Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 5: Erste Schritte in Sinnoh ----------------------------------- „Eine Durchsage, liebe Passagiere, wir legen gleich …“ „Aua!“ Das gibt es doch nicht. Immer das Gleiche mit diesen niedrigen Decken. Den Rest der Durchsage konnte ich nicht mehr hören, aber ich wusste ja, dass die Fähre in Fleetburg anlegen würde. Nachdem ich das Schiff verlassen hatte, hielt ich nach einem Taxistand Ausschau, damit ich mir ein Taxi nach Zweiblattdorf nehmen konnte. Dort, so hat man mir gesagt, würde des Professors Haus stehen. Nach kurzer Suche sah ich auf einem Stadtplan am Wegesrand, dass es hier kein Labor gab. Dazu müsste ich in die nächste Stadt, Sandgemme. Ab sofort würde ich aber ausschließlich zu Fuß weiterreisen, immerhin wollte ich auch die Landschaft Sinnohs etwas erkunden. Dieses Vorhaben konnte ich mir aber gleich wieder in die Haare schmieren als ich folgende Pokécom-Nachricht erhielt: „Ich hoffe du bist schon in Sinnoh, brauche Hilfe … See der Wahrheit, schnell!“ Absender Hannah. Ich dachte die Reise beginnt etwas ruhiger, doch gegen etwas Action war nichts einzuwenden. Ich merkte selbst, dass ich es irgendwie etwas zu gelassen nahm. Hannah könnte auch etwas Schlimmes passiert sein, doch dann wäre eine andere Nachricht gekommen. Diese Nachricht hörte sich einfach nach Action an. Wow, ich bin durch dieses Gegenweltabenteuer wirklich abgestumpft. Wo kam meine Selbstsicherheit her? Wie dem auch sei, ich sprintete los. Zweiblattdorf konnte man schnell hinter sich lassen und kaum war man am letzten Haus vorbei, sagte einem ein Wegweiser, dass der See der Wahrheit einen Kilometer entfernt liegen würde. Schon aus der Ferne konnte ich feststellen, dass es Probleme gab. Ich sah mehrere Menschen, ich hörte Geschrei, eben alles was zu einem Problem dazu gehörte. Als ich ankam erntete ich zuerst nur misstrauische Blicke, nur Hannahs Gesicht strahlte plötzlich. Sie wurde von zwei Typen festgehalten. Modische Uniform, schicker Haarschnitt, eigentlich ziemlich untypisch für Schurken soviel Wert auf das Äußere zu legen. „Was willst du kleiner Bengel denn hier? Verzieh dich gefälligst!“ „Ich verzieh mich nicht, bis ihr dieses reizende Fräulein freilasst.“ „Schau sich einer diesen Held an. Legst die Latte für dein Alter aber ganz schön hoch. Will sein kleines Mädchen befreien und uns Angst machen.“ Großes Gelächter brach auf Seiten dieser modischen Witzfiguren aus. Ich beschloss nichts mehr weiter zu sagen, sie würden es eh nur für Gequatsche halten. Ich musste ein Zeichen setzten. „Tornupto, Kabutops, Despotar, los geht’s!“ Natürlich kein Zufall, dass ich die etwas größeren und angsteinflößenderen Pokémon gewählt habe, aber anders würden sie es nicht verstehen. Allein Despotars düsterer Blick ließ das Gelächter verstummen. Kabutops blieb ungefähr fünf Schritte vor dem Kerl, der sein Maul so weit aufriss stehen und fuchtelte mit seinen Klingen herum, während Tornupto immer wieder ein paar Stichflammen aus seinem Rücken schießen ließ. Was so ein paar Gesten für einen Eindruck machten. Zu guter Letzt stellte ich mich mit Psiana selbstbewusst zehn Meter vor diesem Haufen komischer Leute und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Loslassen und dann Abflug, meine Herren.“ OK, dieser Satz war womöglich etwas zu dick aufgetragen, aber ich war an der Spitze meines Selbstbewusstseins angelangt. Jedoch hatte ich vor, ihren Abgang etwas mitzugestalten. Im Flüsterton wisperte ich zu Psiana, um meinen coolen Auftritt nicht zu schmälern. „Beherrschst du Psychokinese?“ Großer Fehler. Psiana warf mir einen beleidigten Blick zu. Als wolle es seine Kräfte demonstrieren packte es jeden Einzelnen dieser Verbrecher mit der Psychokinese, wirbelte sie ein paar Mal durch die Luft und schmiss sie hoch und weit in den See. „Dumme Frage, entschuldige Psiana.“ Ich musste schief grinsen um meine Verlegenheit etwas zu tuschieren. Jetzt machte ich mir vor Psiana schon fast in die Hosen nur wegen einer normalen Frage. Ich bin eben doch noch ein Anfänger. Aber auch als Anfänger hatte ich es diesen Typen ganz schön gezeigt. Naja, eigentlich war das auch Psianas Werk, aber irgendwie musste ich mein Selbstbewusstsein gegenüber diesem Pokémon ja aufbauen. „Nathaniel! … Danke.“ „Kein Problem.“ Sie fiel mir um den Hals und drückte mich. Ich blieb ganz bescheiden. „Wie konntest du nur so schnell herkommen? Innerhalb von fünf Minuten warst du hier.“ „Ähm, ich war in Zweiblattdorf … liegt ja nicht weit von hier.“ „Danke, danke, danke, ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll.“ „Ich bin gerade Mal eine Stunde in Sinnoh und schon muss ich dich retten. Doch wieso haben dich diese Gestalten überhaupt festgenommen?“ „Ich weiß es auch nicht. Die einzige Erklärung die ich habe, wäre die, dass ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war“, sie legte dabei einen ratlosen Dackelblick auf. „Wie auch immer, solange die eine Schwimmstunde einlegen, sollten wir uns lieber verziehen.“ So schnell wir uns in Sinnoh wiedergesehen hatten so schnell trennten sich unsere Wege auch schon wieder. Sie wollte nach Zweiblattdorf zu einer Freundin und ich wollte nach Sandgemme zum Professor. Die Abendstunden waren angebrochen und die Sonne zeigte mir mit ihren letzten Strahlen den Weg nach Sandgemme. Wie würde dieser Sonnenuntergang wohl auf meinem Felsen am Kap Kante aussehen? Ich war erst einen Tag von Eiland 2 weg und schon musste ich daran denken. Ich versank etwas in meinen Gedanken und merkte gar nicht, dass ich schon in Sandgemme war. Tagträumen schien mir wohl zu liegen. Ich erwachte erst als ich fast über ein kleines Sheinux stolperte. Als ich das Haus des Professors fand, ließ ich bei ihm meinen Pokédex aktualisieren, mir eine Sinnohkarte auf meinem Pokécom installieren und mir noch einige Tipps für meine weitere Reise geben. Er bot mir an, die Nacht bei ihm zu verbringen, ich lehnte jedoch ab und richtete mich an der kleinen Bucht südlich von Sandgemme ein. Zelt aufgeschlagen, ein Lagerfeuer entfacht und einen Baumstumpf zum Hinsetzen geholt. Sehr gemütliche aber auch nachdenkliche Atmosphäre. Ich ließ meinen Pokémon etwas frische Luft schnappen. Die Luft in dieser Bucht roch so unglaublich frisch, als hätte man sie gewaschen. Wie aus dem Nichts stand plötzlich Hannah vor mir. „Hi. Hier draußen hast du es dir also gemütlich gemacht.“ „Ähm, Hallo. Wie kommst du denn hierher? Ich dachte du wärst bei deiner Freundin.“ „War ich auch, aber sie hatte keine Zeit. Einmal wenn ich bei ihr vorbeischaue, typisch. Und du klingst auch nicht gerade so, als würdest du dich freuen mich zu sehen.“ „Nein, sorry. Ich bin nur etwas überrascht, hatte mit dir einfach gerade nicht gerechnet. Natürlich freue ich mich.“ „Süß wie du dich gleich rechtfertigst“, neckte sie mich mit einem kleinen Kicherer. „Ihr Frauen stellt uns wohl immer die gleichen Fallen, wie?“ „Sehr gut möglich“, sie streckte mir dabei die Zunge raus. Ja, mit Hannah wurde es nie langweilig, das hatte ich in dem Monat Trainingszeit vor der Sevii-Meisterschaft gemerkt. „OK, ich kann es auch anders ausdrücken: Wenn du noch keinen Schlafplatz hast, kannst du die Nacht auch sehr gerne hier bei mir verbringen.“ Hoffentlich hörte sich das nicht etwas zu anzüglich an, aber ich glaube, sie wird schon verstehen wie ich es meine. „Da mich meine Freundin enttäuscht hat und ich keine Lust hab zurück nach Sandgemme zu laufen werde ich dein Angebot wohl annehmen. Aber bilde dir nicht zu viel drauf ein.“ Wie sollte ich das denn jetzt verstehen? Ich schwieg kurz, um mir meine Gedanken darüber zu machen, als ich Hannahs abwarteten Blick bemerkte. „Oh ja, natürlich. Danke, dass du hierbleibst und ich werde mir nichts darauf einbilden“, gab ich absichtlich überspitzt zurück. Es herrschte kurzes Schweigen. Sie setzte sich zu mir auf einen Holzstumpf und wir blickten ins Feuer. Gegenüber von uns lagen meine Pokémon, alle beisammen, alle ganz ruhig und nachdenklich, so wie ich. „Woher hast du eigentlich dieses Psiana? Ich wollte dich heute Früh am See schon fragen, doch dort habe ich es vergessen. Am letzten Kampftag der Sevii-Meisterschaft hattest du es noch nicht.“ „Richtig, ich habe es im Ferienparadies ‚gefangen‘.“ „Wieso betonst du ‚gefangen`?“ „Weil es mir eher zugelaufen ist, und dann ließ es sich einfach von mir fangen.“ Ja, ich weiß selbst, dass das natürlich nicht der Wahrheit entspricht, aber ich konnte Hannah nichts von der Gegenwelt erzählen und was dort geschehen war. Und Psiana ist mir ja auch auf eine Art zugelaufen, von daher konnte ich es als abgewandelte Wahrheit mit wenigen Details mit meinem Gewissen vereinbaren. Während das Feuer vor sich hin knisterte erzählten wir uns Geschichten von einer Zeit, zu der wir uns noch nicht kannten, lachten über unsere nicht gerade wenigen peinlichen Momente während unseres Trainingsmonats und lauschten manchmal auch nur der Stille der Nacht, den seichten Wellen, die in der Bucht rauschten und dem Rascheln der wenigen Blätter des kleinen Hains der sich zwischen Sandgemme und der Bucht erstreckte. Die ersten Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht durch den offenen Zeltreisverschluss. Es blendete mich. Ich musste blinzeln und wollte mich aufrichten. Es ging nicht. Stand Psiana schon wieder auf mir? Als ich meinen Kopf drehte schreckte ich fast zurück. Ich hatte Hannah im Arm liegen. Sie schlief noch, lag auf meiner rechten Brust. Ich wusste, dass ich sagte, dass sie hier übernachten könne, aber dass wir so eingeschlafen sind hatte ich nicht mehr im Kopf. Nicht, das dieses Gefühl schlecht wäre, es überraschte mich einfach nur. Ich beschloss nicht aufzustehen und versuchte noch etwas zu schlafen, immerhin war gerade erst die Sonne aufgegangen, und Hannah wollte ich natürlich auch nicht wecken. Erneut schlug ich meine Augen auf. Ich war nochmal eingeschlafen. Ich sah Hannah am Zelt vorbeilaufen. Sie bereitet bereits das Frühstück vor. Ich zog mich an und begab mich nach draußen. Dann der übliche Smalltalk: Endlich ausgeschlafen, hast du gut geschlafen, ich hab Frühstück gemacht und so weiter. Während ich mir meinen Toast schmecken ließ sprach sie mich auf einen kleinen Trainingskampf an. Sie wolle sehen, ob ich wirklich so viel drauf habe, wie am See gezeigt. Naja gut, es sprach nicht wirklich etwas dagegen, von daher willigte ich ein. Mein Frosdedje gegen ihr Magneton. Der Kampf ging locker über die Bühne, keiner zeigte den unbedingten Ehrgeiz unbedingt gewinnen zu wollen, wir lachten während des Kampfes und unsere Pokémon schien die „etwas andere“ Auseinandersetzung auch Spaß zu machen. Da wir uns auch nicht ernsthaft angreifen wollten, hatte sich das mit dem Trainingskampf auch schon bald wieder erledigt. Danach fragte ich sie, wohin sie als nächstes wolle und ob wir nicht vielleicht gemeinsam reisen könnten. Sie sagte, sie würde vorerst mit mir reisen, egal wohin ich gehen werde. Na wenn das Mal keine Ansage war. Aber auch schön zu wissen, jemanden zu haben, der mit einem durch die Landschaft streifte, immer auf der Suche nach Abenteuern. Das mag sich womöglich etwas kindisch anhören, doch da ich erst mit 16 meine Reise begonnen hatte, waren solche Gedankengänge durchaus noch erlaubt. Hannah half mir beim Abbau meines kleinen Lagers. So waren wir schnell fertig und konnten uns nun Richtung Erzelingen begeben, zu meinem ersten Arenakampf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)