Männer und Kaffee   von Anwysitna
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Sie starrte den schon zu kalten Cappuccino vor ihr auf dem Tisch an, rührte hin
und wieder um. Trinken tat sie ihn nicht. 
Immer wieder fuhr sie mit dem Löffel durchs braune Wasser,  setzte es in eine
kreisförmig Bewegung. Der Kaffeschaum quoll jämmerlich auf der Untertasse
dahin. Er hatte sie gestört, weil er das Wesentliche verbarg, doch nur eine
leere Hülle war. 

Sie hörte wieder zum Rühren auf, sah zu, wie der Kaffee immer langsamer wurde
und schließlich stehen blieb. Von selber kam nichts mehr. 

Wie hatte sie nur denken können, dass sie ihn aus ihrem Herzen vertrieben
hätte, sogar der Cappuccino erinnerte sie an ihn. Fast schon ein Ebenbild war
er, der Kaffee. Blieb stehen, wenn sie ihn nicht mehr anschob, von selbst tat er
nichts. 

Hatte er überhaupt einmal irgendetwas für sie getan? 

Wütend zog sie den Löffel aus der Tasse. Am liebsten hätte sie die Tasse auf
den Boden geworfen, hätte lächelnd zugesehen, wie sie zersprang, aber soetwas
konnte man sich ein einem Café nicht erlauben, besonders nicht, weil das ihr
Lieblingsort war. 

Eines hatte er schon getan: Sie verletzt. 
Zersprungen war ihr Herz, genau wie es auch die Tasse tun sollte. Sie ballte
wütend die Fäuste unter dem Tisch. 
Vielleicht zersprang die Tasse, wenn man sie lange genug böse ansah. Dann
könnte ihr niemand die Schuld geben, einen Versuch war es wert. 
Doch sie zersprang nicht. 

Er war nicht zerbrochen, als sich die beiden getrennt hatten, hatte sich niemals
wieder mit ihr wieder getroffen. Tatenlos hatte sie zusehen können, wie er sich
mit seinen Freunden und seiner neuen Freundin ein schönes Leben machte. 

Er hatte sie nicht geliebt. 
Sie hatte ihn aber immer noch nicht aus ihrem Herzen vertreiben können.

Sie zahlte für den nicht getrunkenen Cappuccino und ging aus dem Café hinaus.

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