Wedding Dress von Lina_Kudo (»Hochzeitskleid« (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 2: Lost Friendship -------------------------- ****************************************Rückblick**************************************** Zitternd faltete ich ängstlich das zusammengefaltete Pergament wieder auf. Las quälend langsam Zeile für Zeile durch. Jedes Wort war wie ein weiterer Messerstich, welches mein Herz stärker bluten ließ. Jeder Buchstabe dieser Einladung zur Hochzeit. Der Hochzeit von Prinz Endymion und Prinzessin Serenity … ****************************************Rückblick**************************************** KAPITEL 2: LOST FRIENDSHIP »Das kann ich nicht glauben …« Aufgeregt hibbelte ich von einem Bein auf das andere. Ich war so nervös und angespannt, dass ich gar nicht mehr stillstehen konnte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so aufgeregt war. War ich das überhaupt jemals gewesen? Es hatte ja noch nie einen so besonderen Anlass gegeben. So ein Ereignis, welches mich vor Vorfreude beinahe platzen ließ. Nach fünf Jahren würde ich ihn endlich wiedersehen. Meinen allerbesten Freund. Seiya Kou. Wie sehr er mir doch gefehlt hatte. Als würde ein Teil von mir abgehen. Es war nicht in Worte zu beschreiben. Ob er sich sehr verändert hatte? Bestimmt sah er sogar noch besser aus als wie ich ihn noch in Erinnerung hatte. Zugegebenermaßen war er wirklich schon immer sehr attraktiv und anziehend gewesen. So richtig aufgefallen war es mir aber erst, als er schon längst fort gewesen war. Trotz der langen Zeit konnte ich mich an jede Einzelheit seiner perfekten Erscheinung erinnern, was nicht zuletzt daran lag, weil ein Foto von ihm über meinem Schreibtisch hing. In einem großen, herzförmigen Fotorahmen hatte ich all meine besten Freunde verewigt. Dazu gehörte er selbstverständlich auch. Von meinem engsten Freundeskreis war vor allem er nicht mehr wegzudenken. Diesen Platz hatte er mit lebenslanger Garantie. Er war mein engster Vertrauter. Ihm hatte ich unbewusst sogar mehr vertraut als meinen Mädels. Er war der Einzige, dem ich damals offenbart hatte, dass Mamoru sich immer noch nicht bei mir gemeldet hatte. Ich wagte sogar zu behaupten, dass er der Mensch war, dem ich am allermeisten vertraute. Natürlich vertraute ich Mamoru auch, gar keine Frage. Aber das Vertrauen zu dem Geliebten konnte man nicht mit dem Vertrauen zum besten Freund vergleichen. Das war, als würde man Bananen mit Äpfeln vergleichen. Dieses Vertrauen in einer wahren Freundschaft ging irgendwie … noch tiefer. In einer Freundschaft konnte man sich wirklich alles gänzlich ohne Hemmungen erzählen, ohne sich darüber Sorgen zu machen, was der andere von einem halten würde. Komplett anders als in der Liebe … Doch ich wollte mich auch gar nicht länger damit beschäftigen. Das war genauso schwierig zu erklären, wie wenn man mich vor dem Ultimatum stellen würde: »Liebe oder Freundschaft?« Unmöglich, da eine Entscheidung zu treffen. Ich könnte mich niemals nur für eine Sache entscheiden. Schon allein aus diesem Grund könnte ich mich niemals zwischen Mamoru und Seiya entscheiden. Ich wollte stets beide in meinem Leben haben. Mochte sein, dass das gierig, unersättlich und egoistisch war, aber in diesem Fall erlaubte ich es mir. Zumindest etwas sollte mir doch vergönnt sein, wenn ich schon immer wieder mein Leben für den Frieden dieser Welt auf’s Spiel setzte. Niemals konnte ich auf einen von ihnen verzichten. Sie beide waren die zwei wichtigsten Männer in meinem Leben. Obwohl wir Lichtjahre voneinander entfernt waren, hatten es Seiya und ich trotzdem geschafft, am Leben des anderen teilzuhaben. Immer wieder nahmen wir auf telepathischem Wege Kontakt miteinander auf und hatten uns dadurch eine ganz eigene Art der Kommunikation geschaffen. Und ich war wirklich froh darüber, denn wie gesagt: Ich hatte ihn so entsetzlich vermisst. Da kam seine Stimme in meinem Kopf vor einigen Jahren wie gerufen. Zwar hatte mir seine direkte Anwesenheit nach wie vor gefehlt, aber dadurch, dass wir uns öfter unterhalten konnten, wurde die Sehnsucht erträglicher. Dadurch konnte ich mir wenigstens die Illusion schaffen, als ob er hier direkt neben mir wäre. Einzig von der Verlobung hatte ich ihm noch nichts erzählt. Mit der Einladung wollte ich ihn überraschen – ich hoffe auch, dass sie gelungen war. Aber davon konnte ich mich ja gleich selbst überzeugen. Seit der Einladung, die wir vor zwei Wochen abgeschickt hatten, hatte ich nämlich nichts mehr von ihm gehört. Das war sehr ungewöhnlich, weil wir uns doch quasi fast jeden Abend austauschten. Aber er hatte sich seitdem nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich hatte er einfach viel zu tun – unsere Einladung war ja auch sehr kurzfristig und sie mussten, bevor sie einige Tage ihren Planeten verlassen würden, wohl doch die eine oder andere Erledigung vornehmen. Auch ich hatte ziemlich viel um die Ohren durch die ganzen Hochzeitsvorbereitungen und hatte es ebenfalls nicht geschafft, ihm ein Lebenszeichen zu geben. Doch ich konnte trotzdem nicht leugnen, dass ich mir nur keine Sorgen machte, weil Prinzessin Kakyuu uns vor einigen Tagen ihre feste Zusage erteilt hatte und dass alles in Ordnung war bei ihnen. Denn normalerweise erkundigte er sich immer gleich bei mir, wenn ich auch nur drei Tage nichts von mir hören ließ. Schon allein aufgrund dessen, dass ich nun seit vierzehn Tagen nichts mehr von ihm gehört hatte, ließ meine Vorfreude auf unser baldiges Wiedersehen noch weiterwachsen und gedeihen. Das Gerätsel von den anderen, wie sich unsere Freunde aus der weit entfernten Galaxie wohl verändert hatten, kommentierte ich lediglich mit einem heiteren Kichern. Ich war einfach viel zu glücklich und aufgedreht, um einen vernünftigen Satz rausbringen zu können. Vor lauter Glückshormonen - ich glaube, sie hießen unter anderem »Endorphine« – war ich einfach nicht mehr in der Lage dazu. So quirlig, wie ich gerade drauf war – als hätte ich gerade einen Vollrausch. Jedoch nur innerlich – äußerlich hüpfte ich nur herum, redete aber kein Wort. Das blieb von den anderen nicht unbemerkt. »Du bist so still, Usagi. Kannst es wohl kaum noch erwarten, deinen Verehrer wiederzusehen, was? Was wohl dein geliebter Mamoru dazu sagen würde?«, kam die gewohnte Neckerei von Minako. Schnaubend schüttelte ich nur meinen Kopf. Ich war sogar zu glücklich, um empört zu sein. Ich verstand diese Anspielungen nicht. Was war denn bitte so verwerflich daran, dass ich mich einfach freute, meinen besten Freund wiederzusehen? Vor allem: Was hatte denn das Ganze mit Mamoru zu tun? Er war mein Verlobter und Seiya mein bester Freund. Wie ich vorhin schon festgestellt hatte, lagen Welten dazwischen. Ich verstand einfach nicht, warum die beiden ständig in einem Atemzug genannt wurden. Sie waren doch auch vom Typ her grundverschieden, wie Tag und Nacht. Mamoru war der ruhige, besonnene Denker, der alles zu Boden analysierte und immer überlegt und vernünftig vorging. Er war einfach … erwachsen. Ein richtiger und gestandener Mann. Und damit eigentlich auch das komplette Gegenteil von mir. Aber gerade das machte bei uns doch den Reiz aus: Wir ergänzten uns einfach perfekt. Er war das Yang und ich war das Ying. Er war mein Ruhepol. Durch ihn lernte ich völlig neue Seiten an mir kennen, von deren Existenz ich ohne ihn nicht einmal die leiseste Ahnung gehabt hatte. Seiten, die tief verborgen waren unter der tollpatschigen, naiven Usagi. Nur ihm war es gelungen, diese Seiten auszugraben. Die Seiten von der Mondprinzessin Serenity. Und umgekehrt war es bei ihm bestimmt genauso, dass er sich selbst immer wieder neu entdeckte. Zumindest ging ich davon ganz stark aus, denn ich konnte nicht mehr als vage Vermutungen anstellen. Wirklich wissen tat ich es nicht, wenn ich ehrlich war. Wir konnten nämlich nicht so gut miteinander reden. Wir sahen uns eh nicht allzu häufig, weil er inzwischen ein gehobener Arzt im Tokioter Krankenhaus war. Früher hatte ich ihm viel mehr erzählt, von Gott und der Welt. Doch da von ihm immer nur einsilbige Erwiderungen zurückgekommen waren und sich auch bis heute nichts daran geändert hatte, war auch mir mit der Zeit die Lust vergangen, ihm Dinge zu erzählen. Erstens war es mir immer so vorgekommen, als würde ich Selbstgespräche führen und zweitens hatte ich immer stärker das Gefühl bekommen, dass es ihn gar nicht interessierte, was ich den ganzen lieben langen Tag so faselte. Zwar hatte er das natürlich immer abgestritten, aber ich war doch nicht total verblödet. Naiv ja, aber so dumm nun auch wieder nicht! Außerdem war auch ich ein Stück reifer, erwachsener und eben klüger geworden. Er war eben nicht der größte Redner. Dafür könnte er aber stundenlang über Medizin und anderweitige wissenschaftliche Themen diskutieren, wovon ich wiederum keinen blassen Schimmer hatte. Insgeheim störte mich das zwar schon, aber was sollte es. Dagegen etwas zu unternehmen würde sowieso nichts bringen. Außerdem lief es in keiner Beziehung immerzu harmonisch – nicht einmal bei uns. Doch wenn man es mal positiv sah: Unsere Kommunikation bedarf eben keiner Worte. Eigentlich war doch daran nichts schlecht, oder? Aus diesem Grund waren mir die abendlichen Gespräche mit Seiya so wichtig. Bei Seiya dagegen war es schon immer komplett anders gewesen. Mit ihm konnte ich wirklich über alles reden. Alles, wonach mir war. Und wenn ich alles sagte, dann meinte ich auch wirklich alles. Es interessierte ihn auch alles, was ich so erzählte. Das merkte ich daran, wie er auch immer wieder nachfragte, weil er alles immer ganz genau wissen wollte. Ich fühlte mich wohl und richtig verstanden bei ihm. Einfach … befreit. Es war ein wunderbares Gefühl, mit jemandem über alles reden zu können. Und bei uns stimmte die Wellenlänge einfach mehr als nur perfekt. Mit Seiya würde mir der Gesprächsstoff nie ausgehen. Er war ganz anders als Mamoru. Immer auf Zack, witzig, unterhaltsam, temperamentvoll und für jeden Spaß zu haben. Ein Typ, mit dem man Pferde stehlen konnte. Mit ihm konnte man jederzeit lachen. Selbst wenn die Welt untergehen würde. Er wäre als Einziger dazu in der Lage, selbst solch einer aussichtslosen Situation mit seinem Humor die Hoffnungslosigkeit zu nehmen. Jeden konnte er mit seiner positiven Ausstrahlung und seinem fesselnden Charme in den Bann ziehen. Bei ihm hatte man gar keine andere Wahl, als glücklich zu sein. Er versprühte stets eine so wahnsinnig angenehme, warme und heitere Aura und Atmosphäre, dass man sich in seiner unmittelbaren Nähe nur schwerelos fühlen konnte. Etwas Anderes blieb einem gar nicht übrig. Er hatte seinen ganz persönlichen Zauber, mit dem er alles und jeden mühelos verhexen konnte. Es war in der Tat fast wie Magie. Anders konnte ich es mir auch nicht erklären. So ein perfektes Wesen konnte nämlich gar nicht existieren in so einer Welt. Er war herzensgut, liebenswürdig, aber auch sehr direkt und ehrlich. Er sprach immer gleich aus, was er dachte, und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Und doch besaß er das nötige Taktgefühl, war nicht so rücksichtslos wie zum Beispiel Yaten, was das anbelangte. Man war gezwungen, ihn zu mögen. Mit seiner Art ließ er nichts Anderes zu. Und er war dazu fähig, alleine mit seiner Art jegliche negativen Gefühle in ganz weite Ferne zu verdrängen. Ob er es nun bewusst tat oder nicht … Und als wäre das noch nicht genug, sah er auch noch so überirdisch schön aus … Einfach unfassbar: Bei ihm stimmte einfach alles. So ein absoluter Perfektionismus war doch nicht mehr normal. So perfekt, dass es schon wehtat, nur darüber nachzudenken. Zwar war er auch kindischer als Mamoru, aber das war gar nicht schlimm. Ich wünschte mir sogar, dass Mamoru ein wenig verrückter und lockerer werden würde und nicht immer so ernst und sachlich … Moment einmal - ertappte ich mich etwa gerade selber dabei, wie ich die beiden von mir aus miteinander verglich? Und das, obwohl ich mich doch selbst vorhin gefragt und beschwert hatte, warum die beiden immer verglichen wurden von meinen Freundinnen? Nein, nein, nein! Bitte nicht. Nicht schon wieder! Ich schüttelte die wirren Gedanken ab und beamte mich wieder auf den Boden der Realität, was mir gar nicht so einfach fiel. Mamoru war nicht dabei – er hatte heute Notdienst. Doch irgendwie war immer irgendetwas. Er hatte kaum noch eine freie Minute. Mittlerweile hatte ich es schon aufgegeben, das zu hinterfragen. Ich nahm es hin, wollte nicht mehr länger darüber diskutieren oder gar streiten – denn derartige Debatten gab es in der Vergangenheit leider schon viel zu häufig. Ich kannte es ja nicht mehr anders. Inzwischen konnte ich sogar behaupten, dass ich mich schon daran gewohnt hatte. Es wäre eher merkwürdig gewesen, wenn er doch mal Zeit hatte. Einmal in einem Monat vielleicht. Und das war eine verdammt ernüchternde Quote. Wenn er es wirklich gewollt hätte, hätte er sicher auch mehr Freizeit gehabt - so wie jeder normale Mensch auch. Aber er … schien für seine Karriere zu leben. Erst in der Arbeit blühte er sich richtig auf, war lebendig und daher auch sehr engagiert. Er machte gerne Überstunden. Es störte mich schon ein wenig, doch ich hatte mich bisher noch nicht getraut, ihm das zu sagen. Ich sah ja, wie glücklich er war; und dieses Glück wollte ich ihm nicht nehmen. Auch auf Kosten meines eigenen Glücks. Was mich jedoch am meisten stutzig werden ließ, war gerade die Tatsache, dass es mich nur ein wenig störte. So schlimm fand ich es gar nicht, dass er sich nicht so viel Zeit für mich nahm. Die gemeinsamen Stunden, die wir so mal verbrachten, reichten mir vollkommen. Und das war wirklich merkwürdig. Früher wäre es für mich ein halber Weltuntergang gewesen, wenn er mir abgesagt hätte. Ich hätte mir bestimmt tagelang die Augen aus dem Kopf geheult. Doch heute … heute war es anders. Die Zeiten änderten sich eben. Das war der normale Lauf der Dinge. Davon blieben auch wir nicht verschont. Das wurde mir jeden Tag auf’s Neue bewusst. Denn um ehrlich zu sein störte es mich nur, dass ich nicht offen mit ihm darüber reden konnte. Dass wir generell nicht offen miteinander reden konnten. Doch ich schob diese Gedanken beiseite. Damit befasste ich mich eh schon lange und oft genug. Jetzt stand erst einmal etwas Wichtigeres und vor allem viel Positiveres an: Seiya würde jeden Moment wieder kommen – eine Woche vor unserer großen Hochzeit. Der Hochzeit des Jahrtausends. Ich freute mich jetzt schon riesig auf unsere Gespräche, auch wenn sich dafür wohl wegen der Hochzeitsvorbereitungen nicht allzu viele Gelegenheiten ergeben werden. Doch bei ihm würde ich wenigstens abschalten können. Allein schon, ihn wiederzusehen und seine Nähe zu spüren, würde mich mit vollkommenem Glück erfüllen. Gleich … es konnte sich nur noch um Minuten oder gar Sekunden handeln. Denn ich spürte ihn schon. Mein Herz spürte ihn … Und es sollte auch Recht behalten. »Seht, dort sind vier Sterne! Das sind sie!« Rei deutete freudig erregt mit ihrem Zeigefinger zum Himmel empor. Sofort wandte ich mich dem Himmel über unseren Köpfen zu. Das erste Licht, das meine Augen traf, war der lange, dunkelblaue Strahl. Obwohl die anderen Strahlen in Rot, Lila und Grün nicht weniger auffällig waren, lag meine gesamte Aufmerksamkeit augenblicklich auf das wunderschöne, tiefe Blau. Fighter … Meine Augen glitzerten verräterisch. Ich merkte schon, wie sich meine Kehle komisch zuschnürte. Wie jedes Mal, wenn ich kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Ich war nach wie vor nahe am Wasser gebaut und eine Heulsuse. Manche Dinge änderten sich eben doch nie. Als die vier Lichter kurz darauf direkt vor uns landeten, das blendende Leuchten langsam abnahm und die Starlights mit ihrer Prinzessin mit Leib und Seele vor uns standen und uns warm anlächelten, war es um mich geschehen. Meine Augen wurden wie ein Magnet sofort von Fighter angezogen. Sie war so wunderschön wie eh und je. Ihre schwarzen Haare glänzten golden im Licht der untergehenden Sonne, der Ausdruck auf ihrem Gesicht unnahbar, und doch in meinen Augen warm. Als Kriegerin hatte sie immer eine kämpferische und stolze Haltung gehabt, doch ich wusste, wie es hinter dieser starken, kühlen Fassade aussah. Diese verborgene Seele war mir nur allzu vertraut. Er hatte mir als Einziger seine schwache, gefühlvolle Seite gezeigt. Seiya … Doch … Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas war anders als sonst. Etwas, was meiner Freude auf eine unerklärliche Art und Weise einen herben Dämpfer versetzte. Ihre strahlend blauen Augen wanderten umher … sahen durch die ganze Runde, nur nicht mich. Selbst, als sie alle anderen schon angesehen hatte und ihr Blick eigentlich auf mich hätte fallen müssen … Es war, als ob ich unsichtbar war, sie durch mich hindurch sah … Als wäre ich Luft. Als wäre ich gar nicht anwesend. Ich wusste nicht warum, doch ich blendete ganz automatisch alles und jeden außer uns beiden aus. Auch jegliches merkwürdige Gefühl, das drohte, mich zu vereinnahmen. Meine Beine bewegten sich wie von Geisterhand. Rannten ohne zu zögern auf die anmutige Gestalt zu. »Fighter!«, rief ich schluchzend und warf mich in ihre Arme. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr du mir gefehlt hast!«, nuschelte ich angestrengt, ehe mir die Stimme versagen konnte. Denn das tat sie nun; wurde durch meinen Heulkrampf durcheinandergewirbelt und dadurch nicht unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen. So schnell die Wärme und Vertrautheit gekommen war, sobald ich in ihren Armen gelegen war, so flaute sie genauso schnell wieder ab, als Fighter sanft, aber bestimmt ihre Hände auf meine Schultern legte und mich von ihr wegdrückte. Mit ausdruckloser, leerer Miene sah sie mich an. Allein der Blick ließ das Blut in meinen Adern den Gefrierpunkt erreichen. Es waren keinerlei Emotionen in ihren Augen zu erkennen. Es war, als würde ich ins das ewige Nichts dieser Welt blicken. Wo waren die fröhlichen, ausdrucksstarken Augen hin, die ich so sehr geliebt hatte? Nach denen ich mich all die Jahre so sehr verzehrt hatte? Wohin waren sie verschwunden? Doch erst die folgende Handlung gab mir endgültig den Rest. Ging weit über das hinaus, was ich überhaupt imstande war, zu ertragen. Sie ließ mich los, ging einen Schritt zurück und verbeugte sich demütig vor mir. »Seid gegrüßt, Eure Hoheit.« Erschüttert starrte ich Fighter an. Ohne es kontrollieren zu können krümmte ich mich vor Schmerz. Denn dieser eine Satz war für mich wie ein Schlag in die Magengrube. Oder doch viel eher wie ein Speer, der gerade mein Herz gnadenlos durchbohrt hatte? »Sag mir, dass das nicht wahr ist …« Mit einem Schlag wurde mir klar, was das zu bedeuten hatte. Wurde mir bewusst, was geschehen war. Wurden mir die weitreichenden Folgen für unsere Zukunft vor Augen geführt. Was das nun für uns hieß. Allein der Gedanke ließ mich mehrere qualvolle Tode sterben. Niemals hatte ich mir vorstellen können, dass es solche unmenschlichen Schmerzen überhaupt geben konnte. Bis jetzt. Denn es war genau das eingetreten, wovor ich mich unterbewusst am meisten gefürchtet hatte. Ich hatte ihn verloren. Meinen allerbesten Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)