Ich bin doch nicht verliebt von Sayuri89 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Mutter kam aufgeregt in Julias Zimmer. „Sieh mal, wir kriegen neue Nachbarn.“, rief sie. „Oh das hat ja nicht lange gedauert.“, erwiderte Julia und sah aus dem Fenster. Eine dreiköpfige Familie zog genau gegenüber ein. Die Mutter organisierte die Möbelpacker, der Vater packte selbst auch mit an. Außerdem war da noch der Sohn der Familie, der auch Kisten schleppte. Er schien im selben Alter wie Julia zu sein. „Das scheinen ja zumindest mal anständige Leute zu sein. Endlich mal nicht so ein Kruppzeug hier. Der Sohn sieht aber schnuckelig aus, findest du nicht?“, meinte die Mutter. „Naja wenn du meinst…“, gab Julia nur zurück. Von Kerlen hatte sie erstmal genug. Sie wandte sich wieder ihrem Buch zu. Sie wunderte sich warum ihre Mutter so begeistert von dem neuen Nachbarsjungen war. Eines Abends als sie gerade vom Einkaufen wiederkamen, trafen sie auf den Schwarzhaarigen. „Hallo, guten Abend!“, rief er. „Hallo!“, rief die Mutter zurück. Julia sagte nichts. „Kann ich Ihnen vielleicht mit den Taschen helfen?“, fragte er und kam zu ihnen. „Nein, schon gut. Das ist übrigens meine Tochter Julia.“, stellte die Mutter sie vor. „Freut mich dich auch endlich kennen zu lernen. Ich bin Duke.“, er wollte ihr die Hand geben, doch Julia drehte sich weg. „Können wir jetzt rein?“, fragte sie genervt. Warum musste der Typ sie denn vollquatschen? Wollte er etwa mit ihr anbändeln? Das konnte sie gar nicht gebrauchen. Die Mutter unterhielt sich mit Duke, sie hörte jedoch kaum zu. Dann kam die Mutter auf die Idee, dass Julia ihm doch die Stadt zeigen könnte. „Das wäre cool, ich kenne mich hier überhaupt nicht aus.“, meinte er. „Musst das sein? Ich hab keine Lust hier Tourguide zu spielen.“, meckerte Julia. „Ach komm schon, zeig ihm ein wenig die Innenstadt, der arme Junge verläuft sich sonst noch.“, meinte die Mutter. „Also gut, wenn es sein muss.“, gab sie nach. „Toll, wie wäre es mit Samstag?“, fragte er. „Gut.“ „Ich komm dann rüber und dann kann es losgehen.“ „Schön, also bis dann!“, rief die Mutter. Sie war froh, dass sie Julia überredet hatte. Durch diesen Jungen würde sie endlich mal wieder vor die Tür kommen. Am Samstag stand er gegen elf vor der Tür. Die Mutter rief Julia runter. Diese hatte so gar keine Lust, weil es auch sehr warm war. „Können wir los?“, fragte er. „Ja, immer langsam.“, meinte sie knurrig. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Stadt. Es war ein Fußmarsch von 15 Minuten. „Heute ist richtig tolles Wetter, findest du nicht?“, fragte er. „Nein, ich hasse die Hitze.“ „Ach so, dann magst du lieber den Winter was? Hat beides tolle Seiten. Ich bin ja auch ein Winterkind. Du auch?“ „Nein.“ „Wann hast du denn Geburtstag?“ „Im Mai.“ „Also ein Frühlingskind…“ Den ganzen Weg über laberte er sie zu. Das ging ihr tierisch auf die Nerven. Sie antwortete immer nur kurz und unfreundlich. Als sie angekommen waren, fragte er: „Warum bist du denn so schlecht drauf?“ „Das geht dich gar nichts an!“, fauchte sie. Abgeschreckt fuhr er zurück. „Ist schon gut, tut mir Leid!“, meinte er. „Komm!“, forderte sie ihn auf. Sie zeigte ihm die Läden und wichtigsten Straßen. „Doch größer hier als ich gedacht hab.“, sagte er und schaute sich interessiert um. Julia konnte gar nicht schnell genug fertig werden. Sie wollte nach Hause und weg von dem Kerl. Als sie durch waren, schlug sie schon den Heimweg ein. „Warte mal.“, meinte er plötzlich. Genervt drehte sie sich um. „Ich lade dich als Entschuldigung für vorhin auf ein Eis ein, was hältst du davon?“ Sie verdrehte die Augen. „Eigentlich hab ich keine Lust auf Eis.“ „Ach komm schon, tu mir den Gefallen.“ Sie seufzte. „Also schön.“, gab sie es auf und gemeinsam suchten sie sich einen Platz im Eiscafé. Um ihn richtig zu schädigen, bestellte sie extra einen teuren Eisbecher. Eigentlich war es gar keine so schlechte Idee gewesen, es war nämlich schon weit über 30 Grad warm draußen. So kühlten sie sich ein wenig ab. „Tut mir wirklich leid, ich rede wohl einfach zu viel. Ich nerve dich wohl.“, meinte er. „Es liegt nicht nur an dir, bei der Hitze hab ich immer schlechte Laune.“ „Okay, verstehe. Dann gehen wir gleich wieder Richtung Heim.“ Dafür war sie dankbar. Der Rückweg war nun nur wegen der Wärme nervig, Duke blieb ruhig. Endlich wieder in ihrem kühlen Zimmer schmiss sich Julia erschöpft aufs Bett. Das war wirklich eine dämliche Idee gewesen. Hoffentlich musste sie nicht nochmal so was machen! Lange hatte sie nicht Ruhe. Am nächsten Tag kam Duke auch rüber. Die Mutter schickte ihn gleich in Julias Zimmer. Sie wäre fast aus allen Wolken gefallen als er reinkam. „Hey ich wollte fragen, ob du Lust hast mit rüber zu kommen und ein wenig zu zocken?“, sagte er freundlich. „Woher weißt du, dass ich spiele?“, wollte sie wissen. „Deine Mutter hat es mir erzählt und da dachte ich, wir könnten uns mal zusammentun.“ War ja klar, ihre Mutter musste ihm alles erzählen! Erst wollte sie absagen, doch dann war sie doch neugierig auf sein Zimmer. Immerhin hatte er nun ihres schon gesehen. „Gut ich komme mit.“, meinte sie und stand auf. Sie sagte noch kurz ihren Eltern Bescheid und ging dann mit Duke rüber. Die Devlins waren modern eingerichtet. Sein Zimmer war wider Erwarten auch ordentlich. Neugierig sah sie sich um. Vor allem gefiel ihr seine Couch. Sie hatte in ihrem Zimmer nicht mal den Platz für so etwas. „Schönes Zimmer!“, befand sie. „Danke, deins ist aber auch hübsch. Du liebst wohl lila.“ „Ja, allerdings.“ „Steht dir auch gut. Hier ist meine Sammlung. Such uns was aus, ich hole uns nur etwas zu trinken.“, sagte er und zeigte auf ein Regal. Duke verschwand und Julia ging die Spiele durch. Er hatte ein paar ihrer Lieblingsspiele. Sie suchte sich ein Spiel aus und wartete auf ihn. Wenig später kam er mit Gläsern und einer Flasche Cola wieder. „Eine gute Wahl!“, befand er als er ihre Auswahl sah. Er schmiss die Konsole an und los ging es. Wider Erwarten machte es echt Spaß mit ihm zu zocken. Er war manchmal sogar besser als sie. Sie unterhielten sich dabei über die verschiedensten Spiele und welches gut oder schlecht war. Julia merkte kaum wie schnell die Zeit verging. Irgendwann blickte sie zufällig auf die Uhr. Es war schon nach 9 Uhr. „Oh so spät ist es schon. Ich sollte langsam wieder rüber. Immerhin muss ich morgen wieder früh hoch.“, sagte sie und legte den Controller weg. „Ich hab auch nicht gemerkt, dass es schon so spät ist. Es war echt lustig mit dir. Vielleicht machen wir das nochmal?“ „Mal sehen, war echt gut. Naja mach’s gut!“, verabschiedete sie sich und ging nach Hause. Ein paar Wochen später hatte Julia Urlaub. An ihrem ersten freien Tag wollte sie shoppen gehen. Gerade als sie sich auf den Weg machte, kam Duke raus. „Hallo, wo willst du denn drauf los?“, wollte er wissen. „In die Stadt, mal wieder ein paar Klamotten shoppen.“, antwortete sie. Heute konnte er ihr nicht die Laune verderben. „Kann ich vielleicht mitkommen?“, fragte er. Verwirrt lachte sie. „Du weißt schon was es bedeutet, wenn ein Mädchen shoppen will, oder?“ „Schon, aber ich möchte trotzdem mit.“ „Also gut, aber beschwer dich später nicht.“, meinte sie und dachte, ob das gut geht? Er holte nur schnell seine Schlüssel und schloss sich ihr an. Doch ihre Zweifel waren unbegründet. Er meckerte überhaupt nicht rum, er gab ihr sogar Beratung und trug ihre Taschen. Dafür war ein Mann ja nun doch praktisch. In ihrem Lieblingsladen fand sie ein tolles Kleid, natürlich in ihrer Lieblingsfarbe. Zaudernd stand sie vorm Spiegel. Es sah toll aus, war aber auch teuer. „Kauf es ruhig, das steht dir total gut.“, meinte Duke. „Meinst du wirklich? Aber schau mal auf den Preis!“ „Ach komm, gönn es dir. Du kaufst doch nicht immer so was.“ „Sieht es auch wirklich gut aus?“ „Du siehst darin super aus. Nimm es ruhig.“ „Überredet, ich nehme es!“ Duke hatte das bestimmt nicht nur so gesagt, anscheinend gefiel ihm das Kleid auch. Sie kaufte es und hatte damit fast ihr ganzes Geld verbraten. „Glaub mir, das ist eine gute Investition.“, sagte er lächelnd als sie den Laden verließen. „Wieso?“, fragte sie. „Man weiß ja nie für welchen Anlass man mal so was braucht.“, sagte er nur geheimnisvoll. „Hast ja Recht, ich bin froh es gekauft zu haben.“ Doch ihren Eltern würde sie bestimmt nicht sagen was das Teil gekostet hatte, sie würden ihr einen Vogel zeigen. Duke brachte ihr sogar die Taschen bis auf ihr Zimmer. „Danke für’s Tragen.“ „Keine Ursache.“ „Du warst sehr geduldig, ich kenne Männer, für die ist es ein Graus mit Shoppen zu gehen.“ „Ach mir macht das nichts aus, ich fand’s lustig.“ „Dann bist du aber ein seltener Fall.“ „Scheint so, dann viel Spaß noch. Ich muss leider zuhause noch putzen. Meine Mutter hat mich verdonnert.“ „Alles klar, dann geh mal lieber. Sonst denkt sie noch du willst dich drücken.“, witzelte sie. Am Freitag war er gerade im Garten beschäftigt als Julia den Müll rausbrachte. „Hey Urlauberin.“, grüßte er sie. Sie kam rüber. „Leider scheint der Urlaub viel zu schnell rumzugehen.“, maulte sie. „Das ist leider immer so. Hast du vielleicht Lust heute Abend mit mir in diese eine Bar zu gehen, die du mir gezeigt hast?“ Eigentlich hatte sie sich schon auf einer ruhigen Filme-Abend gefreut. Doch vielleicht tat es ihr mal gut wieder rauszukommen. Also stimmte sie zu. „Ja gerne, wann willst du los?“ „So gegen acht, ich hol dich ab.“ „Alles klar, dann bis heute Abend.“ Pünktlich stand er vor der Tür. In seiner Lederjacke sah er richtig cool aus. Julia rief noch schnell ihren Eltern zu, dass sie jetzt losgehen würden und machte sich auf den Weg mit ihm. Sie hatte sich nicht außerordentlich rausgeputzt, trotzdem meinte er: „Du siehst schick aus.“ „Danke!“ Auf dem Weg schwatzten sie. In der Bar setzten sie sich an die Theke. Julia bestellte ihren Lieblingscocktail, den sie schon zu lange nicht mehr getrunken hatte. Früher war sie hier fast jedes Wochenende gewesen. Während sie ihre Cocktails tranken, plauderten sie. Julia erkannte alte Stammgäste und erzählte ihm Geschichten über sie. Da gab es ein paar sehr seltsame Typen und Weiber, die aussahen wie Barbie-Puppen. Er lachte herzhaft über sie. Solche Frauen waren gar nichts für ihn. Auf einmal fragte er sie, ob sie tanzen wollte. Peinlich berührt folgte sie ihm auf die Tanzfläche. Sie konnte ihrer Ansicht nach nicht tanzen und es war ihr peinlich. Früher hatte sie auch selten getanzt. Doch nach einer Weile machte es ihr Spaß. Nach ein paar Liedern kehrten sie an die Bar zurück. Duke entschuldigte sich und verschwand auf Toilette. Während sie auf ihn wartete, kam plötzlich ein blonder, recht angetrunkener Mann auf sie zu. Er setzte sich auch gleich auf Dukes Platz. „Hey hallo meine Süße, ganz allein hier?“, lallte er. Julia rückte gleich ein Stück weg. „Nein.“, meinte sie. „Ach wirklich? Aber ich sehe hier niemanden? So eine süße Maus sitzt doch nicht ohne Grund hier allein. Komm lass uns tanzen!“ Er wollte ihre Hand nehmen, doch Julia wich aus. „Lass mich in Ruhe, ich bin mit Begleitung hier.“ „Ach komm schon…“ Der Typ wurde immer aufdringlicher, er wollte einfach nicht abhauen. Dann kam endlich Duke wieder. Er erfasste die Situation sofort. „Hey lass ja die Finger von meiner Freundin.“, machte er den Mann an. Der war verwirrt, er hatte wohl wirklich geglaubt, dass Julia allein hier war. „Bleib ruhig, ich geh ja!“, nuschelte er und zog Leine. „Hat der Typ dich belästigt?“ „Ja, aber du hast mich gerettet, danke!“ „Dann lass uns weiterfeiern!“ Er bestellte noch zwei Drinks. Als sie wieder tanzen waren, kam der Typ wieder. Er rempelte Duke an und vergoss dabei sein Bier auf Julias Top. „Hups, das tut mir aber Leid.“, grinste er falsch. Julia stand da wie ein begossener Pudel. Duke schubste den Blonden weg. „Pass gefälligst auf, du Idiot. Kannst wohl nicht verlieren was? So eine armselige Nummer von Rache. Geh bevor ich meine Manieren ganz vergesse!“, machte Duke ihn an. Der Blonde verschwand ohne weiteres. Er hatte wohl keine Lust auf Ärger. „Alles in Ordnung?“, fragte Duke. „Ja schon, ich geh mich mal saubermachen.“ Julia ging zur Toilette und versuchte so gut es ging ihr Top sauber zu kriegen. Danach wollte sie nach Hause. Duke zahlte und sie machten sich auf den Heimweg. Da es recht frisch draußen war, fing Julia an zu frieren. Er bemerkte ihr Zittern und legte ihr gleich seine Jacke um die Schultern. „Danke!“, lächelte sie. „Keine Ursache, ich will ja nicht, dass du krank wirst.“ „Nicht nur dafür. Wenn du nichts gewesen wärst, wäre der Typ nie abgehauen. Von so welchen hab ich die Nase voll.“ „Kann ich verstehen.“ „Ein richtiges Ekel, es schüttelt mich wenn ich an den denke. Was meintest du eigentlich vorhin mit meiner Freundin?“, wollte sie wissen. „Oh ich… naja damit hat es besser geklappt, dass der Typ verschwindet.“, antwortete er verlegen. Eine Weile herrschte Schweigen. Dann fügte er hinzu: „Du bist natürlich meine Freundin.“ Julia wusste genau wie er das meinte. Freundin hieß in diesem Fall Kumpel. „Du bist auch mein Freund. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß. Vielleicht gehen wir bald wieder in die Bar?“ „Gerne.“ Er brachte sie bis vor die Haustür. „Danke für den tollen Abend. Schlaf gut.“, meinte sie. „Du auch!“, er winkte ihr und sah sie noch reingehen. In der nächsten Woche fragte er sie schon, ob sie ihm am Wochenende Gesellschaft leisten könnte. Seine Eltern würden einen kurzen Urlaub machen und er hatte dann sturmfreie Bude. So ging Julia am Samstagnachmittag zu ihm. Er war gerade dabei Popcorn zu machen. „Hi, ich hatte gedacht, wir machen uns einen entspannten Tag bei ein paar Filmen.“, meinte er. Sie hatte nichts dagegen. „Gute Idee!“ Bei der Auswahl der Filme stellten sie fest, dass sie den gleichen Geschmack hatten. „Ein Mädchen, das keine Schnulzen mag, ich fasse es nicht.“, sagte er überrascht. „Tja ich bin halt anders.“, grinste Julia. So legten sie zuerst einen Actionfilm ein. Sie futterten ihr Popcorn und lachten sich an den gleichen Stellen tot. Die Stunden verfolgen. Abends bestellte Duke Pizza. „Oder möchtest du etwas kochen?“, fragte er. „Nee…“ Julia war zu faul dazu. „Kannst du etwa kochen?“ „Ja klar.“ Sie sah ihn schief an, weil sie das nicht so recht glauben konnte. „Irgendwann koche ich dir mal was, dann glaubst du mir.“, versprach er. „Okay, da bin ich aber gespannt.“ Die Pizza kam und es ging weiter mit Filmen. Irgendwann schliefen sie wohl einfach auf dem Sofa ein. Mitten in der Nacht wachte Duke auf. Julia hatte sich an seine Schulter gelehnt und schlief. Lächelnd betrachtete er sie eine Weile, dann schaltete er den Fernseher aus und versuchte es sich bequemer zu machen. Er schlief gleich wieder ein. Am Morgen wachten die beiden gerädert an. Julia fuhr hoch als sie bemerkte, dass sie auf ihm lag. „Oh wir sind wohl mitten in Herr der Ringe eingeschlafen.“, stellte sie fest. Duke streckte sich. „Scheint so…“ „Meine Eltern wundern sich bestimmt wo ich bleibe.“ „Aber sie wissen doch, dass du bei mir bist.“ „Hast Recht. Aber ich glaube, ich gehe rüber und nochmal ins Bett.“ „Gute Idee, die Couch ist nicht so bequem.“ „Ich helfe dir noch schnell beim Aufräumen.“, meinte sie. Gemeinsam räumten sie den Müll und die Filme weg. „Na dann schlaf noch gut, ich glaub ich werde den Rest des Tages auch nichts mehr machen.“, gähnte sie und schlich nach Hause. Julias Eltern waren froh, dass sie so aufblühte. Lange war sie nicht mehr ausgegangen oder hatte Zeit mit Freunden verbracht. Deshalb luden sie die Devlins zum Grillen ein. Auch die Eltern verstanden sich gut. Die Mütter konnten über die anderen Nachbarn ratschen, die Väter kümmerten sich um den Grill. Beim Essen kam Julias Mutter auf ein bestimmtes Thema. „Ach ja, findet ihr nicht auch, dass die beiden doch ein tolles Paar sind?“, fragte sie. Julia hätte sich dabei beinah an ihrer Wurst verschluckt. Duke und sie sagen sich verwirrt in den Gesichtern der Eltern um. „Wie meinst du das? Wir sind doch nur Freunde.“, widersprach Julia. „Ach so, natürlich!“, kam da nur die Antwort. „Ihr würdet aber wirklich gut zusammen passen.“, sagte nun auch Dukes Vater. Empört über die Eltern suchten die beiden das Weite. „Die haben vielleicht Ideen. Wie kommen die nur da drauf, dass wir ein Paar wären?“, grummelte Julia. „Tja ich hab keine Ahnung. Vielleicht denken sie, dass Jungen und Mädchen nicht bloß Freunde sein können.“, meinte Duke. „So ein dämlicher Unfug.“ „Stimmt, wirklich blöd.“ Sie lachten. Julia hatte wirklich noch nie dran gedacht, dass er mehr als nur ein Kumpel war. An einem nicht ganz so heißen Tag fragte er, ob sie mit ihm schwimmen gehen würde. Nur ihm zuliebe kam sie mit. Julia war schon ewig nicht mehr im Freibad gewesen. Sie hatten sich ihren Badeanzug angezogen und wollte am liebsten auch ihr Handtuch nicht ablegen. Sie fühlte sich einfach nicht wohl. Als sie einen schattigen Platz auf der Liegewiese gefunden hatten, fragte Duke was los war. „Ich… naja ich mag es nicht, wenn die Leute mich so ansehen. Meine Fettrollen sieht man so.“, gab sie zu. Er lachte. „Fettrollen? Sei mal nicht so hart zu dir. Das ist doch nicht schlimm. Ich finde das sogar besser so. Klapperdürre Frauen sind doch hässlich.“, sagte er ernstgemeint. „Ich würde dich gern mal im Bikini sehen, das sieht bestimmt gut aus. Jetzt mach dir nichts draus, was andere von dir denken könnten.“ Das machte ihr Mut. „Du hast Recht.“ Sie lächelte. „Na also, dann komm!“ Er zog sie mit und gleich rein ins kühle Nass. Sie zogen ihre Runden, Julia hatte nun doch Spaß. Nur vom Turm springen mochte sie nicht. Sie sah Duke lieber dabei zu. Dabei bemerkte sie eine dürre Zicke, die ihn richtig musterte. Natürlich war es ihr auch schon aufgefallen, dass Duke den perfekten Oberkörper hatte. Sie musste sich immer zwingen ihn nicht anzustarren. „Was für ein Mann!“, hörte sie die Dürre hauchen. „Tja der ist nichts für dich.“, murmelte sie. Er hatte ja gesagt, dass er dürre Frauen nicht mochte. Julia freute sich insgeheim darüber. Am Abend gingen sie ausgepowert nach Hause. Da meinte Julia plötzlich: „Ich habe zwar einen Bikini, aber den würde ich nie im Schwimmbad anziehen.“ „Könntest du aber.“, antwortete er. Julia erzählte ihm da lieber von der Dürren. Er musste lachen. Julia lag im Bett und war gerade am Eindösen als ein Klopfen an ihrem Fenster sie hochstreckte. Panisch kam sie hoch. Dann sah sie Duke an ihrem Fenster. Sie öffnete es. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Ich war gerade am Einschlafen.“, meckerte sie. „Tut mir Leid, aber ich habe eine Idee. Ich will ihn sehen. Zieh deinen Bikini unter und komm dann mit.“ Verwirrt sah sie ihn an. „Was hast du denn vor?“ „Wir gehen schwimmen.“ Da wurde ihr klar, dass er ins Schwimmbad einbrechen wollte. „Du bist verrückt.“ „Ich weiß. Also was ist nun?“ „Ich komme gleich!“ Sie machte sich fertig und los ging es. Im Schwimmbad kletterten sie über den Zaun. Es war Vollmond und deshalb auch nicht ganz so dunkel. Ganz schüchtern stand sie nun da und zog sich langsam aus. Sie verschränkte die Arme. Doch Duke lächelte. „Du musst dich doch nicht schämen.“ Ohne Vorwarnung nahm er sie auf den Arm und warf sie ins Wasser. Spuckend kam sie hoch. „Na warte!“ Er sprang rein und es entbrannte eine Wasserschlacht. Sie tobten durch das ganze Becken. Als sie schließlich außer Atem inne hielten, merkte Julia, dass er sie in eine Ecke des Beckens gedrängte hatte. Plötzlich schien die Welt kleiner zu werden. Sie sahen sich tief in die Augen. Ihr war noch nie aufgefallen, dass sie tiefgrün waren. Kaum merklich kam er näher. Sie spürte schon seinen Atem im Gesicht. Sie schloss die Augen. Doch plötzlich… „Was zum Teufel!“, rief eine wütende Stimme. Das Licht einer Taschenlampe leuchtete auf sie. Erschrocken fuhren beiden zusammen. Der Bademeister hatte sie erwischt. Schnell zog Duke Julia aus dem Wasser. „Wenn ich euch erwische!“ Der Bademeister rannte die Treppen runter. Duke und Julia schnappten sich ihre Sachen und rannten weg. Er half ihr über den Zaun. Weil sie nicht wussten, ob der Mann sie verfolgte, rannten sie bis sie keine Luft mehr bekamen. Sie hielten im Park beim See. Duke lachte. „Hast du sein Gesicht gesehen?“ „Ja unbezahlbar!“, fand sie. Sie erholten sich langsam und zogen sich wieder an. „Wollen wir noch ein wenig hier bleiben?“, fragte er. Julia nickte und sie setzten sich an den See. Der Vollmond und die Sterne spiegelten sich im Wasser. „Hach das ist ja kitschig.“, fand Julia. „Ja schon, aber auch schön.“, erwiderte er. „Stimmt.“ Er wollte einen Arm um sie legen, doch sie zuckte zusammen. „Was ist los? Warum lässt du keine Nähe zu?“, fragte er leise. Sie seufzte. „Ich sage es dir. Ich war auch am Anfang so fies zu dir, weil ich nichts mehr von Männern wissen wollte.“ „Warum?“ „Mein letzter Freund hat mich sehr verletzt. Er hat mich betrogen und schließlich auch wegen der anderen verlassen, danach habe ich den Männern abgeschworen. Ich kam kaum noch raus, bis du kamst.“, erzählte sie. Er sah sie mitfühlend an. „Das würde ich dir niemals antun.“, flüsterte er. Sie lächelte und ließ es jetzt doch zu, dass er seinen Arm um sie legte. Seine Nähe tat ihr gut. Doch sie fragte sich: Ich bin doch nicht verliebt? Sie blieben noch eine Weile so sitzen, bis ihr zu kalt wurde. Er brachte sie nach Hause. Als sie sich verabschiedete, wollte er sie noch etwas fragen. „Warte, ich wollte dich noch fragen, ob du… ob du vielleicht morgen Abend mit mir Essen gehen würdest?“ Überrascht meinte sie: „Ja gerne!“ „Toll, dann bis morgen!“ Lächelnd ging er. Julia überlegte was sie bloß anziehen sollte. Da fiel ihr das Kleid, das sie zusammen mit Duke gekauft hatte, ins Auge. Ihr fielen seine Worte wieder ein und sie beschloss, dass es genauso ein Anlass war, den er damals gemeint hatte. Als er sie am Abend abholte und das Kleid an ihr sah, freute er sich. „Ich wusste ja, du würdest es gebrauchen können.“, grinste er. Sie harkte sich bei ihm unter. Duke führte sie in ein kleiner italienisches Restaurant. In einer gemütlichen Ecke fanden sie einen Platz. Er war ganz Gentleman und schob ihr den Tür ran. Sie bestellten sich Pasta. Während sie auf ihr Essen warteten, wurde er auf einmal ganz ernst. „Weißt du, ich habe bisher immer nur das Abenteuer gesucht. So was wie gestern Nacht gehört auch dazu. Aber ich habe es bei einer Frau noch nie so ernst gemeint. Bei dir ist das ganz anders.“ Sie wusste nicht, was das sollte. „Was meinst du?“, fragte sie. „Du bist mir echt wichtig. Ich habe einfach noch nie jemanden wie dich kennen gelernt.“ „Das… das ist echt nett. Ähm entschuldige mich kurz.“ Sie rauschte auf die Toilette, sie musste erstmal einen klaren Kopf kriegen. War er etwa wirklich in sie verliebt? Aber hatte er nicht gesagt, dass sie nur ein Kumpel war? Das verwirrte sie sehr, außerdem wollte sie auch nicht glauben, dass sie sich auch in ihn verliebt hatte. Als sie wieder an den Tisch kam, kam auch gerade ihr Essen. Sie sagte nichts weiter und Duke erzählte auch nichts mehr von vorhin. Er wollte die Stimmung mit lustigen Geschichten lockern. Sie war dankbar dafür. Die beiden hatten einen schönen Abend und machten sich erst nach Mitternacht auf den Heimweg. Auf der Hälfte des Weges jedoch fragte er: „Sind wir jetzt ein Paar?“ Julia blieb stehen und wusste nicht, was sie antworten sollte. Während sie noch überlegte, zog er sie jedoch zu sich und küsste sie. Julia war total überrumpelt, doch dann ließ sie es sich gefallen. Zärtlich löste er sich von ihr. „Tut mir Leid, wenn ich dich so überrumpelt habe, aber… ich bin in dich verliebt. Schon länger, doch ich dachte, dass du es nicht willst. Wenn dir das zu schnell geht…“ Da überkam es sie. Sie küsste ihn stürmisch. Überrascht schlang er die Arme um sie. „Nein schon gut. Ich liebe dich auch! Du hast mir gezeigt, dass es mehr gibt als nur der Blick aus meinem Fenster. Du hast mich wieder ins Leben geführt. Natürlich sind wir jetzt ein Paar!“ Überschwänglich umarmte sie ihn. Duke fiel ein Stein vom Herzen. Glücklich gingen sie Arm in Arm weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)