Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1) von BountyHunterXX13 ================================================================================ Kapitel 30: Runde 30: Nie allein -------------------------------- Wie kam Madame Fontaine auf die Idee, dass da zwischen Zane und mir was laufen würde? Nicht, dass mich dieser Gedanke anwidern würde, oder sowas… vielmehr bekam ich Herzrasen, meine Knie wurden weich. Wäre da wirklich eine Chance? Könnte Zane wirklich etwas für mich empfinden? „Bestimmt nicht.“, seufzte ich leise. Er könnte sich jede aussuchen, warum sollte ausgerechnet ich die Auserwählte sein? Wahrscheinlich hatte Madame Fontaine auch ein wenig übertrieben, als sie davon sprach, dass Zane fast die ganze Zeit an meiner Seite war, als ich bewusstlos gewesen bin. „Wie könnte dich nur jemand lieben?“, fragte auf einmal eine männliche, geisterhafte, omnipräsente Stimme leise. Ich schreckte furchtbar zusammen, sah mich panisch um. Diese Stimme… woher kannte ich sie…? „Wer würde dem leibhaftigen Schatten vertrauen?“, fragte er weiter, „Du bringst jedem nur Leid. Verbannst ihn in die Finsternis…“ „Wo bist du?“, flüsterte ich verängstigt, „Wer bist du?“ „Ich bin immer bei dir…“, schrie die Stimme auf einmal. Wurde ich verrückt? Hier in diesem Raum war keiner… ich war alleine… Tränen traten in meine Augen. Diese Stimme war in meinem Kopf? Also war ich wahnsinnig… Kein Wunder, warum mein Bruder mich weggeschickt hatte. Wer möchte schon eine Schwester, die… nunja… so kaputt war, wie ich? War ich schon mein ganzes Leben so? Auch bevor ich in dieses Koma gefallen war? Dies war kein Duellgeist, der zu mir Sprach… dies war etwas anderes… vielleicht hatte ich es einst aus dem Reich der Schatten mitgebracht? Absichtlich oder unabsichtlich? Auf einmal fühlte ich eine unendliche Leere in mir… ich war allein… zumindest hatte ich gerade den Eindruck… keiner wusste von dieser Stimme… zumindest nicht einer meiner Freunde hier an der Akademie… „Ich habe dir doch gesagt, du bist in meinem Spiel der Schatten, Baby.“, hisste er, gefolgt von einem diabolischen Lachen. Es traft mich, wie ein Schlag in mein Gesicht… das war der Dämon, der in diesem Traum Besitz von meinem Bruder ergriffen hatte?? Ein eisiger Schauer rann meinen Rücken hinunter, das konnte doch nicht sein?! „Das war kein Traum… vielmehr ein kleiner Besuch zu den Tiefen deiner Seele… in einer Ecke, in der ich hause. Wärst du nicht so sauer auf deinen gutmütigen Bruder gewesen, hättest du mir nicht die Macht gegeben, jetzt zu dir zu sprechen.“ „Was willst du?“, flüsterte ich. „Wieder zurück in deine Welt. Leider geht das nur, wenn du es erlaubst.“ „Niemals.“, ich versuchte mich zu beruhigen. „Du wirst mich nicht los… jedes Mal, wenn ich ein wenig Zorn in dir spüre, bin ich da.“, auf einmal klang er so, als würde er sich von mir entfernen, „Bis dahin, werde ich einfach nur beobachten…“ Mit diesem Satz war die Stimme verschwunden. Wie konnte das sein? Ein Geist, den ich nur – aus Versehen – rufe, wenn ich wütend bin? War meine Psyche so schwach? Irgendwie musste ich einen Weg finden, ihn für immer in den Tiefen meiner Seele einzuschließen, damit er weder einem meiner Freunde, noch mir irgendeinen Schaden zufügen konnte. Um mich ein wenig abzulenken versuchte ich, aufzustehen. Langsam hob ich meinen Oberkörper an – nicht zu ruckartig. Zwar schmerzte mein Bauch durch diese Belastung, aber es war ertragbar. Mit einem tiefen Einatmen – damit ich einen vielleicht aufkommenden Schmerzensschrei unterdrücken konnte – bewegte ich meine Beine zur Bettkante. Mittlerweile saß ich, meine nackten Zehen berührten den Boden. Langsam stand ich auf, taumelte, ein wenig ungeschickt, zum Spiegel, der auf der rechten Seite des Raumes befestigt wurde. Die paar Meter waren für meinen geschwächten Körper schrecklich anstrengend. Ein Teil des Schwindelgefühls kehrte wieder zurück… aber ich musste es sehen. Ich musste sehen, wie groß der Schaden an meinem Körper war. Wie sehr verletzt wurde ich? Schwer ein- und ausatmend sah ich in mein Spiegelbild. Schockiert stieß ich einen leisen Schrei aus. Ich war entstellt. Überall war mein Körper verbunden. Anstatt meiner Slifer Uniform trug ich ein kurzes, dunkles, bauchfreies Top und kurze, schwarze Hosen. Über meinem rechten Auge (und um die ganze Stirn) befand sich ein Druckverband, genauso wie an meinem Hals, am Bauch und an meinen Beinen. Zwar waren meine Unterarme von Bandagen verschont geblieben, aber nicht die Oberarme. Meine Augen waren etwas blutunterlaufen - einige Adern waren geplatzt -, meine Haut – zumindest, das was von ihr zu sehen war – war kreidebleich. Ich sah aus, wie eine Leiche! Nein… schlimmer: Wie ein Zombie! Durch den Schock gaben meine Beine nach. Entsetzt sank ich auf den Boden. Was hatte ich getan? Wie konnte ich all den Schmerz überspielen? Erst jetzt wurde mir klar, dass ich diese ganzen Verletzungen niemals so ohne weiteres hätte überstehen können… das, was ich für schmerzhemmenden Zorn hielt… das war der Dämon gewesen, der in mir wohnte! Er hatte mein Schmerzempfinden getrübt, um meinen Hass zu nähren! Sein Pech, dass Zane nicht so war, wie wir erwartet hatten. Auch wenn ich ihm in diesem Duell unterlag, so respektierte er mich und war um mein Wohlergehen besorgt. Das konnte man nicht von jedem Gegner behaupten. In einer Schockstarre sah ich in die toten Augen meines Spiegelbilds. Vieles hatte sich in den letzten Wochen geändert… doch dieses nicht: Ich erkannte mich nicht selbst wieder. Diese junge Frau… egal wie lange – oder oft – ich sie ansah… sie war fremd. Das war ich nicht. Allerdings konnte ich mich mittlerweile besser mit dem Aussehen abfinden, als in der Zeit, bevor ich mit Jaden, Syrus und Chumley Freundschaft geschlossen hatte. Etwas helles schimmerte durch meinen schwarzen Haaransatz. Irritiert beugte ich mich näher an den Spiegel um es zu begutachten… ein paar meiner Haare waren… weiß? So fahl wie die meines Bruders? Nein… das war bestimmt nur Einbildung… die Halogenlampen in diesem Krankenzimmer spielten mir Streiche… hoffentlich… „Jane?“, riss mich eine vertraute Stimme aus den Gedanken. Entsetzt sah ich über mein Spiegelbild hinweg – da ich erst sichergehen wollte, dass es wirklich die Person war, die ich vermutete – und nicht diese gruselige Stimme in meinem Kopf. Doch dieses Mal war es keine Einbildung. Ein verwundert und gleichzeitig besorgt dreinblickender Zane stand hinter mir, „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, sich selbst anscheinend nicht sicher, wie er reagieren sollte. „Ja.“, gekünstelt überspielte ich meine vorherigen Gedanken – vor allem die, die mit dem Geist zu tun hatten, „Ich wollte sehen, wie sehr es mich in unserem Duell erwischt hat. Jaden hatte eben keine Reaktion gezeigt, als er mich sah, aber dein Bruder und Chumley waren wirklich schockiert…“, während ich sprach versuchte ich, wieder aufzustehen. Leider war dies mir nicht so möglich, wie ich es mir erhofft hatte. Durch den Schmerz fühlte sich mein Körper taub an, die Gliedmaßen wollten mir nicht gehorchen. „Lass mich dir helfen.“, er hielt mir seine Hand hin. Ein wenig schüchtern schlug ich ein. Vorsichtig zog er mich auf die Beine, half mir, wieder zu meinem Bett zu gelangen. „Danke.“, lächelte ich, während ich mich wieder auf die Matratze setzte. Er grinste nur ein wenig. Ich kannte ihn nicht gut genug, aber es war offensichtlich, dass er kein Mann der großen Worte war. Allerdings vermutete ich auch, dass er normalerweise auch nicht so oft Emotionen zeigte… und so oft, wie er schon heute gelächelt hatte… vielleicht war das ein neuer persönlicher Rekord? „Was ist eigentlich passiert, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte? Madame Fontaine hatte mir erzählt, dass ich vier Tage lang ausgeknockt war.“, ein anderes Gesprächsthema fiel mir in diesem Moment nicht ein. Ich wollte nicht, dass er ging – auch wenn er dies nicht angedeutet hatte. In seiner Gegenwart fühlte ich mich so… normal… nicht dieser Freak von Jane, den ich sonst in mir selbst sah. „Du hattest eine Menge Blut verloren. Mir blieb nichts anderes übrig, als ich ohne Umwege zu Madame Fontaine zu bringen. Sie war gerade auf dem Weg in die Mädchenunterkunft, als ich das Hauptgebäude erreicht hatte. Wir brachten dich hierher, verbanden deine Wunden, hängten dich an eine Infusion.“ Moment… sagte er gerade WIR?, „Ihr?“ „Ja, Madame Fontaines Assistentin war unauffindbar. Zumindest hatten wir keine Zeit noch lange nach ihr zu suchen. Ansonsten hast du die Tage nicht wirklich was verpasst.“ Eine Frage kam in mir auf… und zwar dieselbe, die ich ihm schon in unserem Duell gestellt hatte, „Warum hattest du mich nach meinem Duell mit diesem Devan beobachtet? Im Wald meine ich…“, ich wurde immer leiser. Er seufzte, „Zu Beginn war es Zufall. Als du ihn bis zum Wasserfall gefolgt bist, war ich in der Nähe, weil ich ein wenig Ruhe genießen wollte… Mit deinem Geschrei war dies nicht möglich. Ich erkannte deine Stimme, lief zur anderen Seite des Wasserfalls und beobachtete euer Szenario. Als du dabei warst zu ertrinken, wollte ich dich aus dem Wasser ziehen, aber Jaden war schneller. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte er dich schon gerettet... Es war nicht meine Absicht, dass du mich zwischen den Bäumen siehst… ich wollte nur sichergehen, dass du wohlauf bist.“ Ich war sprachlos… so hatte ich das nicht gesehen. Seit er absichtlich verloren hatte, hatte ich ein völlig anderes Bild von ihm… doch das er mir schon damals helfen wollte…? Allerdings wollte ich ihn nicht noch mehr mit Fragen über mich oder ihn nerven… „Und… wann ist das Duell von Jay und Sy? Irgendwie hab ich mein Zeitgefühl verloren…“, ich schluckte, änderte ein wenig verlegen das Thema. Es wäre zu schön gewesen, wenn es die letzten Tage war und sie bleiben dürften. Dann würde mich eine Sorge weniger bedrücken. „Übermorgen.“, antwortete er, ein wenig zögernd. So wie ich, hatte er wohl noch kein unerschütterliches Vertrauen darin, dass die beiden das Duell gewinnen würden. Nicht wegen Jaden, sondern wegen Syrus. Er war ein guter Duellant, aber dieses verdammte Selbstvertrauen… Ich seufzte, „Bis dahin kann ich wahrscheinlich noch nicht das Krankenzimmer verlassen.“ „Leider nein.“, er schüttelte seinen Kopf, „Jane… ich glaube du musst dich ein wenig von heute erholen.“ „Wie meinst du das?“ „Als du aufgewacht warst, warst du zwar blass, aber nicht so kreideweiß, wie jetzt.“, meinte er, „Du hast ja vorhin gesehen, wie du aussiehst. Das ist wahrscheinlich der Stress von heute.“ Irgendwie war ich nicht mehr im Stande, noch etwas zu sagen, oder ihm zu widersprechen. Die Müdigkeit überkam mich schlagartig. Langsam und vorsichtig legte ich mich wieder hin. Meine Augenlider wurden schwer. Stück für Stück fielen sie mir zu. Das letzte was ich sah, war ein Zane Truesdale, der mich beim Einschlafen beobachtete… ich glaubte, kurz bevor ich in das Reich der Träume versank noch ein „Du bist nicht allein.“ zu hören, aber ich war mir nicht mehr sicher… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)