Nur du allein entscheidest von Chastity ================================================================================ Kapitel 3: Das Problem mit der Freiheit --------------------------------------- - Yahiko schaltete den Fernseher an, vergessen war der Neuzugang in dieser doch ziemlich gemischten Truppe. - Den ersten Tag hatte Chastity beinahe unversehrt überstanden. Nun lag sie endlich nach einem langen, anstrengenden Tag im Bett, starrte auf das kleine, helle Sofa, beobachtete den sich immer wieder leicht anhebenden Körper der darauf lag und ließ noch einmal die letzten paar Stunden Revue passieren. Eine halbe Stunde saßen sie noch vor dem Fernseher, ehe Yahiko Wortlos aufstand, Chastity am Arm packte und mit sich zog. Draußen angekommen erklärte er ihr, das er ihr nun ohne Madara das Grundstück zeigen würde, sie ihm im Gegenzug jedoch weitere Fragen beantworten müsste. Etwas hilflos trotte die weiß-schwarz Haarige dem Leader der Akatsuki hinterher, wog dabei ihre Möglichkeiten ab. Sie wusste, wenn ihm ihre Antworten nicht gefielen, würde er sie wieder verletzen, oder gar noch schlimmer, er würde sie Hidan zum Fraß vorwerfen. Doch würde sie auf der anderen Seite Yahiko die gewünschten Informationen geben, so würde Cold ihr das Leben zur Hölle machen. Doch konnte sie ihren eigenen Leader überhaupt einfach hintergehen? Er war zwar ein riesengroßes Arschloch, jedoch hatte er auch seine guten Seiten. Freilich kamen sie fast nie zum Vorschein, doch sie wusste, das diese irgendwo tief in ihm schlummerten. Ohne Cold würde sie noch immer auf der Straße leben, ohne Familie. Vielleicht würde sie ohne ihn sogar schon Maden und Würmern unter der Erde zerfressen werden. Abrupt blieb Yahiko stehen, hätte Chastity nicht solch gute Reflexe, wäre sie wohl in ihn rein gerannt. „Das Haus da hinten ist ein Diner. Also wenn du keine Lust hast zu kochen, dann bist du dort genau richtig.“ Dabei zeigte er auf ein schneeweißes Haus, welches vor einem kleinen, durch Menschenhand angelegten Wald stand. Ohne auf eine Antwort zu warten ging er weiter, würdigte sie keines Blickes. „Wieso bist du bei den Ravens?“ Chastity stutzte kurz. Warum wollte der orange Haarige grade das von ihr wissen? War es eigentlich nicht vollkommen egal, welche Beweggründe sie dafür hatte? Jedoch entschied sie sich dafür ihrem Begleiter die Wahrheit zu sagen. „Als ich zehn Jahre alt war, hatten meine Eltern und ich einen schweren Autounfall. Meine Eltern haben nicht überlebt. So wurde ich ein Jahr lang von einer Familie zur anderen geschickt. Es war immer das gleiche, ich wäre nicht umgänglich, sie würden mich nicht gebändigt bekommen. Irgendwann hatte ich einfach die Fresse voll. Bevor sie mich in eine neue Familie stecken konnten bin ich abgehauen, lebte dann ein halbes Jahr auf der Straße. Eines Tages tauchte dann Cold auf und versprach mir ein besseres Leben, ohne groß darüber nachzudenken bin ich mit ihm mitgegangen. Seit diesem Tag bin ich halt ne Raven.“ Yahiko nickte kurz, dachte über ihre Worte nach. Sie war einfach so hineingeschliddert, hatte eigentlich gar keine andere Wahl als in dieser Gang zu bleiben. Er kannte Cold von Erzählungen her sehr gut, dieser tat nie etwas ohne Grund. Wieso nur hatte er sich damals ein kleines Hilfloses Mädchen in die Bande geholt? Was sah er in ihr? Kurz und unauffällig sah er zu Chastity, musterte sie erneut. Sie war hübsch, schien auch nicht allzu dumm zu sein, doch das konnte der Leader von den Ravens damals noch nicht gesehen haben. Er holte einmal Luft ehe er seine nächste Frage stellte, er musste unbedingt mehr von ihr, von Cold und von den Ravens erfahren. „Welchen Rang hast du?“ Nun war es an ihr stehen zu bleiben. Entgeistert starrte sie ihn an. Konnte sie ihm die Wahrheit sagen? Nein, das würde ihr nur noch mehr Probleme bereiten. Sie kam sich hier auf diesem Internat eh schon wie eine Zielscheibe für Akatsuki vor, also entschied sie sich für eine kleine Notlüge. „Ich bin ein normaler Member im äußeren Kreis, also nichts besonderes.“ Chastity hoffte wirklich, das er ihr dieses Mal einfach glaubte, doch wie sie befürchtet hatte, durchschaute Yahiko sie sofort. Schlagartig drehte er sich um und vergrub erneut seine Faust in ihren ohnehin schon demolierten Magen. Er packte sie schnell am Oberarm, sodass sie nicht weg sacken konnte. Langsam beugte er sich zu ihr vor, bis er an ihrem Ohr inne hielt. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht weiter belügen. Es ist mehr als unwahrscheinlich, das Cold einem aus dem äußeren Kreis so einen wichtigen Auftrag wie den von gestern überträgt. Also noch mal. Welcher Rang?“ Sein flüstern hinterließ eine unangenehme Gänsehaut auf ihrem Körper. Sofort spürte sie, das er nicht noch eine Lüge duldete. Jedoch konnte sie ihm unter keinen Umständen ihren Rang verraten, selbst, wenn sie damit jetzt mit ihrem Leben zahlen musste. Noch einmal atmete sie ein. „Ich bin Treasury im inneren Kreis. Den Auftrag hab ich nur bekommen, weil kein anderer grade bereit stand. Mich hatte es selber gewundert das er mir soviel zutraut.“ Chastity versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen und anscheinend war ihre Mühe nicht vergebens. Yahiko drehte sich ohne ein weiteres Wort wieder um und ging weiter. Ein paar Minuten vergingen, in denen keiner von beiden irgendetwas sagte. Chastity überlegte, wie sie weitere Fragen, die von ihm kommen könnten, am geschicktesten, ohne das er es wirklich merkte ausweichen könnte. Wobei Yahiko darüber nach dachte, was er mit der Raven, die hinter ihm her stiefelte machen sollte. Es war klar, das er sie weiterhin ausfragen würde, doch was sollte er danach mit ihr machen. Einfach gehen lassen konnte er sie nicht mehr. Sie lebte mit ihnen zusammen, was hieß, sie würde wohl oder über ab und an mitbekommen was Akatsuki tat und vielleicht in naher Zukunft tun würde. Also musste sie wohl oder übel bleiben, doch welchen Zweck sollte sie erfüllen? Es gab mehrere Möglichkeiten. Die erste war, er behielt sie als persönliches Spielzeug, nahm sie sich wann immer er Lust auf sie hatte, tat mit ihr was er wollte. Zweitens, sie endete als Spielzeug für gesamt Akatsuki, jedoch war er sich sicher, das Hidan sie irgendwann in den Selbstmord treiben würde. Drittens bestand die Möglichkeit, das er sie in die Geschäfte verwickelte. Als Hure zum Beispiel könnte sie sicher Hilfreich sein, wer würde sich nicht wünschen eine Nacht mit ihr und ihrem Angelface zu verbringen. Vielleicht fand er aber noch mehr über sie raus, so konnte er sie auch woanders einsetzen, vielleicht war sie wirklich zu schade um ihren Körper zu verkaufen, wer weiß was die Freier mit ihrem Gesicht anstellen würden. Es kam schon öfter vor, das irgendein Kunde den Mädchen das Gesicht aus Eifersucht zerstörten, dieses Schicksal gönnte er keiner von ihnen, schließlich waren sie eine seiner Einnahmequellen. Und ein geschundenes Mädchen mehr bedeutete Automatisch ein Kunde weniger, da man diesen einige Zeit später tot auf irgendeiner Seitenstraße wieder fand. Erneut blieb er stehen, zeigte auf ein weiteres Gebäude, welches etwas versteckt vor einer Mauer stand. „Das ist die Bar des Internats, in der wir am Wochenende meist anzutreffen sind. Da du jetzt bei uns wohnst, wirst du dich mit uns dort aufhalten, nicht das du sonst noch auf dumme Ideen kommst.“ Kurz schüttelte Chastity den Kopf. „Was? Nein, das geht nicht. Ich bin am Wochenende nie hier.“ Yahiko drehte sich zu der jungen Frau, sah sie von oben herab an. „Und ob du hier sein wirst. Du glaubst doch nicht wirklich, das wir dich nur einmal zu Cold fahren lassen werden? Wenn er was will, kann er seinen Arsch hierher bewegen und selbst dann wirst du von irgendjemanden beobachtet. Wir können nicht zulassen, das du ihm irgendwelche Informationen über uns gibst.“ Seufzend kapitulierte sie. Es war wahrscheinlich besser, das sie ihren Leader in der nächsten Zeit nicht sah, sicher hätte sie sich wieder über seine Entscheidungen aufgeregt und somit erneut Prügel kassiert. Darauf konnte sie vorerst gut verzichten, sicher hatte sie hier doch noch mehr als genug Schmerzen, so wie sie sich kannte. „Na wenn du jetzt schon nicht mehr ohne mich kannst, dann will ich mal nicht so sein.“ Mit einem schiefen grinsen auf den Lippen und zügigen Schritten ging sie an ihm vorbei. Er wollte sie nicht mehr gehen lassen? Bitte, er sollte sehen was er davon hatte. Nicht umsonst hielt es schon damals niemand lange mit ihr aus und den Grund dafür würde er zu spüren bekommen. Yahiko blieb noch kurz stehen, sah der weiß-schwarz Haarigen nach. Hatte sie wirklich grade ihm gegenüber eine Sarkastische Anmerkung gemacht? Wenn es etwas gab, das er mindestens genauso hasste wie Lügen, dann war es Sarkasmus. Der orange Haarige schüttelte den Kopf, fasste sich dabei an die Stirn. Mit der kleinen würden sie noch viel Arbeit haben, doch jeder ließ sich irgendwann brechen und das würde er auch bei ihr schaffen. Er würde ihr ihr großes Mundwerk nehmen, würde sie zähmen und sie somit zur Gehorsamkeit zwingen. Wieder in dem Akatsuki – Gebäude angekommen, ging Chastity sofort auf ihr Zimmer. Der Rundgang dauerte länger als sie erwartet hatte, die Uhr zeigte mittlerweile schon 19 Uhr an. Dabei gab es auf dem Grundstück eigentlich nicht viel zu sehen. Nur das Diner, die Bar, ein Sportplatz, einen kleinen, süßen Park und relativ viel Wald. Es war also nichts besonderes und denn noch mochte sie diesen Ort sofort, natürlich wäre es besser gewesen, wenn keiner der Akatsuki‘s hier gewesen wäre, jedoch konnte man leider nicht alles im Leben haben. Nachdenklich sah sie zu ihrem Handy. Zwölf Anrufe in Abwesenheit und acht neue Nachrichten. Das Telefon hatte sie vorhin aus versehen in ihrem Zimmer liegen lassen, als sie dieses mit Madara verließ. Als sie es mitbekam dachte sie sich, das es heute eh nicht mehr klingeln würde. Elf der Anrufe waren von Cold, nur einer war von einer Freundin aus der Gang. Chastity hatte sie damals kurz nach ihrem Eintritt kennengelernt und verstand sich sofort mit ihr, sie war so etwas wie eine große Schwester geworden. Auch eine Nachricht war von ihr. »Hey alles ok süße? Habe dich heute noch nicht gesehen. Meld dich bitte.« Ihr Leader hatte also niemanden von seinem Plan, Akatsuki ausspionieren zu lassen erzählt. Sie überlegte was sie zurückschreiben konnte, ohne das sie irgendetwas verriet. »Hey Babe. Klar alles in Ordnung, kennst mich doch. Bin seit heute auf einem Internat, da ich meine alte Schule wie du weißt ja zur Hälfte abgefackelt habe. Mich wollte aus irgendeinem Grund keine Schule mehr im Umkreis, so bin ich jetzt 150 Kilometer von euch entfernt. Komme euch aber so schnell es geht besuchen.« Zufrieden mit sich selbst schickte sie die Nachricht ab. Nun war es an der Zeit sich bei Cold zurück zu melden. Schnell wählte sie seine Nummer und drückte dann auf den grünen Hörer. Chastity musste nicht lange warten ehe ihr Leader abnahm. Er klang schon bei der Begrüßung nicht begeistert. >Angel. Wieso rufst du erst jetzt zurück?< Kurz seufzte sie. >Hi Cold, danke der Nachfrage, ich bin gut im Konoha – Internat angekommen und habe den ersten Tag prima überstanden.< Sie hörte wie er die Luft einzog. Sicher konnte man in diesem Moment eine seiner Wutadern auf der Stirn sehen. >Hast du sie schon gesehen? Wenn ja, hast du schon was erreicht?< Sie musste über die erste Frage lachen. >Es ist im Moment schwer sie nicht zu sehen. Das einzige was ich erreicht habe sind tierische Magenschmerzen. Kann ich dir nur empfehlen, ist ein echt tolles Gefühl und sieht auch irgendwann echt gut auf der Haut aus, die ganzen Farben und so.< Chastity hielt inne, sah kurz zur Tür. Im Rahmen dieser stand ihr ‘sympathischer‘ Begleiter von vorhin. Seiner Mimik her zu urteilen, war er noch schlechter gelaunt als den gesamten Tag schon über. >Ähm… Tut mir leid Phira, ich muss Schluss machen, hab grad unerwarteten Besuch bekommen. Wir hören uns morgen oder so, dann erzähl ich dir ein bisschen mehr über, ähm, den neuen Tattooshop.< Kaum hatte sie aufgelegt, lag sie auch schon auf ihrem Bett. Ein brennender Schmerz breitete sich auf ihrer rechten Wange aus. Er hatte so kräftig zugeschlagen, das sie den Boden unter den Füßen verlor und auf ihren Schlafplatz flog. Kaum hatte sie den ersten Schock hinter sich gebracht, wurde sie unsanft auf den Rücken gedreht und im nächsten Moment wurde ihr die Luft abgeschnürt. Leicht panisch griff sie nach den Unterarmen des orange Haarigen, versuchte ihn so von ihrem Hals zu lösen. Mit einem fiesen grinsen und absoluten Wahnsinn in den Augen beugte er sich etwas vor. „Wenn du das nächste Mal deinen Leader anrufst, sagst du mir vorher Bescheid, ansonsten hast du nie wieder die Gelegenheit mit irgendjemanden zu telefonieren. Ist das klar?“ Leicht nickte die junge Frau soweit sie es konnte. „Dir ist bewusst, das du dir grade selber das letzte bisschen Freiheit genommen hast, was du noch hattest? Du wirst keine Minute mehr alleine sein. Nicht hier in deinem Zimmer, nicht im Bad oder sonst wo. Immer wird irgendjemand da sein der ein Auge auf dich wirft. Solltest du nur noch eine Dummheit begehen, wirst du es bitter bereuen.“ Der Druck an ihrer Kehle ließ langsam nach. Erst nach und nach drangen die Worte, die er grade gesprochen hatte, zu ihr durch. Fast schon Schmerzhaft schluckte sie den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte runter. War das grade sein Ernst gewesen? Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen verließ er das Zimmer, nur um kurz darauf mit Bettwäsche in den Armen wieder zu kommen. Unachtsam schmiss er es auf das kleine, helle Sofa. „Wenn du dich umziehen willst sag Bescheid, ich dreh mich dann solange um.“ Chastity seufzte noch ein letztes Mal auf, ehe sie ihren Blick von dem schlafenden Körper riss und sich zu der Fensterseite drehte, ehe sie ihre Augen schloss und langsam ins Land der Träume glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)