Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 12: Zu (z)weit gegangen? -------------------------------- Psianas klimpernde Magenta-Orb-Kette, die es um den Hals trug, weckte mich ganz sanft aus meinem Schlaf. Als ich aufblickte und den Grund sah, wieso die Kette klimperte blieb mir keine Zeit mehr meine müden Augen zu reiben. Sie sprangen von alleine auf und ich dazu. „Hannah?! Was machst du mit Psiana?“ „Psiana, halt still! … oh, Nathaniel. Du bist schon wach?“ „Sieht man wohl. Bekomm ich eine Antwort, oder nicht?“ „Lieber nicht, Nathaniel …“ „Oh doch, du sagst mir jetzt, wieso du Psiana in diese … was ist das? Ein Käfig?“ „Packen wir erst zusammen, dann erklär ich dir alles.“ Sie redete etwas komisch. Sie hörte sich schuldig an. Niedergeschlagen einfach. Umso gespannter wurde ich auf die Erklärung die sie mir geben wollte. Wenig später war ich bereit aufzubrechen. Komischerweise musste Hannah gar nichts zusammenpacken, sie hatte schon fertig gepackt, als ich aufwachte. Als wir zurück auf den vorgeschriebenen Pfad kamen, drängte ich sofort auf eine Erklärung. Doch Hannah wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Sie druckste herum, versprach sich andauernd und kam nicht auf den Punkt. Ich wurde immer genervter und verlangte endlich Auskunft über diese komische Aktion. Wir ließen das Gebirge gerade hinter uns und kamen an einen Fluss. Eine Brücke überquerte diesen. In der Mitte der Brücke blieb ich stehen. Psiana, das die ganze Zeit gelassen neben mir herging, sprang auf das Holzgeländer der Brücke und starrte flussaufwärts, tat so, als wären wir nicht hier. „Hannah! Ich werde jetzt keinen Schritt mehr von dieser Brücke setzen, bis du mir erklärt hast was das sollte.“ „Nathaniel … nicht …“ „Doch, Hannah! Du wirst mir jetzt alles erzählen.“ „… du weißt doch, dass ich aus Team Rocket aussteigen möchte. Meinem Dad passt das natürlich überhaupt nicht. Dwayne ist auf dem Papier auch noch Mitglied. Gestern Nacht, kurz nachdem du schlafen gegangen bist, bekam ich einen Anruf, …“ Dass ich hörte, dass sie einen Anruf bekam verschwieg ich bewusst. Jedoch würde es keinen Unterschied machen, ob ich wusste, dass sie angerufen wurde, da ich vom Gespräch sowieso nichts hören konnte. Doch wenn sie Dwayne ansprach, verging mir sofort die Lust, etwas zu sagen. „… bei dem ich gesagt bekam, dass mir mein Dad einen Ausstieg aus Team Rocket möglich macht, wenn ich eine letzte Sache für ihn erledige. Von deinem Psiana weiß mittlerweile nicht nur Team Galaktik. Mein Dad sagte, dass Dwayne ihm Informationen eines übermächtigen Psianas gestern per Telefon überbracht hatte und er dieses unbedingt sehen müsse. Er hat daraufhin sofort an mich gedacht. Er weiß, dass ich mich in Sinnoh herumtreibe und dass sich das Psiana auch in Sinnoh befindet, alles dank Dwayne. Die letzte Sache, die ich erledigen sollte, damit Dwayne und ich aus dem Register von Team Rocket gestrichen werden, war also die Beschaffung des Psianas. Als ich sagte, dass das besagte Psiana fünf Meter von mir entfernt in einer Hütte lag, befahl mir mein Dad, es unverzüglich in einem Spezialkäfig zu stecken und mit diesem nach Kanto zu kommen. Danach legte er auf. Der Käfig kam heute Morgen via Botogel-Express. Nur eine kleine schwarze Scheibe in der Größe einer Diskette. Sobald man den kleinen Knopf betätigte, entfaltete sich ein Käfig, der gegen Psykräfte resistent ist. Ich entfaltete den Käfig und wollte Psiana darin einsperren, als die Kette mit dem lila Anhänger bimmelte und dich weckte. Darauf hin hab ich es gelassen …“ „Welch rührende Geschichte, Hannah. Mir kommen gleich die Tränen … Was hast du dir dabei gedacht?!“ „Aber Nathaniel, ich hab‘s doch gelassen.“ „Ja, weil ich aufgewacht bin! Wäre ich nicht vom der Kette geweckt worden, wärst du über alle Berge gewesen! Auch noch mit meinem Psiana! Gestern verteidigst du mich noch vor den Galaktik-Modeheinis und heute willst du es dir selbst unter den Nagel reisen!“ „Aber dann wären Dwayne und ich doch endlich erlöst gewesen. Dann hätten wir ein normales Leben haben können.“ „Nein, Hannah! Dir ging es nicht um dein Leben, Dwaynes Leben wäre dann endlich normal gewesen. Er ist wegen dir Team Rocket beigetreten und du hast ihn fallen lassen. Jetzt willst du ihn da wieder herausboxen, auf meine Kosten! Du wärst Team Rocket durch deinem Dad sowieso ein Leben lang verpflichtet gewesen, es ging eben Mal wieder nur um Dwayne!“ „Nathaniel, bitte versteh doch …“ „Ja, ich verstehe sehr gut. Doch trotzdem lass ich das nicht mit mir machen! Ich dachte wir reisen zu zweit hier durch Sinnoh, aber jetzt reise ich alleine weiter! Geh du zu deinem beschissenen Dwayne! Auf den warst du eh die ganze Zeit scharf. Ciao …“ Ich kochte vor Wut. Ich hatte absolut kein Mitgefühl für Hannah, die in dem Moment, als ich zu Ende gesprochen hatte, weinend auf der Brücke zusammenbrach. Schnellen Schrittes ging ich von der Brücke. Psiana folgte sofort, sprang von der Brüstung und hatte Schwierigkeiten meinem Tempo zu folgen. Ich verließ den Pfad, der mich nach Schleiede führen sollte und ging flussaufwärts. Hannahs verzweifelten Schreie, ich solle doch bitte zurückkommen, ließen mich vollkommen kalt. Immer schneller folgte ich dem Flusslauf, der mich zurück ins Gebirge führte. Wenn man meine Gedankengänge nehmen könnte, wenn sie greifbar wären und man sie um den gesamten Planeten wickeln könnte, es wäre mit Sicherheit jeder einzelne Quadratzentimeter dieser Erde bedeckt. War es diese Tat, die Hannah und Dwayne im Pokémon-Center besprachen, von der Psiana mir nichts sagen wollte? Ich konnte nicht fassen, wie sich Hannah zu so etwas hinreißen lassen konnte. Doch letztendlich lief alles nur auf ein Wort hinaus: Dwayne. Erst jetzt fiel mir auf, wie viele Aktionen und Handlungen ich anhand von Dwayne rückführend auf Hannah erklären konnte. Zusammenfassend war Dwayne einfach die Antwort auf alles. Und ich konnte selbst nicht fassen wie sehr mir das stank. Würde ich einen Schritt weitergehen, wäre mein rechter Fuß wohl ziemlich nass geworden. In meiner Wut merkte ich nicht, dass ich schon mitten im Gebirge war und sich vor mir ein kleiner See auftat. Ein Wasserfall speiste den See und auch den Fluss, den ich bis hierher verfolgt hatte. Fünf Meter war der Wasserfall nur hoch, gerade dreimal so breit wie ich und er sauste von einem Felsvorsprung herab, sodass man dahinter stehen konnte, ohne nass zu werden. Zudem kam das Wasser direkt auf einer Steinplatte auf. Dieses idyllische Plätzchen musste ich nutzen um herunterzufahren und alles zu verarbeiten. Nur mit meiner kurzen Hose betrat ich den kleinen See, der an keiner Stelle so tief war, dass meine Oberschenkel nass wurden. Doch das wurden sie schon noch. Im Schneidersitz platzierte ich mich auf der Steinplatte direkt unter dem Wasserfall und schloss meine Augen. Meditiert hatte ich noch nie, es kam auch nicht wirklich an meditieren heran, da ich meine Augen nicht dauerhaft geschlossen halten konnte. Dennoch konnte ich unterm kalten Wasserfall abschalten. Ich sah, wie Psiana mittels Psykräfte übers Wasser spazierte, um sich neben mir unter dem rauschenden Wasser hinzulegen. Doch Katzen wären keine Katzen, wenn sie Wasser lieben würden. Durch eine Art psychischen Schutzschild, das wie eine blaue Kuppel aussah, wurde Psiana kein Stück nass und döste einfach vor sich hin. Indem ich mich ein Stück weiter nach vorne setzte, lief das Wasser nicht mehr über meinem Kopf, sondern traf auf meinen Nacken. So konnte ich meine Augen dauerhaft schließen. Jetzt hatte das Ganze etwas von einer Meditation. Schon bald war ich völlig eins mit dem Wasserfall … ok, was dachte ich da? Meditieren ja, eins mit dem Wasserall eher nein. Worüber ich mir den Kopf zerbrach war vollkommen klar. Immer wieder suchte ich Antworte auf Fragen. Eigentlich keine Fragen sondern Antworten auf Wörter. Wörter wie Dwayne oder Hannah. Wie konnte man dazu Antworten finden? Ich versuchte ihre Charaktere zu analysieren, versuchte mich ihn ihre Lage zu versetzten. Was könnten sie denken, was könnten sie gedacht haben und was werden sie jetzt denken? Was trieb sie zu welcher Handlung, was hat ihr Gesagtes zu bedeuten. Die beiden alles entscheidenden Fragen, die ich mir stellte waren also: Wer ist Hannah? Und wer ist Dwayne? Würde ich wirklich eine Antwort unter diesem Wasserfall finden? Ich wusste es nicht. Doch als ich meine Augen das erste Mal öffnete, seitdem ich mich weiter nach vorne gesetzt hatte, war der Himmel in einem tiefen Orange getaucht, das zum Horizont hin immer röter wurde. Ein herrlicher Sonnenuntergang hier im Gebirge. Ich sah Psiana mit Wassertropfen spielen, die es durch Psykräfte vor sich her stupste. Ein süßer Anblick. Vom Meditieren hatte ich genug. Ich wechselte meine Hose und zog mich wieder an. Es war nicht kalt, doch schon etwas frisch. Tornupto entfachte ein Lagerfeuer, vor dem sich meine Pokémon und ich setzten. Das erste Mal auf meiner Sinnoh-Reise, dass ich alleine vor dem Feuer saß. Ich wühlte in meiner Tasche, um etwas herauszuholen, das mir meine Großmutter erst vor meinem letzten Aufbruch gab. Mit den Worten „Falls du je auf deiner Reise Heimweh verspürst, spiele die hier.“ gab sie sie mir, um danach eine Träne zu vergießen, als ich ging. Eine Mundharmonika. Ich beherrschte das Spielen der Mundharmonika wirklich gut und spielte fast die ganze Nacht durch. Heimweh hatte ich zwar nicht wirklich, doch das Instrument passte zu meiner momentanen Enttäuschung. Und die Mundharmonika-Klänge erfüllte die Nacht, während ein Magnayen jaulte und der Wasserfall die Melodie der Natur vollendete. Ernüchterung am nächsten Morgen. Ich fühlte mich so verkatert, als hätte ich letzte Nacht 4 Promille intus gehabt, hätte einen Ironman-Wettbewerb mitgemacht oder wäre auf der Streckbank gefoltert worden. Ich war mir sicher, dass nichts von alle dem zutraf, doch den Weg zurück ins Tal würde ich trotzdem laufen müssen. Ich war ziemlich kaputt, so entwickelten sich auch keine Gedanken während meines Marsches zurück ins Tal. Den gesamten Weg nach Schleiede hatte ich keine Gedanken in meinem Kopf. Und nach ein paar Tagen stand ich plötzlich direkt vor der Arena. Ich wusste gar nicht wie viel Zeit seit dem Aufenthalt am Wasserfall vergangen war, den Kater glaubte ich jedenfalls immer noch zu spüren. Da ich wenig Lust auf Arenakampf verspürte, den Orden aber trotzdem haben wollte, ging ich gelangweilt in den Kampf. Ich verlor mit Noctuh auch prompt die erste Runde gegen Machomei. Danach mahnte ich mich zur Konzentration, auch wenn ich kaum stehen konnte. Der schnelle Marsch flussaufwärts gepaart mit dem fast siebenstündigen Schneidersitz, während dir das Wasser auf den Rücken knallt hatte Spuren hinterlassen, auch wenn es jetzt schon etwas her ist. Meine Pokémon mussten das nicht durchmachen, deshalb waren wenigstens sie fit. Kabutops hatte eher leichtes Spiel mit Machomei. Ich ließ mein prähistorisches Pokémon im Kampf und musste erneut mit Erstaunen feststellen, was für Kräfte Psiana parat hatte. Kabutops setzte eine Attacke mit dem Namen Kismetwunsch ein. Jirachi beherrscht diese sonst nur. Aber jetzt eben auch mein Kabutops. Zuerst leuchtete es, fast so, also wollte es sich nochmal entwickeln. Dann passierte gar nichts, bis wenig später aus dem Nichts ein gewaltiger Lichtstrahl auf Hildas zweites Pokémon, ein Meditalis, traf, das daraufhin KO umfiel. Ich versuchte nun logisch zu denken. Jedes meiner Pokémon hatte eine Attacke drauf, die sonst nur einmalige Pokémon, die zumeist in Legenden vorkommen, beherrschen. Psiana kennt die Attacke Schemenkraft von Giratina. Tornupto kann die Attacke Läuterfeuer von Ho-Oh einsetzen. Noctuh beherrscht den Luftstoß von Lugia. Frosdedje hat die Attacke Eiszeit von Kyurem erlernt und Kabutops hat nun zum ersten Mal den Kismetwunsch von Jirachi eingesetzt. Fehlt also nur noch ein Pokémon, dem eine solche Attacke fehlt. Despotar. In der Hoffnung Psiana würde auch meinem grünen Ungeheuer eine außergewöhnliche Attacke beibringen, rief ich es natürlich auf. Und siehe da. Nach einem harten Kampf gegen Lucario besiegte Despotar es mit einem gewaltigen Psyschub. Diese Attacke beherrscht sonst nur Deoxys. Interessant, interessant. Was hatte ich nun für ein gewaltiges Team. Ich träumte vor mich hin, als mir Hilda den Bergorden überreichte. Großartige Pokémon mit großartigen Attacken. Ich war nicht mehr aufzuhalten. Meine schlechte Laune? Vergessen. Ich war plötzlich überfüllt mit Energie. Ich musste sie loswerden. Ich joggte aus der Arena, um mir den nächstbesten Trainingsort zu suchen und die Grenzen meiner Stärke zu finden. Und ich war mir sicher, dass die Grenze sehr, sehr weit weg lag. Ich hatte nun Kräfte, die sonst keiner hatte. Ich wollte auf zu neuen Ufern … und wurde plötzlich ganz hart in die Realität zurückgeholt. In meinem Sprint, der mich Richtung Süden nach Weideburg bringen sollte, sah ich sie. Nicht nur sie, auch ihn. Meine energiegeladene Miene verfinsterte sich. Beide sahen mir direkt ins Gesicht. Ich blieb stehen. „Hi, Nathaniel.“, sie sprach leise und ohne jeden Ausdruck. So tat ich es auch. „Hi, Hannah. Was willst du?“ „Mit dir reden.“ „Mit mir reden? Wirklich? Rede doch mit Dwayne!“, meine Wut kochte wieder hoch. Ich war kurz davor einfach weiterzugehen. „Nathaniel, bitte. Unter vier Augen.“ „… hm. Wenn dir soviel daran liegt.“ Dwayne blieb mit total verunsichertem Gesichtsausdruck stehen. Als ich ihn ansah blickte er schnell zu Boden. „Nathaniel. Ich weiß, es war der absolute Vertrauensbruch von mir. Ich hatte mich nicht mehr im Griff, ich wusste selbst nicht, was ich tat. Doch ich will dich wissen lassen, dass du mir sehr viel bedeutest. Es soll nicht so zwischen uns enden, Nathaniel.“ „Du sprichst so, als wären wir ein Paar, Hannah, und das sind wir nicht. Ist ja egal, mein Punkt ist folgender. Ich dachte, wir wären zu zweit auf diese Reise gegangen. Doch immer stand dieser Dwayne als dritte Person dabei. Es sah so aus als würdest du eher mit ihm auf Reise gehen wollen. Nicht mit mir. Deine Tat, der Versuch mir Psiana wegzunehmen, den hätte ich dir locker verziehen. Das war nicht das Problem. Das Problem ist immer noch Dwayne. Er hat die Infos weitergegeben. Ihm hab ich es zu verdanken, dass mich jetzt vielleicht nicht nur Team Galaktik sondern auch dein Dad mit seinem Team Rocket verfolgt. Und dann auch noch deine Aussage, dass wenn du Psiana fängst, du und DWAYNE aus dem Register von Team Rocket gestrichen werdet. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Du machst doch alles nur für Dwayne. Dwayne hier, Dwayne dort … fuck Dwayne! Du kannst jetzt mit ihm auf Reisen gehen, nicht mit mir. Ich werde ab sofort alleine weiterreisen. Du bist zu weit gegangen!“ Wieder bildeten sich Tränen in Hannahs Augen. Und wieder war es mir egal. Während meiner Ansage wurde ich immer lauter, sodass Dwayne den Teil, indem es um ihn ging, ganz sicher mit verfolgt hatte. Hannahs vereinzelten Tränen wurden zu einem Heulen. Wieder viel sie vor mir weinend auf die Knie. Doch das war mein Zeichen. Ich musste nichts mehr sagen und setzte mich in Bewegung. Mein Blick, den ich Dwayne beim Vorbeigehen zuwarf, ähnelte einem Giftblick. Paralysiert blieb er stehen und wagte es nicht, sich Hannah zu nähern, bis ich an ihm vorbeigegangen war. Er sah nur schuldig zur Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)