Unfassbarer Rotschopf von LiraJacobs (... ein Kind von vielen (?)) ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen an den Anfang ------------------------------------- „Helen, kommst Du? Ich bin fertig mit meiner Arbeit.“ „Ja Mami! Ich komme!“ Das kleine rothaarige Mädchen lief aufgeregt zur Hand der Mutter und klammerte sich regelrecht daran. Die Mutter war etwas irritiert davon und fragte deswegen nach: „Ist alles in Ordnung, Schatz?“ „Mh... ja schon...“, antwortete Helen nach einer Weile. „Aber?“, wollte die Mutter wissen, denn sie merkte eindeutig, das ihr Kind irgendetwas bedrückte oder etwas wollte. „Ich hätte gerne noch etwas am Meer gesessen.“, kam es dann mit einem breiten Grinsen aus Helens Mund und sie schaute hinauf zu ihrer Mutter, welche erst etwas erstaunt wirkte, dann aber lächelte. Die beiden gingen schließlich zu ihrer kleinen Wohnung, denn mehr konnten sie sich nicht leisten. Sie war spärlich eingerichtet, mit dem nötigsten. Jedoch beschwerte sich keiner der beiden darüber. Es reichte ihnen einen trockenen Platz zum schlafen zu haben und jeden Tag eine warme Mahlzeit. So vergingen die Jahre und das kleine rothaarige Kind wurde 12 Jahre alt und durfte von seiner Mutter aus jetzt ebenfalls ein wenig Geld dazu verdienen. Helen fing an bei einem kleinen Blumenladen zu arbeiten, dessen Besitzer ein netter alter Mann war. Leider war seine Frau bereits verstorben und Kinder hatte das Ehepaar nicht gehabt, weswegen er Helen wie seine eigene Tochter oder eben Enkelkind, empfand. „Ich möchte mit Deiner Mutter reden, wenn sie Dich gleich abholt.“, meinte Mr. Haya ernst, was Helen etwas Sorge bereitete. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ „Nein, nein, ich möchte nur etwas mit ihr besprechen, nichts Schlimmes, Du darfst sogar dabei bleiben.“ „Wirklich?“ „Aber nur, wenn Du jetzt noch die Kleingeräte wieder weg räumst.“ „Natürlich!“ Schließlich ertönte die kleine Glocke, welche anzeigte, dass jemand den Laden betrat. Es war Helens Mutter Shirley, welche ihre Tochter abholen wollte. „Shirley, gut das Sie da sind, können Sie bitte das Schild umdrehen, ich möchte mit ihnen reden.“ „Natürlich Mr. Haya, was gibt es denn?“ Helen, Shirley und Mr. Haya gingen dann nach hinten in den Laden, wo man sich setzen konnte. „Nun, Shirley, Sie wissen, das meine Frau und ich keine Kinder hatten und ihre kleine Tochter finde ich äußerst entzückend. Zudem sind Sie eine wunderschöne junge Frau...“ „Nein.“ Unterbrach Shirley plötzlich, was nicht nur Helen überraschte, sondern auch den Ladenbesitzer. „Wie? Was? Ich habe doch noch gar nichts...“ Helens Mutter war für einen Moment recht ernst geworden, was sich aber eine Sekunde später wieder änderte. Sie lächelte ihrem Gegenüber entgegen und verkündete dann: „Ihre Worte schmeicheln mir und ich finde Sie – als Person - sehr nett. Meine Tochter kann Sie ebenfalls gut leiden, aber ich bin der Auffassung, das ich keinen Mann und mein Kind keinen Vater benötigt. Außerdem finde ich den Altersunterschied zwischen uns beiden dann doch ein wenig zu hoch.“, je länger sie hatte geredet um so verlegender wurde sie, aber nicht nur Shirley, sondern auch Mr. Haya, der dann die Arme in die Luft riss und abwehrende Bewegungen von sich gab. „Nicht doch, nicht doch, darauf wollte ich doch gar nicht hinaus! Ich wollte Ihnen doch nur sagen, das ich Ihnen beiden meinen Laden vermachen möchte, wenn es denn soweit ist.“ „Eh?!“, Beide weiblichen Personen waren auf einmal fassungslos, wobei Shirley plötzlich aufsprang und sich mehrmals verbeugte. „Es tut mir Leid, Mr. Haya, wir kennen uns jetzt schon so lange und dann so etwas. Es tut mir wirklich Leid, Verzeihen Sie mir bitte dieses Missverständnis.“, entschuldigte sich die junge Frau immer und immer wieder, wobei die Verlegenheit einfach nicht aus der Luft hinaus gehen wollte. Die weiteren Worte minderten dies nicht wirklich, aber zumindest fand man dann ein Ende des Gespräches. Mutter und Tochter gingen hinaus und schwiegen sich erst einmal an. „Warum hast Du so komisch reagiert, Mama?“, fragte Helen plötzlich. „Was meinst Du?“ „Ich meine, weil Du sagtest, ich bräuchte keinen Vater...“ Shirley schwieg daraufhin und ging einfach weiter, ohne darauf zu achten, dass ihre Tochter stehen geblieben war und verwundert ihrer Mutter hinterher starrte. Helen wusste mit dieser Geste nichts anzufangen, aber es sollte wohl heißen, dass ihre Mutter nicht darüber reden wollte, oder? Aber das Mädchen war noch ein halbes Kind und somit wollte sie es nicht dabei belassen und wiederholte die Frage: „Mama? Was meintest Du damit, dass ich keinen Vater bräuchte?“ Würde Shirley diesmal antworten? Ja, sie tat es: „Nun, immer mal wieder kamen Männer die mich mochten und wollten mit mir eine Beziehung haben. Sie haben immer als Begründung mit an gegeben, das Du einen Vater bräuchtest, aber ich finde, wir haben das auch ganz gut alles alleine hinbekommen, nicht wahr? Außerdem bist Du jetzt schon groß und verdienst sogar selbst etwas Geld, wozu brauchen wir dann einen Mann im Haus?“, erklärte Shirley lächelnd und Helen ließ sich von diesen Worten einnehmen. Sie nickte verstehend und die beiden gingen Heim. Zu Hause angekommen konnte das Mädchen allerdings dann doch nicht locker lassen. Sie wollte unbedingt mehr über ihren Vater wissen, denn wenn das Thema schon einmal angeschnitten wurde, war es doch eigentlich der perfekte Zeitpunkt dafür. „Wie sah mein Papa eigentlich aus und wie hieß er? Irgendwie weiß das keiner in der Stadt und Du redest auch nie über ihn. Wart ihr eigentlich verheiratet?“ Doch diesmal seufzte Shirley schwer auf und gab ihrer Tochter einen entschuldigenden Blick. Es war nicht das erste Mal, das Helen etwas über ihren Vater wissen wollte und es würde wohl auch nicht das letzte Mal sein, das Shirley ihr Kind vertrösten würde. „Ein anderes Mal, ja? Ich bin müde.“, redete sich die gelernte Floristin einfach mal so raus. Es kam in letzter häufiger vor, dass sich Shirley früh schlafen legen musste. Helen machte sich ein wenig Sorgen, aber ihre Mutter tat es einfach als Schlafstörung ab. Diese Müdigkeit blieb allerdings über Jahre hinweg bestehen und Shirley verlor auch stark an Gewicht. Die allein erziehende Mutter wurde immer schwächer und schwächer bis Helen endlich einen Arzt fand, der bereit war die Mutter zu untersuchen. Allerdings konnte der Doktor nur ein sehr teures Medikament verschreiben. „Keine Sorge Mama, ich schaffe das schon.“, hatte sie mit ihren zu diesem Zeitpunkt bereits 15 Jahren erklärt und fing zu ihrem Job im Blumenladen, den sie nun fast alleine führte, eine zweite Beschäftigung an. Sie lehrte anderen das Lesen und Schreiben, so wie sie es von ihrer eigenen Mutter hatte gelernt. Trotz allem war das Geld immer wieder knapp bemessen. Mutter und Tochter stritten sich sogar ab und an, da Shirley Helen keine Last sein wollte. Sogar die Medizin hatte sie gedroht zu verweigern, brachte es allerdings dann nicht übers Herz, da Helen sehr überzeugend sein konnte. Shirley war von der Zuneigung zutiefst gerührt und gab es schließlich auf ihrer Tochter zu widersprechen. Abermals vergingen die Jahre, bis Helen 17 wurde und in der Welt in der sie lebte nun als volljährig galt. Daraufhin vermachte Mr. Haya der jungen Frau, welche immer noch eher wie ein halbes Kind aussah, offiziell den Blumenladen. Trotzdem blieb der alte Mann ständig in seinem nun ehemaligen Laden. Schon allein um der kleinen Familie, welche nur aus Mutter und Tochter bestand, beizustehen. „Mr. Haya? Können Sie übernehmen und dann später meiner Mutter die Medizin bringen?“, fragte Helen und packte ein paar Blumentöpfe um, wischte sich die Hände an der Schürze ab und öffnete den Knoten um sie auszuziehen. „Gibst Du wieder jemandem Unterricht?“, fragte der alte nette Mann und legte seine Zeitung weg. „Ja, diesmal ist es aber eine Familie aus dem wohlhabenden Viertel, sie haben anscheinend keine Lust jemand männlichen einzustellen und haben von mir gehört.“, meinte Helen ganz stolz und stellte die Medizin für die Mutter auf den Tresen. „Gut, viel Glück, Helen und keine Sorge ich kümmere mich um Shirley, ihr seid ja so was wie Familie geworden.“, lächelte Mr. Haya und Helen tat es ihm gleich. Dann verließ das Mädchen den Laden und machte sich auf zur Nachhilfestunde. Aus einer geplanten Stunde wurden mehrere, welche allerdings bereitwillig bezahlt wurden, so dass es Helen nicht wirklich etwas ausmachte länger zu bleiben. Schließlich kam sie zu Hause an, als die Sonne bereits unterging. „Hallo Mama, Mr. Haya, ich bin wieder da...“, rief sie in die kleine Wohnung hinein und zog sich die Schuhe aus. Sie wurde von dem alten Mann direkt mit einer Umarmung empfangen, die der jungen Frau unangenehm war. „Also bitte, Mr. Haya, unser Altersunterschied ist nun wirklich vieeel zu groß.“, scherzte das Mädchen zur Auflockerung, doch stattdessen wurde alles ein wenig intensiver. „Es tut mir Leid.“ „Uhm?“ „Es tut mir so Leid...“ Helen bemerkte, wie Mr. Haya anfing zu schluchzen, was irgendwie gruselig für die junge Frau wirkte. „Was ist denn los?“, wollte sie wissen. „...Deine Mutter... es tut mir Leid, sie ist … sie ist verstorben.“, wie aus dem Nichts schaffte es Helen, den alten Mann von sich loszueisen und starrte ihn an. Sein Blick und die Tränen in seinen Augen sagten deutlich wie wahr seine Worte waren und trotzdem schüttelte die Rothaarige ihren Kopf. „Nein.“, sie rannte in das Zimmer ihrer Mutter. „Nein...“, und umarmte den Körper, welcher in dem Bett lag, sich nicht rührte und doch aussah, als würde Shirley nur schlafen. „Nein!“, Helen kamen unweigerlich die Tränen und sie weinte, wollte das nicht wahrhaben, flehte und bettelte darum, dass ihre Mutter die Augen aufmachen sollte, aber natürlich geschah es nicht. Der alte Mann, welcher wie ein Teil der Familie war, konnte Helen nicht beruhigen und musste schließlich einsehen, das es das beste war, das Mädchen einfach in Ruhe zu lassen. Also ging er aus dem Raum, schloss die Türe und setzte sich wieder an den kleinen Tisch in der kleinen Stube. Lange war das Weinen der Tochter zu hören, doch irgendwann schien sie sich beruhigt zu haben, wahrscheinlich war sie eingeschlafen. Also stand Mr. Haya auf und ging nachschauen. Er behielt recht, nahm eine Decke und legte diese über das Mädchen. Er würde den morgigen Tag nicht in den Laden gehen, aus Respekt und als Hilfe für Shirley und vor allem für Helen. Mr Haya war über Nacht auf dem Stuhl eingeschlafen und wurde dann wach, als die Türe zu Shirleys Zimmer anfing zu knarren. Er schaute sofort zu dem Geräusch und sah in das verweinte Gesicht von Helen. „Deine Mutter hat mir etwas für Dich gegeben.“, meinte er und überreichte der Rothaarigen einen Umschlag, den Helen wortlos entgegen nahm und damit wieder in den Raum zurückkehrte aus dem sie gekommen war. Der Alte seufzte und fing an heißes Wasser aufzusetzen um einen Tee zu machen. Zur Gleichen Zeit musste sich die Junge Frau zusammen reißen ihre Tränen zurück zu halten und öffnete den Brief, welchen ihre Mutter hinterlassen hatte. Liebe Helen, Ich habe schon seit einiger Zeit gemerkt, wie meine Kraft schwindet und das Leben meinen Körper verlässt. Deswegen will ich Dir endlich ein paar Fragen bezüglich Deinem Vater beantworten, welche sich in den ganzen Jahren angesammelt haben: Dein Vater ist ein mächtiger Pirat der Weltmeere, weswegen man es besser nicht jedem auf die Nase bindet. Wir waren nur eine kurze Zeit zusammen und nicht verheiratet. Du hast sehr viel von mir bekommen, aber jedes Mal, wenn Dein Blick hinaus aufs Meer ging, sah ich den Teil, den er Dir hinterlassen hat. Sein Name ist 'der rote Shanks'. Ich kenne Dich. Deine Neugierde ist groß nun diesen Mann kennen zu lernen. Es wird Dich vor ran treiben, weswegen es wohl sinnlos ist Dich darum zu bitten auf der Insel, in dieser Stadt zu bleiben um ein friedlichen Leben zu führen. Du könntest einen Mann kennen lernen und selbst Kinder haben. Aber ich möchte und ich kann Dich nicht anketten. Aus diesem Grund bleibt mir nur zu sagen: Viel Glück und bitte pass gut auf Dich auf, mein Schatz. Ich liebe Dich. Deine Dich liebende Mutter Helen hatte erwartet, das sie so etwas irgendwann in den Händen hielt. Allerdings waren es weniger Zeilen, als gehofft. Doch an der zittrigen Handschrift ihrer Mutter konnte sie erkennen, das es erst vor kurzem geschrieben wurde. Vielleicht vor ein paar Wochen oder Tagen. Somit konnte man Shirley keinen Vorwurf machen, allerdings tat Helen dies auch nicht, sondern packte den Zettel wieder in den Umschlag, ging hinaus aus dem Zimmer und zum Ofen. Schweigend zündete sie das Papier an und ließ es verbrennen. So lange hatte ihre Mutter geschwiegen über den Vater von Helen, das jetzt nicht der Zeitpunkt sein sollte, dass es irgendjemand zufällig erfuhr. Shanks. Der rote Shanks. Einer der vier Kaiser der Neuen Welt. Im Prinzip war diese sogenannte Neue Welt gar nicht soweit weg, sondern lag genau zwischen dem North Blue und dem West Blue. Also trennte nur das Calm Belt das Meer in dem Helen lebte und das Meer in dem Shanks lebte. Ihre Mutter hatte wahre Worte geschrieben. Die Rothaarige wollte unbedingt diesen Mann kennen lernen, wissen wer und wie er war. Was hatte sie von ihm alles geerbt bekommen und erinnerte er sich vielleicht an Shirley? Wie er wohl reagieren würde, wenn plötzlich seine Tochter vor ihm steht. Das Shanks Pirat war interessierte Helen gerade weniger, denn zu diesem Thema war sie seit jeher eher neutral eingestellt, wahrscheinlich, weil Shirley immer wieder versucht hat diese Thematik zu unterbinden. Jedoch wusste Helen über die grobe Einteilung der Mächte auf dieser Welt. „Helen, ist alles in Ordnung?“, kam es plötzlich von der Seite. Die junge Frau schreckte auf und sah in das Gesicht des alten Mr. Haya. „ja, sicher.“, bekam dieser nur knapp als Antwort und Helen bekam nur teilweise mit, das sie gefragt wurde, ob sie gerne einen Tee haben wollte. Gedanken verloren lehnte sie ab und fing an in der kleinen Wohnung herum zu wuseln. Sie packte eine Tasche mit ein paar Schreibutensilien, ein paar Büchern und sogar ein paar Samen aus dem Blumenladen. Dann schulterte sie ihre Tasche und stand vor der Haustüre. „Mr. Haya? Könnten Sie sich bitte um alles kümmern. Ich werde eine Zeit lang weg sein.“, aber ohne auf eine Antwort zu warten verließ sie das Haus, rannte durch die Straßen und Gassen hinunter zum Hafen. Sie ließ einen verdutzten alten Mann einfach stehen, welcher erst einmal gar nicht wusste, wie ihm geschah. Er war zum Fenster gegangen, hatte es aufgerissen und Helen hinterher gerufen, wann sie wieder käme, doch auch darauf hatte er keine Antwort erhalten, also seufzte er. Er sollte sich um alles kümmern, nun gut, was blieb ihm auch anderes übrig? Aber er tat es gern, sah er Shirley und Helen doch als Familie an. Nur hoffte er inständig Helen würde es sich anders überlegen und vielleicht sogar am Abend wieder kehren. Sie rannte zum Hafen mit festen Absichten, aber dann kamen ihr Zweifel. Sie wurde langsamer und schlussendlich ging sie nur noch, statt zu rennen. War es wirklich richtig was sie tat? Warum hatte sie ein schlechtes Gewissen? Würde sie es bereuen? Wenn sie nun ging, gab es ein zurück? All die Fragen waren dann verschwunden kaum, das Helen das Meer erblickte. Das Wasser war heute ruhig und die Möwen ächzten laut. Das Funkeln vom Sonnenlicht entfernten jeden Zweifel und Helen fing an zu strahlen. Nun könnte sie aufs Meer fahren. „Ich werde Papa von Dir erzählen. Er soll sich an Dich erinnern.“, flüsterte die Rothaarige. „Schließlich lebt man in den Erinnerungen seiner Liebsten weiter, nicht wahr? So hast Du es mir beigebracht.“, fügte Helen noch hinzu und schaute nicht mehr zurück, als sie sich durch fragte, ob irgendein Handelsschiff sie mitnehmen könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)