Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 15: Hier kommt Team Rocket ---------------------------------- Ich bedankte mich nochmals dafür, dass ich hier schlafen durfte und verabschiedete mich von der netten alten Dame. Mein Weg führte weiter durch diese öde Sumpflandschaft. Allerdings nicht lange. Ein See erstreckte sich bald vor mir. Eine Insel war in der Mitte zu sehen. Erstaunlicherweise musste man nicht um den See herumlaufen, ein Steg führte bis zur Insel und von der Insel weiter ans andere Ufer. Reisen leicht gemacht, so konnte es nach dem anstrengenden Marsch von gestern gerne weitergehen. Langsam sollte mal wieder etwas Spannendes passieren. Psiana und mir war langweilig. Während die lila Katze mit Psychokinese verschiedene Sachen jonglierte, kickte ich irgendeine größere, harte Beere vor mich her. Alleine reisen war ziemlich öde. Seitdem ich Unterschlupf bei der alten Dame gefunden hatte, waren ein paar Tage vergangen, und sie zogen sich unendlich in die Länge. *Ein paar Kilometer weiter* „Hannah, wieso rennst du so? Mach mal langsam.“ „Nein, Dwayne! Wir müssen schleunigst zum Landgut gelangen.“ „Wieso überhaupt? Was wollen wir denn da?“ „Nathaniel ist heute Morgen früher aufgebrochen als geplant und die Team Rocket Einheiten untersuchen das Landgut, weil sie die Information haben, Nathaniel’s Psiana soll dort sein.“ „Warte, warte. Woher haben sie die Information und woher weißt du darüber eigentlich bescheid?“ „Lange Geschichte, ist jetzt egal. Wir müssen die Rocket-Einheiten dazu bewegen das Landgut zu verlassen.“ „Lange Geschichte? Ich glaub eher, du hast sie hierher geholt, Hannah.“ „Und selbst wenn es so wäre, wir müssen es schaffen, dass sie nicht mehr nach Psiana suchen.“ „Müssen wir das? Lass sie doch das Psiana finden und fangen. Dann bin ich und vielleicht auch du endlich fein raus aus der Sache.“ „War klar Dwayne. Du denkst nur an dich.“ Dwayne sagte nichts darauf. Er fühlte sich wohl ertappt. Er rannte einfach weiter hinter Hannah her. Wenig später kamen Hannah und Dwayne an jenem Landgut an. Hannah machte sich sofort an die Arbeit und fragte nach dem Truppenführer. Wer hatte das Kommando hier nach Psiana zu suchen? Dwayne bekam von Hannah die Aufgabe, etwas weiter vorne nach Nathaniel Ausschau zu halten. Sobald er ihn sehen sollte, solle er sofort Hannah via Pokécom anklingeln. Hannah rannte wild umher, fragte jeden wo der Kommandant dieser Mission sei. Jeder gab eine andere Richtung an. Gerade war er noch hier, nein hier ist er nicht mehr, er ist weiter nach da gelaufen … und so weiter und so weiter. Sie verzweifelte langsam. Sie musste um jeden Preis den Abbruch dieser Suche hier bewirken, doch wie, wenn sie keinen Verantwortlichen fand? Immerhin war sie es, die Team Rocket auf den Plan rief. Wieso war sie nur so dumm gewesen? Alles ging nach hinten los. Und nun? Team Rocket stellte das Landgut komplett auf den Kopf, nur weil sie Psiana dort vermuten. Dwayne saß mit einem Fernglas in der einen und dem Pokécom in der anderen Hand auf einem Baum etwas weiter weg vom Landgut. Aus dieser Richtung sollte Nathaniel mit dem ach so mächtigen Psiana kommen. Mit dem Fernglas suchte er den Weg ab. Alle möglichen Stellen, an denen Nathaniel auftauchen könnte. Er hatte ein Team Rocket Spezialfernglas, das für große Entfernungen ausgelegt war. Somit wusste Hannah, nachdem er sie anrufen würde, wie viel Zeit sie noch haben würde. Dwayne war schon gelangweilt und nahm das Absuchen des Weges immer lässiger. Mal sah er fünf Minuten gar nicht ins Fernglas, manchmal sah er in den Himmel, in der Hoffnung Gestirne von Nahem sehen zu können. Doch so gut war das Fernglas nun auch wieder nicht. Gerade als er nach einer seiner immer häufiger werdenden Pausen wieder ansetzte und den Hauptpfad in Richtung Landgut untersuchte, tauchte doch tatsächlich Nathaniel auf. Objekt anvisieren, dann würde das Fernglas die Weite anzeigen. 7,1 Kilometer Entfernung, na da konnte er noch ein wenig warten bis er Hannah Bescheid sagen musste. Hannah hatte endlich jemanden gefunden der etwas zu sagen hatte. Völlig außer Atem, dem vielen umher rennen geschuldet, wandte sie sich an ihm. „Kommandant … Psiana … I-Im Tro … Trophäengarten …“ „Was sagst du Kleines? Im Trophäengarten?“ „J-Ja genau.“ „Komm, spiel deine kleinen Spielchen mit wem anders, wir müssen hier arbeiten.“ Sie wusste es würde nur einen Weg geben, ihn davon zu überzeugen. Sie schluckte nochmal, damit sie endlich normal reden konnte. „Weißt du eigentlich mit wem du hier redest? Ich bin Hannah Rockefella und ich sage dir, Psiana wurde im Trophäengarten gesichtet!“ „Rockefella sagst du?!“ Er musterte sie kurz, um dann in sein Walky-Talky zu sprechen. „Team 7, 10, 11 und 17 in den Trophäengarten!“ Hannah kannte sich bei Team Rocket natürlich noch aus. Wenn er Team 17 in den Trophäengarten schickt, dann sind hier bestimmt mindestens 20 Teams im Einsatz. Ein Team besteht aus 10 Mitgliedern. Dieses Psiana scheint wohl sehr wichtig zu sein, oder wieso wird nur wegen eines faden Hinweises dieses Landgut mit 200 Mann durchsucht? Hannah machte das allerdings noch mehr Sorgen. Dwayne hat auch noch nichts von sich gegeben. Nervös fing sie an mit ihrem Pokécom zu fuchteln, ehe sie Dwaynes Nummer im Register gefunden hatte. Dwayne schlief friedlich im Baum sitzend. Sein Pokécom war ihm im Schlaf aus der Hand gefallen. Am Boden fing es an zu Klingeln, doch Dwayne konnte es nicht hören. Stattdessen hob jemand anderes das klingelnde Pokécom auf. *Nathaniels Sicht* „Nanu? Was ist das für ein Geräusch? Ein Pokécom?“ Ich suchte den Boden ab, bis ich ein leuchtendes Display unter einem Baum sah. Nichts ahnend hob ich es auf … „… Hannah?“ Ich sah mich um, doch ich fand niemanden. War es die Hannah, die ich kannte? Oder war das nur ein großer Zufall? Ich beschloss den Anruf anzunehmen, denn irgendwie beschlich mich ein komisches Gefühl. „Dwayne! Was ist los mit dir?! Nathaniel muss doch schon aufgetaucht sein. Ich konnte die Team Rocket Mitglieder etwas mit dem Trophäengarten ablenken, doch bis sie gehen werde ich noch etwas brauchen. Doch ich muss wissen wie viel Zeit ich noch hab bis Nathaniel hier eintrifft! … Dwayne? … Dwayne?! …“ Ich legte auf und sah mich nochmals gründlich um, und siehe da. Dwayne schlafend im Baum. Gerade als ich ihn anbrüllen wollte kippte er im Schlaf seitwärts auf einen Ast. Beim Aufprall wachte er auf, flog jedoch nicht herunter. Ein Pokéball löste sich auch von seinem Gürtel. Er flog zu Boden und ließ Luxtra erscheinen. Jenes Pokémon, welches ich fast umgebracht hätte. Es starrte wütend auf Psiana und war kurz davor es anzuspringen. Dwayne rieb sich indessen die Augen und hatte noch gar keine Peilung was hier abging. Ich war jedenfalls ausgeschlafen und reagierte schnell. „Noctuh, los! Schick die beiden zurück ins Land der Träume! Hypnose!“ Erst Luxtra, dann Dwayne. Beide schliefen sofort ein. Mit Nachtmahr gab ich ihnen noch ein paar schöne Träume mit. Doch nun wollte ich wissen, was es mit Team Rocket und dem Landgut auf sich hat. Ich sprintete los, Psiana neben mir, Noctuh über mir. Meine Wut kam jetzt schon wieder hoch. Gerade als ich die Beiden etwas aus meinem Kopf verdrängt hatte, kam das nächste Ding. Als ich die großen Mauern des Landgutes und die davor stehenden Team Rocket Fahrzeuge mit dem großen rotem R darauf sehen konnte wurde ich langsamer und versteckte mich hinter den Büschen um zu sehen was Team Rocket vorhatte. Ich wollte Noctuh schon zurückrufen, da packte mich einer dieser Rüpel. Er fragte was ich hier wolle, aber ich brachte nichts heraus. Er sah sich um und entdeckte Psiana. Seine Augen wurden größer, doch bevor er lauthals etwas schreien konnte, fiel er schlafend um. Ich blickte nach oben und erkannte noch, wie Noctuh abermals mit Nachtmahr dem Rocketrüpel ein paar Träume mitschickte. „Das war knapp …“ Ich nickte nur. Noctuh ließ ich zu meinem Schutz lieber doch im Freien, auch wenn ich wusste, dass ich nicht jeden hier einschläfern konnte. Nachdem mich dieser Rüpel fast verpfiffen hätte, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich die ganze Sache hier untersuchen sollte, oder mich einfach Richtung Herzhofen verdünnisieren sollte, um den ganzen Ärger aus dem Weg zu gehen. Eigentlich hatte ich mich schon für letzteres entschieden und bahnte mir meinen Weg durch Unterholz an dem großen Landgut vorbei, da sah ich Hannah, wie sie mit jemandem redete und dann in die Richtung rannte, aus der ich hergekommen war. Sollte ich mir das wirklich ansehen? Meine Neugierde war schlicht und einfach zu groß. Ich folgte Hannah so schnell wie möglich zurück durch all die Sträucher. Noctuh musste mit Ästen in der Flugbahn kämpfen und Psiana musste sich auch ganz schön sputen, um Hannahs Tempo zu halten. Sie schien nicht mehr stehen zu bleiben. Bis ich ins Straucheln geriet und abermals unsanft mein Gesicht als Bremsvorrichtung benutzte. Psiana ließ zu allem Überfluss statt eines telepathischen ‚Alles in Ordnung‘ einen typisches ‚Psiaaa‘ von sich und auch Noctuh war nicht gerade subtiler. Es krachte erst in ein paar weitere Äste bevor er mit einem Schrei auf mich drauf fiel. Nur ich konnte bei der ganzen Aktion meinen Mund halten. In der Hoffnung niemand hatte es gehört blieb ich einfach liegen. Meine Pokémon gaben keinen Mucks mehr von sich. Doch als ich mich aufrichten wollte, packten mich zwei Hände und halfen mir. „Nathaniel?! Was machst du denn hier?!“ „Überrascht? Du weißt genau, dass ich hier entlang kommen würde. Wieso ist wohl Team Rocket hier und wieso hat Dwayne dich nicht angerufen, dass ich schon hier bin?“ „Ach, Nathaniel …“ „Nichts ‚Ach Nathaniel‘! Wie oft kann man von einer Person eigentlich enttäuscht werden!?“ „Du hast ja Recht, Nathaniel. Aber versetz dich doch mal in meine Lage.“ „Du meinst in Dwaynes Lage …“ Hannah war schon wieder kurz vor dem Tränenausbruch. Und wieder war es mir so gut wie egal. Dieses Mädchen musste langsam kapieren was sie tat. „Bitte hör auf jetzt wieder loszuheulen. Sieh dich um, kein optimaler Zeitpunkt dafür. Du erklärst mir jetzt lieber erst mal, was das hier für ein Aufgebot ist.“ „J-ja also das ist so. Team Rocket weiß über Psiana bescheid, dass es sich hier irgendwo in Sinnoh aufhält. Du bist heute Morgen früher aufgebrochen als ich das geplant hatte, eigentlich solltest du noch lange nicht hier sein. Deshalb hab ich anonyme Informationen an Team Rocket geschickt, die besagten, Psiana würde sich im Landgut befinden. Du solltest von der ganzen Aktion gar nichts mitbekommen, weil du noch unterwegs sein solltest und Team Rocket würde vielleicht das Interesse etwas verlieren oder zumindest erst mal nicht mehr hier suchen. Ich hab es nur für dich getan, aber du bist schon früher weitergereist und jetzt ist alles nach hinten losgegangen …“ Hannah kamen nach ihrer Geschichte erneut die Tränen. Ich nahm sie in den Arm und tröstete sie etwas. Ich war dann doch nicht so hart und konnte jetzt noch sauer sein. Allerdings nur wegen dieser Aktion. Alles andere, was sie davor verbockt hatte werde ich noch nicht vergessen. Doch das hier, da war ich mir sicher, war nicht so geplant. „Bist du mir böse, Nathaniel?“, fragte sie verheult. „Nein, nicht deswegen. Aber bitte hör auf so zu fragen, das hört sich an wie im Kindergarten.“ Ein kleines Grinsen bahnte sich auf ihr Gesicht. So sah ich sie schon viel lieber. Wie in der unbeschwerten Anfangszeit. Doch es war jetzt wirklich der falsche Zeitpunkt, um nostalgisch zu werden. Stimmen dieser Rüpel rissen mich aus meinen Gedanken. „Hey, hier drüben wurde etwas entdeckt.“ Ich sah mich hektisch um, welcher Ort mit ‚hier drüben‘ gemeint war und wer das gesagt hat. Ich rief Noctuh zurück und wollte Hannah mit ins dichtere Gebüsch ziehen, als mich eine Hand festhielt. „Was haben wir denn da? Solltet ihr nicht schon längst im Bett sein, ihr zwei kleinen Strolche?“ „Wir sind ja wohl alt genug, um …“ Mir wurde der Mund zugehalten. Ein weiterer Rüpel, der durchs Gebüsch auftauchte packte mein Psiana. „Was haben wir denn da? Wenn das nicht das gesuchte Objekt ist.“ Ich warf einen vielsagenden Blick zu Hannah. Einen ‚Irgendwie ist das alles deine Schuld-Blick‘. Von ihr kam nur ein ‚Tut mir Leid-Blick‘ zurück. Das ist das letzte woran ich mich erinnern kann, mir wurde schwarz vor Augen. „Wo bin ich?“ Diese Schmerzen, was ging denn jetzt ab?! Immer noch blinzend von der Helligkeit bemerkte ich, dass meine Arme in Fesseln lagen. Schlichte Handfesseln die einfach an der Wand mit Ketten befestigt sind. Ich sah mich um. Ein nasser, ungemütlicher Kellerraum, wahrscheinlich im Landgut. Neben mir lag Hannah, ebenfalls in Fesseln. Sie war immer noch bewusstlos. Vor mir, etwas weiter entfernt, stand ein nicht sehr hoher Tisch, auf ihm ein Käfig mit Psiana darin. Ich hörte Schritte, die alte, große Tür des Raumes öffnete sich. Irgendein Team Rocket-Freak kam herein. „Ah, meine Gäste sind wach.“ „Immerhin einer von ihnen. Sagen Sie, behandeln sie ihre Gäste immer so?“, fragte ich gespielt hochnäsig. „Nein, nicht immer. Aber wenn ich einen angeblich so starken und außergewöhnlichen Trainer zu Gast habe, muss ich wohl leider Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.“ „Schisser!“ „Was hast du kleiner Taugenichts gesagt?“ „Ich sagte ‚Schisser‘! Außerdem scheint ihr ja nicht gerade die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, wenn ihr die eigenen Leute in Fesseln legt.“ „Mutig, Kleiner. Aber das Lügenspiel, was sie mit uns gespielt hat … Wir fallen doch nicht auf sowas herein.“ „Dafür habt ihr ihre Befehle aber aufs Wort befolgt. Aber gut, Gregory wird euch das schon noch selbst sagen.“ „Woher kennst du diesen Namen?“ „Aus dem Telefonbuch natürlich. Könntet ihr sie jetzt vielleicht losmachen?“ „Nathaniel? Wo sind wir?“ „Frag doch mal deinen Team Rocket Freund da drüben.“ „Hey! Mach mich sofort los! Seit wann legen wir Teammitglieder in Ketten?! Wie seit ihr denn drauf?!“ „Halt die Klappe, kleine Göre!“ In diesem Moment kam ein weiteres Mitglied von Team Rocket in den Raum. Er sah jedoch untypisch aus. Hatte eine Schiebermütze auf, trug einen 3-Tage-Bart, kantiges Gesicht, im Allgemeinen schwer zu beschreiben. Einzig das kleine rote R auf seinen sehr hochwertig aussehenden, schwarzen Mantel ließ ihn als Mitglied des besagten Teams erkennen. „Wen nennen sie hier eine kleine Göre?! Sag mal spinnen sie, meine Tochter so zu nennen! Seien sie froh, dass ich sie nicht feuere! Und jetzt raus hier!“ „Daddy?!“ Hannahs Vater?! Heilige Scheiße, jetzt wird’s aber ernst. Sein Snibunna, das er rief, zerschnitt die Ketten von Hannah. Meine blieben leider ganz. Hannah umarmte ihren Dad und ließ ihn dann anscheinend die Arbeit machen, sie stand nur in einer Ecke und beobachtete mich und das ganze Geschehen. „So, du bist also der Trainer, dem dieses Psiana gehört?“ „Mehr oder weniger, ja …“, entgegnete ich mittlerweile ziemlich genervt. „Und dein Psiana kann also ganz tolle Sachen machen, ja?“ „Sind wir hier schon wieder im Kindergarten? Liegt das in der Familie? Ich bin kein Kleinkind, verdammt. Und Sie sehen eigentlich zu seriös aus, um in dieser Babysprache zu labern. Was ist nur aus den Bad Boys heutzutage geworden?“ „Oh, da meint aber jemand er wär im Business der Großen angekommen und möchte dementsprechend behandelt werden. Wenn du das …“ „Können wir uns Smalltalk sparen? Sie haben hier alles durchsucht, das nur wegen meinem Psiana, sie wollen es nun einfach mitnehmen, aber sie werden es nicht schaffen und gehen leider ohne Psiana zurück nach Kanto.“ „Dieses Psiana färbt wohl etwas auf dich ab. Du fühlst dich wohl übermächtig, wie?“, Gregorys Ton hörte sich nicht mehr so nett wie zu Beginn an. Auch er wurde jetzt etwas böse. „Hm, jetzt wo sie’s sagen, so ein bisschen schon, ja.“ Ich spürte, dass sich meine Pokébälle noch an meinem Gürtel befanden. Lernt man als Gangster nicht als Erstes, dass man seinen Gegner entwaffnet? Ich rieb mein Becken gegen die raue Wand, so dass der äußerste Pokéball aus der Halterung an meinen Gürtel sprang. Ich streckte mein Becken nach vorne, der Ball flog nach unten, dann ich kickte ihn mit der Hacke nach vorne, dass plötzlich Kabutops vor mir stand. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht so eine abgefahren geile Aktion von mir vorstellen können. Meine Selbstsicherheit stieg mal wieder ins Unermessliche. Als mein Kabutops mir dann noch die Ketten durchtrennte war alles angerichtet. Snibunna begab sich ebenfalls in Kampfstellung. „Scheinst ja einiges auf dem Kasten zu haben, Kleiner. Aber meine Tochter brauchst du nicht zu beeindrucken.“ „Als würde ich ihre Tochter beeindrucken wollen, sie ist ja sowieso schon an Dwayne vergeben.“ Während meines Satzes konnte ich mir einen Blick zu Hannah nicht verkneifen. Ihr Gesichtsausdruck war sehr komisch, doch im Moment konnte ich nichts daraus deuten. „Dwayne? Immer noch dieser Loser damals aus Mahagonia City? Hannah, ich bitte dich. Nimm lieber solche Typen wie den hier, die es möglicherweise zu etwas bringen, aber nicht Dwayne!“ „Dad!“ Ich konnte mein Lachen nicht mehr halten. Hannahs Vater sah in Dwayne einen Loser und riet ihr lieber jemanden wie mich zu nehmen. Das würde ich ihr lange unter die Nase reiben, das ist sensationell. Ich begann Hannahs Vater zu mögen. Während dieser Gedanken und meinem Lachanfall musterte mich Gregory und guckte etwas komisch bis ich mich wieder gefangen hatte. „Ok, spitze, Greg. Sie gefallen mir. Wir haben eine Abneigung demselben Typ gegenüber. Nichtsdestotrotz nehm ich jetzt mein Psiana wieder und werde gehen, ok.“ „Ja, du gefällst mir wirklich. Wir scheinen nicht nur eine Abneigung gegenüber den gleichen Personen zu haben, sondern wir scheinen auch noch die gleichen Personen zu mögen, ja ich würde sagen schon zu lieben. Aber Psiana wirst du nicht aus diesem Käfig befreien. Das ist ein Spezialkäfig für Psycho-Pokémon. Was glaubst du, wieso es deine kleine Katze noch nicht geschafft hat, da rauszukommen?“ „Weil sie es vielleicht noch nicht versucht hat?“ Und das war kein Witz. Psiana saß einfach nur in diesen Käfig und tat gar nichts. So, als würde es wissen, dass alles gut wird. „Kabutops, Hydropumpe!“ Zuerst traf der gewaltige Wasserstrahl Hannahs Vater, der mir in dem Moment etwas Leid tat, und Snibunna. Dann befahl ich Kabutops ein bisschen Wasser in die Ecke zu spritzen. „Nathaniel! Was hast du mit meinem Vater gemacht?!“ „Der kommt gleich wieder zu sich, doch während dieser Zeit werd ich abhauen, ich weiß ja nicht was du machst.“ Hannah sagte nichts mehr. Man sah ihr ihren inneren Konflikt an. Bei ihrem Vater bleiben, oder abhauen und somit auch irgendwie Team Rocket verraten. Die Pfütze hatte eine stattliche Größe angenommen. Besser gesagt, der halbe Raum war unter Wasser, und der Raum war groß. Dann ging alles ganz schnell. Ein lila Strudel, weder Sog noch Wind trat auf, öffnete sich in der Pfütze. Giratinas Kopf erschien daraus. Für mich kein großes Ding mehr, doch Hannahs Augen waren größer als die eines Lepumentas. Der König der Gegenwelt schnappte mit seinem Maul nach dem Käfig und zerstörte ihn dabei schon fast, doch er zog ihn einfach mit in die Gegenwelt und verschwand wieder. Der lila Strudel war weg, sehr schnell weg, und ich wollte jetzt auch sehr schnell weg. Um Psiana machte ich mir vorerst keine Sorgen, denn wenn es einen sicheren Ort für Psiana gab, dann ist das die Gegenwelt. Auch ich rannte los, an der völlig verdutzten Hannah, Snibunna und Gregory vorbei, eine Treppe hoch. Kabutops demolierte die Stufen auf die es mit seinen kräftigen Klauen trat. Da demolierte es auch gleich ein wenig die zweite große Holztür am Ende der Treppe. Sie flog nicht nur auf, sondern gleich aus den Angeln. Rocket-Wachen sahen uns im ersten Augenblick komisch an, bis sie begriffen, dass ich der Gefangene aus dem Keller bin. Diese Zeit nutzte ich und suchte mir einen Weg aus. Ich war irgendwo im Landgut und hatte keine Ahnung wo der Ausgang war. Ich sprang auf Kabutops Rücken und schrie, dass es einfach geradeaus rennen sollte. Ein endlos langer Gang. Rocket-Mitglieder riefen ihre Pokémon und feuerten wild irgendwelche Attacken auf uns. Manchmal wurde Kabutops getroffen, allerdings nie schlimm, zudem viele der gerufenen Pokémon nur Golbat waren, die mit ihrem Giftstachel sowieso kaum etwas gegen das Urzeitpokémon ausrichten konnten. Doch es gab bestimmt ein cooles Bild ab, wie ich auf Kabutops‘ Rücken durch den Attackenhagel durchs Landgut ritt. Kabutops schmetterte alles vor sich weg, was ihm im Weg stand. Türen, Pokémon und sogar diese Rüpel, die dachten sie könnten sich in uns in den Weg stellen. Irgendwann zerschmetterte mein eisernes Steinskelett auf dem ich ritt die entscheidende Tür. Wir waren im Freien, doch noch lange nicht gerettet. Ich sprang ab und rief noch Despotar und Tornupto, die mir den Weg freikämpfen sollten. Mit Kabutops‘ Steinkante, Tornuptos Flammenwurf und Despotars Hyperstrahl wurden sämtliche Team Rocket-Fahrzeuge, -Pokémon und –Mitglieder beiseite geschafft. Der Weg war frei. Ich rannte immer weiter weg. Als ich die dicken Mauern gerade hinter mir gelassen hatte und nochmal zurückblickte, stand Gregory mit Hannah an seiner Seite in der Eingangstür, oder das was von ihr übrig geblieben ist. „Wir werden uns wieder sehen, Nathaniel Gardner!“ Ich sagte nichts mehr darauf, rief meine drei Pokémon zurück und rannte Richtung Herzhofen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)