Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1) von BountyHunterXX13 ================================================================================ Kapitel 9: Runde 9: Telefonat ----------------------------- Mein Bruder hatte mir dieses Handy geschenkt. Als es plötzlich seinen Klingelton abspielte zuckten wir alle erschrocken zusammen. „Ich glaube, das ist für mich.“, verwundert stand ich auf, ging an die Schreibtischschublade, öffnete diese und nahm das klingelnde Handy in meine Hand. ‚Ani‘ stand auf meinem Display (die geschriebene Form vom gesprochenen Aniki, was Bruder bedeutet). Zögernd sah ich zu Jaden. Dieser war mit seinen Zimmergenossen mittlerweile aufgestanden und auf dem Weg zur Tür, „Wir sehen uns ja gleich zum Abendessen.“, winkte er mir zum Abschied, während er sich seine Jacke schnappte, die ich an meine Schranktür auf einen Bügel gehangen hatte, damit sie besser trocknen konnte. Innerhalb eines Augenblickes war mein Zimmer wieder leer. Das Gefühl von Einsamkeit machte sich ein wenig in mir breit. Mein Bruder hatte die schreckliche Angewohnheit, sich immer im falschen Moment zu melden. Mit einem „Hallihallo“ nahm ich das Gespräch an. „Hey, Schwesterchen.“, seine ruhige und angenehme Stimme ließ dieses ekelhafte Gefühl, wieder alleine zu sein, verschwinden, „Rate mal, was ich von einem Vöglein gehört habe.“, lachte er durch den Hörer. „Keine Ahnung.“, antwortete ich. Wahrscheinlich wollte er mir zu meinem gewonnenen Duell gratulieren. „Na rate doch mal.“, es war wirklich hart, ihm etwas auszuschlagen. „Wahrscheinlich Gezwitscher.“, witzelte ich. Mir war klar, dass ich nicht sonderlich lustig war, doch so konnte ich wenigstens verhindern, dass ich etwas verrate, wovon ich annahm, dass er es wusste, auch wenn er es nicht tat. Hellsehen konnte ich leider nicht. Genauso wenig, wie Gedanken lesen. „Miieeeeppp.“, ahmte er einen Buzzer aus einer Quizsendung nach, „Falsche Antwort. Mir wurde zugeflüstert, dass du dich duelliert hast.“ „Bin ja schließlich auf der DUELL Akademie.“, gab ich zurück. Zu gerne hätte ich gewusst, wer ihm das erzählt hatte… wobei… eine leise Ahnung hatte ich schon… oder auch zwei, wenn er wirklich das technische Können besaß, die Daten und Erfahrungspunkte, die man mit einem Duell sammelte, abzufangen. „Und gewonnen!“, freute er sich, „Ich hatte wirklich befürchtet, dass du dich, nach unserem Duell im Krankenhaus, nie wieder duellieren würdest. Mir war klar, dass du es nicht lange ohne ein Duell aushalten würdest. Das ist meine Schwester!“ Gerade die letzten beiden Sätze machten mich traurig. Er sprach von der Schwester, die dieses Selbstvertrauen hatte, das ich in meinem Duell an den Tag gelegt hatte. Doch das war ich nicht… mehr. Doch ich wollte ihm diese Illusion nicht nehmen. Es war schon schwer genug für mich, damit klar zu kommen… da wollte ich ihn nicht auch noch damit belasten. Schlimm genug, dass er von meiner Amnesie und Duellphobie wusste, „Nunja… so bin ich halt.“, belog ich ihn. Diese Lüge zerriss meine Seele, doch es war besser für ihn. So musste er sich wenigstens keine Vorwürfe machen. „Ich bin so heil froh, dass du wieder zu dir findest, Jane.“, er wartete einen Moment ab, als würde er eine Antwort erwarten, doch dann fuhr er fort, „Ich wusste, dass es eine gute Idee war, dich hier auf die DA zu schicken; die beste Duellschule auf diesem Planeten! Und du Schauspielerin schreibst mir heute Mittag noch, dass du hier weg willst!“ Er kannte mich wirklich nicht. Ich gab ein glaubhaft gestelltes, „Erwischt.“, zurück, „Es sollte eine Überraschung werden. Mein Gegner war ein Obelisk Blue.“ „Sogar noch ein Obelisk!“, er war ganz aus dem Häuschen. Seine Stimme war ein klein wenig zu hoch für einen Mann seines Alters. Insgesamt lagen zwölf Jahre zwischen uns und trotzdem konnten wir über dieselben Dinge lachen, reden und schmunzeln, als wäre der Altersunterschied gar nicht so groß. Ich ging, da ich mich nicht erinnern konnte, davon aus, dass er mich zum Großteil erzogen hatte. „Ja. Ich habs ihm ganz schön gezeigt. Er wird jetzt nicht mehr so hochnäsig uns Slifern gegenüber sein.“, das hoffte ich zumindest, obwohl ein Gefühl an mir nagte, dass ich noch nicht fertig mit Devan Yard war. Er würde sich irgendwann bestimmt noch für die Schmach auf dem Duellfeld rächen. „Ich bin so stolz auf dich, mein Schwesterchen. Mir ist klar, dass es hart für dich war, als wir dich weggeschickt haben, doch es ist nur zu deinem Besten. Mittlerweile denke ich, dass du das verstehst.“ „Mhm.“, gab ich zurück. „Was gibt es denn sonst noch neues? Es geht hier um dich und trotzdem rede ich fast die ganze Zeit.“, lachte er. Leise atmete ich ein. Von den realen Wunden, die durch dieses Duell verursacht wurden, würde ich wahrscheinlich niemandem etwas erzählen. Ich wollte nicht, dass sich jemand um mich sorgte. Vor allem nicht die Menschen, denen ich vertraute. Auch würde ich mit keinem Sterbenswörtchen die Tatsache erwähnen, dass eine Karte aus meinem Deck gestohlen wurde – und ich mich nur deshalb duelliert hatte – oder das ich fast wegen dieser Karte ertrunken war. Doch es gab etwas, das ich ihm erzählen konnte. Es würde ihn sogar noch freuen, „Nunja… ich habe neue Freunde… also wird mein Akademiealltag nicht mehr so trist und einsam sein.“ „Das ist ja großartig.“, er jubelte, „Es läuft besser, als erwartet, Schwesterchen. Du nimmst mir eine Last vom Herzen. Nach deiner Mail heute Mittag hatte ich das Gefühl, dass es die falsche Entscheidung war, dich hier einschreiben zu lassen.“ Wenn du nur wüsstest… ich senkte traurig meinen Blick, „Alles ist super hier.“ „Klasse.“, dann herrschte einen Augenblick lang Stille, „Ach herrje. Ich habe ja noch einen Termin.“, scheinbar hatte er einen Blick auf seine Uhr geworfen, „Also, ich bin stolz auf dich, egal was passiert. Pass auf dich auf. Wir hören uns bald wieder.“ und die Leitung war tot. Ein kurzes Telefonat voller Lügen. Doch es war besser für ihn. Für alle. Langsam stand ich auf, ging zu meinem Schrank und holte Verbandszeug heraus. Erst zog ich meine rechte Armstulpe aus, betrachtete die Wunde. Es war ein definierter Gebissabdruck des Zombies. Merkwürdigerweise war meine Kleidung nicht beschädigt. Nur meine Haut, nur ich selbst war verletzt. Das würde Wochen dauern, bis diese Wunde verheilt sein würde. Vielleicht blieb sogar eine Narbe zurück. Es wäre nicht die erste an meinem Arm. Beide waren mit Brandwunden übersäht, weshalb auch immer. Fast schon routiniert verband ich meine Wunde – warum konnte ich das? Zu viele Fragen für einen Tag. Ich entschied mich, heute nicht weiter darüber nachzudenken, was einmal war, sondern eher über das, was sein wird. Deshalb verband ich meinen Bauch, der aussah, als hätte jemand mehrmals auf mich eingestochen, ohne weitere Überlegungen und packte mein erste Hilfe Material wieder in den Schrank, wo es hingehörte und hoffentlich auch lange bleiben würde. So wie mein Bruder vor einigen Minuten, warf auch ich einen Blick auf meine Uhr. Es war Punkt sieben. Zeit zu Abend zu essen. Ich verstaute mein Deck in der Box und verließ mein Zimmer. Langsam lief ich den Balkon entlang, die Stufen herunter, in Richtung Speisesaal. Als ich die Tür öffnete, waren Jaden, Syrus und Chumley schon da, „Hey, Jane“, rief ersterer und winkte mich zu ihnen, „Komm, wir haben dein Essen schon geholt. Setz dich zu uns.“, das war das erste Mal, dass ich nicht alleine aß. All meine Traurigkeit war verschwunden. Jaden und die anderen schafften es irgendwie, dass ich auf einmal viel optimistischer wurde. Mit einem breiten Lächeln setzte ich auf den einzigen freien Platz am Tisch, neben Jaden an die Wand; Chumley gegenüber. Heute gab es Hähnchen Süß-Sauer, eines meiner Leibgerichte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich einen Mords-Hunger hatte. Das Mittagessen ließ ich ausfallen, die ganze Anstrengung… kein Wunder, dass ich erschöpft und hungrig war. Gemeinsam aßen wir, scherzten und ließen diesen teils schrecklichen, teils schönen Tag friedlich ausklingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)