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Das Böse im Reich der Elfen

Viridis
von

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Prolog

„Tom…Tom….Hilf…mir…“

Diese Stimme, sie ruft nach mir. Nur von wo? Ich sah mich um. Nebel, nichts als Nebel. Ich versuchte ein paar Schritte zu laufen, bis ich bemerkte, dass ich überhaupt keinen Boden spürte. Ich blickte hinab. Ich schwebte. Unter mir sah ich Wasser, ich musste nur wenige Zentimeter über ihn schweben. Ich stieß mit der Fußspitze auf die Wasseroberfläche beim Versuch zu Laufen. Kleine Wellen bildeten sich und wurden schnell immer breiter, bis ich sie nicht mehr erkennen konnte. Nun lichtete sich der Nebel langsam und ich begann langsam meine Umgebung erkennen. Es schien, als würde ich über einen See schweben, am Rand des Sees war nur verschwommenes Grün zu sehen. Obwohl der Nebel sich weiter auflöste blieb das Ufer weiterhin unklar.

Ich bemerkte eine Bewegung im Augenwinkel und drehte mich um. Was hier gar nicht so einfach war. Mitten im See stand ein Baum, seine weit ausladenden, hängenden Äste mit den hellgrünen Blättern verdeckten fast den gesamten Stamm. Er schien riesig. Die Baumkrone verschwand in den schneeweißen Wolken über mir. Seine dicken Wurzeln verschwanden tief im Wasser. Nur hie und da waren sie unter Wasser zu erkennen.

„Tom…“

Wieder rief sie meinen Namen, es kam von dem Baum. Hinter seinen Blättern bewegte sich etwas und ich konnte ein schwaches Leuchten ausmachen. Ich versuchte langsam näher zu gehen, es war, als würde ich auf weichem Sand laufen. Als ich nach den Ästen greifen wollte um sie beiseite zu schieben, kam plötzlich ein starker Wind auf und gab mir den Blick auf den Stamm des Baumes frei.

Dort stand eine Frau, nein, eine Elfe. Ihr schlanker Körper wurde von einem zarten Kleid bedeckt, es leuchtete wie die Sonne an einem warmen Sommertag und wiegte leicht im Wind. Hie und da schimmerte es in einem zarten hellen Grün. Die Spitzen des Kleides strichen sanft über die Wasseroberfläche und verursachten kleine Wellen. Um ihre Taille trug sie einen breiten Gürtel mit rankenförmigen Verzierungen. Ihr langes blondes Haar lag glatt und leuchtend über ihren Schultern und reichte ihr bis zur Hüfte. Einige vorwitzige kürzere Strähnen strichen ihr zart über das Gesicht und Dekolleté. Lange spitze Ohren schauten unter ihrem Haar hervor und gingen in einem leichten Bogen nach hinten weg. Ihre mandelförmigen grünen Augen sahen mich ängstlich an. Die zarten roten Lippen formten wieder meinen Namen. Es war kaum mehr ein Flüstern. Ich wollte zu ihr gelangen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Etwas schien mich fest zu halten. Plötzlich wurde der See unruhig und er schien hinter der Elfe in Flammen auf zu gehen. Etwas trat aus diesen Flammen hervor, solch ein Wesen hatte ich noch nie zuvor gesehen. Es war groß, breitschultrig und auf der roten Haut sprangen kleine Flammen umher. Ein schwarzer rauchender Mantel bedeckte seinen Körper. Die Augen schwarz wie die Nacht und mit einem grimmigen hasserfüllten Ausdruck. Auf dem kahlen Kopf thronten zwei riesige schwarze Hörner die schraubenförmig nach oben zeigten. Es griff nach der Elfe, ich wollte sie warnen, doch bekam ich keinen Laut hervor. Er packte die Elfe und zog sie mit sich in die Flammen. Sie schrie kurz auf und versuchte sich zu wehren. Dabei blickte er mich grimmig an.

„Hör auf sie zu suchen. Bleib in deiner eigenen Welt. Dort gehörst du hin.“

Mit diesen Worten verschwanden er und die, sich weiterhin wehrende Elfe in den Flammen. Noch immer konnte ich weder sprechen noch mich bewegen.

Nun breiteten sich die Flammen aus. Der Baum begann lichterloh zu brennen. Sie tanzten über den See auf mich zu. Ich wollte wegrennen, konnte es jedoch nicht. Kurz bevor die Flammen mich erreichten brach der See unter mir auf und ich fiel in die Tiefe…

Ein weiterer Traum

Ich riss die Augen auf und sah die Decke meines Schlafzimmers. Die Lichter eines vorbeifahrenden Autos drangen matt durch die runtergezogene dunkelblaue Jalousie am Fenster und erhellten kurz den Raum. Ein Traum, es war nur ein Traum gewesen. Ging es mir durch den Kopf. Ich atmete tief durch, mein ganzer Körper war von kaltem Schweiß bedeckt, meine Decke lag neben dem Bett auf dem Boden. Mit der rechten Hand wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und anschließend meine, schon wieder viel zu langen Haare, nach hinten. Ich sah auf die roten leuchtenden Zahlen an der Decke schräg über mir, die von meinem Wecker kamen. 5:20 Uhr, noch viel zu früh. Aber wieder einschlafen würde ich sicherlich auch nicht. Ich seufzte und setzte mich langsam auf. Durch das halb geöffnete Fenster wehte ein kühler Wind an der Jalousie vorbei und in mein Schlafzimmer. Er strich langsam über meine nackte verschwitzte Haut, da ich nur in Boxershorts schlief und ließ mich frösteln. Schnell schmiss ich die Decke auf mein Bett, stand auf und lief ins Bad. Dort schaltete ich das Licht ein und wurde von der hellen Deckenlampe geblendet. Aus dem Schlafzimmer kam man direkt in einen schmalen Flur, davon ging links eine Tür in mein kleines Fensterloses Badezimmer, dahinter links in eine kleine Küche und rechts in ein Wohnzimmer. Die dunklen Dielen des alten Fußbodens knarrten bei jedem Schritt. Eine heiße Dusche ist nun genau das richtige, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Noch immer tanzten die Bilder meines Traumes vor meinem inneren Auge. Das ängstliche Gesicht der Elfe ging mir nicht mehr aus dem Kopf und dieses Wesen hinter ihr. Ich fragte mich, was das war. Es ähnelte sehr dem Teufel aus den Filmen im Fernsehen. War es etwa Luzifer persönlich? Oder ein Dämon? Nachdem ich mich langsam an das Licht gewöhnt hatte betrat ich das Bad. Ich stieg in die Dusche und drehte den Wasserhahn auf und ein Schwall kaltes Wasser ließ mich fluchen. Nur langsam wurde das Wasser wärmer, in diesen alten Häusern gab es nur Durchlauferhitzer und sie brauchten ewig um das Wasser zu erwärmen. Unter dem nun warmen Wasser begann ich mich langsam zu entspannen. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und ließ Wasser darauf laufen.
 

Mein Name ist Tom Kayrah. Ich bin Anfang dreißig und eigentlich ein ganz normaler Typ. Ich habe braune Haare, die mir ständig im Gesicht hängen, blaue Augen und bin mit meinen knapp 1,80m nicht gerade der Größte. Doch wirke ich mit meinen breiten Schultern meist recht bullig. Ich habe einen Job in einem Berliner IT Fachgeschäft und repariere meistens einfach nur im Hinterzimmer Computer. Meine Freizeit verbringe ich gern an meinem eigenen und Spiele verschiedene Rollenspiele. Also nichts Besonderes, mal abgesehen von diesen verwirrenden Träumen. Sie verfolgen mich nun schon seit Wochen fast jede Nacht. Zu Beginn waren sie noch recht unspektakulär und ich hielt sie für Nachwirkungen meiner Spiele. Ich sah mich nie selbst, nur verschiedene Szenen von Landschaften eines fremden Landes, Städte wie aus dem Mittelalter und verschiedene Wesen wie Elfen, Engel, Zwerge und dergleichen, aber auch Menschen. Heute war ich das erste Mal selbst präsent. Sie haben mich angesehen und mit mir gesprochen.
 

So langsam schienen die Bilder des Traumes zu verblassen und ich drehte das Wasser ab. Der Wasserdampf waberte langsam durch das kleine Bad und der kleine quadratische Lüfter an der Decke ratterte laut vor sich hin. Nach dem Abtrocknen öffnete ich die Tür, um den Dampf ein wenig raus zu lassen. Ich fand den Lüfter schon immer witzhaft. Wie kann sollte so ein kleines Ding das ganze Bad durchlüften? Dann stellte ich mich vor dem beschlagenen Spiegel und rieb mit dem Handtuch kurz über das Glas. Nun bedachte ich mein Gesicht kurz im Spiegel und schnappte mir den Rasierer. Der Bart wuchs einfach zu schnell und unregelmäßig. Mein letzter Versuch einen Bart am Kinn wachsen zu lassen endete mit einem frühen Feierabend und einer Rasur zuhause. Da mir die verdammten Haare immer nach oben im Mund hingen, statt nach unten. Schwerkraft kannten sie anscheinend nicht. Nach der Rasur setzte ich erst einmal Kaffee in der Küche an. Während er durchlief betrachtete ich den heller werdenden Himmel durch das schmale Küchenfenster. Dabei sah ich auch schwach mein eigenes Spiegelbild. Mittlerweile waren mir die kurzen Nächte anzusehen. Als ich auf der Couch meinen Kaffee schlürfte entschied ich mich, meine Erfahrungen mit Maik zu besprechen. Vielleicht hatte er einen Tipp. Ich schnappte mir mein Handy und schrieb ihm eine kurze Nachricht, um mich heute Abend mit ihm in unserer Bar zu treffen.

Maik war mein Kollege und eigentlich so einziger Kumpel in dieser Stadt. Wir teilten unsere Leidenschaft für Rollenspiele, gehen hin und wieder auf Konzerte und waren ziemliche Computerfreaks.

Danach schaltete ich den Fernseher an und zappte ein wenig durch die Kanäle. Ich blieb bei den morgendlichen Nachrichten hängen. Ich ließ das übliche Gerede über unsere Politiker und den Kriegen dieser Welt, nur unterbrochen von Sport und Wetter über mich ergehen und lehnte mich zurück. Gegen 8 Uhr machte ich mich fertig und verließ meine Wohnung. Es war Mitte Mai und so langsam begann der Frühling Einzug zu halten. Es war angenehm warm und ich trug nur meine dünne schwarze Lederjacke. Auf dem Weg zur U-Bahn lief ich einen kleinen Umweg, um mir beim Bäcker noch ein belegtes Brötchen zu besorgen. Als ich den Bäcker verließ flog gerade wieder ein Flugzeug über der Stadt, der Flughafen war ziemlich nah. Das Rauschen erinnerte mich wieder an den aufgewühlten See in meinem Traum und an das Feuer am Ende. Plötzlich rempelte mich ein anderer Fußgänger an und brachte mich so wieder zurück in die Realität. Ich blickte mich kurz um, aber er verschwand schon in der Menschenmenge. Schnell machte ich mich auf den Weg zur U-Bahn, um noch pünktlich auf Arbeit zu gelangen.
 

Der Laden war schon geöffnet und ein grinsender Maik erwartete mich hinter der Kasse. Er sortierte gerade eine neue Lieferung von Mäusen und Tastaturen, die er danach hinter sich in die Regale räumte. Dort stapelten sich verschiedene Arten von Mäusen, Tastaturen, Kopfhörern und Headsets von den bekanntesten Marken. Um diese Uhrzeit ist es noch sehr ruhig, die ersten Kunden erscheinen meistens erst gegen Mittag. So konnten wir um diese Zeit in Ruhe neue Lieferungen einsortieren und zusammen im Hinterzimmer frühstücken. Durch die Glocke an der Eingangstür wurden wir immer rechtzeitig über neue Kunden informiert und Maik konnte schnell in den Verkaufsraum laufen.

„Du träumst also von schönen Elfen?“ Maik zog kurz seine Augenbrauen hoch und musterte mich durch seine schmale Brille. Er war fast 2 Köpfe größer als ich, hieß eigentlich Michael Skinder und sein langes blondes Haar hatte er lässig im Nacken zusammengebunden. Sein blaues Hemd hing locker über der Jeans und verbarg einen eher mageren Oberkörper. Am linken Arm trug er immer mehrere Festivalbändchen, von denen er immer gern erzählt.

„Können wir heute Abend darüber reden?“ antwortete ich grimmig, bevor ich durch die Tür neben der Kasse ins hintere Zimmer ging. Der Laden war klein und verbarg sich in einer Seitenstraße in der Nähe eines großen Einkaufszentrums. Er lebt hauptsächlich von Stammkundschaft aus dem IT Bereich. Wir waren hier in Berlin sowas wie ein Geheimtipp. Im vorderen Teil des Ladens gab es alles, von einzelnen Teilen bis hin zu komplett fertigen Rechnern. Nur dass es keine Fertigrechner im eigentlichen Sinne waren, sondern von uns zusammengestellt wurden. Im hinteren Teil, ein länglicher Raum welcher im vorderen Bereich vorrangig mein Reich ist, werden Wunschrechner zusammengestellt oder defekte Teile bzw. Rechner repariert. Ich ließ mich an meinem Arbeitstisch nieder, um Software auf einem neuen Rechner zu installieren. Maik war mir gefolgt und wollte gerade noch etwas sagen, als jemand die Ladentür öffnete und eintrat. Also verschwand er wieder, um sich um unseren neuen Kunden zu kümmern. Danach kam er zurück und wir ließen uns beide an einem Tisch in der hinteren Ecke nieder. Das war unser kleiner Pausenbereich mit einer kleinen Küchenzeile mit Kaffeemaschine, Wasserkocher und Mikrowelle und Schränken. Vor kurzem spendierte uns unser Chef auch einen Kühlschrank, dazu musste leider ein Schrank weichen und einige Lebensmittel standen nun auf dem kleinen Kühlschrank. Direkt neben der Mikrowelle befand sich das Fenster. So konnten wir nach dem Gebrauch gleich das Fenster öffnen und den Geruch nach Essen abziehen lassen. Der Tisch stand daneben, so dass einer immer halb vor der Küchenzeile saß. Die andere Seite des Tisches hatte dafür zwei Stühle. Maik ließ mich vorerst in Ruhe mit dem Thema der Elfe und erzählte von seinen Plänen im Sommer. Er hatte letztes Jahr doch wirklich zwei Wacken Tickets ergattert und versucht mich nun zu überreden mitzukommen.

Der Vormittag verlief ruhig und nur wenige Kunden besuchten unseren Laden. Gegen Mittag kam unser Chef rein und brachte gleich unser Mittagessen von einer Fastfood Kette mit. Wir lehnten uns an den Tresen der Kasse und jeder schnappte sich einen Chicken Nugget aus der Tüte. Wir unterhielten uns über das Geschäft, Kunden und neuen Bestellungen. Immer wieder blickte Maik mich an und begann zu grinsen. So langsam bereute ich meine Nachricht von heute Morgen und würde nach der Arbeit lieber schnell nach Haus gehen, anstatt mit ihm zu Sprechen. Vielleicht war Maik doch nicht der Richtige dafür, er liest ständig Fantasy Romane, spielt weitaus öfter die Spiele als ich und geht regelmäßig selbst zu Rollenspielen.

Gegen 18 Uhr schlossen wir den Laden und verließen ihn. Auf dem Weg zur Bar blieb ich schweigsam, spürte aber seine ständigen Blicke. Erst als wir in der Bar ankamen, an unserem Lieblingsplatz in der Ecke am Fenster saßen und jeder ein Bier vor sich hatte seufzte ich.

„Also, wo soll ich anfangen…“ begann ich eher ratlos. Maik lächelte und nahm einen Schluck.

„Am besten am Anfang. In deiner Nachricht stand ja nur ‚Träume seit ner Weile das gleiche, nun auch noch von ner schönen Elfe‘. Was hastn bisher geträumt? Und was wollte die Elfe?“ Ich erzählte ihm, dass die Träume vor 3 Wochen begonnen hatten und ich hauptsächlich von verschiedenen Orten, die mich an die mittelalterliche Welt unserer Spiele erinnerte. Oft wiederholten sich die Orte, manchmal sah ich die gleichen Wesen, beobachtete sie eine Weile. Ich glaube es waren Elfen, Zwerge, Kobolde und viele mehr. Niemand beachtete mich, es war als wäre ich ein Zuschauer. Ich sah verschiedene Szenen, von einfachen Einkäufen auf einem Markt, von Zwergen beim Schmieden von Waffen, aber auch von Kämpfen und Raubzügen. Erst letzte Nacht war ich ein Teil dieses Traums. Ich wurde gerufen.

Dann erzählte ich noch von letzter Nacht. Maik lauschte gespannt und nippte dabei an seinem Bier, bis ich geendet hatte.

„Man, krass. Vielleicht solltest‘ mal weniger zocken.“ Meinte er nun lachend. Ich zog eine Grimasse.

„Das dachte ich auch Anfangs, aber die Träume haben nichts mit den Spielen gemeinsam. Die Landschaften sind völlig anders. Ich habe sogar eine Weile keins meiner Games angerührt. Sie haben trotzdem nicht aufgehört. Und mit Elfen hatte ich bisher noch gar nichts zu tun. Zumindest nichts mit Elfen mit heller Haut und blondem Haar. Nicht mal bei WoW. Schließlich gehöre ich zur Horde.“ Maik schmunzelte und grinste wieder.

„Tja, dann brauch die Elfe wohl deine Hilfe. Solltest sie als strahlender Ritter retten und sie dann heiraten.“ Ich boxte ihn gegen die Schulter und er begann zu lachen.

„Man, wenn du weiter so verrücktes Zeug träumst, kannst du ja nen Buch daraus machen. Auf jeden Fall musst du mir morgen von deinem nächsten Traum erzählen. Bin schon echt gespannt.“ Wir unterhielten uns noch eine Weile über verschiedene Dinge und verabschiedeten uns erst in den frühen Morgenstunden. Zum Glück war Samstag und der Laden nur vormittags geöffnet. An Samstagen steht unser Chef immer alleine oder mit seinem Sohn im Laden, um von seiner Frau weg zu kommen, wie er uns immer erzählt. Also konnte ich ausschlafen, wenn es denn möglich ist. Leicht angetrunken und todmüde zog ich mich um und fiel ins Bett.
 

„Tom…Tom…bitte, du musst mir helfen…“

Wieder war ich am See, diesmal jedoch nicht auf dem Wasser. Sondern ich stand am Ufer fest auf dem Boden. Ich spürte das weiche Gras unter meinen nackten Füßen. Ich sah mich um, das Ufer war von üppigem Grün bewachsen. Hinter mir begann ein dichter undurchdringlicher Wald. Trotz der Vielfalt der Bäume und der schönen Natur hörte ich keinen Vogel zwitschern oder auch nur ein Knacken eines Waldbewohners. Ich schmunzelte kurz über diese Ruhe. Dann sah ich über den See zum Baum, doch konnte die Elfe nirgends entdecken. So sehr ich mich auch anstrengte und versuchte durch die Äste etwas zu erkennen. Ich sah mich weiter um und versuchte dann wieder auf dem Wasser zu Laufen. Diesmal jedoch sank ich sofort ein. Es war unmöglich zum Baum zu gelangen. Ich sah mich noch einmal um, ob es vielleicht eine Brücke oder ähnliches gab, die ich gestern übersehen hatte. Doch nichts war zu sehen. Als wäre hier nie eine Menschenseele gewesen.

„Tom…du musst zu uns kommen…bitte hilf mir…“ Ich sah mich wieder um.

„Und wie soll ich das machen? Ich komme nicht zu dem Baum.“ Dann entdeckte ich sie. Schwach und durchscheinend wie eine Projektion durch die Äste schwebend.

„Finde die alte Eiche…sie wird dich führen…Marie bringt sich nach Viridis.“ Langsam begann sie zu flimmern und verschwand.

„Was…wie…“ Aber sie war weg. Ich lief am Ufer entlang, um die zu suchen. Ich lief und lief, bis ich vollkommen außer Atem auf die Wiese sank. Der See war von einem schmalen Streifen Wiese umgeben, an dem der Wald grenzte. Ich blickte auf den See und betrachtete den Baum in dessen Mitte. Die langen Äste bewegten sich sachte im Wind, die Spitzen strichen über den See und schufen so kleine Wellen. Zwischendurch tauchte eine größere Welle auf und ich sah genauer hin. Hinter den Ästen stand eine Gestalt, keine zierliche, sondern eine große kräftige und schien mich zu beobachten. Das Wesen von gestern. Es trat langsam hinter den Ästen hervor. Dort, wo seine Füße das Wasser berührten dampfte es leicht und eine kleine Steininsel taucht auf, auf der er zu laufen schien. Blätter, die über seinen Körper strichen wurden braun. Die, die seine Haut im Gesicht oder am Kopf trafen schienen regelrecht zu verkohlen. Es hatte sie Hände zu Fäusten geballt und sah mich zornig an.

„Ich sagte bereits du sollst sie nicht suchen.“ Meinte es grimmig mit einer tiefen grollenden Stimme. Er ist ein Dämon. Ging es mir schlagartig durch den Kopf, als ich ihn direkt ansah.

„Halte dich von Viridis fern. Das Land ist kein Ort für dich. Die Elfe bekommt, was sie verdient, wenn sie meinen Forderungen nicht bald zustimmt. Misch dich nicht ein!“ Die letzten Worte zischte er boshaft.

„Lasst sie frei, bitte…“ stammelte ich und sah ihn weiterhin wie erstarrt an. Wieder konnte ich mich nicht bewegen. Es war, als würde mich der Boden festhalten. Mich davor schützen eine falsche Bewegung zu machen

„Nein, das kann ich nicht. Es ist zu wichtig.“ Kurz sah ich einen traurigen Ausdruck in seinen Augen aufflackern, dann jedoch brüllte er laut auf und der See verwandelte sich in ein Flammenmeer. Ich versuchte zurück zu weichen, aber es war mir nicht möglich. Ich zappelte hin und her, bis ich bemerkte, dass die Erde begann mich zu verschlingen. Ich versuchte mich weiter zu wehren, sank aber nur immer tiefer. Bis mich die Erde komplett verschlang.

Der Weg nach Viridis

Mit einem Schrei erwachte ich aus dem Traum und setzt mich sofort auf. Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer und blendeten mich. Ich kniff die Augen zusammen, da ich nichts mehr sah. Schweiß tropfte von meiner Stirn und den Strähnen meiner Haare als ich versuchte meinen Atem zu beruhigen, dabei legte ich meine rechte Hand auf meine Brust. Mein Shirt klebte nass an meinem Körper und ich spürte die Kälte unter der Hand. Dann fiel ich wieder rückwärts ins Bett. Durch die kühle Brise des halb offenen Fensters begann ich zu zittern. Ich musste mir dringend den Schweiß abwaschen und was Anderes anziehen. Noch einmal atmete ich tief durch, stand dann auf und ging duschen.

Als das heiße Wasser über meinen Körper floss musste ich weiter an den Traum denken. Was ist Viridis? Ist das eine Stadt oder ein Land? Vielleicht ihre Welt? Und wer ist Marie? Wenn sie mir helfen soll, muss sie hier ja irgendwo wohnen, oder nicht? Ist sie vielleicht ein verschlüsselter Hinweis? Ich schüttelte den Kopf. Fange ich wirklich an, diese ganzen Träume ernst zu nehmen? Aber anscheinend muss irgendwas dran sein, schließlich hören sie einfach nicht auf und fühlen sich immer echter an. Ich muss dringend was tun, sonst werde ich noch verrückt. Oder bin ich es schon? Vielleicht Wahnvorstellungen? Am besten fange ich erst einmal mir Recherche an. Mit einem kurzen Seufzen stellte ich das Wasser ab und begann mich abzutrocknen und frische Klamotten anzuziehen. Dabei kreisten meine Gedanken weiterhin um den Traum, meinem geistigen Zustand und die Möglichkeit, dass alles real sei.

Nach dem Frühstück ging ich an meinen Rechner und suchte nach allem Möglichen im Internet von Elfe über Feen bis hin zum Teufel. Man gab es da eine Menge Müll. Von der üblichen Fantasy Welt über verschiedene bekannte Autoren bis hin Bibelgeschichten oder deren Auslegung von irgendwelchen Verrückten. Hm…ob ich nach Island reisen muss, um die Elfe zu treffen? Ich schüttelte den Kopf. Das ist doch alles Blödsinn. Wahrscheinlich bin ich tatsächlich verrückt. Ich lehnte mich seufzend zurück und wollte schon aufgeben. Plötzlich klingelte mein Handy. Maik. Ich ging ran und hörte sofort seine ungeduldige Stimme, noch bevor ich mich melden konnte.

"Na los! Raus mit der Sprache! Ich will alles hören! Bin grad aufgestanden und musste dich sofort anrufen." Mit einem kurzen Blick auf die Uhr musste ich grinsen.

"Du konntest so lange schlafen, obwohl du so neugierig bist?" Ich lachte.

"Musste wohl am Bier liegen." Er lachte ebenfalls. "Also Erzähl." Mit einem kurzen Seufzen erzählte ich ihm von der letzten Nacht und das ich schon ein paar Stunden im Netz surfe.

"Ach, du gehst das ganz falsch an. Wie wär‘s, du kommst her und ich bestell derweil ne Pizza, ist ja schließlich schon fast 2 und du hast sicher auch noch nix gefuttert. Danach suchen wir mal zusammen." Ich stimmte zu und wir legten auf.
 

Maiks Wohnung war eine typische Junggesellenbude, von den einzelnen Zimmern her recht klein. Von dem kleinen dunklen Flur gingen, abgesehen von der Wohnungstür noch drei Türen ab. Die Tür links von mir ging in eine kleine längliche Küche. Sie sah sehr ordentlich auf, was wohl daran lag, dass er nie kocht. Maximal Fertiggerichte im Ofen. Rechts die Tür ging in ein kleines fensterloses Bad. Und geradeaus ging es in das große Wohnzimmer. Vom Wohnzimmer gingen zwei weitere Türen ab. Zum einen das Schlafzimmer und zum anderen in einen weiteren Raum, seine Zockerhöhle, wie er ihn gern nannte. Er war ziemlich chaotisch und nannte es "geordnetes Chaos". Er findet aufräumen für übertrieben, wenn man die Sachen sowieso wieder braucht. Also saßen wir im Wohnzimmer auf der Couch, ich habe seine Klamotten einfach zur Seite geschoben und genossen unsere Diavolo Salamipizzen, die kurz vor meiner Ankunft geliefert wurden. Nebenbei lief leise seine geliebte Rockmusik und wir hingen unseren Gedanken nach. Durch ein gekipptes Fenster wehte der Lärm der Hauptstraße ins Zimmer, welche genau vor deinem Block entlanglief.

Nach dem Essen gingen wir in seine "Höhle", ich holte noch zwei Flaschen Mate aus dem Kühlschrank in der Küche und er schaltete den Rechner an. Dann setzten wir uns auf die beiden abgewetzten Bürostühle. Da das Fenster immer abgedunkelt ist, er hatte einfach eine schwarze Decke an ein Brett geschraubt und das Brett über dem Fenster befestigt sodass die Decke vor dem Fenster hing, schaltete ich die Schreibtischlampe ein und suchte Papier und Zettel für Notizen.

"Also...Fassen wir mal zusammen, du träumst von ner hübschen Elfe, die deine Hilfe braucht." Ich nickte und schrieb nebenbei Stichpunkte auf.

"Und dieser Teufel....ich denke du hast recht und es is nen Dämon, will das nicht." Wieder nickte ich.

"Was glaubst du ist Viridis?" Ich schrieb den Namen auf, wie ich ihn dachte. Maik nebenbei suchte im Netz.

"Auf alle Fälle soll es im Spanischen Grün bedeuten." Er lachte. "Aber ich denke eher das Land wo sie leben, hat das nicht dieser Dämon gesagt? Wahrscheinlich das Land, das du vorher immer im Traum gesehen hast. `N Land voller magischer Wesen…" sinniert Maik nebenbei. „Muss echt klasse sein, der Ort.“

"Das ist gut möglich." Ich dachte nach. "Sie meinte ich solle eine Eiche finden und dass mir eine Marie helfen soll."

"Na Eichen wird es hier viele geben" Maik grinste. "Aber warte..." Er schien angestrengt zu überlegen, stützte sich dabei mit dem Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und legte die Hand an den Mund. "Marie....Eiche...Baum...Irgendwas sagt mir das doch…" Plötzlich setzte er sich auf und begann einige Sachen in die Suchmaschine im Internet zu tippen, nach ein paar Minuten öffnete er einen Bericht mit der Überschrift "Die dicke Marie in Berlin Tegel". Darunter prangte links ein Foto einer großen alten knorrigen Eiche. Daneben ein Artikel über die, wahrscheinlich älteste Eiche Berlins. Rechts davon entdeckten wir sogar einen Kartenausschnitt. Ich staunte nicht schlecht.

"Eine alte Eiche namens Marie und das noch nördlich von Berlin? Was für ein Zufall." meinte ich skeptisch. Maik lehnte sich zurück und grinste.

"Weißte, meine Oma hat mir damals immer ein Märchen erzählt, wenn ich sie nach meinen Eltern gefragt habe. Hab dir doch mal erzählt, das se bei nem Autounfall gestorben sind." Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche und sah mich an.

"Ja, als du noch klein warst soll ein Betrunkener sie von der Straße geschoben haben. Du bist dann bei deiner Oma aufgewachsen."

"Genau. Immer wenn ich traurig war kam meine Oma an und meinte, sie würde mir ein Märchen erzählen. Eine Liebesgeschichte, wie sich meine Eltern kennen lernten." Maik lachte. "Ich hielt das immer für erfunden. Dachte meine Mutter war aus‘n Ausland und ist geflüchtet oder so. Naja, anscheinend stimmte das ja anscheinend auch, Denn irgendwie passt das in deine Story so super rein."

"Na los. Nun erzähl schon. Dann bin ich wenigstens nicht der einzige Verrückte hier."

"Also meine Oma hat mir folgendes erzählt: Damals war mein Vater noch sehr jung und hat ne Ausbildung als Gärtner im Tegeler Schloss gemacht..."
 

Vor ca. 35 Jahren.
 

Julian Skinder spazierte wie jeden Morgen durch die Parkanlage des Tegeler Schlosses. Vor knapp zwei Jahren begann er seine Ausbildung zum Gärtner und seit ein paar Wochen macht er nun ein Praktikum im Tegeler Schlossgarten. Es war mittlerweile Mitte September. Nachdem der August so heiß und trocken war, war dieser verregnete September eine Erleichterung. Zumindest für die Pflanzen und Gärtner. Heute war einer der wenigen sonnigen Tage des Monats und er genoss die warmen Sonnenstrahlen. Trotz der Sonne benötigte man eine Jacke, der Regen hat die Luft in den letzten Tagen abgekühlt und ein leichter frischer Wind wehte.

„Herr Skinder, hören sie auf zu Träumen und fangen Sie endlich an die Blätter zusammen zu kehren.“ Er zuckte kurz zusammen und drehte sich zu seinem Chef um. Er stand auf dem Weg mit einem Rechen in der Hand, den er ihm hinhielt.

„Ja, Herr Tulke. Es tut mir leid.“ Schnell lief er zu ihm und nahm den Rechen ab.

„Sie sind nicht zum Spaß hier. Es wird langsam Herbst und die Wege und Rasenflächen müssen nun regelmäßig bereinigt werden. Schließlich wollen die Besucher einen ordentlichen Garten besuchen und keinen verwilderten Wald.“ Julian nickte freundlich, krempelte die Ärmel seiner grünen Arbeitsjacke hoch und begann mit der Arbeit. Trotz der knapp 15°C fing er irgendwann doch an zu schwitzen und war froh, als sein Chef zur Mittagspause rief. Anstatt mit den anderen zu Essen ging Julian gern durch den Schlosspark und suchte sich ein ruhiges Plätzchen. Die Kollegen waren freundlich doch als Praktikant war er oft das Ziel ihrer Scherze und es war ihm unangenehm. Aus unerfindlichen Gründen kam er dabei immer bei der dicken Marie an.

Die dicke Marie ist eine uralte knorrige Eiche am Rand des Parks in der Nähe des Tegeler Sees. Eine niedrige Holzabsperrung trenne den Weg von dem Baum. Er stieg darüber und ließ sich bei ihr nieder, dank seiner grünen Latzhose störte ihn der kühle Boden nicht. Er biss von seinem Brot ab, genoss die wenigen Sonnenstrahlen, die sich durch die Bäume stahlen und betrachtete dabei die Eiche. Der knorrige Auswuchs kurz über den Boden flackerte. Julian blinzelte kurz. Hatte er sich das gerade nur eingebildet? Kurz darauf begann der Auswuchs noch einmal zu flackern, diesmal stärker. Dann verschwamm er langsam und schimmerte leicht silbern. Julian sprang erschrocken auf und starrte wie gebannt auf die Stelle. Das Schimmern wurde stärker und mit einem kurzen hellen Schrei fiel eine junge Frau aus dem Licht. Sie landete vor ihm und schlug auf dem harten verwurzelten Boden auf. Dann verschwand das Licht wieder und der Baum sah wieder aus wie vorher. Die junge Frau versuchte nun stöhnend aufzustehen, kippte gleich darauf zur Seite weg und blieb reglos liegen. Julian löste sich nun aus seiner Starre und rannte zu ihr. Ihr flammend rotes Haar lag ausgebreitet wie eine Decke über den Boden, die Augen waren geschlossen. Julian kniete sich neben sie und betrachtete sie kurz. Ihr langes cremefarbenes Kleid war schmutzig, an einigen Stellen zerrissen und voller Blut. Nach kurzer Musterung entdeckte er einen tiefen Schnitt an der Schulter und viele kleinere am gesamten Körper. Außerdem hatte sie eine stark blutende Platzwunde an der Schläfe, die wahrscheinlich von dem Sturz kam. Julian zögerte nicht lang, er zog sich schnell Jacke und Hemd aus. Die Jacke zog er sich gleich wieder über und das Hemd zerriss er in Streifen. So konnte er die Wunden an der Schulter und der Schläfe vorerst verbinden. Erst dann fielen ihm die vielen Federn rund um die Frau auf. Er nahm eine davon in die Hand und betrachtete sie. Die Feder war schneeweiß und so weich, dass er sie in seiner Hand kaum spürte. Sie waren wunderschön. Schnell steckte er sich einige davon in die Jackentasche. Nicht ahnend, dass sie bald zu Staub zerfallen. Dann stand er auf und hob die Frau dabei vorsichtig auf seine Arme. So schnell es möglich war lief er zum naheliegenden Gasthaus und ließ den Wirt einen Krankenwagen rufen.

Die nächsten Wochen besuchte er die wunderschöne Frau jeden Tag im Krankenhaus. Sie litt unter Amnesie und konnte sich an nichts vor ihrer Ankunft am Baum erinnern. So oft er sie auch danach fragte. Die Federn konnte er ihr als Beweis leider nicht mehr zeigen, sie waren verschwunden. Ihre einzige Erinnerung war Licht und das kurze Aufflackern eines Bildes. Das von Julian, wie er vor dem Baum saß und ihr entgegenblickte. Die weißen Federn und ihr plötzliches Auftauchen erinnerten ihn an einen wunderschönen Engel, also gab er ihr den Namen Gabriele, eine Ableitung von Gabriel. In der Zeit verliebten sie sich ineinander und als sie Entlassen wurde zog sie zu ihm. Ihre Amnesie blieb und trotz langer Suche konnten weder ihre Identität noch Familie festgestellt oder gefunden werden.

Einige Jahre später heirateten sie und bekamen ein Kind, einen Sohn. Sie tauften ihn Michael und wurden so zu ihrer eigenen kleinen Familie. Als der Junge geboren wurde, lag eine einzige kleine weiße Feder in seiner Hand. Gabriele nahm diese an sich und ließ später ein Medaillon mit der Feder im Inneren anfertigen, welches sie ihrem Kind zum 1. Geburtstag schenkte.

Vier Jahre später wollte Julian seiner Frau ein besonderes Geschenk machen und fuhr mit ihr übers Wochenende ans Meer. Da sie es bisher noch nie gesehen hat bzw. sich nicht daran erinnern konnte. Die hatten sich endlich ein Auto leisten können und wollten es nutzen. Michael blieb derweil bei seiner Großmutter, der einzigen sonst lebenden Verwandten aus Julians Familie. Leider gerieten sie auf der Heimreise in einen furchtbaren Autounfall. Ein betrunkener Fahrer kam ihnen auf der Landstraße entgegen und sie konnten nicht mehr ausweichen.

Die Großmutter kümmerte sich danach um den Jungen und zog ihn groß. Die Identität von Gabriele konnte bis heute nie geklärt werden.
 


 

Heute
 

„Ja, so hat es mir Oma immer erzählt“ endete Maik und grinste mich an.

„Und du glaubst nun deine Mutter kommt aus dem Baum…also der dicken Marie…“ begann ich skeptisch.

„Na passt doch super, wahrscheinlich stammt meine Mutter aus diesem Land und war wirklich nen Engel.“

„Das ist eine schöne Geschichte, aber ich weiß nicht so recht.“ Plötzlich sprang Maik auf.

„Ich kann’s dir beweisen, warte…“ Mit diesen Worten verwand er aus dem Zimmer, ich stand auf und folgte ihm langsam. Ich fand ihn im Schlafzimmer, wo er eine Kommode durchwühlte und dabei Klamotten und dergleichen einfach auf den Boden warf.

„Ha! Da ist sie.“ Grinsend drehte Maik sich zu mir um und hielt mir eine Kette vor die Nase. An einem zierlichen goldenen Band hing eine Art ovales Medaillon. Es schien komplett aus Gold zu sein und hatte viele Kratzer. Ich nahm die Kette und während ich sie vorsichtig öffnete stopfte Maik schnell seine Sachen wieder in die Kommode. Das Medaillon enthielt ein kleines Foto von einem jungen fröhlichen Pärchen und in der Klappe des Medaillons ist eine kleine, schneeweiße Feder geklebt. Als er sich wieder zu mir umdrehte meinte er:

„Das sind meine Eltern und die Feder ist die aus der Geschichte Also die, die ich als Baby in der Hand hielt.“ Maik klappte das Medaillon wieder zu und hing sich die Kette stolz um.

„Soll das etwa heißen, deine Mutter war ein Engel oder so? Dann bist du ja selbst ein halber Engel. Also? Wo sind deine Flügel? Wäre hier in Berlin echt praktisch.“ Ich lachte und Maik fiel in mein Gelächter ein.

„Wäre doch auch mal was. Los, lass und an den PC setzen und noch nen bissl im was im Netz suchen. Vielleicht gibt’s ja noch mehr Leute mit solchen Geschichten.“

„Na dann mal los.“ Wir gingen wieder ins Arbeitszimmer und setzen und an den PC. Wir durchsuchten viele Foren und Artikel bis tief in die Nacht. Leider konnten wir keine weiteren Berichte in der Hinsicht finden. Irgendwann gaben wir nun doch auf, ein wenig enttäuscht. Da es mittlerweile schon weit nach Mitternacht war, entschied ich mich bei Maik auf der Couch zu schlafen. Wir suchten Decken und Kissen zusammen und legten uns hin. Um uns noch ein wenig über das Thema zu unterhalten ließ Maik die Schlafzimmertür offen. Da das Schlafzimmer direkt am Wohnzimmer angrenzte konnten wir uns gut unterhalten und verschiedenste Theorien über die Elfe, das Land oder dem Dämon austauschen. Wir schliefen trotzdem schnell ein.
 

Mitten in der Nacht
 

Tom und Maik schliefen tief und fest. Durch ein gekipptes Fenster im Wohnzimmer wehte eine schwache Briese ins Zimmer und brachte kühle Luft. Der Straßenlärm hatte mittlerweile stark abgenommen und es fuhren nur noch wenige Autos. Ein leuchtender Vollmond schob sich langsam über den Himmel und tauchte den Raum in ein silbernes Licht. Ein heller Punkt schien sich langsam vom Mond abzuheben und flog wie ein Glühwürmchen auf das offene Fenster zu. Es flog durch den Fensterspalt in die Wohnung und schwebte einen Moment lang in der Luft, als würde es überlegen. Als es sich wieder in Bewegung setzte umschwirrte es kurz den schlafenden Tom, ehe es weiter ins Schlafzimmer flog und vor Maik zum Halt kam. Mit einem kurzen Aufleuchten verschwand es plötzlich.
 

Maik

Bilder. Verschiedene Bilder flackerten vor mir auf und verschwanden kurze Zeit darauf. Zuerst nur nahm ich sie nur verschwommen war, helle und dunkle Bilder. Lichter. Hell und Dunkel. Allmählich wurden es kurze, immer klarer werdende Eindrücke von Landschaften und…Wesen…zumindest sahen sie Menschen nicht wirklich ähnlich. Bis ich sie nun richtig erkennen konnte. Zuerst Bilder einer vereisten Welt. Weiß und kalt schien sie mir, alles war mit Schnee oder dickem Eis bedeckt. Unwirtlich, ich sah in dieser Landschaft weder ein Tier, noch sonst ein lebendes Wesen. Ich konnte an einigen Stellen einen Fluss erahnen, der sich durch die Landschaft schlängelte. Er war gefroren und teilweise durch Schnee bedeckt. Es flackerte kurz vor meinen Augen. Dann sah ich Bilder eines Dorfes. Die Häuser waren durch den Schnee kaum zu sehen und ähnelten abstrakten Eisskulpturen, die sich aus dem tiefen Weiß emporstreckten. Verschnörkelte kleine Eisschlösser, die mittelalterlichen Hütten glichen und doch aus Eis gebaut schienen. Bei jedem erstreckte sich ein kleiner schmaler schwarzer Schacht aus der Mitte des Daches empor und rauchte in einer dünnen Bahn. Wahrscheinlich wurden die Hütten mit kleinen Feuerstellen oder Kaminen warmgehalten. Dann traten zwei Personen aus einem der Häuser und stapften durch den Schnee. Sie trugen weiße dicke Mäntel, trotzdem bewegten sie sich elegant und schienen fast zu schweben. Die eine Person schien weiblich, sie trug einen hellblauen dicken langen Rock, der unter dem Mantel hervorschaute und ihr langes weißes Haar lag offen über ihre Schultern. Die zweite Person war anscheinend männlich. Sie trug eine Hellblaue dicke Hose und weiße, mit Fell gefütterte Stiefel. Die Haare waren Schulterlang und ebenfalls weiß. Ihre hellblaue Haut und schwarzen starren Augen ließen mich erzittern. Plötzlich verschwand das Bild und ein neues tauchte auf. Weitere Personen, die den beiden zuvor stark ähnelten, versuchten mit verschiedenen Werkzeugen das Eis des Flusses aufzubrechen. Neben ihnen lagen Netze und Angeln. Anscheinend war sie Eisschicht meterdick, denn sie hatten bereits ein tiefes Loch ausgeschlagen und noch immer war ein Wasser zu sehen. Wieder verschwand das Bild. Neue Bilder kamen zum Vorschein. Schwarzes, totes Land und alte halb verfallene Hütten, die verlassen wirkten, doch bewohnt schienen und ausgetrocknete Flüsse waren zu sehen. Unterschiedliche Wesen mit roter, brauner und schwarzer Haut liefen durch die heruntergekommenen Straßen. Sie hatten grobe Ähnlichkeiten mit Menschen, nur waren sie teilweise weitaus Größer, besaßen Hörner oder spitzzulaufende Ohren und teilweise keine Haare, sondern Flammen tanzten auf ihrer Haut in den unterschiedlichsten Rot- und Blautönen. Eine weiblich wirkende Person kämpfte sich gerade wild fluchend durch die Menge zu einem heruntergekommenen Stand am Rand der Straße. Sie trug ein schwarzes Ärmelloses Gewand, welches an der schlanken Taille durch einen geflochtenen Gürtel eng anlag. Ihre Haut hatte einen dunkelroten Ton und kleine hellblaue Flammen waren hier und dort zu sehen. Ihr langes schwarzes Haar wurde durch ein Band nach hinten gehalten, wodurch ihre kurzen spitzen Hörner sichtbar waren. Die verlieh ihr, trotz ihres für mich grotesken Aussehens, eine unbekannte Schönheit. Sie stritt mit einem anderen Wesen, welches ich durch das Dach des Standes nicht erkennen konnte. Zwischen den…ich nenne sie mal Dämonen…erkannte ich Wesen, die Hunden oder großen Katzen ähnelten, mit messerscharfen Zähnen und Klauen. Alle sahen sie ziemlich zerlumpt, abgemagert und herunter gekommen aus. Die Szene verschwand und das Bild eines halb ausgetrockneten Sees tauchte auf, dieses zog mich plötzlich an. Ich wurde regelrecht in das Bild hinein gesogen. Kurz flackerte es auf, dann verlor ich das Gleichgewicht und fiel.

Ich kam auf einem harten grauen Steinboden auf und Schmerz durchzog mein linkes Knie. Nach ein paar Minuten, als der Schmerz allmählich abebbte, stand ich langsam auf und sah mich um. Ich stand inmitten eines hohen Raumes. Die Wände waren aus dunklem Stein und es gab sich keinerlei Fenster. Die dunkle Decke ließ ebenfalls Stein und einige Balken erahnen. An den Wänden hingen große Kerzenhalter aus Metall und deren Kerzen verströmten ein warmes schwaches Licht im gesamten Raum. Sie waren teilweise ziemlich runtergebrannt und auf dem Boden darunter befanden sich Wachspfützen, in die das Wachs stetig rein tropfte. Vor mir und links von mir gingen zwei Gänge weg, die in völliger Dunkelheit getaucht waren. Ich überlegte, ob ich es wagen könnte einen von ihnen zu betreten und vielleicht einen Ausgang zu suchen. Ließ es jedoch schnell bleiben, da ich mich mit Sicherheit verlaufen würde.

Plötzlich erklangen Schritte aus dem Gang vor mir, die sich näherten. Ich war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren, sondern nur in die Dunkelheit vor mit schauen. Mein Herz raste vor Angst. Wer kommt da? Ich hielt den Atem an und zitterte. Langsam schälte sich eine Gestalt aus der Dunkelheit. Zuerst konnte ich nur Umrisse erkennen. Dann trat er heraus. Es war ein Dämon. Er war noch ein Stück größer als ich, also über 2m. Seine spiralförmigen Hörner glänzten im Schein der Kerze schwarz. Auf seinem kahlen Kopf schienen hin und wieder kleine rote Flammen zu tanzen oder spielte mir das flackernde Licht der Kerzen einen Streich? Seine schwarzen Augen musterten mich zuerst verwirrt, dann fragend und letztendlich skeptisch.

„Du bist nicht Tom.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Seine tiefe Stimme rollte über mich und schallte in dem hohen Raum leise nach. Alle Luft schien mir zu entweichen und ich atmete langsam aus, da ich sie lange angehalten hatte.

„Ähm…“ begann ich, da er sich jedoch nicht näherte atmete ich kurz durch und nahm all meinen Mut zusammen. „Nein, ich heiß Maik. Wo bin ich hier?“

„Du träumst. Ich hatte Tom gesucht. Anscheinend ist deine Magie größer als seine. Ich wollte mit ihm über Eleanora sprechen.“

„Die Elfe, oder? Tom hats erzählt. Dann musst du Risk sein. Du hast sie entführt.“ Die Worte rutschten plötzlich aus mir heraus, manchmal rede ich schneller, als ich denken kann. Risk sah mich kurz überrascht an, begann dann jedoch zu grinsen.

„Ganz recht. Das bin ich. Und ja, ich habe sie entführt und in meinen Kerker werfen lassen. Sie hat es nicht anders verdient. Darüber wollte ich mit Tom sprechen. Er…“

Auf einmal begann der ganze Raum, inklusive Risk zu flackert. Ich sah mich kurz verwirrt um und dann wieder zu dem Dämon. Er verzog das Gesicht.

„Ich habe nicht viel Zeit, meine Magie ist in eurer Welt nicht so mächtig. Ich hatte dir Bilder geschickt. Dies ist mein Land. Die Elfe ist der Grund…“ Plötzlich wurde alles um mich herum schwarz und Risk verschwand. Seine restlichen Worte wurden von einem lauten Rauschen verschluckt. Bevor ich fiel, konnte ich noch Bruchstücke der Rede von Risk hören. „sie weigert sich…totes Land…sie kennt den Ort…zerstören…“ Doch konnte ich daraus keinen Zusammenhang herstellen.
 

Ich schlug die Augen auf. Ich war in meinem Schlafzimmer, lag in meinem Bett. An der Lampe an der Decke über mir hing ein Spinnennetz. Ich betrachtete es einen Augenblick und atmete tief durch. Dann begann ich über Risks Worte nachzudenken. Was wollte er mir sagen? Hatte seine Entführung etwa einen Grund? Ist diese Elfe hier vielleicht die Böse in dem Ganzen? Tom scheint von ihrer Unschuld überzeugt. Was hatte es mit dem Land auf sich. Armut…Tod…Und welchen Ort meinte er? Oder möchte er ihr Land zerstören? Fragen über Fragen und niemand konnte sie mir beantworten. Ich zerbrach mir eine ganze Weile den Kopf und konnte dennoch keine Antwort finden. Irgendwann kam die Müdigkeit über mich und ich schlief doch wieder ein. Diesmal träumte ich weder von dem Land, noch dem Dämon.
 

Beim Frühstück sah ich Tom nachdenklich an. Kann ich es ihm erzählen? Er hat ja die Elfe getroffen. Irgendwas stimmt an der ganzen Sache nicht. Den Traum behalte ich lieber vorerst für mich. Ich trank genüsslich einen Schluck Kaffee und seufzte.

„Sag mal, die Elfe, was hat se dir so erzählt?“ begann ich langsam und sah Tom dabei an. Dieser nahm sein Brötchen, in das er gerade beißen wollte runter und meinte:

„Nichts. Eigentlich nur, dass ich ihr helfen soll. Ich soll die Eiche finden und Marie bringt mich nach Viridis.“

„Und der Teufel…oder Dämon? Was hat er gesagt?“

„Er meinte nur, ich soll mich fernhalten. Die Elfe bekäme, was sie verdient. Warum fragst du?“

„Nur so…ich find das alles ziemlich komisch. Ich denke wir sollten schauen, ob wa nach Viridis kommen.“

„Du glaubst mir also? Und du denkst wir gelangen durch diese alte Eiche dahin? Wie sollen wir das anstellen?“ Tom sah mich dabei ziemlich fragend an und biss nun doch in sein Brötchen. Ich belegte mein Brötchen nun auch mit Wurst und aß es langsam, dabei überlegte ich, was ich ihm antworten könnte. Eine Weile saßen wir schweigend da, frühstückten und hingen unseren Gedanken nach.

„Ich hab’s. Du fährst heim, ziehst dir frische Klamotten an und ich guck derweil mal, wie wir zur dicken Marie kommen.“ Tom sah kurz aus dem Fenster, erste dunkle Wolken zogen langsam vorbei. Es sah nach einem verregneten Tag aus.

„Du willst echt da hin? Okay, entweder klappt‘s oder wir machen uns zum deppen.“ Tom lachte.

„Ach, wird schon klappen.“ Ich grinste.

Nach dem Frühstück machte sich Tom auf dem Weg und ich ließ mich vor dem PC nieder. Die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur dicken Marie habe ich schnell herausfinden können, anschließen druckte ich mir noch die Karte aus. Von dem Bus aus mussten wir noch einen zwanzig minütigen Weg in Kauf nehmen. Einem Einfall folgend rief ich unseren Chef an und lies uns beiden zwei Wochen Urlaub geben. Zum Glück nutzen wir unseren Urlaub kaum und der Chef wollte eh eine Weile weg von seiner Frau. Anscheinend gab es mal wieder Streit.

Als Tom wieder zurück war, hatte ich bereits einen Rucksack zusammengepackt. Ich musste grinsen, als ich ihn, ebenfalls mit einem Rucksack vor der Tür stehen sah. Wir hatten wohl den gleichen Gedanken. Neben einer Taschenlampe, Wasser und Knabberkram enthielt mein Rucksack auch ein bis zwei Wechselsachen und einen Notizblock mit unseren Erkenntnissen. Ich zeigte ihm kurz auf meinem Handy den Weg und hielt dann die Karte hoch.

„Ich lass mein Handy lieber hier.“ Ich grinste. „Nicht, dass ich es noch in fremden Welten vergess.“

„Ja, da hast du wohl recht.“ Tom holte sein Handy aus der Tasche und legte es noch schnell ins Wohnzimmer.

„Na hoffentlich brauchen wir das nicht noch. Naja mit Pech sind wir heute Abend eh wieder zurück.“ Tom zuckte mit den Schultern und ging raus.

„Und mit Glück springen wir durch nen Baum.“ Gab ich zurück und folgte ihm. Ich schloss meine Wohnung ab und wir spazierten zur U-Bahn.
 


 

Tom

Als wir in der U-Bahn saßen, schien Maik abgelenkt. Er sah aus dem Fenster und sprach kein Wort. Hier fährt die U-Bahn kurze Zeit über den Straßen, bis sie wieder in einen Tunnel abtaucht. Als vor den Fenstern alles schwarz wurde, schreckte Maik plötzlich zurück. Er rieb sich die Augen und ließ sich dann zurück in den Sitz fallen. Ich saß ihm gegenüber und sah ihn an.

„Alles okay? Du wirkst so abwesend.“

„Kla, alles bestens. Hab nur über was nachgedacht. Glaubst du der Elfe?“

„Ja natürlich. Ich meine warum nicht? Sie ist so ein wunderschönes reines Wesen. Sie schien so hilflos und verzweifelt.“ Ich sah, dass er etwas sagen wollte, doch beließ er es anscheinend und sah mich an.

„Was denkste? Kommen wir durch den Baum? So mit ner Menge Licht und so?“ Von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht, antwortete ich nicht sofort.

„Ich weiß es nicht. Wir sollten uns vor Ort ein Bild machen.“ Kam es dann doch von mir. Wir sprachen noch eine Weile über die Möglichkeiten, was passieren könnte und uns dadurch bevorsteht. Wir hatten wirklich keine Ahnung, was uns erwarten wird.

Nachdem wir die U-Bahn verlassen haben und in den Bus eingestiegen sind, holte Maik die Karte raus.

„Also wenn wa hier aussteigen.“ Er zeigte auf einem Punkt auf der Karte. „Müssen wir noch knapp 20 Minuten laufen, bis wir ankommen. Ist ungefähr nen Kilometer“ Er grinste mich an.

„Na ein Glück, das wir regelmäßig Joggen und hin und wieder wandern gehen. Sonst wäre das ein weiter Weg.“ Gab ich eher sarkastisch zurück. So ein Kilometer ist für Berliner Verhältnisse nun wirklich nicht viel. Maik lachte, er war wieder ganz der Alte. Ich fragte mich trotzdem, was ihn so beschäftigte.
 

Endlich kamen wir am Baum an. An sich war der Weg leicht zu finden, er war breit und befestigt. Doch hatte es anscheinend vor kurzem hier geregnet und durch die Bäume fielen nun dicke Tropfen herab. Ich hatte immer das Glück, dass sie mich im Nacken trafen. Es war sehr unangenehm. Nun standen wir vor ihr. Ein knorriger alter Baum, im unteren Bereich ragten, über einem großen Auswuchs, einige kahle Äste hervor, die Krone hatte ein dünnes hellgrünes Blätterdach. Wir standen auf dem Weg, vor uns eine niedrige Absperrung aus Holz. Bei dem Wetter waren wir bisher kaum Menschen begegnet und auch hier schien ein keinen hinzuziehen. Maik hob kurzerhand einen Fuß an und stieg über die Absperrung. Dann ging er zum Baum und umrundete ihn. Ich sah mich vorsichtshalber noch einmal um und folgte ihm dann. Schöne Elfe, ich werde euch retten. Dann trat ich zu dem Baum und betrachtete ihn. Langsam strich ich mit der Hand über den dicken Auswuchs an der Vorderseite. Fast schon erwartend, dass sich nun ein leuchtendes Tor öffnet. Doch nichts geschah. Maik umrundete den Baum ein weiteres Mal und blieb dann neben mir stehen.

„Ich kann echt nichts erkennen. Also nach der Geschichte meiner Oma“ er tippte kurz auf den Auswuchs, „kam meine Mutter wohl angeblich hier heraus. Wir waren ratlos. Wir versuchten es mit unterschiedlichen Methoden. Während ich nachdachte, über den Stamm strich und nach sowas wie einem Hebel suchte, begann Maik mit den unterschiedlichsten Sprüchen. Von ‚Abrakadabra‘ bis hin zu ‚Sesam öffne dich‘, alles, was er so kannte. Am frühen Nachmittag begann es zu regnen und wir brachen erst einmal ab. Im naheliegenden Gasthaus wärmten wir uns auf und aßen zu Mittag. Danach bestellten wir uns beide ein Bier und überlegten, wie wir weiter vorgehen sollten.

„Also ich weiß echt nicht mehr, was wa sonst noch tun können. Hab alle Sprüche versucht.“

„Ja, ich weiß. Wahrscheinlich war es doch nur ein blöder Traum.“ Ich seufzte und lehnte mich zurück.

„Nee, ich glaub das alles schon. Aber bei solcher Magie muss man meistens irgendwas tun. In den Fantasy Romanen macht‘s ja auch nicht einfach klick.“ Ich sah ihn an und fragte mich, warum er plötzlich so begeistert ist.

„Ja und was?“ Er grinste.

„Wahrscheinlich müssen wa in der Dämmerung oder zu Mitternacht hin. Wäre ja doof, wenn dieses Tor sich am Tag bei den Touristen öffnen würde.“ Ich überlegte kurz, dann nickte ich.

„Gut, warten wir eine Weile und gehen bei Einbruch der Dämmerung hin.“
 

Als es langsam dunkel wurde, zahlten wir unsere Rechnung und gingen wieder zu dem Baum. Maik und ich versuchten die gleichen Dinge, immer und immer wieder. Nichts geschah.

„Vielleicht sollten wir doch aufgeben.“ Gab ich zu. „Es ist mittlerweile dunkel und fängt wieder an zu regnen.“

„Man, so ein Mist aber auch.“ Maik betrachtete den Baum. Plötzlich schien er eine Idee zu haben und holte das Amulett seiner Mutter aus der Tasche. Als er es an den Auswuchs hielt begann es schwach zu leuchten. Maik begann zu lachen.

„Ach, hätte mir das nich früher einfallen können?“ Er öffnete das Amulett und hielt die Feder so nah es ging an den Stamm.

Und tatsächlich begann er schwach zu leuchten und die Rinde verschwamm. Allmählich vergrößerte es sich und begann schwach silbern zu leuchten. Maik grinste mich an.

„Na dann mal los. Durch mit dir.“

„Willst du nicht lieber als erster?“ Unsicher sah ich erst Maik, dann die leuchtende Stelle an.

„Nee, nicht, dass es sich dann gleich schließt.“ Langsam trat ich an ihn ran und streckte zögernd meine Hand aus. Maik schien das zu lang zu dauern, denn plötzlich spürte ich einen Stoß. Ich machte einen Schritt nach vorn und trat dadurch durch das Licht. Maik schob mich weiter und schien mir zu folgen.

Ankunft in Viridis

Plötzlich standen wir mitten im Wald. Ziemlich verblüfft sahen wir uns um und dann gegenseitig an.

„Also irgendwie hab ichs mir spektakulärer vorgestellt. So mit Licht und schweben oder so.“ Maik sah mich bei diesen Worten kurz an und begann zu grinsen. „Naja zumindest wissen wir, dass wir nicht verrückt sind.“

„Ja, es scheint wirklich wahr zu sein. Und nun?“ Ich sah ihn fragend an. Als er antworten wollte, hörten wir ein knacken und jemand rief:

„Wer seid ihr? Wie seid ihr an den Wachen vorbeigekommen?“ Dabei sprang plötzlich jemand aus einem der Bäume und landete etwas entfernt von uns auf dem Boden. Mit gespannten Bogen kam er langsam näher. Dabei musterte er uns mit seinen braunen Augen genau. Der Fremde trug ein grünes Hemd, eine braune Hose und schwarze Stiefel. Darüber eine Art Lederrüstung, die einen Teil seines Oberkörpers bedeckte. Ein paar Blätter hingen in seinen kurzen schwarzen Haaren, die rausfielen, als er den Kopf leicht schief legte.

Da wir vor Schreck wie angewurzelt dastanden und nichts sagten, wiederholte er seine Fragen noch einmal.

„Also wir…äh…“ Begann ich langsam und überlegte fieberhaft, wie ich es erklären sollte. Schließlich begriff ich es ja selbst kaum. Ich wollte es gerade vorsichtig versuchen, da fing Maik gleich direkt an.

„Sind aus dem Baum da gekommen.“ Dabei zeigte er auf den großen alten Baum, der direkt hinter uns stand und ein riesiges altes Astloch zu haben scheint. Ich sah erst ihn ziemlich entsetzt an und dann vorsichtig zu dem Fremden. Er muss uns doch für verrückt halten. Doch widererwarten ließ er langsam den Bogen sinken und sah und nachdenklich an.

„Wie seid ihr aus dem Baum gekommen und von woher?“ Der Fremde hielt den Boden weiterhin gesenkt, aber noch immer gespannt.

„Wie? Keine Ahnung. Hab den Anhänger meiner Mutter rangehalten und plötzlich konnten wir durchlaufen. Und wir kommen von zuhause.“ Maik grinste und hielt den Anhänger hoch.

„Also es hat sich anscheinend ein Tor geöffnet. Wir kommen von Berlin…oder je nachdem wo wir hier sind, von der Erde.“ Fügte ich noch schnell hinzu, ehe der Fremde etwas sagen konnte.

„Ihr kamt mir Hilfe eines Amuletts in unsere Welt und kommt aus der Menschenwelt. Hm…ich habe die starke Magie des Baumes gespürt, als das Tor geöffnet wurde.“ Er betrachtet uns noch einmal ganz genau, ließ dann den Bogen locker und steckte den Pfeil in einen Köcher am Rücken. Dann legte er zwei Finger an den Mund und ein lauter langer Pfiff war zu hören. Einige Vögel flogen aufgeschreckt aus den Bäumen in alle Himmelsrichtungen. Als der Pfiff verklang wurde es kurzzeitig still, bis die Bäume um uns herum zu rascheln begannen. Nach und nach sprangen weitere Menschen aus den Bäumen um uns herum und kreisten uns ein. Die Männer trugen ähnliche Kleidung wie der Fremde vor uns. Die Hemden hatten lediglich verschiedene Grüntöne. Von einem sehr hellen Gelbgrün bis hin zu dunkleren Tönen. Einige von ihnen trugen anstatt der Lederrüstung braune Westen mit Stickereien, die an Ranken, Blumen und teilweise auch an Bäume erinnerten. Die Frauen trugen enganliegende, lange Oberteile, ebenfalls in verschiedenen Grüntönen. Um die Taille waren braune, breite Gürtel gebunden, die ebenfalls Stickereien auswiesen. Die meisten hatten braunes Haar, die Männer sehr kurz und die Frauen fest zu einem Dutt gebunden. Nur zwei weitere Personen hatten ebenfalls schwarzes Haar, wie der Fremde vor uns. Als wir komplett umkreist waren und wir somit nicht mehr fliehen konnten, lächelt der Fremde.

„Mein Name ist Darragh und ich bin einer der Beobachter. Wir schützen das Dorf und den alten Ginkgo.“ Ich sah ihn verständnislos an. Ich verstand kein Wort. Maik schien die anderen genau zu betrachten und sah danach wieder zu Darragh.

„Hallo, ich bin Maik und der hier neben mir heißt Tom. Was sind ‘n Beobachter? Ginkgo ist nen Baum oder?“ Darragh stutzte bei Maiks Worten kurz und musste daraufhin laut loslachen.

„Na, ihr seid mir ja gut. Der alte Ginkgo ist der Baum, aus dem ihr rausgekommen seid. Wir Beobachter beobachten, wie der Name schon sagt, den Wald. Ich glaube in anderen Kulturen nennt man uns Wachen. Wir wachen über das Dorf.“ Er lächelte. „Das scheint es bei euch nicht zu geben.“

Eine große, schlanke Frau mit braunem Haar und hellgrünem Oberteil und ein großer kräftiger Mann mit hellbraunem Haar und ebenfalls hellgrünem Hemd traten vor und stellten sich links und rechts neben uns. Sie sahen uns ernst, ja eher grimmig an und griffen nach unseren Oberarmen. Die Frau stand neben mir und hielt mich fest.

„Das sind Bosca und Gurgan. Sie begleiten euch nun zu eurer Unterkunft. Ich werde die Ältesten in Kenntnis setzen. Sobald sie euch sehen wollen, holen wir euch ab.“ Er lächelte und ging los. Unsere beiden Begleiter folgten ihm schweigend und zogen uns mit sich.

„Hey, wartet mal…“ Begann Maik, doch keiner reagierte. Wir liefen einige Minuten durch den Wald, bis eine große Schutzmauer aus Holz vor uns auftauchte. Genau vor uns war ein geschlossenes Tor zu sehen. Es war so hoch wie die Mauer, doch besaß es zusätzlich verschiedene Querbalken mit eingravierten Symbolen. Sie ähnelten teilweise Jagdszenen oder Tierportraits. Am Tor angekommen verließen uns die meisten unserer Begleiter wieder. Sie gingen zurück oder kletterten flink und elegant auf die nächsten Bäume. Lediglich Darragh, Bosca und Gurgan blieben bei uns. Darragh gab einen weiteren Pfiff ab, diesmal ähnelte er eher dem Laut eines Vogels. Danach wurde es für eine kurze Zeit ganz still. Ich sah mich um. Maik sah vollkommen gebannt auf das Tor und betrachtete wohl die Gravur. Um uns herum konnte ich außer der Mauer und dem Tor nur dichten Wald erkennen. Es war mitten am Tag und hie und da drängten sich dünne Sonnenstrahlen durch die Blätter. Vogelgesang war kaum zu hören. Ich sah die Frau an, sie war ein klein wenig größer als ich und starrte ebenfalls gerade aus. Ihre dunklen Lippen waren zu einem Spalt zusammengepresst und zwischen ihren Augen zeigte sich eine schmale Falte.

„Bosca…ähm…können Sie mir vielleicht sagen, wie spät es ist?“ Bosca wandte sich zu mir um und sah mich verwirrt um.

„Du hast eine merkwürdige Aussprache Kleiner. Die Sonne hat vor einiger Zeit den Zenit überschritten und wird bald verschwinden. Dann gehen die Monde auf.“ Sie drehte sich um, da genau zu der Zeit, als sie mit mir sprach das Tor geöffnet wurde. Dann ist es wahrscheinlich am späten Nachmittag, was meint die mit Monde? Gibt es hier mehrere? Wir setzten uns wieder in Bewegung. Die Innenseite des Tores enthielt ebenfalls Gravuren mit verschiedenen Bildern. Hierbei handelte es sich jedoch um Bilder von Familien, Menschen bei der Arbeit und dergleichen. Beim durchgehen fragte Maik:

„Sagt ma, warum habt ihr eigentlich diese ganzen Bilder ins Tor geritzt?“ Darragh, und dadurch auch wir anderen, blieb stehen und drehte sich um. Er sah Maik verständnislos an.

„Wie bitte? Was ist geritzt?“ Maik tippte an das Tor.

„Na diese Bilder hier.“

„Du meinst die Gravuren? Das sind Schutzsymbole und Bitten an den Waldgott. Die äußeren sollen uns vor fremden Eindringlingen schützen und eine gute Jagd versprechen. Die Inneren bieten uns und unseren Familien Schutz.“

„Oh, verstehe. Ein Waldgott also. Und? Funktioniert es?“ Maik grinste. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt vorher nachdenkt. Doch Darragh lachte und meinte:

„Nun bisher ist uns noch nichts Schlimmes wiederfahren. Die schwarzen Wölfe und die roten Bären blieben uns bisher fern.“ Er drehte sich wieder um und ging weiter. Bären? Wölfe? Ich drehte mich um, doch das Tor wurde bereits wieder geschlossen. Nun sah ich auch von innen, dass dies über eine Art Flaschenzug geschah. Zwei Leute betätigten Kurbeln, was einen Mechanismus in Gang setzte. Wir gingen Richtung Dorfmitte. Das Dorf schien in einen Kreis aufgebaut. Die meisten Häuser standen auf dem Boden und erinnerten mich an Blockhütten, in verschiedenen Größen. Die kleinsten davon waren gerade mal so groß wie ein normales Zimmer, die größten wie ein großes zweistöckiges Haus. Diese standen eher am Rand, nahe der Mauer. Durch ein großes Loch im Dach stiegen bei einigen, vorrangig den größeren Häusern, Rauchschwaden auf. In der Mitte stand ein großer Baum, in dessen Krone ein großes Baumhaus gemaut war. Sowohl der Baum, als auch das Haus waren reich mit verschiedenen Motiven und Verschnörkelungen verziert. Eine dicke Strickleiter führt am Stamm des Baumes nach oben. Sie ist fest im Boden verankert. Überall war reges Treiben, Frauen und Männer, die Tiere ausnahmen, Fell spannten, nähten oder Werkzeuge herstellten. Kinder liefen umher, halfen ihren Eltern oder spielten. Mir fiel auf, dass die Erwachsenen alle mindestens 2m groß sein müssten. Die meisten ähnelten unseren Begleitern. Es gab jedoch auch Frauen in langen braunen Röcken und Männer mit reich verzierten Westen. Doch langsam hielten sie inne und immer mehr von ihnen wurden auf uns aufmerksam. Die betrachteten uns und fingen an zu flüstern. Ich konnte Worte wie „merkwürdige Kleidung“, „der alte Ginkgo erstrahlte“, „vielleicht Magier“ und „Menschen“ heraushören. Maik schien das auch zu bemerken, er lauschte angestrengt und versuchte anscheinend sich einen Reim aus dem Geflüster zu machen. Wir kamen an eine der kleineren Hütten nahe dem Baumhaus an und Darragh öffnete die Tür

„So, hier ist euer Quartier. Ich werde gleich mit den Ältesten sprechen, doch ich denke sie werden euch nicht vor morgen sehen wollen.“ Wir traten ein, die Hütte enthielt zwei Holzbetten mit einfachen Decken, eine kleine Feuerstelle in der Mitte und an der Seite ein kleiner Tisch mit einer Wasserschale. Über der Feuerstelle gab es ein Loch im Dach, wodurch man den Himmel sehen konnte.

„Ruht euch aus. Bosca und Gurgan werden vor eurer Tür bleiben. Bitte bleibt in der Hütte. Die Leute sind skeptisch gegenüber Fremden. Bei Bedürfnissen oder fragen, sprecht einfach mit den beiden.“ Darragh lächelt fröhlich. „Wir hatten lange keine Menschen mehr hier.“

„Moment.“ Nun wurde s mir doch zu viel. „Was seid ihr, wenn ihr keine Menschen seid?“ Maik stand neben mir und verschränkte die Arme.

„Genau, die Leute da draußen hab’n auch so komisch geflüstert.“ Darragh sah uns nachdenklich an.

„Na, wir sind Waldläufer. Was sonst? Gibt es in eurer Welt keine?“

„Waldläufer…aber ihr seht uns ziemlich ähnlich muss ich ma sagen.“ Ich sah zuerst zu Maik und dann zu Darragh, gespannt auf dessen Antwort zu Maiks Bemerkung.

„Ihr kennt wirklich keine Waldläufer. Hm…Waldläufer stammen ursprünglich von Menschen ab, ja. Unsere Vorfahren sind vor tausenden von Sommern in den Wald gegangen. Im Laufe der Zeit haben wir uns komplett den Bedingungen des Waldes angepasst.“

„Oh, Cool.“ Maik grinst. Ich muss über Darraghs verwirrten Gesichtsausdruck lächeln. Dann verlässt er uns und wir setzten uns auf die Betten. Draußen wurde es langsam dunkel. Hin und wieder hörten wir draußen Gespräche. Anscheinend versuchten die anderen Waldläufer mal einen Blick auf uns zu werfen. Doch sie wurden immer wieder abgeblockt. Maik und ich unterhielten uns noch eine Weile über diesen Tag und das fremde Land. Zwischendurch bekamen wir mehrere Kerzen und die Feuerstelle wurde von Bosca angezündet. Nachdem es schon ein Weilchen dunkel war kam Gurgan mit zwei Schalen Suppe und etwas, das wie Brot aussah.

„Hier, Menschen, ich soll euch essen bringen.“ Er reichte sie uns und verschwand ohne ein weiteres Wort.

„Der Typ scheint uns irgendwie nich zu mögen.“ Meinte Maik und betrachtete die Suppe. Ich roch kurz dran und verzog das Gesicht.

„Naja, zum Glück hatten wir vor unserer Reise was gegessen.“ Maik bis von dem Brot ab und schien ehrlich erstaunt.

„Boah, koste mal dieses Brot hier. Ist das lecker. Hat was von Frischgebackenem mit…weiß nich…Minze oder so?“ Ich sah erst Maik und dann das Brot an. Dann biss ich ebenfalls hinein. Es war sehr weich, obwohl der Kanten etwas Anderes vermuten ließ. Der Kanten war jedoch nicht hart, sondern dünn und knusprig, wie frisch aus dem Ofen. In dem Brotteig wurden offenbar verschiedene Kräuter eingebacken, welche es frisch und saftig wirken ließen. Neben den unbekannten Geschmack konnte ich eine leichte Note Menthol oder Eukalyptus ausmachen. Es war sehr ungewohnt und doch schmeckte es richtig gut. Nun probierte ich auch vorsichtig die Suppe. Diese war lediglich eine heiße Fleischbrühe, die Fleischstücken schmeckten stark nach Wild und sie enthielt Kräuter und ein bisschen Gemüse. Ich denke sie sollte uns eher für die Nacht aufwärmen als zu schmecken. Wir aßen beide die Suppe sowie das Brot. Unsere Vorräte aus den Rucksäcken fassten wir nicht an, wer weiß was noch vor uns steht. Danach legten wir uns hin. Ich vermutete, dass es nach unserer Zeitrechnung bereits weit nach Mitternacht sein müsste. Kurze Zeit später schliefen wir auch schon ein.
 

Maik

Ich schlug die Augen auf. In den letzten Minuten hatte ich nur noch von Wasser geträumt. Meine Blase drückte. Ich sah kurz rüber zu Tom, der tief und fest zu schlafen scheint. Zumindest was ich von ihm erkennen konnte. Es war stockfinster. Lediglich ein paar Sterne und der schwache Schein von ein…nein zwei Monden schien durch die Öffnung im Dach. Ich betrachtete sie kurz genauer. Sie schienen aneinander zu hängen. Einer der beiden lag halb hinter dem anderen. Sie ähnelten beide in gewisser Weise unserem Mond, doch war das Bild der Krater anders, diese schienen auch tiefer und Größer, als bei unserem. Trotz der Gedanken musste ich nun wirklich dringend auf Toilette. Ich stand leise auf und ging zur Tür. Sie war unverschlossen, als ich dagegen drückte. Doch saßen draußen gleich daneben unsere beiden Begleiter. Bosca schien zu schlafen und Gurgan hielt Wache. Er sah mich finster an, also sagte ich leise.

„Ich muss mal dringend wohin…also wo kann ich mich hier erleichtern?“ Ich versuche es extra eleganter auszudrücken, da ich denke mit ‚Ich muss mal pinkeln.‘ würde ich ihn nur verwirren. Er nickte und stand auf. Dann nahm er meinen Arm und zog mich zu einem hinteren Winkel der Mauer.

„Hier lang.“ Wir liefen an einigen Hütten vorbei. Es war ruhig, die meisten schienen zu schlafen. Nur ein paar Waldläufer liefen uns einmal über den Weg. Sie trugen ihre Waffen griffbereit und schienen hier Patrouille zu laufen. Als wir anhielten, standen wir an einer, etwas vorgesetzten hölzernen Wand.

„Dahinter und dann links. Denk an das Stroh, wir sind schließlich keine Wilden.“ Ich nickte und ging um die Wand herum. Dahinter befand sich ein größeres Waldstück, welches noch immer von der Mauer eingekreist war. Direkt hinter der Wand war ein großer Haufen Stroh aufgehäuft und ein kleiner Brunnen. Ich nahm eine Hand voll und ging mich erleichtern. Als ich wiederkam wusch ich mir meine Hände. Man, die sind hier ja echt vornehm. Stroh und dann Wasser zum Hände waschen. Ob die schon sowas wie Bakterien kennen? Oder ist das einfach ihre Kultur? Als ich wieder zu Gurgan trat, traute ich mich dann doch nicht meinen Mund aufzumachen. Er sah ziemlich grimmig aus und schien und nicht leiden zu können. Sofort zog er mich zu unserer Hütte zurück, öffnete dort angekommen die Tür und stieß mich hinein. Dann schloss er die Tür wieder. Ich seufzte kurz und legte mich wieder hin.
 

Am nächsten Morgen wurden wir durch lautes klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen. Wir schreckten hoch und sahen uns erst einmal verwirrt an. Dann dämmerte es mir. Doch bevor wir irgendetwas sagen konnten wurde die Tür aufgerissen und Bosca brachte und Brot und Wasser. Sie lächelte uns kurz an, wurde dann aber wieder ernst.

„Esst und macht euch fertig.“ Sie warf uns Kleidung hin. „Eure merkwürdige Kleidung und die Taschen bleiben hier. Ihr macht den meisten Leuten hier Angst. Sie vermuten, ihr seid gekommen um unser Land zu nehmen.“

„Nee.“ Begann ich sofort, wieder ohne nachzudenken. „Das brauchen wir nicht, haben nen eigenes. Das reicht uns völlig.“ Bosca musste sich nun doch ein kichern verkneifen.

„Gut, Gurgan wollte euch schon fesseln damit ihr nichts Falsches tut.“ Dann meldete sich Tom, er müsse mal dringend wohin. Also gingen er und Bosca raus. Derweil begann ich zu essen. Als Tom mit verwirrter Miene zurück kam sah ich ihn fragend an.

„Sie haben Stroh und Wasser…ich habe sie gefragt, wie sie von den Bakterien wissen. Sie hat mich ausgelacht und meinte, dass das Ritual der Reinigung wichtig wäre.“ Ich grinste ihn an.

„Ich musste letzte Nacht auch mal, aber Gurgan wollte ich nicht deswegen fragen. Fehlt nur noch ne warme Dusche, oda?“

„Na das wäre super, aber ich denke so reinlich sind sie hier nicht.“ Tom aß nun auch schnell und wir zogen uns um. Die alten Sachen stopften wir in unsere Rücksäcke. Zum Glück hatte uns Bosca noch Ledertaschen, die wir schräg über den Rücken binden konnten, dazu gelegt. Dort hinein steckten wir unseren Knabberkram, die kleinen Wasserflaschen, die Taschenlampen und unsere Notizen. Dann hieß es warten. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet und Darragh kam grinsend rein.

„So, ihr beiden. Die Ältesten möchten euch nun sehen. Da ihr anscheinend nicht aus diesem Land stammt möchte ich euch kurz etwas erklären.“ Er schloss die Tür und setzte sich zu uns.

„Menschen sind nicht wirklich hier willkommen. Die großen Magier sind damals einfach durch das Tor verschwunden und haben uns unserem Schicksal überlassen. Bleibt einfach in meiner Nähe. Ich bin der einzige, neben Bosca, der den Legenden glaubt.“ Wir sahen ihn fragend an.

„Hab mich schon gefragt, warum Gurgan uns nicht leiden kann.“ Meinte ich kurz, Tom zur selben Zeit:

„Was für Legenden?“

„Darin wurde von der Rückkehr der Magier gesprochen, die dem Land ihren alten Glanz zurückgeben. Ich weiß nicht, ob ihr es seid. Doch ich hoffe es einfach und deshalb konnte ich die Ältesten überreden euch zu treffen. Gurgan glaubt den Legenden nicht, doch er respektiert den Wunsch seiner Gemahlin.“ Ich musste grinsen, also sind unsere beiden Begleiter da draußen Partner. Darragh fuhr nach einer kurzen Pause fort.

„Tretet mit Respekt und Ehrfurcht vor ihnen. Nachdem ihr die Leiter erklommen habt, zieht eure Schuhe aus und kniet nieder. Dann wird der Vorhand erhoben und ihr begebt euch vorsichtig auf Knien hinein. Ich werde es euch vormachen. Sprecht nicht, wenn ihr nicht gefragt werdet.“ Er sah mich ernst an.

„Besonders du solltest deine Zunge hüten. Respektlosigkeit wird bei uns hart bestraft.“ Ich sah ihn überrascht an, nickt dann jedoch. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen. Dann stand Darragh auf und bedeutete uns zu folgen. Wir standen ebenfalls auf und traten mit ihm aus der Hütte. Sofort flankierten uns Bosca und Gurgan, während wir auf den großen Baum in der Mitte des Dorfes zugingen. Vor der Leite blieben wir stehen. Darragh drehte sich zu uns um.

„Ich klettere hoch und gebe den Wächtern Bescheid. Dann gebe ich euch ein Zeichen und ihr folgt mir. Bosca und Gurgan ihr folgt als letzte.“ Wir alle nickten und Darragh begann flink hoch zu steigen.

„Also so schnell wird’s bei uns wohl nich. War schon immer ne Niete im Klettern.“ Sprach ich leise zu Tom. Dieser nickte.

„Zumindest ist sie im Boden verankert.“ Kurz darauf kam ein kurzer Pfiff von oben und Bosca stieß uns an.

„Hoch mit euch.“ Dann begannen wir zu klettern. Erst Tom, dann ich, darunter folgte uns Bosca und Gurgan gab das Schlusslicht. Ich hörte von unten immer wieder ein Grummeln und Wortfetzen. „langsame Schnecken“, „sollten sich beeilen“, „selbst die Ältesten sind schneller“. Ich grinste, ja, wir waren wirklich langsam. Oben angekommen wartete Darragh schon unruhig. Wir standen auf eine Art große Terrasse. Hier hätten locker zwanzig Leute eine Party feiern können. Die Wände des Baumhauses waren mit verschiedenen Motiven von Tiere, Bäumen und Ranken verziert. Die Brüstung bestand aus ca. 1 m hohen Holzpfählen. Diese waren rund, dunkelbraun gebeizt und mit Efeuranken verziert. Auf dem Großteil des Bodens lagen Felle in verschiedenen Braun- und Rottönen. Mit Ausnahme des Teils, auf dem wir geradestanden. Dieser ähnelte Dielenboden. Lange breite Bretter waren aneinandergelegt. Vor dem ersten Teppich standen die Schuhe. Der Eingang zum Baumhaus wurde von zwei Waldläufern bewacht. Sie trugen, neben Pfeil und Boden auch je ein Kurzschwert bei sich. Sie beobachteten uns aufmerksam. Eine falsche Bewegung und sie würden uns wahrscheinlich angreifen. Sie trugen enganliegende Lederrüstungen, die ihnen wohl viel Bewegungsfreiheit boten, braune Hosen und hohe Stiefel. Ihre Haare waren braun und kurzgeschoren, wie die der meisten anderen.

Wir zogen unsere Schuhe aus, stellten sie zu den anderen und gingen dann zu Darragh.

„Das hat ja gedauert.“ Er verzog das Gesicht. „Kniet euch bitte vor den Eingang, wenn ich euch rein bitte.“ Er selbst ging ganz normal durch die Tür. Das gab mir im ersten Moment zu denken. Doch als er seinen Kopf kurz durch die Tür steckte und uns rein bat, knieten wir uns nieder und gingen auf Knien in den Raum. Darragh bedeutete uns bis zum Tisch vor zu gehen und uns dann richtig hinzusetzen. Wir taten wie geheißen. Wohl auch aus Furcht. Der gesamte Raum war sehr groß und hoch. Es gab nur wenige Fenster, die das Tageslicht hineinließen. Dadurch und durch die vielen Kerzen im gesamten Raum, erhielt dieser ein Dämmerlicht. An den Wänden befanden sich Felle und verschiedene Zeichnungen. Der Tisch vor uns war niedrig, jedoch sehr groß und rund. Um den Tisch herum saßen die sechs ältesten und dahinter jeweils ein jüngerer Waldläufer. Darragh stellte sich ganz links hinter eine ältere Frau. Neben ihm stand hinter einem älteren Mann ein fremder Waldläufer. Bosca und Gurgan stellten sich ebenfalls hinter zwei der Ältesten. So standen von links nach rechts Darragh, ein Fremder Mann, Bosca, Gurgan und noch zwei weitere fremde Frauen. Vor ihnen saßen die Ältesten, ebenfalls drei Frauen und drei Männer. Diese saßen jedoch abwechseln eine Frau und ein Mann. Hier trugen die Männer, sowie die Frauen ihr weißes langes Haar zu einem festen Knoten am Hinterkopf. Ihr faltiges Gesicht war gezeichnet von fremden unbekannten Symbolen. Sie erinnerten mich an Blätter oder dergleichen. Die Bärte der Männer waren lang, weiß und geflochten, mit dunklen Bartperlen. Sie trugen weite grüne Hemden, braune Hosen und einen weiten hellgrünen Mantel mit rankenähnlichen Stickereien. Die Frauen trugen weite hellgrüne Kleider mit einem dicken braunen Gürtel um die Taille. Ihre Kleider waren ebenfalls reich bestickt. Außerdem trugen alle verschiedenen Schmuck, von Ohrringen, Armreifen bis hin zu Ketten. Alles samt aus Holz angefertigt und verziert. Die fremden Frauen und Männer trugen in Gegensatz zu unseren Begleitern ebenfalls langes Haar, welches Hochgebunden wurde und ähnliche Kleidung und Schmuck. Nur waren die Verzierungen und der Schmuck weitaus weniger und filigraner. Nachdem ich die Waldläufer gemustert hatte, die allesamt ruhig und schweigsam dasaßen und sich ebenfalls ein Bild von und zu machen schienen, fiel mir hinter ihnen eine große Karte auf. Sie schien alt zu sein und war auf Leder gezeichnet worden. Unten stand in großen Buchstaben das Wort „Viridis“. Das schien eine Karte des Landes zu sein. Ich betrachtete sie genauer.
 

(Hier Bild der Karte)
 

„Menschen…“ Die unerwartet kräftige und ausdrucksstarke Stimme ließ mich aufschrecken. Ich sah zu der Ältesten, die vor Darragh saß. Die musterte uns genau und mit einem grimmigen Ausdruck. „Ich wollte es erst nicht glauben, als Darragh mir davon erzählte.“

„Die Geschichten sind also wahr.“ Diese verwunderten Worte kamen von der Frau ganz rechts von uns. „Die Magier kehren zurück und neue Zeiten brechen an.“

„Unsinn! Das hier sind wahrscheinlich ein paar ganz gewöhnliche Bauern.“ Gab die Älteste vor Darragh verächtlich zurück.

„Fea, bitte. Sie kamen aus dem Baum. Darragh hat es gesehen. Lass uns die beiden Menschen anhören, was sie zu sagen haben.“ Der Älteste neben Fea sah erst sie und dann Darragh hinter ihr an. Er lächelte gutmütig. Fea schnaubte kurz und sah uns nun abwartend an. Ich sah kurz zu Tom, der links neben mir saß. Er schien vollkommen in die Gravur auf dem Tisch vertieft zu sein. Diese zeigte einen riesigen Weltenbaum, der sich über den gesamten Tisch erstreckte. Hat Tom Angst vor ihnen? Also war es wohl an mir ihnen alles zu erzählen. Ich erzählte ihnen kurz von Toms Traum und unserer Idee es einfach zu versuchen. Meinen Traum ließ ich, einer Eingebung folgend, aus. Weiß auch nicht warum. Dann beschrieb ich ihnen die Versuche durch den Baum zu gehen und wie es erst mit dem Anhänger funktionierte. Da ich ihn um den Hals trug, nahm ich ihn ab und hielt das Amulett hoch. Dabei öffnete ich es und präsentierte die Feder. Sie schimmerte leicht. Es war mir schon letzte Nacht aufgefallen. Ein Raunen ging von den Ältesten aus. Bosca schnappte kurz nach Luft und sah uns erstaunt an.

„Die Feder eines Engels. Normalerweise zerfallen sie zu Staub, wenn sie sie verlieren.“ Kam es von der zweiten stehenden Frau rechts.

„Stammt sie vielleicht von Luneta?“ fragte die, ihr Nebenstehende ganz leise.

„Nun anscheinend steht der Träger unter dem Schutz des Engels. Ich habe Legenden darüber gehört, dass eine geschenkte Feder für immer erhalten bleibt und den Beschenkten schützt.“ Es kam von dem freundlichen Ältesten neben Fea. Er sah uns kurz nachdenklich an und begann nun zu lächeln.

„Nun, denn. Wir sollten uns vielleicht einmal vorstellen. Schließlich sind diese Menschen zu Besuch bei uns. Mein Name ist Friseal und hinter mir steht Crann. Darragh kennt ihr ja bereits, vor ihm sitzt Fea.“ Nachdem er kurz den Arm gehoben und nach rechts ausgeschwenkt hat, zeigt er kurz auf die Personen links von ihm. „Vor Bosca sitzt meine liebe Ivy und daneben ihr Mann Mallow und uns gegenüber sitzen Lilac und Aol. Die beiden Damen dahinter sind Jacenty und Leilani. Und wie dürfen wir euch ansprechen?“ Nun sahen wieder alle abwartend zu uns. Vorher hatten einige von ihnen kurz gelächelt oder genickt, während ihre Namen genannt wurden.

„Ich bin der Maik…naja eigentlich Michael, aber die meisten bin ich einfach nur Maik. Der hier neben mir ist Tom.“ Ich stieß ihn kurz in die Seite. Er schreckte auf und sah kurz in die Runde. Anscheinend war er vollkommen in Gedanken gewesen

„Hi, ich bin Tom.“

„Nun, ihr wollt also die Elfe retten? Wie wollt ihr das anstellen?“ Fea sah uns fragend an. Ich sah sie völlig perplex an und mir wurde klar, dass ich mir nie einen Kopf darübergemacht hatte. Ich bin einfach Tom gefolgt, also sah ich ihn an.

„Sie wird uns leiten.“ Tom starrte wieder auf den Tisch „Ich spüre sie, doch irgendetwas hält sie von einem Kontakt mit mir ab.“

„Das liegt an der Barriere, die unser Dorf umgibt. Hier oben ist sie dünn, daher kannst du die Magie der Elfe spüren. Unten im Dorf dürftest du sie überhaupt nicht spüren.“ Tom und ich sahen nach rechts. Lilac sprach, ihre Stimme klang sanft und glatt. Sie wollte überhaupt nicht zu der älteren Frau passen, die wir vor uns sahen. Sie lächelte leicht.

„Ich habe diese Barriere mit Hilfe von Mallow erschaffen. Sie schützt uns vor den Gefahren von außen.“

„Also müssen wir nur das Dorf verlassen und sie kann mit mir sprechen.“ Tom wollte aufspringen, doch ich hielt ihn zurück. Während des Gespräches kam mir ein Gedanke.

„Wir müssen irgendwie zu diesem Gefängnis hin. Wisst ihr den Weg?“ Ich sah mich einmal in der Runde um. Als Darragh sprach.

„Der Wald da draußen ist gefährlich. Wenn die Rettung der Elfe auch unsere Rettung ist, führe ich euch gern nach Calles. Dies ist eine Handelsstadt, dort werden wir sicherlich weitere Informationen erhalten.“ Nun drehten sich alle zu ihm um.

„Der Weg würde zwei Tage in Anspruch nehmen und führt quer durch den Wald. Das kann ich nicht zulassen.“ Fea sah ihn grimmig an, doch ich konnte auch Angst erkennen.

„Mutter…ich meine Älteste…“ Er legte die Hände auf ihre Schulter. „Ich bin der beste Bogenschütze des Dorfes. Ich werde gut auf sie achten und dafür sorgen, dass die Geschichte sich erfüllt. Der Wald wird bald wieder uns gehören und wir können frei Jagen.“

„Glaubst du wirklich die Rettung einer Elfe würde sie dazu bringen uns unseren Wald zurück zu bringen?“

„Wenn es stimmt, was die Elfenjäger im Wald erzählen, dann ist die Gefangene ihre Königin.“

„Darragh, du warst wieder im Norden des Waldes? Wenn die Elfen dich erwischt hätten.“ Donnerte Fea nun wütend los.

„Beruhige dich, sie achten nie darauf, wer in den Bäumen sitzt. Sie sind nur auf die Jagd am Boden konzentriert. Nun, ich werde sie begleiten. Es ist der einzige Weg den Wald zurück zu bekommen. “

Fea sah sich um, keiner schien ihm zu wiedersprechen.

Dann seufzte sie resigniert. „Nun gut. Doch ihr müsst euch gut auf die Reise vorbereiten. Der Weg führt direkt durch das Gebiet der roten Bären. Dort jagen die Elfen besonders gern. Sie lieben das Fell der Bären. Wenn sie euch erwischen…“ Darragh nickte.

„Gut, dann ist die Besprechung hiermit beendet. Darragh, nimm diese Menschen bitte mit und bereitet euch auf die Reise vor.“ Darragh nickte und wir verließen mit ihm das Baumhaus. Draußen musste ich mich erst einmal strecken. Mein linker Fuß ist eingeschlafen, also hüpfte ich hin und her und versuchte das Kribbeln zu beseitigen. Darragh betrachtete mich verwirrt, sah dann aber zu Tom. Dieser stand nur da und sah zum Wald, als hoffte er, dass sie Elfe plötzlich auftaucht. Als das Kribbeln langsam nachließ zog ich meine Schuhe an. Tom kam ebenfalls wieder zu sich und tat es mir gleich. Dann folgten wir Darragh vom Baumhaus hinunter und er brachte uns zu unserer Hütte.

„Nehmt eure Sachen. Wir bringen sie bei mir unter. Mit diesen außergewöhnlichen Taschen würdet ihr nur auffallen.“ Also nahmen wir unsere Rücksäcke und folgten Darragh zu seiner Hütte. Die Waldläufer im Dorf gingen ihren Arbeiten nach, sahen aber hin und wieder verstohlen zu uns rüber und hielten einen sicheren Abstand. Als ein Kind unseren Weg kreuzte, kam die Mutter sofort angerannt und zog es weg. Als wir in Darraghs Hütte ankamen, bat er uns Platz zu nehmen. Er entzündete ein Feuer, stellte einen Kessel darauf und begann dann Kleidung und verschiedene Gegenstände in einen Beutel zu packen. Tom schien wieder normal zu werden, denn er fragte.

„Warum nanntet ihr uns Magier und was sind diese Elfenjäger?“ Darragh hielt inne und sah Tom an. Kurz schien er über seine Antwort nachzudenken. Ich selbst war überrascht, dass Tom das Gespräch bei den Ältesten doch mitbekommen hatte. Dann sah ich ebenfalls zu Darragh, ebenfalls neugierig über dessen Antwort. Darragh seufzte kurz.

„Das ist eine längere Geschichte.“ Er legte seinen Beutel beiseite, goss das heiße Wasser in Becher mit Kräutern und reichte uns zwei. Es roch nach Kräutertee. Er holte noch drei von diesen Kräuterbroten aus einem Lederbeutel und reichte jeden von uns ein. Dann setzte er sich mit seinem eigenen Becher zu uns.

„Nun wo fange ich an…“

„Na am Anfang.“ Rutschte es mir raus. Darragh sah mich kurz verwirrt an, musste dann jedoch grinsen.

„Eine gute Idee. Am Anfang…. Nun ich kenne die Geschichten nur durch Erzählungen und Legenden. Vor ungefähr 800 Jahren sah unser Land noch anders aus. Es gab keine Elfen in Viridis. Die Städte hier im Süden besaßen noch ihre ursprünglichen Namen.“ Darragh stellte seinen Becher auf einen niedrigen Tisch und stand auf. Im hinteren Teil seiner Hütte stand ein Regal, in welchem einige Schriftrollen lagen. Eine davon holte er raus. Er entrollte sie vor uns. Sie zeige das südliche Land. Es schien eine Kohlezeichnung zu sein.
 

(hier Kartenausschnitt mit alten Namen)
 

Wir betrachteten die Karte. Neben den jetzigen Namen der Städte und des Sees wurden die anscheinend alten Namen hinzugefügt.

„Ich habe diese Namen von alten Schriftrollen im Baumhaus abgeschrieben. Ich hoffe Fea findet nicht heraus, dass ich die angeschaut habe. Eigentlich ist der Zugriff nur den ältesten erlaubt.“ Meinte Darragh ein wenig verlegen.

„Wie wird man hier eigentlich so ‘n Ältester? Gibt’s da nen Ritual oder sowas?“ Ich musste es einfach Fragen. Meine Neugier ließ mir keine Ruhe.

„Naja…“ Darragh lächelte. „Grundlegend wie man wohl auch ein König wird. Man wird hinein geboren. Die ersten Kinder der Ältesten werden ihre Nachfolger, sobald diese Sterben.“

„Oh…na das is ja einfach.“ Ich grinste. „Is aber auch irgendwie wieder schlecht. Man kann es sich nicht aussuchen und die Leute sind ja nicht immer geeignet dafür.“ Darragh nickte und sah mich nachdenklich an.

„Genau das ist mein Problem…aber lassen wir das. Ihr wolltet etwas über die Magier und die Elfenjäger wissen.“ Er tippte auf die Karte und wir sahen uns sie genauer an.

„Warum die Elfen in unser Land kamen ist nur zum Teil bekannt. Sie kamen wohl aus dem Reich Varuun. Das Reich liegt auf einem der beiden großen Kontinente und ist hauptsächlich von Elfen bevölkert. Damals bestanden sie aus einem Zirkel und sind wohl vor einer Strafe geflohen. Unser Land war zu der Zeit friedlich, wir besaßen kaum Waffen und die Magier waren nicht im Kampf ausgebildet. Und…“
 

Vor ca. 800 Jahren.
 

Im letzten Licht der untergehenden Sonne kam das rege Treiben am Hafen von Afstand langsam zum Erliegen. Hafenarbeiter begannen ihre Arbeit nieder zu legen und sich auf den Weg in die naheliegenden Wirtshäuser und auf den Heimweg zu machen. Ein letztes Schiff verließ gerade den Hafen, es enthielt Waren und auch eine Gruppe Magier begann ihre Reise zum nächsten großen Kontinent. Sie haben vor kurzem ihre Prüfungen abgelegt und waren nun auf der Suche nach einer Anstellung. Einige erhofften sich Stellungen in großen Bibliotheken oder am Hofe eines der vier großen Reiche.

Die Insel Viridis liegt genau zwischen den beiden Kontinenten und ist somit ein zentraler Handelspunkt. Auf dem westlichen Kontinent liegen die Reiche der Zwerge und der Menschen, auf dem Östlichen, die der Elfen und der Drachen.

Nur wenige befanden sich noch am Hafen, als ein riesiges Segelschiff einlief, auf welchem eine Mannschaft von über hundert Leuten Platz hätte. Das ankommende Schiff besaß einen bauchigen Rumpf, doch durch die geschwungene Form der Holzplanken und der Schnitzereien wirkte es trotzdem elegant. Leichte Wellen schlugen gegen das Schiff und die Möwen kreisten über ihm. Als erhofften sie sich Fisch und andere Ware, die die üblichen Handelsschiffe an den Hafen brachten.

Das große, weiße Segel wurde langsam von mehreren Gestalten eingeholt, welche Flink über die Takelagen kletterten. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Schiff. Doch durch weite Mäntel und Kapuzen sind die Personen nicht genau zu identifizieren. Als das Schiff langsam in Position gedreht wurde erschien eine Gestalt am Hauptdeck. Mehrere Hafenarbeiter begannen sich in Position zu stellen.

„Klar zum Anlegen!“ Kam in tiefer kräftiger Stimme von der Person an Deck und das Treiben auf dem Schiff begann sich entsprechend anzupassen. Auf verschiedenen Positionen riefen Männer ein „Ist klar“. Nach einigen weiteren Kommandos wurden die Leinen zu den Hafenarbeitern geworfen und von ihnen Befestigt. Durch das Vertäuen der schweren Seile an den Steinpollern waren die Hafenarbeiter geschafft und erhofften sich nun eine Belohnung, als die Rampe hinabgelassen wurde.

Mehrere Personen verließen das Schiff über die schwankende Rampe und eine davon näherte sich den Arbeitern. Die anderen blieben an der Rampe stehen und warteten Sie trugen lange Mäntel und hatten ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Mittlerweile waren sie die einzigen am Hafen, die Sonne war untergegangen und Gaslampen gaben ein spärliches Licht von sich. Die Person hielt in etwas Entfernung an und hielt kurz einen kleinen Stoffbeutel hoch, bevor sie sie den Hafenarbeitern vor die Füße warf. Der Beutel öffnete sich und es vielen einige goldene Münzen raus.

„Elfengold…“ stieß einer der Arbeiter hervor und kniete sich nieder. Die anderen taten es ihm gleich.

„Es ist selten hier zu sehen und sehr wertvoll.“ Kam es von einem anderen.

„Ihr könnt es behalten, wenn ihr niemandem von unserer Ankunft erzählt.“ Kam es in tiefer befehlender Stimme von der Person. Es schien der Mann zu sein, der vorher auf dem Schiff die Befehle gab. „Geht Heim oder ins Wirtshaus, aber schweigt über uns.“ Die Hafenarbeiter nickten, nahmen das Geld und verschwanden so schnell sie konnten. Als sie außer Sichtweite waren, drehte sich der Mann zu den anderen Personen um.

„Wir können nun ausladen. Nehmt alles weitestgehend mit. Beladet die Karren und spannt sie hinter den Ochsen. Thaleia, meine Liebste, führe sie nach Alwetend. Sobald wir hier fertig sind holen wir euch auf.“ Als er mit einer der Personen, Thaleia, sprach, wurde seine Stimmte sanfter. Die angesprochene Person verneigte sich kurz und kehrte wieder auf das Schiff zurück. Nun standen noch drei Personen vor ihm. Kurz sah er sich um, schien die Umgebung genau zu betrachten und nahm dann seine Kapuze ab.

„Ich kann keinen Menschen in der Nähe spüren.“ Zum Vorschein kam ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und schmalen Augen. Die Pupillen glänzten im Schein der Laternen silbern. Das Hellblonde, fast weiß wirkende Haar war zu einem kurzen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Die Ohren waren geschwunden und liefen spitz am Ende aus. Er war ein elf. Seine Begleiter legten ebenfalls die Kapuzen ab. Auch sie waren Elfen, zwei von ihnen männlich, ähnlich dem Mann vor ihm, nur mit dunklerem Haar und grünen Augen. Die dritte Person war eine Frau, sie hielt demütig den Kopf gesenkt. Ihr Haar war ebenfalls von einem dunkleren Blond, jedoch lang und geflochten.

„Prinz Serdar…“ begann sie. „Ich sollte Thaleia helfen.“

„Nein meine liebe Cyra. Deine Dienste in Varuun haben eine hohe Belohnung verdient. Ich möchte, dass ihr den Kriegern helft die Einhörner zu satteln und mit ihnen das Schiff zu verlassen. Die Berittenen sollen mit euch voranschreiten und Thaleia den Weg freihalten. Niemand darf vorher von uns in Alwetend berichten. Der Angriff muss überraschend sein.“ Er begann zu grinsen. Cyra nickte und lief schnell über die Rampe, um die Anweisungen ihres Herrschers weiter zu tragen. Serdar sah die beiden Männer vor ihm an.

„Sobald wir entladen haben, müssen wir alle Schiffe im Hafen niederbrennen. Niemand darf entkommen. Dieses Land wird unsere neue Heimat und wir werden herrschen.“ Ein kurzes Krachen ließ alle drei herumfahren. Sie sahen sich um. An der Straße, die vom Hafen in die Stadt führt war ein Stapel Kisten umgekippt. Skeptisch machte Serdar einen Schritt darauf zu, als plötzlich eine Katze aus dem Haufen sprang und die Straße hinunterrannte. Er blieb stehen und drehte sich wieder zu den anderen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Der Brand solle wie ein Unfall aussehen. So sind die Bewohner der Stadt beschäftigt und sie können unbemerkt nach Alwetend reisen und das Land erobern.

„Laut meinen Forschungen herrscht der Meistermagier Jocseus über das Menschenvolk. Er lebt in der großen Universität.“ Begann der Linke, der beiden Männer. Er begann dunkel zu grinsen. „Das Land ist friedlich. Die Magier lernen kaum Kriegszauber. Es wird uns ein leichtes sein.“ Serdar nickt.

„Gut, Selenio. Die Überraschung wird uns nützen.“ Während des Gespräches wurde eifrig Material, Wagen, Ochsen und Einhörner ausgeladen. Männer folgten, beluden die Wagen und sattelten die Einhörner. Der zweite Mann vor Serdar sah sich um, es lief alles so leise und schnell wie möglich ab.

„Ich muss zu meinen Männern, Prinz. Die Berittenen müssen eingewiesen werden und wir benötigen einen Treffpunkt, bevor wir zur Universität aufbrechen.“

„In Ordnung Kimon.“ Kimon verbeugte sich kurz, wandte sich danach um und ging zu seinen Männern um den Marsch zu koordinieren. Mittlerweile begann Thaleia ihren Weg nach Alwetend mit mehren, von Ochsen gezogenen Karren. Sie hatte sich eine Truppe von Fußsoldaten zusammengesammelt, welche die Ochsen führten. Sie nahmen die Hauptstraße und ähnelten, durch ihre weiten Mäntel, einer Händlergruppe.
 

Dabei kamen sie an den umgekippten Kisten vorbei. Die zusammengekauerte Gestalt hinter den Kisten bemerkten sie jedoch nicht. Nachdem sie vorbeigezogen sind, sah die Gestalt kurz zum Schiff. Serdar schritt bereits den Hafen hinunter, um die richtigen Stellen für die Feuer auszukundschaften, begleitet von Cyra. Kimon und Selenio waren vertieft in der Planung zum Vormarsch. Schnell huschte die Gestalt die Straße hinunter und schien dabei mit den Schatten zu verschmelzen. An einem Gasthaus schlüpfte sie durch einen schmalen Türspalt. Erst im Haus atmete sie wieder durch. Monere konnte kaum glauben, von was sie gerade zufällig Zeugin wurde. Aus einem Impuls heraus nutzte sie ihre Magie, um ihre Aura zu verbergen und versteckte sich hinter einigen Kisten. Diese dumme Katze hätte sie beinahe verraten. Eigentlich wollte sie den Hafen entlang spazieren, da sie sich für Schiffe interessierte. Morgen sollte ihr Schiff nach Kretania auslaufen, dem Reich der Drachen auf dem östlichen Kontinent, um mit den Drachen zu verhandeln. Vor kurzem haben sich einige von ihnen auf einem der Berge in Viridis niedergelassen. Da die Insel ein Verbindungspunkt der beiden Kontinente ist. Drachen sind das älteste Volk dieses Landes und achten das Gleichgewicht. Doch haben viele Händler nun Angst den Weg nach Corundo einzuschlagen. Er führt nun genau zwischen dem Himmelsberg und dem Drachenfels hin durch. Monere sollte einen garantierten Friedensvertrag mit Pendragon auszuhandeln. Doch nun wird es keine Reise geben. Schnell warf sie ihren dunklen Umhang über einen Haken und rannte hinauf zu ihrem Zimmer. Dabei musste sie ihren grünen Rock raffen, um nicht über ihn zu fallen. Der strenge Zopf, der ihre langen roten Locken zusammenhielt, hatte sich gelöst. Nun fielen sie ihr bei jedem Schritt in ihr sommersprossiges Gesicht. Mit ihren 28 Jahren ist sie eine der Jüngsten im großen Rat der Magier. Doch ihre Talente und ihre Sprachgewandtheit in der Politik ließen sie schnell aufsteigen und den Posten als Außenpolitikerin besetzen. Im Zimmer angekommen verschloss sie die Tür und sah sich um. Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein. Also setzte sie sich an den Tisch, steckte sie Feder ins Tintenfass und verfasst schnell einen Brief an ihre Schwester. Diese war Botanikerin in der Universität und beschäftigte sich in der Magie mit Hilfe der Pflanzen und Tiere. Sie hatte Monere vieles beigebracht. Mit einem kurzen Zauber Richtung Fenster flog nach wenigen Minuten ein Falke durch eben dieses und landete auf dem Schreibtisch. Monere band den Brief an den Fuß des Falken und sah ihn genau an, dabei begannen ihre braunen Augen golden zu leuchten.

„Bring den Brief so schnell du kannst zu Mentha.“ Der Falke verbeugte sich kurz, stieß sich ab und verschwand durch das Fenster. Als sie aufstand und ihm nachsah brannte der Hafen bereits lichterloh. Sie hörte die Schreie der Bewohner und seufzte. Es hatte begonnen…
 

In Alwetend schliefen die Menschen friedlich in ihren Betten, unwissend was in Afstand vor sich ging. Auch der nachfolgende Tag verlief ruhig. Die Prüfungszeit war vorüber und die Schüler begannen sich für die Heimreise fertig zu machen. Die Ersten waren bereits vor Tagen mit den Kutschen zum Hafen gefahren. Die Abschlussprüfungen fanden immer zuerst statt. Erst nachdem sie abgereist sind, folgen die Prüfungen der unteren Jahrgänge. In den nächsten Tagen fahren weiter Kutschen in alle Teile des Landes und bringen die Schüler heim. An diesem Abend fand das letzte große Abendessen statt, bei dem bestandene Prüfungen gefeiert und Durchgefallene betrauert wurden.

Am frühen Morgen des darauffolgenden Tages wurde plötzlich und sehr Laut die Alarmglocke im Turm geschlagen. Lehrer, sowie Schüler sprangen aus ihren Betten, warfen sich ihre Mäntel um und rannten auf den großen Hof der Universität. Ein älterer Mann mit kurzem weißen Haar und wehendem blauen Mantel bahnte sich einen Weg durch die Schüler und stieg durch ein leicht erhöhtes Podest. Auf dem gesamten Hof herrschte reges Durcheinander und alle sprachen sie durcheinander. Erst als eine Frau mit schwarzem, fest zusammen geknotetem Haar ebenfalls auf das Podest stieg und der Absatz ihrer Schuhe ein lautes „Klock“ von sich gab, wurde es nach und nach still.

„Was ist hier los?“ Ihr strenger Blick schweifte durch die Schülerschaft. Sie trug einen roten bodenlangen Mantel, den sie fest um ihre Taille geschnürt hatte. Niemand antwortete.

„Wer hat die Glocke geschlagen?“ Im hinteren Bereich, in der Nähe des Turms wurde es unruhig. Die sah in die Richtung.

„Was ist da hinten los?“ Die Schüler und Lehrer drehten sich um und begannen Platz zu machen. Durch den entstandenen Weg rannte eine junge Frau mit wehenden glatten roten Haaren hindurch. Ihr grüner Mantel war offen und gab den Blick auf ein flattriges weißes Nachthemd frei. Einige Schüler begannen zu kichern. Verstummten jedoch schnell, als sie zu sprechen begann. Sie schob ihre Brille beiseite und ihre braunen Augen leuchteten vor Schrecken.

„Professor Aliana! Es ist von meiner Schwester…“ Keuchend stolperte sie auf das Podest. Der ältere Mann stützte sie ab.

„Meine Liebe Mentha, was ist passiert? Was ist mit ihrer Schwester?“ Sie sah ihn an, dann atmete sie kurz durch.

„Meister Jocseus…es ist schrecklich…Elfen…“

„Mentha, jetzt setzen sie sich endlich. Valor, bringen sie einen Stuhl.“ Prof. Aliana sah einen Mann in grauem Anzug hinter dem Podest an. Dieser nickte und brachte schnell einen Stuhl. Mentha setzte sich und hielt den Brief hoch.

„Monere, sie ist in Afstand. Es kamen Elfen…in der Nacht. Sie sind auf dem Weg hierher. Sie wollen das Land.“

„Aber Mentha, Elfen leben in Varuun. Was wollen sie denn hier?“ Begann Jocseus, als sich ein Mann mittleren Alters aus der Lehrerschaft meldete.

„Meister Jocseus, ich habe eine schlimme Vorahnung.“ Nun sahen alle gebannt auf ihn.

„An was denkst du, Lucjan?“

„Nun, es gab Krieg in Varuun. Der rote König ist gefallen. Sein Sohn geflohen. Ich denke es ist Serdar. Er sucht ein neues Reich. Wenn ich meinen Quellen bei den Drachen glauben darf, sind es gut hundert Mann, schwer bewaffnet. Sowohl beritten, als auch Fußsoldaten.“ Eine eiskalte Stille befiel den gesamten Hof. Jeder musste diese Neuigkeit erst einmal verdauen. Dann wurde es sehr laut, Schüler verfielen in Panik, andere wollten kämpfen. Mit einem lauten Pfiff brachte Prof. Aliana Ruhe in die Menge.

„Liebe Schülerschaft…“ begann sie laut und durch dringlich. „bitte begebt euch nun in eure Zimmer. Die Lehrmeister Lucjan und Aralia bringen euch in eure jeweiligen Flügel. Ruht euch aus und kommt, wie immer, zum Frühstück. Wir werden uns beraten und euch das Vorgehen später mitteilen.“ Mit diesen Worten wurde die Versammlung aufgelöst und jeder verschwand in die entsprechende Richtung. Valor half Mentha auf die Beine und half ihr hinein in den privaten Bereich von Jocseus. Der Meistermagier besaß einen kleinen Wohnbereich in der Universität, von dem er auch über das südl. Land herrschte. Dort setzten sie sich alle vor den Kamin auf Sessel und Sofas und diskutierten über das weitere Vorgehen. Schnell wurde klar, dass sie den Elfen nichts entgegen zu setzen hatten. Lucjan sprang auf und sah Meister Jocseus und Aliana erschrocken an.

„Ihr wollt fliehen? Was ist mit den Menschen im Dorf?“ Meister Jocseus seufzte und sah Lucjan an.

„Die Elfen werden bald hier sein. Unser Volk ist seit Jahrtausenden friedlich, wir können diesen Kampf nicht gewinnen.“

„Wir müssen es zumindest versuchen. Lieber sterbe ich, als feige weg zu rennen. Sie benötigen bestimmt noch mindestens einen Tag.“

„Lucjan bitte versteh es doch…“

„Nein! Geht, wenn ihr es wollt. Ich bereite mich nun auf einen Kampf vor und jeder, der mir hilft ist gern willkommen.“ Damit verließ er den Raum.

„Lucjan läuft in den Tod. Was können wir nur tun?“ Aralia da den Meister und die Schulleiterin Prof. Aliana ängstlich an. Diese sah nachdenklich in die Runde.

„Wir können diesen Krieg nicht gewinnen. Wir müssen fliehen oder wir sterben. Doch wohin sollen wir gehen? Die Schiffe wurden niedergebrannt, die Dämonen und die Waldläufer werden lediglich ihr eigenes Volk retten.“ Da sprang Mentha auf.

„Ich habe vielleicht eine Lösung.“ Sie lächelte in die Runde. „Bei meinen Forschungen bei den Waldläufern fand ich ein Portal.“ Nun richteten sich alle Blicke auf sie. Meister Jocseus wirkte skeptisch.

„Ein Portal? Wo? Und wohin führt es?“

„Im alten Ginkgo. Es führt in eine andere Welt, besiedelt von Menschen! Dort gibt es bestimmt Magier, die uns helfen könnten.“

„Du meinst, dass wir von dort Hilfe holen könnten? Es gibt einige Zauber, die das Dorf und die Universität sicherlich ein paar Tage schützen könnten. Doch wie können wir zu dem Baum gelangen? Die Waldläufer werden es nicht zu lassen.“ Gab Prof. Aliana zu bedenken.

„Ich denke, wir könnten ihnen eine Kopie des Schutzzaubers überlassen. Einige Schüler haben Zauber von alten Schriftrollen und Büchern auf neue übertragen.“ Bei Aralias Worten nickten alle.

„Gut, dann ist es beschlossen. Aralia suche Lucjan und berichte ihm unseren Entschluss. Nach dem Frühstück wählen wir die begabtesten Schüler aus. Sie werden uns begleiten. Der Rest hält den Schutzzauber aufrecht und verteidigt das Dorf. Wenn wir die Pferde nehmen, werden wir die Waldläufer in gut zwei Tagen erreichen. Heute Mittag machen wir uns auf den Weg.“

„Oje.“ Begann Mentha. „Morgen sollten doch zwei Vertreter der Engel hier ankommen, um die Probleme mit den Dämonen zu klären.“ Meister Josceus sah sie an.

„Schick einen Falken, sie sollen die Reise abbrechen und zurückkehren.“ Mentha nickte und lief los. Damit löste sich die Versammlung auf. Lucjan wurde in den Plan eingeweiht und stimmte ihm zu. Als die Schüler nach dem Frühstück informiert wurden wählten die Lehrmeister Lucjan und Aralia zehn der begabtesten Schüler für die Reise aus. Nach dem Mittagessen stiegen Aralia, Meister Jocseus, Prof. Aliana und Mentha auf die Pferde und ritten los. Im Gepäck hatten sie neben Verpflegung mehrere Schriftrollen und magische Utensilien um das Portal zu öffnen. Lucjan und Valor bereiteten den Schutzzauber vor und setzten ihn, mit Hilfe einiger Schüler, frei. Der Falke kam jedoch nie an und so kamen die beiden Engel mitten in der Schlacht zwischen den Elfen und der Menschen an.
 

Am Ende des zweiten Tages kamen die Magier am Dorf der Waldläufer an. Sie erklärten ihnen die Lage und gaben die Schriftrolle einem der zukünftigen Ältesten. Dieser machte sich sofort auf den Weg zu den Ältesten. Nach seiner Rückkehr dürften die Magier zum alten Ginkgo und ihre Reise durch das Portal vorbereiten. Bevor sie eben durch dieses gingen, versprachen sie bald mit Verstärkung zurück zu kehren. Doch das taten sie nicht. Die Waldläufer wachten lange am Baum und warteten.

Die Schlacht in Alwetend nahm nach 23 Tagen ein blutiges Ende. Serdar nahm den Thron ein, neben ihn seine geliebte Thaleia. Die überlebenden Menschen wurden teils Versklavt und teils an harte Regeln gebunden, um weiter zu leben. Für die Elfen waren sie ein niederes Arbeitervolk. Die Engel wurden gefangen genommen und in den Kerker gesperrt. Serdar wollte von ihnen Informationen über ihr Volk. Nach außen hin sind die Engel im Krieg gefallen. Als Serdar versuchte sein Reich weiter auszubreiten, stieß er schnell an seine Grenzen. Der Weg ins Reich der Dämonen wurde geschlossen, die Drachen und die Engel schützten ihre Reiche und die Waldläufer erweiterten den Schutzzauber mit Hilfe ihrer eigenen Magie, die sie aus der Natur zogen. Trotzdem beanspruchte Serdar den größten Teil des Waldes für sich und ließ jeden Waldläufer töten, der sich dort aufhielt. So wuchs die Macht der Elfen in den nächsten Jahren stark an und ihre Gier nach einem reichen und bequemen Leben. Sie zogen, mit kleinen Kristallen aus ihrer alten Heimat, die Magie aus dem Land. Sie ließen die Menschen für sich arbeiten und gaben den Städten neue Namen, der ihrer Eleganz entsprachen.
 

Heute.
 

„Nun so konnte ich es aus den alten Schriften entnehmen.“ Darragh grinste. „Ich wusste, dass die Magier uns irgendwann unsere Retter schicken würden.“ Ich sah ihn unsicher an und versuchte dann mit einem Blick auf Tom dessen Hilfe zu bekommen. Doch Tom schien abwesend.

„Öhm…naja…Magier…also eigentlich.“ Verlegen strich ich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Eigentlich gibt’s bei uns keine Magie. Und ich weiß auch nix von irgendwelchen Magiern.“ Nun entglitt Darragh sein Lächeln und er sah uns entgeistert an.

„Aber ihr kamt doch aus dem Baum und wollt die Elfe retten. Ich nahm an, dass ihr dadurch mit ihr Verhandelt und die Völker von ihnen befreit.“

„Ja schon…“ begann ich.

„Ich muss mit ihr diese Nacht sprechen.“ Als Tom mich unterbrach sah ich erschrocken zu ihm. Er sah uns abwechselnd an. „Bitte, gibt es hier einen Ort außerhalb der Magie? Ich möchte sie nach dieser Geschichte fragen.“ Darragh nickte langsam.

„Am Rande des Dorfes gibt es ein Baumhaus, es wird von Beobachtern genutzt. Es gibt dort auch Betten.“ Er stand auf und packte zusammen. „Wir werden dort übernachten und auch unsere Reise von dort aus beginnen.“ Während der Geschichte hatten wir den Tee getrunken und das Brot gegessen. Wir spülten die Becher ab. Darragh gab uns Lederbeutel, die alle für die Reise enthielten. Danach folgten wir ihm. Es war bereits dunkel geworden und die beiden Monde standen hoch am Himmel. Nun erkannte ich, dass einer von ihnen näher und größer war und der andere sich leicht hinter dem Ersten versteckte. Niemand war mehr zu sehen, die Dorfbewohner schienen in ihre Hütten gegangen zu sein. Hie und da konnte ich einen Feuerschein durch ein Fenster oder Rauch durch die Öffnung im Dach sehen. Wir kamen an das Tor, durch das wir das Dorf betreten hatten. Es war verschlossen. Doch links davon ging eine Leiter nach oben. Ich hatte sie beim ersten Vorbeigehen übersehen. Diese stiegen wir nun hinauf. Oben angekommen erkannten wir ein Baumhaus. Der Baum war unten von der Mauer umgeben und in seiner Krone befand sich das Baumhaus. Ein Flaschenzug ging von dort aus zum Tor, mit dem es wohl geöffnet wurde. Wir betraten das Haus und zwei Waldläufer standen schnell auf. Der Raum war nicht sehr groß und spartanisch eingerichtet.

„Darragh, was macht Ihr hier mit diesen…diesen Menschen.“ Begann der eine Vorsichtig.

„Wir werden hier übernachten. Tom wird von dem Schutzzauber blockiert.“ Die beiden Fremden nickten. Sie trugen die übliche Kleidung der Waldläufer. Ihre grünen Hemden und braune Hosen. Beides recht einfach und aus groben Material. Sie nickten und setzten sich wieder auf den Boden des Hauses. Neben ihnen lagen Bögen und Pfeile. Vor ihnen Wasserschalen und Reste eines Abendessens. Von ihren Plätzen aus konnten sie durch ein riesiges Fenster den Wald und den Bereich vor dem Tor überblicken. Darragh führte uns in einem Raum dahinter. Hier befanden sich zwei Schlaflager auf dem Boden.

„Hier sind wir außerhalb der Magie und können schlafen. Ich bin auch schon sehr Müde.“ Darragh gähnte, nahm sich ein paar Decken und legte sich neben die Schlaflager. Tom und ich legten sich drauf und deckten sich zu. Ich war ebenfalls sehr Müde und schlief schnell ein.
 

Tom

Darragh und Maik schienen schnell einzuschlafen. Ich legte mich ebenfalls hin und starrte zur Decke. Seit unserer Ankunft spürte ich sie. Es kribbelte schwach in meinem Körper, als versuchte die mich zu berühren. Hier, außerhalb des Schutzzaubers spürte ich sie, ihre Nähe. Ja, sie wird mich heute Nacht besuchen. Ich habe so viele Fragen. Ich schloss die Augen und hoffte schnell einzuschlafen. Zuerst wollte es mir nicht gelingen. Ich hörte die Geräusche der Nacht. Eine Eule rief durch den Wald, Blätter raschelten im Wind und ein Wolf heulte. Ich hörte das leise Gespräch der Beobachter, es ging um uns. Doch kurz darauf, als würde mich jemand davon reißen, schlief ich tief und fest ein.
 

„Tom, du bist hier.“ Ich stand am See. Es ähnelte den vorherigen Träumen und doch war es anders. Ich sah zuerst zum Baum mitten auf dem Wasser, doch erkannte ich, dass die Stimme nicht von dort kam. Links von mir führte diesmal ein Weg in den Wald.

„Tom, bitte komm zu mir.“ Die Stimme kam aus dem Wald. Ich folgte dem Weg und der Stimme. Nach einigen Minuten lichtete er sich und vor mir erstreckte sich eine große lichtdurchflutete Lichtung. Mitten auf der, mit Blumen übersäten Wiese saß sie auf einer Decke. Die Elfe. Sie war so wunderschön wie in den letzten Träumen und lächelte mich erfreut an. Ich ging langsam zu ihr und betrachtete sie.

„Setz dich doch zu mir. Hier ist meine Magie stark und wir können uns an diesem Ort in Ruhe unterhalten.“ Ich setzte mich neben sie und konnte meine Augen nicht von ihr lassen. Aus der Nähe war sie noch schöner. Ich Haut fast weiß und ebenmäßig, die vollen roten Lippen gaben einen guten Kontrast dazu. Einige Strähnen ihrer blonden Haare vielen ihr sanft über die Schultern. Sie schimmerten leicht rötlich in der Sonne. Ich musste mich zusammen reiße, um sie nicht zwischen meine Finger gleiten zu lassen. Durch ihren leicht schrägen Sitz hatte sich das Kleid verschoben und wunderschönes schneeweißes Bein schaute unter dem Schlitz an ihrem grünen seidenen Kleid hervor. Mein Blick blieb an ihrem Oberschenkel hängen und ich erschrak, als sie mich berührte.

„Tom…“ Ich sah in ihr Gesicht. Sie schlug ihre Augen nieder und sah leicht durch ihre langen, tiefschwarzen Wimpern. „Du wirst mich befreien, ich weiß es. Mein Name ist Eleanora und ich bin die Königin der Elfen.“ Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich konnte kaum sprechen. Ich räusperte mich kurz.

„Wie soll ich das tun? Ich bin nur ein Mensch. Darragh glaubt wir seien Magier, aber…“

Wer ist Darragh?“ unterbrach sie mich.

„Ähm…er ist ein Waldläufer. Er glaubt, wir würden mit deiner Rettung auch ihr Volk retten.“

„Waldläufer…sie leben doch tief im Wald. Dort ist ihr Reich. Was haben wir Elfen damit zu tun?“ auf ihren fragenden Blick hin erklärte ich ihr die Situation der Waldläufer und die Jagd der Elfen.

„Oje, ist das so?“ Sie war erstaunt. „Nun, dann werde ich mit Damianos sprechen. Wenn Darragh dich unterstützt und ihr mich rettet, werde ich im Gegenzug die Elfen aus dem Wald zurückrufen lassen.“ Ich war erstaunt über ihre schnelle Zusage. Meint sie es wirklich ernst? Ich sah sie an und sie lächelte so liebevoll und unschuldig, dass ich ihr einfach glauben musste. Sie strich mir sanft mit ihrer zarten warmen Hand über die Wange, sodass ich Gänsehaut bekam.

„Mein lieber Tom, in die steckt die Magie. Du musst es nur erkennen.“ Ihr Gesicht näherte sich dem meinem. „Ich erwecke sie. Du musst nur lernen sie einzusetzen.“ Und dann küsste sie mich. Mein Denken setzte aus. Ihre Lippen waren so weich, dass ich nichts Anderes mehr wahrnahm. Nach dem Kuss zog sie sich ein Stück zurück und sah mich an.

„Lerne die Magie zu nutzen, mein lieber Tom. Spüre sie. Befreie mich aus dem Kerker. Rette mich vor diesem bösartigen Dämon, bevor er mich foltern kann. Er ist grausam und versucht mir meine Macht und mein Reich zu stehlen.“ Ich nickte benommen und versuchte wieder klar zu denken. Es fiel mir sichtlich schwer. Ich versuchte mich an meine Fragen zu erinnern, doch keine einzige kam mir in den Sinn. Bis auf.

„Wie…wie finden wir dich? Was müssen wir tun?“

„Geht zuerst nach Calles. Du brauchst Waffen und Magie, vielleicht auch weitere Begleiter. Ich erfülle jedem Retter seine Wünsche.“ Sie nickte bekräftigend. „Ich werde versuchen dich jede Nacht zu besuchen, dich führen und dir die Wege zeigen.“ Sie nahm meinen Arm und schob den Ärmel meines Hemdes hoch. Dann legte sie ihre Hand darauf. Unter ihrer Hand wurde es am sehr warm. Ich wollte zurückzucken, doch sie hielt mich fest. Als sie los ließ befand sich ein Symbol auf meinem Arm. Es waren zwei leicht übereinander gelegte weiße Kreise, der Vordere war gefüllt mit vielen kleineren Kreisen. Der Hintere war komplett weiß.

„Dies ist das Symbol der Mondzwillinge Luna und Lunaris. Die Legenden sagen, wir sind die Kinder von Lunaris.“ Sie strich vorsichtig über das Symbol. „Hiermit kann ich dich überall finden und du mich jederzeit in deinen Träumen rufen. Leg dafür deine Finger auf das Symbol und sag laut meinen Namen.“ Ich betrachtete eine Weile die Monde und sah sie dann wieder auf.

„Ich kann nicht kämpfen. In unserer Welt war das bisher nicht nötig. Außerdem gibt es bei uns keine Magie. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas möglich ist.“ Nun begann die Elfe zu lächeln.

„Für Kämpfe mit Waffen brauchst du Begleiter. Magie steckt in dir. Ich kann dir helfen sie zu erwecken und dir in den Nächten helfen sie zu benutzen.“

„Aber… Das hier ist doch nur ein Traum…“

„Trotzdem fühlt es sich hier echt an, oder? Du brauchst lediglich das Gefühl der Magie und das Wissen.“ Ich nickte darauf hin. Schließlich sollte ich mich bei der Reise ja nicht immer hinter Darragh verstecken müssen.

„Und wie willst du sie erwecken?“ Fragte ich noch, doch sie lächelte.

„Schließ deine Augen und konzentriere dich. Versuch etwas in dir zu spüren.“ Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Ich hörte meinen eigenen Herzschlag und meinen Atem. Ich versuchte beides zu beruhigen, aber es gelang mir nicht. Mit einem seufzen wollte ich schon aufgeben und die Augen öffnen. Doch da spürte ich bereits ihre Hand auf meiner Stirn. Ich genoss ihre Wärme und versank darin. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich eine Veränderung in mir, als schien etwas zu erwachen. Die Wärme ihrer Hand weitete sich auf meinen gesamten Körper aus. Ich wurde sehr ruhig und etwas in meinem Unterbewusstsein schien sich zu bewegen. Mit einem Mal schlug ich die Augen auf. Es war so klar und offensichtlich. Ich spürte eine Art Energie in mir. Ein leiser Fluss, der durch meine Adern floss. Er war warm und leuchtend, so fühlte es sich zumindest an. Es war schwer zu beschreiben, wie ich mich in dem Moment fühlte. Machtvoll? Unbesiegbar? Doch ich merkte auch, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich diese Energie verwenden sollte. Ich sah zu Eleanora. Sie lächelte mich an.

„Du spürst sie. Habe ich recht? Es ist deine Magie. Die Energie deines Geistes. Um sie zu verwenden musst du die Energie des Landes spüren. Jedes Lebewesen hat sie und diese musst du nehmen und verwenden, um deine zu verstärken.“

„Die Energie des Landes? Kann ich sie do einfach nehmen? Schadet es dem Land nicht?“

„Es ist immer eingeben und ein nehmen.“ Sie kam mir näher und schmiegte sich leicht an mich. Mein Herz klopfte wie wild und ich legte vorsichtig einen Arm um sie. „Du nimmst etwas von dem Land und gibst ihm die Gerechtigkeit. Du rettest mich damit.“ Hauchte sie mir leise entgegen. Ich konnte kaum klar denken, ihr Duft umhüllte mich und ich versank darin. Sie roch nach Rosen und einen Hauch von Frühling. In diesem Moment hätte ich alles für sie getan. Wenn sie nur bei mir bliebe.

Wir saßen lange zusammen und unterhielten uns. Sie wollte mehr über meine Welt wissen, wie und wo ich lebe. Ich beschrieb ihr gerade das Leben in einer Großstadt als sie sich langsam von mir entfernte und sich elegant erhob.

„Mein lieber Tom.“ Sie reichte mir ihre Hand und ich stand ebenfalls auf. Ich sah sie verwirrt an, doch sie lächelte mich an. „Es wird Zeit aufzuwachen. Deine Begleiter sind bereits wach und warten auf dich.“ Ich wollte nicht gehen. Ich wollte hierbleiben. Bei ihr. Als wenn sie meine Gedanken erahnen konnte, schüttelte sie den Kopf. „Du musst gehen. Ihr müsst euren Weg fortsetzen, um mir zu helfen.“ Ich nickte leicht bedrückt.

„Und wie wache ich auf?“ Sie legte die Hände auf meine Schultern und begann mich zu schütteln. Als sie sprach hörte ich, anders als erwartet Maiks Stimme.

„Wach endlich auf du Schlafmütze.“
 

Ich schlug die Augen auf und sah Maik direkt ins Gesicht. Vollkommen verwirrt und noch schlaftrunken sah ich mich um. Wir waren im Baumhaus. Maik ließ mich los und grinste mich an.

„Man hast echt nen tiefen Schlaf, was? Wollten schon ohne dich Frühstücken und losziehen.“

„Was?“ Ich war hellwach und setzte mich auf. „Ihr geht nicht ohne mich!“ Ich sah Maik an und er begann los zu lachen. Darragh und Bosca tauchten in der Tür auf. Sie hatten Schüsseln mit Suppe und Brot mitgebracht.

„Oh, anscheinend habe ich etwas verpasst.“ Sagt Darragh und reichte uns die Schüsseln. Bosca musterte uns nur, reichte Darragh seine Schüssel und das Brot und verschwand wieder. Ich sah ihr nach und wollte etwas sagen. Doch mein Magen begann laut zu knurren. Nun musste auch Darragh lachen und ich begann schnell zu essen.

Nach dem Frühstück kam Bosca, brachte uns Reisekleidung und nahm unsere Schüsseln mit. Wir zogen uns um. Die Kleidung bestand aus einer groben sehr bequemen braunen Leinenhose, stabile Lederstiefel, ein dunkelgrünes weites Hemd, über das wir ein eng anliegendes ärmelloses Lederwams zogen und einem braunen Reisemantel. Darragh hob sich lediglich durch seinen grünen Reisemantel von uns ab. Wir nahmen unsere Ledertaschen und hängten sie über unsere Schultern. Darragh nahm den Köcher mit den Pfeilen und den Bogen und hängte sich beide um. Er betrachtete uns.

„Wie sieht es bei euch mit Waffen auf?“ Er musterte uns. „Ihr kamt unbewaffnet, doch die Reise wird gefährlich. Mit was könnt ihr umgehen?“ Er ging mit uns durch das Baumhaus in den ersten Raum, wo diesmal zwei andere Waldläufer saßen und uns beobachteten. Er öffnete eine unscheinbare Tür neben der zum Schlafgemach und zeigte uns verschiedene Waffen.

„Wir lagern hier immer eine Auswahl für den Notfall. Was braucht ihr?“ Maik und ich sahen uns an, dann begann Maik.

„Naja…also eigentlich…brauchen wir keine Waffen in unserer Welt. Wir sind keine Soldaten. Aber naja…ich kann nen bissl mit nem Schwert umgehen. Ich bin oft auf LARPs unterwegs.“ Er zeigte auf mich. „Mein lieber Tom hier auch, kann aber kaum kämpfen.“ Er grinste. Darragh sah uns verwirrt an.

„Was ist ein larb? Bezeichnet ihr eure Kriege oder? Oder ist das eine Art Turnier?“ Er reichte Maik ein Langschwert und mir grinsend einen Dolch.

„Nun Tom, dann wirst du wohl hinter uns bleiben müssen. Mit dem Dolch kannst du dich im Notfall verteidigen. Ich seufzte verlegen.
 

Maik

Ich nahm Darragh das Schwert ab und betrachtete es. Es war leichter als ich dachte. Ich hatte mit einem schweren Eisenschwert rechnet, das ich kaum hätte heben können. Aber dieses hier ist leicht. Ich schwenkte es vorsichtig. Im Licht, welches durch das Fenster fiel, schimmerte es leicht grün und ich fragte mich, aus welchem Material es war. Nachdem Tom verlegen den Dolch nahm, musste ich grinsen und sah zu Darragh.

„LARP ist sowas wie ein Spiel. Wir treffen uns und spielen Kämpfe nach. Aber wir verletzen uns dabei nicht. Unter den Leuten, mit denen ich das spiele, befindet sich ein Professor. Er studiert Geschichte und die Kampfpraktiken mit dem Schwert. Durch ihm habe ich einiges gelernt.“

„Ähm…“ Darragh schien es nicht ganz zu verstehen. „Also hast du von einem Meister in deiner Welt gelernt. Das ist wirklich sehr praktisch.“ Dann sah er zu Tom und dann wieder zu mir. „Nun, wir sollten aufpassen und wachsam sein. Wir müssen einmal im Wald übernachten. Wenn wir nur wenige Pausen einlegen sind wir übermorgen noch vor Sonnenuntergang in Calles.“ Ich nickte, steckte das Schwert in die Schwertscheide und band mir den Schwertgurt um. Tom knotete die Dolchscheide an seinen Gürtel. Er schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich jedoch anders und meinte nur.

„Dann können wir uns ja auf den Weg machen.“ Wir nickten und kletterten vom Baumhaus. Das Tor wurde geöffnet und wir gingen in den Wald in Richtung Calles.

Tiefer Wald

Maik

Eine Weile liefen wir schweigend und nachdenklich nebeneinander her. Das Zwitschern der Vögel begleitete uns. Die Gesänge waren mir unbekannt und ich konnte es keinem, mir bekannten Vogel zu ordnen. Trotzdem waren sie angenehm. Ich betrachtete die Bäume, auch hier standen vereinzelt Ginkgos. Natürlich waren diese hier weitaus jünger, als der Baum, durch den wir kamen. Andere Bäume erinnerten an Ahorn, doch waren die Blätter weitaus schmaler. Wieder andere an Eichen, nur waren die Blätter weitaus länger. Ich war fasziniert davon, wie sehr sich unsere Welten gleichen und doch unterschieden.

Die Reise verlief ruhig. Der Boden war teilweise sehr uneben, teilweise von Moos oder kleinen Sträuchern bewachsen und wir mussten aufpassen wohin wir gingen. Hin und wieder sollten wir anhalten und Darragh ging voraus, um den Weg zu überprüfen oder Ausschau nach wilden Tieren zu halten. Angetroffen haben wir jedoch kein einziges.

„Normalerweise würden wir viele verschiedene Tiere sehen. Von scheuen Königshirschen bis hin zu kleinen Füchsen. Aber ihr beide seid einfach zu laut.“ Meinte Darragh, als er wieder zu uns kam. Am Abend suchten wir uns einen guten Platz für eine Feuerstelle. Eine sehr kleine Lichtung im dichten Wald. So konnte das Feuer keinen Schaden anrichten. Darragh schickte Tom und mich los, um Feuerholz zu suchen, währenddessen er ein Feuer mit Stöckern, Feuersteinen und trocknen Gras machen wollte. Wir liefen ein wenig umher und sammelten große und kleine Zweige ein.

„Sag mal Tom, kann es sein, dass de uns im Baumhaus was sagen wolltest?“ Fragte ich, als ich glaubte weit genug von Darragh entfernt zu sein. Tom, der sich gerade bückte, um einige Äste aufzusammeln sah auf. Erst schien er nichts sagen zu wollen, dann begann er langsam.

„Die Elfe…die heißt Eleanor. Ich habe sie letzte Nacht im Traum getroffen. Sie zeigte mir, das ich Magie in mir habe…“ Er sah weg und schien leicht rot zu werden. Ich grinste.

„Die hübsche Elfe mal wieder? Und? Kannste jetzt zaubern? Hätteste doch sagen können, dann müsste sich Darragh nicht so mit dem Feuer abmühen.“ Lachte ich.

„Ich weiß nicht recht. Also anwenden kann ich sie noch nicht. Vielleicht lerne ich es ja diese Nacht? Aber ich bin mir unsicher….“

„Ach papperlapapp, wenn sie es dir zeigt ist doch cool. Dann kannste auch kämpfen und se retten. Wenn wir am Feuerchen sitzen erzählste uns einfach alles.“ Ich grinste. Wir sammelten noch etwas Holz und gingen zurück. Darragh saß an einem kleinen Feuerchen, neben ihm lagen zwei kleine Hasen. Anscheinend war er bereits jagen. Er sah auf und grinste.

„Ihr macht einen Krach. Man kann euch ja von weiten hören. Ich habe uns schon Abendessen besorgt. Schmeißt am besten schon etwas von dem Holz ins Feuer. Den Rest solltet ihr aber ein Stückchen weg legen. Es hat lange nicht geregnet und das Holz dürfte sehr trocken sein.“ Dann nahm er eines der beiden Tiere, einen Dolch und begann ihnen das Fell abzuziehen und sie auszunehmen.

„Naja wir müssen in unserer Welt nicht durch Wälder schleichen. Wir kaufen uns unser Essen einfach.“ Sagte ich und setzt mich ans Feuer. Tom schmiss einen Schwung Holz ins Feuer.

„Ihr lasst also andere jagen, wie die Elfen in den Städten. Wir brauchen noch Wasser.“ Darragh zeigte in eine Richtung. „Dort ist ein kleiner See, Er wird aus einer unterirdischen Quelle gespeist“

„Ich mach das.“ Meinte Tom und schnappt sich die Wasserschläuche. Da wir beide solche Märsche nicht gewöhnt waren, waren wir zwischendurch ziemlich aus der Puste. Bei einer kleinen Pause haben wir unsere Schläuche fast komplett gelehrt. Als Tom weg war, beobachtete ich Darragh. Er nahm geschickt die beiden Hasen aus und spießte sie auf zwei lange Stöcker.

„Maik….Als wir unsere Kleidung wechselten sah ich auf Toms Arm ein Symbol. Es war das der Mondzwillinge. Das heilige Symbol der Elfen. Wo hat er das her?“ Ich sah von dem Hasen auf und direkt in Darraghs Augen.

„Ich habs auch gesehen. Tom erzählte mir vorhin, dass er von der Elfe geträumt hat. Sie heißt wohl Elenora oder so.“

„Eleanora…..Wie bitte? Er soll Eleanora retten?“ Darragh sprang erschrocken auf. „Ich dachte es geht um eine normale Elfe, vielleicht eine Adlige oder Hofdame… Aber die Königin höchst persönlich?“ Er fiel stöhnend zurück auf seinen Platz und schüttelte den Kopf.

„Sie ist die Königin? Oh….Okay….“ Ich fuhr mir in der Hand durch das Gesicht. „Sie wird sicherlich besonders gut bewacht. Das wird sehr hart.“ Er hat also die Königin entführt….Ich erinnerte mich an meinen kurzen Traum. Was meinte er damit, dass sie sich weigert….Da muss doch mehr dahinter stecken. Ich sah mich kurz um, ob Tom zurück kommt. Da ich ihn noch nicht sah, drehte ich mich zu Darragh um.

„Kann ich dich etwas fragen? Also etwas, das Tom nicht wissen darf?“ Er sah mich verwundert an, nickte jedoch.

„Nun, wer ist Risk und in welchem Zusammenhang steht er mit ihr?“ Darragh sah mich verwundert an.

„Risk ist der Sohn von Nigrum, Herrscher des nördlichen Reiches. Ein Dämon. Als die Elfen kamen, haben sie den Weg dahin versperren lassen. Die Dämonen weigerten sich, sich den Elfen unterzuordnen und verloren dadurch die Möglichkeit des Handels in Calles und anderen südlichen Städten. Sie dürften auch keine Schiffe mehr in Lejania nehmen. Du musst verstehen, Dämonen haben in dieser Welt nur diese Heimat hier. In den anderen Reichen sind sie Vagabunden. Sie reisen durch die Lande und bieten ihre Dienste an. Ich kenne ihn nur aus Geschichten. Es gibt keinen Kontakt seitdem mehr zu den Dämonen. Warum fragst du das?“

„Nun, er hat mich ebenfalls in einem Traum besucht. Mir kommt da etwas merkwürdig vor. Bitte erzähle Tom nichts davon.“ Darragh nickte und meinte dann.

„Also hat es Tom geschafft die Elfe zu treffen. Also die Königin. Von ihr wird er das Symbol haben, ihre Magie ist sehr stark. Auch über Träume hinweg. Er sollte es in Calles gut verstecken. Nicht jeder ist ein Freund von Eleanora. Viele sind unzufrieden mit ihrer Herrschaft.“ Ich nickte. Da kam bereits Tom zurück, er schien den letzten Satz gehört zu haben.

„Eleanora ist gutmütig und freundlich.“ Er gab mir meinen Trinkschlauch und setzte sich zu uns. „Sie hat die Magie in mir erweckt und möchte mir den Umgang damit zeigen. Ich verstehe es nur noch nicht ganz.“ Er sah Darragh an.

„Tut mir leid, ich kann keine Magie verwenden. Also kann ich dir dabei nicht helfen. Aber es ist gut, dass du uns bald im Kampf unterstützen kannst. Hat sie was zu den Elfenjägern gesagt?“ Tom nickte.

„Sie hat mir versprochen, euch den Wald zurückzugeben. Sie wird die Elfen aus dem Wald zurückziehen.“ Darragh atmete tief aus und ich spürte seine Erleichterung.

„Wenn das so ist, werde ich mein bestes tun, um eure Elfe zu retten.“

Wir unterhielten uns noch einige Zeit und teilten uns die beiden Hasen. Darragh hatte die Tiere anscheinend mit einigen Kräutern gefüllt, denn als ich abbiss schmeckte ich eine Art Pfeffer und einige unbekannte Kräuter. Das Fleisch war außen knusprig und innen zart und saftig. Das hätte ich nicht erwartet. Danach bereiteten wir unser Nachtlager aus. Darragh wollte wach bleiben und Wache schieben. Nach ein paar Stunden würde ich ihn ablösen.
 

Tom

Ich legte mich nah ans wärmende Feuer und schlang den Mantel um mich. Hier auf dem Boden zu schlafen, war etwas völlig ungewohntes. Er war sehr hart und ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Nun vermisste ich mein Zuhause und mein, doch sehr weiches und warmes, Bett. Nur der Gedanke an Eleanora ließ mich irgendwann doch Einschlafen.
 

Ich lief wieder durch den Wald und kam an der Blumenwiese an. Dort saß sie und lächelte mir entgegen. Ich setzte mich schnell zu ihr. Ihr Duft hüllte mich wieder ein und ich konnte sie nur ansehen. Mein Herz klopfte wie wild.

„Es freut mich, dass du wieder hier bist. Ich möchte dir heute zeigen, wie du deine Magie einsetzen kannst. Ich erwecke sie in dir, zeige dir, wie du die Kraft des Landes nutzt und den Zauber verwendest.“ Ich atmete tief durch, wollte sie nach der Kraft des Landes fragen, was deren Benutzung bedeutet. Doch es fiel mir schwer. Ich wollte die Magie erlernen und hatte Angst meine Fragen würden sie davon abhalten. Ich spürte die Macht in mir und wollte sie nutzen. Eleanor stand auf und ich mit ihr. Sie nahm meine Hände. Ihre waren kleiner als meine, warm und sehr weich.

„Schließ die Augen und spüre deine Magie. Dann versuch die Kraft des Landes zu spüren. Sobald du das tust, versuch sie zu vereinigen.“ Sie sprach sanft. In einem wunderschönen Singsang wiederholte sie ihre Worte. Ich weiß nicht mehr wie lange wir da standen und ich versuchte das zu tun, was sie wollte. Meine Magie fand ich schnell, die des Landes lange Zeit nicht. Ihre Hände wurden irgendwann wärmer und dann spürte ich es. Meine Magie nahm ich als blaue Energie war. Sie schimmerte und erinnerte mich an den Himmel. Die Kraft des Landes war grün. Ein sattes dunkles Grün, wie in der Sommerzeit. Als wüsste Eleanora, das ich es geschafft habe, sprach sie nun.

„Dieses Gefühl solltest du dir immer behalten. So kannst du die Energien der Lebewesen um dich herum sehen und für deine Magie verwenden.“

„Wenn ich die Energie anderer verwende, schade ich ihnen dann nicht?“ Bedenken kamen in mir hoch. War es wirklich richtig? Ich spürte einen warmen Atem an meinem Hals und Eleanora hauchte mir ihre Worte ins Ohr, sodass ich Gänsehaut bekam.

„Nein, denn du nimmst nur so viel, dass es für deinen Zauber ausreicht. Bei stärkeren Zaubern nutzt du einfach mehrere Energien. Nun versuche deine Magie mit der Kraft des Landes zu vereinen.“ Sie ließ mich langsam los. Ich spürte sofort, wie sie sich von mir entfernte. Ich spürte die Kälte, die ihr Fehlen auslöste. Doch ich versuchte ihren Worten Folge zu leisten und die Magien zu vereinen. Es fiel mir schwer beides im Geiste zu greifen und zusammen zu bringen.

„Tom, hebe nun langsam die Hände und führe die Magie in diese, dann öffne langsam die Augen.“ Ich griff nach der Kraft des Landes, doch zu Beginn entglitt sie mir wieder und wieder. Mit einem tiefen Atemzug nutzte ich all meine Konzentration und griff danach. Nun klappte es endlich. Die vereinte Magie schickte ich nun, wie geheißen, in meine Hände und öffnete langsam die Augen. Ich konnte mein Staunen nicht verbergen. Meine Hände leuchteten blau mit einer feinen grünen Nuance. Es war, als würden sie von innen her leuchten. Wie eine Lampe. Kein guter Vergleich, aber mir fiel in dem Moment nichts anderes ein.

„Tom….Tom!“ Ich war so gebannt, das ich ihre Stimme erst nicht hörte, aber der scharfe Ton ließ mich erschrocken aufblicken. Doch sie lächelte nur freundlich und sprach sanft. „Nun versuche diesen Stein weg zu schleudern. Du musst es nur wollen.“ Neben ihr stand ein großer Felsbrocken. Wo hatte sie ihn her? Ich konnte mich nicht an Steine auf dieser Lichtung erinnern. Doch ich tat wie geheißen. Ich streckte meine Hände aus, als wolle ich ihn packen und fort schleudern. Ich dachte daran und versuchte mit aller Kraft meine Magie wirken zu lassen. Eleanora schüttelte langsam den Kopf.

„Nein. Du darfst es nicht erzwingen, sondern musst es von ganzen Herzen wollen.“ Sie kam langsam auf mich zu und strich mit einer Hand über meine Schulter. Dann über meinen Rücken und sagte.

„Atme tief durch. Konzentriere dich auf den Stein. Du möchtest nichts anderes, als ihn wegschleudern. Er stört dich an dieser Stelle. Er steht dir im Weg.“

So übte ich noch einige Zeit. Die Konzentration ließ langsam nach und meine ausgestreckten Arme wurden schwer. Ich wollte schon aufgeben und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung. Dabei wollte ich gerade sagen, dass es keinen Sinn mache. Als der Stein plötzlich davon geschleudert wurde.

„Ja, Tom. Genau! Nun hast du es.“ Sie lachte dabei fröhlich und umarmte mich. Ich war so verwirrt, das ich es erst nicht wahrnahm. Dann legte ich doch meine Arme um sie. Ich wollte etwas sagen und sah sie an, als ich einen Schrei vernahm. Rufe, die von weit her kamen. Eleanora versteifte sich kurz und ließ mich dann los. Sie da mich ernst an.

„Deine Freunde. Sie werden angegriffen. Du musst ihnen helfen.“ Dabei schubste sie mich mit einer Kraft, die ich nicht von ihr erwartet hatte.
 

Maik

Ich war gerade tief eingeschlafen, als Darragh mich wach rüttelte.

„Hey Maik, du bist dran.“ Verschlafen sah ich auf. Er grinste mich an. „Nun brauche ich auch ein wenig Schlaf.“ Ich setzte mich auf und gähnte einmal kräftig.

„Nen Kaffee oder Mate wär jetzt echt gut.“ Dabei streckte ich mich und sah danach in Darraghs verwirrtes Gesicht. Ich lachte.

„Sind Getränke bei uns das Wach machen. Haben koffein. Schmecken beide echt widerlich, aber helfen. Die meisten trinken Kaffee jeden Morgen. Mate ist eher war für Studenten.“

„Ihr habt merkwürdige Bräuche. Schrecklich schmeckende Getränke und das jeden Morgen.“ Er schüttelte den Kopf und legte sich langsam hin. „Setz dich am besten ans Feuer und leg dein Schwert griffbereit neben dir. Pass auf, dass das Feuer nicht erlischt. Wenn etwas ist, weck uns schnell.“ Ich nickte und tat wie geheißen. Es war ruhig, hin und wieder konnte ich kurz den Schrei einer Eule oder eines Wolfes hören und ich blickte mich dabei um. Um nicht wieder einzuschlafen, begann ich mit einem Stock ein wenig im Feuer herum zu stochern und hin und wieder Holz nach zu legen. Ein leichter Wind zog auf und es raschelte hie und da. Ich hatte mich nach einer Weile an die Geräusche gewöhnt und lehnte mich zurück. Ich muss kurz eingenickt sein, denn als ich wieder aufwachte war das Feuer fast nieder gebrannt. Ich legte schnell ein Schwung Holz nach und blickte auf. Ich erstarrte, denn ich blickte in die tiefschwarzen Augen eines riesigen Bären. Er stand auf allen vieren und sah mich über das Feuer hinweg an. Er maß schon so mindestens zwei Meter Höhe. Sein Fell glänzte im Schein des Feuers. Irrte ich mich oder war es ebenso rot? Als würde es selbst brennen. Ich wollte nach meinem Schwert greifen, nach Darragh rufen, irgendwas, doch ich konnte mich vor Angst nicht rühren. Ich zitterte und hoffte, dass der Bär wieder verschwinden würde, wenn ich mich nicht bewegte. Doch das war nicht der Fall. Er kam langsam auf mich zu und fletschte dabei die Zähne. Er schien mich ins Auge gefasst zu haben, als seine nächste Beute, als seine nächste Mahlzeit. Dabei beachtete er wohl das, im Vergleich zu ihm, winzige Feuer nicht und trat mit seiner linken Vorderpfote genau mitten rein. Er brüllte laut auf und stellte sich auf die Hinterläufe. Der Lärm hatte Darragh geweckt. Dieser sprang sofort auf, schnappte ich den Bogen und einen Pfeil, welche neben ihm lagen und spannte ihn.

„Was….“ Dann erstarrte er und sah den Bären. „Bei Natura und Solaris. Helft uns.“ Er richtete den Bogen und kam langsam zu mir. Der Bär hatte sich derweil die Pfote geleckt und wieder auf alle viere gestellt. Er sah das Feuer an, holte mit der rechten Pranke aus und vergrub es unter einer dicken Schicht Erde.

„Maik! Schnell nimm dein Schwert!“ Darraghs Schrei holte mich aus meiner Erstarrung. Ich griff nach dem Schwert und sah zu Tom. Er lag, immer noch schlafend, nahe der Stelle an der das Feuer war. Mit einem Sprung war ich bei ihm und versuchte ihn zu wecken. Derweil versuchte Darragh die Aufmerksamkeit des Bären auf sich zu lenken, in dem er Pfeile auf ihn abschoss. Beim Schießen bewegte er sich langsam weg von uns. Der Bär brüllte auf und sah zu ihm. Ein paar der Pfeile steckten nun in der Schulter und Seite des Bären. Tom war nicht wach zu kriegen. Ich versuchte nun ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen und verlor dabei mein Schwert. Es fiel ausgerechnet auf einen Stein und klirrte laut. Ich hielt den Atem an und sah zum Bären. Schnell ließ ich Tom los, schnappte das Schwert und wollte mich vor ihn stellen, da holte der Bär aus und schleuderte mich beiseite. Ich schlug auf den Boden auf und konnte mich vor Schmerzen kaum bewegen. Ich blinzelte den Grauschleier weg und drehte mich langsam in Toms Richtung. Der Bär wollte sich gerade auf ihn stürzen, als Darragh angerannt kam und Tom mit großem Schwung weg schleuderte. Nun lag Darragh unter dem Bären. Ich versuchte aufzustehen und ihm zu helfen, beim Aufstehen wurde mir schwindelig und ich kippte wieder zurück. Das einzige, was ich noch sah, war ein Blau-Grüner Blitz. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
 

Tom

Ein Schlag weckte mich aus meinem Traum. Ich schlug die Augen auf und sah Darragh, wie er versuchte den Angriff eines riesigen, roten Bären abzuwehren. Lediglich der Bogen hielt den Bären davon ab zuzuschnappen. In dem Moment handelte ich Instinktiv. Als wäre die Übung aus meinem Traum real gewesen griff ich sofort nach meiner Magie und der der Natur. Dann schleuderte ich einen hellen, leuchtenden grün-blauen Blitz dem Bären entgegen. Er traf ihn und hüllte den Bären kurz ein. Als das Licht erlosch lag der Bär leblos neben Darragh. Dieser setzte sich keuchend auf, Blut floss über seine Schläfe aus einer großen Schnittwunde. Sein Hemd war schmutzig und an einigen Stellen gerissen. Etwas entfernt von ihm lag Maik. Er bewegte sich nicht. Ich stand schnell auf und ging zu ihm.

„Maik“ Ich schüttelte ihn leicht. Er hatte am Arm eine große Schnittwunde und bekam langsam eine dicke Beule an der Stirn, ansonsten war er anscheinend unverletzt. Er blinzelte kurz, grinste mich an und wurde jedoch gleich wieder bewusstlos. Ich atmete trotzdem erleichtert auf und sah zu Darragh. Dieser ließ sich neben mich auf den Boden nieder und wischte über seine Wunde.

„Das war gerade sehr knapp. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich wusste nicht, das du ein Magier bist.“

„Eleanora hat es mir gezeigt. Im Traum brachte sie es mir bei. Sie lehrt mich bei und verstärkt meine Magie.“ Ich sah Darragh an. „Du solltest die Wunde reinigen, sie sieht ziemlich schlimm aus.“ Darragh winkte ab.

„Sie sieht schlimmer aus als es ist.“ Dann stand er auf. „Ich entzünde kurz ein kleines Feuer, dann gehe ich mich am See waschen und bringe frisches Wasser mit. Du solltest Holz nachlegen, damit das Feuer größer wird und Maik danebenlegen. Ich denke er wird eine Weile bewusstlos bleiben. Die Beule ist ziemlich groß.“ Damit stand er auf und häufte etwas Holz an der alten Feuerstelle auf. Ich beobachtete ihn beim Entzünden, dann ging er und ich zog Maik näher an das kleine Feuer. Ich packte seinen Lederbeutel unter seinen Kopf und hoffte, dass es so bequemer sei. Dann legte ich Holz ins Feuer, es wurde größer und wärmer. Ich betrachtete den toten Bären und sah mich dann um. An der Stelle, wo ich aufgewacht bin, war ein kleiner Busch, dessen trockene Blätter langsam von ihm abfielen. Ich dachte mir zu dem Zeitpunkt nichts dabei und wärmte mich am Feuer. Als Darragh wieder kam, sah er bereits viel besser aus. Auf der Schnittwunde an seiner Schläfe klebte ein grüner Matsch und verdeckte diese damit. Er hockte sich neben Maik und behandelte dessen Wunden. Ich beobachtete ihn erstaunt, wie er ein Bündel grün-gelber Blätter und ein paar gelbe Blumen in seinen Händen mit etwas Wasser verrieb bis ein grünlicher Matsch entstand. Diesen schmierte er auf die Wunde und die Beule.

„Diese Kräuter nennen wir Sonnengrün. Sie wachsen nur an Stellen, an denen die Sonne besonders oft scheint und viel Wasser vorhanden ist. Ich habe sie am See entdeckt. Sie lindern sie schmerzen, stoppen die Blutung und kühlen.“ Erklärte er mir. Ich nickte. Danach setzte er sich zu mir ans Feuer. Schlafen konnten wir nun beide nicht.

„Was machen wir mit dem Bären?“ fragte ich ihn.

„Nun, sein Fell und sein Fleisch würden uns eine Menge Geld einbringen. Leider weiß ich nicht, wie wir ihn transportieren sollten. Lass uns morgen darüber nachdenken.“ Darragh seufzte und lehnte sich zurück. Er schien noch Schmerzen zu haben. Er schloss die Augen.

„Erzähl mir von deiner Welt.“ Bat er. Ich sah ihn an und überlegt, dann begann ich vorsichtig zu erzählen, woher ich kam und wie die Stadt aussah. Es war schwierig, da Darragh nichts von all dem Modernen kannte. So unterhielten wir uns noch die restliche Nacht. Hin und wieder wechselten wir die Kräuter auf den Wunden von Darragh und Maik. Irgendwann in den frühen Morgenstunden muss ich dann doch eingenickt sein, denn als ich erwachte schien die Sonne bereits hoch am Himmel. Ich sah zu Maik, doch er war bereits verschwunden. Dann sah ich mich um und entdeckte Darragh, wie er dem Bären das Fell abzog. Er hatte das Tier an einen Baum geschleift und davor eine kleine Grube ausgehoben, an der sich das Blut gesammelt hatte. Anscheinend hatte Darragh den Bären erst ausbluten lassen. Nun zog er langsam mit einem scharfen Messer das Fell samt Haut ab. Als er meine Blicke bemerkte grinste er.

„Na? Auch endlich wach? Maik ist am See, um sich zu waschen.“ Er arbeitete weiter. „Ich werde das Fell später auswaschen, dann nehmen wir es mit nach Calles. Maik meinte, wenn jeder was nimmt, werden wir es schon mitnehmen können.“ Ich nickte.

„In Ordnung, aber ich folge ihm besser und wasch mich auch mal.“ Ich stand auf und lief zum See. Ich fühlte mich müde und ausgelaugt. Ich hoffte, dass das frische Wasser helfen könnte, schließlich hatten wir noch einen weiten Weg vor uns. Am See angekommen entdeckte ich Maik, wie er entspannt im See badete. Ich grinste.

„Na? Ist das Wasser angenehm.“ Meik drehte sich lächelt zu mir.

„Kla, los spring rein. Das ist das Beste, was man hier kriegen kann. Heiße Duschen kennen die hier nich.“ Ich lachte, zog mir meine Kleidung aus und ging ebenfalls ins Wasser. Wir wuschen uns, so gut es ging und genossen noch etwas das kühle Nass. Irgendwann wurde es uns aber dann zu kalt und kamen wieder raus.

„So, und wie trocknen wa uns nun?“ fragte Maik mich. Ich zuckte die Schultern.

„In die Sonne stellen? Schütteln?“ Er lachte. Die Beule am Kopf ist mittlerweile Blau und er hat leichte Kopfschmerzen und die Blutung am Arm war gestoppt. Maik ging zu seinen Sachen und zog ein Band aus langen, dunkelgrünen Blättern hervor.

„Schau mal, hatte Darragh mir vorhin gebastelt. Damit soll ich mir den Arm verbinden, diese Blätter, aus denen er das gemacht hat, sind wohl sehr stabil.“ Er gab es mir und hielt seinen verletzten Arm hin. Ich verband ihn so gut ich konnte.

„Tuts eigentlich noch sehr weh? Sah letzte Nacht ja echt schlimm aus.“ Maik schüttelte den Kopf.

„Im Wasser hats nen bissl gebrannt, nun geht’s aber.“ Danach zogen wir uns an. Gerade als wir fertig waren, kam Darragh zu uns mit mehreren großen Stücken Fell und unseren Sachen.

„Der See wird sicherer sein, bald werden sicherlich die Aasfresser auf den Bären aufmerksam werden. Dann will ich nicht dabei sein.“ Er ließ sie neben den Fluss fallen. Wir halfen ihm beim auswaschen und legten alles zum Trocknen in die Sonne. Dann setzten wir uns daneben, Darragh baute sich eine Art Angel aus einem Stock, weichte ein kleines Stückchen Brot aus seinen Vorräten auf und klebte den entstandenen Teig ans Ende einer Schnur, die er an den Stock geknotet hatte. Die Schnur war eine Bogensehne, die er Ersatzweise mitgenommen hatte. Dann schmiss er das Ende mit dem Teig ins Wasser und wir warteten.

„Ich denke wir sollten später noch ein Stück laufen. Morgen werden wir wohl sowieso nicht ankommen, also erwarten uns noch zwei Nächte hier im Wald. Wir sollten unsere Vorräte besser erst mal nicht anfassen.“ Meinte Darragh dabei. Ich nickte und stand auf.

„Ich sammle uns etwas Feuerholz.“ Maik wollte mir helfen, doch ich lehnte ab, schließlich sollte er sich besser noch etwas ausruhen. Beim Sammeln blieb ich besser nah am See. Hin und wieder betrachtete ich ihn, aber er ähnelte dem der Elfe in keinster Weise. Er war auch viel zu klein. Ich dachte an Eleanora. Sie hatte mich diese Nacht nicht noch einmal besucht. Mein kurzer Schlaf verlief ruhig und traumlos. Ich hielt kurz inne und schloss die Augen. Da, tief in mir spürte ich meine Magie. Ich öffnete die Augen, da ich langsam auf dem Rückweg war, konnte ich Maik und Darragh am Ufer sitzen sehen. Ich konzentrierte mich ganz genau. Erst geschah nichts, doch dann sah ich sie. Auch die beiden besaßen Energien oder war es ebenfalls Magie? Maik seine war schneeweiß, sie umrahmte ihn regelrecht und ein Auswuchs am Rücken erinnerte mich an Flügel. Darraghs hingegen war sehr klein, kaum zu erkennen und sehr schwach. Sie war in einem hellen grün, wie bei den ersten Blättern im Frühling. Sie durchlief ihn wie ein Fluss. Ich wollte die beiden Energien weiter erkunden, als Darragh aufsprang und die Angel nach oben riss. Ich erschrak und verlor dabei meine Konzentration. Die Energien wurden wieder unsichtbar. Darragh hielt stolz einen großen Fisch hoch und grinste uns an, als ich zu ihnen ging. Er legte den Fisch beiseite und wiederholte seinen Vorgang von vorhin. Diesmal drückte er die Angel Maik in die Hand, als das Schnurende im Wasser versank. Dieser schaute ziemlich ratlos und Darragh grinste.

„Ich muss das Feuer machen. Wenn einer zieht, dann lass ihn ein wenig zappeln und hol ihn dann mit Schwung raus.“ Dann machte er sich daran, das von mir mitgebrachte Holz mit meiner Hilfe zu stapeln und ein Feuer zu entzünden. Danach begann er den ersten Fisch auszunehmen. Maik hielt die Angel fest und starrte konzentriert auf das Wasser. Wir sprachen nicht, um die Fische nicht zu verschrecken. Dann begann etwas an der Angel zu ziehen, Maik schaute flehend zu Darragh. Dieser lachte und nahm ihm dann die Angel wieder ab. Am Ende steckten zwei große Fische auf Stöckern über dem Feuer. Mittlerweile war ich richtig ausgehungert und fragte mich, ob das für uns drei reicht. Wir teilten uns den fertigen Fisch auf und holten dann doch jeder noch ein Stück Brot aus den Beuteln. Am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg. Die Fellstücke wickelten wir zusammen, so konnten wir sie besser auf unsere Rücken binden und sie behinderten uns nicht.

Als es dunkel wurde, blieben wir stehen und Darragh überlegt fieberhaft, wie wir diese Nacht unbeschadet überstehen könnten. Er sah uns an und meinte dann.

„Wartet kurz hier, ich habe vielleicht eine Idee.“ Wir nickten und er kletterte elegant einen der Bäume hoch. Es dauerte ziemlich lange, bis er wieder nach unten kam. Wir dachten schon er wolle abhauen und unterhielten uns, wie wir ohne ihn aus dem Wald finden würden. Da sprang er wieder runter und grinste.

„Ein Stück in diese Richtung.“ Er zeigte in die Richtung, in die wir gegangen waren. „Gibt es ein verlassenes Nest der Phönixfalken.“ Wir sahen ihn an und Maik meinte.

„Glaub kaum, das wa in nen Nest von nem Falken passen.“ Darragh lachte.

„Ihr habt noch nie einen gesehen, richtig? In ein solches Nest passen fünf Waldläufer. Phönixfalken sind riesige Greifvögel. Kommt, dann zeige ich es euch.“ Er ging los und wir folgten ihm.

„Meinst du wir reden hier von einem echten Phönix? Vielleicht sehen sie hier wie Falken aus.“ Flüsterte ich Maik zu.

„Vielleicht nen Falke der aus der Asche entsteht?“ mutmaßte Maik. Wir blieben an einem der Bäume stehen und Darragh zeigte nach oben. Wir schauten hoch, doch ich konnte nicht wirklich etwas erkennen. Also gut, die Baumkrone schien an einer Stelle weitaus dichter zu sein, als anderswo. Aber sonst nichts. Darragh begann hochzuklettern. Wir folgten ihm. Natürlich weitaus langsamer. Es war sehr mühsam. Die Rinde war sehr rau und bot und Möglichkeiten zum Greifen und Abstützen.

„Is fast wie Free-Climbing. Nur das e shier nen Baum und kein Fels is.“ Keuchte Maik. Ich sagte nichts und konzentrierte mich darauf, nicht herunterzufallen. Oben, an der Stelle mit dem dichten Blätterwerk zog Darragh uns nacheinander hindurch und wir fanden uns in einem riesigen Nest wieder. Es hatte ungefähr einen Durchmesser von 4-5 Metern und war komplett aus Blättern, Ästen und großen roten Federn erbaut worden. Wir machten es uns gemütlich und wickelten uns in die Umhänge. Hier oben konnten wir kein wärmendes Feuer entfachen. Es wäre zu gefährlich geworden.

„Zumindest sind wa hier sicher, oder?“ Maik sah Darragh an. „Diese Phönix kommen die Nacht doch nicht wieder um uns zu fressen, oder?“ Darragh, der sich aus einigen Federn und Blättern ein Kopfkissen baute, sah Maik an.

„Nein, zu dieser Zeit sind sie in Castrum. Unser Land nutzen sie als Zwischenstation, bevor sie nach Varuun fliegen, weil in Castrum der Winter einbricht.“

„Sind es richtige Phönix?“ Ich hob eine Feder hoch bei meiner Frage. Sie war Feuerrot und am unteren Bereich ging sie in ein helles Orange über. „Steigen sie zur Wiedergeburt aus der Asche?“ Darragh lachte.

„Nein, wir nennen sie lediglich wegen der Farbe ihrer Federn so. Sie erinnern an einen Phönix. Echte Phönixe sind längst ausgestorben. Die Zwerge jagten sie vor Jahrhunderten, weil das Feuer, aus dem sie entstiegen angeblich kaum zu Löschen sei. Also perfekt für die riesigen Schmieden in Mòr Forgings.“ Ich lauschte gespannt Darraghs Erzählungen, die zu Fantastisch klangen.

„Sag ma, wie groß is eure Welt? Elfen, Zwerge…leben die alle zusammen?“ Darragh schüttelte den Kopf auf Maiks Frage.

„Nein. Unsere Welt ist in zwei große Kontinente und mehreren kleinen Inseln aufgeteilt. Nordwestlich von hier liegt der Kontinent Vestur mit den beiden Reichen Mòr Forgings, das Reich der Zwerge und Castrum, das Reich der Menschen. Südöstlich von hier liegt der Kontinent Austur mit den beiden Reichen Varuun, das Reich der Elfen und Kretania, das Reich der Drachen. Auf den anderen Inseln gibt es teilweise kein Leben, zumindest ist mir nichts bekannt. Die einzige befahrbare Route, die die beiden Kontinente verbindet, führt an Viridis vorbei. Den Legenden nach lebten vor Jahrtausenden oder länger alle friedlich zusammen. Doch die Menschen und die Elfen wollten mehr. Nach einem großen Krieg teilten sich die Reiche. Dämonen verloren ihre Heimat, Engel zogen sich auf die höchsten Gipfel zurück. Die Drachen beanspruchten das riesige Gebirge in Austur für sich, da die Pässe zu Fuß zu gefährlich sind und sie dadurch ihre Ruhe haben. Die Machtspiele der Elfen interessiert sie nicht, von daher bleiben die Grenzen dort ziemlich fest. Zwerge und Menschen sollen sich sehr oft bekriegen. Die Zwerge sind auf die Bodenschätze in Castrum aus, die Menschen hingegen wollen die Zwerge unterwerfen und deren Schmiedefähigkeiten nur für sich nutzen.“ Wir hörten gespannt zu. Es klang wie ein Fantasyroman. Naja eigentlich scheinen wir selbst in einem zu stecken. Ich lächelte innerlich. Darragh gähnte nach seiner Erzählung kräftig.

„Wir sollten nun schlafen. Es wird morgen ein langer und anstrengender Marsch, wenn wir vor dem Abend noch in Calles ankommen wollen.“ Also legten wir uns hin und ich schlief auch sehr schnell ein.
 

Ich lief über die Blumenwiese und blieb an der Stelle stehen, an der wir uns das letzte Mal trafen. Doch ich konnte Eleanora nirgends entdecken. Mein Herz klopfte wie wild. Wo war sie? Ich sah mich um und ließ mich dann auf die Erde fallen. Ich wartete und strich dabei über das Mal auf meinem Arm. Ich dachte an sie und versuchte sie zu mir zu rufen. Plötzlich strich etwas sanft über meine Schulter. Als ich danach greifen wollte, war es weg. Ich drehte mich um und sah Eleanora hinter mir stehen. Sie lächelte.

„Es tut mir leid, dass ich so spät bin. Risk war lange bei mir und ich konnte mich nicht in meine Träume flüchten. Ich glaube er ahnt etwas.“ Sie sah mich betrübt an, setzte sich zu mir uns lehnte sich an mich. Ich legte vorsichtig meinen Arm um sie.

„Glaubst du, er wird es herausfinden und dir diesen Weg versperren?“ Sie sah mich an.

„Ich weiß es nicht. Seine Magie ist in der Hinsicht nicht besonders stark. Er müsste einen seiner Magier damit beauftragen.“ Ich nickte und hoffte dabei inständig, dass er es nicht tat. Sie lächelte und bat mich aufzustehen. Als ich stand nahm sie meine Hände.

„Wir müssen üben, damit du lernst die Magie intuitiv anzuwenden. Momentan musst du dich immer wieder aufs neue Konzentrieren, deine Magie und andere Energien suchen und verbinden.“ Ich nickte und sah sie an. Ich spürte ich Hände in meinen und ihr Duft lag in meiner Nase. „Schließ deine Augen. Suche deine Magie. Fühle sie. Lass sie durch deinen gesamten Körper strömen und halte sie dort fest.“ Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Die Magie in mir zu finden war leicht. Sie durch meinen Körper zu leiten schon schwieriger. Immer wenn ich sie in einem Bereich hatte, z.B. meiner Arme, verlor ich sie anderswo. So wechselte sie zwischen einzelnen Körperteilen, blieb jedoch nie dort bestehen.

„Tom, du nimmst sie immer im Ganzen. Du musst sie aufteilen. Kleinere Teile bilden und verteilen.“ Ich öffnete die Augen und sah sie verständnislos an. Sie lächelte und ließ mich los. „Komm mit, ich zeige es dir.“ Der Verlust ihrer Berührung traf mich plötzlich, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wir gingen gemeinsam über die Wiese zum Weg, welcher zum See führte und dann auf dem Weg zum See. Ich genoss ihre Nähe und diese schöne Landschaft.

„Wie ist es dort im Kerker. Ist es schlimm? Tut er dir etwas an?“ Fragte ich nun doch. Ich war einfach zu neugierig.

„Im Kerker ist es ruhig. Es gibt nur wenige weitere Gefangene, diese sind jedoch weiter weg. Meine Zelle ist klein, aber sauber. Ein kleines Fenster lässt mich nach draußen schauen.“ Sie lächelte traurig. „Ich vermisse meine Heimat. Es ist schwer auf dem harten Bett zu schlafen und er holt mich täglich zu sich, um mit mir zu sprechen. Bisher bleibe ich hart. Ich vermute, dass er mein Reich will. Er spricht immer von seinem toten Land und den leidenden Dämonen.“ Sie lachte kurz auf. „Dämonen, die in einem Land voller Steinen, toten Wäldern und Düsternis leiden. Ich denke doch, Dämonen lieben so etwas. Den Legenden nach sind sie doch aus den Tiefen der Erde gekommen. Aus der Hitze des Kerns um Unheil zu verbreiten.“ Am See blieben wir stehen und sie sah mich an. „Tom, er will mein Land. Er will es vernichten und sein Reich vergrößern. Bitte lass es nicht zu.“ Sie fiel in meine Arme und weinte. Ich strich ihr über den Kopf. Ihre Trauer und Ängste taten weh. Ich musste ihr helfen. Ich musste sie Retten koste es, was es wolle. Wir blieben eine Weile so stehen und ich versprach ihr beruhigend alle zu tun, was nötig ist. Sie versprach mir im Gegenzug meine Wünsche und alle von denen, die mir halfen, zu erfüllen. Als es ihr langsam besser ging, löste sie sich langsam von mir und sah mich an. Sie lächelte und ich strich ihr eine Träne von der Wange.

„Wir werden dich Retten. Übermorgen kommen wir in Calles an. Dann versuchen wir ins Dämonenreich zu gelangen.“ Sie nickte und löste sich langsam von mir.

„Dazu sollten wir nun deine Magie stärken. Die Nacht ist bald vorüber. Ich erkläre dir besser nun die Aufteilung, damit wir in der nächsten Nacht weiter machen können.“ Sie nahm meine Hand und wir gingen ein Stück am See entlang. An einer Stelle tauchte ein kleiner Sandstrand auf. Bei den letzten besuchen war er mir noch nicht aufgefallen. Wir gingen darauf zu und sie ließ mich wieder los. Dann kniete sie sich in den weißen Sand und begann formen in den Sand zu zeichnen. Sie skizzierte grob einen Menschen und zeigte mir die Position, an der meine Magie saß. Ich sollte sie nun wieder in mir greifen und dann in meine Hände leiten.

„Nun lass einen kleinen Energieball in deiner rechten Hand entstehen.“ Begann sie und ich versuchte es. Es dauerte ein bisschen, doch ich konnte langsam einen formen. „Sehr gut, nun versuche mit deiner linken Hand einen Teil davon wegzunehmen.“ Ich versuchte einen Teil des Balls mit der linken Hand zu greifen, griff aber durch ihn hindurch. Ich versuchte es mehrmals, mit denselben Ergebnissen. Ich seufzte und sah sie an. Sie lächelte.

„Konzentriere dich.“ Ich versuchte es weiterhin vergeblich. Dann sagte sie. „Du musst nun gehen, der Tag beginnt.“ Und ging langsam fort.

„Warte…“ Doch da verschwand die Landschaft bereits vor meinen Augen und die Elfe mit ihr.
 

Maik

Die Nacht verlief ruhig und durch unser sicheres Lager konnten wir alle wirklich durchschlafen. Das große Nest bot erstaunlichen Schutz von dem Wind und die Federn und Blätter hielten einen richtig warm, wenn man sich damit bedeckte. Als die Sonne langsam über den Rand des Nestes schien kitzelte sie in meiner Nase. Ich wollte mich umdrehen und weiter schlafen, doch auch meine Blase achte sich ebenfalls bemerkbar. So war an schlafen nicht mehr zu denken und ich schlug die Augen auf. Seufzend setzte ich mich auf und sah mich um. Darragh und Tom schliefen noch tief und fest. Also stand ich auf und überlegte, wie ich mich nun erleichtern könnte. Mein erster Gedanke: An den Rand des Nestes stellen. Aber könnte doch peinlich werden, wenn die anderen das mitbekommen. Also ging ich an den Rand und begann langsam mit dem Abstieg. Es war echt schwer und ich hatte Angst herunter zu fallen. Irgendwie war mir der Aufstieg gestern leichter gefallen. Irgendwie kam ich aber dann doch heil an und ging in die Büsche. Als ich wieder raus kam, fühlte ich mich erleichtert. Ich sah den Baum an und überlegte nun, wie ich da eigentlich wieder hochkommen sollte. War wohl doch keine so gute Idee. Ich umkreiste den Baum um eine Möglichst gute Stelle zu finden. An einer Stelle am Baum entdeckte ich auf dem Boden einen Strauch Himbeeren. Ich pflückte sofort alle und packte sie in die Tasche. Hoffentlich zerdrücke ich sie jetzt nicht beim Hochklettern. Dann begann ich langsam mit dem Aufstieg. Kurz unter dem Nest stoppte ich und überlegte. Letzte Nacht hatte Darragh uns hoch geholfen, aber irgendwie musste er es ja schon allein geschafft haben. Ich atmete tief durch, fasste all meinen Mut zusammen und versuchte es allein. Ich griff nach dem Nest und erwischte einen losen Ast. Ich zog ihn raus und kippte dabei nach hinten. Vor Schreck schrie ich kurz auf, aber da griffen schon zwei Hände meinen Arm und zogen mich hoch. Im Nest angekommen kniete ich mich vor meinem Retter und atmete erst einmal tief durch.

„Na? Das solltest du vielleicht nicht noch einmal versuchen.“ Lachte Darragh. „Es bedarf viel Übung die richtigen Stellen am Nest zu finden um hochzuklettern.“ Ich sah zu Darragh auf, dann ließ ich mich auf den Rücken fallen.

„Danke. Ich dachte schon nu is es aus.“

„Maik! Blutest du?“ rief Tom etwas entfernt. Erschrocken setze ich mich auf und tastete mich ab. Ich merkte etwas Nasses und sah hinab.

„Verdammt, die Beeren. Nu sind se doch Matsch.“ Seufzte ich und holte die kläglichen Reste aus meiner Tasche. Die meisten sind zerquetscht worden.

„Maik, wo hast du die denn her?“ fragte Darragh. „Diese Beeren sind ganz selten.“ Er griff sich eine und steckte sich in den Mund. „Süßbeeren sind köstlich. Angeblich werden sie in Calles hoch gehandelt.“ Auch ich nahm eine und kostete. Tom kam zu uns rüber und tat es mir gleich. Sie erinnerten auch geschmacklich stark an Himbeeren, nur weitaus süßer und ohne Kerne.

„Sie wuchsen unten am Baumstamm. Hatte echt gehofft sie heil hochzubringen.“ Darragh nickte und packte zusammen.

„Lasst uns runter klettern. Vielleicht finden wir noch ein paar.“ Tom und ich nickten und packten ebenfalls zusammen. Darragh packte auch einige besonders schöne Federn aus dem Nest in unsere Taschen. Dann machten wir uns an den Abstieg. Während Tom und ich uns noch abmühten, lief Darragh bereits um den Baum herum. Tatsächlich fand er in der Nähe noch weitere Beeren. Er pflückte die vorsichtig und wickelte sie in große Blätter. Als wir es ebenfalls endlich geschafft haben, sammelten Tom und ich wieder Holz und Darragh verschwand im Wald, um zu jagen. Das Frühstück viel sehr gut aus. Er hatte einen recht großen Fuchs geschossen. Nach dem enthäuten und ausnehmen, briet Darragh ihn mit vielen Kräutern. Trotz der großen Portion aßen wir alles, was essbar war, auf. Gut gesättigt machten wir uns wieder auf den Weg. Trotz des vielen Gepäcks kamen wir sehr gut und schnell voran. Mittlerweile konnten wir immer mehr auf kleinen schmalen Pfaden laufen, die eben durch den Wald führten.

„Diese Pfade sind von den Elfenjägern. Die Einhörner der Elfen können nicht so gut auf unebenen Waldboden laufen, darum haben die Elfen Wege geschaffen.“

„Es gibt hier Einhörner?“ fiel mir darauf nur ein. Darragh sah mich an.

„Naja, ursprünglich nicht. Die Elfen haben sie damals mitgebracht. Ich glaube die Einhörner in Varuun sind auch weitaus größer und schlanker. Hier gibt es keine großen Wiesen und weiten Flächen, auf der sie rennen können. Von daher sind sie hier eher klein und plump. Aber das Horn auf der Stirn haben sie behalten, obwohl sie wohl auch viel kleiner geworden sind.“ Tom lachte.

„Also ein Pony mit Horn. Stell ich mir witzig vor. Ein großer eleganter Elf auf einem Pony.“ Nun musste ich auch lachen. Darragh sah uns verständnislos an und Tom erklärte ihm, was Ponys sind. Danach nickte er und lachte ebenfalls.

„Ein guter Name. Ich werde ihn weitertragen. Einhorn-Ponys. Oder, da es sonst keine gibt, nur Ponys. Edle Elfenkrieger auf Ponys“ Wir mussten alle schallend zu lachen bei der Vorstellung.

Durch diese Pfade kamen wir weitaus schneller voran als gedacht. Sie waren sehr festgetreten und schienen oft benutzt. Wir einigten uns, ohne Pause durchzulaufen und zwischendurch beim Laufen unser Brot zu essen. An einem kleinen Wasserloch am Rande des Pfades hielten wir kurz an und füllten unsere Wasserschläuche. Am frühen Abend lichtete sich der Wald und wir erkannten in einiger Entfernung eine Steinmauer.

„Calles, wir haben es fast geschafft. Wir kamen am Ende schneller durch, als ich dachte.“ Meinte Darragh und schien sich regelrecht zu freuen. Ich konnte ihm nach empfinden. Endlich waren wir aus dem Wald mit seinen Gefahren raus. Vielleicht etwas vernünftiges Essen und ein Bett für die Nacht finden. Obwohl…

„Sag ma Darragh, wie is das hier so mit bezahlen? Ich meine, Tom und ich haben keen Geld.“ Darragh lachte.

„Na darum habe ich doch die Felle und die Beeren mitgenommen. Außerdem haben mir die Ältesten ein paar Messer auf Beerenklauen eingepackt. Ein paar Münzen besitze ich noch, aber das würde nicht reichen. Wir sollten uns beeilen und hoffen, dass der Markt noch geöffnet hat.“

„Also gibt es hier auch richtiges Geld, ja?“ fragte Tom ungläubig. Darragh sah ihn an.

„Natürlich. Die Zwerge haben Gold, Silber und Kupfer zu Münzen gepresst, so konnten wir unseren Handel vereinfachen.“

„Ah okay, ich verstehe.“ Tom lächelte. „Dann hoffe ich, dass die Unterkunft nicht zu teuer ist.“ Darragh nickte und wir gingen über eine Wiese zu einem großen, mit Kies befestigten Weg, der direkt zum Haupttor der Stadt führte. Die Straße scheint viel befahren zu sein, aber zu dieser Tageszeit sind nur wenige unterwegs. Wir sahen hauptsächlich Menschen und Elfen. Als wir die Stadt betraten sah ich mich um und war völlig überwältigt. So hatte ich eine Stadt in dieser Welt nicht erwartet.

Calles - Die Handelsstadt

Wir betraten die Stadt durch das große Haupttor und ich blieb direkt dahinterstehen. Ich war völlig überwältigt. So hatte ich eine Stadt in dieser Welt nicht erwartet. Ich wurde von hinten geschubst, da ich im Weg stand. Darragh zog Tom und mich zu Seite, damit wir uns umsehen konnten.

Vor uns erstreckte sich eine breite, mit hellgrauem Stein gepflasterte Straße. Bei uns wäre es, bei der Breite wohl eine große Hauptstraße mitten in Berlin. Sie schien lang zu sein und führte immer weiter gerade aus. Leider konnte ich nicht genau erkennen wohin. Es herrschte ein reger Verkehr der unterschiedlichsten Wesen. Elfen, Zwerge und Menschen schoben Wagen vor sich her oder trugen abgedeckte Körbe oder Krüge. Einige hatten auch Zugtiere vor ihre Wagen gespannt. Nur waren es hier keine Pferde. Die Elfen nutzten meistens kleine, weiße Einhörner, sie erinnerten mich sehr stark an Ponys. Zwerge nutzten, mir unbekannte Tiere. Sie hatten Ähnlichkeiten mit Steinböcken, nur war ihr Körperbau weitaus muskulöser, die Hufe waren breit und abgeflacht und das Geweih war nur ein kurzer Kringel. Die Menschen hingegen nutzten einfache Ochsen. Meist hatten sie nur ein Tier vorgespannt. Wahrscheinlich um sie besser durch die Menge navigieren zu können. Am Rand der Straße standen hie und da kleinere Grüppchen, welche sich unterhielten oder Handel betrieben.

Tom stieß mich irgendwann an und zeigte auf die Häuser am Rande der Straße. Als ich meinen Blick hob, staunte ich nicht schlecht.

„Oh man…“ war das einzige, was ich sagen konnte. Wir standen links vom Eingangstor. Auf unserer Seite erhoben sich elegante Häuser. In den verschiedensten Farben und gefühlt wild durcheinander gewürfelt. Einige mit kleinen Türmchen oder anliegenden, mit bunten Blumen übersäten Gärten. Andere wiederum eher schlicht gehalten mit Malereien und Schnitzereien an den Fassaden, Fenstern und Giebeln. Sie erinnerten mich an exotische Wälder, Blumen und Tiere. Aber einige Dinge hatten sie jedoch trotzdem gleich, was eine dem Ganzen eine eigenartige Zusammengehörigkeit gab. Die Dächer erstrahlten in einem hellen Himmelblau in deren Ziegel sich vereinzelt die Sonne spiegelte. Die Fenster waren Hoch und schmal gehalten und die Rahmen in einem tiefen Braun gestrichen.

Dagegen waren auf der anderen Seite einfache, in braun oder grau verputzte Häuser. Wie die Bauernhäuser damals in den Dörfern. Die Dächer waren dunkelrot und in den wenigen Gärten schien eher Gemüse zu wachsen. Teilweise schienen sie sehr alt und leicht verfallen. Doch man erkannte, dass sie bewohnt waren. Wäsche hing aus den Fenstern. Bei einem flatterte eine weiße Gardine im Wind. Es war dieser Kontrast, der mich am meisten irritierte. Ich sah Darragh fragend an, er zuckte nur mit den Schultern.

„Ich kann dir nicht viel dazu sagen. Nur das hier links das Stadtgebiet der Elfen war und drüben das der Menschen. Nach dem die Elfen die Stadt einnahmen, haben die wohl alles in Bezirke eingeteilt.“ Als wir uns langsam beruhigten, gingen wir die Straße weiter in Richtung Innenstadt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Straße ging mehrere Kilometer nur geradeaus, kamen wir endlich an einem riesigen Markt an. Wir schlossen uns dem Strom an und schlenderten umher. Überall wurden die verschiedensten Waren angeboten. Von frischem Fisch bis hin zu Kleidung, Töpfen und sogar Teppichen. Wir machten uns einen Treffpunkt aus, da wir noch ein Gasthaus suchen mussten und teilten uns daraufhin auf. Darragh nahm uns die Felle ab und wollte sie, einige Kräuter und ein paar der Beeren verkaufen. Da ich selbst noch kein Geld aus dieser Zeit hier besaß, schlenderte ich einfach nur quer durch die Gegend und betrachtete die ungewöhnlichen Stände. Ich blieb an einem großen Holztisch stehen, auf dem die verschiedensten Messer, Scheren und kleine Äxte lagen. Hinter dem Tisch stand ein kleiner Mann mit Glatze und langem, roten, geflochtenen Bart. Neben ihm stand ein Schleifstein. Der Mann betrachtete gerade ausgiebig ein großes Fleischermesser. Und begann es dann zu Schleifen. In eleganten Bewegungen schwang er das Messer leicht hin und her, bevor er es drehte und seine Arbeit wiederholte. Ich konnte nur staunend zuschauen.

„Ja, Darhig ist einer der Besten seines Fachs. Nur wenige Zwerge haben hier feste Stände.“ Ich drehte mich nach links. Dort stand ein großer breitschultriger Mann und sah mich grinsend an. Die fleckige graue Schürze spannte sich um einen auslandenden Bauch. Seine Beine steckten in grauen weiten Hosen, die sich kaum von der Schürze abhob. Das grüne Hemd, das er trug, war an den Armen hochgekrempelt. Seine kurzen blonden Haare standen in allen Richtungen ab, der raue Dreitagebart schien die gleiche Farbe zu haben. „Nur dank ihm kann ich die Knochen der Eisenböcke durchtrennen.“ Ich sah ihn fragend an. Da lachte der Mann los. „Du bist neu hier, oder? Ich habe schon gehört, dass seit kurzem wieder Schiffe im Hafen Lejanias anlegen. Castrum soll ja auch nur einfache Steinböck in den Bergen haben. Nun, unsere Eisenböcke haben Knochen aus Stahl, damit sie sich nicht so schnell etwas brechen.“ Er reichte mir freundlich seine große fleischige Hand. Ich reichte ihm meine und kam mir ziemlich schmächtig vor. „Ich bin Macello, der beste Fleischer der Stadt.“ Ich vernahm ein kurzes Schnauben aus der Richtung von Darhig.

„Hi, ich bin Maik.“ Grinste ich ihn an. „Nur ein einfacher Verk…Händler. Hab aber leider nix anzubieten.“ Macello sah mich kurz verwirrt an, als ihm wohl selbst eine Erklärung einfiel. „Ja, immer die Lage überprüfen. Du hast sich sicherlich in Rosis Stübchen einquartiert. Koste mal ihren Eintopf. Sie holt ihr Fleisch immer von mir.“ Bevor er weiter Sprechen konnte brummte Dahrig kurz. „Macht 12 Silberlinge.“ Macello sah zu ihm und zahlte. Dann nahm er sein Messer und prüfte die Schärfe an seinem haarigen Arm. Die feinen Härchen schienen wie von selbst abzufallen.

„Sehr gut. Also dann, besuch mich mal Junge.“ Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge. Ich strich mir kurz durch die Haare, na das war ja mal eine Begegnung.

„Macello redet zu viel.“ Brummte der Zwerg und widmete sich dann anderen Messern. Ich ging weiter und sah mich um. Ich muss heute Abend ma dringend mit Darragh quatschen. Eisenböcke…was das wohl für Tiere sind? Meine Überlegungen wurden plötzlich von einer lauten Diskussion unterbrochen. War das nicht Darragh? Mit wem streitet er da. Ich drängelte mich so schnell es ging durch die Menschenmenge immer in Richtung von Darraghs Stimme.
 

Tom

Wir hatten uns aufgeteilt. Anscheinend wollte Darragh lieber allein Handeln. Wahrscheinlich wären wir ihm beim Feilschen im Weg gewesen. Ich ließ mich eine Weile mit der Menge mittreiben und betrachtete die vielen Stände. Ohne Geld konnte ich sowieso nichts kaufen. Nach einer Weile merkte ich, dass der Markt anscheinend nach Themen sortiert war. Auch wenn ich ihn, dank der Größe, niemals an einem Tag komplett ablaufen konnte. Ich schien in einem Bereich für verschiedene Möbel und Einrichtungsgegenstände gelandet zu sein. Links von mir pries ein Mann seine Kunstfertigkeiten im Reparieren von Dächern an und zeigte dabei viele verschiedene Materialien zum Dachdecken. Daneben reparierte ein anderer gerade einen großen Eichentisch. Bei ihm standen zwei muskelbepackte Kerle, die sich gerade ausruhten. Ich vermutete, dass sie den Transport der Möbel vornehmen. Denn sie beobachtet den Tischler ganz genau bei seiner Arbeit. Dieser versuchte angestrengt eine tiefe Kerbe mitten auf dem Tisch zu entfernen. Ich blieb kurz stehen, doch der bedrohliche Blick des einen Transporteurs ließ mich schnell weitergehen. Ich lief weiterhin umher. Der Bereich für dieses Handwerk schien zu enden und ich näherte mich wohl dem Lebensmittelbereich. Verschiedenste Gerüche umfingen mich, als ich ihn durchquerte.

Nach einer Weile näherte ich mich einem großen Auflauf verschiedenster Wesen, die sich um einen Stand herum drängten. Vom Stand her hörte ich eine recht helle Männerstimme. Ich ging um die Leute rum und entdeckte an der Seite eine kleine Lücke, durch die ich mich nach vorn drängte. Vor mir erstreckte sich ein breiter, mit bunten Tüchern bedeckter Tisch auf dem mehrere, verschieden große Teller standen. Auf jedem der Teller lagen getrocknete Pflanzen oder verschiedene Mischungen aus Pflanzen, Früchten und ähnlichem. Die Teller waren mit Glaskuppeln abgedeckt, die in der Sonne kristallin glänzten.

„…die neuesten Mischungen aus Fragancia, die große Stadt des Tees in Varuun. Nur dort werden seit Jahrhunderten Pflanzen und deren Wirkung studiert und Teesorten mit den verschiedensten Wirkungen produziert.“ Er nahm einen der Teller mit großen, getrockneten Blättern und dunkelroten kleinen getrockneten Blüten hoch, nahm die Glaskuppel ab und zeigte ihn rum. Durch die Bewegung verteilte sich ein aromatischer Duft nach Rosamarin, glaube ich, und Minze. „Ein Tee, gebrüht aus diesen wundersamen Kräutern löst Verkrampfungen im Magen. Nach einer großen, deftigen Mahlzeit getrunken, sind unangenehmes Völlegefühl schnell verschwunden.“ Er legte die Glaskuppel wieder drauf und nahm den nächsten Teller. Hier erklärte, das der Tee gegen Muskelschmerzen half, der Nächste half gegen Unruhe bei Nacht. So ging er jeden, der Teller durch. Verschiedenste Düfte vermischten sich dabei, sodass eine merkwürdige Mischung übrigblieb. Zu Letzt betonte er, dass es die erste Lieferung sei, seit das Handelsverbot aus den Kontinenten aufgehoben wurde und er nur wenige Säcke bei sich hätte. Sofort sprangen die Leute darauf an und überboten sich gegenseitig. Nun wurde es mir zu viel. Ich drängte mich mit aller Kraft zurück. Weg von dem Stand und ging weiter. Als der Lärm abebbte, hörte ich eine laute Diskussion und erkannte sofort Darraghs Stimme. Sofort lief ich in die Richtung, so schnell es die Menschenmenge zuließ.

Da entdeckte ich ihn an einem kleinen Holzstand, der fest zwischen den Anderen eingebaut zu sein scheint. Hinter ihm stand eine Frau, die erbost auf Darragh einredete und die Hände in die Hüfte stemmte. Als ich näher kam hielt Maik mich grinsend fest.

„Hi, na? Wie war dein Ausflug. Echt interessant hier, oder?“ Ich grinste ihn an und erzählte kurz von meiner Erkundung. Dann berichtete Maik von einem Fleischer und einem Stand. Er wollte gerade weiter ausholen als…

„Nein!“ Es war die Frau, die sich gerade über ihren kleinen Holztresen beugte, auf dem das Bärenfleisch und Kräuter lagen, und ihn wegzuschieben versuchte. „Darragh, vergiss es! Wenn die Wachen mich mit diesem Fleisch erwischen ist es aus.“ Dann fuchtelte sie wild mit den Händen. „Ich habe schon zu oft Waren von dir gekauft. Die Elfen werden Misstrauisch. Weiß dein Stamm eigentlich von deinen Ausflügen?“ Darragh grinste sie an und strich über das Fleisch.

„Nein, natürlich nicht. Die Ältesten würden nie zulassen, dass ich diesen gefährlichen Weg auf mich nehme. Und nun sei mal nicht so, Macello nimmt es dir sicher gern ab. Er prahlt doch gern mit den seltensten Fleischsorten aus allen Ländern.“ Wir lauschten dem Gespräch. Anscheinend kannten sich die beiden. Maik flüsterte mir kurz ins Ohr, dass er genau diesen Fleischer getroffen hatte. Die Frau atmete tief durch und schien sich geschlagen zu geben. Also gingen wir nun auch zu den beiden. Sie sah auf uns musterte uns kurz. Darragh erkannte uns und stellte uns dann vor.

„Iluvia, das sind die beiden Magier. Sie kamen aus dem Baum. Ihre Namen sind Tom und Maik.“ Er zeigte abwechselnd auf uns beiden, danach zeigte er zu der Frau. „Und das hier ist Iluvia, sie stammt vom Himmelsberg und lebt und handelt nun hier in Calles.“ Sie nickte kurz und wir betrachteten sie genau. Iluvias lange blonde Haare sind hinten zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden und liegen aktuell teilweise über ihre Schulter. Ihre strahlend blauen Augen blickten uns fröhlich entgegen und die Mundwinkel sind leicht nach oben gezogen. Sie ist recht klein, so ca. 1,60m würde ich vermuten. Das dunkelblaue Kleid steht im starken Gegensatz zu ihrer hellen Hautfarbe. Über den Ausschnitt hatte sie ein hellblaues Tuch gelegt, welches sich ebenfalls um ihre Schultern spannt.

„Ihr wollt also die Elfe retten…Pardon, die Elfenkönigin. Warum wollt ihr das tun? Ohne sie und ihre Herrschaft ginge es uns allen besser.“ Sie legte den Kopf leicht schräg und sah uns an.

„Psst…Iluvia nicht so laut.“ Darragh sah sich kurz erschrocken um, aber die Frauen an den Ständen links und rechts sind in Kundengespräche vertieft. Links pries eine kräftige ältere Frau gerade die besten Brote in ganz Viridis an. Es waren dunkle, große Kastenbrote. Rechts diskutierte eine kleine blonde Elfe gerade mit einer Zwergin, welches Fleisch wohl das Beste für eine gute Suppe sei. Darragh seufzte kurz. „Okay, wir erklären es dir. Aber nicht hier. Komm später einfach in Rosis Stübchen, ich werde uns jetzt dort einquartieren. Wir treffen uns im Schankraum. Bring am besten Azul mit.“ Iluvia seufzte, schmiss Darragh einen Beutel Münzen entgegen und nahm die Ware vom Tresen.

„In Ordnung, der Markt macht bald zu.“ Sie sah kurz zum Himmel. „Ich denke, wenn der Mond am Himmel steht werden wird zum Gasthaus kommen. So habt ihr genug Zeit euch einzuquartieren und Rosis leckere Suppen zu essen.“ Darragh nickte und wir gingen davon.
 

Rosies Stübchen sah von außen ziemlich unspektakulär aus. Ein graues großes Haus mit roten Ziegeln gedeckt. Die schiefen, grünen Fenster waren im Erdgeschoss ungefähr doppelt so groß, wie sie in den oberen beiden Stockwerken. Hinter den leicht verschmutzten und teilweise ziemlich blinden Scheiben hingen rote Vorhänge, die ordentlich an den Seiten zusammengebunden waren. An der Tür in der Mitte des Hauses blätterte langsam die Grüne Farbe an einigen Stellen ab, was wahrscheinlich durch die ständige Nutzung herrührt. Darragh ging vor und öffnete die Tür. Als wir das Gasthaus betraten, dauerte es einige Zeit, bis wir uns an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Der Schankraum nahm fast die gesamte untere Etage ein. Die linke Seite wurde komplett von einem breiten Tresen umschlossen, hinter dem ein großer kräftiger Mann mit grauem kurzem Haar und dichtem grauen Vollbart stand, Bier von einem Zapfhahn vor sich in Krüge füllte und sich mit einigen Männern, die am Tresen standen, unterhielt. Hinter ihm an der Wand waren unzählige Regale befestigt, auf denen Krüge, verschiedene Flaschen, Geschirr und unzählige Kerzen standen. An der hinteren Wand neben dem Tresen schwang gerade eine Tür auf und eine ältere Frau, vielleicht Anfang 50, trat hinaus. Mit einem kräftigen Schwung ihrer runden Hüften schmiss sie die Tür wieder zu. Sie trug mehrere Suppenschüsseln elegant wie eine Kellnerin zu den Tischen und verteilte sie an die hungrigen Männer. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie im Nacken locker zu einem Knoten gebunden, einige vorwitzige Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ihr Gesicht. Sie wischte kurz mit den Händen über ihre weiße Schürze, die sie über den braunen Rock gebunden hat. Die weiße Bluse wies bereits einige Flecken der Suppe auf, die sie hier anscheinend an jeden verteilte.

Hinter uns fiel die Tür ins Schloss und wir gingen zu einem Tisch im hinteren Teil des Raumes. Als wir uns setzten kam sie auf uns zu. Trotz ihrer korpulenten Figur bewegte sie sich elegant und schnell zwischen den einzelnen Tischen und blieb vor uns stehen.

„Guten Abend die Herren, was darf es denn für euch sein? Sicherlich ein Bier für jeden.“ Sie lachte kurz, ihre recht tiefe Stimme passte zu ihr. „Heute gibt es eine kräftige Suppe mit ordentlich Fleisch und Kartoffeln.“ Sie begutachtete uns genau. „Die wird euch guttun.“ Noch ehe wir etwas erwidern konnten, war sie schon wieder davon gerauscht und rief. „Johann! Drei Bier für die Neuankömmlinge.“ Der Wirt hinter dem Tresen grunzte kurz laut und begann die Krüge zu füllen. Wir mussten ziemlich verdutzt dreingeschaut haben, denn Darragh fing an zu lachen.

„Rosie war schon immer sehr schnell. Sie sieht, wenn jemand Hunger und Durst hat. Und keine Sorge, sie weiß auch sofort, wenn hier jemand übernachten möchte.“ Wir sahen zu ihm.

„Du warst schon öfter hier?“ Fragte ich ihn. Darragh nickte grinsend. Johann, der Wirt kam und stellte jedem einen großen Krug vor die Nase.

„Hier, frisch aus der Zwergengrotte geliefert.“ Johanns Stimme glich mehr einem lauten tiefen Grummeln. „Hast endlich nen paar Leute mitgebracht, Darragh? Dachte die Waldläufer sind sich zu fein für uns.“ Darragh schüttelte grinsend den Kopf und sah sich kurz um, dann meinte er leise.

„Das sind Magier, sie kamen aus dem alten Gingko. Aber psst.“ Er hielt sich kurz einen Finger an den Mund. Der Wirt nickte kurz und legte 2 Schlüssel auf den Tisch.

„Habt Glück, zwei Zimmer ham wa noch. Treppe hoch, rechts. Seit Lejania wieder offen is, kommen immer mehr Händler her. Wollen die Insel wohl wieder als Knotenpunkt zwischen den Kontinenten aufbauen.“

„Ach, der Hafen ist offen?“ Darragh sah den Wirt verwundert an und dieser nickte. „Werden Rosie und du wieder nach Castrum zurückkehren?“ Johann schüttelte kurz den Kopf.

„Ne, die Rosie will nicht weg. Wir sind hier doch nun schon 30 Jahre hier. Wer soll sich denn um das Stübchen kümmern. Außerdem ist da doch ständig Krieg.“ Nun setzte sich der Wirt zu uns. „Hab von einem Zwerg gehört, dass der alte Zwergenkönig gierig auf Nigrum Montis ist. Dort soll es Onyx in Hülle und Fülle geben.“ Er schüttelte den Kopf. „Krieg wegen nen paar Steine.“ Während der Erzählung kam Rosie wieder und stellte jedem eine große Schüssel Suppe vor die Nase und einen Laib Brot in die Mitte. Sie legte kurz eine Hand auf Johanns Schulter und meinte.

„Wir flohen in diesem kleinen Ruderboot hierher um meinen Johann heiraten zu können, da gehe ich doch nicht zurück.“ Sie lachte fröhlich, als wir sie ansahen. „Ich bin die Schwester der Königin und mein Johann hier war nur ein armer Bauer.“ Sie schüttelte den Kopf und strich ihrem Mann kurz über den Rücken. Am Tresen riefen einige Männer nach Bier, also stand er auf und ging zu ihnen. Ich wusste zuerst nichts zu antworten, da sprach Maik mal wieder ohne nachzudenken.

„Ihr seid also heimlich nachts abgehauen und habt nen Boot geklaut? Sind sie euch nicht gefolgt?“ Rosie lachte laut auf und stemmte sie Hände in die Seiten.

„Mein lieber Johann war da viel...spontaner…. Der König wollte, dass ich mich von Johann verabschiede, ich sollte einen Adligen im Süden des Landes heiraten. Aber nicht mit Johann, er hat die beiden Leibwächter einfach mit seiner Schaufel erschlagen, mich über die Schulter geschmissen und ist zum Hafen gerannt. Hat einem Fischer einen Sack Silber gegeben und ist mit dem Boot des Fischers los gerudert.“ Sie lachte über unsere verdutzten Gesichter. Ich versuchte mir das Ganze vorzustellen und betrachtete Johann. Dann schüttelte ich den Kopf.

„Sind sie euch gefolgt? Musstet ihr euch hier verstecken?“ fragte Maik. Ihm schien die Geschichte wirklich zu gefallen und er grinste.

„Ehe der König davon erfuhr waren wir auf hoher See. Wir kamen direkt an der Küste vom Lichtwald an. Wir hatten Glück. Die Waldläufer zogen uns aus dem Wasser und versteckten uns eine Weile. Dann brachte Fea uns nach Calles.“ Sie zwinkerte Darragh zu. „Sie war damals noch genauso wild wie ihr Sohn.“ Darragh sah sie seufzend an.

„Das erzählst du mir ständig, trotzdem kann ich es mir nie vorstellen. Sie hasst die Menschen und Elfen und würde den Wald nie verlassen. Das erzählte sie mir damals zumindest immer, wenn man mich erwischt hatte.“ Rosie lachte. „Nun gut, ich werde euch nun mal in Ruhe die Suppe essen lassen, bevor sie kalt wird.“ Sie drehte sich um uns ging wieder zur Tür, durch die sie nach Hinten verschwand. Ich vermutete, dass dort die Küche und die privaten Räume sind. Ich nahm den Holzlöffel, der in der Schüssel lag und kostete Vorsichtig die Suppe. Sie schmeckte hervorragend. Der kräftige Geschmack nach würzigem Fleisch erinnerten mich an die Rindfleischsuppe zuhause bei meinen Eltern und die fast zerfallenen Kartoffeln gaben der Suppe etwas Festigkeit. Ich risse mir ein Stück von dem Brot ab. Es war frisches, noch warmes Schwarzbrot mit einer dunklen Kruste. Ich war mittlerweile so Hungrig, dass ich die riesige Portion trotzdem vollständig aufaß und mich danach gesättigt zurücklehnte. Maik und Darragh erging es ebenso. Wir stießen mit unseren Bierkrügen an und tranken einen kräftigen Schluck. Eine Weile saßen wir schweigend da und beobachteten die Leute. Sie kamen und gingen. Eine Gruppe Elfen kamen herein und begaben sich sofort zur Treppe und schienen diese nach oben zu schweben, so elegant sah es aus. Drei Zwerge unterhielten sich nun mit den Männern am Tresen. Sie schienen über etwas zu streiten. Der Ton wurde lauter und die Gesten unbändiger. Doch bevor auch nur einer mit den Fäusten ausholen konnte, knallte etwas Schweres auf den Tresen und der Wirt brüllte.

„Kloppen könnt ihr euch draußen. In diesem Gasthaus wird sich gefälligst benommen. Da versteht die Rosie keinen Spaß.“ Und es wurde wieder ruhiger.

Kurze Zeit später ging die Tür auf und Iluvia trat schwungvoll ein. Ein dunkelblauer Umhang umwehte sie dabei. Sie blieb mitten im Raum stehen und sah sich um. Als sie uns entdeckte kam sie zu uns. Durch ihre einnehmende Präsenz, das fröhliche lächeln, dem Rufen unserer Namen und den forschen Schritt, hätte ich ihr Begleitung fast übersehen. Ein, doch recht großer Mann in dunklem Umhang folgte ihr. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mit lautlosem Schritt. Fast wie ein Schatten. Beide setzten sich zu uns an den Tisch und der Wirt kam bereits mit einem Krug Bier für den Mann und einem Becher Wein für Iluvia.

„Guten Abend Johann.“ Begrüßte sie ihn. Dieser nickte und verschwand wieder. Iluvia und der Fremde legten ihre Umhänge ab.

„Darf ich euch meinen Mann Azul vorstellen?“ sie deutete lächelnd auf den Mann. Er betrachtete uns grimmig, schwieg jedoch. Er fuhr mit der Hand durch sein schwarzes Haar und versuchte es zu bändigen. In seinen dunkelbraunen Augen schienen helle Punkte zu leuchten. Dazu noch das dunkelgraue Hemd, die schwarze Hose und Stiefel verliehen ihm das Aussehen eines gefährlichen Mannes, den man eher weit umgehen sollte. Doch als sie sich setzten legte er besitzergreifend eine Hand auf ihr Bein.

„Also erzählt, was macht ihr hier? Wollt ihr die Königin wirklich befreien“ Sie betrachtete er mich und dann Maik.

„Nun ja...“ Begann ich. „Eleanora hat mich gebeten ihr zu helfen. Dieser Dämon…Risk…er hält sie gefangen. Er will sie zwingen ihm ihr Reich zu geben. Anscheinend hasst er sein eigenes. Noch konnte sie sich wehren.“

„Risk wird sein Reich niemals verlassen.“ Ich zuckte zusammen. Diese tiefe Stimme kam von Azul. Er sah mich finster an. „Er wird seine Gründe haben, warum er diese verfluchte Elfe geholt hat.“ Wir schwiegen.

„Azul war Risks erster Berater…bevor…“ Versuchte Iluvia.

„Bevor ich mich entschied meinen eigenen Weg zu gehen.“ Beendete Azul ihren Satz und strich ihr liebevoll über die Schulter. Diese Geste war so sanft, dass sie im krassen Gegenteil zu diesem finsteren Mann stand. Iluvia seufzte und nahm seine Hand.

„Ihr haltet wohl nicht viel von ihr?“ fragte Maik. Iluvia schüttelte den Kopf.

„Sie bringt dem Land Probleme. Sie hört nur auf ihren Berater Damianos. Ich glaube sie ist sehr leichtgläubig.“

„Als die Elfen herkamen haben sie sich alles genommen und jeder sollte sich ihnen unterwerfen.“ Meinte Azul und schüttelte den Kopf. „Als ob Dämonen sich unterwerfen. Weil wir das nicht wollten, haben sie kurzerhand die Route zwischen den Bergen verschlossen und die Dämonen von allem abgeschottet. Ohne Iluvia und dem Himmelsberg wäre ich nicht hier.“ Ich sah beide an. Zu gern würde ich ihre Geschichte erfahren, doch das kann warten.

„Eleanora scheint vielleicht doch nicht so leichtgläubig. Sie versprach, wenn ich sie befreie, hilft sie uns und allen die mir helfen. Ich glaube daran. Sie will die Elfen aus dem Lichtwald holen und ihr den Waldläufern zurückgeben.“

„Klingt fast schon zu gut. Aber ich glaube nicht an die Worte dieser Hochnäsigen kein Wort.“ Azul verschränkte die Arme und sah grimmig und entschlossen aus. „Risk wird wissen, was er tut.“ Währenddessen schien Iluvia zu überlegen.

„Vielleicht hat Risk ihr nun doch die Augen geöffnet. Aber warum hält er sie fest?“ Sie sah auf und mir direkt in die Augen.

„Du weißt mit Sicherheit, dass sie die Wahrheit spricht? Ich kenne nur die Geschichten der Königin. Dementsprechend kenne ich sie nicht.“ Sie sah zu Azul. „Vielleicht merkt sie nun, da sie aus dem Schloss ist, was wirklich los ist? Ich glaube wir sollten zu ihr.“ Azul blickte finster drein. Sagte jedoch vorerst nicht. Wir schwiegen eine Weile und Darragh fing herzhaft an zu gähnen.

„Also ich denke, wir sollten eine Nacht darüber schlafen. Dann treffen wir uns morgen früh wieder hier. Was haltet ihr davon?“ Er sah uns alle fragend an und wir nickten. Darragh legte einige Münzen auf den Tisch und wir drei gingen nach oben. Iluvia und Azul wollten noch eine Weile sitzen bleiben.

Die obere Etage war ein dunkler, schwach mit Kerzen beleuchteter Flur. Links und rechts gingen dunkle Holztüren ab. An jeder Tür stand eine Nummer. Darragh betrachtete unsere Schlüssel und drückte mir dann einen davon in die Hand. Unsere Zimmer lagen genau am Ende des Flurs und einander gegenüber. Wir verabschiedeten uns für die Nacht und betraten die Zimmer. Darragh für sich allein und ich teilte meins mit Maik. Das Zimmer war eher spartanisch eingerichtet. Zwei einzelne Betten links und rechts. Dazwischen stand ein Tisch direkt vor dem Fenster mit einem Stuhl. Links neben der Tür stand ein alter Kleiderschrank aus dunklem Holz und rechts von der Tür ein alter Sessel. Die Betten waren mit weißen Laken bezogen. Alles war sehr sauber und auf dem Tisch stand ein frischer Blumenstrauß und eine Kerze, die ich mit den danebenliegenden Zündhölzern entzündete, bevor ich die Tür schloss. Maik schmiss sich währenddessen auf das rechte Bett, verschränkte die Arme hinter den Kopf und betrachtete die Decke. Seinen Beutel hatte er einfach neben dem Bett fallen lassen. Ich setzte mich auf mein Bett und legte den Beutel ebenfalls daneben. Es klopfte und Darragh trat ein.

„Es tut mir leid, dass ich nochmal störe.“ Er schloss die Tür und setzte ich neben mich. „So wie ich Iluvia kenne, werden beide uns begleiten wollen. Ich finde, wir sollten sie mitnehmen.“ Er grinste mich an. „Iluvia könnte uns vielleicht über den Himmelsberg bringen und Azul ist ein Krieger.“ Ich nickte. Die Idee war sehr gut.

„Azul hält nichts von der Elfe. Auch wenn er Iluvia nicht widersprochen hat. Und ich denke, seine Zweifel sind auch berechtigt.“ Warf Maik plötzlich ein. Ich sah ich verwirrt an.

„Wie meinst du das? Eleanora ist eine freundliche Elfe und sie versprach mir zu helfen.“

„Das mag sein. Versprechen kann sie viel. Aber wenn die Geschichten stimmen, nahmen die Elfen sich das Land und alle mussten sich ergeben.“

„Das war früher. Das war auch nicht sie. Sie ist nun einmal jetzt die Königin. Vielleicht wusste sie wirklich nichts von den Missständen.“ Maik setzte sich auf und sah mich prüfend an.

„Darragh, was meinst du? Stimmt es, was Tom sagt und die Elfe hilft uns?“ Darragh sah uns beiden nachdenkend an und stand dann auf.

„Ob sie uns hilft oder nicht werden wir sehen. Ich bin Müde und lege mich nun ins Bett.“ Schulterzuckend verabschiedete er sich und verschwand in sein Zimmer.

„Maik, du hast sie nicht gesehen. Du kennst sie nicht. Ich habe sie getroffen. Mehrfach. Sie ist liebevoll und wird von einem bösen Dämon festgehalten.“ Ich legte mich ins Bett. „Und diese Nacht werde ich sie wiedersehen. Sie wird ihre Versprechen halten.“ Maik seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich denke auch Risk wird seine Gründe haben. Ich wüsste nur gern welche.“ Ich sah Maik überrascht an.

„Na wahrscheinlich will er ihr Land. Vielleicht ist er neidisch auf die Größe und Schönheit ihres Reiches. Er ist ein Dämon!“ Maik stand auf.

„Ist das alles? ‚Er ist ein Dämon‘? Ist es für dich so einfach? Gut und Böse?“ Er tigerte kurz auf und ab und blieb an der Tür stehen.

„Zumindest ist die Elfe gut und liebevoll. Ich vertrau ihr.“ Maik schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer. Ich betrachtete kurz verwundert die Tür. Was war nur los? Er wollte ihr doch auch helfen? Dann drehte ich mich um und hoffte schnell einschlafen zu können. Ich wollte sie wiedersehen.
 

Maik

Nach der Diskussion mit Tom verließ ich unser Zimmer. Ich konnte es kaum glauben. War er von der Elfe so stark verzaubert worden? Ich verstehe es nicht. Und Darragh hat sich vollkommen rausgehalten und aufs Ohr gehauen. Ich seufzte genervt und stieg die Stufen des Gasthauses nach unten. Im Schankraum angekommen sah ich Iluvia und Azul noch am Tisch sitzen. Gerade wollte ich mich zu ihnen begeben, als Azul aufstand. Sie schienen zu streiten. Da sie mich nicht bemerkten blieb ich stehen. Zum Glück war der Gastraum um diese Zeit schon leer, selbst der Wirt war bereits verschwunden.

„Iluvia, das lasse ich nicht zu.“ Kam es leise und bedrohlich von Azul. Schon beim ersten Treffen bekam ich eine Gänsehaut in seiner Nähe. Äußerlich wirkt er so menschlich, doch seine Aura schien sehr düster zu sein. Neben dem fröhlichen Engel wirkt er fast deplatziert, wenn ihn vorhin nicht das kleine Lächeln bemerkt hätte, als Iluvia seine Hand nahm. Iluvia schnaubte kurz.

„Pah, das lasse ich mir doch nicht verbieten. Wenn du zu Risk willst, werde ich dich begleiten und basta.“ Sie verschränkte die Arme und sah ihn wütend an. Azul strich sich mit einer Hand seine Haare und seufzte.

„Es ist viel zu Gefährlich. Der Weg nach Norden ist gesperrt. Ich muss über den Drachenfels. Alleine werde ich nicht auffallen, aber mit dir…deine Aura ist einfach zu stark. Sie würden dich sofort spüren.“

„Ach quatsch. Das wird schon irgendwie gehen.“ Iluvia versuchte weiterhin wütend zu sein, doch ich sah ihre Fassade bereits bröckeln. Natürlich hatte Azul Angst um seine Frau.

„Iluvia…Liebste. Es wäre besser du würdest die anderen über den Himmelsberg führen. Auch wenn du eine Gefallene bist, können sie dir dort den Weg nach Norden gewiss nicht verbieten.“ Da Iluvia ihre Arme lockerte, griff Azul sofort nach ihrer Hand, hockte sich neben sie und sah sie nun eher ängstlich an.

„Nein, das wird nicht funktionieren. Sie haben mich verbannt. Dazu müsste mich schon ein anderer Engel begleiten.“ Plötzlich rumpelte es kräftig hinter dem Tresen und der Kopf des Wirts war zu sehen.

„Wenn ihr ‘n Engel braucht, geht nach Duende. Irgendwo tief im Kerker soll einer sein. Ist wohl schon ewig da. Total vergessen. Einer der Soldaten hat das hier mal erzählt.“ Wir sahen ihn alle erschrocken an. Der Wirt grinste und verschwand mit einem Fass, das er wohl über eine Luke aus dem Keller geholt hatte, durch die Tür nach hinten.

„Das wäre eine Idee.“ Iluvia wirkte nachdenklich und sah Azul dann an. „Wir könnten den Engel befreien und ich bringe ihn als Retterin nach Hause.“ Nun lachte sie fröhlich. Azul stand währenddessen auf und wirkte eher skeptisch.

„Das ist sehr gefährlich. Nun ich denke Darragh könnte dir gut helfen, aber die beiden Menschen?“

„Azul, du willst alleine nach Norden und hältst meine Idee für gefährlich?“ Beim Geräusch des Wirtes war ich einen Schritt zurückgegangen. Nun wollte ich wieder auf sie zu gehen und stieß dabei gegen einen Stuhl. Beide drehten sich zu mir um.

„Ähm…ja…“ Ich lachte kurz verlegen. „Sorry, wollt nich lauschen. Hab gerade mit Tom gestritten.“

„Nun, dann weißt du ja, was wir vorhaben.“ Meinte Iluvia lächelnd. Ich ging nun zu ihnen und setze mich an den Tisch. Auch Azul setzte sich wieder, erleichtert über den Ausgang des Gesprächs.

„Worüber habt ihr gestritten?“ fragte er nun. Er schien mir etwas offener als vorhin. Ob es daran lag, dass wir nun allein waren? Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir besser das gesamte Gespräch verschoben. Ich sah zu ihm und seufzte.

„Er is wie verzaubert von der Elfe. Für ihn is sie die Gute. Fertig.“

„Und du bist dir dabei nicht so sicher?“ Fragte Azul überrascht und schien nun echtes Interesse an meiner Antwort zu haben. Ich schüttelte den Kopf.

„Woher wissen wir, ob sie die Wahrheit spricht? Weil Tom sich mit ihr in seinen Träumen trifft und sie hübsch ist? Weil sie Tom alles verspricht?“ Ich seufzte und überlegte, ob ich ihnen on meinem Traum erzählen sollte. „Ich frage mich, ob dieser Risk nicht vielleicht einen Grund hat.“ Nun nickte Azul.

„Deshalb werde ich mich auf dem Weg zu ihm machen. Aber der Pfad ist gefährlich und die Gruppe wäre zu auffällig. Ich kenne diesen Pfad, kann jedoch nicht die ganze Zeit auf weitere Personen achten. Ich werde mit Risk sprechen und hoffe es vor eurer Ankunft zu klären.“ Ich nickte.

„Also sollen wir die Route, wie ich verstanden habe, über diesen Berg nehmen und du willst allein einen anderen Pfad folgen?“

„So hoffe ich, schneller dort zu sein.“

„Kann zumindest einer von uns sich anschließen? Ich will mitkommen.“ Azul sah mich an und schüttelte den Kopf.

„Zu gefährlich. Ich müsste ständig auf dich achten und dich beschützen Mensch.“ Ich stand auf und da ihn ernst an.

„Nen bissl kann ich kämpfen. Zumindest habe ich schon nen Schwert geschwungen. Wenn auch nich in nem echten Kampf. Ich achte genau auf dich und werde dir nicht zur Last fallen. Aber ich will es von ihm wissen. Was hat er vor. Ich weiß nicht, ob ich die Gelegenheit dazu bekomme, wenn ich mit den anderen ankomme. Doch wenn ich mit dir gehe, wird er mich anhören, oder?“ Ich war aufgeregt, hoffte auf seine Zustimmung. Ich atmete einmal tief durch und setzte mich wieder. Azul sah mich an und schien zu überlegen. Iluvia beobachtete uns beide und kaute kurz auf der Unterlippe. Dann schien sie eine Entscheidung getroffen zu haben.

„Liebster? Maik begleitet dich. So bist du zumindest nicht ganz allein und ich wenigstens ein wenig beruhigt. Zu zweit fallt ihr sicher auch nicht aus.“ Er sah zu ihr auf, es schien als wollte er widersprechen. Doch dann seufzte er kurz und gab sich wohl geschlagen. Er stand auf und Iluvia mit ihm.

„Gut. Pack deine Sachen. Wir treffen uns kurz vor Sonnenaufgang vor dem Gebäude.“ Ich nickte und wir verabschiedeten uns. Aufgeregt lief ich nach oben. Sollte ich es Tom erzählen oder lieber schweigen? Als ich unser Zimmer betrat schlief er schon tief und fest. Ich sortierte unsere Sachen und packte meine Tasche zusammen. Als ich im Bett lag dachte ich über den Tag nach. Schlafen konnte ich kaum. Es war zu viel geschehen und nun würden sich Toms und mein Weg vorerst trennen. Ich rieb mir kurz über das Gesicht und sah nach draußen. Irgendwann schien mich der Schlaf doch übermannt zu haben. Doch nur kurz. Als ich aufwachte färbte sich der Himmel bereits violett. Ich stand schnell und so leise wie möglich auf, schnappte mir meine Sachen und ging. Auf der Treppe überlegte ich umzukehren und Tom doch noch zu wecken. Doch in dem Moment betrat Azul die Schenke. Also sprang ich die letzten Stufen runter und ging schnell zu ihm. Ich warf mir meinen Reisemantel um und wir gingen nach draußen. Auf dem Weg durch die Stadt beobachtete ich, wie diese langsam erwachte. Die Stände auf dem Markt wurden aufgebaut. Frauen liefen mit großen Körben durch die Gegend oder Fegten vor ihren Türen. Männer schoben Wagen oder hatten Werkzeug dabei. Vielleicht waren sie auf dem Weg zur Arbeit. Ich war wirklich fasziniert. Wir verließen die Stadt durch ein anderes Tor als wir herkamen. Azul meinte, wir würden nun Richtung Nord-West gehen um dort über die Berge zu gelangen. Der Weg direkt nach Norden sei durch eine schwerbewachte Mauer versperrt. Langsam ging hinter uns die Sonne auf, als wir dem Weg ein Stück folgten. Links und rechts von uns sah ich große grüne Felder. Ich vermutete eine Art Korn, wie bei uns Weizen und dergleichen. Hin und wieder konnte ich Menschen auf den Feldern arbeiten sehen. Wie sie per Hand das Unkraut entfernten oder eine Art Wasserschlauch zogen. Auch hier war ich fasziniert von den Arbeiten. Ich wäre zu gern geblieben und hätte diese Leute ausgefragt, doch Azul ging zügig weiter. Er wollte bis zum Einbruch der den Weg zwischen die Berge gefunden haben.

„Wir müssen einen ziemlich großen Bogen nehmen. Leider ist der einzige Weg in die Berge zwischen der Zwergengrotte und dem Dachenfels. Von dort aus müssen wir wieder ein Stück zurück Richtung Drachenfels. Es gibt eine verlassene Drachenhöhle. Sie ist zu beiden Richtungen offen. Die Elfen trauen sich nicht in die Nähe der Drachen.“ Ich nickte. Hatte jedoch keine Karte im Kopf. Er schien es zu merken und holte eine aus seiner Tasche. Er reichte mir die Rolle beim Gehen. Sie hatte ungefähr die Größe eines A4 Blattes und zeigte nur einen Teil der Insel.
 

(Karte Ausschnitt1)
 

Ich verfolgte den Weg auf der Karte mit den Augen. Leider war die obere Beschriftung abgeschnitten worden. Ich vermutete das dort „Zwergengrotte“ stand. Azul lief nun neben mir und zeigte auf der Karte auf eine Kurve Richtung Berge, bevor der Weg einen Bogen um einen hervorstehenden Berg macht.

„Dort führt ein schmaler verwachsener Pfad in die Berge.“ Meinte Azul dazu. Wir hatten also noch ein ganzes Stück weg vor uns. Der Tag wird wohl sehr anstrengend. Ich war trotzdem sehr gespannt auf das, was noch kommt.

Tom
 

Wir trafen uns auch diese Nacht wieder auf der Blumenwiese und sie zeigte mir, wie ich mit der Magie umgehen muss. Ich versuchte wieder einen Teil des Energieballs in die andere Hand zu nehmen. Leider gelang es mir auch heute nicht. Nach einigen Übungen und eher bescheidenen Fortschritten setzten wir uns auf die Wiese. Sie sah mich an.

„Du bist unkonzentriert. Was ist los?“ kam es scharf und ungeduldig von ihr und ich sah sie erschrocken an. Doch sie besann sich und seufzte kurz. „Es tut mir leid. Die Zeit im Kerker und die Gespräche mit Risk machen mir zu schaffen.“

„Was will er von dir? Will er wirklich dein Land?“ Sie sah mich auf diese Frage hin merkwürdig an und dann lächelte sie sanft und strich mir kurz über die Brust.

„Ja, so sieht es aus. Er vergleicht unsere Länder. Erklärt mir die Unterschiede und dass es früher wohl mal anders war und etwas geschehen muss. Aber das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne es nur so. Ich sage ihm, dass er von mir nichts bekommt. Unser Land gehört uns.“ Ich betrachtete sie. Sie sah mich so ehrlich an. Wie konnte Maik nur an sie zweifeln. Ich verwarf meine Zweifel. Am nächsten Tag würde ich mit ihm reden und ihn überzeugen. Wenn ich sie ihm doch nur zeigen könnte. Wir unterhielten uns weiter und sie erzählte mir von ihrem Reich. Ich fragte sie hierbei, ob sie von der Ankunft der Elfen in diesem Land wusste und wie es so sei als Königin.

„Ja, da weiß jeder in diesem Land. Mein Vater König Serdar kam hierher, als das Volk meinen Großvater den roten König verriet und stürzte.“ Sie seufzte traurig. „Mein Vater suchte hier Zuflucht. Er baute ein neues Reich für die geflüchteten Elfen auf. Den Zauberern gefiel die nicht und sie verschwanden in eure Welt. Die Dämonen hassen uns und trennten unsere Länder mit einer Mauer. Unser Volk lebt im Einklang mit den anderen Völkern hier. Da die Menschen, die hierblieben keine Magie beherrschen, sind sie einfache Arbeiter.“ Sie lächelte kurz. „So hat jeder hier seine Aufgaben. Wir geben den einfachen Menschen Arbeit und sie kümmern sich darum, dass wir gut leben. Wir Elfen sind ein hochwohlgeborenes Volk. Adlige. Viele halten daher nicht viel von Menschen. Trotzdem leben wir miteinander und alle sind zufrieden. Ich herrsche über ein friedliches Land. Mit Hilfe meines Beraters Damianos versuche ich eine gute Königin zu sein. Mein Vater verstarb leider viel zu früh, so dass Damianos mir alles beibrachte und mich in das königliche Leben einwies. Von den Problemen mit den Waldläufern wusste er sicherlich auch nichts. Ich bin froh, dass du mir diese erzählst. So kann ich diese auch beheben.“ Sie schmiegte sich an mich.

„Wir wollen dich befreien, wissen jedoch nicht, wie wir dahin kommen. Wie du bereits sagtest, gibt es diese Mauer. Wie kommen wir rüber?“ fragte ich nachdenklich und sah zu ihr. Sie überlegte.

„Es gibt vielleicht eine Möglichkeit.“ Sie seufzte. „Ihr könntet über den Himmelsberg gehen. Aber die Engel würden euch nicht einfach durchgehen lassen. Sie sind sehr eitel und akzeptieren nur sich selbst.“

„Iluvia….sie ist ein Engel.“ Ich lächelte und sie sah mich fragend an.

„Wer?“

„Iluvia. Wir haben sie in Calles getroffen. Sie ist eine Freundin von Darragh und lebt mit ihrem Mann dort.“ Doch Eleanora schüttelte den Kopf.

„Wenn dieser Engel wirklich in Calles lebt wird es einen Grund geben. Sonst verlassen sie ihren Berg nie. Diese Wesen halten nicht von anderen.“ Sprach sie eher abfällig. Ich dachte kurz an Iluvia. Anscheinend haben die beiden Völker so ihre Differenzen.

„Doch es gibt eine Möglichkeit…“ begann sie. „Im Kerker von Duende ist einer von ihnen in Gefangenschaft. Damianos erzählte mir, dass sie meinen Vater umgebracht hätte.“ Sie seufzte traurig, und rang mit sich.

„Nun wen sie das tat ist es nur richtig.“ Sie nickte.

„Aber für meine Rettung würde ich sie freilassen und mit euch schicken. Mit ihr könntet ihr den Berg überwinden. Leider kann ich es nicht veranlassen. Duende ist gegen diese Art von Magie gesichert. Ich kann also nicht in Damianos Träume um ihm Bescheid zu geben. Ihr müsstet sie so befreien.“ Ich nickte.

„Das wird sicher schwierig und gefährlich.“ Sie nickte und meinte.

„Ja, man darf euch nicht sehen, nur Elfen dürfen das Schloss betreten. Aber ich kenne einen geheimen Gang. Ich habe mich früher oft dort versteckt.“ Sie lachte kurz auf und erklärte mir den schwierigen Weg. So saßen wir noch lang und redeten.
 

Ein Sonnenstrahl kitzelte auf meiner Nase und weckte mich dadurch. Ich blinzelte kurz und sah mich um. Ich war allein im Zimmer. Anscheinend war Maik bereits nach unten zum Frühstück gegangen. Also stand ich schnell auf, schmiss mir etwas kaltes Wasser aus einer Schüssel ins Gesicht, zog mich an und ging nach unten. Maiks fehlendes Gepäck fiel mir zu dem Zeitpunkt noch nicht auf. Ich sah Darragh, wie er sich über eine Schüssel Suppe beugte und aß, neben ihm saß Iluvia. Sie redete auf Darragh ein und dieser nickte nur hin und wieder. Maik und Azul konnte ich nirgends entdecken. Also ging ich zu ihnen.

„…sie befreien.“ Iluvia verstummt und sah mich an. Ich bekam nur noch das Ende des letzten Satzes mit

„Wo sind die anderen?“ Ich setzte mich zu ihnen und bestellte ebenfalls Suppe.

„Weg.“ Iluvia verschränkte die Arme. „Sie sind gegangen, um ihren eigenen Weg zu finden.“

„Wie meinst du das?“ Ich sah sie vollkommen verwirrt an.

„Sie sind auf den Weg nach Corundo und wollen mit Risk reden. Ich wollte sie aufhalten und bitten gemeinsam zu gehen, aber der Weg sei zu gefährlich.“ Sie seufzte und zuckte dann mit den Schultern. „Wir nehmen einen anderen Weg und treffen sie hoffentlich rechtzeitig an der roten Burg.“

„Die beiden sind völlig verrückt. Der Weg nach Norden ist geschlossen. Sie haben eine Mauer zwischen Drachenfels und Himmelsberg gebaut. Wie wollen sie da durch? Und wie kommen wir nach Corundo?“ Nun sah Darragh auf und Iluvia an. Er kaute noch auf seinem Brot. Mittlerweile kam meine Suppe, doch ich war viel zu gespannt auf Iluvias Antwort. Sie zögerte.

„Naja…Azul kennt einen geheimen Weg. Ich glaube in der Nähe von Drachenfels. Wir könnten über den Himmelsberg, doch ich wurde verbannt. Wir müssten vorher einen anderen Engel finden, der sich für mich bürgt.“ Sie sah uns beide verlegen an und ich fragte mich, was wohl passiert sei, dass man sie verbannte.

„Na kann man hier in Calles nicht einen anderen Engel fragen?“ Fragte Darragh und aß seine Suppe auf. Ich rührte in meiner und dachte an mein Gespräch mit Eleanora.

„Nein, hier gibt es keine, die nicht auch verbannt wurden.“ Iluvia seufzte.

„Es gibt einen in Duende…“ begann ich langsam und rührte in meiner Suppe. Beide sahen mich an. Dann fragte Iluvia.

„Der Wirt hatte so etwas auch angedeutet…doch woher weißt du es?“

„Du hast wieder von ihr geträumt, oder? Hat sie es dir erzählt.“ Auf Darraghs Frage hin nickte ich. Iluvia sah verwirrt zwischen uns hin und her.

„Eleanora, die Elfe besucht mich nachts in meinen Träumen.“ Begann ich erklärend zu Iluvia gewandt. „Sie erzählte mir letzte Nacht von einem Engel im Kerker des Schlosses in Duende und erklärte mir einen Weg hinein. Es ist schwierig und die Elfen halten nichts von Menschen. Sie meinte, dass Menschen hier im Lande nur einfache Arbeiter wären. Ich sei jedoch anders. Ein Magier.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Nun, wenn du Recht hast und sie wäre anders als die anderen Elfen. Nun, wir sollten es versuchen.“ Iluvia lächelte fröhlich und sprang auf. „Also wir treffen uns zur Mittagszeit hier und machen uns auf den Weg nach Duende. Ich muss vorher noch Sachen zusammenpacken.“ Darragh sah auf.

„Du willst uns begleiten? Ist das nicht zu gefährlich?“

„Ach papperlapapp, ich kann sehr gut auf mich aufpassen und kämpfen kann ich auch. Keine Wiederrede. Außerdem ist Azul ebenfalls auf dem Weg nach Corundo.“ Erklärte sie, als wäre es völlig klar. Wir sahen ihr hinterher, als sie den Schrankraum verließ und sahen uns dann an.

„Ob das gut geht?“ fragte ich. Darragh grinste nur.

„Es wird zumindest nicht langweilig.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  firebeast
2016-10-18T19:12:01+00:00 18.10.2016 21:12
Ein interessanter Einstieg, den du gewählt hast. Ich bin sehr gespannt, wie Tom diese Elfe finden möchte.
Antwort von:  Sylwette
30.11.2016 10:03
lies einfach weiter :-) Ich versuche immer mal was hochzuladen ;-) Leider schreibe ich manchmal auch einfach zwischendurch einen Absatz, den ich natürlich noch nicht veröffentlichen kann.
Von:  Suki96
2016-10-09T14:44:33+00:00 09.10.2016 16:44
Bin gespant wie es weiter geht und was es mit diesem Licht auf sich hat. Ob das wohl ein Glühwürmchen war oder so was wie Tinkerbell?
Antwort von:  Sylwette
10.10.2016 17:22
das Licht ist die Magie, die sich den Weg in die Träume sucht ^.-
Von:  Suki96
2016-10-09T14:29:26+00:00 09.10.2016 16:29
Immer diese ungenauen Weg Beschreibungen in Geschichten, wir sagen doch auch immer geh in den Wald und am Wegweiser Links.
Von:  Suki96
2016-10-09T14:14:31+00:00 09.10.2016 16:14
Sehr Interessant bin gespant wie es weiter geht


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