Frei wie der Wind von Tuuli (Sabo x OC) ================================================================================ Kapitel 6: Verzweiflung ----------------------- Wir sahen uns nach wie vor nur an, aber wir erzählten uns mit unseren Blicken Geschichten. Ich wollte ihm näher sein und war gerade dabei, einen Schritt nach vorne zu machen, als Hack schrie: „Land in Sicht!“ Sabo drehte sich um und die ganze Truppe versammelte sich um ihren Chef. „Wir müssen ein paar Aufträge erfüllen. Eine Truppe soll unseren Smutje begleiten und die Vorräte aufstocken. Hack wird sich ein paar Leute zusammensuchen und ein paar neue Ziele ausfindig machen. Koala, du kümmerst dich bitte um unseren Gefangenen. Alles klar?“ „Ja!“, antwortete die Mannschaft. „Ich gehe mir nur noch etwas Anderes anziehen. Ich will nicht in einem so kurzen Kleid durch die Stadt gehen“, sagte ich zum Generalstabschef und verschwand unter Deck. Wenig später kam ich in azurblauen Jeans, einem schwarzen Top und mit violetten, hohen Schuhen zurück. Der Rest der Crew hatte das Schiff bereits verlassen, als Sabo und ich zur Stadt gingen. Da wir keine Besorgungen machen mussten, fragte ich ihn: „Sabo? Gehst du mit mir einkaufen? Ich möchte mir nicht immer Kleidung von Koala leihen müssen.“ Er sah mich kurz fragend an, entschloss sich dann aber dafür, mich zu begleiten, mit dem Grund, dass er mich ja beschützen müsste. Wir gingen in das erst beste Geschäft und ich suchte nach etwas Passendem. Ich wurde auch schnell fündig und probierte eine hellgraue Jeans, einen dunkelblauen Bolero und ein purpurfarbenes Crop Top an. Ich kam aus der Kabine und sah Sabo gelangweilt an die Wand gelehnt warten. „Und? Soll ich das nehmen?“ „Ist mir egal. Hauptsache, wir kommen hier schnell wieder raus.“ Ich musste lachen, beeilte mich aber und bezahlte schnell, bevor wir weiter durch die Stadt schlenderten. Ich sah ein Musikgeschäft und darin ein wunderschönes Klavier. Es zog mich in seinen Bann und ich konnte nicht anders als hineinzugehen und mich auf den Hocker davor zu setzen. Sabo bemerkte zuerst gar nicht, dass ich ihm von der Seite gewichen war, aber dann drehte er sich doch um und stellte sich neben mich. „Du kannst Klavier spielen?“, fragte er mich. Ich nickte und begann zu spielen (Fantasie von Mozart). Der letzte Ton erklang und ich fühlte mich so leicht, als hätte mir jemand all meine Sorgen genommen. „Das war wirklich schön! Ich wusste gar nicht, wie talentiert du bist“, meinte Sabo. „Danke!“ Wir verließen das Geschäft und gingen weiter durch die Stadt. Die neuesten Steckbriefe hingen an einer Wand. Ich blieb stehen und starrte auf einen Steckbrief – meinen Steckbrief. Mein Kopfgeld wurde zwar nicht angehoben, aber anstatt des normalen „Dead or alive“ stand auf meinem „Only Dead!“. Ich war so schockiert, dass meine Beine nachgaben und meine Knie fast auf dem Steinboden aufschlugen, wäre da nicht Sabo gewesen, der mich rechtzeitig auffing. Sankt Jalmack wollte sich tatsächlich an mir rächen. Sabo zerrte mich in die nächste leere Seitengasse und umarmte mich. Ich krallte mich in seinen Mantel und wollte schon gegen seine Schulter schreien, ließ es dann aber doch bleiben, weil ich Angst hatte, dass mich jemand hören könnte. „Willst du zurück aufs Schiff gehen?“ Ich nickte langsam, weil ich nach wie vor nicht klar denken konnte. Ich schien in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem es keinen Ausweg gab. Sabo nahm meine Hand und wir machten uns auf den Weg zurück zum Schiff. Wir gingen an einem Jungen vorbei, der gerade mit seiner Mutter Einkäufe nach Hause trug. Dieser sagte zu seiner Mutter: „Schau mal, Mama, sind du und Papa früher auch so durch die Stadt gegangen?“ Ich starrte dem Jungen nach, sodass dieser verängstigt wegsah. Hielt er uns für ein Pärchen? Da merkte ich, dass Sabo den Griff um meine Hand etwas verstärkte. Hatte er es auch gehört? Ich konnte jetzt keine Gedanken an den Mann neben mir verschwenden. Ich musste mir überlegen, wie ich mein weiteres Leben führen konnte, wenn die halbe Welt nur meinen Kopf rollen sehen wollte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Alle Menschen um mich herum waren in Gefahr und bei dem Gedanken von Sabo getrennt zu werden, fuhr ein Stich durch mein Herz. Doch genau das geschah in diesem Moment. Ich wurde unsanft zur Seite gerissen und gleich darauf fühlte ich ein Schwert an meiner Kehle. „Die Nummer zwei der Revolutionäre? Da hast du dir ja einen starken Beschützer gesucht. Aber ich hoffe, er kennt deinen wahren Charakter. Alleine schon, wenn ich daran denke, dass du mit einem Tenryuubito geschlafen hast, wird mir schlecht. Du lebst doch sicher nur noch, weil du das mit ihm auch gemacht hast. Du treibst ein ganz übles Spiel, meine Kleine. Doch, wenn ich es mir recht überlege, warte ich noch, bis ich dich töte. Ich will schließlich auch meinen Spaß haben“, flüsterte mir mein Angreifer ins Ohr und ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sie kullerten über meine Wangen, aber nicht wegen seiner Worte – nein – Sabos verzweifelter und zugleich fragender Blick zerriss mein Herz. „Nein! Nein!“, jammerte ich leise, da ich keinen Schrei herausbrachte. „Und du, Revolutionär, haust jetzt sofort ab und verlierst kein Wort darüber, was du hier gesehen hast. Vertrau mir. Sie hat es verdient“, schrie mein Angreifer zu Sabo und entfernte sich immer weiter. Bald konnte ich den Revolutionär nicht mehr sehen und ich war so überfordert mit dieser Situation, dass ich nicht wusste, wie ich mich befreien sollte. Er schleppte mich quer durch die Stadt, bis wir an einer kleinen Hütte ankamen. Dort zerrte er mich in einen dunklen Raum, der nur ein kleines Fenster besaß. Mein Entführer schloss die Tür ab und ich stand alleine in einem Raum, aus dem ich nicht entkommen konnte. Ich war schon wieder gefangen, dabei hatte ich mich vor kurzem noch so frei gefühlt. Als ich meine Lage erkannte, begann ich mich umzusehen. In dem kleinen Raum befand sich nicht viel, außer ein paar Zettel und einem Bleistift. Ich nahm das Schreibmaterial an mich und begann einen Brief zu verfassen. Zuerst wusste ich nicht, ob ich etwas zeichnen oder etwas schreiben sollte. Dann beschloss ich, einen Brief zu verfassen, der alles erklären sollte. Ich schrieb: Lieber Sabo! Es tut mir alles so schrecklich leid. Ich wollte nicht, dass das alles passiert und ich kann mich nicht oft genug dafür entschuldigen. Ich hoffe euch geht es gut und macht euch keine Sorgen. Ich komme schon allein zurecht. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich diese Welt verlasse. Aber ich kann nicht mit einer Lüge sterben. Ich weiß, dass du das, was mein Entführer gesagt hat, gehört hast. Es stimmt sogar, aber nur teilweise. Ich hatte nie die Absicht, in die Kreise der Weltaristokraten einzutreten. Ich wollte einfach nur leben. Du musst verstehen, ich war eine Sklavin, ich musste gehorchen, um zu überleben. Jedes Mal, wenn Jalmack zu mir kam, hatte ich solche Angst. Ich konnte nicht mehr schlafen, nichts essen und irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen, wenn mich irgendwer anfasste. Das musstest leider auch du miterleben. Es tut mir einfach so leid! Du warst der erste Mensch, dem ich vertraute. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, wenn ich bei dir war. Ich war endlich frei und glücklich. Wenn du mich getröstet hast, konnte ich über all die traurigen Ereignisse hinwegsehen. Wenn du mir Geschichten erzählt hast, verlor ich mich in einer anderen Welt und auch wenn du einfach für mich da warst, waren jene Augenblicke mit dir die Schönsten meines Lebens. Ich kann dir dafür gar nicht genug danken. Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber ich habe dich in mein Herz geschlossen. Du warst immer für mich da und ich will es mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es sich für dich angehört haben muss, dass ich dich nur ausnutze. Das war nie meine Absicht. Ich wollte doch einfach nur glücklich werden und nie wieder allein sein. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, dich zu verletzen. Bitte verzeih mir. Ich werde bis zur letzten Sekunde um mein Leben kämpfen, denn jetzt weiß ich, dass ich für jemanden kämpfen konnte. Außerdem möchte ich dir noch so viel erzählen, aber eines steht ganz oben auf meiner Liste. Und zwar: Ich Ich hörte das Schloss knacken, woraufhin ich schnell den Brief signierte, ihn zusammenfaltete und aus dem kleinen Fenster warf. Eine starke Windböe trug ihn davon. Ich stellte mich gegenüber der Tür hin und wartete auf meinen Entführer, der dann auch eintrat. „Was mache ich jetzt mit dir? Ich verstehe irgendwie, dass du dich bei den Revolutionären versteckt hast. Das sind alles sehr starke Leute. Was hast du ihnen denn vorgelogen, damit sie dich aufnehmen? Hast du gesagt, dass du eine arme Sklavin bist und in deine Heimat zurückkehren willst? Und das haben sie dir natürlich abgekauft und dich mit auf ihr Schiff genommen. Nur blöd, dass ich dir zuvorgekommen bin und dich von deinem Plan abgehalten habe, alle umzubringen. Aber lass mich raten: Mit dem Blonden hattest du vorher noch etwas Anderes vor, oder? Dachtest du wirklich, dass die Nummer zwei der Revolutionäre sich mit dir einlässt? Obwohl, hübsch bist du ja eigentlich.“ Ich konnte seine Stimme nicht mehr hören. Die Wut brannte in meinem Bauch. Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten und machte einen Satz nach vorne und wollte ihn einfach nur ins Gesicht schlagen, aber er wich zurück und schlug mir auf die Lippe. Ich schmeckte den eisernen Geschmack von Blut in meinem Mund. Erneut stand ich auf und wappnete mich für einen Kampf. „Du willst wirklich gegen mich antreten?“, fragte mein Kidnapper und zückte sein Schwert. Ich griff an meinen Gürtel, fand dort aber leider weder meinen Fächer, noch mein Schwert. Er griff zuerst an, aber ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen. Ich versuchte, die Luftwirbel zu fixieren, aber es fiel mir sehr schwer, da er nicht aufhörte, mich mit seiner Waffe zu attackieren. Endlich hatte ich einen Wirbel gefunden und wollte nach ihm greifen, als plötzlich ein Dolch in meine Schulter eindrang. Ich zog das kurze Wurfgeschoß aus meiner Haut und hielt es mit beiden Händen fest umklammert. „Ich sagte doch, du hast keine Chance. Schließlich werde ich nicht um sonst Janel, der Kaltblütige genannt.“, rief mein Entführer und lachte danach. Ich versuchte erneut einen Luftpunkt anzuvisieren und schaffte es tatsächlich ihn mit dem Dolch durchzuschneiden. Janel kippte leicht nach vorne und ich stieß das Messer mit voller Wucht auf meinen fallenden Gegner. Dieser rollte sich schnell zur Seite und verpasste mir einen Tritt an die Kehle. Ich rang nach Luft und alles um mich herum begann sich zu drehen, bevor ich unsanft auf dem Boden landete. Janel stand auf und fesselte mich, doch dann schlug er mir noch einmal ins Gesicht. Ich spürte förmlich wie meine Wange anschwoll und mir langsam die Sicht raubte. „Du, Miststück!“, schrie er. Gab es keine Hoffnung mehr für mich? Auf ein Wunder hoffend blickte ich zum Fenster. Mir brannten Tränen in den Augen, als mein Kidnapper auf mich zukam und mein Kinn mit seiner Hand anhob. Ich wollte ihn wegstoßen, doch die Fesseln hinderten mich daran. Er strich über die Wunde, die er mir vor kurzem zugefügt hatte, und sagte „Es wäre doch viel zu schade, wenn man so ein hübsches Mädchen gleich umbringt.“ Dann versuchte er tatsächlich, meine Haare aus dem Gesicht zu streichen. Ich schüttelte den Kopf, bis er an meinen Haaren zog und mich so festhielt. Dann spuckte ich ihm mitten in sein Gesicht. Es war nicht die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen hatte, aber auch nicht die Schlechteste. Er sah mich wütend an und schrie: „Du glaubst also tatsächlich, dass du mich so behandeln kannst? Da hast du dich aber getäuscht, meine Liebe!“ Er nahm einen weiteren Dolch aus seinem Gürtel und begann, mit der Spitze meinen Mund nachzuzeichnen. Ein lautes Geräusch, dass anscheinend von draußen kam, ließ ihn aufhorchen. Er blickte zur Tür meiner Zelle und auch ich starrte auf die nur angelehnte Metalltür. Man hörte leise Schritte und dann stieß jemand die Tür mit einer solchen Wucht auf, dass sie aus den Scharnieren flog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)