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Leben heißt Schmerz

von

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Irgendwann wird Schmerz zum Alltag

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Familie

Kapitel 1
 

Familie
 

Mein 15. Geburtstag war da.

Yeah...eigentlich war es mir egal, denn ich wusste, dass meine Eltern wieder Arbeiten waren um alles in ihrer Macht stehende zu tun um mich auf diese blöde Privatschule zu schicken.
 

'Liebes Tagebuch,

...das ist so dämlich....

ich weiß gar nicht warum ich hier überhaupt rein schreiben soll....'
 

Das waren die ersten Zeilen, die ich in mein Geburtstagsgeschenk schrieb.

Meine Mutter machte sich so viele Sorgen, dass sie es einfach für nötig hielt mir ein Tagebuch zu schenken.

Erst vor wenigen Stunden hatte ich das Ding ausgepackt.

Liebevoll war das Buch in sanftblauem Papier gewickelt und mit weißen Schleifen versehen worden.

Ich hoffte ja, dass ich das neue Werk meines Lieblingsautors in den Händen halten würde...

Doch Pustekuchen.

Die Erklärung zu meinem Geschenk, als ich die ersten Seiten, des mit dunkelrotem Leder eingebundenen Buchen aufschlug waren eindeutig.

„Nathan.“ Sagte meine Mutter mit Sorge belasteter Stimme. „Da du ja niemandem etwas erzählst...schreib doch einfach auf was dich beschäftigt...wir machen uns Gedanken um dich, wenn du immer nur allein im Zimmer sitzt...“

Leise seufzte ich, doch setzte dann ein dankbares Lächeln auf.

Sie wussten es nicht...und so sollte es bleiben.

Sie sollten nur stolz auf mich sein, wenn ich die Schule endlich abgeschlossen habe.

Ich wusste ja wie sehr sich meine Eltern bemühten um mir alles zu geben, was ich nur brauchte.

Doch war das nicht genug.

Ich brauche mehr als nur Geld, das mich versorgt, ich brauche meine Familie, meine Eltern die für mich da sind.

Nicht diese scheiß Privatschule auf die sie mich schickten.

Sie war zu teuer und zu anstrengend.

Naja...nur meine Eltern sahen das alles ganz anders.

„Eine gute Schule ist das A und O.“ sagte mein Vater immer. „Damit stehen dir alle Türen offen.“

Selbst wenn ich nicht gern in dieser Schule war, so ging ich dennoch hin.

Schließlich arbeiteten meine Eltern wirklich hart dafür, dass ich die Möglichkeit bekam etwas aus seinem Leben zu machen.

Jeden Morgen stand ich früh auf, musste mit dem Bus vom Standrand aus fahren nur um in diese verhasste Eliteschule zu kommen.

Meist lagen am Morgen nur noch Zettelchen auf dem Tisch.

‚Wir sind Arbeiten. Frühstück ist im Kühlschrank.’

Aber das konnte genauso gut auch abends vorkommen.

‚Musste noch mal ins Büro...komme spät zurück. Abendessen ist in der Mikrowelle. Hab dich lieb. Mum.’

Und mit jedem Zettel den ich auf dem Tisch vorfand stieg Wut und Verzweifelung empor.

Lieber wäre ich mit meinen Eltern zusammen, was sich seit dem Besuch der Privatschule hauptsächlich noch auf sonntags verschob.

Dieser Morgen, nach meinem Geburtstag war auch nur ein typischer Tag für mich.

Mein Wecker klingelte. 5:15 Uhr stand auf dem Display.

Seufzend schlug ich die Decke zurück, huschte ins Bad um mich zu duschen und fertig zu machen.

Ich brauchte morgens immer meine Zeit um richtig wach zu werden.

Doch ich kam immer spätestens um 6 Uhr in der Früh am Küchentisch an.

Meine Tasche packend trank ich nebenbei eine Tasse Kaffee mit reichlich Zucker.

Ich überflog noch den Zettel, der wieder mit viel Liebe verfasst war.
 

‚Nathan, wir haben dich lieb.

Wir wissen auch, dass das Geschenk gestern nicht das war, was du dir erhofft hattest.

Aber bitte versteh uns...

Denk bitte daran, dass wir heute Nachmittag noch ein Gespräch mit deiner Direktorin haben.

In Liebe,

Mum und Dad’
 

All diese liebevollen Zettel wanderten schlichtweg nach dem lesen in den Müll.

Jeden Morgen oder auch gelegentlich am Abend lag ein neuer da, also wozu aufheben, wenn es stetig neue dieser Botschaften gab.

Etwas brummig packte ich aber dann mein Frühstück in seine Schultasche.

Wie ich doch die Gespräche mit Mrs. Hoffmann hasste.

Die Frau, die sich und ihre Schule für das beste auf der Welt hielt.

Doch zum Glück saß ihr ja noch das Komitee im Nacken.

Ich hatte schon seit längerem den Verdacht, dass sie mich auf dem Kieker hatte.

Doch sie wurde mich nicht los.

Immerhin hatte ich ein Teilstipendium und erst das Komitee würde es mir streichen können.

Langsam hatte ich aber keine zeit mehr, mich weiter aufzuregen, oder mir Gedanken um diese überflüssige Frau zu machen.

Mein Handyalarm ging bereits, was mir erneut anzeigte, dass es Zeit wurde zum Bus zu gehen.

Mir entfloh ein resigniertes Seufzen.

Heute Vormittag gab es die Zwischenprüfungen zurück.

Irgendwie konnte ich mir ja schon denken, dass der angesetzte Termin mit meinen Eltern etwas damit zu tun hatte.

Nach der nervigen Busfahrt, musste ich noch ein paar Minuten laufen.

Doch dann hatte auch ich die Schule erreicht.

Und das sogar mehr als pünktlich.

Heute gab es ausnahmsweise keine Verspätungen mit dem Bus und so hatte ich noch ein wenig Zeit bis der Unterricht begann.

Dennoch führte mich mein Weg direkt in die Klasse.

Ein paar meiner Klassenkammeraden waren auch schon da.

Doch sie würdigten mich mit keinem Blick, weder abschätzig noch verachtend.

Nichts.

Ich hatte mich schon daran gewöhnt.

Immerhin war ich bereits fast zwei Jahr hier auf der Schule.

In meinen Gedanken versunken, was wohl bei der Zwischenprüfung bei raus kam, wurde ich durch das Klingeln der Schulglocke heraus gerissen.

Etwas desinteressiert saß ich auf dem hinteren Platz am Fenster.

Damals hatte ich mir den Platz ausgesucht und seitdem auch nicht wieder aufgegeben.

Was genau mich zu diesem Platz zog wusste ich nicht mal.

Vielleicht, weil ich so alle Mitschüler, sowie die Lehrkräfte und die Tafel im Blick hatte.

Mein Lehrer kam nun herein.

Dieser entschuldigte sich förmlich für die kurze Verspätung.

Ich empfand ihn als sehr nett und freundlich.

Der Mann war um die 30, hatte kurzes brünettes Haar, war etwas untersetzt und nicht allzu groß gewachsen.

Aber eben sehr nett.

Mit einem undefinierbaren Blick schaute er zu mir rüber.

War es Mitleid?

War er Enttäuschung?

Ich wusste nicht, was ich davon zu halten hatte, bis die Ergebnisse schwarz auf weiß vor mir lagen.

76 von 100 Punkten.

Dieser Test entschied doch über die Fortsetzung meines Teilstipendiums....

„Deswegen will Mrs. Hoffmann später noch mit Ihnen und Ihren Eltern reden, Mr. Sanders.“ Sprach der Lehrer ziemlich gelassen.

„Aber die Förderung wird nicht eingestellt.“ Zwinkerte er mir noch aufmunternd zu.

Ok...was passierte hier?

Ich wusste, dass ich die letzten Monate hart dafür gelernt hatte.

Keinen Roman verschlungen, sondern nur die Schulbücher.

Mein letzter Test war schon nicht sehr gut gewesen...er war knapp an der zwei minus vorbei gerutscht, stattdessen gab es nur eine drei plus...und jetzt?

Ich konnte ein leichtes Zittern in den Fingern nicht unterdrücken.

Wenn ich die Förderung verliere, dann könnten meine Eltern die Schule nicht finanzieren, dann würde ich auf eine staatliche Schule gehen müssen und ich würde meine Eltern schwer enttäuschen.

Den ganzen Tag noch beschäftigten mich diese Gedanken.

Doch der Schultag neigte sich schnell dem Ende.

Die Zeit bis zum Gespräch vertrieb ich mir in der Bücherei der Schule.

Hier machte ich bereits meine Hausaufgaben und suchte mir zusätzlich noch Lernbücher heraus.

Meine Eltern wussten wo sie mich fanden.

Und somit wurde ich dann um 16:00 Uhr von meinem Vater dort eingesammelt.

„Alles ok?“ fragte meine Mutter noch.

Doch ich nickte nur.

Was sollte ich denn auch erzählen, wenn es gleich bei der Rektorin sowieso noch heraus kommt.
 

~*~*~*~
 

Etwas zerknirscht fuhr mein Vater den Wagen heim.

Meine Mutter saß gedankenverloren auf dem Beifahrersitz, während ich mir auf der Rückbank nur Vorwürfe machte.

Ich konnte zwar das Teilstipendium behalten, doch gab es nun einen Haken.

Alle Tests, die nun geschrieben würden, würden auch dem Komitee vorgelegt werden um zu entscheiden, ob sich die Finanzierung noch lohnen würde.

Was blieb uns schon für eine Option als zuzustimmen.

Doch wenn ich diese Klausuren nicht schaffte, dann wäre das Geld gestrichen.

Ich wusste doch genau, dass meine Eltern die Zuschüsse zum Schulgeld brauchten.

Deshalb saß ich doch Tags und Nachts immer nur in meinem Zimmer und lernte und lernte.

Ich ging sogar zur Nachhilfe...

Doch meine Noten ließen sich einfach nicht verbessern.

Ich war kein Eliteschüler.

Ich war kein Wunderkind.

Ich war mittelmäßig.

Ich war Durchschnitt.

Und egal wie sehr ich es ändern wollte...es klappte nicht.

Ich war kein Genie und werde wohl nie eines sein.



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