Im Meer der Erinnerungen von YukimuraRuki ================================================================================ Kapitel 3: Konfrontation ------------------------ Im Meer der Erinnerungen Kapitel 3: Konfrontation Es war noch recht früh als Hikari sich zum Odaiba Memorial Krankenhaus begeben hatte und glücklicherweise war niemand bisher die Gänge entlang gegangen oder Notiz von ihr genommen. Vermutlich lag es am hektischen Alltag der morgendlichen Routinen, die zunächst durchgeführt wurden. In den unteren Stockwerken konnte man definitiv das metallische Klappern von Servierwagen vernehmen, Krankenschwestern die miteinander plauderten und neue Anweisungen von Ärzten entgegen nahmen. Nun stand Hikari in einem langen Korridor, welcher nach außen gewandt war. Auf diese Weise gelang die Sonne und genug Tageslicht herein. Von hier aus war sie in der Lage einen ziemlich großen Teil der kleinen Insel Odaiba zu überblicken. In der Ferne erstreckte sich die Bucht von Tokio und der hohe, rote Tokyo Tower ragte aus dem Wald aus reflektierenden Wolkenkratzern hervor. Hikari wandte sich wieder an die Tür mit der Zahl 469 und dem kleinen Namensschild, welches daneben angebracht war. ‚Takaishi Takeru‘ Den Namen gab es nicht häufig, und schon gar nicht in der Kombination mit dem Katakana Silbensystem. Es gab für das Mädchen keinen Zweifel daran, dass sie hier richtig war. Ihr Herz erzählte ihr, dass sich hinter dieser Tür ihr langjähriger Freund befand und sich von irgendeiner Krankheit erholen musste. Sie atmete tief durch, wobei sie sich etwas nervös eine ihrer langen, nussbraunen Haarsträhnen hinter die Ohren klemmte. Die Luft, welche sie durch ihren Mund und Nase zog, war ein Gemisch aus Desinfektionsmitteln und frischgebrauten Kaffee. Indem sie ihre Hand an die Türklinke legte, brachte sie einen flüstergleichen Ton heraus: „Verzeihung, ich komme jetzt rein.“ Mit leisen Schritten ging sie in das kahle Zimmer hinein, welches ebenfalls mit einem riesigen Fenster ausgestattet war. Mit jeder Bewegung näher an das langweilige, weiße Bett heran, bestätigte sich Hikaris Verdacht. Dort lag Takeru friedlich schlafend im Bett. Ebenso leise wie sie sich in das Zimmer hineinbewegt hatte, so leise setzte sie sich auch auf den Stuhl neben seinem Bett. Sein Gesicht wirkte ruhig auf das Mädchen, während sie ihn betrachtete. Takeru und Hikari hatten sich seit dem Projekt „Ersten August“ bei dem sie sich alle beim Karaoke versammelt hatten, nicht mehr gesehen. Wann hatte sie eigentlich bemerkt, dass sie Takeru eigentlich mehr mochte als alle anderen? Das musste wohl nach dem Kampf gegen BelialVamdemon gewesen sein. Bevor all diesen Ereignissen, hatten sie in verschiedenen Teilen Tokios gelebt und bis auf ein paar Mal im Jahr hatten sie keine Chance gehabt sich zu treffen. Jetzt, wo sie so nahe beieinander wohnten, gab es so viele Möglichkeiten sich oft zu sehen. Trotzdem kam es nicht so oft vor, wie Hikari es gern gehabt hätte und sie war stets diejenige, die Takeru anrief oder eine E-Mail schrieb. ‚Takeru-kun, wachst du bitte auf?‘, dachte das Mädchen bei sich und als ob eine höhere Macht sie erhörte, öffnete der Blonde langsam, aber schweigend seine Augen. In Takerus Blickfeld erschien das Antlitz eines Mädchens mit braunen, schulterlangen Haaren, welches sie an beiden Seiten mit schlichten Haarspangen festgesteckt hatte. „Takeru-kun“, ihre Stimme klang freundlich und klar wie das Singen einer Drossel in der Morgendämmerung. Mit vorsichtigen Bewegungen setzte sich der Junge auf und erwiderte den unentwegten Blick Hikaris. Vor Takeru saß zweifelsohne das Mädchen, welches er als seine Klassenkameradin Yagami Hikari erkannte, doch war sie eben nur eine Klassenkameradin. Ihm fiel nichts ein, das er zu ihr hätte sagen können und so breitete sich eine recht unangenehme Stille zwischen ihnen aus. ‚Ob Taichi-san ihr erzählt hat, dass ich hier bin? Oder mein Brüderchen?‘, fragte er sich. Schließlich ergriff die Brünette wieder das Wort, damit sich endlich etwas zwischen ihnen tat. „E-entschuldige, dass ich einfach so… reingekommen bin.“ „Das braucht es doch gar nicht. Mir tut es leid. Du hast dir sicher Sorgen um mich gemacht, weil ich dir keine E-Mail geschrieben habe.“ Es sah den beiden ähnlich sich gegenseitig die Angst zu nehmen und sich gegenseitig beieinander zu entschuldigen. Manche Dinge änderten sich auch nicht, obwohl sie sich im Prinzip gar nicht kannten. „Das ist gar nicht schlimm, Takeru-kun! Immerhin hat mein großer Bruder mir erzählt, dass du zurzeit krank bist. Wie geht es dir denn jetzt?“ Hikari warf ihm einen besorgten Blick zu, auch auf das zuversichtliche Lächeln ihres Freundes, welches ihr signalisieren sollte, dass mit ihm alles in Ordnung sei. „Das ist gut. Endlich sehen wir uns mal wieder, hm?“ Sie versuchte ebenfalls zu lächeln, obwohl sie das Gefühl hatte, dass Takeru ein wenig reserviert erschien. Er zögerte mit einer Antwort, so als ob er nach Worten suchte. „Darf ich fragen wieso du eigentlich hier bist? Ich meine… wie?“ „Ah, du glaubst bestimmt, dass mein Bruder mir davon erzählt hat oder?“ „Etwa nicht?“ Hikari schüttelte stumm den Kopf. „Nein, diesen Morgen wurde ich vom D-Terminal geweckt, weil ich eine E-Mail von einem unbekannten Absender bekommen habe. Dort stand nichts weiter als das Krankenhaus, das Stockwerk, der Gang und die Tür, also habe ich mich gleich auf den Weg hierher gemacht. Ich habe mir gedacht… vielleicht bist du ja hier.“ Sie war nervös, während sie sich weiter erklärte und dabei versuchte irgendetwas aus dem reglosen Gesicht des Anderen zu lesen. Allerdings saß der Blonde schweigend in seinem Bett und ließ Hikari die Geschichte bis zum Ende erzählen. „Hast du die E-Mail noch?“ „Als ich zu meinem Bruder lief um ihn zu fragen, ob er etwas wisse, habe ich noch einmal nachgesehen und da war sie verschwunden…“, erklärte Hikari ein wenig verunsichert. Sie musste zugeben, dass ihr Bericht wenig glaubwürdig klang. Takeru hingegen verschwand für einen Moment in seinen Gedanken, als er hörte was seine Klassenkameradin ihm soeben erzählt hatte. „Takeru-kun?“, in ihrer Stimme lag Sorge. Vielleicht ging es ihm gar nicht gut und es war besser einen Arzt hinzuzuziehen. „Ich frage mich… ob derjenige, der die E-Mail geschrieben hat derselbe ist, der nach mir gerufen hat…“, murmelte er leise wie zu sich selbst. „Derjenige, der dich gerufen hat? Was meinst du damit?“ „Als ich… als ich an jenem Gewittertag draußen war, stand ich am Meer und habe es angesehen. Einfach nur…angesehen, obwohl ich keinen Regenschirm hatte. Taichi-san kam zufällig vorbei und hat mich mit ins Krankenhaus genommen, soviel ich weiß. Er hat auch meinem großen Bruder kontaktiert.“ „Takeru-kun…“ „Ich… kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nichts von der Digiwelt oder davon, dass ich einer der Erwählten Kinder bin. Ich kenne niemanden mehr von euch… Ich kenne dich nicht. Im Augenblick bist du einfach nur Yagami Hikari, eine einfache Klassenkameradin für mich.“ „Aber…“, das war alles, was Hikari darauf erwidern konnte. Die lapidar dahingesagten Worte des blonden Jungen, hallten in ihren Ohren wieder. Diese Aussage, hatte sich unmittelbar in Hikaris Inneres, bis in ihr Herz gebohrt. Es wurde vollkommen weiß und leer in ihrem Kopf. Es drang kein einziger Gedanke mehr in ihren Kopf. Nur noch Takerus Worte klangen immer und immer wieder, wie ein lautes Gewittertosen in ihren Ohren. Der Junge, mit dem sie zwei Mal Abenteuer in der Digiwelt erlebt hatte; Takaishi Takeru, mit dem sie durch dick und dünn gegangen war und sogar gegen Piedmons Dunkelheit ausgehalten hatte, derjenige, den sie lange Zeit als besten Freund betitelte und sich nun auch langsam hingezogen fühlte, wusste nicht mehr wer sie war. Für Takaishi Takeru war Yagami Hikari nicht mehr und nicht weniger als eine Klassenkameradin. Dabei hatte er ihr stets Mut und Hoffnung in der Digiwelt gemacht. Takeru hatte Hikari stets beschützt. In ihren Augen sammelten sich Tränen und für einen Moment wirkte es auf Takeru so, als müsse sie jeden Moment anfangen zu weinen. Bevor dies geschah, sprang sie auf und rannte so schnell es ging aus dem Krankenzimmer. „Warte!!“, Takeru war ebenfalls aus dem Bett gesprungen und im Begriff Hikari nachzulaufen. Da er sie eben noch gesehen hatte, wollte er nach ihr rufen, doch dies gelang Takeru nicht. Ein Hustenanfall herrschte in seiner brennenden Lunge. Ein Husten, der seine Atemwege reizte und beinahe lähmte. Takeru presste seine Hand auf die Brust wobei er sich vor Schmerz krümmte und gegen die Wand lehnte. „Takaishi-kun!“ Die Stimme einer jungen Krankenschwester klang von weit her, obwohl die Frau ganz in der Nähe stand. Sie war gerade dabei das Frühstück auf die Zimmer der Patienten zu bringen. Sie stützte den Jungen ein wenig in dem sie einen Arm um seine Hüfte legte und sachte wieder ins Zimmer zurück bugsierte. „Takaishi-kun, ich werde jetzt sofort den Arzt rufen. Also bleib ganz still hier sitzen. Nicht hinlegen, dass verschlechtert vermutlich deine Atmung.“ „Okay.“ Die Krankenschwester eilte davon um sich mit ein paar Kollegen auszutauschen, damit so schnell wie möglich ein Arzt zur Rate gezogen wurde. Hikari hatte sich in ihrem Schrecken nicht noch einmal umgedreht und bekam von all dem Aufruhr nichts mit. Sie war mit dem Fahrstuhl wieder ins Erdgeschoss gefahren. „Oi, Yagami!“ einer seiner Teamkameraden hielt den agilen Sportler kurz auf und zeigte auf eine kleine Anhöhe, „Sieh mal da drüben, ist das nicht deine kleine Schwester?“ Taichi folgte dem Blick seines Kameraden. Tatsächlich stand Hikari dort und sie wirkte nicht erfreut. Er zögerte nicht lange, sondern rannte gleich zu ihr herüber, so dass die anderen nicht vom Training abhielt. „Hikari!“ Taichi berührte fürsorglich ihre Schultern. Aus irgendwelchen Gründen sah sie nicht besonders glücklich aus und ihre Gesichtsfarbe war fahl und blass. Das Mädchen selbst hatte kaum realisiert, dass sie wieder zum Schulsportplatz gelaufen war. „Bruderherz…“ „Was ist passiert?“ Seine Stimme war wie immer sanft und wirkte sich tröstend auf das jüngere Mädchen aus. Ohne ihm eine Antwort zu geben, begann sie plötzlich bitterlich zu glucksen und zu schluchzen bis große, runde Tränen über ihre Wangen rollten. Taichi konnte sich momentan noch nicht erklären. Seinem Instinkt folgend, legte er seinen Arm um Hikari und nahm sie mit. Es musste definitiv etwas vorgefallen sein, denn ansonsten wäre Hikari nicht so verstört. Mit einer kleinen Kopfbewegung gab er seinem Team Bescheid, dass er seine Schwester nach Hause bringen wollte und ließ sie kurz mit in das Clubhaus kommen. „Ich ziehe mich nur schnell um, du wartest hier, ja?“ Taichi ermöglichte es der Braunhaarigen sich auf einen leeren Stuhl zu setzen. Sie machte einen furchtbar elendigen Eindruck so wie sie auf dem schlichten Holzstuhl saß und scheinbar auf den Boden ins Leere starrte. Er selbst verschwand in der Umkleidekabine um sich umzuziehen, doch Hikari brachte keinen Ton heraus. Erst als seinen Spint abschloss und sich wieder seiner kleinen Schwester zuwandte, öffnete sie endlich den Mund. „Bruderherz… Ich habe… heute habe ich Takeru-kun getroffen.“ Taichi warf Hikari einen erstaunten Blick zu, während er ihrer Erklärung vom Unbekannten Absender und was sich im Krankenhaus zugetragen hatte, lauschte. „Takeru-kun hat mich Yagami-san genannt als seien wir Fremde. Er meinte, dass er sich nicht an mich erinnern kann.“ „Ist das so…“ Taichi biss sich hart auf die Unterlippe. Genau diese Situation hatten Yamato und er eigentlich vermeiden wollen. Aber wenn ihnen nun auch schon ein Unbekannter dazwischen funkte, dann waren sie natürlich machtlos. Hinzu kam dass inzwischen viele recht merkwürdige Dinge geschehen, die Taichi stutzig machten. „Sag, hast du es gewusst?“ „Ja, habe ich“, antwortete Taichi sofort, schließlich gab es keinen Grund mehr ihr irgendetwas zu verheimlichen. „Immerhin habe ich Yamato angerufen als ich Takeru ins Krankenhaus gebracht habe. Ehrlich gesagt haben Yamato und ich zusammen beschlossen dir erst mal nichts zu sagen… oder viel mehr, wir wollten vorerst niemandem erzählen was los ist. Wir hatten wohl Recht.“ „Wahrscheinlich…“ „Bist du ihm sofort davongelaufen?“, wollte Taichi ein wenig bekümmert wissen. Er hatte Hikari noch nie so erlebt. „Ja…“ „Dann lass uns sofort zu Takeru zurück. Der hat bestimmt schon ein ganz schlechtes Gewissen, meinst du nicht?“ Das Mädchen nickte still. Vermutlich dachte Takeru noch genauso wie er es vor seiner Amnesie getan hatte und in diesem Fall machte er sich bestimmt schon Vorwürfe. Zustimmend nickte Hikari und gemeinsam verließen die Yagamis die Mittelschule um wieder ins Krankenhaus zu gehen. Yamato war zu einer Unterredung mit dem behandelnden Arzt ins Krankenhaus gekommen. Ursprünglich sollte ihr Gespräch weitere Maßnahmen für die Behandlung des Gedächtnisverlusts und eine geplante Entlassung behandeln. Doch als Yamato das Sprechzimmer betrat fand er neben dem Arzt auch eine besorgte Krankenschwester wieder, die ihm mit schuldbewusster Miene erklärte was geschehen war. Aus unerklärlichen Gründen hatte sich der Gesundheitszustand Takerus wieder verschlechtert, obwohl die schwere Erkältung wieder abgeklungen war. Für den Arzt war diese körperliche Konstitution mysteriös. Nach dem Gespräch hatte Yamato sich wieder in das Zimmer seines Bruders begeben und fand ihn dort schlafend vor. Er hatte sich gesetzt und versank tief in Gedanken. Warum wollte Takeru ohne das Personal herbeizuholen das Zimmer auf eigene Faust verlassen? Blitzartig traf ihn ein Gedanke. Takeru hatte es ihm schon zuvor gesagt. Mehrmals sogar! ‚Ich wurde gerufen.‘ ‚Irgendjemand hat nach mir gerufen.‘ War es etwa wieder dieser Unbekannte? Doch wer oder bessergesagt was sollte dieser Jemand darstellen? „Brüderchen…“, die Stimme Takerus drang plötzlich an Yamatos Ohr. Er war also wieder erwacht und wenn er einen Blick auf seine Uhr gewagt hätte, dann wäre ihm auch bewusst geworden dass es während seiner Grübelei ziemlich spät geworden war. „Takeru! Wie geht’s dir?“, wollte der Andere mit besorgter Miene wissen. „Entschuldige, dass du dich ständig wegen mir bekümmern musst.“ „Ach was. Was mich viel mehr interessiert… war jemand hier?“, wollte Yamato wissen, in der Hoffnung, dass es vielleicht der berüchtigte Fremde war. Takeru nickte als Antwort. „Yagami-san ist gekommen.“ Yamato riss seine Augen auf vor Überraschung. Das war nun wirklich nicht die Person, mit der er gerechnet hatte. „Meinst du mit Yagami-san etwa Hikari-chan?“ „Ja.“ „Woher wusste sie, dass du hier bist? Taichi sollte ihr eigentlich nichts erzählt haben…“, meinte Yamato und Takeru wurde klar, dass sie vor hatten es vor ihren Freunden geheim zu halten. Somit erklärte Takeru die Situation so, wie er es von Hikari erzählt bekommen hatte. Der mysteriöse, unauffindbare Absender der E-Mail, die kurz darauf wieder verschwunden war. „Und dann war Yagami-san davongelaufen“, beendete Takeru seinen Bericht, wobei er einigermaßen niedergeschlagen wirkte. „So war das also…“ „Am liebsten möchte ich mich bei Yagami-san entschuldigen. Ich war wirklich ungehobelt ihr gegenüber. Meinst du, sie würde mich noch Mal besuchen kommen?“ „Natürlich! Ich glaube nicht, dass sie dir irgendetwas nachträgt. Beim nächsten Mal solltest du sie aber mit Hikari-chan anreden. So wie du es bisher immer getan hast.“ „Hikari-chan…“, wiederholte Takeru den Namen des Mädchens in einem leisen Flüsterton. Es erschien ihm nichts bekanntes an diesem Namen zu sein, egal wie oft er ihn sich auf der Zunge zergehen ließ. Später, als der Nachmittag sich dem Abend hin zuneigte, vierließ Yamato das Krankenzimmer für eine Weile, denn Frau Takaishi war direkt von der Arbeit wieder zum Krankenhaus gekommen. Nun da er sich für eine Weile erlauben konnte anderen Dingen seine Aufmerksamkeit zu schenken, entschloss er sich dazu, seinen besten Freund zu kontaktieren. Er musste ihn unbedingt persönlich sprechen. Die Dinge, die sich zugetragen hatten waren einfach zu merkwürdig um auf einem Zufall zu beruhen. In der Empfangshalle des Krankenhauses angekommen, stieß er zufällig mit Taichi und Hikari zusammen. „Yamato!“ „Yamato-san!“ „Ah… das ist ja ein Zufall, zu euch beiden wollte ich gerade!“, bemerkte Yamato als er in die Gesichter seiner beiden Freunde sah. Nach der kurzen Begrüßung, lud Yamato die beiden in die Cafeteria ein, in welcher er zuvor schon einmal mit Taichi allein gesessen hatte. Hikari setzte sich neben ihren Bruder während Yamato mit bedeutungsvoller Miene ihnen gegenüber platznahm. Nachdem sie Getränke bestellt hatten, fragte Taichi: „Ist es auch wirklich okay, wenn du nicht bei Takeru bist?“ „Meine Mutter ist hier, da geht das in Ordnung.“ „Ach so. Ich habe von Hikari gehört was vorgefallen ist und deshalb sind wir wieder hier.“ Yamato ginste breit. „Komisch, Takeru hat mir erzählt was los ist und ich wollte gerade zu euch.“ So verhielt es sich allem Anschein nach öfter bei den Digirittern. Manchmal waren ihre Herzen doch soweit miteinander verbunden, dass sie erahnen konnten was als nächstes zutun war. „Tut mir wirklich leid, Yamato-san“, begann Hikari und machte im Sitzen eine kleine Bewegung mit dem Oberkörper. Sie wollte zwar nicht in das Gespräch der älteren reinreden, doch es quälte das Mädchen, dass sie einfach hergekommen war ohne vorher mit einem von ihnen vernünftig zu reden. „Mach dir bitte keine Sorgen, Hikari-chan. Wir sind in einer komplizierten Lage, also musst du dir keinerlei Vorwürfe machen. Niemand weiß im Moment so richtig, was zu tun ist.“ „Wäre es möglich Takeru-kun noch einmal zu treffen?“, wollte Hikari wissen und warf dem Älteren einen fragenden Blick zu. Dieser aber erwiderte ihn mit einer etwas unsicheren Miene: „Um ehrlich zu sein, ich glaube du solltest es für heute gutseinlassen.“ „Geht es ihm etwa wieder schlechter!?“, wollte Taichi sofort wissen, als er bemerkte wie niedergeschlagen Hikari wirkte und Yamato ihre Bitte so einfach abschlug. „Für heute sollte er einfach ein wenig ausruhen, haben die Ärzte gesagt“, entgegnete Yamato, „Wartet einfach morgen ab, dann geht’s ihm sicher viel besser.“ „Wegen mir ist er…“ „Takeru macht sich Sorgen um dich, Hikari-chan. Er hat im Nachhinein bemerkt, wie verletzend das alles auf dich gewirkt hat. Takeru sagte mir, dass er sich gern bei dir entschuldigen möchte.“ Als Yamato dies sagte, fühlte Hikari sich noch schrecklicher als zuvor, wenn sie daran dachte, dass sie einfach so davongelaufen war. Es war wirklich nicht korrekt gewesen das Zimmer überstürzt zu verlassen, immerhin wusste sie doch, dass es Takeru nicht gut ging. Für seine Amnesie konnte er auch nichts. Ein leichtes Seufzen trat aus ihrem Munde. Taichi war im Begriff sie zu fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, aber noch bevor er zu seiner Frage ansetzen konnte, kam eine junge Kellnerin um ihnen die bestellten Getränke zu bringen. Es war deutlich, dass die junge Frau in ihren frühen Zwanzigern war und sich ihr Geld höchstwahrscheinlich neben dem Studium dazuverdienen musste. Vermutlich waren die Semestergebühren ihrer Universität hoch genug um ihr ein eher anstrengendes Leben zu bereiten. Hikari und die beiden Jungen bedankten sich für die freundliche Bedienung und machten eine kleine angedeutete Verbeugung im Sitzen. Hikari hatte sich einen Kakao mit Matchapulver bestellt während ihr Bruder einen Kaffee Mocca und Yamato einen einfachen, schwarzen Kaffee bestellt hatte. Eine kurze Stille trat zwischen die Digiritter, in welcher sie alle ihre Getränke probierten und fanden, dass es plötzlich unheimlich durchwärmte und ein gutes Gefühl in ihnen verbreitete. Nachdem Taichi seine Tasse wieder hingestellt hatte, ergriff er das Wort: „Ach ja, was mir die ganze Zeit schon durch den Kopf geht ist dieser Unbekannte der Takeru gerufen hat. Ich frage mich ob der und Hikaris anonymer Nachrichtenschreiber ein und dieselbe Person sind.“ „Ich habe auch schon daran gedacht. Und natürlich ob es irgendwelche Verbindungen mit der Digiwelt gibt.“ „Ich glaube schon…“, wandte Hikari plötzlich ein und heimste sich die verwunderten Blicke der beiden älteren Jungen ein. „Was meinst du damit, Hikari?“, wollte Taichi wissen. Ahnte sie etwa etwas? Hatte sie eine merkwürdige Vorahnung oder etwa wusste sie schlussendlich doch, was er bei Koushirou gewollt hatte? Yamato hakte ebenfalls nach: „Hikari-chan, wenn du irgendetwas weißt, dann musst du es uns sagen.“ „Ich weiß auch nicht mehr als ihr, aber gestern während Taichi bei Koushirou-san war, da war ich mit Daisuke-kun und Iori-kun bei Miyako-san zu Hause. Koushirou-san hat Miyako-san darum gebeten nach dem Tor zur Digiwelt zu sehen, falls du dich daran erinnerst, Bruderherz.“ Die Erklärung des Mädchens hatte sowohl Taichi als auch Yamato überrascht. Dabei wollte Taichi gerade mit einer wichtigen Information hervorplatzen, die er zusammen mit Koushirou, aber dank Miyakos Hilfe herausgefunden hatte. Hieß das also, dass der rest der zweiten Generation auch wusste was los war? In dem Fall hatte seine kleine Schwester ihm gänzlich die Show gestohlen. Nun ja, in dieser Situation war es sowieso egal. Hikari erinnerte sich gut daran, dass sie sich alle schon gefreut hatten wieder in die Digiwelt zu gehen. Die Digiritter hatten ihre Partner lange nicht mehr zu sich geholt, denn immer noch reagierten die Menschen angespannt und missbilligend sobald eines der Wesen in der Nähe war. Natürlich war ein Digimon auch immer noch für einiges an Störungen im Straßenverkehr oder von digitalen Geräten verantwortlich waren. Um selbst in die Digiwelt zu reisen hatten sie auch kaum Zeit mehr gehabt, auch wenn sie es gern getan hätten. Auf diese Weise sahen die Digiritter ihre besten Freunde nur noch alle Jubeljahre. Daisuke war am aufgeregtesten und plapperte davon wie ultracool es doch werde wieder durch die Digiwelt zu streifen und vielleicht sogar ein Picknick mit Veemon, Hawkmon und den anderen machen zu können. „Schade das Ken-kun nicht hier ist“, meinte Miyako mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und holte ihr Digivice aus der Schublade ihres Schreibtisches. Daisuke hatte seines stets mit sich in der Hosentasche, so dass er, wann immer sich auch die Gelegenheit ergeben hätte, aufbrechen konnte. So sah es wohl nicht bei Hikari und Iori aus, die sich wohl oder übel an ihre Freunde heften mussten, damit sie reisen konnten. „Tja“, kam es von Daisuke, welcher noch immer ein wenig mürrisch war, dass sein bester Freund sich nicht bei ihm, sondern bei Miyako zuerst gemeldet hatte, „Das kommt eben davon, wenn man Tagelang mit seiner Familie unterwegs ist und sich nicht bei seinen Freunden meldet. Da kann man schon mal eine Reise in die Digiwelt verpassen.“ „Ach Daisuke, jetzt sei doch nicht so gemein“, bat Miyako und nahm Hikaris Hand, während Daisuke seinen Arm etwas grob um Iori legte. Nachdem Miyako ihren Computer ordnungsgemäß hochgefahren hatte und den kleinen speziellen Browser aktivierte, erschallte ihre Stimme in alter Manier während sie das rot-weiße Digivice an den Computer hielt: „Tor zur Digiwelt öffne dich!! Auf geht’s Digiritter!“ Das Digivice reagierte mit einem kurzen, schwächlichen Aufglühen und einem kurzen Piepsen. Daraufhin reagierte auch das noch verschlossene Tor, welches man am Laptop mit roter Farbe kennzeichnet sah. Verdutzt versuchte sie es noch einmal: „Tor zur Digiwelt öffne dich!“ Die gleiche Reaktion des Tores war zu sehen. „Toooor zur Diiiigiwelt!!! Öffne dich!!“, nun klang Miyako schon etwas ungeduldiger und verärgerter. Daisuke schüttelte genervt den Kopf, krempelte seine Ärmel etwas weiter hoch und nahm die Sache nun selbst in die Hand: „Was machst du denn da, Miyako-san, lass mich mal ran!“ Großspurig wie üblich machte Daisuke sich übermütig daran und hielt sein eigenes Digivice an das vermeintliche Tor. Das Ergebnis blieb unverändert. Lediglich das fehlerhafte Geräusch, welches als Respons vom Browser kam, ließ die Jugendlichen mit einem Gefühl der Enttäuschung sitzen. Daisuke war so verärgert darüber, dass das Tor verschlossen war, dass er beinahe auf den Computer losging. Hikari hielt ihn auf. „Daisuke-kun, hör auf! Das ist wahrscheinlich der Grund warum Koushirou-san wollte, dass Miyako-san nachsieht was los ist.“ Zum Glück hatte das Mädchen noch immer diese beruhigende Wirkung auf den braunhaarigen Wuschelkopf. Ansonsten hätte Miyakos Laptop ganz sicher seinen letzten Tag erlebt. Iori versank in Gedanken. Er war wohl nicht der Einzige, der nun den Grund hinterfragte wieso das Tor verschlossen war und sich nicht mehr öffnen ließ und auch nicht mehr auf ihre Digivices reagierte. „Ob es jemanden gibt, der verhindern will, dass wir die Digiwelt betreten?“, fragte sich der Jüngste. „Aber wer soll das sein?“, wollte Miyako ebenso nachdenklich wissen. „Ich wollte aber zu Veemon!“, beschwerte sich Daisuke und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Wie immer war er ein Kindskopf. „Ich hätte Tailmon auch gern wiedergesehen“, meinte Hikari leise, doch ihre Gedanken waren schon ganz woanders. War Takeru vielleicht gar nicht bei Yamato, sondern in der Digiwelt und kam nun nicht mehr in die reale Welt zurück? Taichi hatte ihr zwar gesagt, dass Takeru bei seinem Bruder war, dennoch verhielt ihr Bruder sich äußerst merkwürdig und reserviert. Sie musste wohl oder übel das Abendessen abwarten um mehr aus ihrem Bruder herauszubekommen. „Ich muss Koushirou-san wohl sagen, dass sich das Tor nicht mit unseren D-3 Digivices öffnen lässt…“, konkludierte Miyako schließlich mit ebenso enttäuschter Stimme. Sie vermissten ihre Digimonpartner eben doch alle. Sie handelte sich zustimmendes Nicken aller Anwesenden ein. Der Bericht seiner kleinen Schwester beruhigte weder Taichi noch Yamato. Doch dem älteren der Yagami Geschwister ging ein Licht auf woher Hikari gewusst hatte, dass er bei Koushirou gewesen war. Miyako hatte nicht erwähnt, dass sie mit beinahe der kompletten zweiten Generation zusammen gesessen hatte. Möglicherweise wäre das anders gewesen, wenn es den Digirittern gelänge dorthin zu gelangen. Es war denkbarer anzunehmen, dass sie von einem Fernseher aus Kontakt aufgenommen hätten um die beiden zu necken. „Keine Ahnung ob jemand aus der Digiwelt mit all dem Chaos zu tun hat.“ Taichi nahm einen weiteren Schluck seines schokoladigen Kaffees, während er seinen Blick zu zwischen Hikari und Yamato hin und her gleiten ließ. „Koushirou-san hat bisher auch keinen neuen Bericht mehr abgegeben, deshalb weiß ich nichts Neues. Soviel ich weiß, wollte Koushirou probieren mit Gennai Kontakt aufzunehmen. Zurzeit können wir wohl nichts tun, zumal der Feind, falls es einen geben sollte, sich nicht rührt.“ „Trotzdem können wir das alles nicht zu leicht nehmen. Außerdem ist es besser, wenn wir den anderen Digirittern erzählen, was mit Takeru los ist“, fügte Yamato etwas bedächtig hinzu, so als ob er nach einer anderen Alternative suchte. „Einverstanden, dann werde ich den anderen eine E-Mail schicken. Morgennachmittag sollten wir uns alle bei uns zu Hause treffen, Hikari. Zumal unsere Eltern nicht da sind und nicht sofort in Sorgen und Panik geraten wenn wir solche Dinge besprechen“, erklärte der Braunschopf mit dem überaus zerzausten Haar, während er schnell auf seinem Handy herumtippte um mit dem Wi-Fi des Krankenhauses eine Reihe von E-Mails zu verschicken. Nun, so ein D-Terminal wäre auch den Älteren zu Gute gekommen, aber damit mussten sie wahrscheinlich leben. „Aber Bruderherz, hast du morgen denn kein Fußballtraining?“, wollte Hikari ein wenig bekümmert wissen. Taichi schüttelte den Kopf. „Nur am Vormittag, also ist es in Ordnung.“ „Taichi“, begann Yamato, doch er brauchte gar nicht weiterzureden, sein Blick genügte damit Taichi ihn unterbrach: „Keine Sorge, du kannst bei Takeru bleiben. Ich übernehme alles Weitere.“ Yamato nickte lächelnd. Sie verstanden sich eben doch wortlos und zum Glück war er auch ein recht guter Anführer um zu wissen, wie man Konferenzen leitete. Außerdem konnte Taichi nachvollziehen, dass dieser seinen Bruder nun auf keinen Fall allein lassen wollte. „Ah, Yamato-san? Wäre es in Ordnung, wenn ich morgen mit dir zusammen bei Takeru-kun bliebe?“ „Hikari-chan?“, fragte der Blonde überrascht, doch nickte stumm nachdem er einen vielsagenden Blick mit Taichi ausgetauscht hatte. Es war natürlich kein Problem, vor allem weil die beiden jüngsten des ersten Abenteuers sich sicher gern aussprechen wollten, so dass sie ihre heutige Auseinandersetzung beilegen konnten. Somit war der Plan beschlossen. Während Yamato und Hikari zusammen auf Takeru Acht gaben um zu sehen, ob es nicht doch kleine Erinnerungsfetzen in seinem Unterbewusstsein gab, sollte Taichi dafür sorgen, dass alle anderen Digiritter über den Stand der Dinge unterrichtet waren und sich darauf vorbereiteten dass es vielleicht bald wieder Probleme in der Digiwelt zu lösen gab. Warum sonst sollte man ihnen den Zutritt in diese besondere Welt voller Wünsch, Träume und Hoffnung plötzlich doch verwehren? An diesem Abend trennten sich ihre Wege vor dem Krankenhaus. Yamato fuhr zurück zu seinem Vater in die Wohnung um ihm ein Abendessen zu kochen und die beiden Yagami Geschwister kehrten in ihr eigenes Heim, in dem ihre Eltern schon mit dem zubereiteten Essen warteten. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)