Missys Kopfkissenbuch von Tamy-kitsune (Die wechselvoll leidenschaftliche Beziehung zwischen Master und Doctor) ================================================================================ Kapitel 2: Zerbrochen und doch ... ---------------------------------- Für uns beide folgten recht einsame und vor allem traurige Jahre an der Akademie. Denn auch wenn du mit niemandem über den Vorfall sprachst und selbst deinem väterlichen Freund Borusa vermutlich nur eine Lüge oder gerade einmal Halbwahrheiten aufgetischt hast, damit er dich umgehend aus dem Wohnheim nahm und woanders unterbrachte, so gingst du mir doch von nun an bewusst aus dem Weg. Du suchtest dir, wenn du konntest andere Kurse und zogst in einen Bereich der Zitadelle, der weit entfernt war, so dass ich dich nur dann zu sehen bekam, wenn wir einmal ein gemeinsames Seminar hatten. Als meine Sehnsucht nach dir und deiner Nähe endlich über meinen Stolz gesiegt hatte, versuchte ich insgesamt noch dreimal mit dir zu reden, aber … Beim ersten Mal, am Ende eines Seminars, hast du mich erst gar nicht ausreden lassen, bist einfach in die andere Richtung davon gelaufen und in der Menge verschwunden, die zum Essenssaal wollte. Beim zweiten Versuch habe ich es zwar geschafft, dir den Fluchtweg zu versperren, so dass du meine Entschuldigung zumindest zur Kenntnis nahmst. Doch die Reaktion war nicht so, wie ich mir erhofft hatte: Du hast mich nur ausdruckslos angestarrt, aber mehr nicht. Stattdessen hast du es lieber ausgenutzt, dass in diesem Moment Kardinal Borusa mit einem unserer Lehrer um die Ecke kam, und dich an mir vorbei gedrängt, damit du sie ansprechen und mit deinen Fragen belästigen konntest, dich aber nicht mehr mit mir abgeben musstet. Bei dritten Mal habe ich mich dann endgültig vor dir erniedrigt und dich fast schon auf Knien angefleht, mir zu verzeihen, habe schließlich sogar die Hände ausgestreckt und versucht dich festzuhalten. Aber du hast meinen Griff energisch abgeschüttelt und „Nein, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben“ gesagt. Als ich in meiner Verzweiflung nicht aufhören wollte, dich anzubetteln, hast du wieder angefangen zu lachen … Diesmal bin ich mit hochrotem Kopf weg gelaufen, hätte mich vor Scham über diesen Augenblick der Schwäche, am liebsten in die tiefsten Höhlen Gallifreys verkrochen, um niemals wieder aus denen aufzutauchen. Aber so dachte ich glücklicherweise nicht lange, denn schon nach kurzer Zeit erfasste mich kalter Zorn über dein Verhalten! Das würde ich nicht auf mir sitzen lassen! Niemand schlug meine Worte mit einem solchen Verhalten aus, ohne die Konsequenzen dafür zu tragen! Niemand, nicht einmal mein bester Freund – oder den, den ich dafür gehalten hatte! Ich hatte dir genug Chancen gegeben – jetzt wolltest du ja nicht anders, dass aus unserer Zuneigung bittere Feindschaft werden würde. In der ersten Wut malte ich mir genüsslich aus, wie ich dich dafür büßen lassen wollte, stellte mir vor, dich in einem unbeobachteten Moment in die Einöde zu entführen und dort bis zum bitteren Ende zu quälen, dich zu foltern, mit aller Gewalt zu brechen, indem ich dir wieder und wieder die Würde zu nehmen, als sei ich ein wilder Barbar aus einer niederen Rasse. Aber dann kehrte mein Verstand und natürlich auch mein Stolz zurück. Eines hatte ich schließlich von dir gelernt: Ein Timelord besaß schließlich andere Möglichkeiten als einfach nur rohe Gewalt anzuwenden! Ich setzte deshalb meinen Kopf und meine Zunge ein, um dir so oft sich die Gelegenheit dazu ergab, Steine in den Weg zu legen oder dich auf jede erdenkliche Weise vor Lehrern und Kommilitonen schlecht zu machen, ohne dabei mein Gesicht zu verlieren oder mich selbst in die Schusslinie zu bringen. Vermutlich hast du es allein Kardinal Borusa zu verdanken, dass du an der Akademie bleiben durftest, vor allem als ich mich an das alte Gerücht über deine nicht ganz reinrassige Abstammung erinnerte und beschloss, es einfach gegen dich zu verwenden. Ich erzählte es nämlich bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit - natürlich ganz „im Vertrauen“ - dem guten Runcible, dem größten Plappermaul unseres Jahrgangs, wohl wissend, dass sich der Klatsch schnell verbreiten und bei den richtigen Leuten Gehör finden würde, die dann ohne Umschweife eine entsprechende Untersuchung anleierten. Denn wenn konservative Timelords eines ausmacht, dann ist es nicht nur die Verachtung gegenüber den „niederen Rassen“, sondern auch die Abscheu gegen die Früchte der Affären von Angehörigen unseres Volkes mit diesen. Wurden sie gewahr, dass sich ein Gallifreyaner mit einem Menschen oder sogar einer anderen Spezies eingelassen hatte, wurden Eltern und Kinder eingesammelt und in die Wildnis verbannt, um dort ein jämmerliches Leben voller Gefahren und der Sicherheit eines frühen Todes zu führen. Einen solchen Mischling jetzt sogar in die Geheimnisse der Timelords eingeweiht zu wissen … hätte nicht nur zu einem üblen Skandal in den Reihen der Akademie geführt, sondern vermutlich auch noch zu viel dramatischeren Maßnahmen, die mir damals nicht in dem Ausmaß bewusst waren. Und mir damals auch egal, weil ich dir einfach nur weh tun wollte. Nachdem die ganze Sache aber überraschend schnell im Sande verlief und nicht einmal der Ansatz einer Anhörung publik wurde, kam ich wieder zur Vernunft. Ich musste verärgert feststellen, dass ich wohl kaum gegen jemand so Mächtigem wie dem Oberhaupt unseres Kapitels mit meinen Intrigen ankommen würde, ohne mir selbst zu schaden. Solange Kardinal Borusa also seine Hand über dich hielt, hörte ich auf, gegen dich zu sticheln und ließ dich links liegen, um meine Energie nicht länger unnötig in sinnlosen Racheplänen zu verschwenden. Lieber stürzte ich mich von nun an intensiv in das Studium und holte den von mir vernachlässigten Stoff auf, kümmerte mich jetzt mehr darum, die letzten Jahre auf der Akademie so schnell und so gut wie möglich hinter mich zu bringen. Zusammen mit der guten Ushas, die sich später als „Die Rani“ einen ähnlich berüchtigten Namen machen würde, wie ich als „Master“, schloss ich als Jahrgangsbester ab und wurde schon bald auf eine Tardis versetzt. Ich durfte als junger Erkunder unter der Führung anderer, viel erfahrenerer Timelords meine ersten Schritte im All machen. Wir flogen Patrouillen durch Raum und Zeit, beobachteten das Wachsen und Vergehen von Zivilisationen, griffen allerdings nur dann ein, wenn es uns vom Hohen Rat genehmigt wurde oder eine direkte Order erging. Anfangs war das durchaus spannend, weil alles neu war … Aber schon nach einer relativ kurzen Zeit kehrte für mich langweilige Routine ein, merkte ich doch, wie festgefahren die meisten anderen Timelords um mich herum dachten und wie unflexibel sie auf unerwartete Situationen und Gegenspieler reagierten, sich bei all zu großen Schwierigkeiten lieber erst einmal in sinnlose Diskussionen verstrickten, als sofort und konkret zu handeln. Mehr als einmal bekam ich einen Tadel, weil ihnen meine Vorschläge zu radikal und skrupellos erschienen – obwohl sie die Probleme viel konsequenter und endgültiger gelöst hätten. Dich hatte ich derweil doch ziemlich aus den Augen verloren. Erst als ich mir die Zeit dafür nahm, fand ich durch die frei abrufbaren Informationen aus den Archiven heraus, dass du inzwischen – wenn auch mehr schlecht als recht - deinen Abschluss gemacht und keine besonderen Empfehlungen für einen der bedeutenderen Arbeitsbereiche bekommen hattest. Mäßige Absolventen der Akademie, solche wie du also, wurden – weil man nicht wusste, wohin mit ihnen – in die Verwaltung, Die Archive, die Schulen für die einfachen Gallifreyaner oder in die Mühlräder unseres Rechtssystems gesteckt und mit noch langweiligerer Arbeit als der meinen betraut. Zwar garantierte dir das durch die Möglichkeit zur Regeneration ein sehr langes Leben, das gut ein mehrere Jahrtausende währen konnte … aber wofür war das gut, wenn dich letztendlich nur Langeweile durch die Eintönigkeit der Routine erwartete? Ich dachte mir zwar mit Genugtuung „Geschieht dir recht!“ aber mein Triumph über deine Niederlage wurde geschmälert, als ich feststellen musste, dass du inzwischen neben Borusa und dem alten verrückten Chronotis, der gerade dabei war nach einem gut elf Millennia währenden Leben in den Ruhestand zu gehen, doch einen großen Kreis an Freunden gefunden hattest – und schließlich sogar eine Partnerin … Auch wenn ich es mir nicht recht eingestehen wollte, gab mir doch genau diese Nachricht einen tiefen Stich ins Herz. Es ärgerte mich, dass nun eine andere Person deine weichen Lippen küssen durfte, deine helle Haut streicheln, zärtliche Worte in dein Ohr flüstern, und deine intimsten Stellen erkunden konnte, um deine Leidenschaft zu entfachen und sich mit dir zu vereinen … Das konnte auch nicht durch die Gewissheit gemildert werden, dass du auf deinem Weg durchs Leben niemals die Sterne sehen und durch die Zeit reisen würdest, sondern immer hier in der Zitadelle gefangen sein würdest … Oh ja, ich erinnerte mich noch sehr gut an das Leuchten in den Augen, wenn wir gemeinsam die Meteoritenschauer und den funkelnden Sternenhimmel über Gallifrey beobachtet haben. Du warst genau so wie ich von dem Verlangen erfüllt unsere Welt zu verlassen und die Wunder des Universums zu schauen … deshalb war ich mir ganz sicher, dass das irgendwann wieder hervorbrechen würde, selbst wenn du jetzt mit deiner Familie und deiner Stellung ganz zufrieden schienst. Hoffentlich würdest du erst zu spät erkennen, dass du dich selbst in einen Käfig aus festen Regeln und starrer Hierarchie eingesperrt hast … und dann an dieser bitteren Erkenntnis elendig verrecken oder freiwillig den Tod suchen! Ich beschloss dann aber, dich erst einmal wieder zu vergessen und kanalisierte meine Wut in mehr Ehrgeiz, hielt von nun an still, was meine eigenen Ideen anging und erinnerte mich an mein unwiderstehliches Charisma. Indem ich die richtigen Leute manipulierte, sammelte ich so schon bald eine Auszeichnung nach der anderen. Früher als viele andere meines Jahrgangs erhielt ich meine eigene Tardis und durfte endlich alleine los ziehen. Nun nicht mehr der Aufsicht anderer Timelords unterworfen, reiste ich als Kundschafter hemmungslos durch Raum und Zeit, genoss endlich meine absolute Freiheit! Sicher, ich hatte geschworen, die Regeln Rassilons zu achten und das Zeitgefüge nicht zu stören, nur zu beobachten und nicht einzugreifen oder wenn es nötig war, die Entscheidung des Rates abzuwarten … aber wer scherte sich auf Gallifrey wirklich darum, wenn ich da einen Hinweis gab, da eine Erfindung voran trieb, um ganze Zivilisationen zu manipulieren und herauszufinden, wohin sie das brachte? Ich kostete vom süßen Wein der Macht, als mich einige der Barbaren als Gott zu verehren begannen, entdeckte nach und nach meine ganz eigene Fähigkeit, nämlich meinem Gegenüber meinen Willen aufzuzwingen. Es war so einfach meinen Geist über den Schwächerer zu werfen, denn von den niederen Rassen konnten mir nur wenige etwas entgegen setzen. Und wenn ich auf jemanden traf, der mir widerstand … nun mit Schwund muss man eben rechnen. Aber nichts davon stellte mich wirklich auf Dauer zufrieden, denn keine meiner Manipulationen hatte lange Bestand. Das Gewebe der Zeit … oder wer auch immer brachte den Verlauf der Geschichte wieder in Ordnung, ehe sich die Veränderungen wirklich wie eine Flutwelle ausweiten konnte. Und mit kleinen Erfolgen wollte ich mich nicht zufrieden geben. Nicht einmal die Tatsache, dass auch ein tödlicher Fehler für mich bittere Konsequenzen hatte, brachte mich zur Besinnung, denn ich würde ja auf jeden Fall weiterleben, indem ich einfach in eine neue Gestalt regenerierte, die noch stärker noch gerissener war, aber nichts von dem Wissen und der Erfahrung der Vorgänger verloren hatte. Ach, wie dumm ich doch damals war! Meine ersten Leben verschwendete ich oft genug für absolute Nichtigkeiten und als mir bewusst wurde, was ich mit selbst angetan hatte, war es schon zu spät … fast alles verloren. Ich hatte gerade mein zwölftes Leben begonnen, als ich noch einmal nach Gallifrey zurückkehrte, um die Spuren meiner letzten Taten aus der Matrix zu löschen … hätten sie mich doch endgültig in den Augen des Rates zu einem Schwerverbrecher gemacht und eine Hetzjagd auf mich ausgelöst. Noch wollte ich nämlich nicht in einem Atemzug mit Morbius oder Salyavin genannt werden. Das wollte ich damals um jeden Preis vermeiden, denn meine Freiheit war mir noch wichtiger als zweifelhafter Ruhm. Damals freundete ich mit Goth an, einem jungen, aufstrebenden und ein paar Jahrzehnte jüngeren Mitglied des prydonischen Kapitels, in dem ich so etwas wie einen Seelenbruder – wenn auch nicht vergleichbar mit dir - fand, denn er schätzte wie ich Macht und Kontrolle über andere, wollte hoch hinaus, etwas was ich gerne unterstützte, zumal ich mir diesen Weg inzwischen selbst verbaut hatte. Er wurde zu meinem geheimen Verbündeten auf Gallifrey, nachdem ich in seinem erstaunlich nachgiebigen Geist dafür gesorgt hatte, dass er mich nicht verriet! Diesmal lachte ich wirklich laut auf, als ich beim Stöbern in der Matrix entdeckte, dass du … der liebenswürdige, in Ehren gealterte Wissenschaftler und Lehrer, der sich inzwischen „Doktor“ getauft, inzwischen selbst für ordentlichen Wirbel gesorgt hatte. Oh, ja - nach all den Jahren, in denen du eine völlig unbedeutendes und vermutlich auch entsetzlich langweiliges Leben in der Hauptstadt geführt hast, hätte ich dir DAS nun wirklich nicht mehr zugetraut! Da warst du doch tatsächlich eines schönen Tages einfach hingegangen und hattest zusammen mit einer deiner Enkeltöchter, die gerade erst die Grundausbildung an der Akademie hinter sich gebracht und noch nicht einmal für ein Kapitel entschieden hatte, eine längst für den Museumsbereich ausgemusterte alte Tardis-40 stibitzt, und dich auf Nimmerwiedersehen – und vor allem ohne die Genehmigung des Hohen Rates! - davongestohlen. Das muss wirklich ein grandioser Schock für die konservativen Kardinäle und anderen Würdenträger unseres Volkes gewesen sein, denn vermutlich hatten sie geglaubt, dich gezähmt und zurechtgestutzt zu haben. Aber weit gefehlt! Du hattest es ihnen mit dieser kleinen Rebellion wirklich gezeigt! Diese Tat machte dich allerdings auch wieder sehr interessant für mich, bewies sie mir doch, dass die Hoffnung noch nicht ganz verloren war ... Ach Theta … Theta … solltest du auf die alten Tage deines noch immer ersten Lebens etwa die Flamme wieder in dir entfacht haben, die ich so sehr in dir geliebt habe? Erneut zu dem von unendlich vielen Träumen erfüllten Jungen geworden sein, der nichts anderes tun wollte, als auf den Zeitströmen zu reiten, wie die Kundschafter und Forscher alter Zeit? Mich freute, dass du endlich den Mut aufgebracht hast, die steifen Roben von dir zu werfen und alles zu riskieren, was du dir bisher an Sicherheit und Ehren aufgebaut hattest, nur um endlich die Wunder des Universums mit eigenen Augen anzuschauen, nur weil du es vermutlich müde warst, dich allein auf die Projektionen der Matrix und die Erfahrungen anderer zu verlassen? Leider amüsierte ich mich nicht all zu lange über diese Information, denn da wühlte immer noch etwas in mir, was mir ganz und gar nicht gefiel. Es handelte sich dabei nicht nur um die vermaledeiten Trommeln, die ich bisher erfolgreich verdrängt hatte, sondern auch um Fragen, auf die ich einfach keine Antworten fand: Bei düsteren Schatten des Vortex, warum wolltest du mir immer noch nicht aus dem Sinn gehen, obwohl unsere Freundschaft doch nun schon so lange zerbrochen war, vermutlich sogar unrettbar zerstört? Weshalb quälte ich mich immer noch damit herum, in der Matrix nach Einträgen über dich zu suchen und mehr über die Beweggründe herauszufinden, die dich dazu veranlassten mit deinem alten Leben zu brechen? Wieso redete ich mir ein, dass das alles doch nur Neugier war, obwohl ganz andere Gefühle in mir aufstiegen, die ich nicht wahr haben wollte? Die unerklärliche Sehnsucht und Neugier wurden nun zu einer Triebfeder, die meinem Dasein überraschend neuen Schwung gaben. Denn ich hatte jetzt etwas, was mich noch mehr reizte, als nur mit dem Schicksal niederer Rassen herum zu zu spielen. Damit würde ich mich auch später noch genug beschäftigen können, denn als Timelord lief mir ja nun keine Entwicklung auf einem dieser unbedeutenden Planeten wirklich weg. So setzte ich die Sensoren meiner Tardis ein, um deine in Raum und Zeit zu finden. Das war nicht gerade schwer, denn gerade die alte 40ger Baureihe war dafür bekannt, in so ziemlich allem völlig unausgereift zu sein, was das Reisen auf dem Zeitstrom nicht nur mehr als unsicher und gefährlich machte, sondern auch deutliche Spuren hinterließ. Nur ein geschickter und ebenso trickreicher Techniker wurde einer solchen Tardis auf Dauer Herr, durfte nicht müde werden, defekte Schaltkreise zu ersetzen oder zu umgehen, wenn sie im ungünstigsten Augenblick zusammenbrachen. Aber nicht nur wegen der schnellen Materialermüdung hatte man den Typ 40 frühzeitig aus dem Verkehr gezogen. Ich kannte genug Berichte aus der Matrix, die davon sprachen , dass die Tardisse dieser Generation ein viel zu starkes Bewusstsein hatten, einen eigenen Willen, der so manchen Timelord in der Vergangenheit zur Verzweiflung getrieben hatte … mal sehen ob das auch bei dir der Fall sein würde. Und dann konnte ich ja bereit stehen, um dich zu retten! Meine Vermutungen bestätigte sich schnell, auch wenn du dich mehr schlecht als recht mit der Tardis herumschlugst, so hat dich das doch niemals entmutigt. Du warst tatsächlich wieder wie der kleine Junge, der mir mit die Abenteuer Rassilons und Omegas mit großen Augen angehört und nachgespielt hast, der sich den Grundsatz: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ zu eigen gemacht hatte. Deine Enkelin diente als Vorwand, um selbst neugierig durch die Medusa-Kaskade zu streifen, die singenden Nebel der Trebeyn-Verwerfung zu beobachten, die Vortisaurier zu studieren oder am Mahlstrom im Inneren einer jungen Galaxie entlang zu schrammen. Du und nicht sie war begierig darauf, der Geburt eines noch jungen Sterns beizuwohnen und den Tod einer anderen zu beobachten, die in einer funkelnden Supernova verging. Und du schienst es nach dem ersten Schrecken immer gelassener zu nehmen, wenn die von dir oder der Kleinen eingegebenen Koordinaten von der Tardis nicht ganz eingehalten wurden oder eine Landung holpriger ausfiel als gedacht. Für jemanden, der den Umgang einer Tardis nun eher mühsam aus dem Handbuch erlernte, weil er während seiner Studienzeit frühzeitig wegen zu schlechter Leistungen aus den entsprechenden Kursen geworfen worden war, schlugst du dich in meinen Augen ohnehin erstaunlich gut. Auch wenn jeder andere deine „improvisiert-intuitive“ Flugweise vermutlich immer noch „katastrophal chaotisch“ genannt hätte. Allerdings staunte ich ebenfalls nicht schlecht … als du mit einem Mal das fröhliche und unbeschwerte Vagabundenleben aufzugeben schienst, um mehr Zeit auf einem einzigen Planeten zu verbringen. Die Tardis wurde kurzerhand auf einem verlassenen Schrottplatz abgestellt, wo ihr ohnehin schon defekter Chamäleon-Schaltkreis bei der ungeschickten Landung endgültig durchbrannte, nur um deiner Enkeltochter zu erlauben, die Menschen der Erde aus erster Hand zu studieren – in dem sie einfach wieder zur Schule ging und sich dafür „Susan Foreman“ nannte. Die Bewohner des blauen Planeten am Rande der Milchstraße schienen dich schon damals irgendwie zu faszinieren und begeistern. Ich amüsierte mich allerdings auch über deine unbeholfenen ersten Schritte unter den Menschen, deine kläglichen Versuche, dich mit ihnen gut zu stellen – aber dann doch nicht verleugnen konntest, was du eigentlich bist – Angehöriger einer weit überlegenen Rasse. Gelegentlich kam auch wieder der naive und aufrichtige Junge zum Vorschein, der Zweideutigkeiten einfach nicht verstand oder in allem und jedem nur das Gute sehen wollte. Aber die Erfahrungen mit den so unterschiedlichen und widersprüchlich handelnden Erdlingen kitzelte nach und nach deinen Dickkopf hervor, was mich mit stiller Freude erfüllte, denn du hast gerade in dieser Zeit immer mehr die verstaubte und eingetrocknete Kruste abgeschüttelt, die du dir zuvor angeschafft hattest. Wie damals in den ersten Jahren an der Akademie fingst du an, gewisse Regeln für dich neu auszulegen und damit den Ärger, den du ohnehin schon hattest noch größer werden zu lassen: Denn hatte Rassilon nicht eigentlich verboten, keine fremden Intelligenzen mit an Bord zu nehmen, es sei denn zu Forschungszwecken? Ich fand es jedenfalls interessant und äußerst erheiternd, dass du die Menschen, die unerlaubt in dein Schiff eindrangen, nicht sofort in einen abgeschirmten Bereich der Tardis eingesperrt hast, sondern ihnen sogar erlaubtest, dir munter auf dem Kopf herumzutanzen und dir Vorschriften zu machen! Allerdings muss ich sagen, Ian Chesterton oder Barbara Wright hätten mir nicht lange widersprochen oder gar wagen sollen, mich zu maßregeln wie ein Kind. DAS wäre ihnen sicherlich nicht gut bekommen … Dennoch kann ich heute zugeben, dass ich in meinem schwachen Stunden eifersüchtig auf die beiden und die Menschen, die ihnen nachfolgten, war. Vicky, Stephen, Dodo oder wie sie noch alle hießen, gewannen nach und nach mal mehr, mal weniger stark deine Zuneigung, ganz besonders die jungen Mädchen, in denen du vielleicht deine Enkeltochter gesehen und die Schuld kompensiert hast, „Susan“ in einem Anflug von Wahn, Sentimentalität - oder was weiß ich auch immer - auf einer von Krieg zerstörten Welt zurückgelassen zu haben. Ich wäre gerne an der Stelle der Erdlinge gewesen, um endlich das Eis um dein Herz schmelzen zu lassen, mir deine Vergebung zu … aber lassen wir das, diese Anflüge von Selbstmitleid hatte ich seltener als du denkst. Mein Stolz verbot mir jedenfalls, jetzt schon auf dich zuzugehen, denn noch einmal würde ich nicht vor die auf die Knie fallen und dich anflehen, sondern wollte einen anderen, viel würdigeren Weg finden, um dich für mich zu gewinnen, wenn ich schon nicht von dir lassen konnte. Ich hatte ja genug Zeit … Zeit und ein weiteres Leben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)