chaotisch alles in einer Sekunde werden konnte?!? Ihre Welt hatte sich heute Nacht auf den Kopf gestellt. Sie hatte Shinichi gefunden, nur um zu erkennen, dass er die ganze Zeit bei ihr gewesen war... und sie hatte sich nie erlaubt es zu erkennen. Vielleicht war das der schwerste Teil. Er war da gewesen und ihr Herz hatte ihr versucht zu sagen, dass er genau hier war--- aber nein, Dinge wie das passierten nicht, jetzt schon? Natürlich nicht. Das war nur logisch. Nun, so viel zur Logik. Solche Dinge ,passierten' und sie sind Shinichi passiert. Und damit ihr. Als Ran ihren Weg zwischen einem dekorativen Blumenbeet und einem Okonomiyaki Verkäufer ging, lächelte sie ein wenig grimmig in sich hinein. Sie hatte Shinichi nicht angelogen als sie gesagt hatte, dass sie ihn nicht verlassen würde, aber was würde sie jetzt tun? Was würden ,sie' jetzt tun? Der Morgen würde kommen und sie würde Shinichi... nein Conan in die Schule bringen und sie würde ihn weggehen sehen, nur ein kleiner Junge unter Hunderten.... nur, dass er keiner war, und sie wusste, dass er keiner war und sie dachte nicht, dass sie das würde ertragen können... Rans Finger griffen um das Geländer einer Bank. Holz splitterte unter ihren Fingernägeln, fiel in dünnen Stückchen und Fetzen auf den Gehweg unter ihr. Nach einem Moment brachte sie ein scharfer Schmerz zu sich selbst zurück--- ein Sprießen Holz steckte in einer Fingerspitze. Erschrocken, drückte sie den winzigen Splitter vorsichtig heraus... und sah sich mit einem Seufzer um. Der winzige Splitter war so etwas wie ein Weckruf gewesen und die Welt driftete unbemerkt wieder in ihr Blickfeld. Soweit so gut. Panik würde sie nicht weiterbringen. //Es ist komisch... Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie es jetzt weitergeht... bin ich trotzdem froh Shinichi gefunden zu haben. Dumme Ran--- Idiotin Ran. Ich sollte mit einem Abzeichen herumlaufen auf dem steht: "Ran Mori ist der weltgrößte liebeskranke Narr." Aber...// Sie fuhr sich mit zitternden Händen durch ihr langes Haar. //...aber seine Stimme zu hören--- trotz der Kleinen-Jungen-Stimme und all dem--- ihn meinen Namen sagen zu hören und es als ,Shinichi' zu sagen, nicht Conan... nun, nicht ganz als Conan--- und dieses Mal war es nicht durch ein Telefonkabel von der anderen Seite der Tür aus...// //Ich bin ein Idiot. Aber ich bin immer noch froh dich wiedergefunden zu haben, Shinichi.// //Auch wenn ich das Gefühl habe, dass du dafür einen Schlag auf den Kopf verdienst---// Der Lärm des Parks störte ihre Gedanken. Sie musste irgendwo anders hin um nachzudenken, irgendwo wo es ruhig war. Aber wo findet man einen ruhigen Ort wie das? Die Leute kamen hierher für Gesellschaft, für Lärm und Lichter und Menschenmengen. Wo---? Ihre Aufmerksamkeit wurde durch eine kleine, alt aussehende Attraktion rechts gegenüber dem Weg erregt, etwas, das sie wusste, dass es in Amerika beliebt, aber in Japan nicht oft zu vorzufinden war: ein Spiegelkabinett. Sie bemerkte, wie sie hineinging bevor ihr Gehirn ihr befehlen konnte es zu tun. Nachdem sie ihr Ticket bezahlt hatte ging Ran langsam hinein. //Vielleicht war das doch keine so gute Idee... an so einen Ort geht man um verwirrt zu werden. Bin ich nicht schon verwirrt genug? Aber immerhin ist es ruhig...// Die alte, leicht abgenutzte Attraktion hatte heute Nacht anscheinend nur ein paar Besucher. Ran war so gut wie allein in den glaswandigen Gängen. Eine Weile lief sie ziellos umher, in ihren Gedanken versunken. //Shinichi... wie war es für dich gewesen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen? Hattest du jemals gewünscht, dass das Gift, das diese Männer dir gaben dich getötet hätte? Gott, ich bin froh, dass es das nicht getan hat; egal was passiert ist, immerhin sind wir beide noch am Leben. Das ist schon etwas... Aber--- wie kannst du zu mir heim kommen? Es ist, als ob wir zusammen die Treppen unserer Leben hinaufkletterten, du und ich. Aber Shinichi, du fielst die Treppe hinunter, zurück wohin du schon einmal gewesen warst... und ich gehe weiter...// Sie wanderte tiefer in den Irrgarten aus Glas. Ihre Spiegelbilder sahen sie mit überschatteten, mitleidslosen Augen an--- Augen die wussten, was Ran wusste, die gesehen hatten was Ran heute Nacht gesehen hatte, im Gesicht eines Jungen namens Conan. "Mori-chan." Ran fuhr fast aus ihrer Haut, sie wirbelte herum. //Wer---?!?// Ein kleines goldenhaariges Mädchen stand vor ihr. Das Kind lächelte, ihre klaren Augen leuchteten und blickten in das Gesicht der jungen Frau. "Ummm...Ich kenne dich, oder?... du bist doch---" Das Mädchen kicherte. Es lag etwas seltsam ,erwachsenes' in ihrem Ton. "Oh ja, du kennst mich. Du hast mich mit Prof. Agasa ein paar Mal gesehen und in Conans Schule... aber ich denke nach heute Nacht siehst du mich in einem anderen Licht. Weißt du jetzt wieder wer ich bin?" Sie stand bequem, ihre Hände in den Taschen ihrer zu großen Jacke. Ran starrte. Sie begann sich an einen Namen zu erinnern, ein Name und eine Geschichte... //Er sagte sie hat das Gift gemacht und es dann selbst genommen... ihr Name...// Wut breitete sich in Ran aus. "Du bist ,Ai'. Ai Haibara. Die Frau die das Gift erfunden hat. Du bist dafür verantwortlich was mit Shinichi passiert ist." Das blonde Mädchen runzelte die Stirn. "Frau? Jetzt nicht mehr. Ich denke dein Freund hat dich darüber aufgeklärt---" Plötzlich brachen ihre Worte ab, als sie bemerkte, wie entschlossen Ran auf sie zukam. "Oh, komm nur her, Mori-chan. Was hast du vor? Ein wehrloses Mädchen verletzen?" Ai ging ein paar Schritte zurück, ihre Hände tasteten nach etwas in ihrer Jackentasche. In einer Sekunde zog sie eine kurzläufige Pistole hervor, schwarz und hässlich. Sie richtete sie auf die wütende junge Frau und begann noch mal mit ruhiger fester Stimme: "Wenn du irgendwas versuchst, wirst du es bereuen---" Ihre Worte verflogen, als Rans Arm ausholte. Die Pistole flog harmlos über den hölzernen Boden. Zu ihrer Überraschung fand sich Ai plötzlich gegen eine Glaswand gedrückt vor. Zwei schmerzhaft feste Hände hielten ihre Schultern in einem undurchbrechlichen Griff. "Du-hast-das-getan!!!" schrie Ran und schüttelte sie mit jedem Wort. "Das-ist-alles-deine-Schuld!!!" Abrupt ließ sie die Schultern des Mädchens los. Ai stolperte geschockt auf die Seite. Als sie sich wieder fing sah sie auf... in den Lauf ihrer Pistole. //Dumme Ai--- schon wieder deinen Gegner unterschätzt. Das ist immer dein größter Fehler...//, dachte das/die Mädchen/Frau grimmig und schluckte schwer. Ran hielt sie ruhig auf das kleine blasse Gesicht vor ihr gerichtet. Die junge Frau sah für einen Moment Angst in Ais Augen aufblitzen... Dann steckte sie die Waffe vorsichtig in ihre Tasche. Sie schüttelte ihren Kopf, lehnte sich gegen die Fensterscheibe hinter ihr. "Dachtest du ich würde auf dich schießen? Nun, vielleicht hätte ich es getan... vielleicht auch nicht. Aber du wirst mich heute Nacht verdammt noch mal nicht erschießen. Bist du darum hier? Hast du nicht schon genug getan, als du unsere Leben zerstört hast?!? Ai schrumpfte unter Rans Wut ein ganz kleines Bisschen zusammen. Das Gesicht der jungen Frau war so blass wie Milch und ihre Augen loderten vor Ärger. Das Mädchen hob eine Hand. "Warte, warte--- ich bin heute nicht hergekommen um dich zu erschießen..." "Oh nein, die Pistole war nur ein Modeaccessoire, oder nicht? Nur das ,Ding' für Grundschüler, das sie mit in den Vergnügungspark nehmen!" schnappte Ran. Sie atmete schwer und kurz, voller Adrenalin. Sie wollte das kleine Mädchen nicht wirklich verletzen (//aber da war dieser eine Moment, nicht?//, fragte ihr Gewissen //dieser Moment, in dem du es vielleicht...// Und vielleicht hätte sie, fast. //Aber ich habe es nicht getan.//, rief sich Ran in Erinnerung. //Ich habe es nicht getan.//) Ai zuckte die Schultern. "Ich bin nicht so vertrauensvoll wie Shinichi es ist, Mori-chan. Die Black Organisation taucht an den seltsamsten Orten auf. Ich bin heutzutage geneigt bewaffnet zu sein, egal wohin ich gehe." Immer noch gespannt sah sie Ran mit schmalen Augen an. "Also, warum ich heute hier bin... nun, ich kann so gut wie jeder andere auch einen Kalender lesen, meine liebe Mori-chan. Ich weiß genau, was für ein Tag heute ist. Ich habe erwartet, dass Shinichi dir die Wahrheit in einer passend dramatischen Umgebung erzählt. Er hat dich an den Ort seiner Verwandlung gebracht, hab ich recht?" Bei Rans scharfem Luftholen, fuhr das unkindliche Kind fort, mit ruhiger, ziemlich kühler Stimme. "Ich habe keine Vorstellung davon, wie du jetzt über mich denkst, aber würdest du nicht auch sagen, dass ich für mein Erfinden des Giftes ziemlich passend bezahle? Ironisch, nicht?" sie zeigte auf ihren kleinen Körper. "Ich habe das Gift genommen um zu sterben, ganz egal was auch immer meine alten Arbeitgeber mit mir vorhatten; das ist das Resultat." Ai lachte in einem scharfen Ton. Es hallte gegen ihren Spiegelbildern um sie herum wider. "Was hatte Shakespeare noch mal gesagt? ,Sei dir sicher dein Singen wird dich verraten', oder?" Ran zitterte. "Also...bist du nicht hier um unsere Leben noch mehr durcheinander zu bringen, nur warum ,bist' du dann hier? Du--- hast doch kein Gegengift gefunden, oder doch---?" Das Mädchen schnaubte. "Benutz deinen Verstand, Mori-chan. Würde ich hier in der Gestalt eines Kindes vor dir stehen, wenn ich es getan hätte? Nein, ich habe ein ,ausgezeichnetes' Gift erfunden." Sie grinste leicht; dann wurde sie ernst. "Nein, meine liebe Mori-chan, in Wirklichkeit bin ich heute hierher gekommen um dir... zu ,helfen'. Oder wenigstens---" sie lachte---"um die Dinge ein wenig auszubalancieren." Sie seufzte und schaute auf die Seite und für einen kurzen Moment schien etwas Seltsames über das kleine, runde Gesicht zu huschen; Reue? Hinterlist? Dann blinzelte sie und der Moment war vorbei. Ihre scharfen Augen fixierten wieder Rans Gesicht. Ich glaube nicht, dass du mir wirklich glaubst, aber es tut mir sehr Leid für euch beide, im Ernst. Zwei junge Leute mit solchem Potential und mit so vielen Chancen, die nur auf sie warten... Natürlich, man könnte das Schicksal, das Shinichi ereilt hat auch als Chance betrachten... Aber- und ich muss dir sagen, ich würde diese Dinge normalerweise als nichts als romantische Dummheit bezeichnen--- Ich hasse mich ziemlich dafür, wie ihr beide getrennt worden seid." Sie nahm ihre Hände wieder in ihre Taschen. "Ich bin trotz allem Wissenschaftlerin,--- Shinichi hat dir von meiner Vergangenheit erzählt, oder?---und ich gestehe meine große Bewunderung für die Symmetrie, etwas, das eurer Situation fehlt." Sie kicherte wieder. Ran blickte ihr kleines Gegenüber irgendwie zermürbt an. Es beunruhigte sie solch erwachsene Sätze von diesem ruhigen, unschuldigen Gesicht zu hören. "Also was schlägst du vor deswegen zu tun?" Ai zog etwas aus ihrer Tasche hervor und hielt es Ran hin. "Nur ,das', Mori-chan." Es war ein Kästchen, ein sehr kleines; wunderschön verpackt, das winzige Kästchen war nicht mehr als ein paar Zentimeter groß. Die Schleife glitzerte lustig auf dem hellen Papier. Total unpassend zum Ernst der Lage. "Nun, mach schon, nimm es--- es wird schon nicht beißen." Das Mädchen lächelte wieder, ein zufriedenes, gelassenes Lächeln. "Nein, es wird nicht beißen... es könnte etwas viel ,schlimmeres' tun als beißen, oder vielleicht etwas viel ,besseres'. Das hängt davon ab, wie du die ganze Situation fühlst. Mach schon, Mori-chan." Langsam nahm Ran das Geschenk, hielt es vorsichtig, als könnte es jede Sekunde explodieren. Nach einem Moment des Zögerns löste sie die Schleife und packte das Papier auf. Ai sah dabei lächelnd zu. "Irgendwie schien es passend mein Geschenk für dich einzupacken... wie ein Geburtstagsgeschenk, denke ich." Der Deckel ließ sich einfach öffnen. Weiße Watte war im inneren, wie in einem Kästchen für Juwelen; und was in der Watte lag war von kleiner und rechteckiger, ovaler Form. Eine einzige Kapsel. //Medizin?......Oh. ,Oh'!// Ran erstarrte. "Nun? Was hältst du von deinem Geschenk, Mori-chan?" fragte die sanfte kindische Stimme von ihr. Sprachlos sah die junge Frau in das Gesicht des/der Kindes/Frau das/die sie so beabsichtigt anschaute, die Arme verschränkt. Ais Gesichtsausdruck war neugierig, kühl; sie deutete mit dem Kinn auf die Kapsel. "Ich bin mir sicher du hast schon bemerkt was du da hast. Das ist eine Kapsel der originalen Testreihe des Giftes--- ich hatte noch ein paar bei mir, als ich entkam. Nicht viele Leute wissen das... Ich bin mir auch sicher, dass du verstehst warum ich es dir gebe... hab ich nicht Recht, Mori-chan?" Sie seufzte und betrachtete die erstarrte Gestalt vor ihr. "Ich denke du fragst dich gerade, welches Motiv ich habe, dir so etwas zu geben. Merkwürdig genug, dieses Mal... sind meine Gründe einfach. Wie ich bereits sagte: Ich fühle mich in gewisser Weise...schuldig... wenn ich mir Shinichis und deine missliche Lage so ansehe--- ich geb's ja zu; es liegt nicht in meiner Natur so etwas zu tun. Aber vielleicht... Im Moment kann ich weder Shinichi noch mir helfen unsere alte Form wiederzuerlangen. Du kannst dir sicher sein, ich werde weiterhin nach einem Gegengift suchen, aber das ist eine ziemlich fragliche Sache, oder? Du bist nicht daran interessiert was ich ,plane' zu tun--- dich interessiert was ,jetzt' passiert. Und das ist der Grund, warum ich dir die Kapsel gegeben habe." Ai zeigte mit einem schmalen Finger auf das, was in Rans Handfläche lag. "'Das', Mori-chan, ist eine der Chancen die das Leben dir gibt. ,Schicksal', wenn du so willst. Dein Shinichi trägt eine Last; wirst du neben ihm gehen und ihm dabei zusehen, oder ihm in seinem Unglück beistehen?" Die Vorstellung schien dem/der kleinen Mädchen/Frau zu gefallen; sie lächelte zu Ran hinauf, ihre Augen funkelten. "Es würde ihm seine Last vielleicht erleichtern, vielleicht auch nicht. Ich frage mich was es für dich bedeutet? Wird es die Situation leichter machen oder schwerer? Das überlasse ich dir.. Ich habe meinen Teil heute Nacht getan. Der Rest liegt bei dir." Ai ging auf Ran zu, griff in die Jackentasche der jungen Frau, nahm ihre Pistole zurück und hinterlies einen Zettel darin. "Ich könnte das später noch brauchen, man weiß ja nie... Oh, nichts gegen euch zwei; ich bin heutzutage einfach nicht gern unbewaffnet... und ich werde für ein oder zwei Monate die Stadt verlassen; das wird am Vernünftigsten sein." Sie trat hinter die sprachlose junge Frau und ging weiter in das gläserne Labyrinth, ihre leichten Schritte waren kaum zu hören auf dem hölzernen Boden. "Oh--- und Mori-chan--- das Gift wirkt sehr schnell... ,Denk nicht einmal daran' es in der Öffentlichkeit zu nehmen. Falls du es nimmst... Und noch Eins: Prof. Agasa ist heute Nacht auch im Park. Er wird früher oder später bei euch zweien auftauchen. Sei nicht zu hart mit dem armen Mann--- er hat damit nichts zu tun. Gute Nacht, Mori-chan... und viel Glück." Nach einem Moment verstarben die trappelnden Schritte in der Ferne. Es war eine kleine Weile bevor die junge Frau sich bewegte, blinzelte schwer und steckte das Kästchen vorsichtig in ihre Tasche. //Oh, Ran... Ran, was wirst du jetzt tun?// aber sie wusste bereits was sie tun würde. ,Oh ja', sie wusste es. Und zusammen mit dem Entsetzen das sie fühlte bei dem bloßen Gedanken kam eine willkommene Flut von... Hoffnung. --------------- //Nun, ich hab's getan. Und jetzt--- jetzt glaube ich, habe ich keine Wahl außer zu warten und zu sehen ,was' ich endlich getan habe.// Shinichi saß an der Wand auf dem verlotterten Gras. Es war jetzt stockdunkel und die Lichter des Vergnügungsparks warfen bunte Lichter über die Lichtung vor ihm. Sein Magen knurrte beim entfernten Geruch von Popkorn und dem Essen des Verkäufers, der in der leichten Abendbriese hing. //Es wird ganz schön spät. Ich frage mich, wann Ran zurückkommt? Ich frage mich ,ob' sie überhaupt--- nein; nein. Sie wird zurückkommen. Gott allein weiß, was sie mir dann zu sagen hat, aber sie wird früher oder später zurückkommen.// //Shinichi, du Idiot--- du hast ihr noch nicht gesagt, dass du sie ,liebst'. Dumm, dumm, dumm...// Er fuhr mit der Hand über den unebenen Boden neben ihm, seine Augen waren verdunkelt. Komisch wie du im Nachhinein an die Dinge denkst, nicht zu der Zeit, wenn sie etwas Gutes bewirken würden. Welche Art Logik war das? Shinichi lehnte den Kopf zurück gegen die Wand und blickte hinauf in den Himmel. //Gott, wenn wir uns jemals treffen, werden Du und ich uns mal darüber unterhalten, wie manche Dinge in dieser Welt getan werden--- Ich habe da ein paar Änderungen für dich...// ,Fast' lächelte er. Der Junge fuhr wieder mit seiner Hand über das Gras. Huh, es sah nicht viel anders aus, als jeder ,andere' Fleck auf der Erde... aber hier war es, wo es ihm vor einem Jahr passiert war. Er saß auf der gleichen Stelle, als würde er darauf warten, dass etwas anders passieren würde--- eine andere Verwandlung, vielleicht eine bessere. Shinichi lachte traurig. //Mit ,meinem' Glück, würde ich mich vielleicht in ein Baby verwandeln. Wäre das nicht die Hölle? Stell dir vor, immer noch du selbst zu sein, aber nicht fähig zu reden oder zu gehen... und da sind dann noch die Windeln und all das...// Der Junge schauderte. //Ich glaube ich habe Glück gehabt. Ich habe ein Jahr länger vom Leben, als ich vielleicht gehabt haben sollte, und Ran ist nicht zu sehr ausgerastet als ich ihr die Wahrheit erzählt habe... Ran... Ich hätte dir sagen sollen wie wunderschön du aussiehst; ich hätte dir so vieles sagen sollen...// //Ich hoffe du lässt es mich dir jetzt sagen. Ich hoffe... wir können die Dinge regeln, irgendwie. Bitte... komm zurück zu mir; ich warte auf dich, Ran.// Die Minuten verstrichen und der Junge betrachtete die unklaren Sterne über dem Vergnügungspark. --------------- The longest hour in the world is the one you have to live trough while you wait for someone else to decide if you're still worth loving. -------------- Ein polterndes Geräusch ließ Shinichi aufschauen; Ran---? Nein, ,nicht' Ran. //Von allen Leuten--- Prof. Agasa?!?// Und nervös aussehend auch noch. Der korpulente Mann stapfte durch die Dunkelheit, seine Augen waren noch nicht an die Schatten gewöhnt. Er sah besorgt von einer Seite zur anderen Seite der Lichtung. "Ehm. Shinichi? Bist du hier?" Der Junge seufzte. "Hier drüben, Professor... nein, gegenüber von Ihnen, an der Wand." Agasa trampelte zu ihm rüber, eine pausbäckige Hand ausgestreckt, als ob er ihm aufhelfen wolle. Shinichi schüttelte seinen Kopf; "Es ist alles in Ordnung. Mir geht's gut wie ich bin... Aber was machen Sie hier? Ich wusste gar nicht, dass Sie Vergnügungsparks mögen... und wie haben Sie mich gefunden?" Dem Wissenschaftler war es unangenehm. Er griff fester um das kleine Paket, das er festhielt, wie zur Beruhigung. "Ah nun, das ist weil--- Ai hat mir gesagt wo ich dich finge---" er brach bei dem Ausruf des Jungen ab. "Wir, ehm, sind euch heute in den Vergnügungspark gefolgt. Ai sagte es wäre ein Notfall... Shinichi. Ich bin mir nicht sicher was sie vorhatte, aber ich glaube sie hatte... etwas... geplant. Sie sagte auch, dass du vorhättest Ran die Wahrheit zu sagen... Hast du?" Shinichi war irritiert, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Diese verdammte Frau! Er öffnete den Mund um zu antworten, aber bevor er es konnte, sprach eine Stimme aus der Dunkelheit hinter Prof. Agasa: "Ja... hat er. Er hat mir alles erzählt." Sie stand ruhig, im strahlen der Lichter der Arkade. Ihr kastanienbraunes Haar flatterte um ihr blasses Gesicht im leichten Atem des Windes. "Er hat es mir gesagt und es ist in Ordnung... Jetzt verstehe ich viele Dinge, die ich zuvor nicht verstanden habe." Sie bewegte sich auf Shinichi zu, leicht lächelnd. Im Gras vor ihm kniend, sah sie ihn an, ihre dunklen Augen waren auf der gleichen Höhe wie seine. Da war so viel in diesen Augen... eine ganze Galaxie von Licht und Dunkel schien aus der Tiefe zu scheinen. Er sah wie sie kurz schluckte. Die Soda die sie hielt auf den Boden neben ihnen legend sagte sich: "Shinichi... War es schwer sich an einen Kinderkörper zu gewöhnen? Oder hast du dich daran erinnert, wie es war, als wir Kinder waren?" Er antwortete ihr aufrichtig und sachlich. "Nun--- Ich habe mich nicht wirklich daran erinnert wie es war, nicht physisch--- ich meine, es fühlte sich lange Zeit ganz schön seltsam an und das tut es immer noch. Mein Verstand weiß noch immer, wie es sich anfühlt groß zu sein, in der Lage zu sein Dinge aufzuheben, die mir jetzt zu schwer sind, Dinge zu tun, die ich in dieser Form nicht tun kann... Ist es das, was du wissen willst, Ran?" Er schaute zurück, fragte sich woran sie dachte. Langsam sank sie herunter, setzte sich neben ihn, mit dem Rücken zur Wand. Prof. Agasa stand unbemerkt da, ein faszinierter Zeuge ihrer Unterhaltung. Die junge Frau atmete mit einem langen, langen Seufzer aus. Sie öffnete ihre Hand und die zerbrochenen Teile einer Pappschachtel fielen auf den Boden. "Ich glaube schon... Shinichi? Hat--- hat es ,weh getan' sich zu verwandeln?" Noch immer sah sie ihn an, noch immer sah er zurück. Ihre Augen verlangten eine Antwort. "Ja--- hat es. Es war furchtbar und es war niemand außer mir hier... nur ich. Am Ende dachte ich, ich müsste sterben." Ran senkte den Kopf und zitterte. "Ich dachte mir, dass es weh tut... es war so ähnlich wie geboren zu werden, oder? Geburten sind dazu verdammt... weh zu tun..." Sie zitterte wieder, diesmal stärker und ihre Hände zogen an einem Büschel trockenem Gras. "Sh- Shinichi--- " Er drehte sich um, hörte sie seinen Namen keuchen. "Ran---? Ran, was ist los? Bist du krank?" Ihr Gesicht war jetzt nicht mehr blass, es war gerötet und Schweißtropfen liefen ihr von der Stirn. "Ran! Was ist los?" Verzweifelt ergriff er ihre Hand. Prof. Agasa kam auf sie zu, bückte sich und legte eine Hand auf die Wange der jungen Frau. "Sie glüht..." murmelte er. "Ah, Ran-chan, was hast du dir angetan, Mädchen?" Ran versuchte zu lächeln, aber die ersten quälenden Schmerzen begannen sich über ihr Gesicht zu stehlen, als sie zu Boden sank. "Es, es ist okay... Ich konnte nicht mehr auf dich warten... dass du zu mir nach Hause kommst... Shinichi... darum---" sie hielt inne, keuchte vor Schmerzen. "--- komme ich, komme ich statt dessen zu ,dir'---" Der Junge hielt ihre Hand, sein Verstand raste. Heiß, sie war so heiß, er konnte fühlen, wie die Hitze wie Rauch aus ihrer Haut strömte. "R- Ran, was ,sagst' du da, was..." Ein kalter Wind schien durch seine Knochen zu wehen, als er bei der Erkenntnis erstarrte. " ...was hat Ai dir ,angetan'???" Ihr Zittern hatte aufgehört. Ran lag völlig schlaff da, außer ihrem schnellen Atem und ihr Gesicht war immer noch schmerzverzerrt. "K- Kapsel... sie hat sie mir gegeben... wollte bei dir sein, Shin... Shinichi... ,jetzt' bei dir sein..." Sein Herz erstarrte in ihm. //Eine Kapsel... oh nein, denk nicht mal daran, DENK NICHT MAL DARAN...'RAN'!!!!// Als die Qual der Chemikalie am schlimmsten wurde, schaffte es Ran noch einen letzten Satz herauszubringen, bevor sie in die Bewusstlosigkeit fiel: "Sh'nichi... bleib bei mir..." Das Gesicht des Jungen war völlig weiß und furchtbar anzusehen. "Oh Gott, Ran, warum hast du das getan?" Er erinnerte sich, wie er sie schlucken sah, als sie sich hinkniete. Er streichelte ihre heiße Wange. "Ich bin hier, Ran--- ich werde nirgendwo hingehen, nie mehr. Ich bin hier..." Ihre Haut schien unter seinen Fingerspitzen zu zittern und leichter Nebel stieg von ihr auf. Sie ,dampfte' richtig. "Oh Gott, oh Gott, ,warum hast du das getan, Ran'?!?" Als er ihren Kopf auf seinen kleinen Schoß legte, warf Shinichi seinen Kopf zurück und schrie, während ihm heiße Tränen über die Wange liefen: "AIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!" Und, nicht mehr als zwanzig Meter entfernt, zog sich Ai Haibara weiter in ihr Versteck in den Büschen hinter der Arkade zurück. Es war Zeit zu gehen. Sie hatte getan was sie vorhatte zu tun und jetzt war ein Monat oder so auf dem Lande vielleicht ganz gut. Wer würde ein Kind mehr bemerken, das durch die Gegend lief? Zu schade, dass sie die Verwandlung nicht miterleben konnte, aber man konnte nicht alles haben. Sie würde Agasa später über alles ausfragen. //Ich sollte die liebe Mori-chan im Auge behalten. Eine entschlossene junge Frau und eine, die gefährlich werden kann, wenn sie wütend wird noch dazu. Sie würde eine sehr gute Verbündete abgeben, natürlich... Aber jetzt wird Shinichi einen noch größeren Grund haben, mich vor der Black Organisation in Sicherheit zu bringen. Ein exzellenter Grund mehr mich zu beschützen, während ich ein Gegengift suche. Ahhh, Symmetrie ist so eine tolle Sache...// Mit großer Vorsicht und List zog sich Ai Haibara zurück zu dem Leuchten des Hauptparks, ließ die anderen hinter sich, mit leichtem Herzen, lächelnd und gelassen. --------------- The longest hour in the world is the one you endure while somebody you love is suffering, when the only thing you can do is... be there. Not help, not make things better--- just ,be' there. And watch. --------------- Aus kühler, wissenschaftlicher Sicht aus, war der Prozess der Verwandlung vom vormalen Erwachsenenalter zum Kindesalter faszinierend. Eine dichte Decke aus Dampf umwickelte Rans liegende Gestalt. Es dampfte von jeder Stelle ihres Körpers in anscheinend endlosen Wolken, bis es war, als ob die bewusstlose junge Frau ihre eigene Atmosphäre hätte. Der graue Dunst hatte einen bitteren, rauen Duft. Prof. Agasa griff Shinichi fest an der Schulter und zog ihn von dem Mädchen zurück. "Du weißt nicht was die Chemikalien in ihrem Kreislauf mit dir tun werden--- dein Körper ist bereits verwandelt; möchtest du noch ,jünger' werden? Bleib ja weg, und fordere das Schicksal nicht heraus!" der Wissenschaftler hatte ihn an den Schultern geschüttelt, bis er ihm Aufmerksamkeit schenkte, aber Shinichi würde nicht mehr als ein paar Meter zurückgehen. Prof. Agasas Augen waren auf Rans Verwandlung fixiert, merkte sich jedes Aussehen und Detail, das er ausmachen konnte: die bereits ausgebeulten Kleider (und das nach nur 30 Minuten!), die Farbe und Beschaffenheit des Dampfes, die Weise, wie er sich nach einem Meter in der Luft auflöste... Das erste Mal gab es bei der Verwandlung Zeugen. Faszinierend. Furchtbar. Entsetzlich. Für Shinichi war es die Hölle. Er kauerte sich nieder, hilflos und verzweifelt so nah er konnte ohne in Rans Rauchwolken zu gelangen. War es so auch bei ihm gewesen, fragte er sich? Seine vagen Erinnerungen an Hitze und unerträgliche Schmerzen, Dunkelheit und die feste Überzeugung, dass er dabei gestorben war. Danach... war nichts. Nur Qualen und die furchtbare Erkenntnis, die er hatte, als er das erste Mal sein Spiegelbild sah. Er sah hinab auf seine Hände. //So klein... so lächerlich hilflos. Verdammt! Verdammte Ai--- das ist ,deine' Schuld und das vergesse ich dir nie. Was zum Teufel hast du dir dabei ,gedacht', als du Ran die Kapsel gegeben hast?!? Und... Ran... oh Gott Ran, warum hast du sie genommen? Jetzt wirst du im gleichen Schlammassel stecken wie ich, wir sitzen beide im selben Boot...// //...beide im selben Boot...// Er würgte; etwas schweres und scharfes brannte in seiner Kehle. Es fühlte sich an wie Schmerz, wie Kummer und hatte etwas von beidem inne... aber da war noch etwas, sicher. Auch Liebe--- und irgendwo--- ein klein wenig Dankbarkeit. //Wie kann ich nur dankbar sein? Die Frau die ich liebe zerstört für mich ihr Leben! Ran, du Idiotin, warum bist du nur so scheißstur? Konntest du mich nicht einfach vergessen? Konntest du nicht einfach so sauer auf mich sein um mich aufzugeben?!? Aber neeeiiinnn... stattdessen musstest du gehen und... musstest du gehen und---// Shinichi drückte die Handflächen gegen seine Augen. Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter und als er sich umdrehte sah er in Prof. Agasas Gesicht. Der alte Mann schüttelte den Kopf. "Shinichi, da ist nichts, was wir im Moment tun können. Ai hat mir vor einer Weile mal erzählt, dass die Verwandlung ihre Zeit braucht... warum setzt du dich nicht hin und ruhst dich aus? Es ist weder dir noch ihr geholfen, wenn du hier rumläufst. Mach dir keine Sorgen--- ich passe solange auf." Agasa zog mit der Hand an ihm und Shinichi erlaubte sich selbst sich zurück gegen die Wand zu lehnen. Er setzte sich hin, die Arme um die Beine geschlungen und sein Kinn auf die Knie gestützt. //Er hat recht, aber...// Die dicke Decke Dampf wand sich um Rans Gestalt. Nur das schwache rasche Geräusch ihres Atmens verriet, dass sie noch immer am Leben war. //Bitte, Ran, sei in Ordnung. Sei einfach in Ordnung. Mir ist egal in welcher Gestalt du endest--- sei einfach in Ordnung.// Er rieb sich sein Gesicht. //Müde, ich bin so ,müde'. Okay, ich ruhe mich aus, aber nur für ein paar Minuten. Ich bleib bei dir, Ran; mach dir keine Sorgen. Ich bin hier.// Seine Augen schlossen sich. Gegenüber von ihm, beobachtete Prof. Agasa das Gesicht des Jungen sorgfältig. Die kindlichen Gesichtszüge waren verschwunden. Wenn ein Kind alt aussehen konnte, dann tat dieses eine es jetzt. nun, wenn er eine kleine Weile geschlafen konnte, sollte er es besser tun--- und Agasa würde, wie er gesagt hatte, Wache halten. Er sah auf den liegenden Körper des Mädchens. Wurde der Nebel wirklich ein wenig dünner? Die Farbe wurde dunkler und ihre Kleidung war viel zu groß--- so viel er durch den Dampf erkennen konnte. Arme, mutige junge Frau. Shinichi wurde das Gift eingeflösst; Ai hatte sich versehentlich verwandelt. Aber ,dieses' Mädchen hatte das, was sie getan hatte selbst gewählt, bei vollem Wissen was vor ihr lag. Erstaunlich. Er warf einen Blick zurück zu dem Jungen. Gut, seine Augen waren ganz geschlossen und sein Atem schien gleichmäßig zu sein--- Shinichi war eingeschlafen. Nicht verwunderlich. Der Wissenschaftler machte es sich auf dem unebenen Boden bequemer. Er würde sie beide beschützen--- sie konnten auf ihn zählen. Wurde die Dampfwolke wirklich dünner? Es schien ganz so zu sein... -------------- Es war dunkel und Shinichi hielt nach etwas Ausschau... nach etwas. Sie musste hier sein, NATÜRLICH war sie hier--- wo sollte sie sonst sein? Er musste nur weitersuchen--- "Hier drüben-Hey, Shinichi! Hey, großer Detektiv! Du schaust am falschen Ort! ,Hier' drüben, Schlaukopf---" Er drehte sich in Richtung der kindischen Stimme. Conan stand, auf ihn wartend, im Nirgendwo. Nun, da stand Shinichi auch--- nur Luft und Dunkelheit. Er ging auf sein anderes ,Ich' zu, seine Schritte machten keinerlei Geräusche. "Was?!? Hast du sie gefunden??" Der Junge rollte verzweifelt seine Augen. "Nein, du Dummkopf. Sie hat uns gefunden. Weißt du nicht mehr? Sie hat uns gesucht, gesucht, gesucht und GESUCHT das ganze Jahr---" Er verschränkte die Arme und blickte hinauf zu sich selbst und grinste dann ein wenig, als Hände sich von hinten über Shinichis Augen legten. "Rate wer ich bin?" sagte eine sanfte Stimme in ein Ohr des jungen Mannes. Warmer Atem war auf seiner Haut zu spüren. Er griff mit seiner Hand ein Handgelenk und drehte sich um, um sich Auge-in-Auge mit Ran wieder zu finden. //Sie ist so wunderschön. Warum hab ich ihr das nie ,gesagt'?// Sogar in der Dunkelheit von... woauchimmer--- funkelten ihre Augen zu ihm zurück, leuchteten mit Feuer und lebhafter Intelligenz. Ihr blasses Gesicht war perfekt, ihre hohen Wangenknochen und ihr wunderschönes Lächeln... und bevor er die Chance hatte irgendwas zu tun, zog sie ihn zu sich und küsste ihn heftig. Shinichi erstarrte--- er fühlte sich wie ein Hase, der in die Strahlen der Scheinwerfer eines Autos geriet. Dann erwiderte er den Kuss, hielt ihr Gesicht mit seinen Händen... Ihre sanften Lippen liebkosten seine, dann drückte sie ihm einen Kuss in seine Handfläche; er konnte ihr Lächeln auf der Haut fühlen. ...und dann wurde er weggedrückt und WHAP! Bekam er einen Schlag auf die Wange. Benommen hielt er sich mit einer Hand die gerötete Stelle seines Gesichts und hörte ihre stählerne Stimme: "Shinichi, wenn du jemals wieder so etwas vor mir verheimlichst, schwöre ich dir, dass ich dich so weit weg werfe, dass NIEMAND dich mehr finden kann, wenn du herunterkommst, nicht einmal mehr ich!" Er blinzelte. "Ummm, was vor dir verheimlichen? Was?" Sein Kopf klingelte. Hinter sich konnte er etwas hören, das sich anhörte, wie das halb-gedämpfte Kichern eines Kindes. Ran legte ihre Hände an ihre Hüften, ihre Augen leuchteten. "Dein GEHEIMNIS, du Idiot! Ein ganzes ,Jahr'--- ich weiß, ich weiß, du wolltest niemanden in Gefahr bringen, bla, bla, bla... Nächstes Mal fragst du um ,Hilfe' und versuchst nicht alles allein hinzubekommen, okay? Idiot." Sie schnaubte empört. Die Geräusche hinter ihm waren nun nicht länger gedämpft. Der aufgebrachte junge Mann drehte sich um und blickte auf Conan, der versuchte mit dem Lachen aufzuhören. Der Junge schaffte es sich zu beruhigen und grinste zu Shinichi hinauf. "Sorry, aber das war so lustig... Verdammt, ich wünschte das wäre ,mir' passiert--- den Kuss meine ich, nicht die Ohrfeige..." Sein älteres ,Ich' sagte: "Dummkopf. Es IST dir passiert." Der Junge sah einen Moment perplex aus, dann begann er zu grinsen. "Oh ja--- ich weiß." Er sah mit leuchtenden Augen zu Ran hinauf. "Ran... ich denke es ist besser ich sage es dir, da der große Schlaumeier hier das anscheinend nicht auf die Reihe bekommt." Shinichi öffnete kurz den Mund, schloss ihn dann aber wieder. "Mir was sagen?" Sie ging ein wenig näher auf die beiden zu. "Ran... ich liebe dich. WIR lieben dich. Ummm... Ich meine, macht das hier Sinn?" Das Gesicht des Jungen war hoffnungsvoll, bittend. Sie überdachte seine Worte--- ihre Worte--- einen Moment und lächelte die beiden dann ironisch an. "Ich denke schon. Es ist wie ich vorhin schon sagte... du bist ,du'. Es ist egal, ob da im Moment zwei von dir sind." Das erste Mal sah sie sich um. "Wo ,sind' wir eigentlich?" Shinichi seufzte. "Wir träumen--- denke ich. Hier kommen wir hin und wieder her um Dinge zu verarbeiten während wir schlafen. Manchmal ist es nur dunkel wie jetzt, ein andermal sind wir im Vergnügungspark. Wir wissen nicht ob das real ist, was auch immer ,das' heißt, oder... Conan geht schlafen, und wir beide sind hier, dann wacht Conan auf. Wenn wir hier sind, sind wir zwei." Er lächelte und das erste Mal hatte sein Lächeln keine Bitterkeit inne. "Irgendwie schizophren, oder? Aber es funktioniert ganz gut." Dann verblasste sein Lächeln, wie das von Conan; und beide schauten sie an. Shinichi sprach zuerst: "Ran... warum hast du das getan? Ich wollte nie... dass du mir ,folgst'. Das hatte ich nie beabsichtigt, nicht in einer Million Jahren. Das ist nicht fair dir gegenüber-du hast gerade die letzten 10 Jahre deines Lebens aufgegeben. Wer weiß ob es jemals ein Gegengift geben wird? Vielleicht bleiben wir für immer so wie jetzt, oder wir müssen vielleicht normal in unsere früheres Alter zurückwachsen--- und, glaub mir, es ist kein Picknick ein Kind zu sein!" Conan schüttelte den Kopf, die jungen/alten Augen waren dunkel vor Traurigkeit. "Er hat Recht, das weißt du. Manchmal macht es Spaß, aber die meiste Zeit ist es wirklich bizzar oder demütigend. Die Schule ist ein Albtraum--- Gott, sie ist so ,langweilig'--- und du verlierst so vieles: deine Freunde, kleine Dinge, wie irgendwo hinzugehen, ohne dass die Leute dich komisch anschauen, weil du ein Kind und ganz allein unterwegs bist--- und es ist auch ,gefährlich'! ich bin nicht stärker als es ein Sieben- oder Achtjähriger sein würde!" Der Junge sah hinab in die Dunkelheit unter ihm. "Du hast so vieles aufgegeben... Ran, was erhoffst du dir hierdurch zu gewinnen? Was könnte... das alles wert sein?" Ran kniete sich vor ihm hin, legte ihre Fingerspitzen unter sein Kinn, damit er aufsah. "Du--- du bist, was ich hoffe hierdurch zu gewinnen. Du, ihr beide, ,alles' von dir--- Conan und Shinichi." Sie richtete ihre Augen auf den jungen Mann, der auf sie zu kam und streckte ihre freie Hand aus um seine zu ergreifen. "Ich weiß zwar nicht was mir bevorsteht und manches davon werde ich möglicherweise hassen--- aber ich konnte mir das einfach nicht entgehen lassen. Es war wie--- wie die U-Bahn zu erwischen. Da war der Moment, als sich die Türen öffneten und wenn ich nicht aufgesprungen wäre--- wenn ich die Chance nicht ergriffen hätte--- hätten sich die Türen geschlossen und die U-Bahn wäre ohne mich gefahren und du wärst weg gewesen. Ich... konnte das einfach nicht schon wieder zulassen." Ihre Stimme war sehr weich. Für einen Moment standen die drei da. Dann stand Ran auf, eine seltsame Fröhlichkeit in ihren Augen sah den zwei Gestalten neben ihr entgegen. "So--- das hier ist also ein ,Traum'? Aber wer träumt ihn?" Der Junge und der junge Mann sahen erst sich an, dann sie, dann zuckten sie mit den Schultern. Stirnrunzelnd verschränkte Ran die Arme. "'Ihr' seid hier, ,ich' bin hier, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich real bin--- ihr träumt mich nicht nur---" Sie blickte an sich herunter. "Und ich bin immer noch erwachsen; ist hier irgendwo auch ein kleines ,Ich' von mir?" Sie sah sich sorgfältig um, suchte in der Dunkelheit. Shinichi zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. An diesem Ort ist die Logik weit entfernt. Ran... da gibt es noch etwas, das ich dir schon immer sagen wollte. Ich habe es zuvor noch nie getan, aber ich hätte es tun sollen." Neben ihm kicherte sein jüngeres ,Ich'. Ran hob fragend eine Augenbraue. "Und was?" "Umm... du bist wunderschön. Ich habe dir das nicht oft genug gesagt, als ich konnte. Darum wollte ich es dir sagen, solange ich die Chance dazu habe." Sie wurde rot, das konnte er trotz der Dunkelheit sehen. Shinichi berührte sie mit seinen Fingerspitzen auf beiden Seiten ihres Gesichtes, streifte leicht ihre weiche Haut. Eine Stimme auf ungefähr Taillenhöhe sagte: "Du weißt, du hättest den ,Ich-liebe-dich'-Teil und ich den ,Du-bist-wunderschön'-Teil sagen sollen..." Seine Blicke verließen niemals Rans Gesicht, als er murmelte: "Halt die Klappe, eingebildeter Knirps." Und er küsste sie; sie umarmte ihn, so heftig wie er schon das ganze Jahr davon geträumt hatte. Eine ziemlich verstimmte Stimme murmelte: "...Ich glaube ich bin noch zu jung um bei so etwas zuzusehen..." ...und eine andere sanfte Stimme sprach aus der Dunkelheit: "Vielleicht. Ich denke, es ist Zeit..." Der Kuss brach ab und alle Drei starrten in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Eine kleine Gestalt stand dort, kaum zu sehen in der Dunkelheit. Sie warf ihr langes Haar zurück, als sie nach vorne trat, noch immer nicht mehr als ein Schatten. "Hallo Ran; hallo... ich." Und ihre Augen trafen sich--- --------------- "AAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!" Shinichi schreckte kerzengerade mit einem scharfen Schrei auf. "Was?!? Was?!?" Prof. Agasa blickte wild auf der Lichtung umher, gegen die entfernten Lichter der Arkade blinzelnd. Shinichi blinzelte, rieb sich seine Augen. "...uhh... nichts... ich habe geträumt, glaub ich... RAN!!!" Er warf sich auf die Knie, versuchte seine Sicht genug klarer machen zu können um etwas zu sehen. Ein großer Klumpen schien ihm im Hals zu stecken, als er sich über die liegende Gestalt der jungen Frau lehnte. "Ist sie... Prof. Agasa, ist--- ist es vorbei?" //Bitte Ran, sei okay...// der alte Mann zuckte mit den Schultern, Sorge war in seinem Gesicht. "Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat ihr Körper vor einer Weile aufgehört auf das Gift zu reagieren. Sie ist noch nicht aufgewacht, aber die Verwandlung scheint... nun, sie selbst." Zögernd streckte Shinichi eine Hand aus und strich Ran die Haare aus dem Gesicht. //Sie ist... kleiner. Ihre Kleider sind ihr alle zu groß, so wie meine es waren. Und sie atmet normal...// Die haselnussbraunen Haare glitten durch seine Finger wie Seide, und brachten ein blasses, schlafendes Gesicht zum Vorschein: das Gesicht eines kleinen Mädchens, rundbackig und unschuldig. Shinichi fühlte sich als er ausatmete, als wäre er mit einem Hammer geschlagen worden. //Ran... Ran sie dich nur an. Du siehst so aus, wie als wir noch Kinder waren--- ich weiß noch. Komisch, ich erinnere mich daran wie ,du' ausgesehen hast, aber nicht wie ,ich' aussah.// Sie war... so ,klein'. Vorsichtig nahm er eine ihrer Hände in seine. Die Finger waren nicht länger als seine eigenen, die Haut sanft und kinderglatt. //So klein...// Dann fühlte er eine Bewegung und die Finger umschlossen seine. In dem blassen Gesicht blinzelten dunkle Augen, sahen dann in seine eigenen. "Shin... ichi..." Ihre Stimme war jetzt höher, aber der Tonfall war immer noch Rans. Prof. Agasa beugte sich besorgt über die beiden. "Bleib liegen Ran-chan--- überanstreng dich nicht. Ruh dich ein Bisschen aus bevor du versuchst aufzustehen---" Shinichi fühlte wie sie nach seiner Hand griff. Den Ratschlag des Wissenschaftlers ignorierend, richtete sich das Kind auf und setzte sich im Schneidersitz zwischen die zwei. Das war sie jetzt: ein Kind. Sie fuhr sich mit ihrer freien Hand übers Gesicht und fühlte die ungewohnten Konturen. Ihre großen Augen blickten unsicher auf ihre kleinen Hände, die sie von einer zur anderen Seit drehte. "Anders... aber doch die selben..." murmelte sie, dann war sie erstaunt über die Tonlage ihrer eigenen Stimme. Ran zitterte, schlang ihre Arme um sich. Dann sah sie an sich hinab und schrie geschockt auf. Der Junge und der alte Mann hatten den gleichen besorgten Gesichtsausdruck. "Was?!? Mädchen, tut dir was weh? Was ist los?!?" meinte Agasa. Ran starrte mit offenem Mund an ihrem Körper hinab. "N-nein... es ist nur.. ich habe nicht erwartet... dass ich,... dass ich so... ,flach' bin..." Shinichi fiel die Kinnlade runter. Das kleine Mädchen sah auf. "Nun--- so was ist mir einfach noch nie passiert, das ist alles--- ich meine, umm--- es ist schon lange her seit ich..." Ihre Stimme verlor sich vor Verlegenheit und sie versteckte ihr rotes Gesicht hinter ihren Händen. "Tut dir irgendetwas weh, Ran-chan?" fragte er sanft. Mit einem Auge sah sie zwischen ihren Fingern hindurch und schüttelte den Kopf. Dann, die Hände vom Gesicht nehmend, hob sie einen Arm, der zu große Ärmel schlabberte. "Aber... was mach ich wegen der Klamotten? Die hier passen nicht mehr---" "Was das angeht, hab ich da was, das dir helfen wird. Während du, ähm, geschlafen hast, habe ich das Päckchen geöffnet, das Ai für dich dagelassen hat." Er hielt ihr ein kleines Bündel Kleider entgegen. "Es scheint so, dass sie vorhergesehen hat, dass du die noch brauchen würdest..." Ruhig nahm das Mädchen sie ihm ab. Shinichi grummelte über Ais Kühnheit, aber er fühlte sich erleichtert, das wenigstens dieses Problem so einfach gelöst war. //Aber wenn ich sie in die Finger bekomme, hat Ai eine ganze Menge zu erklären...// Er und der Professor drehten sich um, damit Ran sich umziehen konnte. Für ein paar Momente waren auf der Lichtung keinerlei Geräusche zu hören. Angezogen tippte sie Shinichi auf die Schulter und zog an Prof. Agasas Hemdzipfel. Ran war... //Sie ist... süß. Sie ist ein süßes kleines Mädchen. Ich frage mich, wie sehr sie mich verhauen würde, wenn ich das laut gesagt hätte?// Shinichi merkte, wie ihm wieder die Kinnlade runtergefallen war und er schloss schnell wieder den Mund. Das Kind blickte sie beide an, mit verschränkten Armen. Ihr dunkles Haar ging ihr bis zur Taille und ihre Augen waren sehr groß, ihre Haut dagegen blass. Das weite T-Shirt und der Rock passten ihr gut, genau wie die einfachen Sandalen. Ran hatte sich ihre alte Jacke übergeworden und steckte ihre Hände in die viel zu großen Taschen. Etwas raschelte darin und als sie sie mit einem verwunderten Gesichtsausdruck wieder herauszog kam ein kleiner gefalteter Zettel zum Vorschein. Nachdem sie ihn auseinandergefaltet hatte, las Ran die Nachricht, die darauf stand laut vor: "Meine liebe Mori-chan. Ich hoffe, dass du für alle meine Geschenke an dich heute Nacht Nutzen findest. Kein Zweifel, dass Shinichi meinen Kopf jetzt auf einem Silbertablett sehen will, aber wirklich, ich will für euch beide nur das Beste. Ich habe einfach keinen besseren Ausweg gesehen, als den, den (ich denke) du genommen hast. Sieh es einfach als eine romantische Geste meinerseits. Du kannst dir sicher sein, dass ich auch weiterhin nach einem Gegengift suche, das uns drei von diesem schweren Schicksal befreit, das wir teilen. Du bist wirklich die Glücklichste von uns allen: du hast dein Schicksal selbst gewählt... Ai Haibara" Ran starrte noch lange ausdruckslos auf die Nachricht, dann lachte sie. "Seltsame Frau. Mädchen. Was auch immer..." Shinichi nahm ihr die Nachricht aus der Hand und las sie im schwachen Licht. Er verzog sein Gesicht und knurrte leicht, als er das Papier in seiner Faust zerknüllte. "Eine ,romantische Geste'---" grummelte er. Ran seufzte. "Nun, vielleicht ist es das für sie. Das komische daran ist, ich glaube sie meint wirklich, was sie gesagt hat. Sie mag vielleicht eine manipulative kleine, ähm, Hexe sein, aber... sie hat mir die Wahl gelassen." Und sie lächelte ein ziemlich zitterndes Lächeln. "Es ist nicht so als hätte sie mir die Kapsel in den Mund geschoben." Ihre Augen trafen Shinichis und er lächelte widerwillig zurück. "Ich--- ja. Ran--- ich wünschte---" Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Shhh. Was getan ist ist getan. Es ist okay--- zumindest im Moment." Ran lachte, es klang seltsam, aber sie lachte wirklich. "Du wirst mir eine Menge helfen müssen..." Das Mädchen streckte im schwachen Licht eine Hand aus. "Ich fühle mich so ,klein'. Ich hatte vergessen, wie das ist. Alles sieht so ,groß' aus." Ihre Blicke wanderten zu Prof. Agasa hinauf. "Es sieht fast eher so aus, als wäre alles gewachsen, statt dass ich geschrumpft bin... bis ich an mir heruntersehe... Meine Knie sind so knorrig--- und ich sehe so dünn aus." Shinichi ertappte sich dabei, wie er lächelte. "Ja. Ich weiß noch--- Alle Proportionen sehen am Anfang so falsch aus. Es war ein echter Schock... Hey--- wie ist die Nachricht eigentlich in deine Tasche gekommen?" Das kleine Mädchen, das einmal Ran gewesen war zuckte mit ihren kleinen Schultern. "Das muss da gewesen sein, als Ai die Pistole aus meiner Tasche genommen hat..." sagte sie, während sie vorsichtig ein paar Schritte ging, die Arme ausgestreckt, um nicht die Balance zu verlieren. "Das fühlt sich so ,seltsam' an---" Den beiden fiel die Kinnlade runter. "'Pistole'?!?" sagten Prof. Agasa und Shinichi gleichzeitig und geschockt. Ran zuckte wieder die Schultern. "Sie hat eine Pistole auf mich gerichtet, ich hab sie ihr weggenommen. Ich hab sie sie wieder zurücknehmen lassen--- nun, ich hab sie jedenfalls nicht aufgehalten, als sie sie zurückgeholt hat." Sie betrachtete ihre Begleiter amüsiert, als diese sie anstarrten. Dann verschwand ihr zartes Lächeln und sie sah zu den Lichtern des Vergnügungsparks. "Können wir jetzt nach Hause gehen? Das war--- das war der längste Tag meines Lebens gewesen und ich bin ,müde'." Ihre Sachen aufsammelnd, gingen die drei Gestalten über die Lichtung Richtung Hauptpark. Als sie aus dem Schatten ins Licht traten, hielt Ran einen Moment inne und sah zurück an eine bestimmte Stelle neben der Wand. Neben ihr hielt auch der Junge an. "Bereust du es?" fragte er leise, er fühlte sich schuldig. Ran schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich... es ist nur dass--- irgendwie fühle ich mich, als ob ich einen Teil von mir dort zurücklassen würde. Ich glaube ich fühle mich ein wenig wie ein Geist. Mein altes Leben endete hier und ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Sie rieb sich mit einer kleinen Hand die Augen, dann sah sie Shinichi direkt an. "Aber nein--- ich bereue nichts, nicht wirklich. Ich habe mich entschlossen---" Und sie lächelte schwach. "Du weißt wie stur ich bin---" Er lächelte. "Ja, ich weiß. Zu versuchen dich umzustimmen ist, als wollte man das Meer zurückhalten." Als sie die vorüberziehenden Menschenmengen ereichten, wich eine ältere Frau zwei es eilig habenden Teenagern aus und stieß dabei mit Ran zusammen. "Oh, tut mir Leid, Kindchen! Bist du in Ordnung, Liebes?" fragte die Frau mit mütterlichem Unterton. Das Mädchen sah zu ihr hinauf. "Ummm, mir geht's gut..." Die grauhaarige Frau lächelte zu ihr hinab und wuschelte mit einer Hand durch die Haare. "Gut--- Ich entschuldige mich. Viel Spaß noch im Park, Kindchen!" Und sie verschwand in der Menge. Ran stand erstarrt da, ihre Augen verrieten ihr Erstaunen. "Sie... sie hat mich auf die Seite geschupst, als würde ich nicht mehr als eine Feder wiegen..." Neben ihr sagte Shinichis leise Stimme: "Das ist etwas, an das du dich gewöhnen werden musst--- klein zu sein, heißt auch leichter zu sein. Ich bin ein--- wir sind--- ,Kinder', Ran." Prof. Agasa stand schützend neben ihr auf der anderen Seite. Sie war sehr still während des langen Marsches zur Bushaltestelle. Sie sah zu den Leuten hinauf, die so viel größer waren als sie selbst. Shinichi beobachtete sie sorgfältig. Er dachte, wie panisch er sich die ersten Tage nach seiner Verwandlung gefühlt hatte--- wie ,groß' die Welt geworden war. Liebe und Sorge waren in seinem Herzen, so dass er sich manchmal fühlte, als würde es zerspringen, es schlug so heftig für sie. Aber... Ran sagte nichts. Sie starrte und starrte und starrte nur vor sich hin. Der Bus kam an. Als sie die Treppe hochstiegen suchte Ran in ihrem Geldbeutel nach ihrem Geld, aber Prof. Agasa reichte über ihrem Kopf dem Fahrer das Geld und bezahlte. Als sie ihm dabei zusah, wie er das Wechselgeld entgegennahm, gab Shinichi ihr einen kleinen Stoß. "Das ist einer der paar Vorteile ein Kind zu sein--- du musst nicht selbst bezahlen." sagte er. Sie drehte sich mit offenem Mund zu ihm um, sah dann seinen Gesichtsausdruck und begann zu lachen. Im Bus lächelten einige Leute beim Klang ihres klaren, melodischen Lachens. Es war eine willkommene Musik am Ende eines langen Tages. --------------- "Du weißt," sagte Shinichi, als der Bus durch die dunklen Straßen fuhr. "dass dein Paps durchdrehen wird." Dann blinzelte er und fuhr fort: "Nein, warte eine Sekunde, erst wird er ausrasten und dann wird er mich dafür killen, dass du da mitreingeraten bist." Stille. "Und vielleicht wird er..." Sein kleines Gesicht verdunkelte sich mit einem unkindlichen Ausdruck von Schuld, als er aus dem Fenster sah. Auf der anderen Seite neben Ran sagte Prof. Agasa: "Shin---" der Junge hielt warnend seine Hand. "---Ah, Conan--- Ich bin sicher auch schuld daran. Schließlich habe ich Ai heute in den Vergnügungspark gebracht und ich wusste dass sie etwas vorhatte, auch wenn ich nicht wusste was es war." Zwischen ihnen hörten sie einen verzweifelten Seufzer. "Werdet ihr zwei Helden wohl aufhören euch selbst für etwas zu beschuldigen, für das ich mich freiwillig entschieden habe? Sh-Conan, du hast Recht: Mein Paps ,wird' ausrasten und auch meine Mama... obwohl ich denke, dass sie besser als er damit klarkommen wird. Und, ,ja' er wird dich bestimmt ,killen' wollen---" Shinichi zuckte zusammen. "Aber darüber müssen wir uns erst Gedanken machen, wenn es soweit ist, hmmm?" "Das sagst du so einfach..." murmelte er, sich schon vorstellend, wie er in einem Sack über eine Brücke geworfen wird. Eine andere Methode um sein Conan-dasein zu beenden, ging es ihm lebhaft durch den Kopf. //Das ist das Problem mit aus der Fassung gebrachten Ex-Polizisten. Sie wissen ,viele' Orte einen Körper zu verstecken...// Das wird hässlich werden, das war nicht zu leugnen. Alles worauf er hoffen konnte war, dass Herr Mori so geschockt sein würde, dass er sich vor dem Schlimmsten drücken konnte, bis Ran ihren Vater beruhigt hatte. Shinichi/Conan war so in Gedanken, dass er erschrak, als er fühlte, wie eine Hand seine ergriff. "Conan?" sagte die sanfte Stimme. "Ich muss dich fragen--- bereust ,du' irgendwas? Und ich meine nicht Schuld für das, was ich getan habe--- es war meine Entscheidung. Aber du wirst mir helfen müssen mich daran zu gewöhnen, und ich werde eine Last für dich sein, glaube ich... Aber ich wollte nur, dass wir zusammen sind. Wir sind jetzt in der gleichen Situation und keiner wird wieder auf den anderen warten müssen. Ist das--- in Ordnung für dich?" Schüchterne dunkelblaue Augen sahen ihn von der gleichen Höhe her an, nicht länger von oben. Rans Kleines-Mädchen-Gesicht war ernst, als sie Conan im flackernden Licht der Straßenlichter betrachtete. Er sah hinab auf ihre Hände. "Es wird nicht einfach, keine Frage--- ich würde dich nicht als ,Last' bezeichnen. Aber bereue ich es, dich dorthin gebracht zu haben?" "Machst du Witze? Ich werde nicht mehr ,allein' sein. Ich meine, außer dass du dich dafür verantwortlich machst und das alles---" unterbrach sie ihn. "Conan--- wenn du damit weitermachst, schwöre ich dir dich zu hauen! Du bist nicht für meine Entscheidungen verantwortlich: Ich bin es! Also hör auf dir die Schuld zu geben!" Er seufzte und ein Teil der Anspannung fiel von seinem Körper. Nach ein paar Minuten der Stille blickte er zurück in Rans Gesicht. "Du nennst mich schon wieder Conan." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Das Mädchen lächelte zurück. "Ich habe dich ein ganzes Jahr lang Conan genannt... ich glaube ich bin es einfach gewohnt." Dann wurde ihr Lächeln zu einem richtigen und sie flüsterte ihm ins Ohr: "Aber jetzt weiß ich ja, wer sich hinter diesem Gesicht verbirgt, Shinichi..." Dann sagte sie: "Ich glaube ich sollte mir auch einen neuen Namen aussuchen..." Ran hielt einen Moment inne und dachte nach. Conan sah sie an, sich wundernd, wie sie als Kind immer noch so wunderschön aussehen konnte. Neben ihnen richtete Prof. Agasa seine Aufmerksamkeit den Leuten um sie herum, dem Verkehr, alles außer der privaten Unterhaltung seiner zwei Begleiter. Ein kleines Lächeln hinter seinem Schnurrbart versteckend. "Rin..."sagte das kleine Mädchen. "Rin Himitsu." Sie drehte sich zu dem Jungen eine Braue hochziehend. "Wie findest du das, hmmm?" Conan runzelte die Stirn. "Rin Himitsu... nun ,Rin' ist so ähnlich wie ,Ran', also denke ich es ist in Ordnung... aber warum ,Himitsu'?" Ran kicherte. "Eine Freundin von mir hat mir vor einer Weile mal ein Buch geliehen, in dem Namen und ihre Bedeutung stehen--- du weißt schon, eins dieser Bücher, die Leute kaufen, die ein Baby erwarten. Sie hat einen kleinen Bruder bekommen. Nun, manche der Namen weiß ich noch... ,Rin' bedeutet ,Begleiterin' und ,Himitsu'..." "...'Himitsu' heißt ,Geheimnis'..." Conan seufzte. Ran führ gelassen fort: "Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich mir ,Rin' ausgesucht habe, Herr großer Detektiv. Sag mir, wie war der Name, der einzigen Frau, die Sherlock Holmes liebte?" Die Augen des Jungen weiteten sich. "Irene Adler. I rene '..." Ran grinste. Nach einem Moment fuhr sie lässig fort: "Ich nehme an, ich werde mich selbst als eine Cousine oder so was ausgeben--- Mama und Paps können uns dabei helfen; aber Conan--- muss ich wirklich wieder in die Grundschule?" Bei seinem ziemlich grimmigen Nicken zuckte sie zusammen. "Oh nun--- wir hatten Spaß, als wir das erste Mal zusammen da waren; vielleicht wird's gar nicht so schlimm." Sie hielt ihre und seine Hände hoch. "Schau---" sagte Ran. "--- unsere Hände haben die gleiche Größe..." Der Bus bog um eine Kurve. Es war schon sehr spät. Conan starrte hinaus in den Himmel und fragte sich, wie ihr Heimkommen wohl sein würde, sollte er es überleben. Die nächsten paar Stunden würden wohl gefährlicher werden, als das ganze vorherige Jahr, wenn Herr Mori ihn in die Finger bekommen würde. Aber... zuerst, war da noch etwas anderes, das er Ran fragen musste. Er sah zurück, hinab auf ihrer beider Hände. "Ran... sollte Ai kein Gegengift finden und wir--- wieder normal aufwachsen müssen, wirst du..." "...wirst du bei mir bleiben? Für den Rest unseres Lebens meine ich. Und... auch wenn sie ein Gegengift findet?" Stille. Ran starrte ihn mit offenem Mund an. Sie schien fast mehr überrascht über das, was er da sagte, als über alles was an diesem Tag geschehen war. Er betrachtete sie und wartete, was sie sagen würde. --------------- The longest hour in the world is that only takes a few *seconds* to pass, really--- the time between the most important question you will ever ask... and the answer. --------------- Dann lehnte sie sich rüber, bis sie Nase an Nase waren. "Ich wäre wirklich dumm, täte ich das nicht. Wenn man bedenkt wie lange es gedauert hat, bis ich dich ,gefunden' habe, du Idiot." Ihre Augen funkelten. "Ich bin nicht dumm genug dich ,jetzt' gehen zu lassen. Und nebenbei... in der Nachricht, die du mir mit den Blumen gegeben hast, hast du versprochen ,mich niemals wieder zu verlassen'. Ich bin eine dickköpfige Frau, Shinichi Kudo." Sie lächelte in seine Augen. Sich weiter zu ihm lehnend, küsste sie ihn sanft auf eine Wange; der Kuss eines kleinen Mädchens. Er atmete tief ein. Conan fühlte den Kopf des kleinen Mädchens neben ihm an seine Schulter lehnend und er hörte sie leise flüstern: "Aber weißt du, ich werde es vermissen dich als Shinichi zu sehen, Conan... es war schön dein Gesicht wieder zu sehen, auch wenn es nicht wirklich real war..." Der Junge drehte seinen Kopf und sah hinab auf den dunklen Kopf, der leicht an ihn lehnte. Er runzelte für eine Sekunde erstaunt die Stirn, aber dann lachte er leicht. "Das ist okay. Such mich das nächste Mal, wenn du träumst, Ran. Ich werde warten. ,Alles' von mir." In einer Wolke aus Abgas, fuhr der Bus die Straße entlang in Richtung seines Reisezieles. Ende Wie werden Rans Eltern auf die Schrumpfung ihrer Tochter reagieren? Was stellt Kogoro mit Conan an, wenn er erfährt, dass dieser in Wirklichkeit Shinichi Kudo ist? Was macht Ran mit Sonoko? Wie erklärt sie ihr eigenes Verschwinden und 'Rin's plötzliches Auftauchen? Was sagt Ayumi zu ihrer neuen 'Konkurrentin'? Wenn ihr das alles wissen wollt, schreibt mir viele Kommis!!! Die Fortsetzungsgeschichte wird "Second Wind" heißen! Cu eure Yoru-chan^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)