Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 19: Hochmut kommt vor dem Fall -------------------------------------- Die Mundharmonika noch in der Hand, das Feuer bestand nur noch aus Glut. All meine Pokémon schlummerten noch friedlich. Man konnte die sachten Wellen am Ufer hören. Gibt es eine schönere Art aufzuwachen? Sollte ich rechtzeitig in Fleetburg eintreffen, konnte ich noch heute auf ein Match gegen Adam, Fleetburgs Arenaleiter, hoffen. Das Pokécom zeigte mir 9:37 Uhr an, damit lag ich gut in der Zeit. Ein kleines Frühstück, etwas Pokéfutter für meine Pokémon und ich konnte aufbrechen. All zu weit sollte es nicht mehr sein, dann müsste ich vor den Toren der Hafenstadt stehen. Mittagspause. Laut meinem Pokécom-Routenplaner müsste ich unmittelbar vor Fleetburg sein. 20 Minuten sollte es noch dauern. Doch mein Hungergefühl überwiegte, weshalb ich noch eine kleine Pause dazwischen schob. Nochmal gestärkt konnte ich nach kurzer Zeit Fleetburg erreichen. Die Stadt machte immer noch einen schönen, hellen Eindruck, wie schon bei meiner ersten Ankunft damals, als ich von Eiland 2 kam. Ich marschierte geradewegs in die Arena um mir meinen Orden zu erkämpfen, da wurde mir mitgeteilt, dass Adam, der Arenaleiter, erst morgen wieder in Fleetburg und somit für Kämpfe bereit stünde. Eine kleine Enttäuschung, die ich jedoch verkraften konnte. So hatten meine Pokémon einen Tag mehr, um sich auszuruhen. Ihre Verletzungen waren noch lange nicht komplett verheilt. Despotar und Frosdedje konnte ich sowieso noch nicht einsetzen. Zu schlimm sahen die Wunden noch aus. Bei Kabutops war ich jedoch optimistisch. Ich wusste nicht, dass die Klinge dieser Pokémon nachwachsen konnte. Das ausgebrochene Stück war kaum mehr zu sehen. Und auch die Kralle am linken Fuß war fast vollständig wieder da. Die Frage war nur, wie ich diesen Tag noch sinnvoll nutzen konnte? Wirklich viele Ideen hatte ich nicht. Ich sah mir die Bibliothek an, spannte etwas am Hafen aus. Psiana und ich sahen aufs weite Meer hinaus. Am Horizont konnte man einen kleinen Fleck erkennen, die Eiseninsel. Schiffe fuhren immer wieder vorbei, hinter uns spielten ein paar kleine Kinder Fußball. Es sollte ein ruhiger Nachmittag werden. Heute fand er endlich statt, mein nächster Arenakampf. Adam sollte mittlerweile wieder zugegen sein. Nach dem morgendlichen Frühstückshappen begab ich mich sofort zur Arena. Adam war zwar schon da, konnte jedoch erst ab Mittag kämpfen. Zwangsläufig hieß es also wieder warten. Nach einem kurzen Pokémon-Center-Aufenthalt und einem kleinen Stadtbummel war es dann aber soweit. Adam erwartete mich bereits. „So, Kleiner. Du musst Nathaniel sein, stimmt‘s? Jeder erzählt schon von dir. Ich kann es kaum erwarten dir deine erste Niederlage beizubringen.“ Der hält sich aber für ganz stark. Bisher habe ich so ziemlich jeden Arenaleiter zerpflückt. Ok, er sah stark aus, doch ich musste mir sicher keine Sorgen machen. Ich folgte Adam bis zum Kampffeld. Der Schiedsrichter gab obligatorisch die Regeln bekannt. Diesmal ging das Ganze wieder über drei Runden, was sicherlich ein Vorteil für mich sein würde. „Da ich Arenaleiter bin, wähle ich zuerst. Deshalb rufe ich Bollterus, los!“ „Ich wähle Noctuh, auf geht’s!“ „Soll das ein Scherz sein, Kleiner? Eine Eule?“ „Veit hat auch so etwas in der Art gesagt … bis sein Onix völlig geplättet auf dem Kampffeld lag.“ „Oho, sieh einer an, große Sprüche kannst du auch noch klopfen. Dann wollen wir doch mal beginnen!“ „Na gut, Noctuh, Sondersensor, los!“ „Bollterus, Eisenabwehr!“ Bollterus war im Sondersensor gefangen, ließ diesen aber einfach über sich ergehen und härtete sich mit Eisenabwehr ab. „Noctuh, Hypnose!“ „Lichtkanone, schnell!“ Bollterus Lichtkanone behinderte Noctuh bei seiner Hypnose. Nicht nur das, während die Lichtkanone einschlug, verebbte natürlich der Sondersensor. Die ersten Runden sind schon mal schiefgelaufen, konnte ja nur besser werden. „Nachtnebel, Noctuh!“ „Sandsturm, Bollterus!“ Wieder nichts. Bollterus setzte den Sandsturm nur zur Verteidigung ein. Der Nachtnebel prallte sozusagen am rotierenden Sand ab, während sich das Fossilpokémon im Auge des Sturms befand. „Lass den Sandsturm auf Noctuh los!“ Keine Chance. Ich konnte nichts machen und Noctuh hatte auch keine Attacke um dies zu verhindern. Es wirbelte im Sandsturm umher wie eine Feder im Wind. „Bollterus, beende es mit Flammenwurf!“ Ich musste mit zusehen wie sich der Sandsturm zu einem flammenden Inferno für Noctuh wurde. Kampfunfähig flog es aus dem Wirbel und prallte auf das Kampffeld. „Gut gemacht, Noctuh.“ „Ich sagte doch, dass dir deine Eule nichts bringen wird.“ „Jaja, mal sehen, ob mir dieses Pokémon deiner Meinung nach mehr bringen wird. Ich wähle Kabutops!“ „Sieh an! Ein prächtiges Kabutops hast du da. Jetzt könnte es sogar endlich ein Kampf werden.“ Er lachte etwas hämisch. Der Kerl trieb es auf die Spitze. Ich wurde wütend. „Kabutops, Hydropumpe, alles was du hast!“ „Bollterus, Scanner!“ Was?! Dieses Vieh beherrschte den Scanner? Die Hydropumpe zerschellte einfach an Bollterus Kopf, das nicht einmal die Augen schließen musste. „Kabutops, Kismetwunsch!“ Jetzt musste ich auf den Überraschungsmoment hoffen. Adam wird diese Attacke wohl kaum kennen, auch wenn er Arenaleiter des Typ Stahls ist. „Wirkungsvolle Attacke, Kleiner. Da bekomm ich richtig Angst. Wir machen weiter mit Eisenschädel!“ Seine Reaktion zeigte mir, dass er keinen Schimmer hatte, was Kismetwunsch bewirkte. Doch auch ich musste handeln. „Kopfstoß, Kabutops!“ Beide Pokémon prallten mit voller Wucht ineinander. Dumm nur, dass Bollterus‘ Attacke vom Typ Stahl ist und Kabutops eine Schwäche dagegen hat. Dazu kommt noch, dass mein Pokémon durch Kopfstoß einen Rückstoß-Schaden erlitt und Bollterus auch noch Eisenabwehr eingesetzt hatte, die meine Attacke um einiges schwächte. Schien irgendwie nicht mein Tag zu sein, zudem plusterte sich dieser Adam auch noch gehörig auf. „Setze Kraftkoloss ein!“ Endlich mal eine Attacke die traf. Auch Kraftkoloss ist eine physische Attacke und wird durch Eisenabwehr geschwächt, doch durch Bollterus Vierfach-Schwäche sollte es gehörigen Schaden erleiden. Kabutops, umhüllt von einer mächtigen Energiekugel, schlug voll auf Bollterus ein. Es würde vielleicht noch nicht der K.O. sein, doch es sollte womöglich das Blatt zu meinen Gunsten wenden. Doch Adam sah nur zu und versetzte mir dann den Nackenschlag. „Bollterus, Metallstoß!“ Ausgerechnet ein Metallstoß aus nächster Nähe nach meinem Kraftkoloss. Die Wirkung der Attacke war verheerend. Kabutops blieb kampfunfähig liegen. Ich rief es zurück und wollte mein letztes Pokémon aufrufen, da wurde es plötzlich hell. Ein mächtiger Lichtstrahl ging auf Bollterus nieder, der es ebenfalls K.O. gehen ließ. Der Kismetwunsch hatte seine Wirkung mal wieder nicht verfehlt. Ein später Hoffnungsschimmer für mich. Doch jetzt musste ich mit einem Pokémon deren zwei von Adam besiegen. Schwierig doch für mein Team eine lösbare Aufgabe. „Nette Attacke, Kleiner. Vor ein paar Minuten hab ich sie noch hämisch belächelt, weil nichts passierte. Mal sehen, was du noch so auf Lager hast. Ich rufe Stolloss!“ „Und ich rufe Tornupto!“ „Verspricht ja interessant zu werden, wobei ich nicht glaube, dass du eine Chance hast.“ „Das werden wir sehen. Tornupto, Eruption!“ Und es regnete und regnete und regnete … Feuerbälle. Stolloss wurde immer wieder getroffen. „Stolloss, schnell den Rammboss!“ Stolloss entkam dem Feuerregen und rammte Tornupto mit seinem enormen Gewicht einfach weg. Ein harter Rückschlag. „Tornupto, Schaufler, los!“ Flink vergrub es sich im Boden. Meinem Gegenüber war die Verunsicherung ins Gesicht geschrieben. Genau das musste ich ausnutzen, um nun effektive und wirkvolle Treffer zu setzen, damit ich dieses Match noch für mich entscheiden konnte. Der Schaufler traf. Doch noch besser war die Läuterfeuer-Attacke, die ich sofort darauf befahl. Stolloss kippte um. Ich wollte schon losjubeln, als es plötzlich wieder die Augen öffnete. Was für ein zähes Vieh! „Zu früh gefreut, Kleiner! Stolloss lässt sich nicht so schnell umhauen. Wir machen mit Dampfwalze weiter!“ Stolloss rannte mit einem Affentempo auf Tornupto zu. Alles bebte, mein Feuerigel konnte sich kaum auf den Beinen halten. Es musste sich so sehr konzentrieren nicht hinzufallen, da merkte es gar nicht, dass Stolloss auf ihm zu rannte und im nächsten Moment ihn umrannte. Einmal auf dem Boden, hast du gegen diese Attacke verloren. Es bebte immer weiter und Stolloss rannte immer weiter auf Tornupto herum. Unglaublich! Und das Schlimme dabei war, du konntest nichts machen bis Stolloss endlich von meinem armen Pokémon abließ. Sichtlich zertrampelt und mitgenommen, richtete sich aber auch Tornupto wieder auf. „Sieh an. Auch dein Tornupto ist ein Kämpfer.“ „Gut erkannt, Adam. Tornupto, Durchbruch!“ „Eisenabwehr, Stolloss!“ Auch sein zweites Pokémon beherrschte Eisenabwehr, weshalb mein Durchbruch seinen Namen wahrlich nicht mehr verdient hatte. Ein kleiner Schlag wäre besser ausgedrückt. „Aus nächster Nähe, Hyperstrahl, los!“ „Schaufler, Tornupto, Schaufler!“ Der Hyperstrahl flog ins Leere. Tornupto konnte sich im letzten Moment vergraben. „Stolloss muss sich wieder aufladen, Solarstrahl!“ Stolloss musste mit ansehen, wie sich Tornupto für einen Solarstrahl auflud. Doch auch mein stählerner Gegner konnte irgendwann wieder angreifen. „Jetzt, Tornupto!“ „Nochmal den Hyperstrahl, Stolloss!“ Beide Attacken fusionierten sich zu einem mächtigen Energieball in der Mitte, der sich immer weiter aufblähte, bis er die beiden Pokémon mit verschlang, um im darauffolgenden Augenblick zu implodieren. „Sowohl Stolloss als auch Tornupto sind kampfunfähig. Somit gewinnt der Arenaleiter Adam dieses Match um den Minenorden.“ Ungläubig sah ich aufs Kampffeld. In der einen Ecke lag Adams Pokémon, in der anderen meines. Eine Niederlage. Konnte ich es glauben? Hatte ich gerade verloren? Ich rief Tornupto zurück ohne etwas zu sagen. Adam drehte sich um und verschwand in der Arena. Auf den letzten Metern, die ich ihn sehen konnte, hörte ich ihn noch etwas sagen. „Schade, Kleiner. Vielleicht beim nächsten Mal.“ Begleitet wurde das ganze wieder von einem hämischen Gelächter. Ich war mir wohl zu sicher, war im Glauben, einfach alles und jeden pulverisieren zu können. Damit lag ich falsch. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Starre setzte ich mich in Bewegung. Ganz langsam. Ich wusste nicht wie lange ich für die Strecke von der Arena zum Pokémon-Center brauchte. Lief man ein normales Tempo waren es vielleicht 15 Minuten. Doch ich brauchte gerade fast eine Stunde. Ok, irgendwie schienen auch Umwege dabei gewesen zu sein, auf den Weg hatte ich eher weniger geachtet. Vieles und gleichzeitig gar nichts ging mir durch den Kopf. Psiana tapste die ganze Zeit neben mir her. Wieso hab ich eigentlich nicht mein Kätzchen in den Kampf geschickt? So hätte ich wohl noch gewonnen. Andererseits mussten mir anscheinend mal die Augen geöffnet werden. Ich hatte mich selbst so sehr aufgeplustert, dass ich nun durch eine einzige Niederlage ganz schön tief gefallen bin. Ich musste jetzt die richtigen Schlüsse ziehen, mich neu sortieren. In meinem Zimmer im Pokémon-Center machte ich mir meine Gedanken, während meine drei tapferen Kämpfer behandelt wurden. Ich hatte Schwester Joy extra um ein Dachfenster gebeten, und siehe da, sie hatten ein Zimmer mit wundervollem Ausblick in den Himmel. Schöne weiße Wolken. Schöne orangene Wolken. Schöne helle Sterne. Den ganzen restlichen Tag tat ich nichts mehr, als in diesem Zimmer zu sein und so lange wie möglich aus diesem Fenster zu starren. Ich schlief länger als gewöhnlich. Um elf Uhr holte ich meine Pokémon ab und begab mich nochmal aufs Zimmer. In der Zeit, in der ich gestern nicht aus dem Fenster gestarrt hatte, hatte ich mir ein neues Ziel ausgesucht. Auf meinem Pokécom entdeckte ich einen interessanten Fleck in Sinnoh. Ich wusste nicht, wie lange ich dort bleiben würde, doch mich zog es für unbestimmte Zeit auf die Eiseninsel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)