Spiegelwelten - Schlangenblut und Löwenherz von Traumfaengero_- ================================================================================ Liebesnacht ----------- Liebesnacht Noch immer lag er da, betrachtete die schwarzen Linien auf dem schmalen Rücken. Es sah wirklich aus, als hätte er schwarze Flügel und mit einem Schmunzeln fuhr er sie langsam nach. Der Blonde lag immer auf dem Bauch, er schlief, als müsste er diese wunderschönen Flügel beschützen. Seine athletischen Arme umklammerten das Kopfkissen und Harry war froh, dass sie zwei hatten. Mit einem Seufzen drehte er sich selbst auf den Rücken und versuchte zu verstehen, was sie hier getan hatten. Wirklich, sie hatten es getan… Noch immer spürte er das leichte Beben in seinem Körper, er lag nackt unter der Decke und der Stoff rieb deutlich auf seiner erhitzten Haut. Nur langsam kühlte er aus und tief atmete er ein. Wie lange stand er nun schon auf seinen besten Freund? Er konnte es gar nicht sagen. Apropos sagen… was würden ihre Eltern davon halten? Mit einem Schlucken drehte er den Kopf zurück zu dem wunderschönen, schlanken Rücken, der hellen, tätowierten Haut. Sein Vater würde sicher Stress machen, seine Mutter war da offener. Ben… na ja, Benjamin wusste es ja schon. Der 15 Jährige würde nur dreckig grinsen und sagen, dass es aber auch endlich Zeit wurde. Mit einem weiteren Ausstoßen der Luft zog er die Augenbrauen zusammen. Lucius und Narzissa würden ausrasten und Dracos Geschwister? Er hatte eine ältere Schwester und vor ihnen kam noch Aris, der älteste der drei Kinder. Vielleicht half es, dass Aris in wenigen Monaten Vater werden würde, dann war der Stammbaum gesichert und auf den Blonden kam nicht allzu viel Schuld. Nachdenklich fragte er sich, ob überhaupt jemand davon erfahren musste, immerhin hatte der 22. Jährige ja schon seit fast drei Jahren eine eigene Wohnung, in der Draco regelmäßig übernachtete. Oder Ron, wenn er sich mit Hermine gestritten hatte… oder vor seiner Familie Zuflucht suchte. Ok, Ron nahm das Sofa, Draco hatte von Anfang an das Bett genutzt. Innerlich war Harry beinahe gestorben, als der blonde Slytherin das erste Mal mit ihm im Bett lag. Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen und am nächsten Morgen fühlte er sich so elend, dass Draco sich über ihn lustig machte. Na ja, der wusste ja nicht, dass Harry schon seit ihrer Schulzeit etwas von ihm wollte. Irgendwie kam er nicht weiter. Mit diesem Gedanken wollte er sich erheben, stützte sich auf die Ellbogen und zog den Kopf hoch. Mit einem leisen Stöhnen schloss er die Augen wieder. Verdammt, das war zu viel! Anscheinend hatte der Alkohol in Verbindung mit der übermäßigen Erregung alles lahmgelegt. Was bitte sollte das werden? Frustriert ließ er sich zurück in das weiche Kissen sinken und lauschte auf den gleichmäßigen Atem des Mannes, den er liebte. Er hatte wirklich Sex mit ihm gehabt. Bei allen verbotenen Flüchen! Sie hatten es wirklich getan! Ach du Scheiße! Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass Draco das vielleicht etwas anders sah. Was würde er machen, wenn es für den Slytherin nur eine einmalige Sache war? Wenn der Kerl nur einfach betrunken Sex gehabt hatte und dabei rein gar nichts für ihn empfand? Mürrisch zog er die Mundwinkel zurück. Das war natürlich denkbar. Nun ja, es gab nicht so direkte Anzeichen, dass der Blonde ihn auch als Partner mochte. Hin und wieder mal Andeutungen, aber die gab es Hermine und Luna gegenüber auch und die waren in festen Beziehungen. Davon einmal abgesehen, dass er ja eher über ihn hergefallen war. Er hatte Draco nicht wirklich die Wahl gelassen. Gut, es kam auch kein Nein! Jetzt wo er so darüber nachdachte… wenn dein bester Freund in betrunkenem Zustand deinen Gürtel öffnet und dir ganz offensichtlich einen blasen will, sollte dann nicht mehr als ein „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist!“ kommen? Davon abgesehen, dass die Gegenwehr in einmal wegdrücken bestand und dann rekelte sich der Kerl beinahe wollüstig im Bett. Verdammt! Allein bei der Erinnerung an dieses innbrünstige Stöhnen spürte er sein Blut zurück in die untere Abteilung wandern! Ok, fasste er das noch einmal zusammen. Er und Draco waren seit er denken konnte befreundet. Erst eher als Feinde, als Rivalen und dann als wirklich gute Freunde. Nach dem Schulabschluss war es Draco, der den Kontakt aufrecht erhielt und anscheinend seine innigsten Geheimnisse mit Harry teilte. Seit er seine kleine Wohnung hatte und bei seinen Eltern ausgezogen war, pennte der Slytherin regelmäßig hier und von Anfang an nicht auf dem Sofa! Was… wenn der Kerl doch etwas von ihm wollte? Was… wenn Draco es darauf angelegt hatte? Er war es doch, der heute Abend die Flasche Whisky mitgebracht hatte und er wusste, dass Harry nichts davon vertrug! Wenn dass alles ein perfider Plan war? Es würde auf jeden Fall zu dem Malfoy passen. Und wenn er sich irrte? Wenn er sich hier nur etwas zusammen reimte und morgen zwang in Draco dazu, über all das zu schweigen? Wenn er so tun müsste, als wäre das alles nie passiert? Wenn er… müde ließ er den Gedanken offen. Was brachte es ihm schon? Es war genauso sinnlos, wie einen Schnatz zu suchen. Der Schnatz zeigte sich, wenn er es wollte und dann konnte man ihn nur noch jagen. Mehr als schlafen konnte er jetzt nicht und das war schon schwer genug. Wie sollten sein aufgekratzter Geist und sein glühender Körper Ruhe finden? Und vor allem, da er die Gegenwart des anderen wie ein Feuer auf seiner Haut spürte? Das war wirklich nicht fair! Wieso konnte der Idiot schlafen und er nicht? Warum durfte er so engelsgleich da liegen und er musste sich den Kopf zerbrechen? Warum war er so… „Weil mir klar ist, dass du auf mich stehst und ich müde bin?“ Erschrocken hielt Harry den Atem an und lauschte. Kam da noch etwas? Der Atem Dracos ging noch immer ruhig und doch war er sich sicher, diese Stimme gehört zu haben. Plötzlich bewegten sich die Stoffe neben ihm, der schlanke Körper drehte sich. „Du hast nicht mitbekommen, dass du laut gedacht hast oder?“ Ein Schmunzeln lag in der Stimme und eine warme Hand berührte seinen Bauch. Panikartig schoss das Blut aus den Lenden in die Wangen und sein Denken setzte aus. „Hm, interessant, dass du mir so einen arglistigen Plan unterstellst.“ Murmelte diese weiche Stimme an seinem Ohr und wieder musste Harry schlucken. Er wollte etwas entgegnen, sagen, dass es nur seine eigenen Gedanken waren, aber er konnte nicht. Seine Kehle war zu trocken, schmerzte und nun auch sein Unterleib. Da, wo sich eben noch so viel Blut befunden hatte, spürte er nun ein schmerzhaftes Pochen. Vorsichtig drehte er den Kopf zur Seite und starrte in die grauen, wunderschönen Augen. Er hatte die Vorhänge nicht zugezogen und so schien der sichelförmige Mond in das Zimmer. Ein Lächeln, das war gut! Entschied er zumindest für sich. Da schlossen sich die grauen Augen wieder und der schlanke, athletische Körper schmiegte sich sanft an ihn. „Du hast Recht. Ich habe extra den Whisky mitgebracht. Ich wusste, dass du bereit dafür bist, aber ich nicht. Also musste ich mich austricksen.“ „Was?“ Kam nun von Harry und er war so überrascht, dass er den Kopf und den Oberkörper in die Höhe riss. Nicht ohne einen dumpfen Schwindel, dennoch fixierte er nach einem kurzen Schließen der Augen das helle Gesicht wieder. „Hast du das gerade wirklich gesagt?“ Erstaunt blickte er auf den jungen Mann zurück, der so wie er in seiner Ausbildung in wenigen Monaten die Abschlussprüfung bestehen musste. „Was genau?“ Schmunzelte der Blonde und blickte mit der Unschuld einer Katze zu ihm auf. „Dass du auf mich stehst oder ich auf dich?“ Doch Anstelle einer Antwort öffneten sich die vollen Lippen nur und kein Ton kam über sie. „Beides!“ Entschied sich dann der Schwarzhaarige und klappte den Mund wieder zu. „Doch ja, das habe ich!“ Sie sahen sich einen Moment lag an und dann kam eine gänzlich andere Bitte von dem Blonden. „Komm, jetzt leg dich endlich wieder hin, ich will schlafen! Ich werde Morgen sicher einen schrecklichen Kater haben und ich bin müde!“ Überrascht und unfähig zu einer anderen Reaktion nickte Harry und ließ sich zurück sinken. Kaum lag er wieder, wurde er näher an den jungen Mann herangezogen und spürte die Hitze des fremden Körpers. Noch immer war er nicht so richtig müde, sein Körper war aufgedreht und nun auch sein Geist. Was sollte er denken? Ja, genau das war die richtige Frage. Er hatte unendlich viele Gedanken erwartet, aber da kam nichts! „Ich vermute, dass du seit Mitte des siebten Schuljahres auf mich stehst, bei mir hat es deutlich länger gedauert.“ Brummte Draco neben ihm und verwundert zog der Schwarzhaarige die Augenbrauen zusammen. Was sollte er davon halten? Noch immer kam kein Gedanke und er fühlte sich geistig leer. Nur das Feuer in seiner Seele erfüllte ihn und machte deutlich, dass kein Schlaf kommen würde. Irgendwie schien er noch auf etwas zu warten, wusste aber nicht auf was. Erst als er die Worte hörte, begriff er die überwältigende Zufriedenheit, die ihn endlich in einen ausgeglichenen Zustand versetzte. Nach dem Bestehen ihrer Abschlussprüfung hatte sich Draco die beiden Flügel auf den Rücken tätowieren lassen und als sein bester Freund fragte, wann er sie endlich fertig stellen lassen würde, hatte dieser nur entgegnet, dass es durchsichtige Flügel wären. Wie das Geheimnis, dass er tief in seiner Seele trug. Ein Geheimnis, dass Harry nun kannte, denn leise raunte der Blonde. „Ich liebe dich, Harry James Potter!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)